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Full text of "Tagebuch über dr. Martin Luther"

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TAGEBUCH 


ÜBER 


DR. MARTIN LUTHER 


GEFÜHRT VON 
DR. CONRAD CORDATUS 


1337. 


ZUM ERSTEN MALE HERAUSGEGEBEN 


VON 


DR. H. WRAMPELMEYER, 


OBERLEHRER AM KÖNIGL. GYMNASIUM ZU CLAUSTIHAT, 


-» 


HALLE. 
MAX NIEMEYER. 
1885. 


[a 2 
us 





Durch alle Buchhandlungen sind vom 1. October 1885 ab 
zu herabgesetzten Preisen zu beziehen: 


Henke, E.L. Th., Neuere Kirchengeschichte. 


Nachgelassene Vorlesungen 


für den Druek bearbeitet und herausgegeben 
von 


: W. Gass. 
3 Bünde. 1574—)1550. gr.5. .A 12,00 (früher A 22,50). 


Henke, E. L. Th., Nachgelassene Vorlesungen über Liturgik 


und Homiletik 


für den Druek bearbeitet und herausgegeben 
von 
W. Zschimmer. 


Mit einem Vorwort von G. Baur. 
1556. gr.» .4. 6,00 (früher ./ 10,00). 


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Gedanken und Erfahrungen 
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Ewiges und Alltägliches. 
Für das deutiche Haus 


herausgegeben 
bon 


Otto Iafemann. 
4 Bände. *. geb. . 12 (früher ./. 19,10). 


Beigelegten Brofpect hierüber zur geil. Beachtung! 


Halle a.5. Max Niemeyer 
Verlagsbuchhandlung. 





TAGEBUCH 


ÜBER 


DR. MARTIN LUTHER 


GEFÜHRT VON 
DR. CONRAD CORDATUS 


1537. 


ZUM ERSTEN MALE HERAUSGEGEBEN 


VON 


o 
DR. H. WRAMPELMEYER, 


OBERLEHRER AM KÜNIGL. GYMNASIUM ZU CLAUSTHAL, 


HALLE. 
MAX NIEMEYER. 
1885. 


608.2 
L92.9 
C 724 to. 
1884 


VORWORT. 


I. Ueber die Calvörsche Kirchenbibliothek in Zellerfeld und die 
in derselben aufgefundene Handschrift. 


De Begründer der Zellerfelder Kirchenbibliothek ist Caspar 
Calvör, eine für seine Zeit und für den Oberharz wichtige Persönlich- 
keit!) der von Henning Calvör, dem Verfasser des bekannten noch 
heute geschätzten bergwissenschaftlichen Werkes: „acta hist. chronol. 
mechanica circa metallurgiam in Hercynia superiore oder 
hist chronol. Nachricht und praktische Beschreibung des 
Maschinenwesens im Oberharze 1763. 2 v. fol^ und von dessen 
Sohne Caspar Calvör?) zu unterscheiden ist. Er wurde geboren am 
6. Nov. 1650 zu Hildesheim.?) Sein Vater, Joachim Calvör, der 
aus Glindenberg im Magdeburgischen stammte, ist 1693 als Pastor 
an der St. Andreaskirche in Braunschweig gestorben. Caspar Calvör 
besuchte zuerst die Schule in Hildesheim, wo sein Vater damals Rektor 
war, darauf die Katharinenschule zu Braunschweig. 1668 bezieht er die 
Universität Jena und den 5. Juli 1672 die Julianain Helmstädt. Hier 
hörte er Friedrich Ulrich Calixt, den Sohn des berühmten Georg 
Calixt, ferner den Orientalisten Joh. Sauber, den Philologen Christian 
Sehrader und den bekannten Polyhistor Hermann Conring. In 
Hehnstüdt legte er den Grund zu seiner staunenswerten über viele 


1) Nüheres über Calvür, sein Leben, seine Schriften, sowie über die von 
ihm gegründete und später der Zellerfelder Kirche vermachte Bibliothek in der 
Zeitschr. d. Harzvereins f. Gesch. 1884. XVII. S. 51 ff. 

2) Ueber die verschiedenen den Namen Calvör tragenden Persönlichkeiten 
vgl. Festschrift zum Lutherjubiläum. Clausthal 1883. 8.1. Note 1. 

3) Ausser den Festschrift z. Lutherjub. S. 1 angegebenen Quellen sind 
noch benutzt worden das Testament Calvürs, welches in Zellerfeld in mehreren 
Abschriften vorhanden ist, sowie n. 28 des Christl. Sonntagsblattes v. 1845, 
herausgegeben v. Woltmann und Liührs. 


1* 


4 


Zweige des menschlichen Wissens ausgebreiteten Gelehrsamkeit Am 
8. Oetober 1674 wurde er Magister und Doktor der Philosophie unter 
dem Dekanate des Melchior Smid.!) Schon war er im Begriff die 
akademische Laufbahn einzuschlagen, als er seinen Plan änderte und 
nach einem kurzen Aufenthalte in Braunschweig als Diakonus nach 
Zellerfeld an Stelle des daselbst zum Superintendenten beförderten Pastor 
Georg Walther ging. 1679 schloss er eine kinderlos gebliebene Ehe 
mit Catharina Wiechmann, der Tochter des Zehntners Christoph 
Wieehmann und der Ursula Toppe, einer Tochter Hermann 
Toppe’s, der 1675 als Abt von Amelunxborn und Generalsuperin- 
tendent in Holzminden starb. Als nun der Superintendent Walther, 
mit dessen Namen jener schreckliche Brand Zellerfelds vom 28. October 
1672 vielfach in gehässiger Weise in Verbindung gebracht ist, starb, 
wurde Calvör sein Nachfolger. Nun waltet er seines Amtes in ge- 
schiekter und treuer Weise und entfaltet zugleich eine erstaunliche 
ausseramtliche gelehrte Thätigkeit. An den wichtigsten Tagesfragen 
nimmt er in hervorragender Weise Teil, besonders an den damals alle 
Welt bewegenden synkretistischen Streitigkeiten. Lebhaft interessiert 
er sich mit Wort und Schrift für die Versuche zur Vereinigung der 
reformierten und lutherischen Kirche, greift wirksam in diese Bewegung 
ein, ja er sucht einen allgemeinen Friedenscongress zu Stande zu bringen, 
der von den deutschen Fürsten beider Confessionen berufen werden 
Sollte. Sein Auftreten bleibt auch keineswegs unbemerkt. Eine Reihe 
von Rufen ergeht an ihn. Lehrstühle an deutschen Hochschulen, hohe 
Kirehenümter werden ihm angeboten. Alle diese Rufe hat er jedoch 
ausgeschlagen. Er wollte von den ihm lieb gewordenen Bergen nicht 
scheiden. 1708 wird er vom Herzog Ulrich zum Consistorial- und 
Kirehenrat ernannt und 1720 geht er nach Clausthal als General- 
superintendent des Fürstentums Grubenhagen. Hier ist er 1725 in 
dem Alter von 75 Jahren gestorben und in der Zellerfelder Kirche, 
wo noch jetzt sein Bildnis zu sehen ist, begraben. Sein Andenken aber 
steht noch heute in Segen. 

Neben seiner amtlichen Wirksamkeit ist Calvör in erstaunlicher 
Weise thätig gewesen. Er ist ein Polyhistor im besten Sinne des Wortes. 
Man merkt ihm die Helmstädter Schule an. Männer wie Meibom, 


1) Nach einer gütigen Mitteilung des Dr. P. Zimmermann heisst es in den 

im Landesarchive zu Wolfenbüttel befindlichen Helmstädter Universitäts-Acten: 

‚Octobris d. VIII. (1674) optimarum artium magistros et philosophiae 

D. renunciavi Melchior Smid decanus ....... Casparum Calvoerium 

Hildesium.^ Am 7. März 1671 wird auch ein Joachimus Calvoer, Lildes- 

heimensis, in Helmstädt immatrikuliert, wie es scheint, ein Bruder von Caspar 
Calvür. 


5 


Calixt, Conring, leuehtende Zierden der alten Juliana, sind seine 
Vorbilder gewesen. Gross ist die Zahl seiner deutschen und lateinischen 
Schriften. Nicht weniger als 26 sind bekannt. Sie erstrecken sich auf 
viele Zweige des menschlichen Wissens, ja manche haben noch jetzt 
ihren Wert. Ein Beweis seiner staunenswerthen Gelehrsamkeit ist z. B. 
das 1719 von ihm veröffentlichte homiletische Werk: Corona duodecim 
stellarum, worin er sich nicht nur als Kenner von 12 Sprachen, 
sondern auch als tüchtigen Kirehenhistoriker zeigt. 

Dieser gelehrte Mann hat nun in dem Zeitraume von 1677—1725 
eine bedeutende und wertvolle Bibliothek gesammelt und dieselbe in 
seinem 125 Seiten umfassenden Testamente, welches ausserdem noch 
vielfache Bestimmungen tiber dereinstige Verwendung seines für damalige 
Zeiten recht bedeutenden Vermögens zu milden Zwecken und Stiftungen 
enthält, der Kirche zu Zellerfeld, wo er 33 Jahre segensreich wirkte, 
vermacht. 

Diese Bibliothek umfasst etwa 4000 Bände. Seit der Restauration 
der Kirche im Jahre 1864, wozu der verstorbene König Georg V. von 
Hannover die Hauptmittel hergab, ist sie in den oberen Räumen. des 
östlichen Ausbaues aufgestellt Von den verschiedenen Wissenschaften 
sind die Theologie, Philosophie, Jurisprudenz, auch Medizin und Natur- 
wissenschaften, besonders aber die Geschichte in vielen älteren und 
wertvollen Werken vertreten. Auch Manuseripte!) sind in ziemlicher 
Anzahl vorhanden. Mit der Zeit geriet die Büchersammlung in Un- 
ordnung, und Wichtiges ging verloren. Mehr als einmal ist die Bibliothek 
in Gefahr gewesen von den Flammen verzehrt zu werden. In neuester 
Zeit ist man jedoch mit Eifer und Erfolg bemüht gewesen die alte 
Ordnung wiederherzustellen. 

Es war nun im Frühjahre des Lutherjahres 1883, als der Heraus- 
geber dieses Buches das Glück hatte in dieser Bibliothek ein bisher 
nicht benutztes Manuscript?) aufzufinden, dessen Inhalt sich bei näherer 
Prüfung als ein hochbedeutsamer und wertvoller erwies. 


1) Ueber einzelne wertvolle Werke, sowie über andere Manuscripte der 
Calvoeriana, besonders über Originalaufzeichnungen der 12 auf dem 
Lichtenberger Convent von 1576 versammelten Theologen sind Mit- 
teilungen von mir gemacht in der Zeitschr. d. Harzver. f. Gesch., XVII, S. 55—57. 
Dieses Manuscript scheint von Helmstädt aus, wohin es vielleicht durch Selneccer, 
der die Seele des Lichtenberger Convents und eine Zeit lang Hofprediger und 
Generalsuperintendent in Wolfenbüttel war, auf irgend eine Weise kam, in den 
Besitz Calvoers gelangt zu sein. 

2) Dass diese Handschrift früher nicht unbekannt gewesen ist, habe ich 
bereits S. 42 der Festschrift d.'Künigl. Gymnasiums z. Clausthal zum Luth. Jubiläum 
mitgeteilt. Mehrere ältere Hände, welche darin örscheinen, zeigen, dass der Inhalt 
derselben vor Zeiten eifrig studiert ist. Auch eine viel jliingere diesem Jahrhundert 


p 





Wenn ich zuerst die Frage beantworten soll, wie die erwähnte 
Handschrift in die Calvoeriana gekommen ist, so kann darüber nur 
eine Vermutung ausgesproehen werden. Da jedoch Calvoer in Helm- 
städt unter der Leitung des Theologen Friedrich Ulrich Calixt, 
dessen Lieblingssehüler er gewesen sein soll, studierte, da es ferner 
nieht unbekannt ist, dass Friedrich Ulrich Calixt und Calvoer 
in langjührigen nahen Beziehungen zu einander gestanden haben, da 
sich endlich viele Schriften und Briefe beider Calixte in der Calvoeriana 
befinden, so ist es wohl nicht unwahrscheinlich, dass die Handschrift 
aus Helmstädt stammt. Hierhin mag sie der ältere Calixt gebracht 
haben, der auf seinen beiden grossen Reisen, die er 1609 und 1610 
machte, wertvolle literarische Erwerbungen, wie es heisst, machte. Von 
seinem Sohne Friedrich Ulrich Calixt wird sie in den Besitz Calvoers 
gelangt sein. 

Das Manuseript, ein stattlieher Quartband, ist sehr gut erhalten. 
Ehemals befanden sich Messingsehlósser daran, deren Reste noch heute 
sichtbar sind. Der Einband (Holzdeckel mit aufgeklebtem, gepresstem 
Pergament) ist unversehrt und trägt noch jetzt die Spuren einstiger 
Pracht und Schönheit. Die Oberflächen der beiden Deckel zeigen in 
der Mitte ein Rechteck, dessen Felder, so weit dies noch zu erkennen 
ist, in der bekannten Weise der damaligen Zeit, allegorische und 
mythologische Darstellungen, Personifikationen von Tugenden ff. ent- 
halten, während die Aussenseiten desselben von Medaillons umgeben 
sind, welche die typischen historischen, noch deutlich kenntlichen und 
mit Namensunterschrift versehenen Portraits von Männern einschliessen, 
die wie Luther, Melanthon, Erasmus, Friedrich der Weise ff. in der 
Geschichte der Reformation eine hervorragende Rolle gespielt haben. 


angehörige Hand ist darin vertreten. Diese hat z. B. auf einigen ursprünglich leer 
gelassenen Blättern zumeist mit wenig Glück eine Abschrift von einzelnen Teilen 
des handschriftlichen Textes angefertigt. Auch sonst erscheint sie in einigen 
Bemerkungen, von welchen mehrere nicht richtig sind. Ferner war mir bereits 
vom Herrn Geh. Justizrat Dr. Meyer, dem jetzigen Prüsidenten dos 
Landesconsistoriums in Hannover, der die Handschrift schon als junger Mann 
in seiner Heimat Zellerfeld gekannt hat, die Mitteilung gemacht worden, dass auch 
früher bereits ein Versuch gemacht sei das Manuscript zu bearbeiten. Dies ist vor 
15 Jahren geschehen, und zwar von Seiten des Herrn Superintendenten 
Grosse in Zellerfeld, jetzt in Markoldendorf. Dieser hat, wie er mir in- 
zwischen brieflich mitzuteilen die Güte hatte, nach vorausgegangener Begutachtung 
des Manuscripts durch den Prof. Muther in Rostock in einer an das Königl. 
Consistorium zu Hannover gerichteten 18 Seiten umfassenden Dissertation, die 
jedoch damals eingetretener Umstünde wegen ihren Bestimmungsort nicht erreicht 
hat, sich über den Wert und den Inhalt der Hdschr. verbreitet. Dabei ist es denn 
allerdings auch geblieben, so dass von einer früheren an die Oeffentlichkeit 
gelangten Bearbeitung des Manuscriptes nicht die Rede sein kann. 


1 


Auf der Vorderseite des oberen Deckels ist inzwischen 
nach Entfernung des Schmutzes oben und unten am Saume 
des vorhin erwähnten Rechtecks eine wichtige in das Perga- 
ment hineingepresste Inschrift zu Tage getreten. Oben ist 
noch Folgendes lesbar: C--D--US, während unten 1537 
steht. 

Auf der Innenseite des oberen Deckels stand der Name eines 
ehemaligen Besitzers. Ein späterer Besitzer — vielleicht war es Calvoer 
selbst — hat diesen dermassen durch Kreuz und Querstriche getilgt, 
dass nur noch Einzelnes zu erkennen ist. Mit Mühe entziffert man 
noch: 1664 — — — Anno 1664. Joh. Otto von B— —. Auf dem 
inneren Rande des Buches steht endlich kaum noch lesbar: Apophteg- 
mata Lutheri. 

Was nun das Innere des Manuscripts betrifft, so enthält dasselbe 
730 Seiten auf vortrefflichem dauerhaftem Papier. Je 8 Blätter bilden 
einen Quaternio und sind als solcher von der Hand des Sehreibers 
unten am Rande mit den fortlaufenden Buchstaben des Alphabets be- 
zeichnet, S. 273 wieder mit Aa von vorn beginnend. Die ersten 74 
Seiten (Quaternio A — F) sind oben nicht paginiert. Dies beginnt erst 
mit dem Hauptinhalte der Handschrift, und zwar von späterer, aber 
alter Hand bis S. 329 ausgeführt, von viel jüngerer von S. 329—653. 
Der Inhalt stellt sich von Quat. G. S. 1 ff. in grösseren und kleineren 
Absützen dar, die fast immer ein in sich abgesehlossenes Ganze bilden. 
Auf S. 1 des Quat. A. hat ein alter Besitzer folgende Inhaltsangabe 
gemacht: Apophtegmata Syncerissimi Theologi et apostoli 
Jesu Christi et ultimi praeconis Euangelij de Christo, Doc- 
tissimi doctoris Martini Lutheri Reverendissimi patris nostri. 
Darauf folgt ein „Herz“ (oder ein Blatt) und darunter stehen die 
Worte: Andreas Reine est verus dominus huius libri. S.2—16 
des Quaternio A sind unbeschrieben, S. 13 und 14 herausgeschnitten, 
Nur ein schmaler Streifen ist noch davon vorhanden. Von Quat. B ist 
S. 1—8 beschrieben, während S. 4 leer ist und S. 5—16 fehlen. Quat. C 
ist dagegen auf S. 1—8 beschrieben, während S. 6—16 nicht mehr vor- 
handen sind. Quat. D bietet S. 1—9 handschriftlichen Text, S. 10—16 
wurden dagegen ursprünglich leer gelassen. Quat. E enthält 16 Seiten 
Text, Quat. F. aber nur auf S. 1—3, während S. 4—16 unbeschrieben 
sind. Mit Quat. G (oben als S. 1 paginiert), beginnen dann die 
Apophthegmata Lutheri bis Quat. a (nach Quat. Zz), von S. 1—653. 
In der Mitte des Manuser. ist S. 378 leer, ebenso S. 14—16 des 
letzten Quat. (Die drei letzten Seiten von S. 653 an). 

Die Sehrift des Sehreibers, eine gewandte, im ganzen zierliche 
Gelehrtenhand, die sich recht wohl mit der lateinischen, dagegen sehr 








8 


wenig mit der griechischen Sprache vertraut zeigt, ist besonders in 
der zweiten Hälfte des Manuscripts schwer zu lesen. An sieh gut und 
gleichmässig erschwert sie doch dureh zahlreiche, oft ungewöhnliche 
Abkürzungen, auch durch Ungleichmässigkeit und Undeutlichkeit, die 
schnelles Schreiben hervorruft, auch für Getübtere das Lesen nicht 
selten in hohem Grade. Der Text ist lateinisch, jedoch mit vielem 
eingestreuten Deutsch. Fehler finden sich zahlreich, besonders in der 
ersten Hälfte des Manuscripts (vgl. z. B. S. 240—250). Meistens sind 
es jedoch Nachlässigkeiten und Flüchtigkeiten von Seiten des Schrei- 
bers, der augenscheinlich sehr schnell schrieb. Schwerere Verderbnisse 
des Textes sind seltener. Solche finden sich z. B. n. 26 (vgl. Nach- 
träge II), n. 110, 169, 293, 298, 328, 333, 406, 518, 538, 830 (vgl. Nach- 
träge II) dieses Tagebuches. Nicht selten fehlen auch einzelne Wörter, 
die der Schreiber am Ende der Zeile ausliess, grössere Auslassungen 
kommen dagegen wenig oder gar nicht vor. Von S. 1—656 zeigt das 
Papier als Fabrikzeiehen ein Rad mit drei Speichen und einem 
darauf errichteten Kreuze. 

Was endlieh die Orthographie und Interpunktion betrifft, 
so ist beides willkürlich. Bald heisst es z. B. Hieronimus, bald 
Jeronimus, bald Satan, bald Sathan ff. So finden sich ferner die 
Formen Wittemberg, Wittenwerck, Witemberga, Witenberga ff., 
aueh Wormbs, Worms, Wormatia ff, Augsburg, Auspurg, Aus- 
purck, Auspurk, Augspurga, Augusta ff, Aegiptus, Aegipten, 
Egiptus ff. Nicht selten ist die Orthographie aber auch consequent. 
So schreibt der Schreiber stets caussa, Absolon, Chrisostomus ff., 
auch fast immer AntiChristus. Eine weitere Eigentümlichkeit ist 
es, wenn in sehr zahlreichen Fällen Appellativa und andere Wörter 
ohne allen ersichtlichen Grund mitten im Texte mit grossen Anfangs- 
buchstaben geschrieben werden. Nicht minder willkürlich ist auch die 
Interpunktion. Oft genug ist sie falsch oder führt irre. Nur darin 
zeigt sich Consequenz, dass da, wo wir eine stärkere Interpunktion 
erwarten, meistens nur ein Komma gesetzt, und dann mit einem grossen 
Anfangsbuchstaben fortgefahren wird. 

Ich komme nun zu dem eigentlichen Inhalte der Handschrift. 
Dieser ist nun ein äusserst wertvoller und zwar folgender: 

l) Eine praefatio Dr. Martin Luthers. 1537. Original- 
Manuscript Luthers. Quaternio B. S. 1—3. 

2) Eine deutsche Vorrede Dr. Martin Luthers, gerichtet 
an Nieolaus v. Amsdorf, die Stassfurter Historie betreffend. 
1585. Original-Manuseript Luthers. Quat. C. S. 1—8. 

9) Eine kleinere ungedruekte Abhandlung Dr. Phil. Me- 
lanthons. Original-Manuseript Melanthons. Quat. D. S. 1—9. 


9 


4) Eine grössere ungedruekte Abhandlung Dr. Philipp 
Melanthons, welche den Titel führt: Quomodo concionator 
novitius coneionem suam informare debeat. Geschrieben von 
der Hand des Schreibers der folgenden Num. Quat. E. Quat. F. 
$. 1—3. 

5) Apophthegmata Lutheri Umfangreiche bis jetzt 
nieht bekannte Aufzeichnungen über Dr. Mart. Luther. Nach 
der Subseriptio S. 653 abgeschlossen 1537. Quat. G—Zz, a 
s. 1—653.!) 


H. Dr. Conrad Cordatus und sein Verhältnis zu Dr. Martin Luther. 


Die Apophthegmata Lutheri sind der umfangreichste und 
wertvollste Teil der Handschrift. Es fragt sich nun zuerst: Wer ist 
der Sammler und wer hat diese umfangreichen Aufzeich- 
nungen über Luther gemacht? Wo sind sie gemacht? In 
welcher Weise zu Papier gebracht, und endlich: In welche 
Zeit fallen dieselben? 

Der Sammler und Aufzeichner ist Dr. Conrad Cordatus,?) ein 
aus der Geschichte der Reformation uns wohlbekannter Mann. Dies 
geht ganz unzweifelhaft aus n. 56 und 133 dieses Tagebuches hervor. 
Er hat Luthers Worte selbst aufgezeichnet und nieht erst von andern 
gesammelt?) Sodann giebt n. 133* darüber sehr interessanten Auf- 
schluss, wo und in welcher Weise diese Aufzeichnungen gemacht sind. 
Da hören wir Folgendes aus dem Munde des Sammlers selbst: „Ego 
quidem semper intelligebam, audax facinus esse, quoties 
vel stabam ante mensam vel sederem conviva, et (ut) seri- 
hberem omnia, quae audiebam, at pudorem vincebat utilitas, 


1) Nummer 1—4 sind von mir im J. 1883 herausgegeben. Das Nähere hierüber 
Festschrift z. Luth. Jub. S. 13—26. Ueber n.1 hat eine alte Hand Folgendes ınit 
roter Tinte geschrieben: Anno Christi 1537 mense Marcio. Manus synce- 
rissimi Theologi et apostoli Christi Jesu (ut ego sentio), ultimi prae- 
conis Euangelij de Christo, doctissimidoctoris M. Lutheri Revercon- 
dissimi patris nostri. Eine andere etwas jüngere Hand hat bei n. 2 oben an 
den Rand geschrieben: „Dr. Lutheri eigene Hand.“ n.3 trägt endlich folgende 
alte Inschrift: Manus praeceptoris nostri Philippi Melanthonis. Diese - 
Hand scheint mit der des Andreas Reine, der Quart. A. S1. die erwühnte 
Inhaltsangabe gemacht hat, identisch zu sein. 

2) Vgl. auch die vorhin erwähnte Inschrift auf dem oberen Handschriften- 
deckel, die nichts anders heissen soll als: CORDATUS. 1537. 

3) n. 56 „Ad me, cum Vitembergae agerem propter Verbum, quoties dixit: 
Cordate, Si vos pecuniam non habetis etc., n. 133. „Tandem dabam ei illas (sc. 
tbelas, quibus solebam audita inscribere), quibus — —  inscribebat: 
Omnia non prodest Cordate inscribere chartis etc." 


10 


Doctor autem nunquam ne verbo quidem significavit, ei 
hoe faetum meum displicere, Imo viam alijs feci, quod idem 
auderent, Maxime M. Vitus Theodorieus et Joannes Turbi- 
eida, quorum mieas (ut spero) illis meis coniunxero, omnis 
multitudo piorum gratis mihi erit.* 

Hieraus geht mit Sicherheit Folgendes hervor: , Cordatus hat 
seine Aufzeichnungen in Luthers Hause und an Luthers 
Tische gemacht. Erthat dies zuerst. Andere haben ihm dann 
nachgeahmt. Unter diesen macht er Veit Dietrich und Joh. Tur- 
bicida namhaft Er hofft die pietätvoll gemachten Aufzeichnungen 
dieser beiden Männer mit den seinigen vereinigt zu haben. 

Auch darüber lässt uns Cordatus an derselben Stelle nicht in 
Ungewissheit, in welcher Weise es ihm gelang seine umfangreichen 
Aufzeichnungen zu Papier zu bringen. Er hat alles, was er hörte, 
mochte er als Gast am Tische sitzen oder nicht, sogleich nieder- 
geschrieben (ut scriberem omnia, quae audiebam — quoties vel stabam 
ante mensam vel sederem conviva) und zwar, wie es n. 133* weiter 
heisst, animo simpliei ac candido d. h. treuen und reinen Herzens, 
mit Treue und heiligem Ernste. Sodann erfahren wir aus n. 133, dass 
er dazu, wie es scheint, nicht etwa einzelne Zettel oder Blätter, son- 
dern tabulas suas benutzte, womit wohl ein Taschen- oder Notiz- 
buch gemeint ist. Er berichtet nämlich bei Gelegenheit eines interes- 
santen Vorfalles mit Melanthon: Seripseram in tabulas meas!) 


1) Die Ausdrücke tabulae und hernach tabellae, die auch mit Tagebuch 
übersetzt werden künnen, sind der Grund gewesen, weshalb diesem Buche der 
Titel „Tagebuch tiber Dr. Martin Luther" gegeben worden ist. Denn 
allerdings kónnen Cordatus Aufzeichnungen ein Tagebuch in dem Sinne genannt 
werden, als er längere Zeit täglich Aufzeichnungen in Luthers Hause machte, wenn 
er auch den einzelnen Abschnitten das betreffende Datum nicht vorgesetzt hat. 
Mit grüsserem Rechte hätte jedoch der Titel lauten müssen: Dr. Conrad Cor- 
datus Aufzeichnungen über Dr. Martin Luther, oder Dr. Mart. Tisch- 
reden bis zum Jahre 1537 nach den Aufzeichnungen des Dr. Conrad 
Cordatus. 

Nach einer Mitteilung des Herrn Prof. Kawerau befindet sich in der Künigl. 
Bibliothek zu Berlin ebenfalls handschriftlich noch eine andere Tischreden- 
sammlung des Cordatus, die zuerst als eine Abschrift der Zellerfelder Hand- 
schrift bezeichnet wurde. Nach den Proben jedoch, die ich der Güte des inzwischen 
verstorbenen Oberbibliothekars Geh. Rat. Dr. Lepsius verdanke, ist diese von 
einem gewissen uns unbekannten Sebastian Redlich, der sich Bernoensia 
(Bernensis?) nennt, 1566 und 1567 geschriebene Handschrift (Manuscript. lat. 
Quart. 97) keinesweges eine Kopie der Zellerfelder. Sie enthält auch nur zum 
kleineren Teil colloquia Lutheri, die müglicher Weise als ein Excerpt aus der 
Zellerfelder Handschrift anzusehen sind, aber bereits vielfache Abweichungen 
auch im lat. Texte bieten, wührend das eingestreute Deutsch schon viel jüngere 
Formen zeigt. Vgl. z.B. n. 706 und fol. 33 der Berl. Handschr., n. 866 und fol. 107. 


11 


haec verba, Luther ad Philippum: Tu Retor es scribendo non dicendo. 
Plaeebat enim mihi eandor tum loquentis tum etiam audientis, qui 
volebat persuadere Lutherum, ne rursus responderet libello edito per 
pastorem in Coln, quem Luther voeat Meuehler von Trasen. Sed 
quae scripseram Philippo non placebant, Ideo petitis et 
repetitis saepe a me tabellis, quibus solebam audita in- 
scribere, tandem dabam ei illas, quibusipse parum leetis hoc 
disticon inscribebat: 


Omnia non prodest Cordate inscribere chartis, 
Sed quaedam tacitum dissimulare decet. 


Cordatus hat also das Gehörte jedesmal in ein Taschen- oder 
Notizbuch geschrieben. Dies geht aus seinen eigenen Worten mit 
Sieherheit hervor. 

In welche Zeit fallen nun die Aufzeichnungen des Cor- 
datus? Auch hierüber ist sicherer Aufschluss zu erlangen. Wohl ist 
den einzelnen Abschnitten wie in dem Tagebuche des Antonius 
Lauterbach kein Datum beigefügt. Gleichwohl lässt sich aus dem 
Inhalte zahlreicher Gespräche ein Schluss auf die Zeit machen, in 
welcher Luthers Worte gesprochen sind. Auf den ersten Blick sieht 
man, dass eine grosse Menge der aufgezeichneten colloquia 
in die Jahre 1531—1533 fällt. Suchen wir nach einem terminus 
a quo, so geht z.B. aus n. 56 mit Sicherheit hervor, dass Luthers 
Worte bereits 1524 oder 1525 an Cordatus gerichtet wurden. 
Eine frühere Zeit ist nicht vertreten. Einen bestimmten terminus 
ad quem giebt aber die Subseriptio der Handschrift S. 653. Sie lautet - 
nämlich: De hoec fine hab Gott lob vnd danck, den ich hab 
mich Ja schier die helfft zu todt geschrieben vnd doch nicht 
wollen nachlassen. Deus meus restituet mihi latus dextrum, 
quod stupore taetum est, quum immodice seribebam 1537. 


Folgendes Nähere über diese Berl. Hdschr. dürfte von Interesse 
sein: Sie enthält 309 Blätter. Die Apophthegmata Lutheri beginnen fol. 3 mit 
den Worten: „Modus concionandi. Conrad Cordatus ad Dr. Marti- 
num Lutherum. Reverendissime Domine pater, Lheret mich Ein 
kurtze weise zu predigen“ und endigen fol. 133, wo es heisst: „Finis 
colloquiorum familiarium D. Lutheri. Reverendus in Christo pater 
D. M. Luther decessit in — — invocationis (? nominis divini — — 
Sepultus Vuitebergae in templo arcis 22. Febr. .... Cuius funeri 
interfuerunt multi Reverendissimi Doctores. Dann folgen von fol. 133 
bis fol. 309 Briefe und kleinere Schriften Luthers und andere Sammlungen und 
Notizen, sämtlich geschrieben von der Hand desselben Sebastian Redlich. Das 
ganze Manuscript ist absatzweise geschrieben. Die einzelnen Abschnitte haben 
bereits Ueberschriften wie bei Lauterbach und in den späteren lat. und deutschen 


Tischreden. 


12 


Deo Gloria. Finis. Darnnter ein Herz (oder ein Blatt) und 
eine Traube.!) Dazu kommt noch die vorhin bereits erwähnte In- 
schrift auf dem oberen Deckel der Handschrift, wo ebenfalls 1537 als 
ehronologisehe Bestimmung angegeben ist. 

Mit Sicherheit ist hieraus zu folgern, dass die Aufzeichnungen 
des Cordatus nieht tiber das Jahr 1537 hinausgehen, und dass die 
Zusammenstellung derselben in der uns vorliegenden Handschrift in 
demselben Jahre 1537 erfolgt ist. Letzteres wird auch anderweitig 
bestätigt. Am Schlusse einer Reihe von einzelnen Absätzen finden sich 
nämlich Zusätze in der Handschrift, die mit Ausnahme der Subseriptio 
von Cordatus herrühren (siehe das Nähere weiter unten), und zu den 
voraufgehenden Worten Luthers gemacht werden. Hier kommen be- 
sonders n. 174 und 371 in Betracht. Während es n. 371 heisst: haec 
prophetia verifieata est anno 1537 ete., wird n.174 dasselbe Jahr 
mehrere Male mit den Worten: „Turcam, qui hoc anno Austriam 
rursus populatur*, ferner ,porro falsos fratres nunquam ante fortiores 
habemus quam anno (= hoc anno)* und ,Sed etiam hie Deus 
erit adiutor noster. Amen. 1537* bezeichnet. Da beide Zusätze 
weder ein früheres noch ein spüteres Jahr angeben, so können sie 
nur gleichzeitig mit der Zusammenstellung der Aufzeichnungen tber- 
haupt gemaeht sein, also 1537. 

Es würde sieh nun fragen, ob die uns vorliegende Hand- 
schrift Original-Manuseript des Cordatus ist oder nicht. 
In der Festschrift zum Luther Jubiläum S. 3 war ausgesprochen, dass 
. das Alter, sowie die ganze Beschaffenheit des Manuseripts, die Schrift, 
das Papier mit seinem Fabrikzeichen, die in den Compendien zur An- 
wendung kommende ratio, der Wortlaut der Subscriptio, der Zusammen- 
hang (siehe unten) in welchem namentlich das Original-Manuscript 
der erwähnten lateinischen praefatio Luthers zu den Aufzeichnungen 
des Cordatus steht, endlieh der Umstand, dass sieh der Sehreiber 
öfters im Gegensatz zu Luther z. B. n. 33, 55, 56, 57, 74, 75, 111^, 116, 
133, 133°, 161, 162 ff. in der ersten Person nennt, die Annahme zu- 
lasse, dass das Original des Cordatus selbst vorliege. Von dieser 
Ansicht, die jedoch auch damals nicht ganz zweifellos für 
mich war (vergl Festschrift S. 3), bin ich inzwischen zurück- 
gekommen, und zwar nach längerer genauer Vergleichung der von 


1) Eine noch wunderlichere Unterschrift findet sich unter einer Sammlung 
von Briefen ff. des Cordatus, die in einer Abschrift zu Wolfenbüttel 11, 10 cod. 
August. fol. 625 aufbewahrt wird, aus welcher Bretschneider im Corp. Ref. III, 59 ff. 
schon einiges mitgeteilt hat. Sie lautet: omnia citissimo calamo scripta 
et descripta per Conradum Cordatum vice comitem palatinum 
anno 1537. Kolde Analecta Lutherana. S. 264. 


18 


der Künigl. Bibliotheksverwaltung zu Berlin an mieh gesandten Faesi- 
miles, welehe den Anfang und den Sehluss der beiden Originalbriefe 
des Cordatus') enthalten, die er 1548 an den Kurbrandenburgischen 
Kanzler Weinlaub geschrieben hat. Die in diesen beiden Briefen 
erscheinende Handschrift ist bei aller Aehnlichkeit nieht 
identisch mit derjenigen in dem Zellerfelder Manuseript. 
Es ist vielmehr anzunehmen, dass Cordatus im Jahre 1537, wohl vor 
seiner Uebersiedelung nach Eisleben, seine Aufzeichnungen zusammen- 
stellte. Er ordnete den Inhalt seiner Taschen- oder Notizbücher, fügte 
hie und da eine Bemerkung hinzu und liess dann das Ganze von 
kundiger Hand abschreiben, und zwar in so beschleunigtem Tempo, 
dass der Schreiber sich „schier die helffte zu todt schrieb“ und 
Gott bittet „ihm seine rechte Seite wieder zu kurieren, da 
sie vom übermässigen Schreiben ganz gelähmt sei“. Dann 
sorgte er für eine würdige Ausstattung der angefertigten Abschrift. 
Ein Prachtband war es, in den er sie htüllte. Cordatus 1537 prangte 
auf demselben. Zugleich liess er die ihm zum Geschenk gemachten 
Originale, die lat. praef. und die deutsche Vorrede Luthers, die kleinere 
Abhandlung Melanthons, die grössere Abhandlung desselben in Ab- 
sehrift, mit hineinbinden, Stücke, die zum Teil mehr oder weniger mit 
seinen Aufzeichnungen in Verbindung stehen. Das so vollendete Ganze 
wurde dann als theures Andenken aufbewahrt. 

Cordatus Lebensschicksale sind im allgemeinen bekannt.?) 
Das Wichtigste möge hier jedoch mitgeteilt sein. Dr. Conrad Cordatus 
wurde 1476 zu Weissenkirchen in Oesterreich von bäuerlichen der 
Sekte der Hussiten angehörigen Eltern geboren. Er studierte Theo- 
logie in Wien zwischen 1501 und 1508. Hier war besonders Conrad 
Celtis sein Lehrer?) Bald darauf begab er sich nach Ferrara, wo er 
Thomas von Aquino und Gerson fleissig studierte und auch pro- 


1) Manuscript. Boruss. fol. 221. n. 127. 129. 

2) Das bisher über ihn Bekannte findet sich am besten zusammengestellt bei 
Ludwig Götze im XIV. Jahresb. d. Altmärk. Vereins f. Gesch. u. Altertumskunde 
5.97 ff. Salzwedel 1861. Andere Quellen sind: Cordatus deutsche Postille, 
d.h. seine von Melanthon 1554 mit einer Vorrede herausgegebenen hinterlassenen 
Predigten, die er einst zu Niemegk im J. 1534 (vgl. Festschrift S. 36. Note ]) gehalten 
hat, ferner Kolde Analecta Lutherana Gotha 1883, der aus der Wolfenbüttler 
Hdsehr. 11, 10. Aug. fol. mehrere Briefe des Cordatus verüffentlieht hat. Manches 
Neue ist auch in diesem Tagebuche über Dr. Martin Luther enthalten. 

3) , Vnd ist dieser Conradus Cordatus in Oesterreich geboren vnd hat inn 
seiner jugent in der löblichen Vniuersität zu Wien studiert, die zeyt, da der hoch- 
gelert vnd berhumbt man Conradus Celtis ein Legent da geweson ist, von welchem 
er sich in Lateinischer sprach etwas gebessert hat.“ Melanthon Vorrede zu Cordatus 
Postille. 


14 


movierte.!) Dann finden wir ihn in Rom, vielleicht 1508—1509. Hier 
hörte er nach n. 250 seines Tagebuches eine aufrührerische Predigt des 
Augustinermönches Egidius, der die Römer gegen Julius II. aufhetzte 
und sie aufforderte die Engelsburg zu stürmen. Hier sah er auch, 
wie er n. 1536 zu berichten weiss, dass derselbe Papst alle Fenster und 
Thüren, an denen das Wappen seines Vorgängers Alexander VI. an- 
gebracht war, hatte herausreissen lassen. 1510 wird er in Ofen an- 
gestellt Hier bekleidete er ein eintrügliehes Amt, dessen bare Ein- 
künfte er selbst auf 200 Gulden angiebt.?) Als er sich aber nach 1517 
der reformatorisehen Bewegung anschloss, wurde er abgesetzt, ein- 
gezogen und lange Zeit gefangen gehalten, sehliesslieh jedoch wieder 
entlassen. 

Flüchtig und mittellos?)) kam er 1524 nach Wittenberg, um 
evangelische Theologie zu studieren. Hier sehloss er sich besonders 
an Luther an, dessen energische Natur ihm sympathisch war. 1525 
wagte es Cordatus wieder in seine Heimat zurückzukehren. Kaum 
aber hatte er begonnen als Prediger des Evangeliums aufzutreten, so 
wurde er wiederum ins Gefängnis geworfen und sein Vermögen con- 
fiseiert.) In einem finsteren Turme, wo Dunkelheit und Schlangen ihn 
üngstigten und quälten®), sah er dem Tode ins Angesicht. Ehe sein 
Process aber beendet war, verhalf ihm sein mitleidiger Wächter nach 
einer Gefangenschaft von 38 Wochen zur Freiheit.®) 

Am 1. Juli 1526 ist er dann wieder in Wittenberg. Sehr bald trifft 
ihn hier der Ruf des Herzogs Friedrich II. von Liegnitz und 
Brieg, der Lehrer sucht für seine neu gegründete Akademie. Cordatus 
geht nach Liegnitz. Die Akademie kommt aber nicht ‚dauernd zu 
Stande. Die eben angestellten Lehrer gehen bald nach allen Seiten hin 
auseinander. Auch Cordatus verlässt Schlesien bereits im April 1527. 
Zum zweiten Male wagt er es jetzt in seine Heimat zurückzukehren — 
und diesmal ohne Furcht und mit Hoffnung im Herzen. Hatte ihm 
doch die Königin Maria selbst, die Schwester Carls V. und Fer- 


1) „Ist auch in derselbigen Vniuersität Doctor geworden“.  Melanthon Vor- 
rede zu Cord. Post. 

2) „200 Vngarischen Gulden, essen, trinken, wie ein grosser Herr vnd dazu 
ein lustige Behaussung, hab ich in Hungern gehabt zu Offen vnd grössere Ehr, 
denn mir wol anstünde zu sagen." Cordatus Post. I, 304. Vgl. auch Post. II, 352. 

3) Vgl. n. 56 des Tagebuchs. 

4) ,, Vnd hat jhm Vierhundert Hungerisch gulden genommen.“  Melanthon 
Vorrede. 

5) „Vnd als jhm die Schlangen im Turn vil angst gemacht haben ff.“ Me- 
lanthon Vorrede. 

6) „Ernach hat jhm Gott durch diesen Wechter ausgeholfen.^ Melanthon 
Vorrede. , Vnd wie die Vngarn 35 Wochen mich gefangen hielten. Postille II, 361. 


15 


dinands von Oesterreich, die nach dem in der Schlacht bei Mo- 
háez 1526 erfolgten Tode ihres Gemahls, des Königs Ludwig IL, sich 
dem Evangelium zuzuwenden schien, Aussicht auf Anstellung in Ungarn 
eröffnet. Diese zerschlug sich indes. Daher finden wir Cordatus 1528 
sehon wieder in Witttenberg. Hier verweilte er jetzt, von Luther 
besonders eingeladen, längere Zeit. 1529 erhielt er durch dessen Ver- 
mittlung die Stelle eines zweiten Predigers an der Marienkirche in 
Zwickau, ein Amt, welches er unter schwierigen Verhältnissen bis 
zum Jahre 1531 bekleidete. Aergerliche Streitigkeiten mit dem Rate 
der Stadt, der sich mit dem Bürgermeister Hermann Mülphord und 
dem Stadtsyndikus Stephan Roth an der Spitze wiederholt willkürliche 
Eingriffe in die Gerechtsame der Geistliehkeit erlaubte, Streitigkeiten, 
bei denen Cordatus wegen seines hitzigen Temperaments wohl nicht 
immer die nötige Müssigung bewahrt zu haben scheint, veranlassten 
ihn auf Luthers dringenden Rat ,jenes Babel, jene Spelunke* 
mit dem ersten Pastor Nicolaus Hausmann zu verlassen und „den 
Zwiekauer Bestien und Klótzen* Lebewohl zu sagen. 

Jetzt kehrte er nach Wittenberg zurück. Es muss dies in der 
Zeit vom 10. Juli bis zum 18. August 1531 geschehen sein !), und diesmal 
scheint er sich noch längere Zeit (vielleicht 10—12 Monate) als Gast 
in Luthers Hause aufgehalten zu haben. 1532 verschafft ihm Luther 
eine Pfarrstelle in Niemegk bei Wittenberg, wo Georg Witzel, der 
wieder zur alten Kirche zurückgekehrt war, sein Amt hatte aufgeben 
müssen. Hier wirkte er bis 1537 in wenig einträglicher Stellung, wie 
es scheint?) Auch hier hatte er wie in allen seinen Stellungen mit 
Schwierigkeiten zu kämpfen. So klagt er n. 1462 des Tagebuches 
seine Not und wird darauf von Luther getröstet.?) Oft besuchte er 
von Niemegk aus seine Freunde im nahen Wittenberg und wohnte 
deren Vorlesungen bei, oft weilte er als Gast in Luthers Hause. 1536 
begann er einen heftigen theologischen Streit mit Melanthon, einen 
Streit, den er leidenschaftlich führte, weil er eine der Hauptlehren 
Luthers, die Lehre von der göttlichen Gnade, durch jenen gefährdet 


1) Götze S. 67 führt den Beweis, dass Cordatus in dieser Zeit Zwickau ver- 
lassen hat. Doch lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit diese Zeitgrenze noch 
enger ziehen. Aus n. 167 seines Tagebuches, wo der grosse Komet im August 1531 
erwähnt wird, geht nämlich hervor, dass Cordatus schon einige Zeit Aufzeich- 
nungen über Luther machte. Er ist daher wohl im Anfang August schon 
in Wittenberg gewesen. 

2) Postille, II, 352: „ich muss mir selbs rübensatt bawen, wil ich mir sat 
Rüben essen." Vgl. auch Post. II, 102. 

3) „Cum ego ab eo interrogatus essem, quomodo se res haberet in conditione 
et praedicatione mea et respondissem meas molestias, infirmitatem etc." 


16 


glaubte.) Schon wollte Melanehthon, dem dieser grosses Aufsehen 
erregende Streit sehwere Stunden bereitete, Wittenberg verlassen, schon 
war die Sache der Entscheidung des Kurfürsten anheimgestellt, als 
Luther, der grossen Einfluss auf Cordatus ausgeübt zu haben scheint, 
den zornigen Mann, man weiss nieht wie, zur Ruhe und zum Sehweigen 
brachte. Im Mai 1537 erhält Cordatus einen Ruf nach Eisleben. 
Noch vor seiner Uebersiedelung nach dem neuen Bestimmungsorte 
scheint er in aller Eile seine Aufzeichnungen über Luther zusammen- 
gestellt zu haben. Am 9. Juli 1537 trat er bereits sein neues Amt an.?) 
In Eisleben sollte er Johann Agricola, der nach Wittenberg gezogen 
war und später die Stelle eines Hofpredigers zu Berlin und General- 
superintendenten der Kurmark erhielt, ersetzen, sowie gegen Witzel 
predigen, der in Eisleben durch die katholisch gebliebene Linie der 
Grafen von Mansfeld neben dem Prediger Caspar Güttel?) Stellung 
gefunden hatte. Auch hier ist seines Bleibens nicht lange, auch hier 
waren die Verhältnisse schwierig und mühevoll. Ein Lichtblick fällt 
in die Zeit seines Aufenthalts zu Eisleben. Er versöhnte sich wieder 
mit dem schwer gekränkten Melanthon, und von nun an blieben beide 
gute Freunde. Auch seine Promotion zum Doktor der evangelischen 
Theologie muss in diese Zeit fallen. Freilich sind wir wenig darüber 
unterrichtet. Es ist anzunehmen, dass die Promotion in Wittenberg statt 
gefunden hat, wenn auch das von Förstemann herausgegebene Werk 
Liber Deeanorum nichts darüber mitteilt. 1540 wird er endlich als 
„Superintendent über alle Geistlichen und als Vicedechant des Domstifts 
zu Stendal vom Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg berufen 
unter Zusicherung eines Gehaltes von 200 Gulden nebst freier Wohnung 
und einigen andern Emolumenten.) Es war seine letzte Stellung, und 
zugleich die sehwierigste von allen. Strenge ging er hier gegen das 
sittenlose Leben der noch der alten Kirche angehörigen Geistlichen 
vor, erfuhr aber dafür solche Anfeindungen, dass er in seinen Briefen 
an Luther und andere Freunde in Wittenberg fast verzweifelte. Wohl 
suchte ihn Luther zu trösten mit den Worten des 110 Psalms „Herrsche 
inmitten Deiner Feinde‘ 5), aber immer ertónen seine Klagen wieder. 


1) Wie leidenschaftlich er ihn führte, geht aus einer Aeusserung hervor, die 
sich in einem Briefe von ihm (Kolde, Anal. Luth. S. 279) an Luther vom 6. Dec. 1536 
findet. „Nullo enim modo, sagt er, admittendum est, ut cancer ille latius serpat 
in sanctam crucem Christi.“ Vgl. über diesen Streit das Nähere bei Götze S. 69 ff. 
Köstlin, Martin Luther II, 455. n. 221 dieses Tageb. nebst Noten. 

2) Corp. Ref. III, 1589. Luther Briefe v. de Wette und Seidemann V, 65. 

3) Vgl Caspar Güttel, Ein Lebensbild aus Luthers Freundeskreise. Von 
G. Kawerau in der Zeitschr. d. Harzver. f. Gesch. u A. XIV., 1882, S. 33 ff. 

4) Visitationsrecess tiber das Domstift zu Stendal vom 16. Nov. 1540. Original 
im Regierungsarchive zu Magdeburg, abgedruckt bei Gütze S. 30 ff. 

5) Luther-Briefe V, 230. 


17 


Bis zum Februar 1546 hat Cordatus unter schweren Sorgen und Mtihen 
sein Amt in Stendal verwaltet. Da erging ein ehrenvoller Ruf an ihn 
von Seiten seines Landesherrn, des Kurfürsten von Brandenburg. In 
Frankfurt an der Oder sollte er eine Promotion vollziehen. Aber auf 
der Reise dorthin ist er, wie Melanthon sagt!) krank geworden, 
als ein alter Mann von grosser kelt vnd hernach in Christ- 
lichem trost auss diser sterblichen welt zu der ewigen 
Kirehen im Himmel abgeschieden. So hat denn auch er nieht 
lange nach Luthers Tode sein kampfesmüdes Haupt niedergelegt zur 
ewigen Ruhe im Frühjahr 1546. Im Dome zu Stendal soll er be- 
graben sein. 

Was nun im einzelnen sein Verhältnis zu Luther und 
seine Persönlichkeit anbetrifft, so deutet ja schon der Umstand, 
dass Cordatus seine Aufzeichnungen in Luthers Hause und an Luthers 
Tische machen konnte und durfte, auf ein nahes persönliches Ver- 
hältnis beider Männer hin. Und in der That — Cordatus ist 
einer der vertrautesten und treuesten Freunde Luthers gewesen — ja 
er hat diesem, wie sich aus manchem schliessen lässt, vielleicht von 
allen am nächsten gestanden. „Cum tu sis mihi inter meos sum- 
mos amicos non postremus* sagt Luther?) und einer allerdings 
späteren Nachricht zufolge soll er einmal geäussert haben: „Wenn ich 
ins Feuer gehen mtisste, so ginge Dr. Pommer mit bis an die Flamme, 
aber Cordatus mitten hinein.“’) Auch weiss Cordatus recht gut, 
dass er Luthers treuer Freund ist. So nennt er sich und Hausmann 
n.57 seines Tagebuches die „proximos Lutheri*. Dazu kommt, dass 
Cordatus sich zu wiederholten Malen längere Zeit als Gast in Luthers 
Hause aufgehalten hat. Als er 1524 flüchtig und mittellos nach Witten- 
berg kommt, ist es Luther, der sich seiner annimmt. „Wie oft, ruft 
Cordatus dankbar aus*) sagte er zu mir, alsich mich des Evan- 
geliums wegen in Wittenberg aufhielt: Cordatus, wenn Ihr 
kein Geld mehr habt, so habe ich noch einige silberne 
Becher.* So lieb hatte er ihn bereits gewonnen! Ja, als Cordatus 
nach dem Zwickauer Handel mit Hausmann heil und gesund an Luthers 
Tische sitzt, so giebt dieser seiner Freude dadurch Ausdruck, dass er 


- — — —— 


1) Melanthon, Vorrede zu Cordatus Postille. 

2) Briefe V, 702. 

3) Christian Schultze, Auff vnd Abnahme der Stadt Gardelegen. Sten- 
dal 1668. 

4) n. 56 „Ad me cum Witembergae agerem propter verbum, quoties dixit: 
Cordate, Si vos pecuniam non habetis, ego aliquot adhue habeo 
argenteos cyphos.“ 

2 


18 


erklärt, ein Geldgeschenk von 600 Gulden würde weniger Wert für ihn 
haben als der Anblick der beiden Freunde.!) 

An der grossen durch Luthers Persönlichkeit vor allem repräsen- 
tierten kirchlichen Bewegung des 16. Jahrhunderts hat er den lebhaf- 
testen Anteil genommen und „oft und viel, wie Melanthon sagt?) 
mit ihm selbst von allen artickeln christlicher ler geredet.“ 
Oefters geht aus seinen Aufzeichnungen hervor, dass er es gewesen 
ist, an welchen Luther Worte, die zum Teil entstellt und ab- 
weichend auch in den späteren Tischreden vorkommen, gerichtet hat. 
So wird n. 33 des Tageb. (vergl. auch n. 989, 1408) zwischen Luther 
und Cordatus die Frage erörtert, ob Salomo selig geworden sei oder 
nieht. Die schönen n. 111, 111”, 111" mitgeteilten Gespräche werden 
besonders mit Cordatus geführt. Als alle Anwesenden von Luthers 
Worten tief ergriffen sind und das Essen darliber vergessen, fährt 
Frau Käthe dazwischen und ruft aus: Was heisst denn das, dass ihr 
fortwährend redet und nichts esset? Als Luther ärgerlich über die 
Störung seiner Frau ihr den Rat giebt, sie möge lieber, ehe sie zu 
predigen beginne, ein Paternoster sprechen, bemüht sich Cordatus 
Luther wieder auf das vorige Thema zu bringen, was alle mit Aus- 
nahme der Frau Käthe so tief ergriffen hatte, und kommt auf Cam- 
panus und seine Plerophorie zu sprechen.) Ein andermal wird 
n. 74 u. 75 die Frage eingehend erörtert, ob das Gesetz ohne Ein- 


1) n. 57 „Cum ego praedicatorem Hausmannum pastorem Zwiccaviae sequutus 
fuissem, populumetingratumetseditiosumambo deserentes, dicebat, 
nobis ei assidentibus, Non tam chari essent mihi sexcenti donati 
floreni, quam charum mihi est utrumque vestrum abijisse, vos sal- 
vos, et utrumque mecum sedere." 

2) Melanthon, Vorrede zu Cord. Post. 

3) ,Dum talia loqueretur in mensa ex pleno et accenso corde 
sub prandio, respondebat uxor, Quid hoc est, quod sine intermis- 
sione loquamini et non editis? At ipse, Ich wolt noch heut des 
tages gerne, ut antequam inciperent concionari mulieres, orarent, 
Ein paternoster solt ihr zuvor sprechen. Deinde ego studens eum 
revocare ad priorem mentem interrogabam, quid respondendum 
esset illi, qui adeo urgeret plerophoriam ut Campanus?* 

Von Frau Käthe scheint Cordatus nicht viel gehalten zu haben. Jedenfalls 
ist sie ihm wie auch dem V eit Dietrich und anderen (Vgl. Küstlin II, 496) nicht 
sehr sympathisch gewesen. So fragt er Luther, der zu seinem Bedauern seinen 
Freund Hausmann nicht so, wie er es müchte, mit barem Gelde für den Augen- 
bliek unterstützen kann, warum er denn seiner Frau erlaubt habe einen Garten 
anzukaufen. Luther antwortet, er könne ihren Bitten und Thränen nicht 
widerstehen. Sehrbissig ist aberdieBemerkung, die Cordatus n. 120 
überLuthersFraumacht. Daheisstes: ,,Vocabztautem hoc nomine (sc. 
mulierum pradicationes) longos logos uxoris, quibus ipsa perpetuo 
optima verba eius interturbabat, Et Dr. Jonas eadem erat virtute." 





19 


wirkung des heiligen Geistes rechtfertige oder nicht, während n. 115 
u.116 ein Vorfall besprochen wird, der Luther einst in Kahla be- 
gegnete, wobei Cordatus an Luther die Frage richtet, wie es ihm 
müglich gewesen sei der Frechheit der Bilderstürmer gegenüber ruhig 
zu bleiben. Dagegen will Cordatus n. 161 Auskunft haben über „con- 
eupiscentia oculorum* und n. 162 über den katholischen Festtag 
Mariä Himmelfahrt. Beide sprechen n. 253 tiber das Auftreten und 
die Verdienste von Johann Huss!), n. 259 ist das vierte Buch Esra 
Gegenstand ihres Gespräches, und n. 637 erzählt ihm Luther von einer 
schönen Antwort, die er vor Zeiten während des Bauernkrieges vom 
Kurfürsten erhalten habe. Dagegen wird Cordatus n. 843 von Luther 
an die Hinfälligkeit des Menschen erinnert, n. 1114 sieht er, wie 
Luther etwas in sein Gedenkbuch schreibt, n. 1240 sprechen sie über 
das starke Trinken der Deutsehen, wobei Luther witzig zu erklüren 
weiss, wie es komme, dass sie gleichwohl gesund dabei blieben, 
n. 1462 klagt Cordatus über Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten 
in seinem Amte in Niemegk, über geringe Leistungen auf der Kanzel, 
und Luther trüstet ihn dann mit dem Hinweis auf sieh selbst und 
Staupitz ff. 

Im übrigen ist Cordatus Persönlichkeit interessant genug. Für 
die gewaltige geistige Bewegung des 16. Jahrhunderts ist seine Be- 
dentung keine geringe. Freilich — eine der grossen treibenden Kräfte 
ist er nieht. Im Aufstellen und Ausbauen eigener Gedanken und 
Systeme ist er kein Luther, auf wissenschaftlichem Gebiete kein Me- 
lanthon. Gleichwohl darf seine Bedeutung nicht unterschätzt werden. 
Diese liegt ausser der Seelsorge, der er sieh mit aller Kraft gewidmet 
zu haben scheint, besonders in dem engen Anschluss an Luthers Lehre, 
und diese auszubreiten, zu verteidigen, von allen abweichenden Lehr- 
Sitzen und Deutungen, und mochten sie gar von einem Melanthon 
herrühren, frei zu halten — das hielt er für die Aufgabe seines Lebens. 
Und diesem Grundsatze ist er treu geblieben bis an den Tod. Er 
war ein unerschrockener Vorkümpfer des Evangeliums, glühender Eifer 
für die neue Lehre beseelte ihn, und mehr als einmal hat er zwischen 
finstern Kerkermauern dem Tode ins Auge geschaut. Man irrt, wenn 
man glaubt, Luther hätte diese Bedeutung des Cordatus nicht gekannt 
und gewürdigt. ,Wen ich nhu tod bin, sagt er Fol. 13 der bereits 
erwähnten kleineren vielleicht aus diesem Tagebuche excerpierten 
Tisehredensammlung des Sebastian Redlieh, so lasse ich noch 
drei Theologos hinder mich, alss Pomeranum, Brentium, 





1) Vgl. aueh n. 839, 1784, 1«29 des Tagebuches, wo ebenfalls von Huss die 
Rede ist. ] 
9* 


20 


Cordatum!)* n. 378 dieses Tageb. empfiehlt Luther den Cordatus 
: als einen Mann, der in Versuchungen und Anfechtungen helfen und 
raten könne, ‚als zur göttlichen Gnade gehürig* bezeichnet er n. 1406 
sich selbst, Philippus, Hausmann und Cordatus, n. 134 nennt er ihn 
gar einen ,legatum Dei.* 

Ihn 80 zu nennen — dazu hatte Luther wohl ein Recht. Denn 
ein Gebiet gab es, auf dem Cordatus Meister war. Schon seine Zeit- 
genossen erklärten ihn für einen der grössten Kanzelredner. Aeusserte 
doch Luther selbst einmal, dass Dr. Joh. Förster in Wittenberg ihm 
erklärt habe, „es gebe nur drei Männer, deren Predigt ihm 
ans Herz gegangen sei, nämlich Luther, Cordatus und 
 Rörer".2) Und dieses Urteil rechtfertigen seine von Melanthon heraus- 
gegebenen deutschen Predigten. Frisch und naiv, einfach und ernst 
sprechen sie noch jetzt zu Herzen. 

Auch andere Zeitgenossen erkennen die Bedeutung des Mannes 
willig an. Dr. Bugenhagen nennt ihn in einem Briefe vom 1. Oet. 
15443) einen ,clarissimum et dignissimum virum*, Melanthon, der 
einst so heftig von ihm angegriffene Freund, bezeichnet ihn in der 
Vorrede zu den von ihm herausgegebenen deutschen Predigten als 
„einen ehrwürdigen Herrn, einen treuen Mann von christ- 
liehen Tugenden, der christliche ler gepredigt hat, und 
grossen ernst gezeygt hat wider alle falsehe ler und wider 
alle auffrürerische fürnemen, an dessen zeugniss sich 
andere stereken mögen“. Glünzend ist aber die Anerkennung, 
die Melanthon ihm in dem Schreiben vom 12. October 1540?*), worin 
er dem Kurbrandenburgischen Kanzler Weinlaub zur Anstellung in 
Stendal empfohlen wird, zu teil werden lässt. Da wird er ein „ho- 
nestus vir, bene eruditus in ecclesiastica doctrina, pius, singulari con- 


1) Am 22. October 1536 behielt Luther Cordatus bei sich zum Essen. Da 
hörte Cordatus, wie Kolde Analecta Lutherana S. 265 mitteilt, folgendes Gespräch 
zwischen Luther und seinem Diener Wolf Sieberger mit an: Quid Wulff 
faceres (sc. dicebat Luther), si ego morerer brevi, velles etiam manere 
apud meam uxorem? Respondit Wulff: Nescio, inquit, sed ego 
etiam cuperem mori te, o pater, mortuo. Ja, inquit Luther, was 
meinestu, was werden wirdt, wenn Ich nu thu todt sein? Ingemuit 
et obticuit. 

2) Vgl n.1710 ,— — et meus Forster dicit, se tantum a tribus 
affectum esse, ame, Cordato et M. Rorer, et quod alius afficit, alius 
non afficit, differentia facit instrumentorum, gleich wieein Messer 
besser schneid den das ander*. Vgl. auch Erl. A. 59, 191, Fürst. u. B. II, 373, 
corp. Ref. III, n. 1500. 

3) Corp. Ref. V, 3040. 

4) Corp. Ref. III, 2027, auch abgedr. bei Götze, XIV. Jahresb. S, 79, 80. 


21 


stantia fidei praeditus* genannt. „Nichts sei wünschenswerter, als dass 
Gott soleher Diener viele zur Ernte berufe und aussende.* Nachdem 
Melanthon noeh hinzugefügt hat, dass Cordatus ,acerrime defendisse 
doetrinae puritatem adversus omnes fanaticas opiniones*, unterzeichnet 
er sich „Dr. Cordati frater in Christo propter sinceriorem Christi doc- 
trinam Phil. Melanthon.“ Und als nun die Nachricht von Cordatus 
Tode in Wittenberg anlangte, da fühlte man erst recht den Wert des 
Mannes, den man verloren. Wiederum ist es Melanthon, der diesem 
Gefühle einen lebhaften Ausdruck giebt und unter dem 6. April 1546 
an Justus Jonas schreibt: ,memoriam mortis Lutheri alia piorum 
doctorum funera et revocant et tristiora faciunt. Nam intra duos menses 
amisimus Lutherum, Cordatum, Loenerum ete.* !), ja Dr. Cru- 
eiger, der damalige Rector der Universität, stellt ihn in einem öffent- 
lichen Anschlage im Febr. 1547 mit den grössten Männern zusammen, 
die der Herr 1546 abberufen habe.) „Esaias, heisst es in demselben, 
inquit iustos colligi, ne videant mala. Cum igitur fatalis mutatio orbi 
terrarum impenderet, Deus praeripuit venientibus calamitatibus hoc 
ipso anno multos viros in his regionibus virtute praestantes, reverendum 
Dr. Martinum Lutherum, Friderieum Myconium, Cordatum* ete. 
Aehnliches sprieht endlich auch die Grabschrift des Mag. Peter Hube- 
rinus, des ersten 1567 verstorbenen evangelischen Predigers an St. 
Marien zu Stendal, in folgenden Versen aus: 
Hue ego Leucoriis?) olim mittebar ab oris 
Sedulus ut Christi Pastor in aede forem, 
Quod mihi Cordatus mandavitetipseLutherus. 
Parendum tantis quis neget esse viris? etc. 


Freilich auch Stimmen des Tadels finden sich. Das Chronicon 
Cygneum*) nennt Cordatus einen wunderlichen Mann. Während des 
erbitterten Streites mit Melanthon belegt ihn dieser mit allerlei Ehren- 
fiteln. Da wird er ein „homo quadratus, hostis meus, ein axaudevrog, 
ein dog«oty)c, xuvıxös, ein Sykophant ff.“ genannt, da wird ferner von 
ihm behauptet, er säe Drachenzähne. Dergleichen lässt Cordatus frei- 
lich nieht unerwidert. Dies spiegelt sich besonders in mehreren 
Lusützen wieder, die er zu seinen Aufzeichnungen gemacht hat. 
Quid hie Philippus? Quid hie Aristoteles diceret? ruft er 
1.22] aus, während er n. 1507 hinzufügt: hoe non eredunt caus- 
sarij (d.h. unfähige Leute) Ironisch setzt er n. 1450 den Worten 


1) Corp. Ref. VI, 3435. 

2) Corp. Ref. VI, 3737. 

3) Wittenberg ist gemeint. Die schöne Grabschrift vgl. man weiter bei 
Gótze, XIV. Jahresbericht S. 89. 

4) Chronik von Zwickau 1656. I. S, 390. 


22 


Luthers hinzu: Hactenus Philippus ille eum sua novitate. 
n. 133 macht er Melanthon den Vorwurf, dass er sich seine Aufzeich- 
nungen nur flüchtig angesehen habe. n. 138* fühlt er sich dureh dessen 
Distiehon (vgl. n. 133) beleidigt. Ja n. 174 wird er ganz grob und 
nennt Melanthon am Schlusse des Absatzes einen „ducem caussari- 
orum und falsorum fratrum, qui nune philosophantur de 
artieulo iustificationis!* 

In der That — er ist ein trotziger, schroffer, hitziger Charakter, 
ebenso zornig und aufbrausend, ebenso derb wie Luther, namentlich, 
wenn es sieh um Glaubenssachen handelt Luther beurteilt ihn ganz 
richtig, wenn er n. 184 dieses Tageb. sagt: ,rursus quum Legato 
Deus indiget, qui res suas serio proponat et ausit corri- 
pere immorigeros, utitur iraeundia irati alieuius, velut 
Cordati, hominis, qui durus est verbis et moribus ete., ja 
Cordatus kennt sich selbst ganz genau, wenn er erklürt!), „si quie 
est, qui putet, me natura durum haec agere et scribere. 
huie respondeo verum esse, sed spiritum Christi naturam 
meam mutasse, non abstulisse.* Auch andere kennen ihn von 
derselben Seite. Für die Conferenz in Sachen der Zwickauer, an der 
auch Cordatus nach n. 390 d. Tageb. Teil genommen hat, empfiehlt 
ihm Melanthon „patientiam non solitam?), und Jonas fragt ihn 
während des Streites mit Melanthon, ob er nach jenem kleinen Feuer- 
brande in Zwickau eine grosse Feuersbrunst in Wittenberg anzünden 
wolle.3) 
Keineswegs wird man ihm aber in dem Grade wie es wohl ge- 
schehen ist, hoehfahrendes Wesen, Streitsucht, Stolz und Eitelkeit vor- 
werfen können. Spuren davon müssen jedoch schon seine Zeitgenossen 
an ihm wahrgenommen haben. Und zwar ist es kein geringerer als 
Luther selbst, sein treuer Freund, dem bisweilen ein allzugrosses Selbst- 
vertrauen, eine gewisse Ueberhebung an ihm nicht gefällt. Nur so 
wird es sich erklären lassen, dass Luther ihn einige Male kurzer Hand 
abfertigen zu müssen glaubt. So fragt Cordatus n. 161, was „con- 
eupiscentia oculorum* sei. Luther will diese Frage als eine gänzlich 
überflüssige bezeichnen und antwortet ihm ganz trocken „Es sei nicht 
nötig noch Wasser in die Elbe zu tragen, sie müsste denn ausgetrocknet 
sein.“ In n. 1462 erwidert er auf allerlei Klagen, die Cordatus in 
Bezug auf Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten im Amte vorbringt: 





1) Corp. Ref. III, 1500. 

2) n. 390 „Cum in Torgaw abiret Cordatus ad Consiliatores principis, qui 
indicaturi erant de Caussa Zuiccaviana, Dixit Philippus, D. Cordate, ego opto 
vobis pacientiam non solitam*. 

3) Corp. Ref. III, 1500, 


29 


.At tu vis statim esse Magister ac forte laudem quaeris, 
et ideo sie tentaris!* Melanthon endlich war überhaupt nicht 
ganz damit einverstanden, dass Cordatus an Luthers Tische Aufzeieh- 
nungen machte. Er mochte wohl eine nieht ganz berechtigte Neugier 
oder eine Art von Zudringlichkeit darin erblicken, wenn Cordatus 
alles, was er hörte, sofort niedersehrieb. So liess er sich denn auch 
einmal, als Cordatus gerade eine hübsche Aeusserung Luthers über 
ihn aufgezeichnet hatte, von diesem das Taschenbnch geben, was je- 
doeh erst auf wiederholtes Drängen geschah. Nun wurde Cordatus 
auch von Melanthon abgefertigt, und zwar in ironischer Weise. Der 
praeeeptor Germaniae schrieb ihm nämlich jenes schon mehrfach er- 
wähnte Distichon (n. 133) in sein Taschenbuch, welches ihm zu Ge- 
müte führen sollte, dass es tiberflüssig sei alles zu Papier zu bringen, 
da es auch Dinge gebe, die man versehweigen müsse. Cordatus fühlt 
den Stich und meint n. 133* „haec ideo volui adseribere, quia valde 
eonfundebar poetiea Philippi.“ 

Dennoch spricht sein ganzes bewegtes Leben und seine vielen 
Sehieksale dagegen, dass es nur Streitsueht, Stolz und Eitelkeit ge- 
wesen, die ihn getrieben. Denn immer tritt seine Person in den Hinter- 
grund, wenn es sich um wichtige Dinge handelt. Gut und Blut — 
alles giebt er freudig hin für das Evangelium. Auch bei dem heftigen 
Handel mit Melanthon versichert er unter den heiligsten Eidschwtiren 
an Jonas und Melanthon selbst, dass ihn keine Leidenschaft, kein 
unlauterer Beweggrund, sondern nur die Sache selbst treibe. Wäre 
jenes der Fall, so solle ihm diese Sünde nie vergeben werden.!) Selbst 
in seinem Streite mit den Zwiekauern, mag er auch noch so eckig 
und schroff aufgetreten sein, hat er im Grunde doch nur die Gerecht- 
same der Kirche und der Geistlichkeit verteidigt. 

Im Gegenteil — aus seinen Predigten lernen wir ihn von ganz 
anderer Seite kennen. Da tritt er uns zuerst als ein friedliebender, 
duldaamer Mann entgegen. „Es heiss schweygen vnd leyden, 
sagt er Postille II, 254, vnd nachgeben, wiltu vnter den leuten 
wonen vnd zu zeytten ein guttes friedsames stündlin haben, 
zu dem ist keiner so gar schön, er hat ein mackelan seinem 
leybe, darumb heist es, gib mir nach, vber ein kleynes, will 
ich dir nachgeben, vnd vmbs friedes willen schweygen, 
das friede sei zwischen dem Mann vnd seiner Frawen, dem 
Herrn vnd dem Knechte, vnter Burgermeister vnd seinen 
Burgern, ja auch wol vnter Fursten vnd seinen Vnterthanen. 
Darumb hat Keyser Friedrich?) ein gut Sprichwort gehabt: - 


1) Corp. Ref. III, n. 1560—1507. 
2) Wohl Friedrich III. von Oestreich. 


24 


Wer nicht schweygen vnd leyden kann, 

Henget nicht eyserne Thtüren an. 
Vnsers guten freund Vntugend sollen wir wissen, nicht 
hassen“. Und wie sauer mögen ihm die Zwiekauer einst das Leben 
gemacht haben, wenn Cordatus Postille II, 156 Folgendes aussprechen 
kann: „Ich aber sag von heymlichem Weinen, dann das hah 
ich Cordatus erfahren, das ein Prediger aus grossem vnd 
Christlichem mitleyden, so er hatte vber ein verstocket 
vnd grob Volek wider das Euangelium, etlich mal öffentlich 
inn der predigt weynete, dem sie vnter die Augen sagten, 
Er wolte den gemeinen Pöfel an sich ziehen vnd eine Auff- 
ruhr anrichten wider den achtbaren vnd weysen Er (Herrn) 
Burgermeister vnd einen gantzen Erbaren Rath'*. 

Nein — Streitsucht, Hoffart und Eitelkeit hat er nieht zur Richt- 
schnur seines Denkens und Handelns gemacht. Wohl aber zeichnet 
ihn tiefe Demut aus. „So ist auch gewis, sagt er Postille I, 68, 
das sich keiner erkennet on durch Creutz Was ich fur 
ein geselle bin, das wissen andere leute wol von mir, aber 
ich kenne mich selbs nit, es komme denn der schulmeister 
vber mich, der mit namen „alles ungluck* heyst, der kan 
vns auch all zu betten leren*. Aehnliches spricht er Postille IT, 
207 aus. Aber das letzte ist das Beste, meint er, das wir vom 
Zöllner lernen, Gott sey mir sunder gnedig*.  Postille I, 56 
heisst es dagegen „Ein heiloss tückisch Ding vber alles ist 
das hertz. Wer kan es ergründen? Ich der Herr kan es er- 
gründen. Alle Vnart aus dem hertzen fegen heystdas hertz 
beschneyden. Ja, sagt einer, heyst das hertz beschneyden, 
so bleib ich wol vnbesehnitten. Den ich hab erfaren, das 
jeh offt den kleinsten zorn nicht hab mögen auss dem hertzen 
rotten noeh widerstehen. Lieber, diese Beschneidung ist 
nieht ein arbeit eines tages, sondern deines gantzen lebens*. 
Und Luther stellt er endlich hoch tiber sieh. „Das ich aber, sagt 
er Postille II, 267, so wenig von Christo sage, thue ich darumb, 
die weyl man besser ding zu lesen hat, als ich mag reden. 
Denn Doetor Martinus Luther hat vber diesen Psalm ge- 
schrieben“, vnd Postille II, 100 fasst er sein Verhältnis zu Luther 
in folgende Worte zusammen ,denn ieh weyss einen anderen 
meyster, der jhn speiss muss kochen vnd an muss richten, 
er heist Doktor Martinus Luther. Ich wil ein gesindekoch 
bleiben vnd dem gemeinen Mann hiemit vnd auch zu andern 
zeytten, so vil ich kan, mit meinem fleyss dienen*. n. 253 
dieses Tagebuches stellt er Luther mit Recht hoch über Johannes 








25 


Huss!), ja n. 138* achtet er Luthers Worte höher als Apollinis 
oracula?) und Jonas 'antwortet er einmal, er verdiene nur eine , priva- 
tam ecelesiolam regere*?). 

Nach allem diesen aber steht das Bild des Mannes klar vor 
unserer Seele. Er ist eine zuverlässige. consequente, treue Natur, der 
es heiliger Ernst ist mit allem, was sie für wahr erkannt hat. Er ist 
Luther sympathisch und geistig verwandt und ebenso kernig, ebenso 
energisch und entschlossen, ebenso ktühn und furchtlos, ebenso trotzig, 
aufbrausend und hitzig wie dieser. Als die Stimme des Wittenberger 
Mönches auch bis ins ferne Ungarland dringt, schliesst er sieh freudig 
der religiösen Bewegung an, er verliert ein einträgliches Amt, sein 
Hab und Gut, zwischen finstern Kerkermauern erwartet er qualvollen 
Tod. Das Mitleid des Wüchters verhilft ihm zur Freiheit. Nun isst 
er das Brot der Armut und Verbannung, ruhelos wandert er lange 
von einem Orte zum andern, unstát und flüchtig, und als er endlich 
eine gesicherte Existenz gefunden hat, da sind die Tage der Mühe 
und Arbeit, der Not und Entbehrung, des Streites und des Kampfes 
viel zahlreieher als die des Friedens und der Freude. Seinem Namen 
Cordatus hat er in Wahrheit Ehre gemacht. 

Folgende Schriften hat Cordatus hinterlassen: 1. Ursache, 
warumb Ungarn verstört ist vnd jetzt Oesterreich bekrieget 
wird. Zwickau 1529. 2. Vorrede vor Mich. Celii Vorlegung 
neuer Irrthumb vnd Schwermerey. Wittenberg. 1534. 3. Eine 
deutsche Postille, Predigten enthaltend, die Cordatus im Jahre 1534 
in Niemegk gehalten hat. Mit einer Vorrede von Melanthon in 2 B. 
herausgegeben Nürnberg 1554. 

Ferner hat Kolde*) in neuester Zeit mehrere Briefe des Cordatus 
aus einer Wolfenbtütteler Handschrift) bekannt gemacht, die sich 
auf seinen Streit mit Melanthon im Jahre 1536 beziehen.  Aueh sonst 
ist noch Handaehriftliehes von Cordatus vorhanden, dessen Benutzung 
mir jedoch nicht möglich war. Zu Niemegk, Stendal, Eisleben, 
wo er geweilt hat, hat sich nach den Mitteilungen, die mir auf mein 
Befragen gemacht sind, nichts erhalten, aber im Ratsarchiv zu Zwickau 


I) , Cum ego dixissem, ipsum longe plura efficere contra Papam, quam 
Huss otc." 

2) ,— — et laudet mecum verba Lutheri magis quam Apollinis oracula 
(so ist wohl statt miracula, welches die Handschrift bietet, zu lesen) Verba 
inquam non tantum illa seria et theologica, verum etiam in spetiem ludicra 
et levia *. 

3) Corp. Ref. III, 1500 „me, inquam, quem privatam ecclesiolam regere 
oporteret ^. 

4) Analecta Luth. Gotha 1883. S. 264 ff. 

5) 11, 10 eod. August. fol. 


26 


liegen unter dem Titel: Pfaffensachen wegen Laurentii Sorani, 
Predigers ff. noeh eine Reihe von Briefen von ihm, die jedenfalls 
seinen Streit mit den Zwiekauern angehen!)  Endlieh finden sich, wie 
bereits oben erwähnt ist, in der Königl. Bibliothek zu Berlin zwei 
Originalbriefe von ihm an den Kurbrandenburgischen Kanzler Wein- 
laub. 

Seine gedruckten Schriften sind, wie es scheint, sehr selten 
geworden. Selbst Göttingen und Wernigerode können nichts davon 
aufweisen. Im allgemeinen scheint er vom Bücherschreiben nicht viel 
gehalten zu haben. In der Vorrede wenigstens zu der Schrift: „Ursache, 
warumb ff, meint er „er sei bisher allen vergeblichen papir- 
kleekern von Hertzen feind gewesen‘. Diese Schrift, die übrigens 
für seine Lebensgeschichte wenig bietet, ist in Wolfenbüttel vorhanden, 
ebenso die für sein Leben und Wirken so wichtige und wegen ihres 
übrigen Inhalts, auch sprachlich so interessante deutsche Postille, aus 
der Dr. Schneider in seiner Schrift über Schwenkfeld früher bereits 
einiges mitgeteilt hat?). Melanthons Vorrede zu dieser Postille, welche 
wichtige Notizen über Cordatus enthält, ist erst in neuester Zeit aus 
dem Wolfenbüttler Exemplar wieder abgedruckt, und zwar bei Bindseil 
in seinem Supplementsbande zum Corpus Reform.?) Die Vorrede end- 
lich „vor Mich. Celii Vorlegung‘ ff. war nirgend zu bekommen. 
Auch habe ich sie nieht eitiert gefunden. Nur Seckendorf‘) erwähnt 
dieselbe, teilt mit, dass sie ebenso wie die Schrift des Celius selbst 
gegen den damals in Eisleben sich aufhaltenden Apostaten Witzel 
gerichtet gewesen sei, nennt sie „prolixam* und gedenkt der Be- 
schreibung einer Scene daraus, die sich während des Colloquiums zu 
Augsburg 1530 zwischen Eck und Coehlaeus abgespielt habe. 

Weit wichtiger aber als alles dieses sind Cordatus umfang- 
reiche und wertvolle Aufzeichnungen über Luther, die nun- 
mehr nach Jahrhunderte langer Ruhe das Licht der Welt erblicken. 


III. Das Verhältnis der Aufzeichnungen des Cordatus zu den 
späteren bis jetzt bekannten und gedruckten lateinischen und 
deutschen Tischreden Luthers. 


Hier kommen vor allem in Betracht: Die sogenannten deutschen 
Tischreden, wie sie in den älteren Ausgaben eines Aurifaber (1566 ff.), 
Stangwald, Selnececer, Walch ff., sodann in neueren z. B. von 


1) Kolde, Anal. Luth. S. 264 Note. 

2) Programm der Künigl. Realschule zu Berlin 1860. 

3) Phil. Melanth. epistol. etc., quae in Corp. Ref. desiderantur. 1874, S. 360—364. 
4) Historia Luther. supplem. ad indicem I. n. XVII. 


27 


Fórstemann und Bindseil Abteil. I—IV, sowie in der Erlanger 
Ausgabe B. 57—62 vorliegen. Ferner gehört hierher: Ant. Lauter- 
bachs Tagebuch auf das Jahr 1538, herausgegeben von Seidemann: 
dann die von Kummer weiland Pastor in Ortrand 1554 zusammen- 
gestellten Tischreden Luthers, von denen Seidemann in seiner Aus- 
gabe des Lauterbachschen Tagebuchs in den Noten unter dem Texte eine 
Reihe vorher unbekannter mitgeteilt hat, endlich die umfangreichen 
' Tisehredensammlungen, die Bindseil von 1863—1866 aus einer Hand- 
schrift des Halleschen Waisenhauses von 1560 (?) und die, welche der 
Pfarrer Peter Rebenstock zu Eschersheim bei Frankfurt a. Main 
1571 veröffentlicht hat. Während der letztere alles bis auf wenige 
Worte in seiner Ausgabe latinisiert hat, bieten Kummer und Lauter- 
bach, sowie die hall Handschrift einen ursprünglicheren Text, 
der wie bei Cordatus lateinisehe Form hat, aber mit vielem Deutsch 
gemiseht ist). | 
Von diesen Sammlungen ist die des Antonius Lauterbach 
die älteste, über welche Seidemann in der Vorrede zu Lauterh. 
Tagebuch das Nähere mitteilt. Da Cordatus seine Aufzeichnungen 
mit 1537 schliesst, während Lauterbaehs Tagebueh die von diesem ge- 
sammelten eolloquia des Jahres 1538 enthält, so ist das Verhältnis, in 
welchem Cordatus und Lanterbach stehen, klar. Sie haben eben 
nichts anderes mit einander gemein als dass beide in ühn- 
licher Weise an Luthers Tische Aufzeichnungen gemacht 


1) Die Original-Aufzeichnungen des Nürnbergers Veit Dietrich, von denen 
n. 1338 dieses Tagebuchs die Rede ist, die neben Cordatus die ältesten sein werden 
und, wie es scheint, dieselben Jahre umfassen, sind uns, wie bekannt, in einer 
später zusammengestellten Handschrift der Nürnberger Stadtbibliothek (collecta 
ex colloquiis) erhalten. Dieses Nürnberger Manuscript ist bis jetzt noch nicht 
ediert, jedoch bereits von Küstlin für die 2. Aufl. seines Luther nach einer Ab- 
schrift, die der verstorbene Seidemann davon genommen hat, benutzt. In 
welchem Verhältnis nun die Aufzeichnungen Veit Dietrichs und die des Cordatus 
"zu einander stehen, ob sie namentlich einen grüsseren gemeinsamen Kern ent- 
halten oder nicht, darüber lässt sich, wenn wir auch annehmen, dass die n. 133* 
von Cordatus ausgesproehene Hoffnung den Thatsachen entspricht, nicht ebcr mit 
Sicherheit ein Urteil fällen, als bis die Aufzeichnungen beider Männer gedruckt vor- 
liegen. Nach miindlichen Mitteilungen des Herrn Prof. Kawerau befindet sich die 
Seidemannsche Abschrift zur Zeit in seinen Händen, um neben anderen in neuerer 
Zeit ans Licht getretenen urspriinglicheren Aufzeichnungen Lutherscher Tischreden, 
welehe Köstlin in der Vorrede zu der 2. Aufl. seines Luther, sowie I, 774, II, 487, 
erwähnt, für die Herausgabe vorbereitet zu werden. Vielleicht werden sich dann 
aus der Vergleichung der Aufzeichnungen Veit Dietrichs und des Cordatus inter- 
essante und wichtige Resultate ergeben. Einige Parallelen zwischen beiden vgl. 
B. 62, 98, 652, 6525, 1555, auch Nachträge und Ber. S. II zu n. 22, 111, 134, Fest- 
schrift zum Luther Jub. S. 27. 


28 


haben!) Wohl aber ist die prücise und frische Fassung und Form 
bei Cordatus trotz mancher Flüchtigkeit, trotz der vielfach holprigen 
Latinität meistens vorzuziehen, ja der ganze Text scheint bei ihm be- 
sonders in dem eingestrenten Deutsch in noch höherem Grade den 
Charakter der Ursprünglichkeit zu tragen als bei Lauterbach. Dass 
Lauterbach und Cordatus einander nieht unbekannt gewesen sind und 
sich bereits von 1531—1533 in Luthers Hause begegnet sind, geht aus 
n. 792 dieses Tagebuches (vgl. auch die Noten zu n. 1465, 1270 und 
902) deutlich hervor. Denn dieses Gespräch kann nur von Lauter- 
bach herrühren, der den betreffenden Vorfall aus dem Leben seines 
Vaters an Luthers Tische erzählte, wo Cordatus ihn hörte, aufzeichnete 
und in seine Sammlung aufnahm. Selbst Aufzeichnungen über Luther 
zu machen begann Lauterbach erst 1538, nachdem er von 1533—1537 
als Diakonus in Leisnig gewirkt hatte und durch Luthers Vermitt- 
lung als zweiter Diakonus im Laufe des Jahres 1537 nach Wittenberg 
zurückgekehrt war. Vielleicht war es grade Cordatus, der ihn dazu 
angeregt hat. Dieser hatte seine Sammlungen 1587 geschlossen und 
war im Juli desselben Jahres nach Eisleben übergesiedelt. Am 1. Jan. 
1538 beginnt dann Lauterbach mit seinen Aufzeichnungen. „Nunc 
nemo nos imitatur* sagt Cordatus daher n. 133° ganz richtig in 
dem grösseren Zusatze, den er bei der Zusammenstellung seines Tage- 
buehs im Jahre 1537 gemacht hat. Es gab also eine Zeit, wo keine 
Aufzeiehnungen bei Luther gemacht wurden. Und in der That — aus 
dem Jahre 1537 dürften wohl nicht viele Tischreden Luthers tüber- 
liefert sein! 

Am nächsten von allen Tischredensammlern stehen sich Cordatus 
und Kummer, dieser wie jener ein Oestreicher und ein Flüchtling um 
des Evangeliums willen. Es ist merkwürdig — fast alle colloquia, die 
Seidemann aus der Kummerschen Sammlung — zum Teil sind es 
zuvor nieht bekannte — bei Lauterbach mitteilt, finden sich auch bei 
Cordatus! Nicht wenige derselben sind nur von Kummer und Cordatus 
überliefert. Vgl. n. 348, 385, 392, 393, 395, 408, 431, 482, 442, 444, ° 
447, 448, 451, 474, 485, 497, 507, 528, 545, 581, 614 630, 685, 636, 
637, 648, 784, 785, 1430, 1484, 1489, 1492, 1493, 1497, 1498, 1571, 
1641. Auch kommt Kummer nieht selten in Fassung und Form Cor- 





1) Nur einige Male kommt bei Lauterbach Aehnliches vor. Vgl. z. B. n. 31 
dieses Tageb. und Lauterb. S. 19, n. 208 und L. S. 71, 72, n. 882 und L. 8. 3, n. 1258 
und L. S. 21, n. 1339 und L. S. 179, n. 1160 und 1161 und L. S. 120, n. 1321 und L. S. 
123, n. 1571 und L. S 130. An allen diesen Stellen haben wir jedoch niemals 
dieselben Gesprüche vor uns, sondern entweder bietet Lauterbach nur Aehn- 
liches in anderem Zusammenhange oder es wird etwas Bekanntes wieder erwühnt 
und berührt. 


29 


datus sehr nahe wie n. 395, 451, 485, 497, 581, 685, 637, 648 ff. Gleieh- 
wohl finden sieh auch viele Abweichungen z. B. 408, 442, 528, auch 
bietet Kummer manches nicht vollständig wie n. 385, 1430, 1497, 1641, 
während das eingestreute Deutsch bereits weit jüngere Formen zeigt. 
Letzteres darf freilich nieht Wunder nehmen, da Kummers Tischr. viel 
spüter zusammengestellt sind. | 
Viel wichtiger ist aber die Frage nach dem Verhältnisse der 
Aufzeichnungen des Cordatus zu den späteren umfang- 
reichen lateinischen und deutschen Tischreden. Was die 
ersteren anbetrifit, so können die Rebenstockschen fast ganz lati- 
nisierten Tischr. zum Gegenstande einer weiteren Untersuchung 
nieht wohl gemacht werden. Denn einesteils stimmen sie mit 
den Bindseilschen aus der Halleschen Handschr. edierten Tischr. in 
denjenigen Teilen. welche beiden gemeinsam sind, sachlich fast 
immer tiberein, andernteils zeigen sie nicht mehr die ursprüngliche 
Form. Ferner wimmelt der Text bei Rebenstock derartig von Fehlern, 
dass die Benutzung dieser Sammlung erschwert wird. Endlich bietet 
“ Rebenstock fast niehts, was nicht bei Bindseil zu finden wäre, während 
die Hall. Hdschr. — und dies scheint noch lange nicht genug gewürdigt 
zu sein — eine grosse Menge von Gesprächen überliefert 
hat, von denen bei Rebenstock keine Spur zu finden ist. 
Im allgemeinen haben Cordatus und die späteren latei- 
nischen und deutschen Tischreden sehr vieles gemeinsam 
überliefert. Eine Menge Gespräche finden sich in allen drei 
Sammlungen. Alsdann hat Cordatus vieles aufgezeichnet, was nur 
bei Bindseil und Rebenstock vorkommt, in den deutschen 
Tischr. dagegen fehlt. Eine vollständige Aufzählung aller dieser 
eolloquia würde zu weit führen.!) Interessant ist es jedoch zu be- 
obaehten, dass aueh von denjenigen Tisehreden, die sich nur in der 
Hall Hdschr., nicht aber auch zugleich bei Rebenstock 
finden, sehr viele bereits von Cordatus aufgezeichnet wurden. 
So bieten z. B. Cordatus und Bindseil allein folgende Absütze: 
n. 387, 509, 599, 618, 623, 624, 625, 681, 682, 729, 732, 736, 770, 829, 
838, 839, 840, 841, 842, 891, 894, 954, 999, 1000, 1019, 1052, 1101, 
1130, 1153, 1184, 1186, 1187, 1188, 1189, 1190, 1191, 1192, 1193, 1194, 
1247, 1314, 1349, 1473, 1474, 1508, 1514, 1527, 1528, 1550, 10670, 
1673, 1768 ff. 
Anderseits ist aber die Menge derjenigen Gespräche noeh viel 
grösser, die nur bei Cordatus und in den deutschen Tisch- 
reden erhalten sind, wührend sie in den lateinischen fehlen. 


1) Vgl. darüber die Noten unter dem Texte der einzelnen Abschnitte. 





90 . 


Hierher gehören z.B. n. 7, 8, 9, 10, 15, 16, 17, 22. 50, 74, 75, 87, 93, 
94, 100—102, 106, 108—111*, 124, 127, 131, 132, 134, 145, 146, 147, 
158, 159, 164, 169, 195, 244, 245, 254, 255, 256, 258, 266, 291, 301, 
302, 307, 308, 310, 320, 321, 357, 358, 370, 406, 416. 417, 418, 420, 
436, 439, 440, 453—450, 461, 470, 473, 479, 481, 486, 487, 488, 505, 


508, 512, 513, 519, 525, 536, 550, 555, 568, 576, 586. 587, 588, 589, 


653, 661, 686, 689, 691, 700, 709, 711, 719, 725, 737, 738, 742, 809, 
828, 847, 848, 855, 858, 859, 875, 877, 885, 938, 994, 1002. 1006, 1034, 
1040, 1044, 1047, 1102, 1118, 1125, 1137, 1138, 1139, 1182, 1185, 1228, 
1270, 1284, 1292, 1310, 1311, 1316, 1322, 1323, 1326, 1327, 1328, 1346, 
1361, 1362, 1367, 1369, 1381, 1382, 1406, 1407, 1416, 1429, 1431, 1432, 
1442, 1443, 1444, 1445, 1446, 1447, 1448, 1449, 1450, 1495, 1500, 1513, 
1551, 1553, 1550, 1563, 1564, 1567, 1570, 1603, 1610, 1612, 1657, 1658, 
1666. 1710, 1766, 1809 und viele andere. 

Es würde sich nun fragen, wie sich im einzelnen das Verhältnis 
gestaltet, iu welchem Cordatus zu den lateinischen und deutschen 
Tischreden in den gemeinsam überlieferten Teilen steht. 

In vielen Fällen ist die Fassung der lateinischen und deutschen 
Aufzeiehnungen eine ähnliche. Diese Aehnliehkeit geht freilich fast 
niemals so weit, das man von einer wörtlichen Uebereinstimmung der 
lateinischen Tischr. sprechen oder behaupten könnte, dass ein Absatz 
der deutschen Tischr. eine getreue Uebersetzung eines zu Grunde 
liegenden lateinischen Textes sei. Gleiehwohl vgl man n. 352, 413, 
415, 449, 467, 502, 577, 603, 676, 681, 690, 691, 696, 702, 720, 729, 
754, 771, 777, 840, 842, 849, 878, 890, 909, 926, 927, 938, 951, 962, 
996, 1009, 1036, 1151, 1182, 1236, 1267, 1299, 1353, 1412, 1453, 1459, 
1559, 1575, 1587, 1629 ff. In der That — in allen diesen Füllen bieten 
entweder die lateinischen oder die deutschen Tisehr. naeh Form und 
Inhalt Aehnliches wie Cordatus. 

Ferner sind die lateinischen und deutschen Tischr. deshalb für 
ung von Wert, weil sie nicht selten in richtiger Weise Personen 
als solche bestimmt angeben, die bei Cordatus entweder nur mit 
Anfangsbuehstaben oder unbestimmt bezeichnet sind. (Vgl. z.B. n. 376, 
378, 379, 412, 414, 565, 674 ff). Auch giebt der Text der späteren 
Tischr. nicht selten die Mittel an die Hand ältere wohl schon bei der 
Aufzeichnung selbst oder bei der Anfertigung der Zellerfelder Hdschr. 
entstandene fehlerhafte Lesarten sehwererer Art zu emendieren. So 
konnte n. 513 dieses Tageb. riehtig Danielis statt Raphaelis, n. 406 
Hostien statt Hassia, n. 169 cometis statt poetis, n. 538 lupanar 
statt lacunar, n. 110 sphaeram statt speram und mensa statt me 
se hergestellt, auch hier und da eine kleine Lücke mit Htülfe der 
spät. Tischr. ausgefüllt werden. 


3l. 


Im übrigen lásst sieh aber kaum ein grósserer Gegensatz 
denken als der, welcher zwischen Cordatus und den späteren Tischr. 
in dem gemeinsam tiberlieferten Stoffe im einzelnen besteht. Die- 
jenigen, welche die lateinischen und deutschen Tischr. zusammengestellt 
haben, erlaubten sieh dabei die grössten Willkürliehkeiten. Sie rissen 
die ursprünglichen Aufzeichnungen auseinander, ordneten den Stoff 
unter allgemeine Kategorien und versahen die einzelnen Abschnitte 
mit Inhaltsangaben. nicht selten unter Auslassungen und Verschweigen 
wichtiger Data und Fakta. In besonders reichem Masse ist dies bei 
der Zusammenstellung der deutschen Tischr. geschehen. Dieses Ver- 
fahren hat nun aber böse Folgen gehabt. Teils ist früher Zusammen- 
gehöriges auseinandergerissen (vgl. z. B. die Noten zu n. 210, 211, 404, 
494, 588, 649, 849, 882, 983, 1014, 1299, 1479, 1630 ff.),') teils hat es 
zu überflüssigen Wiederholungen in grossem Massstabe geführt. So 
stehen wir denn vor der Erscheinung, dass namentlich in den deutschen 
Tischr. eine Menge (iespräche doppelt vorkommen, ja nicht selten 
dreimal und öfters (vgl. z. B. die Noten zu n. 443, 558, 601, 843, 860, 
1366, 1419, 1675. 1676 ff). In der That — die Masse der eigentlichen 
Wiederholungen ist so gross, dass nach Ausscheidung derselben der 
Umfang der deutschen Tisehreden wohl auf die Hülfte zu- 
sammenschmelzen wiirde. 

Eine der schlimmsten Folgen eines solehen Verfahrens ist jedoch 
dies gewesen: Die getrennten und aus der früheren Ordnung gebrachten, 
alsdann unter allgemeinen Gesichtspunkten geordneten colloquia mussten, 
da manches nicht zu einander passte, gewissermassen in eine neue 
Verbindung gebracht werden. Das verlangte die neue Anordnung. 
So sah man sich denn gezwungen eine Menge Zusätze zu machen, 
die je nachdem Personen, Zeit, Ort und andere Verhältnisse betrafen. 
In vielen Fällen wird an der Richtigkeit derselben nicht zu zweifeln 
sein. Vielfach sind sie aber auch notorisch falsch. Denn vieles reihte 
man nach dem Gedächtnisse ein, und für vieles hatte man schon bald 
nach Luthers Tode das Verständnis verloren. So ist z. B. in den 
deutschen Tischr. nieht selten ein falsches Datum  hinzugesetzt. 
Da Cordatus Aufzeichnungen nur bis 1537 reichen, respektive in diesem 
Jahre zusammengestellt sind, so kann ja der Inhalt der einzelnen 
eolloquia niemals auf eine spätere Zeit Rücksicht nehmen. In der 
That wird bei Cordatus niemals irgend eines Ereignisses 
oder irgend welcher Verhältnisse gedacht, die einer spä- 


—— — m — 


1) Vieles, was bei Cordatus gruppenweise zusammengehürt, ist auch in den 
späteren Tischr. bei einander geblieben. "Vgl. z. B. n. 801—811, 925—929, 951—953, 
951—959, 976 —982, 1131—1135, 1145—11257, 1171—1175, 1420—1424 ff. 





. 32 


teren Zeit als 1537 angehörten. Dagegen bieten die späteren 
Tisehr. nicht selten bei gemeinsam überlieferten Gesprächen eine 
spätere Zeitangabe. Dies ist z. B. der Fall bei n. 602, 748, 789, 848, 
1056, 1067, 1125, 1162, 1429, 1493, 1680, 1688 dieses Tagebuches. Aus 
dem bei Cordatus angegebenen terminus ad quem geht nun aber 
deutlich hervor, dass diese in den späteren Tischr. mit einem nach 
1537 fallenden Datum versehenen Gespräche gleichwohl von Cor- 
datus vor 1537 gehört und aufgezeichnet sein müssen. Auch 
lässt sich bei einigen derselben (n. 748, 848, 1262, 1493) ohne weiteres die 
Unrichtigkeit des Datums beweisen. Bei andern (n. 1056, 1125) ist das 
Jahr 1538 angegeben. Dann wäre doch wohl zu erwarten, dass diese 
Gespräche bei Lauterbach zu finden seien, was nicht der Fall ist. 
Andere (n. 1067, 789, 602) zeigen das verkehrte Datum nur in den 
deutschen Tischr, während in den lateinischen eine Zeitangabe tber- 
haupt fehlt. n. 1680 ist in den lateinischen Tischr. verkehrt datiert, 
während die deutschen eines Datums entbehren. n. 1429 ist das Datum 
offenbar ein späterer Zusatz. n. 1688 endlich steht in den deutschen 
Tischr. zweimal, und zwar einmal mit und einmal ohne Angabe einer 
Zeitbestimmung. 

Weniger unschuldig sind nun aber Zusätze folgender 
Art: Einmal um interessant und pikant zu erscheinen, sodann aus 
Rücksichten des Geschmacks, endlich um dem Verständnis des Lesers 
zu Hülfe zu kommen, gab man den Aufzeichnungen eine möglichst 
breite Fassung und erweiterte den ursprünglichen Text 
durch allerlei Zusätze, oft bedenklicher Art, und legte somit 
Luther viele Worte in den Mund, die er niemals gesprochen 
hat, ja man bekleidete den Text nicht selten mit einer Art 
von Commentar, und zwar derartig, dass sich in der That 
in sehr vielen Fällen nicht mehr unterscheiden lässt, was 
Luther oder seinen späteren Bearbeitern angehört. 

Dergleichen Zusätze finden sich in den lateinischen und deutschen 
Tischreden gradezu massenhaft. Man vgl. vor allem die Noten zu 
n. 45, 102(), 492, 517, 538, 545, 561(l), 660, 674(l) 752, 753, 760(l, 
808, 836, 850, 1020, 1021, 1026(l), 1075, 1080, 1095, 1096, 1098, 1101(!), 
1125, 1129, 1144 1153, 1161, 1235, 1236, 1244(l), 1245, 1253, 1286, 
1298, 1306, 1344, 1345, 1362, 1366, 1368, 1373, 1374, 1383, 1399, 
1409, 1485, 1467, 1561, 1636, 1638, 1647, 1651(!), 1653, 1667, 1676, 
1686, 1692, 1695, 1697, 1709, 1721, 1723, 1731, 1738, 1763 ff. 

Nicht minder sind es starke Abweichungen nach Form und 
Inhalt, ja nicht selten gradezu arge Entstellungen, die uns 
in den späteren Tischreden bei gemeinsam tberlieferten Gesprächen 
8o sehr oft entgegentreten. Nicht selten wird der Inhalt eines collo- 


33 


quiums in den lateinischen und deutschen Tischreden erst durch die 
Aufzeichnung des Cordatus verständlich. Man vgl. z. B. n. 286, 
293, 350, 453—455, 530, 566, 573, 671, 725, 739(!), 751(!), 781, 815(l), 
824, 929 (!), 932, 945, 947, 980, 1017, 1054, 1055, 1060 — 1062, 1071, 
1082, 1091, 1094, 1106, 1111, 1132, 1139, 1328, 1330, 1408, 1428, 
1455, 1468, 1478, 1501, 1513, 1674(!), 1683, 1722, 1724, 1725, 1765, 
1768 ff. | 

Ueberhaupt weichen die späteren Tischreden von Cordatus nicht 
selten derartig ab, dass sie bei einem gemeinsam überlieferten 
Gespräche entweder nur einige ähnliche Gedanken bieten, oder 
dass die ganze Fassung nur eine dem Gedanken nach ähn- 
liche genannt werden kann. Beispiele hierfür sind n. 106, 126, 
158, 159, 574, 814, 818, 875, 1011, 1050, 1056, 1097, 1147, 1154, 1185, 
1222, 1252, 1318, 1327, 1348, 1361, 1594 ff. 

Gross ist sodann die Zahl der einzelnen falschen Lesarten, 
die sieh in den späteren Tischreden finden. Nicht immer ist es 
Flüehtigkeit oder Nachlässigkeit, welche dieselben hervorgerufen hat. 
Nieht immer fanden die späteren Herausgeber in den ursprünglichen 
Aufzeichnungen, die sie ihren Ausgaben zu Grunde legten, Unrichtiges 
vor. Vielmehr haben sie manches gar nicht verstanden. So 
wird z.B. n. 146 ein ursprüngliehes imponitur (= deeipere) in den 
späteren Tischreden mit aufgelegt gegeben, n. 945 heisst es eben- 
daselbst wahrhaft verblüffend von Maximilian I: „und sehlaehtete, 
was ihm zuerst begegnete“, n. 1510 steht Hoffmeister statt 
Hochmeister (), n. 509 „die Käthe am Narrenseil^ statt „der 
Teufel am N.*, n. 581 Banati statt Bavari, n. 1642 schiess- 
schläge statt des alten Wortes schirmschläge (= Fechterstreich), 
n. 1473 Icarium statt Latium, n. 1428 de Venerijs (!) statt Venetijs, 
n. 1583 in socken statt auff stecken, n. 589 Christus wird 
bleiben, aus manserem esse (— spurium esse) entstanden (!), n. 704 
Schlossbeine statt Schossbeine, n. 803 pulex statt culex, n. 691 
Kürass statt Kurusz (= Schar, Haufe), endlich n, 1494 die Mutter 
Gottes zu Pantano statt putanam (= meretricem) (). Aehnliches 
findet sich auch an vielen anderen Stellen. Vgl. z. B. n. 74, 75, 630, 
684, 779, 811, 880, 945, 9683, 1049, 1137, 1194, 1488, 1571, 1578, 1590, 
1674 ff. 

Endlich ist die Fassung der deutschen und lateinischen Tisch- 
reden an vielen Stellen unvollständig, wo Cordatus Voll- 
ständigeres bietet. So können z. B. folgende Nummern: n. 22, 111, 
111*, 111*, 125, 159, 198, 209, 228, 250, 256, 412, 417, 508, 607, 646, 
700, 782, 747, 817, 828, 829, 906, 912, 985, 1014, 1035, 1087, 1102, 
1104, 1107, 1166, 1167, 1178, 1184, 1211, 1212, 1223, 1248, 1279, 

à 





34 


1287, 1338, 1354, 1431, 1440, 1441, 1480, 1493, 1494, 1497, 1548, 
1567, 1571, 1589, 1621, 1646, 1703, 1766 ff. zur Ergänzung des- 
jenigen dienen, was die späteren Tischreden tiberliefert haben. 

Im Gegensatz zu den oben erürterten Abweichungen und will- 
kürlichen Entstellungen der lateinischen und deutschen Tischreden 
bietet nun Cordatus Luthers eigene Worte, soweit dies über- 
haupt bei solehen Aufzeichnungen möglich ist. Fast immer 
spricht Luther in der ersten Person. Alles macht den Eindruck des 
ohne Vorbereitung unmittelbar Gesprochenen und sofort Nieder- 
geschriebenen. Daher die vielfach abgerissenen Sätze, das Sprung- 
hafte und Unvermittelte in der Verbindung der Gedanken und Sätze, der 
blosse Hinweis auf damals bekannte Personen, Verhältnisse, Ereignisse, 
daher die oft holprige Latinität, die vielen einzelnen, für den Sprach- 
forscher interessanten deutschen und lateinischen Wörter, Wortformen 
und Wendungen!), die nicht selten der Sprache des gewöhnlichen Lebens 
entnommen sind. Originell wirkt dabei der stete Wechsel zwischen 
deutscher und lateinischer Form, wobei die Hauptgedanken sehr oft 
in die deutsche Form gekleidet sind. Ueberall merkt man, wie der 
Aufzeichnende das Bestreben gehabt hat, das eigentlich Wichtige in 


1) Man beachte z. B. Urstend n. 688, eyblumenrauch 1835, bett- 
riss 685, seiglocher 1531, altensteiss 28, hutzig 1713, wilkropp 660, 
convasaverant 1200, putana 1494, weiglen 660, gratitudo 1135, wige- 
nachten 688, kurusz 691, toxicare 1835, pofel236, drumen 127, scoria 140, 
temmen 166, caussarii 174, ausgeschoren 171, luctarius 243, volpre- 
tig 856, schottenó (— Steuerpfennige) 853, nobl (= Goldpfennig) 853, schnallen 
(— schnellen) 1125, hanswurst 1082, prattzirn 1075, broselim, brosim- 
lin 1479, bruci 1484, hastiludium 1126, fotze 1494, verziehen auf 1471, 
das kurz spielen 1474, schindleich 1111, solchen (= sulchen d.h. ver- 
salzen) 1429, soler 845, beheimerwald 1455, der zitz 1460, reusze (= Sieb- 
geflecht) 1399, Schlauraffenland 1428, rottkelgin 1579, schurreysen 873, 
hum pler (= Pfuscher) 1353), westerhembdlin 1371, knutl 1384, elltisz 1595, 
weyssen Reissen (= Weissrussen) 1296, girare 1330, vertumnus 1330, zwicken 
(= piepen) 1579, schartens 1252, teyler 1280, mulden 1280, eine gute 
seche borgen 1284, leucken 1063, kandel 1061, meltzen 1022, emessen 
1611, ubers seil werfen 1232, einem ein stein in gartten werffen 1235, 
scheblich 912, braseator 891, braseare 954, spitlmeister (= spitalmeister) 
1753, anfart 1700, klopper 1613, discus (= Schüssel) 1579, zersz (= penis) 
1494, wandelwertig 258, sartorium 307, calcearius 307, aher 1766, rosz- 
tauschen (= betrügliehen Pferdehandel treiben) 1097, kodenboden 1766, 
pfarner216, scheisskachen 240, mictirismus 830, sperlich 805, fiddern 
802, ring (== gering) 788, sincken (= einen Schacht treiben) 779, devotarius 
7607, fastinacht 749, die gedencken 750, gemosz 747, sieh nerren mit 
141, heckenreiter 740, geheyen 751, plintzen 719, die staupe (= pranger) 
658, ein post 629, sein rechnung in der Hand machen 554, die steltzen 
bestreichen 531, mineralia (= Bergwerke) 352, und vieles andere. 


$5 
frischer und klarer Form und Fassung zu fixieren. In der That — 
man darf sagen, auf den Aufzeichnungen des Cordatus ruht der Geist 
Luthers naeh Form und Inhalt! 

Es waren ruhigere Jahre, in welche diese Aufzeichnungen fallen. 
Naeh den gewaltigen Aufregungen der vorhergehenden Zeit war Ruhe 
für Luther ein wohlthuendes Bedürfnis. Auch sein kürperliehes Be- 
finden hatte gelitten und litt noch. Er fühlte sich matt und mtde, 
mit Undank belohnt, wünschte oft abzuscheiden und glaubte das Ende 
aller Dinge nahe. So nahm denn seine Wirksamkeit nach aussen ab, 
und aufreibende kirchliche Kämpfe blieben ihm längere Zeit fern. Er 
konnte sich ganz dem Verkehr mit seinen Tischgenossen widmen, 
nachdem er die Sache des Evangeliums durch die Erfolge des Augs- 
burger Reichstages und dureh den Nürnberger Religionsfrieden sicher 
gestellt sah. Da fliesst nun von 1531— 1583 der Strom seiner Rede 
dahin, und in weleher Fülle! Da giebt es wohl kaum ein Gebiet des 
religiösen, politischen und socialen Lebens, welches er nicht behandelt! 
So ist auch viel von seinem damaligen körperlichen Befinden bei 
Cordatus die Rede. Dahin gehören die n. 46, 453, 547, 556, 579, 642, 
685, 714, 759, 1300-1302, 600, 1137, 1186—1192, 1248, 1276, 1282, 
1880, 1389, 1671, 1736, 1840. Ferner spricht Luther vom nahen Welt- 
antergange n. 865, 951, 952, 953, 548, 549, 551 ff. Gesetz und Evangelium, 
Glauben und gute Werke, der Teufel mit seinen Anfechtungen, Gott und 
sein Wort und seine Werke, Christus mit seiner Gnade, .Predigtamt und 
Prediger, Gebet, Juden und Türken, Könige und Fürsten, Reichstage, der 
Papst und die Papisten, Ebe, Frau und Kinder, die Welt mit ihrer Art, 
das ewige Leben, Tod und Verdammnis — alles dieses zieht in buntem 
Wechsel an uns vorüber in zahlreichen Gesprächen! 

Freilich sind es nicht immer Luthers eigene Worte, was wir 
in diesem Tagebuche lesen. Manches hat Cordatus selbst hinzugefügt 
zur Einleitung und Orientierung. Meistens sind es nur wenige Worte, 
oft nur das Notwendigste. Vgl. z. B. n. 22, 32, 35, 38, 55, 62, 63, 66, 
14, 75, 281, 403, 414, 423, 557, 565, 568, 602, 689, 719, 727, 750, 705, 
708, 802, 824, 971, 1240, 1460, 1481, 1482, 1491, 1548, 1549, 1561, 
1562, 1563, 1566, 1576, 1583, 1597, 1601, 1606, 1607, 1608, 1609, 
1612, 1887 ff. 

Manche Absätze sind sogar als eigener Bericht des Cordatus 
aufzufassen. Dahin gehört n. 31, 50, 57, 84, 111*, 111^, 115, 116, 183, 
138*, 161, 162, 1190— 1192, 1484 ff. Hin und wieder taucht auch 
einiges auf, was Cordatus nieht selbst gehürt und aufgezeichnet hat. 
So wird er das n. 1442—1449 mitgeteilte Schreiben an Brenz von 
Melanthon empfangen haben, ebenso die Nachschrift dazu (n. 1450) 
von Luther. Für n. 1190—1192 ist Jonas vielleicht sein Gewährs- 

y# 


36 


mann, n. 792 endlich hat er einen Vorfall, den Lauterbach an Luthers 
Tisehe erzühlte, in seine Sammlung aufgenommen. 

Auch dadurch wird der Wert seiner Aufzeichnungen nicht im 
geringsten beeintrüchtigt, dass eine Reihe von Gesprüchen gleichen 
oder ähnlichen Inhalt haben. Man vgl z. B. n. 45 und 1404, 
n. 65 und 1357, n. 80 und 1715, n. 113 und 1062, n. 104 und 1439, 
n. 125 und 1060, 1061, n. 340 und 1356, n. 344 und 1464, n. 259 und 
1293, n. 620 und 1365, n. 40 und 1409, n. 552 und 1267, n. 355 und 
1411, n. 357, 358 und 1412, n. 521 und 1124, n. 450 und 038, n. 33 
und 1408, n.1359 und 1437, n. 750 und 1620. Keinesweges handelt 
es sich hier um Wiederholungen im eigentlichen Sinne. Einige Male 
ergänzen sieh diese Gespräche wie n. 118 und 1062, n. 40 und 1409, 
n. 33 und 1408. Oefters giebt die an erster Stelle genannte Nummer 
Vollständigeres als die zweite (vgl. n. 65 und 1357, n. 344 und 1464, 
n. 995 uud 1441, n. 750 und 1620, n. 357, 358 und 1412, n. 620 und 
1865)  Zuweilen sehliesst sieh der Inhalt der zweiten Nummer enger 
an die späteren Tischreden an, wie bei n. 259 und 1293, n. 522 und 
1267, auch bei n. 620 und 1365, wührend bei n. 125 und 1060, 1061, 
n. 1359 und 1437, n. 104 und 1439 wohl an zwei verschiedene Redak- 
tionen desselben Inhalts zu denken ist Stets aber zeigen die Ab- 
schnitte mehr oder minder abweichende Form. Mit Ausnahme von 
n. 113, 1359 und 1437 kommen sie alle auch in den lateinischen und 
deutschen Tischreden vor, n. 450 und 638, n. 40 und 1409 ebenfalls 
mehrere Male. 

In den meisten Fállen werden diese Wiederholungen so zu 
erklären sein, dass Luther sich mehrere Male über denselben Gegen- 
stand in Gegenwart des Cordatus ausgesprochen hat. Dazu konnte 
der Inhalt von n. 125 und 1060, 1061, n. 450 und 638, n. 259 und 
1293, n. 344 und 1464, n. 521 und 1124, n. 552 und 1267, der Inter- 
esse erregen mochte, wohl Veranlassung gegeben haben. Anders ist 
aber über eine Reihe weiterer Wiederholungen zu urteilen. Mit 
Ausnahme nämlich von n. 1781, 1782, 1815 erscheinen von n. 1770 an 
bis n. 1825 eine Reihe von Abschnitten, die bereits auf den ersten 
Seiten der Handschrift, sowie auf S. 70—125 derselben in anderer 
Form und fast immer in vollständigerer Fassung vor- 
kamen.!) Die Fassung dieser Abschnitte von n. 1770 — 1825 ist oft 
sehr gekürzt, stellenweise nur kommen andere Gedanken vor. Die 
grosse Ánzahl dieser eolloquia — es sind ihrer 52 Nummern — ferner 
der Inhalt derselben, berechtigt wohl kaum zu der Annahme, dass 
Luther es für passend und nötig erachtet habe dieselben Gegenstände 


1) Nur n. 1814 und 1818 bieten im Verhältnis zu den entsprechenden n. 271, 
271*, 283 eine ebenso vollständige und, wie es scheint, ursprünglichere Fassung.“ 


37 


zweimal im Kreise seiner Tischgenossen zu behandeln, sondern es 
drängt sich die Vermutung auf, dass hier Teile von Aufzeichnungen 
eines andern vorliegen, die Cordatus in seine Sammlung mit aufnahm, 
weil einiges darunter vorkommen mochte (vgl. z.B. n. 1815, sowie die 
n. 1833 — 1843, die Cordatus allein tiberliefert hat), was ihm selbst 
aus irgend einem Grunde aufzuzeichnen nicht möglich gewesen war. 
Es ist also wohl glaublich, dass hier Aufzeichnungen Schlaginhauffens 
vorliegen, von dem derartige Erinnerungen an Luther bis jetzt nicht 
bekannt waren. Sagt doch Cordatus n. 133° ganz ausdrücklich, dass 
er hoffe Veit Dietriehs und Sehlaginhauffens Aufzeichnungen 
mit den seinigen vereinigt zu haben. 

Auch den Vorwurf könnte man den Aufzeichnungen des Cordatus 
machen, dass sie ebenso wie die späteren Tischreden manches Derbe, 
für uns Anstössige enthalten. So viel Anstössiges wie die lateini- 
schen und deutschen Tischreden enthalten sie freilich nicht, aber 
immerhin genug. Hier dürfen wir sicherlich nicht den Massstab der 
Jetztzeit anlegen. Luthers Weise ist wahrlich oft keine feine gewesen. 
Allein er redet die Sprache seines Volkes und seiner Zeit!), und da- 
mals nahm man an solchen Ausdrüeken nicht allein keinen Anstoss, 
sondern zählte sie sogar zu den guten Witzen. Treffend sagt Secken- 
dorf in seiner Gesch. des Luth. IIT, 8 134 darüber „multa verba et 
dieteria, quae hodie (1694) vilia aut spuria habentur, 
illo tempore sine turpitudine diei poterant et inter 
facetias non inhonestas locum habebant. Dergleichen 
Derbheiten finden sich bei Cordatus z.B. n. 124, 240 und 1773, n. 471 
und 476, n. 521 und 1124, n. 538, 655, 729, 763, 858, 1101, 1275, 
1381, 1460, 1491, 1494, 1531, 1549, 1597, 1603, 1651, 1674 ff. 

Ferner ist Folgendes zu untersuchen: Am Schlusse mancher 
Absätze finden sich in diesem Tagebuche Zusätze, die 
ausserhalb der Worte Luthers stehen. Folgende Abschnitte 
kommen hier in Betracht: n. 33, 120, 133°, 174, 221, 250, 259, 371, 
908, 637, 807, 848, 888, 913, 1068, 1076, 1114, 1139, 1285, 1449, 1450, 
1481, 1507, 1536, 1561, 1837, 1843. Dass die mit diesen Nummern 
verbundenen Zusätze?) nicht etwa von einem Abschreiber, sondern 
von Cordatus selbst herrühren, geht ganz klar aus dem 
grösseren und so wichtigen Zusatze hervor, der sich n. 133* findet, 
welcher wie diejenigen am Schlusse von n. 174, 371, 503 erst bei der 
Zusammenstellung des Tagesbuches 1537 gemacht ist. „Nunc 
nemo nos imitatur“ sagt Cordatus ferner an derselben Stelle, und 


1) Vgl. die Note zu n. 124. 


v. 2) Nur der n. 133* und 1843 sich befindende Zusatz bildet eine ganze Nummer 
sich. 


98 


damit kann er wieder nur sich, Veit Dietrich und Sehlag- 
inhauffen meinen. Auch der n. 1114 sich findende Zusatz kann nur 
von demjenigen herrühren, der die eben gehörten Worte Luthers nieder- 
schrieb, und das ist wieder Cordatus. Die meisten der hier in Frage 
stehenden Zusätze sind indessen wohl gleich bei der Aufzeichnung des 
Gehörten oder bald darauf gemacht, namentlich wenn es wie n. 33 
heisst „hoc respondebat contra me* oder n. 6937 „hoc ad me 
dieebat“ ff. Von dem n. 888 stehenden Zusatze ist dies sicher, wie 
in der Note bewiesen ist!) Im übrigen kónnen auch die n. 120, 807 
sich findenden Zusätze wohl kaum einem anderen zugeschrieben werden, 
als dem, der das eben Gehörte aufzeichnete, während am Sehlusse von 
n.174, 221, 250, 1507, 1536 auf Dinge angespielt wird, die das 
eigene Sein und Wirken des Cordatus tief beeinflusst haben. Nur 
der mit n. 1843 bezeichnete Schlusssatz wird geistiges 
Eigentum eines Abschreibers sein, um so mehr als sich unter 
der oben bereits erwühnten Briefsammlung des Cordatus in der Wolfen- 
bütteler Handschrift cod. Aug. fol. 10, 11 eine ähnliche von einem Ab- 
schreiber stammende Subseriptio befindet. 

Immerhin gehört aber die grosse Masse dessen, was Cor- 
datus aufgezeichnet hat, Luther an, und dessen Worte sind 
stets leicht zu scheiden von denen des Cordatus, 

Noch ein Punkt würde schliesslich zu erörtern sein. Oben war 
bereits kurz erwähnt, dass die von Cordatus in Luthers Hause ge- 
machten Aufzeichnungen, deren einzelne Abschnitte weder Ueber- 
schriften tragen noch nach allgemeinen Gesichtspunkten geordnet noch 
mit bestimmten chronologischen Angaben versehen sind, im allgemeinen 
die Zeit von 1524 —1537 umfassen, und dass die Hauptmasse, wie aus 
dem Inhalte geschlossen werden kann, in die Zeit von 1531—1533 
füllt. Nun ist den einzelnen Absätzen zwar kein Datum wie bei Lauter- 
bach hinzugefügt, gleichwohl erscheinen nicht selten im Texte selbst 
eine Reihe von bestimmten Zeitangaben, und zwar nicht nur solche, 
die auf frühere dem betreffenden Gespräche vorangegangene Ereignisse 
hindeuten, sondern auch solche, die ganz bestimmt die Zeit an- 
geben, in der Luthers Worte gesprochen sind. Chronologische 
Bezeichnungen der ersten Art tauchen n. 338, 342, 569, 631, 1186, 
auf, während der Text der n. 167, 328, 549, 551, 707, 753, 939, 1235 
mit den Zahlen 1581, 1532 und 1533 ganz genau die Zeit angiebt, 
aus der Luther Worte stammen. Cordatus, der zuerst von allen 
Aufzeichnungen tiber Luther machte — ausdrücklich erklärt er n. 133* 
selbst: ego viam alijs feei, quod idem auderent — begann die- 


n — a 





2) Es betrifft die Worte von tali sententia — concepturum. 


39 


selben wahrscheinlich im August 1531. Dies geht aus n. 167 hervor 
(vergl. oben Note). Wenn man nun eine umfassende Anzahl von Ge- 
sprächen von ihrem Inhalt aus auf die Zeit prüft, in welcher sie ge- 
sproehen sind, und diese in Verbindung mit denjenigen colloquiis, die 
eine bestimmte Zeitangabe in Bezug auf die Zeit des Gesprächs auf- 
weisen, an einander reiht, so kommt eine, wenn auch öfters 
unterbrochene ehronologische Reihenfolge zum Vorschein, 
die höchst wahrscheinlich der Zeit entspricht, in welcher 
die einzelnen Abschnitte wirklich gesprochen und auf- 
gezeichnet worden sind. Diese ehronologische Kette würde 
dann folgende Gestalt gewinnen: 

n. 55 (1531), n. 56 (1524 oder 1525), n. 57, 61, 76, 111, 1ll*, 
Ill? (1581), n. 167 (August 1531), n. 172, 272, 276 —281 (1531), 
328 (hoe anno 1531), n. 391 (1534), n. 399, 403, 434 (Herbst 1531), 
668, 686, 706 (Sommer 1532), 707 (annus 1582 est mihi elimac- 
tericus), n. 720 (Sommer 1532), n. 732 (1533?), n. 736, 748 (Som- 
mer 1532), n. 758 (16. Aug. 1532, die Worte selbst sind wohl etwas 
später gesprochen), 756 (1532 noch vor dem Tode des Kurfürsten), 
764 (1532 bald nach dem Regierungsantritte des neuen Kurfürsten), 
(15 (1534 oder 1535), 848, 854, 865, 888, 895, 903 (Herbst 1532), 
917 (1535), 939 (Die Michaelis 1532, die Worte selbst sind wohl 
etwas später gesprochen), 951 (Ende 1532), 961 (1533), 969 (Ende 
1532 oder Anfang 1533), 977 (1533), 984, 985, 987 (Ende 1532), 1006 
(1584 oder 1535), 1020 und 1021 (Ende November 1532), 1068, 1069 
(December 1532), 1122, 1134, 1137 (Ende 1532), 1139 (1528 oder 
1529), 1179, 1200, 1208 (Ende 1532), 1285 (28. Jan. 1539), 1297, 1248, 
1262, 1263 (Anfang 1533), 1285—1282 (Wahrscheinlich vom 28. Jan. 
bis 12. Febr. 1533), 1300—1302 (Mitte Febr. 1533), 1851 (1536?), 
1442—1450 (Mai 1531), 1474 (Frühjahr oder Sommer 1532), 1490 
(7. Juni 1532—7. Juni 1533), 1509 (1528), 1550 (Juni 1532?) 
1555 (Sommer 1532), 1561 (9. Juni 1532), 1570 (Ende 1533), 1576 
(1535), 1582 (Ende 1532 oder Anfang 1533), 1583 (1532), 1591 (1532), 
1597 (Ende 1532 oder Anfang 1533), 1599, 1600 (1532) 10606 
(Ende Juli 1532), 1607 (12. Juli 1532), 1608 (28. Juli 1532?), 
1609 (1532), 1612, 1613 (Spät-Sommer 1532), 1620 (1585), 1683 
1684 (Ende 1532), 1721—1728 (1524 oder 1525?), 1731 (Michaelis 
1533), 1732 (1533 oder 1535?), 1765 (1534), 1815 (der Vorfall 1531, 
die Worte sind jedoch später gesprochen), 1835 (1534 oder 1535). 

Vom August 1531 bis Februar 1533 lässt sich also für die 


—— 20... 


1) Ebenso fallen auch wohl die anderen Gespräche, wo von Dürre die 
Rede ist: n. 1484, 1492, 1493, 1499, 1505, 1506, 1561, 1696 in den Sommer 1532, 


4b 


Gespräche von'n.1 bis etwa 1400 eine bestimmte chronologische 
Reihenfolge verfolgen, die bisweilen jedoch durch spüter oder früher 
fallende unterbrochen wird. Von n. 1400 an lässt sich aber der chro- 
nologische Faden nicht ununterbrochen weiter ziehen. Die dann fol- 
genden colloquia gehen wieder zeitlich zurtiek und beziehen sich, 
ebenfalls mehrfach durch frühere oder später fallende unterbrochen, 
der Mehrzahl nach wiederum auf das Jahr 1532, jedoch auch diese in 
einer gewissen Reihenfolge bringend. Mit Recht kann man daher 
sagen, dass die Aufzeichnungen des Cordatus im grossen und gan- 
zen der chronologischen Anordnung nieht entbehren, die wohl 
der Zeit entsprieht, in weleher die Gesprüche aus Luthers 
Munde kamen. 

Nach allem diesen lässt sich das Urteil über Cordatus 
Aufzeichnungen dahin zusammenfassen: Die von einem Manne 
wie Conrad Cordatus, dem treuesten Freunde Luthers, in 
dessen Hause in der erwähnten Weise gemachten umfang- 
reichen Aufzeichnungen können die grösste Glaubwürdigkeit 
beanspruchen und enthalten neben manchem andern, was 
neu ist, nicht allein sehr viele Worte Luthers, die bisher un- 
bekannt waren!), sondern bieten auch als die ältesten der 
vorhandenen Aufzeichnungen ftir den grösseren Teil der be- 
kannten und gedruckten lateinischen und deutschen Tisch- 
reden bis zum Jahre 1537 die von späteren Entstellungen 
und Zusätzen freie ursprüngliche Fassung, so dass wir nun- 
mehr mit ihrer Hülfe im Stande sind, in einem grossen Teile 
der späteren Tischreden das zu erkennen, was Luther an- 
gehört oder nicht. Sie sind daher ein höchst wertvolles Ma- 
terial zur Vervollständigung des Bildes, das wir uns von 


1) Als Abschnitte dieses Tagebuchs, die bisher nicht über- 
lieferte WorteLuthers enthalten, dürften etwa 550—570 zu bezeich- 
nen sein. Einige von diesen als neu bezeichnete mögen immerhin 
noch unter dem Wuste der späteren Tischr. versteckt sein. Aut 
den ersten 150 Seiten desManuscripts findet sich das meiste Neue. 
Ganz natürlich, da Cordatus ja zuerst anfing Aufzeichnungen zu 
machen und dies eine Zeit lang allein that. Die bisher nicht be- 
kannten colloquia pflegen oft gruppenweise aufzutreten. Als 
neu mögen auf den ersten 200 Seiten der Handschrift folgende Ab- 
schnitte hervorgehoben werden: n. 1—6, 14, 24, 25, 28, 29, 31, 32, 33, 51—53, 
55— 62, 64, 76, 80—85, 88, 91, 97, 112, 113, 115—123, 129, 130, 133, 1338, 137—144, 
154—155, 160—163, 166, 167, 172—177, 185, 186, 196, 197, 199—208, fast alle colloquia 
von n. 212—238, 253, 267, 268, 212—281 (mit Ausnahme von 276 u. 277), 303—306, 
312—319, 322—337, 239 (mit Ausnahme der ersten Zeilen), 342, 354, 363, 364, 367, 
368, 369, 380, 386, 388—391, 400, 402, 403, 405, 407, 423, 424, 425, 437, 472, 416, 
480, 490, 491, 499, 501, 504, 514, 515, 525, 527, 540, 543, 544, 547 ff. 





a 


dem gewaltigen Manne zu machen haben, auf dessen 
Sehultern die grosse Bewegung des 16. Jahrhunderts und 
ihre Entwieklung geruht hat, und eine höchst erfreu- 
lehe Ergänzung zu dem Tagebuche des Antonius Lau- 
terbach. 

Wie ist es nun, kann man weiter fragen, gekommen, dass diese 
wichtigen und umfangreichen Aufzeichnungen des Cordatus nicht allein 
bis auf den heutigen Tag haben unbekannt bleiben können, sondern 
aueh nieht einmal mit irgend einer Silbe von anderen Tischgenossen 
Luthere, die ebenfalls Aufzeichnungen machten, wie Lauterbach, 
Mathesius ff. erwähnt werden? Wie hat es ferner geschehen 
können, dass Männer wie Aurifaber, Stangwald, Selneccer, 
Rebenstock, Kummer, so wie der Sammler und Zusammensteller 
der Hall. Handschrift, Cordatus Namen haben verschweigen können, 
ohne auf ihn hinzuweisen, der doch für einen grossen Teil des von 
ihnen herausgegebenen Stoffes thatsächliche Quelle sein 
musste? 

Die Antwort scheint vor allem zu liegen in der lateinischen Vor- 
rede Luthers zu den 1537 erschienenen „eoneiunculae amieo eui- 
dam praeseriptae*?) die sich, und zwar wohl nicht ohne Grund, 
vor diesem Tagebuche des Cordatus in der Zellerfelder Hdsehr. im 
Originale Luthers findet. In dieser praefatio, die auch Stangwald und 
Fórstemann und Bindseil ihrer Ausgabe der Tisehreden Luthers haben 
vordrucken lassen, beklagt sich nämlich Luther bitter dartiber, dass 
die Wittenberger Freunde während seiner Krankheit in Schmalkalden 
jene Predigten, die er nicht für den Druck bestimmt gehabt hätte, 
sondern nur „sub eoena et prandijs effudisse*, veröffentlicht hätten. 
Unwillig protestiert er gegen dies Verfahren und ruft aus: „rogo tamen 
per Christum pios meos fures, ne faciles sint ad edendum neque me 
vivo neque mortuo, si quid vel per insidias me vivo furati fuerint me- 
arum eogitationum vel me mortuo habuerint iam antea sibi communi- 
eatum. Iterum rogo, so schliesst er, ut sine me nihil meum edat ullus 
amieus — hoe et eharitas et iustitia requirit." 

Diese Worte Luthers wird sich Cordatus zu Herzen genommen 


— 120-2... 


1) Nur einmal begegnen wir einer Spur davon. Nach einer 
Mitteilung des Herrn Prof. Köstlin findet sich in dem Nürnberger Manuscript des 
Veit Dietrich S. 69 die Notiz: Cordatus exscripsit. Dies bezieht sich auf 
n. 22 dieses Tagebuches, wozu Veit Dietrich an der angegebenen Stelle eine Paral- 
lele hat. Auch als Gesprüchsgenosse wird Cordatus in den späteren Tischr. selten 
erwähnt. Vgl. z. B. Rebenstock I, 28», Bindseil lI, 210, ferner die Noten zu n. 134, 
37$, 1406, 1710. 

2) Vgl. Festschrift des Gymnas. zu Clausthal z. Luth. Jub. S. 13. 


42 


haben. _ Er wird eben jener amicus quidam selbst gewesen sein, dem 
die erwähnten coneiunceulae sub coena et prandio zur Unter- 
weisung ınitgeteilt waren.) Cordatus war es auch vielleicht, der in 
seinem Eifer für Luther jene Indiscretion, welche diesen in Harnisch 
hraehte, beging. Hatte er wirklieh die Absieht gehabt die von ihm 
gesammelten colloquia einmal später zu veröffentlichen, so wird er 
naeh Luthers Rückkehr aus Schmalkalden gründlich davon zurlick- 
gekommen sein, und als im Mai 1537 der Ruf nach Eisleben an ihn 
erging, hat er höchst wahrscheinlich in aller Eile seine umfangreichen 
Aufzeichnungen zusammengestellt und geordnet. I,uther schenkte ihm 
dann das Original der erwähnten praefatio dazu, die er, als er die 
Zellerfelder Hdsehr. von kundiger Hand hatte anfertigen lassen, seinen 
Aufzeichnungen als warnendes momento vorangehen liess. Er ist also 
mit seinen Erben den dringenden Bitten Luthers gerecht geworden. 
Er hat seine Aufzeichnungen weder selbst herausgegeben noch andern 
zur Benutzung überlassen und somit im Gegensatze zu andern Freun- 
den Luthers eine heilige Pflicht gegen diesen erfüllt. Auch für die 
Zeit nach seinem Tode oder für sonst unvorhergesehene Fälle will er 
sich sichern: „Qui me invito hee deseribit, tantum tali animo 
deseribat, quali ego simplici ae candido* ruft er n. 133* aus 
und deutet damit ausdrücklich auf die Möglichkeit hin, dass einmal 
der Fall eintreten könnte, dass jemand seine Aufzeichnungen wider 
seinen Willen, aber ohne dass er es zu verhindern im Stande sei, 
abzuschreiben Gelegenheit habe. Als teures Andenken wird seine 
Sammlung in seiner Familie später aufbewahrt sein, als stete Erinnerung 
an den Mann, dessen Grösse schon die Mitwelt erkannte, so dass eine 
Reihe von ernsten und gelehrten Münnern sich gedrungen fühlte jedes aus 
seinem Munde gekommene Wort naeh den Worten Christi: ,Sammelt die 
übrigen Brocken, auf dass nichts umkomme*, dureh Aufzeichnung den 
nachfolgenden Geschlechtern zu erhalten. 

Dem gegenüber muss es nun aber wunderbar erscheinen, dass 
gleichwohl so vieles von den Aufzeichnungen des Cordatus in die 
späteren Tischreden tibergegangen ist. Wir stehen hier doch vor einer 
nackten Thatsache, nänılich der, dass wir sagen müssen. die Haupt- 
quelle für die älteren Teile der lateinischen und deutschen 
Tischr. ist Cordatus. 

Wie ist der Widerspruch zu lösen? Eine direkte Benutzung 


1) Vgl. oben die Note, welche Mitteilungen über das Berliner Manuscript 
der von Sebastian Redlich angefertigten Abschr. einer Tischredensammlung des 
Cordatus bringt, wo es heisst: ,Conradus Cordatus ad D. M. Lutherum: 
Reverendissime Domine pater, Lhehret mich Ein kurtze weise zu 
predigen! 


43 


des Zellerfelder Manuser. hat niemals stattgefunden. Cordatus und 
seine Erben haben — das wird aus dem Obigen klar sein — die 
Hdschr. anderen zur Benutzung nicht überlassen. Wäre dies geschehen, 
so würde doch sicher einer der späteren Herausgeber lutherscher 
Tisehr. Cordatus als Quelle genannt haben. Ferner wäre es doch 
unbegreifliech, wie einem solchen Herausgeber 550—570 
zum Teil sehr interessante und wertvolle colloquia, die 
bisher noeh nicht tiberlieferte Worte Luthers enthalten, von 
denen sich auf den ersten 200 Seiten der Hdsehr. fast 200 finden, 
hätten entgehen sollen, abgesehen von den sonstigen 80 sehr erheb- 
lichen und zahlreichen Abweichungen, die die späteren Tischr. bei 
gemeinsam vorhandenen colloquiis im Verhältnis zu Cordatus zeigen. 

Wohl kann aber Cordatus als eine indirekte Quelle für die älteren 
Teile der späteren Tischreden betrachtet werden. Er sagt ja n. 183* „imo 
viam alijs feci, quod idem auderent, maxime Vitus Theodoricus 
et Joannes Turbicida ete." Cordatus hat also zuerst und eine 
Zeit lang allein, dann in Gemeinsehaft mit anderen Aufzeich- 
nungen gemacht. Unter diesen waren Veit Dietrich und Joh. Sehlag- 
inhaufen, deren Aufzeichnungen Cordatus nach n. 133* mit den seinigen 
vereinigt zu haben hofft. Von den Aufzeichnungen des letzteren wissen 
wir so gut wie nichts, desto mehr aber von den bereits öfters genannten 
Aufzeichnungen Veit Dietriehs. Dieser sowohl wie Türbicida und auch 
andere, die Cordatus nieht mitNamen nennt, haben also eben- 
falla Aufzeichnungen tiber Luther, und zwar zugleich mit Cor- 
datus gemacht. Denn sonst könnte es n. 188* nicht heissen: ., nune 
nemo nos imitatur". Aus den Aufzeichnungen dieser Männer, die vieles 
mit Cordatus zugleich aus Luthers Munde hürten und aufzeiehneten, ist 
dann ein grosser Teil — von Veit Dietrichs Aufzeichnungen 
wissen wir dies gewiss, in die lateinischen und deutschen Tisehr. 
enter starken Aenderungen übergegangen. Unter ihnen muss sich auch 
jemand befunden haben, der ebenfalls zugleich mit Cordatus, wenn auch 
wohl seltener, Aufzeichnungen machte, die Kummer dann später, ohne 
vieldaranzuändern, in seine Sammlung aufnahm. So kann man 
also Cordatus in seiner ursprünglichen Fassung sehr wohl als eine 
indirekte Quelle für die älteren Teile der späteren Tischreden 
ansehen. 

Es erübrigt noeh der Grundsätze zu gedenken, die mich bei 
der Herausgabe dieses Tagebuches geleitet haben. Der Text ist, 
wie tiblich, mit seinen Fehlern abgedruckt. Die Emendationen und 
Emendationsversuche sind in den Noten mitgeteilt. Die einzelnen Ab- 
schnitte des Textes sind aus praktischen Rücksichten mit fortlaufenden 
Nummern versehen. Stillschweigende Verbesserungen habe ich 
nur dann im Texte vorgenommen, wenn es sich um so geringfügige 


44 


Versehen handelte, dass deren Constatierung und Verbesserung keinen 
Wert hatte. Eigennamen und solehe Würter, dureh welche im 
allgemeinen ein Hinweis auf den Inhalt des Abschnittes gegeben 
wird, sind gesperrt gedruckt. Ebenso ist die oft willkürliche Inter- 
punktion da, wo sie falsch war oder zu Missverständnissen Ver- 
anlassung geben konnte, berichtigt worden. Die zahllosen Compen- 
dien sind meistens aufgelöst. Nur da habe ich sie im Texte beibe- 
halten, wo sie selteuer und ungewöhnlicher waren oder unter Umständen 
auch eine andere Auflösung als die von mir gegebene zulassen konnten. 
An der Orthographie habe ich nicht gerüttelt. Auch wenn sie 
unrichtig war, mir aber etwas Charakteristisches zu enthalten schien, 
wie z.B. die Schreibart Absolon, Ammon ete, habe ich es nicht 
für nötig gehalten darüber in den Noten etwas mitzuteilen. Endlich 
ist im lateinischen Texte nicht selten bei Wörtern, die nicht nomina 
propria sind, ein kleiner Anfangsbuchstabe gebraucht worden, wo der 
Schreiber des Manuseripts sich mitten im Satze eines grossen Anfang- 
huehstabens, der den Leser nur zu stören geeignet sein würde, ohne 
allen ersichtlichen Grund bedient hat. 

Was dann den Commentar betrifft, so habe ich mich im all- 
gemeinen bemüht alles zu erklären, was der Erklärung bedürftig zu 
sein schien. Vielleicht bin ich darin etwas zu weit gegangen. Allein 
manche Note wird für den, welcher auf diesem Gebiete nicht Fach- 
mann ist, von Wert sein, sei es auch nur um dem oft schwierigen 
verständnis zu Hülfe zu konımen. Manches wird ja in den heutigen 
Commentaren, was wirklich der Erklärung bedürftig ist, kluger Weise 
dem Leser tiberlassen, manche andere Erklärungen werden für unnötig 
gehalten, weil der betreffende Kritiker dieselbe Erklärung aufgestellt 
haben wtirde und daher der Ansicht ist, sie sei selbstverständlich. 
Ob indessen ein solches Verfahren das richtige ist, steht dahin. 

Ich weiss nun sehr wohl, dass ich mit meinen Erklärungen nicht 
immer das Richtige getroffen habe. Manche Stelle wird vorläufig über- 
haupt dunkel bleiben. Allein man möge auch bedenken, unter welchen 
Umständen dieses Buch herausgegeben ist. Es ist wahrlich keine 
Kleinigkeit neben ziemlich umfangreichen Amtsgeschäften, die nicht 
vernachlässigt werden dürfen, Jahrelang ohneirgend eine Ent- 
lastung und ohne im Zusammenhange arbeiten zu können ein 
derartiges Buch zu vollenden. Dazu kommt, dass es schwierig war 
am hiesigen Orte die nötige Litteratur zu beschaffen. Glücklicherweise 
bot die Calvoeriana manches Wertvolle. Gleichwohl habe ich Wichtiges 
nur nnvollständig oder vorübergehend benutzen können wie 7. B. das 
Corpus Ref. und die Lutherbriefe von de Wette und Seidemann. Ueber- 
haupt war die Arbeit an sich mit grossen Schwierigkeiten verkntipft, 


45 


die teils dadurch erhöht wurden, dass manches, besonders Theologisches, 
erst der Vorbereitung meinerseits bedurfte, teils dadurch, dass es auf 
diesem Gebiete wenig Vorarbeiten gab. 

Sehliesslich drängt es mich allen denjenigen meinen besten Dank 
zu sagen, die mich bei der Herausgabe des Cordatus mit Rat und 
That unterstützt haben, insbesondere meinem hiesigen Collegen Herrn 
Oberlehrer Dr. Polich für bereitwilligst geleistete Htülfe bei der 
Korrektur der Druckbogen und für viele wertvolle sachliche Bemerkungen, 
ferner den Verwaltungen und Vorständen der öffentlichen Bibliotheken 
za Göttingen, Halle,Berlin, Wernigerodeund Wolfenbüttel, 
den Herrn Superintendenten Meyer in Burgdorf und Grosse in 
Markoldendorf, sowie den Herren Professoren Köstlin in Halle, 
Kawerau in Magdeburg und Wagenmann in Göttingen, dem 
Herrn Pastor Frantz in Capelle bei Zörbig und dem Herrn Geh. 
Justizrat Prof. Dr. Mejer, dem jetzigen Praesidenten des Landeskon- 
sistoriums in Hannover. 

Somit übergebe ich dieses Buch der Oeffentliehkeit mit dem herz- 
lichen Wunsche, dass es dazu beitragen möge das Andenken an den 
Mann wach zu halten „aus dessen grossem Herzen eine Fülle von 
Segen in das Leben seiner Nation eingeströmt ist“. 


Clausthal am Morgen des Sedantages 1885. 


H. Wrampelmeyer. 


—————————— —— — MÀ A —— 





e o X 


Verzeichnis der am meisten benutzten Werke. 


. Allgemeine deutsche Biographie. Exemplar der Oberberg- 


amtsbibliothek zu Clausthal. 

Biblia saera vulg. editionis ed. Leander van Ess. Tübingen 
1824. 

Brant, Seb. Narrenschiff, herausg. von Zarneke. Leipzig 1854. 
Büchmann. Geflügelte Worte. XI. Aufl. Berlin 1879. 
Büchner. Biblische Real und Verbal-Handeoncordanz. 6. Aufl. 
Halle 1840. | | 

Cordatus, Conrad. Auslegung der Evangelien an Sonntagen ff. 
Sampt einer Vorrede Phil. Melanth. Nürnberg 1554. 2.B. Exem- 
plar der Herzogl. Bibliothek in Wolfenbtüttel. | 
Cordatus. Ursache, warumb Vngarn verstört ist und jetzt Oestreich 
bekriegt wird. Zwickau 1529. Exemplar der Herzogl. Bibliothek 
zu Wolfenbüttel. 

Corpus Reformatorum ed. Bretsehneider. Halis Sax. 1834 sq. 
Dietz. Wörterbuch zu Dr. Mart. Luthers deutschen Schriften. B. 1. 
Leipzig 1870. 


. Du Cange. Glossarium ad seriptores mediae et infimae latinitatis. 


Francofurti ad Moenum 1710. Exemplar der Calvoeriana. 


. Desid. Erasmi colloquia. Amstedolani apud Westenios. Ohne 


Jahreszahl. In meinem Besitz. 


. Evers. Katholiseh oder protestantisch. 3. Aufl. Hildesheim 1881. 
. Förstemann. Neues Urkundenbueh zur Geschichte der evangel. 


Kirehenreformation. Hamburg 1842. 


. Götze. XIV. Jahresbericht des Altmärk. Vereins für vaterländische 


Geschichte ff. Salzwedel 1864. 


. Götzinger. Reallexikon der deutschen Altertümer. 1. Auflage. 


Leipzig 1881. 


. Heinsius. Volksthümliches Wörterbuch der deutschen Sprache. 


Hannover 1818. 


47 


. Herbst Eneyelopädie der neueren Geschichte. Lief. I-—XXV, 


Gotha 1880 sq. 


. Herzog und Plitt. Real-Eneyelopädie für protest. Theologie. 
. Hoffmann von Fallersleben. Gesch. des deutschen Kirehen- 


liedes. 3. Ausg. Hannover 1861. 


. Janssen. Gesch. des deutschen Volkes seit Ausgang des Mittel- 


alters. B. I—IV. Freiberg 1876—1885. 


. Kolde. Martin Luther. Eine Biographie. 1883. 

. Kolde. Analeeta Lutherana. Gotha 1888. 

. Kóstlin. Martin Luther. Sein Leben und seine Schriften. 2. B. 
2. Aufl. Elberfeld 1883. 

24. Köstlin. Luthers Leben. Mit Illustrationen. 

. Kummer. Tischreden Luthers, herausgegeben v. Seidemann in 


den Noten zu Lauterbachs Tagebuch. 


. Kurtz. Lehrbuch der Kirehengeschichte. Mitau 1868. 
. Lauterbaeh, Ant. Tagebuch auf das Jahr 1538, herausgegeben 


v. Seidemann. Dresden 1872. 


%, Lilieneron. Die hist. Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. 


Jahrh. Leipzig 1867. 


. Luther Briefe, herausgegeben von de Wette und Seidemann. 


B.I—V. 1825—1826. B. VI v. Seidemann 1856. 


. Luthers Werke, herausg. von Walch. Halle 1739—1750. 24 B. 


Exemplar der Calvoeriana. 


. Luther. Deutsche Tischreden, herausg. von Fürstemann und 


Bindseil Abt. I—IV. Leipzig 1844, 1846. Berlin 1848. 


. Lutheri eolloquia latina ed. Bindseil  I—III. Nach der hall. 


Handschrift herausg. Lemgoviae et Detmoldiae 1868—1860. 


. Lutheri colloquia lat. ed. Rebenstock. II. B. Francofurti ad 


Moen. 1571. Exemplar der Gräfl. Bibliothek zu Wernigerode. 


J4 Luthers Werke. Franefurt und Erlangen. 67 B. Deutsche Tischr. 


p. 57—62. 


. Luther. Opera lat. In der Erlangen-Francf. Ausgabe. 


Mathesius. Von des Ehrwürdigen in Gott Seligen ff. 1. Predigt, 
2. ff. Nürnberg 1507. 


37. Müller und Zarneke. Mittelhochdeutsches Wörterbuch. I— III. 


Leipzig 1863. 


. Myeonius. Ref. Gesch., herausg. von Cyprian. Gotha 1715. 
3. Ranke. Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. 6. B. 


4. Aufl. Leipzig 1807. 


. Sehleusner. Luther als Dichter. Eine Jubiläumsgabe. Witten- 


berg 1883. 


. Sehmeller. Bairisches Wörterbuch. I—IV. Stuttgart und Tübingen 


1827—1837. 


48 


42, Seckendorf. Historia Lutheranismi. Lips. 1694. Exemplar der 
Calvoeriana. 
43. Sleidani de statu Rel. et Rep. Carolo quinto imp. Commentarii. 
. . Franeof. ad M. 1568. Exemplar der Calvoeriana. 
44. Wackernagel. Das deutsche Kirchenlied. 
45. Weigand. Deutsches Wörterbuch. II. B. Giessen 1878. 
46. Zeitschrift des Harz-Vereins für Gesch. und Altert. 
XIV. Jahrgang. 
47. Zinkgref. Apophthegmata. Leipzig 1693. Exemplar der Cal- 
voeriana. | 
Ausserdem sind benutzt worden Raumers Gesch. der Pädagogik, 
Menzel, Gesch. der deutschen Dieht, die Litt. Gesch. von Wacker- 
nagel, der Grundriss zur Gesch. der deutschen Dicht. von Gödecke, 
das Universallexikon von Zedler, sowie das Gelehrtenlexikon von 
Jöcher. 


Motto: Porro qui me invito hec describit. 
tautum tali animo  describat, quali 
ego simplici ac candido, et laudet 

| mecum verba Lutheri magis quam 
Apollinis miracula, Verba inquam 
non tantum illa seria et (heologica, 
verum etiam in speliem Iudrica et 
levia. Cordatus Tagebuch p. 53. 


l. 

[1] Quando Deus verbum suum predieat, addit rem, ut verbum 
intelligatur. velut eum predieat erueem sequi verbum, [deo statim post 
auditum verbi erucem experiuntur pij, Ita praedieata fide, et quod 
fidem boni fruetus sequantur, fieri non potest, ut fide quis iustus sit, et 
bona opera non faeiat suo tempore, Et nisi hoe fieret, verbum Dei 
nemo intelligeret, faetum enim vere exponit verbum. Hoe vult Christus 
quum dicit!) Hec dixi vobis, ut eum faetum fuerit credatis. 


1) Joh. 13, 19, vergl, 16, 4. Erl. A. 57, 16, p. 635 d. M. 


9 


Praeeeptorem (quod tamen libenter vellem) non fecit Deus, sed 
vult Oratorem. 


3. 


Omnia peccata spiritualia impetunt sanetifieationem nominis Dei, 
ut si!) putet se eolere Deum Sanctus, qui in vana religione agit aut 
operatur seeundum traditiones hominum, aut qui falsum iuramento per 
Deum eonfirmat, aut qui per verba Sathanae falsa docens iaetet et 
iuret se veritatem Dei docere, Peecata autem corporalia non sie, Latro 
enim oeeidens, aut luxuriosus adulterans, non sie peecat, sed sequitur 
Sensum carnis suae. 

1) Velut vanae Religiones, Caeremoniae — traditiones — iura- 


menta — doctrina falsa p. 639 d. M., wo sich dieselben Gedanken in abweichen- 
der Form finden. 


4. 


[2] Futuram magnam omnium rerum esse mutationem certum 
est. quoties exploso aut vitiato ad aliquod tempus verbo, ipsum verbum 
rursus praedieatur, Veluti eum liberarentur Judei captivitate Babi- 
loniea, sequuta est Monarchiae Babilonicae mutatio et vastatio, Prae- 
dieato ex Sion Euangelio, perij Hierusalem, Romae praedieato 
verbo Dei, Roma eessavit esse Roma. Quid aliud habent exspeetare 
Germani audientes et eontemnentes verbum Dei !)? 


1) Eine alte Hand hat als Randbemerkung hinzugefügt: prophetia. Ab- 
weiehend Erl. A. 60, 165. 


1 


*). 

Papa etiam prudens esse cessavit, Stultieia enim est, quod usque 
adhue spetie religionis tentat deeipere, quam homines intelligunt im- 
posturam!) esse Satanae, Vi tentans stabilire regnum suum similis 
est stultieia, quia hoe non poterit. ?) 


1) Betrug, Täuschung. 2) Vgl. p. 638 d. M. 


> 


b. 


Leetione mansit verbum in papatu, non praedieatione. In sug- 
gestis enim semper textus Euangelij reeitatus est, quo etiam nonnullos 
salvos faetus!) esse certum est, adest enim sanetus?) verbo Christi’) 
vivifieans illud, quum vult et in quo vult.) 

1) Lies Factos. 2) Lies Spiritus sanctus. 3) Joh. 6, 63, 2 Cor. 3, 6. 
4) Vgl. p. 639 d. M. 

7. 


3|] Numquam magis audax in mundum venit quam est praedieatio 
Pauli!) qua Mosen tollit, id est legem Dei abrogat?), quod plane 
nihil aliud est quam politiam Dei et religionem tollere, Quis autem 
rationalis homo equaminiter hoe ferat? Hine oriebantur Paulo perpetuae 
eontentiones eum Judeis?), hine quoque faetum est, quod Paulus male 
audivit a pseudoprophetis, et Gallatae hae eausa ab eo direpti sunt 
et tota Asia, quin et ipso mortuo male audivit aliquamdiu, quod saepe 
in Chrisostomo?) legitur. 


1) Vgl. p. 639 d. M, wo es heisst: nulla unquam in mundum venit magis 
vehemens et audax praedieatiu quam Pauli, qua semel videtur tollere omnem politiam 
et religionem ete. lfiernaeh würde im obigen Absatze praedicatio besser hinter 
venit zu stellen sein. Vgl. zu diesem und den folgenden Absätzen auch Erl. A. 55, 
275. 2) Róm. 5—11. 3) Ueber die Conflicte des Apostels Paulus mit der Mutter- 
gemeinde in Jerusalem sowie mit andern kleinasiatischen Gemeinden vgl. Kurz, 
Lehrb. der Kirchengesch. p. 42, 43. 6. Aufl. Mitau 186%. 4) Juh. Chrysostomus, geb. 
um 347 zu Antiochia, 397 Patriarch von Constantinopel, gest. 407. 


5. 


Si Moses non ablegasset se ipsum ab offieio suo Deute: 18!) 
Suseitabit Deus prophetam, hune audies, quis unquam potuisset aut 
debuisset etiam credere Euangelio? Hine orta est magnifiea aceusatio 
Steffani Aet. 0, quae magnum robur habet apud omnes Judaeos. 
Audivimus (inquiunt) verba eontumeliosa eontra Mosen et Deum 
ipsum.?) Item adversus loeum sanetum et Legem, adversus instituta. 
Quot hie numerant artieulos fidei, eontra quos testifieantur peccasse 
Steffanum? Nee vane quidem, visus est enim loqui adversus Deum et 
omnem sanetitatem Legis, Loci, eeremoniarum, personarum ete.*) 

1) Deut. 18,15. 2) Act. 6, 13. 3) Vgl. Rebenstock I, 28b: in praesentia 
Doctoris Conradi Cordati M. L. multa dicebat de abrogatione legis per Christum 
recitans locum Rom. 8. 

uU. 


4| Predieare, necessitate salutis non esse servandam legem, 
perinde sunt Juteis, atque fueris Christianis!), si quis praedicet 
Christum non esse agnum Dei, qui tollit peeeata mundi. 


3 


1) In dieser Form sinnlos. Da es p. 641 d. M. heisst: Legem non iustificare, 
perinde est Judaeis atque nobis esset, si quis ti (cat), Christum non esse agnum dei 
ete, da ferner die späteren deutschen Tischreden (Erl. A. 58, 276) Folgendes bieten: 
„Denn predigen und lehren, dass das (Gesetz halten sei nicht nötig zur Seligkeit, 
war bei den Juden gleich so viel und so ein grosser Griuel zu hören, als wenn 
einer bei den Christen predigte und sagte, Christus wäre nicht Gottes Lamm, das 
der Welt Sünde trägt, so wird daher zu lesen sein: atque fuerint (se. illu verba) 
Christianis. 

10. 


Paulus liberam Legis observantiam ferre posset aequaminiter, 
at hoe aeque nolebant Judei, ut nune Papistae, qui modis omnibus 
volunt eaeremonias suas servari oportere ab eo qui salvus vult esse, 
ideo ut Judei, ita peribunt Papistae.!) 


1) Vgl. p. 641 d. M. Erl. A. 58, 276. 
11. 


Privatus si Christianus es, ne irascaris ullo!) hominj, Ira enim 
gehort Ins weltlieh Regiment, nieht in Euangelij oder eins einsamen 
Christen leben. 

1) Für ulli. 

13. 

Die Eyseufresser!) audaees sunt blasphemando, non viriliter 

audendo. 


1) Ein Prahler, der gleichsam Eisen zu fressen vorgiebt, ein sich selbst vor 
dem Härtesten nieht scheuender Krieger. Vgl. da stehet der spruch, wer nu eyn 
eysen fresser ist, der beysse yhm eyne schartten. Das ander teyl widder d. 
liyml. propheten 1525 Mjb. Andere Belegstellen bei Dietz p. 523. 


12. 


Christianus dupliei obedientia ligatur, Dei et sui Prineipis, 
et illae duae obedientiae non solvuntur nisi quando princeps mandat 
quod eontra Deum est, tamen eum!) magis obediendum est Deo 
quam hominj. 

1) Lies tum ei se. Christiano. 


14. 


5] Adeo Euangelieos audio faetos esse sponsos nostros et 
sponsas, ut dedignentur veteri modo offam!) dare Schoraribus?). 
Ideo profecto id instituam, ut eum eontrahentes venturi sint in templum 
nihil eis eantetur. quam O du armer Judas?), Ipsi didicerunt adeo 
liberi esse, ut nos solos cogant per omnia servire eis, porro ipsi nee 
unum obulum volunt nobis dare, Imo quae absque et sine iis habemus, 
non favent nobis, Das ist aueh reeht, den sie mussen die leuthe nieht 
sem, die vns moehten lohnen. 

1 Bissen. 2) Lies Seholaribus. 3) Die Anfangsworte des sogenannten 
Judasliedes, vgl. Hoffmann v. Fallersleben, Gesch. d. deutschen Kirchenliedes, 
3 Ausg. M. 230, Wackernagel, das deutsche Kirchenlied IL, p. 465. Die Judas- 
strophe lautet: 

O Du armer Judas, was hastu gethon, 
Das du deinen Herren also verratlien hast! 
Darumb mustu leiden in der Helle pein, 
Lucifers geselle mustu ewig sein. 
Kirie eleyson. 
1* 





Am Schlusse seiner Schrift „wider Hans Worst* 1541 überträgt Luther diese 
Strophe auf den Herzog lleinrieh v. Braunschweig W. „Der arme Judas“ schon 
bei Wolfram v. Eschenbach, Pareival 219, 25. Vel. auch die Redensart „Jemandem 


den Judas singen“. Historie v. Dr. Joh. Fausten Frankfurt 1577, p. 14, 213. 


15. 

Indignum esse inquiunt Anabaptistae Infantem puerum bapti- 
zari, quod non eredat, quasi vere sequeretur Dignum esse Baptismo 
illum, qui eredit et fidem habet, An hoe non esset rapere quod Dei 
est? Solus enim Deus est qui baptizat, non ergo gratis baptizat, sed pee- 
eatorem Baptismi indignum baptisat!). Imo dignum damnatione bapti- 
zat, Igitur qui non vult errare aut decipi ne dieat se baptizatum esse. 
quod erediderit, Sed de hoe glorietur. [6] quod ipsius Dei manibus sit 
baptizatus, Sin eupiveris rebaptisari? Negas te a Deo Baptisatum esse. 
quod impune non feret Deus, euius opus tu homo irritum facis, Jussit 
enim in nomine eius Baptismi.?) 

1) Hier und zweimal gegen Ende des Absatzes baptisare für baptizare. 
Vgl. auch den folg. Abs. *) Man erwartet: in nomine suo Baptizari. Vgl. Erl. 
A. 51, 61, p. 641 d. M. 

10. 

Haee aperta verba, Baptisate omnes gentes. item mandatum 
Christi, et ad hee duo aeeedens exemplum Eeelesine, quae infantes 
ultra mille annos baptizavit, urgent me. ne illo modo credam Ana- 
baptistis, nee sinunt ut rebaptizer.!) 


1) vgl. Erl. A 57, 67. 
17. 


Baptismum esse oportet, ubieunque sunt Christiani, et Christiani 
sunt, ubi est Baptisinus. Opus enim suum non patitur Dens inane esse 
et sine omni fruetu, Si enim pluvia in Coelo sine fructu non est, quae 
corporalis res est, et quam deus passim eadere sinit super omnes homines. 
quomodo sine fruetu erunt Sacramenta, quae ordinavit et instituit Deus 
filijs suis, quos sanguine Christi generavit? Sacramenta, Bibliam, certas 
eaeremonias Christianorum etiam inter haereticos esse oportet, qui volunt 
ferre seu voeare noinine!) dominj, Sine illis quidem nemo, ne nomine 
quidem est [7] in populo Dei, nee vere neque seeundum spetiem, Falsa 
fides est opus hominum, igitur est sine bonis fruetibus. At fides vera 
quae est opus Dei immediate ?), sine bonis operibus esse non potest, Ideo 
wo gott die Tautfe lest stehen, et praedieari Euangelion, haee non 
redibunt vacua. 


1) qui nolunt ferre seu vocare nomen domini? Vgl. Erl. A. 57, 68. 
2) Immediatum ? 


18. 
Quod Deus mandavit (nt praedieare, Baptizare, panem dare do- 
minieum) das ist nieht unser werek, et nos ea non facimus.!) 
1) Vgl. Erl. A. 57, on. 
19. 
Wir müssen vns Halten wie Gott. qui perdidit!) et profundit 
omnia. perdit eoelum, terram. aurum, argentum, frumenta, Et solem 


» 


suum sinit oriri super bonos es malos, quorum semper maior numerus 
fuit quam bonorum. 

I) Perdit ? 

2t). 

Non putassem primos meos eommentarios ad Gallatas!) adeo 
infirmos esse, O sie taugen nymer pro loe seeulo, fuerunt tantum prima 
laeta mea eontra fiduciam operum. 

1) Vorlesungen über den Galaterbrief seit 1516, Erste Ausgabe des comment. 
in Epist. ad Galatas 1519, weitere Vorlesungen über denselben Brief Winter 1531 —1532, 
zweite Ausgabe desselben 1535. Vgl. Erl. A. 55, 382. 


2]. 


Sera experientia est ex longo temporis abusu, et animus nihil 
pensi habens nunquam pervenit ad experientiam. 


22. 


[3] De sua Anirahtac!) dieebat?), Se eam pluris ducere quam 
totum Franciae regnum et Dominationem Venetorum, primo quod 
dono ei data esset, Illa bona Dei ereatura a Deo, Et ipse rursus do- 
natus esset eidein, Seeundo quod longe maiora vitia audiret passim de 
alija mulieribus?), quam in ea invenirentur, Tertio abunde sat caussarum 
in ea esse, ut amaretur, quod fidem non frangeret thori, Deinde quod 
Mater esset, et talis quidem, quae eito eoneiperet, et pareret cito ete., 
qualia si sola maritus saepe contemplaretur, faeile.superaturum Satanae 
diseidiae*), quae plerumque effieeret inter Conjuges.*) 


. D) Umgekehrt für Catharina. Luthers Gemahlin Catharina von Bora aus 
einem alten Meissnischen Geschlechte, geb. 1499, gest. 1552. 2) sc. Luther. 3) Erl. 
A. 61, 209 Eheleuten. 4) Lies discidia. 5) Die Worte von: quod fidem — — pareret 
rito fehlen in den späteren Tischreden ganz. 

23. 

Impijs omnis ereatura est aperta pariter et abscondita, Esse 
eumi ei!) omnem ereaturam?), ut?) Asino est Ros marimie*) ad manden- 
dum objeetus, Putat enim se foenum mandere, Est etiam eis aperta, 
quia vident eam, Abseondita vero, quia non eontemplantur in Creatura 
creatorem. 

1) Lies eis, vgl. die folgenden Worte. 2) sc. dicebat (Luther). 3) Lies ut si. 
I) Lies Ros marinus. Vgl. Erl. A. 57, 154. 


24. 


[9] Rustieis omnibus sum inimieissimus, quia cum sedeant in 
loeo benedictionis Dei, et minimas ant nullas habeant oceasiones pec- 
andi, in omnibus et maximis peeeatis versantur, Magistratum vero 
qus non diligat etiam peecantem, quum ij qui praesunt coacti et 
neeengario saepe peeeant, ae tantu maius ae saepius, quanto in majore 
sunt Magistratu seeulari sive eccelesiastieo? Porro Tyranni Satanae 
sunt in terra vicarij. 


De 


25. 

Si in Ministerio Dei et eoniugio non essem, abirem, quo homo 
neseiret me venisse. Faeturus autem essem hoc prae ira, et impatientia 
adversus ingratum mundum, mundum fugiturus, Non propter ulla 
peccata earnalia, Drumb ich nieht ein Dreek wolt gehen, sed propter 
ipsummet malum mundum, quoniam est eontemptor Dei, et blasphemia 
eius et omnium, quae vere Dei sunt. 


30. 
Quisquis privatus, privata curet, Sieut Medieus non eurat homi- 
nem, sed Soeratem, et magistratus!) eurat eorpus publieum. Ideo 
in maximo diserimine versatur. 
I) non curat? 


27. 


[10] Juristae inquiunt, Definire perieulosum esse, At Ecelesiasti- 
eorum perpetuum !) esse debet, Ipsorum enim est docere certa, Alioqui. 
quid faeiet dubia conseientia consolationem rogans, si opinionibus re- 
sponderis non firma ac certa doetrina??) 

1) Perpetuum — beständig; Adv. für in perpetuum. — 2) Statt dieser 30 Worte 
haben die späteren deutschen Tischreden (Erl. A. 62, 217) deren fast 90 (!), ohne 
auch nur irgend einen neuen Gedanken hinzuzufügen! 


28. 


Hieronimus!) neque Theologus est neque Rethor, sed homo 
rimilis illi, quem nostro tempore Altensteiss nominant. Augustinus?) 
propter contentionem eum Pelagianis magnus effectus est, ct fidelis 
adsertor gratiae. Gregorius?) Caeremoniarius est, et adeo iustieiarius, 
ut peeeatum esse mortale auderet statuere, si vel bombum easu emiseris. 
Ambrosius?) vero Simplex fidei, eontra fidueiam operum adsertor°); 
si eontradietores passns fuisset, faeile omnes antecelleret. 


]) Sophronius Eusebius Hieronymus geb. 331 oder 341 zu Stridon an der 
Grenze von Dalmatien und Pannonien, 37* Presbyter in Antiochien, von 396 bis zu 
seinem Tode 429 Vorsteher eines Klosters in Bethlehem. — 2) Aurelius Augustinus, 
geb. 354 zu Tagaste in Numidien, 395 Bischof von Hippo Regius in Numidien, gest. 
430. 3) Gregor von Nazianz, geb. zu Arianzus ums Jahr 32*5, gest. 390. Er wird 
in den deutschen 'Tischr. öfters in Verbindung mit llieronymus, Augustinus und 
Ambrosius und anderen erwähnt. Vgl. Erl. A. 62, 100, 105, 117, 121. 4) Ambrosius, 
geb. um 335 oder 340 zu Treviri, seit 374 Bischof von Mailand, gest. 394. — 5) sc. est. 


2, 


Eeelesiam esse, artieulus fidei est, quod fide comprehendatur. 
non oeulis. Ad hee!) Deus eam abscondit miris modis, nune [11] pec- 
eatis, nune dissensionibus, Erroribus, Nune infirmitate, offendiculis, mor- 
tibus piorum et multitudine Impiorum ete. Adeoque abscondit, ut ci 
etiam Apostolorum in hoe opus fuit?) dissensione, quomodo est videre 
in eontentione Pauli adversus Petrum), Item in dissensione Marci, 
Barnabae et Panli.*) Et tota Asia. Regio multis nominibus ela- 
rissima, non ob aliam caussam eredenda est descivisse a paulo, nisi 








7 


ut abseondita esset Ecelesia, quae certe erat in Asia, sed in paueissi- 
mis, et qui Deo erant cogniti.) 
Jj) Ad hoe? sc. ut fide comprehendatur. 2) Lies fuerit. — 3) quomodo est 


videre — wie man auch sehen kann? Erl. A. 59, 145 wie man siehet, da sich 
S. Paulus u. s. w., Galat. 1, 14. 4) Act. 15,39. 5) Vgl. num. 7. 


30. 
Ein ketzer, inverso termino, heisst recht ein Botzer!) von den 
G otzen die sie anbeten, ein iglicher eim sondern, vnd den er yhm er- 
dacht hath. "Tol heiling ist apertissimus et aptus terminus, quo nomi- 
netur haeretieus. — ^ 


1) Gotzer? In Bezug auf den Gedanken vgl. Erl. À. 57, 364 Absatz 2. 


31. 

Erfordi invenit Lutherus hune versum inseriptum eooperto !) 

antiquissimi libri: 

Versus amor?) mundi eaput est et bestia terrae. 
Verte in?) .Amor* et „Roma“ erit. .Bestiam* autem dieens totam 
Apcealipsim eitat adversus Papam.*) 

1) Als Inschrift auf dein Deckel. 2) Das umgedrehte amor. 3) Inverte? 
4) Der obenstehende Vers findet sieh auch bei Lauterbach p.19, Erl A. 57, 334, 
jedoch in anderem Zusammenhange. 

32. 

[13] Verbum Domini manet in eternum ?), Sie enim vertit 
Lutherus, Quod ad primas literas attinet?) Vniversa disciplina mo- 
nastica inanis est, Item verbum Diaboli manet in Episcopis. 

1) Jes. 40,8, 1. Petri 1,25." Der Wahlspruch des Kurfürsten Joh. des Bestän- 
digen von Sachsen, den er 1529 vor seiner Herberge in Speier anbringen liess. 
2) Was die Anfangsbuchstaben anbetrifft „V. D. M. I. E.*, so können sie auch be- 
deuten: Vniversa Diseiplina Monastica Inanis Est, oder: Verbum Diaboli Manet In 
Episcopis. 

35. 

Mea quidem sententia est, multos reges Israel, qui pessime 
regnaverunt, salvatos esse, Morientes enim invoeaverunt nomen dei 
Israel, Et peeeata faeile sunt eis eondonata, Videtur autem hoe eertum 
esse de his, de quibus seriptum est, et dormivit eum patribus suis !), 
id est eadem?) fide, qua patres sunt mortui. De iniquo Achab magnum 
testimonium salutis legitur, Deo ad prophetam dicente, An non vidisti 
bumiliatum Aehab??*) Salomon sat testimoniorum salutis habet in 
Seriptura. (Hoe respondebat^) contra mé*), quia ego conten- 
debam Salomonem damnatum esse.)®) 

I) 1 König 11,20 u. s. w. 2) Eadem in. — 3) 1 König 21, 29. 1) Luther. 
5) Cordatum. 6) Eine alte Hand hat den letzten Worten gegenüber an den Rand 
geschrieben: collegit ergo hec, conversatus cum Luthero. Einige ähnliche Gedanken 
Erl. A. 58, 390, 61, 202. Der Satz mit Achab öfters. Vgl. Erl. A. 61, 142. 


34. 


Duo sunt Lex et Euangelium. Lege a vitijs vult!) repressos 
impios, et hypocritas operum?) arcet per eam, ut si aliud nolunt [13] 


SÉ 


8 


quam operibus eonsequi salutem, ex Lege illa discant, quae abunde 
deseribit?) opera. Euangelio autem consolatur?) mestos, infirmos, 
afflietos et omnes, quos propheta numerat Esa: 0.°) Illis enim dicitur. 
eonsolamini Consolatione, quia ego remitto vobis peeeata.") Quid am- 
plius dehuit faeere Deus quam Lege humiliare superbos et sanare per 
Euangelium? 

1) sc. deus. 2) Erl. A. 5*, 2*5 „die hoffärtigen Ileuchler und Werkheiligen“. 
3) Anordnen, bestimmen, im Sinne von praescribere. 4) sc. deus. 5) Lies 
Esaias 61 (v. 1—3). 6) Matth. 9, 2. 


30. 

Ridens sapientiam qua esse volebat sua Catharina!), Creator 
formavit maseulum lato peetore et non latis femoribus, ut capax sedes 
sapientiae esset in viro, Latrinam vero, qua stereora eijeiuntur, ei par- 
vam feeit, Porro hee in faemina sunt inversa, ideo multum habent ster- 
eorum mulieres, sapientiae autem parum.?) 


I) sc. dicebat Lutherus. 2) Vergl. Erl. A. 61, 215; 57, 272. 


30. 

Friderieus') dixit, Se animadvertisse, quod, quantocunque sub- 
tili invento rationis aliquod inveniri posse?) et abtrudi?) subtilius, solum 
autem verbum Dei esse), quod invietum staret, et Euangelium [1-1] 
esse super omnem eaptum rationis, quod animadvertisset ex responsio- 
nibus Christi, velut illa est una de eensu?) Item de Johanne, an 
Baptismus eius e eaelo esset aut non.) 


1) Friedrich der Weise von Sachsen, geb. 1463 zu 'l'orgau, gest. 1525, Kurfürst 
von 1486 — 1525. 2) Lies posset. 3) Für abstrudi. 4) Vielleicht: solum 
tamen v. D. esset. 5) Matth. 22, 11—21. 6) Matth. 21, 25. Vgl. Erl. A. 57, 
42; 61, S6. 


A. 


Quomodo nemo potest exprimere, quam impia sacrorum propha- 
natio sit Missa, ita nemo dieere potest, quantam illa peeuniam per- 
derit et?) perierit per ipsam. 


1) sc. quanta pecunia. Vergl. Erl. A. 60, 404. 


38. 


Rursum ridens suam Catharinam multiloquium !) dieebat, an 
praedieatura tot verba orando praemittere vellet? Aut mulieres num- 
quam praedieaturas, quia non orarent ante praedieationem, Aut Deum 
longa earum oratione fessum eas a praedieatione prohibiturum.?) 


1) „Ein viel Geschwätz“, wenn nicht multiloquam zu lesen ist, Erl. A. 
61, 215 „lachte er seiner Käthen wegen viel Waschens und Gesehwützes. 2) Der 
Gedanke soll doch sein: Weil die Weiber vor ihrem Predigen nicht beten, so werden 
sie entweder niemals das Predigen sein lassen, oder wenn sie vorher beten, so wird 
sie Gott, dureh ihr langes Gebet ermiidet, bald erhören und somit am Predigen 
hindern. Es scheint daher in praedicaturas ein Fehler zu stecken und wird wol 
zu lesen sein praedicare desituras. 


ki 


49. 


Mulieres natura habent Rhetorieam, quam magno studio viros 
oportet aequirere. At hoe verum est in Oeeonomicis, In politieis enim 
mhil valet haec Rhetoriea, et viri ad eam ereati sunt, non mulieres.!) 

1) Vgl. Erl. A. 61, 215. 

40. 

[15] Daniel!) dixit, Anti Christum non euraturum Deum neque 
mulierem, id est Papam nee habiturum Deum nee legitimam conjugem, 
Npreturum religionem, Politiam pariter et Oeconomiam, Quem ad mo- 
dum enim mulier praeest Oeconomiae, Ita omnis Politia est propter 
mulierem, et educandam ex muliere gubolem, Et hoe vult dieere, Anti- 
Christum eontempturum leges, ordinationes, statuta 2), iura omnia, mores 
bonos, Contempturum reges, principes, regna et plane omnia, quae sunt 
eweli et mundi et magnifieaturum tantum sua inventa.?) 


1) 12, 1. 2. 2) Corrigiert aus: instituta. 3) Vgl. Erl. A. 60, 177, auch 287, 294. 


41. 


Valde exili incommodo abscondit Deus sua dona, ut ipsa feteant ! 
hominibus, velut Theologiam abseondit adolescentibus, per hoe, quo 
non habeant?) pinguia stipendia Theologi, quemadmodum a. coniugio 
arcentur ipsi, non tam propter magna mala.) 

1) Foeteant — übel riechen. 2) Habent? 3) Vgl. Erl. À. 57. 11U. 


42. 


[16] Petrus!) praedieat Christum in hoe natum esse, ut resti- 
tuere omnia, id est ut nos redueeret ad cognitionem nostri, et in hoe 
unum obtruditur nobis universa ereatura, ut in ea eontemplemur erea- 
torem, quod tamen fit foeliciter, quum vel parum?) fidei apprehendimus 
ex primo Artieulo fidei. 

1) Erl. A. 585, 11 Paulus, vgl. Ephes. 1, 4, Col. 1.22. 2) In abgeschwächter 
Bedeutung nicht viel. 

43. 

Germanis nihil deest rerum, omnia enim habent, At quia ger- 
manis deest scientia rerum et diligentia, ideo nihil habent, quia rerum 
usum non habent.!) 

1) Erl. A. 62, 414. 

44. 

Quemadmodum paterfamilias dieit suae familiae, Esset, trincket, 
Last mich vmb euch sorgen, tantummodo studiosi sitis meae voluntatis, 
Ita Deus non curat, quid edas aut bibas vel quomodo vestiaris, Sed 
hoe requirit, ut voluntati suae te eonformes.!) 

1) Vgl. Erl. A. 60, 390. 

45. 

Papa plane ex omnibus, quae sunt in mundo, peeunias cudit, 
solo infantium Baptismo excepto, quod illi nudi et sine peeunia naseantur, 
alioqui neque illis parsurus j ete. 


Le ) In ungemein weitschweifiger Form finden sich dieselben Gedanken Erl. 
A. 60, 228, 





10 


40. 
[17] Mirericors Deus propitius mihi sit peeeatori et det mihi 
gratiam et sepulturam, mundus enim me ferre non potest neque ego 
mundum. 


47. 


Adeo horrendum est verbo'), ut, si viderem omnes angelos et 
audirem diversum?) eolloqnentes, non modo non moveri deberem ad non 
eredendum alieni loeo Seripturae. verum etiam oeulogs eladere?) et 
aures, neque enim aspeetu dignandi?) essent neque auditu.) 

I) Solehe Furcht (Ehrfurcht) muss man vor dem Worte Gottes haben. 
2) sc. a verbo, was mit Gottes Wort im Widerspruche stelit. 3) Lies claudere. 
4) sc. angeli. 5) Vgl. Erl. A. 62, 414. 


48. 


Sieut ipse Christus, sie nos sumus in mundo, seilieet invisibiliter. 
et quod nos, qui Christo credimus, mundus non agnoseat, sieut!) et 
Christum non agnoseit, qui eerte est in mundo, seeundum id Ecce. ego 
vobiseum.?) 

I) Sic? 2) Matth. 25, 20, Erl. A. 5*, 99. 


19. 


Duo sunt in mundo, quorum sollieitudine tenetur Christianus, 
verbum et opus Dei. | 


a. 


|18] Papa, postquam Doctor esse desijt, factus est servus men- 
sarum, quod omnes Deeretalis!) eius testifieantur. Im quibus nihil 
penitus agit Theologiearum rerum, facetus servus mensae, tria. studia 
amplexus est, Primum, ut omnia agat pro stabilienda sua domina- 
tione, Seeundum. ut Reges et Principes per summa odia eolliget 2). 
quotieseunque alieui ex summis. vult nocere, In hoc aperte malus est. 
In tertio autem suo studio oceultatissimum agit Satanam?), eum quasi 
henefieus solvit odia, quae inter eos paulo ante eonflaverat. Neque 
in*) ante faeit, nisi quum id obtinuit. quod voluit. Porro, quod veri- 
tatem verbi Dei pervertit, hoe non agit ut Papa, sed ut AntiChristus, 
et verus Dei adversarius.’) 

1) Lies Decretales. ?) Verbindet, aneinander bindet, im Sinne von zu- 
sammen hetzen. 3) Spielt er aufs heimlichste den Teufel. 4) Lies id. 
5) Vgl. Erl. A. 60, 213, 379. 


1. 


Philippus Mel: ) Erasmus?) Hoterodamus dixit, Postquam pa- 
trem Theologi invenerunt et filium, addiderunt et spiritum. sanetum, 
ut bellum haberent munerum. 

I) Philipp Melanchthon. (Schwarzerd oder Schwarzert?, von Reuchlin grae- 
cisiert und seit 1531 stets Melanthon geschrieben), geb. 1497 zu Bretten in der 
Rheinpfalz, gest. 1560. 2) Desiderius Erasmus von Rotterdam, geb. 1467, gest. 
1537. Einer der Hauptvertreter des Humanismus, der geistreichste und gefeierste 
Gelehrte seiner Zeit. Luthers Gegner seit 1524. Vgl. Erl. A. 61, 112. 


11 


92. 
[19] Cnm quidam!) dixisset in Comieijs Augustanis?) ad P. 
M.3), Philippe was wolt yhr anfahen*? respondit continuo Vincere.) 


I) Matthias Lang, Erzbischoff von Salzburg. 2) 1530. J) Philippum Me- 
lauthon. 4) Ueber Matthias Lang vgl. Erl. A. 60, 121, 356. 


9d. 

Saltzburgensis Episcopus contendens eodem tempore!) eum 
Stromer?), viro Consulari a Norinberg?) Et ut vineeret, allegant 4) 
magnam illam peeuniam, quam rex Gallorum captus Carolo dedit Im- 
peratori pro sua redemptione ?, Deinde subintulit, wie wolt yhr euch 
nn halten? Respondit, Gott dem Hernn wollen wir die sach befhelen, 
Ad haee Langius*) Das hette mir ein Gans wol gesagt. Scilicet sie 
loquebatur tantus Episcopus de negotio verbi Dei, de quo tune eon- 
trovertebatur iuxta?) serio magno et magno perieulo Germaniae, et 
eum homines audiunt spem suam in Deum ponentes, ita loquuntur 
Episcopi. 

1) 1530. 2) Dr. Heinrich Auerbach, geb. zu Auerbach in der Oberpfalz 1482, 
gest. 1542. Er hiess eigentlich Stromer, wurde Professor und Ratsherr in Leipzig, 
war ausserdem eine Reihe von Jahren in anderen Diensten thätig, z. B. als Leibarzt 
des Kurfürsten Joachim von Brandenburg, des Erzbischofs Albrecht von Mainz, des 
Herzogs (zeorg von Sachsen u.s. w. Er ist der Erbauer von „Auerbachs Hof“ in 
Leipzig, dessen Keller dureh Dr. Fausts „Fassritt“ und durch die Kellerscene in 
Goethes Faust ein weltbekaunter und noch heute besuchter Ort geworden ist. 
3) Dass Stromer auch als Ratsherr in Diensten der Stadt Nürnberg gestanden habe, 
ist sonst nicht bekannt. 4) Die Worte von Saltzburgensis — - - allegant sind schwer 
zu verstehen. Vielleicht wird so zu lesen sein: Saltzburgensis Episcopus contendens 
eodem tempore eum Stromer viro Consulari a Norinberg, ut vinceret, allegant, 
inquit, magnam illam pecuniam ete. Das wiirde heissen: Der Erzbischof von Salz- 
burg stritt sich zu derselben Zeit (1530) auf dem Reichstage zu Augsburg mit dem 
Ratsherrn Stromer von Nürnberg, und um mit seiner Ansicht Recht zu behalten 
sagte er: Man schickt (niümlich nach Augsburg) jene grosse Geldsumme etc. 
») Franz I. von Frankreich (1515 — 1547), gefangen in der Schlacht von Pavia, be- 
zahlte im Damenfrieden von Cambray 1529 jene Geldsumme (2 Mill.) nicht für seine 
Befreiung, sondern für die seiner Nöhne, die er 1526 im Frieden von Madrid als 
Geiseln gestellt hatte. 6) Der vbenerwähnte Erzbischof. 7) Wohl im Sinne 
von cium. 

54. 


Mundus non vult Deum habere pro Deo, nee Diabolum pro Dia- 
bolo!), ideo eogitur habere viearios ipsorum Papam et Magistratum. 

1) Vgl. Erl. A. 57, 2*0. 

s. 

[20] Ad pastorem in Zwiccaw, virum optimum Haussmann !) 
dixit, Mi vir, si postulaveritis ex omni substantia mea, quaeeunque vobis 
commoda sunt aut necessaria, summum beneplacitum mihi facitis, Sin 
minus, summe me offenditis. Cum enim res meae sint pauperum, 
quomodo vestra non faciam omnia quae possideo? Quod autem 
nxor mea hortum emit, sibi, non mihi et contra me, non pro me.?) 
At quod eum ego?) obieeissem, Cur hoe ei permisistis inviti? respon- 
lehat, Ego nee praeces eius ferre possum neque laehrimas. ?) 


1) Nicolaus Haussmann, geb. 1479 zu Freiburg in Sachsen, 1521 Prediger an 
der Marienkirche in Zwickau, 1531 vertrieben, 1552 Hofprediger in Dessau, 1536 


13 
Nuperintendent in Freiberg, gest. daselbst 153%. Einer der vertrautesten Freunde 
Luthers. 2) se. emit. 3) Cordatus. 4) Dass Frau Käthe wider den Willen ihres 
Gemahls einen Garten gekauft habe, so dass Luther beim besten Willen nieht im 
Stande ist seinen beiden im Sommer 1531 aus Zwickau vertriebenen Freunden Hauss- 
mann und Cordatus so mit barem Gelde auszuhelfen, wie er es wohl gewünscht hätte, 
ist sonst nicht bekannt. Das kleine Gut Zulsdorf bei Leipzig kann hier nieht gemeint 
sein. Dieses übernahm Luther erst 1540 von einem Bruder seiner Frau. Auch der 
Ankauf eines Nachbarhäuschens mit Gärtchen fällt in eine spätere Zeit (1541), während 
die vorstehende Unterredung im Jahre 1531 stattfindet. Von seinem Garten spricht 
Luther seit 1524 öfter. Vgl. z. B. Köstlin II, 16%. Man versteht darunter gewöhnlich 
den zu seiner Wohnung gehörigen Klostergarten. Dieser aber brauchte nicht erst 
gekauft zu werden, da das frei gewordene Kloster nebst Garten Luther vom Kur- 
fürsten ‚Johann als Besitz überlassen war. Es scheint hier also ein anderer von 
Luther käuflich erworbener Garten gemeint zu sein. 


90. 
Ad me!) eum Witembergae agerem propter Verhum?) quoties 


dixit: Cordate, Si vos pecuniam non habetis, ego aliquot adhue ha- 
beo eyphos?) argenteos. 


I) Cordatum. 2) Vom 9. Mai 1524 bis August 1525. 3) xugos ist nach dem 
Etymol. Magnum 549, 7 ein „hohles Gefäss, Kufe“. Wahrsceheinlicher erscheint cy- 
phus corrumpiert aus der Form cyathos, welches wiederum auf das griechische 
zvados „Becher“ zurückzuführen ist. Ueber silberne in Luthers Besitz befindliche 
Becher vgl. Köstlin II, 170, 495. Obige Worte sind also 1524 oder 1525 ge- 
sprochen. 


57. 


Cum ego!) praedieatorem Haussmann pastorem Zwiceaviae 
gequutus fuissem, populum et ingratum et sediotiosum ambo deserentes, 
diecbat?) nobis ei assistentibus, Non tam chari essent mihi sexcenti 
donati floreni, quam eharum mihi est utrumque vestrum abijsse, vos 
salvos?), et utrumque meeum sedere, Tanta erat in viro Charitas 
proximorum.) 

1) Cordatus. 2) Luther. *) Haussmann und Cordatus waren in Zwickau 
mehrere Male ihres Lebens nicht. sicher gewesen. — 4) Ueber die langwierigen 
Streitigkeiten, die 1531 zur Entlassung von lHaussmann und Cordatus aus ihren 


Aemtern in Zwickau führten vgl. Gótze: XIV. Jahresber. der Altmärk. Verf. f. G. 
p. 621f., Kóstlin II p. 27$ ff. Obiges Gespräch fällt also ins Jahr 1531. 


58. 

[21] Quod multae privatae dissensiones et alia multa ineommoda 
sunt in imperio Romano, hoe non siluit Daniel!), eum loeutus est 
de regno partim infirmo. 

1) Dan. 5, 17—28. 

9. 


sententia illorum, qui putant Caelibatum in hoe invenisse 
’apam, ut ditiores redderet Sacerdotes, sine uxoribus viventes et li- 
beris, falsa est, Per spetiem enim religionis, quam prae se fert Caeli- 
batus. Papa se et omnes suos ad summas opes subvexit et tantam 
authoritatem, ut reges habeat sub pedibus suis.!) 


1) Einige ühnliche Gedanken Erl. À. 61, 293. 


13 


60. 

Cum in hora mortis nostrae exituros nos portam exituri sint an- 
geli Dei!) ut in sinum Abrahae nos deferant, quid ergo me?) no- 
egerit, Ob mich ein geitziger paur plagt mit thewrung, Ein seharr- 
hans?) mich mit fussen tritt, oder ein zorniger fürst mir den kopft 
abreysset ? 

1} Diese auf Lue. 16, 22 anspielenden Worte sind in dieser Form wohl nicht 
verständlich. Ich vermute, dass Cordatus schrieb: eum in hora mortis nostrae exi- 
turos nos portam exeepturi sint angeli Dei, d. h. da in unserer Todesstunde 
(rottes Engel uns, wenn wir in das Himmels Thor eingehen wollen, in Empfang 
nehmen werden, um uns in Abrahaıns Schoss zu tragen u.s. w. 2) Für mihi. No- 
cere kommt bei Cordatus öfters mit dem Acc. vor. Vielleicht im Sinne von schä- 
digen? 3) Ursprünglich ein „schnarchender d.h. ein derb anfalirender, grossthuender 
Hans (Mensch)“, daun „Held durch Maul und (seberde“, vgl. Weigand II p. 551. In 
derselben Bedeutung seit dem vorigeu Jahrhundert das Wort Bramarbas (Grossprahler 
mit Heldenthaten). Vgl. auch Eysenfresser n. 12. 


61. 

[22] Aggeres cireum Witenbergam faetos!), non profuturos, 
quod sine invoeatione dei essent incepti, eum neque plantam transferre 
lieeret Christiano Deo suo ante non invoeato, Quod autem murus adeo 
magnus, longus et altus destrueretur, qui in uno aut altero anno neque 
aedifieatus esset, neque posset reaedifieare, hoe signum habere traditionis. 
Deinde addebat, In den geferlichen Zeiten Hab ieh nichts fur diese 
lueken zu stellen, den eynenn pater noster.?) 

1) sc. dicebat Lutherus. 2) Im Jahre 1530 legte Hans von Metzsch, Kur- 
fürstlicher Stadthauptmann zu Wittenberg neue Befestigungen dort an. Im folgen- 
den Jahre 1531 wollte Metzsch sogar einen 'l'eil der Stadtmauer einreissen lassen. 
Da verwandte sich Luther bein Kurfürsten für die um ihre Sicherheit besorgte 
Stadt. Köstlin Il, 452. Nach Cordatus waren also bereits Notdämme aufge- 
worfen, die bis zur Wiederherstellung der Mauer als Ersatz dienen sollten. In 
diesem Zusammenhange wiirde also quod autein - - distrueretur mit „dass aber — 
eingerissen werden sollte“ zu übersetzen sein. Obenstehende Worte hat Luther 1531 
gesprochen. 

62. 

Quidam dicebat Johannis epistolam simplieibus verhis seriptam 
esse, et faeile posse intelligi, Huie respondebat, Ja sie ist leicht, aber 
niemand wil yhr naehdeneken !) 


1) Vgl. Veit Dietrich: collecta ex colloyq. 7!. 


63. 

Cum pullos recenter exeubatos Luthero attulisset uxor, dice- 
bant:!) Si rustiei statum et eonditionem suam intelligerent, statim in 
paradiso essent, Esse?) autem in Paradyso, esse Dei cognitionem 
absque peeeatis, Rustici autem agunt in medio ereaturarum Dei, ex 
quibus Deus conspicitur ete.?) 

1) Lies dicebat. 2) sc. pullos. 3) Abweichend Erl. A. 57, 159, 292. 
Luther denkt wohl an den Vers des Vergil Georg. IT, 458: O fortunatos nimium, 
sua si bona norint. Vgl. auch Erl. A. 61, 352, 353. 


64. 


[23| Praetereuntes, ter repetitum, faeit hexametrum versum, 
seeundum numerum syllabarum pariter et sententiam, quae certe re- 





14 


quirit Suppositum, Appositum et aliquem post se easum.!) Sie autem 
editur: 

Praetereuntes praetereunt es (sieut thesaurum infossum) 

| praetereuntes, 

Id est ignari, quod istie sit infossum es. Dieebat?) autem talia 
esse ineidentia?), non ingenium, quod nequit ingenium, casus faeit.t) 

1) In Bezug auf den angeführten Vers würde praetereuntes das Sup positu m, 
das Prädikat praetereunt und die prüdikative Apposition praetereuntes das 
Appositum und es der Casus sein. 2) se. Lutherus. 3) Eintülle. 4) Der obige 
Vers findet sich auch in Luthers Handpsalter, wo Folgendes vorangeht: Augu- 
stinus, vel hodie vel eras sit, futurum est, debitum est, reddendum est, moriendum 
est. lfaec verba Magister Cellarius (t. 1542 in Dresden) in janua scripta legit et 
relegit quatriduo ante mortem. Kummer, Tischreden (bei Lauterbach p. 29, Note) 
p. 424b 

65. 

Christiani eoguntur ferre tres persecutores, Malos, peiores. 
pessimos, Primi sunt Tyranni, qui persequuntur nos potentia, et 
peeeant eontra patrem, euius est omnis potentia seu potestas, Secundi 
sunt seetarij, qui peeeant humana sapientia eontra divinam sapientiam 
filij Dei, Tertij sunt falsi fratres, quorum peceatum est ex mera 
malitia eontra bonitatem spiritus saneti, Ideo peecant peeeatum irre- 
missibile, et sunt pessimi, Judas simplieiter sunt. De quibus Christus. 
qui edebat ete. in psalmis et in Euangelio ultimo!) de eis?) questus est, 
Supplantant et edunt panem nostrum, id est audiunt praedieationem 
uostram Vnd treten vns zu Thon mit fussen.?) 

1) Ps. 41, 10, Jon. 13, 18. 2) Wiederholung aus.dem Vorigen. 3) Aehn- 
liches Erl. 60. 145. 

66. 

|24] Respieiens eoelum nocte dieebat, Er muss ein guter meister 

sein, der on pfeyler ein solehs gewelb gepawet hat.!) | 


. 1) Vgl. den Brief Luthers an den Kanzler Brück vom 5. Aug. 1530, Köst- 
lin IL, p. 234. 
67. 


Habent Mosen et prophetas, Si propter haee verba Anabapti- 
stae dicerent reeeurrendum esse ad Mosen, Respondetur eis, Hie Chri- 
stianis non locutum esse Christum, Neque hec statuit ut doetrinam, 
sed recitat historiam !), Etiamsi putem solum Christum interfuisse, quaudo 
hoe contigit. 

1) Luc. 16, 19 ff. 

68. | 

Si non esset remissio peecatorum apud Deum, so wolt ich 
(seeundum omne id, quod sum natura) Gott gern durehs fenster 
auszwertfen.!) 

1) Vgl. Erl. 57, 250. 

69. 


Papatus est regnum debitum omnibus Impijs et contemptoribus 
Dei, qui digni sunt tali reetore, ut vel inviti obediant homin) neque. 
qui sponte Deo noluerunt obedire.!) 


1) Hinter ueque scheint deo zu fehlen. Vgl. Erl. A. 60, 380. 


10. 


125] Ante suam glorifieationem noluit glorifieari Christus. Ideo 
more Judaieo orationem Dominieam praeposuit Apostolis, tantum patrem 
adorans, Nune autem non audimur nisi per Christum rogantes.!) 
1) Vgl. Erl. A. 59, 26. 
71. 


Ich habe Christum ynd den Bapst annander gehangen, drumb 
bekommer ich weiter umb niehts!). wiewohl ieh mit zwischen thur 
vnd angel kome, vnd gedrengt muss werden. 

I) Erl. 4. 5*, 126 „kümmer ich mich weiter vimb nichts“ Die ursprüngliche 
Form bei Cordatus, von dem Mittelh. bekumbern (in Not bringen) abgeleitet, hat 
bier intransitive Bedeutung und heisst „in Kummer sein“ Vgl. Dietz, p. 250. 


12. 


Regnum Dei non est in sermone, ist nieht allein wascherey !), 
Ned in virtute, quod addit eontra hypoerisim, quae dieit et loquitur 
multa de bonis operibus et non faeit. 
I) Leeres Gieschwätz. 
13. 


Senem (dueere iuvenem!) uxorem est senem civiliter et natura- 
liter oeeidere.?) 


1) Jugendlich. 2) Achnliches Erl. A. 61, 1%. 


74. 


[26] Duo veniebant ad eum!) Magistri eum eiusmodi questione, 
An Lex sine spetiali motu spiritus saneti revelaret peeeatum hominibus, 
Hue alter adserebat, negabat alter verum esse, Prior innitebatur verbis 
Pauli ad Romanos?), Legem esse revelationem  peeeati, quod alter 
dieebat esse offieium spiritus saneti. eum Lege, alioqui multos. audire 
lezem, qui tamen non haberent revelationem peeeati, Ad quae Doetor 
sie respondebat, Eos in aequivoeatione termini legis?) laborare, alioqui 
utrosque iustos esse*), si univoce?) loquerentur, Legem igitur dupliciter 
intelligendam esse. Primo ut tantummodo seriptam, auditum. leetam, 
Sie legem non esse, quae revelaret vim, id est stimulum peecati, queam) 
abusum omnes prophetae*) eorriperent, dieereunt?), et non audistis 
me?) ete., Neeundo Legem esse verba Legis una eum motu spiritus 
saneti. qui viin adderet verbis sive seripturae Legis, Das einer spreeh 
ex corde, Ach, das gehet mieh an, Do hab ieh vnrecht gethan wider 
Gott, Deinde eum ego!") urgens dicerem, Legem aliud esse et!!) legem 
Dei, quam neeesse esset vim suam habere, qualem verha humana non 
laberent, Addebat, Tria distinguenda esse, Legem seriptam. vocalem 
et spiritualem, Seriptam in quantum seriptam !?), [27] esse truneo similem, 
qui nisi motu& non inoveretur, Ita Lex. nisi legeretur 3), Vocalem autem 
revelare peecatum etiam impijs, Adulteri enim audiunt sese peti, quum sex 
tum praeeeptum audiunt sed vel contemnunt aut etiam post eontemptum 
persequantur !?) illud eis opponentem, Lex vero spiritualis non est sine 
affectione spirituali ipsius spiritus, movet enim eorda non tantum, ut 
Den eontemnant, aut post eontemptum  persequantur, sed magis ad 
eonterendum | peecatum. et resipiseendnm. 





16 


1) Lutherum. 2) Röm. 3, 20. 3) Doppelsinnigkeit des Ausdrucks „Gesetz“. 
4) Uebrigens hätten sie beide Recht. 5) Eindeutig, ohne Doppelsinn. 6) Lies 
quem iam. 7) Erl. A. 5S, 289, wo sich dieses Gespräch in vielfach abweichender 
orm findet, hat: Und den Missbrauch straften auch die Papisten (!) NS) Viel- 
leicht dicentes. — 9) z. B. JJesaias 42, 20, Jer. 7, 26, 17, 23 etc. 10) Cordatus, 
Darnach ist also einer der beiden Magister Cordatus gewesen. Erl. 
A. 58, 290 „Darnach da einer auf diese Wort drang.“ — 11) Vielleicht ae legem Dei. 
Doch kommt in dem Latein der damaligen Zeit nach den Ausdr. der Gleichheit 
und Verschiedenheit auch oft et vor. 12) Das geschriebene Gesetz, so weit es 
geschrieben sei. 13) Erl. A. „Das geschriebene, 'so fern es geschrieben auf dem 
Papier und im Buche stehet, ist wie ein Klotz, was das Bewegen belanget, bleibt 
da liegen, thut nichts, man lese es denn (). 14) sc. legem vocalem opponentem 
eis illud (se. sextum praeceptum). 


79. 


Cum autem (obijeiendi studio) mentionem fecissem !) verborum 
Pauli ad Thess. 22): Verbum agere in auditoribus, respondebat3), Hoe 
de Euangelio intelligendum esse. neque illud quidem*) tantum seriptum 
aut voeale verbum efficere sine spiritu saneto. Porro eum dixissem >) 
talia esse vera, ae maxime arridere Suermeris, qui verbum Dei sub- 
sannarent®), dieebat?), hane esse aliam quaestionem, seilieet an si") 
verbo voeali aut seripto eognitio peeeati aut gratiae in Christo per- 
veniret ad homines, vel an unum *) seriptum aut voeale, ut est seriptum 
vel voeale, iustifiearet aut revelaret peceatum, Sive perduceret auditores 
ad gratiam. 

1) Cordatus, Erl. A. 55, 290 „Da aber einer, allein Unterrichts halben, 
den Spruch St. Pauli zum "'hessalonichern Anzug (!) 2) Thess. 2, 13. 3) sc. Lutherus. 


4) sc. verbum agere in auditoribus. 5) Cordatus. 6) Mit spüttischen Geberden 
verhöhnen. 7) sc. Lutherus. 8) Lies sine. 9) Lies verbum. 


16. 


[28] Si dieerem!) me ante deeennium intellexisse Missarum 
impietatem, ltem eultus sanetorum, purgatorium quoque, et talia, 
velut indulgentias, mentirer, quamquam ad multa seiens et 
prudens eonnivere voluerim?) quam eontradieere. Putabam 
enim per rationem hoe novum de verbo Dei negotium, quan- 
tum quantum lieeret?), tegendum esse quam revelandum. At 
quemadmodum Zwieeaviani nune*) vi malunt agere contra 
ministros Verbi, Ita nune mecum egerunt Papistae, Et efticerunt°), 
quod nune sentiunt et dolent. 

1) se. Luther. — 2) Vielleicht maluerim. 3) Hinter liceret scheint magis 
ausgefallen zu sein. 4) Also 1531. Mit den Dienern des güttlichen Wortes sind 
Haussmann und Cordatus und Soranus gemeint. Vgl. Köstlin II, 278 ff. 
5) Lies effecerunt. 


mm 


ul. 


Nudis verbis Deus non potuisset nobis adeo commendare miseri- 
eordium suam. Remissionem peceeatorum et alia quae sunt suae bene- 
dietionis, ut erederentur. nisi tam per magna et fortia exempla illa 
nobis per Verbum suum eelebraret, quorum primum est Adae et 
deinde reliquorum, ut Davidis adulteri, Job maledicentis pariter et 
llieremiae et aliorum multorum.!) 


I) Vgl. Erl. A. 58, 211. 


17 


78. 


[29] Maledieere sonat in Germanico durius quam in Hebreo, 
sienifiecat autem tantum ac si dieas, Das dieh ein vngluek bestheh !), 
wol, ich wunseh, das dir nieht wol gehe.?) 


I) Zum Kampfe stellt, angreift, überfällt. Vgl. Dietz I, 252, ferner: ein ketzer, 
ein abtrinniger vnd alles vnglück bestehe yhn, bulla cenae domini 1522 Ciijb. 
2) Vgl. Erl. A. 58, 211. 


19. 


Totus ordo Papistarum in actione consistit, Anabaptistarum 
autem in passione, vnd ist eins als gut das ander.!) 


1) Vgl. Erl. A. 60, 3*0. 
u. 


Verus et ipsissimus seopus !), inquit Salomo, quem Eeclesiastem 
nominant, est, Mitte vadere, sieut vadit, quoniam vult vadere sicut 
vadit.) 

I) Latinisiert aus oxorrög, das wirkliche und eigentliche Ziel. 2) Vgl. Pred. 
Salom. 3, als dessen Hauptinhalt die obigen Worte: mitte vadere — vadit angesehen 
werden künnen. 

In einer vom Archivrat Bodemann 1977 in Hannover aufgefundenen 
Handschrift Luthers aus dem Jahre 1544 findet sich Folgendes: 

Usus psalterii et scopus 
Uredens tentatur et tribulatur, tribulatus orat et invocat, invocans exauditur et con- 
solatur, consolatus gratias agit et laudat, laudans alios instruit et docet, docens hor- 
tatur et. promittit, promittens minatur et urget, qui credit minanti et premittenti, 
denuo eundem circulum currit. Vgl. auch Erl. A. 62, 462, wo sich dieselben Ge- 
danken, wenn auch mit einer Reihe von Abweichungen finden. Ebendaselbst die 
deutsche Uebersetzung des 'l'homas Venatorius aus Nürnberg. 


3]. 


Ego quidem puto, plures in rure nobiles et reetores in civitatibus 
Ducis Georgij'). qui ex animo bene volunt veritati Euangelij, esse. 
quam sub nostro eleetore?), Idem sentio de eontemptoribus et perse- 
eutoribus.?) 

I) Georg von Sachsen, geb. 1471, gest. 1539, Herzog in den altalbertinischen 
Ländern von 1199 — 1530. — 2) Johann der Beständige, geb. 1468, Kurfürst von 
1»25--1532. 3) se. plures esse in civitatibus Ducis Georgii quam sub nostro Electore. 


82. 
|30| Doetor Lazarus Spengler!) Norinbergensis unus est, qui 
Euangelium invexit in Norinbergam, et haetenus, ut in ea maneret, 
m e. e 3 , 
unus effecit. 
. „N Dr. Lazarus Spengler, geb. 1179, studierte in Leipzig humanistische und 
juristische Wissenschaft, gest. 1534. „Dem Namen nach zwar Ratsschreiber zu Nürn- 


berg, in Wahrheit aber der Lenker des ganzen Gemeinwesens.“ An den wichtigsten 
Akten der Reformation, der er zugethan ist, nimmt er hervorragenden Anteil. 


83. 
Etiamsi ius nonnihil stet a parte tua, tamen. malum. exemplum 
omnibus modis vitare debet Christianus. 


tz 


18 


84. 


In prophetia Liehtenstein!) indubie?) Monachus. qui habet in 
humeris stantem Satanam et manus nittentem in eaput eius, Lutherus 
est, Porro eum quidam papista hune interpretatus esset, omnem doetri- 
nam eius et vitam ex Diabolo futuram esse. respondit Philippus Mel. 
germanus frater?) hoe minime sie intelligi debere, sed magis intel- 
ligendas esse adversitates, quas Lutherus pateretur a Papistis, agente 
eos Sathana, et hoe signifieari per pedes ineumbentis Satanae. quibus 
eoneulearet Lutherum et per manus. quibus tunderet caput eius aut 
pilis traheret.45) 


1) Die Prophetie des Astronomen Joh. Lichtenberger oder Lichtenberg (Cordatus: 
Lichtenstein) aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrh., welche der Stadtsyndikus Stephan 
Roth in Zwiekau 1527 neu herausgab und zu der Luther (vgl. Köstlin II, 150 ff.) 
eine Vorrede sehrieb, wird auch bei Lauterbgel p. 143. Bindseil, Abdruck der hall. 


Handschrift T p. 442 erwähnt, Erl A. 62,53, Ueber ihren Inhalt vgl. Köstlin an 
der angeführten Stelle Tiehtenberg stainmte aus dem Orte Lichtenberg. Kreis 
St. Wendel, Regierungsbezirk Trier. 2) Ohne Zweitel. 3) se. Intheri. 4) Der 


Absatz ist wohl als Erzählung des Cordatus aufzufassen. 


35. 
|;31| Bestiores!) sunt astutiores quam homines. hine est. quanto 
homines sunt magis Barbari, tanto sunt astutiores. llaee cernuntur in 
historija Barbarorum regnorum. 


1) Lies bestiae. 


80. 

Inter apertam dei obedientiam et Satanae nihil est!) pulchrius 
superstitione, et utramque?) eodem studio exereent homines. Obedientia 
Dei est obedientia fidei et bonorum operum. Obedientia antem Satanae 
est ex infidelitate ad mala opera et superstitionem.") 

1) Im Sinne von interest. 2) se. obedientiam. 4) Vgl. Erl. A. 60, 62. 61, 
159. 57, 191. 

ST. 

Nullus est erro). qui non appareat esse spetiosissimus?). si per 
"tionem irrueris in Verbum Dei, Sie Manieheo suus erro fuit spe- 
tiosissimus de duobus dijs sive prineipijs. Altero bono, malo altero, 
Cireumspieiens enim universam ereaturam vidit in omnibus quiddam 
boni et quiddam mali. velut in arboribus quosdam fruetus bonos, quos- 
dam malos, In alijs vermes. putres ramos ete, — Porro quod. ineidit in 
tum erassum?) errorem, eaussa fuit, quod. aut primum artieulum Simboli 
aut non traetavit, aut frigide traetavit, [32] Alioqui alterum. Deum non 
admisisset, Simile fit in omnibus, «quos ratio deeipit. Deeipit autem 
illos, qui toti vel in parte suis cogitationibus inhaerent et non soli 
verbo Dci.) 

1) Hier und hernaeh für error. — 2) Sehr blendend, bestechend. — 3) Grob. 
4) Vgl. Erl. A. 61, 114. 


38. 


Origini!) hoe summum negotium fecit. An deus esset author 
mali, Nos autem negamus Deum esse authorem malorum, Creaturarum 


19 


enim anthor est, at Creaturae Dei utique bonae gunt. Quando autem 
sie loquimur. eonsiderandus est Terminus author vel eaussa. Effeetive 
enim Deus non est caussa mali, licet det improbos in reprobum sensum, 
sed seeundum id, Et dimisi eos seeundum desideria eordis eorum.) 


1) Origenes, geb. um 1*5 zu Alexandrien, Presbyter 225, gest. 254 zu Tyrus. 
2) Psalm S1, 12, 13. 


St. 
, Qui diligenter legeret libros Regum, der sol ein gewaltiger pre- 
diger werden. 


90. 


Medicina infirmum. Mathematica tristem. Theologia pecea- 
torem faeit.!) 
I) Vgl. Erl. A. 62, 302. 


9]. 


[33] Deus ordinavit, ut omnes homines vescantur in sudore vultus 
pane suo, atque id ita ordinavit, ut, qui hune sudorem non vult, sudo- 
rem eogatur ferre malae eonseientiae. Et eum Deus hoe ordinavit in 
poenam, Idem ordinat Satan, sed propter Avaritianı. 


92. 


Animae inanes artienlum Justifieationis non possunt magni 
faeere, quia non egent illo. 


95 


Antiqui distinxerunt triplieem Theologiam, In propriam. quam 
dixerunt historieam, velut!) historia passionis Christi, et quidem seripta 7) 
onnium Euangelistarum, In Simbolieam, ut si Christum dixeris pastorem, 
In tertiam Mvstieam, quae doeet Deum quaerere. negative, Aber ich 
habe ınein predig gesetzt auffs voeale verbum, qui vult, me sequatur. 
Qui vero non vult, Der lass. Est autem illud in immensum snpra nos. 
Non infra nos, ut multi Sehwermeri eavillantur, Porro qui altiora 
ruatur?) sua. eontemplatione quam [34] simplex verbum Dei praescribit, 
smiles illis sunt,. De quibus phropheta dieit, Vidi somnium, Vidi 
somnium.) 


1) sc. est. 2) Die Schriften. 3) Lies rimantur d.h. zu erforschen suchen. 
4) Joel. 2,28. Vgl. Erl. A. 57, 14. 


04. 


Animalia ereata sunt, ut discamus ab eis animalia!) eognoscere 
et timere, Hine dieit Christus?) Estote prudentes sieut serpentes ete. 
Au non aliquid magnum in hoe nobis signifieavit, quod eueulus pa- 
rentem suum vorat, die grassmueken, quod semel per fenestram 
meam respielens vidi? Signifieat autem, quod falsi Doetores veros 
opprimunt. 


1) Erl. A. 57, 155, Gott erkennen und fürchten. 2) Matth. 10, 16. 
Q* 








20 


05. 


Episeopi malunt seeundum capita sua!) snaviter perire in no- 
mine Satanae, quam salvi fieri et manere in nomine Dominj, 5i 
enim ad universalem et privatam pacem adeo consulerent ut nos. 
Corpore in opibus suis mansuri essent et salvi forent in anima. 


1) Nach ihrem Kopfe, d.h. auf ihrem Sinne bestehend. 


00. 
Wen ieh noeh eins freyen muss, wolt ieh mir ein gehorsam 
weib aus eim stein Hawen, sonst Hab ich verzweiffelt au aller frawen 
vngehorsam.!) 


1) Erl. A. 61, 216: Gehorsam. 


07. 


135) Isti versus stant in Tit: De foro Compet:!) et sunt absque 
omni dubio eontra Papistas: 


Composito late fetenti quaeso eiba te, 
Qui putas exelusum, erimen per temporis usum.?) 


Id est, qui putat malum praescriptione bonum fieri aut peeeatum vetu- 
state fieri virtutem, Der sol ein Dreek essen. 

1) In Titulo de foro Competenti. — 2) Der zweite Vers ist fehlerhaft, 
da die zweite Silbe in putas lang ist. Wahrschemlicher sind die Verse aber als 
Leoninisehe — und darauf deutet die Interpunktion und der Reim hin so zu 
lesen: Composito late, fetenti quaeso ciba te, qui putas exelusum, crimen. per 
temporis usum. Vgl. p. 420 d. M., wo sich ähnliche Verse finden. Die Erklärung 
der Verse deuten Luthers folgende Worte an. „Mit einem weit hin riechenden Ge- 
richte, bitte, füttere dich, wenn du meinst“, ist wohl zu übersetzen. Das soll 
heissen: „Du sollst Dreck essen, wenn du meinst, dass durch Verjährung (prae- 
seriptio) etwas Böses zu etwas Guten oder ein Verbrechen mit der Zeit zu einer 
Tugend werde*. Die obigen Verse sind weder im corpus iuris civilis noch canonici 
zu finden. 


08. 


Pura naturalia?) Sive terra nascentia, eonvenit edere ad eon- 
servationem humoris naturalis, Velut sunt pisa reeentia?), Poma, 
pira ete.?) 

1) Vgl. Veit Dietrich, Colleeta ex Colloquiis, Handschrift der Nürnb. Stadt- 
bibliothek p. 73%: Pura naturalia sunt e terra nascentia, Ea convenit edere ad con- 


servandum humorem naturalem. Medici ea tumquam cruda. prohibent, id quod mihi 
displicet. 2) Frische Erbsen, Hülsenfrüchte. 3) Vgl. p. 63 d. M. 


90, 


Mir hatt gotts weiss!) offt vbel gefallen, aber itz rede ich yhm 
nicht ein.) . 
1) Gottes Weise. 2) Vgl. Erl. A. 57, 150. 


100. 


Si impii etiam letissimos dies ducant, nihil invideo, aliud enim 
nihil illis eontingit quam poreo, das man auff den kobl!) wirfft vnd 


21 


bald darnaeh wird sehlaehten. Hue pertinet quod Esaias?) dieit, Sagi- 
nate, Saginate vietimam ete. 

1) Der Kobel ist ein „geringes Wohngebäude, Wohnbehälter für Tiere, Tier- 
hütte*, im 15. Jahrh. so viel wie Stall (vgl. Weigand I, 975, Schmeller, Baierisches 
Wörterbuch II, 275), auch „Ueberzug, Haube, Decke, Kasten eines Wagens nach 
Müller 1,855. Das Wort ist abgeleitet von Kobe — Mast- oder Sehweinestall. 
2) Dieses Citat ist im Jesaias nicht anfzufinden. Wahrscheinlich schwebte Luther 
die Stelle Jerem. 12, 1,3 vor. Dies ist um so wahrscheinlicher, als es an einer 
andern Stelle, wo über denselben Gegenstand gesprochen wird, nach Erl. A. 57, 161 
heisst: „Die Propheten haben sich auch daran gestossen (dass es nümlich den 
Bösen gut, den Frommen schlecht in der Welt geht), schreiben viel davon, und 
zeigen daneben an, wie die Frommen solch Aergerniss überwinden und sich da- 
wider trösten sollen. Als Jeremias spricht am 12. Kapitel (V. 1): Worumb gehets 
doch den Gottlosen so wohl, und die Verächter haben alle die Fülle? Aber es 
nimmt ein bös Ende mit ihnen, wie er weiter spricht (V. 3): Du lässest sic frei 
gehen wie Schafe, dass sie geselil: achtet werden, und sparest sie, dass sie gewürget 
werden. Davon reden auch viel Psalmen (Ps. 37, 49, 13)*. Vgl. Cord. p. 163. 


101. 


[36] Ego quidem sum den Lantzkneehten!) inimieissimus, 
et malo omnibus modis agere sub Turca, aut Tartaris quam sub 
ipsorum tutela, Si enim illi me oeceiderent, scirem, a quo sim oeceisus. 
nempe a Turcis, Christi inimieis, llli autem, qui sunt??) 

}) Das Wort Landsknecht (seit den socer Jahren des 15. Jahrh.) bezeichnet 
ursprünglich einen „in kaiserlichen Landen“ geworbenen Söldner, aber in Beziehung 
auf die langen Spiesse der Söldner wurde jener Name zu Lantzknecht umge- 
bildet, wofür Weigand I, 1053 einige Belegstellen anführt. 2) Vgl. Erl. A. 57, 156. 


102. 
Mich wundert, das Gott so gute vnd hohe ertzney in die dreeke 
gesteekt hat. Stereus enim poreinum, maxime si sit a poreo ealidum. 
sanguinem restringit receptum in manum,  Equinum valet eontra pleu- 
resim !), Humanum sanat omnia. vulnera. 1 
I) Seitenstechen. Eine alte Hand hat hinter pleuresim geschrieben „vnd 


mehr“. 2) Am Rande steht von einer anderen alten Hand herrührend ,Ertzney*. 
Vgl. Erl. A. 57, 155, wo sich noch mehrere andere ähnliche Recepte als Zusatz finden. 


103. 


Baptismus dieitur spiritus lavaerum propter spiritum sanctum. 
qui datur vi promissionis, quae est in verbis Baptismi, Salvus erit. 


104. 


Dignitas est, das für das best gehalten wird, Vbi vulgus imperat, 
pro dignitate habetur libertas, quae tum!) in ipsa re magis lieentia 
[37] est vulgi, Vbi regnant pauci, Ihi pro dignitate habentur opes et 
nobilitas, Vbi vero optima est Respubliea , ibi virtus reputatur pro 
dignitate. 

1) Tamen? 

109. 

Si nullam gratiam habemus a vieinis nostris persceutoribus Duce 
Georgio, eerte hane habemus, quod tyrannide sua id effieiunt, ne 
Seetarijs impleatur hee Regio. 





22 


106. 

Non intres in iudicium eum servo tuo.) Haee remissio p: q3?) 
hie orat, necessaria est, non tantum in ceelesiastiea religione, sed et 
in Politia et Oeconomia, Imo in omnibus statibus et artificijs, Ubi enim 
haee non est, quid potest constare? Hine est, quod etiam Ethnieus 
ille) pronuntiat, Summum ius, summa malitia est. 

1) Psalm 143, 2. 2) Aufzulósen mit remissio peceatorum quam hic 
orat sc. psalmista. 3) Terenz: Heautontimorumenos act. IV, se. 5. An ciner 
anderen Stelle sagt Luther (Erl. A. 22, 251): Wie der Heide 'l'erentius. sagt „das 
strengest Recht ist das allergrüóssest Unrecht“. Erl. A. 23, 295 fiihrt er jedoch den 
Vers auf Scipio zurück. Vgl. ausserdem Cic. de off. I, 10, der summum tus, summa 
iniuria hat. In sehr abweichender Form bietet Erl. A. 58, 194, 1*5. ähnliche Ge- 
danken. Der Vers findet sich auch Erl. A. 62, 254 und 60, 190, 


107. 

Tanta portenta rerum et doetrinarum, non quamlibet, sed multo 
maximam mutationem mundo pronuntiant. Caussae malae, sed parvae. 
maxime me movent, Sed maximae (ut est Campani!) convicium contra 
spiritum sanetuu)) minime. Sie enim in falibus cogito. Lass gehen. 
quia hoe supra te cst.) 

I) Ueber den Niederländer Campanus, einen der protestantischen Anti- 
trinitarier der Reformationszeit vgl. das Nähere n. 0015. 2) Mit den letzten beiden 
Sätzen vgl. Erl. A. 57, 156. 

108. 

[35] Ego si lieeret, poenam ab inimieis meis multo atroeissimam, 
et vindietam sumerem ab inimieis Christi Silendo. Et ipse Deus non 
habet majorem iram quam eum silet.!) 


1) Vgl. Erl. A. 57, 156, auch 57, 140, 141, 144 ff. 


109. 

Trotz!) Petro, trotz Paulo, Joanni?) et omnibus sanetis, quod 
unum verbum ex verbo Dei totum intelligant. quia sapientiae eius 
non est numerus?) nostrai) autem. velut ratio. intellectus et omnia ?). 
au non sunt eerto numero eompraehensa* 

I) Trotz (Widerstand) sei geboten dem Petrus u. s. w., dass sie ff. Dies 
würde etwa in dem Sinne stehen von „Ich will es nicht zugeben, dass Petrus fl. 
auch nur ein Wort aus dem Worte Gottes ganz verstehen* fl. 2) Erl. 4.57, 14 
Mose. 4) Psalın 147, 5. 1) se. sapientia. 5) Vielleicht oinnia alia, welches 
nach omnia leicht ausfallen konnte. 


110. 


Saneti intelligunt verbum Dei. konnen auch davon reden, aber 
sie lernens nieht aus. Scholastiei de hae re dederunt. exemplum 
Speram!), quae me se?) imposita, tota quidem visu eomprchenditur. 
sed tamen mensa eontingit eam tantum uno puneto.’) 

y Lies Sphaeram, eine. Kugel. 2) Lies mensae. 3) Der Gedanke 
scheint folgender zu sein: In Bezug hierauf führen die Schultheologen als Beispiel 
eine Kugel au, die man, wenn sie auf einem Tische liegt, ihrem ganzen Umfange 
nach (darauf liegend) sieht, während der Tisch sie doch nur mit einem Punkte he- 
rührt. Also ists aueh mit dem Worte Gottes. Es liegt ganz vor uns. Aber nur 
etwas lernen wir davon. Vgl. auch Erl. A. 57, 14. 





29 


111. 


[39] studui, et quidem diligenter, nee tamen unum verbum ex 
tota seriptura totum comprehendi, Hine est, quod iufantilem doetri- 
nam nondum exeesserim, Imo, quotidie quae seio revolvo in animo. et 
quaero intellectum Dee: alugi. Mimboli), Et quidem piget me nonnihil. 
quod ego tantus Doetor, velim. nolim maneam eum omni doetrina 
mea, cum?) doetrina meins hensichen vnd magdaleniehen, Versor 
in eadem sehola, in qua ipsi abnuntur?) Quis enim ex omnibus 
hominibus intelligit hoe verbum Dei seeundum omnem modum, quo- 
nodo est intelligendum. Pater noster. qui es in eoelis? Qui enim haee 
verha fide intelligit: ille Deus, qui Coelum et terram habet in suis 
manibus a3), is certissima. eonseientias) statim. subinfert. Quia ille 
Deus pater meus est. et ego filius eius sum, quis me*) poterit nocere? 
Dominus enim sum coeli et terrae et omnium, quae in eis sunt. 
Gabriel Angelus ist mein knecht. Raplıael mein furmann, et alij 
omnes Angeli, in omnibus neeessitatibus meis sunt administratorij 
spiritus, et in hoe mihi mittuntur a patre meo. qui est in Coelis. ne 
torte offendam ad lapidem peden meum, et tum, sie eredo, Feret?) 
mein guter [40] Vater zu vnd lest mieh iun ein kereker werffen. sinit 
me paulo post truncari eapite, aut aquae immergi, ut seilicet. sie ex- 
periamur. quam vere didicerimus hace verba vel potius primum hoe 
unum Pater, Palpitat enim fides eordium nostrorum, et nostra infir- 
mitas suggerit?) Ja wer weyss obs war ist? et unum verbum seio, 
quod omnium diftieillimum est in omni seriptura, nempe tuus, in primo 
Praeeepto. 


111®. 

Dum talia loqueretur") in mensa, ex pleno et aecenso eorde, 
sh prandio, respondebat Vxor, Quid hoe est quod sine intermissione 
lequamini et non editis? At ipse, Ieh wolt noch heut des tages gerne. 
ut antequam ineiperent eonelonari mulieres, orarent'") Ein paternoster 
vlt ylır zuvor spreehen. 


111®. 


Deinde cgo!!) studens eum revoeare ad priorem mentem, inter- 
rogabam, quid respondendum esset illi, qui adeo urgeret plerophoriam ! ?) 
ub Campanus)? Respondehat, Contra plerophoriam neminem un- 
quam docuisse Witenbergae, Sed de hae questione converti, Si sit 
aliquis plerophorens!!), Et "dicebat, Certos nos esse oportere doetrinae 
nostrae seu fidei ete. 


1) Suche nach dem Verständnis der 10 Gebote, des Glaubens u.s.w. — 2) Viel- 
leicht in. 3) Die Handschrift hat hier das oben im Texte stehende unverständ- 
liche, auch unleserlich: geschriebene Wort. Es. wird darin dem Zusammenhange 
nach das W ort alummantur zu suchen sein. Luther will sagen: Ich gehe in die- 
selbe Schule, in welcher sie selbst Zöglinge sind, erzogen w erden. Es ist 
noch zu bemerken, dass der über dem Worte stehende Strich, der in diesem Falle 
die Silbe na vertreten w ürde, leicht austallen konnte, auch ist das „b* in der ersten 
Nihe jenes Wortes sehr undeutlich geschrieben. 4) Ilinter "manibus fehlen 
en paar Worte. Der Z usammenhang (siehe das Folgende) ergiebt als Ergänzung: 
Pater meus est. 5) Der fügt im vollsten Bewusstsein sofort hinzu. 6) Für 
mihi, Vgl n. 60.— 7) Setzt hinzu.  S) 2 Mos. 20,2. — 9) Luther. 10) Vgl. n. 35. 
Il) Cordatus. — 12) xAggoqooía.. völlige Gewissheit, Ueberzeugung in der Lehre. 








24 


13) Der Niederländer Joh. Campanus aus Maeseick in der Dióeese Lüttich ge- 
bürtig kam 1528 aus Cöln vertrieben nach Wittenberg, war 1529 in Marburg mit 
anwesend und trat nach einem regen Verkehr mit dem schon damals des Abfalls 
verdüchtigen Georg Witzel in Niemegk im März 1530 in einer Schrift: Contra Luthe- 
ranos et omnem post Apostolos mundum, die er zuerst (Köstlin II, 330) handschrift- 
lich verbreitet zu haben scheint, besonders gegen die Trinitätslehre auf und rühmte 
sich völliger Gewissheit in der Lehre, da er seit den Aposteln der erste sci, 
der die Wahrheit wieder entdeckt habe. Campanus endete traurig. Nach zwanzig- 
jähriger harter Gefangenschaft starb er, gebeugt von Kummer und Grain, im Kerker 
zu Cleve 1574. 14) aAnpogagav. 15) Diese drei inhaltlich zusammengehörigen 
Abschnitte lassen sich ebenfalls zeitlich bestimmen: Es werden von Luthers Kindern 
Hans und Magdalene erwälnt. Ersterer ist 1526, letztere am 4. Mai 1529 geboren. 
Seines am 7. Nov. 1531 geb. Sohnes Martin wird noch nicht gedacht. Darnach 
würde dieses Gespräch im Allgemeinen in die Zeit vom 4. Mai 1529 bis zum 7. Nov. 
1531 zu setzen sein. Da aber Cordatus, der an demselben Teil genonmen hat, 
sich nach seiner Entlassung in Zwickan vom Juli oder August 1531 (Gótze, Jahresber. 
p. 67) bis zum Frühjahr 1532 in Wittenberg aufhielt, so inuss obenstehende Unter- 
redung in der Zeit vom Juli oder August 1531 bis zum 7. Nov. desselben Jahres, 
also 1531, statt gefunden haben. Vergleicht man schliesslich mit der ganzen Dar- 
stellung, wie sie Cordatus überliefert hat, die späteren deutschen "l'ischreden, die 
Erl. A. 57, 14 meistens nur dem Gedanken nach Aelinliches. in weitscliweifigerer 
Form bringen, aber von Frau Käthes Unterbrechung, der Teilnahme des Cor- 
datus u.s. w. nichts wissen, so wird inan nicht zweifelhaft sein, wo hier die ur- 
sprüngliche und richtige Form des Lutherschen Textes zu suchen sei. 


112. 


[11] Campanus serihit adversus omnes (is enim titulus est libri 
sui!) als wider sich selbs nieht, quemadmodum ipse putat, Plura enim 
seribit contra se quam eontra omnes.?) 


I) Der richtige Titel des Buches ist in der vorigen Note angegeben. 2) Cam- 
panus Buch wird öfters bei Luther erwähnt, vgl. z. DB. Erl. A. 57, 130; 60, 324; 
61, 6 ff. Obenstehende Worte Luthers stehen ebenfalls im innern Zusammenhange 
mit n. 111, a, b. und sind deshalb auch wohl 1531 gesprochen. Aus den Worten: 
is enim titulus est libri sui könnte man schliessen, dass Campanus Buch bereits 
1531 durch den Druck verbreitet gewesen sei, während sonst erst von dem Drucke 
desselben im Jahre 1532 etwas bekannt ist. 


113. 

Martinus Cellarius!) omnibus modis meeum contendebat, meam 
voeationem?) majorem esse quam Apostolorum. liomines eiusmodi 
vani sunt et superhi, Qui tamen eis hane innatam superbiam et mali- 
tiam fortiorem faetam in animis suam praesumptionem, plerophoriam 
voeant?) et spiritus saneti. eertitudinem. 

I) Martin Cellarius, aus Stuttgart gebürtig, schloss sich 0521 den Zwickauer 
[ ropheten an. Vgl. über ihn Köstlin I, 522, ^4*5, 756, Sie. Er ist nieht zu ver- 
wechseln mit Johann Cellarius, Prof. der hebr. Sprache zu Leipzig, und Michael 
Cellarins, Prediger in Augsburg (Seckendorf, hist. L. index 1). 2) Berufung. 
3) Dieses (Gespräch gehört zu n. 125. Vgl. p. 3*9 d. M. 


114. 


Fische gehoren ins Wasser, Ein Dieb an galgenn, Der Teuffel 
in die Ilelle, Drumb heltf man yhr keinem, sie gehorenn doeh dahin.!) 


1) In abweichender Form Erl. A. #1, 311. 


25 


115. 


Cum iussu prineipis !) venisset?) in eivitatulam Chal?), ut moneret 
[42] Carolum!) et,alios expugnatores imaginum, passim posuerant 
manus, pedes, caput, euiusdam magnae imaginis, erucifixi. eireum am- 
heuem, quo ascendendum erat concionaturo Luthero, de qua audaeia, 
etiamsi vehementissime per eam fuisset. eommotus, tamen ne uno?) 
verho eius mentionem fecit, sed paeifieis verbis de toleranda eruee 
praedieavit et de obedientia debita principibus.) 
| 1) Friedrichs des Weisen von Sachsen. 2) sc. Lutherus, im August 1524. 
3) Kahla in "l'hüringen. 4) Eine alte Hand hat in Carolostadium verbessert. 
Dr. Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt von der Stadt Karlstadt in Franken, seit 
1305 Magister der Philosophie in Wittenberg, 1516 Dr. der Theologie, dann Prot. 
und Prediger daselbst, 1524 Pfarrer in Orlamünde. In demselben Jahre als. Bilder- 
stürmer und Sakramentierer seines Aınts entsetzt und Landes verwiesen, stirbt er 
nach einem vielbewegten Leben 1511 als Prof. zu Basel. 3) Am Ende der Zeile 
wheint quidem ausgefallen zu sein. 6) Denselben Vorfall erzählt, wenn auch 
in abweichender Form, Matthesius, Predigt V, s0 mit dem Bemerken, dass er die 
Erzählung selbst aus Luthers Munde vernommen habe. 


116. 


Deinde, eum ego!) certus, quod non timore illorum hominum 
siluisset, interrogassem, quo affectu motus silere voluisset, respondebat?), 
superbiam fuisse eontra superbiam, et superbissimo spiritui ipsorum. 
qui diabolieus erat, ita par pari referendum fuisse.) 


I) Cordatus. 2) Lutherus. — 3) Hätte man so Gleiches mit Gleichem ver- 
gelten müssen (nämlich dem unertrügliehen Stolze der Bilderstürner gegenüber). 
Hiernach hat also auch Cordatus die Schilderung jenes ins Jahr 1524 gehörenden 
Vortalles aus Luthers Munde gehört. Da nun Mathesius erst von 1529 an in 
Wittenberg gewesen ist, Cordatus sich aber auch während des ersten Quartals des- 
selben Jahres (Vgl. Götze, Jahresbericht p.60) dort aufhielt, so sind Luthers Worte 
wohl nicht vor 1529 gesprochen, es sei denn, dass er mehrere Male sich iiber den- 
selben Gegenstand ausgesprochen hat, so dass Cordatus bereits 1524-—1525 während 
seines ersten Aufenthalts in Wittenberg davon hörte. 


117. 


Das edelst kleinot einer Stadt ist seire, quod prineeps ei faveat, 
Et seire, quod non habeat gratiosum dominum, summum eius malum est. 


118. 


[13] Ins sedentium, de quo nune novi mei amiei seribunt, est, 
ut ipsi loquantur, et ego taeeam, Quod autem dieunt, me ius illud 
numquam pati voluisse, [loe secus sensi a deeennio in tanta turba 
eontradieentium, Deinde, dicat Caesar, respondeat Papa, si non sim 
passus ius sedentium.!) 


. . D Luther scheint die Vorgänge in Worms 1521 vor Augen zu haben. Ueber 
die Beziehung, welche die Worte: ius sedentium -- — scribunt haben, vermag ich 
keine sichere Auskunft zu geben. Vielleicht ist auf die in der Note zu n. 133 
angeführte Zusammenkunft des Kurtürsten Johann und des Herzogs Georg zu Grimma 
(Juli 1531) angespielt, wo Luther in Sachen Georgs Schweigen geboten war. Eine 
besondere juristische Beziehung hat, wie ich höre, das ius sedentium nicht. 











26 


119. 


Poena pecuniaria nulla est, quod vel divites sint homines. aut 
aequisitam uteunque peeuniam non magni pendant, Poena autem igno- 
miniae, lesi eorporis aut eapitis, propriae sunt poenae. 


120. 

Mulierum praedieationes tantummodo tristes faeiunt, quia sunt 
exactrices, et eum veritatem loquuntur, szo entfellet sie yhn, Vocabat 
autem hoc nomine longos logos!) vxoris, quibus ipsa per- 
petuo optima verba eius interturbabat?) Et D. Ionas eadem 
erat virtute.") 

1) Aoyorg. 2) Vgl. n. 38 und 0115. 3) Die Worte von: vocabat — virtute 
sind als Bemerkung des Cordatus aufzufassen. Dr. Justus Jonas, eigentlich Jodocus 
oder Jost Koch Northusanus, geb. 1493 in Nordhausen, Jurist und Theologe, einer 
der treuesten Freunde und. eifrigsten Gehülfen Luthers, 1519 Rektor der Univer- 
sität zu Wittenberg, 1521 Luthers Begleiter auf der Reise nach Worms, 1529 mit 
Luther in Marburg, 1530 in Augsburg anwesend, 1541 Superintendent in llalle. 
1516 in Eisleben bei Luthers Tode zugegen, 1551 Hofprediger in Koburg, gest. 1555 
als Oberpfarrer in Eisfeld an der Werra und Ober-Inspektor der fränkischen Kirchen 
im Fürstentume Koburg. In den deutschen Tischreden spricht Jonas in 
der That oft dazwischen. 


121. 

[44] Queeunque de trinitate, aut personarum origine in divinis, 
loeuti sunt patres, hue diligenter speetaverunt, ut trinitatem affirma- 
rent aeternam esse, et in ea nullum tempus aliud esse quam praesens. 
non praeteritum nee futurum. lline est, quod dieunt patrem. semper 
generare, semper nasei filium, Spiritum sanetum semper proecdere a 
patre et filio. 

122. 

Nisi sua magna miserieordia nobis servasset!) Bibliam, ipsa sine 
dubio authore Satana diu interijsset, tantus est inimieus eius, et hoe 
non sine eausa, quando etiam a Papistis audivit in templis boare?) 
hune versum, Dixit Dominus demino meo?) quem verto scivit ei olim 
illaturum damna, quae nune sentit.!) 


1) sc. Deus. 2) Boare (Joar), laut schreien. 3) Psalm 110,1. 4) Der 
erste Satz ähnlich Erl. A. 57, 2. 


123. 
Ego saepe soleo eontendere eum Deo meo de Christo et dieere, 
Tu deus meus, virum, quem Christum esse et voluisti voeari Iesum. 


mihi proposuisti eredendum. In hune ergo eredam ct eonsistam in illo 
wie ein armer sunder usque in finem. 


124. 

[45| Fere ridieulum est Deum nos, qui sumus caro et sanguis. 
mutuo hello et pugnae eommisisse eum tum forti e£ magno. spiritu. 
qualis est Satan, Et quod alia arma nobis in manus non tradidit ad- 
versus tantam potentiam, nisi ibi unum, istie alterum verbum Seripturae. 
quod fide apprehendamus, et sua!) tanta malefaeta Verbo vineamus 
Das muss gewisslich den grossmechtigen geist von hertzen verdrewssen. 


27 


At in hae pugna inprimis diffieile est, Diabolum pro Diabolo agnoscere. 
Nemo enim verbis assequi potest, quam varie se illa maledicta maiestas 
transmutet, Cognito autem Satana, quod Satanas sit, facili verbo super- 
biam eius eonfundimus dieentes, Leck mieh in arss vel Scheiss in die 
bruch?) vnd hengs an den halsz.3) 

1) sc. et quod sua (für ejus), dass wir u. s. w. Der Naclisatz beginnt mit: 
Das muss u.s. w. Vielleicht ist aber zu lesen ut sua (ejus) tanta malefacta Verbo 
vincamus. 2) bruoch, Hiüftenbedeckung, Beinkleid; si sneit im hemde unde 
bruoch, Parc. 127, im hanget diu bruoch um diu bein, Liedersaal v. Lassberg 
3,110. Weigand I, 269 führt dieselbe Form nur aus Alberus (Barfuser Mönche 
Nr.530) an. Die späteren deutschen Tischreden (Erl. A. 60,3) haben Hemde für 
brueh. 3) Manche ähnliche Ausdrücke Luthers, dio für unser Ge- 
fühl ebenso derb wie abstossend sind, kommen auch bei Cordatus 
vor, freilich in weit beschränkterem Masse als in den deutschen 
Tischreden, wo sie besonders in Stücken, die diese mit Cordatus 
semeinsam überliefern, sich sehr oft als späterer, nicht von Luther 
herrührender Zusatz ausweisen. Jene Derbheiten — das ist hier zu 
bedenken — fanden in der damaligen Zeit, wo Luther die Sprache 
seines Volkes redet, eine entgegengesetzte Beurteilung. Man hielt 
sie sogar, wie Seekendorfan der in der Vorrede erwähnten Stelle 
berichtet, für gute Witze. Anderseits ist es wohl zu beachten, dass 
die stärksten derartigen Ausdrücke in der Regel nur dann bei 
Luther vorzukommen pflegen, wenn er mit dem Teufel selbst oder 
mit den Werkzeugen und Werken desselben zu thun zu haben glaubte. 
Dann beherrscht ihn das Gefühl, dass das Princip der Bosheit und 
Gemeinheit nicht anders genaunt zu werden verdiene als in der 
Sprache des Gemeinen selbst, und es drängt ihn seiner Verachtung 
undseinemAbscheu gegen den bösen Feind den stärksten Ausdruck 
zu leihen. Dass Cordatus endlich jenen Ausspruch Luthers eben- 
fallsnur im Bewusstsein des schwersten Ernstes niedergeschrieben 
hat. dafür bürgt uns das Seite 1 diesem Tagebuche vorgesetzte 
Motto. 


125. 

"Omnes «quos eolloquentes passus sum Sehwermeros per summam 
et praesumptissimam audaciam adorsi sunt), Adde etiam summam eerti- 
[o]tudinem, quae tamen tandem faeile eonfusa est. Sie adorsus est 
me omnium primus Marcus?) que eum ultimo?) ut a suo eepto!) de- 
sisteret, respondebat. Got selbs sol mir mein lere. nieht nemen. A quo 
eum denique signum postulassem, dicebat me satt signorum visurum. 
Aeque hine suspieabar malum seditionis. quia simpliciter et eandide 
loquebar eum eo, et ideo diecbam ad eum, Mein Gott wirds deinem 
Gott wol verbieten, das du kein Zeichen thust, Et eum inter alia por- 
tenta verborum dixisset, Se statim ad primum eonspeetum ita homines 
eognoseere, üt eis etiam animorum cogitationes posset revelare, 
Ideo rogabam, ut animj mei eogitationes reseraret, ad quod au- 
daeter statim respondebat, Me nune id volvere in animo, quod sua 
vera esset Doetrina, Cum autem ego id negassem esse verum, nolui 
tum ei, lieet roganti, hoe dieere. quod eugitarem, nisi eras redijsset, 
Redeunti dicebam, quod res erat. Habueram enim tum in animo haee 
verha Zaehariae?) Inerepet in te Dominus, Satan cte. 

Paulo post ad me venit ille Nieolaus Storek*), illius Magister 
Zuieeavianus, llli eum haee de Marco dieebam. respondebat, Mar- 
vum [47] loqui oportere, quemadmodum ipse vellet, Is Storek valde 
ridebat, manum aqua plenam salvare posse homines, Neque quiequam 








28 


effieiebam dicens, talem aquam satis effieaeem esse ad operandam 
salutem propter adiunetum Verbum Dei, quod hoe mandaret et faceret. 

Post illos venit amborum discipulus Muntzerus?) Quam ille 
fuerit superbus et elatissimae doetrinae, nemo eloqui potest. 

Post hune venit ad me quidam tornator?) proles Marci, qui 
dixit, Pater meus misit me ad te, Cui ego") Quis est pater tuus? 
Deus respondebat. et ego?) Et meus pater est. ergo sumus fratres. 
Quod igitur nuncium fers a communi patre nostro? Deum mundo valde 
iratum esse, Se enim vidisse, dieebanı !"), domum quandam magnam, in 
qua multi eompotatores sedissent, Quibus Deus adstitisset duobus eis 
digitis eomminans, Ex quo viso nuneium suum ei fuisse revelatum. 
Cui ego?) ante me talia seire, Sin autem haberet. ad me novum et 
privatum, hoe dieeret, Ex universa seriptura notum esse Deum mundo 
irasei? Ad haee abijt iratus; quod monitionem eontemnereni. 

Puto autem, me istiusmodi homines possum !!) plus minus Sexa- 
ginta, Et vidi, omnem superbam «doctrinam. ipsorum abieetam esse et 
perijsse, ut pulverem terrae, Velut et Carolostadij, qui [48] omni- 
bus modis semper voluit. ut nos omnes suae doctrinae nos 
subijeeremus, Quod eerte faeere non potuimus, Reliquam 
obedientiam eorporis mei vel rerum, quam pari studio affeeta- 
hat!?), ergo eerte non negassem, Caeterum Doetrinae suae 
obedire nolui. quia non debui, et propter doetrinam meam 
dico eum Christo. Doctrina mea non est mea, sed eius, qui 
misit me®) Non possum igitur eam prostituere, ut mundus 
eupit, Ita exercitatus improbitate ministrorum Satanae nihil movear 
superba blasphemia Campani, quae et ipsa paulo post ruet, et abibit 
in loeum suum.!5) 

I) Für adorti sunt. Die Perteetform adortus. sum ist. bei Cie. und Caesar 
nicht gebräuchlich. In den Handschriften dafür hiüufig adorsus sum. An dieser 
Stelle kann colloqui suppliert werden im Sinne von „sie begannen ihre Unter- 
redung*. Oder es ist „me* zu ergänzen, nach Analogie der folgenden Worte: sie 
adorsus est me, im Sinne von „sie griffen mich an“. Vebrigens hat Cordatus p.387, wo 
dieselben Gespräche in anderer Form vorkommen, „anno 1527 (1522) adortus est me 
Marcus ille". 2) Marcus Thomas Stübner aus Elsterberg bei Zwickau, studierte 
in Wittenberg, mit Melantlon betreundet, einer der sogenannten Zwickauer Pro- 


pheten von 1521 und 1522. Vgl. Köstlin I, 520, 548, *01, 806. 3) Es wird wohl 
zu corrigieren sein qui, cum ultimo rogarem, ut a suo coepto. desisteret. 
respondebat. — 4) Coeptimm, Unternehmen. 5) Zach. 3,2. 6) Der Tuchmacher 


Nicolaus Storch war das Haupt der Zwickauer Propheten. 7) Thomas Münzer, 
Prediger in Zwiekau, 1521 wegen Teilnahme an den Umtrieben der Zwickauer 
Propheten entlassen, 1523 Pfarrer in Allstädt in Saelisen-Weimar, 1525 Anführer im 
Bauernkriege auf dem Thüringischen Schauplatze, hingerichtet nach der Niederlage 
der Bauern bei Frankenhausen. Ss) Rebenstoek IT, 20°: civis quidam Tornator. 
Erl. 4. 61,2 „unser Dresler*. Das quidam bei Cordatus weist wohl darauf hin, 
dass Tornator zu lesen und als nomen. proprium. aufzufassen ist. Dieser wird 
dann ein Sohn des Marens genannt. Oder soll proles bloss einen Anhänger des 
Mareus bezeichnen? 9) se. respondebam. 10) Lies dicebat. 11) Cordatus, 
schrieb wahrscheinlich posse ferre. 12) Köstlin I, 719: „Karlstadt war von jeher 
dafür bekannt, dass er Groschen und Thaler sehr hoch zu schätzen wisse.’ "Vgl 
auch Köstlin L, 754, wo berichtet wird, wie Karlstadt nach dem Bauernkriege in 
seiner Not Luthers Hülfe und Fürsprache trotz der vorhergegangenen litterarischen 
lelden anruft, Siehe schliesslich unten n. 129%. 13) Joh. 7, 16. 14) Alle obigen 
Unterredungen mit den Zwiekaner Propheten fallen ins Jahr 1572. Vgl. Küstlin 
an den unter ? angeführten Stellen, sowie Erl. A. 61, 1, 2; 61,73. Mit der Dar- 
stellung der deutschen Tischreden stimmt Cordatus p. 387 ziemlich überein, während 
die obigen Gespráche erheblich abweichen. 


20 - 


126. 

Deus noster Dens est qui non eurat, Imo abijeit firma et operatur 
in infirmis, Ideo quoque facilius (ita ut mihi lieeat loqui de Deo) eon- 
vertit hominem infantili aetate, quam nos senes, qui penitus inunersi 
sumus regno Satanae.!) 


1) Vgl. Erl. A. 57, 126, 125, 153, wo sich ähnliche Gedanken finden. 


127. 

[49] Deus non novit regere mundum, quia mundus non vult Deum 
habere, nee pati reetorem, sed Satanam, qui et novit mundum regere. 
At den forth!) hat Gott, das er mundum vnd Satanae regnum in 
mando zu drumen?) vnd. pulver stosset, wens sies zu grob machen. 

I) Ohne Zweifel für forthel oder fortel (vgl. p. 179, wo ,fortel*, p. 193, 
wo urtel steht) oder auch fortheil. Die letzte Silbe scheint aus Verselien aus- 
gelassen zu sein. Erl. A. 6, 2 Vortheil. 2) Dativ Plur. von: das drum, Ende- 


stück, Bruchstück, neuere Form das Trumm, Plur. die Trimmer. Erl. A. 
902 Trümmern. 


128. 

Nieut Iudaei post triduum obliti erant calainitatum, quas passi 
erant in Aegipto et malebat!) seeundum affeetus ct desyderia sua in 
en esse, quam seeundum voluntatem Dei agere in deserto, Sie nune 
faciunt auditores nostri Saturi, et qui obliti sunt onera, quibus sub 
papa pressi sunt, Inveniuntur quoque qui mallent sub papatu vivere, 
quam in libertate Christi.?) 


1) Lies malebant. 2) Einige ähnliche Gedanken in abweichender Form 
Erl. A. 57, 321. 


129. 

Muntzer, Karlstad, Campanus et similis farinae!) homines 
mei sunt inearnati Diaboli, non enim alio vertunt suas cogitationes 
quam ad noeendum et se vindieandum, et eum istiusmodi homines in 
tempore et loeo paeis plus audent et praesumunt quam diei possit, Ita?) 
magis timidi sunt quam homo eredere potest. [50| Hoc non ®) expertus. 
Cuius. timoris horrendum exemplum vidi in Carolostadio, qui eum 
in aedibus meis tempore relegationis suae plures quam oeto 
septimanas?) inseijs omnibus hominibus, habitaret, et veniente 
ad nos Eleetore nostro?) per pontem Albis, ipse fenestram adibat et me 
praesente. «peetabat versus pontem per fraetum "l'riangulum*), qui erat 
intra vitra omnia integra?) sed obiter") abibat, Cui eum dixissem, eur 
abiret, respondebat pallens et tremens?), ne a quoquam videretur, Scilicet 
eogitabam folium eadens, de quo Moses!?) loquitur, eommonere uteun- 
que timorem, at Suermeros plane timere, ubi nulla esset oecasio timoris.!!) 

I) Aehnlicher Art. 2) Hier scheint ein Gedanke zu fehlen wie in tempore 
perieuli. 3) Lies Hoc enim (aus n: = enim, wie Cordatus dieses Wort ab- 
zukürzen pflegt, welches mit i = non verwechselt wird) expertus sc. sum. 
4) Wochen. 5) Kurfürst Johann der Beständige von 1525 -1532. 6) Durch ein 
dreieekiges Loch. Die Form triangulus, i, m bei Frontin. 7) Welches sich unter 
den Glasscheiben befand, die sonst alle heil waren. — *) Sofort. 9) se. se abire. 
I!) Levitieus 26, 36: terrebit eos sonitus folii volantis, et ita fugient quasi 
gladium, eadent nullo persequente. Vgl. auch Psalm 90, 5, 6; 103, 15, 16, sowie 





30 


das bekannte Kirehenlied von Gramann (geb. 1457, gest. 1541): „Nun lob, mein Seel, 
den Herrn, wo es V. 3 heisst: „Er kennt das arm (Geschlecehte, Und weiss, wir sind 
nur Staub, Gleieliwie das Gras vom Rechte, Ein Blum und fallend Laub. Erl. A. 
62, 4 kommt zweimal der Ausdr. vor „ein rauschend blatt“. Vgl. auch Erl. A. 62, 15. 
11) Dass Karlstadt nach dem Bauernkriege eine Zeit lang mitleidig von Luther selbst 
in seinem Hause verborgen gehalten sei, wird nur noch von Mathesius, Pred. VI, os 
berichtet. Nach Köstlin I, 754 verwendet sich Luther für Karlstadt beim Kurfürsten, 
der dann dem ehemaligen Pfarrer zu Orlamiünde gestattet gegen das Versprechen 
sich ruhig verhalten zu wollen in Kemberg seinen Wohnsitz aufzuschlagen, eine Erlaub- 
nis, von der er bis 1529 Gebrauch. macht. Dagegen wird für den „homo miser*, den 
Luther eine Zeit lang bei sich verborgen gehalten habe, der ebenfalls dureh Teil- 
nahme am Bauernkriege compromittierte "Theologe Martin Cellarius gehalten. Vgl. 
Küstlin I, 516. 


130. 

Egritudo animi, quam tristieiam vocant, et mors sind ge- 
sehwister vnd kinder miteinander. Imo Salomon!) inquit, Tristieia 
multos perire. et non esse tristieiam in ea. Adversus quam in Ger- 
manieo proverbium habent satis pulehrum. Guter muth ist Halber lcib. 

I) Eeclesiastieus (Jes. Sirach) 30, 25 heisst es: „multos enim oceidit tristicia, 
et non est utilitas in illa. Hierauf dürften sich Lutliers Worte beziehen. Vgl. auch 
Eccles. 35, 19 u. Erl. 60, 118, wo ein ähnlicher Gedanke in abweichender Form 
sich findet. Das Sprichwort auch Erl. A. 60, 150. 


131. 

[51] Augustini sententia est, Legem impletam viribus rationis non 
iustifieare, sieut neque moralia opera iustifieant gentes, At si accessisset 
spiritus sanetus, tamen opera legis iustifieare, Campanus pro hae sen- 
tentia simius!) eius est, et hoe addit, huie non esse timendam gehen- 
nam?), quae sequela tantum est mortis, non item poena peceati illius. 
qui hie legem implevit, At questio quae eontravertitur non est vlex 3) 
instifieet vel opera rationis aut opera quae vocant moralia, Sed de 
hoe eontrovertitur, an lex faeta in spiritu saneto iustifieet. Et respon- 
sio est. non. Dieimus enim hominem, qui virtute spiritus saneti totaın 
legem impleret, tamen oportere illum*) invoeare misericordiam Dei sal- 
vantem, qui non eonstituit salvare per legem. sed per Christum. et 
opera numquam quietum reddunt nee sceurum animum liominis, neque 
reddunt eonseientiam hilarem aut paeatum eoram Deo, quod maxime 
lieet videre in Christo tristante. qui profeeto numquam potuisset tristari 
nisi lege pressus fuisset, eui sese propter nos subdidit, ct plane pu- 
fasse?) se deum habere iratum et adversarium, alioqui quomodo tristis 
fieri potuisset?) 


1) Nebenform zu simia. 2) Hölle. 3) Lies utrum lex. 4) Wahrscheinlich 
illam. 5) Lies putasset. 6) Vgl. Erl. A. 5s, 312. 


132. 

[2] loannes in epistola et Euangelio suo tam simplieia verba 
loquitur, ut numquam in mundum magis simplicia sint ventura. Et tamen 
sub hae sua simplicitate omnia loquitur, quae alius summa duritia aut 
austeritate!), Exemplo sint haee duo. Qui filium non hahet, nee patrem 
habet?) Alia duo. Lex per Mosen. Veritas per Iesum Christum." 


1) se. dieturus fuerit. 2) 1. Joh. 2,23. 3) Joh. 1,17. Vgl. Erl. A. 62, 135, 
wo sich unrichtig (vgl. die folg. Citate): „St. Joliannes der Evangelist" findet. 


31 


133. 


Seripseram?D in tabulas meas haee verba, Luther ad Phi- 
lippum, Tu Rhetor es seribendo non dieendo?)  Plaeebat enim 
mihi eando tum loquentis eum etiam audientis?). qui volebat persuadere 
Lutherum), ne rursus responderet libello edito per pastorem in Coln?). 
quem Luther voeat Meuehler von Trasen*9), Sed quae seripseram 
Philippo non placebant, Ideo petitis et repetitis saepe a me 
tabellis, quibus solebam audita inscribere, tandem dabam ei 
illas, quibus ipse parum leetis hoe distieon inseribebat: 


Omnia non prodest Cordate inscribere chartis, 
Sed quaedam taeitum dissimulare deeet. 


133*. 

[33] Ego quidem semper intelligebam audax faeinus 
esse, quoties vel stabam ante mensam, vel sederem eonviva, 
et‘) seriberem omnia quae audiebam, at pudorem vineebat 
utilitas, Doetor autem nunquam ne verbo quidem signifieavit. 
ei hoe faetum meum displieere, Imo viam alijs feci, quod 
idem anderent. Maxime M. Vitus Theodoricus?) et Ioannes 
Turbieida?) quorum micas (ut spero) illis meis eoniunxero, 
omnis multitudo piorum gratis mihi erit, Haee ideo volui ad- 
seribere, quia valde confundebar poetiea Philippi, Nune 
aufem nemo nos imitatur. Porro qui me invito hee deseri- 
bit, tantum tali animo deseribat, quale ego simpliei ae ean- 
dido. et laudet meeum verba Lutheri magis quam Apollinis 
miraeula!). Verba inquam non tantum illa seria et theo- 
logiea. verum etiam in spetiem ludriea et levia.!?) 


1) Cordatus. 2) Vgl. Folgendes: Primo (se. die) Augusti Martinus Luther 
solus in speenlationibus sedens creta in mensam seripsit: res et verba Philippus, 
verha sine rebus Erasmus, res sine verbis Martinus Luther, nee rem nee 
verba Carolostadius. Philippus Melanthon easu intervenit eum Magistro Basilio, 
afürmans, recte indieatum esse de Erasmo et Carolostadio, sed sibi nimium tribui, 
imo Luthero etiam verba adseribenda. Erl. A. 61, 94 u. 62,346. 3) Die Worte 
von eando — - audientis sind unverständlich. Ich vermute eandor (Itein- 
heit der Gesinnung, Autrichtigkeit) tum loquentis (se. Lutheri) tum etiam audientis 
(se. Melanthonis). 1) Für Luthero. 5) Cólln ist ein in der Nähe von Meissen 
zelegenes Dorf. Der Name des (Geistlichen ist Franeisens Arnoldi. — 6) Der 
„Meuchler von Trasen® (Dresden) ist der Herzog Georg von Sachsen, der 1251 
Luthers Schrift „Glosse auf das vermeint kaiserliche Edikt" mit einer unter dem 
Namen jenes Pfarrers Arnoldi herausgegebenen Schrift (Dresden 1531, 14 Bl. iu 4) 
beantwortete. Luthers Antwort folgte bald. Es ist eine seiner leidenschaftlichsten 
Schriften „Wider den Meuchler zu Dresden“. Nun folgte eine zweite Antwort 
Amoldis: „Auf das Schambichlein, welches Martin Luther widder den Meuchler 
zu Dressden in kurtzvor-schiner Zeit hat aussgehen lassen® Dresden 1531, 24 Bl. in 4. 
(Allgemeine Deutsche Biographie I, 591). Auf diese zweite Antwort Arnoldis, hinter 
der sich wiederum der llerzog selbst verbirgt, der auch andere Personen in der- 
selben angegriffen hatte, soll num Luther, wie Melanthon wünscht, nicht wieder ant- 
Worten. Luther fügte sich den Wünschen seines Freundes, ist jedoch wohl mehr 
in Folge der Zusammenkunft des Herzogs Georg mit seinem kurfürstlichen Vetter 
Johann in Grimma (Juli 1531) veranlasst worden. den Streit aufzugeben, nach 
welcher er auf Georgs Beschwerden die ernstliche Mahnung erhielt sich des 
scharfen Schreibens gegen jenen Fürsten zu enthalten und versprechen musste 
den Herzog in Rule zu lassen (Köstlin II, 25%). Ueber diesen in seinen 
Einzelheiten wenig bekannten Streit mögen noch folgende Mit- 








mm _m m nn _ u. 





32 


teilungen Platz finden, die ich zum Teil der Güte des Herrn Prof. 
Kawerau verdanke: Wider den Meuchler zu Dresden 1531, heisst es Erl. A. 
25,90 „Dies Biichlein (gegen welches er seinen Meuchler richtet) hat keinen Namen, 


und ist dazu gedruckt zu Dressen ....... LL. und muss ein Dorfpfarrer zu 
Cóllen bei Meissen solches preisen und loben ..... die erste (papistische Tugend) 


ist, dass der Dichter dieses Büchleins. der liebe Laie, seinen Namen versehweigt 
und doch den Pfarrherrn zu Cöllen bringt, der ihn auch nicht nennet. Ferner 
de Wette IV, 2*0, Luther an Amsdorf, 14. ^. 1531: Rogat me M. Alexius Colditius 
(Alexius Chrosner, geb. 1490 in Colditz, Erzieher des Kurprinzen Joh. Friedrich 
von Sachsen, eine Zeit lang Schlossprediger in Dresden, 1527 entlassen, lebte noch 
1534 in Altenburg), ut iuves, apud vos excudi librum suum contra Pastorem Coloni- 
eum Ducis Georgii, qui Meuchler vocatur zu Dresden. Ego non vidi libellum, nec 
videre volui propter pacta pacis facta proxime Grimmis. Hieraus geht also hervor, 
dass Colditz, welchen Ierzog Georg in der zweiten Antwort Arnoldis des Dieb- 
stahls beschuldigt hatte, den Streit fortsetzen und das betreffende Biichlein in 
Magdeburg drucken lassen wollte, was in Wittenberg nicht erlaubt gewesen wäre. 
Endlich heisst es corp. Ref. 1I, 556: Lutherus et ego dehortati sumus hominem ab 
editione et hic excudi nolui, sed ille non potest placari. Der Druek ist nicht 
unterblieben. Nach der Allgem. Deutschen Biographie ist Colditius 
Buch gegen Arnoldi im September 1531 in Magdeburg wirklich er- 
schienen. 7°) Es ist wohl zu lesen nt scriberem omnia, vielleicht auch vel 
starem. 8) Veit Dietrich, geb. 1506 zu Nürnberg, Luthers Tischgenosse, 1530 
mit diesem in Coburg, seit 1535 Prediger an Skt. Sebald zu Nürnberg, gest. 1519. 
9) Joh. Sehlaginhauffen, später Pastor in Köthen, von Melanthon (de Wette Briefe 
5,57) Ochloplectes genannt. Er unterschrieb mit Dietrich die Schmalealdener Artikel. 
10) se. haec descripsi. Lies jedoch quali. 11) Oraeula? 1?) Die Worte des 
obigen Absatzes von: ego quidem saepe an, die für die Glaubwürdigkeit, 
das Alter, die Wichtigkeit und den Ernst der Aufzeichnungen des 
Cordatus von der grössten Wichtigkeit sind, müssen wohl als ein im 
Jahre 1537 bei der Zusammenstellung seines Tagebuches gemachter Zusatz an- 
gesehen werden. Vielleicht aber stammt auch das Ganze, wenigstens in der 
obigen Form, erst aus dem erwähnten Jahre, da sich in demselben eine gewisse 
Animosität gegen Melanthon, mit dem er 1536—1537 den in der Vorrede erwähnten 
heftigen theologischen Streit führte, bemerklich macht. Der Vorfall selbst gehört 
in das Jahr 1531, und zwar wohl in den Monat August. 


134. 

(ratia non aufert naturam, sed mutat, ae utitur ea ad gloriam 
Dei, Velut elementia mitis et plaeidi a natura hominis velut est Hauss- 
mann utitur in praedieando, ut molles illi et nihil pati potentes ho- 
mines habeant praedieatorem suaviter omnia proponentem, Rursus 
[51] quum Legato Deus indiget, qui res suas serio proponat 
et ausit eorripere in morigeros, utitur iraeundia irati ali- 
eujus, Velut Cordati hominis, qui durus est verbis et mori- 
bus, ut qui Clementia alterius non sunt conversi, huius duritia con- 
vertantur, aut pereant sine exeusatione, Ita bene utitur!) naturä dolosis, 
versutis, ratione pollentibus, iaetatoribus et similibus, ut omnia cedant 
in salutem electis.?) - 

1) sc. deus. 2) Vgl. Erl. A. 5*, 147, wo sich dieses Gesprüeh in folgen- 
der Form findet: „Die Gnade ändert die Natur nicht ganz und gar, sondern 
brauchet ihr, wie sie sie findet. Als wenn einer von Natur glüitig und sanft- 
mütig ist, der zum Glauben bekehrt ist, wie M. Nikolaus ITausmann, denselben 
machet sie zu einem feinen, sanften Prediger; findet sie aber einen, der von Art 
zornig ist, den machet sie ernst, als Konrad Cordatus. Da sie aber einen ver- 
schmitzten gescheidten antrifft, und der einen grossen Verstand hat und siunreich 
ist, dess brauchet sie ff^ Ein gleiches Urteil füllt Cordatus (corp. Ref. TIT. n. 1501) 
selbst iiber sich: Si quis est, sagt er, qui putet, me natura durum haec dire agere et 
scribere, huic respondeo, verum esse, sed spiritum Christi naturam meam mutasse, non 
abstulisse. Uebrigensist wohl zulesen: immorigeros, die Ungehorsawen, vgl. p. 118 d. M. 


33 


135. 


Peeeare in Decalogi!) praeeepta ist leidlich, peccare autem in 
misericordiam Dei intollerabile est, Sie autem peccant illi qui 
Christianos hae eaussa?) persequuntur, quod se non defendunt aut vin- 
dietam non exigunt. 


1) Erl. A. 58, 176: „die Sünde, so wider den Nächsten gehet'. 2) Erl. A. 
‚inter dem Scheine“ an ders. St. 


136. 

Iohannes Dux Saxoniae!) eum a tribus partibus ditionis suae 
literas simul aecepisset a Seditiosis?), dixit, Si Deus ultra?) me non 
vult prineipem esse, quemadmodum haetenus permisit, fiat voluntas 
eius. Ego alius homo!) etiam esse possum. 


1) Kurfürst Johann der Beständige. 2) Den aufrührerischen Bauern von 1525. 
3j Fernerhin. 4) D. h. ein Privatmann. Vgl. Erl. A. 61, 384, auch 61, 382. 


137. 


[55] Politiae aut pauci praesunt aut multi, et tamen Deus nisi 
illi praesit, nec a paucis bene administratur nee a multis. 


138. 


Tragedia vitam Regiam adumbrat et Comedia civilem sive 
privatam, Illa ineipit cum summa maiestate, et desinit in extremis 
ealamitatibus, Haee autem initium habet triste, et anxium medium, 
finem vero tranquillum et laetum, Non alia est vita et mors regum, 
Civium et rusticorum, Der reich wil nieht sterben Vnd der arm mortem 
in votis habet. 


139. 


Ius sedentium non!), ut hostiliter invadas Doctorem aut prae- 
dieatem?) pastorem, ut sileam ius esse eos eontemnandi?), Sed est 
Charitativa et amiea collatio de verbo Dei, de quo putas contraver- 
tendum esse.4) 


I) sc. est, ut ete. 2) Lies praedicantem. 3) Lies contemnendi. 4) Vgl. n. 118. 


140. 


[56] Seripturae declaratio, seu traetatio, similitudinem habet 
cam illo, qui de argento terram primo, deinde et scoriam!) purgat, 
quod eerte non fit propter ipsum argentum, quod natura pulehrum est 
et candidum, sed propter nos, quibus terra obstat et scoria, ut argen- 
fum non eernamus, Sie sentiendum est de Verbo Dei. 


1) Seoria (axooíla), Abgang von Metallen, Schlacken. 


141. 


Qni nolunt me vivo nueleum. testam reverebuntur me 
mortuo. id est nomen.!) 


. . 1) Martin Luther, d. h. der kriegerische, rulinvolle Heergewaltige. Vgl. da- 
mit Erl. A. 57, 23, wo es heisst: Doktor Martinus Luther sagte einmal, dass die- 


3 


94 


jenigen, so bei seinem Leben von seiner Lehre nicht wollten den Kern haben, die 
wiirden froh werden, wenn er nun todt wäre, dass sie die Schalen davon möchten 
bekommen, und die Finger darnach lecken, wenn sie dieselbige nur haben 
könnten (!!). Einen neuen Gedanken sucht man in diesen 46 Worten vergebens. 
Dabei fehlt noch der hübsche Zusatz: id est nomen. 


142. 

Ethicorum!) Aristotelis et libri, quem Eeelesiastem voca- 
mus, haee est doctrina, quod Aristoteles metitus est?) honestatem vitae 
a ratione optima dietante, Ecclesiastes autem ab observantia prae- 
eeptorum Dei. Porro, si quis dixisset Aristoteli: tu?) vides omnia 
que seribis de vitae honestate, non?) proeedere, eum ad opus per- 
venitur vitae*), quemadmodum nee illa, quae de Oeeonomia doces et 

olitia5)? Responderet Aristoteles, sese hoe videre et imo pene 
b desperare de hominibus, pariter et de doetrina et authoritate gu- 
ernandi. quod poenas pariter et doctrinam contemnerent homines, At 
Ecclesiastes responderet, fae, quod faeis, sedulo sive docendo sive 
gubernando, Quod si tibi non morem gerunt homines, tamen ne cesses 
facere quod tuum est, et Mittere vadere ete.9) 

1) Von den 3 Schriften des Aristoteles tiber die Moral ist hier wohl gemeint: 
79ıx& Nixouaytia, libri X. 2) Nebenform für mensus sum. 3) Für nonne tu. 


4) In der Praxis, im Leben. 5) MoAıtıx& oder IloAırıxy axooacıs, libri VIII, 
Olxovowuxa, libri II. 6) Vgl. n. 50, p. 29 d. M. 


143. 

In omnibus creaturis eernimus quandam imaginem mortis nostrae 
et resurreetionis, In hieme enim omnia videntur mortua esse, In aestate 
autem vivere, Quin etiam in singulis rebus uteunque!) conspieitur. 
Omnia enim aliquatenus deficiunt et aliquatenus vivunt, Sie Iuventus 
ipsa aetas?), praenotat?) resurrectionem, Senium autem deliniat*) mortem. 

1) Vielleicht utrumque. 2) sc. est. 3) Das an dieser Stelle in der Hand- 
schrift stehende Compendium kann auch mit praenuntiat aufgelöst werden. 4) deli- 


niare (Nebenform zu delineare): skizzieren, bezeichnen. Einige ähnliche Gedanken 
finden sich Erl. A. 58, 42. 


144. 


Tantae promissiones, quas videmus in seripturis, effieacissime 
probant longe maxima esse, quae Satan et mundus ipsi hominj fideli 
faciant, alioqui enim neme sich dieser Hochster Herr vnser szo Hefftig 
nicht an promissionibus. 


145. 


[58] Deus perpetuo faeit ex invisibilibus visibilia, volens, ut et nos 
illa faciamus, sed converso ordine !), quod omnia reeusat natura?) Egens 
enim debeo videre abundantiam rerum in fide?), At nos!) vellemus 
abundantiam habere et deinde paupertatem seeundum nostram volun- 
tatem vel fingere vel admittere. 

1) sc. facimus. 2) Weil die Natur des Menschen in allem das Gegenteil 
thut von dem, was Gott will. 3) Das egentem esse ist das visibile, abundantia 


rerum das invisibile. — 4) Aber wir möchten lieber das invisibile besitzen, das 
visibile uns aber denken. Wir machen also aus dem Sichtbaren das Unsichtbare, 


35 


was Gott nicht will. Achnliche Gedanken kommen in den deutschen Tischreden 
öfters vor. So heisst es Erl. A. 57, 291: Er (Gott) kann etwas Hóheres machen, 
denn ich begreifen kann; er kann aus unsichtlichen Dingen sichtliche machen. Denn 
alles, was jetzt aus Kraft des Evangelii geschieht, das sind sichtliche Ding aus 
unsiehtliehen. Aehnlich Erl. A. 61, 6. Erl. A. 57, 208 (Vgl. auch 57, 210) hat: 
.Gott macht fur und fur aus unsichtbaren sichtliche Ding und wollte gerne, dass 
wirs auch thäten; aber wir kehren's stracks umb und wollen zuvor ein Ding sehen 
und greifen, ehe wirs gläuben“. 


146. 


Papa sine omni dubio est optimus reetor mundi, novit enim 
regulam, in qua mundo imponitur \ adeo, ut sit Dominus agrorum, 
pratorum, peeuniarum, domuum nostrarum et plane omnium rerum 
pariter et corporum (quod videre est in Sacrifieis?) eius, qui unam post 
aliam praedantur virginem, et matronas) et quando omnia sie fecit 
pro sua libidine, dat in praemium mundo maledictionem aeternam, 
der?) wil die welt alszo Haben. 

1) Nach welcher die Welt betrogen wird. Erl. A. 60, 227: so der 


Welt aufgelegt wird, Erl. A. 60, 380: so für die Welt dienot. 2) Erl. A. 60, 227: 
Pfaffen, Erl. A. 60, 380: Messpfaffen. 3) Erl. A. an beiden Stellen. das will ff. 


147. 


Prineipes et reetores mundi huius dieuntur et sunt dij terrae. 
Satani [59] igitur est. "Vulgus igitur est Satan!) per quem?) et 
Deus nonnumquam facit, quae alioqui per Satanam faceret in poenam 
malorum, ut quum?) ablato a cordibus popularium*) timore ae reve- 
rentia potestatis fit vulgus seditiosum, Ita abusus est vulgo Deus pro 
serrando in longiore vita Christo, Sieut saepe dieunt Euangelistae, 
et timuerunt. turbam.5) . 

1) Erl. A. 57, 157: „Fürsten und Regenten dieser Welt werden genannt und 
And gewiss Götter darumb, dass sie Gott zu Statthaltern gesatzt vnd verordnet 


hst. Der Satan aber ist der Póbel^ ff. — 2) Vulgus bisweilen gen masc. 3) Wie 
wenn. 4) Unterthanen. 5) Matth. 21, 46. 


148. 


Impietas est, quam his versibus Sophistae et nonnulli ex pa- 
tribus pro pietate affirmaverunt: 


Litera gesta docet, quid eredas Allegoria!) 
Moralis quid agas: quo tendas Anagogia?), 
et eum talia assererent et laudarent*), inepti tamen fuerunt, quoties ea 
voluerunt praestare, Multa enim rectius diei potuissent seu aptius ab 
homine sola ratione, nonnihil pollente*), ut sileam, fide. Ut si vellem 
de Medieina sie loqui ut hoe distieo tradiderunt, dicerem de primo 
sensu?) medicinam esse, febrem eurari per Ren barbarum), De se- 
eundo, febrem esse peceatum, Rebarbarum Iesum [60| Christum, De 
tertio, febrem esse vitia et Rebarbarum virtutes, De quarto sensu febrem 
esse damnationem, Resurreetionem autem Rebarbarum, An hee non 
magis apposite?) dieta essent, quam quae>) ipsi dixerunt?") 
1) Erl. A. 62, 31: Allegoriae. 2) Der tiefere Sinn. 3) Und damit gespielt 
haben Erl. A. 4) Von einem Menschen, der nur einigermassen gesunden Ver- 
stand hat. — 5) In Bezug auf den ersten Gedanken d. h. litera gesta docet (Der 


3* 


36 


Buchstabe zeigt das Thatsächliche an). Daraus ergiebt sich auch das Verständnis 
für die folgenden Ausdrücke: de secundo, de tertio, de quarto sensu. 6) Nach 
Ammianus Marcellinus XXII, 8: die an den Ufern des Rhä (Wolga) wachsende 
ausländische Wurzel. 7) Passender. 5) Nämlich die beiden obenstehenden Verse. 
9) Erl. A. 62, 31 fügt auch folgende Uebersctzung der beiden Verse hinzu: „Der 
Buchstab lehrt, was geschehen ist, Allegorie, was zu gliubn ist, Moralis lehrt, was 
man soll thun, Anagogie, wo es naus soll nun*. 


149. 


Fides mutanda est, non verbum aut opus Dei, quod manet in 
aeternum, Ideo falluntur ij, qui dieunt puerum esse rebaptizandum, 
quod fidem non habuerit, dum baptizatur. Similiter errant, qui rebapti- 
zandum esse doeuerunt, baptizatum a malo ministro vel haeretico, 
Infidelitatem depone, et opus Dei manebit Baptismus tuus, quod semper 
fuit, qui in nomine trinitatis eoncessus est, Vt autem deprehendas 
errorem, quo deeepti sunt!) Exemplum aeeipe, Est aliquis, qui non 
eredit Deealogum a deo per Mosen datum esse mundo, Aut Euange- 
lium non praedieatum esse a Christo, An ideo decalogus est nullus. 
aut Euangelium nullum? Aut putas propter illum oportere dari alium 
decalogum, aut aliud praedieari Euangelium, ut haec eredas a Deo 
esse? Profecto non. Sed tibi ab infidelitate tua recedendum est?) etc. 

1) sc. Anabaptistae. 2) Vgl. n. 15, 16, 17, Erl. A. 62, 32. 57, 66, 67, Absatz 
1—3, wo ähnliche Gedanken vorkommen. Vgl. auch p. 101 d. M. 


150. 
[61] Duplo peiores fiunt proselitae aeciti in novum ordinem a 
Deo non institutum, quia ante non putabant se iustos esse, sed pecea- 
tores, post autem ingressum novae religionis iustos se putant, et non 
tantum non abijeiunt, ut ante!) sua opera, verum etiam gloriantur. 
iusta esse et meritoria quoque, Quo fit, ut hoe duplo intelligi oporteat, 
multo deteriores fieri. 


1) sc. ingressum novae religionis abjecerunt. 


151. 


Mendacem oportet esse memorem !), quia quisque ex verbis suis 
iustifieatur aut condemnatur. 


1) Quintilian IV, 2, 91. 


152. 

A sinistris et a dextris nune patimur inimicos Euangelij, Tyran- 
nos et falses fratres, At is, qui maior est mundo, unam nobis dedit 
promissionem omnibus inimicis fortiorem, Nempe ego sum Dominus, 
Deus tuus.!) 


1) 2. Mos. 20, 2. Das Citat ist in den deutschen Tischreden sehr häufig, vgl. 
Erl. A. 57, 14; 58, 246, 247, 264. 266 etc. 
153. 


[62] Libellum ex omnibus, quos ad me inimici veritatis scripserunt. 
nullum perlegi, quam Erasmi Diatriben!). Et haue quoque sie legi, 





97 


ut saepe cogitarem eam scamno?) subijeere, Omnes enim, quotquot 
adversus me seripserunt, sat argumentorum subministraverunt mihi in 
uno atque altero leeto folio, reliqua?) tergenda*) anum fuerunt accom- 
moda, Feei quoque hoe, ne supra modum me gravarent mendacia, quae . 
reliqua fuerunt in talibus libellis.*) 

1) De libero arbitrio órergefz, 1524. 2) Bank. 3) sc. folia. — 4) Lies 
tergendo. 5) Vgl. Erl. A. 60, 314, 61, 112. 


154. 
Nemo est, qui maiore damno mundum gravare possit quam rustici. 
Agrum enim ipsi soli possident, et inde omnia habent, quae immediate 
sunt benedictionis Dei.!) 


I) Vgl. n. 24, in Bezug auf den letzten Satz Erl. A. 61, 353. 


155. 

Jhe mehr man predigt yhe toller wird die welt, imo vellem, ut 
aliqua oceasione cogere!) desistere a praedicatione, seilicet ut Satan 
dignam mundo et liberiorem haberet ad praedieandum sua haberet?) 
opportunitatem.3) 


. . 1) Lies cogerer. 2) Lies sua opportunitatem. Vgl. p.648 d. M. 
Ein ähnlicher Gedanke Erl. A. 57, 297, 310. 


156. 


. [03] Eeelesia est in perpetua ruina, quemadmodum de ea seri- 
hitur, Impulsus et eversus, ut eaderem.!) 


1) Psalm 115, 13. 
157. 

Quidam!) in Comitijs Augustanis dixit, Mieh kumert nieht viel 
umb den glauben, Aber Zwen herrn weis ieh die boszen sold geben, 
Christus et Caesar, Hoe civiliter, vafre?) et Theologice dictum erat. 

1) Vgl. n. 52, 53, Erl. A. 60, 221, 356. Darnach würde vielleicht der Erzbischof 
Matthias Lang von Salzburg gemeint sein. 2) Pfiffig. 


158. 

Quam potens sit spiritus mundi huius!) non animadvertitur in 
lapsibus carnalium vel etiam prudentium hominum neque illorum, qui 
In paris naturalibus?) sunt perspieaeissimi, sed in his qui spiritu 
saneto donati sunt, qualis fuit Adam, David, Salomon, Iudas, 
Petrus: Quam enim magna peccata isti commiserunt! Sed ita fieri 
eportet, ne glorietur in conspectu Dei omnis earo, Ne David de suo 
regimine, Salomon de sua superbia et opibus ete. In conspectu Dei 
oportet omnes Sanetos non ita sanetos esse, ut numquam habeant ne- 
cesuitatem dicendi, Miserere mei, Deus?) etc. 

1) Erl. A. 60, 35. „der Teufel der Welt Fürst.“ 2) Das geflügelte Wort in 
puris naturalibus, welches Büchmaun ,Gefl. Worte" XI. Aufl. p. 317 dem 
Jesuiten Bellarmin zuschreibt, kommt n. 160 auch in der Form ex puris naturalibus 
vor Vgl p.35 d. M. Die deutschen Tischreden übersetzen: in p. n. sunt persp. 
mit „die da schlecht leben wie sonst vernünftige Heiden nach der Natur", weichen 
überhaupt vielfach ab. Vgl. auch Frl. A. 57, 120, 121, wo dem Gedanken nach Aehn- 
liches steht. 3) Matth. 15, 22. 





38 


159. 


[64] Diei non potest quam impius sit mundus, quod in primis 
in hoe animadverti potest, quod Deus non tantum poenas adeo multi- 
plieat, sed et quod tot greges punientium constituit, Ipse enim primus 
punit, Deinde omnes parentes et domestiei dominj, Omnes Magistratus. 
Ludimagistri, Lietores omnes et alij multi, ut vix numerum eertum 
colligere possis punientium, Sin autem Satanam adiunxeris eum suo 
exercitu, statim infinitus est numerus punientium, Vis autem paucis 
colligere, quam non euret mundus poenas Dei etiam gravissimas, tamen !) 
hoe eogita, quod omnes eius poenas homines in quotidianas erimina- 
tiones vertant, quas alter Imprevatur alteri non tantum irascenten, 
sed etiam ioeantes, eum dieunt, Das dieh der Donner ersehlahe, Das 
dich die Frantzosen bestehen?) ete. 

1) Vielleicht tantum. 2) Anwünscht, anhüngt. 3) Vgl. Note zu n. 15. 
„Donner* und „Franzosen“ (morbus Gallicus, damals epidemisch, ist wohl gemeint) 


sind eben solche schwere góttliche Strafen, aus denen sich die Welt nichts macht. 
Dem Gedanken nach Aehnliches haben die deutschen Tischr. Erl. À. 57, 145. 


160. 


Sophistae hane regulam habent Theologieam, Ex puris natu- 
ralibus!) hominem posse mereri gratiam, Expresserunt illam hoe 
versieulo : 

Ultra posse viri: non vult Deus ulla requiri. 


At ipsi inversores et vani hie depraehenduntur, ut in alijs omnibus. 
Quod enim de politieis et Oeconomicis dietum est et bene quidem, hoe 
traxerunt ad spiritualia, Porro quod dicitur, Mitte vadere, sieut vadit?) ete. 
ad Ecelesiastem pertinet, et dietum?), quod commode dicit, qui eum 
sit in officio aut Oeconomia studiosus rerum suarum nee tamen potest 
efficere quod vult, Ille dieat, Mitte vadere ete. 

1) Vgl. n. 158, p. 35 d. M. Aus dem Worte Sophistae dürfte hervor- 
ehen, dass das Alter jenes geflügelten Wortes ein noch höheres sei. Die Quelle 
ist vielleicht schon bei Augustin zu suchen. Vgl. jedoch: Nemo potest ad impos- 


sibile obligari. Corp. iur. can. Sexti Decret. V, Tit. XII, 166, Büchm. p. 319. 
2) Vgl. n. 80. 3) sc. est. 


161. 

[05] Cum interrogassem !), quid esset eoneupiscentia oeulorum, 
respondebat, opus non esse, ut aquam quis portaret in Albim, nisi 
penitus exieeatam?), Addebat tamen, Seriptum esse, Oculum non sa- 
ejari visu?) 

1) Cordatus. 2 Albis als Fem. gebr. Luther meint, Cordatus Frage sei 
überflüssig. 3) Pred. Sal. 1,5 „das Auge sieht sich nimmer satt“. 


162. 


Item interrogabam !), unde potuissent Papistae festum Assum- 
ptionis?) fingere, respondebat, per catacresin?). 


1) Cordatus. 2) Mariä Himmelfahrt, den 14. August. 3) xereogotw d. h. 
uneigentlicher, verkehrter Gebrauch, Missbrauch. 


39 


163. 


Zwinglius!) non vult patiam?). sed vult Aristoeratiam, Verum 
regere non est sita ^ in speeulatione, sed praetiea, quum etiam optime 
instituta Imperia videmus subverti et cadere ete. 


1) Huldreieh (Ulrich) Zwingli aus Wildhaus in Toggenburg, geb. den 1. Jan. 
1484, gef. 1531 in der Schlacht bei Cappel, seit 1519 Prediger in Zürich. 2) Wohl 
fehlerhaft für: pötiam = potentiam sc. singularem. Vgl. p. 116 d. M. 3) Lies 
situm. 


164. 


Prima tabula!) docet, qualiter eum Deo agamus, si tamen in 
ea Euangelium quoque eomprehendas, Seeunda tabula format com- 
munem vitam rationis, quam optime illustraverunt philosophi de offieijs 
seribentes, Puta Academieci. Peripatetiei et Stoici, qui omnes 
dixerunt summum bonum [66] esse virtutem, Licet nonnihil dissenserint 
in voeabulis, eonvenerunt tamen in re, Isti diserte loqui potuerunt de 
hae vita, quam secunda tabula doeet, quia soli tenent definitiones 
virtutum 2), 

I) sc. Decalogi. 2) Vgl. Erl. A. 55, 264. 


165. 


Deealogus fons est omnium Legum, Offieium est virtutis actio, 
Wie sieh ein iglieher sol Halten, Vbi Sehola et disputatio, istie et 
sectae !). 


1) Vgl. Erl. A. 58, 245, auch 264. 


166. 

Peripatetiei a deambulando dieti sunt. quod Aristoteles de- 
ambulando doceret, sieut nos sedendo, Stoiei a Stoa, que est testudo !) 
vel portieus, sub qua docuerunt, Isti fuerunt eiviliores et secundum 
rationem docuerunt optima, Hi autem duriores et Crassiores?), quem- 
admodum apud nos sunt Franciscani et Carthusiani, Etiamsi utri- 
que summum bonum posuerunt in virtute. Porro illi media quedam 
esse asseruerunt?) bona, velut est vita, bona valetudo, quod Stoici 
negaverunt, Tertij fuerunt Aeademiei, qui non multum distaverunt!) 
ab arboribus*), [07] Dieti a predio iuxta Athenas, in quo docuerunt, 
Epieurei autem Voluptatem dixerunt summum bonum esse, Das einem 
igliehen gefallen vnd wol hatt gethann, Dinstinxerunt tamen, volupta- 
tem esse quandam animj, quandam eorporis, Hane Sectam Cirenaiei 
deriserunt et voluptatem corporis ita amplexi sunt, ut nihil bonum esse 
dieerent quam schlemmen vnd temmen?) 


. .1)Gewülbe. 2) Derber. 3) Behaupteten. +4) Ungewöhnliche Form für 
distulerunt. 5) Lies ambobus. 6) Diese Verbindung bei Luther häufig. Vgl. 
Erl. A. 57, 245; 59, 198; 59, 321; 61, 57; 62, 403 ete. Dämmen (demmen, temmen) — 
prassen, schwelgen. "Vgl. Dietz, p. 393, der ausser jenen noch drei Belege für die- 
selbe Verbindung anführt, Heinsius, Volksthtlinliches Würterb. d. deutschen Sprache 
Lit1, Sehmeller, Baierisches Wörterbuch, unter ,demmen* und die Verbindung 
‚sausen* und ,brausen*, ,delgen* und ,schwelgen*. 


40 


167. 

Mors omnium malorum est minimum, Et ipsa ratio est quod 
dicitur nisi!) his, qui timent eam, velut Lex non est Lex nisi his qui sunt 
sub Lege. Ita Cometes qui nune lucet Anno 1531 m. Aug.?) est 
tantum his Cometa, qui eam vident?) 

1) Auch ist er die sogenannte natürliche Ordnung, ausser für die ff. 2) Mense 


Augusto. 3) Darnach fällt dieses Gespräch also in den Augnst des Jahres 1531. 
Einige ähnliche Gedanken Erl. A. 61, 431. 


168. 
Lupus figuram habet Diabolieam in multis, tamen in hoe ei 
similis est, quod non voret ovem inelusam, nisi ante omnes oeciderit, 
Ita quod in Satana est, non vult perdere unum sed omnes!) 


1) Vgl. Erl. A. 60, 34, auch 55, 44 (Absatz 2). 


169. 
In stellis non est virtus, sed significatio, Iustam igitur quaeri- 
[68] moniam habemus!) eontra omnes Astrologos, qui virtutem eius?) 
alligant?), quam non indidit eis Deus, et quod illam plerumque in 
pessimam partem interpretantur, Hoc potius poetis*) fuisset adseri- 
endum, qui mala tantum portendunt, excepta stella, quae magis) 
apparuit, Haec enim significavit revelationem Euangelij iam iam adesse. 
1) Erl. A. 62,319 „haben sie (die Sterne) — — zu klagen. 2) Lies eis. 


3) An sie binden, mit ihnen verknüpfen. 4) Lies cometis. 5) Den Weisen aus 
dem Morgenlande. 


170. 

Ratio ealumniatur verba publieani et dieit!) ea injusta esse, 
inquit enim peceatorem sua poena dignum esse, non miserieordia, Verba 
autem pharisei amplectitur ut saneta, maxime eum ita vixerit, ut 
loquitur, et fecerit hec opera Deo per Legem praecipiente. 

1) Lucas IN, 13. Erl. A. 58, 174, 175? 


171. 


So man Muneh vnd Nonnen Haben ausgeschoren!) prae- 
dieatione verbi, perturbant omnia falsi fatres, utique(?) ut etiam 
in nostris auditoribus verum fiat quod dieitur, In propria venit, et sui 
eum non receperunt?) 

I) Absondern, befreien, trennen. Erl. A. 61, 134 ausgeschrieen. Vgl. munch 
vnd pfaffen ausgeschoren, Ausleg. der Epist. vnd Euang. vom christtag. 1522, 
ppp.ilij*; Dietz p. 183 führt noch zwei Belegstellen an, wo sich dieselbe Verbin- 
dung Muneh und Pfaffen findet, die auch die deutschen Tischreden haben. 
2) Joh. 1, 11. 


172. 
Praelegi, seripsi et praedicavi annis viginti, et nune 
longe majoribus sum viribus quam eram ante annos viginti!). 


1) Da anzunehmen ist, dass diese Aeusserung Luthers (er hat n. 167 von dem 
Kometen des Jahres 1531 gesprochen) in das Jahr 1531 fällt, so würde er hiermit 


41 


selbst als den Anfangspunkt seiner akademischen, litterarischen und kirchlichen 
Thätigkeit des Jahr 1511 bezeichnen. Andere sich teilweise widersprechende 
biographische Notizen über Luther p. 127, 130, 206, 330, 342 d. M. 


173. 


[69] Ira id saepe operari solet in viris, quod aqua in ealente 
ferro, a quo!) aecipit refrigerium. 


1) Lies qua. 
174. 


Clementem Papam septimum?!) Itali vocant Sapientiam 
mundi propter insignem omnium dolorum?) mundi huius experientiam, 
Et talem profeeto decet Papam esse, id est pro omnibus magis in- 
signem. qui in malitia nemini cedit in mundo, Huius quatuor consilia 
intellexi. antequam Augustana comieia essent eolleeta, Primum ut 
sub praetextu Lutheranorum, quos quidem volebat occisos, Italiam 
liberaret a Caesaris praesentia ct eum uteunque eum eommodo suo 
mitteret in Germaniam, Seeundum si Caesar non vellet occidere 
Lutheranos. videbat futuram oceasionem, ut novam conjurationem 
faeeret cum Rege Gallorum et Venetis, quod et nune faetum est, 
Tertium, si ei etiam hoe parum prospere procedet, Bellum parabit in 
Caesarem oeeasione?) maximi thesauri*), quem habet, quo hactenus 
noluit uti ut vir prudens, qui intelligit tam arduam rem ineipi non 
debere prepropere*) Quartum) si etiam ipsum bellum satis prospere 
non esset futurum, Conjunget se potius Tureis, Tartaris et omnibus 
improbissimis nebulonibus quam veritati, eui nunquam acquiescet, Ex 
Satana enim est Papa, uno a mendacio stare oportet illos pontifices, 
Porro quantum et quod in primis vellet et vult, non potuit unquam 
eficere nee efficiet unquam, nempe ut inter nos seetas faceret, Porro 
Dominus eius Satan hoe tandem potuit, Potuit autem propter nimiam 
nostram seeuritatem, saturitatem et ingratitudinem. 

Hee eerte ordine evenerunt, excepto bello, in quo ipse vietus est 
Roma eapta?) Qui enim eum seeutus est, neseio quo nomine) hune 
aiunt?) evocasse Tuream, qui hoc anno Austriam rursus populatur, 
Porro falsos fratres nunquam ante fortiores habemus quam 
anno, Caussaurij!) enim nune philosophantur de artieulo 
Iustifieationis. quorum Dux est Philippus Melanthon, Sed 
etiam hie Deus erit adiutor noster. Amen. Anno 15371). 

I) Clemens VII. aus dem Hause Medici von 1523-1534. 2) Von dolus = 
List. 3) Mit Hülfe eines sehr grossen Schatzes. 4) Der grosse Schatz des Papstes 
Clemens, von dem Luther öfters spricht (vgl. Erl. A. 57, 330; 60, 187) soll vom 
Papste Julius III. (15303—1513) stammen. Diesem zahlten die Fugger in Augs- 
urg eine grosse Summe aus, die ein ohne Erben gestorbener Cardinal bei ihnen 
deponiert hatte. 5) Hinter diesem Worte ist eine Liicke. Eine alte Haud hat an 
den Rand geschrieben: reliqua vide infra p. ;*. 6) Neben quartum (p. 18) hat die- 
selbe Hand geschrieben: connectendum hoc eum superioribus, quae seripta sunt 
p.69. 7) Den 6. Mai 1527 im zweiten Kriege zwischen Carl V. und Franz I. von 
1321--1529. — 8$) Papst Paul III. von 1534 1549. Cordatus behauptet also den 
Namen des damaligen Papstes nicht zu wissen! (iemeint ist der dritte 

neg zwischen Carl V. und Franz I. von 1336— 1538. 9) Das an dieser Stelle 
stehende Compendium kann auch mit audiunt aufgelöst werden. 10) Unfähige 
Leute, lies caussarij 11) Hieraus geht hervor, dass die Worte des letzten 
Absatzes von: Haec certe ordine evenerunt an als ein im Jahre 1537 bei der 





42 


Zusammenstellung des Tagebuches gemachter Zusatz des Cordatus aufzufassen 
sind. Die letzte scharfe gegen Melanthon gerichtete Bemerkung bezieht sich auf den 
auch in der Vorrede erwähnten erbitterten theologischen Streit, den Cordatus im 
August 1536 mit Melanthon tiber die Lehre von der Rechtfertigung begann. Mit 
den caussariis sind besonders Cruciger und Jonas gemeint. Vgl. die ein- 
ehende Darstellung dieses Streites im 14. Jahresb. d. Altm. V. f. Gesch. p. 69— 77. 
Jer Streit tobte weiter his Juli 1537, verstummte aber erst gänzlich gegen Ende 
desselben Jahres. Vgl. Köstlin II, 455 ff. Luther brachte den Cordatus selbst zur 
Ruhe. Wie, ist nicht bekannt. Mehrere diesen Streit betreffende Aktenstücke bei 
Kolde, Analecta Luth. p. 2641 fl, Einige den ersten Absatz betreffende ähnliche 
Gedanken Erl. A. 60, 228. 


175. 

[70] Tantum hoc respieiamus praedicatores, parentes sive 
Rhetores, Das Gott sein werek fort lest gehen, vnd yhm gar nichts 
dran ligt, es brauche mer wie er wil, Sieut sol lueet bonis et malis, 
frumentum erescit pariter omnibus. Meretrix adeo!) spurium suum 
enititur, ut honesta matrona filium suum, Deus tamen hune abusum 
tolerans, interea non cessat esse iustus iudex, Et tempus hoe de quo 
seriptum est, alij ibunt in vitam, alij in ignem eternum?), coram eo 
semper praesens est. 


1) Sogar (so), wie. 2) Matth. 25, 46. 


176. 


Dieere non possum, quanto !) sum perfusus, eum in papatu verum 
visum?) invenissem Saeramentorum, velut id quoque verbis assequi non 
possum, quantum laboraverim, ut iustus essem, Nune autem haee mea 
eura penitus cessavit, posteaquam intellexi et eredidi, Das fur Gott?) 
ein ander fur mich?) wil frumb sein*). 

1) Lies quanto gaudio sum perfusus. 2) Lies usum. 3) Gott gegen- 
über, vor Gottes Angesichte. 4) Für mich. 5) Vgl. Cordatus p. 641, wo es 
in kürzerer und abweichender Form heisst: Dicere non possum, quanto gaudio 


sim affectus, quum verum usum inveni Sacramentonun, et cum intellexi alium 
velle pro me iustum esse in conspectuDei. Luther meint Christus als uns. Mittler. 


177. 

Drey stuck hatt yhm Gott furbehalten, richten, rechen vnd 
rhumen!) Ad primum enim pertinet consummata iusticia, quae sola 
in Deo [71] est, Drumb Oberkeit Halten?) ist allein sein, Ad seeun- 
dum necessaria est consummata potentia krafft zu straffen vnd 
helffen, Tertium decet illum tantum, qui consummate bonus est, 
Bonus autem tantum Deus, Sed eum haee tria ordinatione Dei Magi- 
stratibus concessa sunt et parentibus, decet ut eis cum omni reverentia 
obediamus, qui haee non faeit, ordinationem Dei resistit?) ete. 


]) Mittelh. ruomen = riühmen, preisen. 2) Inne haben. 3) Hier transitiv 
gebraucht wie das verb. simpl. sistere — zurückstellen, hemmen, stüren. 


178. 
Non tantum pro iustifieandis impijs et quientandis!) ipsorum 
animis neeessaria est fides, sed plane in omnibus rebus id verum 
est, quod Paulus inquit, lustifieati fide pacem habemus?) Si enim 


43 


flium habens non eredideris tuum proprium et legitimum filium esse, 
perpetua. hella?) senties in corde tuo. 


I) Lies quietandis von quietare — beruhigen. — 2) Röm. 5, *. — 3) Erl. A. 
95,381, 362: was unrugiger Gedanken. Vgl. Cordatus p. 632. 


179. 

Nemo mortalium unquam hae arte loquetur, et sua verba tam 
diserte. componet, quemadmodum Apostoli, Ideo nequam est Cam- 
panus, qui putat se clarius posse loqui de Euangelio Ioannis 
quam ipsemet Iohannes!) 

1) Vgl. Erl. A. 61, 5. 

180. 

2 Vniversa ratio praedieandi vel etiam Rethorieandi est 
bene dividere, definire, colligere sive coneludere, Ut si es de fide prae- 
dieaturus, distinguendum est tibi de fide, quae inter homines est, et 
quae a Deo est, Deinde oportet, ut fidem illam iustificantem definias, 
Tertio neeesse est colligere, quod sola fides in Christo iustificet!). 


1) Vgl. p. 106, 107, 117 d. M., Erl. A. 59, 258, wo einige ähnliche Gedanken 
vorkommen. 


181. 


Quemadmodum omnes, qui bene praesunt instituendae iuven- 
tuti, remittunt primo diseipulos suos ad diligentissimam lectionem 
Virgilij et Cieeronis, Deinde ad alios quoque, at non tantum ut 
legant illos et discant, sed et iudieent, Sie qui vult foeliciter Theo- 
logieari, Iohannem legat et Paulum, patres autem et omnes, qui 
post Euangelistas et Apostolos scripserunt, legant et iudicent!) 


1) Legat — iudicet? In anderer Fassung Cordatus p. 639. 


182. : 
Vis scire quomodo Deus maneat reetor et magister hominum, 
Die alten lembt!) er, vnd die Jungen plent?) er, Alszo bleibt er 
Meister ?). 
1) Lihmt. 2) Blendet. 3) Vgl. p. 640 d. M., Erl. A. 57, 148. 


188. 


[73] Post ipsum verum Diabolum, Papa vere est Diabolus, 
quod faelle probatur in hoe Clemente, quia est malus, quandoquidem 
ltalus est, peior est, quia Florentinus, pessimus, quia spuruus!), 
Adde si potes ultra aliquid mali!?) 

]) Lies spurius. Auf die uneheliche Geburt des Papstes Clemens VII. (er 


war ein unehelicher Sohn Julians von Medici) spielt Luther öfter an. Vgl. p. 179 
d. M., Erl. A. 61, 328; 60, 188, Lauterb. T. p. 14, 136. 2) Vgl. Erl. A. 60, 214. 


184. 


Mundus autem vult decipere aut decipi!) ideo mundo 
nulum est eum veritate negotium?) 


1) vgl. Büchmann, Geflügelte Worte p.306. Die gewöhnliche Form ist: 
mundus vult deeipi, ergo decipiatur. Die beiden letzten Worte soll Papst Paul IV. 





44 


(1555 59) aus dem Hause Caraffa hinzugefügt haben. 2) Vgl. Erl. A. 59, 198: 
Aber die Welt will betrogen sein, will Wahrheit nieht haben noch leiden, Erl. A. 
59, 225: Es will die Welt betrogen sein, dazu muss man Geberden brauchen. 


185. 

Ego lieet optima docendo?) nihil tamen videor fecisse quam 
frena laxasse feris bestijs, seilicet hee, hec est gratitudo mundi, 
propter quam etiam ego dicere possum, Decepisti me domine et de- 
ceptus sum?) 

1) se. fecerim. 2) Jes. 49, 14 heisst es (Vulgata): dereliquit me Dominus, 


et Dominus oblitus est mei, 37, 10: non te decipiat Deus tuus. Vielleicht hat Luther 
diese Stellen im Auge. Vgl. auch Erl. A. 57, 284? 


186. 


Similitudo Pauli ad Romanos 7!) non est adeo facilis, ut qui- 
dam putant, sunt autem quattuor terminj in ea, Maritus corporalis 
et uxor, Maritus spiritualis et uxor, In primo (ut ita dieam) [74] con- 
iugio moritur maritus, et vivens uxor sit libera, In secundo vivit 
Maritus et moritur uxor, quae tamen sua morte libera sit et nubet 
alteri ete., Voluit autem isti similitudini subiungere dissimilitudinem, 
quod Lex maneat in Carne. 


1) Róm. 7, 2—6. In anderer Fassung Cordatus p. 640. 


187. 


Seientia constat ex differentijs et speciebus, At Astronomia est 
tantum de generibus, Si puer ille modo natus in hoc signo faetus 
fuerit rusticus, exeellet, sin piseator aut alius quispiam factus fuerit, 
excellet !). 

I) Luther scheint sagen zu wollen: Sonst hat es die Wissenschaft mit dem 
Besonderen und dem Einzelnen zu thun, die Astronomie aber nur mit dem All- 
gemeinen. \Vofern nur jener Knabe unter diesem Gestirne geboren und ein Land- 
mann geworden ist, so wird er berlihmt werden, wenn er aber ein Fischer oder 


irgend etwas anderes geworden ist, so wird er (auch) berühmt werden. Aehnliches 
findet sich Erl. A. 62, 324, Abs. 2. Der erste Satz Erl. A. 62, 318. 


188. 


Lex est, quod nos facere debemus, Euangelium vero est de 
eo, quod Deus vult dare, Primum facere non possumus, Et secundum 
aeeipere possumus, nempe fide, At vide, quales sint homines, Primum 
enim quod non possnnt, volunt facere, et seeundum quod deberent 
accipere, nolunt credere!) ete. 


1) In anderer Fassung Cordatus p. 640. Vgl. auch Erl. A. 58, 277. 


189. 


Primum in Deealogo praeceptum est mera promissio, Et neque 
ipsi [75] Iudei praeceptum voeant. Dieat autem quis, Primum prae- 
eeptum exigit fidem, Igitur Lex iustifieat, fides enim iustifieat, Huie 
respondetur, praeceptum non iustifieare, sed promissionem creditam, 
Ali] distinguunt fidem in Lege praeceptam, et dicunt eam nostrum 


45 


opus esse, Illam autem fidem, quae Christum amplectitur, donum Dei 
esse, et ipsius quoque opus). 

1) Dieser und die beiden folgenden Absätze finden sich p.640 d. M. in 
anderer Fassung in einen zusammengezogen. Vgl. ausserdem Erl. A. 5%, 265, 277. 


190. 

Lex impleta iustifiearet, at ipsa non invenit implentem, Et spi- 
ritus sanctus quidem impleret Legem, et per impletam Legem 
aliquem. iustifiearet, sed nee ipse invenit talem, qui eiusmodi operis 
suae!) et gratiae capax esset. 


1) Lies sui. Erl. A. 55, 265. 


191. 


. Per donum (id est spiritum sanetum) cepit!) in Christianis 
impleri Lex, at per gratiam est impleta, scilicet?) remissione pecca- 
torum ?). 

1) Für coepit. 2) Die Handschrift hat das Compendium für sed. Der Zu- 


sammenhang erfordert jedoch scilicet. Die Compendien beider Wörter sind nicht 
leicht zu unterscheiden. 3) Vgl. Erl. 5*5, 311, Cordatus p. 642. 


192. 

. [76] Nemo potest expendere opes, quas Deus profundit pro alen- 
dis tantum avibus, et illis vere inutilibus, Puto autem pluris eonstare 
Deum passeres alere per annum quam Rex Galliae de annuis suis 
reditibus aeeipit, Quid fit de alijs. quae majores sunt et rapaeiores?!) 

)) Vgl. Erl. A. 57, 148. In weitläuftiger Fassung Erl. A. 57, 184, wo die 


esart „der da vermöchte zu bezahlen die Unkosten“ zu beachten ist. Vgl. auch 


193. 
.. Calor naturalis non consumit eseas in hominibus, sed is, qui 
dixit, Non in solo pane!) 
1) Matth. 4, 4. 


194. 


Non possumus duriore poena fratres afficere, qui a nobis rece- 
dunt, quam quod sinamus eos agere, quod agunt, Hoe tamen excepto, 
Ne dieamus eos esse ex nostro consorcio, Alszo sehieken wir sie mit 
yhrem eigen schmuck gen helle !). 


1) In weitliuftiger Fassung Erl. A. 61, 55, 56. 


195. 

Fides, quam vocamus iustifieantem, formaliter est-iustieia Chri- 
stiani, velut albedo ) informat parietem et ealiditas aquam ferventem, 
Haee fides tantummodo in eruee intelligitur, extra erueem minime, Non 
autem hie intelligo peccata carnalia. quae et ipsa more suo pium 
aflieunt, Sed erueem voco, quam imponunt nobis peccata spiritualia, 
quae illi intelligunt, qui ea senserunt?) 


1) Tünche. 2) Vgl. Cordatus p. 642, Erl. A. 58, 371, 372, 373. 








46 


196. 


[77| Prima purgatio in regno Christi est conseientiarum, Seeunda 
Civilis et rerum civilium, Conseientijs haetenus consuluimus, Nune fa- 
vente nobis Deo de rebus civilibus, quarum eget Ecclesia, agendum 
erit, ut vietum habeant pastores, Ministri!) ete. Visitatio hine orta est?). 


1) Kirchendiener. 2) In abweichender Form und gekürzt Cordatus p. 642. 


197. 


An non Simbolum est adversus orationem Dominicam? Di- 
eitur enim in illo, Ecclesiam esse sanetam, In hae autem oramus 
remissionem peeeatorum. Sed hune nodum solvit, quod unus homo 
quasi duo sunt homines, Interior, qui est fide Sanetus, Exterior, qui 
propter Carnem peccator est, Adde etiam quod in Simbolo confitemur, 
peeeata esse remissa, quae deprecamur in oratione Dominiea !). 


1) Vgl Cordatus p. 643, wo sich dasselbe gekürzt und in anderer 
Fassung findet. 


198. 

Pro statu matrimonij eonfirmando, Hoe apud me con- 
eluseram, antequam maritus essem, quod si mihi insperato 
moriendum esset, aliquo morbo me oecupante. me velim!) 
leeto mortis meae aliquam puellulam mihi desponsurum, 
Faeturus quoque hoe fuissem ad confundendam?) Papam, qui 
plus quam diei potest hunc statum deiecit et dehonestat. 
Impius Sodomitarum eum omnibus suis diseiplinis?). 

1) Lies velim in. Constr. quod — velim, me in lecto mortis meae aliquam 
puellulam mihi desp. = mir auf meinem Totenbette ein Mägdlein zu verloben. 
2) Lies confundendum. 3) Vgl. Erl. A. 61, 167 (bis: desponsurum). Da es Erl. A. 
60, 278 und 251 heisst: „die Papisten aber sind gar gottlos, Gotteslästerer und 


Sodomiten, so könnte man erwarten: cum omnibus suis discipulis. Allein 
disciplinis giebt auch guten Sinn. Vgl. ferner n. 40, Erl. A. 60, 177, 287, 294. 


199. 


[78] Remissio peccatorum a Deo est effective, a fide forma- 
liter, Porro a Saeramentis, quae media sunt ad remissionem pecea- 
torum, est instrumentaliter !). 


1) Vgl. p. 643 d. M. 


200. 
Si infinitos mundus!) haberem. omnes darem, ut perfecte scirem, 
quid doceo 2). 


1) Lies mundos. 2) Der Indicativ in indirekten Fragesätzen findet sich in 
dem Latein der damaligen Zeit ziemlich hüufig. 


201. 
1° Ubi Moses minime!) videtur, ibidem est maximus, velut est. 
quando de rebus?) loquitur, Ubi autem videtur maximus esse, ibidem 
est minus?) velut quum Leges conseribit, Fuit autem Moses fons 


47 


omnis Seripturae, quod quoque ipse bene intellexit. Dicit enim, Con- 
ereseat in pl. doetrina mea, fluat *). 

l) Lies minimus. 2) sc. gestis. 3) Lies minimus. 4) Lies concrescat in 
pluviam doctrina mea, fluat ete. d. h. Meine Lehre möge sieh in Regen verdichten, 
sie möge fliessen ff. Luther hat 5. Mos. 32, 2 vor Augen, wo jedoch die Vulgata: 
conereseat ut pluvia doctrina mea, fluat etc. hat. Der Gedanke ist: Als Historiker 
emcheint Moses gering, aber darin liegt grade seine eigentliehe Bedeutung, als 
Gesetzgeber erscheint er bedeutend, ist es aber nicht, wenigstens für uns Christen 
nieht, die Christus von dem Gesetze befreit hat ff. Vgl. Erl. A. 62, 315: Darnach 
wollte ich Mosen lesen drumb, dass derselbe gar eigentlich von Dingen redet. 


202. 
[80] Simplieissime Moses loquitur, Interim tamen Deus mirabili 
sua sapientia ostendit, se non esse Iudaeorum Deum tantum, et hoe 
unico ostendit totius Legis abrogationem !). 


1) Vgl. in Bezug auf den ersten Satz Erl. A. 62, 316: Moses und David haben 
schlecht und eintültig gesprochen. Erl. A. 58, 300, 309? 


203. 

Iraeundia regnatrix est mundi, Qui enim irasei non novit guber- 
nator, is ineptus est, ut Reipublicae praeficiatur, ineptissimus, si sit 
praefeetus, Hine seriptum est, Suseitavit Deus spiritum Medorum !) 
et, Terribilis, qui auffert spiritum hominum 2). 

1) Luther scheint Jes. 37, 7 vor Augen zu haben, wo es (Vulg.) heisst: ego 


dabo ei spiritum. Gemeint ist der König Sanherib. 2) Psalm 76, 13, wo aber die 
Yulg. prineipum hat. 


204. 


Subtiles quaestiones pariter et responsiones inearnan- 
dae!) sunt earnalibus, qui?) erassis?) erasse loquendum est et respon- 
dendum. 

1) Incarnare: zu Fleisch machen, hier wohl im Sinne von „verständlich 


machen*. 2) Lies quia. 3) Ungebildeten, groben Leuten. Vgl. auch: Auf einen 
groben Klotz gehürt ein grober Keil. 


205. 


Lex est lex, sive sit eaeremonialis sive iudieialis, sive (ut voeat !)) 
moralis, Sie et Baptismus, eum sit Caeremonialis, necessarius tamen 
est omnibus Christianis ?). 


1) Lies vocant. 2) Vgl. Erl. A. 55, 278. Der erste Satz auch p. 8$ d. M. 


206. 

[831] Quum nos et Suermeri communiter utimur!) Verbo Dei, et 
utraque pars glorietur de germana interpretatione, dubium videri potest 
maximum, unde certos esse oporteat?) 

I) Lies utamur. 2) So kann es im höchsten Grade zweifelhaft‘ erscheinen, 


woher man Gewissheit (in der Lehre) nehmen soll. Die Antwort giebt Luther im 
folgenden Absatze. 


48 


207. 


Testimonium spiritus intra, extra consensus fratrum, de doctrina 
eertos nos reddit, quod parti Lutheranae adhaerendum sit. non 
Zwinglianae. 

208. 

Argumentum Augustini in illo loeo, quo dicit, Euangelio non 
erederem !) ete, tale est, Catholieae ecelesiae eredo, non Arrianis. 
Verum hoe invalidum esset, Eadem enim ratione dieerent Papistae. 
se nihil invenire de Luthero in Seriptura 2). 

1) August. contra ep. fundam. 5: Ego vero evangelio non crederem, nisi me 


ecclesiae catholicae commoveret auctoritas. 2) Vgl. Erl. A. 62, 103, auch 59, 150, 
wo Aehnliches vorkommt. Erl. A. 62, 103 Manichaeer statt Arianer. 


209. 


Visionem habere nolo, non admitto miraeulum, neque eredam 
Angelo diversum me docenti a verbo, cui et operibus Dei ideo credo. 
quod haee duo sibi et in omnibus suis partibus eonsentiunt inde a 
prineipio mundi, Constat enim verbum a principio, et ego in sensu et 
mente mea experior, [82] Dass es alszo gehet, quemadmodum verbum 
dieit, et in omnibus historijs videmus opera Dei consentire, Sieut enim 
ante mille annos, sie hodie operatur Deus, Verbum volo, miraculum 
nolo, Miraeula volebat Erasmus, quia habens verbum non 
habebat verbum!) 


1) Vgl. Erl. A. 57, 45, wo jedoch die Worte von sicut enim an 
ganz fehlen. 


210. 


Nullum est potentius argumentum contra Iudeos quam sedes 
Davidis. Ipsi enim ab annis 1531!) regimen nullum habuerunt, Neque 
quiequam aliud est, quod aeque eos premat atque sedes David, Et 
argumenta Pauli eontra Iudeos sind nieht ein schertz, Lieeat nulla 
religio adeo stulta sit rationi ut Christiana, tamen ego eredo in verbum ?) 
Iudeum, qui vocatur Iesus Christus, alijs non eredo, quia abjeeti 
sunt Iudei et traditi in reprobum sensum ?). 

I) Obige Worte sind also 1531 gesprochen.  Erl A. 62, 369 hat 1535. 
2) Lies unum. Wegen sehr ähnlicher Compendien werden verbum und unum 


oft verwechselt. Z. B. n.75. 3) Die Worte von Et argumenta — — sensum 
fehlen Erl. 62, 369, finden sich aber 55, 63 von liceat an. 


211. 


Omnibus ınodis oportet illum, qui stant!) in loeo saneto, in sug- 
gesto?) publieae praedicationis, docere, et multo satius est carere 
Rhetoriea quam Dialeetiea, quae docet, Rethoriea autem tantummodo 
eloquentiae viribus [83] exornat doctrinam, quam quis docet, Die farb 
ist Rethoriea, Das austreiehen Dialectiea, konnen wir wider den Bapst 
nieht farbe haben, szo konnen wir doch entwerffen >). 

1) Lies stat. 2) Nebenform für suggestu. 3) Vgl. Erl. A. 5*, 63. Da in 


den späteren deutschen Tischreden der erste Teil dieses Absatzes bis docere 
mit dem zweiten Teile des vorigen von liceat nulla religio an in einen Ab- 


49 


satz verschmolzen ist, so ist es interessant zu beobachten, wie in Folge dessen ge- 
ändert ist, um die Verbindung mit den Worten: credo in unum Judaeum, qui 
vocatur Jesus Christus, herzustellen. Auch die anderen Sätze des obigen Absatzes 
von et multo satius an erscheinen bei Cordatus in Folge dessen in einem ab- 
weichenden Sinne. 


212. 


Stultieia est aut ad minus stultum, quod his quos instituere volunt 
in Dialecticis proponunt: quae, qualis, quanta, Ego tantum traeta- 
rem medium seripturus Dialeetiea!) Et ex praedieabilibus apprehen- 
derem individuum, ut si mihi Coneionandum esset de Castitate, Primo 
definirem illam, deinde dieerem de commodis eius, Tertio de in- 
commodis. 


I) Luther scheint zu meinen: Wenn ich nach den Regeln der Dialektik 
schreiben wollte, dann würde ich nur den zweiten Punkt (qualis) behandeln und 
aus den Praedikaten d.h. den logischen Kategorien, das Individuelle herausnehmen, 
so dass, wenn ich eine Predigt über die Keuschheit zu halten hätte ff. Vgl. Cor- 
datus p. 107: quantitas, qualitas, aut quae sit eius substantia. 


213. 


Non est verisimile Iudeorum maiores adeo insanuisse !), ut fabulas, 
quas finxerunt, serio intellexerint, quod posteri eorum faeiunt, Quid 
enim stultius quam verum putare, quod de suo Sehophor?) commenti 
sunt. Bovem esse, et adeo magnum, ut singulis noctibus herbas de- 
pasceret totius mundi paseuorum, quas Deus noeturno rore faciat re- 
ereseere?), Puto autem sapientes illos viros pueris suis maxime mortem 
ita delinivisse. qui*) utriusque sexus et omnium aetatum homines quo- 
tidie [84] absumit, Deo alios homines substituente in locum illorum, 
Quemadmodum me absumpto a magno illo bove, suffieitur mihi filius 
meus et filia, quibus absumptis, alij eos quoque sequentur, Quod autem 
addunt, bovem illum in extremo die esse maetandum, et quemlibet 
hominum suam assaturanm?) esurum ex eo, significat, mortem nos oceei- 
dentem oeeidendum et unicuique nostrum moriturum, ut nemini amplius 
noceat, Subijeietur enim pedibus nostris, Ita intelligo fabulam de 
maximo pisee maris, eui nomen Leviathan*5) eum quo singulis diebus 
ludat Deus tribus horis, esse Satanam, eui permittit Deus per- 
turbare homines, quem tamen frenet Deus, quum vult, Motum autem 
eaudae eius, terrae inotum facere, signifieat aliquam maximam per- 
turbationem. quam effieit in mundo ?). 

l) Lies insaniisse oder insanivisse. 2) Schor-habbar — Stier des 
Feldes. — 3) se. die, d. h. in Folge des Thaus in der Nacht (am Tage) wieder- 
wächsen lässt. 4) Mors in Beziehung auf bos und als Personificierung des ab- 
strakten Begriffs als mascul. gebraucht. 5) Sein Stück Braten. 6) Hiob 40. 
') Der in diesem Absatze erwähnte Schor-habbar ist nach dem Talmud 
'traetatus Baba-batra 24, 6) ein dem Sagenkreise der Juden angehböriger 
fahelhafter gewaltiger Ochse, der des Nachts 1000 Berge abweidet, 
die am Tage wieder waehsen. Wenn nun der von den Juden er- 
Vartete Messias in seinem Reiche den Auserwählten ein grosses 
hastinahl giebt, dann wird dieser Ochse zugleich mit dem Levia- 
than (Hiob 41) verspeist und dazu der Wein getrunken. der einst im 
Faradiese. wuchs. Uebrigens soll Schor-hahbar mit dem Behemoth 
illiob 40) identisch sein. Vgl. Cordatus p. 272: Behemot ist der gros ochsz et 
Mortem significat, «quae / continuo nascentibus pueris seniores depascitur (auch 


4 





90 


Deponens), ut ille bos gramina mundi una nocte, quae cadente rore iterum 
nascuntur ete. Vgl. auch Erl. A. 60, 65, wo Behemoth, Leviathan und 
Seorphur (dieser als Hóllenhund, Cordatus p.272 Schirbor) in anderem Zu- 
sammenhange erwühnt werden. 


214. 

Quando omnibus modis nemo potest effieere quod vult, neque 
faeere, quod quidem facere deberemus, faciat in officio suo quisque quod 
potest et dieat: pater noster, qui es in Coelis, Sanetifieetur ete.. quem- 
admodum cum [85] Caesar vult componere controversias Germaniae 
et nolunt Germanj, Nos vellemus Carolum eredere Euangelium !), at 
non vult Carolus, Da haben wir nieht mehr den das wir ein 
seligen vnd lieben vater vnser betten, et mittamus vadere sicut 
vadit ete.?) 

1) Euangelio oder in Euang.? 2) Vgl. n. 160, n. $0. 


215. 

Quemadmodum Deus ex nihilo ereat omnia, Ita in nihilum redigit 
omnia, Quid enim fuit Alexander magnus? nihil, antequam esset. 
Quid nune est? totus nihil. Idem facit Deus regenerando, Ante enim 
quam te novum hominem facit, id est liberat ab impuritate tua. in 
quam vitio naturae venisti, necesse est, ut ante nihil fias, faeit enim 
te Deus nihil per poenitentiam et deinde aliquid per fidem. 


2106. 

Nemo negat privatorum esse privata!) Ideo seholas, vietum 
ministrorum et pastorum ae similia quae sunt publiea, nemo privatus 
eonservabit sed magistratus, Ein pfennig zur beieht, Ein stuek brod 
mag ein paur geben. das er aber mit der gantzen nachtparsehafft?) 
6] den pfarner?) ernehrt vnd sein haus vm baw erhalt, das wird 
er lassen, Haee enim opera sunt majestatis non rusticorum. 


1) Vgl. n. 24. pl d.h. Nächparschaft == Gesamtheit der Nachbarn. Weigand 
Il, 177. 3) Pfarner, Pfärner, Pferner = Pfarrer, Weigand II, 333. 


217. 

Si virtutes!) scholae expensis prineipum non alerentur, statim 
visuri essent homines, quam non sit privatorum publica studia pro- 
movere. 

1) Das Compendium kann auch mit utiles aufgelöst werden. Virtus = Kraft. 


218. 

Qui in theologia studere vult et proficere, stultus esto, et Theo- 
logus erit, Summa ars futuri Theologi est, ut diligentissime diseernat 
inter prudentiam rationis et verbi sive scientiae Dei, Qui enim hae!) 
eonfundunt, Coelum terrae miscent. 


1) Lies haec sc. prudentiam rationis et prudentiam verbi Dei oder auch 
hane sc. prudentiam. Erl. A. 5*, 395? 


51 


219. 


Omnium optimus Papa praeterito tempore Iulius!) fuit, Nostro 
antem seeulo, qui et omnium seculorum optimos quoque vincet, optimus ?) 
papa est Clemens ille tertius?), pessimus enim est inter omnes, qui 
unquam fuerunt et longe pessimus !), Ad hoe etiam spurius est®). Neque 
papatus alios viros decet quam omnium pessimos, Papatus enim 
super se divinum regnum ferre non potest, quod est verbum Dei, neque 
politicum quoque neque Oeeonomieum, [87] Sed medium quoddam inter 
llla, id est mere Satanium. Ideo in eo non possunt presidere nisi 
Sathanae ipsissimi filij, Et si bonus forte ei praeficitur, fit tamen natura 
regni illius malus, Cuius rei horrendum exemplum erat Leo X9, ante 
vir optimus ete. 

1) Julius II. von 1503—1513. 2) Die Ausdrücke: optimus, optimos, optimus, 
sind wohl ironisch anfzufassen. 3) Lies septimus. Es kann nur Clemens VII. 
gemeint sein, der bereits n. 174, 183 erwähnt ist. 4) Aehnliche ungünstige Urteile 


über Clemens VII. Erl. A. 60, 188, 190, 214, Cord. n. 174, 183. 5) Vgl. Cord. n. 183, 
Erl.A. 60, 214 ff. 6) Leo X. von 1513—1521, Sohn Lorenzo’s von Medici. 


220. 


Mundus non regitur religione, sed superstitionibus et tyrannide 
et non aequitate, quia mundus est sub Satana, et eum fidem pre- 
dieemus liberos facere, audiens hoe mundus vult omnibus modis liber 
esse, sed. earnaliter, Ita veram religionem vertit in superstitionem vel 
potius in mendaeium Satanae !) 


1) Erl. A. 58, 305? 
22]. 


In spiritualibus repereritur !) tantum caussa efficiens et finalis, velut 
verbum Dei habet etfieientem Caussam Deum, finalem autem iusti- 
fieationem, peceator autem, qui materia?) est, est caussa cirea quai, 
Sin materialem et formalem caussam proprie acceptam in spiritualibus 
posueris?), Hoe per Allegoriain fiet, non autem proprie, formalis eaussa 
in verbo est, Sapientia, veritas, virtus, quae formae sunt, invasibiles *), 
in effectibus tantum cognoseuntur ?). 


1) Lies reperitur. 2) Das an dieser Stelle stehende Compendium kann auch 
Lit natura, necessaria oder misericordia aufgelöst werden (!) 3) Wenn 
man aber in Sachen des Geistes eine materielle und formelle Ursache im eigentlichen 
Sinne des Wortes annimmt ff. 4) Invisibiles? 5) Hierzu hat Cordatus am Rande 
bemerkt: Quid hic Philippus? Quid hie Aristoteles diceret? Diese 
Worte beziehen sich, wie es scheint, ebenfalls (vgl. n. 174) auf Cordatus Streit 
mit Melanthon über die Lehre von der Rechtfertigung. Vgl. Gütze, XIV. 
Jahresb. d. Altmärk. V. f. Gesch. 1864, 69 ff. In einer Vorlesung Creucigers 
über das Johannisevangelium am 24. Juli 1536, der Cordatus beiwohnte, nahm 
dieser schweren Anstoss an folgenden Worten: Tantum Christus est causa 
propter quem; interim tamen verum est, homines agere aliquid oportere, nos 
habere eontritionem, et debere verbo erigere conseientiam, ut fidem concipiamus. 
Ita nostra contritio et noster conatus sunt causae iustificationis, sine quibus 
u0n. Im Verlaufe des nun beginnenden Streites stellte es sich heraus, dass diese 
Worte von Melanthon herrührten, dessen Dictate Creuziger benutzt hatte. Nun 
entbrannte der Streit mit Melanthon selbst. Nach neueren Untersuchungen jedoch 
(vgl. Küstlin IL, 455—457) war es eine Vorlesung über den ersten Brief an Timo- 
theus (siehe den folgenden Absatz), welche die Veranlassung zu dem erwähnten 
Streite gab. Vgl. die Litteratur bei Köstlin 1I, 675, Note zu p. 457. 


4 N 





52 


222. 


[88] Epistolae primae ad Titum!) seopus?) est Methodus Chri- 
stianae doctrinae, Primo enim de Lege, deinde loquitur de Euange- 
lio, quum suipius*) mentionem faeit Paulus. Tertio autem ad praetieam 
pervenit fidei, qualis est oratio pro Regibus *). 


1) Lies Timotheum. 2) Vgl.n.$0. 3)Liessuiipsius. 4) 1. Timoth. 2, 2ff. 


223. 

Est Lex positiva, et magna quidem mundo, sed maior est Lex 
naturae, maxima vero Lex divinae et aeternae sapientiae, At 
super omnia Lex est gratiae, magis!) opprimat quam salvet, Porro 
ego optarem videre aliquem, qui proprie posset distinguere inter Legem 
naturae et Legem divinam, Et eaeremoniae sunt quoque de Lege naturae, 
Caeremoniae enim vel propter Cultum Dei instituuntur ete. 


1) Lies quae magis. Vgl. Erl. A. 58, 361: Es ist aus der Massen schwer, 
dass ein Mensch gläuben soll, dass Gott ihm gnädig sei. Vgl. Erl. A. 55, 311? 


224. 
Tertium praeceptum est de cultu, eaeremonijs et Lege Dei !). 
1) Vgl. Erl. A. 55, 245 Abs. 3. 


225. 

Lex est Lex, Et Lex Dei sive moralis sit), iudicialis, sive eae- 
remonialis, omnes tamen pariter ligant conscientiam, Qui autem fit, 
quod tantum Caeremonialem sublatam esse dixerint? Quis nos ab alijs 
liberabit? Implere nos illa?) oportet, inquiunt illi suaves homines). 


1) Lies sit, sive iudieialis. 2) Lies illas. 3) Vgl. p. 56. d. M. n. 205. 


226. 
De natura Pavonis. 

[89] Pavo opibus !) plumarum mirum in modum sese ostentat et 
superbit, Sed ubi pedes aspexerit, ilico exelamans et territus demittit 
plumas, Quin etiam valde Zelotipus?) esse dieitur et invidae?), teste 
Aristotele, Praeterea raucam habet voeem et insuavem. 

Pavo imago haeretieorum ae fanatieorum spirituum*), Nam 
et illi more pavonis superbiunt et ostentant sese donis suis, quae non- 
numquam babent insignia, sed?) pedes suos, id est fundamentum doctri- 
nae suae possent intueri, exterriti eristus*) deinitterent et humiliarentur. 
Quin etiam et ipsi laborant zelotypia, quia nullos syneeros ae veros 
doetores ferre possunt, Sie wollen alles allein sein, vnd niemand neben 
sich leiden, et supra modum invidi sunt ut pavones, Postremo raucanı 
et insuavem vocem habent, hoe est, doctrina eorum est afflietis ae pijs 
mentibus acerba ct tristis, Magis enim affligit eonseientias quam erigit 
et eonfirmat. 


1) Eine alte Hand hat picturis tibergeschrieben. Jedoch ist opibus vor- 
zuziehen. Diese alte Hand erscheint nur an dieser Stelle. Sie hat mit der Hand 


53 


Melanthons grosse Aehnlichkeit. 2) SnAorvnos = cifersüchtig, vgl. unten 
zelotypia. 3%) Lies invidus, vgl. unten invidi sunt ut pavones. 4) sc. est. 
5) Lies sed si. 6) Lies cristas. 


227. 
Alia «447700ía. 


Sieut pavo pulehritudine pennarum praetereuntium oculos in 
se convertit, Ita haereticorum dogmata magnam apud vulgus 
habent spetiem [90] atque imperitorum et simplieium corda de- 
‚lan et fallunt, dum aut nova aut eonsentanea ratione !) humanae 
oceant. 


1) Lies rationi. 


298. 
De natura Cornieum. 


Corniees dicuntur valde auopyor!) esse, Nam pullos suos ex- 
eluaog?) ilico relinquunt et avolant. quos deus postea mirabiliter nutrit, 
psalm. CXLVI 7). | 

In eornieibus depieti sunt falsi et infideles doetores et 
pastores Ecelesiae, qui pullos suos, id est Christianos fidei suae 
eommissos aut ventris aut perieuli gratia deserunt, quos postea Christus 
ipse mirabiliter nutrit et servat in medio luporum, Sieut sub Papatu 
faetum est, ubi Deus suos mirabiliter supra omnem captum rationis 
humanae servavit, ne ab humanis traditionibus sedueti sint*). 


!) Lies àGr0gyo: d. h. lieblos, vgl. Rebenstock II, 103: corvi sunt «&009y0« 
et ventriculosi Papistae (!), Lauterbach p. 57 richtig: corvi sunt &atogyot: et 
ventriculosi Papistae. 2) Vgl. n.63 exeubatos. 3) Psalm 147,9. 4) Die ersten 
Sätze ähnlich Erl. A. 62, 33. 


220. 
De natura Ardeae sive £gomdıor !). 


Mirabilis natura est ardeae, Nam eum demiserit se in flumen, 
pedibus immotus?) consistere dieitur, Tum pisculi3) pedum odire*) aut 
suavitate [91] illeeti aeeurrunt eique adhaerent, que ipse postea capti- 
vus5) devorat, et quemadmodum ardea affert seeum testem pietatem, 
Ita peceatum affert seeum malam conreientiam. 

Natura peccati in hae ave depieta est, que incredibili suavitate 
et seeuritate homines ad sese alleetat et alleetos postea perdit). 


1) Lies égoóiovr, des Heihers. 2) Mascul. in Bezug auf 2gowoq. 3) Lies 
piseieuli. 4) Liesodore. 5) Liesquos ipse postea captivos. 6) Welche 
Quellen Luther für diese vier und die beiden folgenden Absätze zu 
Gebote gestanden haben, ist mir trotz aller Bemtihungen nicht ge- 
lungen zu entdecken. Selbst in Schneiders Ausgabe der libri X Aristotelis 
hist. de animalibus, Lipsiae 1911. Tom. IV. p. 15- -17 (adnotationes), wo eine ganze 
litteratur über den £gwóro; gesammelt ist, findet sich nichts, was mit dem obigen 
Absatze Aehnlichkeit hätte. Nur p. 19 heisst es: Aelian, Hist. Anim. V, 45: xal 
alyvziol xal a£ tol xal xixvo. xal óg&xovttg nolkwor. Dies könnte auf Ab- 
satz 23] de Aquila Bezug haben. 


94 


230. 
De natura Struthionis!). 


Struthionem ferunt, eum eaput modo fronde aut folio texerit, 
existimare, totum se tectum et occultatum esse ita, ut a nemine possit 
videri. 

Ita hypoeritae arrepto uno aliquo opere bono putant se omnem 
sentinam?) peeeatorum suorum oceultare et tegere et se puleherrime 
ornatos et iustos esse eoram Deo. 


1) orgovdlov, der Vogel Strauss, gewöhnlich orpov90c, attisel n etgov9oc. 
2) Bodensatz, Unflat, Mistpfütze. Erl. A. 61, 141: Ein Scorpion meint (!!). 
2831. 
De Aquila. 

Aiunt aquilam marem pullos suos involueres ferre in aerem et 
radijs solis opponere, quos ubi videt aciem oeulorum !) tenere immotum ?) 
eontra solis radios, agnoscit ut suos, quasi sole teste, quod ipse sit 
verus illorum pater, Dieitur autem non solum eum minoribus quadru- 
pedibus, sed etiam eum cervis pugnare, Multum pulverem volatu col- 
leetum insidens eornibus?) exeutit in [92] oeulos*), pennis ora verberat, 
Cum dracone etiam init prelium, ova hie aquilae consectatur aviditate 
malefiea, llla ob hoc ubicunque nisum 5) oppugnat, ille multipliei nexa) 
alas ligat ita, ut simul aliquando coucidere videantur. 

I) Die Pupillen oder die Augen. 2?) Lies immotam. — 3) sc. cervi. 
4) sc. ejus. 5) Lies visum. Er (der Adler) greift jedesmal (überall) das Gesicht 
des Drachen an. ' 6) Lies nexu. 

2232. 

Qui faeit quod in se est. dixerunt Scholastiei, vivit bene mora- 
liter. ir meretur de Congruo!). gratiam non tamen medio mathema- 
tico, sed physico. id est divisibili. Si hoec dixissent de iustieia coram 
mundo, pulehrum fuisset. Porro Deus simpliciter exigit iusticiam seeun- 
dum medium Mathematieum. Ipse enim simplieiter et totus est 
iustus. Ideo non dueit aliquem pro iusto nisi sit totus iustus, et qui 
(ut Deus) peeeatum nulla parte) ferre. potest?) 

I) Der erwirbt das meritum Congrui d. h. Gott erkennt sein Bestreben an 
und schenkt ihm die gratia gratum faciens. Ilat er dies. so kann er auch das meri- 
tum Condigni (gleichwürdiglich) erwerben. Lämmer, Vortridentinische kath. Theol. 
S. 130. 2) Ganz und gar nieht. — 3) Vgl. Erl. A 60, 262, ferner Erl. A. 5*5, 155, 1586, 
wo Luther über den Unterschied des punctum inathematicum und physicum 
spricht. Vgl. auch p. 187. 


233. 
Physica traetat de!) motu rerum, Mathematiea vero de quid- 
ditate?) et formis earum, Imo non est loquendum de Christo mate- 
mathiee nee physiee, Sed magis quis sit usus eius, quid nobis attu- 


lerit etc. 
1) Die Physik handelt von, hat es zu thun mit. 2) Die Washeit. 


2:4. 
[93] Quod non serviamus proximis nach vnserm vermugen, 
Caussa est, quod divites velint opes augere, Deinde quod pro sua 


90 


voluptate multa insumant pro ventre, Edifieije, Ludis. Reichtum, vnd 
heiligkeit noch mer, machen die menschen tol und szo torieht, ut non 
serviant proximis, Imo, ut non intelligant, quis sit proximus. Ubi nune 
invenitur Episeopus, qui studiosus esset Elemosynarum !)?  Presbiteri 
et Monaehi, quando fecerunt, quod est regulae suae, ex qua se sanetos 
esse dixerunt? Haec sanetitas non sinit eos videre Lazarum ad 
fores iacentem. 
I) Lies: Eleomosynarum. 


235. 

Sanetitas, opes, sapientia, potentia Hindern die menschen 
a dileetione Dei et Charitate proximi. Et illi tamen sunt interim 
omnes magni Euangeliei, Hoc de eis homines audent dieere, et Deus 
silet. Gehn mus mans lassen, Quia quanto magis ista corripis, tanto 
proniores fiunt ad faciendum, quod ecorripis, Vns zu trotz, lassens das 
wir an In straffen. At si verbum Dei praedico, Du trotzt nieht mich?) 
Vnd ieh wil ungetrotzt sein, das weis ich wol, Mussen doch solchs 
leiden, et a multitudine et respicere super pusillum gregem, obedientem 
Euangelio, Impios suo tempore inveniet Dominus. 

1) Mittelh. tratze, ursprünglich zum Zorne reizen, dann Trotz bieten. 


Bei Luther noch mit dem Ace. z. B. Ezech. 20, 27: Eure Väter haben mich noch 
weiter gelästert und getrotzet. 


236. 

[9] Christianorum est, ut fidem suam exerceant abstinentia a 
peeeatis, et operatio est bonorum, ut voeatio nostra (ut Petrus!) docet) 
fiat fortior et certa ex operibus?). Ex peccatis autem debilior sit?), et 
tandem nulla. Ex bene faetis aequirimus testimonium fidei, Ex male- 
laetis autem eertum testimonium, quod eontra fidem deliquerimus, Aber 
der tol Pofel*) komert>) sieh itzt nicht, quomodo Lex abrogetur, nee 
quomodo impleatur. Ideo enim?) eis moriendum est, cogitabunt de 
impletione, et eum tempus deesse viderint, desperabunt. 

I) 2. Petri 1,10. 2) sc. bonis. 3) Lies fit. — 4) Mittelh. bovel, povel, 
später auch bofel, pöfel u. s. w. — Volk, Leute. Wenn Weigand II, 366 sagt, 
bei Luther finde sich feststehend pöbel, so ist das, wie die obige Lesart zeigt, 
doch wohl nieht ganz richtig. 5) Mittelh. kumbern (kummern, kommern) ursprünglich: 
In Not bringen, belüstigen auch mit Arrest belegen. Sich Komern — 


Kunner empfinden, sich mit Sorgen quälen. Bekommern intransitiv n. 71. — 6) Lies 
‚den eum. 


2. 
. De Legibus, quibuseunque tandem, nemo potest indicare!) nisi 
ill. qui Euangelium habet et intelligit. 
I!) Lies iudicare. 
238. 
. Deus est, qui omnes et omnia eertis Legibus subdidit, at se 
ipsun nulli Legi subiecit, Ideo nemo praeseribit Deo Leges, qui se 


ipaum a Legibus liberum esse voluit, sed potius mgit.!) meminerit se 
Legibus esse subiectum. 


1l) Lies Magistratus. 





56 


239. 


[95] Tanta est superbia humana, ut ad eam humiliandam Deus 
utatur omnibus, quae in Creaturis (adeoque in ipsomet homine) sunt 
homini adversa, quorum tantus est numerus, ut tibi ipsi molestus sis 
ea eogere in eertum numerum, Vel numera (si potes) culices et pu- 
lices? Mures et venenatos vermes? Ft in hane operam utitur 
omni malitia Satanae, et ipse quoque, quotier se ipsum alium ostendit 
quam patrem, omnia haec facit aut sinit fieri, ut nostram superbiam 
frangat et faciat humiles !). 


1) Vgl. Erl. A. 57, 157. In anderer verkürzter Form Cordatus p. 635. 


240. 


Cum Deus seiret hominem non mansurum in bonitate sua, in 
qua eam !) ereaverat, Cur hominem ereavit? Respondet Paulus?) Ein 
grosser Herr mus aueh scheiskachen?) Inn seinem hausz Haben, Si 
in meliores usus ex eis utitur nonnullis, Hoc item decorat potentiam 
domus illius et bonitatem eius eommendat :). 

1) Lies eum. 2) Erl. A. 57, 158: Antwort. 57,216: Antwortet Dr. Martin. 
3) Erl. A. 57, 158: Schmeis und Pinkkacheln, 246: Pinkeltópfen. Kächele, Kachel 
— irdener Topf, irdenes Geschirr, im 15. Jahrh. auch im Sinne von Nachttopf. 
Die gewöhnliche Form Kachel (Plur.) findet sich Cordatus p. 636, wo sich der 
obenstehende und der folgende Absatz zusammengezogen in abweichender Form 
finden. 4) Luther hat jedenfalls (nnd darin findet die Lesart Paulus ihre Er- 
Airung) Röm. 9, 21 vor Augen, wo es heisst: Hat nicht der Töpfer über seinen 
Thon Gewalt, ein Gefäss zu edlem und ein anderes zu unedlem Gebrauche (oxevo; 
eig arıulav) zu fertigen? 


241. 

[96] Sunt qui audito verbo Dei mallent, se non tantum didicisse, 
quantum didieerunt, quod servus seiens voluntatem Dei!) et non faciens 
pluribus vapulabit. Isti ignorant id Pauli: O homo, inexeusabilis es, 
puta. etiam si ignores ?). 


1) Lies Domini, vgl. Lukas 12, 4. 2) Róm. 2, 1. Vgl. die Abweichungen 
der späteren Tischreden Erl. A. 57, 247. 


31» 
Sieut Satan per omnia verba et faeta sua contrarius est Deo, 
Sie omnes Impij. qui Certissime obsessi sunt a Sathana, spiritualiter, 
si non eorporaliter, Deo sunt Contrarij !). 
I) Vgl. Erl. A. 57, 158. 


249. 

Hilarius!) inter omnes patres luetarius?) fuit maximus adversus 
haeretieus?), neque Augustinus potest ei eomparari, Cyrillus?) quo- 
que magnus fuit et egregius disputator, Hieronimus, quia paeem 
habuit, nihil boni seripsit, Ambrosius autem obrutus praetieis impe- 
ditus est valde, et eum lueta caruerit eum haereticis, magnis donis suis 
non admodum usus est, et fere omnibus patribus id unieum noenit, 
quod sint usi contemplativa ?), non praetiea?) seu administratione pasto- 
ralis officij, qualis est cura pauperum, Infirmorum ete.®) 





57 


1) Hilarius seit 350 Bischof von Poitiers, gest. 365. Schrieb: de trinitate 
libros XII, besonders gegen die Arianer. 2) Für luctator. Das Wort ist, wie 
es scheint, gebildet, wm die rhetorische Figur der zaegorouaoíe hervorzubringen. 
Cordatus hat p.636, wo sich dieser Absatz kürzer und in abweichender Form 
findet, luctator. 3) Lies haereticos. 4) Cyrillus seit 112 Bischof von 
Alexandria, gest. 444. 5) sc. philosophia, contemplativa philos. (94cQntix), 
Gegensatz activa philosophia (mgaxtunj) — Sie huldigten der Theorie, nicht der 
Praxis, 6) Augustinus, fiieronymus, Ambrosius vgl. n. 28. 


244. 


[97] Ineonsulte videtur egisse Deus, quum jussit mundum regi 
verbo veritatis, maxime eum vestiverit ipsam veritatem infirmo erueis 
verbo, Et mundus non vult veritatem sed eontrarium eius, mendaeia, 
et id videtur magis inconsulte factum, quod offert hane veritatem illis 
hominibus, qui ultra eam velint!) suscipere, Mundus enim sponte non 
obedit, sed vix tandem summa potentia Coaetus ‚et plane ipsa tyrannide 
areetur a criminibus et reete regitur, Crueem autem penitus horret et 
mavult Satanae voluptates quam Christi erucem habere, Ideoque qui 
hene regit mundum, Satan est, et quidem solus pro sua dignitate ad- 
ministrat mundum, adiuneto tamen sibi vicario suo, qui est Papa, 
Cuius regno nihil unquam speciocius aut magis mundo dignum est 
inventum 2). 


1) Lies ultro eam nolint. 2) Vgl. Erl. A. 57, 158. 


245. 

Deus iam tandem omnes suos titulos perdidit, Videtur enim 
impotens facetus esse adversus Impios potentes huius mundi, et consilij 
inops adversus sapientes, Et quotiescunque in miseros easus ruunt 
Christiani, statim adest tentatio, quae vexat, ut eredamus, Deum oblitum 
esse suae miserieordiae, quasi aoeius quoque malorum hominum facetus 
esset natura [98] bonus, Impijs enim videtur bene facere et velle, Adeo 
putamus eum inversum esse, Haee autem omnia inde veniunt, quod 
omnia. quae Dei sunt in hoe seeulo !) valde sint abscondita, quod de 
eo dieitur Matth. 6?). Potentia enim eius videtur esse infirmitas, Sa- 
pientia stultieia, bonitas eius putatur esse malitia ?). 


1) In diesem Leben, in dieser Welt. 2) Matth. 6, 4,6, 18. 3) 1. Corinth. 
l,18 f. Vgl. die abweichende Fassung Erl. A. 57, 125. Vgl. auch Cordatus p. 637. 


246. 
Erasmus Roterodamus putat Religionem Christianam esse Co- 
mediam aut Tragediam, quae res continet nunquam factas, fietas 
tamen propter hominum mores firmandos !). 


1) Vgl. Erl. 4. 61, 1607, wo dieselben Gedanken mit mehr als 50 Worten 
gegeben sind. 
247. 
Satan seit nos mori oportere. nihilominus adeo furit adversus 


208, ut omni momento (quantum in eo est) procuret nobis mortem, et 
hoe statim ab initio vitae nostrae '), 


1) Vgl. Erl. A. 59, 325. 


X 
9o 


248. 


Der man, qui sedet ad dextram patris, wil kurtzumb regiren, 
Et mundus wil yhn kurtzumb nieht leyden, sed perpetuo dicit, Nolumus 
hune regnare super nos, Nieh mus er regiren propter!) hune qui dieit, 
"ede a dextris meis?). Vnd dieszer konig stellet sich alszo, quasi subsit 
et regatur ab omnibus, quasi totus impotens, Noch besthet, das ge- 
schrieben steht, Omnia [99] quaeeunque voluit feeit in Coelo et in terra"), 
Quis est sapiens? Ille qui hoe regimen intelligit !). 

I) Neben. 2) Psalm 110, 1; Matth. 22, 44. .3) Psalm 135, 6. 4) Vgl. 
Cordatus p. 637. 


940, 


Ich mus paeientiam haben mit dem teuffel!), Ich mus pacien- 
tiam haben mit den schwermern, Ich mus pacientiam haben mit den 
seharhansen?) Ich mus paeieneiam haben eun familia, Ich mus 
gedult haben mit der kata von Boren, vnd der gedult ist noeh szo 
viel, das al mein leben nichts anders sein wil den patieneia. 


J) Mit dem Papst Erl. A. 5%, 431, ebenso Cordatus p. 637. 2) Vgl. n. 60. 


2, 

Sub Leone decimo!) fuerunt duo Monachi in monasterio 
S. Augustini?), qui indignitate rerum papistiearum moti nonnihil in 
Coneionibus suis adversus Papam sunt loeuti, et ecce quadam nocte 
ingressi Sieearij eapite ambos obtruncaverunt, et ipsorum exeisas linguas 
in anos eorum intruserunt — Egidium?) Romanum virum valde 
doetum humanius tractavit Iulius!) licet acerrime adversus 
ipsum locutus sit, quemadmodum semel feeit in Coneione ad 
Romanos Cives, quam incipiebat, Ite in Castellum, quod con- 
tra [100| vos est, Vocant enim eastrum S. Angeli, papae fidem 
et fidueiam, Castellum, Hune quoque Augustinianum Mona- 
ehum*) Iulius Cardinalem faeiebat, Huie praedieationi inter- 
fuit Cordatus*) 

1) Vgl. n.219. 2) In Rom. 3%) Dieser, aber nur dem Namen nach auch 
Erl. A. 62, 436 erwähnt. 4) Julius II. v. 1503—1513. p Soll doch wohl nur 
heissen: Diesen, der ebenfalls ein Augustiner-Mönch war ff. 6) Wann Cordatus 
in Rom, wo er diese Predigt des Egidius gehört haben will, gewesen ist, lässt 
sich nicht genau bestimmen, vielleicht in der Zeit von 1509—1509. Im Jahre 1510 


ist er bereits Pfarrer in Ofen. Der obige Absatz findet sich (bis: intruserunt), 
jedoch in abweichender Fassung, Erl. A. 60, 290, 62, 436. 


anl. 
Naturale est, ut is, qui ab alijs benefieia postulat, ipse quoque 
sit benefieus alijs. 
252. 


Illustratio adventus Dominj erit in virtute et spiritu, Virtutis 
spetiem habet impetus bombardarum, Spiritus vero est ars im- 
pressoria, qua impietas regni papistiei vastatur!), 

1) Vgl. p. 638 d. M. Erl. A. 62, 165? . 


lohannes Huss!) sustulit ex vinea Dei vepres, Ero autem 
pugnans contra Papam kam in ein ewens blaehfeld, Cum ego?) 
dixissem. ipsum longe plura efficere contra Papam quam Huss, valde 
negabat verum esse, et dicebat, per Ioh. Huss etfeetum, ut in dies 
post eum magis lapsus esset Papa, qui sub illius tempore fuisset 1n 
summo honore et potentia. Praeterea post Iohannem semper fuisse quos- 
dam bonos viros, qui Papae eontradixissent, Ante Iohannem autem 
nallum 3). 

1) Johann Hus, geb. 1369 zu llusinoe, einer Stadt im südlichen Böhmen, 
aus niederem Stande, böhmisch-ezechischen Stammes, 1391 Prediger an der 
Betblehems-Kapelle in Prag, 1398 Lehrer an der Prager Universität, 1402 Rektor 
derselben, Beichtvater der Gemahlin Wenzels von Böhmen, seit 1403 Anhänger 
der Wicliffeschen Lehren, als Ketzer in Costnitz verbrannt am 6. Juli 1415. 
3j Cordatus. 3) Vgl. Cord. p. 635, wo für ewens blachfeld der Ausdr. pflug- 
feld steht. Der erste Satz auch Erl. A. 62, 124. 


25.L. 


[101] Anabaptistae in errorem suum traeti sunt non alia Caussa 
quam quod non reverentur debito honore verbum et opus Dei, Et 
putarunf per ignorantiam et impietatem Baptismum fundari ipsorum 
lide, seilicet hoe putant, quod opus Dei firmum esse non possit, nisi 
ponatur super fundamentum humanum. ltem putant, Dei opus ideo 
nihil esse, quod ego illud pro tali non habeo, et Deum eedere oportere 
et repetere opus suum propter infidelitatem meam. Das lest er. Si 
sne fide aut in infidelitate baptizatus sum, infidelitas mea mutanda 
est, et me oportet Deo cedere et operi eius credere, Dei enim opus in 
se perfectum est et non potest mutari, Quod exemplo volo deelarare. 
Ante decennium audivi praedieari Deealogum, eui ego non eredebam, 
at hodie ei eredo, et Legi Dei, In hae mutatione ego mutatus sum, 
non Deealogus, qui idem semper mansit, Item si ante triennium!) 
aliquid mandasset prineeps. eui ego non obedivissem, Inde non seque- 
retar mandatum eius irritum esse factum propter meam inobedientiam, 
Neque ipse propter eam mutaturus est mandatum, sed hoc vult, ut 
meam inobedientiam muterh. Sie habet se res de Baptismo pue- 
rorum, Casu posito, quod [102| Baptismus eorum validus non fuisset 
propter earentiam fidei. Neque interim sentio pueros esse sine fide, 
eum baptizantur. Oblati enim ab Eeelesia Christo, et, Eeelesia pro. 
eis rogante, accipiunt fidem ?). 

, N Er. A. 57,66: vor zehen Jahren. 2) Vgl. Erl. A. 57, 66; 62, 32, Abs. 2, 3, 
sowie n. 149. 


355. 
Multi etiam ministrorum dieunt se eorpora sua et animas suas 
Deo eredere, et eredituros pure, quum eis ex hoe mundo est eundum 
aut moriendum pro verbo, Et!) de Conjugibus suis et liberis suis anxij 
sunt, An hoc non id est: Deo, quod maius est eredere, non autem, quod 
minus est?” Aut certe: An hoc?) potius est deo nihil eredere??) 


1)Lies sed. 2) An hoc non? 3) Vgl. Erl. A, 58, 2*5. 





60 


250. 

Die saehen Gotts sind szo bosze, das ieh yhn nieht mehr kan 
raten, Nihil enim ex omnibus, quae vel misericordissime nobiscum agit, 
manet ei ineorruptum, Quod aperte lieet videre in verbo Dei, Quoties 
illud rursum largitur mundo, contemnitur, irridetur, persequitur!), et 
quantum potest a mundo exterminatur, Si illud non dat, damnamur. 
Si dederit, damnamus, et damnamus illud aftirmative et negative, Cre- 
dentes enim non faeimus, increduli negamus, Quod si hee sors verbo 
suo eontingit in hoe mundo, quid, rogo, fit omnibus suis operibus adeo- 
que ipsi? ?) 

1) Passivisch gebr. 2) Vgl. Erl. A. 57, 95, 96 (bis: exterminatur) In an- 
derer Form Cordatus p. 643. 


251. 


[103] Fiet rursus quod olim faetum est, ut omnes, qui nune mundo 
suadent ad salutem, sese proripiant in deserta, propter summam illam 
ingratitudinem, quae perpetuo ex optimis faeit pessima !). 


i) Vgl. Erl. A. 57, 96 (Von: darum wirds eben also gehen an). 


258. 


Magna vexatio est animorum, das Gott szo wandelwertig!) ist. 
Adae enim ipsi dedit promissiones et Caeremonias, quas mutavit Árca?) 
et Areha Noae, Abrahae dedit Cireumeisionem, Mosi miracula, Po- 
pulo Legem, quae: omnia sustulit per Euangelium, quod Christo dedit, 
Hae mutabilitate Dei Tureae offensi dieunt suam Legem aliquamdiu 
duraturam, mutandam tamen ?). 

1) Ein seltenes Wort. Wandelwertec (wandelwaertig) so viel wie 
wandelbaere d. h. in Beziehung auf den Wandel stehend, nicht so, wie es sein 
sollte. Vgl. Müller II, 600, 699. Dann wohl, wie oben, im Sinne von mutabilis. 
Für wandelwertec hat Müller nur die eine Belegstelle: got ist nicht lugenhaftig 
noch wandelwürtig, gest. Rom. 35, Erl. A. 57, 208: wankelmütig. 2) Lies arcus, 
der Regenbogen. Cordatus p. 643, wo sich dieselben Gedanken verkürzt und in 
abweichender Form finden, hat: irim sc. dedit. 3) Vgl. Erl. A. 57, 205 und 59, 44. 


250. 


Tertius Esdre!) nihil est, nomina enim recenset, et quae supe- 
rioribus libris scripserat, repetit, Quartus non tam levis est, ut quidam 
eum pütant parum prodesse, Videtur autem seriptus esse post Christum 
natum et passim?) quemadmodum Apocalipsis, Huius cum alio 
tempore recordaretur, rogabat me?) [104] valde serio, ut eum?*) 
perlegerem et dicebat me in eo inventurum nostri illius*) tem- 
poris faeta et opera?) 

I) sc. liber. Ueber das dritte und vierte Buch Esrae vgl. Förstemann und 
Bindseil, Tischr. IV, 402, Note 4-—6, wo auch die Litt. angegeben ist, ferner Kóstlin 
II, 300, 663. — 2) Planlos, ohne Ordnung. 3) Cordatum. 4) Es ist doch wohl 
das vierte Buch Esrae gemeint, welches eine Art Prophetie ist. 5) Vielleicht 
nostri ipsius temporis f. et op. 6) Abweichend Erl. A. 62, 130. Vgl. auch Cord. 


). 410, wo sich Aehnliches, und zwar mehr im Anschlusse an die deutschen 
ischr. findet. 


61 


260. 


Iudei seiverunt et optaverunt praesentiam Messiae, at puta- 
bant omnia sua integra mansura, quod eum Christus nollet, eruci- 
fixug est!). 


1) Vgl. Cord. p. 643. Erl. A. 62, 374, auch 3171. 


201. 


Euangelium Christi et Apostolorum tempore doetrinale (ut 
ita dieam) fuit, postea legibile sub toto papatu, Nune autem pugnax 
faetum est, vnd wil seine feind nieht lenger leyden, Sed e medio 
tollere !). 


I) In anderer Form Cord. p. 644, vgl. ferner Erl. A. 57, 77. 


262. 
Fide seiunt, quodeunque sciunt homines, puta quod vivo, edo, 
o8 aperio ete. Quid horum agnus novit aut bos? Ita se res habet 
in toto mundo. 


263. 
Constantiam nostram et studium in verbo vocant etiam ipsi nostri 
auditores libidinem dominandj, quia nihil vident nee audiunt a nobis, 
nisi quod odiunt !). 


1) odio ist Nebenform zu odi, im archaistischen Latein nicht ungewöhnlich. 


204. 


[105| Negotium nostrum, quod agimus adversus Papam et omnem 
ordinem Papistieum, nihil aliud est quam exeommunieare, Excom- 
municare autem in re et veritate non est aliud quam verbo Christi 
eonvineere et declarare, Papam, confessores suos!) vel quoseunque 
alios Impios, illos esse, qui Christi verbo non obediunt, Velut eum 
praedicamus, qui erediderit et baptizatus erit. salvus erit?) 5i non 
exempli eaussa, tamen necessitate presentis textus coacti dieimus Papam 
et suum ordinem hoe non eredere, atque imo salvos fieri non posse, 
id est damnatos esse?) 


1) Vielleicht: Papam et confessores suos (ejus), vel sq. 2) Mareus 16, 16. 
4) Vgl. Erl. A. 59, 159. 


2025. 

Quid autem hoc aliud est quam excommunieare, id est exequi, 
quod verbum indieat, Exeommunicatio enim est exeeutio verbi Dei 
et eins Christi !). 

1) Vgl. Erl. A. 59, 159. 

200. 
Cum Christianis maxima omnium pugna sit eum falsis fra- 


tribus, illa tamen longe maxima est, quod, eum non sint, velint esse 
et voeari Christiani, Quod si Pilatos se ipsos vellent dicere), Iudas 





62 


et Herodes, id est, si non?) abdieare vellent Christianum, passuri 
essemus ab eis omnia, quae [106] inferre ineommoda auderent, et 
bellum eessasset, et pax nobis esset reddita, Interim autem eum volunt 
eenseri Christiano nomine, hellandum est, neque ullo modo paciendum, 
ut seeure loquantur aut faciant, quod non decet Christianos, Regnum 
enim eonseientiarum vendieamus?) nobis per verbum, vnd wollen) vns 
nieht lassen nemen ?). 

t) Vielleicht et Judas. — 2) Lies nomen. Der Fehler rührt von der Ver- 
wechslung der ganz ähnlichen Compendien her. 3) Lies vindicamus = Nehmen 
wir für uns in Anspruch. 4) Vielleicht: wollen's. 5) Vgl. Erl. A. 61, 134, 149. 


201. 

Doctor Bruck!) haee ultima verba dixit in Comitijs Augusta- 
nis, eum abiturus esset prineeps Saxonum?) et audivisset omnia dura 
minari his, qui Christum erant Confessi, Wolan, kans nieht anders sein, 
8zo wissen wir doch das alle pforten der helle wider diesze vnser 
lere nichts vermogen, Caesar haec non intelligens, quid esset pforten 
der helle, interrogavit, Seilieet ita sapiunt Religionis iudiees et pro- 
teetores fidei?). 

1) Dr. Gregor Brück (Pontanus), geb. 1453 zu Brück bei Wittenberg, eigent- 

lich Gregor Hevns oder Heintze genannt, berühmter Jurist, chursächsischer 
Kanzler und hervorragend bei den wichtigsten Akten der Reformations-Gesehichte 
beteiligt, gest. 1557 zu Jena. Ueber seinen Anteil an der Reformation siehe 
Seekendorf, hist. Luth. index I sub nomine Pontanus. 2) Am 23. Sept. 1530 
brach Kurfürst Johann von Sachsen von Augsburg auf. 3) Die obigen Worte hat 
Brück jedenfalls gesprochen, als er am 22. Sept. 1530 auf die vorhergegangene 
Verlesung des Reichstagsabschiedsentwnrfs in Betreff des Glaubens im Namen der 
evangelischen Stände antwortete. Bei Seekendorf, lI. seet. 35, S 78,3 finden sie 
sich indessen nicht. Achnlich klingt nur Folgendes in der Rede, die Brück da- 
mals gehalten hat: responsum aliquod inter multas occupationes parasse, ex quo 
NP rarent, Caesarem cogniturum esse, quam firma adversus confutationem 
illam stet confessio sua. 


208. 

Meo tempore nullus omnino usus erat Dialectiees in seholis. 
Sed tantum tradebant, et hoe per sordida verba universalia et prae- 
dieamenta®), et de his lieet horrendum pugnarent, tamen nullum usum 
intelligebant. At ego Concionaturus, neque hodie quiquam cogito de 
praedicamentis, [107] Velut eum mihi dieendum est de fide, non cogito. 
quid sit eius quantitas, qualitas, aut quae sit eius substantia ete, Sed 
eogito primum, unde sit, seu quae sit eius C'aussa effieiens, quae est 
spiritus sanetus, quod sit donum Dei, quod per verbi ministerium (quae 
est Caussa instrumentalis) contingit. Deinde formalem considero et 
materialem, quod Christum apprehendat. Deinde etiam finalem, quid 
nobis fides conferat, nempe iustieiam, Item quid Deo tribuat, seilicet 
gloriam ete. Hine cogito etiam de fructibus fidei, bona opera, Gratia- 
run actio pro tantis benefieijs per Christum nobis exhibitis, Deinde 
satis eominode separo hanc fidem ab illa, quam dicunt historieam et 
alijs. ne relinquatur ambiguitas. Talis cogitatio aperit mihi totam na- 
turam fidei, id quod numquam possem per praedieamenta, et facilius 
hoe modo a pueris et alijs simplicius intelligitur et diseitur, Potes 
famen etium per praedicamenta fidem declarare et alia, quae sunt 


63 


praedieanda, si tamen ea ita nota habeas, ut simplieiter ex eis loqui 
possis, quod vis aut te oportet praedicare, Ipsa tamen cognitio eaussa- 
rum potior est, quia Sie gehet fein straeks zu, wen man reden wil 
von ein Ding, was es doch?) 

1) Die Lehren der Dialektik fanden in den Schulen keine praktische An- 
wendung, man trug sie nur vor und bediente sich dabei ganz armseliger allgemeiner 


Bezeichnungen und Kategorien. 2) Vielleicht doch ist. Vgl. Erl. A. 58, 403, 
wo sieh mehrere Sátze dieses Absatzes finden. 


Per supereffluentem et immensam miserieordiam Dominj facile 
intelligimus 1mmensam maliciam hominum, quae per summam ingrati- 
tudinem eontemnit omnia, quae illa dat sine cessatione !). . 


1) Vgl. Cordatus p. 644. 


270. 


[108] Falsos fratres nullo modo feremus, dum haee mihi vita 
manet, Sin vero se eonfiteri volunt impios. et sine Christo esse, fere- 
mus ab eis omnia, etiamsi nos occidunt!). 


1) Aelinliches Erl. A. 61, 149. Vgl. n. 266. 


271. 

Ingressus ad aegrotantes familiarissime eolloquitur!) et proxime 
aceumbit fere (quantum licet) toto eorpore, et primo interrogat, quo 
morbo laboraret, quamdiu egrotarit, quo medico usus sit vel medicina, 
Deinde an etiam sit paeiens erga Deum. Audiens bonam voluntatem, 
quod eis placeat haee infirmitas tanquam a Deo immissa, aut quod 
parati sint mori. si Deus ita velit, valde eommendat et magni dueit 
hane voluntatem, quae certo sit a spiritu saneto praesente et operante 
hane voluntatem. Etiam magnum esse, sj quis perveniat ad cognitionem 
verbi et Christi, at si eui etiam datum sit tali voluntate esse ae fide, 
quam verbum praedicat, haec plane omnia, quae preciosa esse putan- 
tur, excellere?) Talem enim hominem Deum habere praesentem ae 
propieium ete. Abiens eommendat eis fidein suam, ut in ea per- 
sererent et promittit orationem?) 


261". 

[109] Quando autem isti dieunt se reprehendere !) non posse bene- 
fiium suae visitationis, Respondet, Es sei sein ampt vnd pflicht, ideo 
Don esse opus, ut gratias agant, Addit etiam hane eonsolationem, non 
esse ut quiequam timeant, quod certum sit Deum, qui eis literas et 


Nygillum (id est verbum et saeramentum) dederit, certo se ipsum etiam 
daturum»). 


I) se. Lutherus. 2) Vgl. Cordatus p. 6414: preciosam esse talium hominum 
mortem. 3) Verspricht für sie zu beten. +) Nicht wieder gut machen könnten. 
3) Vgl. Erl. A. 61,415, wo sich jedoch manche Abweichungen finden. Anderseits 
hat Cord. p. 614 noch einmal diese Schilderung, wie Luther bei Krankenbesuchen 
verfahren ist. Diese schliesst sich im ganzen mehr den späteren deutschen Tisch- 
reden an, enthält aber ebenfalls Abweichungen, die namentlich darin bestehen, dass 
Luther von sich in der ersten Person erzählt. 


64 


272. 

Si habuero!) omnem fidem, tentationss et multitudo afflictionum 
eogit me tandem illum textum reete intelligere de fide non perseve- 
rante?) Videmus enim nune multos falsos fratres (velut Zuieca- 
viani) qui forte fidem amplexi olim, nune omnia mala faciunt 
ministris Dei sub nomine Christiano?) Imoipsi volunt optimi 
esse Christiani, Tales sunt verbum seminantis*) eadens super 
lapidem et arens, Expendi autem hane intelligentiam dili- 
genter, dum esse?) Koburgi et eontuli eam cum seriptura®). 

1) se. dieebat Lutherus. 2) Matth. 13, 3, 18. 3) Der Streit mit den 
Zwiekauern 1530—1531. Mit den Dienern des Wortes Gottes sind Haussmann, 
Cordatus, Soranus gemeint. Vgl. n. it. 4) Lies seminantes. 5) Lies 


essem. 6) Luthers Aufenthalt in Koburg dauerte vom 15. April bis zum 
9. October 1530. 


273. 
Fures et alij, quibus ob malefaeta sua vita eripitur, sunt hae 
parte foelieiores nobis, quod sua peccata, ad mortem traeti, saltem 
eiviliter agnoseant, Nos autem nec civiliter nee spiritualiter. 


274. 


[110] Satan est, qui se in varias animalium formas transmutat, 
Deus enun istis larvis non ludit, sed sinit Creaturam esse, quod 
ereavit !). 

1) Erl. A. 60, 11? 


215. 
Puleherrimum est, quod Saneta Seriptura Dei auffert ab ipso 
Deo mortem et faeit Satanam Dominum eius, Ebr. 2!) Deus enim 
Deus est vitae?) 


1) Ebr. 2, 14. 2) Joh. 5, 26; Matth. 22, 32; Lucas 20,38 etc. Vgl. 
Erl. A. 60, 58. 


16. 


Maledictus est omnis, qui praedieat Zuiecavianis illis invitis!), 
quibus non debet?) Ego moriar inimieus huius Civitatis. et 
mortuus disceptabo eum eis et omnibus inimicis meis, qui 
propter Verbum Dei me iniuste persequuntur, hoe eerto seio?). 


1) Wohl im Sinne von widerwillig, störrisch. 2) se. praedicare. 
3) Diese und die folgenden fünf Absätze beziehen sich auf Luthers Handel mit 
den Zwiekauern im Jahre 1530 --1531. Vgl. das Nähere darliber bei Götze: 
14. Jahresb. d. Altm. V. f. 6. p. 62 ff., Köstlin IL, 275 ff. und 661, Seckendort, III 
sect. 3, 8 6, 4. Die hier von Cordatus, der mit Soranus und Haussmann 
die Veranlassung zu dem Streite gab, mitgeteilten Absätze beweisen aufs neue, 
mit welch grosser Leidenschaft Luther denselben geführt haben muss. Es ist 
schwer ein objectives Urteil zu fällen. Auch die Zwickauer, mit Mühlphord und 
Roth an der Spitze, brachten bittere Klagen über die Streitsucht und die Un- 
bescheidenheit ihrer Geistlichen und über Luthers Herrschsucht vor. Nachdem der 
Streit einmal entbrannt war, wird man von beiden Seiten das Mass des Erlsubteif 
vielfach überschritten haben. Luther scheint seine L.eidenschattlichkeit später selbst 
eingesehen zu haben. Wenigstens heisst es bei Seckendorf an der cit. Stelle: 
Tales tune turbae ob nondum constitutam pacem et politiam in causis Ecclesiasticis 


65 


stis frequentes erant, nec negari potest, plus justo in illo negotio 
excanduisse Lutherum, idque ipse post aliquo£ annos fassus est. 
Vgl. auch n. 76, 272, 55, 57. 


277. 


Zuieeaviam pro mea persona ego exeommunieavi et ei ınale- 
dixi in nomine Domini et maxime regentibus!) quia impoenitens 
manebit, Neque hoe solum, Sed etiam id exigunt a nobis, ut appro- 
bemus impietatem faeti, quod eontra verbum faeiunt et ministro- 
rum?) eius. 
| I) Damit sind besonders der Bürgermeister Hermann Mühlphord und der 
Stadtsyndikus Stephan Roth gemeint. Beide waren bis dahin persönliche Freunde 
Luthers. Ersterem ist Luthers Schrift: Von der Freiheit eines Christenmenschen 


gewidmet, letzterer übersetzte 1527 die Prophetie Lichtenbergers, zu der Luther die 
Vorrede schrieb. Vgl. n. $44. 2) Ministros? 


218. 

[111] Die von Bessen!) weren mir einst sehir zu Zwick- 
kawern worden, Aber ich war bald naeh yhn her, Schalte 
sie, aber sie verleugten?) mir. Die von Zwiekaw sind grossze 
Hern, vnd Haben viel guter gunner zu Hoff, Darumb lassen 
sie sieh nieht sehelten, Haben auch nieht not zu folgen. 

I) Wahrscheinlich ist zu lesen Gessen = Jessen, ein Ort bei Wittenberg, 
der in Briefen Luthers und auch sonst erwähnt wird... Vgl. z.B. Erl. A. 55, 421. 


2) Mittelh. verlougen = verläugnen, in diesem Zusammenhange wohl: stellten 
mir (die Sache) in Abrede. 


279. 
Ich habe mich gewenet, das igh ein gutte Zeit nicht ge- 


zurnet habe, Aber die Zwiekawer Haben mich aus dieser 
Regel gebracht. | 


380. 
Ehe ieh mit den von Zwiekaw eommunionem fidei wolt 


Haben, wolt ich mir meinen Hals mit einer Dilen abstossen 
lassen, vnd nieht allein ein mal, sondern zehen mal. 


28]. 


Torgae dieebat!), Ego nolo eommunicare eum Zuiccavianis, 
ut sejant me damnatum esse aut se damnatos esse. 


1) Im Juli 1531, wo unter dem Vorsitze des Kurfürsten Johann von Sachsen 
im Beisein des Biirgermeisters Mühlphord und anderer Zwickauer, sowie Luthers, 
Melanthons und Jonas ff. über die Zwickaner Angelegenheit eine Entscheidung 
getroffen wurde, deren Inhalt Seckendorf Ill, $6,3 mit kurzen Worten dahin- 
zusammenfasst: Exitus is fuit, ut, re ad Electorem delata, accitis mense Julio 
lorgaviam Consule Zuiccaviensi aliisque, tum Luthero, Jona et Melanchthone, di- 
missio pastorum Haussmann et Conradi Cordati tandem, sed aegre con- 
sentiente Luthero, toleraretur, caveretur tamen, ne quae civitas aut patronus ex 
nobilitate, ineognita a Principe causa, in posterum id auderet. Vgl. aueh Köstlin 
Il, 2%, Kummer Tischr. p. 315b bei Lauterbach p.56. Der Kurfürst pflegte in 
Torgau Hof zu halten. Zu dem obigen Absatze vgl. auch p. 149 d. M. 


5 





66 


989. 


nd 


12] Dialeetiea docet, Rethoriea movet, llla ad intellectum 
pertinet, haee ad voluntatem. quas utrasque Paulus eomplexus est 
Rom. 12°), quum dixit. Qui docet in doctrina, qui exhortatur in exhor- 
tando, Et haee duo conficiunt modum praedieandi, de quo olim multa. 
sed indoctissima ?), Accedit autem et tertium, illustrans praedicationem. 
quod et ipsum est Rethorum, fit autem hoe locis seripturae, exeinplis, 
similibus, et id genus alijs floribus orationis, quibus trahi possunt audi- 
tores ad eredendum et obediendum verbo tuo quod praedieas. Est 
autem exhortatio, quum dieis, Ach ich wolt gern das vhr mir folgt 
vnd gleubt, Cap. 4 ad Rom. est totum Rethorieum, uno tantum excepto 
loco, ubi definit, qui Bit fides et iustificatio ?). 


1) Röm. 12, 7, 5. 2) se. dieta sunt. 3) Röm. 4, 14—16. Vgl. Erl. A. 62, 303. 
In anderer Fassung und gekiirzt Cord. p. 64ti. 


282}. 


Praeterita una tentatione certissime adest alia, eui nos oppo- 
namus, Át illa alia veniente perinde nos geramus!) atque prima esset 
aut nullam ante sensissemus, Ita autem turbamur aut nonnunquam 
etiam succumbimus novis supervenientibus, eum deeuerit nos doetiores 
esse factos experientia priorum, quod taxatur?) per Euangelistaın dicens, 
Et non intelligebant [113] de panibus?) Et Paulus cohortans dicit. 
Et ne defatigemini!). scilicet dum una tentatio succedit alteri. Omnes 
enim simul earnem nostram exercent in honum nostruin?). 

1) Gerimus? 2) Hier im Sinne von strafen, tadeln. In dieser Bedeu- 
tung schon bei Seneca, Hercules furens 746: scelera taxautur modo majore (nämlich 
in der Unterwelt). 3) Matth. 16,5 ff. 4) Gal. 6, 9, Ephes. 3, 13. 5) Vgl. Erl. A. 
60, 94. Cordatus p. 646, wo sich dieselben Gedanken in ursprünglicherer und ab- 

l 


weichender Fassung finden und dieser und der folgende Absatz in einen zu- 
sammengezogen sind. 


284. 


Nos ex seriptura pariter et experientia nune videmus Eeclesiam 
in perpetua desperatione agere, Quod enim aute Augustana Comitia 
vidimus quam!) rem Ecclesiae desperatam? In Comitijs desperata 
erant omnia, Porro eum nos ab hoe malo simus liberati mia?) Dei. 
irruit nune maior desperatio propter Seetarios, maxime Anabapti- 
stas ete. Agit igitur in desperatione Eeelesia, Semper enim in ea 
haee vera est oratio, Nisi quod Lex tua medieacio: ?) mea. est, paulo 
minus*) habitasset in inferno (id est desperatione) anima mea. 

1) Lies vidinus aliud quam. 2) Misericordia. . 3] Vulgata. (Psahn 


119, 92): nisi quod lex tua meditatio mea est, tunc forte periissem in hunilitate 
men. 4) Beinahe. 


285. 


Optimus praedieator est, de quo audito dicere possis, Das Hat 
er gesagt, Contra pessimus ille est, de quo vere dieitur, Ich weis, was 
"er gesagt hatt!). 

1) Abweichend Erl. A. 59, 190. 





67 


280. 

Si scriptura non est vera. est tamen maxime verisimilis, Omnia 
enim fiunt seeundum ea. quae dicit, Si autem mendax est, summum 
mendacium. oportet esse seripturam., Sed Sermo tuus est veritas!) 

I Joh. 17,17. Ganz abweichend Erl. A. 59, 199, wo u. ?95 qu. 256 in einen 
Absatz zusammengezogen sind. 

281. 

Erunt duo in earne nostra") haee eorporaliter intelliguntur et 
civiliter, [114] Dieit enim vxor de viro et omnibus, quae sunt viri, sua 
esse, Et mulier est ex viro et eontra?), Porro unum non sunt in liberis 
us per Catheeresim?). 

1) 1. Mos. 2, 24, Matth. 19, 5, 6 ff. 2) Im Gegenteile? Luther scheint sagen 
zu wollen: Nach der Schöpfungsgeschichte ist allerdings das Weib aus der Rippe 


des Mannes genommen, in Wirklichkeit ist dies aber im einzelnen Falle (in einer 
Ehe) nicht so. 3) Für zurazenow. Vgl. n. 162 und p. 647 d. M. 


288. 

Wie man der welt thut, szo kan inans duch nicht regiren, Si 
eum praefieiuntur Crassi et indoeti, ut dignus esset mundus, res- 
publiea male habet et quotidie redditur peior, Sin preficiuntur inge- 
niosissimi: illi plura destruunt quam aedificant. Utrorumque exemplum 
habes in Cocleo!) et Erasmo?). 

. |) Johann Cochlaeus (eigentlich Dobneck), geb. 1479 zu Wendelstein bei 
Nümberg, katholischer Theologe, einer der eifrigsten Gegner der Reformation, von 
[32« —1539 Sekretair des Herzogs Georg von Sachsen, gest. 1552 als Kanonikus zu 


Breslau, — 2) Vgl. Cord. p. 647, wo dieser und der folgende Absatz ganz kurz in 
emen zusammengezogen sind. 


289. 

Argumentum Erasmi est, non esse Deum, ideo secure ludit in 
maxiınis serijs. Et uhi quam maxime conveniret affirmare, amphibolis !) 
ridet et ludit, quod suae farinae?) valde plaeet, ideo nemo audet contra 
dieere?), 

1) sc. verbis. 2) Vgl. n. 12%. 3) Der erste Satz Erl. A. 61, 111. 


290. 


Coniugium esse Coniugium, manus esse manus, opus!) esse 
"pes, omnes homines apprehendunt et eredunt, At eredere coniugium 
esse Dei ordinationes ?), Manus ereatione Dei esse ınanus, Cibum, quo 
iruor. a Deo inihi donatum esse, et alia omnia in meum usum esse 
Ureata, hoe eredere non opus est hominum, Sed opus Dei in hominibus?) 
Jh Lies opes. — 2) Lies ordinationem. 3) Vgl. Erl. A. 57, 290; 61, 167; 
11,230. Cordatus p. 647. 


20]. 

. |H5] Moses ist aller Heneker meister, Nemo enim esse potest, 
(uU eum vineat, lino. qui ei similis esse potest in horrore, terrore, Ty- 
raunide, minus et id genus alijs!) Conseientiam ipse invadit, terret et 
ernelat, et lioe. auetoritate et vice Dei?). 

1) Minus ei et id genus aliis similis esse potest? 2) Vgl. Erl. A. 58, 277, 
Vgl. auch Erl. A. 58,319 (Ende des zweiten Abs.), sowie Cord. p. 647. 
5* 





68 


292. 
Tripliees sunt actiones, Sathanae. naturae et Dei). 


1) Vgl. Erl. A. 57, 135: Es sind zweierlei Wirkung und Regimente auf Erden; 
eins ist unsers Herrn Gottes, das audere des Teutels. 


203. 


Deus solus est, qui ridetur ab omnibus, et ridet omnes, Huius 
rei exemplum habemus Loth per Acham!) volentem mundum servare 7). 
Et proverbiorum 13), Vos me ridetis, et ego ridebo vos in interitu vestro !). 
1) Abram? 2)Lies servare servatum. 3) Prov. 1, 25, 26. 4) Cord. p. 648 
sind n. 292 u. 293 in verständlicherer Form in einen zusammengezogen, während sie 


Erl. A. 57, 135 ebenfalls zusammengezogen sind, aber des richtigen Sinnes ent- 
behren, da die Ausführung zu den Worten: das andere des Teufels fehlt. 


294. 


Iohannes eum omni diligentia studuisset, ita suum Euangelium 
seribere, ut verissime et proprissime!) naturam Euangelij exprimeret, 
hoe est, Ihesum esse Christum, coactus est tandem adhue vivens?) 
quasi linguam suam invertere et pro salute quae in Christo est, pro 
operibus in Epistola sua?) seribere, Adeo furit Satan eontra Euan- 
gelium, ut homines spiritualissima audientes, illas?) earnalissime abh- 
utantur). 

1) Lies propriissime. — 2) Noch bei seinen Lebzeiten. 3) Erl. A. 62, 163: in 


seinen Episteln, doch scheint Luther wohl nur die erste im Auge zu haben. 4) Lies 
illis. 5) Abweichend Erl. A. 62, 163. 


295. 

116) Omnia opera Dei sunt ineffabilia, Es mags keiner ausz- 
sinnen. Credi possunt, expendi non possunt. Quod tum partim intel- 
liges, si semel diligenter expendis, Zu wo das stro gut ist!) 

1) Vgl. Erl. A. 57, 108, 184. 


290. 
Venter signifieat generationem, ut loh. 7), De ventre eius 
fluent ete. 
1) Joh. 7,38. Vgl. Erl. A. 58, $7. Cord. p. 643. 


207. 
Quantaeunque est potentia, tamen illa non regnabit, sed sa- 
pientia. 


298. 


Cum semel in Conspeetu Leonis Decimi!) duo Adolescentes?) 
reeitassent Comoediam (aut quiddam simile) de immortalitate animae, 
Altero eontendente?) mortalem esse, Respondit Sanetus Pater, Illum 
quidem reete dixisse, At verba huius laetum vultum facere, Haee illius 
terrae?) in Dei sententia fuit, Veritatem veri Dei neminem laetum et 
omnes tristes facere. 


69 


1) Leo X., vgl. 219, 250. 2) Erl. A. 60, 270: zween Narren. 3) Vielleicht: 
altero contendente immortalem, altero mortalem esse. 4) In den Worten: 
illius terrae scheint ein Fehler zu stecken. Denselben Vorfall erwühnt Luther 
in der Vorrede zu Phil. Melanthons: Responsio ad Clerum Coloniensem, sowie im 
Commentar zur Genesis, cap. XIX, vgl. Erl. A. 60, 270, Note. 


299, 
Si rustieo divitiae affluant, oneratur magis illis quam ornatur. 


300. 

Verba Dei ad Caim verba sunt patris, qui sine dubio habuit 
spiritum sanetum, qui per parentes docet filios bona et corripit propter 
vitia. Passus est autem Adam statim post principium in filijs tam 
tristem easum, ut sua peceatrix Caro), Hae enim caussa omnia ad- 
versa obveniunt hominibus. | 


1) sc. passa erat, peccatrix hier adject. im Sinne von sündhaft. 


301. 

[117] Praedieatorem oportet esse Dialeetieum et Rethorem, id 
est doeere eum oportet et exhortari, Docturus de aliquo themate 
distinguat illud primo, Deinde definiat, Tertio adferat de hoc locos 
seripturae, Quarto illustret illud exemplis Seripturae vel aliunde, Quinto 
coornef illa sua verba similibus, Sexto corripiat malos et immorigeros !), 
pigros ete.?) | 

1) Die Ungehorsamen, vgl. n. 134. 2) Vgl. Erl. A. 59, 258. 


302, 


Maxima Dei miracula etiam in minimis rebus cernuntur, velut in 
piro maturo, quod ante medium annum!) maturitatis suae in extremis 
apicibus sedit radieum, qui a ramis, in quibus?), quantum distant! 


1) Ein halbes Jahr vor ihrer Reife. 2) sc. (nunc) sedet. Vgl. Erl. A. 57, 113. 


303. 


Quod fortitudinem suam pilis suis inesse dixit Samson!), voluit 
per hoe importunitatem mulieris eludere, Allusit tamen per hoc quoque 
ad Religionem Nazareorum, significans, se hane fortitudinem a Deo 
habere, Et quod contra hune peccaturus incisione pilorum amissurus 
esset robur suum propter peccatum. Quod et faetum est, Porro, id de 
vulpibus?) videtur fabulae simillimum, Sieut et historia Ionae in 
ventre Ceti?) At quod verbum Dei dieit, fabula esse non potest, sed 
talia eredenda sunt esse miracula Dei. 


!) Richter 16, 17. 2) Richter 15, 4—6. 3) Jon. 2, 1 ff. Von Jonas: Erl. A. 
62, 145, 151. 


304. 


[118] Promissiones Iudaeorum pervaserunt per totum mundum, 
Adeo non unus tantum Iob fidelis fuit ex gentibus neque unus Naa- 


70 


man, sed alij quoque multi, et Abraham mortuus reliquit post se 
omnes regiones plenas scientia Dei!) 


1) Erl. A. 58, 269? 


3025. 


Iudieium saeeulare!) mihi non arrogo, Iudicium autem spiri- 
tuale adeo arrogo mihi, quod ex duobus aut tribus verbis eerte possim 
iudieare, qua quisque sit fide, Aut an in doctrina sit sanus nee ne. 


]) Ein Urteil in weltlichen Dingen. 


306. 


Lieet nihil magni sit intelligere Sapientiam mundi illos. qui 
sapientiam habent Dei, tamen hoc impossibile putant esse, quod 
Theologus hane sciat. 


- 


307. 

Deus novit omnia artificia), et illa quidem artificiosissime, Sar- 
toria?) enim sua tunieam facit cervo, quae utilissime utitur ad nonin- 
gentos annos, et ealeearius?) dat enim ei ungulas ipso!) etiam diu- 
turniores, Sie coquus est optimus, qui ealore solis omnia coneoquit ?). 

1) Erl. A. 57, 14$: Handwerke. 2) Als seine Schneiderarbeit macht er dem 
Hirsche ein Kleid. Sartorium cin von sartuın gebildetes Subst. im Sinne von 
Schneiderarbeit. Uebrigens hat Du Cange: Gloss. ad script. med. et infim. 
latin. sarsorium. Es heisst da II, 551: Sarsorium, opus ex variis quodammodo 
materiis contextum et confectum, cuius modi sunt plurimum Sartorum opera. 
3) sc. est. Calciarius, auch Calcearius = Sutor. Vetus Interpres ad Iuvenalis 
Sat. 4: Calciarii, cum festinant et ansas caligarum praetereunt nonnullas". Du Cange, 
I,p. 758. 4) sc. cervo. 5) Vgl. Erl. A. 57, 14%. 


308. 
[119] Deus hune mundum dedit hominibus eum omnibus eius 
opibus, quos tamen seiebat peceaturos esse, Quid putas opum daturus 
est fide 1ustifieatis, quos seit in aeternum iustos permansuros? !) 


1) Vgl. Erl. A. 57, 149. 


300. 
Auditores verbi Dei magis obligantur ad nutriendum ministros 
verbi quam ne scortentur, furentur ete.. quia ministerium verbi non 
tantum est de prima tabula, sed et maxime primi!) praecepti *). 


1) Erl. A. 57, 64 des dritten Geb. 2) In weitläuftiger Fassung Erl. A. 
51, 64, Vgl. auch Erl. A. 59, 261 (Abs. 2), 264 (Abs. ?). 


310. 
Cum minima stella quae visitur maior sit toto orbe. non est. ut 
dubitemus de mansionibus in Coelo, Tantus enim populus. quantus 
nune Tureae obedit, unam stellam poterit inhabitare ^). 


1) vel Erl. A. 62, 31$: und ich gläube, dass ein Stern grösser ist denn die 
ganze Welt. 


71 


311. 


Deus suum habet Decalogum et Satan item suum, sed Deo per 
omnia contrarium !). 


I) Vgl. Erl. A. 57, 136: Unser Herr Gott und der Teufel haben zweierlei 
Kanzleien, die nicht übereinstinmen, sondern gar wider einander sind. 


312. 


Homo est mendax aetive et passive, id est facit et patitur men- 
dacium. Qui enim confidit in filij hominum, decipitur. 


313. 
[120] Si Sathanam agnoscimus, quomodo ignoraremus consilia 
Papae, qui membrorum eius speeiosissimum est in mundo!) 
1) Erl. A. 69, 194? 


314. 


Puto sanctis patriarehis hoc contigisse, quod nune nobis, eum 
enim familias haberent, quae egent!) tutoribus, Tutorem autem nullum 
habuerunt, et Magistratus, cuius est, ut omnes defendat, ipsis fuit 
offensus, Quod tamen seriptura paucissimis verbis indicat per iurgium, 
quod de fontibus oriebatur?), Caremus autem et nos defensoribus?). 


I) Vielleicht egebant. 2) !. Mos. 26, 15 ff. 3) Erl. A. 57, 306? 


315. 


Quod rustiei adeo insoleseunt, mirum non est, nemo enim est, 
qui eos serio regat aut disciplinam preseribat. Et sola miseria con- 
ditionis ipsorum est, ne omnino insaniant aut supra modum ferociant, 
adeo neglecti a Magistratu. 


316. 


Creatio non tantum est, quod Deus omnia fecit ex nihilo, sed 
etiam das er alle ding allein erhalt, alioqui Satan uno momento per- 
deret omnia igne, ventis ete.!) 


1) Erl. A. 57, 206? | 
317. 


[121] Charitas relata ad diuturnitatem et latitudinem, id est 


quod ipsa non cessabit unquam et pro hoe tempore pluribus servit 
quam fides, maior est!) 


I) t. Cor. 13, 13. Maior autem horum est charitas (Vulg.). 


318. 
Cives et rustiei tantum vident pecuniam et stipendia ministro- 
ram in ratione accepti, sed non dati!) wie viel sie haben einzunemen, 
aber sehen nieht auff yhr auszgeben. 


I) Die Erklä fligt Luther selbst hi ione — 
Ema], de rklärung fügt Luther selbst hinzu. In ratione = Nach Massgabe der 


72 


319. 


Impossibile est. ut doetrina fidei, ubi vere est. saturitatem pariat 
aut eontemptum sui. sed parit eruriem et admirationem in fidelibus. 


490. 

Sophistae, «qui periti sunt philosophiae suae, quoties inveniebant 
verbum. quo!) imperat bona opera, aut verbum subiunetivi modi?), 
 interpretabantur eodem modo Imperativum, subiunctivum et indieati- 
vun?) et addebant. opus bonum tale esse oportere, quod veniret ex 
receta ratione et voluntate bona. alioqui enim opus inoraliter bonum 
esse non posse. Haee docent et volunt omnibus modis. ut eis credamus. 
Porro, quando nos non ex Aristoteliea, sed Christi philosophia 
doeenmus, rationem et voluntatem nee bonas esse [122] nee reetas, nisi 
fide per spiritum sanetum. et ipsas sie fide purifieatas faeere hona 
opera, ipsi nobis non credunt. Porro opera non esse bona nisi fide, 
habes in primo praecepto Hieremiae, Tu respieis fidem?), et 7»), Non 
praeeepi eis efe. et psalm. 409), Non in saerifieijs tuis?) 

1) Lies quod. 2 Erl. A. 55, 427: ein Wort, damit man etwas wünschet. 
Nach subiunctivi scheint aut indieativi zu fehlen. 3) Die deutschen Tischr. „so 


deuten sie es also dasz dasselbige gute Werk müsse also sein*. 4) Jerem. 5, 3. 
5) Jerem. 7, 22. 6) Psalm. 50, 5. 7) Abweichend Erl. A. 58, 427. 


321. 


Vani sophistae dixerunt. tres esse theologicas virtutes!) 
quas tamen minime intellexerunt. Si enim Theologicae sunt, merae 
sunt divinae et per diametrum?) rationi Contrariae, Fides enim eredit?) 
Deum, quem non videt, Sperat in eum, qui suos videtur deserere et 
diligit illum, qui videtur tot mala facere, vel ad minus!) connivere, 
ut fiant eredentibus, in carceribus, ablatione rerum ete.5) 

1) Vgl. im Folgenden: credit, sperat. diligit. 2) Sehnurstraeks. 3) Viel- 
leicht credit in. 4) Doch zum wenigsten. 5) Vol. Erl. A. 58, 428. 


322, 
Mirum et fere dolendum, omnia, quae ante diluvium facta sunt, 
tam breviter esse descripta. 


329. 
Qui fortunam Deam fecerunt, fuerunt sapientes viri, Viderunt 


enim haee quae fiunt in mundo, humana ratione non gubernari, neque 
eonsistere humanis viribus, sed divinis ete. 


324. 

123] In paradyso coeperunt homines ambire divinitatem, quam 
et dedit!) usque hodie his qui sunt in Magistratu, ut regant, disponant 
et provideant omnibus suis subditis, Verum eum plerumque, imo nun- 
quam fiat, quod vult commodus?) magistratus, eo impellit homines Deus, 
ut sponte ambitam divinitatem sponte reijeiant homines?) et, qui in 
Magistratu commodissimi sunt, desperantes propter improbitatem reijeiant 


13 


Deo ante pedes suos regimen suum dicentes: Tu rege. cuius est regimen. 
Ego ultro*) nee seio nee possum regnare. 
1) se. deus. 2) Menschlich, freundlich gesinnt, entgegenkommend. 3) Ho- 


mines wohl Wiederholung aus dem Vorigen. 4) Freiwillig, auf sponte zurlick- 
weisend, doch würde ultra = weiter hin, ferner wohl besseren Sinn geben. 


325. 
Non est tantum fastidium mei in hoe mundo), quantum est fasti- 
dium meum huius mundi. 


l) Die Welt ist meiner nicht so überdrüssig wie ff. Vgl. n. 25. 


3206. 

Distinetio haee faeta est per Christum, ut pij habeant unam 
parteeam !) eorporalium rerum huius mundi, et plenam totamque bene- 
dietionem omnium spiritualium rerum Dei in altero seeulo?) Impij 
autem ut habeant omnem copiam rerum mundi huius, sed in vita 
aeterna nihil, Et sie fit quod dieitur: 


Divisum imperium eum Iove Caesar habet. 


Et Isaac benedieit Iacob, Esaw autem aecipit huius mundi pos- 
sessiones 3), 
I) Für particulam. Vgl. Köstlin I, 34: Er (Luther) sei auch ein solcher 


Partekenhengst gewesen, habe auch so um Brocken laufen müssen. 2) In der 
andern Welt, in jenem Leben. 3) Einige ähnliche Gedanken Erl. A. 58, $5. 


327. 
[124] Stopitz!) dixit summam scientiam esse, quam oporteat 
emnes diseere, das?) in dieszer welt nieht recht zugehet. 
1) Dr. Joh. v. Staupitz, aus einem alten Geschlechte im Meissnischen, 
folgte 1503 dem Andreas Proles in dem Amte eines Generalvikars der deutschen 


Augustiner-Congregation, bewirkte 1505 Luthers Berufung nach Wittenberg, ge- 
storben 1524 als Abt des Benediktiner Klosters St. Peter in Salzburg. 2) Das es? 


328. 


. Nos neque vitia ferre possumus neque remedia, fortunam neque 
infortunium), Sanitatem neque morbos, Divitias neque paupertatem, 
vitam neque mortem, [Imo neque Deum neque Diabolum. Vnum exem- 
plum addebat ex experientia, Hoc anno 1531 humum nimis 
lete provenire, neminem enim iusto luero uti posse in tanta 
abundantia, praeteritis autem annis omnes querebant?) de 
tanta penuria humuli?) 

[L n Unglück. 2) Wohl querebantur zu lesen, doch kommt das Wort auch 
aktivisch vor. 3) In humuli steckt, wie es scheint, ein Fehler. Vielleicht: de 


ünt penuria humi, auch könnte man an homulli (Menschen) oder fru- 
menti ete. denken. 


329. 
Mareolphius!) vere deliniat, in unaquaque aula esse oportet 


unum insigniter rebellem et stultum, qui principi non obediat, sed sua 
quaerentem, velut in nostra curia est Ritesel?) Etiam significat, 





14 


sapientiam mundi non esse tantam, quae ludi vel rideri non possit vel 
hallueinari?), Est autem poema eius vere Teutonum, quia Ger- 
mani poetantes!') perpetuo habent stereora in ore et anum. 

1) Salomon und Markolf heissen eine Reihe älterer deutscher Dich- 
tungen. Die erste derselben, der höfischen Epik vorausgehend, von einem fahren- 
den Sänger strophisch gerichtet, enthält ein Gewebe von Entführungsgeschichten, 
die zwischen Salomon, dem Könige von Jerusalem, und den heidnischen Königen 
Pharao und Prineian um Salomos Weib Salome bestanden werden. Salomos Bruder 
Marolf erscheint dabei als listiger Diener, der jenem die zweimal durch List ge- 
raubte Gemahlin durch grössere List wieder gewinnt. Ein jüngeres, dem 14. Jahr- 
hundert angehöriges Gedicht, Salomon und Markolf, welches in 15. Jahrhundert 
überarbeitet wurde, stellt dem weisen Könige den hässlichen und tölpelhaften 
Bauern Markolf gegenüber, der zur Verspottung der Weisheit allerlei Narreustreiche 
verübt. Derselbe Stoff, welcher auch in lateinischer Bearbeitung vorliegt, wird 
schliesslich zu einem weit verbreiteten prosaischen Volksbuche verarbeitet, das 
1497 zuerst zu Nürnberg erschien und den Titel führte: „Frage und Antwort 
Salomos und Merkolfi?. Vgl. Götzinger, Reallexikon der deutschen Altertümer 
p. 609, Friedrich Vogt, die deutschen Dichtungen von Salomon und Markolf, 
B. I, Halle 1550. Auf diese Diehtung von Salomon und Markolf wird in 
den deutschen Tischreden mehrere Male Bezug genommen. So erzählt Luther 
die Fabel selbst Erl. A. 61,302. 2) Johannes Ridesel, den Luther so mit 
Markolf auf eine Linie stellt, war nach Seekendorf, hist. lutlı. index I cubicularius, 
also Kammerdiener des Kurfürsten Johann von Sachsen, und nahm als 
soleher eine sehr einflussreiche Stellung ein. In seinem Hause fand die p. 111 
(Note) und 149 d. M. erwähnte Conferenz in Sachen der Zwickauer statt. Vgl. 
Kummer, Tischreden p. 315^ bei Lauterbach p. 56. 3) Ins Blaue hinein besprechen. 
4) Wenn sie als Dichter auftreten. 


330. 


Lex naturae innaseitur nobis ut calor igni, et inest nobis ut 
igni& siliei, Usus autem eius talis est qualis speeulo!), Non potest 
autem separari a Lege divina. 


1) Dieser Satz ähnlich Erl. A. 58, 257, der erste 312. 


331. 

[125] Sophistae dixerunt, non esse necessarium, ut omnes intel- 
ligant fidem explieite, sed implicite. id est, non opus est intelligentia !) 
Seripturae euilibet, qua pugnatur adversus haereticos, sed sutfieere?), 
ut teneant rationem salutis ex uno et altero loco Seripturae. 


1) Vielleicht ist totius am Ende der Zeile ausgefallen. 2) Von dixerunt 
wieder abhängig gedacht. 


32. 
Es ist vmb sonst quod Deus sinit mundo Euangelium prae- 
dieare!), Homines enim illo abutuntur, et tamen oportet, ut praedicetur, 
alioqui enim non potest insinuari mundo als mit dieszer schalekheit. 


quod sinit praedieari mundo Legem, et praedieata Lege, schleicht er?) 
Heimlieh in etlich menschen per Euangelium post Legis praedicationem. 


1) Lies praedicari, vgl. das Folgende. 2) Nämlich Gott. 


3:38. 
Spiritum sanetum oportet regere Ecclesiam, alioqui omni 
carni est impossibile, ut regat Ecclesiam, Verum eum hoc regnum sibi 


75 


Papistae arrogaverunt, In quem abusum pervenit? Hue pervenit sei- 
lie. quod eonspirationem, quae facta est!) paueos Episeopos in Con- 
elio magis perversa cogitantibus aliquia vir ferre possit, voeaverunt 
spintus saneti inspirationem, ex qua tandem regimen Ecclesiae defluxit. 

1) Hinter facta est, welches am Ende der Zeile steht, ist etwas ausgefallen. 
Auch wenn ut eingeschoben wird, was am einfachsten erscheint, bleibt der Zu- 
ssmmenhang dunkel. 

34. 

[126] Hans Metsch!) est inimieus meus, et ego inimieus eius, non 
qnod mala mihi faeiat aut fecerit, sed quod male eontra me et alijs?) 
agens Christianus vult esse et vocari, Valedieat huie nemini?), et non 
tantnm supponemus manus nostras gressibus suis), verum etiam totum 
eorpus trademus illi euleandum, Maxime cum sit in magistratu publico. 

I) Vgl. n. 61 Note, ferner Ü 166, 565 d. M. Hans Metzsch, kurfürstlicher Land- 
vogt und Stadthauptmann in Wittenberg, eine allmächtige und einflussreiche Per- 
sünlichkeit, ist mehrere Male mit Luther in Conflikt geraten. 1529 begleitete 
Luther das Buch des Justus Menius „von christlicher Haushaltung* mit einer Vor- 
rele in Form einer Zuschrift an Metzsch, der unverheiratet war und durch lieder- 
lichen Lebenswandel Anstoss erregte, ermahnte ihn und empfahl ihm die Ehe. 
Auch beklagte er sich bei dieser Gelegenheit beim Kurfürsten über ihn. Dazu 
kamen 1530 und 1531 noch andere Reibereien, die sich aus den n. 61 erwähnten 
Plänen Metzschs herleiteten. Luther trat diesen entgegen und setzte es beim 
Kurfürsten durch, dass weder eine Reihe von Häusern in Wittenberg noch ein 
Teil der Stadtmauer daselbst niedergerissen wurde. Alles dieses wird zwischen 
heiden ein etwas gespanntes Verhältniss hervorgerufen haben, so dass die oben- 
stehenden Ausdrücke: inimicus meus und inimieus eius erklärlich sind. — Vgl. 
Nistlin II, 163, 452. Später (153*) gerieten beide noch einmal aneinander, und dies- 
mal schärfer. Das Nühere darüber Köstlin II, 145, 674. 2) Lies alios. — 3) Viel- 
licht: Valed. huic nemo — Möge ihm niemand den Rücken kehren. — 4) Für ejus. 


3:35. 

Sieut Turca regit in virga ferrea, ita Papae regnum constat 
mendatio, Et sieut utrumque est dignum mundo regnum, ita utrumque 
a Diabolo est certissime. 

6. 

Per poenitentiam Christus ita recipit omne genus vitae. quantum- 
"uque splendidum mundo et sanetum, ut m!) fidei praedicatione eom- 
mon&tret, quid velit omnes homines facere, nempe credere, Quae duo 
ndividui sunt eomites in pio homine. alioqui separantur ab invieem, 
Indas enim poenitens erat, non tamen fidelis?), ct omne abusores 
Fnangelij nune eertissime statuunt. se esse fideles, eum tamen non 
poenitentes, 

]) Mundo. 2) Dieser Satz Erl. A. 60, 101, 

337. 

Siet poenitentia in nomine Christi omnem vitam ut malam 
detestatur, ita fides liberrimo eorde amplectitur optimam, quae est 
ex verbo. 

338, 


1127| Anno 1483!) natus sum, Ego Martinus Lutherus. Patre 
lohanne?) Luther, Matre Hanna?, patria fnit Islebia?) Parens 





76 


mortuus est ftrieesimo. Parens mea Anno trieesimo Nomine Hanna. 
Anno 1516 Contra Papam eepi!) aeribere, Anno 18 Absolvit me Doetor 
Stapitz ab ordinis obedientia et reliquit me solum Augustae. voea- 
tum ad (Caesarem Maximilianum?) et Legatum Papae*), qui tum 
istie erat, Anno 19 Excommunieavit me Papa Leo ab Eecelesia?), et 
sic secundo sum absolutus, Anno 21 Exeommunicavit me Carolus 
Imperator extra Imperium suum®), et sie tertio sum absolutus, Do- 
minus autem suscepit me. Ä 


1) Von erster Hand heisst es 1414 (vielleicht aus 1494 entstanden) 
eine ebenfalls alte Hand hat corrigiert. Vgl. über Luthers Geburtsjahr Köstlin 
I, 25. 2) Die Worte Johanne wie Islebia sind von derselben Hand hinzu- 
gefügt. Die erste Hand liess eine Lücke offen. 3) Zweimal wird hier 
auffallender Weise Luthers Mutter Hanna statt Margareta genannt. 
Vgl. Köstlin I, 23. Diese Bemerkung, die vorhin erwälnten Zusätze von zweiter 
Hand, sowie auch die folgenden Mitteilungen scheinen aufs neue zu beweisen, wie 
unsicher schon in damaliger Zeit die Nachrichten über Luthers Geburt, Kindbeit und 
Jugend, ja über die ganze Zeit bis zu seinem Auftreten als Reformator waren. Köstlin 
I, 25, 26. 4) Cordatus p. 206 heisst es: Anno I: in die omnium sanctorum 
incepi primum scribere contra Papam et indulgentias. Vgl. auch 
330 u. 342. 5) Maximilian I. von 1493—1519. 6) Mit den Worten: „Ich absolviere 
dich von meiner Obedienz und befehle dich Gott dem Herrn“ entband Stanpıtz 
Luther vom Ordensgehorsam, damit dieser, falls inm von Seiten des Papstes Still- 
schweigen auferlegt würde, sich gleichwohl verteidigen könne. Köstlin I, 22%. 
Hierauf liess er ihn am 15. August 1515 in Augsburg, wohin Maximilian gleich- 
zeitig einen Reichstag berufen hatte, mit dem Legaten Cajetan allein und begab 
sich nach Salzburg, zu dem ilın befreundeten Erzbischofe M. Lang. Luther verliess 
Augsburg erst den 20. Oct. d. J. 7) Die eigentliche Bannbulle gegen Lnther ist 
allerdings erst vom 10. Juni 1520 datiert, allein es kann auch die vom 9. Nov. 
1518 datierte Bulle gemeint sein, die von Cajetan am 13. Dec. 1518 publiciert und 
anfangs 1519 in Sachsen bekannt wurde. In dieser wurde jedem, der in Sachen 
des Ablassex anders als die Kirche lehre, die Excommunikation angekündigt. 
Luthers Name wird jedoch nicht darin erwähnt. In der That heisst es auch p. 206 


d. M.: „anno 18 excommunicabar“. 8) Gemeint ist das kaiserliche Edikt gegen 
Luther und seine Anhänger vom 8. Mai 1521. 
330, 


Sex numerantur peccata in spiritum sanetum, quae etsi in re 
fere sint idem, Tamen offieijs!) seu potius maleficijs suis differunt. 
Primum est praesumptio, 2. Impugnatio veritatis agnitae. 
3. Obstinatio, 4. Desperatio. 5. Invidentia fraternae gratiae?) 
et sextum finalis impoenitentia. Et illa sie se eonsequuntur seu 
exereentur offieijs. Tempore enim seeuritatis et paeis regnat prae- 
sumptio, Impugnatio et obstinatio, "lempore autem angustiae et 
tribulationis, tria quae restant, desperatio, invidentia et impoe- 
nitentia. 

[128] In tempore enim seeuritatis, Impius confidit, praesumit et certus 
sibi videtur sua opera Deo placere et vult simplieiter iustus esse, quem- 
admodum Pharisei perpetuo volunt. quae est praesumptio. Quod 
si arguuntur ab aliquo, fiunt superbi et resistunt veritati quae eis ob- 
ijeitur, et eum seiant veritatem esse, tamen nolunt cedere praesumptioni, 
Ideo consequitur praesumptionem illam Impugnatio veritatis agni- 
tae, Quam si non deponant, fiunt adeo in praesumptione obstinati 
et in impugnatione, ut indurati, ingravati et incorribiles?) faeti in 
peceatis suis moriantur, Velut Emser?*) et sui similes, qui Scriptis 
meis usi Seripta mea donee morerentur impugnaverunt. 


77 


Contra ge ren habet eum alijs tribus, et tempore quo incepit quis 
sentire iram Dei, sieut Cain, Iudas, Illi primum desperant neque 
eonfidunt sibi remitti peeeata sua, putant ea maiora esse quam miàm 5) 
Dei remittentem. Deinde eum vident se reprobari, invident omnibus 
hominibus saluteın vellentque nullum salvari, et omnes secum peceare, 
perseverant obstinati in illa invidentia et desperatione nee ad- 
mitunt poenitentiam, Et sieut obstinatio est impoenitentia 
quaedam finalis tempore securitatis, id est in praesumptione et 
impugznatione, Sie impoenitentia finalis est obstinatio quae- 
dam tempore angustiae, id est in desperatione et invidentia®). 

1) Hier wie hernach wohl im Sinne von Thaten, Wirkungen. 2) Erl. A. 
o^ 164: Seinem Bruder Gottes Gnade vergönnen. 3) Lies incorrigibiles. 
ij Hieronymus Emser, geb. 1477 zu Ulm, gest. 1527 zu Dresden, katholischer 
Theologe und Jurist, einer der Hauptgegner Luthers, Nekretair des Herzogs Georg 
von Sachsen. 1527 veröffentlichte er eine Uebersetzung des Neuen Testaments, 
die der Lutherschen entgegentreten sollte. Sie erwies sich jedoch als ein Plagiat 
derselben. Hierauf bezieht sich die obige Aeusserung Luthers. 5) Misericordiam. 
6) Die ersten Sätze bis finalis impotentia finden sich auch Erl. A. 58, 161 und 
in etwas weitläuftigerer Fassung in der Stangwaldschen Redaktion der Tischreden 
2.133 (139). Das Uebrige fehlt. 


340. 

[120] Drüa!) Legis et Euangelij. Lex est dorsum Dei, ira, 
peeeatum, infirmitas, Euangelium facies eius, Gratia Domini, perfectio. 
Hine est quod ad Mosen dicit, Posteriora mea videbis, non faciem?) 

!) Diese mit dem üblichen Striche versehene Form ist mit differentia 
anfznlósen. 2) 2. Mos. 33, 23. Vgl. Erl. A. 58, 307, auch 57, 103 (Absatz 1 in der 
Mitte). 


341. 


Turea, eum in Germaniam venerit, wird er vns ein gute!) 
geben, Aber Deutschland wird er nymermehr besitzen, Den das volek 
Ist zu bosze. | 

1) Hier ist ein Wort ausgefallen. Die deutschen Tischreden (Erl. A. 62, 393, 
Förstemann und Bindseil IV, 645) haben: wird er uns eine gute Haarhusche 
geben, was mit „schnell beigebrachter, aber auch bald wieder abgewehrter Nieder- 
lage" erklärt wird. Wahrscheinlieh hat sich Luther aber einer älteren Form be- 
dient und gesagt: wird er uns eine gute husche geben, ein Wort, welches bei 
Fisehart im Sinne von Haarzausen, im 16. Jahrh. aber auch schon im Sinne von 
Uhrfeige vorkommt. Vgl Weigand l, 36 und Erl A. 62,379: denn der Türk 
muss Dentschland eine Schlappe geben. 


342. 

Anno 20 Ex Comitijs Spirensibus Dux Saxoniae!) dabat 
litteras ad me, in quibus etiam hoe continebatur: Cautum esse publiee, 
ne quis principum audiret praedieatores, qui se gloriarentur, Euangelieos 
esse. Deinde habitaın esse Missam de Spiritu saneto, Ad quae ego 
respondebam Lutherus, Das sind feine gesellen die yhr 
Haend auffheben vnd sehlahen Christum ins maul das es 
schnapt, vnd bitten yhn darnaeh vmb den heyligen geist. O 
we. Ja er wird bald kommen, Ich mein der teuffel. Ihr wer- 
det sehen das sie mit der weis auff dem Reichstag nichts 
werden auszriehten. 


78 


1) In dem Briefwechsel des auf dem Reichstage zu Speier befindlichen Kur- 
fürsten Johann von Sachsen mit seinem zu Hause zurückgelassenen Sohne 
Joh. Friedrich kommt nach Seckendorf, hist. Luth. II sect. 14, 3 44 folgende Stelle 
vor, die mit dem Obigen verglichen werden kann: Publicatum esse edictum, ne 
quis conciones in hospitio suo adiret. id vero non observari, et hoc ipso die, scribit 
(erat Dominica Palinaruni), in utraque concione ante et post ineridiem ad octo wilia 
hominum comparuerunt. 


343. 
[130] Stopitz prior meus sub pyro, quae etiam hodie stat 


in medio euriae meae!) cogitabundus aliquando sedens. tandem 
dixit ad me, D.?) Magister, vos suseipietis gradum Doetoratus szo 
krigt: vhr. etwas zu schaffen, Quod seeundo anno?) post Doetoratum 
meum faetum est, quo invulgavi questiones de poenitentia et indul- 
gentijs 3). 


1) Luther wohnte seit seiner Verheiratung in den Räumen des Wittenberger 
Klostergebändes, welebes frei geworden und ihm vom Kurfürsten Johann als Besitz 
iiberlassen war. 2) Domine. 3) In diesem Zusammenhange ist seeundo jedenfalls 
nicht richtig. Vielleicht ist quod sexto anno post Doctoratum meum zu schreiben. 
Luthers Doktorpromotion fand am 1$. October 1512 statt. Am 31. October 1517 
schlug er seine Thesen gegen den Ablass an. Seit dem 18. October 1517 war es 
also sextum annum post doetoratum. Vgl. n. 335, und den folgenden Absatz. 
wo Luthers Auftreten ins Jahr 1516 und p.206 d. M., wo es ins Jahr 1517 gesetzt 
wird. Die Doktorpromotion wird auch von Cordatus ins Jahr 1512 gesetzt. Er 
sagt p. 330 d. M.: 12 (sc. duodecimo anno) promotus sum in Doctorem. 
Freilich heisst es p. 332 wieder: Anno aetatis meae 21 promotus sum im 
Magistrum, 27 in Doctorem. — 4) Der obenstehende Absatz findet sich in 
folgender Forın bei Kummer Tischreden p. 298b: Cum Doctor Staupitins aliquando 
eogitabundus sub piro in horto deambularet et Martinum videret sie inquit: 
Domine Magister, werdet Doctor Theologiae, so khriegt ihr etwas zw schaffen. 
Secundo anno haec prophetia impleta est, — Movit enim Doctor Martinus questio- 
nem de poenitentia, indulgentia et eeteris traditionibus Papae. In diesem Zu- 
sammenhange würde sich secundo anno erklären lassen. Dies würde sich auf 
die Worte „werdet Doctor 'Theol.* beziehen, so dass man annehmen könnte, 
Staupitz Aufforderung sei 1510 an Luther ergangen. Die folgenden Worte „movit 
enim* sind dann nur als Erklärung zu „so khriegt ihr etwas zw schaffen" aufzu- 
tassen. Vgl. auch Lanterbach p. 102 Note nehst der dort angegebenen Litt. 


344. 


Cum me rursus sub pyro eadem de re eonvenisset, et ego 
reniterer, multas Caussas allegans. maxime quod etiam mihi!) eon- 
suinptis essem. viribus, adeo ut vita mihi longa non posset superesse, 
Ad quae?) Stopicius, Wist yhr nieht das vnser Hergott viel 
szrosser sachen hatt auszzuriehten, Da bedarft er viel kluger 
vnd weyser leute zu, Die yhm llelffen raten, wen yhr den 
vmer sterbet. szo must vhr sein radgeben sein, Verum ego 
tamen non intellexi hane prophetiam, in hoe modo implendam esse, 
post «quatuor enim annos cepi belligerari?) adversus Papam atque 
omnia sua!) 

1) Dies Worte könnte fehlen. 2) Vielleicht ad ea st. se. inquit. — 5) Auch 
Deponens. — 4) Aehnliches findet sich Mathesius, Pr. 1,12. Einiges hieraus 
auch Erl. A. 59, 1*6, sowie Cordatus p. 531. Vgl. auch Köstlin I, 10$, 782 sowie die 
Noten 3 u. I des vorigen Absatzes. 


79 


945. 

Faber ille Constantiensis!) Spirae in Comieijs praedieans, 
dixit se Turcae [131] fidem ante assumpturum quam Lutheri, At 
respoudi, Vereor, ne cum .Caipha prophetaveris?). 

. 4 Johannes Augustanus Faber, Dominikaner, geb. zwischen 1160 —1470 zu 
Freiburg in der Schweiz, Vikarius des Bischofs von Constanz, spüter geistlicher 
kat und Beichtvater Künig Ferdinands, sowie Erzbischof von Wien, einer der 
Hauptgegner Luthers, gest. wahrscheinlich 1531. 2) Joh. 11,49. Vgl. Erl. 
A. 6h, 318. 


340. . 

Tam malum virum fuisse Emserum, numquam putassem, quem- 
admodum jam video in novo eius testamento, Er hatts besser gewust, 
den er geschrieben Hatt, Vtitur enim nostra tralatione, aber D. e. S. G7?) 
in gunst behilt, hat er Zu Zeiten ein wort wider sein gewissen ge- 
eudert vnd. sein vnnutz gesehwetz dazu gesehlahe. Aber dem er ge- 
dienet hat, der wird yhm aueh itz lonen?). 


1) Vgl. n. 339. 2) Wohl aufzulösen mit: Das er Seinen Georg. 5) Vgl. 
Frl. A. 60, 313. 


COT. 
Ich wil Coeleo auff kein hueh wider mieh antworten, vnd. wird 
damit viel Zorniger werden, vnd wils allein dorumb thun, Das er die 
ehr nieht erlange!). die er in seinem schreiben sueliet?). 


I) Nach erlange ist noch einmal wiederholt: Das er die elire nicht erlang. 
2) Vgl. Erl. A. 59, 272; 60, 312. 


348, 

Ad libum de septem eapitibus, quem seripsit!) eontra me, 
dixi. Es gefallen mir alle Ding wol mit den sieben koptfen, Aber das 
it vhre sunde vnd sehande, das sieben kopffe nieht einen hals konnen 
zu wegen bringen oder [132] nieht ein Hals werd sein, Filium autem 
Marelionis?) ferunt dixisse, Oho, nune invietus manebit Lutherus 
! eapita habens, euius ne unum antea potuerunt vincere). 

lj Auf dem Titelblatte einer der Streitselriften des Cochlaeus: wider Luther 
war dieser mit sieben Köpfen abgebildet. — Sie führt auch wohl den Titel 
‚Septiceps Lutherus“. 2) Der spätere Kurfürst Joachim II. von Brandenburg 
(1335—1571) war bereits bei Lebzeiten seines streng katholischen Vaters, des 


Airfirsten Joachim L., (1499 153°), der neuen Lehre zugethan. 43) Vgl. Erl. 
A. 60, 313. 


349. 

Ferdinando!) foelieiter eessura sua consilia. et conatus. non 
possum. eoimprehendere. Nimis enim se gravavit sanguine innocentum ?), 
qui elamat ad Deum, Et haee vox. quam edit Spirae?) caussa erit 
interitus eins, Als bald der Zug wider den Tureken entricht were. 
wolt er die Luterisehen bald vinbringen. 

I) Ferdinand von Oestreich, Bruder Carls V., seit 1521 Regent in den deutsch- 
labshurgischen Ländern, Kaiser von 1556 -12561. —. 2) Von schweren Verfolgungen 
der Evangelischen in Oestreich, Würtemberg und Belgien, die Ferdinand über sie 
verhängte, berichtet Seckendorf, hist. Luth. [, 8$ 130.2. 3) Es ist fraglich, welcher 
wiehstag zu Speier gemeint ist. Auf beiden praesidierte F'erdiuaud. im Namen 


zu "à 


80 


des abwesenden Kaisers, auf beiden verlangte man von den Reichsständen Hülfe 
gegen die Türken unter Soliman. Luther hat wohl den zeitlich zunächst liegenden 
Reichstag von 1529 im Auge. Auf diesem wurde die Protestation der evange- 
lischen Stinde am 19. April übergeben, wührend die erste Belagerung Wiens durch 
Soliman in die Zeit vom 21. Sept. bis 16. Oct. desselben J. fällt. Vielleieht ist 
edidit zu lesen. 

300. 


Ferdinandus!) infinitam pecuniam a suis exegit, at Deus ei 
dedit benedietionem similem illi?), qui manum plumis habent plenam, 
Alszo steubet sein gelt von einander, Item ipse ex?) primus Rex 
Bohemiaé!) et ultimus Romanorum»). 

1) Erl. A. 61,312: Es wurde D. M. L. gesagt, dass eine Oberkeit an einem 
Ort sieh gerühmt hätte ihrer aufgelegten Schatzungen, dass kein Mass so klein 
wäre, er hätte eine Hand voll Pfennige herausser gemessen. Darauf sprach 
D. M. L.: Gott hat ihm auch diesen Segen darüber gesprochen und ihnen in die 
Hand geblasen, dass ihm die Pfennige wie Federn alle sind von einander gestoben 
und geflogen. Meinte, dass kein Gedeihen noch Glück bei dieser Schatzuug ge- 
wesen wäre. 2) se. quam eis dat, qui ete. — 3) Vielleicht est. Der Fehler ist 
erklärlich wegen des folgenden rex. 4) Nach der Schlacht bei Mohäcz 156. 
5) Luther seheint zu meinen, dass das rómische Kaisertum deutseher Nation unter- 
gehen werde, wenn es sich der neuen Lehre feindlieh gegenüber stellen werde. 


351. 


In transferendis libris meis nemo unquam fuit diligentior et 
qni proprie meam sententiam transtulit et animum, M. Butzero!), Sed 
opiniones suas quas immiscuit non probo?) 

1) Martin Butzer, geb. 1491 zu Schlettstadt, von 1523—1548 zu Strassburg 
in reformatorischem Sinne thätig, bei wichtigen Akten der Reformation beteiligt, 
gest. 1551 als Professor zu Cambridge. 2) Er übersetzte 1526 Luthers Kirchen- 
postille ins Lateinische, änderte aber die das Abendmahl betreffenden Stellen nach 
Zwinglischer Auffassung ab. Hierauf beziehen sich die letzten Worte des obigen 
Absatzes, zu dem man vgl. Erl. A. 62, 349, Kunimer, Tischr. p. 291. 


3952. 

[135] Nemo est inter omnes nostri temporis Theologos, qui ita 
traetet et deelaret scripturam atque est Drentius!) Simplieiter enim 
et adeo elare traetat eam, ut saepissime admirans eum de viribus meis 
desperaverim. Et quod ipse praestitit in Euangelio super Iohannem?), 
nemo praestiturus est ex nostris, Quando autem interdum indulget suis 
eogitationibus, hoe ei indulgendum est, ubi a simplicitate verbi non 
excidit ?). 

1) Dr. Joh. Brenz, geb. 1498 zu Weil, einer der bedeutendsten Reforma- 
toren, im vorgerückteren Älter noch der Reformamtor Würtembergs, berühmt als 
Commentator der meisten biblischen Blicher, gest. 1570 als Propst der Stiftskirche 
in Stuttgart. 2) Sein Commentar zum Joh. Evangelium erschien zuerst 1527 in 
Hagenau. 3) Obenstehender Absatz ist einer der wenigen, wo Cor- 


datus und die späteren deutschen Tischreden (Erl. A. 62, 349) bis auf 
geringe Abweichungen inhaltlich und formell übereinstimmen. 


353. 
Omnes Sehwermeri, quum adsumunt ad ecelesias ministros, non 


adsumunt eos, qui plebem possit!) docere, sed tales, qui iuvare velint 
suos pastores im yhre Sehwermerey ?). 


1) Lies possint. 2) Erl. A. 61, 20? 








8l 


394. 
De Erasmo Philippus quedam!) ait, ipsum dixisse, Er wolt, 
das Johaunis Enangelium nie geschrieben were, Ad quod cum ego?) 
Ey das ist nieht war, Philippus iurabat, verum esse?). 


!) Quondam? 2) sc. Lutherus (?) dicerem. — 3) Hierauf bezieht sich viel- 
leicht Erl. A. 61, 96, 97. 


359. 

Wolan, nemo credit, tantam esse vim et effieaciam orationis!) 
nostrae, nisi expertus. Porro valde magnum est orationem posse com- 
prehendere, quum tristes casus veniunt, So offt mir meins gebets 
reehter ernst [134] gewest ist, bin ieh reiehlieh erhort wor- 


den? quam rogavi, Got verzeucht wol bey weylen vnd er- 
horet doch?) 


1!) Gebets. 2) Lies plus quam. 3) Vgl. Erl. A. 59, 1. Binds. coll. I, 63. 


356. 
Non est eogitandum de praedestinatione, sed de Christo, 
quod nobis sit praepositus, quod unicam fidem efficit ad salutem, illud 
autem!) desperationem in damnationem?) 


1) sc. efficit. — 2) Aehnliche Gedanken finden sich in den deutschen Tisch- 
reden öfters. Vgl. z.B. Erl. A. 60, 154, 160; 58, 115; 57, 164 ff. 


397. 


Gravissimae tentationes sunt, cum in tentationes nostras immittit 
Sathan, ut caussas bonorum et malorum inquiramus, Cur mihi bene 
aut tibi male suecedat, Cur hoe aut aliud fiat, Gravissimae tales sunt 
temptationes et proclives ad lapsum, Haee in paradyso cepit!) cum 
Heva et decepit Adam et omnem posteritatem eius?) 


. V) Coepit se. Satan. 2) Vgl. Erl. A. 60, 137, wo in abweichender Form 
dieser und der folgende Absatz in einen zusammengezogen sind. 


398. 


Es ist kein stolzer Ding auff erden als ein hoffertiger 
Heiling tempore prosperitatis, Neque quisquam fuit inter sanetos, qui 
Don vexatus sit mit dem Quare, Quare !). 

]) Vgl. Erl. A. 60, 137. Mit dem Quare hat Luther Psalm 2, ! im 


auge. Das Citat ist nicht selten in den deutschen Tischreden. Vgl. besonders 
rl. A. 53, 2*5. 


350. 
.. [135] De phrenetieis!) et phanatieis sie sentio, Omnes, qui 
indecore moventur ae privantur ratione, a Sathana vexari, alios 
gravius, levius alios, alios brevius, longius alios, Neque nego 
aliquando talia mitigari a naturalibus remedijs medieorum aut etiam 
tolli Qui autem naturalibus caussis talia tribuunt, isti neseiunt Satha- 
nae potentiam, et Deum demonibus potentiorem esse, quando tales 
liberantur per Medieinam, Haec probantur ab anu?) in Euangelio, 
vineta a demonio, et per verba Petri Act. 10°), quibus et brevissime 


6 





82 


multa dieit Petrus, Omnes scilicet morbos et tempestates operasse 
demonium, Et quid mirum, si Angeli mali quaeque mala operantur? 
Puta quantum promittit! Deus, quod elare videtur in Iob tenta- 
tionibus). 
qesvatuxóc verrückt. 2) Luc. 18$. 3) Act. 10, 38. — 4) Permittit? 
C 


1) 
5) Abweichend und in weitläuftiger Fassung Erl. A. 60, 31, 32. Bindseil coll. IL, 229. 


360. 


Satan non obsidet corporaliter illos, quorum ante corda possidet 
eaede, foreinatione, ebrietate, rapina, et alijs malis voluptatibus, Sed 
innocentes et bonos homines, qui, si quibusdam naturalibus remedijs 
eurantur, Deo ipsos miserante, eurantur, Sanctissimis semper proximor!) 
est quam ereditur. Ita Paulus?) eolaphizat?) et Christum vehit 
quo vult). 

1) Lies proprior. 2) Lies Paulum. 3) xodapiteıw ohrfeigen. Vgl. 
2. Cor. 12, 7: éd095n uo: oxólow tá vapxl &yysiog catüv, iva u& xoAagi. 
4) Matth. 4. Abweichend Erl. A. 60, 32 Abs. 2, 3. Die Beziehung auf Paulus 


findet sich häufig in den deutschen Tischreden. Vgl. Erl. A. 57, 99; 55, 145; 
60, 119, 120, 123; 62, 16 ff. Bindseil II, 230. 


361. 


Tentatus fugiat solitudinem et societ se hominibus, qui de verbo 
libenter loquuntur, [136] Post verbum auditum praesentissimum reme- 
dium est scire, tales cogitationes desperationis et impietatis non tuas 
esse, sed Diaboli, Hoc autem persuadere diffieillimum est. Porro de 
eis cogitare aut pugnare contra eas est eas irritare, ideo alio fleetendus 
est animus, Fallen sie dir ein, 8zo lasse sie wider ausfallen, Hoe autem 
diffieillimum est factu, Neque statim fit, eum illud vis fieri, sed luctando 
aliquamdiu adversus eas. Cum enim Satanae eogitationibus agatur 
de Deo et salute aeterna, vehementer recusant tentati edes !) relinquere 
aut contemnere, puta si sis de salvandis, An tibi Deus sit propieius?). 

1) Die Handschrift unverständlich edes. Vielleicht aut eas oder illas. Ich 
versuche folgende Erklärung der schwierigen Stelle: „So weigern sich die Angefoch- 
tenen entweder solche Gedanken aufzugeben oder zu verachten, wenn man nämlich 
zu denen gehürt, die (von dem Gedanken) befreit werden müssen, ob Gott ihnen 
gnädig sei.“ Die deutschen Tischreden bieten Erl. A. 60, 156 Folgendes: ,Denu 
wenn man mit solchen Gedanken umgehet und disputieret von Gott und ewiger 
Seligkeit, so kann mans schwerlich lassen fahren und verachten, es sei denn, dass 
die, so zweifeln, zuvor gewiss werden, dass solche Gewissheit unmöglich sei, wenn 
man darauf bestehet, sich mit ihnen schleppt und disputieret*. Einen klaren Sinn 
iebt diese weitläuftige Auseinandersetzung nieht. 2) Abweichend und weitläuftig 

rl. A. 60, 156, vgl. auch 60, 116 (Abs. 1), sowie 62, 474. 


362. 


Super vires suas temptatus accedat ad aliquem virum bonum. 
quem audiat ut hominem Dei, quaecunque tandem ei dieit. Os enim 
Iusti meditatur sapientiam, et id verum sit, quod David!) ait, Elo- 
quium tuum vivifieavit me, Sie Hanna concipit?) post verba Heli. 
Vade in pace et Deus?) ete., et R.*) 1 cap.5) et Genes. 256) Rebecca 
eonsulens Dominum auditur, Et Christus verbo Dei vineit Sathanam 
in deserto. Qui verbo Dei non medetur temptationibus suis, vere tentat 





83 


Deum omnibus suis tentationibus. [137] Quin et orandum est talibus 
et eredere oportet, omnes pios in Eeclesia, (Tantum seiatis?), qui vide- 
tur non exauditus esse) et Deum acuere, et pios, quos primo impetu 
vineere non potest Satan, assiduitate et prolixitate velle vincere, de 
quo dieitur, Saepe expugna*) me, in iuventute mea, Qui diu tentatus 
tandem vineit, Deo et angelis eius efficit iueundum spectaculum?) 

1) Psalm 119, 50, 92. 2) Wird schwanger. 3)1.Sam. 1,17. A4)et Regum. 
5) Ll. Künige 1,53. 6) Genes. 25, 22. 7) Lies sciat — das möge sich der merken, 
der f. 8) Lies expugnaverunt. Vgl. Psalm 129,1: ssepe expugnaverunt me 


à inventute mea sc. inimici ecclesiae (Vulg.. 9) Vielfach abweichend und in sehr 
weitläuftiger Fassung Erl. A. 60, 157, 158. 


363. 


Sieut ad fidem et Euangelium nemo cogendus est, ita sub 
eodem magistratu permittendum non est, ut clam verbum Dei blasphe- 
ment, Sed vocati audiant et audiantur, ne alantur seditionis seminaria. 
Sibili serpentum fugiunt Lucem, Imo trahendi sunt in publicum, 
ut vineant, vincantur aut!) taceant. 


1) Hinter aut steht noch ,v*. Vielleicht vel. 


364. 


Cum Deealogus etiam politica doceat et Oeconomica, ideo ad 
Catechismi praedieationem, quae ereberrima esse debet, cogendi sunt 
homines per Magistratum, Credant aut non eredant Euangelio, tamen 
omnibus necessaria est obedientia, quam, debent!) in politia et 
Üeeonomia. Et qui in aliqua plebe volunt vivere, huius vitam et 
mores [138] diseant, Imo et Chatechismum?) si non propter se, 
tamen propter liberos suos et familiam guam. 


1) Sehuldig sind. 2) sc. discant. 


365. 

Sacramentarij primo eonvincendi sunt (ait Philippus), se certos 
non esse opinionis suae, etiamsi probabiles habeant quasdam rationes. 
Ideo familiariter sunt interrogandi, quid opponant nobis, Deinde ob- 
jeienda est eis fides antiquorum patrum, Augustini, Cypriani, 
Hilarij, quorum apertae sunt Sententiae de Euka*!*) Et Augustini 
de Baptismo parvulorum. Si incertos se esse confitentur, monendi 
sunt serio, ne doceant incerta, sed apud se suam opinionem contineant, 
peeeatum esse, quiequid non est ex fide ete. 


1) Eucharistia (e'yag«otía). Abweichend Rebenstock II, 395. Bindseil II, 40. 


366. 


Primum praeceptum docet fidem in promissiones et timorem 
propter minas, et eum Deus ex factis suis cognoseatur, addit eductio- 
nem ex Egipto, velut si alio!) dieas, Deum ex mortuis resuscitasse 
Christum, Per talia verum Deum apprehendimus, Hue spectat, quod 
diet, Qui videt me (benefieia et opera mea) vidit et patrem meum?) 
Deus tuus, id est qui te iuvat, eui es eurae, Non sie dij gentium, qui 
oeulos habent [139] et non vident. Promissiones habent beneficia, Minae 


0* 





84 


poenas, velut est subyersio Aegiptorum, et fortis?) ad iuvandum et 
puniendum, Zelotypus‘) irascens desertoribus. Exemplum°) Sena- 
erib, qui suis viribus volebat expugnare Ierusalem. Seeundo Zele- 
typus est erga suos, quos amat, iuvat, consolatur, eustodit, Haec fides 
amplectitur, timor autem), ne offendamus*) Visitans®) est horribilis 
eomminatio, merito ineuleanda est?) animis nostris, Et pugnat vehe- 
menter eontra eam Ratio, Verum cum in parentibus Lex est abrogata, 
Ezech. 18:9), non pereunt posteri ete., Et promissio quae sequitur, omnem 
eaptum excellit!) hominum. Non facies!?), hoc est, nolo tuo more 
eol. Ita Philippus noster exponit. Putat idem esse et bene 
quidem.!5) 
1) sc. modo. 2) Joh. 14, 9. 3) sc. Deus est. 4) Eifrig. 5) sc. est. 
6) sc. amplectitur. 7) sc. Deum. 8) Heimsuchend. 9) Mit Gewalt hineinpressen, 
drängen. 10) Ezech. 18, 20. 11) Im Sinne von antecellere c. accus. 12) Du 


sollst (dir) nicht machen. 2. Mos. 20, 4. 13) Vgl. Erl. A. 58, 268 (bis: meum), 
58, 241—251. BRebenstock II, 40, 40. Bindseil colloq. II, 244, 245. 


367. 


Ratio est foelieiter studendi in Theologia, ut orationis loco 
mane et vesperi legas aliqua capita in Biblijs. Deinde Methodus Chri- 
stianae fidei discendus!) est ex Pauli?) ad Romanos et epistola ad 
Galatos, et si epistolam ad Colossenses tibi familiarem feceris, alias 
omnes facile intelliges, quemadmodum subinde doceat Paulus, Deinde 
legendum Euangelium [140] Matthei et Lucae, et expendendi loci, 
quos traetat Christus de poenitentia sive fide. "Tertio loeo legendos 
esse?) Sermones Christi in Euangelio Iohannis, Tum redeundum esse 
ad vetus testamentum, et maxime ad Genes., Deuter: et psalterium, 
quorum doetrina iungenda est doctrinae Christi, Quae omnia tum rectius 
intelliguntur, eum aliquis vitae usus accesserit et temptatio, quae orare 
doceat. Postea legendos prophetas et verba eorum referenda esse ad 
locos communes Christianae fidei, Ad fidem, eharitatem, erucem ete. 
In Legalibus historijs*) diligenter diseernenda est Legem*) et Euange- 
lium et fides ab operibus, fides Davidis ete. Doctores, ait9), cuin 
iudicio legendos esse, ut probentur, in quo valeant, et ubi de- 
fieiant. 

1) Methodus hier als Mascul. gebraucht. 2) sc. epistola, was auch 
am Ende der Zeile ausgefallen sein kann. — 3) Zu ergänzen ist wohl dicit Phi- 
lippus (vgl. den Schlusssatz des vorigen Absatzes und des obenstehenden), so 
dass anzunehmen würe, dass Luther sich in Bezug auf den vorliegenden Gegen- 
stand einer Auseinandersetzung Melanthons bedient. 4) Bei den Geschichten im 


alten Testamente. 5) Lies Lex. 6) sc. Philippus. 7) se. ea. Damit das dar- 
gethan werde, worin sie stark und worin sie schwach sind. 


368. 


In tota doetrina Ecelesiastiea diligenter observandum est, 
quae pars ad vitam spiritualem proprie pertineat, que ad Civilem et 
que ad Politieam, Quae duo proeul ab Euangelio segreganda sunt. 
quod est virtus Dei ad salutem, Illa autem bonae tantum Dei sunt 
Creaturae.!) 


1) Schüpfungen. 


85 


369. 


[141] Uteunque iudicare posse ex ipsis fontibus bibliae verba 
multis milibus aureorum!) praeferendum est, Ich bin zum letzten 
.0* komen, Aber es wird wider ein ,a* daraus werden?) 

1) Aureus — Goldmünze schon bei Sueton Caligula 42. Luther meint 
die damals im Umlaufe befindlichen Goldgülden. 2) Vgl. Buch des Lebens 
ron 1594 auf der Stadtbibliothek in Görlitz. In diesem heisst es: „Wer „a“ und 


.0* recht fügen kann, ist ein gelehrt und weiser Mann“, Büchmann 
Gefl. W. p. 41. 


310. 


Si eonseientia eerta est Constitutionem Christi esse de utraque 
spetie, non est in hominum arbitrio uti altera aut ambabus. Et si 
utraque non permittitur, Tutius est et melius in totum abstinere, Fit 
enim hoe sine peccato, eum non stet per nos!), sed altera speties nobis 
rapiatur, et interim suffieiat manducatio spiritualis, de qua Augusti- 
nus: Crede et mandueasti?) Porro seereto capere non lieet, quod 
Christus publice instituit sumendum. Est enim hoc sacramentum publiea 
Christi eonfessio, ipso dicente, Facite in meam comme.?) Sin vero in 
alia quam tua parochia vis aceipere et de hoc accusatus fueris, vide 
ne Christum neges coram iudice, quae*) in sacramento confessus es et 
predieasti, ut Paulus?) exponit.5) 

1) Da es nieht unsere Schuld ist. 2) August. tractat. in Joannem 27? 


3) Commemorationem. Lue. 22, 19. 4) quem? 5) 1. Cor. 11,26. 6) Ab- 
weichend Erl. A. 59, 89. | 


311. 


. D. G.!) Homo est miserrimus, qui misere vivit et miserius mo- 
retur, Er kan seines sehonen land nieht ein stund recht 
brauchen. In tanta est miseria, [142] in quantam ich yhm nicht 
fluehen wolt, lieet magnus meus sit inimieus, "Totus eradicabitur cum 
filijs suis, et H?) frater est!) dux est Saxoniae, Illi enim Saxonia 
eontigit seeundum seripturam.) Multa promisit?) magnis Prineipibus, 
quae adversus nos praestare non potest. Das krenekt yhm. (Haee 
prophetia verificata est anno 1537, quum mortuus est filius eius, 
regni spes.7)) 

. 1) Herzog Georg von Sachsen. 2) Mittelh. brüchen c. genet. geniessen, sich 
emer Sache erfreuen. 3) Herzog Heinrich von Sachsen, Georgs Bruder, Herzog 
von 1539— 1541. 4) Es ist wohl eius zu lesen. 5) Wenn man annimmt, dass 
Luther hier die Geschichte der Könige Saul oder Ahab vor Augen hat (1. Sam. 
^17, 1. König 21, 21, 22, 2. König 9, 7, S), so würde mit ,scriptura* das alte 
Testament gemeint sein. Doch könnte Luther auch ohne eine solche Beziehung 
sprechen. In diesem Falle kann „scriptura® in dem späteren Juristenlatein be- 
deuten: Nach dem bestehenden Gesetze, dem Gesetze der Erbfolge. 6) Diese 
Worte scheinen sich auf das bekannte Packsche Bindnis zu beziehen, welches 
Herzog Georg von Sachsen 1527 zu Breslau mit Ferdinand von Oestreich, den 
baierischen erzögen und mehreren anderen geistlichen Fürsten zur Vertreibung 
des Kurfürsten von Sachsen und des Landgrafen Fhilipp von Hessen und zur Aus- 
rottung des Evangeliums geschlossen haben sollte. Vgl. über dieses Bündnis, an 
dessen Riehtigkeit man damals in Wittenberg nicht zweifelte: Ranke, Deutsche 
Gesch. im Zeitalter der Reform. III, 32—33, Küstlin II, 118 ff., Janssen, Gesch. des 
deutschen Volkes IIT, 10%. 7) Die ,regni spes* ist Georgs Sohn Johann, gest. 
an 11. Jan. 1537. Allerdings war noch ein Sohn Georgs vorbanden, Namens 


lE. 





86 


Friedrich. Dieser war jedoch blüdsinnig. Der letzte Satz wird als ein im Jahre 
1537 bei der Zusammenstellung des Tagebuches gemachter Zusatz des Cordatus 
aufzufassen sein. Bindseil colloq. lat. I, 318. 


372. 


Digni et indigni manducant ex altari, sed tantum digne man- 
ducantes vivunt. 


373. 


Deus per se ipsum nee spiritus sanctus quicquam prodest 
nisi per verbum, Den was hilffts dem teuffel, das Got sein herr ist, 
szo er nicht glaubt noch wil glauben, das er sein gnediger Got wil 
sein, Hoc dixi motus contradictione Schwermorum, quia dicunt, Caro non 
prodest quiequam, wen Got ein wort redet, so sol mans gleuben.!) 


1) Vgl. Erl. A. 58, 383. 


914. 


Ich wil vmb sonst schreiben vnd predigen in desertum huius 
mundi, Das die welt sehen mus, das einer etwas guts thun kan on 
hoffart, potest autem hoc facere Christianus. 


375. 


[143] Credere omnibus modis maxima res est, quod abunde 
Psalterium indicat, Ich weys das mein glaube steht wie ein peltz vff 
seinen ermeln. Est tamen fides et Eeclesia mecum, in qua omnes pij 
pro me orant et Christianis omnibus, Mein Leniken vnd Hensichen 

eten auch fur mich.!) 


1) Vgl. Erl. A. 58, 372. 


376. 
Ä Tentato!) dicendum, Er musse nicht allein sein, Den er sey dem 
teuffel, der stereker ist als 1000 welt, gar zu schwach, et tamen soli 
esse volunt?), Neque Christus libenter solus fuit, quod hine scimus, 
quod mestus dicit, Et me solum relinquetis Joan. 16°), Neque sic tamen 
vult solus esse, quia dieit, patrem secum esse, quo se ipsum eonso- 
latur solum. 


1) Nach Erl. A. 60, 166 war der Angefochtene ein Dr. von Schafhausen. 
2) sc. tentati. 3) Joh. 16, 32. 


377. 


Quaerenti euidam Parocho, respondit Philippus noster, pauper- 
tatem, obedientiam et castitatem vovistis in Monasterio, nune autem 
illa servatis: Ego autem uxori meae nune cogor obedire, Imo!) 
quibuseunque pessimis nebulonibus. 


1) Vielleicht imo et oder etiam. 


378. 


Alij temptato!) dixi, Bono esto animo, Melius enim succedet, 
temptatio [144] tua cedit in gloriam tuam et multorum utilitatem, Hoc 


87 


credere deberent mihi, Den ich bin auch in diesem spital kranck ge- 
wesen, e£ neminem habebam consolantem, Neque 8Stopicium quidem, 
qui semel mihi respondebat quaerenti?) Magister Martine, Ich ver- 
stehe nieht. Ideo non est, ut vel Philippum vel Cordatum aece- 
damus, ut multa nobis dicant temptatis, Zu Christo versehet euch guts, 
Ynd guts sol euch widerfaren, Quia milies melior est quam ego aut 
Philippus aut Cordatus. Christum halt dem teuffel fur, vnd er solle 
gewiszlich anlauffen.?) 

1) Nach Erl. A. 60, 105 war es Magister Schlaginhauffen. 2)Querenti? 


Vgl. auch Erl. A. 60, 128. 3) Die deutschen Tischreden: Halt ihm nur aus, heisst 
den Teufel murren, so lang er will; er soll gewisslich anlaufen. Rebenst. Il, 221b. 


379. 


Rursus ille!) questo, Tentationes suas esse a dextris et sinistris, 
Respondi, Das kan der teuffel meisterlich, quia si hoc neseiret, Diabolus 
non esset, Sed hoc eogitandum, etiam ipsos Apostolos fuisse gros 
schelek, quod de se Paulus testatur?) Et Petrus negando nonne com- 
misit ein bosewichtstuck? Illos tamen Christus in exemplum nobis 
posuit remissione peccatorum, [145] ut in eis misericordiam Dei con- 
templemur. Credo etiam Prophetas saepe tales fuisse homines, et 
Patres dixerunt, In prima intentione manendum esse, Prima autem 
intentio Christianorum est, Remissionem peceatorum habere a Deo, Die 
andern gedancken sollen wir ymer lassen hinrauschen.?) 

l) Lies illi, sc. Magister Schlaginhauffen. 2) t. Timoth. 1,13. 3) Ab- 


weichend, namentlich in Bezug auf den Schluss, Erl A. 60, 105, 106. Von: 
sed hoe — — homines Erl. A. 62, 165 und Erl. A. 61, 312 (Abs. 2). Rebenst. II, 222. 


380. 


Seriptis eontra tentationem predestinationis parum prodest 
eonsulere et eonsolari ita temptatos. Dicam tamen artem, qua me 
exsolvi ex hoe malo, et hodie quoque me ab eo praeservo!), Primum 
hoe eertissime statuo in animo meo, has cogitationes ignita tela esse 
Sathanae, quibus me vult opprimere serutatorem maiestatis et me 
altiora quaerentem, Quae sine Cessatione cogitanda sunt. Haec sunt 
praecepta Dei, ut ibidem ait 12 cap. Eeclesiastici?) id queritur David 
psalmo 130°), Er sey vbel angelauffen, quoties altiora se sit serutatus, 
Et hee immittit Sathan, ut tandem Deum odiamus ae desperemus, 
Seeundo inquiro diligenter, in quo praecepto Dei istae meae cogita- 
tiones eontineantur, et eum nullum invenio, dico, Hebe dieh du leidiger 
teuffel, Du wilt mich leren, das ich fur [146] dich selbs sorge, cum 
aliud Deus statuat in primo praecepto, et alibi, Jacta cogitatum tuum 
In Dominum 5), Tertio, szo der teuffel nicht bald ablest, mus ich auch 
nicht ablassen, Cor meum continuo alio flectere, et ad Sathanam dicere, 
Horstu nieht, das ich die gedancken fur den gedanken achte, Vnd das 
sie Got hat verbotten? "Vis autem disputare de his, Coelum ascende, 
et Deus satis multa respondebit tibi, Quarto cum illis ignitis serpen- 
übus mordeor, non in serpentem5) nee ignem ipsorum video, Sed 
eneum serpentem) specto, qui est Christus, Is fide apprehensus, 
sius medetur hane temptationem”), Que si redit rursum, rursus eam 
reijee, ita ut rediens reijeitur ex ore saliva®), Ita adiutus sum. 











88 


1) Im Sinne von „weiss ich mich davor zu schützen‘. 2) Wenn die ganze Lesart 
richtig ist, so ist Vielleicht Ecclesiastes cap. 12 gemeint, wo es v. 13 heisst: Deum 
time et mandata eius observa. Ibidem sc. in scriptura. Die vorhergehenden Worte 
sind Anspielungen auf Eph.6, 16, Psalm 131, 1. Zu ait könnte Deus ergänzt 
werden. 3) Psalm. 131, 1. 4) 1. Petr. 5, 7. 5) Lies serpentes. 6) Eine 
eherne Schlange wurde auf Gottes Befehl aufgerichtet, als Israel in der Wüste 
von den feurigen Schlangen gebissen wurde. Diese wurde bis auf die Zeiten 
Hiskias erhalten, welcher sie, da sie zur Abgótterei gebraucht wurde, zerstören 
liess. Sie ist zugleich ein Vorbild auf Christus. Wer den am Kreuze hängenden 
Christus mit den Augen des Glaubens ansieht, dem wird geholfen. Vgl. 4. Mos. 
21,9, Joh.3, 14, 15. 1) Mederi schon bei Terentius, Suetonius und Vellejus mit 
dem Acc. 8) Auswurf, Speichel. 


381. 


Principes Germanicos esse publieas personas dieunt, ideo 
ipsos adversus Caesarem defendere posse suos, si post Concilium 
executio fuisset Caesari a pp.) mandata. Ego autem dico, Nequa- 
quam. Principes enim erga Caesarem dico esse privatas personas. 


Sed Juristis afferamus illa discutienda.?) 
1) Lies à Papa. 2) Vgl. Erl. A. 62, 191 auch 189. 


382. 

[147] Triplex est regnum, Despoticum, Civile et Tyranno- 
rum, Despoticum habeat plenum dominium!), velut habet pater- 
familias super Gallinar suas, vaccas ete, quas occidit, quando vult, 
Caeterum familia Iure Civili subiecta est dominis, Ita ipsi quoque 
Caesari certis legibus sumus subiecti, et contra ipse quoque certis 
legibus nobis est obstrietus, quos si transgrederetur Tyrannus fieret 
nos eontra ius et fas opprimens, Praeterea Caesar non tantum ius 
habet in Germaniam, quantum alius rex in regno suo, Neque enim 
monetam habet nec mineralia?) nee vectigalia, Et si nos Theologi aliud 
diceremus, puta non resistendum esse malo, So wurde man sprechen, 
wie der Landgraff?) sagte, Ehr*) Doctor, Ihr radtet wol fein, wie 
aber, wen wir euch nicht folgeten?*) 


1) Erl. A. 62, 191: Das herrische ist ein ius, Gerechtigkeit. 2 Du Cange 
II, 6185: Minera, fodina, Gal. Miniére; Joann. de Janua: Mineralia, id esr. 
eorpora in venis terrae generata, ut phunbum vel aliud metallum. Darnach wiirde 
mit Erzadern zu erklären sein. Luther hat es aber wohl im Sinne von Berg- 
werken gebraucht. 3) Philipp von Hessen, einer der Vorkümpfer der Refor- 
mation unter den Fürsten und eins der Häupter des Schmalkaldischen Bundes, 
Landgraf des vereinigten Hessens von 1509—1567. Nach seinem Tode zerfällt die 
Landgrafschaft in die Linien: ,Hessenkassel, Hessenmarburg und Hessendarmstadt". 
Eive ganz ühnliche Aeusserung hat Philipp 1529 Melanthon gegenüber auf dem 
colloquio zu Marburg gethan. Vgl. Erl A. 61, 333, Fürstem. Tischr. IV, 181. 
4) Herr Doctor. 5) Vgl. mit dem obigen Absatze Erl. A. 62, 191. Einige ähnliche 
Gedanken auch Erl. A. 62, 192, 193. Die deutschen "Tisehreden fügen ihrer weit- 
sehweifigen und im einzelnen abweichenden Darstellung hinzu: „Dies geschah den 
letzten Augusti Anno 1535*. Es ist nicht ersichtlich, ob sich diese Bemerkung 
auf den ganzen Absatz oder nur auf die letzten dem Landgrafen zugeschriebenen 
Worte beziehen soll Die meisten der hier von Cordatus aufgezeichneten colloquia 
fallen ins Jahr 1531. Vgl. gleich unten mn. 390. 


383. 
Ich bin nieht gern ein Muneh worden, nu sihet micb aber die 
welt alszo an, Das ieh sehir gern ein Munch widerum wolt werden, 


89 


Das ist nu recht in die wusten lauffen, vnd der sehendliehen welt aus 
den augen komen. 


384. 

Qui tantum unum verbum habet ex verbo Dei, et non potest 
ex eo (148] unam integram praedicationem facere, iste dignus non est, 
ut unquam predicet. Ego saepe apud me constitui Decalogum dili- 
genter meditari, et eum ineiperem in istis verbis, Ego sum Dominus 
Deus tuus, plerumque constitit!) in dietione Ego, vnd kans noch nicht 
gnug verstehen, Quando igitur meditando pereurram totum Deca- 
lorum? ?) 

I) Lies constiti. 2) Vgl. Erl. A. 57, 14, der erste Teil auch 59, 270, der 
zweite auch 58, 2ti4. 


389. 


A praeceptore meo!) didiei Erfordiae, Pauca et bona loquen- 
dum est?) eum mulieribus, si quando cum eis loquendum est, alioqui 
facilem lapsum esse aut tibi aut illi?) 


. ? Welchen seiner Erfurter Lehrer Luther meint, ist nicht ersichtlich. 
Vielleicht Usingen? Vgl Erl. A.57, 36. 2) Vielleicht esse. 3) Vgl Kuinmer, 
Tisebr. p. 326: A Praeceptore meo Erphordiae audivi, quando eum mulieribus loquen- 
dum sit, ut pauca et brevia loquatur. Lauterbach p.54. Der Schlusssatz fehlt bei 
Kummer. Luther will sagen: Wer viel und Alltä liches mit den Weibern spricht, 
wird ibnen im Reden bald unterliegen. 


380. 
Dicitur de nova seeta, quae New Hierusalem!) vocatur, sed 
ex ea omnes occisos, quod interrogatur alter, numque?) consentisset?) 
eum altero. Sieut Nepotiani.*) 


1) Trotz aller früheren Verfolgungen zeigten sich die Wiedertäufer 1531 
wieder an verschiedenen Orten des kurfürstlichen Gebietes und suchten durch Send- 
linge Propaganda zu machen. Daher richtete Luther im Anfange des Jahres 1532 
sein Buch „von den Schleichern und Winkelpredigern" gegen sie (Köstlin II, 325). 
Allein die wiedertäuferische Bewegung wuchs immer mehr empor, bis sie sich schliess- 
lieb 1535 in der Mtinstersehen Katastrophe zusammenzog. Vielleicht beziehen sich 
Luthers Worte auf die Anfänge dieser Bewegung in Kursachsen. Freilich schreibt 
Luther schon 152; von der schnell wieder wachsenden „nova secta Anabapti- 
starum, magna audacia per aquam et ignem morientium*. Ueber Ausbreitung und 
Verfolgung der Wiedertäufer vgl. Janssen, Gesch. d. deutsch. V. II, 97 ff., 293 ff. 
Im Jahre 1530 wird Strassburg, später Münster das neue Jerusalem genannt. 
Vgl. Janssen III, 294, 299. 2) Es ist wohl numquid zu lesen. 3) Lies con- 
sensisset. 4) Der Bischof Nepos von Arsinoe steht um 250 an der Spitze 
der aegyptischen Ubiliasten. Von einer blutigen Verfolgung der Nepotianer 
ist jedoch nichts bekannt. 


387. 


So geschickt sind, die sich wider gotts wort legen mit reden 
vnd schreiben, das sie sich nicht ehe ergreiffen lassen, bis das sie das 
maul auffthun. 


388. 


[149] In via iusticiae, id est in regno Coelorum, Christianus 
nihil videt nisi fidem et gratiam, In mundo autem omnino solli- 


90 


eitus est bonorum operum, das er sich fleis erberlich!) vnd redlieh zu 
leben, vnd alszo geschickts, das der glaube gen Himel vnd gute 
werek auff die erden gehoren, Der glaube hinauff, Gute Werek 
herunter. 


1) Mittelh. sich vlizen — sich befleissen. Müller IIT, 351. 


389. 


Terra san eta non fuit natura adeo fertilis ut scribitur, sed 
benedictione Dei, Alioqui in plerisque loeis petrosa, Sabulosa?), 
salsigo.?) 


1) Palaestina. 2) Sandig. 3) Salsugo? salzige Beschaffenheit. Reben- 
stock Il, 147. 


390. 


Cum in Torgaw abiret Cordatus!) ad Consiliatores principis, 
qui iudieaturi erant de Caussa Zuiccaviana, Dixit Philippus, 
D.?) Cordate, ego opto vobis pacientiam non solitam. 


1) Im Juli 1531. 2) Domine. Cordatus ist erst später, zwischen 1537— 1539, 
zum Doktor der evangelischen Theologie promoviert worden. Freilich kann auch 
an eine früihere Promotion desselben gedacht werden, als er noch der alten Kirche 
angehörte. Ausdrücklich sagt Melanthon in der Vorrede von 1554 zu den hinter- 
lassenen Predigten des Cordatus (siehe Vorrede zu dieser Ausgabe des Tage- 
buches): ,Ernach ist er in Italien gezogen, vnd hat ein zeit lang die Doctores 
Theologie zu Ferraria gehört, ist auch in derselbigen uniuersität Doctor 
geworden. Vgl. p. 109—111 d. M. 


391. 

Zuiceaviani in Torgaw!) iudieati prohibiti sunt pasto- 
rem assumere, nisi auctoritate principis, et cum uno fere 
integro? anno tredecim elegerunt et nullus ex eis consen- 
sisset?) obire hane provineiam, nacti sunt tandem [150] Leo- 
nardum Magistrum4), olim Monachum, vnd die frosche vber- 
komen5) ein storck, Porro isti, qui adversus?) pastorem et 
Cordatum pugnaverant, omnes in triennio confusi et misere 
sunt mortui, Mulphort caput huius rei primus eum toto suo 
genere, Rott incensor totius illius flammae durat usque hodie 
fingens penitentiam, quam nondum praestitit.) 


1) Vergl. p. 109—111 d. M. und n. 390. 2) Ganz. 3) Wohl im Sinne von „sich 
bereit erklärt hatte, damit einverstanden gewesen war.“ Vielleicht elegissent. 
4) Magister Leonhard Beier, Augustiner Mönch in Wittenberg, Luthers Schüler, 
den er 1518 nach Heidelberg, 1519 nach Augsburg begleitet. 5) Mittelhochd. 
ich überkum — komme über, komme über etwas weg, gelange zu etwas, Müller 
I, 905. Bei Luther noch in der Bedeutung von erhalten, bekommen, vgl. Daniel 
4,33. Ezech. 28,5. Vgl. auch n. 399. Der obige Ausdruck ist wohl eine Anspielu 
auf Phaedrus1,2, wo es allerdings heisst: Tum misit illis (sc. ranis) hy drum, qui 
dente aspero etc. Luther wird sagen wollen, dass die Zwickauer endlich an den 
Rechten gekommen seien, der sie wie der Storch die Frösche zur Ruhe gebracht 
habe. Auch sonst seien sie für ihr damaliges Verhalten gegen ihn, Haussmann 
und Cordatus, von Gott bestraft ff. Hierbei mag ein Hinweis auf den Zwickauer 
Propheten, den Tuchmacher Storch, nicht ausgeschlossen sein. Vgl. n. 125. Dass 
Leonhard Beier sich bei den Zwickauern in Respekt zu setzen gewusst hat, und dass 
mit der Zeit auch das frühere freundliche Verhältnis mit Luther wieder hergestellt ist, 


91 


ist bekannt. Vgl. Köstlin II. p. 280. 6) Nach ,adversus* ist vielleicht Hauss- 
mannum am Ende der Zeile ausgefallen. ;) Ueber Mülphord und Roth vgl. p.110 
d.M. Später scheinen sich auch Roth und Luther wieder versühnt zu haben. Ueber 
die Beschlüsse der Torgauer Conferenz vgl. p. !11 Note, Seckendorf, hist. L. III, 
$6,3. Da die Entscheidung in Sachen der Zwickauer in das Jahr 1531 zällt, so 
würde sich aus den Worten ,omnes in triennio confusi etc.*, schliessen lassen, 
dass das Obige nicht vor 1534 gesprochen ist. 


392. 


Vellem, me tantum triduo posse esse ein Engellein, et fura- 
turus!) rustieis omnes thesauros suos, die ich wolt in die welt werffen, 
ob da wurden alle striek zu wenig werden, Alszo wurden sie sich 
hengen, dortt einer, hie einer.?) 

l) sc. essem. 2) Vg. Kummer, Tischr. p. 3155: ,Ich wolt mir wündschen, 
das ich nur dre) ein Engelchen were, da wolt ich allen Bawren Ihre schetze 
stelen vnd in die Elb werffen. Oho, da wlirden alle stricke zw wenig werden, 
Also würden sie sich hengen, hie ainer, dort ainer“. Vgl. Lauterbach p. 56, Note. 


Auch bei Kummer findet sich dieses Gespräch im Anschluss an eine die Zwickauer 
Angelegenheit betreffende Erzählung. Vgl. auch Bindseil colloq. I, 426. 


393. 
Daniel et Esaias excellentissimi fuerunt prophetae, Ego sum 
Esaias, Philippus Hieremias, Der selb prophet hat ymer dar ge- 
fürehtet vnd sorg gehabt, er schelt zu viel, Sie facit Philippus.!) 


1) Ganz ähnlich Kummer, Tischr. B 326b. Vgl. Lauterbach p. 81 Note, 
Erl. A. 62, 132.  Rebenstock II, 285, 101».  Bindseil II, 220, III, 302. 


304. 


[151] Ein lecherlich Ding wirds Erasmo sein, das gott von einem 
armen weibs bilde geboren sol sein, Lucianus risit omnes, maior 
famen nebulo Erasmus, Sed in extremo die aliter affectus dicet, 
Horum vitam estimabam insaniam esse.!) 

1) Weisheit Sal. 5, 4, 5. Vgl. Erl. A. 61, 107, auch 61, 96. Horum sc. eorum, 
quos ut Lucianus risi. Luther scheint sagen zu wollen: Am jüngsten Tage 


wird Erasmus sich wundern, dass diejenigen, die er auf Erden verlacht hat, in 
den Himmel eingehen. 


395. 

Hoe mihi placet, quod iura semper magis propicia sunt reo quam 
aetori!, Nam si reus non habet advocatum, potest differri indieta 
dies, quod non permittitur actori, Sie melius est Tyrannum in timore 
esse quam eos, qui per eum affliguntur.?) 


1) Kläger. 2) Bis: permittitur actori ganz ähnlich bei Kummer, Tischr. 
p.316 bei Lauterbach p. 169. Vgl. auch Erl. A. 62, 262, 263. 


996. 
Quintiliani Leetio adeo iueunda est, et ita trahit lectorem, ut 
hinein cogatur pergere Legendo, Den er Dringt einem ins Hertz 
Inein.! 
. ^ Vgl. Erl. A. 59, 226, wo jedoch Aehnliches von Cicero gesagt wird. Da 
Quintilian XII, 1, 55 Cicero den summum tractandorum animorum 


artificem nennt, so hat Luther ursprünglich vielleicht gesagt: Quintilianus ait, 
Ciceronis Lectio etc. 





92 


397. 


Philippus superat omnes Graecos et Latinos in tradenda 
Dialeetiea. 


398. 


Fabianus!) Prineipis Eleetoris Consiliarius naturalia habuit prin- 
cipia luris sine arte, ita et Petrus Lupinus.?) 

Fabian von Feilitzsch, kurfürstlicher Rat, gest. 1520, zu unterscheiden 
von Daniel und Philipp von Feilitzsch, von denen der letztere mit Luther 1518 
in Augsburg bei Cajetan war. Nach Seckendorf I, & 47, 15 nahm Fabian v. F. 
im Sept. 1519 in Altenburg die für Friedrich den Weisen vom Papste gesandte 
goldene Rose in Empfang. 2) Petrus Lupinus, Kanonikus in Wittenberg, schloss 
sich bereits vor der Veröffentlichung der 95 Thesen an Luther an. 


309. 


[152] Die kindlein Haben szo fein gedancken de Deo, quod 
sit in eoelo, quod sit ipsorum Deus, et eum Martinum!) infantem 
puerulum inter brachia teneret, addidit, Ich wolt das ich in dieses 
kindlin alter gestorben were, vnd ieh wolt drumb geben alle ehre vnd 
gut, das ich habe, vnd in der welt mag vberkomen.?) 

1) Luthers Sohn Martin, geb. den 15. Nov. 1531, ursprünglich Theologe, 


gest. 1565 als Privatmann in Wittenberg. 2) Abweichend Erl. A. 57,260. Vgl. 
auch Erl. A. 57, 259 (Abs. 2). 


400. 

Quod Apostoli habuerunt tentationes ut nos, apparet in ipso- 
rum epistolis, et hae caussa tam frequenter hortantur nos et invitant 
ad orationem, ad vigilandum, ad progrediendum et erescendum in fide. 
ut certam faciamus vocationem.!) 


1) 2. Petri 1, 10. Vgl. n. 236, 113. 


401. 

Gott hatts teuffeliseh !) vngern, das man yhn nicht fur Gott wil 
halten, Jugiter?) enim dieit in prophetis, Bin ich den nieht Gott? Ist 
den ein ander rechter Gott den ich? Habe ich kein gewalt, das ich 
Helffen kan? 


1) Erl. A. 57, 149: trefflich ungen. 2) Fortwährend, beständig. 3) Vgl. 
Jerem. 23, 23, Jes. 46, 9; 45, 5; 44, S ff. 


402. 


[153] Qui contendit fidelis minister esse in religione vel Oeco- 
nomia vel politia, habet Sathanam infensissimum, et a Sathana. cer- 
tissime sunt omnes cogitationes malae. 


403. 
Ad infantem puerum, quem ex sinu matris reeipiebat, dicebat, 
Bistu des Bapst fein!) szo bistu ia werlich eins groszen vnd ge- 





93 
waltigen herren feind, Veruntamen nos oramus, Deus auxiliator noster 
est in aeternum.?) 


1) Lies feind. 2) Auf diesen Absatz scheint sich Erl. A. 58, 363 zu 
bezieben. 


404. 


Monachus super latrinam 
Non debet orare primam?!) 
Deo quod supra, 

Tibi quod eadit infra. 


‚ lta quidam respondit Diabolo, Item alius, eum voluit imponere 
in spetie suis?), dixit, Sihe du schoner Engel bistu Zu einer saw 
worden.?) 

1) sc. horam. 2) Als der Teufel ihn in Gestalt einer Sau betrügen wollte. 
3) Der erste Teil abweichend Erl. A. 50,7. Auch ist der spätere Zusatz: „Purgo 


meum ventrem et colo Deum omnipotentem* zu beachten. Mit dem zweiten Teile 
vgl Erl. A. 59, 323 (Abs. 2). 


405. 


Si Erasmus eredit se!) esse Deum, szo wolt ich mich meins 
Christi verzeyhen?), den ich doch nieht vmb Zehen hundert tausend 
gulden wolt geben.?) | 

1) Se ist wohl zu tilgen. Eine alte Hand hat das Wort bereits eingeklam- 
mert Vgl. Erl. A. 61, 111: Denn Erasmus ist so gewiss, dass kein Gott ist, so 
gewiss ich bin, dass ich Gott lobe ff. Luther scheint zu meinen: Ich will mich 
eher von Christus, der mir so theuer ist lossagen, als dass ich glaube, dass 


Erasmus an Gott glaubt. 2) Sich verzihen mit Gen. — Sich lossagen von. 
3) Erl. A. 61, 108? 


406. 


[154] Baldenses!) mirabiles opiniones habent de Sacramento, 

quas non possum intellizere, Dieunt enim, quod in pane et vino sit 
corpus Christi, vere, realiter. natura, sed saeramentaliter, Sakrament- 
lich, seilieet aliquibus in Hassia?) apparuisse ut puerum, aliquis?) 
ut digitum hominis. Vnd das nemen?) sie Sakramentlich. 
. 1) Die Waldenser sind die böhmischen Brüder, auch spottweise nach einem 
sittenlosen Schwärmer des 14. Jahrh., Namens Picard, Pickarden genannt. Luther 
hatte 1524 den Verkehr mit ihnen abgebrochen, später aber wieder aufgenommen. 
134 war er auch in der Lehre vom Abendmahl nach neuen Erklärungen, welche 
ste abgegeben hatten, mit ihnen einverstanden. Vgl. Köstlin II, 366. — 2) Lies in 
hostia, die deutschen Tischreden Erl. A. 61,59: in der Hostien. 3) Aliquis 
= aliquibus. — 4) Erl. A. 61, 59: das nennen sie. 


407. 

. Maximilianus! ad regem Anglorum?), Me quidem saepe 
vietus sum, Voeant invietissimum, regem Gallorum?) impium Christi- 
anssimum, Te ditissimum, Hoe verum est, quia terram habes bonam 
et bonum aurum. _ 

1) Maximilian v. Oestreich, deutscher Kaiser von 1493—1519. 2) Heinrich VIII. 


von England v. 1500—1547. Nach quidem scheint qui zu fehlen. 3) Franz I. von 
Frankreich von 1515—1547. 





94 


408. 


Ich schreib nicht gern brieff, wem ich aber ein brieff schreibe, 
der mag mich wol fur einen guten freund Haben, Hoc!) regina Maria?) 
quoque dixit, Meas literas ei afferente quodam adolescente?) 
Ich sehe das mich D. M. L.*) lib hatt.5) 

1) Vielleicht ad hoc d.h. in Bezug auf die vorhergehende Aeusserung. 
2) Luther schrieb 1526 für die Königin Maria von Ungarn, die Schwester Carls V. und 
Ferdinands von Oestreich, die nach dem Tode ihres Gemahls, des Künigs Ludwig, 
in der Schlacht bei Mohäcz sich dem Evangelium zuwandte, ja selbst als geistliche 
Liederdichterin auftrat (Vgl. Körner, hist. Volkslieder 1840, p. 136, 138) eine Aus- 
legung „von vier tróstlichen Psalmen“. Ebenso sandte er ihr im Sommer 1531, 
als sie im Auftrage Carls V. als Statthalterin nach den Niederlanden ging, ein Mahn- 
und Trostschreiben. Vgl. Köstlin II, 230. — 3) Cordatus kann nicht gemeint sein. 
Dieser war, als er 1527 zum zweiten Male nach Un zurückkekrte, bereits 
50 Jahre alt. 4) Dr. Martin Luther. 5) Abweichend Kummer Tischr. p. 326^. 


409. 


Non est maior plaga in terra quam uxor morosa, Ideo Salomon!) 

155] dieit, Sub tribus movetur terra, et quartum non potest ferri, 

ervus eum regnavit, Stultus saturatus pane, Odiosa cum fuerit 

nupta?) Wen die laus im grind sitzt, da kan niemand mit auskomen. 
Servus regnans sunt nobiles, stultus rustici.?) | 

1) Prov. 30, 21—23. Vulg. per tria. 2) Hinter nupta scheint das ,vierte 

Ding“ ausgefallen zu sein: ancilla, cum fuerit haeres dominae suae 


(Vulgata) 3) Abweichend Erl. A. 61, 121, in kürzerer Fassung Erl A. 61, 266, 
mit dem obigen Gespräche mehr übereinstimmend Erf. A. 61, 182. Bindseil II, 34%. 


410. 


Biblia ist ein Buch, mit welehem Gott die Welt irre macht. At 
mirum est, Deum hune librum custodivisse, sie etiam Ecclesiam 
suam, sed sieut Sathan multos Sanetos occidit, quos ignoramus, 
Sie proeul dubio multos bonos libros ex Biblia perdidit Deus, quos 
ignoramus.!) 


I) Vgl. Erl. A. 57,2 (gegen Ende des Absatzes). 


411. 
Omnibus humanis pariter ac divinis donis mundus abutitur. 


412. 


Respondente quodam tentato!) Ieh weis nieht, wie es mir gehet, 
respondi ego, Seid yhr auch getaufft? O magnum donum baptizatum 
esse quod nemini contingit Turcarum neque aliorum infidelium. 
Insuper amor verbi Dei magnum donum [156] est Gratiae Dei, Ita 
P.?) gratias agit de Arrabone?), Deinde ut idem inquit ad Titum), 
Nos non persequi ut adulteri ete., sed consperemus in Deo vivente, 
eerte lioe deberet nos consolari.) 


1) Nach den deutschen Tischreden (Erl. A. 59, 45) war es Dr. Hieronymus 
Weller. 2) Paulus. — 3) Abdaßwv: omne, quod est instar pignoris, quod certam 


95 


animi persuasionem efficit et alit. Nov. Lexicon Graeco-Lat. in nov. testam. von 
Schleusner, vol.I, 313, Pfand, Malschatz. Vgl. Ephes. I, 14, 2. Cor. 1, 22; 5, 5. 
4) Timotheum? 5) Bis , Arrabone* Erl. A. 59, 45. 


413. 


Loeuntur de futura persecutione, Seimus autem ex psalmo 2, 
Christum den mussens lassen leben, vnd ob wir eben sterben, szo sein 
wir doch ungestorben, Stirbt aber Christus, szo sterb ich auch mit, 
Ich trost mich aber eins, das V. D. M. I. E.!) sie dicit: Ego vivo et 
vos vivetis?) Auff den binn ich getaufft, drumb weis ich keinen den 
den Christum.?) 

1) Verbum Dei Manet in Eternum (das ewige göttliche Wort). Luther 
will sich eines andern Ausdrucks bedienen statt zu sagen „dass Gottes Wort“. 


Erl. A. 58, 66: Gottes Wort bleibt ewig. Vgl. n.32. 2) Joh. 14,19. 3) In weit- 
láuftigerer Fassung Erl. 58, 66. Aehnlich Bindseil coll. II, 305, 306. 


414. 


Inspieiens quendam tentatum!) illi dixit, Esto bono animo, Tu 
non solus tentaris, Ich bin auch einer, et habeo maiora peccata quam 
tu et patres tui, Mallem me fuissse Leonem?) et praedonem quàm 
quod Christum 13 annis sie in Missa immolavi.?) 

1) Nach Erl. A. 60, 106 war es Dr. Hieronymus Weller. 2) Kuppler, Hurenwirt. 
3) Vgl. auch Erl. A. 58, 200 (Ende des 2. Abs; ebenstock II, 222. An beiden Stellen 
haben die deutschen Tischreden fünfzehn Jahre. Dies ist wohl richtiger, wenn man 
berücksichtigt, dass Luthers Priesterweihe den 15. Mai 1507 stattfand, und seine 
Schrift de abroganda Missa 1522 erschien. Aehnlich heisst es p.344 d. M. 
‚Wo sind noch mein schone tugent, da ich 15 Jar habe Messe gehalten 
vnd itz ehe zehen mal sterben wolt, den ein Messe halten pro 
defunetis*? "Vgl. auch Bindseil II, 292. 


415. 
Semel territus, eum Staupieius ferret pro more!) Saeramen- 
tum, [157] hoe ei confitens?) mihi respondit, Non est Christus quod 
te terruit, quia Christus non terret sed eonsolatur.") 


1) Erl. A. 55, 140: da Doctor Staupitz zu Eisleben im Papstthum. 2) Als 
ieh ihm dies (dass ich nämlich darüber erschreckt sei) beiehtete. — 3) Vgl. auch 
Erl. A. 60, 129. Xehnlieh Bindseil II, 292. 


4106. 
Maxima dona ae bona Dei eor humanum uon potest eapere, Ideo 


turbantur pastores Lucae 2!), Ita et nos saepe terremur, wen sieh Gott 
Vfa fruntlichts gegen vns stelt.?) ' 


1) Lue. 2, 9. 2) Vgl. Erl. A. 57, 304. 


417. 


Mea praedieatio inanis est et similis cantanti in sylva, canit 
enim arboribus, Resonat tantum echo. Ita nos praedieamus ad gloriam 
Dei, etiamsi non sequatur fruetus, Et eum multi blasphement, tamen 
bonum est propter paueos Christum praedieare.!) 


I) Die ersten Sätze ähnlich Erl A. 58, 67. 





96 


418. 


Cum primo legissem haee verba, Ego sum Dominus Deus 
tuus!), videbantur mihi olim ridieula verba esse et plane inania, Et 
eogitabam, Ey wer wil dis nieht? At nune video, quid hee verba . 
velint, et hoe inirum est omnes homines haee praedieare, Carlstad, 
Zwingel, Papa, et in eorde hoc non sentire, Die rotten [158] beweysen 
das, Si nomine Dei non abuteremur, omnia in terris prospere nobis 
succederent, Abusoribus enim cedunt omnia male.?) 


1) Vgl. p. 40, 138 d. M. n. 394, 420. 2) Vgl. Erl. A. 57, 150; 55, 246. 


419. 

Nos simpliciter idolatrae!) esse volumus, quod item eontigit 
tempore Ezechielis?) propter quod Deus cogebatur dicere, Wilstu ia 
abgotter anbeten, szo bete sie in aller teuffel nam an, Aber es steht 
naeh dem ego sum Dominus Deus tuus dabey geschrieben, qui nomen 
Dei in vanum sumserit punietur.?) 

1)Lies idololatrae. 2) Ezech.20,39. 3) 2.Mos. 20,7. Vgl. Erl. À. 57, 150. 


420. 


Nos sumus maximi peeeatores, quia, in summa, non credimus, 
Das mussen wir Gott klagen, Et ipse quidem novit nos sigmentum 
eius!), quales simus. Quod autem simus peccatores, et illi quidem 
maximi, Hine scimus, quod eum mendacem facimus, sepe per infideli- 
tatem ei non fidentes, qui tamen verissime dicit, Ego sum dominus 
deus tuus.?) ) 


1) Bild, Ebenbild. 2) Abweichend Erl. A. 57, 150 (Abs. 3). 


42]. 


Sollen die Papisten mit gewalt yhr sach mussen hinausfuren, 
szo sehen sie auff!), den sie haben eben szo wol har auff dem koptf 
als wir. 


1) In die Hühe sehen, aufachten, aufpassen, Dietz p. 114. 


422. 


[159] Tria noluerunt Augustae!) admittere, Coniugium liberum. 
Missam liberam et sacramentum sub utraque spetie, Nune autem 
permitterent, si nos vellemus, Es mus noeh dahin komen, das mag?) 
einen igliehen glauben lasz?), wie ers in seiner gewissen*) weis zu 
verantworten eoram Deo, Quod si hoc nobis permittunt, mussen wir 
sie auch auff yhre gewissen lassen, si noluerunt nos sequi, Wie haben 
die Christen mussen thun tempore Arrianorum? Quo modo Paulus 
in perseeutione sua. a Judeis? Et Helvetij hodie non eon- 
venissent?) hetten sie sich nieht drob miteinander geraufft. Ich 
hatte (?) sorge, es wurde den Papisten auch alszo gehen, Sin vero 
passim oceiderint praedicatores, sz0 werdens sie sein doch mude 
werden.) 


97 


1) Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530. Vgl. Seckendorf, hist. L. II, 
Nect. 31, p. 178, Küstlin II, 219, 220, 236 ff, 241. 2) Lies man. 3) Das man einen 
jeden glauben lasse. 4) Mittelh. diu gewizzene. S) Die Schlacht bei Cappel, in 
welcher Zwingli fällt, wurde am 11. October 1531 geschlagen. Der Friede zwischen 
den katholischen und reformierten Kantonen kommt gegen Ende desselben Jahres 
zu Stande. Das obige (sesprüch fällt daher vielleicht schon in den Anfang des 
Jahres 1532. 6) In abweichender und sehr weitschweifiger Form finden sich die- 
selben Gedanken Erl. A. 66, 248, 249. Abweichend ebenfalls Bindseil colloq. III, 260. 


423. 


Deinde dixit ad Schlachimhauffen!), Habt yhr gedaneken zu 
verkauffen, Respondit ille, Itz ist mir wol, Ich Habe mich doch guter 
tage verwegen?) [160] auff erden, Ad quod Doctor, Da thut yr auch recht 
dran, Es sol vnd muss alszo vnser leben an Gott hengen, kompt ein 
guts stundlin, szo nemen wirs alszo mit an, komen bosze, szo nemen 
wirs auch an.?) 

1) Vgl. n. 133 nebst Note 9. 2) Mittelh. ich verwige mich c. Gen. — begebe 


nich eines Dinges, verzichte darauf. Vgl. Iwein 5160: si het sich des libes ver- 
wegen, Müller IIT, 635. 3) Der erste Satz Erl. A. 60, 60. 


424. 


Cardinalis Augustae!) dixit de me, Iste frater habet 
profundos oeulos, ideo et mirabiles phantasias in capite 
habet. 


t) Der Cardinal-Legat Thomas Vio von Gaeta (Cajetan) in Augsburg 
15319. Vgl. n.335, Note 6, 7. Nach Myconius, Hist. Ref. ed. Cyprian 30 lautet 
die Aeusserung Cajetans in deutscher Form: Ich mag nicht weiter mit dieser 
Bestie reden, denn er hat tiefe Augen und wundersame Speculationen in seinem 
Kopfe. Vgl. Köstlin I, 227. Rebenst. II, 12 lässt Dr. Martin Polich aus Meller- 
stadt Aehnliches von Luther sagen. 


4295. 


Totus mundus reist sich pro iusticia propria et non vult salvari 
per alienam, Das ist der teuffel, Deus enim aliud ordinavit, Vnsern 
Adam kutzelt allein propria iusticia. 


426. 


Hoe debet nobis esse solatio, quod adversarij nostri loquun- 
tur, seribunt et clamant adversus manifestam veritatem, Ita saepe 
eonsolatus est me D. Eck!), quem vere ob hoe deberem hono- 
rare magno munere.?) 


1) Dr. Johann Eck, eigentlich Joh. Maier, von seinem Geburtsorte Eck, 
einem Dorfe im Allgäu, Eckius oder Eceius genannt, geb. 1486, gest. 1513 als 
Professor in Ingolstadt, katholischer Theologe, einer der heftigsten und bedeutend- 
sten Gegner der Reformation, gewandter und meist siegreicher Disputator in allen 
wichtigeren Streitfragen der Zeit auf theologisch-ethischem Gebiete, am  be- 
kanntesten durch seine Leipziger Disputation mit Luther im Jahre 1519, durch 
die Bannbulle ,Exsurge Doimine* gegen Luther vom 15. Juni 1520, sowie durch 
sein Auftreten auf dem Reichstage zu Augsburg 1530. 2) Vgl. Er. A. 58, 412, 
auch 62, 81 (Abs. 3), n. 463, Bindseil colloq. II, 110, I, 321. 


1 





98 


421. 
Papistae nolunt resipiscere vnd schemen sieh nicht, drumb 
macht sie auch got gar mit gewalt zu sehanden.!) 


1) Vgl. Erl. A. 60, 255: Die Papisten sehen itzt, dass sie zu Schanden werden 
und fürchten ihr eigen Gewissen. 


428. 


[161] Ieh wil forthin allein vnsern Herrn gott predigen, cum 
videam totum mundum nihil aliud velle quam perire. 


429. 


Deus perinde agit eum papatu, quemadmodum solet in arida 
aestate, in qua sinit fontes exareseere, alszo versechen!) alle gelerten 
im Bapstumb.?) 

1) Wenn die Lesart richtig ist, so steht versechen wohl für versiechen 
— verderben, dahin schwinden (dureh Krankheit). Vgl. Müller IT, 2, 358. Doch lässt 
der Zusammenhang eher auf ein versigen (Müller II, 2, 267) sehliessen. Ich versige 
= versinke, schwinde sinkend, verseige, versiege. Weigaud Il, 712; Erl. A. 
60, 266: verseigen. Es ist aber wohl verseihen (v. versihe -— versiegen, ver- 
sickern) zu lesen. Müller II, 2, 256. Cord. p. 171: verseyhen^ 2) Vgl. Erl. A. 
60, 206. F. III, 236. 

430. 


Consilium episcoporum fuit, wen wir des monchs nur lox 
weren, wolten wir die pfaffen wol bezwingen, sie musten wol nach 
vnser pfeiffen tantzen. 


431. 
Deus servabit suam linguam in terris in der schreibfedern.!) 
1) Vgl. Kummer, Tischr. p. 316, Erl. A. 57,91, Fürst. 1,62, Binds. colloq. III, 131. 


432. 


Theologi sind der kiel an den federn, Juristae der strumpft!). 
Wen sie aber den kiel an der feddern?) wollen behalten, perdunt theo- 
logos et se ipsos?) 

1) Stumpf, Rumpf, vgl. 1. Sam. 5, 4, Erl. A. 61, 113, Lichtwer, Fab. 1, 11 
„Nur friss uns nicht mit Strumpf und Stil“. 2) Lies nicht wollen behalten. 
3) Kummer (Lauterbach p. 169) p.316: ,Theologi sunt die khiel an der Feder, 
Juristae die strümpp, wen sie nlin nitt wollen die khiel an den Federn behalten, 
scil. Theologos, amittunt et Juristas". Binds. colloq. III, 131 ganz älnlich. Erl. A. 
57,81: „Die Theologen sind der Kopf oder der Kiel von der Feder, die Juristen 
aber der Strumpf. Wenn nu die Welt den Kopf oder Kiel von der Feder nicht will 
behalten, das ist, die l'heologen und Prediger nieht hören, so muss sie doch den 
Strumpf, das ist die Juristen, behalten, und diese werden sie recht Mores lehren.“ 


433. 

Antequam duo anni fuerint elapsi, experiemur defeetum virorum 
Doetorum, das man sie aus brettern gern wurde sehneiden, vnd aus 
der erden [162] graben, si tantummodo possent, Man versundigt sich 
itz zu seer an Gott.!) 


1) Vgl. Erl. A. 62,339; 57,2; 59,185; 59,241; Binds. I, 2660, IH, 132; Reb. I, 155. 


99 


434. 


Si Deus uno anno non daret terrae benedietionem, quanta fieret 
inter homines quaerela, Nune!) autem eum omnia dat affluenter, sunt 
ingratissiini. 

1) Die grosse Fruchtbarkeit des Jahres 1531 ist bereits n. 325 erwähnt. 


435. 


Christus gratis praedieavit, vnd hat yhm doch die frumen weiber 
zehben lassen!), vnd hatt doch einmalh gemuntzt?), Matth. 173) fur not 
eder aus armuth.*) 

I) Lue. $,3. 2) Gemiüntzt, Geld geschlagen. 3) Matth. 17, 27. 4) Vgl. 
Erl. A. 58, 76. Bindseil eolloq. III, 37. 

436. 

Quoties Christus post resurrectionem sedit, edit, conversatus est 
eum apostolis, ita ut animadvertere potuermt, divinam maiestatem 
secum sedere, et in eo habitare corporaliter, fieri non potuit, quin saepe 
eogitarint, Wie haben wir vns gehalten an dem Christo wie die schelek 
vud bosewieht, «quod de Petro!) dieitur fuisse eontristatum, Oportet 
initur id fieri quod dieit, Iterum videbo vos?) ete. Si hoe non fecisset, 
Er hette die Apostel nymermehr zu sieh gebracht?) 


) Joh. 21, 17. 2) Joh. 16,22. 3) Vgl. Erl. A. 58, 65. Fürstem. u. B. 1,355. 


437. 


Praefeeti, Duees et alij qui sunt in offieijjs eius!), hoe ius 
babent, [163] quod non sint privatae personae, Alioqui wust man offt 
wol, wie man sich sol gegen yhn halten. 

I) Lies eorum. 

438. 

Si non essem!) baptizati, non erederemus in Christum, szo 
lies vns der teutfel wol zufrieden, Wir wollen vns aber an den Chri- 
sum halten, vnd solt der teuffel noch 820 seer auff vns zurnen, Ubi 
Christus manebit, ibi et nos manebimus, fert er in die helle, szo wollen 
wir mit yhim faren.?) 


1) Lies essemus. et non die spät. lat. Tischr. 2) Vgl. Erl. A. 58, 69. 
F.1,355. Binds. III,52. R. II, 144. 


439. 
, Hieremias!) dixit, Ist das recht, das der frum alszo geplagt 
wird, vnd der gottlosz im sausse lebet? Est hoe esse Deum Judicij??) 
1) Jer. 12,1. 2) Jes. 30, 18. Vgl. Erl. A. 57, 151, Fürst. 1, 117, ferner n. 100. 


440. 

Plures oeeasiones habemus gaudij quam moeroris, Credimus 
enim in Deum viventem, et Christus vivit, et nos vivemus!), Verum 
innata est nobis tristicia, et Sathan est spiritus tristieiae, Deus autem 
spiritus gaudij, qui nos servat.?) 


1) Joh. 14,19. 2) Vgl. Erl. A. 55, 69. Förstem. I, 356. 


100 
44]. 


Ego dum vivo, sum eolumna Papae et defensor eius, Post 
meam autem [164] mortem wird er ein stosz leiden, des wird er sich 
nich erweren. Tune dicent, Hetten wir itz den Luther der rathen 
konde, Itz ist das stundlin darinnen zu radten were, Vnd sie wollen 
nieht, wen das stundlin aus ist, szo wird Gott nicht wollen.!) 


1) Vgl. Erl. A. 60, 244, 245. Fürstem. III, 221, Binds. III, 157, Reb. II, 165. 


442. 
Pestis Germaniae fuit is, der das erst bir gebrawen hatt, Enn!) 
avenam absumunt, et rustiei ordeum?) szo mus der roeke?) wol 
thewr sein.*) 


1) Lies equi. 2) Für hordeum = Gerste. 3) Mittelh. der rocke = 
Roggen. 4) Abweichend Kummer, p. 316 bei L. p. 1855. Vgl. Erl. A. 60, 95. 


443. 


Es wird noeh szo bosze werden auff erden, das man in allen 
winckeln wird schreyen, O her kom mit dem Jungsten tage.!) 


1) Vgl. Erl. A. 57,81; 62, 21; 57, 201, F. 1, 63, IV, 298, B. I, $5, R. I, 4sb. 


444. 


Me vivo fratres et consanguinei mei inique agunt meeum 
in dividenda hereditate mea, quid facient liberis meis me 
mortuo? Ich wolt das sie die 300 floren yn aller teuffel nam 
behalten hetten, Deus dat mihi quotannis tantum, quod in- 
sumo.) Me suum ministerium?) Deus nutriet, Das hatt er bis- 
her an mir bewysen, Liberos meos alij patri commendo, Deo, 
[165] Das sol yhr groszer schatz sein, Filius meus dives erit, 
cum consanguinei mei mendicabunt, Ego ingratorum filios?) 
eorum nutrio, ut parentes mortuos in eis honorem, Wer from 
wil sein, perdet beneficia, et deus omnem ingratitudinem et 
iniuriam puniet seeundum id, Et retributionem peccatorum 
videbis.t) 

1) Luther sagt aber p.387 d. M: Mea Oeconomia mirabilis est, 
quia plus consumo quam recipio, Ich mus aller Jar 50 gulden in die 
kuchen haben, alia taceo, Ich kan mich in das hauszhalten nicht 
richten. 2) Kummer p. 327: ministrum suum. Ebenso Binds. I, 158. Iteb. II, 21. 
3) Kummer und die lat. Tisehr. liberos ingratorum. Luther scheint jedoch mehr 
seine Neffen Andreas Polner, Fabian und Andreas Kaufmann, Sóhne zweier 
Schwestern, die er 1530 resp. 1533 in sein Haus aufgenommen hatte, im Auge zu 
haben. Wollte man liberos lesen, so würden auch Else und Lene Kaufman 

emeint sein, die sich ebenfalls von 1530 an in Luthers Hause aufhielten. Vgl. 
östlin II, 493, 494, 498. 4) Psalm 91, $. Mit obigem Absatze vgl. die vorhin 
citierten spit. Tischr., die jedoch manche Abweichungen, besonders in Bezug auf den 
Schluss zeigen. 


445. 
Praesens pecunia praesentem Deum facit contemnere. 


101 


446. 


Homo dormiens simillimus est mortuo, Ideo eleganter finxerunt 
somnum esse fratrem mortis!), Et in ipsa die ac nocte picta est imago 
vitae et mortis.?) 

1) Vgl: Ilias XVI, 671 „neune de tuv nounoicıw aua xgamvoicı qégtaOai, 
Yıro xal Oavaátq didvuaocıw ff., Odyss. XIII, 79: xal tO vgóvuog Unvoc Enl 
Bleyapoıcıy Enınrev, vijyostoc ndıorog, 9avato aygıcra Loıxwc. Vielleicht „elegan- 
ter antiqui finx“. 2) Vgl. Erl. A. 61, 428, auch 57, 250. Fürstem. u. B. IV, 265. 


447. 


Cum audissem hodie in quodam monasterio moniales exutis 
eueullis et abiectis horis ete. libere uti rebus et privilegijs suis, dixi 
hoe mihi dicente!), Vtinam omnes moniales essent tales, et scholae 
fierent ipsarum Monasteria, ipsis liberis, Nam durum est nobilibus et 
prineipibus?) filias suas iungere imparibus maritis, Ideoque eas intru- 
serunt in Monasteria.?) 

1) Lies dicenti. Nach Kummer, Tischr. p. 293b war es Dr. Jonas. 


2) Kummer: regibus. 3) Vgl. mit dem Obigen Kummer an der cit. Stelle bei 
Lanterb. p. 67. 


448. 
[166] Mosi autem ordinatio optima fuit, qui solis primogenitis 
regiam funetionem concessit, reliquis subditis!), quod hodie serva- 
tur in Oriente optima ordinatione.?) 


I) Als abl. abs. zu fassen. 2) Vgl. Kummer p. 2935 bei Lauterb. p. 67. 


449. 


Qui uxori se iungit, absque dubio bonus vir est, sed H. M.!) hoc 
divino dono non est dignus, Coniuges oportet esse bonas personas et 
pacem habere in Coniugio, donum est proximum Euangelio. Qui 
astorgi?) sunt nec liberos curantes neque coniuges, isti homines non 
sunt, sed ad minus feris simillimi.5) 

. 1) Hans Metzsch. Vgl. n. 61 Note, n. 334, p. 567 d. M. 2) Latinisiert aus 
t6topyo, lieblos. Vgl n. 228. 3) Erl. A. 61, 168, 169 hat den letzten Satz also: 
Denn man findet viel störrige, wunderliche Eheleute, die einander feind sind 


räufen und schlagen, zanken und beissen sich (!) und fragen nichts nach Weib un 
Kindern. Das sind nicht Menschen. F.IV,37. Aehnlicher Binds. II, 354. 


450. 


,  Bumma gratia est habere coniugem, cui res tuas possis 
fidere, quae mr!) est filiorum ete. Kete du hast einen frumen 
man, qui te diligit, lasse ein ander Keyserin sein, at tu age 
gratias Deo.?) 


1) Mater. 2) In weitläuftiger Form findet sich das Obige Erl. A. 61, 169, 
wo es am Schlusse heisst: ,Küthe, du hast einen frommen Mann, der 
dieh lieb hat, du bist eine Kaiserin. Ich danke Gott. Aber zu einem 
solchem Stand gehöret eine fromme und gottesfürchtige Person“. Etwas weniger 
weitschweifig finden sich dieselben Gedanken Erl. A. 61, 214. Hier lauten die 
Schlussworte: Käthe, Du hast einen frommen Mann, der Dich lieb 
hat, danke Gott! Dass der Gedanke, welcher der Aufzeichnung des Cordatus 





-— —-— -—- -- — ——- — - —-» —— —— — — — — —— ————— - 


102 


zu Grunde liegt: ,Selbst eine Kaiserin kann sich mit dir nicht ver- 
gleichen“ im Vergleich zu dem bisher Ueberlieferten der schönere ist, kann wohl 
nicht zweifelhaft sein. Fürst. IV, 38. Bindseil coll. I1, 354, womit Cord. p. 235 stimmt. 


451. 


Ut vineas, eum iudiearis.) Ich wolt gern mit unserm Her Gott 
rechten, quando mihi videor probior esse quam ipse est, expendens 
meam probitatem et passionem, [167] Et ob ers bey diesem Register lis 
bleiben, ego vincerem, So er aber sein Register herfur bringt von sei- 
nem leiden vnd meinen sunden, vincor.?) 


1) Psalm 51,6. 2) Vgl. Kummer, Tischr. p. 327 bei Lauterb. p. 165, welcher 
das Obige in ühnlicher Form bietet. 


452. 
Qui aequitatem diligunt, non debent fugere ad summum ius 
Den es mus remissio peccatorum sein, Ehe man haddert, sol man 
summo iuri den hals halb abstechen, et tum posset loeum habere 
aequitas.) 
1) Vgl. Erl. A. 62, 284, auch 62, 277, sowie n. 106.  Fürstem. IV, 541. 


453. 

Die novi anni eum subita syneopi!) vexarer, dixi, In- 
erepet te dominus, Sathan, tu tantum angelus deberes esse 
vitae et veritatis, faetus es spiritus mendacij et mortis, et 
melius habui. 

1) Lies syncope, oryxony, Ohnmacht. Gegen Ende des Jahres 1531 war 
Luther öfters nicht wohl. Von einem heftigen Krankheitsanfalle am 22. Jan. 1532 
erzählt Veit Dietrich (vgl. Köstlin II, 270,660). Von der oben erwähnten plötzlichen Ohn- 


macht am Neujahrstage des Jahres 1532 — denn dieses Jabr kann doch wohl nur 
gemeint sein — wissen wir nichts Näheres. 


454. 

Nee timere nee odire debemus tentationes, sed diligere, quod 
David fecit, postquam utilitatem tentationum suarum expertus est, 
Last sieh impios furehten, Coeleum!), Fabrum?) Marchionem?). 
Hoc est, Tentatio spiritus ad nos non pertinet, Ministri enim dei sumus. 


1) Vgl. n. 248, 347. 2) Kurfürst Joachim I. von Brandenburg von 1499— 1535, 
der bis zu seinem 'Tode der Reformation feindlich gesinut war. 


4595. 

[168] Turbicida!) dixit, O mea peccata, Cui ego, propono vobis 
quatuor Satanae et peccatis. obijeienda: Baptizatum et Absolutum 
esse, communicasse?) et quotidie eateehisari verbo?) Wil vns aber ten- 
tatio Ein wenig wehe thun, nihil noeet, Et tentato, qui Deum vult 
invoeare, Dem wirds sawr, Qui autem Annam!) invoeat, Dem wirds 
der teuffel bald stisz machen, Es mangelt vns allein am glauben, quae 
una vietrix est omnium peceatorum, et eum Sathana non est disputan- 
dum de lege, sed de gratia, alioqui kan der bosewichts einem aus 
einer lausz ein Camel machen.’) 


103 


1) Vgl. n. 423, 1335, p. 144, 145 d. M. 2) Communicare sc. al Teil nehmen 
an d. Altare — communizieren. Vgl xoıwwveiv vto». — 3) dii Ad aı (verbo) == 
im göttlichen Worte unterrichtet werden. 4) Die heilige Anna, die Mutter der Maria. 
In den letzten Jahrzehnten des Mittelalters war der St. Annen Kultus sehr ver- 
breitet. Die ganze Nation geriet in Begeisterung für die heilige Anna, deren Ver- 
ehrung Modesache wurde. Ausführlich handelt darüber Kawerau in der Zeit- 
schrift des Harzvereins f. Gesch. u. A. p. 49 fL, der die wichtigsten Annen- 
Kirchen, Kapellen, Altäre ff. in Mitteldeutschland sufzählt. Vgl. auch über den- 
selben Kultus Janssen, Gesch. d. deutsch. Volkes I, 602. Luther war früher 
als Bergmannssohn ein grosser Verehrer der heiligen Anna, der Schutzpatronin 
der Bergleute, gewesen. „St. Anna, sagt er Erl. A. I, 166 war mein Ab- 
gott. Mit den Worten „Hilf, liebe St. Anna, ich will ein Münch werden" vollzog 
sich im Sommer 1505 sein Lebergang ins Erfurter Kloster. Vgl. Köstlin I, 56, 775. 
Spätere wegwerfunde Urteile tiber die heilige Anna finden sich Erl. A. 24, 318; 
14,241; 46, 359. „Wie alt ist wohl, heisst es da, St. Annen Abgott? Waren sie 
nicht neu vor 10, 20, 40 Jahren? 5) Diese drei Absätze, n. 450, 451, 452 sind in 
den deutschen Tischreden (Erl. A. 60, 56, Förstem. III, 81) in einen zusammengezogen 
mit der Ueberschrift „Traurigkeit des Geistes“. Dieser Absatz beginnt folgendermassen: 
‚Einen plagte die Ohnmacht in Gegenwürtigkeit D. M. L. also, dass 
er umfiel!! Da sprach er ff. Es ist nun sehr interessant zu beobach- 
ten, was dann weiter aus den Aufzeichnungen des Cordatus ge- 
worden ist. 


450. 

Satan pios vexat frigidissimis argumentis, non de contemptu 
et blasphemia nominis Dei, non de fide et Charitate, sed infirma nobis 
faeit fortissima, mit schnepallen wirfft er vns, et tamen illa sua 
parva, pauea et ficta, adeo magnificat, si fide non cavemus, ut pute- 
mus, Er werffe gantze heuser auff vns, Summa, et ipse est et 
manet ealumniator, Quod sit!) Deus ei permitteret, gravissimis peecatis 
eontra primam tabulam nos tentaret, quae nos ferre non possemus. 
Doszes erleubt ym Got, Maioribus vexare, hune honorem ei demit.?) 


1) Lies si. 2) Vgl. Erl. A. 60, 53. Förstem. III, 79. 


457. 


Si putat vexatus, minimum Satanam fortiorem esse toto [169] 
mundo, is etiam hoe expendat, minimum ex angelis, qui non!) 
custodiunt, fortiorem esse omnibus Diabolis. 


I!) Lies nos. 


458. 


Satan est nobis infensissimus et Papa, Si autem aut Satanam 
aut Papam adoraremus, essemus filij eius dilectissimi et fieremus Car- 
dinales. Hoe nobis solatio esse debet, nos non solos tentari, Et 
Petrus et Paulus tentati sunt, tota Ecclesia patitur seeundum diver- 
sitatem membrorum, Infirmi enim infirmia, fortes fortia patiuntur, Tan- 
tum fureht wir den boszewicht nieht, Ich habe sein schon ge- 
wonet.!) 

1) Mittelh.: Wonen (gewonen), ursprünglich „an derselben Stelle sein, 


wohnen‘. Mit dem Gen. „bin, werde gewohnt“. Auch mit haben constr. Vgl. 
Daz er sich badete, als er gewonet habete Müller III, 805. Abweich. Binds. III, 221. 


459. 
. Temptatus non iungat se summa speculantibus, sed Ecele- 
Siae, quae fidem meditatur et gratiam, et quando orantes duo ex ea!) 


" 





104 


eonveniunt, audiuntur?) Hoc credant et salvi erunt, Porro caetera quae 
ministri aut alij pij tentatis loquuntur in nomine Dei, haee ut ere- 
denda sunt eis, quia mandatum habent a Deo eonsolandi et docendi, 
Hine venit Das ein fein Ding ist vmb die Beicht vnd vmb die 
absolutio.) 


1) Se. duo, qui Ecclesiae sunt, zwei die zur Kirche gehören. 2) Matth. 18,20. 
3) Vgl. Erl. A. 57, 73, Förstem. I, 56. Abweichend Binds. I, 37, Reb. I, 21». 


460. 


[170] Laudate Deum in Coelis, Blasphemate Diabolum in terris. 
At Deus non laudatur nisi ametur, non amatur, nisi benefaeit, non 
benefaeit, nisi sit propieius. Non est nee potest esse propieius nisi 
remittat peccata, Nec remittit nisi propter Christum.!) 


1) Erl. A. 60, 161?  Benefaciat? 


461. 


Es ist ein gros ding Credere Deo. Haee tamen est consolatio 
quod dixit, Ne timeas pusille grex, quia!) ete. Ists nieht der teuffel, 
das wir vns fur yhm furehten, eum ipse dieat, ne timeamus??) 


1) Luc. 12, 32. 2) Abweichend Erl A. 58, 410. Fürst. II, 201. 


462. 


Omnes gentes serviunt dijs suis, inquit Hieremias!) et diligunt 
eos, tantum populus Dei veri non servit neque diligit Deum suum et 
verum Deum.?) 


1) Jer. 2,11. 2) Vgl. Erl. A. 61, 162. Förstem. IV, 32. 


463. 


Comitia Augustana non!) suecesserunt prospere, oremus ad 
Deum, et similia quae sequentur, similiter procedent. 


1) Jedenfalls fehlerhaft. Auch würden die folgenden Worte keinen Sinn 
geben. Hierzu kommt, dass Luther oft von den Erfolgen des Augsburger Reichs- 
tages spricht. So sagt er Erl. A. 62,80 „Der Reichstag zu Augsburg, Anno 1530, 
ist alles Lobes werth* ff, 62,81 „Der Reichstag zu Augsburg ist mit Keinem Gelde 
zu bezahlen“, 62, 82 „Sehet an den Reichstag zu Augsburg, welches wahrhaftig die 
letzte Posaun und Drommete ist vor dem jüngsten Tage; unsere Confession und 
Apologia ist mit grossen Ehren ans Licht gekommen* ff. Cordatus p. 468. Dieses Lob, 
welches Luther dem Augsburger Reichstage zollt, ist wohl verständlich, wenn man 
besonders die Thatsache des feierlichen Bekenntnisses der neuen Lehre vor Kaiser und 
Reich berlicksichtigt. (Vgl. Luthers Brief an Cordatus, Köstlin lI, 220.) Auch war 
ja der Reichstag in so fern ein Erfolg für die Sache der Evangelischen, als Ende 
1530 der Abschluss des Schmalcaldener Bundes erfolgte, dessen Machtstellung den 
durch die Türken bedrängten Kaiser 1531 zu neuen friedlichen Verhandlungen 
mit den Verbündeten nötigte, die im Sommer 1532 durch den Nürnberger Religions- 
frieden einen günstigen Abschluss erhielten. Aus allen diesen Gründen wird das 
obige non zu ändern sein, und zwar in nobis. Der Fehler ist erklärlich wegen 
der Verwechslung der ähnlichen Compendien beider Wörter. Vgl. n. 535. 


464. 


H. G.!) hatt ein grosz Deeretal geschribenn, vnd wils mit sich 
auff den Reichstag?) nemen, [171] Ego vellem, ut Caesar eum eligeret 





105 


Papam, Ich meine, er wurde den Bischoffen vnd Thumpfaffen?) zu- 
sprechen, Maguntinus*) eogeretur relinquere duos episcopatus, Er 
wurde vhn bas*) zuspreehen den Lutherus, quia faeilius me laturi 
essent Reformatorem Papistae quam illum, et deeretales longe plus 
arguunt Episeopos quam Lutherus.*) 

]) Herzog Georg von Sachsen. 2) Auf dem Reichstage zu Worms 1521 
übergab Herzog Georg eine Beschwordeschrift über die kirchlichen Missbräuche, 
die sich besonders gegen die Annaten und gegen den Ablass wandte. Vgl. 
Fürstemann, Neues Urkundenbuch I, 62-—64; Janssen, Gesch. d. d. Volkes 
11.157. Dieser Reichstag kann jedoch schwerlich gemeint sein, da aus den ersten 
Worten „hatt — geschribenn, vnd wils mit sich — nehmen“ geschlossen werden 
müsste, dass dieselben vor 1521 von Luther gesprochen seien, also nicht von Cor- 
datus gehört sein könnten. Dagegen meint Luther wohl den Reichstag zu Augs- 
burg 1530, wo Georg ein Mitglied der gemischten Commission war, die eine’ 
Einigung der beiden Religionsparteien erzielen sollte. Vgl. Seckendorf, hist. L. II, 
$67, add. 2,16. Auch die deutschen Tischreden (Erl. A. 61, 337) haben: „Doktor 
M. L. sagte, dass H. G. zu Sachsen fur dem Reichstage zu Augsburg 1530 ein 
gross dicke  Dekretal geschrieben* ff. 3) Dompfaffen d. h. Domgeistlichen. 
4) Albrecht von Brandenburg, geb. 1490, gest. 1545, zweiter Sohn des Kurflirsten 
Johann Cieero von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg und Ad- 
ministrator von Halberstadt. 5) Besser, bas (basz) der jetzt veraltete Comparativ 
zu dem Adv. wohl. 6) Vgl. die abweichende Darstellung der deutschen Tischr. 
Erl. 4.61, 337. Fórstem. IV, 155. Binds. I, 318 ähnlich. 


409. 
Moneh vnd Nonnen verschmeltzen vnd verseyhen!), quemad- 
modum nix ante solem. 
1) Vgl. n. 429. 
460. 
In silentio et spe erit fortitudo vestra!), Habt gedult, leidet vnd 
hoffe vnd verzweiffelt nicht in der gewissen.?) 


I) Jes. 30, 15. 2) Mittelh. diu gewizzene. Fürstem. II, 218. Erl. A. 58, 432. 


467. . 


Hodie mane incipiebat Satan mecum disputare de Zuinglio, 
et experiebar, eaput repletum non aptum esse ad disputandum cum 
Satana, sed ieiunium.) Exemplum: Sororem habebat Episeopus, [172 
quae tentabatur, fratrem suum, qui adhue erat in vivis, damnatum 
esse, Frater eam non potens a cogitationibus suis avellere, tribus 
diebus lautissime eam refeeit?), Et deinde interrogavit, quomodo illi 
suecederet, Respondit bene, Vbi priores cogitationes eius essent inqui- 
renti respondit, Ich Habe yhr vergessen. Ita vos tentati, Tuth euch 
gutlieh.  Seortatores autem debent ieiunare.?) 

I) Das Fasten. 2) Liess sie sich aufs prüchtigste glitlich thun. 3) Abweichende 
Darstellung Erl. A. 60, 124. Fürstem. III, 132. Aehnlich Binds. colloq. II, 305. 


468. 
. . Canere optima ars est et exereitium, Canens hatt nichts zu thun 
ın der welt, Non enim in foro contentioso!) neque euriosi?) sunt neque 
tristes Cantores, sed omnes sollieitudines exeutiunt animis.?) 


I) Lies contentiosi — streitsüchtig. 2) Dem Zusammenhange nach wohl 
eher mit wissbegierig als mit sorgfältig zu erklären. 3) Vgl. Erl. A. 62, 309. 


106 


469. 

Filius hominis venit, ut salvos faceret peeeatores, et peceatores 
malunt sequi Sathanam, promittentem et vix dantem unum obulum, 
et fugiunt Christum certo promittentem et dantem zehenmal hun- 
dert tausent floren.!) 

1) Vgl. Erl. A. 55, 70, 85, Förstem. I, 356, 370. Ein charakteristisches Beispiel 
. für das Verhältnis, in welchem die deutschen Tischreden sehr oft zu den 
ursprünglichen Aufzeichnungen stehen. (!) 


470. 
Corporalia vitia et externa peceata Deus facile remittit, 
sed [173] resistere spiritui et Deum mendacem faeere, Da wird sich 
Gott sperren.) 


1) Förstem I, 117, Erl. A. 57, 152: Das kann er nicht leiden. Die deutschen 
Tischr. aueh sonst vielfach abweichend. 


471. 


Ich kan mich nichts regiren vnd wolt die welt regiren? Ich 
Habe auch wol Gotte Artikel furgeschrieben vnd regiren wollen, 
Aber der frum gott hatt mich in sein arsz lassen faren, vnd mein mey- 
stern ist nichts worden.!) 


1) Vgl. Erl. A. 57, 151, 152. Förstem. 1, 117. 


472. 


Si miraris, Deum omnipotentem non efficere, ut omnes homines 
boni essent, Respondetur tibi, das du hinauffs farest, et ipsum inter- 
roges, Attamen etiam in terra videmus in omnibus, quae Deus facit, 
Deum esse sapientem, omnipotentem et bonum. 


478. 


Hoe mihi mirum esse videtur, eum homo (ut Michel Stifel!) 
laborat mihi dieere unum verbum ex Euangelio, quod ante Deus 1n 
Coelo mihi dixit, Ideo bene dixerunt antiqui, Non esse respuendum 
praedieantem neque Baptizantem.?) 
| 1) Michael Stiefel, Augustinermönch in Esslingen, dann evangelischer 
Pfarrer in Lochau bei Wittenberg, später in Holzdorf, ebenfalls bei Wittenb. Neben 
seiner 'Theologie trieb er eifrig mathematische Studien. Seine Berechnung des 
jüngsten Tages, den er auf den 19. October 1533, 8 Uhr Morgens festsetzte und 
mit seiner Gemeinde sicher erwartete, bei Köstlin II, 331, 332. Vgl. Cordatus p. 46U. 
2) Vgl Erl A. 57,51. Fürstem. I, 39. 


474. 


[174] Praetieam Theologiae mus man erfaren, vel in ex- 
trema hora. Sed beati qui in vita experiuntur!), ut Turbicida?) 
Weller?), ego.*) 


I) sc. practicam Th. 2) Vgl. n. 423, 133*, p. 144, 145 d. M. 3) Dr. Hiero- 
nymus Weller, Luthers persönlicher Freund, früher Jurist, dann Studiosus der 
Theologie zu Wittenberg, 1530 Hauslehrer bei Luther, später zu theologischen Vor- 
lesungen nach Freiburg berufen, zu unterscheiden von seinem Bruder, dem Juristen 
Peter Weller. 4) Vgl. Erl. A. 56, 58 (letzter Abs.), Försteın. 1,370. Kummer p. 319^. 








107 


475. 

Sieut fortia oportet esse ossa, quae debent sustentare magnam 
molem eorporis, Ita magnas temptationes Deus non imponit in- 
firmis nec multas, quia wen eytel fleiseh da wer, non ossa et nervi, 
fiels auff ein hauffen, Ita est in Eeelesia, Ideo quoque oramus invicem, 
Et eum impossibile sit eor humanum habere et servare posse timorem 
Dei optimum thesaurum sine Cruee!), optima res est tentatio, et qui 
tentationes habet, certissime Deum habet propieium, Quid igitur 
semimns??) 


I) Und da es unmöglich ist, dass das Menschenherz die Furcht vor Gott 
als seinen besten Schatz ohne Anfechtung besitzen und bewaliren kann. 2) Vgl. 
Erl. A. 60, 99, 100 (bis: invicem), dann Erl. A. 60, 106, 107. Abweichend Binds. Il, 301. 


476. 

Parens meus!) rogatus a Mansfeld a quodam vieino in 
agone mortis eertante, ut ad se veniret, veniens, quid vellet, 
interrogavit, Tum ille vertens se in leeto anum ei ostendit et 
dixit, Sehet lieber Luther, wie haben sie mieh gehawen, Ad 
quae adeo obstupuit pater et istis cogitationibus vexatus est, 
ut pene etiam ipse moreretur. 


1) Hans Luther, gest. den 29. Mai 1530 zu Mansfeld. Vgl. n. 338. 


471. 
[175] Nota!), si tentaris, fornieatorem, qui respondit Sat.?), non 


teei et si feei, tamen Christus tulit peccata mea, et melius sentiebat 
tentatus. 


I) Merke dir. 2) Satanae. 


478. 


, S2epe ad me dixit Satan, Quid si dogma tuum contra Papam, 
Missam, Monachos ete. falsum esset? Vnd hat mich offt alszo 
vbereylt!), das mir der schweis hatt ausgedrungen.?) Cui tan- 
dem respondi, Vade et loquere eum Deo, qui iussit hune audire 
Christum, Der Christus mus alles thun, Ideo qui vult Christianus 
esse, der mus Christum alles lassen verantworten.?) 

. N) Uebereilen mit d. accus. = jemanden im Eilen übertreffen, durch grüssere 
File einholen. Oefters bei Luther. Vgl. Psalm 55, 16, Prov. 6, 11, Esaias 30, 16, 
Gal. 6, 1, 2. Sam. 15, 14. 2) Ausdringen — herausdringen. Vgl. Sö di bluomen üz 
dem grase dringent, Walther 45,37. ,Ilatt ausgedrungen* ältere Form für 


‚st ausgedrungen*. Vgl. Ich hàn gedrungen Walther 20,7. Müller I, 393. 
3| Vgl. Erl A. 5«, 70. Fürst. I, 356, Binds. III, 154, Reb. II, 125. 


479. 

Cui Satan immittit, Christum ei non esse propieium, Is men- 
dacem faeit Deum, qui nos omnes ad Christum remittit pro remissione 
perratorum, Et hoe respondeamus ei, Etiamsi sum peecator, tamen 
Christus egt iustus.!) 


I) Vgl. Erl. A. 58, 71. Fürstem. I, 356. 








—— —— — 


— | — 


108 


480. 


Waldenses!) sunt Methodiei, Ideo dieunt gratiam nobis eon- 
tingere a Deo patre authoritative, a filio mediative, a spiritu 
saneto effeetive, a ministris ıninisterialiter, a Sacramentis 
saeramentaliter, ex operibus meritorie. 


1) Vgl. n. 406. 


481. 

[176] Job maximas tentationes habuit ab amicis suis, Die haben 
yms hart gelegt'), Ideo dicitur?) in textu, quod statim patefit in 4 capite. 
Efferbuerunt autem tum maxime in eum, quando dixit se scire, quod 
non esset adulter, homieida ete. sed tandem, quando dixit, leekt mich 
im marsze, vieit eos tacendo. 


1) Förstem. IV, 415, Erl. A. 62, 144: Die haben ihm hart zugesetzt. Auch 
sonst weichen die deutschen Tischr. ab. 2) se. id. 


483. 
Arrogantissima superbia hypoeritarum est, quando se humiliant, 
In phariseo hoe videmus, et tamen merda!) oblivit omnem suam hu- 
militatem, eum dieit, Non sum sieut?) etc. 


1) Mit Dreck. 2) Luc. 18, 10 ff. Vgl. Erl. A. 59, 248 u. 61, 149. Binds. 1,192. 


483. 
Summa mendacia summam fidem habere?) in Papatu experti 
Sumus, in quo deus adeo nos faseinavit?), ut palpabilibus?) mendaeijs 
erederenius. 


1) Dass die grössten Lügen den grössten Glauben finden. 2) Verblendet hat. 
3) Handgreiflichen. 


484. 


Oeeasio faeit praedicatorem. Ego meas praedicationes ex 
meis ipsius postillis non possem colligere, Ich kan mieh nieht 
mit worten lassen binden, sententiam tamen eandem praedieo.!) Oceasio 
alieuius personae aut privatae caussae offerunt mihi sententiam prae- 
dieandi?), et famuli mei olim ehari habebantur tantum, ut interrogati, 
qualis fuerim, respondeant, et scient respondere interrogati. 

1) Gleichwohl hat meine Predigt denselben Inhalt. 2) Fürst. II, 71, Erl. A. 
58, 244: Denn oft giebt mir meine Person oder eine sonderliche Privatsache 
Ursach zu einer Predigt. Abweichend auch Bindseil colloq. III, 108. 

485. 

[177] Juniores non ita excipiunt Euangelium, ut senes, qui in 
papatu sunt vexati. 

Duleia (enim) non meminit, qui non gustavit amara.!) 


1) Aehnlich Kummer, Tischr. 293b bei Lauterb. p. 67. In Bezug auf den Vers 
vgl. Wander, Sprichwörter-Lexicon sub voce Bitter. 


486. 
Tu!) es sacerdos in aeternum?), Er wil pfaff bleiben, ob die 
papisten schon nicht wollen, Er hat bereit zwo schlacht gethan, contra 


109 


Muntzerum et Zuinglium, quos ambos vocant martyres, et noster 
Catechismus. dominabitur.?) 

1) sc. Christe. 2) Psalm 110,4. Ebr.5,6; 7,17. 3) Vgl. Erl. A. 5s, 239; 
12,280, der letzte Satz auch Erl. A. 58, 244. In Bezug auf die Zeit, in welche 
obige Worte Luthers zu setzen sind, vgl. n. 422 Note 5. Försten:. II, 66. 


487. 


Tralatio prophetarum erit praestantissima post hebream, Vnd 
ist vns auch werlieh!) sawr worden, komen wir einst davon, wollens 
wol bleiben lassen.?) 

1) Mittelh. waerliche, Mitteldeutsch wérliche — in Wahrheit. Vgl. n. 40%. 
2) Fürst. IV, 421, Erl. A. 62, 152: Die Propheten wohl zu verdolmetschen und zu ver- 
deutschen ist ein sehr köstlich, gross und herrlich Werk, nach der hebraeischen 
Sprache. Niemand hat sie erlanget. Es ist uns auch wahrlich sauer worden; 
komme ich ein Mal davon, ich will sie wohl lassen bleiben. Cordatus Aufzeich- 
nung kann auf verschiedene Weise erklärt werden. Es kann heissen sollen: 
‚„Nächst der Lektüre der Propheten im hebr. Original wird das Uebersetzen der- 
selben das Herrlichste sein“. Ferner: „Eine Uebersetzung der Propheten, die sich 
eng an das hebraeische Original anschliesst (post im Sinne von secundum), wird 
die beste sein*. Anderseits — und dies scheint Luther sagen zu wollen — können 
de obigen Worte bedeuten: „Meine Uebersetzung der Propheten wird eine sehr 
"ute sein nach (post von der Reihenfolge gesagt) dem hebr. Originale“. Das würde 
etwa heissen sollen: „Meine Uebersetzung der Propheten wird dem hebr. 
Uriginale fast gleich kommen*. Dass Luther die Uebersetzung der Pro- 
|ieten sauer geworden ist, hat er selbst auch anderswo ausgesprochen. Vgl. 
Köstlin II, 160, 648. Bindseil colloq. II, 122 ff. Alle Propheten erschienen 1532 in 
enem Bande. Im Febr. dess. J. arbeitete er noch an der Vorrede zu denselben. 
Cruciger, Aurogallus und Förster halfen dabei. Vgl. Köstlin II, 252, 659. 


488. 


In vertendo semper hane regulam servo, ne pugnemus contra 
grammatieam, Et qui hoc reete novit, agnoseit literam dare non 
spiritum.) 

1) Abweichend Erl. A. 62, 317. Fürstem. IV, 573. 


489. 


Non est idem opus Leges informare et Sacras literas. Theologi 
pugnant eontra totam substantiam Papae, Juristae [178] tantum 
contra abusum. Christus est punetus Mathematieus!) Saerae serip- 
turae, Caesar punctus physieus!) Legum. Nos non pugnamus cum 
autboribus, sed volumus mutare papatum. 


1) Vgl. Erl. A. 58, 154—187, n. 232. 


490. 


A sagitta vol: in die!) Summa huius versus est, Es sey 
nacht oder tag, Es gehe dir sehwartz oder weis, Es sol kein not mit 
dir haben. Drumb es gehe eim Christen wol oder vbel, sol es yhm 
alles eins sein, Quia nihil ei noeebit, Es schein die sonne lieht oder 
dunekel, Vniversalis haee est consolatio in hoe unico versu, Ne timeas 
ab oceulte eonsultantibus neque contra te erumpentibus, Seeuros nos 
taeit contra fallatias hominum et vim 'Tyrannorum. 








110 


1) A sagitta volante in die, Psalm 91,5. Der Kürze wegen sind nur 
die letzten Worte des Verses citiert. Vollständig lautet derselbe: Seuto cireum- 
dabit te veritas eius; non timebis a timore nocturno, a sagitta volante in die ete. 
Luther hat aber auch wohl die vorhergehenden Verse mit im Auge, deren erster 
„qui habitat in adiutorio Altissimi, in protectione Dei coeli eommorabitur* gleich 
den Hauptgedanken des ganzen Psalms ausdrückt. Vgl. auch Erl. A. 59, 282. 


491. 


Psalmi et loci seripturae non sunt trahendi ad privatam 
vitam, velut Bernhardus!) sagittam volantem?) torsit ad vanam 
gloriam morali et monaehali interpretatione, Pertinet enim ad 
Ecclesiam et remissionem peccatorum. Da ligt Gott macht an.?) 

I) Bernhard. von Clairveaux, geb. 1091 zu Fontaines bei Dijon, gest. 1153. 
seit 1115 Abt des Cistercienser Klosters Clairveaux in Burgund. 2) Den Psalm 91. 
3) Darauf beruht Gottes Macht. Vgl. dar an doch lit sin höhste kraft 
Parzival 469,30; 743, 2; dó lae diu gotes kunst an im Parz. 123, 13; an dem ir 
tróst lac Iwein 211. Müller I, 956, 987. 


402. 


[179] Cum obieetum fuisset Clementi Papae!), Er were ein 
hurenkind, respondit, was dran lege, eum Christus etiam esset 
spurius. Hoe eum dixisset Italus quidam Juniori Marchion?’) 
Hat er mir sein gnad zu entpotten et rogavit, ut eonstans manerem.’) 

1) Vgl. n. 219, 183, 174. 2) Vgl. n. 34s. 3) Vgl. Erl. A. 61, 327, 328. Fürst. 
IV, 176. Die weitläuftige Fassung der deutschen Tischreden weist folgenden 
Zusatz auf: „Aber D. Martinus that nichts Menschen zu (Gefallen, vertrauete 
auch seinem eigenen Fürsten zu Sachsen nicht, viel weniger Andern, sondern 
alleine Gott, wie das schöne Confitemini zeuget*. Ebenso Binds. colloq. I, 308. 
Reb. 1, 149b. 


403. 


Optimum et divinum donum est Musiea, qua multae tentationes 
pelluntur, Ideo eam summe odit Satan vnd erhart!) yhr nieht.?) 

1) Mittelh. Erharre, erlauge durch Warten, später gewöhnlich mit d. Gen. iu 
der Bedeutung erwarten. Vgl. Luthers Brief an seinen Sohn Hans vom 15. Juni 
1530: aber es war noch früe, das die kinder noch nieht gessen hatten, darumb 
kündte ich des tantzes nicht erharren. Jenens. A 5,2652. — 2) Vgl. Erl. A. 
60, 60, 62, 307, auch 62, 309, 311. Först. IV, 363. Binds. H, 145. Reb. II, 115*. 


494. 

Papistae medioeres diabolos habent, nos autem Doctores. 
Ili Juristas, nos Theologos habemus, Vnd hatt guten fortel wider 
vns, quia propera?) Caro nostra ei?) assentitur, Sed quid *)? eum dieat. 
virtus mea in infirmitate.) Et nisi ita Deus nos humiliaret, super- 
bissimi nebulones fieremus, Ieh were lengst ein Muntzer oder Z wing! 
geworden.*) 

1) sc. diabolos habemus, wir haben Gelehrte als Teufel. Die Worte: „dia- 
bolos habent* und „diabolos habemus* ergänze auch im Folgenden. 2) Lies 
propria. 3) se. diabolo. 4) se. nobis timendum est. 5) 2. Corinther 12, 9. 
6) Vgl. Erl. A. 60, 61. (Ende des ersten und Anfang des zweiten Absatzes bis: 


infirmitate), 60, 107 (mit Ausnahme des ersten Satzes). An beiden Stellen weichen 
die späteren Tischr. ab. Fürst. Il], s5, 120. Binds. II, 293. Reb. II, 129». 








111 


495. 

Contriti cordis et spiritus sunt eontribulati psalm. 50.) In 
talibus eordibus maxima 1aeit sapientia in infirmis et stultis 1. Cor. 17), 
Sed non sine tentatione, Imo Jeremias?) offensus in dei infirmitate, 
queritur, Deum longius adesse?) a nobis, quasi hospes esset in terris.*) 


1) Psalm 51,19. 2) 1. Corinth. 1, 25, 27. — 3) Jerem. 23, 23, 24. 4) Lies ab- 
esse. 5) Vgl. Erl. A. 60, 107, auch 60, 61. Fürst. III, 120. Binds. II, 294. Reb. Il, 223. 


406. 


[180] Quando adeo frigeo in eorde, ut orare non possim, oppono 
contra me impietatem et ingratitudinem adversariorum, Papae, 
Ferdinandi, ut iusto odio inflanmem cor meum, ut dieere possim, 
Sanetificetar nomen tuum, Adveniat ete., et ealeseit ratio!) mea.?) 

1) Lies oratio mea (Mein Gebet). 2) Mit Zusätzen versehen Erl. A. 60, 
Wi, 108. 60, 61. Forst. III, 120. Binds. II, 294, eb. II, 2232. 


497. 


Caesar conelusit, se praeeepturum, ut in omnibus terris non 
eretur, legatur, missetur nisi latine. Er wil dem lieben Christo 
relen verbieten, Et cum omnes linguas ealleat, sol er doch nur Latei- 
nisch reden, Et in psalmis dieitur, Non sunt loquelae!) ete. Caesar 
dieit, Tu latine loquéris. Christus, Lasz mieh reden wie ich wil, 
Ita sunt eontrarij, Uter superabit?)? 


1) Psalm 19,4. 2) Vgl. Kummer, Tischr. p. 316 bei Lauterb. p. 185. Erl. A. 
80, 294, auch 57, 150, Fürstem. III, 332, sowie n. 507. 


408. 


Lex faeilius capitur a Ratione quam gratia, Da wil der 
Adam nieht an, Ideo expellendae sunt disputationes de Lege, quas 
pjjs paenitentibus movet Satan.!) 


1) Abweichend Erl. A. 55, 2&3. Fürstem. IT, 102. 


499. 


Oeeolampadius!) nune etiam mortuus est?) Er leset sie?) fein 

lin wege, terreor istis exemplis, quae mihi deberent esse solatio, sed 
doleo [181] propter blasphemiam papistarum, Wolan ieh wil von des 
Uhristus willen herhalten quando vult. 
. . V) Johann Oekolampadius, Lehrer am Hofe des Kurfürsten von der Pfalz, 
Teiinehmer am colloq. zu Marburg 1529, gest. als Prof. zu Basel Ende 1531. 
2) SNleidanus, Comment. de statu relig. et rei publ. VIIL p. 163: „Sub finem 
\uvembris Oecolampadius e vita decessit. Ex interitu Zwinglij maximum animo 
pereeperat dolorem eaque res etiam morbum auxissse putatur, erant enim coniunctis- 
xmi Natus fuit annos quadraginta novem." 3) Zwingli fiel am 11. Oct. 1531 im 
der Schlacht bei Cappel. Sleidan VIII, 162. Obige Worte Luthers werden wohl im 
Anfange d. J. 1532 gesprochen sein. 


900. 


interrogatus, utrum maius donum esset pugnare eum adver- 
sarı)s aut erigere pusillanimes, respondeo, Utrumque optimum 


112 


esse et neeessarium, Consolari enim pusillanimes certum est maius 
quiddam esse, etiamsi ipsi quoque aedifieentur ex pugna eum adver- 
sarijs, et utrumque esse donum Dei, ut Paulus dieit!), qui doeet in 
doctrina ete.?) 

1) Römer 12,6— 8. — 2) Vgl. Erl. A. 59, 190, Fürstemann u. Binds. Tiscbr. ll, 
373, Abweichend Binds. colloq. Il, 112. 


901. 


Aristoteles docet ex puris partieularibus nihil sequi, Christus 
autem sie argumentatur!) ex partieularibus, Deus est Deus vivorum et 
est Deus Abrahae mortui, Ergo Abraham vivit, Verum Deus hie non 
est partienlare nee indefinitum, sed universale, Vivus est enim tantum 
Deus, et idem esset ae si dieeret, Omnis Phenix?), Omnis Deus. 


I) Matth. 22,32. 2) Ueber den aegyptischen Wundervogel Phoenix, den 
Repraesentanten der Auferstehung und des ewigen Lebens, vgl. Herodot II, 73, 
'l'acitus Ann. VI, 25, Plin. X, 2, Ovid Met. XV, 392. Die verschiedenen Sagen über 
ihn hat Lactantius in seinem Phoenix zusammengestellt. 


502. 

Satan conseientijs Legem proponit, et Christum ut iudicem. 
et sie dieit, Deus odit peceatores, quia est iustus, et tu es peccator, 
Ergo ete. Ita [182] prosternit conscientiam, Wer da wol dividirn kund 
vnd spreehen!), Non omnes, sed impios peceatores odit, paenitentes 
autem et infirmos peccatores salvat, Nam duplex est peeeatum, sie et 
iusticia.) 


1) Bindseil colloq. latina III, 221: wer do divisionem wol köntte et posse 
dieere, Fürstm. u. Binds. III, 159 und Erl. A. 60, 158: wer da wohl dividiren und 
unterscheiden könnte und sagen, Erl A. 58, 283: wer alsdann wohl künnte divi- 
diren oder unterscheiden und sagen. 2) Binds. coll. ähnlich, die deutschen Tischr. 
mit Zusätzen verschen. 


503. 

Carion!) olim adversarius meus, semel ausus est in Sua prae- 
tica?) diem et annum praedicere, in quo Lutherus esset cremandus, 
sed diem, in quo tantum se potu obruit, ut moreretur, num- 
quam praedixit.") 


1) Dr. Joh. Carion, geb. 1499 zu Bietigheim in Wiirtemberg, gest. 1537, Hof- 
mechanikus des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg, zugleich Lehrer der 
Mathematik am Hofe zu Berlin, Historiker, Mediziner und Astrolog. Von seinen 
Schriften sind die historischen die wichtigsten. Sein deutsch geschriebener Abriss 
der Weltgeschichte, (Chronika 1532 Wittenberg) wurde 1558, 1560 von Melanthon 
aufs neue lateinisch herausgegeben und von Peucer 1562, 1566 fortgesetzt. Er er- 
freute sich der grüssten Verbreitung. Vgl. Allgem. Deutsche Biogr. III, 751 und 
die dort angegeb. Quellen. 2) Der Titel eins seiner astrologischen Werke. 3) Vgl. 
Erl. A. 62, 345. Die letzte Bemerkung, dass Carion eines schönen 'l'ages plötzlich 
am 'lrunke gestorben sei, ist vielleicht als ein im Jahre 1537 bei der Zusammen- 
stellung seines Tagebuches gemachter Zusatz des Cordatus aufzufassen, wenn man 
nicht annehmen will, dass Luther Obiges iiberhaupt erst 1537 nach Carions "Tode 
gesprochen habe, wiewohl alle diese Gespräche ins Jahr 1532 zu fallen scheinen. 
Vgl. n. 499, 548, 549, 551. Die Worte von sed diem — praedixit fehlen in 
den deutschen Tischreden. 


113 


504. 


Aristoteles et omnes physiei tradunt res tantum generali 
quadam cognitione, ut si M. Vitus!) in prataw?) a me videretur, 
aint, me videre ens?), Si autem et moveretur, dieunt me animal‘) 
videre, Sin pontem*) accederet, hominem me videre, Ad portam autem 
eum venisset, viderem hominem illum virum esse, non mulierem, Sed 
eum ad me veniret, viderem M. Vitum esse, Ita physiei omnes res 
mulis ambabibus®) satis inanibus describunt. 

1) Vgl. n. 1332. 2) Ein Ort bei Wittenberg. Erl. A. 62, 429: so breit 
fliesst der Po durch Oberitalien) als von Wittenberg gen Brate ist. Lauterb. 
p.2: Bratte. Mathesius, Pr. 16, 361: So haben die alten Einwohner dieses Ortes 


das nächste Dorf iiber der Elbe Prata oder Ephratta genannt ff. 3) Ein Ding. 
1) Ein lebendes Wesen. 5) Vgl. n. 129. 6) Lies ambagibus. 


- 


9095. 


Christus vult manere Sacerdos, etiamsi a nullo Episeopo sit 
onlinatus,  Ordinavit enim eum Deus dicens, TV es sacerdos in aeter- 
num"), Das T [183] vnd V ist lenger den der stein in Apocalipsi ?) 
300 miliaria et plura habent?) in longitudine.*) 

1) Psalm 110,4. Vgl n.483. — 2) Apoc. 21, 16: et mensus est civitatem — 
— per stadia duodecim milia, et longitudo et altitudo et latitudo eius aequalia sunt. 


12010 Stadien sind 300 Meilen. — 3) habet? 4) Longitudinem? Vgl. Erl. A. 
9,22; 55,24.  Fürstem. u. B. I, 319. 


506. 


Pfu dich malh an vmb den teuffel vnd vnser fleisch, quod 
syncere non possumus deo fidere, tanta promittenti et danti, Ego 
M. Lutherus uxori meae et vobis singulis plus eonfido quam Christo, 
cum tamen eerto seiam, neminem vestrum admissurum, ut pro me 
Crueifigeretur ete.') 


. 21) Vgl. Erl. À. 57, 151; 55, 106, Fürstem. u. B. I, 116, Cordatus p. 208, Bind- 
seil eolloq. lat. II, 298, III, 157; Rebenstock II, 225^. 


507. 
Omnis spiritus laudet Dominum), Ergo omni lingua et sermone 
Deus praedieandus est et laudandus.?) 


1) Psalm 150, 6. 2) Vgl. Erl. A. 57, 150; 60, 394, Förstem. u. B. I, 116, 111,322, 
'gl ferner n. 495, Kummer, Tischr. p. 316 bei Lauterbach p. 185. 


908. 


Interroganti, quomodo S. Jacobus venerit in Compostellam !), 
hue respondit, Qui faetum sit, quod 18. Apostoli in Germania sint 
sepulti, eum Christus tantum habuerit 12. Nam Tolose et sepulti 
sont, Matthias unus est, qui et Treveris sepultus iacet, Item 
Romae?) Et quod gloriantur de laete virginis Mariae? De foeno 
praesepis Christi? Quod eum quidam paroehus furatus esset ex 
eirfula euidam Stationario?) et ei carbones posuisset in locum, 
ostensurus in ambone pro foeno Carbones invenit, sed festivo mendacio 


$ 








114 


enim continere5) Carbones, quibus assus esset Laurentius*), Tanta 
mendacia non eredidimus tantum, sed et omni substantia nostra honorata, 
sunt?), Nune iuxta verbum et ministros eius adeo contemnunt, ut 
' fame pereant miseri Et hie nullam admittunt adhortationem, Nihil 
effieiunt Visitatores, quia Deum exspectant Visitatorem tantae magni- 
tudinis.9) 

1) Der bekannte Wallfahrtsort St. Jago di Compostella in der spanischen Land- 
schaft Galicien. Er wird in den Tischr. öfters erwähnt. Vgl. Erl. A. 59, 65; 60, 233, 357; 
61, 161 ff. Vgl.auch n.514. 2) Die Worte von nam Tolose — — Romae scheinen 
fehlerhaft zu sein. Denn erstens kann Luther, wenn man nicht einen Irrtum annehmen 
will, nicht Toulouse zu Deutschland rechnen, zweitens dürfte von Apostelgräbern da- 
selbst nichts bekannt sein. Auch Thomas von Aquino, der dort begraben liegt, kann 
nicht in Frage kommen. Der Text der deutschen Tischreden Erl. A.60, 292 ist dadurch 
einigermassen verständlich gemacht, dass man die Worte in Germania sint sepulti 
wegliess und dafiir funden worden substituierte und dann fortfuhr: „da ihr doch 
Christus nur zwölf hat gehabt? Denn zu Tolosa sind ihr sechs, S. Matthias ist da, dess- 
gleichen zu Trier und zu Rom*. Vielleicht ist zu lesen: Nam dolose et sepulti 
sunt etc. Der Sinn würde dann sein: Es giebt nämlich auch falsche Apostelgräber, 
davon ist das des Matthias eins, der anch in Trier begraben liegt, ebenso in Rom. 
3) Stationarii heissen im Mittelalter verschiedene Berufsklassen. Du Cange III, 
1052: Subdiaconus in Ecclesia Romana, qui, hebdomada sua in stationibus summo 
Pontifice Missam celebrante, Epistolam cantat.  Derselbe III, 1053: Stationarii, 
librorum venditores, librarii, quivis institores d. h. Hausierer, Krämer, Trödler. 
Statzüner, Apotheker, herumziehender Krämer, Müller II, 2. Abt. p. 612. Bei 
Sebastian Brandt, Narrenschiff 63, 12 ist stationierer ein Reliquienkrümer. 
Diese Bedeutung hat Luther auch Erl. A. 60, 229, 230 ff. im Auge. 1) Lies statio- 
narius. 5) Lies contineri. 6) Laurentius, Diakonus des Bischofs von Rom, 
Sixtus IL, unter Valerian um 260 auf glühendem Roste gebraten. 7) Wir glauben 
solche Lügen nicht nur, sondern halten sie auch in Ehren, indem wir unser Geld und 
Gut dran wenden. 5) Lies ingratitudinis. Die obige Geschichte soll sich nach 
Aurifaberin Gotha zugetragen haben. Abweichend und weitläuftig die deutschen 
Tischr. Erl. A. 60, 292, Fürstem. u. B. III, 256. 


elusit Sationarius*), se reetam eistulam non apprehendisse, x hae 


909. 


Miserrima est vita, quando aliquis vexatur ab amicissimis, 
ut David ab Absolone, Job a sua uxore ete. Ita amatores illi 
miserrimi sunt martyres, Die der teuffel!) am narrenseyl furet, 
Summa, vita humana est insania, Interim enim cum pueri sumus. 
puerilibus vitijs vexamur, Iuvenes insanimus amoribus, Et deinde 
semper alia et alia vitia irruunt, donee viri facti, famus Mammonistae, 
servi nummorum.?) 

1) Binds. colloq. I, 247: Sonderlich wan sie die k üthe an narrenseile füret, 
gehen sie wie die ochsen.  Erl. À. 57, 256, Fürstem. u. Binds. I, 197: sönderlich 
wenn sie die Käthe am Narrenseil führet, da gehen sie wie die Ochsen. Reben- 
stock I, 132»: Praesertim co tempore, cum ab amasijs suis tam misere decipiuntur, 
tune proterve sicut tauri incedunt. Die deutschen sowohl wie die lateinischen 
Tischr. abweichend, bei Rebenst. und Bindseil colloq. noch weitere Zusätze. 


510. 


Odio multiloquos, Plerumque enim, eum maxima sibi dicere 
vilentur, mendacia loquuntur. Veritas autem sieut paucorum est, ita 
non multa verba facit. 





115 


oll. 

[185] Cum semel in Mattheum meditarer praedicationem!) de 
merito, hie non esse meritum, sed in altero seeulo, dividebam et 
definiebam illud, et inter orandum totum conceptum meum perdebam, 
ut me doeeret Deus, quod solus vellet esse praedieator, nicht wir. 
Et neque ego neque auditores digni erant.?) 


RI 2 Die deutsch. T. „wollte eine Predigt thun“. 2) Vgl. Erl. A. 58, 442, F. u. 
. II, 226. 


512. 

.  Voeabulum meriti est arduum et perieulosum. Nam cum legitur, 
Si vis perfectus esse!), mox concludit ratio, Ergo est meritum, Ideo 
hoe vocabulum est exterminandum?), Sonst ists verlorn. Deus est 
eaussa effieiens meriti.’) 

1) Matth. 19, 21. 2) Die deutschen Tischr. ,Darumb soll man diess Wort 


alzeit exten uiren, verkleinern, geringe und zu Nichte machen." Richtiger erscheint 
extenuandum. 3) Abweichend Erl. A. 58, 442, Fürstem. u. B. II, 225. 


513. 


Dicentibus de persecutione potentium Tyrannorum respondeo, 
Last dis Christum angehn, der nicht mit betlern krigen wil, sed 
eum regibus ete. Reges Assyriorum, Babiloniae ete., Die gingen dohin, 
den solehe mussens nieht enden, quantumeunque magni, Dixerunt 
omnes prophetae contra eos, Et illi contra clamaverunt ut Ra- 
phaelis(?)!) verba probant, Sie Turea nobis facit, Ferdinandus ete. 
Gotts teuschenn?) ist, Ein furst mit dem andern schlahen vnd 
mit mir den Bapst.?) 

]) Lies Danielis- 2) Mittelh. tiusche = treibe tüsch d. h. heimliches 


Wesen, in gutem und bösem Sinne, Müller III, 156. 3) Abweichend in Form und 
Inhalt Erl. A. 58, 68, Fürstem. u. Binds. I, 354. 


914. 


[186] Ingratitudinem hane sequetur fames verbi Dei!) 
post hane current rursus ab Oriente ad Occidentem, a Roma ad Com- 
postellam, quaerentes verbum, et non invenient. 


1) Erl. A. 57, 21, Förstem. u. B. I, 17, 18: „Anno 1536 am 2. Tage Decembris 
redete D. M. Luther von dem zukünftigen Hunger des Wortes Gottes“. 


915. 


Cogitationes sind Zollfrey!), non puniuntur sicut neque 
affeetus, puta Civiliter, Caeterum Deus ipsarum Judex est. 


1) Cicero pro Milone 29,79: cogitationes sunt liberae. Dies ge- 
fügelte Wort fehlt bei Bichmann. 
916. 
Omnia opera Dei mundo sunt abseondita, Quis enim expendet 


dime Matrimonium, ex quo omnis posteritas venit mundo, hine 
etiam Oeeonomia, Politia ete. Mundus tamen!) lieet utilissima sint, 


8* 


[ 





116 


tamen nullam eius?) utilitatem videt, sed tantum incommoda, Sed 
valeant Papistae, qui adeo matrimonium contemnunt, et usque ad in- 
saniam scorta depereunt?), Ego autem moriar amator Coniugij.‘) 

1) Lies autem. 2) Eorum? 3) Sterblich verliebt sind. 4) Abweichend 


und mit vielen Zusützen versehen Erl. A. 61, 169, Fürstem. und B. IV, 38, Binds. 
eolloq. II, 342, Rebenstock II, 160, Vgl. auch Erl. A. 59, 239. 


917. 


Deus noster non vult esse dives, Er kunds wol besser Haben 
si vellet. Seilieet si veniret ad Ferdinandum, D. Georgium, Pa- 
pam, dieeret primo, Tu dabis 10000 florenos aut morieris hac hora etc. 
Omnes dieturi essent, Ja lieber herr, gern, tantum vivam, Nune, quia 
talem!) non agit, neque grati ei sunt pro beneficijs. Quod [187] si 
pareius nobis daret dona sua, magis grati essemus, velut si homines 
privaret suis membris, illum uno pede, alterum altera manu ete., et 
illi post aliquot annos redderet, alij non, Tum absque dubio dicturi 
essent gratias Deo, et eum oraturi, quibus negaret reddere. Sed in- 
sanus est Deus omnia simul profundens, velut iam facit, quando verbum 
suum ut quoddam pelagus nobis inundat, Artes liberales donat, linguas, 
optimi libro?) vilissimo pretio emuntur?), Sed ve?) ignaviae nostrae! 
Deus enim rursus manum suam claudet et efficiet, ut rursus menda- 
tiorum praedieatores adorabimus*), qui nune negligimus suos*) veros 
ministros.?) 

1) Eine solche Rolle nicht spielt vgl.n.50. 2) Lieslibri. 3) Bind. colloq. 
lat. I, 5, 6 hat ausser anderen hier folgenden offenbaren Zusatz, der sich bei Reb. 
findet: Opera omnia Ovidij septem grossis, Vergilij quinque grossis, 
Terentius, Livius, Plinius, Homerus litera Frobeniana dimidio ven- 
duntur pretio. Auch die deutschen Tischreden bieten diesen Zusatz nicht, 
datür aber viele andere. 4) Lies vae. 5) Fehlerhaft für adoremus oder 
adoraturi simus. 6) Für eius se. dei. 7) Vgl. Binds. coll. I, 5, 6, Reben- 
stock I, 3s, 3b, Erl. A. 57, 126, Fürstem. u. Binds. I, 97. Für die Art und 
Weise, wie die ursprüngliche Form der Worte Luthers durch 
spätere Zusätze und Aenderungen verschiedener Art entstellt ist, 
bietet obiges colloq. ein reeht charakteristisches Beispiel. 


918. 


Ilis qui mihi praeferuntur facundi praedieatores, libenter 
hune honorem tribuo neque invideo. Sed haec est caussa laudis ipso- 
rum, quod vulgus miratur illos, audiens historias et exempla, quae 
reeensent, et verbis ludentes atque Allegorijs, Dorinne ich auch 
meister bin, Sed in artieulo iustificationis nemo iudieatur faeundus 
esse, Neque populus libenter audit, Imo etiam non laudat, Cuius rei 
certum exemplum habete, quod vulgus dormit, quando artie. iusti.) 
praedieamus vnd heustet?) ad historias [188] autem arrigent aures, 
lllarum Rethores apud nos plures esse puto, qui me facundia sua 
vnter die banek predigten, vnd widerumb heraus.?) 

1) Artieulum iustificationis. 2) Mittelh. huosten — husten. Die Handschr. 
hat heustet. Diese anscheinend dialektisehe Form kann ich nieht belegen. 


3) Vgl. Erl. A. 59, 193, Förstem. u. Binds. II, 375, Binds. colloq. III, 113. au 
beachte folgende Abweichung der späteren 'lischreden „sed haee est causa iudicij 











117 


vulgo: quando illos audiunt docere historias et exempla, tunc mirantur illos, qualis 
fuit D. Nieolaus, qui Josua (?) et Regum (die deutschen Tischr. „die Bücher Josua 
und der Künige) praedicavit". 


919. 


Meritum opus est propter quod Christus dedit praemium, Et 
Christus dat nobis ex promisso. Sieut si princeps dicit, Veni ad me 
in areem, ego dabo tibi 100 aureos!), Hie opus faeio eundo in arcem, 
propter quod certe floreni isti mihi non dantur, non propter meritum, 
sed propter promissionem.?) 

l)sc. nummos. 2) Vgl. Erl. A. 58, 13$; 58, 419. Förstem. u. B. I, 407, II, 208. 


920. 

Numquam mihi melius procedit orare, praedicare, seribere quam 
eum iraseor, Ira enim erfrischt mir mein gantz geblut, aeuit 
ingenium, propellit tentationes.!) 

1) Vgl. Erl. A. 58, 128, Fürstem. u. B. II, 215, Binds. colloq. I, 191. 


92]. 

Satan faeilius non!) contemnendo vincitur, quam quod egregie 
fecit quaedam matrona Magdeburgi a manibus?) nocte saepe vexata. 
Die lies ein grossen furtz vnd sagt, Sihe Teuffel, do hab dir ein stab 
vnd gehe gen Rom zu deinem abgott. Et cessavit vexator.?) 

1) Non facilius? Vgl. Erl. A 59, 342 Abs. 2. 2) sc. Satanae. Oder ist vielleicht zu 
lesen a demonibus, was bei Cordatus öfters vorkommt? Vgl.n.359. 3) Vgl. Erl. 
À. 59, 344; 60, 114 (der letzte Satz); Förstem. u. B. III, 39; III, 125 (der letzte Satz), 
Binds. coll. I, 225: Deinde recitavit historiam Magdoburgonsis matronae, quae tandem 
"athanam crepitu ventris fugavit. Ebenso Rebenstock I, 119%. Die Historia wird 
in den deutschen Tischr. weitläuttig erzählt. Der Schlusssatz auch Binds. coll. 
II, 309, Rebenst. II, 229*. Das Obige findet sich Cordatus p.412 noch einmal in 
etwas abweichender Form. 


022. 

[189] Mirari non possum, cur nunc laudent adeo Aristotelis 
philosophiam et non magis Ciceronis, viri qui in negotijs maxime 
conversatus est, quod offieia ejus testantur, quae longe praestant 
lihrs Aethiecorum!) Aristotelis, hominis oeiosi et abundantia 
peeuniae.?) Cicero res, Aristoteles Dialeetieam  traetat, Ille 
proxime accessit ad cognitionem multarum rerum Christianarum, quod 
testantur disputata eius de anima, de natura Deorum ete., quae 
Aristoteles nescivit ideoque neque attigit ut ille, et?) in libro Physi- 
eorum?) disputavit de primo motore usque ad implieationem sui.’) 

1) Lies Ethicorum. Vgl. n. 142. 2) Dieses Urteil dürfte wohl nicht zutreffend 
sein. Die späteren Tischreden behandeln den armen Aristoteles noch schlechter. 
Die lateinischen (Binds. colloq.) fügen hinzu: otiosum asinum, dic deutschen bieten : 
dem müssigen Esel (der Geld und Gut und puto faule Tage genug hatte). 3) Auch 
in seinem f 4) Ungewiss, ob das Hauptwerk des Aristoteles über die Physik: qvoix] 
"xpo&cic, libri VIII, gemeint ist, oder die kleine Schrift nepl xóojcov, da Luther 
im ersten Falle, wie oben, wohl in libris gesagt hätte. 5) Die späteren Tiisch- 
reden abweichend, besonders in Bezug auf den Schluss. Vgl. Erl.A.62, 341, Fürstem, 
v. B, IV, 597, Binds, coll II, 176, Rebenst. II, 126^, 








118 


923. 


Ego laudo Astronomiam et Mathematicam, quae versantur 
in demonstrationibus, Astrologiae nihil] tribuo.!) 


1) Vgl. Erl. A. 62, 318, Förstem. u. B. IV, 574. 


524. 
Summa iuris est, multa fieri non debere, quae tamen facta tenent. 


9290. 


Qui rem tenent, facile loquentes sunt!), Rerum enim 
cognitionem sequitur artifieium loquendi, Ideo falluntur, qui incognitis 
rebus student artifieio excellere. Ego nullam concionem possum facere 
ex Artificio.?) 

1) Diese Worte sind ohne Zweifel eine Anspielung auf Horatius ars poet. 311 
„Verbaque provisam rem non invita sequentur.^ Vgl. auch „Es trägt 


Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor*, Goethe. 
2) Vgl. Erl. A. 59, 281, Fürstem. u. B. II, 440, 


926. 


[190] Mich bezalt Gott wol, quod Monachatum dissipavi, Nonne 
enim pariter et Monachi ad me currunt, ut eos nutriam? 


827. 

Arduum et periculosum officium est magistratus, quod occidere 
eoguntur homines, qui vitam dare non possunt!) Ideopus?) habent 
verbo Dei ex Legibus, Hoc etiam bene est pro eis, quod multas habent 
demonstrationes, Dem man am meisten Zufelt et der dem Ziel 
am negsten zuscheust, illo?) habet demonstrationes, Et prineipia 
favent Magistratui, ut omnis fur est suspendendus, Ich wil fur kein 
mehr bitten. 1. Sapientia Maior est, Demonstratio loeus communis, 
2. Intelleetus Minori?) subsumptio, probatio, hune esse furem, 
quod saepe et multum furatus sit et non easu, neque necessitate, sed 
malitia, 3. Scientia conclusio, applieatio maioris, scilicet illum esse 
puniendum, 4. Prudentia quaerit dignam poenam ex £&xusuıxla et 
moderatione, 5. Tandem sequitur ars, ipsum exereitium et modus 
poenae, Das kan meister Hans*) auszrichten. 

1) Ein ähnlicher Gedanke Binds. coll. I, 302: „Es ist leicht das leben nemen, 
aber man kan es nicht widergeben*. Dasselbe Fürstem. u. B. IV, 160, Erl. A. 
61, 309, Rebenstock I, 1472: vita est rapienda, sed non restituenda. Die Plurale 
coguntur^, „possunt* etc. erklärlich nach „magistratus“ als Collektivbegriff. Her- 
na 


wieder der Singular. 2) Lies ideo opus. 3) Ille? 4) Minoris? 5) Der 
Henker. 


928. 
[191] Ego olim adeo facundus fui, das ich die gantz welt 
zu tod wol haben!) gewaschen, quod nune nullo modo possum, den 
itz von einer gantzen wisen?) non amo verbositatem.?) 


1) Mittelhochd. ich habe (haben), althochd. ich hapém, habén. 2) Von 
einer gantzen wisen = von einer ganzen Weise?  Mittelh. die wise. Der Sinn 








119 


scheint zu sein — omnino (omni modo) non amo verbositatem. Da jedoch 
Kummer p. 300 (bei Lauterb. p. 141) Folgendes bietet: — — „Ego olim fui tam 
facundus, das ich die gantz welt wolt zw todt haben gewaschen. Ego iam 
non possum facere, Ich bin itzünder aüsz den gedancken khümen, 
Ich khündt vor weilen mehr van ainer blümen waschen, dann itzünt 
van einer gantzen wisen. Ego iam non amo verbositatem. Rt est e Spiritu 
sancto et immutabilis ulli homini mihi placet (?)*, so ist es wohl möglich, dass hinter den 
Worten ,quod nune nullo modo possum* etwa Folgendes ausgefallen ist „ich kund 
vor weilen mer von einer blumen waschen*, wenn gleich Aenderungen, 
wie ‚ich — wolt haben gewaschen* aus ‚ich — wol haben gewaschen“, 
die Vermutung nahe legen, dass auch bereits die Form wisen misverstanden wurde. 


929. 


Quidam sunt impij di): Ich mus sunden?), Si enim non 
peeearem, 8zo wird Gott zum lugener, ut iustificeris, Pfu dich 
der schendlichen Freiheit, quae Deum adeo dehonorat. 

I) Lies dicentes. 2) Mittelh. ich süinde = ich sündige. Vrid. Besch. 39, 5: 


ich sünde; swie dicke ein man sunden tar ff. Vaterunser Heinrichs von Krole- 
witz (hrsg. v. Lisch, 1539) 2705. Müller II, Abt. 2, 735. 


930. 

, Erasmus et vultu et stylo suo prae se fert calliditatem, Irridet 
enim Deum et religionem, et eum maxima verba faeit de Christo, 
Seriptura ete., sunt tamen frigidissima, In mordendo spiritum habet, 
ut testatar sua Moria et Julius!) suus, Sind gewachsene vnd 
nicht gemachte Wort, Ein gemacht predigt friget?), sieut quando 
Christus?) reverenter nominat propter praebendas, Wil Christus nieht 
ein konig sein, 820 sei er ein betler, Irritavit et confutavit Papa- 
tum, Nu zeueht ers heupt aus der sehlingen.*) 

1) Erasmus berühmte Schrift £yz«or uweias, laus stultitiae, erschien in Paris 
1909. Sein witziger Dialog Julius ist wahrscheinlich 1506 in Italien geschrieben. 
Nach anderen ist er nicht der Verf. 2) Die lateinischen Tischr. — — „Erasmus 
ipse suam imaginem videns, dixisse fertur: Si talis sum forma, tum insignis sum nebulo. 
Ita illius forma nemini placet. Vultus enim et stylus ipsius calliditatem prae se ferunt, 
irridet et Deum et religionem, egregijs verbis utitur: Sanctus Christus, sanctum verbum, 
sancta Sabbatha, sed re vera sunt frigidissima in movendo spiritum. Habet et verba 
callidissima ut in Moria et in Iulio. In docendo est frigidissimus, kan viel 
waschen, sed illa verba sunt facticia, non nata. Wan ein predigt ge- 
macht ist, so klinget sie wie ein geflickt ding, omnino friget etc. Die deutschen 
Tischr. ganz ühnlich, nur bieten sie noch unverstündlicher: ,Im Lehren ist er gar 
kalt, taug nichts, er kann wol waschen, aber die Worte sind gemacht, nicht ge- 
waschen‘. 3) Lies Christum. 4) Die späteren Tischreden abweichend und weit- 
liuftig, zum Teil nicht verständlich. Vgl. Erl. A. 61, 93, Förstem. u. B. III, 405, 
Bindseil colloq. I, 272, 273, Rebenstock I, 1925. 


531. 

Nos habemus maximos eonfutatores nostrae Apologiae!) Faber?) 
seribit eontra [192] artieulum iustificationis, Eck de potestate Papae 
et humanis traditionibus, Coeleus*) eontra eoniugium Sacerdotum et 
pro invoeatione Sanetorum. Vocant nune Missam Saerifieium myste- 
rale last sie hergehn, Ich, ich wil in?) die steltzen bestreten®), 
Isti nebulones omnia revocant, Missam enim vocaverunt Iustificatorium, 


120 


Satirsfactorium et placatorum Sacrificium, et supra modum vendibile, 
Et si est mysteriale, id est signatum‘), non est verum saerifieium, et 
vulgus retrahet manum.5) 

t) 1530. 2) Vgl. n.315. — 3) Vgl. n. 426. 4) Vgl. n.28SS. — 5) Ihnen. 
6) Bestreten für bestriten = bekämpfen, würde in diesem Zusammenhange einen 
angemessenen Sinn nicht geben. Die obige Form ist daher wohl ein Schreibfehler 
fürbestrichen = bestreiche, berühre streichend, berühre. „Jemanden die Stelzen 
bestreichen“ ist eine sprichwörtliche Redensart und bedeutet so viel wie „Jeman- 
den demütigen*, Vgl. „her mae varn mit uns nàch Vraneriche: da wirt im sin 
stelze bestrichen wol“, Willehahu von Ulrich von dem Türlin (Ausg. v. Casparson, 
Cassel 1781) 52a, „hei, solt ich ir einem sine stelzen wol bestrichen* Nithart 
62, 11. Vgl. Miller, 11, 2, 619, der noch mehrere Beispiele anführt. Die späteren 
Tisehr. haben ebenfalls: ich will ihnen die Stelzen bestreichen.  ?) Das Com- 
vendium kann auch mit signifieativum aufgelóst werden, was die lat. colloq. 
aben, während Cord. Lesart ein „versiegeltes Opfer“ bed. würde. Vgl. Köstlin 
II, 236 ,Deutopfer*. s) Die lat. u. deutschen Tischr. nicht ohne Zusätze. Vgl. 
Binds. colloq. I, 146, Rebenst. I, 80“, Erl. A. 60, 269, Fürstem. u. B. III, 254. 


532. 

Henrieus Dux Saxoniae!) D. Georgio fratri ironiee dixit, Er 
Bruder, Es wird wunderlieh in der welt, doeh wil ieh bei der 
Latinisehen messe bleiben, da man eine vmb ein grosschen 
mag keuffen, den die deutzsche gestehet?) vff X dorffern.) 

1) Vgl. n. 571. 2) Mittelh. gestän = sich stellen, zu stehen kommen auf 


—- kosten. 3) Die Handschr. hat nach dorffern noch einmal dorffer. Vgl. 
Erl. A. 61, 315, 346, Fürstem. u. B. IV, 193. 


939. 


Mundus sub Papatu omnes praedicatores ferre potuit, nos 
autem ferre non potest, Imo neeesse est ruere mundum et praedica- 
tores, Nos paupertate, papistae ealamitate peribunt. Stare non potest 
mundus nisi adiutus fidis (7) praedicatoribus.!) 

1) Achnlich Erl. A. 59, 265, 266, Förstem. u. D. II, 429. In weitläuftiger 
tenng und mit Zusätzen Erl. A. 59, 192, Förstem. u. B. II, 374,  Binds. colloq. 

‚113. 


934. 

[193] Convenientia sunt praedieanda pro loeis et personis, 
Sieut quidam, qui praedieavit, impium esse, si mater filio suo con- 
veniat!) nutrieem vnd hette eitel radtspinnerin in paroehia sua, 
quibus aures tota hora implebat hoe unieo loco. "Talis fuit, qui prae- 
eonium Matrimonij praedieavit in hospitali senibus vnd alten 
weibern.?) 

!) Wenn eine Mutter eine Amme für ihren Sohn suche. Die spät. Tischr. 
— — eine Amme hielte. 2) Vgl. Erl. A. 59, 266, Fürstem. u. B. II, 429, Binds. 
coll. III, tus. 


039. 
Ad propagandum Euangelium suum voluit Deus Comitia 


Augustana!) eongregari, Den sie haben sich auff diesen Reichs- 
tag verstigen, Probaverunt publiee doctrinam nostram, Non ausi 


121 


fuerunt nos appellare haereticos sed schismaticos, cum nos eos nomi- 
nemus AntiChristos et abominationem Dei, Das vrtel?) Haben wir 
bekomen. Sed mundum nihil euramus, propter quem haee non in- 
cepimus, neque deseremus?), Sed propter Christum Habe ich das ge- 
wagt, den aueh er vmb meint willen hatt etwas gewagt!) am 
guten freytag.5) 

1) Vgl. n. 463. 2) Die späteren Tischr. „das (und der) vortheil*, was 
auch Sinn giebt. „Das Vortheil^ z. B. bei Alberus, Dict. Bl. Ce. 1^, Weigand 
II, 1028, ortheil als Maskul. gebraucht n. 127, p. 179, als Neutrum Cordatus 
p.33. 3) sc. haee. Sinn: Auch werden wir dies (sc. Evangelium docere etc.) 
um der Welt willen nicht aufgeben. Die spät. Tischr. noc desistemus und auf- 
hören. — 4) Späterer Zusatz: „das gewagt heisst“. 5) Vgl. Erl. A. 62, 80; 
Förstem. u. B. IV, 352, Binds. colloq. 1r 171. Ferner n. 163. 


936. 


D. Zoch!) eum legisset li?) meos contra Sacramentarios?), 
dixit, Nune |194] Credo Lutherum spiritu sancto illuminatum esse, 
quia hoe nullus Papistarum prestare potuisset, ldem et ego sentio, 
omnes Papistas vincere non potuisse illos*) omnibus Canonibus, Serip- 
turis suis neque auetoritate sua, et tamen ingrati sunt, Davon ieh mit 
yhm*) reden wil, wenn ich gestorben bin, Ich Habe mich gnug 
gegen yhn erbotten in der vermanung*), es wil aber nichts 
helffen, Ad quod D. Jonas?), eos*) dixisse Augustae, Was solt 
vir radschlagen, Ist doch alles bereyt beschlossen, Sed post 
otiduum eos illius libri penitus oblitos esse, Donee veniret psalm. 
2 Quare), O wie lang war vns die weile, Sed rursus levabamur 
luetu nostro vestris literis, maxime allegoria de Sole lucente 
et nube.!9) 


1) Nach Seckendorf Dr. Laurentius Zoch, Kurfürstlicher Rat, Erl. A. 61, 17, 18 
Erzbischöflich-Magdeburgischer Rat genannt. 2) Lies libros. 3) Gemeint ist 
wohl besonders: „Vom Abendmahl Christi“ (das sogen. grosse Bekenntnis vom 
Abendmahl), März 1528. 4) sc. Saeramentarios. 5) Lies yhn. 6) Für sich 
erbieton gegen jem. hat Dietz I, 556 kein Beispiel. Die ältere Sprache giebt 
die Erklärung an die Hand. Mittelhochd. ich erbiute — ich strecke mich (sei es 
aufwärts oder niederwürts) Vgl. Pass. 39,63: Si erbuten sich wit beto gegen 
dem kinde, d.h. sie streckten sich niederwärts vor dem kinde (dem Kinde zu) = 
sie neigten sich vor dem Kinde. Müller I, 185. Luther wird also sagen 
wollen: ich bin ihnen weit genug entgegengekommen. 6) Luthers 
Schrift : Vormahnung an die Geistlichen — — Augsburg geschrieben von 
Koburg aus, Köstlin II, 201. 7) Jonas war auf dem Keichstage mit anwesend. 
*) sc. Papistas. 9) Eine andere Schrift Luthers ist gemeint, ebenfalls von Koburg 
(6. Jnli 1530) aus nach Augsburg hin gerichtet, das Sendschreiben an den 
Erzbischof Albrecht von Mainz, verbunden mit einer Auslegung des 
2. Psalms. Köstlin II, 223. 10) Jonas hat besonders den bekannten Brief Luthers 
vom 5. Aug. 1530 an den Kanzler Brück im Auge. Vgl. Briefe (de Wette u. S.) 
IV, 127, Köstlin II, 234. In weitläuftiger Fassung bieten den obigen Absatz die 
deutschen Tischr. Vgl. Erl. A. 61, 17, 18. Fürstem. u. B. III, 353. 


091. 

Instabant Papistae in Comitijs!), ut assentiremur, Missam esse 
landans Sacrifieium?), Auff das sie sich ia behelffen muchten 
mit dem wort Saerifieio, vnd sind vbel drob zu schanden wor- 
den, Verum ego libenter hoe eoneessero, si et ipsi velint permittere, 
ut quilibet communieans Sacrificet.?) 











122 


1) 1530 zu Augsburg. Vgl. Köstlin II, 233, 658 nebst der dort angeg. Litt, 
auch p. 238,246. 2) Die deutschen Tischr. » Opfer des Lebens“, die lat. Tischr. 
,Saerifieium laudis*. 3) Vgl. Erl A. 60, 402, Fürstem. u. B. III, 337, 338, Binds. 
colloq. I, 122, Rebenstock I, 67. 


998. 


Nemo miracula Dei, quae nunc!) fiunt, expendit, quorum multa 
fiunt eontra Papistas, Episcopus enim Trevirensis?) post coronationem 
Ferdinandi?) ex uno haustu [195] mortuus est. Graff Ernst von 
Mansfeld*) clamavit maxime zelans, Imperatorem esse Salvatorem, 
Mortuus est?) sine lux et crux, Sine confessione et Saeramento. 
Graffe v. Werdenwerek?) subitanea morte obijt Augustae, Der 
schrie, Er wolt yhm") krig wider den Luther sterben, Doctor 
Matthias, qui Erfordiae primitias suas celebravit, ante illa 
eomitia*, Nam Erffordenses tria eius scorta et ipsum in Laeunar?) 


trahentes, ipso vidente conspurcaverunt, et maerore contabescens eodem 
anno mortuus est.!9) 


1) 1532. Vgl Note5. 2) Richard von Greifenclau, Erzbischof von Trier, 
Luther von Wormser Reichstage her sehr wohl bekannt. Köstlin I, 457 ff. Ueber 
Richards Tod berichtet Sleidanus VIII, 156 Folgendes: Martio mense (1531) 
decessit e vita Richardus Archiepiscopus Trevirensis. Magna fuerat eius inter 
Electores auctoritas, propter usum rerum et studium libertatis. Venoni suspicio 
fuit, et ex domesticis quidam tormentis ideo subiectus, fortitudine 
et constantia sua periculum evasit. Hiernach scheint der Erzbischof aller- 
dings eines plótzlichen Todes gestorben zu sein. 3) Im Januar 1531. Die deut- 
schen Tischr. falsch „nach der Krünung Kaiser Carols“. Die lat. Tischr. richtig 
„post coronationem Ferdinandi“. 4) Graf Ernst von Mansfeld, Sohn Albrechts 
des Aelteren von der katholischen Linie der Grafen von M. Die obige Aeusserung 
soll er 1530 beim Einzuge Kaiser Carls in Augsburg gethan haben. 5) 1532. 6) In den 
deutschen Tischr. fehlt der Name, die lat. „Comes de Werttenbetgk u. Werdenburg“. 
Ob hierunter ein Graf von Würtemberg zu verstehen ist, scheint mir zweifelhaft 
zu sein. Wiirteinberg ist bereits seit 1495 nicht mehr Grafschaft, sondern Herzog- 
tum. Auch hat der Herzog Ulrich von Würtemberg gar nicht als Reichsstand auf 
dem Reichstage zu Augsburg anwesend sein können, weil er seit 1519 wegen Land- 
friedensbruches von Land und Leuten vertrieben war, während sein Herzogtum 
unter östreichischer Verwaltung stand. Vielleicht ist — und darauf scheinen die 
Lesarten Werdenburg und Werdenwerck hinzudeuten — an die Grafschaft 
Werdenberg in der nürdlichen Schweiz zu denken. Ein Graf Rudolf von Werden- 
berg kämpft 1405 an der Spitze der Appenzeller siegreich gegen die östreichischen 
Herzöge. Cordatus erzählt p. 371 Aehnliches. Hier wird desselben Grafen wiederum 
gedacht mit den Worten: — — praeteritis annis omnes misere mortuos esse, qui 
subsannantes locuti sunt de Buangelic, Graff von Wertenwerck, Graff zu Mansfeld, 
Cantzellarius Treverensis Caspar (lies Caesar) Pflug eto. — 7) Fürim. 8)sc. obiit. 
Die lat. Tischr. bieten: Doctor Matthias, filius Henningij. Damit ist wohl ein 
Sohn des Dr. Henning Góde gemeint, einer der angesehensten Juristen in Erfurt, 
seit 1510 Lehrer der Rechtswissenschaft in Wittenberg. 9) Lies lupanar. Die 
deutschen Tischr. Muh menhaus, die lat. richtig: lupanar. 10) Es ist wohl das Jahr 
1530 gemeint. Vgl. Note 8, wo „ante illa comitia* mit „noch vor jenem Reichstage" 
zu erklären sein wird. Der Reichstag zu Augsburg wird am 20. Juni 1530 eröffnet. 
Die späteren Tischr. weichen inhaltlich und formell vielfach von dem obigen Ab- 
satze ab. Das Einzelne anzugeben, würde zu weit führen. Nur eins möge erwähnt 
sein: Die lat. Tischreden Bindseil colloq. I, 158, Rebenstock I, $5* haben hinter 
salvatorem folgenden Zusatz (bei Reb. ganz lateinisch): importune dicens, cum 
audiret canere psalınum „Ein feste burck ist unser gott" ete. Ich wiel die burck 
helffen verschiessen vnnd wil wider den Luther in dem kriege ersterben. Hic in 
triduo mortuus repertus est.  Dieselben Gedanken hat Cordatus p.262 in ab- 
weichender Form und ohne die Worte ,, vnnd wil wider — — ersterben* als selb- 
ständigen Abs, Diese vindiciert Cord. dem Grafen von Werdenwerck, wührend die 





123 


kt. Tischr. über diesen nur Folgendes berichten: Comes de Werttenbergk (Werden- 
burg , insignis adversarius, Augustae in comicijs subitanea morte perijt. Vgl. 
schliesslich Erl. A. 60, 327, 328, Förstem. u. B. III, 282. 


539. 


Impij rident nos, quod omnia seripturae credimus, Papa Cle- 
mens!) dieit, Christum manserem?) esse, quia virgo pariens est 
meretrix, Das ist der whalen?) glauben*) von der sehrifft, Et 
diemt, Sollen wir Gott allein vertrawen, weren wir die 
ermsten leute vnd kunden nymermehr frolich werden, et hoc 
dieunt, Conscientiam esse malam bestiam, quod faciat hominem stare 
adversus se ipsum.5) 

D) Vgl.n.493. 2) Interessant ist die Lesart der deutschen Tischr. 
„Christus wird bleiben ff.^(!) aus manserem esse entstanden. Die lat. Tischr. 
richtig: manserem esse. Augenscheinlich verstand man das Wort nicht mehr. 
Manser oder manzer — spurius, nothus, e scorto natus, Du Cange, gloss. II, 479. 
3) Mittelh. Der Walch, Fremdlündischer, besonders ein Romane, hier Italiener. 
Weigand II, 1085. 4) Dieser Satz Erl. A. 60, 201... Fórstem. u. B. III, 255. 5) Vgl. 
Erl. A. 62, 429, Förstem. u. B. IV, 678, Binds. colloq. I, 374, Rebenst. I, 1975. Die 
spüteren Tischr. verbinden mit dem obigen Abs. die Geschichte, die Cordatus 
n. 298 erzählt, welche ausserdem noch Erl. A. 60, 270, Fürstem. u. B. Ill, 239, Binds. 
coll. II, 4, Rebenstock II, 72b abweichend und gekürzt steht. 


940. 


Itali, Hispani et Galli nihil fecerunt in Comicijs Augusta- 
nis!) quam das sie [196] auff yren eseln in der gassen vmb- 
ritten, ut per Oceasionem salutarent Caesarem et horribiliter 
invehebant, At Landgravius?) summo honore habitus est, et vulgus 
eum sequens ostendit, aliquid fatale esse in illo Principe. 


1) 1530. 2) Vgl. n. 382. In summo? 


541. 


Papistae et Anabaptistae docent solitariam vitam, et si quis 
vult salvus fieri, 80 sey er gern allein dieunt, Werd ein Niklas- 
bruder!) quod plane pugnat eontra primam et 2 tabulam, Deus enim 
in ] praecepto exigens fidem et timorem vult in 2°, ut et hec publice 
praedicentur et laudentur eoram hominibus, certe non in angulis. Ita 
secunda tabula docet omnibus proximis benefaciendum esse, quod 
docere eerte est assoeietatem docere?), non segregationem, Item pugnat 
etiam eontra Coniugium, Oeconomiam, Politiam, quae societatem requi- 
rmt, non latebras, Et Christi vita omnino socialis fuit et numquam 
solitaria, nisi eum oraret, etiamsi simillima esset seditioni, Continuo 
enim eurrebat vulgus vnd wolt vmb yhn sein, Valeant ergo di?): 
Bleib gern allein, szo bleibt dein Hertz rein.4) 

1) D. h. Volksverführer. Von einer Sekte der Nikolaiten ist Apocal.2 die 
Rede. Hier sind die Wiedertäufer gemeint, die auch wohl Gartenbrüder 
Eenannt werden. Vielleicht denkt Luther bei dem Namen ,,Niklasbrüder* auch 
an einen berühmten Einsiedler, den Bruder Nicolaus von Grossenstein, auch 
Nicolaus von der Fluhe genannt, der 1488 in der Schweiz starb, dessen Visionen 

ds weit verbreitet waren. Luther gab sie selbst mit einer Vorrede 1528 heraus. 
2) Einmal ist docere wohl zu streichen. 3) Lies dicentes. 4) Abweichend 
Erl A, 60, 165, Fürstem. u. B. III, 164, Bindseil colloq. I, 130, Rebenstock I, 71^. 








124 


T 
542. - 

[197] Verba Christi sunt effieacissima, Haben hend vnd fusse. 
et exeedunt omnia consilia, astuciam et prudentiam Sapientiumi, et eon- 
fundit!) illa?) verbis et sententijs simplieissimis, ut nihil nos praestare 
possemus seu evadere?) velut „reddite, quae,sunt Caesaris*, non pro- 
hibens neque praecipiens quiequam, Coneludit tamen eos*) ipsorum 
verbis quum dieit, habt yhr den keiser s8zo einreissen lassen, 
das yhr sein muntz haben must, szo gebt yhm quod eius est.5) 

I) se. Christus. — 2) sc. omnia consilia, astuce. et prud. 3) Die deutschen 
Tischreden: „so dass sie (die Pharisaeer) auch nirgend aus wussten”, die lat. „Christus 
sapientiam Pharisaeorum confutat, das sie niergent auss wuschen (?)* und „Christ. 
sap. Phar. conf., ut rationem evadendi nesciant. 4) Matth. 22, 21. Die spät. 
Tischr. convincit und beschleusst. Concludere im Sinne von ‚in die Enge 
treiben“. 5) Abweichend Erl. A. 57, 72; 58, 150, Fürstem. u. B. I, 416, 417, Bind- 
seil colloq. I, 11, Rebenstock I, 65. 


543. 
Mundus non eredit neque agnoscit thesaurum Dei absconditum, 
Nee potest persuaderi, ancillam obedientem, Servum fideliter laboran- 
tem ct mulierem parientem praestare Monachum orantem, qui tantum 
in larvas suas speetat, illi autem in praeceptum et ordinationem Dei. 


944. 


Ieh wolt der teuffel furt den oben zum hausze hinaus, 
der allein herr und wirtt im hausz ist, wen er ein weib hatt, 
et repetunt (?) hune in eorona multorum Coniugatorum, deinde, Ich 
sihe aber noeh keinen der dis Creutz von sich schluhe. 


945. 

[198] Absolon, fili mi!) Huius Cantici Compositio per omnia 
representat affeetus lugentis et singultus ostendit et maximas tribu- 
lationes, quas habuit ille S. Rex?), quae omnes eius rotes 4 
obseurabant, Et tantum duas tribus habebat per octo annos. Faetus‘ 
rex in Israel, fit conspiratio in eum, Absolon occidit Ammon?) fra- 
trem, filia) opprimitur a fratre, seandala mere tragica, quae eum 
cogere potuerunt ad penitudinem?) vitae, imo et malum  esse$) 
Ieh hette vnserm Herr gott nicht ein solchen puff?) ausge- 
standen, Ita se vita habet omnium patriarebarum, quorum exempla 
gratiam et promissionem !?) obscurant quam promovent, Es gilt hie 
festhalten.!!) 


1) 2. Sam. 15, 33. 2) Sanetus oder sanetissimus. — 3) Im passiven Sinn zu 
fassen: „alle die ihm (David) gemachten Verheissungen*. Lies postquam factus 
rex etc. 5) 2. Sam. 13, 14, 29. 6) Thamar. 7) Penitudo = paenitentia, Du Cange 
III, 369. Uebrigens wird das Wort bei Nonius p. 152, 30 aus Pacuvius angeführt. 
*) sc. vitam malum (ein Uebel) esse. — 9) Puf (buf) = Schlag, Stoss, eigentlich 
ein „Schlag aut den aufgeblasenen Backen“. Weigand Il, 404. 10) Lies magis 
oder plus obscurant. 11) Vgl. Erl. A. 60, 102, auch 62, 16, 139; 61, 154, 317, 
Förstem. u. B. IIL, 117, Bindseil colloq. II, 255, Rebenstock II, 320^. Kummer p. 255. 
Die spät Tischreden haben neben manchen andern Abweichungen noch folgenden 
bedenklichen Zusatz, den Cordatus nicht hat: Ut si mihi M. Luthero talis 








125 


essus contingeret, quod meus Hans fílius matrem vitiaret, fratrem occi- 
deret, in me conspiraret, desperarem et dicerem, me omnium hominum miser- 
rimum (dasselbe in deutscher Form Erl. A. u. Förstem. u. B). Reb. jedoch 
sororem v., Kummer filiam v. 


046. 


Loquentibus de diserimini") praedieatorum, isti illum, alij 
alium plaeere, dieendum est, Differentiam esse in praedieatoribus et 
auditonbus, Imo?) diversa sequi iudieia, At Eisleben?) dicit, Den 
teuffel fur den weg*), ders besser macht, den er kan.5) 

I) Lies discrimine. 2) Igitur? — 3) Johann Agricola, geb. 1492 zu 
Eisleben, gest. 1566 als Oberhofprediger und Generalsupermtendent der Kurmark 
zu Berlin. Er ist der Urheber des antinomischen Streites im Jahre 1537. 4) Die 
späteren Tischr. „der Teufel führe den weg, der es besser macht denn er 


kann“ oder „der 'l'euffel füre den weg, der besser macht denn er kann". 5) Vgl. 
Erl. A. 59, 192, Fürstem. u. B. II, 374, Bindseil colloq. III, 113. 


947. 

[199] Ego eum evigilans et amplius dormire non potens, per 
tinitum aurium mearum, saepe videor audire Campanas!) zu 
Hal, Leipziek, Erfford, Wittemberg, Et cogito, Da mustu ein 
papaxismum?) leiden, et hoe saepe mutat Deus parvo sequente 
KOINNO. 


1) Campana — tintinnabulum aereum, quo Occidentales Latini utuntur ad 
populum in Ecclesiam convocandum. Du Cange I, 7585. 2) Paroxismum? 


548. 


In die Vincentis!) hora 9 vidi igneum globum volutari de Coelo. 
Deus det eveutum bonum. 


1) Den 22. Febr. (wohl 1522, siehe die folg. Absätze). 


049. 


Multorum semina!) est mundum staturum 6 tausent annos, et 
restarent a 1532: 400 anni?), Sed Deus hebt an zu Rumoren, imo 
sperandum est, eum abbreviaturum tempus, sieut Lex Mosi ante elap- 
sum tempus data erat, Hoc enim decennium videtur quasi novum 
seenlum, Ingentes enim fiunt mutationes, Papa ruit quotannis, et omnia 
mutantur, Es kan nicht lang bestehen, nisi fiat novus papatus, 
Ideo spiritualiter vigilandum est fide et corporaliter bona conversatione, 
ut inveniatur?) parati. Postea non erit opus vigilia.*) 

1) Lies sententia. 2) Als unabhängiger Satz gefasst, „und somit wiirden 


noeh übrig bleiben“ ff. Vgl. n. 550. conversatio hier vivendi ratio. Du Cange 
l, 1323. 3) Lies Inveniamur. 4) AbweichendBind. colloq. I, 55, Reb. I, 4s. 


550. 
. Deum vix decimam partem hominum salvare, significatum!) est 
In Deeimis Mosi [200], Mundus enim pessimus est, et quis eredidisset 
inter nostros, tantam magnitudinem?) fore Euangelij??) 


1) Das Compendium kann auch mit signatum aufgelóst werden. 2) Lies 
Ingratitudinem, vgl. n. 505, Notes. 3) Vgl. Erl. A. 57, 154, Fürstem. u. B. I, 119. 





126 


551. 


Philippi M.!) Computatio de extremo iudicio haee est, Octo 
iubileos?) fuisse usque ad adventum Christi, qui faeiunt 4000°), ab 
eius nativitate nune sunt 1532, Ita mundum durasse 5640*) annos, 
Restare adhue 400 et aliquot anni.5) 


1) Philippi Melanthonis. 2) Ein Jubilaeum bei den Juden — 50 Jahre. 
3) sc. annos. Hiernach würde also octoginta iubileos zu lesen sein. 4) 5532? 
5) Lies annos. Wenn die Dauer der Welt (vgl. n. 549) zu 6000 Jahren angenommen 
wird, so würden nach Mel. Berechnung von 1532 an noch 468 Jahre bis zum Unter- 
gange der Welt übrig bleiben, der dann im Jahre 2000 n. Chr. G. eintreten würde. 
Melanthons Vorliebe für Astronomie und Astrologie ist bekannt. Vgl. Erl. A. 
62, 321 ff. Köstlin II, 525. Uebrigenus dachte Luther im Jahre 1532 öfters an der 
weit Ende. Vgl Köstlin II, 299 (am E.) Vgl. mit dem obigen Abs. Binds. 
collog. 1, 85. 


902. 


Papistae non tantum non serio servant sua, sed etiam per 
risum et contemptum, quemadmodum quidam Saeerdos mane pro horis 
guis semper dixit Alphabetum, dieens, Domine Deus, ex his 
elementis omnia verba componuntur, tu igitur ex eis elige 
orationem, quae tibi placet!) 


1) Dieser Abs. findet sich bei Binds. colloq. I, 434 (ebenso auch Rebenstock 

I, 2323) in folgender abweich. Form: Ita quidam sacerdos piger cum horas cano- 

nicas orare vellet, in dies pronunciavit alphabetum, concludens: Domine Deus, 

accipe has literas et compone tibi horas canonicas. Man kann nicht leugnen, dass 

Cordatus Aufzeichnung jedenfalls den Gedanken in frischerer und ursprlinglicherer 
orm giebt. 


553. 
Saeramentarij detrahentes auctoritatem Ministrorum dieunt, 
Esto, per illa verba fiat Sacramentum, Deo ipsa!) dicente, quomodo 
autem fiet homine illa dieente??) 


1 sc. verba. 2) Vgl. Erl. A. 59, 181. Fürstem. u. B. 2, 366. Abweichend Binds, 
colloq. I, 23, 24, Rebenst. I, 13^. 


904. 

[201] Theologi speeulative indicante!) de Caussis divinis, 
sinds teuffels, Theologia est practica, non speculativa, Zwinglius 
hatt sein lewentag nicht anders gegleubt, den Christus sey 
in Coena spiritualiter, id est speculative, Omnis ars, Oeconomia et 
politia speculativa est perdita. Der sein rechnung in der hand 
macht?) ist speculativus, Sieut fuit Christan?) Goltschmit*) mit 
seiner Druckerey, A qua si eum non possum avertere, non 
serviam ei ultra.) 


1) Lies iudicantes. 2) Die deutschen Tischr. „wenn man im Handel 
die Rechnung macht, wie viel er des Jahres tragen und Nützung bringen möge“. 
Bindseil colloq.: „wan man im Handel tzuvor rechnung macht, so ist er 
speculativus“, Rebenstock: „si quis in negociatione sua rationem deputat, tunc 
est speculativus*, Das Wort Handel (eigentlich „Art des Thuns, gerichtliche Ver- 
handlung, Ware“ ff. ist von Hand abgoleitet. Weigand I, 761. Cordatus Lesart 
scheint die ursprüngliche zu sein. Luther wird sagen wollen: Wer bei einem Ge- 
schäfte den voraussichtlichen Gewinn an den Fingern vorher berechnet, der ist ff. 
3) Christan — Christian. ‚Vgl. der Kristaene oder der Kristen — der Christ. 





127 


Müller I, 883. 4) Christian Düring, genannt Goldschmidt, errichtete mit dem 
bekannten Maler Lucas Kranach eine Druckerey in Wittenberg. Vgl. Fürstem. 
u. B. IIL 256 Note. Auch sonst wird Goldschmidt erwähnt. Vgl. Binds. colloq. 
I, 416 ,uxori Christiani Golttschmidtt", de Wette u. Seidemann (Br.) I, 102 
„ibellum, quem imprimendum dedisti Aurifabro nostro Christiano“. 5) Die 
späteren Tischr. weichen von der Darstellung des Cordatus sümtlich ab. Die 
deutschen sind sehr weitschweifig, die lat. erzählen die Geschichte mit Goldschmidt 
genauer. Alles Einzelne, namentlich die vielen Zusätze, anzuführen, würde zu weit 

i Vgl. Erl. A. 59, 181, 182, Fürstem. u. B. IT, 366, Bindseil colloq. I, 24, Reben- 
stoc 135. 


900. 

Quod Itali, Tureae, Tartari, Hispani, Galli noverunt, hoc 
item optime seiunt Fucker!) vnd die franekfurdische Mest?), 
nempe Germanos, Bohemos et Polonos omnia consumere mit 
fressen vnd mit sauffen. 


1) Die Fugger in Augsburg. 2) Die Frankfurtische Messe. 3) Ab- 
weichend Erl. A. 62, 407, Fürstem. u. B. IV, 658. 


596. 

. Oportet me ire cubitum et servare dietam!), quam mihi prae- 
seripserunt die heiligen veter, die Mediei, qui et me accusant eis 
immorigerum esse.?) 

1) Lies diaetam = Lebensweise, Dit. 2) Bindseil colloq. I, 96? Im- 
morigerus, vgl. n. 134, 301. 

551. 

[202] Cum faseijs!) eireumvolverent infantem suum, dixit, 
Sehrey fluchs vnd were dich, Ipse Papa etiam me ligaverat, sed 
solutus sum rursus & vineulis eius. | 

1) Mit Windeln. 

558. 
. Qui sunt Theologi, perseverent et non desperent propter ingra- 
titudinem, quia futurum est in triennio, das sie ein Theologum 9 Elen 
aus der erden wurden graben.!) 

1) Vgl. Erl. A. 59, 185, Förstem. u. B. II, 369, auch Erl. A. 59, 241, Förstem. 


u. B. Il, 411, Erl. A. 57, 22, Fürstem. u. B. I, 18, ferner n. 433 u. Bindseil coll. 
III, 132, Erl. A. 62, 339, Fürstem. u. B. IV, 595. 


559. 

Coniugium a Canonibus prohibitum est Sacerdotibus, et 
Civili lege addita poena, ut ab offieio suspendantur et fiant laiei. 
Valeant igitur Tyranni separantes!) tales et occidentes, suspendentes 
vel ad minus exturbantes regionibus.?) 


I) Nämlich von Weib und Kind. 2) Vgl. Erl. A. 61, 290, 291, Fürstem. 
& B. IV, 144, Bindseil colloq. II, 35$, Rebenst. II, 1665. | 


560. | 
Summa, Coniugium Sacerdoti permittitur iure Civili, sed 
addita poena suspensionis, post quam sunt liberi eius haeredes, quia est 





128 


extra offieium, Aber wir mussen herhalten, quia Lex dieit, ,Qui- 
eunque tentaverit Monialem, fit reus eapitis", Porro Pomeranus!) Iure 
Civili suspendendus [203] esset ab officio, Sed quia Ius illud non est 
exeeutum, liberi eius Iure sunt haeredes?) sed non faeto, Papatus non 
potest stare, stante coniugio sacerdotum.?) 

1) Dr. Johann Bugenhagen, genannt Pomeranus, geb. 1484 (?) zu Wollin, 
1523 Stadtpfarrer in Wittenberg, bedeutend als Organisator auf kirchliehem Gebiete 
in Deutschland und im Auslande, 1539 Generalsuperintendent des Kurkreises, gest. 
1558. 2) Die späteren 'Tischr. haben Folgendes: „und weil er noch im Amt ist, 
so sind sie zu Recht, aber nicht mit der ''hat, des Erbes entsetzt und nicht fähig‘. 
Es wäre dann, wohl weniger richtig, zu lesen: exhaeredes. 3) Abweichend 
Erl. A. 61, 201, 292, Fürstem. u. B. iv, 145, Bindseil colloq. IT, 359, Rebenstock 
II, 1675. 


561. 


Papa!) optime eavit sibi, quando leges Caesaris subiecit suis 
Canonibus, ne quid seilieet statuat adversus eum, Hoe tamen eavere 
non potest, ne Canones sui ipsum prae omnibus in terra magis im- 
pugnent, Rigorem enim Canonum nemo minus ferre potest quam Papa?) 
Hoe autem callidissime fecit, quando persuasit mundo, se esse supra 
seripturam, seilicet ut ne Deus quidem aliquid auderet contra eum, 
vnd da hatt er gewunnen. Cum autem nos sentiamus, eum sub 
seriptura esse, Do ligt er doniden?), Gerson!) tribus libris scribit, 
eum seripturae subiectum, Er hatts szo grob gemacht), ut etiam 
iudieio rationis possit iudieari.9) 

1) Die deutschen Tischr.: der Papst ist der grausamste T yrann, die lat. 
„Et P«pa crudelissimus "Tyrannus". 2) Die deutschen Tischr.: der Papst und 
seine Geschmierten. 3) Deutsche Tischr.: Da liegt er danieder im Dreck. 
4) Johann Charlier von Gerson (einem Orte bei Rheims), Doctor Christianissimus, 
1395 Kanzler der Universität Paris, geb. 1363, gest. 1429 in Lyon. Er war der 
entschiedenste Verfechter der Idee, dass ein allgemeines Concil tiber dem Papste 
stehe. — 5) Deutsche "l'ischr.: Aber der tolle Esel, der Papst, hats so grob ge- 
macht. Die lat. „ille insensatus asinus papa etc. 6) Ganz abweichend Erl. A. 
61,291 Abs. 2. Fürstem. u. B. IV, 144, Binds. colloq. II, 358, Rebenst. II, 166". 


= 


962. 


Christus ex Antithesi argumentatur, quando dieit!), Qui ex Deo 
est, verbum audit, Vos non ex ete. 


1) Joh. $, 47. 


563. 

[204] Melior est tristicia spiritus quam securitas mundi. Et 
duplex est tentatio conseientiam vexans, Satan enim primo vexat 
nos mendatio, quando nos iustificatos fide aeeusat peeeati, Corpus autem 
tentat homieidio, Tristieiä eorpus occidit, Seeuritate conscientiam puta, 
quod in se est. Porro nemo aliquam tentationem sibi eligat, Si autem 
venerit, paciatur illam, et faeiat!) sibi plurimum profuturam.?) 

Die deutsch. Tischr. „so leide er sie und wisse, die lat. Tischr. „patiatur 


illam et sciat. 2) Abweichend Erl. A. 60, 86, Fürstem. u. B. IIT, 105, Bindseil 
colloq. II, 204, Rebenstock Il, 223*. 





129 


564. 


Ex omnibus tentationibus oportet nos experientia discere, Sa- 
tanam mendacio et homicidio occidere. Spiritu tristieiae invidet 
nobis gaudium conscientiae ex fide, Mendacium eius obstat veritati 
Christi, Noeh wird er Christum vom himel nicht herunter 
reissen!), Quod si fecerit, wil ich mich an den negsten baum 
heneken.?) 

1) Die spät. Tischr. „Aber sei getrost und stark im Herrn; es wird besser 
werden! Wird man uns Christum aus dem Himmel herunter stossen“ oder „sed 
furtis esto, Es wirdt besser werden, wan er Christum wirdt vom hiemel wissen (?), 
so fl. (Rebenst. „sed fortis esto, meliora senties, si Christum de coelo 
rapuerit). » Erheblich abweichend Erl. A. 60, 87. Fürstem. u. B. III, 105, 
Bindseil colloq. I, 295, Rebenst. II, 223*. Vgl. auch Erl. A. 58, 126, Fürstem. 
u. B. 1,398. Erl. A. 60, 171, Fürstem. u. B. III, 168. 


565. 

Dieenti!), Er wolt lieber die grosten kranekheit leiden 
quam hane suam tentationem eonseientiae, Respondit, Darnach die 
kranekheit sein. Nam ad quemeunque morbum aecedit impacientia, 
[3| Da hebt sieh des teuffels freude, quod Job eontigit prinum 
paeientissimum?), Cum autem diceret in eorde suo, Deus irascitur, Da 
ward es yhm sawr, et blasphemans dicebat, Got ist nymer Barm- 
hertzig, quod est dicere, Deus naturam suam mutavit, Si autem non 
mutat naturam, nee miserieors esse cessat.) 

1) Nach den lat. Tischr. war es Dr. Hieronymus Weller. Vgl. p. 174 d. M. 


1 Lies pacientissimo. 3) Abweichend Erl. A. 60, 57, Förstem. u. B. III, 105, 
ähnlich Binds. colloq. I1, 295, Rebenstock II,223*. Erl. A.60,171, Fürstem.u. B. Il, 168. 


566. 

Deum finem faeere omnis tentationis, Ego testis sum, cuius 
eorpus tristicia adeo vexatum est ante deeennium, ut vix spi- 
ntum traherem, Ratio huius!) est, quod deus voeat ea, quae non 
sunt, Ita me solum luetando et seribendo liberavit?), Solum dico, quia 
quaeeunque?) aeeessissem consolationem relaturus, omnes respon- 
debant, ich weis sein nieht. Solus non est, qui tentatur, quod psal- 
tenun indieat, Dixi in excessu!) ete. Da findet man tentationes 
puta in psalmo, Ego singulis noetibus expertus sum hune versum ?), 
Lavabo per singulas noctes, nee tamen praevalet Satan, quia er hatt 
sieh an Christo verbrent.*) 

, . D Zu erwarten wäre: huius rei. 2) Die deutsch. Tischr. ,tróstet mich Gott 
wiederumb durch seine lieben Engel mit Kämpfen und Schreiben*, die 
ht. Tischr. „me confirmavit suis angelis luetando et scribendo". Zu der obigen 
lesart liberavit ergünze omni tentatione. 3) Quosceunque? — 4) Psalm 
116, 11: Ich sprach in meinem Zagen ff. 5) Psalm 6,7. 6) Ganz abweichend Erl. A. 


60, ss, Fürstem. u. B. TII, 106, Binds. eolloq. II, 296, Rebenst. II, 223". Vgl. ferner 
Erl. A. 60, 105, Fürstem. u. B. III, 121. Erl. A. 60, 171, Fürstem. u. B. II, 168. 


967. 
Tristieia spiritus est ipsa conscientia, quam ipsam paciens!) 
partunt extremum diem, Cum autem parturiamus illum [206] propter 


9 


130 


Christum, non peribimus. Den?) Sathan hat Christum noch nieht 
verdampt, Et talis tentatus non sentit tentationes cerporis, puta 
seortationis, Solehe kleine teuffels parteken?) haben do nicht zu 
schaffen, sed affeetus impediunt bona opera.  Seortator enim non 
studet.!) 


I) se. conscientia. 2) Lies Der. 3) Vgl. n. 326. 4) Ganz abweichend 
Erl. A. 60, 10*, 109, Fürstem. u. B. III, 121, Binds. colloq. II, 296, Rebenst. II, 224». 


868. 
Ludens eum infante dixit, Ach optima Dei benedictio, qua 
rustiei non sunt digni, sie sollen sew haben.!) 


1) Vgl. Erl. A. 57, 275, Fürstem. u. B, I, 212. 


969. 

Anno 17 in die omnium sanctorum incepi primum seribere 
eontra Papam et indulgentias, Anno 18 exeommunieabar. 
Anno 19 disputabam Lipsiae eontra Eceium.!) 

1) Bindseil colloq. IIT, 261: anno 1517 in festo omnium sanctorum primum 


coepi contra papatum scribere contra indulgentias. 18 excommunicabar. 19 dispu 
tabam. Vgl. auch n. 172, 33S, 343, 344, p. 330, 342 d. M. 


370. 


Ubi est eaput Melaneolieum!), ibi Diabolus habet suum 
balneum. Tali non convenit ieiunus stomachus auf vita solitaria. 
Hue pertinet exemplum de Sorore Episcopi 8: —?) 


1) Lies Melancholieum. 2) Episcopi Salzburgensis? Vgl. Bindseil 
colloq. II, 206, Rebenst. II, 221», ferner n. 167, Erl. A. 60, 124, Fürstem u. B. III, 132, 
Binds. colloq. II, 305. 


911. 

Gersus!) optime vidit, das wir sein wie verlorne schaffe, 
[207] eum soli sumus, Ideo dixit Christum suam Caenam instituisse in 
Communionem, Is Gerson solus seripsit de tentatione spiritus, alij 
omnes tantum de Corporalibus seripserunt, Nemo ex omnibus alijs. 
neque Augustinus?) Bernhardus?), Seotus*), T'homas5) ete. seripsit 
de pusyllamitate^) spiritus nisi ille. Wilhelmus Parisiensis*) etiam 
aliquid scripsit*), Seholastiei autem Doctores neque ad Cateehismi 
eognitionem pervenerunt.?) 


1) Diese Form könnte auch aus Gersonus entstanden sein. Doch hat Cor- 
datus gewöhnlich Gerson. Vgl. n. 561, ebenso oben Zeile 3 „ita Gerson solus“. 
Vgl. auch n. 572, sowie p. 253 d.M. 2) Vgl. n.2s. 3) Vgl.n. 491. 4) Johannes 
Duns Seotus, Franciskaner, geb. um 1275, Doctor subtilis, Lehrer der Scholastik zu 
Oxford, Paris und Köln, gest. 1308. — 5) Thomas von Aquino, Doctor angelicus, 
Dominikaner, der grósste aller Seholastiker, geb. 1224 zu Aquino in Calabrien, 
gest. 1274. 6) Lies pusillanimitate. 7) Wilhelm von Auvergne (Guil. Alver- 
nus), seit 1225 Bischof von Paris, deshalb Parisiensis genannt, gest. 1248. Schrieb 
„de tentationibus", worauf Luther hindeutet. 8) se. de pusillanimitate spiritus. 
Die lat. Tischr. , Wilhelmus Par. etiam de hac tentatione sensit. Die deutschen 
Tischr. ,Wilh. Par. hat auch etwas von diesen geistlichen Anfechtungen gefühlt. 
9) Die spät. Tischr. mit mehreren Zusützen. Vgl. Erl. A. 62, 121, Fürstem. und B. 
IV, 393, Bindseil colloq. II, 297, Rebenst. II, 224. 





131 


912. 


Gerson solus sub Papa consolatus est conscientias dieens, Ach 
es mus nieht alles ein todsunde sein, quod fit contra Papam, 
Den!) ein scheplir?) nicht an haben, horas?) nieht beten ete. Et 
aliquot liberavit a desperatione, fuit vir optimus, Nee tamen eo per- 
venit, ut eonsolaretur Christianos per Christum et promissiones, Non 
tuit Legem, sed extennavit dieens, Ach es mus nicht alles szo 
hart sund sein‘) 

1 Den = als, nicht allein nach Comparativen, sowie nach Wörtern 
verneinenden Sinnes, sondern auch für tum und tunc, praeter, nisi, endlich 
fir nam und enim. Dietz I, 397. 2) Mittel. der scheplaer, 1482 
der scheppler (von „scapulare“‘) = das Schulterkleid des Ordensgeistlichen. 
Weigand 11, 533, Schmeller III, 375, Müller II, Abt. 2, 87. Vgl. „dem waer vil bezzer 
daz er waer in einem walde ein klösenaer denn daz er treit einen scheplaer 
Renner 6%41. 3) Die sieben ,horae eanonicae“ nach Psalm 119, 164: „Ich lobe 
dich des Tages siebenmal*. 4) Abweichend Erl. A. 62, 121,122; 60,8%,89, Fürsten. 
u.B. IV, 394; III, 106. Bindseil colloq. IT, 297, Rebenstock II, 224v. 


r 
913. 

Si eonfero Mosem et Christum, So stost Christus dem vasz 
seinen Bodem aus et dieit, Ne sit tua fiducia in Mose, sed in 
Christo, [208] Bistn nicht from, so bin ich from, Et haee est ars 
Christianorum a meo!) peceato transilire ad Christi iusticiam, quae 
adeo eerte mea est atque hoe eorpus meum, Lebe ich, szo lebe ich 
in yhm, Sterb ich, 8zo fare ich auff yhn dohin, In hune sum 
baptizatus, Hune sumo in Sacramento, In ipsum Catechisor?), Er 
nimpt sieh vnser an, non?) illi confidamus, Miror autem, me hane 
selentiam non discere, Omnes autem  diseipulos meos eam ad 
unguem?) tenere.*) 

1) Für suo mit Bezug auf das Folgende. 2) Vgl. n. 455. 3) Lies modo 
= wenn wir ihm nur ff. Der Fehler rührt vor der Verwechselung der gleichen 
Compendien „n“ und „ni“ her. 4) Ad oder in unguem (eic ó»vza oder Er ürvyog) 
- bis auf die Nagelprobe (von den Bildhauern gesagt, die die Glätte ihrer Arbeit 
zuletzt mit dem Nagel prüften) d. h. auf das Genaueste. Nach anderen ist 
„die Nagelprobe“ die Probe eines völlig ausgetrunkenen Glases oder Bechers, 
worin so wenig geblieben sein muss, dass es als Tropfen auf den Fingernagel ge- 
tropft stehen bleibt, wovon in Franken die Redensart „auf ein Näglein trinken“. 
Heinsius, Würterb. d. deutsch. Spr. HI, 5*5. Vgl. auch Weigand II, 188, 
Schmeller, Bair. W. II, 6S5. Letztere Sitte wird bereits in der IToftrinkordnung 
des Kurfürsten Christian II. v. Sachsen von 1611 erwähnt. 3 Erheblich ab- 
weichend Erl. A. 62, 122; 60, 89. Förstem. u. B. IV, 394, 395, III, 107; Bindseil 
colloq. H, 207, Rebenst. II, 224^, 225", auch Erl. A. 58, 402, Förstem. u. B. II, 195. 


514. 

Impudentissimum vitium est et fallacia Sathanae maxima, nos 
magis fidere hominibus quam Deo, Ieh versehe mieh mehr guts 
zu meiner ketha!) vnd eueh allen den zu Christo, eum tamen 
sciam neminem talia pro me fecisse, qualia ille. Et eum tanta mihi 
feeerit, magis eum timeo quam amo? Statim dum dico, Ja ich bin 
ein armer sunder, Mox respondet Christus, Imo pro te mortuus 
som, Ideo te baptizavi, Ideo te quotidie doceo, Quam pacienter tulerit 


g* 








132 


erassos mores Apostolorum et?) elementissime vixerit eum eis, nobis 
pervidendum est. Christus, comparatus ad omnes natura elementissi- 
mus, solus tamen agnus est, illi leones. Quod summa arte sua Demon 
[209] invertit, severum Iudieem ex clementissimo Christo faciens, Tu 
autem hoe seito, Christum non esse, qui terret, sed Satan est, Hoe 
mihi erede ut loquenti Deo, Spiritus enim sanctus homini loquitur per 
hominem sine revelatione, Pomeranus improvisis verbis me saepe 
eonsolatus est, quae et hodie mihi sunt solatio, Ita spiritus sanetus 
nobis improvise loquentibus homines docet et eonsolatur.?) 

1) Vgl. n. 506: „Ego M. Lutherus vxori meae et vobis singulis plus confido 
quam Christo etc." Mittelh. sich verséhen — habe Zuversicht, glaube eines Dinges 
gewiss zu sein, rechne auf etwas, fürchtend oder hoffend. Sich verséhen zu = 
etwas von jemand erwarten. Vgl zu den er früntschaft sich versach 
Ludw. Kreuzfahrt (v. der Hagen 1554) 1302, tröstes wich zu dir versach Minnes. 2,516. 
Müller 11, 2,250. 2) Etquam clem.? 3) Abweichend Binds. colloq. IT, 29S, Rebenst. 
II, 2258. Ganz abweichend und nur dem Gedankengange nach ähnlich in Bezug 
auf d. 2. Teil Erl. A. 58, 141, Fürstem. u. B. I, 409, in Bezug auf das Ganze Erl. A. 
55, 106, Fürstem. u. B. 1, 353, 3954. Vgl. auch n. 506 und die dort angegebenen 
Parallelstellen. 


875. 


Summa lectio Theologiae!) est Christum pusse agnoscere, 
Da sol der praeceptor vom diseipulo vnd discipulus vom praeceptor 
nieht schemen?) zu lernen, Et si ego possum indulgens et suavis 
esse amieo meo, quanto magis Christus mihi??) 

1) Die deutsch. 'lischr. „die fürnehmste Lektion und Studium in der Theo- 


logia ist. 2) „Schemen“ im Mittelh. auch ohne sich. Vgl. Pareival 33, 19. 3) Vgl. 
Erl. A. 58, 126; 57,5.  Fürstem. u. B. I, 395, I, 6. 


976. 

Quando Satan me dueit ad Legem, sum damnatus, quando 
autem Christus retrahit me a Lege ad Euangelium et promissiones 
Dei, liber sum et iustus!), Ideo Petrus dieit magno verbo, Creseite 
in agnitione Christi?), non in agnitione Dialeetieae aut alterius alieuius 
artis quasi iustificantis, sed in agnitione Christi, Contra summa ars 
Satanae est, ut nobis hane cognitionem obseuret, quo fit tandem, ut 
amico plus fidamus quam Christo.?) 

I) Die deutsch. Tischr. abweichend: „Wenn man mich aber zum Gesetze 
führet, so bin ich verdammt; da ich aber die Verheissung ergreife, so bin ich frei 
und los“. 2) 2. Petri 3, 18. 3) Vgl. Erl. A. 58, 126; 57, 5. Förstem. u. B. 
I, 398, I, 6. 


971. 

[210] Tanta est magnitudo gratiae in Christo, ut sine tentatio- 
nibus et angustijs hoe non experiamur neque intelligamus neque per- 
eipiamus. Ego, si non tentarer a Tyrannis et falsis fratribus, fierem 
superbissimus in donis meis, Ich fure mit meiner grossen kunst 
zum teuffel, Meis viribus ascriberem, non Deo, non gratiae, Non 
orarem ete. Ideo colaphysor.!) 


1) Lies colaphizor (xoAapisouaı). Vgl. n. 360. Erl. A. 58, 107 (Abs. 6 
u. 7), Fürstem. u. B. I, 354. Rebenst. Il, 220b. Ganz ähnlich Bindseil colloq. IT, 2*. 


133 


918. 


Seriptura Davidem appellat vermem ligni (2. Reg. 23)!) tenerri- 
mum, Das Holtzwormlin ist ein klein weich dinglin, Hat vorn 
ein hart russelin, vnd beist dureh alles harts holtz, Ita 
Christus hat ein harts schneblichen, quaudo corripit Impios, reli- 
quum est eorpus tenerrimum et suavissimum. 


1) 2 Reges (Sam.) 23, 8: ,ipse est quasi tenerrimus ligni vermiculus* (Vulgata). 


549. 

Psalmus 100!) est vertex est?) eaput totius seripturae, Regnum 
et sacerdotium Christi exeellentissime describit dicens, Christum esse, 
qui omnes regat et interpellet pro omnibus, vnd habs gar in seiner 
hand, Egregia et spiritualis explanatio est. Dignus est ille psalmus ^*), 
81 eorpore valerem5), Ich macht mich an yhm. 

1) Lies „il0“ 2) Lies et. 3) Die spät. Tischr. Bindseil colloq. II, 225, 
Rebenstock II, 204* haben: ,Hic psalmus dignus est (oder dignus est h. ps. R.) 
egregia et spirituali explicatione (xceptigne R.) si valerem, so macht ich mich an 
iln (illum ego exponere conarer R.)“. Man könnte daher vermuten, dass oben zu 
lesen sei „egregia et spiritua'i explanatione est dignus ille ps.“ Einfacher erscheint 
jedoch, wenn hinter dignus, welches am Ende der Zeile steht, explicatione 
eingeschoben wird. Die meisten Auslassungen einzelner Wörter erfolgen bei Cor- 
datus am Ende der Zeile. Dann würden die Worte „egregia — explanatio est“ 
sich auf das Vorige beziehen, wozu ,regni et sacerdotii Christi^ zu ergänzen wäre. 
Freilich geben beide Vorschläge guten Sinn. Endlich könnten auch die Worte „ich 
macht mich an yhm* den Objektssatz zu dignus bilden im Sinne von quem 
tractem. 5) Im Anfange des Jahres 1532 war Luthers Gesundheitszustand 
schlecht. Vgl. n. 453 mit der dazu geh. Note. Auch im Febr., als er den kranken 
Kurfürsten in Torgau besuchte, befand er sich nicht gut. Das Ucbelbefinden 
dauerte bis in den Mai hinein. Vgl. Köstlin II, 271, 660 nebst der dort angegebenen 
Lit. Im März 1532 beschäftigte sich Luther mit der Auslegung wichtiger Psalmen. 
Köstlin II, 271, 272. 


580. 


Esto bono animo qui tentaris, Si te Deus haetenus maceravit, 
ultra eonsolabitur, Nam Deus exhausto olim eorpore [211] meo 
et omnibus viribus meis!), adeo me iuvit, das ich gantz ander 
blut vnd fleisch Habe, Addidit et laeticias, dedit mihi uxorem et 
liberos, Des ieh mich zu derselbigen Zeit nicht hett dorffen 
vnterstehen.?) 

I) Vgl. n. 566. 2) Mittelh. ich understän mich mit d. Gen. — ich unterwinde 


mich einer Sache d. h. nehme etwas über mich, auf mich ff. Müller II, 2, 5506, 
lll, 650. Vgl. ir understónd iuch grözer sachen Zürich. jahrb. 74, 36. 


981. 


Cum mentionem faecio der Dialekte Germaniae, praefero 
hassicam linguam omnibus, quod aeeentibus et eanendo verba omnia 
pronuneiant. Austriales nullas servant diphthongos, Etiam Fran- 
cones loquuntur unisona voce.!) 

!) Aehnlich Kummer Tischr. p. 295b bei Lauterbach p.134, abweichend in 
Bezug auf den Schluss Erl. A. 62, 424, Förstem. u. B. IV, 673. Binds. coll. I, 378 


hat das Obige in folgender Form: „(iermania tot habet Dialectos, ut in triginta 
miliaribus homines se mutuo non intelligant. Austri et Banati (soll wohl Bavari 


134 


heissen) nullas servant diphthongos, dicunt enim e, ur, fe, ur, Broedt pro feuer, 
Euer, brodt. Ita Francones unisona et crassa voce loquuntur* vgl. Erl. A. 
62, 421. Ueber die Vorzüge des sächs. und märkischen Dialekts spricht Luther 
Erl. A. 62, 313, 421. 


982. 

Sapientum et divitum hominum consilium fuit, filias nubiles 
praesente peeunia dotare, filios vero agris, pratis, domo, et nisi hoe 
fieret, distraheretur filijs haereditas!), Ideo sol man die guter den 
sunen lassen.?) 


1) D. h. so würde den Söhnen die Erbschaft zerrissen, verkürzt werden. 
2) Mit Zusützen versehen Erl A. 61, 181, Förstem. u. B. IV, 48, Binds. II, 351 
(Ende d. Seite). 


989. 


Wen ich ein Haus bawen wolt, szo wolt iehs werlieh in 
diesen sewstal!) nieht bawen, den der walh?) ist nichts werd, 
[212] den das er viel gelt gesteht?), Wen der rasen weg ist, 
szo fleust der sand dohin, szo lauffen die sew vnd hunde 
heruber. Aggeres quidem eongerere a veteribus desumptum est, sed 
illis, qui pro aggeribus habebant aptam terram, Princeps noster 
optimus decipitur a suis nobilibus, a quibus persuasum est!) 
murum huius Civitatis demoliri lapideum, et sufficere alium, 
qui ex Arena est) 


1) Wittenberg. 2) Mittelh. der wal = der Wall 3) Vgl. n. 532, Note 2. 
» sc. ei. 5) Hiernach scheinen die n. 61 erwähnten Befestigun spläne des 

urfürstl. Stadthauptmanns H. v. Metzsch, welche Luther 1531 durch Interven- 
tion beim Kurfürsten Johann zu vereiteln gesucht hatte, 1532 — denn in dieses 
Jahr fallen viele dieser Unterredungen, vgl. n. 54%, 549, 551 — in Folge des Ein- 
flusses des Adels bei Hofe aufs neue, und zwar in weiterem Umfange, wieder auf- 
getaucht zu sein. Ob und wie weit sie zur Ausführung gekommen sind, lässt sich 
schwer ermessen. Luther fühlt sich in Wittenberg (vgl. auclı Cord. p. 410) nicht 
sicher, da ihm ein Erdwall, der aus Sand besteht, keinen genügenden Ersatz für 
eine Steinmauer zu bieten scheint. Auch sonst ist von Arbeiten am Walle in 
Wittenberg, die in diese Zeit fallen, die Rede. Vgl. z. B. Erl. A. 62, 209, Binds. 
colloq. II, 331. Aus Cordatus, welcher p. 247 dasselbe erzählt („Lebe ich noeh 
ein Jar, szo mus mein armes stublin hinweg, daraus ich doch das 
Bapstumb gesturmet habe ff."^) geht hervor, dass alle diese Pläne und Arbeiten 
wohl im Jahre 1532 wieder aufgenommen sind. Wiihrend nach Cordatus n. 61 die 
„aggeres“ als Provisorium angesehen werden künnen, scheinen hier die Erdwälle 
überhaupt an Stelle der Stadtmauer treten zu sollen. Schliesslich bedürfen die 
Worte „princeps noster optimus* noch einer Erklärung. Mit ihnen ist vielleicht 
schon der Kurfürst Joh. Friedrich v. Sachsen gemeint. Sein Vater, der Kurfürst 
Johann erkrankte im Febr. 1532 und starb im Aug. dess. J. Cordatus p. 277 ist 
von seinem "lode als einer bereits abgeschlossenen A'hatsache die Rede. Während 
von Johann ausdrücklich betont wird, dass er ein ,principem constantissimum in 
religione et perseverantem in politia bene constituta^ gewesen sei (Binds. colloq. 
I, 346), so hegte man beim Regierungsantritte des neuen Kurfürsten ernstliche Be- 
sorgnisse, dass die Herrn vom Hofe an seiner Statt regieren würden (Köstlin II, 276, 
Binds. I, 346, 348, Erl. A. 61, 359), ja Binds. I, 341 heisst es, dass er „per quinquen- 
nium a suis nobilibus et sequestratoribus bene expilatum esse“ und Lehrgeld habe 
geben müssen. Vgl. auch Erl. A. 61, 390, 391, 393, 397. Für diese Auffassung 
spricht auch, wenn es am Ende der folgenden Absätze n.584 u. 585 heisst: „et 
princeps noster post damna Incipit nunc exemplo suo (für ejus se. Friderici) 
fieri prudentior*, und ,modernus autem princeps noster*. Von dem 1525 zur 
Regierung gekommenen Kurfürsten Johann würde Luther 1532 doch nicht sagen 
können: „Unser neuer Landesherr“. 











135 


984. 


Friderieus Dux sapientissimus fuit, Is solus habuit administra- 
tionem regni sui, Hats nicht alles den scharhansen befholen, 
Et saepe dixit, weil!) ich lebe, will ich selbs furst im lande 
sein, Et summa diligentia constituit tantum praefectos bonos et pru- 
dentes, Et princeps noster post damna Ineipit nune exemplo 
suo fieri prudentior.?) 

I) = so lange als. 2) Vgl. n. 583 Note 5. Mit dem obigen Abs. vgl. Erl. A. 
61,357: „Unser gnädigster Herr, Herzog Friederich, Kurfürst zu Sachsen, war ein 
soleher Mann, der alles nach seiner Vernunft und natürlichen Verstande, Rat und 
Weisheit regierte; H. Johanns Friederichen wards wohl furgeschrieben und vor- 


gemalet, aber seines Herrn Vettern Weisheit erlanget, noch erreichet er nicht". 
Dasselbe Fürstem. u. B. IV, 203. Vgl. Binds. coll. Il, 140. Rebenst. II, 113^. 


585. 


Unus homo nullus homo, nisi sit ut Fridericus!) ille fuit 
divinus vere hominum, Qui propter negotium verbi in omnibus aulis 
principum habuit suos exploratores, ut investigaret omnia [213] eon- 
slla, quae tandem sua prudentia convelleret, Modernus autem 
princeps noster?) suos ipsius praedicatores nutrit in aula sua. 


1) Friedrich der Weise von Sachsen. 2) Vgl n. 583 Note 5. 


580. 


Si rustici scirent summa negotia et arduos casus, in quibus ver- 
santur prineipes, gratias aeturi essent Deo de statu suo bono et 
tranquillo, Ipsi vero, ut oves et boves tantum pompam et palatia 
eorum!) vident, euras non vident, Ideo securi et stertentes in pace 
deum dehonorant et nocent hominibus Magistratum contemnentes.?) 

I) sc. principum. 2) Die deutsch. Tischr. „da ein Bauer hinterm Ofen liegt, 


brät Birn und ist sicher*. Abweichend und mit vielen Zusätzen versehen Erl. A. 
61,352, Förstem. u. B. IV, 198. Ueber die rustici vgl. n. 24, 63, 587, 588, 589. 


587. 

D. Friderieus!) praeceptori Liehtenbergensi?) gradatim et 
ordine recensuit, Rustieorum vitam in eivilibus eonditionibus omnium 
esse foelieissimam, Cives eum magna cura emere et iactura vendere, 
Nobiles suas habere molestias, Principes autem versari in summis 
Cnris. Rustieis autem ut omnia sponte erescerent, ita omnia, quae- 
ennque possunt, earissime vendunt, Et solis illis summam palmam dedit 
fortunarum, Quod deeimas dant et annuos Census, propter terram dant 
et fundos, qui sunt Prineipum. Ita de eis verum esse?) quod dicitur, 
Jhe besser land, yhe erger leuthe.‘) 

!) Friedrich der Weise von Sachsen. 2) Magist. Wolfgang Reissenbusch, 
Praelat und Praeceptor des Antoniusordens zu Lichtenberg (Lichtenburg) in Sachsen. 
Seckendorf. Index. I. — 3) Wieder vonrecensuit (= eingehend auseinandersetzen) 
ahh. gedacht, nachdem mit den Worten ,ita omnia — vendunt* die indirekte Rede 


verlassen war. 4) Abweichend und weitläuftig Erl. A. 61, 352, 353, Fürstem. u. B. 
IV, 199, 199. Das Sprichwort auch Bindseil colloq. III, 101. Erl. A. 62, 414. 








136 


9B8. 


[214] Rustici querentes de improbitate!) laborum mentiuntur. 
Omnes enim labores eorum sunt laetissimi, vel hae una caussa, quod 
pleni sint omnes optima spe, plantare, agricolari?), ligna seeura?) et 
reliqua, Leiden nieht sher in der narungen ut Cives, Imo 
verus commentator vitae ipsorum est Virgilius in Bucolicis ): Foe- 
lices nimium Agricolae*) ete. 


1) Wohl im Sinne von molestias. Vgl. Du Cange II, 35 ,improbus* = 
molestus. 2) Agricolari (schon bei den Spätlat. vorkommend), auch mittelalt. 
agricolare, agricolere — agrum colere. Du Cange I, 126. 3) Lies secare. 
y Lies in Georgicis. Luther citiert nach dem Gedächtnis. Daher wird auch der 

ers nicht richtig angegeben. 5) Die deutschen Tischr. ,Felices nimium Agricolae, 
bona si sua norint*. Richtiger lautet der Vers Virgil Georg. II, 458: ,O fortunatos 
nimium sua si bona norint, Agricolas ete.^ Vgl. die abweich. und Zusätze bietende 
Darstellung der spät. Tischr. Erl. A. 61, 353, Förstem. u. B. IV, 199. 


989. 


Sortem suam rustici non agnoscunt, ideo percutit Deus eos hoc 
malo, quod servi et ancillae eorum melius habent quam ipsi Domini, 
quia euras domesticas non curant nee sentiunt, sed tantum labores 
ipsorum, Mein Wolff!) hatts besser den ich vnd mein kete. 
Coniugium enim seeum afferens molestias, illas in primis viro imponit. 
Summa, yhe hoher standt, yhe grosser ferliekeit?) Optat 
ephippia bos: vult arare caballus?) Nemo sua sorte con- 
tentus est.) 


1) Luthers Famulus Wolf Sieberger. Vgl. Köstlin II, 169, 501. — 2) D. h. 
‚je höher der Stand, desto grösser die Gefahr". 3) Richtiger und vollständiger 
lautet der Vers, der wiederum nach dem Gedächtnis citiert ist: „Optat ephippia 
bos piger, optat arare caballus*. Horatius epist. !, 14, 43. Richtig bieten ihn 
die deutschen Tischr. +4) Diese Worte, die zugleich den Hanptgedan en des vor- 
hergchenden Verses ausdrücken sollen, sind ohne Zweifel eine Anspielung auf die 
bekannten Verse des Horatius Sat. f. 1, 1—3: „Qui fit, Maecenas, ut nemo, 
quam sibi sortem seu ratio dederit seu fors obiecerit, illa contentus 
vivat, laudet diversa sequentes*, wo unter den Beispielen, welche beweisen 
sollen, dass die Menschen mit ihrem Lose unzufrieden sind, auch der Bauernstand 
erwähnt wird. Mit vielen Zusätzen Erl. A. 61, 353, Förstem. u. B. IV, 199, 200. 


Pr 
990. 

Etsi omnes homines sint Achei!), in se tamen habent conscien- 
tiam mali et praemia boni, ideo cavent sibi. 


1) Luther scheint wiederum an einen Vers des Horatius zu denken. Epist. 
II, 2, 14 heisst es: „Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi*, was Seume „Mein 
Leben* p.26 der Hempelsch. Ausgabe übersetzt: Wenn sich die Könige raufen. 
müssen die Bauern Haare lassen. Dies könnte erklärt werden mit „Wenn auch 
alle Menschen geringen Standes oder Heiden würen, so tragen sie dennoch 
das Bewusstsein des Bösen und des Guten in sieh ff. Allein es ist fraglich, ob 
Luther, wenn er auch oben vorher Horatius eitiert hat, sich einer so feinen An- 
spielung hat bedienen wollen. Auch verlangt der Zusammenhang ein Wort, welches 
einen schärferen Gegensatz ausdriickt. Es wird daher zu lesen sein: , Etsi omnes 
homines sint athei (@9eo:) == Atheisten. Das Wort atheos oder atheus 
kommt in den spät. lat. Tischr. öfters vor. Vgl. z. B. Binds. colloq. I, 28. 


591. 
[215] Papistae impudentissime omnia affirmat!) sine Seriptura. 
Petrus est summus apostolorum, Ergo Papa ius habet condendi leges 





137 


et statuendi traditiones, Ecce duo gladij Ergo Caesar debet 
feudum aceipere a Papa, Ita insaniunt maxime ad perniciem secu- 
laris Magistratus, qui tamen salvatur Legibus, Si enim Leges non 
füissent ante Canones, Der keyser were langst?) vntergangen, 
Ergo gentiles per legem suam Caesarem defendunt contra Papam 
Christianorum, Scevola?) Ulpianus!) ete, qui ante Codicem?) 
fuerunt. Papa, si auetoritatem non haberet, Leges non conderet, Sieut 
nune parochi Leges condere non possunt, quia sunt sine auetoritate. 
1) Lies affirmant. Ueber die beiden Schwerter vgl Grimm, 
Einl. z  Freidank p.57. 2) Aeltere Form für „längst“ ums Jahr 1482. Weigand 
1,1055. 3) Q. Mucius Scaevola Pontifex, gest. 52 v. Chr., einer der ausgezeichnet- 
sten römischen Juristen. 4) Domitius Ulpianus aus Tyrus, gest. 228 p. Chr. unter 
Alexander Severus, der berühmte rómische Rechtsgelehrte, dessen Schriften dic 
Grundlage der Pandekten bilden. Man ergänze „defendunt Caesarem (suis legibus 
oder seriptis).^ 5) Von dem codex Justinianeus, welcher der Rechtspflege 
als Basis dienen sollte, erschien der erste Teil, der die institutiones iuris enthielt, 
im Jahre 529, der zweite die Digesta oder Pandecten (zavóéxro:) enthaltend 534. 


502. 
Papa cum suis Canonibus ist eittel bettelwerek ex Legibus 
Caesaris.!) 
1) Vgl. Erl A. 60, 373. Fürstem. u. B. lII, 316. Binds. colloq. Ill, 254: 


Papa cum suo iure ist eittel bettelwergk, emendicavit ex iure civili. Fast ebenso 
Rebenstock II, 89b. 


503. 

, Author deeretorum asinus fuit, qui non definivit, quid sit ius, 
quid Lex, quid Consuetudo, de quibus tamen statim loquitur. Per 
Deeretales mundum regunt, Continent enim forensia et politiea, Nihil de 
Ecclesia continent.!) 

1) Vgl. Erl. A. 60, 372 (Anfang des Abs.), 373 (Base d. Abs.), Förstem. u. 


B. III, 315, 316, Binds. eolloq. 111, 253 (Anf. d. Abs.), 254 (Ende d. erst. Abs.), 
Rebenst. 1l, $92, 89b, 


904. 


Rustici hodie plane sunt sues, et nobiles, qui olim capri 
füerunt, [216] imitantur eos. 


905. 

Pro iusto praeeio seu luero eenseri posset, si viginti nummi 
unum luerarentur, quod faeeret quinque florenos de Centum, Nune 
autem simplieiter volunt, ut unus nummus pariat unum aut eis alte- 
rum, e£ eentum floreni ducentos, et tales non diteseunt stabilibus opibus 
Raltem.!) 


_ I) Abweichend und mit Zusätzen versehen Erl. A. 57, 349, Fürstem. u. B. 
L 271, Binds. colloq. 1, 410, 411, Rebenst. I, 222». 


590. 
Verus Theologus seire debet totum corpus Bibliae, scilicet quis 
status sit et ordo Moses!), Davidis, Esaiae, Hieremiae, Euange- 
listarum, Pauli ete. Neque enim satis est unum aut alterum pro- 


138 


phetam intelligere, Euangelistam unum aut unam epistolam Pauli 
intelligere, Verum nune quilibet Bachans”) in Theologia vult esse 
Magister, Juristae autem cordatiores sunt Theologis, Die bleiben 
bey yhre legibus et urgent illas?), Ideo nos non bene facimus, quod 
seripturam tam lueide transferimus, quia multos desides fa- 
cimus, [217] multos audaces, sieut elarum fit ex Epistolis Pauli, de 
quibus paulo ante omnes eonfessi sunt. se nescire, quid Paulus doceat, 
Nune autem seiunt plus quam omnia, Sieut Butzerus?*) vir est, qui 
tamen ad hane Bibliae eognitionem numquam pervenit, Dieit enim in 
quodam libro suo, Vniversas gentes, quae suam religionem servaverunt. 
salvas per illam faetas esse?), Das heist ia genart, Sehuermeri 
sunt, Neque unquam nobiseum senserunt, nisi quando nostrs abuti 
voluerunt.) 

1) Griech. Genetiv? Cordatus hat sonst Mosi, auch Mosis. 2) Bachan- 
ten hiessen die jüngsten Studenten, so lange sie noch keine eigentlichen akade- 
mischen Bürger waren. Vgl. Ersch u. Gruber, Allg. Eneyelop. Sect. I. T. 1 p. 29, 
T.2 p. 247 ff. Vermittelst des Aktes der Deposition wurden sie wirkliche cives 
academiei. Vgl. Erl. A. 62, 290, 201, Fürstem. u. B. IV, 547, 548. 3) Die spit. 
Tischr. „die bleiben doch bei ihren Legibus, Gesetzen und Rechten, die regieren 
sie und sprechen daraus das Recht“; oder „die bleiben bei ihren legibus vnnd 
regieren die“. +4) Vgl. n. 351. 5) Die deutsch. Tischr. „denn er schreibet in 
einem Buche, dass alle Völker einerlei Iteligion gehalten und dadurch sind selig 
worden ff^; die lat. Tischr. „Dieit enim in quodam libro, Vniversas gentes eandem 
religionem servasse et per illam salvatas. 6) Abweichend Erl. A. 59, 200, Fürstem. 
u. B. II, 381, Bindseil colloq. III, 117, auch Erl. A. 59, 276, Fürstem. u. B. II, 437. 


597. 

Christum predicare res ardua est et perieulosissima, quod si 
olim seissem, numquam praedieassem, sed cum Mose dixissem !), 
Mitte quem missurus es, Es solt mieh niemand hinan bringen, 
Ideo Episcopus Brandenburgensis?) vere dixit ad me, Er Doctor, 
Ich habs euch gesagt. das yhr still stehet, Ihr werdet 
euch zu schaffen machen, Es trifft die heilig Christlich 
kirch an. Ich mein ich Hab mir zu sehaffen gemacht, 
eonflans mihi odium in toto mundo olim quietissimus.?) 

|) Exod. 4, 13. 2) Hieronymus Sceultetus. 3) Die spät. Tischr. „da ich 
doch etwan sehr sicher war und gute Zeit hatte“, oder „totius mundi odio me 


oneravi, qui olim eram tutissimus. Vgl. Erl. A. 59, 1*2, Fürstem. und B. II, 367, 
Erl. A. 60, 371, Förstem. u. B. III, 315. Binds. colloq. I, 23, Rebenst. I, 134. 


598. 

[218] Interrogantibus me de Revelatione prophetarum et glorifi- 
eatione eorum, qua semper dicerent. Hoc dieit Dominus, An Deus perso- 
naliter eum. eis fuisset loeutus, Respondeo, Sanetissimum et spiritua- 
lissimum et certissimum habuisse !) verbum Dei, Ideo de illo cogitantes ?) 
in eonseientijs illorum certissima loeutus est Deus, Et illam certitudinem 
habuerunt pro revelatione vere divina, qualis et fuit, quod sequens effec- 
tus probavit?) 

1) sc. eos. Die spät. Tischr. „Es sind sehr heilige, geistliche, fleissige Leute 
gewest“ oder .sanetissimi et spiritualissimi et intentissimi fuerunt homines". 
2) Cogitantibus? sc. iis. 3) Vgl. Erl. A. 62, 146. Fürstem. u. B. IV, 416. 
Binds. colloq. IIl, 132. 


- 


. 139 


509. 


Manhn!), quid est hoe? Quasi dieas?), Wie kumbt das brot 
hieher, ubi nihil minus expectatur quam panis, Quidam dieunt, hoe 
est man, id est quod editur.) 


I) Binds. colloq. II, 247 ,Manhu*. 2) Das an dieser Stelle stehende Com- 
pendium kann auch mit quasi dicant und quasi dicat aufgelöst werden. Vgl. 
Cord. p. 511. 2) Binds. „Manhu quid est hoc? Quasi dicat: wie kompt das brodt 
hieher, ubi nihil minus quam panis expectabatur, scilicet in solitudine. Quidam 
dieunt: das ist man, id est, hoc editur. 3) Vgl. 2. Mos. 16, 15: „Und da es die 
kinder Israels sahen, sprachen sie unter einander: das ist Man; denn sie wussten 
nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brod, das euch der 
Herr zu essen gegeben hat“. „Man, Manna" wird erklärt mit „eine bereitete 
Speise“ oder durch „Was ist dieses“? Das „Man“, womit die Israeliten 
i) Jahre in der Wüste gespeist wurden, fiel des Nachts mit einem 'l'hau herunter, 
welcher es bedeckte, bis die Sonne den Thau zerschmolz. Vgl. Büchner, bibl. 
Real und Verbal Hand-Concordanz, 6. Aufl. Halle 1840, p.923. Vgl. zur Sache 
besonders Cordatus p. 510, 511, Förstem. u. B. I, 150, Binds. colloq. III, 62. Andere 
leiten das Wort Man (Manna) von dem arabischen mann ab — Gabe, Geschenk. 
Weigand II, 25. 


600. 


Tentationes eapitis et eordis summae sunt pro omnibus alijs 
doloribus, Sieut quidam dixit, hie hore auff, oder ieh gehe sein 
dehin!, Curae vnd hertzleid sunt magna mala?) Ego pestem 
malo et morbum Gallicum ete.’), Tinnitui aurium et similibus malis 
adest Satan*), vnd hilfft frey dazu ete) 

1) Mittelh. ich gange mit Inf. ohne „ze“ öfters. Vgl. Müller I, 463. Lassb. 
[52$ „sterben gän“. 2) Die spät. Tischr. „wiewohl Zähne und Ohrenweh auch 
-hlimmer ist“ oder „verba impatientiae, hertzleidt, tzanweh, sunt gravissima". 
1j Morbus Gallicus — Lustseuche, damals epidemiseh. Dieselbe Krankheit heisst 
ach die Franzosen (vgl n.159). Sie fing nach einer Nachricht des unter 
Maximilian 1. lebenden Arztes Joseph Grunpeck im Jahr 1493 (Belagerung von 
Neapel durch Carl VIII. von Frankreich?) an und kam 1495 aus Italien, wohin sie 
durch französische Heere gebracht sein soll, nach dem Zeugnisse des Sebald 
Clamosus aus Nürnberg nach Stiddeutschland und an den Rhein. Vgl. Fuchs 
Lustseuche p. 415 ff. 4) Die spät. Tischr. „da ich zu Coburg 1530 war, plagte 
nich das Sausen und Klingen m Ohren also“ oder „Coburgae tinnitu aurium ita 
vexabar“. 5) Abweichend namentlich in Bezug aut den Schluss Erl. A. 61, 404, 
Förstem. u. B. IV, 244, Binds. colloq. I, 90, Rebenst. I, 51*. 


601. 


[219] Magdeburgi fuit quidam Civis, qui eleemosinam non 
dedit pauperibus, Ideo inter se Convenientes Chorales!) unum ex eis in 
aedes eius miserunt, ut ei furarentur ein seiten speek, Dominus 
audiens iussit, ut aneila lumen aecenderet, quo aecenso ille?) oris 
latu extinxit, Quae tandem elamavit ad Dominum. Quoties lumen 
accendo, toties flando Satan illud mihi extinguit, Dominus apprehenso 
Chorali, qui larvatus erat, tenuit eum, et apprehensus tergum suillum?) 
lortiter tenens dixit, Der teuffel sehiekt dir die seiten speck 
bey mir, ut eleemosinam libentius des pauperibus, Cui Dominus, 
Gehe hin zum teuffel mit deinem speek, nolo enim lardum!) 
stum habere, Nune quaeritur, an hoe furtum sit vel donatio, Et 
Petrus W eller?) respondet (qui ad terram sanetam profeetus ibidem 
obiit)9, in omni eontraetu abesse oportere dolum et fraudem. 


140 


1) „Id est, qui interest vel canit in choro* Binds. colloq. I, 433 Note 72. 
2) se. Choralis. 3) Die Speckseite. 4) lardum = laridum, Speck. 5) Der Jurist 
Peter Weller, Bruder des Dr. Hieronymus Weller (vgl. n. 474) wird oft in den 
Tischreden erwähnt. Vgl. Erl. A. 62, 226, 264, 251, Fürstem. u. B. IV, 489, 522, 53*. 
Binds. colloq. 1I, 43, I, 4115, Erl. A. 59, 24, Fürstem. u. B. I1, 247. Vgl. auch Cor- 
datus p. 561 ff. 6) Binds. colloq. I, 418: „Respondet Hinneus nobilis Bohemus 
(qui olim etiam Waldensis fuerat, et quadriennio Wittenbergae Euangelio 
addictus, tandem cum Petro Wellero terram sanctam profectus, Hieroso- 
lymis uterque sepulti sunt), Ego etc.“ Vgl. Cordatus E 289, 200, der jedoch an 
dieser Stelle die bei Bindseil erwähnte Bemerkung tiber Peter Weller nicht hat. Die 
obige ergötzliche Historie findet sich unter den „casibus politicis et 
dubiis quibusdam iuris consultorum" der übrigen Tischr. nicht. 


602. 


Summum ius Juristarum illudunt casus fortuiti, et bene, quia 
summum ius praetieari non debet, sed equitas, Exemplum: Asinus 
traetus in navem et ligatus ad eam, movet alioqui vaeuam navem, tandiu!) 
absente nauta, ut navis soluta et Asinus perdatur, Queritur nune, uter 
eogi possit ad solutionem? Ita debent praedieare "Theologi summam 
[220] servantes aequitatem, Das die leute nicht allzu heilig oder 
zu bosz werden.?) 

) = so lange: Fast im Sinne von interim. 2) Unter dem Titel 
„ein wünderlicher Fall“ erzählen die deutschen Tischr. eine weitläuftige (Ge- 
schichte, die mit den Worten beginnt , Doct. Mart. Luther erzählete Anno 
1546 zu Eisleben diese Fabel ff", während oben das „exemplum‘“ nur in 
kurzen Zügen mitgeteilt wird. 1546 kann Cordatus, dessen Tagebuch bereits 
1537 zusammengestellt ist, Luthers Worte nicht gehört haben. Es ist aber ja müe- 
lich, dass Luther auch schon früher einmal denselben Fall erwähnt hat. Vgl. Erl. A. 
62, 253, 284, Fürstem. u. B. IV, 540. Anch die lat. Tischr. weichen ab, wenn sie 
denselben Fall auch ohne Angabe einer Jahreszahl weniger weitläuftig erzählen. 
Vgl. Binds. colloq. III, 1.2, Rebenst. II, 179». 


603. 
| Jurist | Jus | quam haee 
Ein Junger; Theologus ;vult habere summum, sanetitatem  ; prosint, exi- 
| Magistratus Obedientiam| tus doeet.!) 

I) Achnlich Binds. colloq. I, 257, Rebenst. I, 139*, abweich. Erl. A. 61, 320, 
Förstem. u. B. IV, 169. Die Worte von »quam -— docet" fehlen in den 
spät. Tischr. 

604. 

Wer lust hatt zum predigen vnd zu regiren, dem bescher 
sein Gott gnug, Ego pro una Coneione non vellent!) aceipere mille 
florenos, quam sponte facturus essem et non coaetus voeatione, Propter 
Deum enim praedieandum est, et soli illi serviendum praedieatione, 
nieht von der welt willen.?) 

I) Lies vellem. 2) Die deutsch. Tischr. abweichend „Ich wollt nicht hundert 
Gülden nehmen und wollte eine Predigt thun umbs Geldes willen; denn umb der 
Leute willen etwas thun, ist alles verloren. In Summa, die heutige Predigt haben 


die Laien nicht verstanden. Es war eben das Evangelium am Sonntage Invocavit. 
Vgl. Erl. A. 59, 265, Förstem. u. B. II, 42s. 


605. 
Euangelium quantumeunque est clarum et facile, non est 
famen pro vulgo, eui nihil utilius praedieatur quam Catheehismus, 


141 


ex illo enim fiunt nimis seeuri, ex hoc autem servantur in nonnullo 
timore.!) 
|) Erl. A. 59, 265, Fürstem. u. B. 1I, 428? 


606. 


[221] Itali omnes pompa, celeritate seu agilitate et subtilitate 
superant Germanos et ludis ae gestu flectere possunt homines, suos 
spectatores, quocunque volunt.!) 


1!) Erl. A. 60, 218, Fürstem. u. B. III, 202? 


607. 


Vidi in Italia totum habitum Papae in quodam Mo- 
nasterio, sed infula tantum erat episcopalis, Ideo diee- 
ham ad quendam Monachum, an haee esset corona Papae, 
At ille, O non, et dieebat suam!) Coronam esse triplicem, 
quando?) vocabat „regnum mundi" (quod fatale nomen 
est), et totam Germaniam eam vix solvere posse, Er solt 
den keysar?) zu Bononia?) mit steinen vnd schmuck weit 
Haben vberstochen.5) 


1) Für eius. 2) Die Handschr. hat das Compendium für quando. Es 
wird quam zu lesen sein. Der Fehler rührt von der Verwechselung der ganz ühn- 
liehen Compendien für ,,quando* und „quam“ her. — 3) Mittelh. der keiser, althochd. 
der keisar. 4) Ueber Carls V. Kaiserkrünung zu Boulogna dureh Clemens VII. 
«hreibt Sleidanus VII, 133: ,Vigesimo quarto deinde Februarij die maximo 
rum apparatu atque splendore fuit inauguratus a Pontifice, cum verbis con- 
reptis. inrasset, Pontificiae dignitatis perpetuum se futurum esse defensorem". 
Im Sinne von übertrumpfen (überbieten). Der Ausdruck ist entlehnt vom 
Kartenspiele, welches nach einer Notiz des Nicolaus von Cavelluzo 1379 nach 
Viterbo aus dem Lande der Sarazenen eingeführt sein soll und von Italien aus über 
Frankreich, wo die ersten eigentlichen Spielkarten in Paris zur Erheiterung des 
geisteskranken Königs Carl VI. (T 1422) angefertigt wurden, um die Mitte des 
1». Jahrh. auch in Deutschland allgemeinen Eingang fand. Vgl. Kriegk, Deutsches 
Bürgertum I, 432. Götzinger, Reallexikon der deutsch. Altert. p. 633. In Bezug 
auf die obige Redensart vgl. „einen ausstechen“ — „durch grössere Vorzüge jeman- 
den zu übertreffen oder zu verdrängen suchen". Für das Obige bieten die spät. 
deutschen "l'isehr. nur Folgendes: „Des Papsts Krone heisst Regnum mundi, der 
Welt Reich. Doctor Martinus sagt: „Er hab es zu Rom von einem Münche gehört, 
dass ein solch Kron soll sein, die ganz Deutschland sammt allen Fürsten nicht 
könnte bezahlen.“  Erl. A. 60, 215, Fürstem. u. B. III, 202. 


608. 


. Clemens Papa omnium ditissimus et tamen infoelieissimus!), 
Lin boser Bube?), qui dixit, Ehe er wolt aufhoren vns zu ver- 
felgen, Er wolt ehe den Tureken?) vber vns sehieken, Vnd 
des gedenekt, wen ich todt bin, Orate.) 

1) sc. est. Clemens VII. vgl. n. 174, 153, 219, 492 ff. 2) Die deutschen Tischr. 


“ef ist ein Grundbube“. 3) Vgl. n. 345. 4) Vgl. Erl. A. 60. 190, Förstem. u. B. 
Ill, 182. Binds. eolloq. III, 225 (wo die Worte „uns zu verfolgen“ fehlen). 


609. 
122] Papa!) struit impijssimos dolos, sed non procedent ei neque 
suceedent, sieut neque Regi Vngariae Ferdinando, Nebula?) 


142 


post Satanam non est peior Papa, Et habet divitias, potentias, aueto- 
ritatem, Ein Vater vnser dienet wider yhn, Er hatt erlebt, 
das Rom erseufft, geplundert vnd ausgestorben ist?) 
Et tamen ille bonus Clemens illis exemplis nil motus est, Das 
musz mir ein gesell sein, qui nullis terroribus terretur et sine 
eessatione molitur mala, Et si a Caesare prostratus sit Rex Gallo- 
rum?) eum quo?) inierat, wird er uns nu den Tureken zu gast 
laden*), Es wird yhm feylen?), Er ist florentinus spurius et 
inimieus Dei ete.) 

1) Clemens VII. 2) Lies nebulo = Windbeutel, Taugenichts. 3) Den 
6. Mai 1527. 4) Franz I. von 1515- -1517. — 5) Im zweiten Kriege zwischen Carl V. 
und Franz I. von Frankreich (1527 1529) waren dieser und Clemens VII. Ver- 
bündete. Auf Clemens Betrieb bildete sich 1526 die Ligue von Cognac gegen die 
Uebermacht Carls V. Dieser bleibt Sieger im Kampfe und zwingt Franz zu dem 
demütigenden Frieden von Cambray 1529. Lies übrigens „eum quo foedus 
inierat“. 6) 1532. Im Sommer dieses Jahres zieht Soliman mit einem grossen 
Heere wiederum gegen Westungarn und Oestreich heran. 7) Mittelh. vélen, auch 
veilen, niederdeutsch feilen = fehlen. Letzteres bei Luther. Weigand I, 508. 
8) Abweichend namentlich in Bezug auf den Schluss Erl. A. 60, 190, Förstem. u. B. 
III, 182, Bindseil eolloq. III, 229, Rebenst. IT, 64^ (teilweise). 


610. 


Tentationes in vita, quas magni saneti paciuntur, ut Paulus, 
longe superant agonem, quem sentiunt morientes. 


611. 


Helvetiorum argumentum est, quieunque habet iustam Caussam, 
Iure potest movere bellum, Nos habemus iustam Caussam, Ergo mo- 
vebimus [223] bellum, Vtraque est falsa, maior et minor, et dubia: 
Nam maior non eoneedit bella, sed defensionem tantum, minor auten 
est dubia v:!), seilicet iustam eaussam habeas nee ne, Imo dubia quo- 
que sequitur Conelusio. Summa, dicentes, Wir wollens rechen, 
eonfidunt humanis viribus, pij autem Deo, confidentes, ubi duo vel 
tres ete., Ita bene suecedunt omnia, Ideo omnia retrocedunt Papistis. 
quia non fidunt in Deo vero, sed in Caesare, Last vns nur betten*) 
Sonst konnen wir den teuffel nieht vexiren, Nisi hae unie: 
ratione orandi, Vnser Herr gott ist ein fromer man, Imo semper 
est habenda memoria eius.!) 

1)Lies vox. 2) Matth.18,20. 3) Mittelh. béten — bitten, beten. Bei K eisers- 
berg zur Wahrung der ursprünglichen Kürze des „e“ betten. Aber auch bei 
Luther. Vgl. Cord. n. 214. 4) Vgl. Erl. A. 62, 423, Förstem. u. B. IV, 673, Bind- 
seil colloq. I, 381, Rebenst. I, 201 ^. 


612. 


Annus Jubileus!) in veteri testamento usitatissimus erat eultus. 
seilieet 50 anni, Ilune secutus est Papa?) mit der gulden pforten. 
quae merito sie dieitur, quia innumerabile aurum peperit Papae. Qui 
maximus quaestus eum semper erevisset, Papae semper magis arrisit. 
Ideo et Jubileos a 100 annis transtulit ad 503), deinde ad 25*) et 15 








143 


quoque, Imo etiam ad septimum annum), das er y mer frisch gelt 
vberkome®), Drumb yhm auch die gar?) zu lang waren, Hee 
ille feeit, et omnes laudaverunt ete.5) 


]) Vgl. n. 551. „Annus iubileus^ auf die christliche Kirche übertragen — 
Jubeljahr, Mittelh. „jübeljär“. Vgl. „jubilens hiez das wunnejár* Milllenhoff und 
Scherer Denkmäler n. 44, 7, 9. Diemer 290, 2!. Vgl. das Halljahr. ,Jubileus* ist 
gebildet nach dem hebraeischen jóbél = Horn zum Blasen. Weigand I, $75. 
2) Bonifacius VIII. Dieser erliess im Jahre 1300 die Bulle „Antiquorum habet“ 
und erklärte, dass jedem, der unter wahrer Reue und Busse nicht nur bei dem be- 
vorstehenden Jahre 1300, sondern auch in jedem folgenden hundertsten Jahre die 
Kirehen der Apostel besuchen würde, der vollkommenste Ablass zu Teil werden 
würde. Eine ungeheure Menschenmenge fand sich darauf in Hom ein. 3) Der 
reiche Gewinn, welchen die Püpste von der Feier des Jubeljahres hatten, ver- 
snlasste sie die Zeit desselben herabzusetzen. Durch die Bulle „Unigenitus Dei 
flius^ setzte Clemens VI. 1349 die Feier auf 50 Jahre fest, Urban Vl. 1389 mit Be- 
zehung auf Christi Aufenthalt auf Erden auf 33 Jahre. 4) Paul II. (1464—1471). 
Diese Bestimmung ist bis jetzt in der katholischen Kirche geblieben. Vgl. Gótzinger, 
Reallex. der deutschen Altert. p.326. Kurtz, Kirchengesch., 6. Aufl., Mitau 1868, 
p. 375, Neudecker in Herzogs Real-Eneyelop. — 5) Die weitere Herabsetzung des 
Jubeljahres auf 15 und 7 Jahre vermag ich nicht zu belegen. — 6) Vgl. n. 391, 399. 
1) Lies „die jar gar zu lang waren“. Da das Wort gar am Ende der Zeile steht, 
:0 habe ich diese Emendation vorgezogen, wiewohl „die jar zu lang waren“ 
genügen würde. *) Vgl. Erl. A. 60, 295, Fürstem. u. B. III, 255, Bindseil 
colloq. IT, 109. 


613. 


[224| Homines agrestes non valent ad publica negotia 
ef speetacula, quod probatum est in ludo passionis Christi"), 
Cum quidam sutor rithmos suos?) dieturus incepisset, Ich bin, 
Ich bin, nec progredi posset loquendo, Et eum dixisset ad 
eum praefeetus ludi, Wer bistu den? Respondit, Ieh bin ein 
sehuster, Cui ille, Was thustu den hie, Gehe zu haus vnd 
mache schue. 


1) Die geistlichen Spiele, welche dem Inhalte nach in erster Linie Passions- 
und Osterspiele sind, kommen seit dem 14. Jahrh. in deutscher Sprache vor, und 
gehen alsbald von den Klerikern ganz auf die Laien iiber und dienen zur Unter- 
haltung und Belustigung des Volkes. Die Aufführungen sind öffentlich unter Auf- 
sicht der Behörde und unter Leitung von Spielmeistern und nicht mehr an die 
Kirche gebunden. Der Dialog. nach dem Geschmack jener Zeit in Reim paaren 
ibgefasst, überwiegt, doch wird auch Gesang, selbst Tanz zugelassen. Weltliche 
Stoffe treten in komischer und satirischer Auffassung bereits neben die biblischen. 
Einen frischen Aufschwung nehmen diese Spiele durch die kirchliche Bewegung 
des 16. Jahrh. Dann erlahmen sie und treten mehr und mehr in den Dienst der 
Schule. Mit dem 30 jährigen Kriege hören sie anf eine Belustigung des Volkes zu 
sein. Siehe das Nähere bei Gótzinger, Reallex. der deutsch. Altert. p. 70, die Ein- 
leitung zu „Schauspiele aus dem 16. Jahrh.“ herausg. von Tittmann 2 B. und die 
einschlägigen Litteraturgesch. von Güdeke, Wackernagel, Gervinus ff. 2) ,,Rhyth- 
mus“ hier — Rein. 


614. 

Mulier quaedam meretrix aqua benedieta solam vulvam con- 
spersit in templo dieens, Da thuts not, quia ibi indigeo Remissione 
peeeatorum, qua impudentia Satan imprudens etiam ipse irrisit idola- 
triam illius maledietae aqnae.!) 


. D) Vgl. Kummer Tischr. p. 318 bei Lauterbach p. 44: „Muliercula quaedam 
Inpudica eum sola in aedicula aqua lustiali conspergeret vulvam, dicebat: Hie thuts 





144 


not, quia ihi indigeo remissione peccatorum. „Vulva“ (volva) = Gebürmutter, Ge- 
schlechtsteile des Weibes. 


615. 


Quendam magistrum, eui una hebdomada mater, uxor et 
liberi [225] erant mortui, ita eonsolabar!) ut potui, dicens, Mi- 
sericordiam Dei in nostris calamitatibus longe maiorem esse quam 
nostras omnes ealamitates, Tu quidem caussas habes tristiciae, sed 
nihil est, Es ist ein guter Zucker in diesem Essige, Deinem 
weibichen ete. ist seer wol geschehn, Iam enim vivit eum Christo, 
Haben einen sprung gethan aus diesem elend in vitam aeter- 
nam. O utinam hune saltum ego pertransilijssem, Ich wolt mich 
nieht seer erwider?) sehnen. 


615^*. 

Noli tantum in acetum respieere 1as den Zucker aueh etwas 
gelten, vnde?) in alias Calamitates plenas aceto, ubi nullum est 
Zuckarn?), ut in ruina Zwinglij, Muntzeri ete, Tuae passiones sunt 
tantum corporales, seilicet gogywı qvotxor*), Tua vxor bene mortua est, 
nihil tibi hie reliquit quam suavissimam eonversationis?) et obedientiae 
memoriam, [ata te eonsolare, isto affeetu ostende te maritum humanum 
et pium, et illius non obliviscere. 


615*. 

Tu es optimus Dialeetieus, hane artem profiteris, hane iam exerce 
et bene [226] defini, divide, collige, disce spiritualia a corporalibus 
diseernere, Las den Zucker auch was sein, Confer caeteras 
ealamitates tuae calamitati, tune videbis mortem uxoris tuae vere non 
miserabilem esse, sed tantum in affectu, ubi sunt copyax qgvotxat?), 
Ideo memorabilis est sententia Maximiliani consolantis regem Phi- 
lippum, filium suum? Du must gewonen?), Du wirst yhr noeh 
viel mehr verlieren, die dir lieb sein.!%) Ita debent Generosi et 
Christiani animi faeere, Es wird nieht anders draus, Nam Satan 
non cessat, qui est author mortis et erroris, Der vbet sein tuek'!) 
an Christen.?) Esgedeyet yhm aber nieht, drumb ist Christus 
vuter seinen henden gewesen, seilicet ut destrueret eius dominium 
et authorem superaret mortis. Nam Satan est author mortis, Deus 
ipse non oecidit, Si enim Christus!*) oceideret, wer wolt zu yhm 
vmb hulff lauffen? Non enim hoe offieium Dei est, sed der sun- 
der!), Wen er die hand wegnimpt, szo frist vus der teuffel 
vff, Infert mortem, euius Deus author non est, Mors nostra quidem est 
voluntas Dei, Er hatt aber kein Lust dran, Summa contrarij sunt 
Deus et Sathan, Omnia quae Deus faeit, facit ut sint, Satan autem 
faeit, ut non sint, Ideo Satan est author mortis, mendax et homieida, 
Das ist sein handwerek.!9) 

1) Nach den späteren Tischr. war es Magister Ambrosius Berndt aus 
Jüterbogk, der seit 1520 in Wittenberg studierte und 152* Magister der Philoso- 


phie wurde. Im Sommer 1537 verwaltete er das Dekanat der philos. Fakultät und 
starb 1542. Er ist es, der 1538 in zweiter Ehe Luthers Nichte Lene Kaufmann 


145 


heiratete. Vgl. Köstlin II, 493, 494, 677. Förstem. u. B. III, 147, Note 1. Da alle 
diese Colloquia etwa in die Mitte des Jahres 1532 fallen, so ist anzunehmen, dass 
auch der Tod der ersten Frau des Berndt in dasselbe Jahr zu setzen ist. 2) „Er- 


wider? gekürzt aus ,herwider" — herwieder. Mittelh. „erwider‘“ aus „her wider“. 
Weigand 1,472. 5) Lies vide. 4) Eine deutsche Form, der das mittelalterliche 


zucecarum zu Grunde liegt. Vgl. Du Cange I, 812 sub v. Canamellae und 
Canamella. „Canamellae* — Arundines, unde elieitur zacharum seu zucca- 
rum f. 5) Lies „orogyal qvoizai" — natürliche Zuneigungen. — 6) Vgl. n. 549. 
|) Lies „orooyai grarzal“. S8) Philipp der Schöne von Spanien, Sohn Maximilians I. 
vun Oestreich. und der Maria von Burgund, der 'l'ochter Carls des Klihnen, gest. 
1a. 9) Vgl n. 45*. 4) Die lat. Tischr. „Ideo memorabilis sententia est Maxi- 
miliani consolantis Philippum Regem filium suum de optimo viro in acie 
amisso, I lieber Philipp du ınusts gewonen, du must ihrer noch viel mer, die 
dir lieber sein, verlieren“ (Rebenst. ganz lateinisch); die deutsch. Tischr. „Darum 
ist das eine feine Rede Kaiser Maximiliani, der man billig gedenken soll, damit er 
seinen Solin, König Philippum tröstete, der sich so hoch betrübete und bekiimmerte 
über dem Tode eines treuen, ehrlichen. frommen Mannes, der in der Sehlacht war 
blieben. Denn also sprach er zu ihm: „Lieber Philippe, du mussts gewohnen! Du 
wirst ihr noch viel müssen verlieren, die dir lieb sind“. 11) Mittelh. der tuc = 
schnelle heftige Bewegung, Schlag oder Stoss, in bildlicher Bedeutung — versteckte 
boshafte Handlung. Gewöhnlich im Plural „die tucke oder die ticke“ (tuck oder 
tück). 12) Die spät. Tischr. „an Christo“. 13) Die spät. Tischr. „darumb ist Christus 
untter seinen henden gewest, scilicet ut destrueret dominum et autorem 
mortis" oder ,darumb ist Christus unter seinen Händen gewest, auf dass er 
zerstürte den Herrn und Stifter des Todes“ 14) Die spät. Tischr. deus 
oder Gott. Vielleicht si autem. 15) Die Worte „sed der sunder“ fehlen in den 
spät. Tischr. 16) Vgl. Góthes Faust, Erster Teil (p. 43 der Ausgabe von Carriére): 
„ich bin der Geist, der stets verneint, Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, 
Ist werth, dass es zu Grunde geht; Drum besser wärs, dass nichts entstinde, So ist denn 
alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, Mein eigent- 
liches Element. Vielfach ähnlich nach Form und Inhalt, an einzelnen Stellen 
wörtlich hat das Obige Bindseil colloq. III, 2u9, 210. Doch finden sich auch viele 
Abweichungen und Zusätze, besunders in Bezug auf den Schluss. Vgl. ferner 
Rebenst. 11,52, 5b, Erl. A. v0, 143—145, Förstem. u. B. IH, 1.47, 148. 


616. 


[227] Wir konnen die welt nieht from machen, Meister 
lans!) mus sie zihen?) Ideo recte faeit Carolus Caesar, qui homi- 
vidas etiam ipsos oceidit, nullis parcens.?) 


]) Vgl. n. 527. 2) Im Sinne von erziehen. 3) Dieser Absatz, den Cor- 
datus als eineu selbständigen hat, ist in den spät. "lischr. mit n.615 verbunden. 
Der Vebergang ist durch folgende Worte (Binds. eolloq. III, 210) hergestellt: „Prin- 
ceps noster hoe morbo maxima passus est, qualia nullus Hercules et abiectus servus 
passus fuisset. Sed oratio eum adiuvit. Ideo orate, ut duret politia". Dann heisst 
vs: „Nam totus mundus iam plenus est impietate et ingratitudine, 
denn meister Hans mus tziehen, wir kónnen iln nicht from machen (?). 
Verständlicher Rebenstock II, 6s: „Nam totus mundus iam plenus est impietate et 
agratitndine, Carnificem enim impios punire oportet, nos omnes ad pietatem 
subigere non possumus". Die deutsch. Tischr. (Erl. A. 60, 145, Fürstem. u. B. III, 145) 
nit Cord. fast ganz übereinstimmend: „Denn die ganze Welt ist jtzt voll gott- 
leses Wesens und Undankbarkeit, welche Meister lans ziehen muss; wir können 
sie nicht fromm machen“. 


617. 

Zuinglius eorripit me quasi ineptum Allegoristam, quod prae- 
epe et faseias!) Seripturaim, et Coelos?) dieo in ps:?) Apostolos, 
Verum haee Allegoria non est mea, et ego eam ante didiei quam 
Ipse ad spiritum eius veniret. 

10 








146 


1) Vgl n.557. 2) Die Form coelus kommt, wenn auch selten, schon bei 
den Alten vor. 3) Vgl. Psalm 19, 2 ,Coeli (die Himmel) enarrant gloriam Dei et 
opera manuum eius anunciat firnamentum* (Vulgata); dieselbe Form Ps. 50, 6; 
102, 26; 136, 5 ff. Lies in psalmis. 


618. 


Gut macht muth!), Hoe probavit Erffordia, quae eum dives 
ied et contemneret Episcopum Maguntinum et Ducem Saxo- 
niae?) adeo humiliata est, ut cernitur‘), Es hat yhr an weysheit 
gefeylt, nieht an gelt, et proverbij loeo dicitur, Stoltzer mut, 
heimlieher neid, vnd kindischer rad, haben Rom vnd Troia 
zustort°), Hae [228] eaussa bonum et prudentem virum Heinrich 
Kelner®) suspenderunt, et ideo omni benedictione carent, et qui di- 
euntur olim annuatim habuisse 80000 florenos, nune alienum aes debent 
annuatim 600000 florenos, Est autem Civitas munitissima et populo- 
sissima habens 180007) fewrstete, Sie ist nicht zu gewinnen nisi 
Turea eam obsideat.®) 


1) Dasselbe Sprichwort in Luthers Briefen (de W. u. Seidem.) III, 549, opera 
exeg. v. 13, 147 „Gut macht Muth, Armuth wehe thut, ut vulgo dicitur*. Vgl. be- 
sonders Erl. A. 57, 354, Fürstem. u. B. I, 275: „Wo gross Gut ist, da sind auch 
allerlei Sünden; denn Gut macht Muth, Muth macht Krieg und Krieg 
bringet Armutlı, Armuth macht Demuth* fi. 2) Erfurt, schon früh Mit- 
glied der Hansa, war während des ganzen Mittelalters eine der reichsten und mäch- 
tigsten deutschen Handelsstädte, namentlich durch den Handel mit Waid. Aus 
eigenen Mitteln gründete die Bürgerschaft 1378 (7) die berühmte Universität, die 
für die reformatorische Bewegung des !6. Jahrh. so bedeutungsvoll werden sollte. 
3) Seit Ausgang des Mittelalters machte Kurmainz fortwährend Ansprüche anf die 
Landeshoheit über Erfurt, deren sich die Stadt jedoch zu erwehren wusste. Auch 
Kursachsen erhob ähnliche Anspriiche, insbesondere auf Grund eines 1483 abge- 
schlossenen Schutz- und Trutzbündnisses, wobei sich Erfurt zur Zahlung eines jáhr- 
lichen Schutzgekles von 1500 Gulden verpflichtet hatte. 4) Häufige Reibereien mit 
Kurmainz und Kursachsen, die durch die reformatorische Bewegung herbeigeführten 
Unruhen, Schicksale im Bauernkriege, die Concurrenz von Wittenberg, sowie manche 
andere besonders wirtschaftliche Gründe, welche die ,neue Zeit* mit sich im Gefolge 
hatte, führten einen Verfall der Stadt herbei. Der Wohlstand, und besonders die 
Universitit sank. Von einem solchen Verfalle, den Luther dem Erzbischofe Albrecht 
v. Mainz zuschreibt, ist auch Erl. A. 62, 287, Fürstem. und Binds. IV, 543, 544 die Rede. 
Vgl. auch J. C. Motschmann, Erfordia literata., Erfurt 1731, S. 477 ff. Ferner 
Janssen, Gesch. d. deutschen Volkes II, 294 ff, Kampschulte, die Universität 
Erfurt in ihrem Verhältniss zu den Humanisten und der Reformation 2 T., Trier 
1858, 1860, 2, 175, 179—154, 201. Die Letzteren stellen den Verfall lediglich als eine 
Folge der Reformation dar. Trotz alles Verfalles gelingt es Kurmainz erst 1661 
init Hülfe von Reichsexekutionstruppen sich dauernd in Besitz der Stadt zu setzen 
(bis 1602). Damals verzichtete Kursachsen freiwillig auf seine Schutzgerechtigkeit. 
5) — zerstört. 6) Ueber die Hinrichtung des Heinrich Kellner, der bei 
Bindseil III, 100, 101 ,innocens consul* genannt wird, vermag ich nichts 
Näheres mitzuteilen. Vgl. jedoch Binds. IIT, 103 und besonders Kummer p. 356b 
bei Lauterbach p. 54. 5) Bindseil ,1500*. Vgl. Erl. A. 62, 137 „Erfurt (hat) acht- 
zehntausend Feurmauern*.  $) Abweichend und mit mehreren Zusätzen findet sich 
der obige Absatz bei Bindseil colloq. III, 100, 101. 


619. 


Abominationem Missae nulla lingua exprimere, nullum cor potest 
digne ceoneipere, et mirum non fuisset, si Deus propter eam totum mun- 
dum perdidisset, Sieut eerte magnam eius partem perdidit per nundi- 


147 


nationem Missae, Sed eum venerit per ignem illum, reddet ei dignum 
praemium.) 


1) Abweichend Erl. A. 60, 395, Fürstem. u. B. IIT, 333, Bindseil colloq. I, 122, 
Rebenstock I, 68. 


620. 

Papatus duplieiter fundatur, per eultum Dei, quem ipsi vocant 
et praedieant, 2" !) per Missam, quae corradet omnes opes mundi et 
dat Papae, Missa est Papistarum petra in spiritu et earne, In spiritu 
iam ceeidit, Destruet eam Deus etiam in earne, et petram carnis de- 
struet, Las?) mieh vnser hergott am Ahelm?) sterben, szo thut 
er den Papisten ein grosse schalckeit, das sie den nieht ver- 
brandt haben, der sie alszo zu nicht gemacht hat.) 

I) Lies secundo. 2) Bindseil colloq. I, 12?: „Lass mich“. 3) So die 
llandsehr. Lies Athem = eines natürlichen Todes sterben, was Binds. an der 
citierten Stelle auch bietet. 4) Der erste Teil bis ,etiam in carne" in allen spät. 
Tischr. abweichend. Vgl. Erl. A. 60,395, Förstem. u. B. III, 333, Binds. colloq. 


L122, Rebenst. I, 68. Der zweite Teil bis „gemacht hat“ nur bei Binds. u. 
Rebenstock. 


621. 


[229] Advenientes duos Doctores Juris sie excepi, O vos Ju- 
ristae!), ego faeile ferrem vos, si legibus inniteremini, et non Cano- 
nibus, Sed vos eum utriusque Juris sitis Doetores, magis Papam 
defenditis et suas?) Canones quam Leges et Caesarem, Vnd ieh 
wolt mein hand drumb geben, dass alle Canonistae et Papistae 
sollen yhre Canones mussen haben, Ich wolt yhn kein ergern 
teuffel wuntsehen. Episeopus Maguntinus?) tres episcopatus, quos 
vos defenditis, non posset habere, Ihr Juristen, trettet vns nur 
nicht mit fussen, wir muchten euch sonst in die versen 
beissen!?) 

1) Die spät. Tischr. ,O ihr Canonisten* oder „O vos Canonistae*. 2) Lies 
suos. 3) Vgl. n. 464. 4) Abweichend Erl. A. 62, 217, Fürstem. u. B. IV, 481, 


Bindseil colloq. I, 287, Rebenstock 1], 1392. Mit dem Schlusse vgl. Erl. A. 62, 219 
(Abs.2), Fürstem. u. B. IV, 493. 


622. 


Doetor Juris est Chimaera, id est plane nihil, puta Juris Cano- 
Diei, quia coguntur dieere et sentire, quod Papa dieit et sentit, Sed 
omnes professores artis suae artis debent professores esse, 
Vos autem vestrae artis non estis professores, Ergo ete. Caeterum 
Leges et ius Civile sunt optima inventa rationis. Si autem vultis esse 
Juris Civilis Doetores, szo seid yhr halb lahm, ,Der tropff hat 
mieh (dieitis) auff ein seiten gesehlahen*, [230] Papa post am- 
bitionem et avaritiam tantum est Doctor Caeremoniarum, Vbi enim 
Judieialia tradit et Civilia, Hie mere Legista!) est et Caesar, etiamsi 
sibi Caesarem subiecit, Ideo reete definitur Papa a Daniele, quod sit 
homo seeundum nullas Leges faciens, Sie volo sie ete.?) est sua?) Lex. 
Caesarem autem esse, est Conservatorem Juris esse.) 


1) Legista — „qui docet leges* Du Cange II, 274. „Einer der sich mit dem Civil- 
reehte beschäftigt“. 2) Vollständig lautet der Vers: „Sie volo, sic iubeo, sit pro 


10* 





148 


ratione voluntas*. Juvenal VI, 223. Der Vers kommt öfters vor. Vgl. Cordatus 
p. 308, Erl. A. 60, 252 ff. 3) Für eius. 4) Abweichend und weitläuftig Erl. A. 
62, 217, 218, Förstem. u. B. IV, 481, 452. Weniger abweichend und kürzer Bindseil 
I, 257 (Ende der Seite), 255, III, 229 (Abs. 2), Rebenst. I, 139. 


623. 


Cum Mulphort!), exemplum Zuiceaviani fastus 2), ad me dixisset, 
Er Doctor, Ihr bringt vns nymer vntern Bapst, wir sein vil 
zu gelert worden, Respondi, Ists nicht ein plag, das ieh ander 
leut 820 gelert habe gemacht, vnd ich weis selbs nichts, Das 
heist alios docere, se ipsum non docere.") 


1) Vgl. n. 277,391. 2) — Ein Beispiel Zwickauschen Hochmutes. 3) Vgl. 
Bindseil colloq. III, 100, wo sich noch folgender Zusatz hinter „non docere* findet: 
„In Torgau decretum erat, ut princeps eligeret pastorem. Hoc contemnunt Cy gnei 
et ipsi eligere volunt.^ Vgl. aueh Köstlin 11, 250. 


624. 


Der Witzel!) ein?) schalek, der sich von vnsern fursten 
wie ein bosewicht aus dem lande hatt gelogen, were ein 
rechter pfarher gen Zwiekaw.?) 


1) Georg Witzel, protestantischer Theologe, musste in Folge von Teil- 
nahme am Bauernaufstande als verheirateter Priester sein Amt in Thüringen auf- 
geben, erhielt aber auf Luthers Empfehlung bald hernach die Pfarre zu Niemegk 
bei Wittenberg. Hier wurde er bereits des Abfalles von der neuen Lehre ver- 
dächtig. Als er nun vollends den Antitrinitarier Campanus 1529 bei sich auf 
nahm, wurde er gefänglich eingezogen und seines Amtes entsetzt. Seit dem brach 
er vollends mit der Reformation und trat zur alten Kirche zurlick, von 1531 an als 
einer der heftigsten Gegner Luthers auftretend, der ihn jedoch keiner direkten 
Antwort würdigte. 1533 wurde er von der katholisch gebliebenen Linie der Grafen 
von Mansfeld neben dem Prediger Güttel in Eisleben als Pfarrer angestellt. 
Sein Nachfolger in Niemegk ist Conrad Cordatus, der ihm auch 153; 
nach Eisleben folgt. Vgl. Köstlin I, 754, 11, 320—322. Festschrift des Gymnas. 
zu Clausthal zum Luther-Jubil. 1553 p. 5. Ueber Witzels Abfall und Gefangennahme 
vgl. besonders Erl. A. 61, 13, Förstem. u. B. III, 319. 2) Lies „ist ein schalck*. 
3) Nur bei Bindseil IIT, 100 findet sich das Obige, und zwar in folgender Form: 
„Der alte pfarherr von Niemegk Georg Witzel ist ein schalek büsswicht, hat sich 
‚aus dem landt gelogen flr vnnsern fursten, der were recht kegen Tzwickaw*. 


625. 

[231] Ego moriar inimieus Cigneorum!'), Me mortuo sollen sie 
ein schnappen krigen, die ein schnappen?) heist, Dieat quis, 
Quid si resipiseant? Respondeo, Wen das geschieht, wil ich 
einem die hand geben, das er mus abhawen, Non resipiscent, 
nisi naeti fuerint alium Magistratum et alium populum, Wir haben 
yhn geholffen vom Storeh vnd Muntzer?) vnd yhn frome leut 
zugeschickt®), aber sie wollens nieht haben.») 

1) Cygnei = Zuiccaviani. Vgl n.276: Ego moriar inimicus huius 
Civitatis (sc. Zuiccaviae). 2) Bindseil III, 100: eine schlappen kriegen. Mittelh. 
diu slappe — Haube, Maulschelle, Ohrfeige, Müller II, 2,392. Vgl. auch 
Weigand II, 552. Cordatus Lesart ist jedoch nicht unrichtig. Mittelh. snabe 
(nappe) — sinke, stürze. Davon daz snaben (snappen) — das Straucheln, der 
‘all. Miller IT, 2, 434, 435. Weigand II, 612. Dann wiirde es freilich heissen 


missen: das ein ff. 3) Vgl.n 125, Cordatus p. 357. 4) Haussmann, Cordatus. 
Soranus, Beier ff. 5) Die Zwickauer Angelegenheit von 153* (vgl. n. 97 Note 1) 


140 


betreffen eine Reihe der von Cordatus aufgezeichneten Gespräche. Vgl. daher n. 55, 
57, 76, 272, 276, 277, 278, 279, 280, 281, 390, 391, 623, 624, 625. Vgl. auch Cord. 
p. 242, 269, 271, 441, 512, 539, 5*3 ff., wo ebenfalls von Zwickau die Rede ist, wenn 
auch nieht immer mit direktem Bezug auf jene Angelegenheit. In den spät. Tischr. 
fehlt das Obige mit Ausnahme von Binds. an der citierten Stelle. 


626. 


Daniel dieit de Turea, Ponet areem suam infra duo maria in 
monte Saneto!), Das ist, Er wird auff Rom komen, das wolt ich 
gern, ut vindiearet sanguinem multorum Martyrum, qui Romae inter- 
feeti et sepulti sunt, in quam irruit Papa, ut sederet in loco Sancto, 
seilicet illa abominatio?) Verum, eum Romam venerit, prope adest dies 
extremus, Turea non multo plus regnavit 200 annos, Sarraceni autem 
plus minus 800 annos regnaverunt.? 

1) Daniel XI, 45 (12, 10): Et figet tabernaculum suum Apadno inter maria 
super montem inclytum et sanctum (Vulg.)). 2) Jener Greuel (nämlich d. Papst). 
3) Vgl. Erl. A. 62, 379, Förstem. u. B. iv, 632, 633, Bindseil colloq. I, 395, 396 
Rebenst. I, 208 5. 


627. 
[232] Christus ante redemit animas nostras, iam redimet eorpora 
nostra, Wir harren nur auff den man, Caeteri timeant adventum 
elus, quem nos desyderamus.!) 


1) Abweichend Erl. A. 62, 379, Fürstem. u. B. IV, 633, Bindseil colloq. I, 396, 
Rebenst. I, 208 b. 


628. 


Ich denek offt an den Jamer deutscher land, qui ei futurus 
est, vnd las offt ein schweis druber, Ich Hab werlich sorge, 
der Tureke werde dureh vnd dureh zihen, Den Turcken 
sehlecht!) niemand, vnd Deutschen lassen yhm nieht raten?), 
Hilfft der man nieht, der Christus heist, szo wird Caesar 
neque principes etwas ausrichten, vnd das Vater vnser mus 
etwas thun.3) 

1) Er schlegt (schlehet) = er schlägt. 2) — „Und Deutsche lassen sich nicht 


raten.“ 3) Die späteren Tischr. im einzelnen abweichend. Vgl. Erl. A. 62, 379, 
Försten. u. B. IV, 633, Bindseil colloq. I, 396, Rebenst. I, 208b, 


629. 


Quidam dixit ad Pa am): Cur non corrumperet illum Mo- 
nachum pecunia, Respondit, Ille?) bestia non vult aceipere pe- 
euniam, Ein post?) ward nider geworffen, apud quem literae 
papales inventae sunt ad Fuckert), quae continebant, ut Luthero 
daret 300 florenos, ut sileret.5) 


1) Die spät. Tischr. Quidam Antwerpiae dixit ad Aleandrum* und 
‚Ita quidam in Antwerpia dixit ad Alexandrum Cardinalem*. 2) Lies 
illa. 3) Bindseil colloq. Ir 155: ,Eine post ist wider (?) geworffen worden", 
Rebenstock II, 176: ,Tabellarius quoque apprehensus est“. Die Form ‚ein 
Post = ein Poste, ein Posten (Weigand II, 376), eigentlich „aufgestellte Wache 
Posten, steht hier wohl im Sinne von Postbote, woratf auch die Lesart bei 
Rebenstock ,tabellarius* hinzudeuten scheint. 4) Vgl.n.555. 5) In den deutschen 
Tischr. fehlt das Obige. 


630. 


Friderico imperatori!) nato filio Veneti Cunas aureas dona- 
verunt, at ille Imperator prudens Canem in illas posuit, qui et sta- 
tim erepuit.?) 

1) Es ist wohl Friedrich III. gemeint von 1440—1493. 2) Vgl. Kummer, 
Tischr. p. 296* bei Lauterbach p. 121: ,Die Venediger haben eine Guldene Wiegen 
dem Vater Maximiliani geschanckt nato filio. Aber er legt einen Hüindt drein, 


als pat zerporst er van einander (!)*. Nach Cord. Lesart ist der Sinn: „der 
auch sogleich eine Blähung von sich liess". 


631. 


[233] Anno 19 Venit quidam ad me, cui statim manum 
dedi, et cum eum ad habitationem meam dueerem, dixit ille, 
Mein lieber Her Doctor, Mich wundert, das yhr iedem die 
Hand szo palt reicht, Wie wen euch einer mit einer buchsen 
ersehosse? Ego iam sum solus vobiseum. Respondit Doctor, 
820 mustet yhr auch sterben, Tum ille, Wen das geschehe, 
820 macht mich der Bapst zum heiligen, vnd euch zu einem 
ketzer, His auditis accersivi Wolffgangum!) meum, Et ille 
mox abijt ex Civitate.?) 


1) Vgl. n. 589. 2) Vgl. Bindseil colloq. IIT, 155, Rebenstoek II, 172, 155, 
wo jedoch Luther nicht alles in der ersten Person von sich erzáhlt. 


632. 


Item literae veniebant mihi ex Vratislavia, quendam 
futurum!), qui me veneno esset interfeeturus, eui Poloni 
quatuor milia promisissent aureorum, et ita illum mihi 
deseribebant, ut optime noscerem eum, Erat autem Doctor 
Polonus, peritus multarum linguarum?), optimus Astronomus, 
quem Philippus admirabatur, & quo etiam ipso me Deus 
eustodivit, Is mecum libenter lusisset im schacht?), sed ego 
nolui, Tandem animadvertens se esse suspectum, clam abijt 
et venit ad Juniorem Marchionem‘), hatt sich bey yhm lassen 
ansagen, sed respondit5*) Ey last yhn ymer hinwege, Er ist®), 
der D. Martin [234] hatt sollen vergeben‘), et pudefactus?) 
etiam hie abijt, Ita et Lypsiae faetum est, Deinde ich gleub, 
das mein predigstul?) offt vergifft wird!?, noch!!) hatt mich 
gott erhalten.!?) 

1) Bindseil colloq. III, 155: quendam venturum. 2) Binds. ,,callens multas 
linguas, etiam Turcicam. 3) Mittelh. daz schàch (vom persischen schäh = König) 
= Schachspiel. — 4) Vgl. n. 345, 492. 5) sc. Marchio. 6) Binds. „es ist der Todt, 
der ff. 7) Mittelh. „Ich vergibe einem = „gebe ihm etwas, was zu seinem 
Verderben gereicht, vergifte ihn“ Vgl. „dö wart ime vergeben“ — da 
ward er vergiftet, Lampr. Alex. 6921 (7271), er vergab dem herren sin = er ver- 

iftete seinen Herrn, Reinh. 2174. Müller I, 505. Weigand II, 992. Nach einer 
vote Bindseils hat die Hallische Handschrift also ganz richtig D. Mar- 
tino, was in Martinum nicht geändert werden durfte. — 8) Beschümt, Binds. 
„confusus“. 9) Binds. „dass mein predigstul vnd die lehne*. 10) Binds. „offt 
vergiefft sey gewesen", 11) Binds. doch hat mich ff. 12) Abweichend im Ein- 
zelnen Bindseil colloq. IIT, 155, 156, Rebenstock II, 17^, letzterer ganz lateinisch. 


151 


Vgl. ferner Köstlin I, 662, 812, Luther Briefe (de Wette u. S.) II, 616, 625, Corpus 
Reform. XX, 526, Mathesius XIV, 306, 307. In den Rebenst. Tischr. wird das 
Obige ebenfalls in der dritten Person von Luther erzáhlt. 


633. 


Questa est uxor mea, adhue tantum tria vasa cerevisiae 
superesse, cui respondi, Interim hoe nihil nocere, dum paterfamilias 
Deus est, qui ex tribus facile quatuor potest facere.!) 

., 1) Die lat. Tischr. , Vxor conquesta est, se adhuc tantum tria vasa cere- 
visiae habere. Respondit: vnser hergott kann wol 4 daraus machen. Nisi ipse 


fuerit paterfamilias, actum erit." M indseil colloq. III, 199. Rebenst. II, 184, 18b 
(dieser ganz lat). In den deutsch. Tischr. fehlt der Absatz. 


634. 


Quaerentibus de malis successibus nune respondeo, semper necesse 
esse, ut mundus pereat, Vltra enim stare non posse, nihil ergo referre, 
quibus pereat fortunis. 


635. 

D.) Jonas dixit: Ieh mein, D.), yhr insultirt Gott im 
psalm?) ,quare fremuerunt gentes", Den ich gen Auspurck 
schiekte?), Cni respondi, Welcher prophet hatt nicht geschol- 
ten? Job a principio pacientissimus tandem fiebat impacientissimus.®) 

1) Doctor. 2) Psalm II, 1: „Quare fremuerunt gentes, et populi meditati 
sunt inanis?* (Vulg). Vgl n.358. 3) Vgl.n.536. Seckendorf II, 8 70,2. Koüstlin 
II, 223. Wie kann Jonas, der in Augsburg ist, diese Schrift Luthers an den Erz- 
bischof Albrecht v. Mainz nach Augsburg senden? Die Schrift wurde in Nirn- 


berg gedruckt. Ist Jonas vorübergehend von Augsburg abwesend gewesen? 
4) Vgl n.393. 5) Aehnlich Kummer, Tischr. p. 296^ bei Lauterbach p. 67. 


636. 
Jhe elender es gestanden ist in veteri testamento, yhe ge- 
waltiger propheten [235] sind gewest, Sieut temporibus Hiere- 
miae efe, qui mira eum Deo loeuti sunt.!) 


.. .1) Vgl n. 598. Aehnlich Kummer Tischr. p. 296b bei Lauterbach p. 67. 
Erl. A. 61, 382, Fürstem. u. B. IV, 225, Bindseil colloq. I, 344, Rebenst. I, 1695. 


637. 


Ieh halt, mein Herr von Sachsen!) were in veteri testa- 
mento ein Ezechias gewesen, wen es dazu komen were, Nam 
ilo me consulente, an in 12 artieulos rusticorum?) deberet assentiri, 
et me respondente, ne in unum quidem consentiret, libenter annuit, 
Hoe tantum adijeiens, Got hat mieh zum fursten gemaeht vnd 
hatt mir viel pferd geben, Wil er mieh nieht alszo lassen 
bleiben, szo wil ieh gern mit acht oder vier pferten auch 
reyten?), Hoe ad me dicebat.) 

}) Kurfürst Johann v. Sachsen. 2) 1525 im Bauernkriege. 3) Vgl. die 


Aeusserung Johanns v..S. n.136. 4) sc. Cordatum. Nach den lat. Tischr. be- 
zieht sich obiges Gespräch auf Friedrich den Weisen v. Sachsen, die deut- 





152 


schen Tischr. bieten: Ich halte, dass mein gnädiger Herr Herzog Johann, Kurfürst 
v. Sachsen ff. Statt der letzten Bemerkung, aus welcher hervorgeht, dass Luthers 
obige Worte speciell an Cordatus gerichtet gewesen sind, haben die spit. Tischr. 
entweder: „Das war eine christliche, gottselige Antwort vnd eine grosse Demut“ 
oder: , Haec erat pia saneta et Christiana responsio Joannis electoris“ (!). 
Die letzten Worte fehlen aber doch bei Rebenstock und Kummer. Vgl Erl A. 
61, 382, Förstem. u. B. IV, 225, Kummer p. 2965 bei Lauterbach p. 67, der am 
meisten mit Cordatus übereinstimmt, Bindseil colloq. I, 344, 345, Rebenst. I, 1695. 


638. 


Summa est gratia habere coniugem sodalem, cui omnia committas 
et confidas res tuas, cum qua liberos gignas ete. Deus autem multos 
in Coniugium intrudit sine consilio ipsorum, Kethe, Du hast ein 
fromen man, Du bist ein keyserin, age gratias Deo. Sed ad 
hane eonditionem requiruntur bonae et piae personae.!) 


1) Vgl. n. 450 nebst Note 2. Erl. A. 61, 169, 214, Fürstem. u. B. IV, 3$, 15, 
Bindseil colloq. II, 354. 


639. 


[236] Johannes Luther, filius meus!), puer ad mensam sedens 
serio semel dicebat, Summum gaudium in Coelis esse edendo, saltando 
ete. Illie flumen esse, quod laete manaret, et ibi similagines?) sponte 
crescere, Hoc genus vitae?) omnium est Beatissimum, Non enim habet 
euras politieas neque videt Ecclesiastiea monstra neque patitur terrores 
mortis aut futurarum infirmitatum, tantum bona speculantur pueri.*) 

1) Hans Luther, Dr. Martin Luthers Sohn. Vgl. n. 111,375. 2) Ein Gebäck 
aus feinem Weizenmehl, Semmeln. Vgl Luthers Brief an seinen Sohn Hans von 
Koburg aus vom 19. Juni 1530. Luther Br. I, 41. Köstlin II, 214, 215. — 3) se. 
puerorum. 4) Der Schluss des obigen Absatzes lautet in den spät. Tischr. „neque 
terrorem mortis et inferni patitur, tantum pura speculatur* oder „leiden noch 
fühlen kein Schrecken des Todes noch der Hólle, haben nur reine Gedanken und 
fröhliche Speculation*. Vgl. Erl. A. 57, 259, Fürstem. u. B. I, 199, Bindseil colloq. 
I, 251, Rebenst. I, 133. 

640. 

D. G.!) donee moritur, non eessabit a desyderio essendi Eleetor, 
Hae eaussa nune festinat ad Comitia Ratispona?), Sieut ante 
ad Isbruek?), eum tamen a Caesare nunquam sit susceptus, quia nulli 
voluit aures suas dare, ut integrum?) se servaret. 

1) Dux Georgius. 2) 1532 im August.  :;) 1530 vor dem Augsburger Reichs- 
tage. Vgl. Erl. A. 62, 83, Förstem. u. B. IV, 355. Kaiser Carl kam Anfang Mai 
1530 nach Deutschland, hielt aber erst 6 Wochen Hof zu Insbruck und kam Mitte 
Juni nach Augsburg zur Eröffnung des Reichstages. 4) = Unparteiisch. 


641. 


In antiquo Codice lectum est, Carolum Imperatorem totam 
Europam sibi subieeturum, Reformaturum Ecelesiam, et sub eo easu- 
ros ordines mendieantium!), Et bestiam oceidentalem et Leonem 
orientalem totum orbem terrarum sibi subieeturos, Quod intelligo de 
Turea et Carolo, Deinde post haec regiones Barbarorum converten- 
das?), Item puto Germanos dictos esse, quod sint Germani Italorum, 
qui haberent sacerdotium, Germani autem regnum: Si eui hoc 
plaeet, placeat?) | 








153 


I) = „Und dass unter seiner Ilerrschaft die Bettelorden zu Grunde gehen 
würden*. 2) = ,bekehren*. 3) Vielfach abweichend und mit Zusätzen versehen 
(bis zu den Worten: „jene das Reich, sind also eins“ oder: „illi regnum et ita unum 
sunt^) Erl. A. 61, 366, 367, Förstem. u. B. IV, 211, Bindseil colloq. 1I, 322. 


642. 
[237] Ego hie in mensa sine cibo in pistrina!) sedeo, Es wird mir 
mein essen viel sewrer?) den offt einem sein fasten. 


1) Bäckerei. 2) Mittelh. süwer = sauer. Ueber Luthers Mässigkeit im 
Essen und Trinken vgl. Küstlin II, 505. 


643. 
Papatus ist eitel gestolen gut, vnd mus widerumb ge- 
stolen werden, Neque enim prodest ad aliquem Eeclesiae vel Politiae 
usum, Quod experti sunt illi sub Ferdinando.!) 


) Mit Ausnahme des letzten Satzes vgl. Erl. A. 60, 209, Fürstem. u. B. III, 196, 
Bindseil colloq. I, 135. 


644. 


Karolostadius dixit, Infoeliees esse adversarios Lutheri, quod 
ante eos omnes decem annis Dibliam legerit, et Lutherum viginti 
annos legisse, quando illi!) tantum decem compleverint, Haee cum ille 
dixisset, dennoch ward er kluger In eim Halben Jar den ich. 


1) sc. adversarii Lutheri. 


645. 


[238] Wie mans in der welt macht, so taugts nicht, Es 
geht mir wie dem alten vnd seinem son mit dem Esel!), Wie 
ichs .mache, szo taugts nichts, Vnus enim medieorum eonsuluit 
mihi ut pedes lavarem, antequam cubitum eo, Alter ante Caenam, Ter- 
tu mane, Quartus meridie, Wie ichs mache, szo taugts beim an- 
dern nieht, Itaque mihi fit in alijs, Sive loquor sive mutus sum, 
seditiosus dieor, oder ich kriehe zum Creutze, Es kumbt ymer 
Meister klugling, ders pferd beim ars zeympt.?) 

I) Luther hat die bekannte Erzählung im Auge, die sich in einer ganzen 
Reihe deutscher Lesebiicher findet und öfters die Ueberschrift trägt: „Es ist un- 
móglieh jedermann zu befriedigen*. Gewühnlich wird als Quelle Hebel 
augegeben, bei dem sie sich „Schatzkästlein des rheinischen Haus- 
Ireundes 1859, Cottasche Ausg. p. 110 unter dem Titel: ,Seltssmer Spazier- 
ritt“ findet. Bei Lafontaine (Ausg. von Colincamp, Paris 1868 p. 72) ist sie 
betitelt: „le meunier, son fils et l'àne*. Hier wird als Quelle angegeben: 
"ales sive facetiae von Poggius erschienen um 1470. Doch setzt der 
lerausgeber hinzu: „Mais il n' en était pas l'inventeur, car, on sait cer- 
täinement, que ce conte était déjà connu dés le XIlle siécle.* 
?) = Zäumt. Mittelh. „zoumen“, dialektisch „zeumen, zeymen“. 


646. 
Caesar Caesar 


Roma diu titubans longis erroribus aueta!) 
Corruet et mundi desinet esse Caput. 


154 . 


Papa 
Niteris in vanum Petri subvolvere navem, 
Fluetuat hee: sed non desinet esse Caput?) 


1) Lies acta. 2) Nur bei Bindseil colloq. III, 331 findet sich das erste 
Distichon in folgender abweichenden Form: ,Roma diu titubans varijs erro- 
ribus acta, Corruet, et inde desinet esse caput. Daran schliessen sich 
dann folgende Verse: „Roma diu sedens caput extulit nubes ad usque, 
Nune depressa gemens, omnibus ludibrio est“. Beide Distichen tragen 
die Ueberschrift: Judicium Friderici Imperatoris de violento imperio 
papae. Mit dem imperator wird Friedrich IIT. gemeint sein. Das zweite Distichon, 
welches Cordatus überliefert hat, fehlt in allen spät. Tischreden. Der Gedanke, 
die rómische Kirche mit einem Schiffe auf den Wellen des Meeres zu vergleichen, 
in welches sich die Bedrängten retten sollen, ist ein alter. Auch in den späteren 
Tischr. findet er sich öfters. So wird Erl. A. 60, 274, 275, Förstem. u. B. III, 243, 
Binds. colloq. II, 9, Rebenst. IT, 74b der „römischen Kirche Schifflein" be- 
schrieben und Folgendes im Anschluss an eine Inschrift am Skt. Peter in Rom als 
Schluss hinzugefügt: , Ecclesiam pro mari rego, mihi climata mundi, 
Sunt mare, scripturae retia, piscis homo*. Das ist: ,Die Kirch ich für 
das Meer regier, Die ganze Welt ist furs Meer mir, Die heilige 
Schrift ist das Netz mein, Da Menschen zu fahn, die Fische sein“. 
„Das ist des Papsts Ruhm und Triumph.“ Ferner heisst es in Bezug auf das 
zweite der obigen Disticha Bindseil III, 279: „Fluctuat navicula Petri, sed non 
mergitur". Derselbe (xedanke in deutscher Form Erl. A. 60, 264, Fürstem. u. B. 
III, 235, auch Erl. A. 60, 285, Fürstem. u. B. III, 251. Vergleichen lässt sich endlich 
auch ein noch in diesen Tagen auf der Rednertribüne des Abgeordneten Hauses 
wieder citierter Ausspruch des Fürsten Bismarck, den er, wenn ich nicht 
irre, einmal in einer früheren Parlamentssitzung gethan hat, dass nämlich „das 
Narrenschiff der Zeit am Felsen der Kirche zerschellen werde". 


647. 


Dux Georgius in hoe foelix est, quod desyderat Elector 
esse Saxoniae?) Duleiter enim hoc vento?) pascitur apud se ipsum, 
At in hoe nimis infoelix est, quod nullum haeredem habet ad illum.3) 


1) Vgl. n. 640. 2) Wohl im Sinne von „windiger Plan“. 3) Vgl n. 371 
nebst Note, auch Erl. A. 61, 344, Fürstem. u. B. IV, 191. 


648. 


[239] Totus mundus ist nichts den handler!), Edleute?), 
Graffen, Fursten ete., Qui habet 50 florenos, der legts in 
handel, Wie kan die welt lang stehen?®) 

1) Im 15. Jahrh. „der handeler, handler = 'lhuender, Vollbringer, Unter- 
händler, seit dem Ende des 14. Jahrh. bereits als Familienname Hendler, später 
unser neuhochd. Händler — „Geschäft zu Kauf und Verkauf Habender“. Weigand 


I, 561. 2) Diese zusammengezogene Form kann ich nicht belegen. 3) Aehnlich 
Kummer Tischr. p. 297 bei Lauterbach p. 100. 


649. 

Es wird den Juristen gehen wie den Theologen, Den 
darumb ist man vns feind, das wir der welt die warheit 
Sagen, Werden die Juristen dem adel auch die warheit 
8Sagen,szo werdet yhrs!) szo gut haben als wir, Nos utros- 
que eontemnunt, szo 8ie doch die warheit von vns mussen 
wissen, In summa, Sie sagen, wir Theologi konnen nichts, 
vnd die Juristen konnen auch nichts. Caesar Pfflug? 


155 


seme] dixit, Es mussen 1osz?) leute sein, die mit der sehrifft 
ymbgehen vnd sonst nichts zu schaffen haben, tandem 
mortuus est sine lux et Crux*) Das war sein geschefft;) 


1) Die Juristen sind gemeint. 2) Nach den lat. Tischr. praefectus 
Lipsiensis, nach Seckendorf herzoglicher Rat und Vater des Theologen und spä- 
teren Naumburger Bischofes Julius von Pflug. 3) Mittelh. lós = locker, durch- 
trieben, verschlagen, leichtfertig. 4) Vgl. n.538. 5) Den ersten Teil des obigen 
Absatzes bis zu den Worten: „konnen auch nichts“ haben nur die deutsch. 
Tisehr. in abweichender und weitläuftiger Fassung. Vgl. Erl. A. 62, 272, Fürstem. 
u. B. IV, 529. Der zweite Teil mit den Worten „Caesar Pflug“ beginnend findet 
sich, aber ebenfalls 3bweichend, in allen spät. Tischr. Vgl. Erl. A. 60, 328, Fürstem. 
u. B. III, 283: „desgleichen der T. Canzler, C. P., der da sagte „Es müssen müssige 
Leute sein, die sich des Euangelii annehmen. Die sind alle erbärmlich gestorben 
sine erux et lux, wie die unvernlinftigen Säue. Also wirds den andern auch 
gehen“. Vgl. auch Bindseil colloq. I, 159, Rebenst. I, Sta, wo Caesar Pflug „Can- 
cellarius Trevirensis" genannt wird. Vgl. ferner Erl. A. 60,314, Fürstem. u. B. 
Ill, 272: Ein Edelmann in Meissen, der sonst nicht ein unverständiger Mann ist, 
hatte einen grossen Schatz gesammelt und gesagt, da das Euangelium in der Erst 
war angegangen: „Es miissen müssige Leute sein, die sich um solche Sachen be- 
kümmern ff. Bindseil colloq. I, 151: „Caesar Pflug, homo non insipiens, prae- 
fectus Lipsiensis, magnum thesaurum sibi collegit, superbe dixisse tertur 
Euangelio revelato: Es müssen müssige Leutte sein, die sich vınb solche Sachen 
bekümmern“. Rebenst. I, 52b. 


650. 


Theologia geht nicht gern ein!), den man henekts, 
trenekts?) etc., Vnd wir selbs wollen nicht gern hin an 
mit der vernunfft, welche mit sampt dem fleische vns 
allezeit hindert. 

1) „Eingehen“ — „vergehen“? Vgl. „das ist der berg Sinai, darauff es 
donnert, blitzet, regnet, erdenbebet, als wolt himel vnd erden eingehen. Von 


den letzten Worten Davids 1543. Viiijs. Passender iedoch — Eingang finden. 
?) Mittelh. trenken — ertränken, zu trinken geben. Weigand II, 919. 


651. 


[240] D. G.!) semper tempestive ad Comitia venit, putans se 
omnia posse interturbare, O quam dolebit, si illae Caussae fridlich 
gestellt worden, wie sie sich fridlieh anlassen?), Ego, si 
el male vellem, saciatus essem sola infirmitate animi sul, Nam supra 
modum vexatur, et hoe torquet virum, quod se vindieare non potest, 
Imo uritur libidine nocendi, quam semel concepit, vnd kans nicht 
hinaus furen, Er mus drob sterben, si nocere non poterit.) 

1) Dux Georgius. 2) Mittelh. ane làzen = „worauf hin sich bewegen 
lassen“, dann reflexiv — „Fähigkeit und 'lhütigkeit zeigen, se gerere, sich ge- 
stalten, den Anschein haben“. Vgl. „wenns geschicht, wie sich anläszt“, De Wette 


Briefe II, 597, „vielleicht wird Wittemberg, wie sichs anläszt mit seinem regiment“ ff. 
De Wette V, 753. Dietz I, p. 59. Weigand I,57. 3) Vgl. n. 640, 647. 


652. 
Senex quidam, Effurdi eum studens essem, ad me dixit, 


Liber Baeelarie, Es kompt ein endrung, vnd die ist gros, 
Es kan alszo nicht bestehen, Ich mein, sie sey komen. 





652^, 

Ihr konnetz vnd wust nu alles so wol als ieh, Ieh 
Habs alles ausgegeben vnd euch nichts verhalten, In 
longitudinem et latitudinem habt yhrs alles, Sed in profunditatem 
non habetis, neque ego quidem sic omnia habeo.!) 

1) Vgl. Veit Dietrich, Collect. ex colloq. 110: „quidam senex ex Meiningen“ 


ete, Küstlin I, 55, 778 nebst der dort angeg. Litteratur. Festschrift des Gymnas. 
zu Clausthal z. Luther-Jubil. p. 27. 


653. 


[241] Last Davidem ein gros Exempel sein misericor- 
diae divinae, der hat ein lawen zurissen!) vnd erwurget 
ein teuffel am Goliat, Vber das hatte er gotts Zeugnis 
vnd felt darnaeh vber zwen Zopffen, Pfu dich Molan?) 
vnd wird dazu ein morder vnd hoffertig, Ich mein, er 
habe sieh wol gelost*), Er ist schir der grost gewesen 
inter omnes sanetos, Baptista excepto, post eum est Helias, Ich 
meine mein* Moses, Aaron vnd sein schwester haben 
sich aueh geloset, Sed si, dieente Deo, „Quia me non sancetifieast 
ad aquam eon:*^5) non apprehendisset remissionem peeeatorum, statim 
mortuus esset et damnatus.) 

1) = „Der hat einen Lówen zerrissen“. 2) Vgl n.506. Der in Nieder- 
sachsen gebräuchliche Ausdruck „phutican“ ist wohl eine Zusammenziehung des 
Obigen. 3) Von „sich lüsen“. 4) Das Wort mein vor Moses ist vielleicht 
Dittographie. Luther pflegt in den Tischr. Moses nicht seinen Moses zu 
nennen. 5) Lies „ad aquam contradietionis“ — „bei dem Haderwasser“. 


Deuter. 32,51, Num. 20, 13. 6) Im einzelnen abweichend Erl. A. 58, 203, Förstem. 
u. B. II, 39. 


654. 

Si quis est in temptatione vel apud tentatos, szo sehlahe 
er nur Mosen todt vnd werff alle stein auff yhn, wenn 
einer aber wider gesund wird, Tune Lex illi praedieetur, 
Afflieto autem non est praedieanda afflietio.!) 


1) Vgl. Erl. A. 60, 103, Fürstem. u. B. III, 117, Bindseil colloq. II, 288, 
Rebenst. II, 220v. 


655. 


Ego darem hune annulum, et una etiam digitum, ut 
tantum scirem, quantum [242] Cignei! praesumant, se 
scire in Theologia, Aber wen ein mal ein vngluck wurd 
komen vber sie, wie es dan vorhanden?) ist, szo werden 
sie in die Hosen scheissen vnd einen solchen gestanck 
anriehten, das niemand vmb sie wird bleiben konnen. 


1) Vgl. n. 625 mit Note. 2) Sonst bei Luther stets furhanden. 
Dietz p. 750. 


650. 
Das wortlin ,Gerne*!) neque latine neque graece neque 
hebraiee reddi potest, Syntaxit!) mutat significationem eius. 








157 


!) Mittelh. gärne — Mit Verlangen, dem Wunsche gemäss, mit Freuden 
oder mit Vergnügen, aus freien Stücken, auch leicht möglich, etwa ff. 
3) Lies Syntaxis. Der Sinn scheint zu sein „Die Wort und Satzfügung, also der 
Zusaumenhang, giebt dem Worte oft eine andere Bedeutung. Deshalb ist es 
nicht möglich es in einer der oben erwähnten fremden Sprachen wit einem Worte 
wiederzugeben.“ 


697. 


Diaboli!) malitiam proprijssime definit Christus Joh. 8 hie?), 
vos ex patre Diaboli?) estis ete, Ex quo sequitur omnes dolos suos!) 
ordii a mendacio, et eos conceptis mendacio, mortem eis intulit, Sieut 
postea statim fiet inter duos fratres?) ete, Alszo gehet sein regi- 
ment: Wo er hinkompt, da feeht®) er mit lugen an, ver- 
furet die leute, postea non quiescit, Er rieht auch mord an 
vnd auffruhr durch vngehorsam, "Tertio quando hue coegit 
homines, treibt er etlich, das sie verzweiffelen, et ut sibi 
eonseiseant mortem, Sieut decepit Judam, quem primo decepit men- 
dacio, Deinde fecit, ut traditor fieret, et oceisor sui ipsius dominj. 
Posthee trahit eum [243] in desperationem vnd das er sich selber 
erhing, Ita tandem lonet er seinen Dienern, Contrario modo 
se habet Christus salvator, summus doctor veritatis, Hoc enim testi- 
monium habet a patre Math. 17.7) 


1) In den ersten Sätzen sind eine Reihe von Fehlern enthalten. Nit Hülfe 
der späteren "T'ischr., welche Obiges ebenfalls, wenn auch mit Zusützen und in viel- 
isch abweichender Form, bieten, lässt sich der Text einigermassen herstellen. 
2) Lies die: = dicens. 3) Lies „vos ex patre Diabolo estis“. Vgl. Joh. S, 44: 
08 ex patre diabolo estis" Vulg.). 4) Für eius. 5) Die deutschen Tischr. 
Erl. A. 60, 5, Fürstem. und B. III, 44, 45: „Hieraus folgt, dass der Teufel von An- 
beginn allzeit mit Lügen umgehet und die Leute anticht. Wie er Adam und 
Evam mit Lügen verführete; nach der Lügen bracht er sie in den 
Tod, und bald darnach macht er auch, dass Cain seinen Bruder er- 
schlug! Die lat. Tischr.: ,Hinc sequitur ab initio Sathanam mendacem fuisse, 
sleut Adam et Evam mendacijs deceperat, nach der lügen bracht er 
sle in todt, balt hernach bracht er Cain in homicidium et parrici- 
dium.* Bindseil colloq. I, 219, Rebenst. I, 1165. Es ist daher vielleicht zu lesen: 
.Ex eo sequitur omnes dolos suos ordiri a mendacio, Sicut Adam et Evam 
decepit (vgl. hernach ,sicut decepit Judam, quem primo decepit mendacio etc.) 
et, eis conceptis mendacio, mortem eis intulit, Sicut postea statim fecit inter 
duos fratres ete. — 6) Ohne Zweifel von anfechten — versuchen, beunruhigen. 

e spät. Tischr.: „da fähet ers mit Lügen an“, Bindseil „da fehet er — an“, 
Rebenst. „quorsum venit, ibi mendacium spargit". Diese Lesart, der das 
Mittelh. „ane vähen“ = „anfangen“ zu Grunde liegt, ist ebenfalls nicht unpassend. 


658. 

Mundus non regitur nisi per Tyrannos, neque regi quidem debet 
per alios, et qui tales sunt, magni dieuntur in mundo, Das ist auch 
recht, das ein spitzbube zu der staupen!) gehawen, den 
hencker seinen vater nenne) 

1) 1452 ist die staupp (auch stüpe) = „Sehandpfahl* oder „Pranger“, 
woran der gebunden wurde, welcher verurteilt war, öffentlich gepeitscht zu werden. 


Vgl. Weigand II, 803. 2) Vgl. n.220. „Spitzbube“ hier schon in der späteren 
edentung. 


158 


659. 


Christus et Satan divisi!) sunt opere et officio, Ille enim est 
author vitae, Conservator iustieiae, Creator Coeli et terrae, Iste contra 
Dominus est mortis, auetor peccati et plane omnium destruetor, quae 
aedifieat Christus, Summa, omnia mala et morbi sunt opera Sathanae, 
Cum autem Deus in seripturis sibi mala aseribit, hoe propter Ma- 
nieheos feeit, qui duos deos fecerint, bonum unum, alterum 
malum.?) 


1) Die lat. Tischr. „diversissimi“, die deutschen: „Christus und der Satan 
haben gar widerwürtige und widersinnische Werk und Amt“. Vielleicht diversi. 
2) Vgl. Erl. A. 55,145, Fürstem. u. B. I, 413 mit abweichendem Schlusse. Bindseil colloq. 
I, 11, Rebenst. I, 6» nur bis „opera Sathanae*. Das Uebrige fehlt. Den Schluss 
hat ähnlich die Stangwaldsche Redaktion der Tischr. „Dass aber bisweilen die 
Schrift auch Gott das Böse zuschreibt, das dienet wider die Manichaeer, die da 
zween Gütter erdichten; einen, der das Gute, den andern, der das Bóse schaffete. 
Denn der Teuflel ohne Gottes Verhüngniss nichts vermag. 2) Vgl. auch Cordatus 
n.87, 58. Erl. A. 61, 114; 57, 207. Fürstem. u. B. III, 424; I, 160. 


660. 


Verum est, Satanam suos pro veris pueris supponere, Sieut 
eontigit nostro [244] seculo cuidam, qui voracissimum suppositium !) 
non valens implere Cibo, tulit eum zu vnser frawen zu Hockstadt?. 
das mans daselbst weigte?), Pertransiens flumen clamavit in eo 
diabolus, Wilkropp?), ille?) iacebat in eim korb et respondebat 
O ho, Wo wiltu hin?) Ich wil gen Hockstadt vnd wil miel 
lassen weiglen?) Hoe audiens vir®) proijeit eum in flumen, in quo 
eum irridentes eolluserunt simul.") 


1) Lies suppositicium — untergeschobenes, unechtes Kind, Wechselkind. 
Vgl Note 4. Erl. A. 60,39. Eörstem. u. B. III, 69: „oder müssen supposititii sein, 

echselkinder, die denn die Sachsen nennen Kielkropf“. 2) Die spät. 
Tischr. „Hockelstadt“, „Holckelstad“ (Binda.) „Hockelstad“, „Hockelstedt“. Ge- 
meint ist die längst abgebrochene Kapelle zu Iackenstädt im Kreise Neuhaldens- 
leben, wo sich ein wunderthätiges Marienbild befand. Vgl. Förstem. u. B. III, iu 
Note. 3) Die spät. Tischr. „und daselbst wiegen lassen“ oder „und lassen wigen“. 
Rebenstock: „ut coram illa (sc. Maria) in cunabula (?) moveretur“. Die Form weigte 
— wiegte. 4) Sonst Kielkropp — grossköpfiges, dickhalsiges, untergeschobenes 
Kind, Wechselbalg. Da im Hitteld. die quil = „Quelle“ ist, so scheint der 
Glaube verbreitet gewesen zu sein, dass solche misgestaltete Kinder aus dem Wasser 
kämen. Vgl. Weigand I, 927. Hildebrand, Deutsches Wörterbuch V, 661. Ueber 
den Ursprung solcher Wechselkinder sagt Luther selbst (Erl. A. 60, 22, 39, Fürstem. 
u. B. III, 56, 60): „Es ist wahrlich ein greulich schrecklich Exempel, dass der Satan 
so kann die Leute plagen, dass er auch Kinder zeuget. Also ists auch mit dem 
Nixen im Wasser, der die Leute zu ihm hinein zeucht, als Jungfrauen und Mägde, 
mit welchen er darnach zuhült und Teufelskinder zeuget“ ff. Ferner: „Etliche 
Mägde reisset er (der Teufel) oftmals ins Wasser, schwängert sie und behält sie 
bei ihm, bis sie des Kindes genesen; und legt darnach dieselben Kinder in die 
Wiegen, nimmt die rechten Kinder heraus und führet sie weg“ ff. Uebrigens 
scheint in der Form „Wilkropp“, wie sie Cordatus überliefert hat, noch ein Hin- 
weis auf die ursprüngliche Form quilkropp enthalten zu sein. 5) sc. supposi- 
ticius, quem tulit ille quidam etc. 6) sc. dicebat ille diobolus, qui erat in flumine. 
1) Die Form weiglen für „wieglen“ = wiegen kann ich nicht belegen. 8) sc. ille 
„quidam“, qui suppositicium ad Virginem Mariam tulit etc. 9) Weitläuftig und im 
Einzelnen vielfach abweichend Erl. A. 60, 41, Fürstem. u. B. III, 70, Bindseil colloq. 
I, 221, Rebenst. I, 123". 


159 


661. 


Vnser herrgott kunde wol reich werden!), wen er sich 
nur drein konnete schicken, Fieret enim dives, si tantum Creaturas 
nobis negaret, iam solem, iam aerem, iam aquam, Szo wurden wir 
alle gelt eraus geben, Verum cum haee dona putamus vulgaria 
esse, nibil ducunt ea8?) vnd wollens von gott fur recht halten, 
Trotz ihm), das er vns die sonne nicht alle tag gebe, Ita 
magnitudino*) Dei beneficiorum obseuratur.5) 

1) Vgl. n. 517. 2) Lies ea. 3) Vgl. n. 109 Notel. +4) Lies magnitudo. 


2 TRL Erl. A. 57, 124, Fürstem. u. B. I, 95, auch Erl A. 57, 147, Fürstem. u. 
. 1, 1H. 


662. 

Interrogans filiolum, was er mir ein Jar zu kost gebet?!) 
Respondit puer, Ey vater, Essen vnd irineken kaufft yhr nieht, 
allein epffel vnd birnen gestehen?) viel gelt, Ita quotidiana?) 
Dei eontemnunt homines, quae autem vere pusilla sunt, magni 
dueunt ete.) 

1) Mittelh. diu und der koste, Mitteld. der kost — Kostenaufwand, Geld- 
ausgabe. Weigand I, 992. Die Redensart „zu kost geben“ kann ich nicht belegen 
Der Sinn scheint zu sein: , Was er mir in einem Jahre für Kosten mache“. 2) Vgl. 
0.532 Note 2, n.583. — 3) Vielleicht quotidiana dona Dei. 4) Hierauf scheint 
sich Erl. A. 57, 147, Fürstem. u. B. I, 114 zu beziehen: „Die grossen und mancherlei 
(aben Gottes iiberschütten und blenden uns und machen, dass wir sie so gering 
schten, auch die allergrüssten, darumb, dass sie so gemein sind. Es geschieht 
unenn Herrn Gott, gleich wie den Aeltern mit ihren kleinen Kindlin; die achten 
des täglichen Brods nicht so viel, aber ein Apfel, Birn und ander Obs, das wird 
von ihnen gross geachtet.“ 


663. 


[245] Quidam obesus! Monachus aecessit pastorem ovium et 
rogavit eum, ut ei pinguedinem suam auszweude?) (sie enim vocant, 
eum furantur aus den hemel*) das feyst*)), Hoe eum audivisset 
Nobilis, intrusit Monachum Carceri pane eum nutriens et aqua, vnd 
zeppet5) yhm das feist rein abe. 

|) Obesus = feist. 2) = Ausweide. 3) Mittelh. hamel = Hammel. 
4) Mittelh. daz veizt, Luther das feist (feyst) — adeps, Fett. Dietz I, 651, Müller 
II, 293. Vgl. „gleich wie das fewr auszzeugt als (alles) feyst vnd macht“ ff. 


) = Und zapít ihm das Fett rein ab.  Niederdeutsch tappen. Die Form 
A (zeppen), anscheinend dialektisch, kann ich nicht belegen. Weigand 
1157. 


664. 

Grammatica est, quid nominis!), Quid rei), mus man erstlich 
lernen, Praedicaturus antea scia?) rem et deinde significationem ?), 
ilieet quid res sit, de qua est locuturus, Grammatiea tantum verba 
tradit, quae sunt signa rerum, ut ,iustus ex fide sua vivit", Ibi Gram- 
matiea dieit, quid sit fides, quid iustus, Sed illa verba defendere ad- 
versus Cavillatores, hoc est perfeetae artis, et non tantum pertinet ad 
Theologum tantum Grammatieam.!) 


160 


I) se. sit. 2) Lies sciat. 3)se.rei. Vgl.n.525. 4) Da die spät. Tischr. 
Folgendes bieten: „das muss man nelımen nicht aus der Grammatica, sondern aus 
der Theologie* oder: „non pertinet ad Grammaticam, sed ad Theologiam", so wird 
statt der unverständlichen Worte der Handschrift vielleicht so zu lesen sein: „et 
non tautum pertinet ad Grammaticam quantum ad Theologiam" 
Ueberhaupt ist die Handschrift auf diesen Seiten (von p. 240 an) müg- 
liehst schlecht geschrieben, so dass sie nur mit der grössten Mühe 
zu entziffern ist. Mit der gróssten Hast hat der Schreiber die Buch- 
staben aufs Papier geworfen. Zahlreiche und manchmal ungewülin- 
liche Compendien erschweren das Lesen. Dass es dabei nicht ohne 
Versehen abgegangen ist, zeigt z. B. der Schluss des obigen Ab- 
satzes und besonders n. 65v. Erst p. 250 werden die Schriftzüge wie- 
der besser und ruhiger. Vgl. mit dem obigen Abs. Erl. A. 62, 304, Försten. 
u. B. IV, 560, Bindseil colloq. 11, 143, Rebenst. II, 114". 


665. 

[246] In illo, qui neminem audit docentem, Da mus cigene 
klugheit sein, et in talibus nulla spes est, velut in M. K. (?)), Deus 
noster agit opus suum per eooperatores et media sua, id est Contiones 
et Leetiones, non non?) negligendas. 

1) Magister Georg K arg, Schüler des Dr. Jacob Schenk, Pfarrers in Frei- 
berg? 2) So die Handschrift. Nachdrickliche Wiederholungen einzelner Wörter 


finden sich bei Cordatus öfters. Vgl. n. ;6 quantum, quantum liceret, n. 169 
iam iam adesse. Vielleicht ist daher auch das obige non absichtlich wiederholt. 


666. 

Wer das Messer am ersten zuekt, mus ers aueh am 
ersten einsteeken, Ita Turea hactenus provocatus a Ferdinando 
vineitur et sueeumbet), et Papistae moturi bellum adversns nos, supera- 
buntur, Summa, Wer zum letzen zuckt, steckt zum letzen ein.) 

1) Die spät. Tischr.: „Also ist der Türck bisher vom F. gereizt und hat ob- 
gesiegt; da er ungereizt kommen wird, so wird er unterliegen und geschlagen 
werden“ oder: „Ita Turca hactenus provocatus a Ferdinando vicit, sed neimine 
provocante suceumbet ete.^ — 2) Mittelh. diu letze — die äusserste Verteidigungs- 
linie, Hemmung, Beraubung, Abschied, Gabe zum Abschied, Ende. Aus zum 
letzen wurde später zum Letzten und zuletzt. Müller I, 942, Weigand I, tut. 
Vgl. mit dem Obigen Erl. A. 62, 401, Förstem. u. B. IV, 655, Bindseil colloq. II, 195, 
Kebenst. II, 190v, 


667. 

Tot sunt doli et insidiae, inobedientia et elandestina odia inter 
nobiles et magnates!), ut nemo eos possit componere?) quam der 
heilige vater der Turek‘); Vnd wir mussen fried machen‘), 
Papistae enim nullam conditionem pacis haetenus unquam aecepta- 
verunt, Ideo sinamus eos spargere discordias, Nos tantum ad orationem 
eonfugiamus unieum praesidium nostrum. 

1) Magnates (ueyıoraveg) — „die Grossen eines Volkes oder Landes“. 
Du Cange II, 383: „vassalli maiores“. Uebrigens kommt das Wort schon viel 
früher vor. Vgl z. B. Vulgata eccles. Hieronymi 33,19, 38,3. — 2) Componere 
aliquem — vereinigen, Frieden stiften zwischen. 3) n. 556 nennt Luther die 
medici „die heiligen veter". 4) Der Religionsfriede zu Nürnberg wurde am 
23. Juli 1532 abgeschlossen und bestätigt auf dem Reichstage zu Regensburg am 
2. Aug. dess. Jalıres. 


161 


668. 


Turea inter suos summam pacem iusto timore conservat!), adeo ut 
qui sein gleit?) Hatt literis aureis seriptum, VIET:?), secure possit 
omnes regiones suas pertransire, Ad hune Legatus missus vir Egregius 
nomine 347] Sehmaltz, Hagenensis!) Civis, Hune interrogavit, 
quot annorum esset Lutherus, Respondit 49 annorum*), Ad quod 
Turea®), Vtinam Junior esset, Er sol ein gnedigen herrn an mir 
wissen, Hoe audiens, levata manu et signo Crucis faeto, dixi; Behute 
mich gott fur diesem gnedigen herrn.') 

1) Vgl. den Anfang des vorigen Abs. 2) Geleit. 3) Hae literae Firman 
su Ferman (= Pass) tureice appellantur. Bindseil collog. I, 397, Note 87. Vgl. 
Förstem. u. B. IV,631, Note 1. 4) Hagenau im Elsass. Die lat. Constr. schwer- 
lich möglich für quum ad — missus esset ete. 5) Also 1532. Die spät. Tischr. 
haben die Zabl 48. 6) Soliman der Prüchtige von 1520—1566. 7) Vgl. 
Erl. A. 62, 390, 381. Förstem. u. B. IV,634, Binds. colloq. I, 397, Rebenst. I, 2095. 


669. 


Princeps Fridericus!) dixit, In grossen heusern sind grosse 
sorge, In kleinen kleine sorge, Ideo illos ignorare, hoc, qui habitare 
euperet?) in magnis domibus, magna eis mala parere. 


1) Friedrich der Weise. 2) Lies cuperent. 


670. 

Papistae passionem Christi triplieiter praedicaverunt, Primo 
haben sich die prediger selber gemartert, 2%!) auditores, Tertio 
Christum, quia cum infinita dicerent, Vsum passionis Christi numquam 
attigerunt, et affectus movere ipsorum labor fuit et auditorum passio.?) 


N Lies secundo. 2) Abweichend in Bezug auf den Schluss Bindseil 
eolloq. III, 266, Rebenst. II, $3». Ebenfalls abweichend Binds. collog. I, 431. 


671. 


Lebe ieh noch ein Jar, szo mus mein armes stublin hin- 
weg), daraus [248] ich doch das Bapstumb gesturmet habe, 
proper quam caussam dignum esset perpetua memoria, Aber die 
grossen heuptstul?), heuptwal, heuptfursten?) werden mirs 
wegfressen, Ita persuadebunt principem?), Ex animo nobis male- 
volunt adeo, ut odio nostri moliti sint avertere Juniorem Prin- 
eipemd) a studio artium dieentes: G. H.%), Was darff er grosser 
klugheit, Wolt yhr ein schreiber aus yhm zihen? Er mus 
ein regirender furst werden, timentes scilicet, si doctus fieret, 
eum ex ]eetione historiarum videre posse ipsorum fallatias, Istis 
sesquipedalibus verbis?) Friderieus Dux moveri non potuisset, 
Sie sind mit allenn sieben todtsunden zwifach besessen, Ma- 
Itiam super omnem malitiam in se habent, Sieut Er ist de S.9), 
Ümnino mercaturam exercet, Ist das auch adeliseh? Ita isti exer- 
cent omnem malitiam, Ist aber das Christlich??) 

1) Vgl. über dieses Stüblein Küstlin IL 499. 2) Sind damit die Laffetten, 


die Geste le der schweren Geschütze gemeint? Die spät. Tischr. bieten Haupt- 
Stücke. 3) Die Adeligen am Hofe, die eine Hauptrolle spielten, die Scharr- 


11 


162 


hansen sind gemeint. 4) Vgl. n. 583 nebst den dazu gehürigen Noten 5 und 6. 
,Persuadere* findet sich in dem Latein jener Zeit nicht selten mit dem Accus. 
Vgl. n. 133. 5) Johann Friedrich von Sachsen. 6) — Indem sie (nämlich seinem 
Vater, dem Kurfürsten Johann) sagten: „Gnädiger Horr“ 7) Vielleicht eine 
Anspielung auf Horatius ars poet. 97: „proücit ampullas et sesquipedalia verba". 
Vgl. „ern tgun5yy". ,Sesquipedalia verba" sind eigentlich „anderthalb Fuss lange 
Worte“ In bildlichem Sinne wird bier zu verstehen sein: „besonders durch Zu- 
sammensetzung gebildete Worte, wohl berechnete oder grossprahlerische 
Worte“. 8) = „Sowie Herr ist von S.^ Die spät. Tischr. „E. v. S.“ oder „Ernst 
a. S.^ Die lat. (Binds.) haben den ganzen Satz folgendermassen: „Ernst a. S. 
omnem mercaturam exercet cum aliorum detrimento. Ist das auch Adelisch, Herr 
Ernst von Schlieben? Der Vorname Ernst scheint aus der obigen Lesart 
„Er ist“ entstanden zu sein. Ob ferner ein Herr von Schlieben gemeint ist, 
kann fraglich sein. Ein Eustachius von Schlieben wird freilich in den spät. 
Tischr. (vgl. Binds. colloq. II, 331, Erl. A. 62, 212, Fürsten. u. B. IV, 477, Lauterbach 
p.100) erwähnt. Er war aber kein sächsischer Adelicher, sondern Gesandter des 
Kurfürsten von Brandenburg am Hofe zu Sachsen. Vgl. tiber ihn Zedlers 
Universal-Lexikon XXXV, 183 und Lauterbach p. 100, wo Seidemann die Litte- 
ratur für das Geschlecht derer von Schlieben angiebt. 10) Vielfach abweichend in 
Form und Inhalt Erl. A 62, 209, Fürstem. u. B. IV, 474, Bindseil colloq. II, 331. 
Vgl. auch Erl. A. 62, 213, Förstem. u. B. IV, 477, 418. 


672. 


Interrogatus, eum semper amphibolice!) responsa dederint Dia- 
boli, quomodo Sauli certa responderint, per opinatum Samuelem?) 
Cras mecum eris?), respondeo, In dictione Cras esse Amphibolon 4) 
Es habe getroffen oder gefeylt, diesen oder den an- 
drenn tag.) 

1) Für amphibole (ZugifoAog) = zweideutig. 2) = „Durch den ver- 


meintlichen Samuel^ 3) 1. Sam. 28, 19. N — aupißolov. 5) Abweichend 
Erl. A. 62, 333, Förstem. u. B. IV, 589, Bindseil I, 209, Rebenstock I, 1105. 


673. 


[249] Certum est, eventum certum non novisse Satanam, Imo 
respondit amphibologice), Es heist schrauffen?) gedreet, quando 
non potest certo negare aut affirmare, neque vult tacere. Ita Christus 
quoque respondit de Censu Caesaris?) Ita Abraham suam uxorem 
regi tradidit?), Ita David pugnavit eontra Amelech eum Impio Rege 
et ad Achis dixit: Ego pugnabo eum Domino meo ete.5, eum textus 
dieat, eum simulasse vultum suum, Das heist auff hoffisch, 
sehrawen*) gedreet, Germanice ausdreen.’) 

1) Siehe n. 672 Note 1. 2) Für die Form schrauffen — schrauben hat 
Weigand II, 638 erst Belege aus späterer Zeit. 3) Matth. 22, 20, 21. Vgl. 
n.542. 4) 1. Mos. 20,2. 5) 1. Sam. 29,8. 6) Weigand II, 638: die schrawb 


(1482), um 1400 im Hochd. die schrawff, spüter serawff. 7) Abweichend 
Erl. A. 62, 334, Fürstem. u. B. IV, 590, Bindseil colloq. I, 209, 210, Rebenst. I, 110^. 


674. 


Doleo sortem optimi viri M. A.!), qui uxorem habet impudieissi- 
mam et tamen non vult ab ea segregari, Si conquereretur, nos sepa- 
raturi essemus eum, Etiamsi non sit publiea adultera, tamen, cum sit 
impudiea, immorigera, nihil ad voluntatem eius faciens, deambulans 
quoeunque vult, signa de se dat adulterij?), Miserrima res est, Soeium 





habere infidum et publieum rivalem ferre, Das thut v 
ferm, pavonem non posse sui similem ferre et rivalem ' 
erseufft er sich, eum tantum in aqua videt suam ima; 

1) Nach den lat. Tischr. Mag. Matthaeus Aurogallus, au: 
bürtig, von 1521 an Prof. der hebraeischen Sprache zu Wittenberg. 
teren Tischr. haben hier folgenden hüsslichen Zusatz: „Ipsa habet n 
patitur morbum renum“ oder: „Er (?) hat eine böse Krankheit, dazu dit 
s Abweichend und weitläuftig die deutschen Tischr. Erl. A. 61, 17 
B.1V,39, ähnlicher Bindseil colloq. II, 170 (nur der Schluss), 344, R. 


675. 


Praeelarissima sunt verba spiritus saneti, Confidi 
viri), quibus declarat [250] amissam?) conversationem in: 
et societatem, quae inter alios non invenitur, Malum igitur 
quando eoniunx gaudet de alterius Coniugis discessu et 
adventu, Ideo nobis?) quedam matrona filiam suam ita instr 
toehter, halt dich alszo gegen deinen man, ( 
werde, wen er den spitz‘) sihet an dem haus 
widerumb zu Haus kompt, Magna est impostura $: 
ventis hane tantam coniunctionem et ordinationem Dei, 
divino iure soeiantur Coniuges, Et Satan tollit utrumque?) « 
Ey schlae tod.) - 

1) Proverb. 31,11. 2) Lies amicissimam. 3) Lies nobi 
Bindseil bietet. 4) Mittelh. der spitz uch die sp.) — Spitze 
keilförmige Spitze eines Heeres. Vgl. Müller IL, 2, 514, 515, W 
5) se. ius. 6) Im Einzelnen und besonders in Bezug auf den Schlu 
Bindseil collog. II, 344. Vgl. auch Binds. II, 341 (Abs. 3 in der Mitt 
schen Tischr. bieten statt des Obigen nur folgende Sätze: „Darumb si 
treffliche, herrliche Wort des Heiligen Geists: „des Mannes Herz v« 
sie‘. [sts nicht eine grosse Bosheit und Betrug des Satans, dass c 
Ordnung, so dureh göttlich und natürlich Recht, mit Leib und Gut, 
und gebáren, zusammen verbunden ist, so schündlich betrüiben, verw 
solch Gewerre drum machen soll? Ei, schlag todt!“ Vgl Er 


Forstem. u. B. IV, 39, 40, Rebenst. IL,'161, der das Obige eber 
weise hat. 


676. 

, Meum consilium est zu allen die freyen wolle 
nieht sehertzen dueturi uxores, et ne quaeratis illis 
dum affectus carnis, vnd nach der prunst, Sed orate, 
data uxore non lieet retrocedere, si res male cesserit, 
üurores dotes sunt datae, Bettet nur, Es ist von 
autem uxor subacerba fuerit, ferenda tamen est, den i: 
ins Haus.!) 

1) Die spät. lat. Tischr. vielfach abweichend. Bindseil II, 34! 


jiiseren Zusatz. Rebenst. 1,161 unvollständig. Aelnlicher die deu 
A. 61,171, Förstem. u. B. IV, 40. 


677. 


pay Nemo nune ieiunat quam die armen lut 
Pfaffen, quia ablatus est ab eis sponsus!) et nobis 
esset, non monastieo ieiunio, quod est Crapula?) trium die 

u 








164 


1) Die Verpflichtung (dazu), das Fastengelibde 2) Crapula (xzpaınan) 
— Weinrausch mit seinen Folgen, also Katzenjammer. Luther will sagen: 
Wenn einmal in den Klöstern gefastet wird, so hat das seine Gründe. Dann 
können die Mönche wegen Katzenjammer nichts essen, und der dauert gewühnlieh 
drei Tage. Und das nennt man bei ihnen Fasten. 


678. 


Aug: in li: de Ci: Dei!) quasi commentarium super Horatium, 
Tibullum, Propertium?), tot enim vitia recenset Romanorum 
et gentium item tot idola.) 

1) Augustinus in libro de Civitate Dei. 2) Es fehlt ein Wort, viel- 
leicht scripsit. 3) Vgl. Bindseil colloq. Ill, 135: „Augustinus in libro de Civitate 


Dei est quasi commentarius supra Horatium, Tibullum, Propertium, M. Var- 
ronem. recenset enim varia gentium et Romanorum idola“. 


679. 


Augustinus exponens illum loeum, Quia meruisti portare 
Salvatorem, exponit, Mariam meruisse, id est, idoneam et aptam 
fuisse, sieut arbor apta est ad ferendos!) fruetus, Optimus fuit inter- 
pres scripturae prae alijs omnibus. Et ego mirari non possum alios 
Doetores, Das sie vber die sehonsten text alszo hin vber- 
gelauffen sind, das sie sich mit den fussen stossen vnd 
daruber fallen hetten sollen. Theophilaetus?) etiam bonus 
interpres fuit, maxime super Paulum, Deinde Cyrillus, Chriso- 
stomus und Origenes haben grosz geschrey iudicio hominum, 
Veruntamen uno libro suo Lyra) uteunque superat [252], Porro cum 
Garrulus sit Chrisostomus, placet Erasmo, Origenes negligit 
fidem 4^) et tantum moralia tractat, velut in Epistola ad Hebraeos, 
ubi de Sacerdotio loquitur, Ipse laudat pbrös®) et de ipsorum dignitate 
multa congerit, Er liesz mich in Dreck stecken, eum ei fidens 
hane epistolam incepissem interpretari®), quemadmodum etiam Hiero- 
nimus mihi imposuit), Hypognostieon et contentio eum Pela- 
gianis optimi sunt libri in Augustino, Prior ille®) 12 libros scripsit 
in Genesin, eum medium caput eius libri?) non sit interpretatus, Porro 
Augustinus damnatus est Parrhisij!", quod excessive locutus 
sit in odium haeretieorum, Hoc est, eum traxisse sententiam suam in 
diversum et aliter quam voluit!!), Velut cum dixit, liberum arbitrium 
per se nihil valere quam ad peccandum, Idem sentit M. Sent.!?) qui 
vir fuit optimus et voluit methodo sua prohibere tantam multitudinem 
librorum et seriptorum, et peperit maiorem.!?) 

1) Die spät. lat. Tischr. faciendos. 2) Luther scheint Theophylact zu 
meinen, Erzbischof zu Achrida in der Bulgarei, der als ein Zeitgenosse der Comnenen 
wertvolle Commentare schrieb. 3) Nicolaus von Lyra, ein jüdischer Convertit 
aus der Normandie, gest. 1340 als Lehrer der Theologie in Paris, hochverdient um 
die Auslegung der heiligen Schrift durch seine Postilla in universa Biblia. 
Ein anderer jüdischer Proselit, Paulus Burgensis (gest. 1435 als Bischof von 
Bourges) schrieb treffliche Anmerkungen und Zusätze zu Lyras Postille. Für 
Luther war Lyras Commentar bei der Bibelübersetzung eins seiner wichtigsten 
Hülfsmittel. Er erkennt dies auch dankbar an. Vgl. Erl. A. 62, 112, 315, Fürstem. 
u. B. IV, 332, 571, Binds. coll. III, 149, auch Cordatus p. 5*6. Seine Gegner brach- 
ten dagegen das Wort auf: Si Lyra non lyrasset, Lutherus non saltasset. 
4) Die lat. Tisehr. unverständlich: ,ideo placet Erasmo, qui negligit fidem et tan- 





165 


tum moralia tradit.* Origenes wurde 231 u. 232 wegen Irrlehren, Verachtung der 
Kirehengesetze ff. seines Amtes entsetzt und excommuniciert. 5) Aufzulüsen mit 
presbyteros. 6) Bald nach seiner Doktorpromotion. Vgl. Bindseil colloq. III, 175. 
‘)= „So wie mich auch Hieronymus betrogen hat.“ 8) sc. Hieronymus. 
9) = ,Wiewohl er noch nicht zur Hälfte ein Capitel dieses Buches interpretiert 
hat.“ 10) Lies Parisijs. 11) — „Das heisst, er habe tiber diesen Punkt, ohne 
es zu wollen, eine abweichende Ansicht geüussert" 12) Lies Magister Sen- 
tentiarum. Petrus Lombardus, geb. zu Novara in der Lombardei, Lehrer der 
Theologie zu Paris, Bischof daselbst 1159, gest. 1164. Den Beinamen Magister 
sententiarum“ erhielt er wegen seines dogmatischen Lehrbuches sententiarum 
libi IV. — 13) Das Obige findet sich in vielfach abweichender Darstellung, be- 
sonders in Bezug auf den Schluss bei Bindseil colloq. III, 136, 137. Rebenst. II, 
362, 2365. 


680. 


M. Sent.) ist ein grosser man gewesen, perlegit enim 
omnes seribentes, Deinde seivit omnia Concilia et Decreta, Wen er 
mit diesem vleis in die Bibel were geraten, szo wers ge- 
gangen, Es hatt nieht sollen sein. De eius origine ferunt, eum 
fuisse spurium ex moniali, et tres fuisse [253] fratres, Petrus 
Longowardus Theologus, Gratianus?) Jurisconsultus, Comestor?) 
historieus, qui scripsit Seholastieam*) historiam, Quisque summus in 
faeultate sua.5) 


1) Vgl. n. 679, Note 12. 2) Der Camaldulenser Gratianus entwarf 1143 
im Kloster S. Felice zu Bologna eine neue Sammlung des Kirchenrechtes. Sie 
führt gewöhnlich den Titel „Decretum Gratiani^ und macht den ersten Teil des 
Corpus iuris canonici aus. — 3) Petrus Comestor, Augustiner, Canzler der Univer- 
sität Paris, gest. um 1178, schrieb hist. eccles. libr. IV. Dass P. Lombardus, Gra- 
tianus und Comestor Brüder und Sübne einer Nonne gewesen seien, berichten die 
spät. Tischr. nicht. Aber Jöcher, Gelehrtenlexikon II, 1141, IIT, 1467 erwähnt, 
dass einige jene drei Männer für Brüder und Hurkinder hielten, welche die Mutter 
auf einmal geboren habe, fügt jedoch hinzu, dass diese Ansicht grundlos sei. Vgl. 
Fürstem. u. B. IV, 396, Note 14. 4) Die spät. Tischr. ecclesiasticam, was 
wohl richtiger ist. 5) Abweichend im Einzelnen Bindseil colloq. III, 137, Rebenst. 
1] 237». Vgl. auch mit den ersten Sätzen Erl. A. 62, 114, Fürstem. und B. IV, 380, 
mit dem Schlusse des Obigen Erl A. 62, 124, Fürstem. u. B. IV, 396. 


681. 


Oceam!), Magister meus, summus fuit Dialectieus?), sed 
gratam non habuit loquendi?) Hune Parrhisij*) ita damnaverunt, 
ut in Centum annis nemo auderet illum vel nominare, nune autem totus 
regnat ibidem.5) 

I) Wilhelm v. Occam, Dr. singularis et invincibilis, Franziskaner aus Occam 
in der englischen Grafschaft Surrey, Schüler des Dun Scotus, Lehrer der Theologie 
in Paris, 1328 bei Kaiser Ludwig von Baiern, gest. 1347. 2) Vgl. Köstlin I, 67. 
3) Bindseil: „Occam fuit summus Dialecticus, sed non potuit eloqui, non habuit 
rem“. 4) Vgl. n. 6:9 Note 10. Wegen des am Schlusse stehenden ibidem ist auch 


bier wohl besser Parisijs zu lesen. 5) Den obigen Absatz bietet ähnlich nur 
Bindseil colloq. III, 138. 


682. 

Dupliees sunt Theologi, seilieet Viri conscientiae Wilhelmus 
Parrhisiensis!) et Gerson, speeulativi sunt Thomas, Scotus, 
0eeam, Alexander?) ete. Illi disputando et mordendo se exer- 
euerunt, ut seilicet Dialectiea est ars speculativa seeundum Seotum, 
praetica autem. secundum Occam.) 





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166 


1) Vgl. n. 571. 2) Alexander Halesius, Dr. irrefragabilis, Franziskaner, er- 
zogen in dem englischen Kloster Hales, Lehrer der Theologie 1n Paris, einer der 
frühesten Scholastiker. Schrieb besonders einen Commentar zu den 4 Büchern sen- 
tentiarum des Petrus Lombardus. ft 1245. 3) Nur bei Bindseil colloq. III, 138. 


683. 


Musica est optima ars, qua notae !) vivere faciant verba, Fugat?) 
omnem spiritum tristieiae, sicut scriptum est de Saule, Nobiles putant, 
[254] Sie haben meinem gnedigsten Herrn jerlich 3000 

loren gespart an der Musiea, et interim vane absumunt?) ei 
30000 floren, Fursten vnd konig mussen Musicam erhalten 
et alias quoque artes.*) 

1) — Die Noten. 2) Bindseil coll. »fugit omnis spiritus tristicise ". 
3) Binds. „et interim dilapidant“. 4) Die spät. Tischr, die am Schlusse noch 
einige Zusätze haben, verbinden mit dem obigen Absatze das, was Cordatus n. 493 


bietet. Vgl. Erl. A. 62, 307, Fürstem. u. B. 1V, 564, Bindseil colloq. II, 145, 
Rebenst. Il, 1155. 


684. 


Actum est in Germania de bona Politia!), Jam Duces non 
noverunt nisi schon hengst vnd sporn keuffen, Et interim, 
dum haee curant, Nobiles imperant vnd furen die fursten in alle 
note, exitia et mortem, Sicut contigit nostro Duci?) vor Mei- 
ningen?), do sie ihn vor die buchsen stelten cum toto 
exercitu, et deinde iubebant eum fugere, Mathiasko*) fuit optimus 
Imperator, Der druck nach mit koppe abhawen. 


1) = „Es ist geschehen in Deutschland um eine gute Politik“. Die Formel 
actum est de“ schon bei Plautus. Die lat. Tischr. ,actum est easet) cum“, 
2) Kurfüirst Johann v. Sachsen. 2) Im Bauernkriege 1525 wütete bei Meiningen 
der sogenannte Pillhäuser Haufe. Vgl. Köstlin I, 749, Bottiger, Gesch. v. 
Sachsen I, 402. Bindseil falsch Memmingen, die deutschen Tischr. richtig Mei- 
ningen. 4) Matthias Corvinus, König von Ungarn von 1458—1490. 5) Die 
spät. Tischr. sämtlich abweichend, die deutschen weisen ausserdem eine Reihe von 
Zusützen auf. Bei Rebenstock fehlt alles von den Worten ,,sicut contigit" an bis 
„abhawen“. Den letzten Satz haben nur Cordatus und Bindseil colloq. Vgl Erl. A. 
62, 212, Förstem. u. B. IV, 476, Binds. colloq. II, 137, Rebenst. II, 1125. 


685. 


Interrogatus, an eras essem praedicaturus, Respondeo, Ego 
sum ineertus, Ich bin ein bettrisz!) edo, bibo, dormio, sed nibil 
possum legere, seribere, praedieare, Ich lebe nur der welt zu 
verdrisz.?) 


1) Ein interessantes Wort, was bei Luther bisher noch nicht 
nachgewiesen sein dürfte. Bei Dietz fehlt es. Betterise (beterise, betrise, 
bettris) ist nach Sumerlaten (Mittelhochdeutsche Glossen herausg. von Hoffmann 
von Fallersleben, Wien 1834) — paralyticusund diestehende Bezeichnung 
für den paralyticus Matth. 9,2. Das Wort betterise (von „ich rise“ = 
niedersinken, niederfallen) bezeichnet einen Menschen, der aufs Bette niederge- 
sunken ist, der bettlügerig, krank ist. Vgl. „der herr zuo dem bettrysen 
sprach“ ff. Narrenschiff 35, 55. Andere Beispiele bei Müller II, 727. Ma die 
Worte risebette = Krankenbette, sowie betterisec = bettlägerig. Vgl. auch 
englisch „bed-rid* = bettlägerig. 2) Zu verdrisz = zum Verdruss. 


686. 

255] Multa loquuntur de Turea et germanis 
enm habent Consilium, putant se etiam successum h: 
dieit, Vtrumque meum est, Hoc experietur mundus in 
et Duce Georgio, Ita Turca proficiscitur adversus nc 
sissimus!) et seeurissimus, contemptis omnibus cond 
tantum fidens multitudine exercitus sui, Es wil kun 
wunnen heist?), Mit solchen gesellen zu k 
gott lust, Das er fur Wien beweyset hatt?) a 
minia discessit Turea et in Danubio ae peste multa 
perdidit), Er wird yhn mithellischem fewr vei 
vns der turck vberraufft hatt:), wird er aus! 


1) Nebenform für „praesumptiosissimus“, Auch die Fort 

mus“ und „praesumentissimus“ kommen bei Cordatus in der E 
messen, kühn“ vor. Vgl z.B. n. 125. 2) Die spät. Tischr. „Er 
es kommen soll heissen, lässt er sich vernehmen“. Abgesehe 
scheint Cordatus Lesart schon deshalb die richtige und ursprüngl 
zugleich eine sprichwörtliche Redensart darin steckt. 3) 152 
Tischr. „Er bewiese sich wider ihn fur Wien, da er mit Schande 
umb der Pestilenz willen". 5) Die spät. Tischr. „Wenn uns 
raufft hat“. Das Wort vberrauffen (so hat die Hdschr.) ist 
scheint zu stehen im Sinne von ,durchraufen", „zerrauffeı 
Tischr. „so wird er auffliegen“. Abweichend und mit vielen ! 
Erl A. 62, 398, 399, Fürstem. u. B. IV, 650, 651. 


687. 


Humano more Tuream vincere est vinei, Pirr! 
mus Imperator, dixit post adeptam vietoriam, Vici, et v 
quasi diceret, Solt ich sie noch ein mal gewin 
hilt ieh kein knecht, et vincentes multos desyder: 


1) König Pyrrhus von Epirus, geb. 318 v. Chr., gefallen 
kampfe zu Argos. 2) Vgl. Plutarch Pyrrhus c. 21: dv fr: um 
rjo@uer, droAoyueda xavrtldg. Auspruch des Künigs Pyrrhu: 
bei Aseulum Apulum, 279 v. Chr. 


688. 
Ostern, Vrstend!), Pfingsten a 50, a 
nachten?), Gevater?), mit vater, Nam „ge“ proposi 
fiat collectionem *), Gewitter.5) 


1) Mittelh. urstende — Auferstehung von dem Tod 
zeichen dà begie krist näch der urstende sin. Barlaam 76, 9. 
Althochd, urstand. Notker Boethius 63, 10. Vgl. Weigand II, 
das Wort „Ostern“ Binds. colloq, III, 20, Fürstem. u. B. III, 32 
erklärt. 2) Hinter „wigenachten“, welches am Ende der Ze 
Erklärung. „Wigenachten“ — Weihnachten. Dieser Plural 
Form „zen“ (zu den) oder „zü den wihen nahten“ (winnahten od 
wich (auch mitteld. wig) — heilig und „Nacht“. Fehlen wil 
Ausdruck wie „heilige Nachten. Vgl Weigand II, 1074. 3 
(geväter) = Mitvater als Taufpathe. Weigand I, 650. 4) ] 
bildet mit Substantiven gen. neutrius häufig Collektivwürter süchli 
wofür als Beispiel das Wort Gewitter angeführt wird. 5. 
sıgen: „Ostern heisst Auferstehung, Pfingsten kommt aus 
Wd heisst 50, Weihnachten bedeutet heilige Nachten, G 








168 


vater. Denn die Vorsilbe „ge“ bezeichnet stets einen Collektivbegriff z. b. in dem 
Worte Gewitter“. Schliesslich sei noch bemerkt, dass der letzte Satz des obigen 
Absatzes in der Handschrift aus lauter Compendien besteht! 


689. 

Ad infantem!), Du bist vnsers Hergotts nerlin, Sub 
gratia et remissione peceatorum nihil times sub Lege, Wie dus 
machts, szo ists vnverderbt, Es tamen in gratia et remissionem 
peccatorum habes, Gehe es wie es wolle.) 


BI I) sc. dixit Lutherus. 2) Vgl. Erl. A. 57, 274 (Ende d. Seite), Förstem. u. 
. I, 211. 


690. 


Erasmus, Oeeolampadius, Zwinglius, Karolostadius 
omnia metiri volunt sua sapientia, et ita confunduntur, Ego autem ago 
gratias, quod sciam et eredam, Deum plura scire quam me, Er kan 
was hohers machen, den ich begreiffen kan, Potest enim ex 
invisibilibus visibilia faeere, Nam omnia, quae nune facit virtute Euan- 
gelij, facit visibilia ex invisibilibus, Quis ante decennium hune eventum 
sperasset? Sed caro est impijssima.!) 


- 1) Ganz ähnlich Erl. A. 57, 291, 61, 6. Förstem. und Bindseil I, 224, 225, 
, 944. 


691. 


[257] Deus gratis nobis remittit peccata. addit quoque ultionem 
et minas, nisi eredideritis, peribitis), Ehe wir das glauben vnd 
vmbsonst annemen, Martern wir vns ehe zu tode, Gehen 
lieber in eim gantzem kurusz?) zu S. Jacob?), Summa, ad 
mundum non pertinet veritas et vita, sed mendacium et homieidium, 
quorum alterum est Papae, alterum ipsius Turcae.*) 

1) Joh. 8,24. 2) = chorus (xoooc), auch churus, chur, kur geschrie- 
ben. Also scharenweise. Vgl. Dietz I, 37%, Weigund 1,311. Die spät. Tisehr. 
unverständlich. 3) Vgl. n. 508, 514. Gegen die Wallfahrten nach St. ago spricht 
sich Luther auch Erl. A. 59, 65 aus. Auch Berthold sagt in einer seiner Predigten: 
„Jedoch mühtest du in einiger messe mehr genaden erwerben, danne daz du ze 


Compostella louffest und wieder her“. 1), Ganz ühnlich Erl. A. 57,291, 61,6, 
vgl. auch 57, 17.  Fürstem. u. B. I, 224, 225, III, 344. Vgl. auch I, 15. 


692. 


Torichte rede bringt torichte werck, Quod contigit 
Barbitonsori Ducis Hassiae, qui dixit, Jtzt ist ein gnediger!) 
in meiner Hand, et non bonum inde retulit praemium. 


1). Am Ende der Zeile scheint im Manuscr. Herr ausgefallen zu sein. 


693. 


Nihil intollerabilius est mundo quam res secundae, Sie kan 
gute tage nicht brauchen, hatt zu schwache bein, effertur 
prosperis et desperat in adversis. Solus [258] Christus ferre potuit 
utrumque, Quiequid feceris, ut medearis mundo, inane est, Es ist 
tauff vnd bieem verloren?) Ita dicit Deus Oseae 6°), se eos 
dolasse‘) Sie stellen sieh itzund wie vor 2000 Jaren, In 








similia enim tempora nune cadit verbum Dei, Idem argum 
mus hodie cum 7 capite Joannis?) ubi dixerunt®), Numq 
eipibus ete"), Ita hodie gleuben Episeopi et Prineipt 
Lutheranae, Esaiae 2.5, Concordat consilijs nostri temporis. 


1) Mittelh, bisem von bisamum (Bisam), welches auf das 
mrückzuführen ist — Salbe, Wohlgeruch. Vgl. Weigand I, 222. 1 
spät. Tischr. haben jedoch Chrysam, Kresem oder oleum. 
krisem (chrésem, crésem) ist das „sm Grindonnerstage geweihte kirc 
Vgl. zeloua. Weigand 1,311, Dietz 1,373. Die Lesart der spät. T 

uziehen. 2) Dieser einzelne Satz und Einiges von dem Folgende 
, Förstem. u.B. 1,15. 3) Hoses 6,5: „Darum höfle ich sie durch d 
„propter hoc dolavi in prophetis“ (Vulg). 4) —hobeln, im bildlicher 
bearbeiten mit dem Worte Gottes. Die deutschen Tischreden abweic 
Stangwaldsche Redaktion stimmt mit Cord. ziemlich überein: „Go 
Pheten Hosea am 6. Cap. (V.5) von seinem Volk: Ich hofele sie durch 
Aber alles umsonst. Es stellet sich die Welt gegen dem Wort Gott 
3w0Jahren. Cadit enim verbum Dei semper in similia tempora ff.“ 
5) se. Pharisei. 7) Vulgata: Numquid ex principibus reliquis credic 
ex Pharisaeis?" 8) Die lat. Tischr. mit folgendem abweichenden 
hodie sentiunt Episcopi et principes de doctrina Lutherana, eadem 

















lia, quae psalmo secundo describuntur. 9) Die spit. Tisehr. v 
im Einzelnen abweichend. Vgl Erl. A. 57,283, Fürsten. u. B. I, 
tollo. I, 172, Rebenst. I, 92», 925. 





694. 

Catechismus perfectissima doctrina perpetuo prae 
Ego vellem eum in dies praedicare et legere ex libro, 
praedieatores et anditores adeo ad unguem!) eum sciunt, u 
illum praedieare et alios audire, Schemen sich dieser 
lere, et student videri, et cum audiunt rusticos et no 
parochus noster in eadem semper oberrat corda? 
meliora et altiora.) 


1) Vgl. n.573, Note 4. 2) Lies chorda. 
Pfarrherr geiget nur immerdar ein Liedlin“. Volls 








ndig lautet der b 
kannte Vers Horatius ars poet. v. 356: ut eitharoedus) Ridet 


jni semper oborrat eadem 3) Vgl'ErL A. 55,240, Fürsten 


il collog. II, 237, Rebenst. II, 207*. 


695. 
, Vellem Deum aurum et argentum in sua custodia se 
3lius veniret, qui bona fide ei illa vellet conservare. 


696. 

[259] Adversariorum verbi Dei natura non est hı 
plane Diabolica, Homo facit, quantum potest facere homo 
a Diabolo obsessus, agitatur inimieitijs vere diabolieis, e 
quies faetae sunt inter serpentem et mulierem Gen. 3. Su 
tabıla habet contra se Diabolos, Secunda autem habe 
homineg.i) 

1) Die spät. Tischr. ühnlich. Vgl. Erl A. 57, 253, Fürsten 


Erl. A. 60,296, Fürstem. u. B. III, 259.  Bindseil colloq. 1 
stock 1, 755, 





————— — —— — —— - — —- — 


170 


697. 
Optimi hymni sunt, Rex Christe faetor omnium?!) et In- 
ventor rutili?) 


1) Dieser Hymnus wird Gregor dem Grossen zugeschrieben. Vgl.Daniel: 
thesaurus hymnologicus I, 180, 181. Rambach: Anthologie christl. Gesänge I, 113. 
Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied I, p. 74. Die erste Strophe lautet: 


„Rex Christe, factor omnium 
redemptor et credentium, 
Placare votis supplicum 

te laudibus colentium." 


2) Der zweite, in den späteren Tischr. nicht genannte Hymnus, hat den christlichen 
Dichter Aurelius Prudentius zum Verfasser, der ums Jahr 348 p. Chr. geboren 
ist. Vgl. Wackernagel I, p. 30, 32, der zwei verschiedene Fassungen des Hymnus, 


die eine aus 42, die andere aus 10 Strophen bestehend, mitteilt. Die erste 
Strophe lautet: 


„Inventor rutili, dux bone, luminis, 
qui certis vicibus tempora dividis, 
Merso sole chaos ingruit horridum: 
lumen redde tuis, Christe, fidelibus." 


Mit dem obigen Absatze kann verglichen werden Erl. A. 62, 111, Förstem. u. B. 
IV, 381, Bindseil colloq. III, 149, Rebenst. II, 2395. 


698. 


Philippus Melanthon ad Hausmannum?!), qui mirabatur, 
an magnus dolor esset iste, quem sentirent pueri, dum eis primi dentes 
oriuntur, ut plerosque mori oporteat, dicebat, puniendum esse hominem 


canum?), qui esset sine liberis, et talia hae caussa ignoraret, omnium 
notissima. 


1) Vgl. n. 55. 2) Haussmann war unverheiratet und stand damals wahr 
scheinlich bereits im 53. Jahre. 


699. 


Crueigero!) baptizatus est infans, et inditum sibi?) nomen 
Theodoro, Ego autem dico, Vsitata nomina esse optima. Omnes 
homines expectabant insolitum nomen, cum Johannes, 
filius meus primogenitus, mihi natus fuisset, et dicebant, 
me novum nomen ei inditurum, qui multa [260] nova dog- 
mata invexissem mundo. 


1) Dr. Caspar Cruciger, geb. 1504 zu Leipzig, 1524 Rektor der Schule in 


Magdeburg, seit 1528 in Wittenberg, bei wichtigen Akten der Reformationsgeschichte 
beteiligt, gest. den 16. Nov. 1548 zu Wittenberg. 2) Für ei. 


700. 


Cum!) rustieos non esse dignos tanta essentia rerum et fructu 
orbis terrarum, Ieh daneke vnserm hergott mehr vmb einen 
baum vnd strauch, den sie vmb alle yhre eeker vnd 
welde?), Dixit Philippus, DJ) Doctor, exeipite aliquos agricolas, 
Adam, Noah, Abraham, Isaack, Respondeo, illos non tantum 
rusticos fuisse et agricolas, sed et Theologos, Nam seriptura dieit!) 
exivisse Isac in agrum, ut meditaretur dona dei et creaturas, quae in 
agro visuntur.5) 





1) Das Verbum ist ausgefallen, Es ist wohl zu lesen: 
rusticos ete. 2) Mittelh. daz vélt (Gen. véldes) = das Feld. 
Welde kann aber auch = Wälder sein. 3) Lies domine « 
Doctor. 4) Gen. 24, t „et egressus fuerat (sc. Isaac) ad med 
(Vug). 5) Unvollstündig Erl Ä. 57,290, Fürstem. u. B. I, 224. 

701. 

Nobiles nostri, Misneü!) ete., non sunt milites 
neque vexilla viderunt, Sind Heckenreiter, quoi 
sumus superioribus annis in seditione?) 

1) Lies Misnei Luther will sagen: Unsere Edelleı 
nischen ff. Eine ähnliche Zusammenstellung Erl A. 61, 34; 
IV, 194: Der fränkische Adel ist gestraft worden; soll ich al 


den meissnischen Adel gestrafft sehen ff. 2) Im Ba 
auch n. 684. 





702. 

Cum quidam Jurisperitus dixisset ad Philipp 
Theologi schreibt was yhr wolt, et nos Juristac 
humus was vns gefelt, Dem must yhr yns teu 
leuben, Ad hoc ego, Das hatt darnach ein b 
ange es kan, Sed verbum Dei manet, die weil di 
Wen das kompt vnd vnser hergott die regn: 
szo wirfft er die Jura auch hinweg, Item conr 
litias ete.!) 

1) Aehnlich Erl. A. 62, 218, Fürstem. u. B. IV, 482. Abv 
eollog. 1, 291 (Mitte des 2. Abs.), Rebenst. I, 141*, 1415. 


703. 

Vxor mea dicit: Es warend!) szo vol in de 
es gleich stanck, Respondi, Es ist auch ma 
hauffen dreek drinnen gewesen, wiewol ver 
ist das beste, das sie yhn widerumb aus hab 


1) Für: Es war? Die obige Form kann ich lexikalisch nic 
sollte zu lesen sein: Es waren szo vil in ff? 


704. 

Partus mulieris est diffieillimus, quia foetus cog 
«a, Den die schoszbein!) mussen sich mit 
einander dringen?), durch welche [262] (quemad: 
alioqui vix pomum egredi posset, Quod magnum est et 
Tulum Dei.) 

. 1) Die deutschen Tischr. „die Schlossbeine (). 2) Miti 
= sich drängen. Vgl. Pareiv. 647, 10: ob du dich dringest dı 
den rehten wirt. Müller I, 394. ' 3) Vgl. Erl. A. 57, 241, Für 
Bindseil colloq. III, 74 (Ende des 2. Abs.), Rebenst. II, 1535. 


705. 
Wollen die Papisten yhr Bapstumb mit n 
essen erhalten, szo werden sie es mit eim 
ding erhalten. 





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172 


706. 


Graff Ernst von Mansfeld!), quando primo audivit 
istam eantionem, Ein feste Burg, dixit, Die Burck wil 
ich helffen zuschissen?) oder ich wil nicht leben, et post 
triduum mortuus est.) 


1) Vgl. n. 538, Note 4. 2) = zerschiessen. 3) Graf Ernst von Mansfeld 
starb 1532. Nach der obigen Notiz hat also Graf Ernst v. Mansfeld 
erst 1532, drei Tage vor seinem Tode, das Lied „Ein feste Burg ist 
unser Gott“ singen gehört. Das würde nicht grade für eine frühe 
Abfassungszeit des Liedes sprechen. Vgl. die verschiedenen Ansichten 
über die Zeit der Abfassung bei Schleusner, Luther als Dichter, Eine Luther- 
jubilaeumsgabe, Wittenberg 1883, p.118 ff. Köstlin II, 182. Die spät. lat. Tischr. 
haben das Obige in folgender Form: , Ernestus Comes Mansfeldensis, qui 
summo zelo Caesare adveniente acclamavit: Salvator venit, importune dicens, cum 
audiret eanere psalmum: Ein feste Burck ist vnser gott etc. Ich wiel die burck 
helffen verschiessen, vnnd wil wider den Luther in dem kriege ersterben. Hic in 
triduo mortuus repertus est^ (Rebenst. ganz lat.) Bindseil colloq. I, 158, Bebenst. 
I, $5». Vgl. tiber diese Abweichungen n. 538 nebst Note 10. Der obige Absatz 
kommt in der in der König]. Bibliothek zu Berlin handschriftlich 
Manuser. lat. n. 97) vorhandenen Tischredensammlung des Conradus 

ordatus, die von der Hand eines gewissen Sebastian Redlich 1566 
und 1567 geschrieben ist (vgl. Festschrift des Kgl. Gymnasiums zu Clausthal 
zum Lutherjubil p.3), fol. 33 in folgender Form vor: „Tyrannus mortuus 
Graff Ernst de Mansfelt. Is cum audiret canere: Ein feste Burg Ist 
Vnser gott f, dixit: Ich wil die Burgk helffen zuschissen, oder wil 
nicht leben, et post triduum mortuus est^ Das Nähere liber dieses 
Manuser., welches auf fol. 3—133 apophthegmata Lutheri bietet und Excerpte aus 
der Zellerfelder Handschrift zu enthalten scheint, siehe in der Vorrede. 


707. 


Annus 32 est mihi Climatyricus!), ex numero septe- 
nario. Eodem anno intravit annum quinquagesimum.) 
1) Lies climactericus (xAuuaxtgoixoc) = zum Stufen oder Wechsel- 
jahr gehörig. So hiess jedesmal das siebente Jahr im Leben des Menschen, und 
esonders das 63 Lebensjahr als der geführlichste Abschnitt. 2) Das Obige ist 
also 1532 gesprochen. Die letzten Worte sind Zusatz des Cordatus. Am 10. Nov. 
1532 wurde Luther 49 Jahre alt und trat somit in sein 50. Lebensjahr. Also ist 
hier als sein Geburtsjahr 1483 angenommen. Vgl. n. 338 nebst Noten, n. 172, 343, 
344, 569, p. 330, 342 d. M. Ueber „annus climactericus“ spricht Luther ausführlich 
Cordatus p. 543, auch Bindseil colloq. I, 217, Erl. A. 62, 328, Förstem. u. B. IV, 584. 


708. 

Der teuffel ist szo gros als die welt, szo weit als die 
welt reieht, vom himel bis in die helle.!) 

1) Vgl. n. 376. 

709. 

[263] Wen Christus ein wort redt, szo thut er ein 
maul auff, das ist wol szo weit als himel vnd erden, wen 
er aueh nur von einem kreutichen redet, Hoe dixit occasione 
illorum verborum !), Creseite et multiplieamini et replete terram.?) 


1) Gen. I, 28. Die deutschen Tischr. „Dies sagte D. M., da er redete vom 
Ehestande, welchen der Papst verboten hat, davon doch Gott saget: Wachset und ff." 
2) Vgl. Erl. A. 58, 125, Fürstem. u. B. I, 397. 





_ 


710. 


Ein yder menseh mus ein Jar dem ande 
3lfloren haben, Vnser hergott verzeit!) ein ta 
der keyser vermag.) 


1) So die Handschrift. Wohl fehlerbaft für verzert. Mit 
= buche auf, verbrauche, wende, zehre auf. Müller III 
Tichr. verthut (Rebenst. consumit et exponit. In Cordat 
aber vielleicht, wie so oft, eine andere alte Form. Miftelh. ich ver 
=ich streue aus, zerstreue, unser neuhochd. ich verzette 
ebenfalls im Sinne stehen von ,verbrauchen, aufwenden“ ( 
Die dialekt. Form verzeit aus verzetet (verzett, verzet). 
Weigand IE 1171. — 2) Vgl. Bindseil collog. III, 57 (Abs. 2, d 
Reiben), Rebenst. IT, 1475, Erl. A. 57, 201, Fürstem. I, 155 (Anfar 





71. 


Deus omnia mundo donavit, laub, gras, gelt, 
berg, land, leute, alle guter, et nihil sibi servavit 
et vitam.!) 


1) Die deutsch. Tischr. „der uns doch alles reichlich giebt ur 
Gras, Gold, Silber, Bergwerk, Stein, Land, Lente und Güter, daz 
igen giebt; allein behält er in demselben für Leben und 
folgen noch mehrere Zusätze. Vgl Erl A. 57, 202, Fürstem. I, 15 


712. 


Ich wolt nicht 100000 floren nemen, das d 
30l ein augenbliek Gott sein. 


1) Vgl. n. 555, 629. 
718. 


Hieronimus de Laschka'), qui fuit meeum 
wearit Caesarem, respectu Turcae?) Caudam Imp 
füt mihi valde odiosum, Ich hore es seer geri 
sehendlieh von vns redet, Signum est venturi 
propter superbiam nostram.) 


1) Hieronymus von Lasky, Palatin von Zierads, war 152: G. 
Zapolya’s, des Ürossfürsten von Siebenbürgen, am Hofe in Con 
finden wir kasky in Deutschland (z. B. im Mai 1532 am Hofe Ph 
un im Auftrage seines Herm ein gegen Künig Ferdinand ge 
zwischen Zapolya, Frankreich, den baierischen Herzügen, Hesse 
Stande zu bringen. Ein solches wurde auch wirklich am 26. Mai 
in dem baierischen Kloster Scheyern, fand aber ein rasches Geg 
N Religionsfrieden, den der Kaiser am 23. Juni 1532 mit 
abschloss. Vgl. Janssen, Gesch. d. deutsch. V. II, 239 1. Wa 
errähnten Verhandlungen am Hofe in Torgau, wo er mit Lutl 
gewesen ist, kann ich mit Sicherheit nicht angeben, doch war 
und Ende Juli dess. J. beim Kurfürsten. 2) Mit Rücksicht, inB 
deutsch. Tischr. „Ich höre es sehr ungern, wenn man so sc 
redet. Es ist ein Zeichen, dass der Türk bald unterge 
fiossen Hoffart willen. Die Stangwaldsche Redaktior 
ch sche und hüre es gern, — — denn es ein gewiss Zeichen i 
derTürke bald untergehen werde um seiner grossen 
und Hoffart willen. Die lat. Tischr. „Ich hore es sehr ui 
also schmelich vom Romischen reich und Christenheit redet, Et 
Biopter hane superbiam interiturum. Ganz ähnlich 1 

inds. collog. 1,397, Rebenst. I, 209*, Erl. A. 62, 382, Fürstem. 











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174 


714. 


Sol ich nu kranck sein, 8zo wil ich vnserm hergot 
zu liebe vnd dem teuffel zu trotz kranck sein. 


715. 


Nemo aestimare potest, quantum indigeat Deus, quod singulis 
diebus cibum det mundo!), Ich weis, das yhm die welt zu 
neren altag ein konigreich steht, Wie vil sind nu tag 
gewesen seit der welt anfang? Vnd wir wollen yhm nicht 
vertrawen.?) 

1) Vgl.n.710. 2) Vgl. Bindseil coll. III, 57, Rebenst. II, 147b, Erl. A. 57, 201, 
Förstem. u. B. I, 155. 


716. 


Si expenderemus magnitudinem rei et gloriam futurae vitae, 
quam expectamus resurreeturi a mortuis, non essemus tam difficiles ad 
tollerandas vexationes mundi huius nequam, Verum cum venturus est 
Christus iudieaturus vivos et mortuos et illa fuerimus experti, mussen 
wir vns schemen in vnsern hertzen, vnd ein yder selber 
sagen pfu dieh Molan. 


717. 

[265] Si ego eredidi verbo, wurde ich in extremo die, lata 
gententia, nicht allein gern gelitten haben schlechte tenta- 
tion, Iniuriam, Carcerem, sondern wurde auch sagen, O das 
ich mich nicht habe vnter die fusse aller Tureken et im- 


. piorum geworffen propter hane gloriam, quam nunc revelatam video, 


quae mihi contigit ex merito Christi, Ideo bene dicit Paulus, Non sunt 
condignae !) ete. 
1) Rom. 8, 1$: Existimo enim, quod non sunt condignae passiones huius 


temporis ad futuram gloriam etc. ( ul.) Vgl. mit beiden Abs. Erl. A. 60, 104, 
Fürst. u. B. 1II, 118, Binds. II, 289, Reb. II, 2213. 


718. . 
Multitudinem febrieitantium !), dixit, puto esse parturitionem nori 
mundi? Die welt lest ein scheisz, sie wil davon. 


1) Febricitare — am Fieber leiden. 2) Vgl. „parturitio novae vitae", August. 
conf. VII, 6. 


719. 


Aceipiens infantem suum Martinum!) dixit: Ach das gott 
8z0 feine schwartze Eugel?) kan in ein stuck fleisch 
Setzen aus einem stinekenden sack. Es gemanet mich 
eben, als neme einer ein plintzen?), setzt fein eugel 
drein, Vnd nasen, maul, henden*) vnd fusse aus eim 
stucklin fleisch machen im mutter leibe, ist auch ein 
kunst) 


"ACA n.399. 2) Mittelh. seglin = Alüglein. Vgl. 

schwinde zu, daz ein kind im mutterleibe bald zur welt gebor« 
wird langsam gebildet, euglin, ohren vnd alle gliedmas nach 
Ausg. Vl 321b. Dietz I, 15;. 3) Die deutschen. Tischr. 

Jigersprache wird Lunge, Herz und Leber wohl mit dem ge 
Lunze bezeichnet. Verständlicher ist jedoch Cordatus Lesart 
such „die plintze“ (plintzen oder plinszen vgl. placeı 
von zussmmengerolltem Backwerk, welches aus einem Teig vo 
Eiern besteht. Weigand II, 363. 4) — hende (Hände). 5) Die 
Erl. A. 57, 304, Fürstem. und B. I, 235 mit abweichendem Schlus 


720. 

Ego sum ditior omnibus papisticis Theologi 
den ich lasse mich gnugen, Vber das habe 
kinder‘), die kein papistieus [266] Theologus h: 
sum omnibus nobilibus in terra, wie wolich meir 
raube, das ich andern dienen moge.) 

1) Hans geb. d. 7. Juni 1526, Magdalene geb. d. 4. Mai 
4 7. Nov. 1551. Das Obige ist also in dem Zeitraume vom 7. 
3. Jan. 1533, dem Geburtstage des vierten Kindes Paul, gespro 


digen Herrn. 3) Mit geringen Abweichungen ebenso Bind 
Rebenst. II, 185. ) Mit geringen "e 


721. 


Conditiones boni praedieatoris 
Prima: debet esse didacticos!), 2, Sol ein fein 
3, wol bered sein, 4, Sol ein stimme haben, 
riam, 6, Sol wissen auffzuhoren, 7, Sol seins € 
sein, 8, Sol leib vnd leben dran setzen, 9, 
ydem man lassen geheyen?), Vltimo, quod pa 
praedieatoribus nibil facilius aut citius videri quam « 
1) Für didaxtıxög. — 2) Niederdeutsche Form für kopi 
eheie — schütze, pflege. Müller I, 649. Die deutsc 
SNeunten, soll sich von jedermann lassen vexieren und gehe 
weist auf eine andere Erklärung hin, die sicherlich ebenso gut 
hang passt. Im Norddeutschen und Schwäbischen ist heie! 
unruhigen, plagen. Vgl. Heinsius, Volksthümliches Würterbu 
des obigen Bchlusses haben die späteren Tischr. nur die Wort 
esoribus faeile videntur oder „Die Gebrechen an Predigern 
welche mit dem Anfange des folgenden Abs. verbunden werden. 
Fürstem. u. B. II, 376, Bindseil colloq. III, 114. 


722. 


Praedieator 100 virtutes habens uno vitio o 
Adeo malus est nune mundus, D. Jonas habet om 
Waedieatoria, allein das er sich szo offt ruspe 

em guten man nieht zu gut halten.) 

1) Die spät. Tischr. „Vitia in praedicatoribus facile vider 
ator haberet decem virtutes, et tantum unicum vitium, il 
Obseuraret^ oder „Die Gebrechen an Predigern siehet man bal 
frommer Prediger zehen Tügende hätte und nur einen Mangel, 
alle Tügende und Gaben“. 2) Mitteld. im 15. Jahrh. sich 


Tiuspern. Weigand II, 444. 3) Vgl. Erl. A. 59, 195, Fürstem. 
*olloq. III, 114. 








176 


723. 


[267] Quidam praedieator cum audisset a duobus Lysen- 
sibus!) studentibus, se ingressuros ad Concionem, dixit kompt lr, 
Ihr werdt sehen, was ich thun werde, Illis ingredientibus 
templum dixit, Ach liebe freunde, die sind ins Bapst ban, 
Ich darff nieht weiter predigen, Et descendit de ambone.?) 


1) Lies Lipsiensibus oder wie auch vorkommt: Lipsensibus. 2) Ganz 
ähnlich Erl. A. 59, 195, Förstem. u. B. II, 376, Bindseil colloq. III, 114. 


724. 


Paroehi sine dubio eum Euangelio perseverassent, si illi seabiosi 
monachi non fuissent, quia habuerunt Sacramenta Ecclesiae, Sepul- 
turam, bonas eantilenas, velut una est, Veni sancte spiritus!) 
pulehra prosa et multa alia, Sed Monachi omnia abjecerunt, quae non 
attulerunt peeunias, velut Baptismum et Sacramentum altaris, Con- 
fessionem et sepulturam divitum, Tandem magno praecio emerunt 
a Papa. 


1) An einer andern Stelle sagt Luther tiber diesen Pfingstgesang: „Den 
Gesang: Komm, heiliger Geist etc. hat der Heilige Geist selber von sich gemacht, 
beide, Wort und Melodei“. Vgl. Erl. A. 60, 386, Fürstem. und B. III, 326. Der 
obige Hymnus wird dem Künige Robert von Frankreich (996—1031) 
zugeschrieben und ist nicht zu verwechseln mit dem ähnlich anlautenden Veni 
ereator spiritus, der den Gregorius zum Verfasser hat. Vgl. Wacker- 
nagel, Das deutsche Kirchenlied I, 105. Er hat 5 Strophen. Die erste lautet: 


Veni sancte spiritus, 
et emitte caelitus 
lucis tuae radium. 
Veni pater pauperum 
veni, dator munerum, 
veni, lumen cordium." 


Nun giebt es aber noch einen zweiten Hymnus, der aus dem 14. Jahrh. stammend 
mit denselben Worten beginnt Vgl. Wackernagel, I, 177. Dieser besteht nur 
aus einer Strophe und lautet: 


Veni sancte spiritus 

reple tuorum corda fidelium 

et tui amoris in eis ignem accende. 

Qui per diversitatem linguarum cunctarum 
entes in unitatem fidei congregasti. 
alleluia, Halleluia." 


Ohne Zweifel wird Luther den letzteren im Auge haben. Denn seinem 1524 ge- 
dichteten Pfingstliede „Komm, heiliger Geist, Herre Gott“ liegt für die 
erste Strophe der zweite Hymnus zu Grunde, von dem es auch schon vorher 
mehrere mit Luthers Uebersetzung fast ganz übereinstimmende deutsche Fassungen 
gab. Vgl. Wackernagel II, 749, Hoffmann v. Fallersleben, Gesch. d. deutsch. 
Kirchenl., 3. Ausg., 18561, p. 200. 


725. 

[268] Ex vite nihil penitus fieri potest, ut Ezechiel dicit!) 
tantum vinum profert, Sie Judei, Cum quasi?) nihil valentes abiecti 
sunt in ignem ut vites, dederunt nobis tamen apostolos et magnos 
prophetas, Imo et ipsum Christum, Aber itz ist der stam nichts 
mehr werd.) 








1) Ezech. 17, 19 (10—14)? — 2) Sinn: Indem sie nümlic 
wert wären, in das Feuer geworfen sind wie das Holz vom ^ 
sie uns gleiehwohl — geschenkt ff. 3) Die deutschen Tischr 
wenig verständlich. Vgl. Erl. A. 62,373, Fürstem. u. B. 


726. 

Wer wol denekt, dem ist wol, ut Ma 
quae interrogata, an et ipsa velit in Coelum venir: 
den da wird ieh gnug eppel haben, 
Zwetschken.) 


1) Vgl. n. 111,375. 2) Hier also schon bei Luth 
Suchsen gebruchliche Form Zwetschke. Vgl. Weigand Il, 


727. 

Intuens flores violarum dixit, Was gibt m: 
gott vmb die plumblin? Schelten, leste 
Ynd das erst Sommerblumlin ist himelbl: 
noch der keiser moehtens nicht alle!) I 
welt bezalen. 


1) Adverbialisch — ganz, vollständig. 


728. 

Warumb tragen die menner krentz a 
die weiber? Credo, inquit, Die fraw sol wi 
mannen nicht schadet, wie sie es machen. 

1) = Aufsetzen. 2) Für das Mittelh. wizzen = wis: 


729. 

Cignei konnen nicht auffhoren mit v 
320 lang das sie gar [269] bescheissen, F 
qui nune est pastor eorum, Wen michs mein g. 
ipsorum praedieator essem, velim dicere, Ieh bin 
diger sondern des Churfursten, Die elend 
mirden Churfursten an, vnd meinen, ich 
vnd wisse nieht wo hin, vnd kome nich 
es mus zu rede erst komen) 

?) Magister Leonhard Beier, Pastor in Zwickau. Vgl 
gnidiger Herr. 5) Nur bei Bindseil colloq. III, 100, der 
unwesentlichen Abweichungen (Hetzen — an mich flr 
bietet. Vgl. ferner n. 625 nebst Noten. 


780. 
Turek est proprie hebraieum nomen serpenti 
hoe vocabulum invenisse. 
731. 
Mume Lena?, wolt yhr wider ins klo 
werden? Respondit, Non, Non, Dixit d 
Quare nollet redire, Ad hee Doctor, Et eg« 





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178 


mulieres non optent fieri virgines? Et tacuerunt omnes, 
et omnes siluerunt ridentes.?) 


1) Lene von Bora, aus einem Meissnischen Geschlechte, Tante der Catharina 
von Bora, war 1502—1508 Siechenmeisterin des Klosters Niemtsch, verliess dasselbe 
bald nach dem Austritte ihrer Nichte und brachte den Rest ihrer Tage (t 1537) in 
Luthers Hause zu. Sio ist oft verwechselt mit einer jungen Muhme Lena (Mag- 
dalena Kaufmann), Luthers Nichte. Vgl. Lauterbach p. 163 Note, Köstlin I, 162, 
II, 170, 493, 649, 677, Seidemann, Sächs. Kirchen- und Schulblatt 1857, S. 89 ff. Auch 
in den übrigen Tischreden wird ihrer einige Male gedacht. Vgl. Bindseil, colloq. 
IT, 357, III, 216, Förstem. u. B. III, 153, IV, 64, Rebenst. II, 1625, 2255. Am be- 
kanntesten ist sie geworden, wenn Luther in seinem schünen Briefe an seinen Sohn 
Hans vom 19. Juni 1530 sagt: ,aber er hat eine Muhme Lene, die muss er 
mitbringen“ und wenn es am Schlusse des Briefes heisst: ,grüsse Muhme 
Lene und gieb ihr einen Kuss von meinetwegen‘. 2) So die Hand- 
schrift. Nach Fürstemann u. B. III, 169 Note 4 ist gemeint die Frau Felicitas 
von Selmenitz, Tochter des Ritters Hans Münch und Witwe des 1519 zu Halle 
ermordeten Wolf von Selmenitz. Vgl auch Unschuldige Nachrichten 1752 
S. 13, Kreysig, Beitr. z. Hist. d. sächs. Lande IT, 91 ff. In den Tischr. wird sie Erl. 
A. 60, 173, Fürstem. u. B. III, 169 Selbitzin genannt, ebenso de Wette V, 495, 
dagegen Bindseil colloq. II, 165 Selnitzin, Rebenst. II, 1235 Selmitz, endlich 
de Wette III, 297 Selmenitz. 3) Der obige Absatz fehlt in den späteren Tischr. 


132. 


Ferdinandus est Rex Vngariae privative, Romanus ima- 
ginative et Bohemiae participative [270], Ego habeo quatuor 
pueros!) ehariores et meliore Titulo quam Ferdinandus regna. ?) 

1) Darnach müssten diese Worte nach dem 28. Jan. 1533 gesprochen sein, 
dem «Geburtstage Paul Luthers, des vierten Kindes. Vgl. n. 720. 2) Nur bei 
Bindseil colloq. IIT, 191 findet sich Folgendes, was zur Vergleichung herangezogen 
werden kann: „Anno 1532 Doctor Martinus suam uxorem habuit 7 annos, in sol- 
stitio caneri eam duxit. Dixit: Ich habe drey lebendige kinder, die ich Erlieher 
vor gott habe dann Ferdinandus Behemen, Vngern und das rómische Reich. 


733. 
Paulus ist post Christum der klugest man gewesen. 
qui dicit, heretieum post unam et alt: mo: vita.!) 
1) Aufgelöst: „et alteram monitionem vita". Vgl. Titus 3, 10: „Haere- 


tienm hominem post unam et alteram correptionem devita* (Vulg.) Auch Erl. 
A. 540, 274 wird der Spruch citiert, wo sich die Variante admonitionem findet. 


734. 


Magistratus perinde est velut hamus, Deus autem ist der 
stork!), derdie fisch im hamen reieht?), Wen ein dieb reiff 
ist, szo reicht er yhn hin ein, Er mus gefangen werden, 
Ideo seriptum est, Deus est iudex in terra ?), Ideo necesse est, ut impij 
aut redeant ad poenitentiam vel ad poenam?) Fur insignis, qui aunos 
natus sexaginta Wittembergae ecomprehensus*), a Consule inter- 
rogatus in Carcere respondit, Wie wirs treiben, szo gehtsauch.") 

1) Die deutschen Tischr. „Gott aber ist der Stórer*, Bindseil: „Deus autem 
ist ein stürle (7*, Rebenst. , Magistratus est quasi tragula (Ziehnetz) vel nassa 
(Fischreuse), Deus autem est iustrumentum*. Die Handschrift hat stork — 


Storeh. Sollte vielleicht zu lesen sein: stock von dem Mittelh. stocar = Fluss- 
adler (falco haliaetos) der so heisst, weil er die gefangenen Fische auf Stücken 








(Bäumen) verzehrt? Oder ist stock = Stürstange? 
‚damit man die Fische in Hamen jaget', Bindseil „damit n 
lamen iecht*, Rebenst. „quo pisces impelluntur in tra 
hame = Angel, dann Fangnetz. 3) Psalm 55,12. D». 
,Ideo vel poeniteas vel puniaris*, die deutschen Tischr. „ 
Busse thun oder gestraft werden“. Denn „sera pedibus venit 
(Tibul I, 10, 3). 5) sc. est. 6) Die Frage des Witten! 
‚Wie gehts?*, welche die späteren Tischr. hinzufügen, lieg 
Diebes. Die deutschen Tischr. vielfach abweichend und m 
die lat. mit dem Obigen mehr übereinstimmend. Vgl. Erl. A 
B. IV, 157, Bindseil colloq. I, 301, Rebenst. I, 146». 
735. 


Ieh bin sein wol zu frieden, Wer mi 
teusehe mich, Es ist das spiel in eines nan 
der heist Christus, Ich wags nu dran [271], fra 
wo strump!) oder schwanz bleiben ete. 


1) Vgl. n. 432. 

736. 

De Saeramentarijs dixit, Non cessabunt me 
extinguunt, Alszo thun die von Zwickaw auct 
eiliatos esse, et non est verum, Sileam lieet ego, Vir 
gott!) dazu thun wird, Sie werdens gewar ı 
seribebat M. Leonardo?), Cura, ut Doctor nobis 
respondit, Tu eura, ut humilientur.*) 

1) Bindseil: „was ich aber dartzu thun werde. 2)M 
Stadtsyndikus von Zwickau. Vgl n. 276, 277,391. Binda. fal 
129, 391. Es ist anzunehmen, dass sich Leonha: 


) 
se, Luther Obiges und dus n. 129, Mitgeteilte gesprochen 
Wittenberg anfgehalten hat. 4) Vgl. Bindseil colloq. III, ! 





737. 

Sehwermeri, da sie mit den todten stei 
bilden vmbgingen, da gewonnen sie, Aber d: 
vber sie komen, nemlieh die Sehwitz!), wu: 
schlahen, Sie et Muntzero contigit.?) 

1) Mittel. der Swizer = der aus Schwyz Gebürtige 
Schweizer. Luther hat die Schlacht bei Cappol im Auge den 
mehreren Abweichungen Erl. A. 61, 66, Fürstem. u. B. III, 38 

738. 

Wen man die Sacrament anders brauel 
eingesetzt, szo gehts nieht wol hinaus, Sieut ( 
Ephat!) auffriehte, Es ging ihm auch nieht v 


1) Judieum 8,27: ,Fecitque ex eo Gedeon Ephod, et 
sus Ephra (Vnlg)*. — 2) Vgl. "rl A. 61, 66, Fürsten. u. B. 


739. 
Qui se ipsos suspendunt vel occidunt, v 
a Satana, ut is, qui a Latrone occiditur, Non su 
eos damnare non possum, etiamsi hoe vulgo dicei 
der teuffel mus zu zeiten szo hartt sein, et 





180 


poni hominibus, Alioqui nemo Deum timeret, O man mus hart mit 
solehen gedaneken (puta se ipsum oceidendi) vmbgehen, das 
man sie vberkome!) wie wol man aueh hart vmbgehen mus 
mit solchen todten, sie verbrennen ete., ut mundus terreatur.?) 


1) Die Lesart ist für riehtig zu halten, wenn man den Ausdruck ,hart mit 
solchen Gedanken umgehen* auffasst im Sinne von „sich vor solchen Gedanken 
hüten*. Doch kann auch vberkome = überwültige sein. 2) Auf den 
obigen Absatz bezieht sich das, was die deutschen Tischr. Erl. A. 61, 12*, Förstem. 
u. B. IV, 255 in folgender Form bringen: „Viele von denen, so sich selbs umbs Leben 
bringen, die werden vom 'l'eufel getrieben und von ihm getódtet, wie die Leute von 
Strassenräubern, sind ihr selbs nicht mächtig. Wenn solche Exempel nicht bisweilen 
geschähen, so fürchteten wir unsern Herrn Gott nicht. Drümb müssen wir in Furcht 
stehen und Gott bitten, es wollt uns für dem Teufel behtiten; auch muss man hart 
mit solchen Gehenkten (!) umbgehen, nach Ordnung der Rechte und Gewohnheit, 
auf dass sich die rohen und sicheren Leute fürchten; nicht dass sie alle drümb 
verdammet sind*. Dagegen Bindseil eolloq. II, 179: „Qui se ipsos occidunt, occu- 
pantur a Sathana, sicut a latronibus quispiam occiditur. Tales homines non sunt 
sui iuris. Ego non damno eos neque possum. Hoc non dicendum vulgo, sed ad 
confessionem pertinet, Wan solche Exempla nicht geschen, scilicet ut homines 
se interficerent etc, non timeremus Deum, dorumb mussen wir in furcht stehen, 
gott bitten. Auch muss man harte mit solchen gedancken vmbgehen, sie 
verbannen, ut mundus terreatur, non ut sint damnati etc“.  Aehnlich 
Rebenst. IT, 127». Es ist ersichtlich, wie in Bezug auf denobigen Absatz 
das, was die spät. Tischr. bieten, erst durch die Aufzeichnung des 
Cordatus verständlich wird. 7.4 ergänze oportet z. proponi aus mus. 


740. 


Sennacherieh!) ist ein strauch dieb gewesen, ein Hecken- 
reiter.?) 
1) König Sanherib. Vgl. n.366, wo er „Senaherib“ genannt wird. 2) Vgl. n. 761. 


141. 


Cerberus graece, Ebraice schirbor, heist der helliseh hund, 
triffaux '), peecatum. Lex, mors, Behemot?’) ist der gros ochsz 
et mortem significat, quae continuo, nascentibus pueris, seniores de- 
pascitur, ut ille bos omnia gramina mundi una nocte, quae cadente 
rore iterum nascuntur. Ita Leviathan est [273] magnus ille Draco ?), 
quem firmavit Deus ad illudendum ei, quem per suos pios irritat, Et 
ipse nerret sich mit yhm^*) singulis diebus tribus horis.5) 

I) sc. est = Er hat drei Rachen, nämlich Sünde ff. Vgl. Vergil. Aen. VI, 417. 
2) n.213 Schophor genannt. x) n. 213 ,maximus piscis maris* genannt. 4) Die 
Redensart sich mit iemand nerren kann ich lexikalisch nicht belegen. Mittelh. 
(spät) närren = zum Narren haben. Also würde „sich zum Narren haben mit 
iemandem* in dem Sinne stehen von „mit jemandem spielen, scherzen, sein Spiel 
mit ihm treiben“, was bereits vorher in den Worten ad illudendum ei liegt. 
5) Vgl. mit dem Obigen n. 213 nebst Note 7. Von den spät. Tischr. ist nur der 
Anfang überliefert. „Cerberus griechisch, heisst es Erl. A. 60, 65, Förstem. u. 
B. III, 89, hebräisch Scorphur, heisset der höllische Hund, der drei 
Rachen hat. Die drei Mäuler sind: die Sünde, das Gesetz und der 
Tod“. In den lat. Tischr. fehlt das Obige ebenso wie n.213 in allen spät. Auf- 
zeichnungen. 


742. 


Og Regem!) fabulati sunt Judei, accepisse magnum montem, 
quem jaeeret super magnam multitudinem inimicorum suorum, Aber 





szo er den berck auff den kopff bracht, 1 
halsz fallen vnd darnach grosze zacker 
zeen?) wachsen, ne molem unquam posset de 
viel feiner weise leut gehabt.*) 

1) Der von den Israeliten geschlageno König Og 
einer zwischen dem Libanon und dem Jordan gelegene 
21,33; 5. Mos. 1,4; 5. Mos. 3, 1; Jos. 9, 10; 12,4; 13, 
136, ff. Die oben erwähnte Fabel findet sich im Tali 
fol.54, col.2. Vgl. Förstem. u. B. IV, 627 Notel. 2 
zween Zähne. 3) Nämlich die Juden. 4) Vgl. 
B. IV, 627. 

743. 

Apostoli post resurrectionem timuerunt, 
nihil mali in eos molirentnr, Verum eum vidi 
hern gangen war, timebant, es mocht yhi 
Et timuerunt ipso ingrediente per clausas ianu: 
eum a mortuis resurrexisse, Sicut illi ') dicebant 
dempturum Israel?) gleich als were es nu 

1) Die beiden Jünger von Emmaus. 2) Lucas 
abweichend Erl. A. 62, 160, Fürstem. u. B. IV, 428, Bind 
stock II, 1035. 


744. 

»Donee induamini virtute ex alto*:!) q: 
predigen, [274] Ich wil euch ehe ein hai 
sol alle schusse halten.) 

1) Lucas 24,49. 2) = quasi dicat. 3) Die 
als einen selbständigen hat, findet sich in den spät. 7 


Mehrere Zusätze stellen die Verbindung her. Abweiche 
u. B. IV, 426, Bindseil colloq. I1, 119, Rebenst. II, 1030. 


745. 

Dux noster Hans Fridreich natus est 
vius?) deinde anno 4, Michael steht zwir 
Daniele?) et Apocalipsi.*) 

1) Nicht ganz richtig. Der Kurfürst Joh. Friedrich 


den 30. Juni 1503 geboren. 2) Ueber Philipp v. Hess 
10,13, 12,1. 4) Apocal. 12, 7. 


746. 
Asini testamentum, Caput do papalibut 
Yoeem Cantoribus, Merdam stercorantibus '), o 
Scharhansibus, das sie ein paucken d 


.. 1) = Meinen Mist denen, die das Feld düngen. : 
Eri A. 60, 382, Fürstem. u. B. III, 323, Bindseil colloq. I 


747. 
Was ein mensch nicht wil lassen 
Gott nieht vngestrafft lassen, Quod ac 
Greffendorffis!), Cum honestam matronam sp 








182 


lasset, et tandem millia aureorum extorsisset ab ea, abijt multis con- 
eomitatus, ut sponsalia faceret cum nobili quadam virgine, et cum 
magna hospitum multitudo in edibus convenisset, vocato uno ex servis 
suis, in campum eques venit?), et cum [275] servo saepe dieeret, se 
multos videre equites contra se venientes, missoque a se servo, ist er 
in ein gemosz?) hin ein gerennt, et cum vermem conscientiae 
semel coepisset sentire, auctum est malum eius tantisper, dum se con- 
foderet, Deinde ad verba haec dieentis servi, eum ad alios redijeset, 
quaesiverunt illum et a semimortuo receperunt detraetum annulum, 
quem remittebat violatae matronae, Sie perijt ille nostrae praedieationis 
magnus contemptor.) 


1) Die Herren vou Grefendorff gehörten zum Süchs. Adel. Zwei derselben 
Johannes (Consiliarius camerae Electoralis) und Wolfgang (Praefectus Plavensis) 
werden bei Seckendorf im Index erwühnt. Schwerlich wird einer von ihnen gemeint 
sein. 2) — Ritt aufs Feld hinaus. 3) Ein seltenes und interessantes 
Wort. Mittelh. gemose (von mos, Moos, Sumpf) wird hier Moor, Bruch, 
Sumpfland bedeuten, was aus Stellen wie: ,gemuse (gemoso) greben unde 
muor, haid vnd fohag" Suchenwirt 7, 184, „ein weit gemose* (planities limosa) 
Schmeller 2, 633 hervorgeht. Vgl. Müller II, 225. 4) Ganz abweichend die 
lat. Tischr., die ausserdem in Bezug auf den ersten Teil mehrere Zusätze bieten, 
ferner den zweiten Teil nur unvollstindig haben (es fehlen die Worte von deinde 
ad verba — contemptor). Einzelheiten anzuführen, würde zu weit führen. Vgl. 
Bindseil colloq. II, 79, 80, Rebenst. II, 96». 


148. 


Invitatus ad Pomeranum audivi a Philippo varias historias, 
raecipue de Marchionibus Brandenburgensibus!), Semper eos 
uisse summi ingenij et eloquentiae Principes, Eos habere duabus suis 
Civitatibus?) plures?) quam ambo nostri Prineipes*), Pomeraniam 
brevi ei5) accessurum 9) ete., Scilieet wen der Bischoff von Hall?) 
ein Christ wird etc.) Ä 


1) Bindseil u. Rebenstock: „Anno 38 in die Pentecostes. Philippus Melanthon 
in convivio apud D. Pomeranum varias historias recitavit de Marchionibus Branden- 
burgensibus“. Da das Tagebuch des Cordatus 1537 abgeschlossen ist, so kann das 
in den lat. Tischr. angegebene Datum nicht richtig sein. Dies lässt sich auch sonst 
beweisen. Der bei Bindseil und Rebenstock in dem auf das Obige bezüglichen 
Absatze nebst dem Erzbischof Albrecht genannte Joachim kann dem Zusammen- 
hange nach (ver. auch die ersten Worte des darauf folg. Abs.) nur der damals noch 
am Leben befindliche Kurfürst Joachim I. von Brandenburg sein. Da dieser aber 
bereits 1535 starb, so können Luthers Worte nicht nach 1535 gesprochen sein. 
2) Lies: in duabus suis. Mit den Worten eos habere scheint Luther — und 
darauf deuten auch die Schlussworte des Abs. hin — als damals lebende Reprü- 
sentanten der Brandenburgischen Markgrafen den Kurfürsten Joachim I. und seinen 
Bruder Albrecht, den Erzbischof von Mainz und Magdeburg, bezeichnen zu wollen. 
Beide werden auch in den lat. Tischr. genannt. Die duae Civitates würden 
dann Kurbrandenburg und Mainz-Magdeburg sein. 3) Zu plures könnte 
civitates im Sinne von Gemeinden ergänzt werden. Vielleicht ist aber urbes 
ausgefallen, was nach ures nicht auffallend wäre. Bindseil: Das der marggraffe 
in seinem Lande mehr stette hatte ff. 4) Mit unsern beiden Fürste n kann 
der Kurflirst Johann und sein Sohn Johann Friedrich gemeint sein. Letzterer 
führte seit der Erkrankung seines Vaters (Febr. 1532) bereits die Regierungsge- 
scháfte. In diesem Falle würde Obiges in die Zeit vom Febr. 1532 bis zum 16. Aug. 
d. J. fallen, dem Todestage Johanns. Es ist aber fraglich, ob jene beiden Fürsten 
gemeint sind. Cordatus n. 753 ist nämlich bereits von Johanns Tode als einer be- 

annten Thatsache die Rede, und wenn auch den einzelnen Abschnitten leider 
kein Datum vorgesetzt ist, so lässt sich doch aus Vielem schliessen, dass die 





colloquia ım Grossen und Ganzen in derselben Reihenfolg 
wie sie zeitlich stattgefunden haben. Luther kann auch 
Friedrich und seinen Bruder Johann Ernst, für dc 
Regierung führte, und der in der Torgauer Teilung von 1 
sichsischen Besitzungen in Franken erhielt (—1553), im 

der spát. lat. Tischr, die das Wort nostri nicht haben, 
nnd Sachsen-Meissen bin. 5)se. ei ex Marchionibus, c 
burgensis est, Joachimo I. 6) Joachim I. hatte statt dc 
Brandenburgs tiber Pommern dureh den Grimnitzer V 
recht für ersteres erworben, sobald das Herzogshaus in I 
Anfall Pommerns an Brandenburg hat bekanntlich recht lan 
und knüpft sich an die Zahlen 1648, 1720, 1815. 7) Uebe 
burg n. 464 Note 5. Der Uebertritt Albrechts von Brandent 
anf den Luther lange gehofft hat, wäre allerdings für die 
Entwicklung des deutschen Reiches ein schwer wiegendes ] 
die Schlussworte des obigen Abs., die in den lat. Tischr. f. 
Luthers zu den vorhergehenden Worten Melanthons ang 
können auch anders verstanden werden. Luther kann 

breeht von Brandenburg (an dem er damals wohl schon 
wird, ebenso wenig wird Pommern an Brandenburg falle 
Erklärung hat die Geschichte in der That für lange Zeit 
) Die lat. Tischr. vielfach abweichend in Form und Inh 
ist namentlich, wenn es bei Bindseil heisst: „Et quod Pon 
ipsum perventum esset (vielleicht Druckfehler für „perve 
die indessen bei Rebenstock fehlt. Vgl. Bindseil colloq. 1 





& 








749. 

In Lubeek ingentem esse multitudinem Se 
mnt, das in der fastlnacht!) auff ein a 
verkaufft ist in dieselbige Sachen, de 
post autem. acceptum Euangelium 2) tantum vmb 


1) Mittelb. diu vasenaht (vasnaht, vasennaht), wo 
vasen — Albernheiten, Possen treiben, also: die Spie: 
nacht. Weil aber nach der vas nacht die Faste begim 
unverständlich wurde, so kam im 14. Jahrh. im Mitteld 
auch vastelnacht auf, die schliesslich die gebräuchliche 
ist deshalb interessant, weil Weigand I, 503 nur eine Belegs 
dieselbe hat und hinzufügt (p. 501), dass Luther und : 
geschrieben hätten. _Dagegon behauptet Dietz I, 636, dass ı 
astnacht und selten fassnacht heisse, Endlich ist ı 
Müller II, 301, Grimm, Wörterb. III, 1354 die Ableitung vo 
erklären: Vorabend der Fasten. Für vastelnacht 
eine Belegstelle aus Leysers pred. 33, 10. Vgl. über die A 
1,569, Wackernagel, Würterb. 3242, Litterat. Gesch. 314, 1. 





750. 

[276] M. Joh. Forster!) querente, al sein g 
den yhm zu ens?) propter voeationem suam, se 
ua maneret), respondit, Ach das der liebe 
da were, yhr solt sie wol schelten, den, 
820 geschickt sein wolt wie sie, Vultis ha 
ante primitias? „Est aliquid prodire tenu 
"ltra**) Thut das Ewr ete, Et si non potest 
diam predieate vel quartale, et nolite vos omni 
Yoeant modo) applicare, Ihr kund meine o 
predigt nieht erlangen per singula verba, | 





184 


sime coneipite vnd befhelehts gott, Huius Dei gloriam simplieiter 
quaerite, et non applausum hominum, Et orate, ut det sapientiam in 
os vestrum et auditoribus syneerum auditum, Tantum hoec mihi Credite, 
humanum opus non esse praedieationem, et ne audax sitis, sed Deum 
timens praedicator. Ego enim antiquus et exercitatus prae- 
dieator usque hodie timeo praedicaturus.?) 


1) Magistro Johanne Forster. Dieser war Professor der hebräischen 
Sprache in Wittenberg und ging dann zum Predigtamte über. Später finden wir 
ihn in Augsburg und Regensburg. Seiner wird oft in den spät. Tischr. gedacht. 
Z. B. Erl. A. 61, 60; 59, 191, 192, 213; Förstem. u. B. III, 384; Il, 373, 374, 390, Bind- 
seil colloq. II, 224 ff. vg. &uch Cordatus p.571, 617. 2) Mittelh. der gedanc, 
Gen. des gedankes, Plur. die gedanke und die gedenke. Im Anschluss an 
die letztere Form bildet Luther wieder einen schwachbiegenden Plural die ge- 
deneken, wofür ich keine Belegstelle auffinden kann. Die gewöhnliche 
Form im Mitteldeutschen ist die gedanken. 3) Die Lesart ens giebt schwerlich 
Sinn. Die deutsch. Tischr. richtiger zu enge. Vielleicht: ,zu eins* — zu einem ff. 
P d.h. bei der Professur der hebr. Sprache an der Universität. 5) = bereits. 
6) Die spät. Tischr. „Est aliquid prodire tenus, si non datur ultra*. Die Hallische 
Handschrift bei Bindseil: „Est aliquid prodire tenuis, si non datur ultra.“ 
Richtig lautet der Vers Horatius ep. I, 1,32 « „Est uadam prodire 
tenus, si non datur ultra*. Luther hat, wie oft, nach dem Gedächtnisse citiert. 
Der Fehler der Hallischen Handschr. durfte daher von Bindseil, der den Vers als 
solchen nicht erkannte, nicht in ,tenuiter* geündert werden. 7) Die deut- 
schen Tischr. im Einzelnen vielfach abweichend, den lat. (Bindseil) fehlt der Anfang. 
Vgl. Erl. A. 59, 187, Förstem. u. B. IT, 311, Bindseil colloq. III, 110. 


751. 


[277] Qui certissimum statum concipit, is non timeat, das er 
nicht zu waschen werd haben, et fidens Deo praedicator, 
etiamsi a conceptu suo decidit, certus sit eum loeuturum, quae populo 
placebunt, etiamsi displiceant sibi, quod plerumque contingit, Tertio 
contingit conceptum praedicatori placere et auditoribus, Haee tria no- 
tanda sunt, sed Deus semper orandus.') 


1) Wenn die deutschen Tischr. Erl. A. 59, 187, Förstem. u. B. II, 371 (ganz 
ähnlich auch Bindseil colloq. III, 110) Folgendes bieten: „Und ihr werdet gewisslich 
diese drei Stücke erfahren. Zum ersten, da Ihr gleich die Predigt aufs aller Beste 
gefasset und begriffen habt, worauf sie stehen soll, so soll es Euch wol zu- 
rinnen und zu Wasser werden. Zum Andern dagegen wenn Ihr am 
Concept und Begriff gar verzaget, so gibt Gott Gnade, dass Ihr am Besten 
prediget, das dem Haufen wolgefället, Euch aber nicht gefället. Zum Dritten, 
wenn Ihrs nicht gefasst habt, dass es beide Euch und den Zuhörern wird 
gefallen. Darum bittet Gott und lassets dem befohlen sein,“ so ist damit wiederum 
ein Beweis geliefert, wie sehr Luthers Worte in den späteren Aufzeich- 
nungen nicht selten entstellt sind. 


1752. 


Ich weis nicht, wie es kumpt, das wir nicht ehe pre- 
digen wollen, den es gefall vns am ersten selbs, Vnd szo 
man vns nicht mit der vocatio!) zwunge, szo theten wirs 
nieht. Philippus numquam scripsisset Apologiam, nisi fuisset 
eoaetus, Er hetts?) ymer besser wollen machen) 

1) Mit dem Berufe. Die spät. Tischr. wenig verständlich mit dem Ver- 
mahnen. Luther will sagen: Unser Beruf zwingt uns zu predigen, sonst würden 
wir es nicht thun. 2) Bindseil: er hat es. 3) Die spät. Tischr. fassen die n. 5, 
751, 152 in einen Abs. zusammen. Zwischen n. 751 u. 752 findet sich folgender 





185 


Zusatz: ,Lasset uns nur studieren und fortfahren, in dreien Jahren werden wir 
sehen, dass es an rechtschaffenen Predigern mangeln wird; denn Zwickau, Alten- 
burg, Torgau, Wittenberg stehen auf zweien Augen; sterben die, so werden 
wir ihrs Gleichen nicht leichtlich bekommen; man wird wahrlich in unserm Fürsten- 
thum Leute bedürfen." Es ist freilich schwer den Beweis zu führen, dass diese 
Worte ein Zusatz späterer Zeit seien. Allein der Ausdruck in dreien Jahren, 
der durch die folgenden Worte „denn Zwickau ff. (die Pfarrer Leonhard Beier, 
Spalatin, Zwilling oder Didymus und Bugenhagen sind gemeint) seine 
Begründung finden soll, kommt mir verdächtig vor. 


153. 


Johannes Elector homo fuit omni felle carens et constans multis 
temptationibus !), obijt in pace anno 1532, 16. Aug. in arceSchwei- 
nitz?), ut puto, tactus Apoplexia, Hoc autem videtur prodigium fuisse, 
neminem filiorum suorum aut aliorum eonsanguineorum affuisse in hora 
mortis [278], Versatus est in agone totum diem a decima scilicet diei 
rursus ad decimam ete. Testamentum suum ante biennium fecerat, in 
quo maxime Vniversitatem Wittembergensem filio suo commen- 
davit?) 

n Die spät. Tischr. Erl. A. 61, 356 —38S, Fürstem. u. B. IV, 228—230, Bindseil 
colloq. I, 345, 346, Rebenst. I, 169b: „aber doch hart genug durch Verfolgung getibet 
und geprüft“ oder ,satis tamen duriter multis persecutionibus fatigatum". 2) Stadt 
und oss im Kurkreise. D Dies wäre also alles, was Cordatus über Kurfürst 
Johanns Tod aus Luthers Munde selbst gehört hat! Und nun vergleiche 
man damit, was die spät. Tischr. alles darüber mitteilen! Vieles macht auf den 
ersten Blick den Eindruck späterer Zusätze, wie z.B. die Worte von „Da er nu 
kaum zehen Tage — — — liegen in den Zügen‘, ferner: „Am 18 Tage 
aber — — — einelateinische Öration*, endlich der ganze zweite Absatz. 
verdächtig ist auch der Ausdr. „aber doch hart genug durch Verfolgung gelibt 
und geprüft“, was eher auf seinen Sohn Johann Friedrich passt. Auffallend ist 
schliesslich, wenn es bei Bindseil heisst: „Nam cum Episcopus Moguntinus 
mortuus esset, et cadaver illius^ ete. Albrecht von Mainz starb erst 1545! Und 
Cordatus schliesst seine Aufz. 1537! Die deutschen Tischr. haben daflir: „Denn 
da Bischof Ernst von Magdeburg, Ihro Kurfürstl. Gn. Bruder, gestorben war, 
und der todte Leib“ ff. Bischof Ernst von Magdeburg starb zu Halle 1513. 


754. 


Aiunt, audita confessione nostra Caesarem Augustae dixisse, 
Er mueht leiden, das man in der gantzen welt alszo pre- 
digt, D. aut. Geo:!), se seire multos abusus esse in Eeclesia, quos si 
Papa emendaret, se libenter laturum, quiequid statuisset, Aber von 
dem verlauffen Moneh wolt er niehts annemen, Ideo dicunt, 
Wolff von Hohenwerck?) dixisse, Wen Gott sein wort durch 
fursten, graffen vnd den adel liesse predigen, wolten 
sie es all annemen, Er?) wird aber das lassen, vnd sein 
wort dureh sie esnichtlassen versiegelen, Fischer nimpt 
er dazu, Petrum vnd Andream vnd wol hirten, wie Amos 
war der prophet.) 

1) Ducem autem Georgium sc. dixisse. 2) Die deutsch. Tischr. „Also soll 
H. Wolf von Schönburg, der des Bischoffs Albrecht zu Halle Statfhalter war“, 
die lat. „Ita Wolff aSchönfelt dixisse fertur (Rebenst. Schonberg). 3) Wieder 
Luthers Worte. 4) Die spät. Tischr. verbinden Obiges mit ihrer Relation (n. 753) 
über den Tod Johanns von Sachsen, wiewohl ein innerer Zusammenhang 


fehlt. Dieser ist notdlirftig nach den Worten befohlen, (Cord. commenda- 
Yit, dnreh folgendes Einschiebsel hergestellt: „Der fromme Fürst ist entschlafen, 


186 


da beide, die Religion und Polizei wohl stunden und in der Blüte waren; denn 
Kaiser und andere Fiirsten, auch die Tyrannen konnten nichts anders denn Gutes 
von ihm reden und an seiner Leutseligkeit, Freundlichkeit, Gütigkeit und Bescheiden- 
heit ein gross Gefallen haben. Man sagt, Kaiser Carol habe sich hören lassen" ff. 
Aehnlich auch Bindseil u. Rebenst. 4) Man vgl. mit diesem Schlusse die matte und 
abweichende Darstellung in den spät. Aufzeichnungen: ,Ja, wenn Gott sein Wort 
mit ihnen wollt versiegeln! Er darf aber die armen Fischer Petrum, Andream ete. 
Amos den Hirten etc. dazu gebrauchen und will ihrs Besiegeln nicht haben“. Aehn- 
lich die lat. Tischr. Vgl. Erl. A. 61, 355, Förstem. u. B. IV, 230, Bindseil colloq. I, 347, 
Rebenst. I, 170». 


159. 


Die pfaffen vnd Monche habe!) hertzog G.?) fol ge- 
macht, vndsie werden yhmzuLhon?)in den pusen speien.) 
! So die Handschrift ganz richtig. Der Sinn soll sein: „Man sagt, Herzog 
Georg habe die Pfaffen und Mönche voll gemacht, d.h. sie mit reichen bfründen 
gleichsam gemästet. Dafür wird er aber, meint Luther, den allerschlechtesten Dank 
von ihnen ernten“. 2) Herzog Georg. 3) Vgl. n. 65, wo es statt zu Thon 
auch zu Lhon heissen muss. Vgl. Nachtrüge und Berichtigungen p.!. 4) Die 
deutschen Tischr. verkehrt: „Die Pfaffen und Mönche haben H. G. voll gemacht, 
er wird ihnen dargegen in Busen speien“. Vgl. Erl. A. 61,339, Fórstem u. B. IV, 185. 


756. 

Quando princeps et eaput nostrum!) ruet, [279] sine dubio 
multos Consiliarios secum rapiet, Maxima enim mutatio erit huius regi- 
minis huius provineiae, Et qui sunt nune sublimiores, erunt inferiores 
et eontra, Et maior invidia erit in aula et maior perfidia, etiamsi nune 
omnes nobiles sua quaerant in aulis, non quae sunt Prineipum.?) 

1) Kurfürst Johann. Obiges ist wahrscheinlich während der Krankheit des 
Kurfürsten, also in der Zeit vom Febr. bis zum 16. Aug. 1532 gesprochen. 2) Vgl. 


n. 329, 583, 581, 671 fL, auch den folg. Abs. Abweichend im Einzelnen Bindseil 
colloq. II, 155, Rebenst. II, 1195. 


757. 

Ego in aula semper gratiam habui, qui mendieus sum, Ich habe 
niehts davon den das brodt, Ideo nemo potuit mihi invidere. 
Et sie vere de me est, quod Seneca dieit, „Miserrimus est, cui 
nemo invidet", Talis esse non potest noster H. M.'), qui dieitur quo- 
tannis habere 800 floren vnd sitzt dazu on alle berechnung?, 
quia est dux Wittembergensis, Quemadmodum omnes principes?) 
in aula sunt Prineeps et Princeps servus, Sie haben den nutz, 
schlemmen vnd gebieten, Princeps labores *), Hoe nolens Fri- 
dericus5) habuit pro magnis capitaneis?) Schosser?) Alioqui, dice- 
bat, hetten ander den nutz, Ich den namen, Einhauptman 
gesthet mich zwen tausent, Einen schosser halt ich aus 
mit zwein hunderten.) 

1) Aehnlieh Seneca Ep. 1,9. Hans Metzsch. Vgl. n. 61, 334, 449, p. 561. 
2) Luther scheint sagen zu wollen: „Metsch hat in seiner hohen Stellung ausser 
seinem bestimmten jährlichen Einkommen noch Nebeneinnahmen, dio sich der Be- 
rechnung entziehen“. — 3) Jedenfalls ein handschriftlicher Fehler. Der Zusammenhang 
verlangt nobiles, was Bindseil auch bietet. 4) Aehnliches spricht Luther Erl. A. 


61,351, Förstem. u. B. IV, 197 aus. 5) Friedrich der Weise. 6) Ein der mittelalt. 
Latinität angehöriges Wort. „Capitaneus“ — Caput militum, praefectus copiis 





187 


militaribus, Du Cange: I, 8588, jetzt Kapitain. 7) Von Friedrichs Schössern 
ist auch Erl. A. 61, 380, Förstem. u. B. IV, 223 die Rede. 8) Vielfach abweichend, 
besonders in Bezug auf den Schluss Bindseil II, 155, 156, Rebenst. II, 119^, 1205. 


758. 

[280] Ritesel!) fidelissimus et proximus?) cum seniore principe, 
nune eo defuneto?) experitur omnium odia, et quid sit confidere 
in principibus, et quid Deo soli confidere.*) 

I) Vgl. n.329 nebst Note 2. 2) Die lat. Tischr. „qui fuit fidelissimus et 
syncerissimus“. Das zweite Epitheton ist doch sehr anzuzweifeln, da Luther bei 
Cord. n. 329 den erwähnten Kammerdiener Riedesel einen störrischen, dummen, 
eigennützigen Menschen nennt. Damit ist ja nicht ausgeschlossen, dass ein 
solcher Mensch seinem Herrn sehr ergeben gewesen sei und auf sehr vertrauten 
Fusse mit ihm gelebt habe. 3) Obiges ist bald nach dem Tode Johanns 
gesprochen, also 1532. 4) Abweichend Bindseil colloq. II, 156, Rebenst. II, 1205. 
Aaeh der Aufzeichnung des Cordatus ist also anzunehmen, dass der vorher so ein- 
lussreiche und von der Gunst seines Kurfürstlichen Herrn getragene Kammerdiener 
Riedesel gleich nach Johanns Tode dem nicht unverdienten Hasse anheim gefallen sei. 


759. 

Nihil me magis servat a vertigine quam mane parva offula 
von 6 loffeln, Ein puter!) ist ein gesund ding, und ich 
halt, das die Sachsen starck leute sind von putter, quo 
plerumque veseuntur, Lavendel wasser ist ein seer gut ding, 
et nigrum Ciminum?) duabus noctibus maceratum in vino?) bonum est 
remedium eontra vertiginem.*) 

I) = Butter. 2) Cyminum (xv4uvov) = Kümmel. :) Schwarzer Klimmel 


swei Nächte lang im Wein eingeweicht. 4) Vgl. Bindseil colloq. I, 95, Rebenst. 
L 51*, Köstlin II, 505, 678. 


760. 


Justa mortuorum a gentibus mutuaverunt Christiani, sed longe 
“uperaverunt gentes multitndine et pompa Caeremoniarum apud mor- 
tu08 suos.!) 


1) Erl. A. 61, 427, Fürstem. u. B. IV, 261? 


761. 

Optimi!) in mundo non favent Euangelio, quod patet in Flan- 
dria et illis regionibus inferioris Germaniae, ubi sunt munitissimae 
Civitates, Illie tantum Idolis servitur a Mereatoribus, |281] et avaritia 
at Venus illie regnat. 


1) Wohl im Sinne von „die Vornehmsten, dic Begütertsten“ 


762. 


Homo perditissimus est Campanus!), neque illi cito est resi- 
stendum, Nam si eontra eum scriptum fuerit, audacior erit, tantum con- 
temptu reprimendus est, et opiniones suae non procedent ultra.?) 

I) Die deutschen Tischr. „diesen verfluchten Unflath und Buben, Campanus". 


°) Abweichend Erl. A. 61, 5, Förstem. u. B. III, 343, Bindseil colloq. II, 26, Reben- 
stock II, 315, 


188 


768. 


Qui nune non favent!) ministris verbi panem suum, werden 
vos 8ZO lang treiben, das wir vns bescheissen, Darnach 
werden sie vnsern dreck anbeten, Sie weren vnser gern 
losz, szo wolten wir gern von yhn?), Wir sind wol zu 
scheiden wie ein reiffer dreek vnd ein weit arszloch.) 

1) — Nicht gönnen. 2) = Von ihnen. 3) Die deutsch. Tischr. „und ein 


weit Kunstloch, dadurch er gehet“. Abweichend Erl. A. 61,397, Fürstem. u. B. 
]V, 238, Bindseil colloq. I, 306, Rebenst. I, 149b, 


764. 


Elector noster Joh. Fridreich 70 consiliarios habet iam statim 
a principio regni sui, quorum nemo vult stultus esse, vnd konnen 
alle yhre sache mit grossen worten furgeben, Illi reelamant, 
etiamsi nos [282] aliquid possemus suadendo, Sed Deum nos orabimus. 
ut eor eius fingat ete.!) 


2 Erheblich abweichend Erl. A. 61, 397, Fürstem. u. B. IV, 238, Bindseil colloq. 
I, 306, Rebenst. I, 1495. Am Rande der Handschrift findet sich den Worten „m 
konnen alle yhre sache — furgeben“ gogentiber von der Hand des Schreibers hin- 
zugefügt folgende Bemerkung: ,Turca habet tres vel maximum quattuor" 
sc. consiliarios. 


769. 


Dieens ad Pomeranum, Gebt mir ein predig, Respondit 
Damnum qui tulerit, non derisione earebit*!), Ego enim 
sum predieator et Lector supernumerarius.?) 


1) Den Vers kann ich nicht belegen. Schwerlich wird es ein klassischer sein, 
da er fehlerhaft ist (in rides ist das „i“ lang). Vielleicht ist es ein selbstgemachter, 
um das bekannte Sprichwort: , Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht 
zu sorgen“ in lateinischer Form anzuführen. 2) — Ueberzühlig. Die deutschen 
Tischr. „Denn ich bin ein Lückenbüsser, predige und lese, wenn man sonst 
niemand haben kann“. Aehnlich Erl. A. 59, 196, Förstem. u. b. II, 377, Bindseil 
colloq. III, 115. 


766. 


Mira varietas fuit inter praedicatores papisticos maxime 
in gestibus et Thematibus, Fleck!) ineipiebat „mit Jauchzen vnd 
schreyen“, Muntzer mitsingen, ,Es fur ein paurgen holtze-. 
Magister Ditrich?), „Gestern waren wir truneken vnd vol?) 
Es hatt sich alles gereimet, Wolan Tempus fuit iocandi, Nunc 
tempus est seriandi.*) 


!) Es scheint gemeint zu sein Dr. Fleck, Prior des Klosters Steinlausig bei 
Bitterfeld, früher Pre iger in Wittenberg. Vgl. Köstlin I, 176. 2) Mag. Dietericus, 
praedicator Ulmensis? 3) Nach diesen Worten haben die lat. Tischr. (bei Rebenst. 
fehlt der Abs.) folgenden Zusatz: „et dixerunt de quodam parocho, qui coactus 
praedicare proposuit thema: „Inter natos mulierum, quod dicunt, non est verum". 
Ganz ähnlich auch die deutsch. Tischr. Da jedoch einesteils der Zusammenhang 
einen stärkeren Ausdruck erwarten lässt, andernteils die tiberlieferten Worte „inter 
natos mulierum, quod dicunt, non est verum“ an sich sinnlos erscheinen, so wird 
in dem Worte natos die Form nates zu suchen sein. Damit würde dann aber 
der erwähnte Zusatz unter die Zahl der bedenklichen zu rechnen sein. 
welche Cordatus aus Luthers Munde nicht gehört hat! 4) Ein Verbum 
seriare = scherzen ist nicht nachzuweisen. Es wird ein neugebildetes Wort 
sein, um auch hier wie n. 243 Zeile ! die rhetorische Figur der z«povopaoía her- 


189 


vorzubringen. Die lat. Tischr. , nunc tempus est seria agendi". Die spät. Auf- 
zeichnungen bieten viele Zusätze. Vgl. Erl A. 59, 197, Förstem. u. B. IV, 378, Bind- 
seil colloq. III, 115. 


7067. 


Magna est efficacia verbi Dei, imo merito vocat ipsum Epistola 
ad Hebreos gladium ancipitem) quia habet utramque vim conso- 
landi et terrendi, Qui autem hune fontem negligunt, rursum ex Lacunis?) 
vanorum seriptorum sunt potaturi, qui maximo labore eruuntur et legun- 
tur, sed parvo fruetu, Chrisostomus fere nihil synceri seribit quam 
de Baptismo puerorum, Hieronimus tractat [283] suas devotiones, 
Neuter eorum meminit Magistratus?) neque Politiam laudant, sed 
(ut voeant) devotarij') fuerunt, ut nostri Monachi, Es hatt alles 
munchsz5) herein mussen gehen, Verum illos, qui docere debent 
et regere in Ecelesia, oportet cognitum habere mundum, Den kloster 
zedancken taugen nicht zum regiren.9) 

1) Hebr. 4, 12. 2) „Lacuna“ ist im eigentlichen Sinne jede Art von Ver- 
tiefung mit und ohne Flüssigkeit, bes. Abzugsgraben. Hier hat Luther das 
Wort wohl im Sinne von Pfuhl, Lache, Pfütze gebr. fast gleichbedeutend mit 
sentina, Vgl. Du Cange II, 217: „Lacuna — aquae collectio, receptaculum aqua- 
rum, stagnum". Vgutio und Joh. de Janua: „Lacuna, quae alio nomine dicitur 
lacus, et est fossa, ubi remanent aquae post effusionem imbrium, vel ad quem con- 
fuunt immunditiae et est proprie ete. 3) Sinn: „Hieronimus hat es nur mit seinen 
Gelübden zu thun, und keiner von beiden s richt von der Obrigkeit ff. — 4) Das 
Wort fehlt bei Du Cange. Es wird stehen im Sinne von: ,,Betbrüder* oder „Männer 
der Geliibde“ (vgl. das Vorhergeh.). 5) = Mónchis ch. Die spät. Tischr. wohl 
fichtiger einher gehen. 6) Erheblich abweichend in der Form Bindseil collog. I, 
19, 36, Rebenstock I, 20^. Die deutsch. Tischr. Erl. A. 57, 71, Fürstem. u. B. I, 55 
mit vielen Zusätzen. 


768. 

Dieente Jona, se a multis Doctoribus audivisse, quod euperent 
reformationem Eeelesiae, neminem tamen ex eis ausum fuisse eontra 
Papam aliquid sentire, Ad hoe Lutherus, Et ego scivi de eo dietum 
esse, qui diceret), Noli me tangere.?) Et Staupitius ad me 
dxit „Si aliquid contra Papam seripseritis, totum mun- 
dum habebits adversus vos, Licet Ecclesia sit sanguine 
lundata, rigata et propagata sanguine^?), Et qui timida est 
eonseientiä aliquid moliri adversus Papam, legat Canones suos, meditetur 
abominationem Missae et similia, et fortior erit.4) 

1) Sinn: Auch ich weiss, dass davon die Rede gewesen ist, weil er (der 
Papst) gesagt hat: Rühre mich nicht an! 2) Joh. 20, 17. Auch der Pflanze „mimosa 
wnsitiva^ hat man wegen des plötzlichen Zusammenziehens ihrer Blätter bei einer 
Berührung denselben Namen gegeben. Vgl. Büchmann, Gefl. Worte p. 36. 
5 Rebenstoek: 

Tertullian. 


„Sanguine fundata est Ecclesia, sanguine cepit, 
Sanguine succrevit, sanguine finis erit". 


1) Mit ganz abweichendem Schlusse und Zusiützen Erl. A. 60, 267, Fürstem. u. Binds. 
Il, 237, Bindseil colloq. II, 2, Rebenst. II, 715. 


769. 


Questio faeta est, in Ducatu des Pfaltzgraven [284| rusticos 
Dégare pastoribus suis decimas, Quibus vocatis dixit), Ihr thut recht, 








190 


denn wir wollen die pfarher neren, vnd von euch zwir szo 
viel nemen, Alszo?) mus man die gesellen lernen.) 

1) sc. der Pfalzgraf. Luther meint vielleicht den Pfalzgrafen Wolfgang von 
1532—1569. 2) Wieder als Worte Luthers zu betrachten. 3) Die deutsch. Tischr. 
„Also muss man die groben Gesellen Mores lehren“, die übrigen Tischr. „also mus 
man die gesellen lehren" oder „aliter certe illis nebulonibus evenire non debet". 
Cordatus Lesart lernen ist ganz richtig und wird die ursprüngliche sein. Volks- 
mässig wird lernen statt lehren mit dem accus. gebraucht, ja es ist in die Schrift- 
sprache eingedrungen, wofür Weigand I, 1096 auch Beispiele der neueren Litt. an- 

. Schon im 14. Jahrh. tauchte dieser Gebrauch auf und war besonders im 
Mitteld. üblich. Vgl. ghét, lérnet alle diet toufende, lernende (lehrend) si halten 
alle ding ff. Haupt, Zeitschrift f. deutsches Altert. IX, 287. Mit manchen Zu- 
sätzen Erl. A. 59, 264, Fürstem. u. B. II, 128, ähnlicher die lat. Tischr. Bindseil colloq. 
I, 175, 176, Rebenst. I, 94a. 


770. 


Mira fuit liberalitas Senioris Prineipis Joannis, quod vel 
hine possit animadverti: Cum mihi designasset annatim !) 200 floren, 
dixit, se illos libere donare nullius laboris occasione aut respectu, Deinde 
quod ego facio legendo. scribendo, praedicando, gratis facio, den ich 
bin niemand verbunden den dem fursten, Verum Caleographi?) 
me omnibus modis redigunt in servitutem ipsorum, Homines ingratis- 
simi?) Ich habe mit dem Vertirn solche muhe gehabt!) Dazu 
mieh keiner mit gunst noch gelt solt vermugen ein buch zu 
vertiren, si non pro gloria Christi Domini mei fecissem, Attamen in- 
gratae illae bestiae ne unum exemplar dedissent adiutoribus meis, Pfu 
dich, Solt es vns nieht verdrissen? Ideo nolo, ut D. Creutziger 
aliquid faciat sine Mercede.*) 

I) Lies annuatim. 2) Lies Chalcographi. ,XeAxoyoaqo;", davon 
„chalcographus“ ist ein am Ende des Mittelalters neu gebildetes ort für Buch- 


drucker oder Kupferstecher. Bindseil: Typographi. 3)se.sunt. 4)Vgl 
n. 175, n. 487 nebst Note 2. 5) Das Obige hat nur Bindseil Ill, 159, dessen Dar- 


stellung besonders im Anfange formell vielfach abweicht. Vgl. auch Bindseil colloy. 


III, 186, Köstlin II, 170, 649. 


111. 


Hassia |285| ideo optima regio est, quod prae inopia et fame 
expugnari non possit, Hostis enim fame moreretur in ea.!) 


1) Aehnlich Bindseil I, 382, Rebenst. I, 2015. 


712. 


D. G.!) non est sanguinis Saxonici?) sed spurius, maiestate 
carens Prineipum Saxonum, homo ambitiosissimus, qui fertur dixisse. 
Was ist ein furst von Sachsen besser den ein Basthard, si 
non est Elector ete.??) 


I) Dux Georgius. 2) Herzog Albert von Sachsen, der Stifter der soge- 
nannten Albertinischen Linie, t 1500, verheiratete sich 1464 mit Sidonia, der 
Tochter Georgs von Podiebrad, des Künigs von Böhmen. Aus dieser Ehe 
stammte Herzog Georg von Sachsen, geb. den 27. Aug. 1471. Von dem böhmischen 
Ursprunge Herzogs Georg ist öfter die Rede, So heisst es z. B. Bindseil colloq. 
I, 322: ,quia erat Bohemici sanguinis a Girsig“, ferner I, 335: „Multi dicunt ipsum 
neque ingenio neque facie et forma aliquid sanguinis Saxonici habuisse, sed 
fuit plane suppositicius Bohemus, ein schischka ff* "Vgl. auch Erl. A. 
01, 338, Förstem. u. B. IV, 186. 3) Vgl. n. 640, 647. 


191 


713. 


Magna est Eleetorum prineipum auctoritas, Creant enim impera- 
teres, Imo omnes scribunt regibus, Ewr lib, Nieht ewren gnaden, 
quia pares sunt Regibus.!) 

,... 1) Die deutschen Tisehr. „Die Kurfürsten schreiben Königen Euer Liebe, vnd 
nicht Euer Gnaden; denn sie sind Königen gleich geachtet“. Die Worte bis „im- 
peratores“ fehlen. Vgl. Erl. A. 61, 392, Fürstem. u. B. IV, 234. 


714. | 
Lex iram operatur?) Hoe intelligitur occasionaliter, id est, 
ostendit, quod vivamus contra Deum, quod sequitur ira Dei.?) 


1) Rom. 4, 15. 2) Sinn: „Das heisst, es zeigt, dass, weil wir gegen Gottes 
Gebote handeln, Gottes Zorn darauf folgt“. 


1195. 


Sieut translata Biblia summum mihi laborem praestitit, ita 
summae utilitatis erit iste labor profieere volentibus), Vetus enim 
translatio tenebrae fuerunt, Sed mundus, omnes et omnia, et in- 
eratus est, Doch mein haupt ist des danckes vngewonet, Et si 
unus est, qui gratias agit, Das ist ein grosz wunderlieh ding) 
1) Sinn: So wird diese mühevolle Arbeit vom grössten Nutzen für die sein, 
die Nutzen davon haben wollen". Vgl. n. 770, n. 457. Köstlin I, 605, 609, II, 160 ff. 
?) Hier ist von der vollendeten Bibelübersetzung die Rede, was aus n. 150 nicht 
scher geschlossen werdeu konnte. Im Anfange des Jahres 1534 hatte Luther die 
einzelnen biblischen Bücher sämtlich übersetzt und herausgegeben. In demselben 
Jahre noch erschien bei Hans Lufft die erste Gesamtausgabe unter dem Titel: 
„Biblia, das ist, die gantze heilige Schrifft, Deudsch. Mart. Luth. Wittemberg. 
MDXXXIV*. Obiges scheint daher im J. 1534 gesprochen zu sein. 


776. 


[286] Dialeetiea ist, wen man ein Ding vnterschidlich vnd 
deutlich sagt mit kurtzen worten, Rethoriea autem versatur in 
suadendo et dissuadendo, quae habet suos locos), bonum, honestum, 
utile, faeile, Quae Paulus brevissime eomplexus est dieens, „Qui docet 
In doctrina, qui exhortatur in exhortando*?), Vt si Rustieum docere 
vellem, definirem Dialeetiee vitam eius, labores, domum, fruetus, et quie- 
quid est de substantia vitae suae?) Deinde per Rethorieam hebt*) 
ich sein leben alszo an zu loben, quod sit quietissima, opulentis- 
sima, seeurissima vita, et adhortarer ad eam suadendo, et dissuadendo 
dehortarer eum a reliquis vitae generibus, Si vituperare volo, damno 
vitia corum et ruditatem exaggero.: 

I) = Ihre Gemeinplitze. 2) Hóm. 12, 7. S. Derselbe Satz n. 282. Erl. A. 
52. 303, Förstem. u. B. IV, 559, Bindseil colloq. 1I, 141, Rebenst. II, 1125, Cordatus 
p.646, — 3) — „Und alles was den Inhalt seines Lebens ausmacht, was zu seinem 
Leben gehört“; n. 58 stand substantia im Sinne von Vermögen. 4) Mittelh. 
heben. Praet. auch in schwache Biegung übergehend „ich hebete“. Die obige 
Form hebt ist also Conj. Praet. = ich würde anheben fl. Weigand I, 777. 
>) Die spät. Aufzeichnungen Erl. A. 62, 29%, 299, Förstem. u. B. IV, 555, 556, Bind- 
seil eollog. 17, 135, Rebenst. II, 112^, 1132, beginnen den obigen Abs. mit folg. 
Worteu: Ultimo Augusti vespere (1532?) a D. Domino Henningo interrogatus de 
Dialeetica, quid esset, quid eius esset usus, et an Dialecticus de omnibus rebus 





192 


posset apte loqui et unde diseeretur, Respondit D. Martinus Lutherus etc. (ganz 
ähnlich die deutsch. Tischr.). Auch sonst finden sich Abweichungen, besonders in 
Bezug auf den Sehluss. Von Dialektik und Rhetorik handeln bei Cordatus z. b. 
n. 282, 268, 212, 211, 180, 301, 777, 77%, 779, 780 ff. 


711. 


Veteres Dialeetiei tribuerunt eam !) Intelleetui, [287] Rhetori- 
eam autem voluntati, et habuerunt Dialeeticam eomplexam optimis 
praeceptis, sed rem et materiam non habuerunt, Ego olim putabam. 
eam tantum versari in Libris et disputationibus, et non pertingere?) 
ad omnes faeultates et negotia. Et ego hodie quoque vigesies eitius 
et facilius feeissem quam unam Concionem redigerem?) in Dialeetiea 
praecepta, Etiamsi Philippus noster testetur, me dialectice definire 
et dividere, Sed haee est naturalis mea Dialeetiea, quae se 
8ponte offert sine arte, arte tamen maxime iuvatur natura.) 

I) sc. Dialectieam. Der erste Satz ähnlich n. 282, Bindseil II, 141, Erl. A. 
62, 303, Fürstem. u. B. IV, 559, Cordatus p. 646. — 2) Ein schon bei den Alten, 
wenn auch selten, vorkommendes Wort, im Sinne von pertinere ad. Vgl. Fron- 
tinus p.255: „ad sapientiam Xenonis pertingere". 3) Construiere: priusquawm 
(so ist wohl statt quam zu lesen) unam Concionem redigerem in Dialectica prae- 
cepta, vigesies citius et facilius fecissem sc. eam“. +) Vgl. n. 212, 268, 252. Aehn- 
lich Bindseil colloq. 1I, 139, Rebenst. II, 113». 


118. 


Me Conflieturo ') eum Saeramentario oportet me servare Dia- 
leeticam primum definiens eum illo, quod?) sit sacramentum, Deinde 
divido, ut*) quando ille dieit, Baptismum esse aquam, Ego dico, aquam 
esse verbo coniunetam. Ibi incipit disputatio ex divisione.*) Deinde 
a eaussa [288]°), Deum esse eaussam Sacramenti, qui id sie ordinavit. 
Proprium esse lavare, non eorpus, sed animam, Effectum dico esse 
remissionem peeeatorum, Aecidentia sunt eredere, non credere.) 

]) Die Lesart richtig. Als abl. abs. aufzufassen. 2) Lies quid. Auch ist 
statt cum illo, welches in Anlehnung an die Worte „cum Sacramentario‘ entstanden 
zu sein scheint, zu erwarten (definiens) illi. 3) — zum Beispiel wenn. 4) Diese 


Worte sind erläuternder Zusatz zum Vorhergehenden. 5) sc. disputatio incipit. 
6) Vgl. Bindseil colloq. II, 139, Rebenst. II, 1135. 


119. 

Dialeetiea non dat faeultatem loquendi de quaecunque re, sed 
est instrumentum dicendi de re quam nos seimus, Das ich solt Dia- 
leetiee vom Bergwerek reden, das kann ich nieht, den ich weis 
nieht, wie man sineken!) sol oder sehurffen?) oder wie die 
genge streichen, wie die hewer?) wissen, Wen ich aber das 
versucht hette, wolt ich besser davon reden, den yrgend ein 
steiger*), Non tradit*) materiam, sed ordinem loquendi.*) 

1) Die deutsch. Tischr. „wie man senken sol", Binds. collog. sogar „wie 
man schencken sol“. Rebenst. abweichend. Cordatus Lesart ist jedoch ganz 
richtig. Mittelh. ich sinke = sinke, senke mich, bezeichnet in der Bery- 
mannssprache: ,treibe einen Schacht oder eine Grube senkrecht in die 
Tiefe". Vgl. ist aber, daz ein man sinken wil eine grübe. Freiberger R. 16]. 


Sinken den rihten schaht, Pfeiff. Germ. I, 350, Müller II, 2, 305. 2 ittelh. ich 
schürfe = ritze, entblósse von der Oberfläche, schneide, haue, grabe nach Erz 


193 


Müller II, 2, 161, Weigand II, 652. — 3) Mittelh. der houwer, hauwer, (Mitteld. 
hower, hawer) = Erzhauer, Bergmann. Freiberger Stadtr. 37, Weigand 
1, 772, Müller I, 722. 4) Mittelh. der stiger — der Steigende. Im Bergbau seit 
der ersten Hälfte des 16. Jahrh. der Steiger oder Aufseher einer Zeche. 
Vgl. Glossen zu Georgii Agricolae de re metallica libri XII, 7065. 5) sc. Dialectica. 
6) Wenn Luther auch, wie er meint, nicht dialectice vom Bergwerke reden kann, 
so sieht man doch an den der Bergmannssprache entlehnten technischen Aus- 
drüeken, dass ihm die Verhültnisse des Bergbaues nicht unbekannt waren, und dass 
er eines Bergmanns Sohn gewesen ist. Vgl. auch n. 140. Die deutschen Tischr. 
beginnen den Abs. folgendermassen: Weiter fragte D. H. „Ob ein Dialekticus, der 
es ausm Buch gelernet hat, kónne von allen Hündeln richtig und ordentlich lehren, 
oder, ob ers nicht müsste aus der Erfahrung gelernt haben?" Antwort: , Dialektica 
lehret noch gibt das Vermügen nicht, der sie schon gelernt hat und wohl kann, 
von allen Sachen zu lehren; sondern ist nur ein Instrument und Werkzeug, dadurch 
wir fein richtig und ordentlich lehren, was wir wissen und verstehen(!)*. Ferner 
statt des letzten Satzes: ,non tradit — loquendi" findet sich Folgendes: ,Dialektica 
gibt nicht die Materie, davon man reden und lehren will; sondern lehret nur, wie 
man fein ordentlich, eigentlich und richtig, kurz und einfültig davon lehren und 
reden soll(t)*. Die lat. Tischr. haben den Eingang weniger weitläuftig und stimmen 
i Bezug auf den Schluss mit Cordatus überein. Das Einzelne anzuführen, würde 
zu weit führen. Vgl. Erl. A. 62, 299, 300, Fürstem. u. B. IV, 556, 557, Bindseil colloq. 
II, 139, 140, Rebenst. II, 1135. 


780. 


. Naturalis Dialeetiea est ex his, quae vidimus et experti sumus !), 
Artifieialis autem diseitur ex praeceptis, et ratione melius regitur quam 
Legibus artis, Ratio enim anima est Legis, et domina omnium Legum, 
Vbi autem sunt, qui talem rationem habent? In uno seculo vix unus fuit.?) 
. 1) Sinn: Die natürliche Dialektik schöpfen wir aus der Erfahrung. 2) Der 
Eimgang des obigen Abs. lautet in den deutsch. Tischr. „Da sagte Henning: „Ich 
müsste lange in Büchern studiren, wenn ich von allen Dingen reden könnte. Darauf 
sprach D. M. L. ff^ Die lat. ähnlich, setzen aber noch hinzu: „wan ichs nicht vor 
wüsste, wo von ich reden sollte" oder „si non haberem notitiam aliquam istius 
materiae, de qua describere deberem*. 2) Abweichend im Einzelnen Bindseil 
eollog. II, 140, Rebenst. II, 1135, weitläuftig die deutsch. Tischr. Erl. A. 61, 357, 
Prim. u. Y IV, 203, vgl. auch Erl. A. 62, 300 (Abs. 2 u. 4), Fürstem. u. B. IV, 557 
Abs. 2 u. 4). 


781. 


.. Noster Princeps Friderieus omnia regebat [289] ratione et con- 
silio, et eum talia Johanni fratri praeseriberentur, tamen non potuit!) 
assequi suam sapientiam?) Fabian heilitzstein?) dieitur ex sola 
raüone certiora respondisse, quam nullum Jurisperitum‘), Philippus 
Melanehthon tradit illas illustres artes, sed artes eum non erudierunt, 
Ynd ieh bring mein kunst in die bucher vnd nems nicht aus 
denn buehern. A doctis et prudentibus mus man lernen, At eos 
assequi, Das wird man lassen, vnd yhrsind nicht viL Si noster 
Prineeps vellet esse tali prudentia, qua fuit Fridericus, Das 
wird er lassen.5) 

1) se. Johannes frater. 2) In den deutschen Tischr. von „Joh. Friedrich“ 
gesagt, Die lat. haben nur Joanni, so dass es zweifelhaft bleibt, welcher Kurfürst 
gemeint ist. Vgl. n. 581 Note 2. 3) Lies Fabian Feilitzsch. Vgl.n. 393.  4)sc. 
respondisse dicunt. Oder man lese ullum. 5) Also ist Kurfürst Joh. Friedrich 
gememt; n. 584 hiess es dagegen: „Et princeps noster post damna incipit nunc 
exemplo suo (sc. Friderici) fieri prudentior*. Auch an dieser Stelle ist Johann 

edr, wie es scheint, gemeint. Vgl. auch n. 583 Note 5 am Ende. Erheblich 


13 





194 


abweichend Erl. A. 61, 357, Fürstem. n. B. IV, 203, Binds. eolloq. II, 140, 141, 
Rebenst. II, 113^, 1142, vgl. auch Erl. A. 62, 300 (Abs. 3 u. 4), Fürstem. u. B. IV, 555 
(Abs. 3 u. 4). Alle Abweichungen anzugeben, würde viel zu weit führen. 


782. 
Leges pertinent ad vulgus, ratio ad singulares, Ideo illi regun- 
tur et ij regunt Legibus, Et quia desunt vere sapientes per rationem, 
Ideo oportet uti Legibus, quas statuerunt ratione sapientes.!) 


1) Abweichend Erl. A. 61, 357, Förstem. u. B. IV, 203, Bindseil colloq. II, 141, 
Rebenst. IT, 1143, ganz weitläuftig Erl. A. 62, 300, 301, Fürstem. u. B. IV, 557 (Abs 3). 


783. 


Walden!) homines tristes sunt et austeri, tantum Lege se?) [290] 
et permissiones?) non tractant syncere. Nullam habent in Conscientia 
laetieiam, Opera habent papistiea*), ex quibus impetrant intranquillas 
conscientias, quas mirum in modum consolatur Symbolum, euius Com- 
positionem vehementer miror, Ad summam enim consolationem con- 
scientiarum editum est afflietarum, mit dem die walden nieht vmb- 
gehen, Imo manent in perpetua tristicia. Respondit Hennick), qui 
erat Waldensis9?) Ich habe offt szo ein betrubts hertz gehabt, 
das ich Got geflucht habe, das er mich zu eim menschen vnd 
nicht zu eim thier hat beschaffen.) 

1) = Waldenser. 2) In der Handschr. fehlt am Ende der Zeile ein Wort. 
Vielleicht vexant oder macerant. Die deutsch. Tischr. ,marterten sich nur mit 
dem Gesetz und Werken", Binds. (bei Rebenst. fehlt Obiges) ,tantum lege ma- 
cerari“. 3) Lies promissiones — Verheissungen. 4) Die spät. Tischr. „ob 
sie wohl die papistischen Werke verachteten, doch wären es Werkheiligen und 
hätten kein ruhig noch friedsam Gewissen“ oder „etsi papistica opera contemnant, 
tamen esse iustitiarios irrequieta conscientia". 5) Bindseil ,Hinneus nobilis 
Bohemus“, die deutsch. Tischr. „da sprach einer N.“ 6) Bindseil hat hier fol- 

enden Zusatz: „et quadriennio Wittenbergao Euangelio addictus, tandem cum Petro 

ellero ad terram sanctam profectus, Hierosolymis uterque sepulti sunt". Vgl. 

darüber n. 601 Note 6. 7) Mittelh. beschaffen — erschaffen. Weigand I, 194. 
Abweichend Bindseil colloq. I, 418, Erl. A. 61, 59, Fürstem. u. B. III, 383, 384. 


784. 


Tentatio de praedestinatione similis est summo igni et vento 
inflanti in eum, Quo enim quis magis de ea disputat, tanto magis de- 
sperat. Deus adeo odit hane disputationem, quod adversus eam insti- 
tuit verbum et sacramenta, ut illud audiremus et ad haec respiceremus, 
Baptizatus sum et eredo in Jesum Christum, Was ligt mir dran, ob 
ieh versehen bin oder nieht, Er hatt vns ein grund gelegt. 
darauff wir sollen fussen, Jesum Christum, vnd zur leiter ge- 
maeht, an der wir gen himel steigen.!) 


1) Im Einzelnen abweichend Erl. A. 60, 154, Fürstem. u. B. III, 154, Bindseil 
III, 218, 219, Rebenst. II, 5s, 8b, Kummer p. 257 bei Lauterbach p. 73. 


785. 


Vniea [291] via et porta ad patrem voluntate Dei est Christus!) 
Szo woln wir ins teuffels namen vberm tach?) anheben zu 
bawen contempto fundamento, Ideo et ruere nos oportet. Si tantum- 





195 


modo promissionibus credere possimus, quod Deus illas sit locutus, at- 
que ipsum respiceremus ?), Sed eum mundus fere minus dueit illas quam 
verba hominis, sind sie vns gleich wie ein khue*) geplegt®) 
hette.*) 

1) 1. Cor. 3. 2) = Dach. 3) Wenn die Worte von ,si tantummodo* an — 
Jespiceremns* als Wunschsatz aufgefasst werden, so wilrde die handschriftl. Lesart zu 
halten sein. Allein da die spät. Tischr. Folgendes haben: „Wenn wir nur künnten 
den Verheissungen gläuben, dass sie Gott-geredt hätte, und sehen auf ihn alleine, 
der da selber redet, so würden wir das Wort hoch achten, aber weil ff oder 
„Wenn wir nnn den promissionibus glauben konnten, dass sie gott geredt hätte, 
et loquentem ipsum respieeremus, tunc verbum illud magnifaceremus", so ist zu 
vermnten, dass im Manuser. etwas ausgefallen ist, und dass dem Zusammenhange 
uch etwa zu lesen sein dürfte: „atque ipsum respieeremus, loquentem tune 
illas (se. promissiones magni faceremus.^ 4) Bei Luther die kue, mitteld. 
die kü (Pl. die küwe) = die Kuh. Weigand I, 1025. 5) Blecken oder bleken 
= blóken. Dietz I, 313. 6) Mit abweichendem Schlusse Erl. A. 60, 154, Fürstem. 
1. B. III, 155, Bindseil eolloq. III, 219, Rebenstock II, 55, Kummer Tischr. p. 287 
bei Lauterbach p. 73. 


786. 


Sieut Deus est Thesis Deealogi, sie Diabolus est Antithesis eius, 
Qu ergo vult videre Sathanam, ille videat Deealogum inversum, Caput 
elus contra primam tabulam !), ne fidamus, ne diligamus, ne timeamus 
Deum, quod a nobis exigit in primo praecepto, In 2??) allicit ad blas- 
phemiam, [292] murmura?) contra Deum et abusum nominis eius, ore 
etlingua. Contra tertium sollicitat, ne audiamus verbum Dei, sed eaville- 
mus‘) et contemnamus illud et ministros eius, male utamur verbo, Das 
sind aures et eollum Sathanae, Setunda tabula eontinet eorpus*), 
In quarto praeeepto doeet contemnere parentes, illis non obedire, 
iuvare8), sich yhrer sehemen vnd vnehren, Esse seditiosum contra 
Magistratum, quod est peetus Diaboli; 5 praeceptum ") occidere, irasei, 
Wire male velle, omni invidere et nocere, Das ist Cor.®) 6°) est 
Seortatorem, Adulterum, ineestum, mollem, Impudentem !^) ore et gestu, 
Das ist venter.!) 712) Neminem iuvare, omnes vi aut astu praedari, 
farari!*) foenus exigere, falsas merces vendere vel earius quam valent, 
Das sind manus, sein grosser finger, 84) est contendere !), eavil- 
lhri e£ bonam hominum vitam eonspueare!?) Das ist voluntas eius, 
Ein soleh freuntlieh bilde ist der teuffel.7) 

.. 1]se.est. 2) Lies secundo. 3) = Murren wider Gott. 4) Für ut ca- 
Villemur. 5) sc. Diaboli. 6) se. non eos. — 7) sc. Diaboli est. Diaboli ergänze 
auch öfter im Folg. 5) sc. Diaboli. S) 8c. praeceptum. 10) sc. esse. 11) sc. 
Disboli. 12) sc. est praeceptum. 13) Im Sinne von bestehlen. 14) sc. prae- 
ceptum. T Lies contemnere — geringschützen, herabsetzen. 16) Lies 
conspureare. 17) Die späteren Tischr. dem Inhalte nach ganz ähnlich, aber in 
der Form sehr abweichend. Vgl. Bindseil colloq. I, 233, Rebenst. I, 124», Erl. A. 
23,294, 295, Förstem. u. B. III, 7, 8. Vgl. auch Erl. A. 59, 289—293, Fürstem. u. B. 

l, 4-7, wo sich dasselbe noch einmal in weitläuftiger Fassung findet. 


787. 

Deinde qui vult agnoscere Sathanam, is proponat sibi aliquem 
esperatissimum hominem, pessimae vitae et conscientiae, do sihestu 
den leibhafftigen teuffel, qualem nebulonem Christus [293] paueis- 
"mis verbis pingit!) dieens?) mendacem esse et homicidam, Men- 

cem eontra primam tabulam, quoniam sine cessatione sollieitat homi- 


13* 


Z2. 











196 


nes ad falsas doctrinas et opiniones, Jhe heiliger leute, yhe grosser 
anfechtung, Et eultus Moloch?), qui omnium erat spetiosissimus, 
sed summum mendacium adversus necem propriorum et dilectissimo- 
rum filiorum, quorum sanguinem fundebat homicida ille, quos tamen 
pronunciabat sanctissimos, perinde ac isti sanctiores fuerunt reputatione 

ominum, qui plures liberos sub papatu intruserunt monasterijs. Deinde 
quid tentet in mundo, per hee duo?) saepe experimur. Quilibet, quan- 
tum potest, vitet illum.) 

1) Die Handschrift hatte ursprünglich depingit. Die erste Silbe ist, wie es 
scheint, vom Schreiber selbst wieder getilgt. 2) Joh. 8,44. 3) sc. erat talis 
doctrina et opinio, ad quam Sathan homines sollicitat. Einfacher wäre zu lesen est 
summum mend. 4) sc. mendacium et homicidium. 2) Die spät. Tischr. sämtlich 


abweichend, besonders in Bezug auf die zweite Hälfte. Vgl. Erl. A. 59, 295, 
Fürstem. u. B. III, 8, Bindseil colloq. I, 234, Rebenst. I, 1215. 


788. 


Papa, quantumeunque magnus et superbus paulo ante erat, adeo 
nune deieetus est, ut humi serpit, ut ab ipsis minimis quoque auxilia 
petat et protectionem, Nam ipse iam invoeat Regem Sehotiae !), illi- 
que Coronam misit, der yhm vor zeiten zu ring?) were gewesen, 
hatt yhm offt brieffe zu geschickt, quoniam videt Caesarem et 
Anglum?°) non satis fidos esse suos patronos, Et iustus est ille suc- 
cessus contra superbiam [294] eius, ex qua Cardinalis *) olim Augustae 
dicebat, Quid putas Papam curare Germaniam?°) Jtzunder 
mus er mich armen monch mit einer Nonnen leiden in matri- 
monio sub nullius fere praesidia agentem et viventem, Den was ist 
Eleetor noster adversus totum Imperium? Hatt mich mussen 
horen vnd sehen, Es ist viel. 

1) Jacob V. von Schottland von 1513—1542. Erst von 1528 an, wo er sich 
dem Einflusse des allmüchtigen Grafen Angus zu entziehen wusste, selbstündiger 
König, herrschte er als ein tlichtiger Monarch, widersetzte sich aber der Reformation 
aufs heftigste, und hatte daher von Clemens VII. zu wiederholten Malen sich be- 
sonderer Auszeichnung zu erfreuen. Sein trauriges Geschick ist bekannt. Er starb 
gebrochenen Herzens noch in der Blüte seiner Jahre am 13. Dec. 1542. Seine fünf 

e vor seinem Tode geborene Tochter ist die unglückliche Maria Stuart. 

d ie Lesart ist ganz riehtig. Mittelh. und Mitteld. ringe — leicht, unschwer, an 

ewicht und Wort, unbedeutend, gering. Weigand I, 661. 3) Carl V. und 

Heinrich VIII. 4) Cajetan. 5) Dieser einzelne Satz findet sich mehrfach in 

den spät. Tischr. Vgl. Erl. A. 60, 204, 258, Fürstem. u. B. III, 192, 231, Bindseil 
eolloq. II, 174, 176, III, 241, 275. Vgl. auch Cordatus p. 317. 


189. 


Wen ich mehr ein frumen Juden wird !) finden zu tauffen, 
wil ich yhn zu hand auff die bruek furen, Ein stein an den 
Hals heneken vnd in die Elbe werffen, Nam isti nebulones omnes 
nos subsanniant?) et religionem ?), Justus Menius*) consulens 5) Docto- 
rem, quomodo talem eathechisaret, respondit, ne sineret, se decipi fueatis 
suis®) verbis, Ritum autem hactenus fuisse, ut in doleo") aqua repleto 
baptizantur®) et deinde alba veste induantur, a quo ritu dominica post 
Paschae in albis?) voearetur et mortui albis!") induantur !!), Baptis- 
mus autem mortem signifieat, et eredo, etiam Christum in Jordano 
sic baptizatum esse.!?) 








197 


!) Mehr — fernerhin. Mittelh. ich wirde, du wirdest ff. 2) Lies subsan- 
nant, vgl. n. 75. — 3) sc. nostram. 4) Pfarrer in Eisenach, 1528 u. 1533 einer der 
Visitatoren im Kurstaate. 5) Diese Constr. ist unmöglich. Es wird zu lesen sein 
Justo Menio consulenti. 6)Flüreius. 7)Lies dolio. 8) Lies baptizentur. 
9) = „der Sonntag nach Ostern der weisse hiesse“. 10) sc. vestibus. 11) Wohl 
fir induerentur. 12) Abweichend Erl. A. 59, 74, Förstem. u. B. II, 285, Bindseil 
colloq. I, 460, Rebenst. I, 2190. Die Jahreszahl 1541 (soll wohl 1531 heissen), welche 
die deutschen Tischr. bieten, fehlt bei Cordatus, Rebenstock und Bindseil. 


790. 


Cum meae primae propositiones Papae!) fuissent oblatae, 
ferunt dixisse [295], Ebrius haee Germanus seripsit, qui aliter sen- 
üret de indulgentijs, cum sobrius factus fuerit. Ita alij omnes me 
à prineipio alto supercilio?) contemnebant.?) 


1)Leo X. 2) = Mit hochmütigem Stolze. Vgl. grande supercilium 
Juvenal VI, 168. 3) Vgl. Erl. A. 60, 211, Fórstem. u. B. III, 197, Bindseil II, 321. 


79]. 


Cum nobilis quidam dixisset enidam Stationario Graciae!), si 
suos maiores posset redimere?) eum?) 2 fl. ei daturum, Dixit ille, Quis 
tuus fuit parens? Qui respondit, Ein frumer erbar man, Cui statio- 
narius, Igitur non est in inferno, Sed num facit miracula eum suo se- 
pulehro? Ille respondit, Non. Cui ille, Igitur non est in Coelis, sed in 
purgatorio, Et miles*) redemit eum mit eim patzen, Deinde simili 
forma interrogans 5), et interrogatus redemit 14 animas per 14 patzen, 
Tandem quaesivit, Her, binn ieh sein aber gewisz, das sie selig 
sind? Ille hoe iure iurando affirmavit, At nobilis dixit, Herr, yhr 
habt gern golt, gebt mir die patzen wider, szo wil ieh euch 
ein gulden geben, Illos eum numerasset Stationarius, retraxit ad se 
grossos et dixit, Die seel sind nu ym Himel, komen [296] nicht 
mehr heraus, Ich bedarffs gelt basz den yhr.*) 

]) = Reliquien oder Ablasskrámer. Vgl. n. 508 Note 3. 2) Die spät. Tischr. 
mit folgendem abweichenden Eingange: „Ein Stationirer, der fürgab, er könnte die 
Seelen ausm Fegfeuer mit seinem Heiligthum und Ablass, den der heiligste Vater, 
der Papst, dazu gegeben hätte, erretten, kam an einen Ort. Da ging ein Lands- 
knecht zu ihm und sprach: „Herr, wenn ich gewins wüsste, dass die Seelen meiner 

a 


Aeltern und Freunde erlöset würden, so habe ich noch zweene Gulden, die wollt 
ich euch zwarten geben“ ff. Bindseil weniger weitlüuftig: ,Stationarius quidam 
gratiae animas redimens ex purgatorio venit. Hunc miles accessit, inquiens: „Do- 
ine si certo scirem, redimi posse animas meorum, habeo duo florenos, illos tibi 
darem" (ganz ähnlich Rebenstock). 3) Für se. 4) Also ein nobilis, der in Kriegs- 
diensten steht. Doch werden miles u. nobilis wegen ähnl. Compend. oft ver- 
wechselt. 5) Lies interrogabat sc. stationarius. 6) Die spät. Tischr. mit Zusätzen. 
Vgl Erl. A. 60, 229, Fürstem. u. B. III, 210, Bindseil colloq. III, 247, Rebenst. II, 695. 


792. 


Ipsum Tetzlen!) interrogavit pater meus in Stolpen?), exi- 
gentem unum grossum pro redemptione unius animae, qualem grossum 
exigeret, 7 Merkerlein vel argenteum??) Respondit ille post longam 
cogitationem, kompt morgen herwider, et dicam vobis. 

1) Johann Tetzel, Dominikaner, der bekannte Ablasskrümer, gest. den 4. Juli 


1519 zu Leipzig im Dominikaner Kloster an demselben Tage, als Luther gegen Eck 
zu disputieren begann. 2) Die deutsch. Tischr. „Also thät Tetzel auch. Als er 


198 


zu Stolpen, da der Bischof von Meissen haushält, gepredigt hatte, dass eine Seele 
erlóset würde, wenn man ein Groschen einlegte, fragte ihn einer, des Pfarrherrs 
Vater daselbst, was er für Münz wollt haben". Bindseil: „Ita Tetzel cum in 
Stolpen praedicasset, animam redimendam grosso, pater Magistri Antbonii 
Lauterbach interrogavit, qualem vellet". Rebenstock jedoch: »letzelius, cum 
animam grosso redimendam praedicasset, interrogatus ab hospite in Stolpenn, 
qualem grossum peteret“. egen der Lesart pater meus in Stolpen, die sich 
nurbeiCordatusfindet, kann dieses colloquium Luther, dessen Vater, so weit 
bekannt ist, niemals in Stolpen war, nicht zugeschrieben werden. Vielmehr 
wird Antonius Lauterbach der Urheber desselben sein und die Geschichte mit 
Tetzel und seinem Vater an Luthers Tische erzählt haben, wo sie Cordatus 
hörte und mit in seine Sammlung aufnahm. Denn Mag. Antonius Lauter- 
bach, der 1502 in Stolpen bei Meissen als Sohn des dortigen Bürgermeisters (?) 
Matthaeus Lauterb. geboren war, kam 1529 nach Wittenberg und verkehrte 
bereits von 1531—1533 in Luthers Hause. Darauf bekleidete er das Amt 
eines Diakonus in Leisnig und kehrte 1537 als zweiter Diakonus nach Wittenberg 
zurück, wo er zwei Jahre blieb. Diesem zweiten Aufenthalte Lauterb. in 
Wittenberg verdanken wir sein wichtiges Tagebuch auf das Jahr 
1538. Er ging dann als Superintendent nach Pirna, wo er 1569 starb. Vgl. über 
ihn Seidemann, Vorrede zu Lauterb. Tagebuch . VI— VIII nebst der dort ange- 
zeigten Litt. Was die Lesart der spüt. Tischr. anbelangt, so ist zu vermuten, dass 
sie so abgeändert wurde, dass Luther als der Erzähler erscheint. 3) Bindseil: 
»i mückerlein an argenteum", Rebenst.: ,septemne nummos ex Marchia an 1? 
nummos Misniensium“. Merkerlein — Märkische Groschen. 4) Tetzel 
war 1508 in Bautzen und 1509 in Görlitz. In diese Jahre wird das Ereignis 
selbst fallen, während Lauterbachs Relation der Zeit von 1531—1533 angehört. Vgl 
Seidemann, Vorrede p. VI. Vgl. Erl. A. 60, 230, Fürstem. u. B. III, 211, Bindseil 
colloq. III, 248, Rebenst. II, 702. 


193. 


Antonianus!) semel errans in sylva, et cum amisisset Dominum, 
qui secum habebat sacras reliquias, persuasit rusticis, Die zwen glock- 
lein haberent tantam sanctimoniam quantam reliquiae, quod semper 
eum reliquijs iaeuissent?), Solehs hatt man alles konnen gleuben.") 


1) Die deutsch. Tischr. „Einer d. S. Antonius Botschaft führte, ein Statio- 
nierer", Bindseil „Melchior Kittel Anthonianus stationarius“, Rebenst. „M. K. An- 
tonianus, Stationarij famulus“. Vgl. über die Antonierherrn oder Antoniusbrüder, 
welche Bonifacius Vni zu regulierten Kanonikern machte und ihnen die Regel des 
heiligen Augustin gab, Herzog und Plitt, Realencyclopaedie f. prot. Theol. 2. Aufl. 
B. 1 S. 415. Schelhorn, Ergützliehkeiten II, 606, Augsburger Allg. Zeit. 1879, Beil. 
N. 43 S. 627. Antonius war römischer Mürtyrer ein Fleischer. Fast jede 
Stadt hatte ein „Antonius Schwein“, welches frei herumlief. Beim 
Almosensammeln trugen die Antonierherrn ein Glöckchen am Halse, womit sie ihre 
Ankunft ankündigten. In der Reformationszeit war dieser Orden vielfachen Spotte 
wegen seines sittlichen Verfalls ausgesetzt. Auch standen sie, wozu auch der obige 
Absatz einen charakteristischen Beitrag liefert, in dem Rufe Leute Verflihrer und 
Betrüger, zu ‚sein. Daher heisst es in einem alten Reime unter einem Holzschnitte 
des 16. Jahrh.: 


Anthoni-Herrn man dise nennt, 
In alle landt man sie wol kennt, 
Das maeht ir stetes terminiren, 
Das arm volck sie schentlich verführen 
Mit trauung sankt Anthoni Peyn, 
Bettlen sehr, auch lerns jre schweyn. 
Schwartz, drauf blaw creutz jr kleid, 
Sind alle Buben, schwer ich ein Eid.“ 


Vgl. auch das Citat bei Du Cange I, 791 „est vero Antonius, cuius nomine porci 
portant eampanella“. Der Orden ‚wurde im 18. Jahrh. mit den Maltesern ver- 
schmolzen und ging dann mit diesen unter. 2) — „Weil sie immer bei den Reli- 


199 


quien erregen hätten“. 3) Abweichend und mit Zusätzen Erl. A. 60, 230, Förstem. 
u. B. Dil, 211, Bindseil colloq. III, 248, Rebenst. II, 705. 


794. 


Dono Dei datus est nobis ille Caesar, Imo quisque debet 
fideliter orare pro eo!), Licet enim hactenus summa prosperitate 
regnaverit, tamen summos [297] inimicos habet Papam, Venetos, 
Regem Franciae, Ángliae ete, et in Caussa Religionis multo aliter 
iudieavit quam persuasus fuit a Papistis et Apologiam et Confessio- 
nem nostram misit in omnes universitates, licet consiliariorum suorum 
haec sententia fuerit: Sein K. Mt?) solt all sein macht dawider 
setzen, ob diesze Confession wider Christlichen glauben were, 
Were es aber wider die Miszbreuch, so 8olt era gelerten leuten 
befhelen, Qnod certe prudens Consilium fuit, Et Eccius dixit, se non 
posse confutare nostra per scripturam.®) Imo Maguntinus*) dixit, 
0 wie fein verteydigen vns die vnsern gelerten, Scio autem, 
hune synceriter sentire, scilieet er Hofirt dem Bapst, vnd Hertzog 
Jurge?) ist zu tieff ins Nein?) komen vnd kan nicht zuruck. 
Ex illis, qui se nobis opponunt, Eceius, Coeleus?) nullum euramus, 
sed tantum Caesarem, eui nostra Caussa est oblata, Is si contra nos 
seripserit, Dux noster respondebit. Caesar et Papa resistunt asser- 
tioni nostrae®), Der wollen wir gewarten, Alios non euramus.?) 

I) Vgl‘ Luther Briefe (de W. u. S.) IV, 69, 70. Köstlin II, 222, 223: „So for- 
derte er (Luther) noch den 6. Juli (1530) den Cordatus auf zu beten ftir den 
Kaiser, diesen trefflichen jungen Mann, der der Liebe Gottes und der Menschen 
würdig sei“. 2) = Kaiserliche Majestät. 3) = Unsere Lehre. Vgl. n. 426. 
1) Erzbischof Albrecht. 5) Herzog Georg von Sachsen. 6) Bindseil: „tieffhinein“. 
‘) Vgl. n. 531. Eck, Cochlaeus, Faber und einige andere kathol. Theologen, verfassten 
die Confutatio der Confessio oder Apologie, welche der Kaiser in der Sitzung vom 
3. August 1530 durch den kaiserl. Sekretair Alexander Sch weiss vorlesen liess, 
eine Abschrift aber den Evangel. Ständen verweigerte. Erst später erhielt Melan- 
thon eine solche, nach der er den ersten Entwurf seiner Apologie der Con- 
futatio verbesserte und vervollstiindigte, welehe dann 1531 in Wittenberg erschien. 
*) = unserm Bekenntnis. 9%) Die spät. Tischr. beginnen den Absatz erst von den 
Worten „et in causa religionis“ etc. an, weichen auch sonst vielfach ab. Vgl. 
Erl. A. 62, $1, Fürstem. u. B. IV, 353, Bindseil II, 110. Bei Rebenst. fehlt der Absatz. 
Vgl. auch n. 122, 463, 461, 535, 536, 537, 538. Aus den Worten ,summos inimicos 
habet Papam, Venetos, Regem Franciae, Angliae" etc., ferner ,, Apologiam et Con- 
fessionem nostram" etc., „ex illis, qui se nobis opponunt, Eceius, Cocleus“ ete. darf 
geschlossen werden, dass Luther Obiges 1530 oder 1531 gesprochen hat. 


795. 


Regis Angliae vxor, Soror matris Caesaris nostri!) in gradu 
[298] prohibito 5 ei iuneta est, Sed Papa callido consilio a se removit?) 
ad universitates divortium, et 74) eoncluserunt divortium esse caele- 
randum 5), Nos autem®) et Lovaneum?) diversum statuimus.®) Cae- 
ten eallide quaerunt Caesaris infamiam per repudium amitae suae, ut 
gratificentur Regi Franeiae?9) euius sororem volunt Anglo copulare !), 
et nos suasimus Anglo, tolerabiliorem ei esse coneubinatum quam das 
er land vnd leut züsamen hetze!!), sed tandem eam repudiavit.!?) 

I) Katharina von Arragonien, Tochter Ferdinands und Isabellas, Carl des V. 


Tante. 2) Sie war zuerst mit Heinrichs des VIII. von England verstorbenen Bruder 
Arthur verheiratet gewesen. 3) Clemens VII. hatte Heinrich zuerst Hoffnung auf 








200 


die Lósung seiner Ehe gemacht, 208 aber dann aus allerlei Gründen die Sache in 
die Länge. Sleidanus berichtet darüber IX, 174: „Post multam disceptationem, 
cum regi spes facta esset ex Roma, fore, ut secundum iudicaretur, 
Campegius, — — monitu Pontificis tergiversari coepit et procrastinare. 
Cuius quidem causam fuisse dicunt, quod — — Pontifex existimaret, Caesarem, 
Catharinae nepotem e sorore, cui per Italiam omnia foeliciter eve- 
nirent, non esse temere offendendum". 4) Vor allem die Pariser Uni 
versität. Sleidanus IX, 175 fügt hinzu: „Parisienses quidem videbantur approbare, 
non sine largitionis opinione, sicut alij plerique". 5) — „dass die 
Ehescheidung Öffentlich auszusprechen sei“. 6) Die Universität Wittenberg. Der 
englische Dr. Barnes, der sich unter dem Namen Antonius in Wittenberg auf- 
hielt, wandte sich im Sommer 1531 im Auftrage seines Königs an Luther und 
Melanthon und bat um ein Gutachten in dessen Ehesache. Er erhielt es auch. Beide 
Reformatoren sprachen sich für die Gültigkeit der Ehe aus. Vgl. Köstlin II, 262, 
263, 660. Luthers Gutachten siehe Luth. Briefe (de W. u. S.) IV, 294 ff., 310. Es 
findet sich auch bei Bindseil colloq. I, 445 ff, Rebenst. I, 235^ und ist datiert vom 
5. Sept. 1531. 7) = Die Universität Löwen, wenn nicht Lovanienses zu lesen 
ist. Bindseil: „Primum, ut dixi, Lovaniensium determinatio, praesertim in posteriore 
quaestione mihi placet“. — S) Küstlin II, 263: „So stimmte Luther diesmal ausdrück- 
lich den Löwener Theologen und Kanonisten bei“. 9) Franz I. 10) Sleidanus 
IX, 175 meint: „Galliae rex Franciscus putatur non minimum attulisse momentum 
ad hoc divortium, ut sie illum ab amicitia Caesaris totum averteret“. 11) In dem 
bereits erwähnten Gutachten findet sich ein eigentlimlicher Satz, der sich dem Ge- 
danken nach mit dem Obigen deckt: „Antequam tale repudium probarem, 
potius regi permitterem alteram reginam quoque ducere seu facere 
et exemplo patrum et Regum duas uxores seu reginas habere". Vgl. 
auch Köstlin Il, 263. 12) Heinrich verliess Catharina im Juli 1521. Januar 1533 
liess er sich mit Anna Boleyn trauen. In Bezug auf den obigen Absatz finden 
. sich einige ähnliche Gedanken Erl. A. 61, 365, Föürstem. u. B. IV, sv, Bindseil colloq. 
II, 370, Rebenst. II, 1720. Aus den letzten Worten: „sed tandem eam repudiavit" 
lässt sich schliessen, dass Luther Obiges wohl im Jahre 1531 oder 1532 gesprochen 
hat. Heinrich heiratete Anna Boleyn 1533, während die förmliche Scheidung der 
vorigen Ehe mit Katharina von Arragon etwas später durch den Erzbischof von 
Canterbury, Thomas Cranmer, ausgesprochen ward. 


796. 


Questio metricalis Heidelwergae proposita. Quero, utrum 
Asinus eum suis longis auribus, indutus pelle Caprina, se- 
dens in arbore porphiriana, rodens folia hy potetica, possit 
absolvi a simpliei sacerdote? !) Ä 


1) Ich versuche folgende Erklärung dieses auf den ersten Anblick ganz un- 
verständlichen Absatzes. Im vorhergeh. Abs. war die Rede von dem Ehehandel 
Heinrichs VIII. von England und von dem in dieser Angelegenheit für ihn ab- 
gegebenen Wittenberger Gutachten. Daher scheint mir der Inhalt dieses colloq. auf 
Heinrich VIII. bezogen werden zu müssen. In diesem Falle würden alle Ausdrücke 
ihre Erklärung finden. Also: „Eine zu Heidelberg gestellte praktische 
Fragelautete, obeinlangohriger Esel, derin einer Bockshaut stecke 
(Anspielung auf die Frauenliebe des Königs), auf dem Künigsthrone süsse 
(sedens in arbore porphiriana) und an unhaltbarem Hypothesenkram Ge- 
allen fände (an hypothetischem Laubwerk herumpagend, Anspielung auf die 
scholastische Gelehrsamkeit und die Schriftstelerei des Königs, der selbst im J. 
1522 in der Schrift „de septem sacramentis gegen Luther auftrat), von einem 
gewühnliehen Priester Absolution erhalten könne. (Mit dem ,, sacerdos" 
scheint auf Luther und mit dem „absolvi“ auf die Beurteilung der königlichen Ehe- 
sache hingedeutet zu werden.) Es erübrigt noch hinzuzufügen, dass das Ganze 
natürlich als ein satirischer Einfall eines witzigen lutherfreundlichen 
Kopfes anzusehen ist, der, vielleicht ein Mitglied der Heidelberger 
Universitüt, diesequaestio aufbrachte und verbreitete. Luther wird 
davon gehürt haben und macht nun in Anschluss an den vorausgehen- 
den Absatz in einem Tischgesprüche seine Güste mit diesem Scherze 
ekannt. 


797. 

Aus schimpff!) kan ernst werden, quod contig 
qui astitit quibusdam matronis?) quae accusantes®) m 
immodesta praedicatione contra eas et virgines, Quem 
eusassem [299], cepit?) Pomeranus una cum matronii 
Simile contingebat, cum, praesente D. Jona et Spalatii 
fanus?) ioco dixisset, se aliquid habere, quod eis dic 
antea permitterent, sese iratos non fore, Quod eum pron 
Prineipem ab eis postulare, ut uxores suas apud extera 
suas esse vellent ferre, Alioqui Electorem hane Causı 
non posse. Tunc statim Spalatinus: pfu, pfu, tod, 
mein liebes Weib alszo versehen, Das arm kii 
similis dixit Jonas. Et Philippus acuens iocum, eos | 
posse, quod alioqui onerati?) essent a multis oneribus 
schadet das lieben herrn, ob yhr meinem g. h.'*) 
nachlasset? Similia, dixit Jonas, saepe facta esse, . 
tandem inflari.!!) 

1) Mittelh. der schimph (schimpf) = Kurzweil, Scherz, 
böhnung ff. Weigand II, 5;6. 2) Nach den lat. Tischr. waren ei 
mitzin und die Frau des Dr. Jonas. 3) Lies accusabant. 
Tischr. Magister Früschel Sebastian Fröschel, geb. 1497 : 
Prediger in Wittenberg, 1527 dritter und 1516 erster Diakonus an € 
Wittenberg, get 1550. 5)— coepit. 6) Georg Spalatinus, gen 
Geburtsorte Spelt im Bistum Eichstädt, eigentlich G. Burkhard 
in Erfurt und wandte sich 1505 der Theologie zu. Einer der tr 
deutendsten Freunde Luthers und an wichtigen Akten der Reforın. 
E 1545 als Kurfürstl. Hofprediger und Inhaber der Pfründe Alt 

regor Brück. Vgl n.267. $8) Lies apud exteros d.h. der 
3) Lies liberati. 10) = Gnädigen Herrn. 11) — dass nümli 
Tnst werde. Rebenstock: „ex ioco enim res seriae proveni 
Absatz findet sich in sehr weitläuftiger Darstellung mit vielen Zu 
sonst vielfach abweichend bei Bindseif, colloq. II, 165, Rebenst. II, 12: 
anzuführen, würde zu weitläuftig sein. 





798. 

Invidiosa mihi res est longa praedicatio, Nam 
derij ad audiendum extinguitur in auditoribus, et ipsi pra 
iniuriam faciunt. Ideo D. Pomer bene castigatur, et 1 
libenter diu praedicet, tamen ex errore hoe est.!) 


1) Vgl. Erl. A. 59, 159, auch 222, Fürstem. u. B. II, 372, 397, 
Ill, 111,125. Die ersten Sätze hat auch Kummer Tischr. p. 301 bei L 


799. 
Dieitur Papam misisse Legatos suos ad Caesareı 
properaret ad Concilium, Aut si celebrandum esset, ut t: 
artieulis fidei fieret tractatio, et non de primatu Papae. 


800. 
Nisi immota Constantia fuisset Dux J oannes in Comici 
Omnes Consiliarij eius hettens lassen gehenn, Om 
tabant de medijs, quibus Caesaris Gratia possit retine 





202 


erirtens durch einander Gratiam Dei et Gratiam hominum, et 
ertur dixisse, Ich wolt dasvnsvnsergelerten nicht ansehen, 
szondernredeten vnd schrieben wasrechtist vnd machten 
nieht sehirmsehlege!) Ad promulgatam sententiam Caesaris 
et minas multorum dixit, Es sind zwen wege Gott verleucken?) 
vel mundum, Denck ein yder, welehs am besten sey, et haec 
erat magna probatio Constantiae eius, quod prohibita praedicatione a 
Caesare maluit recedere quam prohibitionem hane sustinere, Summa, 
vnser Princeps stetit adversus omnes, Deseribi non possunt omnia, 
sie sind zu hoch vnd weitleufftig ete?) 


1) Bindseil: „Ich wolt, das vnser gelertten nichts ansehen, sondern rietten 
vnd schrieben was recht were an alle schirmschlege, dan gleich tzu macht einen 
gutten reutter". Mittelh. der schirmslac — Fechterstreich. Vgl. nu hebet 
sich mit schirmenslegen. Walther M. S. 2. 1. Müller II, 2, 384. Erl. A. 60, 5, 401 ff. 
2) — Verleugnen. Vgl. die alth. Form verlaucnen. 3) Unvollstündig Erl. A. 
61, 384, Fürstem. u. B. IV, 227. Vgl. aber Erl A. 59, 40, Förstem. u. B. II, 259, 
Bindseil colloq. I, 342, Rebenst. I, 168*. Veit Dietrich p. 127, Köstlin II, 241, 658. 


801. 


01] Morio Torgensis!) wil nicht gen himel, drumb 
das kalt oben ist, schneit vnd regent herunter, In die 
helle will er faren, da seis warm, bratt gut epffel vnd 
pirn in den kecheln.?) 


1) Der Torgauer Narr ist der in unzähligen Schriften der Reformationszeit 
oft genannte Claus Narr, der bekannte Hofnarr am Kurfürstlichen Hofe zu Torgau. 
Geboren zu Ranstädt kam er 1456 als Narr nach Torgau und versah dieses Aint 
bei vier Kurfürsten und einem Erzbischof (Ernst v. Sachsen, Erzbisch. v. Magdeburg). 
Die vier Kurfürsten sind: Ernst T 1186, Albrecht + 1500, Friedrich d. Weise T 1525 
Johann t 1532. Claus Narr soll zu Weida gestorben sein. Seine Einfälle und 
Witze, die übrigens hinter denen Till Eulenspiegels und Marcolfs zurtick- 
stehen, suchen ihre Stärke in dem Rührenden des Blódsinns und in Grniemen. Sie 
wurden zuerst gesammelt von Magister Wolf Büttner, Pfarrer zu Wolferstadt im 
Mansfeldischen. Die älteste Ausgabe ist die von 1572. Gödeke Grundriss der 
deutschen Dichtung zählt noch 10 andere Ausgaben auf. Seine Witze waren schon 
zu Anfang der 20 Jahre des 16. Jahrh. in aller Munde und wurden sowohl von den 
Zeitgenossen wie von den Späteren in der ausgiebigsten Weise citiert, Vgl. über 
Claus Narr, Allgem. Deutsche Biographie IV, 252, 283, Goedeke, Deutsche Dicht. 
I, 144. 2) Hier irdener Topf, irdenes Geschirr. Weigand I, 581. In and. 
Bedeut. n. 240, Cordatus p. 636. . 


802. 


Semel incipiebant commensales sui mentiri modo maximo quo 
quisque posset, Respondit D. L.), Das handwerek gehet an, 
Ich wil euch warnen, wie der knecht seinen Junckern, 
Juneker, yhr must nieht zw krum dreen, Das ichs auch 
konne fiddern?) Sed cum riderent multum mentientes, dicebat, 
Lugen mus man mit ernst sagen, aber man gleubt yhr 
nicht?) 

1) Dr. Luther. 2) Mittelh. ich videre = versehe mit Federn, befiedern, 
im bildlichen Sinne, sage die Unwahrheit, lüge. Vgl. liugt denn einer, daz 
heizt gefidert. Lieders. v. Lassberg 3, 328. Müller III, 288, Dietz I, 663. 3) Unter 
dem Namen „Der merkwürdige Schuss“ bringen die modernen Lesebücher 
z. B. Colshorn und Goedeke T.I, Hannover 1868 $.249, eine ganz ähnliche 
Geschichte, wo es sich um Jagdlügen handelt. Hier lauten die Worte, welche die 


Pointe der Erzählung enthalten: Johann aber flüstertezse 
‚Einandresmal müssens aber der gnädige Herr nicht 
änder lügen; sonst bring ichs nicht gut zusammen“. 

dieser Erzählung wird nicht angegeben. Vgl. auch Köstlin II, 51 


803. 

In Seiolos!) optimum mendaeium est in arro 
Muscam sedisse auff eim fudder hey, vnd szo n 
stobe es seer, Imo dixit, Ey der teuffel, wil« 
kan ein fhliege anriehten. Et Culex?) decid 
dixit Ich meine du habst gefulet, was dich 
gedruckt hatt. Talis est Cocleus adversus Lt 
cerle sententia talis est.) 

M) Halbwisser. 2) Die lat. Tischr. pulex(). 3) se.$ 
Tum valde pressisse. Mit abweiehendem Schlusse Bindseil coll 
stock 1, 229». 

804. 

[302] Liber Johannis Cappellae!) de C 
Christi et Francisci?) ist szo vol mit lungen, 
videatur obsessus a Sathana, non tantum spiritualiter, 8 
raliter, Inter alia enim dicit, Christum resignasse?) Fr 
eium, ut ipse fratres suos iudicet seeundum suam Reg 
Lugen, die mehr glauben bedurffen den artic 

1) Trotz aller Bemühungen war über ihn nichts aufzufinden. : 
Buch wird Bartholomaeus v. Pisa zugeschr. 2) Der heilige Francise 
1182, gest. 1226. 3) = Uebertragen, überweisen. In dieser Be: 
den Alten. Vgl Festus p. 251,31, p.255,21. Cato bei Servius 
4) Vgl. Erl. A, 60, 267, Füratem, u. B. III, 237, Bindseil colloq. Il, : 


805. 

Franciscani sind vnsers herrgotts leu 
teuffel Adam inseinen peltz gesetzthatt, Pre 
sind die flohe, die sich ewig mit einander 
die sperlieh!) vnd die sehwalben.?) 

1) Vgl. die mittelh. Form sperlinch, Windberger Psalme 

2) Die letzten Worte fehlen in den spät. Tischr. V 
. u. B. III, 290, Bindseil colloq. IT, 3, Rebenst. II, 715. 





806. 

Deus primo virum ereavit, qui admodum pruden 
eonsilio, Sed uxorem ereans, Do hebt sichs vn 
Monaehi primo dei consilio aequiescentes sine uxo 
prudentiores sunt Deo?), Si Caesar ordinem hune totı 
et libros ipsorum in perpetuam memoriam servandos 
Caesari*) opus faceret, Benedictini et Augustinia 
zu diesen leuten gleich.) 

1) Die spät. Tischr. „Gott hat im Anfang nur einen Meı 
Das war ein weiser Rath! Darnach schuf er auch ein Weib; ds 
Vder: „Deus primo hominem solum condidit, das war ein we 
ttiam uxorem creavit, das war der Schade“ (Rebenst. ganz la 








204 


Tischr. ,Darüm haben die Mönche dem ersten Rath Gottes gefolget und leben 
allein, ohne Ehe; derhalb hätt es Gott wol mögen lassen bleiben, dass ein Mensch 
allein lebete!“ Oder: ,Ideo monachi primo Dei consilio uiescentes, solitarij 
vixerunt, borgten nur, darumb hettes gott wol mugen dabei bleiben lassen, ut homo 
solitarie viveret" (Reb. ganz lat... 3) Der im vorhergehenden Abs. erwähnte Fran- 
ciscaner- u. Dominikaner-Orden ist gemeint. 4) Für Caesare. 5) Die spät. 
Aufzeichnungen: „Die Augustiner und Bernhardinermönche sind nichts gegen diesen 
schändlichen Läusen gewesen“. Oder: ,Augustiniani et Benedictini sindt nichts 
kegen diese leuthe gewesen“. Rebenst. ,Augustiniani et Benedictini contemptis- 
simi fuerunt prae illis“. Vgl. Erl. A. 60, 332, Fürstem. u. B. III, 285, Bindseil colloq. 
I, 124 (Mitte d. erst. Abs.), Rebenst. I, 685. 


807. 


Was wir itzt gern sein wolten, das werden wir in alio 
seculo sein, et ubi cogitationes, illie erunt et opera nostra, Quin et 
in hoe seeulo eorpus obedit voluntati, [303] Quiequid enim decernit 
voluntas, da mus der leib folgen, sive ad bonum sive ad malum, 
Multo magis haec erunt in futuro seculo, quando corpus levior et agi- 
lior erit den ein pfflaumfedder, et omnia, quae nune formosa 
iudieantur, wird dort hin gerechnet nichts sein, Pro hae sen- 
tentia loquuntur de novo Coelo et terra Esaias et Petrus, in quibus 
Justicia habitat; Justicia, pax illie erit, et quiequid nune in votis est 
nobis, gaudium, securitas ete. De talibus loquebantur post 
mendacia.!) 

1) Mit mehreren Zusützen, aber sonst ähnlich Erl A. 62,8, Fürstem. u. B. 
IV, 286, Bindseil colloq. I, 111, Rebenst. I, 61^, 62*. Dagegen fehlt hier bei Cor- 
datus der Eingang, den die spät. Tischr. bieten. Die letzten Worte des obigen 
Abs, die als Bemerkung des Cordatus gelten müssen, zeigen, dass 
n.807 zeitlich gleich nach n.801—806 gesprochen ist. n. 801—$11 (viel- 
leicht auch noch n. 812 u. 813) gehören also zusammen und umfassen eine 
Gruppe von Unterredungen, die unmittelbar nach einander statt 
gefunden haben, vielleicht die Gespräche eines Abends. Mierauf be- 
ziehen sich auch die folgenden den bei Cordatus hier fehlenden Eingang einleiten- 
den Worte der späteren Tischr. „Cum iocati essent Martinus Lutherus et alij prae- 
ceptores Jonas, Philippus, Pomeranus, venerunt ad seria, videlicet de vita futura" etc. 
oder „Da D. Martin und andere lange mit einander gescherzt hatten, kamen sie 
auf ernste Dinge, nämlich vom ewigen Leben zu reden" ff. 


808. 


Cor gaudio plenum omnia videt laeta, triste autem, omnia tristia, 
Nam immutatio cordis est per omnia magna immutatio, Hinc est, quod 
gaudentes omnia, quantumeunque exilia germina, laeti videmus et 
formas eorum miramur, quas tristes abijeimus et contemnimus, Omnia 
igitur etiam sordida animalia velut Cimices voluptati erunt beatis.!) 

. 1) Die lat. Tischr. haben nur Folgendes: „Nam cor gaudio plenum omnia 
videt laeta, triste autem cor, omnia tristia videt, immutatio cordis est magna mutatio, 
ich gedencke ihm offt nach". Die deutschen überliefern etwas mehr: „Denn ein 
Herz, das voll Freuden ist, was es siehet, das ist ihm alles frölich; aber ein traurig 
Herz, dem ist alles traurig, was es siehet. Aenderung des Herzens ist eine grosse 
Aen erung: Da werden Ameisen, Wanzen und alle unfläthige stin- 
kende iere eitel Lust sein und aufs beste riechen()*. Vgl. Erl.A. 
62, 8, Förstem. u. B. IV, 287, Bindseil colloq. I, 111, 112, Rebenst. I, 622. 


809. 
Coelum [304] non debemus tantum intelligere aerem, terram, 





sive illa tantum, quae supra nos sunt, sed illa quoqu 
illa pertinent!) omnes boves et pecora ete.?) 

D ad aerem, terram et ea, quae ete. 2) Die deuts 
frapte . H.: Ob auch ander Viehe dort würde sein? Da spr 
sullts nicht also verstehen, dass Himmel und Erde wird allein 
sondern alles, was dazu gehüret, Schafe, Ochsen, Viehe, Fisc 
Erde und der Himmel, oder Luft nicht sein kann(!)“. In den 
Abs. Vgl Erl A. 62, 8, Fürstem. u. B. IV, 287. 


810. 

Si mundus ille plenus esset Concordia, pace, i 
pawer dem fursten allenthalben gehorsam 
sind dem herrn, das weibe dem manne, s: 
niemand ins kunfftig leben sehnen, Ideo De 
plenum faeit turbarum, ut aliam vitam suspiremus.!) 

1) Vgl. Erl. A. 62, 8, Fürstem. u. B. IV, 287. 


811. 

Ignem et stridorem dentium externam 
possumus intelligere, quae malam conseientiam est 
desperatio, das man von gott gescheiden is! 
renda poena, Talis enim conscientia timet omnes Crea 
nune videmus, Folium enim eadens?) neminem occi 
e terret pavidum eor, Wens Hertz verzagt?) ist, sz 
von einer ider Creatur, auch fur den gutte: 

1) Die spät. Tischr. „Magister Veit fragte: Was doch das 
würde?) Sprach D. M. Daher. Es wäre die iussersto Poli et 
Gewissen wird folgen“ ff. Oder: „Veteres quinque recepta 
mortem describunt I. Damnationem et infernum, ubi damnati ig 
verme non cessante condemnati sunt. Magister Vitus interrogs 
tium. Respondit Martinus Lutherus, Esse aliquam externam [ 
conscientiam secutura sit“ ete. 2) Vgl. n. 129 Note 10. 3) Bi 
versagt() ist“. 4) Vgl. Erl. A. 02, 15, Förstem. u. B. IV, 
Rebenst. I, 64*. 


812. 

Disputatio de praedestinatione omnino í 
Staupicius dicebat, Si vis disputare de praedestii 
vulneribus (305] Christi, et cessabit!) Sin pergis di 
perdes Christum, verbum, Sacramenta et omnia?) et 
alles, das Christus vnd gott ist, wen ich 
daneken kome, vnd kom wol dohin?), das ( 
wieht sey. In verbo manendum est nobis, in quo 
latur et offertur salus, si illi eredimus, In cogitatione 
nationis obliviseimur Dei, vnd das laudate Hort 
blasphemate *), In Christo autem omnes thesauri sunt s 
ipsum omnes clausi, Ideo hoe argumentum praedestin 
negandum est) 

1) sc. disputatio. 2) Die spit. Tischr. „Wiederum, wen: 
und will viel disputieren, so muss Christus, sein Wort und 8s 
Oder: ,Econtra Christus, verbum, et Sacramenta huie disputatio 








206 


Seil: „bin ich in denen Anschlegen(?)". 4) Lies blasphemate gehet an, wie 
die spät. Aufz. haben. Das Wort blasphemate steht in d. Handschr. am Ende der 
Zeile. 5) Coloss. 2, 3. 6) Die spät. Tischr. erheblich im Einzelnen abweichend, 
bes. die lat. Vgl. Erl. A. 60, 160, Fürstem. u. B. III, 160, Bindseil colloq. I, 80, 
Rebenst. I, 45*. Argumentum — Satz. 


813. 


Nemo quiequam proprie de gratia scribere potest aut dicere, 
nisi qui spiritualibus temptationibus exercitatus ), Monachi et Juristae 
nihil proprie de illa possunt dicere.?) 


1) se. est. Bindseil und Rebenstock: „nisi spiritualibus tentationibus bene 
exercitatus sit, ut ego, et extra has non potuissem eam tractare. Monachi et Juris- 
periti nihil concinne et proprie de ea loqui possunt". 2) Vgl. Erl. A. 60, 90, Fürstem. 
u. B. III, 112, Bindseil eolloq. 1I, 300, Rebenst. II, 2265. 


814. 


[306] Si eum Sathana disputo de Lege, 8zo hatt er ge- 
wonnen,Drumb wil ich Mosen helffen steinigen, aut maneat 
eum contumaeibus et praefraetis!) hominibus, non eum pavidis et fide- 
libus conscientijs.?) 


1) = Trotzigen und Halsstarrigen. 2) Abweichend Bindseil colloq. II, 301, 
Rebenst. II, 2263, dem Gedanken nach nur ähnlich Erl. A. 60, 96, Fürstem. u. B. 
III, 112. Vgl. mit dem obigen Abs. n. 654. 


815. 

Impij peiores fiuntex praedieatione Euangelij, Car- 
nis enim licentiam tantum diseunt ex ea, Ideo vulgus ad 
Legem pertinet, non ad Euangelium, Fit enim eis, sicut 
male moratis et prave agentibus pueris, qui honorati et 
non flagellati peccantes peioresfiunt. Einruthen gehort 
auff bosze kinder, nicht zucker.!) 


1) Dieser Abs. ist wichtig und charakteristisch ftir das Verhält- 

nis, in welchem die spät. Aufzeichnungen zu der ursprünglichen 
Fassung derselben stehen! Die deutschen Tischr. haben Folgendes: „Die 
Gottlosen saugen nur ausm Euangelio eine fleischliche Freiheit und werden ärger 
draus, darum gehört das Euangelium nicht für sie, sondern das Gesetz. Gleich 
als wenn ich meinen jungen Sohn nicht hätte gestrichen, sondern 
hätte uber Tisch von seiner Untugend nur gesaget, und ihm Zucker 
und Mandelkern dazu gegeben; so hätte ich ihn árger gemachet, ver- 
zogen und verderbet. Darum gehüret das Euangelium eigentlich fur die er- 
schrockene, betrlibte und geüngstigte Gewissen; das Gesetz aber fur die gottlosen, 
sichern, rohen Leute und Heuchler, denen soll mans predigen". Die lat. Tischr. 
Impij ex Euangelio tantum carnis licentiam sumunt vnnd werden erger davon. 

[deo ad legem pertinent, non ad Euangelium, gleich als wan ich meinen En- 
ders nicht hette gestrichenn vonn seiner vntugent vbertisch gesagt, 
vnd ihm tzucker vnnd mandel kernen gegeben hette, tunc eum pei- 
orem fecissem (Rebenst. ,quasi ego, si Andream filium meum virgis 
non punijssem, sed tantum de sua petulantia in mensem(?) locutus 
fuissem illique connivissem“). Ideo Euangelium proprie pertinet ad pertur- 
batas conscientias, Lex vero ad impios". Es ist dies die berühmte Stelle, 
wo die Worte der Hallischen Handschrift ,meinen Enders" (die z 
ähnliche Dresdener Häschr. hat meinen Andreas), mit denen der am 8. Juni 
1533 in Wittenberg inscribierte Neffe Luthers, Andreas Kaufmann aus Mans- 
feld (vgl. n. 444) gemeint ist, die Lesart der deutschen Tischr. „neinen 
jungen Sohn" und die bei Rebenstock „Andream filium meum“ her- 


vorgerufen haben. In Folge dessen vindicierte man Lu 
Sohn Andreas, der niemals existiert hat. Ja, dieser veri 
Andreas Luther hat eine Litteratur proundcontrazurFol 
Vgl. darüber Seidemann, Lauterb. Tageb. p. 142 Note, sowie Einleit. zi 
». V nebst der an beiden Stellen angegeb. Litt. Mag nun aber Lut 
oder ein vermeintlicher Sohn desselben gemeint sein — 
datus Aufzeichnung geht hervor, dass jene Worte von Lu: 
nicht herrühren, Sendern als ein späterer Zusatz zubetrac 
Damit fällt dann jeder Anlass zu tiefsinnigen Untersuchungen tiber d 
oder Andreas weg! Vgl. Erl A. 58, 314, 60,97, Fürstem. u. B. II, 
Bindseil colloq. II, 301, Rebenst. II, 2265. 


816. 

Wen Christus kompt vnd redet mit dir (eum 
tu paeniteat) wie Moses, Was hastu gethan? szo 
yhn zu tod, Wen er aber wie gott et salvator tuu 
redet, szo recke beide!) ohren.) 

1) Bindseil: „so feget beide ohren“, Rebenst. „aures purgate 
schen Tischr. T soll man beide ohren fegen“. 2) Abweichend 


3&1, Rebenst. II, 226b, erheblich abweichend und weitläuftig die deut: 
Eri A. os, 103, F'órstem. u. B. 1,381, vgl. auch Cord. n. 709, sowie n. 6 


817. 

Deus a Credentibus nihil aliud exigit quam: hoe facit 
commemorationem, Si autem dicis [307], Ja herr, Ich werd 
anffs maul geschlahen, Respondet tibi, Invoca me in 
lationis, et liberabo te, Vnd das ist ein leichter Gotts 
simili faeilitate eultus sui dicit, primum regnum Coelorum 
rendum, vnd darnach guter ding sein, quia omnia 
vobis, Er hatt vns hulff auch im Creutz zugesagt, 
potest nobis abesse?!) 

1) Die ersten Sätze dieses Abs. finden sich abweichend Frl. A. ! 
Fürstem. u. B. 1, 372, II, 257. Unvollstündig und wenig verständlich Bi 
11,301, Rebenstock II, 226^. 





818. 

Si quaeris, eur omnes homines non salventur in Chr 
omnes per Adam damnentur, Respondeo per instantiam, 
esse iratum, ut illud argumentum affirmat, sed summe am 
omnium hominum, pro quibus tradidit filium suum in morte 
Vixit „hune audite. Das vnser hergott mehr gewe 
auff die liebe den auff den hasz, videmus in morte 
decepit Adam et Evam?) Deus autem misit in mundum f 
Quo?) respondendum est his qui quaerunt, eur Deus permis 
primos parentes.) 

1) Vgl n.357. 2) = Mit diesen Worten muss man denen 
3) Ganz abweichend Bindseil colloq. I, 78, 79, Rebenst. I, 44». Das E 
führen würde viel su weit führen. Nur dem Gedanken nach ühnlich E 
Fürstem, u. B. I, 88. Per instantiam — als entscheidende Instanz, das! 


819. 
Non respieiamus, quod peccata fecerimus, sed bonitatem 
ex qua filium suum misit in mundum, nec videamus magne 


208 


dinem, quae damnatur.) Et si Deus omnibus dieat, Sie volo, sie 
iubeo?) ete, Quid ad te? Sed der teuffel kumbt her mit 
seinem „Quare“ et vult perserutare omnia arcana Dei, quod nullus 
hominum sustineret ab ullo homine, et Deus ferret? Szo wil er auch 
allein herr sein) 

1) Die lat. Tischr. haben folgenden Zusatz: „gott hette es alles können vor- 
komen, das er auch die welt nicht hat dorffen schaffen". Rebenst. „Deus his omni- 
bus in tantum praevenire potuisset, quod etiam mundum creare non ei fuisset opus“. 
2) Juvenal VI, 223: Sie volo, sic iubeo, sit pro ratione voluntas. Vgl. 
n.622. 3) Abweichend Bindsell colloq. I, 79, Rebenst. I, 454. Nur dem Gedanken 
nach ähnlich Erl. A. 57, 116, Fürstem. u. B. I, 89. 


820. 


Meum non est iudieare Turcas et Tartaras et Impios, Sed 
eommunia !) sententiae?) Credo Seripturae, quae dieit, Qui Crediderit 
et baptizatus fuerit, salvus erit?); quae certe Scriptura damnat eos, 
Wil aber vnser hergott etwas anders draus machen, das 
komert mich nicht, Ego eum non iudico, Wir sollen glauben 
das regiment, das gefasset‘) ist, et Deum (si vult) habere ex- 
eeptionem.5) 

1) sc. esse. 2) Das an dieser Stelle stehende Compendium kann auch mit 
sanctae und summae aufgelöst werden. Das erste Wort wird vielleicht die 
richtige Auflösung sein, wiewohl sententiae auch Sinn giebt (Bindseil ,com- 
muni sententifa^. Sinn: Zu richten über Türken und Tartaren und 
Gottlose — das steht nur der heiligen Schrift zu, welche sagt ff. 
Oder: communi sent. script. credo? 2) Marc: 16, 16. 4) Bindseil „gefurt ist“, 
Rebenst. ,quod ordinatum est“. 5) Abweichend Bindseil colloq. I, 79, Rebenst. 
1, 45°. Einige ähnliche Gedanken Erl. A. 57, 117, Fürstem. u. B. I, 90. 


821. 


Ob sich Gott auch wunderlieh stelt, sollen wir doch 
gleuben, das er ein fromer man ist, quia bonitate sua longe 
plura beneficia impertit hominibus quam eogitare possunt homines, Vnd 
was er thut, das thut er nieht one vrsach, Vnd wen er 
einem iglichen antwort geben must auff sein frag, were 
er der ermste gott!) 


B „Abweichend Bindseil colloq. I, 79, Rebenst. II, 45“, Erl. A. 57, 117, Förstem. 
u. B. I, 90 


822. 


[309] Verbum Dei respieiamus et fugiamus in eo das Quare, 
Verbum eius debemus scire, non voluntatem, quae sepe abscondita est, 
investigare, quod est ventum et ignem mensurare libra !), In quo labore 
sudant scrutatores Maiestatis eius.?) 


1) = was da Wind und Feuer wiegen heisst. 2 Ganz abweichend 
bieten die lat. Tischr. Bindseil colloq. I, 79, Rebenst. II, 45b: „Suffhieiat nobis scire 
verbum illius revelatum. Hoc autem relinquimus, et volumus voluntatem abscon- 
ditam investigare, messen also den windt mit scheffeln und wegen das fewer mit 
wogen (Rebenst. „et sic aerem modio demetiri, et ignem libra scrutinari conantur), 
tales sunt omnes scrutatores divinae maiestatis". Noch abweichender die deutsch. 
Tischr. Erl. A. 57, 117, 118, Fürstem. u. B. 1, 90. Diese colloq. von n. 818 —822 
bilden eine zusammenhängende Gruppe. Vgl. mit derselben auch Erl. A. 
97, 137, 138, Fürstem. u. B. I, 105. 








823. 


Si tantam fidem haberem, quantam deberem, 820 v 
den Turcken langst erschlagen haben, vnd die T 
kurre haben gemacht, Ich habe mich wol szo mi 
1uplagt!) Sed fides deest mihi. Et Deus interim dicit?) ad 
virtus mea perfieitur in infirmitate tua, suffieiat ti 

1) —zerplagt. 2)2.Cor. 12,9. 3) Die deutsch. Tischr. abweich 








824. 


Dieente D. Jona, se hune locum Pauli non posse Cn 
posita est mihi eor!) iustieiae ?), respondit, Neque Paulum fc 
didisse, den es were zu hoch, Neque ego ita eredere 
üt praedico, etiamsi omnes eredant, me illa firmi 
dere [310], Es wereauchniehtgut, das wirallessz: 
vie vns Gott gepeut, Den er kome vmb sein Goth 
das Vater vnser, der glauben, Artieuli remissionis p 
ete, wurden zu drumern?) gehen, Er wurde zum 
Et solns non esset verax, et omnis homo non esset menda 
quis dieit, Si haec ita sunt, werde gott ein kleinen g 
Dinst haben auff erden, Das ist er wol gewont, 
vnd wil Got sein multae misericordiae.) 

1) Lies corona (e eörä)._ 2) 2. Timoth. 4,8. 3) — zu Trün 
2.127. 4) Unverständlich Bindseil colloq. I, 39: „dan er keme vmb se 
vnd das vater vnser vnd den glauben, et articulus remissionis peccatorui 
tzum lugner, ut non solus esset verax, et omnis homo mendax'. Etw. 
licher Rebenst. ,amitteret enim Deus suam divinitatem, orationem Ix 
Symbolum Apostolieum et articulum remissionis peccatorum, fieret m 
Die deutschr. Tischr. verständlich: „Denn er käme umb seine Gottheit 
drüber zum Lügener und könnte nicht wahrhaftig bleiben. Es wäre 
von Nöten des Vater Unsers, noch der Artikel des Glaubens, sonderli 
gebung der Sünde, der Glaube wiirde gar miissig und vergebens sei 
deutschen Tischr. Erl. A. 55,380, Fürstem. u. B^, 178 abweichend 
ständig. Die lat. Aufzeichnungen ebenfalls vielfach abweichend, besond 
auf den Schluss. 


825. 


, , Et in maxime sanctis saepe infirma fides fuit, quod Y 
in Mose, Cum haberet populum adversum se murmurante 
viam neseiret liberationis, tremebat in omnibus verbis suit 
sperans, et tamen audit dicentem ad se!) Deum, Quid c 
wie ein schreyen sol er haben?) szo er sein Zung nit 
erheben, Noch erfullet er Gott sein grossen ohren, O 
sol der ins meer geschlagen haben, qui hoe non credidit 
obedivit verbo Dei, quod faeturus non erat, si alium modun 
habuisset, Non credidisset siceis pedibus populum pertransitur 
maris.) 

14 


210 


1) sc. „ad Mosem*. 2) Bindseil: ,O wie ein stohnen sollte do Moyses gehabt 
haben, der die tzunge nicht hat konnen erhebenn, noch hat er gott seine grossen 
ohren erfüllet. O wie solt er so hart geschlagen haben ins mehr“. (Ganz ähnlich 
Rebenst. lat.) Es ist daher oben wohl besser zu lesen: „O wie ein schreyen sol 
er haben erhoben (vgl. d. Folg.) oder gehabt haben". Vgl. im Folgenden: „ins 
meer geschlagen haben“. 3) Ganz abweichend und nur einige ähnliche Ge- 
danken bietend Erl. A. 59, 20, Fürstem. u. B. II, 244. Abweichend ferner die lat. 
Aufzeichnungen Bindseil colloq. I, 59, Rebenst. I, 34*«. 


826. 


Nos plerumque [311] maxima miracula, quae omnino inserutabilia 
gunt rationi, frigidis verbis exprimimus!), velut das ein weg im roten 
meer ist gewesen, 80 lang als von hinnen gen Koburg, Da 
dureh Moses on die kinder seehsmal hundert taussent man 
gefuret hatt, Dazu er wol 14 tag hatt mussen haben, vnd szo 
lang ymer Haus hatt mussen halten?), Interim interposuit se 
Angelus, donee pertransirent, et Pharao ingressus cum suis periret?), 
Moses glaube interim war gering bey ym, aber bey Gott war 
er gross, et sie fides est effieax in infirmitate.*) 

1) = „Von den grössten Wundern, die man mit der Vernunft durchaus nicht 
begreifen kann, sprechen wir gewöhnlich ganz kühl“. 2) Die spät. Aufzeichnungen: 
„hat also gefüttert und geruget“ (Binds. , oder „et sic illum in Mari pabulari et 
quiescere oportuit" (Reb.), oder „Sie haben auch tiber Nacht drinnen müssen ru n, 

ttern und essen“ (die eutsch. Tisch.). Die Form rugen für ruhen bei Luther 
und Alberus. Vgl. Weigand II, 500. 3) Die spät. Tischr. „bis sie hindurch 
kamen, da erseufft sie gott“ (Binds.) oder „donec pertransiverint omnes, Deus sub- 
mergi permisit^. In den deutsch. Tischr. fehlt der Satz. 4) Die spät. Aufz. mit 
folgendem abweichenden Schlusse: „Et tamen in illa pro emodum desperatione 
Moyses dicitur clamasse, das er gott beide ohren erfüllet habe (vgl. n. 525). Es 
ist bei Moise gewis gering gewesen, aber bei gott gros. lta fides in infirmitate et 
miraculis procedit" (Binds.). Rebenst.: „Et in illa tamen propemodum desperatione 
Moyses dicitur clamasse, quod etiam Deo aures ambas impleverit. Clamor quidem 
Mosis fuit exiguus, verum coram Deo maximus reputabatur*. Die deutsch. Tischr. 
bieten dagegen nur: „Da ist das Geschrei bei Mose gewiss gering gewesen, aber 
bei Gott gross. Ita fides in infirmitate et miraculis procedit". Vgl. Erl. A. 59, 20, 
Förstem. u. B. II, 244, Bindseil colloq. I, 59, 60, Rebenst. I, 34b. 


827. 


Credere Deum Creatorem est impossibile, quia si eum talem 
fuisse Crederemus, seiremus, eum ftam potentem esse, ut uno verbo 
mundum posset destruere, Sieut facile est figulo confringere Massam !). 
Sin autem ereatorem erederemus, non opponeremus ei nostram sapien- 
tiam, potentiam etc. Summa, in maiestate nemo potest Deum agnoscere, 
Ideo reete demisit se, ut homo fieret, et ipsum peccatum, ipsa mors, 
ipsa infirmitas, Vnd hat sich klein gnug gemacht?) Aber wer 
kan auch das glauben? Credimus [312], Caesarem 5j Deo poten- 
tiorem esse, Erasmum eo sapientiorem, Monachum iustiorem.*) 


1) Die lat. Tischr. ollam, die deutsch. einen Topf. 2) Rebenst. „minimus 
sane est inter fratres Christus“, Binds. „Er ist klein genug (!)“, die deutsch. Tischr. 
verständlicher „er ist klein genug geworden, da er Knechts Gestalt an sich ge- 
nommen hat“ ff. 2 Die deutsch. Tischr. „der türkische Kaiser“. 4) Vgl. Erl. A. 
57, 108, Fürstem. u. B. I, 83, Bindseil I, 2, Rebenst. I, 15. 


828. 
Praesens decennium!) tot prodigia habuit, quot aliqua secula 





habuerunt?), et tot mutationes, quod nemo sperasset, velut est 
Monasteriorum, Abrogatio privatarum Missarum ?), Multitudo 
rum‘) et fanaticorum spirituum?) Roma bis vastata*), Mun 
lam statim?) erevit, et in ipso cursu perijt9) Perijt Zwing 
paulo post Clementius mortuus est Oecolampadius ete.!9) 


1) Wohl 15221532. 2) — Wie sie sonst nur in einigen Ja 
vorkommen. 3) 1522. 4) Luther meint wohl besonders den Herzc 
Sachsen, Albrecht v. Mainz, Ferdinand v. Oestr. 5) Z. B. die Wiede 
Sakramentierer. 6) Es kann doch nur die Rede sein von einer zweim 
wistung und Plünderung Roms während des genannten Decenniums. 
Luther die Jahre 1526 und 1527 im Auge haben. Ins Jahr 1527 fällt d 
Erstürmung Roms durch das kaiserliche Heer unter Bourbon, im Sept 
wird die Stadt von den Columniern erstürmt und geplündert. Ausführli 
über die Einnahme von 1526 Seckendorf II, sect. 11,2. — 7) Wörtlich z 
sobald. 8) 1525. 9) Vgl n.422 Note 5. 10) Vgl. n.499 nebst 
Clementius ist nicht etwa an den Papst Clemens VII. zu denken. 

gewöhnlich Clemens genannt und starb 1534, also nicht ,paulo post: 
Clementius ist hier der Comparativ des betreff. Adjekt. und bezei 
Gegensatz zu perijt. Luther will nämlich sagen: Zwingli fand ein $ 
Ende, Oecolampadiun ein sanfteres, d. h. auf dom Totenbette, nicht auf de 
fede. Abweichend und unvollständig Erl. A. 61, 162, Fürstem. u. B. IV 





829. 


Rudolff de Bunaw !), homo equestris ordinis, electus est : 
"t procurator ae promotor esse?) verbi ae praedieationis aput 
rem, O ho ein andechtigs hertz, qui verbum neque aud 
Es wird yhms etwa ein guter gesel zu getruneken h 
cetus contra se ipsum loqueretur, Da hatt der wolff 
sehaff gebeten.) 


1) Nach Seckendorf, Index I war er Praefectus Aulae des Herzo 
von Sachsen, hernach Consiliarius des Herzogs Georg v. Sachsen (Se 
$31 Add. I: „qui nuper ab Henrico Duce Georgium transierat"). 
Briefe der Herzog tharina, der Gemahlin des Herzogs Heinrich v. 
den Kurfürsten Joh. Friederich v. Sachsen vom 12. Mai 1525 (vgl. S 
[un add. Un) wird in Bezug auf Bünau berichtet: „nunciat (sc. u 

is, quod fectus aulae suae, Rudolfus a Biünau, ad Georg 
transierit, Consiliarius eius factus. Seckendorf fügt dann hinzu: „ist! 
Evangelicae doctrinae vehementer adversatum esse ex ac 
Yavi^ Ueber den im obigen colloq. erwühnten Vorfall in Torgau verms 
Näheres anzugeben. 2) Lies esset. 3) Nur bei Bindseil II, 330 fin 
weichend Folgendes: „Rudolphus de Buna electus est, ut orationem ha 
Ei pro verbo Del; eum esset magnus verbi adversarius. Lupus pro 
gleube, es sey ihm von einem tzugetruncken worden“. Neque = ne-q 


830. 


[313] Ach es ist ein armes wort das menschen fu 
sehutz bedarff, vnd ist doch salutem ex inimicis nostris 
hoe ridet suo mietirismo?), id est subsannatione.5) 

1) Es scheint ein Wort wie petere, quaerere ete, am End 

on zu sein. 2)Lies mycterismo vongsvatyereuó — Nas 
gl. 


Verhühnen. 3) — Verhöhnung dureh Geberden. ulg. Psalm, 
*ansverunt me subsannatione“. Das Verbum subsannare Cordatus 


14* 








212 


831. 


Wen Gott lachet, 8zo macht er ein solehen runtzel, das 
funff konigreich vntergehen, Iratus autem incendit totum mundum, 
quia fumus exit ex naribus eius. 


832. 

Omnes artes nune sunt illustrissimae et omnes linguae. quae 
olim tanta barbarie erant sepultae, ut maximus Doctor ne unam quidem 
orationem latinam potuisset edere, sed Barbari barbare locuti bar- 
bara verba finxerunt.!) 


1) Abweichend und mit mehreren Zusätzen Erl. A. 62, 297, 298, Fürsten. u. 
B. IV, 554, Bindseil II, 137, Rebenst. II, 1122. 


833. 


Mirum est, duos fratres tam contrariae sortis esse, velut est Fer- 
dinandus et Caesar, Omnes clamant, Hynweg von Ferdinando, 
et dem keyser zu, Illius omnia consilia in ventum abeunt, Huius 
autem prospere omnia cedunt, Insons enim est et!) multum se sanguine 
polluit, Ille vivit et faeit seeundum electionem Aristotelicam, Iste autem 
eonsilio Dei regitur, Ille intrusus?) sua sapientia nititur?) qui elegerunt. 
quem ego nolui [314], et ego illudam electioni ipsorum, Ideo fertur 
sua voluntate, non impulsu divino.) 


1) Lies et non. Oder sollte nullo in multum stecken? 2) Bindseil: 
„quia Ferdinandus non vocatus se ipsum intrusit et omnia sua sapientia, con- 
silio et electione vult efficere". Intrudere scheint hier im Sinne von hinzu- 
drängen zu stehen.  :) Das Wort nititur steht am Ende der Seite. Auf der 
folgenden wird fortgefahren mit qui elegerunt. Es ist klar, dass der Schreiber 
etwas ausgelassen hat. Da Bindseil „Deus dicit: ipsi elegerunt, quae voluerunt. 
ego autem illudam electiones eorum" hat, da ferner die deutschen T'ischr. Folgendes 
bieten: „Ursach ist, dass einer alles durch seine Weisheit, Rath und Wahl aus 
richten will“, da spricht denn Gott: „Sie haben erwählet, was sie gewollt haben; 
ich aber will ihrer Wahl spotten und sie zu Schanden machen“, so würde sich der 
Text einigermassen wieder herstellen lassen, wenn gelesen würde: ,lle intrusus 
sua sapientia nititur. Sed Deus dicit: qui elegerunt, quem ego nolui* ete. Das 
würde heissen sollen: — — Aber Gott sagt: diese haben den gewählt, den ich 
nicht gewollt habe ff. Möglicherweise würde man diese Worte auf Ferdinands 
Wahl zum deutschen Könige beziehen können. Vielleicht fehlt bei Cordatus aber 
noch mehr. 4) Abweichend im Einzelnen Bindseil colloq. II, 322 (Mitte des ?. Abs.). 
Erl. A. 61, 367, Fürstem. u. B. IV, 212. 


834. 


Szo mich einer in meinem hausze vbereylet'), bin ich 
als ein wirtt schuldig mich zu weren, viel mehr auf dem 
wege?), quia nec fures domestici, neque latrones vias obsidentes propter 
Euangelium nobis vim afferunt vel ut praedicatorem invadunt, sed ut 
membrum Prineipis, nicht als ein glid Christi, Drumb wil ich das 
land rein halten helffen, quantum possum, Sol ich doch in noten 
ein gutten gesellen retten, viel mehr eim fursten sein land.) 

1) Hier wie n. 478 mit der Nebenbedeutuug Ausserha über jemanden 


kommen, überfallen“. 2) Luther will sagen: „Ausserhalb des Hauses, auf 
der Landstrasse, habe ich noch mehr die Pflicht mich zu wehren, wenn Diebe und 


Räuber mich überfallen“. — 3) Mit einer Reihe von Zusätzen Erl A. ı 
Fürstem. u. B. IV, 457, Bindsell colloq. I, 361, Rebenst. I, 118^. 


835. 

Si autem invador propter verbum Dei vnd als ein y 
hoe patiendum est, et iudicium relinquendum Deo, Ein prec 
sich nieht rechen, Drumb neme ich kein messer mit 
der Cantzel, sondern allein auff dem wege, Contra la 
surgerem.!) 

1) Vgl. Erl. A. 62, 191, Fürstem. u. B. IV, 457, Bindseil colloq. 
Rebenst. 1, 179», n. 834 u. 835 gehören zusammen. 


886. 

Anabaptistae pessimi sunt nebulones, semper glor 
magna pacientia et semper sanguinem fundentes.) Ideo clan 
Impios esse Prineipes et exstirpandos esse, Es sind lebendi. 
nicht menschen, Karolostadius sectae ipsorum fuit, et 
que baptismo permisit mori.?) 

1) Der erste Satz findet sich Erl. A. 62, 191, Fürstem. u. B. IV, 
gender Form: „Die Wiedertäufer sind verzweifelte böse Buben, tragen kc 
"d rühmen sich grosser Geduld“. Dagegen haben Bindseil I, 362, Rebe 
Meat Anabaptistae, qui privatam et publicam vindictam et defension 
dunt. Alle spät. Aufzeichnungen verbinden diesen Satz mit n. 835, o 
rechter Zusammenhang fehlt. 2) Der ganze obige Absatz nebst dem e 
findet sich ferner in abweichender Form und mit einem grösseren Zusatz 
eil colloq. II, 96, Rebenst. IL, 55". Von der Darstellung der lat. Aufz 
weichen wiederum die deutschen Erl. A. 61, 82, Fürstem. u. B. IIT, 401 e 
die namentlich Carlstadt gar nicht erwähnen. 


837. 
Baptismus est lavacrum vitae!), et non tantum aqua. 
est manere?) sine eo, qui ipsum tantum signum esse credunt 


1) Vgl. m.103. 2) se. cos. 2) Vgl. Bindseil colloq. II, 97, Rebe 
Ed. A. 61, 83, Fürstem. u. B. III, 401. Ut 


838. 
., Tanta infirmitate scribere cepi!), ut, si Gabriel ang 
dixisset, tantam mutationem seeuturam seripta mea, non erc 
et corpore adeo infirmabar, ut quartale anni me vivere p 
sperarem.?) 
x, = coepi 2) Abweichend seil II, 175, wo dieser Abs. 
Sitze des mit „Acta D. Martini cum Caietano Cardinali Augustac“ übere 
Absehnittes bildet. Vgl. Cordat. n. 344, p. 531. 
839. 
Huss tantum abusus et malos mores Papae perstrinxit, E 
Tam et totam substantiam eius impugnavi!) Ich erbot mi 
gegen yhm?) eum promitterem silentium, Sed ipsi contra ta 
minare3), et volebant, ut revocarem, Da hub sich das spie 
.. !) Vgl. mit den beiden ersten Sätzen n. 253, Erl. A. 62, 124, Für 
IV, 396, Cordatus p.638. — 2) Vgl. n.536 Nute 6. Ipsi sc. Papistae 
Inf. hist, aufzufassen. 4) Vgl. mit dem ganzen Abs. Bindseil colloq. II 








840. 


Friderieus Dux eum salvo conductu misit me ad Caietanum 
ırdinalem, qui tum Augustae erat, Et haee urbs atque univer- 
as!) pro me seripserunt [316], Porro is erat in itinere affectus meus. 
1 mustu sterben, et proponebam rogum paratum mihi, et saepe 
‚bam, Ach wileh ein schand werde ich meinen eltern sein. 
ı me angustiabat Caro.?) 

1) Nämlich Wittenberg. Stadt urd Universität Wittenberg wandten sich 

25. Sept. 1518 mit einer-Bittschrift an den Papst und mit einem Briefe an 
(titz, ihren Landsmann in Rom, um es zu erreichen, dass die Untersuchung gegen 
ther auf deutschem Boden geführt würde. Vgl. Küstlin I, 216, Seckendort 1, 
2,2, Sleidanus I, 6. 2) Ganz ähnlich Bindseil colloq. II, 175. 


841. 


Peditem me Dux Friderieus misit Augustam Comitatum uno 
ire!), datis 20 in auro florenis, Via mihi erat incognita, Sine salvo 
nductu 2) profieiscebar, talis stultus eram, Et eum multi in itinere 
ssuaderent‘), tamen neminem audiebam, Fridericus quidem sua- 
bat, ne Cardinalem aecederem, nisi eum Caesaris salvo conductu, 
od triduo impetrare non poteram) Interim saepe ad me mittebat 
dinalis, ut venirem.5) 


1) Magister Leonhard Beier, der in demselben Jahre auch mit ibm in Heidel- 
*& gewesen war. Vgl n.39! Note 4 (vo es richtiger heissen muss: „der 1518 
t ibm in Heidelberg und Augsburg war“), ferner n. 729, 736. 2) sc. 
‚esaris, vgl. das Folgende. 3) Wohl besonders in Nürnberg, wo er am 5. Octob. 
18 eintraf. 4) Am 7. October kam Luther in Augsburg an. Seine Freunde und 
inner, unter ihnen der bekannte Dr. Conrad Peutinger, ferner die kursächsischen 
te Dr. Rühel und Philipp v. Feilitzsch, rieten ihm sich ohne kaiserlichen Geleits- 
ef dem Cajetan nicht zu stellen. Sie bemühten sich dann ihm einen solchen zu 
schaffen. Darliber vergingen jedoch 3 Tage, da Maximilian gerade auf einer 
zd abwesend war. Am Il. October kam der Geleitsbrief an. Nun stellte sich 
ther am 12. October sofort dem Cajetan. 5) Im Einzelnen abweichend Bindseil 
loq. II, 175. 

842. 

Cum ad Caietanum venissem, superbe me irridebat, urgens ad 
rocationem, Aber die 6 buehstaben REVOCA wolten mir nieht 
ngehen, Saepe tamen prostratus anpplex cum rogabam, Sed continuo 
wmabat: REVÓCA, Ego contra: NOLO. Et tum dicebat, Vbi manebis 
ntrarius Papae? Respondi: Sub Coelo. llle: Putas Ducem Saxo- 
ae propter te bellum suscepturum eontra Papam? Ego: Non debet 
l7] Ile: Quid Papa eurat Germaniam?!) Tandem omnibus portis 
stodibus obsessis, Cives oceulto meatu?) me emiserunt. Porro 
? Sylvester?) Caietanus postremo factus est Lutheranus.*) 

1) Vgl. zu diesem Satze n. 78S nebst Note. 2) — Auf einem geheimen 
:ge. 3) Ist wohl eine Verwechslung mit Sylvester Prierias, dem bekannten 
gner Luthers. Cajetans Vorname ist Thomas (sein eigentlieher Name jedoch 
cob de Vio). Oder will Luther mit dem Worte „Sylvester“ nur auf Cajetans 
nehmen gegen ihn anspielen, um es als ein ungebildetes, schroffes und 
olzes zu bezeichnen? Luther liebte solche Ans ielungen wohl. So nennt er 
einem Briefe vom $. Aug. 1518 (Br. I, 131) den Dialogus des Silvester Priei 
e ganz waldmässige und unkultivierte Schrift. Vgl. Küstlin I, 209. 
Das Obige findet sich mit einem Zusatze hinter den Worten „curat Germaniam" 
az ähnlich bei Bindseil IF, 176. Diese Darstellung der Reise nach Augsburg und 





der Verhandlungen Luthers mit Cajetan vom 12.—14. Octob. 15 
39-512 gehören zusammen), wie sie Cordatus hier überliefert hat 
mit dem, was Bindseil II, 174, Erl. A. 62, 71 f£, Förstem. u. B. I' 
selbe Angelegenheit berichtet wird. Wenn es am Schlusse des ı 
dass Cajetanus schliesslich ein Lutheraner geworden sei, so ist 
surichtig. „Cjetan ist in der That durch den Kampf mit Luther ( 
seines Aufentbalts in Augsburg mehrere Abhdl. über Fegefeuer, | 

und noch 1532 gegen Luthers Lehre von dem Glauben un 
den letzten Jahren seines Lebens (f 1534) ebenso wie Sadoletu 
zu wesentlichen Modifikationen des herrschenden Systems verar 
fordert er gründliches Schriftstudium, berichtigten Bibeltext, ji 
Speisegebote, Ehe, Gebrauch der Volksspracho und manches à 
sichten aus, so dass er sich von der Sorbonne und dem Domi 
Catharinus und anderen heftige Angriffe zuzog. Es wird erzählt, 
geber seiner Schriften anstössige Stellen mildern mussten. Vgl. | 
Eucyelopaedie d. Neueren Gesch. Lief. VII, 8.503, wo weitere I 
gegeben ist. Zu den Augsburger Verhdl. vgl. überhaupt „Acta 
3188, Luth. Br. I, 145 #., Seckendorf comm. I, s. 18, Sleidanus con 
Köstlin I, 220 ff., 789 nebst der hier angeg. Litt. 


843. 


Quam varias mortes habemus in nostro corpore! Is 
den eitel mors mit vns, Tot enim mortes, quot mer 
ad Conradum Cordatum.!) 


1) Ein charakteristisches Beispiel für die v 
holungen in den deutschen Tischreden! Der obige Ab 
ibnlicher Form (mit Ausnahme des Zusatzes „hoc dixit ad Co 
tum*) Erl. A. 5 57, 284; 571, 303 (nur der erste Satz); 61, 40: 
mann u. B. 1, 195; 1, 219; T, 235 (nur der ersto Satz); IV, 245; IV, 
die obigen Worte an Cordatus gerichtet hat, davon findet sich in 
Aufz noch eine Spur. Erl. A. 57,254, Füretem. u. B. I, 219 wir 
wit dem Obigen zu vergleichende Abs. mit folgenden Worten 
Doktor Martin Luther gen Niemeck fuhr, sprach er* ff. 











844. 


„© munde munde, 
quam es perverse!* 


Das ist ein feiner soloecigmus!), et indoctus 
eunque tandem eum excogitavit. 


. 1) „Soloceismus (coAorxouó;), sagt Cicero im auct. ad IIer 
in verbis pluribus consequens verbum superiori non accommodatu 


845. 

, Qui simulatione probi sunt, ea tenus tales 8 
impetrent quod volunt, omni duritia interim se eohibent 
patet per quendam, eui parentes propter magnam (ut p 
tatem filiam dederunt uxorem, quam acceptam misere 
Togatus a parentibus, quo modo ita se mutasset, Respond 
auff den soler'), Da werdet yhr ein seule fin: 
einander gepissen ist, Den 8zo offt ich zornig 
ich ein span daraus, quod nune non libet faeere. S 
se produnt. 


1) Mitteld. der soler, alth. der sólari — der Sóller. W 





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216 


840. 


Rustiei manent rustiei, Man thu yhm wie man wilt, Sie 
sind Moses volek, qui, cum homines crearentur, habebant aures, 
ubi sunt oculi ete, Wie man sie macht, waren sie doch nicht 
recht, Tales sunt et manent rustiei.!) 


1) Vgl. n. 586 Note 2, auch n. 700, 594, 216. Luther will sagen: Die Bauern 
mögen die Ohren haben, wo sie wollen. Sie hören doch nicht. 


847. 


Es ist kein zarter haut an dem menschen den vnter 
den augen, Vnd doch leidet keine mehr.!) 


1) Insofern, scheint Luther zu meinen, als die Thränen im Auge der äussere 
Ausdruck des Schmerzes sind. Vgl. Erl. A. 57, 257, Förstem. u. B. I, 198. 


848. 


Rex Daniae captus!), vxor eius mortua?), Mortuus Ratisponae?) 
filius, Haec certe grandia sunt a Deo gesta, et tamen nemo ratur.*) 


1) Christian II. von Dänemark, geb. 1481, König von 1513— 1523, ein leiden- 
schaftlicher, mit hervorragenden Eigenschaften begabter Mann, oft hart bis zur 
Grausamkeit, bekannt durch sein trauriges Geschick, durch seine Hinneigung zum 
Bürger und Bauernstande nnd seinen Gegensatz zur Geistlichkeit und zum Adel, 
sowie durch sein romantisches Verhältnis zu seiner bürgerlichen Geliebten, der 
„Düveke“ (Täubchen), Urheber des Stockholmer Blutbades von 1520, vertrieben 
durch sein Volk und seinen Oheim, den Herzog Friedrich von Holstein im J. 
1523, nachdem sich die Schweden unter Gustav Wasa schon 1521 losgerissen hatten. 
Als er sich dann fast 10 Jahre in den Niederlanden und im nordwestlichen Deutsch- 
land aufgehalten hatte (tiber seinen Wittenberger Aufenthalt vgl. Fürstem. u. B. 
I, 138, Note 6), versuchte er 1532 mit Hülfe Carls V., seines Schwagers, dem zu 
Liebe er wieder zur alten Lehre zuriickgetreten war, sein Reich wiederzugewinnen. 
Er fiel aber in Friedrichs Hände. Nun wurde er zuerst in harter, dann in milderer 
Gefangenschaft in Sonderburg und Kallundborg gehalten, und zwar bis zu 
seinem im Jan. 1559 erfolgten Tode. Sleidanus schreibt VIII, 167 über 
ihn: „Hoc anno (1532) Christiernus, Daniae rex, in decimum nunc annum exul, ut 
supra diximus, comparata classe, cogitabat amissa cogitare, sed captus mari, custo- 
diae traditus fuit^. 2) Isabella von Spanien, Carls des V. Schwester, geb. 1501, 
gest. 1525. 3) Christians einziger Sohn Johann wurde am Hofe Carls V. erzogen 
und starb 1532 zu Regensburg, 14 Jahre alt. Vgl. Sleidanus VIII, 167: „Eodem- 
que fere tempore (1532) filius eius adolescens, quem Caesar avunculus educabat, 
mortem obijt". Da die deutschen Tischr. (in d. lat. fehlt d. Abs.) Folgendes bieten: 
„Des Königs zu Dänemark Christierns Gemahl, Kaiser Carols und Königs Ferdinands 
Schwester, ist gestorben, er gefangen worden und vber etlich vnd zwanzig Jahr 
gefangen gesessen; vnd der einzige Erbe des Königreiches, sein Sohn, welcher bei 

aiser Carol, seinem Vettern, am Hofe war, ist Anno 1541 unter dem Reichstage 
zu Regensburg gestorben", so ist abgesehen von den Zusätzen vor allem zu be- 
achten, dass das Datum 1541 falsch ist, wie aus der obigen Auseinander- 
setzung ersichtlich ist. Auch könnte ausserdem der Absatz ja gar nicht 
im Cordatus, dessen Aufzeichnnngen !537 abgeschlossen sind, stehen! 
4) Vgl. Erl. A. 57, 179, Fürstem. u. B. I, 138. Vgl. tiber Christian v. Dänemark ins- 
besondere Joh. Svaningius, Christiernus rex Daniae, Francofurti ad Moenum 1658, 
1670, Herbst, Encyclop. d. N. Gesch. S. 558 ff, wo weitere Litt. angegeben ist, 
ferner Seckendorf I, S. 268, auch Erl. A. 61, 347, 358, 359, Fürstem. u. 5. IV, 194, 
204, 205. Obiges wird 1532 gesprochen sein. 


849. 
Diabolus est Dominus mortis.) Er kan [319] aus eim blet- 


lin ein baum des todes machen, et plura vasa hal 
veneno quam omnes Apotecae, Vnd hilfft eins nicht, s 
das ander. Sed sicut haustus aquae sitim, et frustum par 
sedat, ita Christus est remedium mortis, Es wil aber ni 
gehen?) sient Simeon, Quia viderunt oculi mei.*) 

1) In Bezug auf den Gedanken vgl. n.615b u.659. 2) Plena' 
(se. remedium. mortis) findet nicht so leicht Ein; bei den Menschen. 
‘) Lac. 2,30. Die ersten Sütze des obigen Abe. Änden sich ziemlich 
4. 59,303, Fürstem. u. B. III, 14, die letzten (von sed sicut etc. an) 
Huftig und nur dem Gedanken nach ähnlich Erl. A. 58, 86, Fürstem. 
gegen bieten die zweite Hälfte ganz ähnlich Bindseil colloq. I, 12, 

jay ib. 


850. 


Ein durstiger ist von hertzen girig nach t 
vnd des lieben Christi wil niemand girig sein, « 
setigen kan.!) 

1) Weitläuftig, mit vielen Zusätzen und nur dem Gedanken nach 
A. 58,97, Fürstem. u. B. 1,369. Dagegen Bindseil I, 13: ,O wie gie 
dürstiger' nach trincken, vnnd des Christi wil niemandt 'gierig seit 
seligen(?) kann“. Vgl. auch Rebenst. I, 7b. 


851. 
Caesar dixit: Ferdinandus magni estimat Fab 
Eecium, Solten sie Christlichen glauben vert 
cam alter sit ebrius, alter scortator et stultus??) 


1) Vgl n.345. 2) Vgl. Erl. A. 60, 314, Fürstem. u. B. III, 272, B. 
Ende d Seite), Rebenst) D 8. E UT 


852. 


Inter Wandalos zu Wittembergk wolt Gott 
sehull auffrichten, eum alia Gymnasia omnia corruis: 
dacht, er wolt ein pffaffen oder zwen machen.) 


1) Eine in diesen Worten etwa liegende historische Beziehung kt 
belegen. Es ist freilich bekannt, dass eine ‚gute Schule in Wittenberg 
reitung für die Universität nicht existierte. Luther musste sich daher 
richte seiner Söhne mit Hauslehrern behelfen. Vgl. Küstlin II, 491. Alle 
es in dieser Beziehung auch anderswo nicht besser, was mit den Worte 

"masia omnia corrulssent* ausgesprochen zu werden scheint. Mit den 
(Wenden) kann Luther die Einwohner von Wittenberg selbst meinen, « 
als rohe Barbaren bezeichnet. Dass er manchmal auf dieselben n 
sprechen war, zeigt Bindseil colloq. III, 105, 189. Ob in ,Wandalos* 
auf eine der sogen. vier Nationen d. Univ. oder auf die Unruhen, 
Zwickauer Propheten 1521 in Wittenberg erregt hatten, enthalten ist, er 
lih. Oder ist mit der Schnle die Hochschule Wittenberg gemeint, und 
mur sagen, dass Gott die neue Hochschule unter Halbwilden errichtet 1 
übrigen deutschen Hochschulen verfallen gewesen seien? n. 814 näml 
Universität Erfurt in der That ein gymnasium, nicht universitas 


853. 


Ich halt, das der teuffel die paurn nicht m 
veracht sie wie die schotten A?) die er wol krig 





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5. ...-- 


218 


Vnd die schelek sind vor sein?) Aber die from gute fl.9) 
vnd nobl*) hette er gern. 


1) Vgl. n. $46, 873, 586 Note 2, sowie n. 60, 154, 216, 299, 315, 318, 594, 700 ff. 
2) — die Schotten Pfennige d.h. die Steuer-Pfennige. Statt der schos 
oder der schoz kommt auch im Mittelniederdeutschen vor das schot — Abgabe, 
Steuer. Weigand II, 634. 3) — die Schälke gehören ihm, sind bereits sein Eigen- 
tum. 4) = Floren. 5) = Nöbel oder Nóbele d. h. Goldpfennig, ent- 
standen aus dem mittelalt. nobelus, ein Wort, welches wiederum seine Ent- 
stehung einer Vermischung der beiden Worte nobilis und obolus zu verdanken 
scheint. Vgl. das Wort Rosenobel, welches aus dem englischen rosenoble 
(aus rose und noble), der bekannten ehemaligen englischen Goldmiinze, die auf 
der Kehrseite eine Rose zeigte, entstanden ist. Vgl. Weigand II, 489. 


854. 


Vnser hergott kan kein vbel vngestrafft lassen!) 
quia est Deus visitans, Ferdinandus mus her haltenn?) Den- 
marek ist gestrafft et deleta funditus, adeo ut nullus superstes 
sit haeres®), Franekreich, Venedig ist gestrafft*), Lex iram 
operatur.5) 


1) Vgl. n. 747 (den erst. S). 2) Luther meint die Türkengefahr von 1532. 
3) Vgl. n. $48 nebst Noten. 4) Carl V. kam 1530 als Sieger über Frankreich, 
Venedig ff. nach Deutschland. Luther wird den durch den Damenfrieden von Cam- 
bray beendigten Krieg zwischen Carl V. und seinen Gegnern von 1527—1529 im 
Auge haben. 5) Róm. 4, 15. Vgl. n. 774. Aus den Worten: ,Dennemark ist ge- 
strafft et deleta funditus, adeo ut nullus superstes sit haeres" geht hervor, dass 
Luther Obiges gegen Endo des Jahres 1532 gesprochen hat. Eine alte 
Hand, die einige Male in der Handschr. erscheint, hat an den Rand geschrieben: 
Lex iram operatur. 


859. 


Eleetor Saxoniae!) ultimo venatus, hatt kein wild ein- 
lauffen wollen noeh harren, Tum dixit, Nu, das sol etwas 
bedeuten, das vnser thierlein alszo flihen contra consuetu- 
dinem, Magna huius prineipis erat virtus, et omnium inimicorum suo- 
rum minas eontempsit.?) 


1) Kurfürst Johann v. Sachsen. 2) Mit abweichendem Schlusse Erl. A. 61, 
389, Förstem. u. B. IV. 231. Eine andere Jagdgeschichte in Bezug auf Kurfürst 
Friedrich Erl. A. 61, 382, Fürstem. u. B. IV, 225. 


856. 


Wo man sich ym sehweisz neret, da braucht man die 
narung besser, Sodoma war volpretig!), Imo et mali homines 
vel laeta est paradysus.?) 


I) = vollprächtig im Sinne von opulentissima, von Pracht, mittelh. 
braht, auch praht, alth. praht. Dem Worte liegt das Verbum brahten oder 
brehten, auch prehten geschrieben, zu Grunde, welches in seiner ursprünglichen 
Bedeutung schreien, lármen, Aufsehen erregen heisst. Ein von prehten 

ebildetes Adj. ist dann das obige pretig, welches ich lexikalisch nicht belegen 
ann. Die Adj. prächtig, prachtig, prechtig werden erst seit dem 16. Jahrh. 
gebräuchlich. Vgl. Weigand II, 379. 2) Vgl. 1. Mos. 13, 10: „Lot vidit omnem 
cirea regionem Jordanis, quae universa irrigabatur — — — sicut paradisus Domini 
ete. (Vulg.). Mit Bezug auf dieses Citat heisst es bei Bindseil III, 58: „Ita quoque 
terra Sodomae paradisus dicitur a Mose". Was den Sinn der letzten Worte, die auf den 


ersten Blick unverständlich erscheinen, betrifft, so wird Luther sa; 
böse Menschen, wie die Sodomiter, wohnen in einem herrlichen | 
gens ist Ragddeısog oben als Fem. gebraucht. 


857. 

Summa [321] medicina est summa infirmitas, | 
summa iniuria, Summus theologus est summus peee: 

A Vgl Erl A. 62,281, Fürstem. u. B. IV, 541. Zu dem 
nebst Noten. 

858. 

Wir essen vns zu todt, trincken, schls 
scheissen vns zu tod, Quod nune experimur in diss: 
bonam ergo Caussam habemus superbiendi? ?) 

1) dvoevregia = Ruhr. 2) Vgl. Erl. A. 57, 257, 303, Fürsto 


859. 

Mich wundert, wo vnser Her szo viel holtz 
holtz, bawholtz, tischerholtz, holtzschuhe, holt 
holtz ete, Et cum maximi usus sit lignum in mund 
expendit.2) 

1) Nach den deutschen Tischr. wird besser zu lesen sein „h« 


Das Wort holtz steht im Manuser. am Ende der Zeile. Violleic 
holtz 2) Abweichend und mit Zusätzen Erl. A. 57, 125, Fürst 


800. 

Wen gott mit einem zürnt, szo ist der saeh 
quia est misericors, Qui autem temptatus eum Deo i 
er sache nicht zu helffen.!) 

1) Verglichen kann werden Bindseil colloq. 1,3: „Deus ı 
quia misericors, si irascitur, so sint wir verloren*. Ebenso R 
Ahnlicher Gedanke auch Erl. A. 57, 131 (Anfang des 2. AS Fi 
(Anf. d. 3. Abs.). Mit dem Obigen ' mehr übereinstimmend Erl. A 
v. B. I, 112, Bindseil I, 191 (Ende des erst. Abs.), Rebenst. I, 103: 
mit Zusätzen Erl. A. 57, 155, Fürstem. u. B. I, 113. 


861. 
Papatus semper crevit usque ad Constantie 
posthae semper lapsus.!) 


1) se. est. 

862. 
Paetum!) est inter vivos, Testamentum inter r 
1) — Ein Vertrag ff. 

863. 


Ubi est veritas Euangelij, ibi est paupertas, Jux 
peribus [322] misit me, et pauperes Euangelio, Olim ha 
kloster vol geben?), Iam ne obulum quidem?), Sup 
erisis gibt gelt genug, Veritas geht nach partekeı 








220 


1) Jes. 61, 1. 2) = gegeben. Luther will sagen: „Ehemals hat man grosse 
Klöster reich ausgestattet". 3) sc. dant, 4) — Wahrheit geht und bettelt. Vgl 
Erl. A. 58, 306, Rebenst. I, 21^, Bindseil I, 37, 38, Förstem. u. B. II, 121. 


864. 


Credere astris est Idolatria contra primum praeceptum, Eze- 
chiel ist dawider.!) 
ı) = Nämlich gegen Aberglauben und Götzendienst. Vgl. n. 419. Ab- 
5, 


weichend Erl. A. 62, 328, Förstem. u. B. IV, 584, Erl. A. 57, 374, Förstem. u. B. I, 290, 
Köstlin II, 291. Die letzten Worte auch Bindseil II, 323. 


865. 
Wen wir den Turcken hinweg schlahen, szo ist Daniel 
hinweg vnd der Jüngste tag gewiszlich furhanden.!) 


1 1) Vgl. Erl. A. 62, 328, Förstem. u. B. IV, 584, Bindseil colloq. II, 323, Köstlin 
, 291 


866. 


Zwinglius ist gestorben wie ein morder, quia voluit alios 
cogere ad suos errores, Ist druber in krig gezogen vnd er- 
schlagen.!) 

I) Dieser Abs. findet sich in der (vgl. Note 3 zu n. 706) in der Königl. 
Bibliothek zu Berlin handschriftlich vorhandenen Tischredensanm- 
lung des Conrad Cordatus, die ein sonst unbekannter Sebastian Redlich zu- 
sammengestellt hat, Fol. 107 in folgender ähnlichen Form: „De Zuinglio. Zuingl. 
Ist gestorben wie ein ander Mörder, Et voluit alios cogere ad suos 
errores, Ist daruber In den Krieg gezugen vnd erschlagen. Ebenfalls 
ähnlich bietet Bindseil colloq. II, 36: ,Zuingel ist gestorben als ein mörder, quia 
voluit suos adigere ad suos errores, vnnd ist daruber in krieg getzogen vnd er- 
schlagen*. Statt suos, welches schwerlich richtig ist, hat Rebenst. II, 365 wieder 
richtiger alios adigere ad suum errorem. 


867. 
Satan coniugali concordiae valde insidiatur, quia scit magnum 
donum esse.!) 


1) Vgl. n. 22 am E., n. 149 und bes. n. 675. Achnliches kommt auch in den 
spät. Tischr. an einer Reihe von Stellen vor. 


868. 


Quando oro, ut Deus vietoriam det Carolo contra Tuream, pec- 
eata et ingratitudo reclamant mihi.!) 
I) Erl. A. 61, 368, Fürstem. u. B. IV, 212 (Ende d. S): „Ich wünsch und bitte, 


dass Carolus wider den Türken obsiege. Doch wenn ich bete, so schreien unsere 
Sünde und Undankbarkeit wider mein Gebet, dass es zurtickprallet*. 


869. 
Papa Carolum [323| voeavit in Germaniam, ut nos perderet, 
Et ecce, Deus!) nos servavit, et perdidit Papam, Er hatt ein kaiser- 
liche modestiam, pueht nicht?) et Deus fortunat successus suos) 





„Regnare est dissimulare", 
Qui nescit dissimulare, 
Nescit imperare") 


1) Die Handschr. hat: „Et ecce Deus, ut nos perderet". 
Schreiber selbst durch sogen. signa transpositionis angedeutet, dass 
glieder umzustellen sind. 2) Mittelh. u. Mitteld. puchen — auft 
inklopfen, dann, Era stampfen, im bildlichen Sinne, trotzig, ho 
thun. Weigand 11,366. Vgl. die Oberharzer Ausdrücke Pucher: 
die Puche, Pucher, Puchwerk. 3) Füreius. 4) Bindseil cc 
dissimulare, nescit regnare*. Die deutschen Tisch. „Wer regiere 
bis weilen durch die Finger sehen, nicht alles schnurgleich un. 
machen wollen; wer das nicht kann, der taugt zum Regiment nich 
Erl. A. 61,368, Fürstem. u. B. IV, 213, Bindseil colloq. II, 323. B. 
Obiges. 

870. 


»Mortuis vinum, aquam viventibus" 
Regula est de piscibus*.!) 


1) Das würde etwa heissen sollen: ,Im Leben Wasser, i 
8o soll es mit den Fischen sein“. Dass zu Fischen auf de 
Wein gehürt, wird Luther nicht unbekannt gewesen sein. 


871. 


Libri Regum sind nue ein Juden Calender, 
seripti ') sunt Reges, et qualiter ille atque alter regnavit. 


1} Im Sinne von der Reihe nach aufgeschrieben, ver 
gezählt sind. Zu in quo ergünze calendario. Die spät. Aufi 
scripti und beschrieben, was zu Kalender nicht recht pas: 
wie der eine oder der andere regiert hat‘. Luther wird sagen wol 
jüdischen Könige Regierung ist in den Büchern der Künige gen 
Es heisst ja öfters in diesen Blichern: „Was aber mehr von — zu 
das ist geschrieben in der Chroniks der Könige Israels“. Uebrigı 
zu dem Satze et qualiter — regnavit hinter et die Worte in 
est, (qualiter etc.). Die deutsch. Tischr. abweichend, Erl. A. 62, 
B. IV, 405: „die Bücher der Künige sind nur der Juden Kalen 
ordentlich beschrieben sind di önige, wie sie regieret habe 
ander so‘.  Bindseil Il, 220: ,libri Regum sein nur ein Juden Cal 
ordine descripti sunt reges, ille ita, alius aliter regnavit" 
Rebenst. II, 2024. 











872. 


.  Consulendum videtur vetulis parentibus, qui sua b 
signaverunt, qui eos infideliter deserunt, ut faciant, quod 
dens senex spretus a filio suo fecit, Mutuavit enim a su 
niam, quam inelusus habitationi suae sollieitus numeravit ! 
praetio habitus est, sed moriturus vieino suo reddidit, no 
= yEr lieh sich nümlich eine Geldsumme von seinem : 
sich darauf in sein Zimmer ein und zählte ängstlich die einzeln 
mun ff“ 2) Die spüt. Tisehr. weitläuftiger und in der Form g 
such nicht ohne Zusätze. Vgl. Erl. A. 57, 269, Fürstem. u. B. I, 207 
1,256, Rebenst. I, 1362. 


873. 
Ein paur, [324] der ein Christen!) ist, ist e 
schurreysen.?) 








299 


1) Vgl. n. 554 Note 3. 2) Der Erklärung Schlüreisen (= Schtirstange, 
von schüren) würde dem Sinne nach nichts im Wege stehen. Ja, ein solches 
Werkzeug war Luther gewiss auch aus seiner Verwendung beim Bergbau und 
Hüttenbetriebe bekannt. Schüreisen kann aber auch (Müller II, 2, 159) ein 
Eisen zur Schur, also Haarschere bedeuten, abgeleitet von dem Mittelh. schir, 
schar, geschorn — schere, schneide ab. Endlich kann schurreysen, und darauf 
deutet auch die Schreibart hin, auf das Mittelh. schirre, schar, schurren, ge- 
schorren — scharren, kratzen, zurückgeführt werden, so dass schurreysen (scherr 
eysen) — Scharreisen, Kratzeisen oder Striegel sein würde. Vgl. Müller 

‚2, 163. Im letzten Falle würde Luther also sagen „So wenig wie ein Striegel 
von Holz ist, ist ein Bauer ein Christ“. 


874. 


Vnser Hergott hut!) seiner schuler fein, furt sie aus 
Aegipten in die wuste, lest die alten absterben, szo er 
sie wol geplagt hatt, vnd zeugt yhm Jung auff?), die er 
ins land furet) 

1) = hütet seiner Schüler fein. 2) — zeugt sich Jung, auff d.h. lässt ein 


anderes Geschlecht heranwachsen. 3) Erl. A. 58, 247 (Abs. 2), Fürstem. u. B. II, 73, 
Bindseil colloq. IT, 244? 


875. 


Ich verstehe das argument selbs nicht, das die 
scheleke 8zo gute tage haben, vnd den frumen s$zo vbel 
gehet, Sed Deus facit ut bonus pater familias, Der steupt den 
szon vnd nicht den knecht, eui tamen non thesaurizat haere- 
ditatem, sed filio, Vnd yhe lieber kinder sind, yhe grosser 
ruthe!) manet tamen in domo. Servus autem, wen er gleich zu 
viel?) thut, 8zo gedenektdoch der Her, Er wirdsin meinem 
hausze nieht lange treiben, Must doch Baptista szo 
schendlichsterben, das einenJamern mag, Es gehtalwe 
alszo auff erden, Es wird aber doch besser werden, Vn 
Judas hatte auch ein zeitlang gute tage, aber er starb 
vbel.) 

1) Das Sprichwort auch wohl in folgender Form: „Je lieber das Kind, 
je schärfer die Rute*. 2) d.h. Böses. 3) Vgl. die abweichende, weitläuftge, 
mit vielen Zusätzen versehene, oft nur dem Gedanken nach ähnliche Darstellung 
der deutsch. Tischr. Erl. A. 57, 166, Fürstem. u. B. I, 128. Einzelnes anzuführen 
würde viel zu weit führen. Vgl. ferner Cordat. n. 100 nebst Noten, sowie n. 439. 
Vgl. auch n. 815. 


876. 

A eondito mundo nullus rex potuit sua industria [325] mundum 
regere, neque futurus est aliquis talis, Et David dicit!) , Gladius meus 
non salvabit me. 

1) Psalm 44,7. Dasselbe Citat in anderem Zusammenhange Erl. A. 62, 403, 
Fürstem. u. B. IV, 655. 

877. 

Das einer alweg bosze Infelle!) hat, eum noete aliquid 

audit, hoe Satan efficit, Da stilt man, daraubt man, da mordt 


man, Drumb kan einer nichts guts gedencken, Si vero pie 
viveretur, wurde vns eitel guts einfallen?) 








1) Mittelh. der inval = rechtlicher Eingriff, zufälliger Geda 
Müller lina 222, 2) Vgl. Erl. A. 60, 43, Fürstem. u. B. IIl, 72. 


878. 

Nullius prophetae sermones integri !) sunt seripti?), s 
haben zu zeiten ein spruch gefast, vnd darnaı 
einen, vnd alszo zusamen getragen, vnd alsz 
Bibel erhalten worden.) 

1) Die lat. Tischr. integrae und integre. 2) Die lat. Tischr 
Yg. n. $71 Note!. 3) Die deutsch. Tischr. ‚sondern ihre Jüng« 
Mirer. Nach der obigen Lesart ist prophetäo zu ergänzen. , 3) 
wiederholt. 5) Im übrigen ganz ähnlich Bindseil colloq. 11, 220, Reb 
Erl A. 62, 132, Fürstem. u. B. IV, 404. 






879. 
Cum de militibus sermones cederent, dixit, Wen d 
Zitze!) verzagt, szo thut die rechte auch nichts 
pavidum taugt niehts.?) 


1) = Brustwarze, hier in welterem Sinne Brust, von dem grie 
Weigand II, 1185. 2) Vgl. n. 811. 


880. 


Turea ist versipellis?) pugnator, qui non tam [326] 
et audacia vincit quam fallacijs et stratagematibus?) et 
magis fatigat homines quam pugnando. Non pugnat nit 
victoria, Habet musieum ingenium 5 Wen man yhn habe 
schlacht anbeut, szo dreet er sich*) davon, Wen 
sein nieht versihet, szo macht er sich herfur 
Musici faciunt 5), Ideo seriptura ?) recte eum nominat vulpem 
provenientem Caucasi montis) 


1) = Verschmitzt, schlau. 2) Schon bei den Alten vorkomm: 
Tkhtige Nebenform für „strategematibus“. 3) Bindseil ,tardando* | 
fehlt d. Abs), Cord. ganz richtig capiendo — mit Ueberlisten. 
auch die Lesart der deutsch. Tischr. hin „der nicht allein mit gross. 
Kühnheit, sondern vielmehr mit Betrug und Behendigkeit kriegte. 
musikalisches Talent oder er macht es wie die Musiker. I 
giebt das Folgende. Die deutschen Tischr. hat einen Musicum 
rischen Kopf!! — 5) Die spät. Tischr. „so drollt er sich“ oder „so 
ron“. 0) Der Sinn: „Wenn man sich seiner nicht versichet, so 
Türke plötzlich, wie die Musikanten, die gebeten nicht kommen, ab 
zwar unerwartet, kommen und ‚spielen, wenn man sie nicht gebeten 
Note 1. Ein ähnlicher Gedanke liegt auch der Lesart der späteren Tisch 
»Sieut Musici iti nunquam canunt, non rogati desistere non possu 
oder „Wie die Musici, wenn man sie bittet, so singen sie nicht; bittet 
nicht, so können sie nicht aufhören“ (Deutsche Tischr). 7) Bindseil 
ani prophetià — appellatur*, die deutschen Tischr. ,darum wird e 
Cordatus Lesart kommt mir verdächtig vor, da das angeführte Citat 
Mieht anfzufinden ist, auch wohl kaum darin vorkommen kann. Doch 
tura auch nieht selten ohne Beziehung auf die heilige Schrift einfach e 
5) Vielfach im Einzelnen abweichend Erl. A. 62, 351, Fürstem. u. B. I 
seil eollog. I, 396. 








881. 
Germani autem sunt audaces et temerarij, et praeei 





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224 


pleni sunt libidine post vietoriam, kunnen fest Halten!) Noster 
populus, maxime die niderlender?), die steen furm fewr.) 


1) Nach dieser Lesart wäre ,victoriam* zu ergünzen. Luther wird sagen 
wollen „die Franzosen verstehen ihre Siege zu benutzen*. 2) Die Schreibart deutet 
darauf hin, dass Luther wohl weniger die Niederländer, deren Verhältnis zum 
Reiche damals schon ganz gelockert war, meint, als die kräftigen Bewohner der 
norddeutschen Tiefebene im Gegensatze zu den Oberländern. 3) Die späteren 
Aufzeichnungen abweichend: ,Germani autem sunt audaces et teınerarij, Galli vero 
valde libidinosi post victoriam. Germania kan festhalttenn, sonderlich die nieder- 
laender, die furm feuer stehen“ oder „Die Deutschen aber sind kühn und frech, 
Franzosen und Spanier sehr unkeusch nach dem Sieg; unser Volk kann fest halten, 
sonderlich die Niederländer, die stehen fürm Feuer“. 3) Vgl. Erl. A. 62, 381, 
Förstem. u. B. IV, 635, Bindseil colloq. I, 396, n. 880 u. 881 gehören zusammen. 


882. 


| Rex Galliae tam diu snperbivit, in auxilia Turcae confidens, 
ut tandem in sua maiestate caperetur!) et intruderetur in Carcerem’?), 
ut discat, in manibus Dei esse vinci et vincere, Que neseivit Signor 
Bartholome?) Venetorum Capitaneus, qui 4000 milites Maxi- 
miliani fugatos in vallem*) dixit: 1llos Germanos mactabo, dijs 
omnibus in conspectum 5), et prostratus est 1327 eum magno Suo exer- 
citu, Er sagt, es sey gott lieb oder leid, Et vide Dei bellum, 
Fugientibus enim nostris in vallem i8t*) yhn yhre pulver wagen 
zubrochen*), et passim strati pulveres tandem ab eis incensi sunt, 
et insequentes Venetos cepit®) consumere, et nostri versi reliquos 
omnes oceiderunt eum maxima multitudine speeiosissimarum foemina- 
rum, qui ornamento suo invitatae erant a Capitaneo ex Padua et alijs 
Civitatibus, ut spectarent, quomodo trucidaturus esset Germanas bestias.) 

1) Franz I. bei Pavia 1525. 2) In Madrid. 3) Die spät. Tischr. „Bartho- 
lomeus de Sehabatto oder Sabbatho, Er Bartholomeo de Schabato. 4) Diese Constr. 
ist nicht gut möglich. Man lese: ,militibus — fugatis". 5) Wörtlich zum 
Anblick für alle Götter d.h. vor den Augen aller G. 6) Es ist wolıl 
sind zu lesen, da einesteils Wagen als Fem. nicht zu belegen ist, anderseits 
4000 Mann mehr als einen Pulverwagengehabthaben werden. 7)= zer 
brochen. 9) — coeperunt. 9) Mit dem Eingange des Obigen vgl. Bindseil colloq. 
1, 397, wo es abweichend heisst „Galliae Rex tamdiu superbijt, donec in maiestate 
sua tandem caperetur. Papa tamdiu et Deum et homines contempsit, donec misere 
lapsus est. Ita Maximilianus Caesar parva manu Venetos vicit". Ebenso die deutsch. 
Tischr. Erl. A. 62, 382, Fürstem. u. B. IV, 635. Das Uebrige (von den Worten que 
nescivit etc. an) findet sich ganz abweichend und mit Zusützen Bindseil 
colloq. II, 193, Rebenst. II, 190», Erl. A. 62, 169, Fürstem. u."B. IV, 43;. Es ist 
hier also wie n. 819 etwas Zusammengehüriges aus einander gerissen, 
wührend sonst nicht selten Nichtzusammengehüriges mit einander ver- 
bunden ist. Die vielen Abweichungen der spät. Aufz. anzuführen ist kaum mög- 
lich. Vgl. auch Erl. A. 62, 401 (Ende d. S), Fürstem. u. B. IV, 653, wo an beiden 
Stellen Bartholomaeus de Signorv(!!) steht. 


888. 


Hannibal, si proprium habuisset historiographum, sine dubio 
reliquisset post se nomen summi Imperatoris, Der hatt die Romer 
recht gezeiszt!) Fugavit eos ex Africa, Sicilia, Gallia, Hi- 
spania et fere ex Italia?) 


1) Mittelh.,zeisen = zupfen. Weigand II, 1165. 2) Abweichend Erl A. 
62, 170, Fürstem. u. B. IV, 438, Bindseil colloq. II, 193, Rebenst. II, 1904 (Ende d.5.). 





Die spit. Tischr. verbinden n. 883 mit n. 882. Die Verbindung wird d 
Worte hergestellt: „Ideo ipsa victori, successus et stratagomata a 
sieut in Hannibale“ eto. oder ,Darumb wird der Sieg, Glück und 
Anschlige von Gott gegeben. Wie man an Hannibal if. 


884. 

Qui diligenter cogitat, celeberrimas urbes, Hierusalem 
ginem, Athenas, Romam, ita vastatas esse, ut a nen 
[J3298| in antiquam maiestatem restitui, videt opera et iran 
faciat, si quando ineipit ridere in Coelis habitans?!) 


1) Bindseil colloq. III, 107? 


885. 


Papistae dicentes, hoe tantum pertinere ad Sacerd 
ex co omnes, dieunt omnes, etiam hoc ad Sacerdote 
Vos mundi estis, sed non omnes, id est Sacerdotes.!) 


1) Unter der Ueberschrift ,,H. Johanns Friodrichs kluge und si 
he und scharfe Antwort“ überliefern die deutschen Tischr. eino wi 
zählung, deren Held der Herzog Johann Fr. auf dem Augsburger Re 
ist. Vgl. Erl. A. 61, 394, Fürstem. u. B. IV, 235, wo d. Obigen Achnlich 


886. 
Superbia in regente magis officit quam negligentia, Hoc 
Norimbergenses, nobilissimo Senatore Ebner!) mortu 


1) Hieronymus Ebner (nicht zu verwechslen mit dem zu H 
gest. Nürnberger Ratsherrn Erasmus Ebner), eins der oinflussreichat 
des Nürnberger Rates, geb. 1477, gest. Ende Aug. 1532. Er war dei 
eifrig zugethan und ist an wichtigen Akten der Reformat. Geschi 
1515 widmete ihm Luther seine Auslegung des 110. Psalms. Vgl. übe 
Deutsche Biographie V, 592, 593. 2) Verglichen kann werden Bi 
IIl, 104: „Noriberga optimos habuit senatores, quibus mortuis actum € 
A. 02,114, Fürstem. u. B. IV, 665 „Nürnberg hat die besten und & 
Lente im Rath gehabt; wenn dieselben nu todt sind, so ista mit ihı 
schehn“. Da Hieronymus Ebner im Aug. 1532 gestorben ist, so dar 
werden, dass Luther Obiges gegen Ende des J. 1532 gesprochen hat. 





887. 

Idolatrae ingenium habent musicum !), quia, quotier 
eos habere in eultu suo, kan er sie nicht dazu bring: 
eis praedieet in verbo suo modum, tempus et loeum cult 
wollen sie nieht, quemadmodum et omnes hypoeritae : 
pistae et quidem omnes naturales homines, Omnes Deun 
olere et quaerere, ut non vult, in lucis excelsis?) ete., 
vnser den warten, das verdreust yhm den, Idola 
[320] exasperatrix®), irritatrix, provoeatrix et domus amari 
qua Deus dieit, Elegerunt sibi vias suas, Et ego provocabo 
inventionibus suig.*) 

DC: n. 850 Note4. Sinn: ,Gützendiener machen es wie 
2) Die lat. Tischr. spontaneis eultibus. 3) = Erzürnerin. 4) 
Das Wort fehlt bei Du Cange und dem dazu gehürigem Appendix. 

h 


gen „Abgütterei erzilmt, reizt, fordert Gott heraus und (mac 
5) Die"lat. Tischr. „in inventionibus“. „Adinventio“ — Erfindı 








226 


abweichend Bindseil colloq. I, 186, Rebenst. I, 100° Die deutschem Tischr. haben 
Erl. A. 57, 364, Fürstem. u. B. I, 283 zwei Abs. die sich augenscheinlich auf das 
Obige beziehen, aber nur einige ähnliche Gedanken enthalten. 


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888. 


Si hoe verum est, quod Deus hune, quem diligit, cor- 
rigit, wer wolt den Castigationes Dei nicht gern leiden, 
et quos maxime castigat, eerte maxime diligit Tali sen- 
tentia literas scripsit!) ad regem Daniae eaptumY?) Ille 
autem, qui nunc regnat?) seripsit*, eum tamquam pa- 
truum et non ut hostem velit?) censere. De tali in eum*) 
animo angelosgavisuros in Coelo, et eum olim morientem 
ineffabile gaudium inde concepturum.') 


1) sc. Lutherus. Diesen Brief hat Luther im Sept. 1532 geschrieben. 
Vgl. Luth. Br. IV, 403 f. Küstlin II, 298, 663. — 2) Christian Il. Vgl. n. S45, *. 
Zu tali sententia ergünze ,,Deum eos maxime castigare, quos maxime diligeret". 
3) Friedrich I., Christians Oheim. "Vgl. n. 848. 4) sc. ad Lutherum. Dieser hatte 
gleichzeitig mit dem Trostschreiben an Künig Christian auch einen Brief an seinen 
Sieger Friedrich I. gesandt, worin er sich für den gefangenen Christian eindringlich 
verwandte. Im Folgenden ist dann von Friedrichs Antwort, die Luther 
erfreute, die Rede. Constr. ,seripsit, sc. ad Lutherum, velit (conjunctiv ohne 
ut) eum (sc. Lutherum) tamquam patruum et non ut hostem (capti regis) censere 
sc. se. Sinn: „Der jetzige Künig aber schrieb ihm wieder, er wünsche, dass er 
ihn flir den Oheim, und nicht für den Feind des gefangenen Königs halte".  6)sc. 
in m captum. 7) sc. Lutherus dixit. Die Worte von tali sententia 
an sind als Erzählung des Cordatus aufzufassen. ‚Nach der obigen 
Notiz scheint es also, als wenn König Friedrich I. den gefangenen 
Christian habe milde behandeln wollen. Allein Friedriclif stirbt be- 
reits im folgenden Jahre 1533. Neue Thronstreitigkeiten brechen 
aus. Eine starke Partei erhebt sich für den gefangenen König. 
Christian IIL, Friedrichs I. Sohn, bleibt Sieger im Kampfe um den 
dänischen Thron. So blieb denn Christian gefangen, und erst in der 
letzten Zeit wurde seine Haft gemildert. Vgl. n. 846 Note 1. Aus der 
Bemerkung des Cordatus geht hervor, dass die Worte von si hoc — diligit 
im September 1532 gesprochen sind. Der Zusatz von tali sententia — 
eoncepturum ist nicht bei der Zusammenstellung und dem Abschlusse des 
Tagebuches 1537 gemacht, sondern gleich bei der ersten Aufzeichnung des Ge- 
hörten, da der mit qui nunc regnat und patruus bezeichnete Friedrich I. bereits 
1533 starb. 


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889. 


Mala conscientia se ipsam traducit!) Exemplum, Mo- 
nachus quidam meretricem quandam in Cella sua clam servatam saepe 
solitus fuit aquis odoriferis in nocte eonspergere, Illa consimiliter volens 
facere, eum in matutinis?) esse?) Monachus, Encaustum *) apprehendit 
pro exustis®) aquis, Veniens ille putavit, Diabolum esse, et timore ex- 
elamans totum eonventum convocavit.®) 

1) = verrät sich selbst. 2) = als der Münch in der Frühmesse war. 3) Lies 
esset. 4) = £yxavartov, ursprünglich die purpurrote Tinte der späteren rómi- 
schen Kaiser, dann tiberhaupt atramentum. Vgl Du Cange II, 271. Die lat. 
Tischr. atramentum. 5) = anstatt des wohlriechenden Wassers, welches auf- 


gebraucht war. 0) Abweichend und mit Zusätzen Bindseil colloq. I, 426, Reben- 
stock I, 225^ (Ende d. S.). 


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890. 
Dueis Georgij wil ich nieht gedencken [330], Gott ge- 








denekt sein auch nicht, den er gehort in abgru 
helle, qui peceat in spiritum sanetum, Imo vivit in praes: 
obduratione et desperatione, Der libe from keiser hatt j 
dem frid!) nur bitterer gemacht, Drumb plagt : 
eigen volek.?) 

1) Der Nürnberger Religionsfriede ist gemeint. 2, ya: tiber Herz 
Tyrannei seinen Unterthanen gegenüber, die in grosser Zahl in den kurs 
Grenzurten an dem evangelischen Gottesdienste und namentlich an d 
mablsfeier "Teil nahmen, Köstlin II, 311 ff. Obiges ist von Luther 1532 g 


Ygl. Bindseil colloq. I, 319, Rebenst. I, 156%, wo sich der obige Abs. zie 
lich findet. 


891. 


Ego saepe maledixi primo braseatori ), Tota Germani: 
erhalten werden mit der gersten, da man sehen« 
jauch?) aus brewet, den man darnach an die wand] 


1) Du Cange I, 670: „braciator u. brasiator von brace (braciur 
Bierbrauer". Bindseil ,primo coctori cerevisiae*. 2) Zu bes 
isnch, sonst um 1420 mitteld. die iüche. 3) Nur boi Bindseil III, 325 1 
Abweichungen und weitläuftiger. Vgl. auch n. 442, Erl. A. 60, 95, Binds 
(Anf. d. 1. Abs.). 











892. 


Anno oetavo veni Wittembergam, Nono Rom: 
feetus sum caussa contentionis Staupitij, 12 pr 
sum in Doetoratum.!) 


1) Bindseil II, 174: „Anno 1505 promotus sum in Magistrum, c 
ingressus sum Monasterium. Octavo veni Wittebergam. Nono etdeeim: 
In ie. 1510) Romam abij. Anno !2 die Lucae promotus sum in Docto 
logiae per Dominum Andream Carolostadium". Mit wenigen Abwei 
Rebenst. II, 12". Vgl. über Luthers Romreise, deren Veranlassung, wie 
erwähnt wird, ein Streit war, Stanpitz hatte, (nämlich mit 1 
Augustiner-Conventen), und über den Zeitpunkt dersel 
historisch nicht fest steht, Küstlin l, 100 ff. Das obenstehende 
giebt das Jahr 1509 an! Vgl. auch n. 569 nebst Note 1. 








893. 


Nunquam ira commotus sum seribens adversus Pap 
saepe affectus sum magno gaudio, Aber die drucker 
mieh!) alle tag) 


1) = Erzlirmen mich. Mitteld. auch zornen, welches hier wie ds 
zurnan mit dem accus. constr. wird. 2) Vgl. dagegen n. 520. 


894. 


Erfordtist ein hurhausz vnd birhausz, has dua: 
[331] habuerunt studentes in hoe Gymnasio.!) 


1) Nur Bindseil colloq, IIT, 101: „Erpfurdt ist nichtes bessers gewe 
horhauss vnnd bierhauss, die tzwo lectiones haben die studenten am 
alda gehoret, nulli erant lectores, nulli coneionatores“. Dieser Abs. ist 
mit dem verbunden, was Cordatus n. 618 tlberliefert hat. 


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895. 


Tuream novissime!) a Vienna?) Deus fugavit, Cum enim in 
exereitu Imperatoris nostri omnia venalia essent, Ipse?) panes, qui 4 
nummis vendebantur, uno floreno emere coactus fuit.*) 

1) Die Türken kamen 1532 nicht bis vor Wien. Doch kann „a Vien.“ = aus 
d. Umgegend v. W. Vgl. n.903. 2) Für „Vindobona“. Vgl n.6596. 3) sc. Turca. Die 


spät. Tischr. sechs Brod. 4) Alle spät. Aufzeich. abweich. u. mit Zusätzen versehen. 
gl. Erl. A. 62, 383, Fürstem. u. B. IV, 636, Bindseil colloq. I, 398, Rebenst. I, 2095. 


896. 


Dux Joannes Fridericus Hat sich mit mir bedingt, Er 
wolt mich nieht in allen supplieation erhoren.!) Cui respondi, 
Ich habe hembde,roeke vnd mantel, Er wird wol mereken, 
welche das hembde angen wird?) oder den rock.) 

1) Bindseil: „Er hat sich bey mir bedinget, dass er nicht alle meine suppli 
cationes wirt lesen konnen". 2) — welche supplication das hembde d.h. das Not- 


wendige, angehen wird. 3) Abweichend und mit Zusätzen Bindseil collo«. I, 315, 
348, Rebenst. I, 1715. 


897. 


Quodam tempore rogavi, ut publico mandato sta- 
tueret, ne quis deferret in Curiam!) supplicationes meas, 
et Prineeps noluit?) 

1) = In die Kurfürstliche Kanzlei. 2) Hiermit kann verglichen werden, 


wenn es bei Bindseil I, 349 heisst: ,Sed ego quantum potero, me a supplicationibus 
abstinebo, et alienus ab aula ero". 


898. 


Caesar Pflug, ut filius seculi!) semel respondit revelato Euan- 
geli, Es mussen mussig leute sein, die mit dem Euangelio 
vmbgehen, Was Hengste, Heuszer kauffen betreffe, wuste 
er was von?) Aber de seriptura [332] sol yhn keiner fragen, 
Fertur autem magnae sapientiae esse?), quod quidem decet filijs!) 
mundi huius.5) 

1) = als ein Sohn seiner Zeit. 2) — davon verstünde er etwas. 3) sc. 
de equis, domibus aliquid scire, de scriptura nihil. Doch lässt sich quod — decet 
auch als Subj. fassen. 4) decet mit d. Dat. der Person schon bei Plautus. 5) Viel- 
fach abweich. Binds. collog. I, 151, Rebenst. I, 825, Erl. A. 60, 314, Fürstem. u. D. 
III, 272. Die lat. Tischr. haben die Zusätze „homo non insipiens, praefectus Lipsiensis, 
magnum thesaurum sibi collegit“, auch schreiben sie die Worte von „Was hengste“ 
an dem Rudolf a Buna zu. Die deutsch. Aufzeich. bieten weniger Zusätze, nennen 
aber Caes. Pflug nicht, statt Rudolf a Buna haben sie „Wie denn N. v. N. auch 
gethan". Endlich fehlen die obigen Ausdr. „ut filius seculi^, sowie der Schluss 
von „fertur autem — mundi huius* in allen spät. T'ischr. Vgl. ferner n. 649 nebst 
Note 5, Erl. A. 60, 328, Fürstem. u, B. III, 283, Bindseil colloq. I, 159, Rebenst. I, S6". 


899. 


Ministri verbi vel persequuntur!) a Tyrannis velab amieis 
ingratitudine, et ubi non est pius prineeps, plura patiuntur ab audito- 
ribus suis quam ab adversarijs suis?), Norimbergae id non possem 
efficere, ut suos ministros de proprio?) alerent, vnd dis gantze 





Wittemberg gibt ein gantz Jar 4X) umb 
tum enim tribuit unus homo.*) 

1) Passivisch gebraucht. 2) Die lat. Tischr. „et nisi 
pim haberemus, so solten vns vnsor volck mer plag 
3)— Aus eignen Mitteln. 4) — Vier Pfennige. DE t 

Eri 


oder vmbs „Euangelij“ willen zu lesen. 6) eblicl 
1,176, Rebenst. I, 94b. Einzelne anzugeben, wlirde viel 
900. 


Nisi expertus essem, hette ich nicht ge 
teuffel szo gewaltig were in der welt!) 


1) Vgl n. 376, 108. Bindseil colloq. I, 176, Rebenst. I, 


901. 


Fucata Religio et superstitio gehort : 
niehts Euangelium !), das die heiligen anbeteı 
tatores, potatores, et qui eius modi sunt, volunt lary 


1) Sinn: „Geschminkte (gefülschte) Religion und A 
das Volk, aber durchaus nicht das Evangelium, das die 
2) Kann heissen „welches d. heil. anbeten“ und „Das dic 
mehort auff dem "pobel. Erstere Erkl. ist wohl vorzuziche 
Folgende, Die Lesart nichts ganz richtig. Mittel. nich 
standen aus nichtes nicht — ganz u. E nicht, durchaus nicht. 
weggelassen, der blosse Gen. nichtes oder nichts behi 
deutung bei. Weigand II, 220. Vgl. n. 471: „ich kan mich 
wolt die welt regiren?* ' 3) Bindseil I, 176 abweichend , 
superstitio ad vulgus pertinct, non Ensngelium, das sie dió 
lichte auffstecken, procession halten wollen, et ( 
libes scortatores. Nam ministri Euangelij propter coniug 
eos amiserunt, quia ipsi volunt larvis vexari*. (Ebenso mit g 
lat. Rebenst. 1, 94.) 





902. 


Ingratitudinem adversus praedieationem E 
die [333] gehennä puniet!), Corporales enim cala 
puniunt eam, Si Junior essem, wolt ich etwan 
anfahen, vnd ander pisligen lassen, Se 
audiunt Juniores, sollen fest halten etsich nic 
lassen.) 

1) se. deus. 2) Hier in der Bedeutung von forte. Vg 
Worte von sed qui an hat Bindseil folgendermassen: „De 
me dixit: Antoni halt fost, lass euch solches nicht: 
Rebenst. ganz lat. Nach dem Wortlaute der hallischen H 
die erwähnten Worte an Antonius Lauterbach gerichtet. 
datus zusammen vieles aus Luthers Munde hüren konnte, 
1. 192 ausgesprochen. Vgl. mit dem Obigen die abweich. 
colloq. I, 176, 177, Rebenst. I, 955. 








903. 


. , Quod Turea sex miliaria a Vienna eum tai 
fugit, non fugatus, signum est, Christum velle Reg: 
manere.?) 


1) sc. Turcä. 2) Obiges scheint Ende 1532 gesproche 











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904. 


Lieet sciam verbum Dei aeque non curari in aedibus 
meis,sicut in nostra Ecelesia non euratur, Tamen quoties 
publice non possum praedicare, in aedibus meis prae- 
dieo propter offieium et Conseientiam, quod ut pater 
familias debeo familiae praedicare.!) 


1) Bindseil colloq. IIT, 159 „Anno 32 D. M. Lutherus per semestre familiae 
suae et liberis domi praedicavit singulis Dominicis et in templo non 
praedicavit. Interrogavit eum D. Jonas, cur hoc faceret, fortassis qui videret 
illum verbi contemptum in vulgo. Respondit D. M. Lutherus, se hoc facere ex 
officio et propter conscientiam cuiusque patris familias. Ich weiss vnnd sehe das 
wol, dass es hie im hause eben so wenig wirdt geachtet als in der kirchen". Ebenso 
(ganz lat. Robenst. II, 19a, 195, ganz deutsch Erl. A. 59, 254, Fürstem. u. B. 11,421. 
Sachlich unterscheidet sich Cordatus von den spät. Tischr. darin, 
dass nach diesen Luther 1532 ein halbes Jahr lang im Hause und nicht 
in der Kirche gepredigt habe, wührend er nach jenem jedesmal im 
Hause predigt, wenn er verhindert ist in der Kirche zu predigen, 
und zwar überhaupt, und nicht allein 1532, wonn auch aus der obigen 
Aeusserung nicht ersichtlich ist, seit wann und wie lange Luther so 
verfuhr. ohl aber kann Luther das Obige 1532 gesprochen haben. 
Nach Köstlin II, 273 fing Luther die Hauspredigten im Frühjahre 1532 an und setzte 
dieselben bis 1534 fort (Köstlin II, 301). 


905. 


Vim vi repellere licet!), Nottwere non est lieita ad omnem 
inuriam propulsandam, sed quoties vita est liberanda, et hoc [3341] in- 
tellige de aequalibus, Nam sieut rustieus non debet se defendere a 
nobili suo, qui est phasallus nobilis, Ita non lieet nobili, ut insurgat 
adversus suum prineipem, quia et ipse phasallus est principis, Sie prin- 
cipes sunt Caesaris.?) 

1) = Gewalt darf man mit Gewalt vertreiben. Vgl. Cicero pro Sestio $ 37. 


2) Abweichend in der Form und mit mehreren Zusützen Bindseil I, 368 (Abs. 2 in 
der Mitte), Rebenst. I, 1834. 


906. 
Mundusest diaboluset diabolus est mundus!), Darumb 
mus Christus ewig mit yhn zancken, et neuter cum altero 
potest paeem habere, non potest eum Christo neque Christus eum eo.*) 


1) In Bezug auf den Gedanken vgl. n. 220, 425. 2) Unvollstündig Bindseil 
colloq. I, 369, Rebenst. I, 1534. 


907. 


Ineptum genus hominum fuit, qui papistae sunt, quod probatur 
per quendam Collegiatum Erffortensem, qui nunquam extra 
Civitatem fuerat profectus, Qui cum semel aurigam eonvenisset!) uf 
Wittembergam?) profieiseeretur, modieam viam vectus, interrogavit. 
quanto magis spatium?) adhuc restaret, Respondit auriga, eenties matus. 
Is statim iussit verti Currum, et domum redijt, scilicet misere cruciatus 
longitudine itineris.*) 


4 


! = gemietet hatte. In ähnlicher Bedeutang steht convenire n. 531 
2) Die lat. Tischr. ‚cum semel Norimbergam visere vellet*. 3) — wie viel 
weiter der Weg wäre, der noch übrig sei. Uebrigens lies majus. 4) Günzlich 





abweichend in der Form, aber der obigen Fassung vorzuziehe 
1,425, Rebenst. I, 2283, wo ausserdem und Schluss fehl 


908. 


Wer nicht M der verdirbt, Verecu 
paupertate pestis est!), praecipue in aulis, Inexj 
sunt aulae, Imo [335] qui liquit vult in eis obtiner 
importunum esse et imperterritum, etiamsi saepe ei con 

1) Auch wir pflegen zu sagen „Bescheidenheit ist eine : 
man weiter ohne ihr‘, ein gefillgeltes Wort, welches aus Grillp 


stammt und sich aus der Form „Ziert Bescheidenheit don Jünglin; 
hat Vgl Büchmann p. 135. 


909. 


Astronomia seientia est vetustissima multasqu 
afuit, Veteribus et praecipue Hebraeis fuit familiaris 
cursum diligentissime observaverunt, De hae Deus a 
Suspiee in Coelum et numera stellas.?) 


2) Ganz ühnlich Erl. A. 62, 317, Förs 


Mos. 15, 5. 
log. II, 148, Rebenst. II, 116^. 


Bindsel c 


910. 


Coelum habet triplicem motum, Primus est p 
quo fit, ut tota machina Coeli sine dubio ab Angelis i 
volvitur?) in quo brevi spaeio eireumagitur tanta mc 
mille miliaria, Quod si sol et stellae ex ferro essent 
que metallo? musten sie bald zuschmeltzen in 
euren, Secundus motus est Planetarum et est sing 
fuum) Tertius est trepidus, quem nuper excogita! 
incertus est.) 

1) = die ursprüngliche (Bewegung). 2) Lies volvatı 
Tischr. A die n and Sterne nem, silbern, gu len oder 
oder ,Wan die sonne und sterne Eisen sylbern, gulden weren* 
tan velocissimo cursu*, dio deutsch. Tischr. „In so bohendo 
spät, Aufz. „et secundus motus est planetarum ot proprius. 
Lauf ist der Planeten, die haben ihre eigene und sonderliche Be 
Einzelnen vielfach abweichend Erl. A. 62, 317, Fürstem. u. B. IV, 5' 
Il, 14$, Rebenst. II, 1165. 


911. 


Cometa etiam est stella planetaris et vagus!), 
hurkind vnter andern sternen, vnd ein stoltzer 
den gantzen himel ein, thut wie?) er allein d 
ingenium haereticorum, qui et ipsi volunt videri homine 
" Ha cometa bezugen. Von erster Hand steht vagar 
Die Silbe ans ist dann gestrichen und von dem Schreiber sell 

tzt. 2) Lies „wie wenn“. Die Hallisehe Handsehr 
als „wenn“ fort. 3) Bis auf den Schlusssatz ganz ähnlic 
I, 16, ErL A. 57, 243, Fürstem. u. B. I, 187. 


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912. 


Qui vult aequanimiter versari in mundo, Ille hospes sit peeuniae 
oportet, et pecunia hospes eius!) Vber das ists gelt scheblich?), 
vnd wir haben grosser vier locher in einer ichliehen?) hand, 
Das wirs nieht konnen behalten, Impij autem thesaurizatores !) 
non vivunt in mundo, sed in suis domibus, et habent contractas et 
mercatas5) manus, quae omnia ad se trahunt et sibi atque apud se 
retinent. 


I) Luther will sagen: „Wer ruhig und zufrieden in der Welt leben will, der 
darf mit dem Gelde nur in dem Verhältnisse der Gastfreundschaft stehen“. 2) Das 
Wort ist lexikalisch nicht zu belegen. Es wird stehen im Sinne von schäbig, 
vorschabt, abgeschabt, abgegriffen, und daher minderwertig. Vgl 
handhäblich, auch das Mittelh. schebic = räudig. Weigand II, 535. 3) Vgl. 
das Mitteld. iclich — jechlich. Luther meint „das Geld ist rund und gleitet 
leicht durch die Finger“. 4) Ein von $noaveiteıw gebildetes Subst. — Geld- 
macher. 5) sc. peeuniä. Luther will sagen „Die Geldmacher halten die Hände ge- 
schlossen und lassen das Geld nicht durch die Finger gleiten. Ihre Hände sind 
überdies gekauft d.h. vom Gelde gewonnen, sie sind Sklaven des Geldes. 


913. 


Ego ante biennium nonnunquam putabam consultum esse, ne 
admitteretur, ut Christus rusticos quaereret, quoties eis vult praedicare, 
sed ut ipsi cogerentur aliquot miliaria Christum quaerere praedican- 
tem, Nune autem video, hane rem optari non oportere, quia aperte 
videmus ingratitudinem ipsorum.!) (Hoc plus quam diei potest mereri, 
ut paulo post id sit futurum.) 


1) Vgl. n. 873. Cord. dagegen meint „dies (sc. ingratitudo rust.) verdient 
mehr als gesagt werd. kann, dass Jener Zwang bald eintrete“. 


914. 


Julius!) Papa [337], lieet ingenium haberet natum et formatum 
bello et expugnationi?) Caesaris?) Venetorum?) Regis Galliae?) 
Romanorum?), tamen tandem adeo humiliatus est, ut fere adorare 
eogeretur Maximilianum, ditissimus ipse?) (maximos enim thesauros 
reliquit moriens), quem quasi pauperem et egenum contempserat.®) 


1) Vgl. n.219. 2) Im Sinne von Kampf, Bekümpfung. 3) In den 
italienischen Händeln und Streitigkeiten, die in die Regierungszeit Julius II. von 
1503—1513 fallen, waren Maximilian und Julius fast immer Bundesgenossen. Nur 
eine Zeit lang focht der Papst gegen den Kaiser, und zwar in der Zeit von 1508 
bis zum Eintritte Maximilians in die heilige Liga. "Vielleicht hat Luther mehr die 
religiösen Streitigkeiten im Auge, die zwischen Julius II. und Maximilian ausbrachen. 
Vgl. darüber Kurtz, Kirchengesch. 6. Aufl. S. 360. 4) Julius II. war die Seele der 
zwischen ihm, Maximilian, Ludwig XII. von Frankreich und Spanien zur Vernichtun 
der Republik Venedig 1508 abgeschlossenen Ligue von Cambray. 5) Ludwig Xll. 
v. 1498—1515. Schon 1509 gelang es den bedrängten Venetianern Julius II. auf 
ihre Seite zu ziehen, worauf es dem Papste durch kluge Unterhandlungen glückte 
eine Macht nach der andern von der Teilnahme an der Ligue von Cambray abzu- 
ziehen und 1511 ein neues Bündnis, die sogen. heilige Liga, mit Venedig, Spanien tf. 
zur Vertreibung der Franzosen aus Italien abzuschliessen. Auch Maximilian trat 
zuletzt diesem Bunde bei. 6) Mit Unruhen in Rom hatte es Julius II. mehrere 
Male zu thun. 7) Ueber den grossen Schatz des Papstes Julius II. vgl. n. 171 
Note 4. Maximilians häufige Geldverlegenheiten sind bekannt. Worauf sich das 
,humiliari^ bezieht, vermag ich nicht sicher zu belegen. Im Jahre 1511 veran- 





suleten Maximilian und Ludwig XII. von Frankreich ein Conoil 
Julius II. absetzte. Als nun Julius zugleich heftig erkrankte, v 
eben verwittwet, auf den Gedanken sich selbst zum Papste wählen 
Vorgänge hat Luther vielleicht im Auge. MA die ausführlichere 
Darstellung der spät. Tisehr. Erl. A. 60, 186, Fürstem. u. B. III, 17 
11, 225, Rebenst. II, 635. 


915. 


Rex Galliae Ludovicus!) ab omnibus vniversita 
wit, an ei liceret superbiam pontificis?) vi bellica 
ieh zur selben zeit gelebt?) hette, were ich mit 
ehren gen Parisz gefoddert worden, Aber ich 
Jung, Et Regem Franciae non decebat hoe nomen hal 
lentia eius et sapientia Papatum subiecisset, Deus en 
quae non sunt, ut sint, et facit aliquid ex nihilo.*) 
1 Ludwig XIL, vgl. d. vorigen Abs. Note5. 2) Julius 
s tghelton init Ludwig XII. Yon? Frankreich vgl. Kors Kir 
3.300. 3) Diese Lesart kann nicht richtig sein, da Luther se 
Aber ich war noch zu jung“. Die spät. Aufzeich. haben „We 
Zeit wäre kommen“ oder „ si isto advenissem tempore“. E 
ks "gelert hätte“, nänlich so wie seit 1517. 4) Mit dem 
2.566 Z. 3, 615^ (am E). Im Einzelnen vielfach abweichend Erl. A. 
». B. HII, 180, Bindseil colloq. III, 226, Rebenst. II, 64». 





916. 


Deus solo verbo humiliat aut destruit omnia, Die 
Hierusalem, Cessa!) esse Civitas, De Sancta Roma, 
Gallorum, eaptivare, Papatus descende, et fiunt omnia! ?) 
tem?) Papam omnium ditissimum oportuit cadere, licet T 
naetus esset, Et frater Leonis*) veneno perijt, quem Le« 
Neapolis, et Imperatorem faeere volebat.5) 

1) Als Imperativ zu fassen. Ebenso cessa, destruere ff 
augen. „Wenn Gott sagt, Jerusalem, höre auf eine Stadt zu sein, v 

das heilige Rom sagt, sink in den Staub, wenn er sagt, König 
lass dich gefangen nehmen, Papsttum, steig herab von deinem Thr 
mens VIL. 4) Leo X. Ist Alexander v. Medici gemeint? 5) Vg 
Fürstem. u. B. IH, 180, Bindseil colloq. II, 227, Robenst. II, 64°. 


917. 


Clemens!) totus versipellis?) erat, quia Italus e 
Florentinus, qui valet tres Italos?) Deinde spurius « 
diees, das macht siebenfeltig versipellem *), et cur 
mundo iniquior nequam®), tamen verbum Dei oppressit e 

1) Vgl. n. 174, 183, 219, 492. 2) Vgl. n.880. Man kann 
mens war ein ganzer Tückebold. 3) — Was so viel ist w 
4) Luther meint „Clemens ist als Italiener ein einfacher versipell 
ein dreifacher, als Medizeer ebenfalls ein dreifacher. Folglich 
ein siebenfacher versipellis. 5) — Und wiewohl es in ı 
sehlimmeren Taugenichts gab. 6) Abweichend Erl. A. 60, 15s, Fürs 
Bindseil collog. Il, 227, Rebenst. II, 642. 





918. 
Romam!) dicebant a tempore Petri potentiorer 


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234 


fuisse Julio, Vnd nu ligt er in der aschen, Ach, pffaffen sollen 
predigen vnd bethen!?) 

1) Lies Romae. 2) Bindseil unverständlich „Mir liget alles in der aschen“, 
Rebenst. „ut ipse, nunc omnino in nihilum redacti sunt^. Die deutschen Tischr. 


besser „Nun liegts alles in der Asche“. Vgl. Bindseil colloq. II, 227, Rebenst. II, 615, 
Erl. A. 60, 155, Förstem. u. B. III, 180. 


919. 


' Semel dixit Diabolus de Petro Papa, Du heist [339] Peter 

mirahilis, hast krausze har vnd krausze sinne, Das ist ja auf 
cin bissen zu viel.!) 

1) Die deutschen Tischr. Erl. A. 60, 155, Förstem. u. D. III, 150: „Er ist der 

üsste Bösewicht, es ist ihm zu viel auf einen Bissen. Wie der Teufel sagte: Du 

eisst Petrus, an S. Peterstage genennet, cin Peter ist dein Pathe, hast krause Här, 


bist wünderlich. Es ist ihm zu viel; krause Hir, krause Sinn(!)'. Ganz ähnlich 
auch die lat. Aufz. Bindseil colloq. IIl, 228, Rebenst. II, 645. 


920. 


Der nicht krausze har hatt, ducat uxorem, Er wird dennoch 
wol krausze sinne krigen vnd dazu wol vergehen, Den es 
wird heissen, wie sie wil, Qui ducit uxorem, der verleurt seine 
beste tage, Die Pfaffen haben biszher die besten tage gehabt, 
Nu bekomen sie yhre frawen.!) 

|) Dagegen bieten die spät. Aufzeich. (vgl. n. 919) Folgendes: „Da sprach 
M. V., Ich hab wol krause Sinn, aber nicht krause Hür. Darauf antwortet D. Martin 
‚Nehmet ein Weib, so werden die krausen Sinn wol vergehen; als denn wirds 


(eissen, wie sie will! Wenn einer gefreiet hat, su verleurt er die besten Tage. Die 
Pfaffen haben bisher die besten Tage gehabt, nu aber uberkomen sie die sauren". 


921. 

Multi doctiores fiunt magis improbitate studij et laborum quam 
bonitate ingenij. 

922. 

Judicium aurium est delicatissimum !) et longe certius iudieat 
quam palatus de sapore, Auditus enim post visum est subtilissimus 
sensus, Oculus citissime omnia potest capere et comprehendere, Quo 
tardiores sunt sensus, eo viciniores sunt objeetis.?) Et sie se conse- 
quuntur: primo taetus, 2 gustus, 3 olfaetus, 4 auditus, [340]. 
5 visus. 

1) = Ein höchst zartes, feines. 2) Luther will sagen „Je näher die Sinne 
der sinnlichen Erscheinung sind, um so weniger scharf sind sie“. Daraus ergiebt 


sich in Bezug auf die Schärfe der Sinne folgende Stufenfolge: Gefühl, Geschmack. 
Geruch, Gehör, Gesicht. 


923. 
Deus omnia suis dat somno!), quod videtur in Carolo, Er mus 
eiu gutten Engel haben, Caeterum Ferdinandus omnia facit per 
sapientiam, et ei evaneseunt omnia, etiam quae in manibus habet.") 


1) Vulg. „Cum dederit dilectis suis somnum". Psalm 127, 2. 2) Ab- 
weichend Erl A. 61, 36%, Förstem. u. B. IV, 213, Bindseil colloq. II, 323. 


924. 
Mahomet, id est desiderabilis.!) 
1) Bedeutet vielmehr „laudabilis“. 





925. 

Juristae eum caussas agere volunt conscientia: 
sunt, Si duobus annis in iure studerem, doctior sine d 
est D. C.'), quia de rebus acturus essem, ipse de voe: 

1) Nach den lat. Tischr. ist (ment Dr. Melchior Kli 
Kanzler, dann Prof. der Rechte in Wittenb: und Mansfeldis 
Erl. A. 62, 219, Fürstem. u. B. IV, 483, Bindseil colloq. I, 288, R« 


926. 

Lectio Juristarum placet mihi, sed applicatio !) 
Textus iurium?) ist nichts den Nisi, das mus in 
eaussis stehen, Theologia non versatur in dem Nis 
Mathematico.) Juristae bedurffen Theologorum pat 
Theologi yhre suffragia!) Si autem invicem morde 
samuntar.) 

1) Der Sinn scheint zu sein „Die Theorie der Juristen gef 
aber die Art und Weise ihrer Praxis“. „Applicatio“ auch n. 527 
Stelle stehende Compendium kann auch mit iuristarumm aufge 
in Christo. Vgl n. 489, 232. 4) = Urteile, Gutachten. 5) 
Inhalt vgl. n. 432. Achnlich die lat. Tischr. Bindseil colloq. I, 2 
Ahmeichend und mit Znsätzen die deutsch. Tischr. Erl. A. 62, 


927. 

Vellem mihi dari unum Juristam, euius finis esi 
Omnes lueri et quaestus Caussa student. Omnes au 
Imperia coguntur obedire Juristis, Esto ?, quod nobis 
bus et in particularibus ?), tamen universalia *) servar 
Theologis resistitur, tamen ipsum verbum manet.) 

1) = Dem es um die Rechtswissenschaft als solcher zu ! 
sein, dass ff. 3) = In einzelnen und besonderen Füllen. 
ist resistant aus dem Vorigen in d. Hdschr. noch einmal 
wiederholt. —4) sc. in iure. Luther meint wohl das gemeine 
ähnlich Bindseil colloq. I, 288, Rebenst. I, 1395. Weltliufüg ı 
Sitzen die deutsch. Tischr. Erl A. 62, 220, Fürstem. u. B. IV, 4 


928. 

Theologorum authoritas est deijeere posse e 
et veniente verbo, cedit Moses et Romanum imperii 
subiecti sunt Legibus, Moses enim dicit, Secundum 
At Leges subiectae sunt verbo Deis) 


„Abweichend haben die spät. Aufzeich. den ersten Sat 
„Iheologorum authoritas est posse obscurare universalia in i 
aufheben und niedersetzen“ (Rebenst. ,sustollere(?) et depoi 
„Der Theologen Autorität und Gewalt stehet in dem, dass sie 
ala, was gemein ist und alles angehet, verdunkeln; denn si 
und niedersitzen(?)“ ff. Nach Cordatus Lesart, welche einfacl 


gliche zu sein scheint, will Luther sagen „den Theologen ist die Macht ver- 
valles beseitigen und wieder aufrichten zu können. Denn dem Worte Gottes, 
n Vertreter sio hier auf Erden sind, ist alles unterthan, also auch das Recht 
die Gesetze". 2) D. h. das römische Recht. 3) Vgl. Erl. A. 62, 220, 221, 
em. u. B. IV, 454, Bindseil colloq. I, 288, Rebenst. I, 139». 


929. 


Leges Persarum et Graecorum abolitae sunt, Romanae 
ue parum palpitant, Nam eadente Monarchia etiam Leges 
int, Si ergo Juristae possunt dare et stabilire regna et 
eria, possunt etiam stabilire sua Jura et mores, Rebus 
1» eadentibus cadunt etiam vocabula, Satana cessante 
|, cessant et mores eius, Ridendus igitur esset, qui vellet 
ialem, quae uxor viri faeta est, ligare monialium iure, 
uribus utimur praesentibus tanquam nummis!), et qui 
»gatorum iurium meminit, similis est illi, qui hoe tempore 
"peret die langen spis?) an den schuhen.) 


1) Luther meint „ebenso wie die im Umlauf befindlichen Münzen, so gelten 
mur die Gesetze fir uns, die nicht ausser Kraft gesetzt sind“. —'2) Die wn- 
ischen und auffälligen Schnabelschuhe hielten sich etwa bis 1490, wo man zum 
n Extrem, dem broiton, entenschnabelförmigen Schuh überging. Dor Zusammen- 
ist folgender: ,Wer nach Gesetzen leben will, dio ausser Kraft gesctzt sind, 
»m Manne gleich, der eine liüngst untergegangene Mode tadeln zu mlissen 
t. 3) Ganz abweichend nach Form und Inhalt allo spät. Aufzeich. 
wiederum charakteristisch für die Art und Wei wie die ur- 
agliche Fassung der Worte Luthers oft entetellt iet, Man wel 
folgende Aufzeich. der lat. Tischr. bei Bindseil I, 250, Rebenst. I, 1395, 140*: 
ss Persarum et Graecorum abolitae sunt, Romanae adhuc parum pendent. 
ite enim Monarchia cadent etiam Leges, ipsi non possunt iudicare se- 
ium Leges cadente Imperio. Domini Juristae date nobis() in- 
2, fune stabuntLegos ubi autom cecidorint res, cadent ot voca- 
. Cum imperio cadunt leges et mores. Si quis uxorem meam() 
*t logibus monialium ligare, ridendus esset, quia nunc ost mater- 
lias. Es heisst: utere praesentibus verbis() tanquam nummis. 
nplum, wan ich itzt wolt die spitzigen schuh straffen, die nu 
ier im gobrauch soin, essem ridendus. Die deutschen Tischr. dem Inhalte 
ganz ähnlich, nur noch weitläuftiger und mit mehreren Zusätzen. Vgl. Erl A. 
!t, Fürstem, u. B. IV, 454. Die n. 925—929 gehören zusammen. 


930. 


Anno aetatis meae 21 promotus sum in Magistrum, 
n Doctorem.) 


1) Vgl. Bindseil colloq. III, 156 und n. 692 nebst Noten. 














931. 


Praedieatores nullius pretij sunt in mundo, et tamen mundus 
potest eis carere. Nam quamdiu mors regnat, praedieatorum opus 
ıecessarium, et in morte begeren sie!) vnser, Et si mors nulla 
; neque ego praedieatorem respicerem, Den sie konnen nichts 
ers den die leute schelten, Sed pertinent ad mortem mores 
nnia quae sunt Conseientiarum.?) 


1) — Die Leute nämlich. 2) Der Sinn scheint zu sein: „Das Schelten ist 
nötig, denn beim Tode kommt es darauf an, wie man gelebt hat und wie es 








air dom Gewissen bestellt ist“. Mit abweichendem Schlusse Erl. A. 59, 
v. B. II, 432. 


932. 


Doctor Mutz!) nullum eredidit Deum esse, Tandeı 
pertatem desperans veneno se ipsum interfecit 
se reliquit librum de sua Religione, quem vi 
10n0 audebat prodere?), Quin et Erasmus vult suam 
se relinquere, quam vivens non audet confiteri, Tales seiunt 
non volunt, Nebulones sunt, qui sua sapientia omnia vc 
vnd meinen, wen Gott were, er wurde wol ein a 
machen, die frumer were. Sed Deus noster wird d 
in jhene welt, Iste mundus Deo tantum est ein vort 
zu dieser*) welt, Das gerust reist man ein, w 
bereit ist, Pynsel vnd farbe bedarff der mal: 
das bilde gemacht hatt, Alszo ist diesze welt e 
reytung zur andern.) 


1) Die lat. "'ischr. Doctor Muth, die deutsch. Er. Carl v. : 
meint ist der berühmte Humanist Conrad Muth, genannt Muti: 
seit 1503 Kanonikus in Gotha. 2) Er starb 1526 im grössten Elend 
vbigen Notiz hätte er sich also vergiftet. Ilierlüber habe ich 
aufinden können. 3) Mutianus, eine‘ Zeit lang das Haupt der ji 
nisten, der Luthers erstes Auftroten freudig begriüsst hatte, sich 
kühler gegen ihn verhielt, hat, im Gegensatz zu der obigen Notiz. so w 
ist, ein Werk, worin er seine Ansichten über die Reli 
gelegt hätte, nicht hinterlassen. Er äusserte selbst (vi 
d.d. V. 11,25), Sokrates und Christus hätten auch nichts Schri! 
Wohl aber besitzen wir eine wichtige Briefsammlung dess, die 
dem Titel „Supplementum Historiae Gothanae primum Conradi Mutiani 
etc. complectens. Jenae 1701“ herausgegeben hat. Mutianus war lii 
dem Christentume ganz zerfallen. Später wandte er sich jedoch der 
zu. Nach Kurtz, Kirchengesch. 6. Aufl. S. 397 schrieb er kurz vor sei 
Bekenntnis nieder „Multa scit rusticus, quae philosoph 
tus vero pro nobis mortuus est, qui est vita nostr: 
me eredo*. Nach Kampsehulte „die Universität Erfurt in 
nis zu dem Humanismus und d. Reform. 11) 229 fl.“ sollen seine letz! 
wesen sein: „Christus blicke barmherzig herab auf Deinen Diener, 1 
schche“. — 4) Lies „zu jener welt“. Vyl. d. Schluss d. Abs. — 5) 
bau fertig ist. Mittelh. der und das bil (bo Weigand ], 153. 6 
spät. Tischr, namentlich die deutschen in der ersten H 
abweichend, wo z. B. alles, was oben von M 
Luther bezogen d. Ausserdem finden sich vi 
anzugeben, würde viel zu weit führen. Vgl. Erl. A. 62, 3 
IV, com, 601, Bindseil I, 267, 20s, Rebenst. I, i595. 







































933. 

Das vorteil Haben wir, das vnser gebett 
hortt wird, Si enim non auditur seeundum nostram voli 
litur tamen seeundum voluntatem Dei, quae melior est no 
*tirem, meam orationem audiri, 820 bettet der teuffel 
stette.!) 

. 1) Die deutsch. 'Tischr. beginnen diesen Abs. folgendermassen : 
hie, sprach D. M. Luther, in Kindesnöthen lag und mit dem Tode 


ich mit ihr in so grossem Herzleid, tröstet sie und bat Gott mit ihr 
Kraft, Stärke und Macht verleihen. Den Vortheil haben wir, da: 








238 


allezeit erhürt sei;“ ff. Vgl. Erl. A. 59, 23, Fürstem. u. B. II, 246. Ganz iha- 
lich Bindseil colloq. II, 184, Rebenst. II, 130^. 


934. 


Non est opus, ut Deus me semper audiat seeundum voluntatem 
meam, den er were mein gefangener [344], et quare exaudiret 
nos praecantes, wen ers besser weis?!) 


1) Die deutsch. Tischr. „Gott aber weis wol, wie und wenn er uns erhüren 
soll; denn wenn ers allzeit sollt machen, wie wirs gerne wollten haben, so wäre 
er unser Gefangener und hätte mir das Weib auch mtissen wiedergeben; 
aber er wusste es besser. Er hat unser Gebet also erhört, dass mirs die gute 
Frau in jenem Leben danken wird. Der Teufel muss auch bisweilen 
ein Kindlin und Mutter erwürgen, da ihr dagegen flinfzig geborn 
werden! Vgl Erl. A. 59, 24, Fürstem. u. B. II, 246, 247. Ganz ähnlich Bindseil 
eolloq. Il, 185, Rebenst. II, 130*. Vgl. n. 933. 


935. 


Qui baptizaverunt partem pueri apparentem, ex Ar.!) erra- 
verunt, qui dixit, totam animam esse in corpore et qualibet eius parte, 
Si aliqua deesset, puer Deo relinquendus est Verum quiequid eon- 
venit ad balneum, eonvenit ad Baptismum.?) 


1) = Aristotele. 2) Vgl in Bezug auf den Inhalt Luther in mehreren 
Briefen an den Magister Leonhard Beier, Pfarrer in Zwickau vom 6. Dec. 1533, 
21. Febr. 1534, 27. Jan. 1539. Vgl. de Wette IV, 492, 505, V, 145. Die spät. Tischr. 
mit einer Reihe von Zusätzen Erl. A. 59, 46, Fürstem. u. B. II, 263, 264, Bindseil 
colloq. II, 195, Rebenst. II, 130». 


936. 

Ich wil vnser hergott ein guten!) sunder lyuern?.) 
quia esto, quod non sim opere ipso adulter?) tamen es hatt mir 
offt an guten willen dazu nicht gefhelet, Alszo bin ieh 
offtmals erzurnt, Fur non sum, sed Hab ich doch alles ge- 
Stolen, was ich furm Euangelium?) gefressen Habe vnd ge- 
soffen, Wo sind noch mein schone tugent, Da ich 15 Jar 
habe Messe gehalten), vnd itz ehe zehen mal sterben 
wolt, den ein Messe halten pro defunctis? 


1) = Ich wil unserm Herrgott einen vollkommenen, ehrlichen Sünder fl. 
2) So hat die Hdschr. Vielleicht für livern = liefern, hier im Sinne von tiber- 
liefern, in die Hände geben, Gottes Gnade libergeben. 3) = Weil, 
mag es sein, dass ich in Wirklichkeit kein adulter bin, es mir gleich- 
wohl oft an gutem Willen dazu nicht gefehlt hat. So sehr hat man 
mich oft erzürnt. Diese Worte können auf verschiedene Weise erklärt werden. 
Die einfachste Erklärung, welche auch ans Folgende sich am besten anschliesst, ist 
„Ich bin kein Fälscher (nämlich der reinen Lehre; adulter kann jeder Fälscher 
oder Betriiger heissen), wiewohl ich manchmal Lust dazu gehabt habe. So sehr 
haben mich meine Widersacher oft erzürnt, dass ich nicht selten auf dem Punkte 
war nachzugeben, und so der Wahrheit abtrlinnig zu werden". 4) = Vordew 
Evangelium. Luther scheint mit „gestolen, gefressen, gesoffen“ auf die Bettel- 
orden oder auf die coena Domini im Papsttum hinzuweisen. 5) Vgl. n. 414 
nebst Noten. Luthers Priesterweihe erfolgte den 15. Mai 1507, seine Schrift „de 
abroganda Missa“ 1522. Er hat also 15 Jahre lang Messe gelesen. 


937. 
D. G.!?) eapitur optimis seriptis Papae, Cardinalis?), Regis 





Franeiae, Angliae ete, et per ambitionem adeo inflat 
[345] Deum ipsorum se putet esse, Heist vnser lere n 
quasi omnis novitas sit reijeienda, et ipsa non est novitas, 
Ernst von Schonneberck?) factus est ein kremer 
ein newiekeit, Homo plane Rusticus?), Imo sine cessa 
er ehre vnd gut nach*) vnd holet schande dafu 
dem Frisland‘) 


1) Dux Georgius. 2) Cardinal Nicolaus von Schönberg 
manns Note zu Lauterbachs Tagebuch p.92, wo ein Stlick aus eine 
Briefe dieses Cardinals an Herzog Georg mitgeteilt ist (März 1524). 
war der bekannte Antonius von Sch, der bei Herzog G. in Ung 
dann in die Dienste seines Bruders Heinrich in Freiberg trat. 3) Ein 
weitverbreiteten Meissnischen Geschlechte derer „vun Schünberg 
zählt im Index I über 20 Mitglieder desselben auf) gehüriger Ernst 
wird auch Bindseil colloq. I, 414, Rebenst. I, 224% erwähnt. Dagege 
Ernst von Schönburg (Seckendorf „Ernestus, Dynasta Sc 
der 1526 die Evangelischen verfolgt, 1528 in Herzog Georgs Auftr 

Processe Teil nimmt, 1533 aber selbst zu den Protestanten 
Seckendorf II, $ 19 add. a, II, 8 35, 12, III, 8 25, 7) mit dem vorhin G 
identisch zu sein. 4) Vielleicht bezieht sich diese Bemerkung auf 
seil und Rebenst. an der vorhin citierten Stelle iüberlieferte Erzählun 
wir erfahren, wie Ernst von Schünberg mit Bückern, die zur 
Theuerüng (in der ersten Hälfte d. J. 1531. Die Ernte dieses Ja 
eine reiche. Vgl. Cord. n. 328) das Brot um schnöden Gewinn: 
klein backten, verfahren ist. 5) sc. est Dux Georgius. 6) 
nach Ehre nnd Gut. Er will meint Luther, besonders die Ehre | 
schützer des alten Glaubens zu sein. Von Georgs Geiz ist üfter d 
1.B. Bindseil colloq. II, 159, I, 327, 333, 253 ff. 7) Die friosischi 
West- und Ostfriesland) standen selbst zu Karl dem } 

urgund in einem lockoren Abhängigkeitsverhältnisse. 
kamen sio an Maximilian I. Dieser belehnte Sachsen-! 
chaften westlich von der Ems. Als nun das 
in den Besitz dieser Gegenden und besonders c 
Üstfrieslands setzen wollte, schlug diesesim blutigen K 
der Anführung eines Führers aus dem alten Häuptlings; 
der Ciresena die Angreifer zurück. Herzog Georg ga 
unrühmlichen Kampf auf und verkaufte 1513 seine Anspt 
friesischen Grafschaften an den jungen Carl d. V. v. Span 
Krieg, in welchem Herzog Georg 1512 seinen bekannten 
lofnarren, der auch bei der Leipziger Disputation zu 
kennen lernte und mit nach Sachsen brachte, ist auc 
Luther ein Gegenstand des Spottes. So heisst es Cordatus | 
lllezog Georg) wird so vil am yhn gewinnon (an Cochlacı 
Friesland, ta trug er ein narren in seinem wambs hin eii 
*in narren Pastor mit namen heraus". 




















988. 


Der pisz Adam im apffl ist ein sehwerer bi 
de qno etiam nos dieere possimus, Pres!) nostri com.) uv 
ete. Ideo bene dixit der Klaus Narr?), Das Vngluek 
mein maul, das es 820 genneschigek?) ist gewesen 


1) = Patres oder Parentes. 2) — Comederunt. Vgl. Ezechiel 
tomederunt uvam acerbam, ct dentes filiorum obstupeseunt*. — 3 
4) Sinn: Das Unglück gebe mir z. Strafe Bitteres in Fülle z. kosten 
näschig, nüschig für naschhaft. 6) Die deutsch. Tischr. mit 


sonst ähnlich. Vgl. Erl A. 57, 248, Fürstem. u. B. 1,191. In den lat. 








240 


939. 


Dux G.!) est acintilla, et totus mundus?) fomes®), Imo faeile potest 
fieri ineendium, si non oraverimus, Anno 32 D. Michaelis‘) expulit 
14 Cives ex Lypsia et 11 ex Oskitz5) propter Euangelium, qui omnes 
eum maxima laeticia abierunt.*) 

1) Dux Georgius. — 2) Sinn: H. G. ist der Funke, u. d. Zunder ist d. 
ganze Welt. 3) — Zunder. 4) Also den 29. September 1532. 5)— 


Oschatz im Königreich Sachsen. 6) Vgl. Cordatus p. 439. Köstlin II, 311, 664. 
Obiges scheint Ende 1532 oder im Anfange d. J. 1533 gesprochen zu sein. 


940. 


Jaeta euram tuam [846] super Deum!), Ego feci testa- 
mentum cum Deo, et ipse me agnoseit pro praedicatore suo, 
alet me quoque et liberos meos, Ego enim post mortem vxoris 
domui praeesse non potero, neque ipsa quoque eidem prae- 
esse poterit post mortem meam etc. Qui autem vivit in aeter- 
num dives et omnia potens, is faciet pro me omnia. 


1) 1. Petr. 5, 7. 


941. 


Deum mirabilem esse artifieem, si alias non possemus!), certe 
ex tam multieolore forna avium videremus. Ä 


1) sc. videre. 


942. 


Rustieorum inobedientia est ineffabilis, Ideo acerrime cogi debe- 
rent imperijs et legibus, Vnd were nieht gut, das das fronen ab 
were gangen!) Der teuffel kund on das der pauren genissen. 
wen sie es nicht mussen thun.?) 


1) — gegangen. 2) In Bezug auf den Gedanken vgl.n.315. Sinn: ,Wenn 
in Folge des Bauernaufstandes die Frohndienste aufgehoben wären, so wäre das 
nicht gut. Denn, wenn d. Frohnen auch aufgehoben ist — der Teufel holt die 
Bauern doch! 


043. 


Vngarum !) sollen die Hispani?) rauffen, aueh Germaniam, 
quae superbior est quam convenit, Vngaria bis defecit a fide?), 5i 
tertio *) recesserit, non redibit iterum.) 


1) Vngariam? 2) Unter den kaiserlichen Truppen, die im Herbst des 
Jahres 1532 mit dem Reichsheere vereinigt gegen Soliman zogen, befand sich 
auch (vgl. Lebensbeschreibung Sehürtlins v. Burtenbach 32) eine starke Schar 
spaniseher Reiter und Fussvolks. Diese Truppen, sowio ein Contingent italie- 
nischer Sóldner, ferner püpstliche Hiilfsvülker unter Hippolit v. Medici, die 
Papst Clemens VII. dem Kaiser gesandt hatte, machten sich tiberall, wohin sie kamen. 
durch Grausamkeit und Zigellosigkeit einen gefürchteten Namen, so dass sie zur 
wahren Landplage wurden. Vgl. n. 996. 3) Nach dem Tode Stephans des Hei- 
ligen im J. 1038 machte das Heidentum in Un 1045 und 1061 zwei energische 

ersuche zu seiner Restitution, die indessen ohne Erfolg waren. Dies hat Luther 
vielleicht im Auge. Vgl. Mailäth, Gesch. d. Ungarn I, S. 61 ff, 69. 4) D. h. wenn 
Vngarn in den Hünden der Türken bleiben wird. 5) Vgl. Erl. A. 62, 384, Fürstem. 
u. B. IV, 636 (Ende d. S.), Bindseil colloq. I, 399, Rebenst. I, 2102. 











944. 


Turea non est princeps, sed Latro [347] vastans « 
aueh wol ein schlechter!) Edelman kunt, Jurat « 
utrumque pro sua utilitate.?) 


1) = einfacher, gewöhnlicher. 2) Die deutschen Tischr. abı 
weitläuftig: „Dies ist ein wunderbarlicher, und gar unsers Herr Got 
den Türken, deun er ist ein unzüchtiger, schündlicher Mörder, der zuv 
hatte, in einem Jahr nicht wieder in Deutschland zu kommen; der ist nt 
hat den Mahomet seine Panier lassen weihen, und ist schündlich gefloh 
reliche That geilbt, keine Stadt, erobert, Mur geplindert und gebm 
Lande, welches ein schlechter Edelmann wohl thun könnte“. Ganz 
die lat. Tischr. Vgl. Erl. A. 62, 353, Fürstem. u. B. IV, 636, Bindseil 
Rebenst. I, 210°. 


945. 

Seripturis et pieturis sese tutum reddere ab ai 
quentissimum est Tureis, Tartaris et omnibus gentibus, 
tandem pervenit?) ad Christianos, Et Maximilianus vak 
3083) fuit in re militari. Gentes in periculis mactaverunt eti 
sima4), Cuius rei caussa est, quod nesciunt quidquam de 
tione, die der Christen fortl*) sind.) 


1) = Durch Zauberformeln (Amulets, he Zettel) u 
zeichen (Talismane?) sich fest zu machen ff. ther meint wo 
sehr gebräuchlichen geschriebenen Wundsegen. 2) Schon im 
16. Jahrh. war die aus dem Oriente stammende Kunst sich fest zu ms 
deutschen Landsknechten unter Maximilian, Frundsberg und 
Schürtlin v. Burtenbach ff. ganz bekannt. Spiter wird diese K 
die Passauer Kunst genannt. Sie ist nämlich keinesweges erst i 
li. Jabrh. unter den Söldnern des Bischofs pold v. aufge 
wird die Vermutung richtig sein, dass der Name Passauer eine | 
aus Pessulantes (— Charakteristiker). Vgl. darüber G. Freitag, 
deutsch. Vergangenh. III, 3.78. 3) Lies superstitiosus. Vgl dei 
Abs. 4) Luther hat Fälle im Auge wie die Opferung der Iphigeni 
memnon ff Dagegen haben die spät. Tischr. „Kaiser Maximilian ı 
händeln sehr abergläubisch gewesen sein; in Fährlichkeiten tl 
Gelübde und schlachtete, was ihm am ersten begegnet 
vonihm agerem Vnd erzählete D. M. ein Historien von einem Tar 
einem solchen Unsinn über Maximilian ist gottlob sonst 
kannt. 5) — Vorteil. 2 Die spät. Tischr. beginnen den Ab: 
also: „Herr Bernhard von Mila (die lat. Milo), Ritter und ls 
Wittenberg, schickte D. M. eine lange Zettel in einander gewickel 
wünderliche, seltsame, und abergliubische Zeichen waren wider alle 
Da sprach der Doctor „Diese Superstition und Zäuberei ist sehr ge 
Tartern“ ff. Ganz ähnlich auch die lat. Aufz. Vgl. Erl. A. 57, 377, : 
v, B. I, 293, Bindseil colloq. I, 188, Rebenst. I, 1015. Auch sonst spric 
über die Kunst sich fest zu machen aus. Vgl. darüber Freitag, 
deutsch. V. III, 8.76, „Der zehen Gebot gotes aim Schöne nutzlicl 
durch Doctor Mi ın Luther Augustiner 1520“, Epistola M. Lutheri 
Cramnium, An piis Christianis militare liceat, Ob Kriegsleute auch in 
Stande sein können“ 1526. 








940. 

Non tantum superstitiosum sed et stultum fuit votu 
qui suam filiam oecidit post vietoriam, antequam?) spiritus 
eum inruerat?) Aber Got lest seine heiligen narreı 
afuisset pius, qui dixisset ei, Ne occideret filiam, Legem 

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242 


kiam5*) Er®) hetts nicht alszo gemeint, Is liberasset filiam, quem- 


admodum Jonatan liberatus est?) a voto Saulis patris sui.) 


1) Für Jephthae. Die obige Lesart findet sich auch bei Rebenstock nnd 
in der Hallischen Handschrift 2) Lies ante quam, nicht als Conjunktion zu 
fassen. Ergünze victoriam. 3) Judicum 11,29. 4) = den Narren spielen. 
5) — E£nıelxeiav d. h. Milderung des strengen Rechtes unter Berücksichtigung 
von Umständen. 6) — Gott. 7) 1. Sam. 14,45. 8) Vgl. Erl. A. 57, 378, Fürstem. 
u. B. I, 293, Bindseil colloq. I, 189, Rebenst. I, 1025. 


047. 


Historiae veteris Testamenti praeclarissimae sunt [348], sed 
nobis legentibus plane mortuae, Sed fideli vivunt, velut lustoria 
Jepte!) quam tanta miseria sequitur et planetus Virginis trium ?) men- 
sium, qui absque dubio fiunt?) quod moritura erat sine liberis, quod 
est cernere in Anna), Et prudentibus Coniugatis5) dura res est steri- 
litas, quod facile animadvertitur in suavitate, quam pereipimus a liberis 
nostris®), qui sunt suavissimum pignus Coniugij.*) 

N Vgl. n. 946 Note 1. 2) Die spät. Aufz. und die Vulg. sprechen nur von 
zweiM. 3) Verständlicher wäre editi sunt. 4)1.Sam. cap.i. 5) = Für ver- 
ständige Eheleute. 6) — an der Freude, die wir an unsern Kindern haben. 


1) Ganz abweichend und mit Zusätzen Erl. A. 57, 379, Fürstem u. B. 1, 294, 
Bindseil colloq. I, 189, 190, Rebenst. I, 1025. 


048. 


Mira gratia est, Juniores pueros parentibus semper Chariores esse. 
Mein Jungst kind mein groster sehatz, Et necessarius est ille 
affeetus pro his, qui summa eura egent, Qui loqui inceperunt, uteunque 
se possunt eurare!), Infantes eura nostra praecipue indigent, Hine in- 
telhgi potest das hertzpochen Abrahams, cum iret, nt occideret 
unieum filium ete. Er wird der Sara nicht davon gesagt haben. 
Ich wolt werlieh mit Gott disputirn, wen er mir ein solchs 
wolt furlegen.?) 

1) Der Sinn scheint zu sein „Kinder, welche sprechen können, sind immerhin 
(jedesmal) schon mehr im Stande flir sich zu sorgen“. Den Eingang haben die 
lat. Tischr. abweichend also „Infantes iuniores a parentibus semper magis diliguntur, 
Mein Martinelen ist mein liebster Schatz, et tales infantes maxime indigent 
summo parentum affectu et fideli custodia, Hensichen, Lenichen konnen nu 
reden, dürffen solcher sorge nicht so gross. Ideo amor parentum semper 
et simplieiter descendit ad noviter natos. Recensens affectus Abrahae“ etc. Ganz 
ähnlich auch die deutschen Tischr., die noch Paulichen hinzusetzen. 2) Vgl 
Erl. A. 57, 260, auch 61, 276, 61, 266 (die erste Hälfte), Försten:. u. B. I, 200, IV, 131, 
IV, 120, Bindseil colloq. I, 255, III, 207 (Mitte d. S.), Rebenst. I, 135*, II,2v. Vgl. 
schliesslich auch Erl. A. 60, 141, Fürstem. III, 115. 


949. 


Seeundum iudieium rationis Hat sieh Gott veterlicher ge- 
stelt [349] kegen Caipha, Pilato etc, den seinen einigen son, 
den er szo elendlich ermorden lies.!) 

1) Die spät. Tischr. verbinden diesen Abs. mit n. 948. Der Zusammenhang 
wird durch folgende Worte hergestellt „Dixit uxor eius, Ich kans nicht gleuben, 


das gott also solt von iemandes begeren sein kindt tzu würgen. Respondit Mar- 
tinus Lutherus: Credis, quod Deus filium suum erucifigi voluit, nam nihil vebe- 








enius dilexit, guam, hune Alium, et temen eum erueifigi permitt 
iudiciam" ete. Bindseil colloq. T, 225, Rebenst. I, 135^, Erl. } 
Förstem. I, 200, IV, 131. 





950. 

Omnes prophetae faciunt verbalia ex individ 
ralia ex privatis. Et omnes historiae fidei sunt 
tamen ex partieularibus desumptae, Abraham, D 
eandem fidem habent, sed diversam vocationem, Itaqu: 
eurans Logicam a partieulari iustificato Abraham faeit 

1) = Alle Propheten machen aus dem Unteilbaren, (d. h. at 
etwas, was sich durch Worte ausdrücken lässt, also allgemein« 
gemeines aus dem Besonderen. Das soll weiter nichts heissen: 
Allgemeines aus dem Besonderen“. 2) Aufzulösen m 
regulam. Sinn: „Daher kümmert sich Paulus um die Logik | 
macht aus dem Einzelfalle der Rechtfertigung Abrahams eine 3 
Vgl Galat. 3,6 ff. Von „genersles sententiae in icularibus“ 
seil collog. II, 266 in anderm Zusammenh. gesprochen. In Bez 
vgl n. 501. 

951. 

Finis mundi adest, sie ist auff die heffen!) 
etwas wil anfahen, der mags bey zeitten thun, 
dieser welt sind aus, Darumb werden die alten] 
gedacht haben, Herr Gott, ists nu dohin gera 
vnter dem Turcken?, Es wandelt sich alles, Si 
me iam venire in aedes patris mei, Es wurde mit 
ansehen quam olim, Das best, das aus meins va 
ratten ist, ist, das er mich erzogen Hatt, Nequ 
bonum habet Oeconomia quam studiosos alere. 

1) Mittelh. die (der) hepfen — die Hefe. Vgl. Weigand ] 
Welt ist bis auf den Bodensatz gekommen, d. h. mit der We 
Neige", Der Satz ist also eine Paraphrase des ersten „finis munc 
Freuden. 3) Am Ende der Zeile ist in der Handschr. etwas aus 
spit. Tisehr. ergänze man sollen sein. 4) Die spät. Tischr. 
auch der Form nach ganz ähnlich. Doch haben sie den let 
Vgl. Erl. A. 62, 21, Fürstem. u. B. IV, 298, Bindseil colloq. I, 8t 
Der Inbalt des obigen Abs. weist auf den Schluss d 
hin. Vgl. Köstlin II, 290, 291, Cordatus n. 865. 


952. 
Die schrifft ist rein ausgespult!), ut esse 
ler Jungste tag [550] weit sey, etego a medi: 
bilia somnia habui de iudicio extremo, Praes 
eollatum ad ptm?) ist kaum ein hand preit, 
eppliehen?) das am baum hengt) 
1) Scheint zu stehen im Sinne von „vollständig erfüllt“. 
3) = ein noch übrig gebliebene Aepfelchen. Luther will s 
enwärtigen Jahrh. steht vor der ür“. — 4) Abweich« 
item. u. B. IV, 299, Bjndseil colloq. I, 86, Rebenst. I, 49*. 


958. 
Daniel definivit mundum per Monarchias Per: 









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244 . 


eorum et Romanorum, Papa Hatt Romanum Imperium er- 
halten, Der ists S. Johannis letzter trunek!), Der felt yhm 
aueh dahin. In Coelo fiunt multa signa. In terra aedificatio est 
supra omnem modum, item plantatio, thesaurizatio. Artes omnem mo- 
dum nune superant, Ich hoffe, der liebe gott werd es einende 
machen ef non respicere astronomos, qui dieunt, anno 40 rediturum 


aureum seeulum.?) 


1) Johannis Trunk oder Johannissegen heisst im kathol. Deutschland 
der am Feste St. Johannis Evangelistae (27. Dec.) geweihte Wein, den der Priester 
am Altare der Gemeinde mit den Worten reicht „bibe amorem Sancti Johannis in 
nomine patris^ etc. Dieser geweihte Johannistrunk oder Johannissegen wird sowohl 
in der Kirche, von Gemeindemitgliedern, bei Trauungen von dem Brautpaare, als 
auch im Hause bei ernsten und fröhlichen Gelegenheiten getrunken, ja vor weiteren 
Reisen als Schutz und Stürkung. In Folge dieses letzten Gebrauches nimmt das 
Wort Johannistrunk nicht selten die Bedeutung von Abschiedstrunk an. 
Dies bedeutet es auch an unserer Stelle Vgl. Gützinger, Reallex. der deutsch. 
Altert. S. 325. Vgl. auch Wuttke, Volksaberglaube $ 194, Fürstem. u. B. IV, p. 299. 
Note 2. Heinsius, Volkst. Würt. d. d. Spr. II p. 1000. Luther will also sagen 
„Während die übrigen Weltreiche zu Grunde gegangen sind, hat der Papst das 
imperium Romanum (das heilige rümische Reich deutscher Nation) bisher erhalten; 
jetzt aber befindet er sich im letzten Stadium der Auflösung, er sinkt auch dahin. 

ebrigens ist yh m wohl als dat. incommodi zu fassen. 2) Die spät. Tischr. „Ich 
hoffe, der liebe gott wirdts ein Ende machen. Respondit Magister Leonhardus 
Mathematicus (?), Mathematicorum sententiam esse, Anno 40 reversurum aureum 
seculum*. Vgl. Bindseil colloq. I, 86, Rebenst. I, 49», Erl. A. 62, 22, Fürsten. u. 
B. IV, 299. N. 951, 952, 953 bilden eine dem Inhalte nach zusammen- 
hängende Gruppe. Vgl. auch Cord. n. $565, Küstlin II, 290. 


954. 

Ich Habe des lieben!) birs ein ende erlebt, Es ist 
alles zu kovent?) worden, Et rogo [351] Deum omnem eaussam 
eius ?) materialem, formalem, efficientem et finalem vel, si adhuc bra- 
seandum?*) est, Das doch das zehent bier*) geriet, Sie 
haben in zehen Jar die kunst nie konnen finden.) 


1) == Des angenehmen, guten Biers. 2) = Es ist alles zu Dünnbier ge 


worden. Kofent, um 1482 covent = Conventsbier, d. h. Bier, wie es die Kloster- 


brüder genossen zum Unterschiede von dem stárkeren Biere, welches die Oberen in 
den Klöstern tranken. Vgl. Weigand I, 333. 3) = Dass nämlich alles gute Bier zu 
Dünnbier geworden ist. Luther meint, er wolle Gott bitten ihm doch die Gründe dieser 
Erscheinung anzugeben. 4) vel sc. rogo Deum. Vgl.n.442, 891. 5) = Das 
Zehntbier, d.h. das zehntpflichtige Bier. 6) Nur bei Bindseil III, 325 in fol- 

ender abweichenden Form: „Ich habe dies) lieben bieres ein ende erlebet. Es 
ist nu alles zu kofende worden/ et oravi Deum, ut perderet omnes causas. 
materialem, formalem et finalem coctionis, vel si omnino coquenda esset, ut tamen 
das tzehende bier geraten mochte, das nicht eitel kofent daraus 
würde gebrauen, sicut per decennium factum est. 


959. 


Omnes linguae inter se permixtae sunt, quia, cum regiones inter 
ge sint vicinae, mutuatur altera ab altera aliqua voeabula. Bohemica 
lingua pro magna parte Seythica est, Hebrea corrupta post!) Babi- 
lonicam, Et faetum est Ebreis quod Italis,«ui ex Latinolta- 
lieum?) fecerunt, Ita illi consperserunt suam linguam Chaldaica. 
Et lieet nesciam Graece nee Hebraice?), wil ich doch eim 
Graeeo vnd Ebreo zimlieh begegnen.) 





1) Im Sinne von secundum. Die spät. Tischr. „post capti: 
niam". — 2) — das Italienische.” 3) Für Graocum nec Hebrai 
uminze loqui Vgl n.957. 4) Abweichend Bindseil I, 263, R. 
Erl. A. 62, 313, Fürstem. u. B. IV, 569. 


956. 

Linguae per se non faciunt Theologum, sed sun 
Oportet enim ante rem scire quam linguae illam possu 
Etego communem quandam Linguam scio, etn 
tam, Ideo intelligi possum in Inferiori et Supt 
mania, Ich rede nach der Sechsischen Cantzlei 
tuantar!) omnes [352] Principes Germaniae. Ma: 
et Fridericus?) totum Imperium ita ad certam formam 
duxerunt, Haben alle sprache alszo in einander 

I) = welche zum Gebrauche entlehnen. Die spät. Tischr. „qua 


2) Maximilian I. und Friedrich der Weise. 3) Mit Zusätzen, sonst 
$2,313, Fürstem. u. B. IV, 569, Bindseil colloq. I, 263, Rebenst. I, 18 


957. 

Campanus iuvenis et inexereitatus ineidit in has 
imo quod putat, se plus graece scire quam Lutherum a 
num, Non sensit ullam luctam, et tamen gloriatur de pl 
iactat, se elarius exprimere divinitatem quam Joannes, « 
mendacem, quod infirmam fidem doceo, qui!) in dies deb 
procedere luctis.?) 

1) Lies que — quae. 2) Weitläuftiger Erl. A. 61, 5, Förste: 
(Ende d. S.), Bindseil colloq. II, 25, Rebenst. Il, 31*. Von Campanı 
1107, 1115, 112, 125, 129, (31, 762, 959, 959 ff 


958. 


Campanus definit Christianum a perfectione sane 
antem dico, Christianum esse miserabilem peccatorem, af 
desiderijs, subieetum pravis affectibus, Sieut Paulus era: 
bat in Epaphrodito2), Campanus autem homines 
ut Stoiei, Si ego talis essem, wolt ich mich bald 
lassen teuffen.) 

1) = Campanus setzt den Begriff eines Christen fest. nach sei 
in der Heiligung d.h. er erklärt bestimmt, der wahre Christ 

kommener Heiliger. 2) Vgl. Philipp. 2, 25, 4, 18. An dei 
heisst es: „Necessarlum autem existimavi Epaphroditum fratrem ei 
et commilitonem meum, vestrum autem apostolum et ministrum 

sitatis mittere ad vos“ (Vulg). 3) Die spät. Tischr. ganz abwoicl 
A. 61,5 (Ende der S), Fürstem. u. B. III, 344, Bindseil II, 25, Reber 





959. 
Si adeo certi et plerophorei possemus esse, ut Cam] 
loquitur de Christianis, wolt ich nicht ein Heller | 
die predigt vnd Saerament.') 


1) Abweichend Erl. A. 61, 6, Fürstem. u. B. III, 344, Bindsei 
Rebenst. IL, 315. N. 957, 958, 959 gehören zusammen. 








246 


960. 

Duae Caussae faciunt monaehum, Impacientia et desperatio, 
Vident enim aliquem errorem in mundo, quem putant tolli posse !), sed 
extremam illam maliciam ?) mundi desperant tollerare, Id ?) fugiunt mun- 
dum et dicunt, Die welt ist zu bosgze.*) 

1) Die spät. Tischr. „quia vident errorem in mundo adhuc tolerandum“. 2) Die 
spät. Tischr. „extremam mundi perniciem". 3) Lies Ideo (aus „id:“). 4) Die 
deutsch. Tischr. abweichend „Driümb flohen sie die welt. Denn es ist die Welt zu 


grundböse, sprach D. Martin“ ff. Vgl. Erl. A. 60, 332, Förstem. u. B. III, 256, Bind- 
seil colloq. I, 124, Rebenst. I, 68". 


961. 


Ingratitudo et vanitas mundi exprimi non potest, Antequam no- 
vum Testamentum esset translatum, omnes cupiebant transferri, Trans- 
lato illo !), diligebant 4 wochen, et eupiebant transferri vetus?), Das 
weret auch vier wochen, et Psalterium?) auch vier wochen, 
Translatus Ecclesiasticus, der itzt viel muhe macht‘), 
wird auch vier wochen gelten, Et deinde aliquod novum eupiet 
vulgus, donee incidat in aliquem errorem.*) 

1) 1522. 2) Als erster Teil erschienen 1523 die 5 Blicher Mosis, anfangs 
1524 als zweiter Teil die Geschichtsbticher von Josua bis Esther. 3) Die Psalmen 
erschienen gesondert vor der Ausgabe des dritten T'eiles des alten Testam. (die 
übrigen alttest. Schriften mit Ausnahme der Apokryphen) noch 1524, zweite Ausg. 
1528, Summarien ilber den Psalter und Ursach des Dolmetschens 1533. 4) Mit der 
Uebersetzung der alttestam. Apokryphon beendete Luther die Uebersetzung der 
Bibel. Die erste Gesamtausgabe erschien dann 1534 bei Hans Lufft in Wittenberg. 
Das Buch Jesus Sirach erschien Ende 1533. Wenn es also oben heisst: ,die 
Uebersetzung des Jesus Sirach, der jetzt viel Mühe macht“, so ist 
anzunehmen, dass Luther obige Worte 1533 gesprochen hat. 5) Die spät. Tischr. 
abweichend. Vgl. Erl A. 57, 361, Fürst. u. B. I, 280, Bind. colloq. I, 173, 174, Reb. 
I, 938. Ueber Bibelübersetzung n. 487, 770, 775, 963, 976—982, 995—998 ff. 


962. 
Liber Eeeclesiastieus est plane Oeconomieus, Sie Eecele- 
siastes politicus, Es ist Hausreeht vnd stadrecht.!) 


1) Fast wörtlich ebenso Bindseil colloq. I, 174, Rebenst. I, 935. Vgl. ferner 
Erl. A. 57, 362, Förstem. u. B. I, 281. 


963. 


.Bibliam transferre [354] magnus labor est. Et licet multum 
olei insumpserimus in hoe labore, tamen erunt, die es besser wollen 
machen, Carpent me in uno vocabulo, quos reijeere possem in cen- 
tum!) si ipsi verterent, Illi daturus sum 50 florenos, qui apte vertent 
72 et 73 psalmos?) si tamen nostra translatione usus non fuerit.5) 

1) sc. vocabulis. 2) Die lat. Tischr. haben unverständlich: „si quis mihi 
potest versus 72 et 73(!) tantum apte vertere, huie dabo 50 fl.* Nach Cor 
datus ist der Sinn: „Wenn mir einer die l'salmen 72 und 73 passend über- 


setzen kann“ ff. 3) Im Einzelnen abweichend Bindseil colloq. II, 213, Reben- 
stock II, 198*. 


Md 


964. 
Mulieres cum sint glaciales!), uxor mea peeeat contra 





regulam tota nune aestuans in infirmitate su 
ein arms Ding vmb ein weib, Hoc tamen excellit, si 
Generare enim dei Donum est, Imo Jacob dicit, Illos 
suos, quos illi Deus beschert hatt?), et imo Coniugiun 
henedietio Dominj, Gott hatt sein „Benedieite“‘) da 
sproehen, Das sihet die Welt nieht, Imo videt t 
sias in Coniugio, Darumb spricht die welt kein „( 
illud „Benedieite“ Dei.) 


1) = Wiewohl die Weiber sonst kaltes Blut haben. 2) = So ma 
Frau, da sie in ihrem Krankheitszustande ganz fieberheiss ist, jetzt ı 
von der Regel. 3) Gen. 33,5. 4) Gen. 1,25. 3) Der Eingany 
deutsch. Tischr. Die lat. haben ihn abweichend also: „Vxor Doctoris 
infirmabatur, ad quam Lutherus: Liebe Kethe, stirb mir Ja ni 
se pont regulam. Mulieres cuim esse pi iales, illum autem ae 
quif. Ngl. rl A. 6i, 126, Fürstem. u, B. IV, 44, Bindseil collog. I 
1l, 162« (der in der Form jedoch abweicht), Im Jahre 1540 Jag Luth 
ind schwer an einer Krankheit, wahrscheinlich in Folge einer Fehlg« 
Nur langsam erholte sie sich. „Ketha mea, schreibt Luther selbst daril 
1510 an Lauterbach, ex vera morte miraculose valde resurrexit 
wanibus, discens ambulare“. De Wette V,271. Diese Krankheit k 
gemeint sein, da erstens von einer so langen und tütlichen Erkrank 
ist nicht — gravissimus morbus) hier nicht die Rede ist. zweitens F 
an der eben citierten Stelle nur Ap „uxor Doctoris Lutheri vesperi 
(d.h. sie wurde eines Abends kran P drittens schliesslich Cordatus A 
wit 1537 abschliessen. Es scheint daher von einem plötzlichen, hefti 
übergehenden Unwohlsein die Rede zu sein, über welches wir nic) 
unterrichtet sind. 















965. 

Vxor in sacris literis dieitur Deliciae oculorum 
Ebrei dieunt, neminem inveniri, qui reete possit interpreti 
Caput Genesis, Lux enim est totius veteris Testamenti.’) 

. 1) Vgl. Ezech. 24, 16, Ecclesiasticus 26,2. 2) Die deutsch. Tis. 
vierte Kapitel 3) Vgl. Erl. A. 61, 177, Fürstem. u. B. IV, 44, E 
11,347. Rebenstock II, 162% hat nur den ersten Satz bis tuorum. 


966. 
S [Superbiam 
A f Avaritiam 
L [Luxuriam 


Keysersperger!) per literas suas?) ita exponit 
[ss] in praedieatoribus erassum est peccatum et facile ag 
uxuria et Crapula?) sind elend sund, Do einer aui 
die sehnuppen von krigt vnd wehtage hatt, Sed : 
invidia sunt praecipua peeeata, quae maxime nocent et su 
latis oceultari possunt, Sieut Sathan transfigurare se potest 
Lucis et elarum diem 4), ita superbia vult esse probitas et in 
instieiae.®) 

. ,, 1) Die spät. Tischr. D. Kaisersberg. Sollte nach der ob 
vielleicht gemeint sein Wolfgang Severus (Schiefer), 
lischgenosse Luthers von 1539 an), der früher in Wittenb. 


hatte und dann eine Zeitlang Lehrer der Prinzen am H 
gewesen war, diese Stellung aber wegen Hinneigung 











248 


Luthers aufgeben musste? Er war gebürtig, wie angegeben wird, aus Keisers- 
berg im Herzogtum Steiermark, gehörte einst zu Huttens Freunden und 
schrieb im Jahre 1536 an Melanthon einen ausführlichen Brief. Vgl. Seckendorf 
III, 8 74, 1. 2) Diese Worte fehlen in den spät. Tischr. 3) Vgl n. 677. 4) Die 
spät. Tischr. „in ipsum Deum“ oder „in Gott selber“ (. 5) = {n2oc, d.h. Eifer. 
6) Erl. A. 59, 198, Förstem. u. B. II, 379, Bindseil colloq. III, 116. 


967. 


Der Christus wird itzt wol zu predigt!), sed mundus vult 
decipi?) et aversatur veritatem et sequitur mendacia.?) 


1) = zu gepredigt, d.h. d. Menschen verkündigt. 2) Vgl. n. 184 nebst 
Noten. 3) Vgl. Erl. A. 59, 198, Förstem. u. B. II, 379, Bindseil colloq. III, 116. 


968. 


Mira est inventio horologij !) ita certe tempus definientis, 
Si verba facere posset, haberet plane officium humanum.  ' 


! == einer Uhr. Luther meint, wenn cine Uhr sprechen könnte, so würde 
sie vollständig die Dienste eines Menschen vertreten künnen. Alte Uhren- 
inschriften lassen ja oft genug die Uhren sprechen und gleichsam 
als Menschen auftreten. So heisst es an der Uhr am Dome zu Bremen 
„Gressus meos denumerat“, d.h. er zählt alle meine Gänge, Hiob 34, 21. 
In andern Sprüchen tritt die Uhr als Prediger der Vergänglichkeit auf, sie erinnert 
und mahnt an Gott, Tod und ewiges Leben. So heisst es z.B. Si nescis hospes, 
sunt hic oracula Phoebi, Consule! respondent hoc tibi ,disce mori", 
oder ,Hin geht die Zeit, Her kommt der Tod, O Mensch, thu recht, 
Und fürchte Gott! Hierher gehören auch einige kurze, aber schöne Inschr. 
„pereunt, imputantur“ (sie gehen dahin, werden jedoch angerechnet), „Von 
allen eine, ist die deine“ oder „Alleverwundendich, die letzte tötet“. 


969. 


Caesar vere pater Germaniae iterum abiens ad Neapo- 
lim!) strietissimis mandavit literis suis, ut pacem omnes sger- 
vent, Expertus enim est tandem obedientiam Germanorum et [356] 
mendacia Papae, Imo diligenter orandum est pro eo.?) 


1) 1532. Ende dies. Jahr. kam Carl mit Clemens VII. in Bologna zusammen, 
(Febr. 1530 wohl das erste Mal) um über ein allgemeines Concil mit ihm zu ver- 
handeln. Carl wollte nach Neapel, Clemens kam ihm bis Bologna eutgegen. Auf 
diese friedliche Zusammenkunft weist der Zusammenhang hin. Ueber die Gründe, 
welche Clemens VII. bewogen dem Kaiser entgegen zu reisen, sagt Seckendorf III, 
& 11, 2 Folgendes: „Ut tamen summus dissimulandi artifex erat (sc. Clemens VII), 
caute vero ei Bononiam usque obviam progressus est, ne Caesar copiis Hispanorum 
comitatus et per Pontificis dictiones Neapolim tendens potentiam suam osten- 
taret aut stabiliret, eui minuendae omnem operam impendebat Pontifex". In Bezug 
auf das oben erwähnte Schreiben findet sich bei Sletdanus VIII, p. 16S folgende 
Notiz: , Vienna contendit (Carolus) in Italiam. Mantuae cum esset, decima No- 
vembris (sc. 1532) datis literis ad ordines Imperii, fratrem suum Romano- 
rum regem ait per suam absentiam esse gubernaturum Rempublicam, se gravibus 
de causis e Germania profectum esse in Italiam, et ibi cum Pontifice agere 
velle de concilio, sicut Ratisbonae decretum sit. Pacem vero colant omnes, 
quam nuper edicto sanxerit et fratri non secus atque sibi ipsi pareant. Inde 

ononiam profectus, cum Clemente septimo venit in colloquium etc. 
2) Vgl. n. 794. 


970. 
Bona conscientia respondere potest is, qui repositos habet aliquot 





249 


florenos, Er hab kein gelt, das er ausgebe, si ah aliquo rogatus 
fuerit mutuum dare.!) 

1) Die spät. Tischr. abweichend und weitläuftig: „Dominus Hynneck inter- 
rogavit Martinum Lutherum, si haberet aliquot florenos ungaricos vel alium The- 
saurum, quem exponere nollet, et aliquis veniret ad eum mutuo petens, an etiam 
bona eonseientia denegare posset, dicere(?) Ich habe kein geldt. Respondit D. 
Martinus, posset fieri salva conscientia, quod designat(?. Ich habe kein geldt, das 
ich ausgebe“. Vgl. Bindseil colloq. II, 252, Erl. A. 57, 358, Fürstem. u. B. I, 278. 


971. 


De mutuo loquens. Joannes dieit!) de fratre egente, et 
Christus?) de petente id est egente loquitur, non de ocioso, non de 
prdigis, die gemeiniglieh die grosten betler sind, quibus nullo 
mutuo subvenitur, Nullus egens est in hac urbe exceptis studen- 
tibus, Armut ist grosz in der stadt, faulheit noeh grosser, 
Man kan sie mit gelt nicht zur erbeit?) bringen, wollen alle 
lieber betlen.*) 

1) 1. Joh. 3,17. 2) Luc. 6,30. 3) = Arbeit. Bei Luther nur erbeit, 
dialektisch noch in Oberhessen und in der Wetterau. Vgl. Dietz I, p. 111. — 4) Die 
spät. Tischr. im ersten Teile ganz abweichend. Mi Bindseil colloq. II, 252, Erl. 
À. 57,358, Förstem. u. B. I, 275, wo ausserdem nach den Worten „lieber betlen“ 
Folgendes zugesetzt wird: „es ist kein recht regiment alhie. Christianno et Pacco 
ist nicht tzu helffen, wan ichs auch gleich vermöchte, so woltte ichs nicht thun, 


ihe mer man Ihnen hielfft, ihe sehrer sie hinein kommen (Bindseil, ganz ähnlich 
such die deutsch. Tischr.)“. . 


. 972. 
Ich wil meinem weib vnd kindern yhr Brod nicht 
nemen!) vnd geben dens nicht hilfft, Huie autem, qui vere 
pauper est, ex animo est succurrendum.?) 


1) Die spät. Tischr. „Ich wills meinem Weibe und Kindern nicht vom Maule 
wegschneiden“. 2) Vgl. Erl. A. 57, 359, Fürstem. u. B. I, 278, Bindseil II, 282, 283. 


973. 

Ideo tamen loci loquentes de Elee mosina, [357] de ociosis non 
sunt exponendae !) velut iste, Qui habet duas tunicas, det unam non 
habenti?), Appellat autem Seriptura per unam tunieam omnem vestitum, 
(no vere egenus indiget pro sua conditione et necessitate, Sieut panem 
voeat omnem Cibum.? 

.l)Lies exponendi. : 2) Lue. 3, 11. 3) Die spät. Tischr. mit folgendem 
abweich. Eingange „Und Niemand soll so steif und aberglüubisch diesen 
Spruch verstehen: Wer zween Röcke“ ff. Vgl. Erl. A. 57, 359, Förstem. u. B. 


1, 258, 279, Bindseil colloq. II, 253. Dasselbe noch einmal Erl. A. 5%, 419, 420, 
Förstem. u. B. II, 208. 


974. 

Per Eleemosinam laborat Diabolus nos denuo Monachos 
faeere, et impijs ociosis dare occasiones luxus et voracitatis. Sie wol- 
ten weilen!) alle bey mir reich werden, Das betteln war 
kein ende.) 


. |) Mittelh. wilen, gewöhnlich wilent (weiland) — vormals, vor Zeiten. 
Weigand II, 1075. 2) Vgl. Erl. A. 57,359, Förstem. u. B. I, 279, Bindseil II, 253, 





^ -» — —— md 


250 


auch Erl. A. 58, 420, Förstem. u. B. IT, 205. Die n. 970—974, vielleicht auch n. 975 
gehören inhaltlich zusammen. An einer andern Stelle, Erl. A. 57, 309, sagt Luther 
„Ich bin oft betrogen worden von unverschümten Bettlern und Streichern. Ich 
meinte, alle Leute wären wie ich“. 


975. 


Arm man nere dieh, 
Letzte gut were dich.!) 
1) Von Nähren und Wehren in anderem Zusammenhange Bindseil colloq. 
III, 119. Luther scheint sagen zu wollen: „Der Arme soll sieh im Schweisse seines 


Angesichts ernähren, derjenige, welcher ein letztes Gut besitzt, soll darauf achten, 
dass er auch dieses nicht verliere“. 


0706. 

Es ist nicht moglich, das einer sein geborn sprach 
eigentlich rede mit einer andern Zungen, vnd modus ver- 
tendi ist, das man das voeabulum nieht zu nahe suche noch 
zu weit, sed proprijssime neme seeundum quamlibet linguam.?) 

I) Die lat. Tischr. abweichend , Verba Hebraica sunt gemina. Impossibile 
est alia lingua sic loqui, ut sua propria, quod video in illis, qui verterunt“. — 2) Vgl. 
Bindseil colloq. II, 212, Rebenst. II, 1982. 


977. 

Ecelesiasticusist itz alszo [358] vertirt!), dassich yhn 
nicht kenne comparatum ad veterem translationem, Fuit enim liber 
. eorruptissimus in graeco et latino, Wen wir das Hebreisch er- 
greiffen, lassen wir das Grekiseh und Lateinisch faren.?) 


]) Vgl. n. 961, 962. 2) Vgl. Bindseil colloq. II, 212, Rebenst. II, 198». 


978. 


Man mus alszo reden, wie man auff dem marckt redt. 
Ideo libri didactiei, philosophiei et sententiosi difficulter transferuntur. 
historiei facilis sunt translationis, Si nune a me Moses trans- 
ferendus esset, wolt ich yhn wol deutsch machen, quia vellem 
ei exuere hebraismos, et ita, ut nemo dieeret hebreum esse Mosen.!) 


1) Im Einzelnen abweichend Bindseil colloq. II, 212, Rebenst. II, 1984. 


979. 


Vere transferre est per aliam linguam dictum applieare suae 
linguae, Sed eum hoe data opera facimus in Mose, dieunt Judei!) 
Die meinung hatt er troffen?) aber die wahre?) nicht, Vt 
eum ipsi dieunt, Sie haben die stad verband‘) per os gladij, nos 
vertimus, Sie haben die stad verheeret durch die scherffen 
des schwerds, Et allegoria illorum verborum [359] pertinet ad 
praedicatores, qui omnia vastant ore suo, Germanice autem tantum est 
ae si dieas, Sie schlagen alles zu tod, was nur lebt) 

1) Die lat. Tischr. ganz abweichend „Nam vere transferre est applicare suae 


linguae. Judaei deberent dicere novum Mosen". 2) — getroffen. 3) Bindseil u. 
Rebenstock „aber die wordt nicht“. 4) 5. Mos. 13, 15 „So sollst du die Bürger 


derselben Stadt schlagen mit des Schwerts Schärfe ı 
alem, was drinnen ist, und Ihr Vieh mit der Schärfe des x 
— in den Bann thun, dem Herrn weihen, der Vernichti 
11.88. 5) Die lat. "Tischr. bieten folgonden abweichende 
allegoriam vertimus: Sic haben die stadt verheret durch di 
lie quadrat ad eonelonatores, qui ore ghi) vincere de 
dicitur: sie schlaget(? alles todt, was nur lebet“. Vgl. Bi 
Rebenst. II, 1982. 





980. 


Allegoria est, das man ein dingk fui 
stehts anders den die wortt lauten, Et ei 
taphora in verbis et vocabulis, Seriptura sancta 
sut plenae allegorijs, Er henck den mante 
Viel geschrey, wenig wor) KetevonBor 
stern za Wittemberg, Vocabula Metaphoras, 
gorias, ut praeceptum Christi de lavandis pedil 
Eukaristia sunt Allegoriae.*) 

1) Die spät. Aufzeichn. fürbildet. 2) se. allegı 
schrei, wenig Wolle. In diesom Sprichworte scheint 
nicht — clamor, wie es gewöhnlich aufgefasst zu werder 
scher d.h. Abscheren zu sein, was dem Zusammenhan 
Ji Die spät. Tischr. zum 'Teil nicht recht verständlich. Vgl 
v. B. IV, 306, Bindseil Il, 92, Rebenst. II, 101». Das Eir 
z weit führen. Eine alte Hand hat an den Rand der Ila 
Allegorijs. Vgl n. 148. 








981. 
Allegorias darff man nicht halten 
1t cum?) Daniel dieit?) de bestia, quae hahet 
intelligitar Romanum Imperium, Ita Cireumeisi 
est allegoria, non in veteri, in quo eos illam ı 
servare.) 
1) = Allegorien darf man nicht wörtlich verstehen. 


3 Dan. 7,7. 4) Vgl. Erl. A. 62, 30, Fürstem. u. B. IV, 30 
Rebenst. II, 1015, 1015. 


982. 

Novum Testamentum facit Allegorias e 
tantum loquitur de rebus gestis, ut de duobus fili 
hus Paulus faeit duos populos, Tamen ne facis 
quales ipsi Rottenses.!) 


I) Abweichend Erl. A. 62, 30, - Fürstem. u. B. IV, 30 
Rebenst. Il, 1016. N. 976—992 gehören wohl inhaltlich zu 


983. 

Mirum est, nune pariter omnes artes redij 
mul omnes egregie contemni, velut ealeograpl 
postremum donum?) Dei, per quod er die 
quam est illa despecta etiam his, qui ei praesunt 

l)Vgl n.$32. 2) Vgl n. 770 Note2. 3) Vgl. n. 25 
Toten. v B, IV 306 t ceatemal Das Uobeige mii 
ten Satzes Erl. A. 62, 465, Fürstem. u. B. IV, 115. Die 





252 


„Omnes artes iam perfectissime et lucidissime prodierunt, et sunt etiam proh dolor 
despectissimae. Ita mundus ipsi Christo fecit, quem despectissimum habuit. Chalco- 
graphia est summum et postremum donum, durch welche gott die sache treibet“. 
Diesen und den folgenden Abs. n. 984 verbinden die lat. und zum Teil auch die 
deutschen .Tischr. mit n. 980—982, wiewohl ein innerer Zusammenhang fehlt. Vgl 
Bindseil colloq. II, 92, 93, Rebenst. II, 101b. 


084. 


Es ist die letzte flamme fur dem auszleschen in der 
welt, Sie ist am ende, wie Jerusalem geschahe, Quando 
optimum !) Christum cum sanetissima sua praedicatione eontemnebant, 
peribat, Doeh ligt nieht daran, quia omnes saneti, qui dormiunt?) 
(ut est in Apoealipsi), hune diem expectant?) 

1) Das im Manuser. stehende Compendium kann auch mit optatum oder 
optatissimum aufgelöst werden. 2) Apocal. 20, 6.. 3) Die spät. Tischr. un- 
vollstindig: ,Es ist die letzte flamme vor dem ausleschen der welt, sie ist gott lob 
am Ende. Saneti patres dormientes (ut Apocalypsis dicit) desiderant hune diem“. 
Oder „Es ist die letzte Flamme für dem Auslöschen der Welt. Si ist, Gott Lob, 
am Ende. Sancti Patres dormientes desiderarunt videre hunc diem revelati Euan- 
gelij^. Vgl. Erl. A. 62, 468, Fürstem. u. B. IV, 715, Bindseil colloq. II, 93, Rebenst. 
II, 101^. Ende 1532 glaubte Luther den Weltuntergang nahe. Vgl 
n. 565, 951, 952, 953, 549, 551, 350. 


085. 

Impossibile est, Ecclesiam posse crescere vel servari absque 
sanguine ), Sathan enim adversarius eius mendax est contra veritatem, 
et homieida adversus eos, qui [361] veritati credunt, Es verdreust 
mich, das ich mein blut ins grab sol tragen?) maxime eum 
multi Monachi, qui praedieatores?) fuerunt, sanguine fuso, sunt mortui.!) 

1) Vgl. n. 768. 2) Luther ist nicht damit zufrieden, dass er, ohne die Mär- 


tyrerkrone erlangt zu haben, seine Erdenlaufbahn vollenden soll. 3) sc. veri- 
tatis. 4) Abweichend und weniger vollständig Bindseil colloq. I, 14, Rebenst. I, $*. 


086. 

Deus hoe nostro tempore miraeula faeit in duobus illis fratribus 
Carolo et Ferdinando, quia utrumque praefecit magno dominio et 
feeit diversissimis affectibus et moribus, Hie belli, ille pacis est author. 
In hoe fortuna, in illo habitat infoelieitas, Hune amant omnes, illum 
odiunt universi, Ferdinandus hat nieht gelt noeh gunst, llli 
affluunt et opes et favores.!) 

!) Dem Inhalte nach ähnlich, aber gänzlich in der Form abweichend Bindseil 
colloq. (1, 32%. Vgl. auch Erl. A. 61, 365, Förstem. u. B. IV, 213, sowie n. 194, 833, 
$69, 923 in Bezug auf den Inhalt. 


087. 


Ferdinandus wil Vngern einnemen vnd mit seinen 
Hispaniern erhalten!) Das wird szo wol hinaus gehen 
wie den Mailendern, eum ipsi?) eos servarent contra vim Vene- 
torum, Papae et Regis Franeiae?) Sunt tutores, sed male fidi. 
Cogebatur enim ibi(?) unus civis alere 20 milites sumptu et stipendio. 
Sie spielen mit gleiehen wurffeln mit den Turken‘), e 
utrique [362]5) obsidionem?) faciunt non absimilem illi Jerosoli- 


253 


tanae?) Suchen das gelt in pornen?) Hacken wo die Erde 
new ist, Da graben sie ein, Parietes noviter dealbatos demo- 
liuntur.?) 


1) — Erlangen, in seinen Besitz bringen. Doch wird das Wort von Luther auch 
nicht selten in der Bedeutung von servare,conservare (schützen, beschützen, be- 
hanpten) gebraucht, wofür das Folgende spricht. Vgl. Dietz I, p. 568. 2) sc. Hispani. 
3) Der Krieg von 1527 —1529 ist gemeint. 4) — Im Vergleich zu den Türken, d.h. wie 
d. T. Luther will sagen „Spanier und Türken spielen beide mit ‚gleichen (d. h. falschen) 
Würfeln*. 5) se. Hispani et Turcae. 6) Die spät. Tischr. devastationem oder 
Verwüstung. Nach Cordatus Lesart obsidionem, die sehr wohlin den Zusammen- 
hang st, ist der Sinn „Wenn sie Städte besetzt halten, so gehts, wie einst zu 
Jerusalem“. Luther wird dabei an die zuchtlosen Rotten des Eleazar, Simon 
nnd Johannes denken, die Jerusalem gegen die Römer verteidigten. 7) Die lat. 
Tischr. richtiger „Hierosolymitanae“. s) — Brunnen. Bindseil „in Börnen, im (?) 
Cloacken". 9) — Frisch getünchte Wände reissen sie nieder. Die spät. Tischr. 
mit folgendem abweichenden Eingange „Ipse iam vult Vngariam suis Hispanis vin- 
cere, sed habet aversos subditos. Hispani sunt mirabiles inilites, vivunt praeda, 
das hatt Meilandt wol erfahren“ ff. Die deutsch. haben nur den zweiten Satz. 
Auch der Schluss weicht in den späteren Aufz. ab. Namentlich setzen die deutsch. 
Tischr. noch Folgendes hinzu: „Auch giessen sie Wasser auf, wo dasselbige unter 
sich zwischen den Steinen einsinkt, da graben sie ein. Brauchen auch wohl Wünschel- 
ruthen, damit man Silber suchet, wie auf den Bergwerken“. Im Obigen wird wie 
Erl. A. 62, 172 besonders die Zuchtlosigkeit spanischer Truppen geschildert. Der 
Ausdruck mit seinen Hispaniern dürfte aber hier wohl nicht so ganz richtig 
sein. Allerdings befanden sich unter den kaiserlichen Truppen, welche im Herbste 
d.J. 1532 gegen die Türken aufgeboten wurden nach Sebastian Schärtlins 
Lebensbeschreibung 32 (vgl. Janssen, Gesch. d. d. V. III, S. 254) auch Spanier. 
Als Soliman sich ohne entscheidende Schlacht durch Steiermark zurückgezogen 
hatte, entliess der Kaiser das Reichsheer und seine eigenen Truppen und wollte 
zu Ferdinands grossem Kummer nicht weiter gegen die Türken, denen Ungarn 
Jetzt leicht hätte abgenommen werden können, ziehen. Nur die italienischen 
Söldner des Kaisers wurden Ferdinand überlassen, die in Ungarn, wohin sie 
geführt wurden, auf das schrecklichste hausten. Diese Truppen, etwa 10000 Mann, 
werden unter den zuchtlosen Spaniern zu verstehen sein. Obiges ist also wahr- 
scheinlich Ende 1532 gesprochen. Vgl. Erl. A. 62, 36S, Förstem. u. B. IV, 213, 
Bindseil colloq. II, 323, in Bezug auf d. Inhalt n. 943. 


988. 


Antonius deLeva!) callidus est et felieissimus bellator, tantum 
imperat, et omnia foelieiter ei succedunt, Et Georgius de Frons- 
perg?) ein redlieher Krigsman, Videmus tamen in eis hoe di- 
serimen, quid sit pugnari vi, et quid consilio, I8?) enim sequens eum 
ducentis fugavit duo milia. 


I) Dieser wird auch an anderen Stellen der spät. Tischr. genannt, z. B. Erl. 
A. 61, 367, 172, 62,400, Förstem. u. B. IV, 212, 410, 652. Unter anderm heisst es von 
ihm, dass er ein geborener Spanier und des Kaisers fürnehmster und glückseligster 
oberster Hauptleut einer gewesen sei. 2) sc. est. Georg von Frundsberg, der 
berühmte Haudegen und Führer der deutschen Landsknechte unter Maximilian I. 
und Carl V., geb. 1473 auf Schloss Mindelheim in Schwaben. Seine Hauptthaten 
sind die siegreichen Schlachten bei Bologna 1510, Vieenza 1513, Bicocca 1522, Pavia 
1525. Als ihn 1527 auf dem Zuge gegen Rom in Folge der Meuterei der Lands- 
knechte zu Bologna der Schlag gerührt hatte, wurde er in seine Heimat gebracht, 
wo er 1528 starb. Vgl. Herbst, Encyclop. d. Neueren Gesch. 8. 214. 3) sc. An- 
tonius de Leva. . 


089. 


Non eredo Salomonem esse damnatum, sed quae scripta sunt 
de eo, Regibus in terrorem sripta sunt.!) 





Ban. 


en 


Fahr EA 


be 


ed 
[3 


—- 


> 





Lad 
- 





204 


1) Vgl. Bindseil colloq. IT, 217 (Ende d. S.), Rebenst. II, 200^, Erl. A. 62, 125, 
Fürstem. u. B. IV, 400, Cordatus Bemerkung zu n. 33. Eine alte Hand hat am Rande. ' 
hinzugefügt Salomonem. T 


990. 


Eeeclesiastieum puto tempore Maehabeorum esse seriptum!). 
Liber est optimus, oeconomiea praecepta, eontiones et farrago ex multis 
libris, fortassis ex Bibliotheca Ptolemaei Euergetae?), Sieut et 
proverbia ab alijs eomportata, ex ore tamen Regis, Relueet enim ex 
eis regia maiestas.) 

1) Die deutsch. Tischr. „So hat er (Salomo) selbst das Buch, den Prediger, 
nieht geschrieben, sondern ist zur Zeit der Maccabäer von Sirach gemacht“. Die 
lat. Aufz. „Neque is conscripsit Ecclesiasticum, sed tempore Machabaeorum a 
Syrach conscriptus est“. 2) Die Handschr. Euergete, was jedoch für Euer- 
getae steht. Die spät. Tischr. unrichtiger Euergetis. Ptolemaeus Euergetes, 
König von Aegypten von 246—221 v. Chr. 3) Im Einzelnen abweich. Erl. A. 62, 12s, 
Fürstem. u. B. IV, 400, 401, Bindseil colloq. IT, 218, Reb. II, 200*. Vgl. n. 977. 


99]. 


Graecorum sapientia comparata erga sapientiam Hebreorum 

est plane brutalis, quia extra cognitionem veri Dei non potest esse 
vera sapientia [363], Finis sapientiae ipsorum est virtus *), Judeorum 
autem sapientia Deo fidere et timere Deum, Et tamen mundo arridet 
sapientia Graeca?) Ideo David?) apte vocavit omnia regna terrae 
bestias.*) 
1) Die lat. Tischr. verbum, die deutsch. richtiger „Tugend und ein ehrbar 
Wandel“ wie oben. 2) = Die Weisheit der Griechen gefällt der Welt gar sehr. 
Die spät. Tisehr. abweich, ,, Mundi sapientia est Graecorum sapientia". 3) Lies 
Daniel. Vgl. cap. 7 ff. 4) Erl. A. 62, 311, 312, Fürstem. u. B. IV, 568, Bindseil 
colloq. I, 263, Rebenst. I, 187. 


992. 


Graeci optimis et suavissimis verbis locuti sunt, Hebrea autem 
lingua tali simplicitate et maiestate floret, ut imitari non possit, Jo- 
hannes euangelista fere eam imitatur, Quid putas enim hee sunt ver- 
borum !), In principio erat verbum, et verbum erat apud ete.? Summam 
maiestatem simplieissimis verbis exprimit. Si talia scriberet aliquis 
Plautinus aut Virgilianus?), meris portentis verborum usurus 
esset, Velut illi fecerunt, qui loeuti sunt de entes?) et essentia, de ee- 
lesti et divino impetu, quae verba sunt, sed nihil significantia intelligi- 
biliter.*) 

1) — Was, meinst du wohl, sind das für Worte, wenn es heisst ff. 2) — 
Ein Nachahmer des Plautus oder Vergil. 3) Lies ente. Hat Luther vielleicht den 
Lucretius de rerum natura mit im Auge? 4) Die deutsch. Tischr. bieten Er. A. 
62, 312, Fürstem. u. B. IV, 568 nur den Eingang bis ,imitatur". Die lat. Tischr. 
haben das Ganze, weichen aber erheblich ab. Bind. colloq. I, 263, 264, Reb. 
I, 1875. Das Einzelne anzuführen, würde zu weitläuftig sein. Vgl. auch Erl. A. 
62, 136, Fürstem. u. B. IV, 408. An diesen Stellen der Routsch. Tisehr. findet sich 
d. Ganze ebenfalls abweich. u. weitliuftig. Vgl. in Bezug auf d. Inhalt Cord. n. 132. 


993. 
Dionysius mirabili garrulitate multa seripsit de divinis nomi- 








nibus, De coelesti Jerarchia et Eeclesia, Et per [364] huiui 
tenta verborum meruit nomen divinum, seilicet a comment: 
verisimile illum fuisse Pauli diseipulum !), Nec quidem fui 
sius ille Martyr?) sed Parrhisiensis?) aliquis.‘) 

1) Dionysius Areopagits, Mitglied des Areopag in Athen, erster 
christlichen Gemeinde zu Athen. Vgl. Apostel Gesch. 17,34. 2) Diony 
trinus, Schüler des Origenes, 24% Bischof von Alexandrien, gest. 265 
Leiden in der Decisnischen und Valerianischen Verfolgung. 3) Di 
Paris. Er soll um die Mitte des 3. Jahrh. oder nach Gregor von Tours 
die Gemeinde zu Paris gestiftet haben. 4) Die spät. Tischr. setzen 
«s sind drei Dionysii ‚green, die also geheissen“ oder „quia tres fueru 
Vgl. Erl. A. 62, 124, Fürstem. u. B. IV, 397, Bindseil colloq. I, 264, Reb. 


094. 

Ieh Habe schon die groste plag vberlebt! s 
temptum verbi, extremum et impijssimum malum mundi, qu: 
necesse est in poenam, quiequid horribile est in hoe mundo, 
einem ‚seer fluehen wolt, szo wolt ich yhm flux 
emptum verbi Dei?) Da hatt er gar, das bosz ist, 
mal, nempe interna, externa et aeterna mala, qua 
Tn semper contemnet.t) 

1) = erlebt. 2)Lies quem. 3) Fluchen — Büses wünschen. ] 
„Wenn ich einem viel Büses wünschen wollte, so würde ich ihm a 
Verachtung des göttlichen Wortes anwünschen*. 4) Die deutsch. ^ 
3bweich. ,darinnen (nämlich im Unglück) doch die Welt itzt sicher hin, 


lemach folgen wird, das werden wir sehen und gewahr werden“. Vgl 
32,33, Förstem. u. B. I, 26, 27. 





995. 

Interpretari certe ars est, Nam etiam sepe cognitas 
non possumus vertere apposite, Verum enim est, quod semel di 
dorff!), Es sey ja ein schande, das er offt etwas ı 
ynd doch davon nicht konne reden, Ja wir must 
in vier vesser giessen, ehe wirs [365] konnen : 
bringen, Quis enim rite potest hane sententiam exprimere 
nis?), Sieut fulgur praecedit tonitrui, ita verecundiam praecı 
Meo enim iudieio melius est, si diceretur, Verecundia praeced 
Quis rite interpretabitur vereeundiam?3) 
1) Nie. v. Anısdorf, geb. 1493 in Zschoppau im Meissnischen, 1 
Theol in Wittenberg, 1524 Pfarrer in Magdeburg, 1542 Bischof von Nau 
wieder in Magdeburg, 1552 Pfarrer und Superintendent in Eisenach, 
3) Vielmehr Sirach 32,14. — 3) Die lat. Tischr. mit folg. abweich. Eingar 
site vertere sententias ex lingua in linguam artis est. Nam cognita sent 


siplicare non possumus. ideo Ambsdorfius dixit“. Vgl. Bindseil co 
Rebenst. II, 198^, Cord. n. 977, 990, 996. 


996. 


Vereeundia est optima virtus in adolescentia, Ve 
*hrsam, qui omnes reveretur, Contra Erber?), der all 
werd ist, Ich mus offtein gut wort in translatione ver‘ 
das ich lieber ein rothen floren verlirn wolt q 





|. = ı = -yry yon oo — — —— — e — H—  — ÜÓÀ e — 


« 


- & ^as Alan mg oho APemah p V oC 


t. 


206 


verbum, Quia quantumeunque nonnumquam elegans est aliquod verbum, 
tamen quandoque?) non convenit ad sententiam.4*) 


1) Lies verecundus, was die lat. Tischr. auch haben. 2) Mittelh. érber 
aus erbaere. 3) — manchmal. 4) Ganz ähnlich Bindseil colloq. II, 213, 214, 
Rebenst. II, 198. 


997. 


Hebrea lingua est optima et copiosissima in thematibus!) 
et est pura lingua, Non mendicat, Sie hatt yhre eigene farb. 
Non sie Graeca, Latina, Germaniea, quae omnes mendieant, vnd 
haben viel composita [366], ut Germanica Mitlauffen, vort- 
lauffen, Eylendlauffen, weglauffen ete.?) 


1) Bei den alten Grammatikern heisst 9£ua das Stamm wort im Gegen- 
satze zu den abgeleiteten und zusammengesetzten Würtern. Die Les- 
art der deutschen Tischr. „Die ebrüische Sprache ist die allerbeste und reichste in 
Worten“ oder „Als, wenn die Deutschen ein einzeln Wort haben, so haben sie 
bei 20 composita“ ist daher weniger richtig. 2) Mit Zusätzen Erl. A. 62, 312, 
Fürstem. u. B. IV, 568, 569, Bindseil colloq. I, 262, Rebenst. I, 1865. 


098. 

Hoe nomen Hertz apud Germanos usum habet coiss:!), Er 
hatt kein hertz, das hertz sagt mirs, Sein hertz brent 
yhm, id est irascitur, Pro quibus hebraeus singulis singula habet 
. voeabula lingua hebrea.*?) 


1) Lies communissimum. 2) Im Einzelnen abweichend und mit einigen 
Zusätzen Erl. A. 62, 312, Fürstem. u. B. IV, 569, Bindseil colloq. I, 262, Rebenst. 
I, 186». Die n. 995—998 gehören wohl zusammen. 


999. 


Subseriptio Citationis; qua me citabat Caesar ad Worma- 
tiam, haee habebat verba, Dem Ersamen vnsern lieben an- 
deehtigen D. Martin Luther, Augustiner ordens, Tali titulo 
non me dignatus est Dux Georgius, Et cum essem exeommunieatus. 
tamen voeat!) me Ersam.?) 


1) se. Caesar. 2) Dagegen Bindseil colloq. III, 261: „D. Lutherus legens 
literas etiam protulit citationem, qua eum Caesar citavit Wormatiam subscripto suo 
nomine crassis literis: Carolus. Inscriptio erat: dem Ersamen vnnsern lieben 
andechtigen D. M. Luther Augustiner ordens. Hoc titulo non est dignatus eum Dux 
Georgius, quo Caesar appellans eum: Ersamen, qui erat excommunicatus. 
Das Original des Vorladungsbriefes Carls V. an Luther vom 6. März 
1521 befindet sich jetzt auf der Stadtbibliothek zu Leipzig und ist 
abgedrucktz. B. beiStacke, Deutsche Gesch. Abteil IV, 76. Hier lautet 
die subseriptio links ,Carolus", rechts ‚ad mandatum domini Impe: 
ratoris propria manu Albertus Cardinalis Moguntinus subscripsit. 
Niclas Zieg. (i.d. Nicolaus Ziegler, Kaiserlicher Rat, damals in Worms mit 
anwesend). apegen hat die Anrede folgenden Wortlaut: ,Ersamer, 
lieber, andechtigerr*. Dieobenangeführten Worte,dieauch Secken- | 
dorf I, 8 42,4 ebensoangiebt, undzwar wiebeiBindseilalsinscriptio. | 
werden jedenfalls die Aufschrift (Adresse) des Schreibens be- 
zeichnen sollen. Besser würde daherauch oben ,inscriptio* zulesen 
sein. Die im Schreiben selbst enthaltene ,inscriptio* (Ueberschrift) 
ist die übliche offizielle auf Carl V. bezügliche: ,Karll von Gottes . 
Gnadenn Erwelter Rhomischer Keyszerr, Zu allenn tzeiten Mherer 
des Reichs“ ff 





1000. 


Dux Hassiac!) expostulaturus mecum ?) venit ad mı 
etobiecit mihi, quae seripseram de Impotentibus?), ' 
dixit Seit yhr gerecht, 8zo helff euch Gott‘) 


!) Landgraf Philipp. 2) = Um mit mir zu rechten, zu s 
de captivitate Babylonica ecclesiae, op. lat. V, p. 96100. ie be 
die allerdings nicht ohne Bedenken sind, finden sich auch abgedrt 
Gesch. d. dentsch. V. II, S. 112 Note 4, der es nicht unterlässt 
linmzufügen, dass in der Jenaer und Wittenberger Ausg. d. We 
und ähnliche Stellen fehlen, welche „beztiglich gewisser Verhältni 
Lebens Grundsätze aussprächen, wie sie bisher im christlichen E 
hört geweson seien“. 4) Bindseil colloq. III, 261 abweichend: „Dei 
"nis, Georgij et Comitis lassiae (sc. legit), et dixit Comitem Ha 
rimum eius fuisse adversarium, qui Wormatiae ad Doctorem 
Itarus cum eo amice: Er doctor, Vos docuistis, si quis ir 
alium ad uxorem admitteret, ot multa alia. Tandem abi 
gerecht, so helff euch gott*. Vgl. auch Küstlin I, 455. Uebrigen 
Berücksichtigung der Aufzeichnung des Cordatus nicht gut saj 
Landgraf Philipp sich damals in Worms einen „losen Scherz‘ erl: 





1001. 

Militi euidam confesso, presbiter peeeatum sut 
quatuor iniuste occidisset, amplificavit valde, et eum | 
al Contritionem posse adducere, dixit, Ach lieber H 
auch das Jar 4 ander menschen gemacht. 





1002. 

Pax Civilis est summum Dei in terra donum, In 
abusus eius, dum quilibet in pace, ut libet, eontra Deun 
stratum, O wie werdens Edelleut, pauren vnd 
mal bezalen, ut Vngari et Austriales.!) 


1) Vgl. Erl. A. 59, 15, Fürstom. u. B. II, 240, auch Erl. A. 57,: 


1003. 

Erga adversarios suos iustus erat David, erg: 
maximus peeeator, Imo appellat alicubi!) ad Deum, ut 
iudicet, Erga Deum agimus mit dem lieben vater v 
er gern vergeben, Sed contra Diabolum et adver 
utat DieHaben kein recht zu yhm per se, Aliu 
tum eis Deus permittit! 

1) Psalm. 7, 9. 


1004. 

, Erfortensis vniversitas tanta olim fuit, ut omnet 
partieularia studia!) fuerint Non puto maius studium 
in mundo quam erat promotio Magistrandorum.?) 

1) Die deutschen Tischr. „dass alle andere dagegen für klein 
(d. b. Schulen für ganz junge Schüler) angesehen worden. 2) D 


„Wie war es eine so grosse Majestät und Herrlichkeit, wenn m 
ovierte und ihnen Fackeln fürtrug und sie verehrte; ich halte, 





258 


liche, weltliche Freude dergleichen gewesen sei“. Mit mehreren Zusätzen 
Erl. A. 62, 287, Förstem. u. B. IV, 543, 544, Bindseil colloq. II, 14, Rebenst. TI, st». 
Vgl. auch Cordatus n. 618, 594, 1019, p. 407. 


1005. 


M. G.!) aeeepit dotatam vxorem et libertatem vendidit, Ich Habs 
auch gern, wen mir mein Kceta vbers maul fert, Den?) das 
iehs?) nieht vieldranlaszgewinnen als ein maulschellen‘) 

1) Mag. Georg Karg? 2) = nam, enim. Die spät. Tischr. „one dass ich 
sie nicht lisse viel daran gewinnen, ein maulschellium* oder „Ich hätt auch gerne, 
wenn ınir meine Käthe vbers Maul führe, ohne dass ich sie nicht liesse viel dran 
gewinnen, ein Maulschelliun*. 3) — das „übers Maul fahren“. Vgl. Köstlin II, 4%. 
Luther meint, er wisse seiner Kete gegenüber, die auch wohl Neigung hatte den 
Herrn im Hause zu spielen, (Köstlin, Il, 495), so zu begegnen, dass sie den Herrn 
in ihm verspüre. Die oben angeführte Art und Weise der Begegnung entspricht 
ganz den damaligen Zeitverhältnissen. Fand doch sogar niemand etwas drin, wenn 
der Kurflirst Joachim von Brandenburg seine (Gemahlin wegen Ungehorsam eigen- 
händig mit Ruten züchtigen wollte. 4) Vgl. Erl. A. 61, 152, Förstem. u. B. IV, 4, 
Bindseil colloq. Il, 344, Rebenst. II, 160^. 


1006. 


Nostram translationem magis legunt adversarij quam nostr. 
die sieh nieht viel drumb komern, das sie vns gnug ge- 
standen ist, Hoc testimonium habeo a D. G.!'), quod semel dixit. 
Wen doch der Moneh die Bibel vol?) deutseht, vnd ginge 
darnach, wo er hin solt, et papistae quoque laudant?) ete.*) 

1) Dux Georgius. 2) Mittelh. vol — völlig. Weigand II, 1020. — 3) se 
nostram translationem. 4) Mit Zusätzen, auch sonst abweich. Erl. A. 62, 461, Förste- 
mann u. B. IV, 709. 


1007. 

Ecclesiasticus est mere Legista !), non propheta, et nihil seit 
de Christo et Euangelio eius, quod est?) de primo et secundo prae- 
eepto |369], et super?) tertium, quod non eurat, quia ad tempus per- 
tinebat et hodie quoque verbo servit.*) 

1) Vgl. n. 622 Note 1. 2) — welches handelt von. 3) Die spät. Tischr. 
„ultra® und, ‚nicht über“. Cord. Lesart ist für richtig zu halten, da super auch 
die Bedeutung drüber hinaus haben kann. Daher würde „super (sc. est) ter- 
tiun* — und welches über das dritte Gebot hinausgeht d. h. nicht davon 
handelt. Einfacher wäre freilich mit den deutsch. Tischr. zu schreiben non super 
tertium d.h. non de tertio. doeet. Luther will sagen „das Evangelium kümmert 
sich deshalb nicht um das dritte Gebot, weil der Feiertag an einen bestimmten 


Tag gebunden war, und auch heute noch nur der Verkündigung des Wortes Gottes 
dient. Abweichend Erl. A. 62, 127, Fürst. u. B. IV, 399, Biuds. II, 216, Reb. IL, 205. 


1008. 


Primum praeceptum est ipse Deus et regnum gloriae eius. 
2 est regnum fidei et gratiae Christi. 3 habet Sabbatismmn propter 
verbum. 1 habet regnum gloriae, Seeundum regnum gratiae per 
verbum. Solum primum manebit, transibunt eaetera, Secunda ta- 
bula pertinet ad politiam exceptis 9 et 10.!) 








1} Die spüt. Tisehr. abweichend. Vgl Erl A. 5%, 23%, Für 
Bindseil onlloq. II, 237, Rebenst. II, 207%. Vgl. n. 366. 


1009. 

Primum praeeeptum Moses diligentissime tractat 
David, Psalmi enim nihil sunt quam syllogismi e 
Maior est ipsum verbum Dei, Minor est fides. Conelu 
factum et exeeutio, quod ita fit ut eredimus.!) 

) Die deutsch. Ti icht, wie wir gl 
Aufzcich. ganz ähnlich wie oben, die deutsch. iner Reihe vor 
Erl. A. 55, 256, Fürstem. u. B. II, $2, Bindseil colloq. II, 23s, Reber 





chr. „dass es also gew 





1010. 

Quando primum praeceptum credimus, Deo place 
nostra placent Deo, Habito primo praecepto), Gehet d 
emnia alia praecepta et opera, Qui autem primum nor 
emnia opera displicent Deo.?) 

1) = Wenn wir das erste Gebot halten. 2) Weitlüuftig un 


sitzen Erl. A. 35, 259, Fürstem. u. B. II, s2, Bindseil colloq. II, 235, 
Das Einzelne anzugeben, wilrde viel zu weit führen. 





1011. 
Qui honorifieat me!) [370] hon. prem 2), id est arro 
quae Dei sunt, Was der vater ist, thut vnd leic 
ich ete, Ego et pater unum sumus, facio quod facit De 
Dem, das ist argumentum a posteriore, Et quod patio 
fingit, Deus patitur et contingit Deo, Sed hoe argumen 
apud Judeos, Es ist yhn, wie?) ieh auff ein anb« 
mit einem strohalm, Non enim possunt quodeunque 
argumentum, Ferre enim non possunt, si quis dieat, e 
eisoa5) enge populos Dei, Licet in hoe abundent exempla * 
Rex Tyri, Vnd das heist obduratum esse, Drumb i 
de magnis rebus disputare eum Judeis, quia neque parv: 
admittunt, manentes in opinionibus suis.) 
1) se. dicit Christus. — 2) = honorat patrem. 
wenn*. Das Wort wie steht im Ma 


r wenn leicht ausgelassen werden. 
spät. Tischr. „wie wan* oder ‚al 




















z, im 15. Jahrh, wie oben auch noch ! 
imhóz, Weigand I, 45 5) 
zu den Völkern Gottes ge nnte anch fehle 
m „als Beispiele“ gefasst worden. it, "l'ischr. 


in 
ähnlich. Vgl. Erl. A. 58, 259, 260, Fürstem. u. B. II, si 
benst. II, 2075, 2082. 





1012. 
. Verbum Dominj manet in acternum.!) Macht 15. 
ineepi seribere et praedieare?) 


N Vgl. n.32, 413. 2) Die Iamdschr. hat ,1515*. Doch ist 
swichen. Der Gedanke des obigen Abs. ist ein etwas unvermittelte 








260 


sagen zu wollen: ,Gottes Wort bleibt in Ewigkeit. Seit 15 Jahren bin ich ein 
Diener desselben*. Damit soll auf den Unterschied zwischen dem in Ewigkeit fort- 
wirkenden Worte Gottes und der an eine verschwindend kleine Zeitsphäre ge- 
knüpften Wirksamkeit eines Menschen aufmerksam gemacht werden. Versteht man 
unter dem „seribere* und „praedicare* Luthers litterarische und kirchliche 
Thätigkeit iiberhaupt, so ist wie n. 172 als Anfangspunkt derselben d. Jahr 1511 
oder 1512 (aus dem letzteren Jahre ist ein® Schrift von Luther vorhanden) zu setzen. 
Dann wlirde Obiges 1526 oder 1527 gesprochen sein. Allein mit dem ,incepi scri- 
bere* ist doch wohl wie n. 569, 343, 344 Luthers erstes reformatorisches Auf- 
treten gemeint. In diesem Falle würden Luthers Worte ins Jahr 1532 fallen. 


1013. 


Nobiles nostri!) tantum somniant, quando de Euangelio lo- 
quuntur, et se liberos esse dieunt, et nihil serio agunt, tantum licentiam 
quaeque [371] faciendi sibi vindieant ex Euangelio. 


1) Vgl. auch n. 701. 


1014. 


Hoe eerte gerio animadvertendum esset, novissime praeteritis annis 
omnes misere mortuos esse, qui subsannantes loeuti sunt de Euangelio. 
Graff von Wertenwerck!), Graff zuMansfeld?) Cantzellarius 
Treverensis, Caspar Pflug.) Quibus omnibus Euangelium fabula 
fuit, 10 vane 5), Mortalis autem non est D. G.5), eui res seria est, et non 
iocatur.®) 

1) Vgl. n. 538 Note 6. 2) Vgl. n. 538 Note 4, n. 706 nebst Noten. 3) Vgl. 
n. 649 Note 2 u. n. 898, wo er Caesar Pfl. genannt wird. Auch die spät. Tischr. 
überliefern denselben Vornamen. 4) = ,ioco vane* sc. fuit d. h. das Evangelium 
war ihnen ein leerer Scherz. Die letzten Worte „et non iocatur* bilden den 
Gegensatz dazu. 5) Herzog Georg. 6) Luther will sagen „Alle genannten Gegner 
des Evangeliums, die dasselbe verhöhnt und verspottet haben, sind elend umge 
kommen. Herzog Georg aber lebt noch. Er ist wohl ein heftiger Gegner der 
neuen Lehre. Jedoch nimmt er seine Gegnerschaft ernst und treibt keinen Scherz 
mit dem Evangelium". Man kann die Worte von ,mortalis — iocatur* auch im 
ironischen Sinne auffassen. Der Eingang des obigen Abs. bis ,Euangelio* findet 
sich ähnlich Erl. A. 60, 328, Fürstem. u. B. III, 252. Mit den letzten Worten kann 
verglichen werden Bindseil colloq. I, 159: ,Dux Georgius non ita peccat, cui res 
est seria, non iocosa'. Vgl. ausserdem bes. die Noten zu n. 649. 


1015. 


Apud verum Christi ministrum nulla questio esse debet de 
peeunia et delicijs, quae caussa est avaritiae, sed!) de eura ayncerae 
voeationis eius, Et pecunia non est digna, ut de ea disputetur, quia 
superbum facit, et hoe ad pauxillum tempus tantum, neque eomitatur 
nos morientes. 

1) sc. questio esse debet ete. Luther meint „der wahre Diener Christi darf 

e 


nicht nach Geld und Vergnügen, sondern nur nach der Sorge um sein Amt fragen 
d. h. wie er Gottes Wort rein und lauter lehre*. 


1016. 
Staupieius de lib: arb:!) ita dixit, Ego olim omnibus diebus 
eonfessus sum ?), et proposui [372] mihi quotidie, Ich wolt anheben 
frum zu sein vnd frum bleiben, vnd Hatt mir alle tag weit 





gefeilt, Weiter mag ich gut nicht ligen?), Ich 
nicht thun, Ich wil eins guten stundlin erw 
mir Gott begegne mit seiner gnaden, Sonst is 
Nam hominis velle*) aut praesumptionem aut desperat 
neque potest implere seu praestare Legem, Es ist ein gro 
vber den ieh sol, Et praesumens earo dicit, Ieh w 
Agnitio peceati respondet, Du kanst nicht hinuber 
auem, Szo wil ichs lassen. Ita se Res habet eum ] 
praesumere faeit homines vel desperare, Sed ut vere : 
desperent, praedieamus Legem, et deinde post*) fidem quoq 
fiant homines.*) 

1) = de libero arbitrio. — 2) = Habe gebeichtet. 3) 
ich nieht gut lügen, näwnlich mit ineiner Aeusserung fromm sein 
wollen. ih kann es doch nicht erreichen. Die spät. Tischr. „Ich u 
lügen“. Rebenstock richtiger „wentiri nequeo*. 4) — der Will 
5) Die Worte ,agnitio — hinuber* stehen am Rande, sind jedocl 
Hand hinzugefügt. 6) we. praedicamus. 7) Vielfach abweichen 
besonders in Bezug auf den Schluss Erl. A. 55, 214, 215, Fürstem. u. 
iil colloq. 1, 73, Rebenstock I, 42s. Die Worte von „Es ist ein g 
wil ichs lassen* finden sich ähnlich auch Bindseil colloq. 1, 51. 








H 


1017. 

Si D. G.) tantum eontra Euangelium peecaret, pec 
remissibile esset, sed hoe peccatum est ei irremissibile, 
aguitam veritatem peeeat, et expellit homines ex ( 
suis sine eaussa?), intelligit tantum Justiciam Legis, J 
quae in Christo est, non intelligit, non spiritum, hoc es 
Justifieationem Legis, non Justifieationem fidei sive Eu: 
panei apprehendunt, Den sie wollen von yhren sun 
vnd yhrer gerechtigkeit!) 

1) Dux Georgius. 2) Vgl. n. 939, Cord. p. 439. 3) Blatt: 
schrift ist leer. 4) Luther will sagen „denn sie, welche sich il 
wusst sind und nach der güttlichon Gnade verlangen, verstehen dic 
Rechtfertigung durch das Evangelium. Ganz abweichend d 
Vgl. Erl. Ä. 58, 297, Förstem. u. B. II, 114, Bindseil colloq. 1,53, Re 


1018. 

Cor humanum nee bonum !) ferre potest, Haben w 
gut, szo ist kein rhwe?) vor Handenn?) Ist arı 
ist kein fried, In medio autem consistit virtus, quod es 
tontentum esse.) 

1)In Bezug auf das Folgende ist wohl zu lesen ,nec bonu 

o! 


3 — Ruhe — 3) Vgl. n. 055 u. n. 1056. — 4) Vgl. n. 559 
ähnliche Gedanken finden sich Erl. A. 57, 125, Fürstem. u. B. I, 98. 





1019. 

Erfordia rursum fidem fregit nostris dueibus, qui 
serunt plus quam anderthalb hundert taussent 
dedidit se Episcopo Maguntino, sub quo seimus eam 8 
esse‘), In suo signeto*) habet „fidelis filia Maguntinj 





262 


1) Es ist wohl zu lesen qui aus qué (quem). 2) Vgl. n. 618 nebst Note 3. 
3) Vgl. Erl. A. 62, 287, Försteın. u. B. IV, 544, Bindseil colloq. IT, 14, Rebenst. II, 922, 
Cord. n. 1004. — 4) Du Cauge III, 951: ,Signetum, parvum sigillum, quod Se- 
ereti vulgo appellant, quo literae clausae sigillantur, ex obsoleto Gallico ,Siguet". 
5) Nur bei Bindseil colloq. III, 101 findet sich abweichend Folgendes: ,aiebat Er- 
phordiam iterum defecisse a Duce Saxoniae, qui parterno affectu eam ab avere alieno 
liberavit, mer dann anderthalb tausent fl. ihr geschenekt. Nunc Episcopo Moguntino 
se dedit et habet in sigillo: Fidelis filia Moguntini Erphordia, sed hoc experti su- 
mus Erphordiam semper lapsam esse sub Moguntino*. Vgl. auch Cordat. p. 407, 4u^. 


1020. 


Fuit hodie!) mecum miles quidam pallens, qui questus 
est mihi se videre et audire Sathanam dicentem, Er wol yhn hin- 
weg furen, Das?) thut der sehalek, Fit tantum ei ut furi, qui 
|375] voluntatem habet omnes opes furandi, quas tamen imo non statim 
omnes potest furari, Et Christus etiam ductus est a Sathana in deser- 
tum, sed ideo non statim suus fuit.") | 


1) Den 24.(23.) November 1532? Vgl. den folg. Abs. 2) Wieder Luthers 
Worte. 3) Unter der Ueberschrift „Wie Doktor Martinus Luther ein Landsknecht 
getröstet hab, den der 'leufel ubel geplagt hatte“ bringen die deutschen Tischr. 
Erl. A. 61, 416, Fórstem. u. B. IV, 255 eine weitläuftige Geschichte, auf welche sich 
jedenfalls der obige Abs. bezieht. Dasselbe findet sich, ebenfalls ausführlich und 
abweichend, Bindseil colloq. IT, 305, wo als Datum der 23. Nov. ang&geben wird. 


1021. 


Vere Theologieum prandium hodie!) habui cum do- 
minis Anhalt fratribus?) qui in moribus et verecundijs 
virginibus similes sunt, nee quidquam locuti sunt intota 
mensa nisi de verbo Dei) 


1) Die lat. Tischr. geben als Datum den 23. November an, Köstlin 11, 663, 
Förstem. u. B. II, 372 Note 5 den 24. Nov. Das Ereignis selbst fällt ins Jahr 1532. 
Das Nähere darüber Köstlin II, 294. 2) Es sind gemeint die Fürsten Johann, 
Joachim und Georg von Anhalt Dessau, die Luther mit Melanthon und 
Cruciger den 24. Nov. 1532 zu sich wührend einer grossen Jagd nach Wörlitz 
einluden. Luther predigte vor ihnen, die sich bereits im Frühjahre 1522 der evan- 
gelischen Lehre zugewandt hatten, im Sehlosse und nahm dann mit ihnen an einem 
Male Teil, bei welchem viel über Gottes Wort gesprochen wurde. 3) Der obige 
Abs. ist zu vergleichen mit der ausführlichen Erzählung, welche Bindseil colloq. 
I], 304, Rebenst. I, 1472, Erl. A. 61, 313, 314, Fürstem. u. B. IV, 163, 164 in Bezug 
auf das obige Ereignis bringen. Vgl. auch Erl. A. 59, 189, Fórsteimn. u. B. II, 372, 
Bindseil colloq. IIT, 111. Wenn es nun oben bei Cordatus heisst ,hodie -- pran- 
dium habui*, so wird der Ausdruck richtig sein. Denn Luther kann sehr wohl noch 
am Abend desselben Tages nach seiner Rückkehr, freudig erfüllt von seinen Er 
lebnissen, im Kreise seiner Tischgenossen seine Mitteilungen gemacht haben, da die 
Entfernung zwischen Schloss und Park Wüórlitz und Wittenberg nur gering ist. 
Vielleicht hat auch die im vorigen Abs. erwähnte Begegnung mit dem Landsknechte 
nieht in Wittenberg, sondern im Laufe desselben Tages in Wörlitz stattgefunden. 
Denn einerseits haben die lat. Tischr. für beide Ereignisse dasselbe Datum, den 
23. Nov., anderseits kann mit den Worten der spät. Autzeich. „post concionem 
in arce* oder „hatte einmal in der Schlosskirchen gepredigt“ die 
Schlosskirche in Wörlitz und nicht die Wittenberger gemeint sein. Freilich 
wird Pomeranus in den lat. und deutsch. 'Tischr. genannt, der den Landsknecht 
mit Luther tröstet. Dies könnte aber eine Verwechslung mit Cruciger sein, auch 
scheint aus Cordatus Darstellung hervorzugehen, dass manches in den spät. Tischr. 
von späteren Zusätzen herrührt. 








1022. 


Was gelt Hatt, kombt nieht fort, quod videmus 
ditissimis monarehis, Valeat igitur avaritia !), Et principes, eum 
thesauros habent, omnibus fidunt et per illos pereunt, Do 
Hennig?) die worst?) in der fewrmeur*) eelete, st 
bald, vnd wen ich mich vms bawen?), meltzen*) } 
wird?) komern, wird ich bald sterben.) 


1) = Fort also mit der Habsucht! — 2) Dr. Ilenning Goede, Prop 

selbst, vorher in 
Er starb den 21. Jan. 1521. Vgl. Fürstem. u. 
3) Mitteld. die Worst ie Würste 
schr. brauen, Bindseil wie Cord. bau 
Jahr 1532 füllen, ist die Rede Köstl 
5) Mittelhd. malzen, dialektisch und älterneuhochd. melzen = malze 
lich schmelzen, weich machen, d. h. Getreide fürs Bierbrauen durch Erw 
bereiten. Weigand II, 17. Die Lesart der Hall Handschrift, die wie 
richtig meltzen hat, durfte daher von Bindseil nicht in melke 
ändert werden. Das Recht des Bierbrauens, welches das Klostergebàu 
wurde von Luthers Frau fleissig benutzt. Vgl. darüber Köstlin TI, 500 
spricht also von drei Dingen, um die er sich nicht bekünnnern will, vom 
Brauen und Kochen. Der Gedanke wird sein „Allzu vifrigo Sorge um x 
ihe Angelegenheiten führt wohl zu Wohlstand” und Reichtum. Das G 
ict nicht glücklich. Daher werde ich mich ums — nicht kümmern. 7) 
wirde* (wird) — ich werde. — 5) Abweichend und mit Zusätzun Erl. 
Förstem. u. B. I, 257, Bindseil colloq. II, 159, wo sich auch die Uebe 
unie non est fidendum, et avaritia est signum et praeludium mor 
‚bez ist ein Zeichen des Todes; auf Geld und (ut soll man sich nicht \ 
finden, 




































1023. 

Inferior non debet gloriari adversus superiorem, 
feriorem, ut uxor mea [370] potest gloriariergafami 
sed non erga me, sieut gloriatur David de sua iustieis 
habebat erga homines, sed non erga Deum.?) 


1) = das Gesinde. 2) Vgl. n. 1003. 


1024. 


Insignis honestas fuit veteris seculi, quod hi: 
sum ostendere: Quidam popularis obviam venit p 
meo?) pirreto?) tectus caput, Illi dixit parens, Leg 
has litteras, Respondit ille, se hoe neseire, Cui p 
So sehlaeh dir das vngluek auff den kopff, W 
tregstu den ein pirret? Ita, eum audivisset, se 
quendam satis humilem voeare Bartholdum, dixit 
300, Niel, nieht mehr Niel, sed Nieolaus vocaberis. 
.. !) Hans Luther. 2) Mittellat. barrétum, birétum, birrótum, im 1 
lánfig auch biret oder Piret (vgl. weiter unten pirret) geschrieben = 
ie Kopfbedeckung der Geistlichen und Gelehrten. Weigand 1, 145, Du Car 
)= Ebenso (d. h. als ein Seitenstück zu der ersten Anekdote) sagte « 
lich wein Vater Hans Lutben, als er gehört hatte, dass ein 
dem niedrigen Volke Angehöriger sich Bartholdus (nicht ] 
wie es ihm zukam) zu nennen pflege, zu seinem Knochte: „N 
sollst nicht mehr „Nickel“, sondern „Nicolaus“ (also etwa Ieri 
heissen! Luther will an diesen beiden launigen Anekdoten « 















264 


nestas“ der früheren Zeit zeigen. Unter „honestas“ wird hier „das 
Gefühl für das Schickliche, Geziemende, taktvolles Benehmen, wel- 
ches die bestehenden Standesunterschiede streng respektiert“ zu 
verstehen sein. Als Träger einer solchen „honestas“ führt Luther 
pietütvoll seinen eigenen Vater Hans L. ein. In beiden Fällen han- 
delt es sich um Menschen, die über ihren Stand hinaus wollen, also 
mehr zu scheinen bemüht sind als sie wirklich sind. Beide, die un- 
berechtigter Weise den Gelehrten spielen wollen, werden vom alten 
Luther in ihre Schranken zurückgewiesen, der erste direkt und 
derbe, der zweite indirekt und feiner. 


1025. 


Omnia tempora Euangelij per vitia sunt eorrupta, Sodomis!), 
tempore Noah, Abraham, Christi, Apostolorum, Es mus 
alszo ergehen, Nune avaritia perdit Euangelium.?) 


1) Sodoma, ae und orum. 2) Vgl. n. 863. 


1026. 


Qui non vitia mulierum, sed coniugium ipsarum eum Sacer- 
dotibus eriminantur, impij sunt [377] Nebulones, blasphemantes bonam 
Creaturam Dei, Sieut Crotus!) faeit laudans interin suum Magun- 
tinum, qui nummos tantum amat?) 

1) Crotus Rubianus, eigentlich Joh. Jäger aus Dornheim bei Arnstadt, geb. 
um 1450, eins der einflussreichsten Mitglieder des Erfurter Mumanisten Kreises, 
Luthers Freund und Studiengenosse, Hauptverfasser des 1515 erschienenen ,,epistolae 
obseurorum virorum", 1520 einige Zeit Rektor der Universität Erfurt, später in 
Diensten des Herzogs Albrechts von Preussen. Seit 1531 wandte er sich der alten 
Kirche wieder zu und schrieb in demselben Jahre eine Schrift für den Erzbischof 
Albrecht v. Mainz, bei welchem er Anstellung suchte, die er als Kanonicus in Halle 
fand. Hier scheint er auch um 1539 gest. zu sein. Vgl. Allgem. Deutsche Bio- 
graphie IV, S. 612. 2) Auf den obigen Abs. bezieht sich augenscheinlich das, was 
ganz abweichend und mit einigen hässlichen Zusätzen die spät. Tischr. 
ie A. 61, 299, Fürstem. u. B. IV, 151, Bindseil colloq. II, 345, Rebenst. II, 162b 

ieten. 


1027. 


Non statim homines propter quaelibet vitia contemnendi sunt, 
Neque etiam pulehram faciem ideo contemnimus, Drumb das des 
heupts scheuszhaus!) dran steht, Et Deus mus leiden, das 
alle sein gottsdinst unter dem scheishaus geschehe, den 
es sthet Ja ob dem munde?) 

1) Die spät. Tischr. „latrina“, vgl. den folg. Satz. 2) Abweichend Erl. A. 


61, 299, Förstem. u. B. IV, 151, Bindseil colloq. II, 348, Rebenst, II, 1625, wo nament- 
lich der erste Satz fehlt. 


1028. 

Experientiä videmus efficaciam veritatis divinae, quia, quo 
quis!) illa legitur, eo magis afficit, Hoc Cieero omni eloquentia sua 
non faceret, Er kan nicht vber sich, Sie?) mussen ernider 
bleiben, Alioqui valde miror Cieeronem, quod in tantis negotijs 
tanta seripserit et legerit.?) 

1) Lies plus, was die lat. Tischr. auch haben. 2) Man erwartet „sie muss 
ern. bl.“, sc. eloquentia Ciceronis, allein Luther kann auch sagen wollen; Sie (nàm- 


lih selbst solche Leute wie Cicero) bleiben wit all ihrer Beredsamkeit 
auf Erden. 3) Im Einzelnen abweichend und mit Zusätzen Erl. A. | 
(Abs. 2), Fürstem. u. B. IV, 59s, 597 (Abs. 2), Bindseil colloq. IL, 176, 1 
1u*. Vgl auch Erl. A. 62, 137, Fürstem. u. B. IV, 409. 








1029. 


Juris studium est plane sordidum artifieium, et nis 
eset, nemo illi studio vaearet Cras ereabitur nova 
contra Theologos!) 

1) Mit dem ersten m vgl. Erl. A. 62, 251, Förste: 


abweich. heisst ,Doct. M. L. sagte: Studium Juris, in Reel ten studirn 
sonlidum, undätig und siti Din iess, Geld und Gut 












dass man reich würde“. Nocl FR iender Bind: 1, 290, Rebe 
„Nam Juris studium est sordidum, tantum captat qui ^ Mit dem zw 
vgl. Erl. A. 62, 217, Fürstem. u. B. IV, 451. Hier heisst es: ,Da des am 


einer sollte zam Doctor in Rechten fronovieret. werden, sagte D. Marti 
wird eine neue Otter wider die Theologen gemacht werden". Vgl. n. It 


1030. 


Adam fuit [378] homo simplieissimus, non credo, eum i 
candelas, nee seivisse, sevum!) in suo corpore bovem habe 
maetasse peeudes, Mich wundert, wo er die peltz H 
nomen, Sed dubium non est, quin corpore fuerit speciosi 
oetavam nepotem vidit, Noah autem sapientissimus fuit, qv 
lentationibus vexatus." 


1) Sevum oder sebum — Unschlitt, Talg. 2) se. est. Mit abv 
Schlusse Erl. A. 57, 245, Fürstem. u. B. I, 159, Bindseil colloq. I, 244, R 





1031. 
Maior horum Charitas!) quia manebit in futuro secul 
1) 1. Cor. 13,13. 2) Vgl. n. 317. 


1082. 


Lex vere est Labyrinthus, et iusticia eius Minot 
id est figmentum non ducens ad salutem, sed trahens ad Inf 
ipsa historia sit verbum Dei.!) 


1) Abweichend und mit Zusützen Erl. A. 55, 294, 295, 324, 325, Füı 
ham I 30, 31), Bindseil I, 36, Rebenst. 1,20». Historia sc. eius d 


1033. 
Omnes vietoriae sunt imagines Christi vietoris. 


1034. 


In Idolatriam facile omnes ineidimus, quia omnes n 
mus Idolatrae, et cum Idolatria nobis sit cognata, placet nobis 1 


1) Vgl. Erl. A. 57, 369, Förstem. u. B. I, 286. 





266 


1035. 


Deum nolle, ut Coniugium dirimatur, optimum est, Alioqui enim 
ipsum [379] desineret et eessaret, Cura liberorum periclitaretur, et Oeco- 
nomia eaderet, et deineeps ipsa quoque politia et religio negligeretur. 

Oeeonomiae 
Est autem eoniugium basis 4 Politiae 
Religionis.!) 
1) Die spät. Tischr. im Einzelnen abweich. und weniger vollständig. Vgl. 


Erl. A. 61, 177, Förstenn. u. B. IV, 44, Bindseil colloq. IT, 3485. Vgl. auch Erl. A. 61. 
263, Förstem. u. B. IV, 118 (Ende d.S.). 


1036. 

Unum est et idem spiritus, sed duo habet officia, Spiritus enim 
gratiae faeit nobis Deum gratiosum, et nos gratiosos Deo, Spiritus 
vero praeeum!), qui orat pro nobis et toto mundo, ut bona. veniant. 
abeant mala. Spiritus gratiae alios doeet, Spiritus praeeum orat. ut 
sanetifieetur nomen Dei, regnum eius adveniat ete.?) 

1) sc. est, d.h. der Geist des Gebets. 2) Ganz ähnlich Erl. A. 5*, 153, Fürst. 
u. B. Il, 1, Bindseil colloq. II, 247 (Abs. 3). 


1037. 


Omnis Jurista est hostis et inimicus Christi, quia stant!) a iusti- 
eia operum?) et illi serviunt. Qui vere inter eos Christianus est, tan- 
quam monstrum est, et cogitur mendicare et vocatur a Juristis sedi- 
tiosus.?) 

1) se. Juristae. 2) = Weil sie es mit der Werkgerechtigkeit halten. 3) Ab- 
weichend Bindseil colloq. I, 290, Rebenst. I, 141^, ähnlicher Erl A. 62, 219, Fürstem. 
u. B. IV, 482. 


1038. 

Parentes maiori eura eustodiunt et eohereent!) liberos [380] suos 
quam Magistratus subditos, Ideo dicit Moses, numquid ego vos genui? 
Habent enim parentes dominium naturale et spontaneum super liberos. 
Ein selb gewachsen Herschafft, Illi?) autem traetum?) habent et 
eoaetum Ein gemacht Inperium.*) 

1) == coereent. — 2) sc. Magistratus. 3) Scheint zu stehen im Sinne von 
„aufgedrungen, in Anspruch genommen“. Beide Ausdrücke „traetum u. coactuu" 
erklärt Luther dann selbst durch „ein gemacht Imperium“. Die deutschen Tischr. 
abweichend „Die Oberkeit ist aber ein gezwungener Herr, das ist, sie gehet wit 
Gezwaug vınb und ist eine gemachte lerrschaft‘“ oder „der Oberkeit Herrschaft 
aber ist gezwungen, ein gemachte Herrsch.^ Vgl. Erl. A. 61, 305, Fürstem. u. B. 
IV, 156, torner Erl. A. 57, 202, Fürstem. u. B. I, 201, womit Bindseil colloq. I, 255 
stinmt, während Rebenst. I, 135^ das Obige nicht vollständig hat. 


1039. 


Wo vater vnd mutter nicht mehr kan, da mus der Hencker 
ausrichten!) vnd rechen?), Et magistratus eustodes sunt quarti 
precepti, wie die katz vber die meusze, Ideo maior est eorum?) 
dignitas, at reverentia inaiur esse debet parentum, quia fons sunt 
et origo quarti praecopti.!) 





1) Mittelh. üzrehten, ein bei Luther häufig vorkommend: 
Wort. Hier im Sinne von „sein Amt verrichten, thun“. Vgl. 
deutsch. Tischr. „und ziehen“, die lat. ertziehen. Vgl. n. 616. 
stratuum. 4) Unvollstündig Erl. A. 6| 5, Fürstem, u. B. IV, 156, voll 
abw. Erl. A. 57, 262, Fürstem. u. B. I, 201, Binds. colloq. I, 253, Reben: 
















t 1040. 
. Juristae non debent esse Tabulae) et causidiei ?), se 
sulti®), et qui reddunt rationem *. Quando autem hoe in « 
nitur, agere caussasS) coguntur, Italiae®) autem sunt in pro* 
300 florenos habent, ut in Germania vix 100 numerantur 
Et pastores deberent largo vietu nutriri, Verum, eum hoc 
suntur [381] rus colere, Óeconomi esse ete) 
= Rabulist, Zungendrescher. 2) = Sachwalter. 3) = Rc 
is d.h. die es verstehen Rechenschaft vom Rechte abzule 
sich auch in der Praxis tüchtige Juristen zeigen“. — 5) 
führen.” 6) Construiert wie die Stüdtenamen für „in 
*) Weitläuftig und mit vielen Zusützen Erl. A. 62, 250, Fürstem. u, 










1041. 

.  Miserrimi sunt, qui sorte sua non sunt contenti, qi 
miserorum multi sunt in aulis, qui eum domi satis abund 
in aula plus quaerunt pecuniae vel gloriae.!) 

1) Vgl. n. 589, 756, 157. 


1042. 
In Genesi considerandum est, quid et quando Deus | 
quis effectus sequatur verbum vel quid faeiant ad dietum v 
impij, Alioqui omnia videbuntur tibi ridicula. 


1043. 
Historiae in Biblijs sunt exempla fidei, Velut exitus e 
est historia et exemplum magnae fidei, ita iudicandum est 
1) Vgl. n. 366. 


1044. 

Psalterium, Euangelium Johannis, Paulus, solli 
kirehen gepredigt werden vnd bleiben pro pugnantibus 
vero Mattheus.!) 

1) En. A. 62, 137, Förstem. u. B. IV, 

m für Bücher der heiligen Scl 
m Psalter, S. Johannes Evan 
miissen wider die Ketzer; aber fur den y 
Evangelisten“. 






1: „Doktor Marti 
fürnehulich 








nen Maun und junge Leut 


1045. 

David psalmos edidit!) doetrinales [382], prophetaler 
et gratiarum aetionis?), Filij Chorah?) eitel trostpsalm, 
phetieos praeeipuus est, Dixit dominus?!) Miserere me 
Beati quorum*) De profundis", Domine exaudi o 





268 


meam?) Isti enim docent Remissionem peccatorum contingere?) sine 
Lege, Ideo sunt psalmi mere Paulini, Quid enim aliud est, „Quia 
apud te ppi*!9) est. ut timearis"!!), quam quod Paulus dicit, „Omnes 
eone.!?) sub peceato, ut omnium misereatur" !5), „Vt timearis", das alle 
fur dir das Hutlin mussen abzihn!?), ut nemo glorietur in sua 
iustieia, et ut re. pee. sit, ppi°1!5), non meritum.!6) 


1) Bindseil colloq.:: composuit, orationes, actiones. 2) Die deutsch. 
Tischr. „David hat Psalmen, die da lehren, weissagen, beten und danken“. 3) sc. 
ediderunt. Bindseil „filij Chore sind eitel trostpsalmen“ (?). Rebenst. verständlicher 
„Davidis Psalmi varij sunt, — — filiorum Corach sunt Psalmi consiliatorij“. In 
den deutsch. Tischr. fehlen die Worte. 4) Ps. 110. 5) Ps. 51. 6) Ps. 32. 7) Ps. 130. 
$) Ps. 143. 9) Intransitiv = „eintreten, statt finden“. 1 Lies propitiatio, 
—= Versöhnung, Vergebung, ebenso am Schlusse d. Abs. 11) bs. 130, 4. 
12) Lies conelusit. 13) Róm. 11,32. Die Vulg. jedoch „Conclusit enim Deus 
omnia in ineredulitate, ut omnium misereatur". 14) Die spät. Tischr. „ut timearis, 
id est, dass alle mussen das hutlein vor dir abtziehen‘“ (Binds.) oder „ut timearis, 
id est, ut omnes homines, se peccatores esse agnoscant et te solum Deum glori 
fieent^ (Rebenst.) oder „dass man dich fürchte, das ist, dass Alle das Hütlin fur 
dir mussen abziehen“. Auch ohne das „id est“ der jüngeren Tischr. ist der obige 
Text verständlich, da Luther sehr oft bei Cordatus und auch in den spät. Aufzeic 
die uns in ursprünglicherer Form erhalten sind, einem lat. Ausdrucke einen ent- 
sprechenden deutschen unmittelbar als Erklärung, resp. Uebersetzung des ersten 
folgen lässt. 15) Lies „et ut remissio peccatorum sit, propitiatio“. Die 
spät. Tischr. abweichend „et ut stet propitiatio, non meritum" oder „sondern dass 
es eitel Vergebung sei, und kein Verdienst“. 16) Die spät. Aufzeichnungen for- 
mell im Einzelnen abweichend, dem Inhalte nach aber ganz ähnlich. Etwas mehr 
weicht Rebenstock ab. Vgl. Erl. A. 62, 137 (Mitte d. 2. Abe), 135, Fürstem. u. B. 
IV, 409 (Mitte d. 2. Abs.), Bindseil colloq. II, 224, Rebenst. II, 203^. 


a 
»* 


1046. 


Allegoriae, si ad fidem omnia referantur !), bonae sunt et laude 
dignae, ad mores vero relatae, perieulosae sunt, Odio?) autem eas ob 
id potissimum, si magis mores adiuvant quam fidem, et si immodicar 
sunt, historiam extenuant.?) 

]) Die deutsch. Tischr. „wenn sie auf den Glauben gerichtet und selten ge- 
braucht werden". 2) = odi. 3) Die lat. Tischr. „fidei historiam adimunt“ oder 
fidei doctrinam obscurant“. Die deutsch. „So verderben und verkehren sie die 
Lehre des Glaubens“. Nach der obigen Lesart scheint der Sinn zu sein „und 
wenn man sie zu viel anwendet, so schwächen sie die Klarheit der 
gesch. Darstellung“. Abw. Erl. A. 62, 28, 29, Förstem. u. B. IV, 305, Bindseil 
collog. II, 93 n. II, 95, Rebenst. II, 1025. Vgl. ferner Cord. n. 148, 950, 951, 9*2. 


1047. 


Hiob est exemplum misericordiae Dei et ostendit, uteunque sane- 
tum tamen tandem in gravissimam tentationem labi posse [383], nec 
tamen deseri sanetum, et rursum eum relevari miserieordia Dei. Puto 
autem ipsum vixisse tempore Salomonis, Librum autem eius historiam 
esse sentio, Neque tamen ideo eredo, omnia ista ordine facta esse, quac 
seribuntur, Opinor etiam, illum!) in hune ordinem ita congestum esse. 
et Dialogum 5, ab aliquo bono magistro?), Fuerunt autem multi sa- 
pientes et saneti viri sub Salomone, qui deleetati sunt istius modi 
libros seribere.*) 


1) sc. librum. 2) sc. esse. 3) sc. in hune ordinem congestum. 4) Die 
deutsch. Tischr. verbinden Obiges mit n.481. Vgl. Erl. A. 62, 145, Fürstem. u. b. 








IV, 415, in Bezug auf den Inhalt auch Erl. A. 62, 133 ff., Fi 
wie Förstem. u. B. IV, 406 Note 4. 


1048. 


Legenda S. Georgij in se continet pule 
politicam, Puella est politia, quae infestatur a Drac 
Infestat autem nune fame, nune peste, iam bello 
donec veniat aliquis Caesar pius ae fortis?), qui 
fendit3) 

1) Die lat. Tischr. ,nunc fame, nunc peste, nunc ( 
vorat et devastat“. 2) Die lat. T. aliquis bonus Caesa. 
eam restituat“. Vgl. Erl. A. 02, 31, Fürstem. IV, 307, B 


13 101%. S. Georg, róm. Offizier, soll v. Diokletian getöto 
"p.23. 


1049. 


Legenda Margaretae!) allegoriam habet 
antem Ecclesia nobilis virgo?) ae spetiosa gemr 
rannus est mundus, qui adversans [354] Ecclesiam 
ıbi a Draeone vexatur Diabolo, Nee potest se a 
explieare *), nisi ipsa arrepta Cruce, id est Chris 
superat Sathanam, Similis est de Christophoro: 

1) Die lat. Tischr. ie M: itau historia". Das Nit 
Real. E. IX, 2) Die lat, Tischr. „illa nobilis Margarita. 
die deutscl „Denn die Kirche ist die edle Perle und < 
1) Rómischer Praefekt, der d. Marg. z. Abfall v. Christentum 
deutseh. T. „daraus sie sich nicht wirken (d. h. befreien) | 
d. Kaisers Deeius e ótet sei Vgl. Herzog Real. E. II, 6t 
ichen abweichend indseil colloq. II, 93, Rebenst. IL, 102, 
2 B. IV, 306. 








1050. 


Angeli sunt proxime nobiscum et eustodii 
Dei issu eius, Habent autem ad defendendum lo 
Sathanam propellant volentem nocere, et sine lal 
veniunt, pro conspectu patris stantes iuxta Solem 
proxime gunt nobiseum, omni momento insidian 
Vitae, prohibentur autem nocere ab angelis, quo fi 
ecant, qui semper volunt nocere?) 

1) Die deutsch. Tischr. ,Darumb wenn uns der Teu 
wehret ihm der heilige Engel und treibt ihn ab; denn er I 
fur Gottes Angesicht oder bei der Sonnen und kann gleic 
die uns befohlen sind, hart bei uns sein“. Die lat. T. verstä 
3liquis nobis nocere parat, repellit eum angelus. Habet en 
Jt etsi in conspectu Dei sit, aut iuxta solem, attamen c 
Mühe) ad nos pertingere possit". Vielleicht solium! 2) 
äbnlich Erl. A. 59, 266, Fürst. u. B. III, 2, Bind. colloq. II, 1 
gens ist die frische, ursprüngliche Aufzeichnung des Cord. 








1051. 
Multi demones sunt in sylvis, in aquis, in 
desertis, Ne!) noceant hominibus, Alij sunt in de 





270 


citant tempestates, tonitrua, fulgura, grandines, aerem ?) infieiunt. Quae 
philosophi et Mediei naturae adscribunt, et neseio, quibus caussis?) ete.*) 


1) Die spät. Tischr. „ut noceant hominibus“ oder „dass sie den Menschen 
mögen Schaden thun“. Nach Cord. Losart ist „ne — hominibus“ als selbständiger 
Satz „dass sie doch den Menschen nicht schaden möchten“ aufzufassen. 2) Viel- 
leicht et aerem. Das Wort „grandines“ steht im Manuscr. am Ende der Zeile. 
3) sc. adseribant. 4) Die spät. Aufz. abweichend „et aerem infieiunt, quod si 
effecerunt, philosophi et medici id naturae deputant, et nescio, quas causas harum 
pestium ac malorum adducunt* oder „Wenn solchs geschicht, so sagen die Philo- 
sophi und Aerzte, es sei natürlich, schreibens dem Gestirne zu und zeigen, ich weis 
nicht, was fur Ursachen an solches Unglucks und Plagen“. Vgl Erl. A. 54, 257, 
Förstem. u. B. II, 3, Bindseil eolloq. IT, 105, Rebenst. II, 1035. 


1052. 


In stramine, melius [385] autem in paleis!) servantur poma 
a frigore. Augustinus enim dieit, Quid calidius paleis? Et glacies 
teeta stramine non solvitur.?) 


1) Palea u. paleae = Spreu. Sinn „In Spreu bewahrt man Obst noch 
besser vor Kälte als in Stroh“ 2) Luther wird daran denken, dass im ersten 
Falle der Zutritt der kalten, im zweiten der der warmen Luft durch Spreu und 
Stroh gehindert wird. Nur bei Bindseil colloq. IIT, 62 findet sich abweichend und 
unrichtiger Folgendes: „Stramen. Thut die Oepffel ins stro, so erfrieren sie nicht. 
Nam Augustinus dicit: Quid ealidius paleis?  Econtra dicit: Quid frigidius paleis? 
Et glacies et nix stramine tecto(?) non liqueseunt“. Hier wird also stramen und 
paleae identifiziert, während bei Cordatus beides genau geschieden wird. 


1053. 
Studium Juris est sordidum et questuosum, ae ultimus finis eius 


est peeunia, Neque enim propter deleetationem aut eognitionem rerum 
in Jure student.!) 


1) Vgl. n. 1029 u. 927 nebst Noten. 


1054. 


Eruditio, Sapientia vnd die schreiber sollen die welt 
regiren!), Et si per iram suam semel omnes doetos ex mundo eri- 
peret?), quid reliqui homines essent nisi bestiae? Et ius, adeoque 
ipsum verbum, nihil sunt sine Jurisprudentibus et praedieatoribus, quo- 
rum opera Deus utitur wie der leute, der er nieht mag geraten?) 
Ubi sapientes non sunt per verbum vel Leges, ursae, leones, eaprae 
et eanes politias tenent et praesunt Oeconomiae.^) 


J Die spät. Autz. „Sapientia est doctrina utilis et necessaria, dan die schreiber 
sollen die welt regieren, vnnd die feder emporstehen* oder „Sapientia est ductrina 
utilis et necessaria, mundus enim per Seribas regi, et Penna erecta stare debet" 
oder „Weisheit, Verstand und Gelehrtsein, und die Schreibfeder, die sollen die 
Welt regieren“. — 2) sc. dens. 3) — die er nicht entbehren kann. Mittelb. 
geräte mit Gen. (meistens d. Sache) — entbehren, entraten. Vgl. ich kan iuwer 
niht geräten. Iwein 225. Müller II, Abt. 1 S. 579. 4) Die spät. Aufzeich., welche 
Obiges in Verbindung mit n. 433 (vgl. auch n. 555) bringen, weichen nach Form 
und Inhalt gänzlich ab. Das Einzelne anzugeben, würde viel zu weit führen. 
Vgl. Erl. A. 62, 340, Förstem. u. B. IV, 595, 596, Bindseil colloq. I, 265, Rebenstock 
1, 158* (Ende d. 5). 


1055. 

Omnia fera animalia sub Lege vivunt. Timent 
et pavent ad conspectum ipsorum. et homines sunt fei 
Cieurata autem [355| animalia. quae albas carnes h: 
malia gratiae"). vivunt eum hominibus. et ximiae sunt ip 
intem expers doetrinae neque fera est sub Lege nequ 
zratia.*) 

1) = Thiere der Gnade. Luther bezieht die theol Begr 
"nade auf das Verhältnis der Thiere zu den Menschen und me 
silden Thiere zu d. Menschen entspreche unserem Verh. zu de 
"as der Hausthiere dem zu der Gnade Christi, Und äffen il 

hend und unvollständig bieten die dew 
Te des Gesetzes, denn sie leben in Furcht ı 
schwärzlich Fleisch umb der Furcht willen(!). Aber zshm ^ 
denn es sind Gnadehthiere. leben sicher bei den Leut 
lich, dass die Worte der deutsch. Tischr. erst durch die 
s Cordatns einigermassen verständlich werden. V 
Förstem. u. B. 1, 194; n. 1054 u. 1055 gehören wohl inhaltlich zusa 






















1050. 

Cavillari possunt loci scripturae. sed non coi 
nostri eloquentes nunc publice deelamantes 
Hieremiae 10!) intelligi de signis?) gentium, Et>) ! 
de signis Coelestibus parum laudans Astronomiam, 
terrestribus et marinis, Et gentes non tam stultae eran 
timuissent vel Lunam, sed portenta ae monstra e 
et timuerunt, Est?) Astronomi ro qua adeo strer 
non est ars, quia non habet principia aut demonstratior 
ex eventu et easibus iudieant, et a semel*) argumenta: 
eontingere?), Was zutrifft, wissen sie, Das fey 
sehweigen sie wol stil zu, Kunst ist vorhande 
cere), aber niemand lHatt sie. Experientiam (quae | 
multis singularibus)?) non [387] habent, sed quosdam « 
satis incertos.?) 

1) Jerem. 10,2 ,Haec dicit Dominus: Juxta vias genti 
coeli nolite metuere, quae timent gentes“ ( 
2) se. coelestibus. Luther meint: Diejeni 
wagen es zu erklüren, dass die Stelle Jeremias 10,2 von den Zeichen : 
stehen sei, welche die Heiden fürchten. Diesen Zeichen legen I 
nomen grosse Bedeutung hei, rend Luther mit der Schrift ni 
der Sternkunst spottet. = Au 








um noli 





" 
KU 
, welche jetzt die Stern] 























wie Ji 

clamantes, 

T. IE 

T) — „Das heisst von vielen Einzellingen ein 

*) Die spät. Aufz. beginnen den Abs. folgendermassen: „Anne 





Nobilis quidam de Minckwitz habuit deelamationem de laude Astı 
confutasset locum llieremiae 10, A signis cooli ne metuatia, qu 
reset eontra Astrologiam, sed de imnginllus gontium loqueretur, Fe 
Cavillari loei possunt etc.“ Achnlich die deutsch. T. und Reh 

erstere den ersten Satz in folgender Form s Dee 
Minckwitz eine Deklamation öffentlich in der Schule, darinnen er 
nomiam und Sternkunst f. Dieser ganze Eingang fehlt b 
die Worte „nostri elognentes nunc. publice deelamantex“ deuten ı 
Ausserdem kann das Datum der spät. Tischr. nicht richtig sein, 


















272 


Aufzeichnungen mit 1537 schliesst. Es ist daher weder 1538 noch 1542, sondern 
wahrscheinlich 1532 gemeint. Schon oft konnte nämlich darauf hingewiesen werden, 
dass hei vielen der hier von Cordatus aufgozeichneten Gespräche aus dem Inhalte 
zu schliessen sei, dass sie in die zweite Hälfte des J. 1532 fallen. Vgl. z.B. fol- 
gende Nunnnern der drei vorhergehenden Bogen: n. 8S6, SSS, 5890, 903, 904, 939, 
943, 951, 969, 954, 957, 1020, 1021 ff. Vgl. im Uebrigen die sehr weitläuftige und 
vielfach abweichende, oft nur dem Gedanken nach ähnliche Darstellung der spit. 
Tischr. Erl. A. 62, 319, 320, Fürstem. u. B. IV, 575, 576, Binds. colloq. II, 149, Reben- 
stock II, 1175. 


1057. 


Mea Oeconomia mirabilis est, quia plus consumo qnam recipio !), 
Ich mus aller Jar 50 gulden?) in die kuchen haben, alia taceo, 
Ich kan mich in das hauszhalten nicht richten?) 

1) n. 444 hiess es „Deus dat mihi quotannis tantum, quod insumo*. 2) Die 
lat. Tischr. „50 Gulden“. Erst in Luthers letzten Lebensjahren belief sieh sein 
regelmässiges Einkommen (Gehalt, Ehrengehalt, Zinsen) auf 400 Gulden, vorher auf 
200, seit 1532 auf 300. Dazu kamen seit 1536 noch bedeutende Zugaben an allerlei 
Naturalien. Köstlin II, 498. Es ist doch nun wohl kaum zu glauben, dass L. ebenso 
viel oder mehr als sein ganzes erst in den letzten Jahren für die damalige Zeit 
recht gutes Einkommen betrug, allein für Essen und 'l'rinken verausgabt habe. Cor- 
datus Lesart, die auch durch d. folg. alia gestützt wird, wird daher die richtigere 
sein. 3) Das Obige haben Bindseil colloq. III, 200, Rebenst. II, 15^ ähnlich. Doch 
hat ersterer hinter „taceo“ den Zusatz „amietum et ornatum", ferner die Variante 
„in diese hausshaltung", während Rebenstock Folgendes hinzusetzt „(ut interim ta- 
ceam) de vestitu et ornatu et eleemosinis, Cum tamen stipendium 
meum in se habet 200 floren". Vgl. auch Köstlin II, 503. 


1058. 


Wen ich zornig bin, szo lasz man mich nur mit frieden!) 
vnd versehnauben, quia multa me irritantia contingunt mihi, quem- 
admodum et alis puto contingere, Drum sol man eim Zornigen 
raum lassen.?) 

1) Die spät. Tischr. „tzufrioden“ oder TAM si iratus fuero, mecum multa 


agere pati non possum“. 2) Vgl. Bindseil colloq. I, 191, Rebenst. IT, 1038. Vom 
Zorne ist die Rede n. 203, 520, 774, 854, 860, 884, 893 ff. 


1059. 


Anno 27!) adortus est me Marens)) ille suavissimis verbis et 
moribus, sed sine scriptura, Ideo dixi ei: Ego tecum non convenio nee 
. eredo tibi, nisi signa feceris, Et dixit, in 7 annis signa videbis, Et 
statim seeuta est seditio rustieorum [388], Dieebat inter alia, se statim 
in vultu videre, an homo pius esset vel impius et non clectas, Das 
heist sieh mit worten verlauffen.?) 

1) Lies 21, d.h. 1521. Vgl. n. 125 Note 1. 2) Vgl. n. 125 Note2. 3) Die 
spät. Tischr. „Ita sathan non potuit se occultare, verlieff sich mit Worten“ oder 
pua sathan non potuit so occultare et verbis suis prodidit ‚se ipsum' oder „Also 


ann sich der Satan nicht verbergen; verlief sich balde und* ff. Vgl. Erl. A. 61, !, 
Förstem. u. B. III, 340, Bindseil colloq. II, 21, Rebenst. II, 29^. 


1060. 


Mire obseura verba loquebatur ille homo), Grobickeit?), wei- 
liekeit?) langweiliekeit*), et cum dieerem, quomodo intelligi posset 


ita lequens5), respondit, se tantum aptis discipulis praedi 
pfund haben?) et cum interrogassem von meinem p 
me esse im ersten grad der beweglickeit, vnd we 
komen in den ersten grad der vnbewegliehkeit, 
eset, et eum a Kemberck®) reseripsisset suavissimis v 
et adhortationes, dixi, Ade, Lieber Marce.?) 


1) Die spät. Tischr. „nam imiram habuit gc oder „und 
sume ungewöhnliche Wort“. 2) = Grobheit. Die Form Grobie 
folgenden, kann ich lexikalisch nicht belegen. Die spät. Aufz. „ 
(d.b, Entäusserung grober Sünden), erassities, Bindseil 1 
Das Wort Grobheit ist hier — Zustand d. Sündhaftigkeit. 
d.h. Zustand d. Unbefriedigung, 4) = Langeweile d.h 
drossenheit, Aergorniss an sich selbst. 5) Bindseil „In 
quis nam illius «odor intelligeret, ganz ähnlich Rebenst. und die der 
5) — die das pfund (= Anlage, Fi ) ff. — 1) Bindseil „Vi 
aptos? Respondit: Ich wicls ihm balt anschen vnd mereken, was er 
hi. Lieber Marce, was habe ich dann vor ein pfundt/* Ebenso 
Tischr. u, Rebenst.' s) Beweglickeit = Empfünglichkeit fürd.. 
Inheweglickeit — A ffektlosigkeit, d. günzliche Entüusse 
sinnlichen Erscheinung. Vergl. über d. Theorie d. Schwürme! 
Köstlin 1,522. Kemberg im Kreise Wittenberg. — 9) Vgl. Erl. A. 61 
u.B. HI, 341, Bindseil colloq. II, 22, Rebenst. 1l, 29^. 


1061. 


Dresze!) dixit, se nuntium habere ad eum a pat 
Quis est tuus pater? Ille: Jhesus Christus. Der ist : 
aueh. Quid nunciatur? Deum iratum esse mundo, Ego: 
dixit? [389] Ille: Extra Civitatem, eum porta ), videbam y 
culam, quae est signum irati Dei. Et in somno vidi potatc 
Es gilt, Es gilt, et manum Dominj super eos, Et cum 
fudisset ein kandel?) pyr?) auff meinen halsz, exp 
Ego inerepabam eum, ne eum nomine Dei luderet, Ipse : 
dixit „Wer nicht sagt’), was der Luther wil9), mu 
sein“) 

1) So die Handschr. Wahrscheinlich steckt darin die Lesart dı 
unser Dresler; Binds. civis quidam Tornator, Ein dressler“, 
quidam tornator* Vgl. Cordatus n. 125 Notes. 2) Das Wort p 
Manuser. am Ende der Zeile. ist augenscheinlich ein Wort ausgef: 
*eheinlich zu lesen „eum porta exirem“. Di . 
pet portam Cosbicensem (Reb. Ros 
culum in aere* ete. oder ,(estern ging 
ih ff. 3) Binds. „eine kanne“, Hebenst. „eantharam“, die d 
Cordatus „ein Kandel“. Mittelh. die kandel = Kanne, aus 
cannatella d. h. Künnch 4) — Bier. 
Aufz. „wer nieht häl 
benst. findet 
obs 5 
341, 542, Binds. colloq. II, 23, Rebenst. II, 20%. Die i ni 
1051 gel ine Darstellung 
lungen Luthers mit den Zwiekauer Propheten, welche im Grossen ur 

danken nach mit dem fibereinstimmt, was aus den spät. Tisch 
, Fürstem. u. D. III, 304, Bindseil colloq. III, 415, Rebenst. II, 2 
ein Bruchstück davon) bisher über diese Angelegenheit bekannt 
weichen die spät. Aufz. im Einzelnen erheblich ab, auch ist ihi 
viel weitläuftigere. Dagegen ist die Darstellung, die Cordatus n. 125 
Angelegenheit giebt, eine vollständigere, verständlichere, « 
Neue bringt. So vermisst man in den spät. Tischr. und im ol 




































































214 


n. 125 über Storck, Müntzer, Carlstadt und Campanus (vgl. n. 125 letzter 
Abs.) Gesagte. Auch enthalten die n. 125 über Marcus Thomas Stübner und 
den tornator quidam gemachten Mitteilungen manches Eigenartige, was in deu 
spát. Tischr. nicht so bestimmt zum Ausdrucke kommt. Ein vollstindiges Bild der 
ganzen Verhandlungen wird man gewinnen können, wenn man unter Benutzung 

er sonst noch vorhandenen Quellen (vgl. Köstlin II, 520 ff., 548 ff., s04, $06) die 
beiden Aufzeichnungen des Cordatus zu Grunde legt. Luther wird sich im Kreise 
seiner Tischgenossen gewiss mehrere Male über seine Verhandlungen mit den 
Zwickauer Propheten ausgesprochen haben, und zweimal ist Cordatus Ohrenzeuge 
gewesen. Sonst würden die verschiedenen Redaktionen desselben (Gegenstandes 
welche Cordatus überliefert hat, sich schwer erklären lassen. 


1062. 


Martinus Cellarius'), impijssimus nebulo, et adulando me vo- 
luit deeipere, Dixit enim, meam vocationem maiorem esse quam Apo- 
stolorum, At ego dixi ei, Ach was bin ich doch gegen den Apo- 
steln? Is seribebat mihi 4 sexterniones?) de Tabernaeulo Mosi, Sed 
eum blanditijs eius nollem eredere, magis insultabat mihi quam lauda- 
verat, Cui ego, Gehe hin vnd thu was du wilt.") 

1) Vgl. n. 113. 2) = Vier Sexternionen d.h. 96 Seiten voll ff. Die 
spät. Tischr. „Vier Quatern voll“. 3) Mit Zusätzen und abweichendem Schlusse 
Erl. A. 61, 3, Fürstem. u. B. IIT, 342, Bindseil colloq. II, 23, Rebenst’ II, 308. Ausser- 
dem ist mit dem Obigen zu vgl. Cord. n. 113. Beide Nummern (n. 113 fehlt in den 
spät. Tischr.) ergänzen sich gegenseitig. Weder aus n. 113 noch aus dem 
obigen Abs. der dem Inhalte nach wohl mit n. 125 und n. 1059, 1060, 1061 zu- 
sammenhängt, geht unmittelbar hervor, dass Martin Cellarius bei den 
Verhandlungen Luthers mit Marcus Thomas Stübner gegenwärtig 
gewesen sei. Vgl. Köstlin I, 547, 548. 


1063. 


Bueero!) eonferenti meeum Coburgi?) de Sacramento tan- 
dem interroganti, an Impijs offerretur [390] quoque Saeramentum, illi 
dixi, An Impius posset audire verbum Dei et illo abuti??) Postquam 
recessit, scripsit ad me haee verba, Ne dubitetis, quin doceamus eadem. 
quae vos doeetis, Aber es ist ins leueken*) komen wie H. (55), 
sie konnen nieht zuruek.5) 

1) Vgl. n. 351. 2) Den 19.—29. September 1530. 3) Luther antwortet in 
Form einer Frage, die eine Bejahung der an ihn gerichteten Frage enthält. Die 
spät. deutsch. Tischr. drücken dies so aus: „Da sagte ich ihın: Könnte ein Gott- 
loser Gottes Wort hören und missbrauchen, wie viel mehr missbrauchte der des 
Sakraments, der das Wort missbrauchet*. 4) Alth. laucnen = leugnen. y! Her- 
zog Georg. 6) Vgl. Bindseil colloq. IT, 23, Rebenst. II, 30s, Erl. A. 59,120, Fürst. 
u. B. II, 320, ferner Erl. A. 61, 3, Fürstem. u. B. III, 342, wo jedoch der letzte Satz 
fehlt. Ueber die Verhandlungen Luthers mit Bucer während des Augsburger Reichs- 
tages Köstlin II, 248, 655, Schlegelii observat. in vita J. Langeri S. 104. Gotha 
1142. Lingke, D. M. Luthers merkwürdige Reisegeschichte S. 195. Leipzig 1:69. 


1064. 


Oecolampadius et Zuinglius dixerunt, gie musten fried 
halten mit mir), quod primus fuissem, qui Euangelium praedieassem. 
Post mortem autem meam wolten sie yhr opinion recht an tag 
geben, Sie wusten aber nicht, das sie ehe sterben wurden 
den der Luther.?) | 





275 


1) Die spät. Tisehr. „Sie wären mit Luther zufrieden driim“ oder ‚se pacem 
babere eum Luthero. 2) Die spät. T. ,wusten aber nicht, das sie des Luthers todt 
nicht erharren wurden® oder „Sie wussten aber nicht, sprach D. Martinus, dass sie 
des Luthers nicht erharren wurden*. Abweichend Bindseil colloq. II, 24, Rebenst. 
IL, 305^, Erl. A. 61, 4, Förstem. u. B. IH, 343. 


1065. 


Anabaptistarum nemo adversus me seripsit, quia, seditiosum 
eum sit vulgus, ne unum quidem doetum habent Magistrandum !), Rot- 
tenses Haben meister an mir wollen werden.?) 

]) = Sie nieht einmal einen Gelehrten haben, der Magister werden künnte. 
Die spät. Tischr. doctores oder Doetores noch Magistros. 2) Die spät. 
Tischr. „Ego autem plus quam triginta Doctores Rottenses habui, die alle meister 
an mir wolten werden“ oder „Ich habe mehr denn 30 Doctores Rottengeister wider 
wich gehabt, die alle haben wollen Meister an mir werden*. Bindseil colloq. III, 
422 heisst es dagegen: „Ego his 20 annis plus quam quimquaginta sectarios 
habui me docentes". Vgl. n. 125 Zeile 15. Abweichend Binds. colloq. 1I, 24, Reb. 
Il, 30», Erl. A. 61, 91, Fürstem. u. B. III, 407. 


1066. 


Ieh bin halb zornig auff die Juristen, den sie wollen 
mir die Theologos mit fussen treten!) [391], Aber es sol yhn 
nieht zu schon weiter gedeyen, Wider Daniel sind viel ge- 
lerte Juristen zu Babel auffgestanden, Esaias hatt auch viel 
xelert Juristen vbertroffenn, Ita nee nostri prosperabuntur.?) 


1) Vgl. n. 621: „Ihr Juristen, trettet uns nur nicht mit fussen! 2) = So 
werden auch unsere Juristen kein Gliick haben. 


1067. 


Quo quis altior est in tristicia et affectibus, eo aptius instru- 
mentum est Satanae, Nam affectus nostri sunt instrumenta, per que!) 
in nos venit?) et operatur in nobis, quando non cavemus, Wo es nasz 
ist, da mag man leiehtlieh begiessen, vnd wo der Zaun bosze?) 
ist, da kombt man leucht*) hinuber, Ita facilem aditum habet 
Satban, ubi est tristieia®), Ergo orandum est et conversandum cum 
pija.5) 

1) = quae. 2) sc. Sathan. 3) — nichts wert. 4) = leicht. 5) Vgl. 
n.570. 6) Vgl. Binds. colloq. 1, 193, Rebenst. I, 104*. Die deutsch. Tischr., deren 
Fassung weitläuftiger ist, bieten Erl. A. 60, 169, Förstem. u. B. IIT, 167 folgenden 
Eingang; „Traurigkeit, sagte Doctor M. Luther Anno 1541, ist ein Werkzeug und 
Instrument des ' eufels, dardurch er viel Dings ausrichtet“. Da Cordatus seine 
Aufzeich. mit 1537 abgeschlossen hat, so ist dieses Datum nicht richtig. Ebenso 
wie bei Cord. fehlt es auch in den spit. lat. Tischr. Es ist wohl 1531 gemeint. 


1068. 

Wen einer mit Got zornet, der leidet zwen!) schaden, 
Den ersten, das er?) seins zornes nicht acht, Den andern, das 
ersich mit yhm mus versunen vnd abbitten dazu. Hoe dixit 
M. Jo. Forster?) eui mortuus erat filius.*) 


1) Mittelh. zwéne und zwén -— der Nom. d. Maskul. von zwei. Weigand 
1l, 1201, 1202. 2) Nämlich Gott. °) Als Dativ zu fassen. Ueber Magist. Joh. 


13* 





276 


Forster vgl. n.750. 4) Abweichend und wenig klar (es fehlt augenscheinlich ein 
Wort) Bindseil colloq. I, 415: ,Undecima Decembris Magistro Joanni Forstemio 
obijt infans filius, nocte sequente fur illi linteamina abstulit, qui cum Martinum 
Lutherum aecessisset, interrogatus, ob er mit unserm llerrgott tzernet, hut euch 
vnnd tzürnet nicht mit ihm, dan er achtets nicht, darnach must ihr euch selber ver- 
süónen*. Ebenso mit wenigen Abweich. Rebenst. I, 224b, der wenigstens verständ- 
licher ,cavete dicebat" hat. Vgl. n. 1069. 


1069. 


Furi, qui in sua tristicia furatus est Forstemio sua linteamina !) 
[392], non opto, ut suspendatur, Attamen funem ei emerem, non propter 
vindietam, sed iusticiam, quae servanda est. Moses ob hoe oppor- 
tune?) eavit, noeturnum furem oceidi posse, et oecisorem sanguinis 
reum argui non posse.?) 

1) Die Worte ,in sua tristicia^ verb. mit ,Forstemio*. Also: ,Dem Diebe, 
der dem Forster in seiner T'raner (vgl. d. Schluss v. 1065) sein Leinenzeug gestolen 


hat*, ff. 2) Die lat. Tischr. optime. 3) Abweich. besonders in Bezng auf den 
Eingang Binds. eolloq. I, 415, Rebenst. I, 224b, ) 


1070. 
Wen mich ein dieb yn meinen 4 pfelen antritft hei der 
nacht!) szo mus ieh mich weren, ue ipse me occideret, sed diur- 
nus fur est proclamandus et eapiendus.?) 


1) Binds. weniger richtig „wan ich plötzlich in meinen vier pfelen einen 
dieb antreffe*. 2) Vgl. Bindseil colloq. I, 415, Rebenst. I, 225*. 


1071. 


Varia sunt mendaeia et bene discernenda, Ridieula, Offi- 
eiosa!) Pernieiosa, Impia, Jocosa, leeherlieh possen, quibus 
reereamus tristes ?), Offieciosum?) est opus Charitatis, quale erat A hra- 
ham, qui liberabat uxorem, dieens eam sororem suam esse, et eum 
Michal liberabat Davidem, Ita 4 Reg. 6 ete.5), Ita dixit quidam 
pastor ad Lietores, qui in edibus eius furem, qui eo confugerat, quesi- 
verunt, Ego nee mentiri volo, nee furem prodero, et coaeti fuerunt cessare 
ab inquirendo, Impium est, quo Deum blasphemamus [393] et homines, 
Wil einer yhe ein notluge thun, 820 sage er schlecht Nein. 
Ne addat iuramentum, Non dieat Werlich, Vorwar*), Neque mentitus 
est Christus Joh. 7 de ascensu in Jerusalem 59, Hat sonst spottisch 
geredt, sieut quando dixit, Qui sine peceato est, primum lapidem 
iaciat in adulterum.*) tem, Cuius est superseriptio?®) Item, Baptis- 
mus Joannis est e Coelo?" Do hatt er sie honisch ange- 
griffen.!®) 

}) = Gefälligkeitsliüigen. 2) Luther will sagen: „Es giebt mannigfaltige und 
wohl zu unterscheidende Ärten von Lügen: Lügen, mit denen man sieh lächerlich 
macht, Lügen, mit denen man anderen gefällig sein will, Lügen, die andere ins 
Unglück bringen, gottlose und Scherzlügen, d. h. lächerliche Possen, mit denen man 
Traurige erheitert". Von diesen Arten wird d. mendacium iocosum, officio- 
sum, impium näher erläutert, und dann über die Notlüge fl. gesprochen. ? se. 
mendacium, was weiter unten bei impium ebenfalls zu ergänzen ist. 4) 2. Reg. 
6, 19 „Dixit ad eos Elisaeus: Non est haec via, neque ista est eivitas“. 5) Mitteld. 
vorwäre — fürwahr. Weigand 1,591. 6) Die lat. Tischr. „Christus Joann. 7 de 
ascensu in templum locutus est ironice*. 7) Joh. 5, 7. — *) Matth. 22, 20, 





277 


vgl u.542. 9) Matth. 21,25, vgl. n.36. 10) Bindseil und Rebenst. dem Zu- 
sammenhange nach weniger richtig: haec fuerunt Ironica. Vgl. Binds. collog. 
| 120, Rebenst. I, 2265, welche gänzlich abweichen und den obigen Abs. z.B. 
uit folg. Worten beginnen: ,Mendacium ab Augustino triplex constituitur. Joco- 
sum, gutto leeherliche possen, quibus homines tristes recreantur.  Officiosum, Es ist 
ein gutte nutzliche lugen et opus caritatis ete. Ferner haben die lat. Tischr. hinter 
(inquirendo, Binds. ungesucht lassen) die Worte „Perniciosum (sc. mendacium) 
est, lügenn, trügen, schaden thue", die möglicher Weise als Erläuterung zu Per- 
niciosa Zeile 1 im Manuscr. vor Impium est ausgefallen sein können. Eine 
solche Erläuterung ist dem Zusammenhange angemessen, ebenso eine solche zu 
Ridieula, die vielleicht auch von Luther, wie er es zu thun pflegt, gegeben ist, 
aber zufällig weder von Cordatus noch von Spüteren aufgezeichnet ist. 


1072. 


Wir mogen wol fest halten am glauben, den alles was 
wir glauben laut lugerlieh, Et hoe est argumentum Christi de 
divinitate Joh. 5!) ,pater meus usque non?) op:^3), Item „omnia tua 
mea sunt^*) Et nota, quod dieere possum , Was ich thu, das thut 
Gott, aber nieht, was Gott thut, das thu ich.9) 

1) Joh. 5,17. 2) Lies modo. Der Fehler rührt von der Verwechslung der 
fast ganz gleichen Compendien „ü* und ,m* her. Derselbe Fehler n. 573 Note 3. 
4j) Lies operatur. Die Stelle lautet vollständig nach der Vulg. „Pater meus usque 
modo operatur, et ego operor*. 4) Joh. 16, 15. 5) = Und merke dir, dass 
ich wohl sagen kanníff. 6) Abweichend die deutsch. Tischr., welche die letzten 
Sitze folgenderinassen haben: „Da sprach D. Hennick: Diese Wort zeigten nichts 
von der Gottheit an, denn ein iglicher Christ konnte so sagen, was der wirkte und 
thäte, das thäte Gott. Darauf sagte D. M. L.: Ja, das kann ich wohl sprechen: 
Was ich thue, das thut Gott; aber nicht wiederümb*. Vgl. Erl. A. 58, 400, Förstem. 
u. D. II, 193. Vgl. mit dem zweiten Satze auch Binds. colloq. II, 210, wo Luther 
auf eine Frage des Cordatus antwortet: „Wisset ihr nicht, dass alles in der 
heiligen Schrift ist erlogen ** 


1073. 


Quieunque eoneedit, Euangelistas seribere!) verbum Dei, dem 
wollen wir wol begegen?), Qui autem hoc negat, cum hoc ne unum 
quidem verbum agam, Tune enim etiam in Christianismo loeum habet 
id: Contra [394] negantem pu? non est disputandum. Omnes 
tamen Judei, Gentes, Tureae dieunt, Bibliam esse saeram seriptu- 
ram. Summum enim testimonium habet iste liber. Et nihil nocet, si 
qui dieunt?) Pentateuchum non esse seriptum a Mose, Est tamen 
Mosi.5) 

1) Binds. und Rebenst. habere. 2) — begognen. Dietz 1,228. 3) Lies 
principia. 4) Binds. und Rebenst. ,Deinde Magister Forstemius dixit", die 
deutsch. Tischr. „Darnach sagete einer uber dem Tische“. 5) Die lat. Tischr. „Re- 
spondit D. Doctor: Quid hoe ad rem? Esto Moses non scripserit, attamon est 
Mosi liber, hie enim liber solus mundi conditionem optime describit". Einen 
ganz ähnlichen Zusatz bieten die deutsch. Tischr. Vgl. Bindseil colloq. II, 211, 
hebenst. II, 1975, Erl. A. 57, 34, Fürstem. u. B. I, 25. 


1074. 


Ineptae quaestiones sunt in Mose fugiendae, velut est haee 
Egrani'), Mosen seribere, volueres in aqua vivere?), eum aerem hie 
intelligat, Similis?) esset, an Barba prior fuisset viro, et respondetur, 





. = Lane 00 nn 


278 


quod sie 4), quia Caprae, hirei barbati ante homines 4 die sunt creati, 
Adam autem sexto die, Ironijs illudendae *) sunt eiusmodi quaestiones.*) 


1) Joh. Sylvius Egranus, eigentlich Joh. Wildenauer, seit 1517 Prediger 
an d. Marienkirche in Zwickau, dann in Joachimsthal, gest. 1535 an den Folgen 
der Trunksucht. Luthers Gegner seit 1522. 2) Gen. 1,20. 3) sc. quaestio. 
4) = Und da ist die Antwort, dass es sich so verhält, weil ff. 5) Bindseil lu- 
dendae. Im Einzelnen abweichend, sonst ähnlich Bindseil II, 211, Erl. A. 57, 35, 
Förstem. u. B. I, 25. Bei Rebenst. 1I, 197b fehlt der ganze Abs. mit Ausnahme des 
ersten Satzes. 


1075. 


Misere pereunt hine inde!) contemptores verbi, Deus enim 
est Judex iustus, et rectum Judicium?) est. Das prattzirt?) er itz 
wol?) Sieut et in Hemburgk*), ubi quidam insignis contemptor verbi, 
qui multos avertit, tandem lapsus est in desperationem [395], quam 
nemo ei potuit adimere, Et dixit, Maius peccatum suum esse quam 
quod veniam posset mereri, quia seduxisset multos, qui vi erumpens 
ex domo clara meridie in fontem) praecipitavit se.) 


1) = bald hier, bald da. 2) sce. eius. 3) Ein von dem griech. Staume 
mean. (rearrsıv) von Luther gebildetes Wort, welches wir jetzt prattieren 
schreiben würden, vgl. prakticieren. Der Sinn: durch die That beweisen, 
zeigen. 4) Die spät. Tischr. „Das hat er m diesen kurzen Tagen zu Hamburg 
beweiset‘‘ oder „Hoc Deus in paucis diebus elapsis Hamburge declaravit“. 5) = 
Hamburg. 6) Die spät. Tischr. „in puteum* oder „in ein Born“. 7) Die lat. und 
deutschen Tischr. in der Form vielfach abweichend, dem Inhalte nach aber ganz 
ähnlich. Jedoch führen sie den Vorgang noch weiter mit folgenden Worten aus: 
„Da aber das Wasser nicht tief genug war, dass er hätte können ertrinken, lief 
das Volk zu und wollte ihn heraus ziehen, schrie ihm zu mit Trostsprüchen des 
Gewissens. Er aber fiel nieder ins Wasser und ersäufte sich selber“. Diese Worte, 
die Cordatus aus Luthers Munde nicht gehört hat — denn sonst würde er, der 
alles über Tisch Gehörte niedergeschrieben zu haben behauptet (vgl. n. 133"), doch 
wohl eine Andeutung davon gegeben haben — machen den Eindruck eines späteren 
Zusatzes, welcher den Zweck hat der obigen Historie einen möglichst auf die Spitze 
getriebenen, schaurig pikanten Abschluss zu geben. Vgl. Erl. A. 61, 14, 15, Förstem 
u. B. III, 350, 351, Bindseil colloq. II, 36, Rebenst. II, 36b. 


1076. 


Horrendum satis est verbo Dei Credere, Quid ergo horroris 
est verbum contemnere et ridere? (Mareius mensis Mars et 
mors est).!) 


|) Hierauf bezieht sich augenscheinlich das, was die deutsch. Tischr. im An- 
schluss an den vorhergehenden Abs. ganz abweichend so geben: ,Also war zu 
Basel ein Lüsterer, der stürzte sich zum Fenster herab und brach den Hals. Wolan, 
xottes gerechte Gerichte und schreckliche Exempel wären Verdamniss genug, dass 
man dem Worte nicht gläubet; aber noch dazu spotten und lästern, 
das ist zu viel und gräulich“ Der Ucbergang zu dem folg. Abs. wird dann 
dureh folgenden Zusatz hergestellt: „Ja, solche Buben, ob sie gleich gottlos sind 
und verzweifelte öffentliche Schälke, noch dennoch dürfen sie sich für fromm und 
gerecht achten. Wie sie heut zu Tage Thomas Münzern, der die armen Bauern 
zum Aufruhr 1525 erregte, Zwingeln, den Sakramentsschänder, für Heiligen rühmen. 
js ist aber viel besser und ein Werk der Liebe“ ff. Ganz ähnlich die lat. 
Tischr. Vgl. Erl. A. 61, 15, Fürstem. u. B. III, 351, Binds. colloq. II, 37, Rebenst. 
IT, 378. Nach der vorhin erwähnten Lesart der deutsch. Tischr. wiirde oben zu er- 
warten sein „verbo Dei non eredere*. In diesem Falle ist der Sinn: „Es ist greu- 
lich genug dem Worte Gottes nicht zu glauben. Was ist das also für ein Greuel 





279 


(nämlich noch ein viel grösserer Gr.), wenn man das Wort Gottes verachtet und 
verspottet?* Allein einen viel besseren Sinn giebt die Lesart des Cordatus. 
Legt man diese zu Grunde, so will Luther mit Bezug auf den vorhergehenden Abs. 
sagen: „An Gottes Wort zu glauben, davor scheut man sich schon 
zenug. Wie sollte man sich also scheuen das Wort Gottes zu ver- 
achten und zu verspotten?* Schliesslich erübrigt noch die‘ Erklärung der 
letzten Worte, die als eingeklammerte sich als eine Bemerkung des Corda- 
tus ausweisen, aber auf den ersten Blick absolut unverständlich erscheinen, 
namentlich in Bezug auf den Zusammenhang mit dem Vorigen. Sie machen den 
Eindruck einer sprichwörtlichen Redensart, wobei auch die alliterierende Form zu 
beachten ist und heissen wörtlich übersetzt: „Der Monat März ist Mars und 
Tod", Hierin könnte man nun eine astrologische Beinerkung suchen, auch 
möchte darin eine Anspielung auf Luthers Krankheit in Schmalkalden, 
sowie auf die dortigen Verhandlungen der protestantischen Fürsten von 
1537 enthalten sein. „Allein was hat das direkt mit dem Vorhergebenden zu thun? 
Ich wage daher folgende Erklärung aufzustellen: Wer sich scheut an Gottes Wort 
zu glauben, wird es auch verachten und verspotten. Die Glaubensscheu 
hat die Verachtung und Verspottung des göttlichen Wortes notwendig 
eben so im Gefolge wie derKriegsgott den Tod. „Marcius mensis“ scheint 
nur eine erklärende Bemerkung zu Mars zu sein: „Der Kriegsgott, dem der März 
geweiht ist“. Jedenfalls liegt nicht der Hauptgedanke darin, sondern jene Worte 
dienen mehr formellen Zwecken. 


1077. 


Longe melius est et lueentius ) Zwinglium et Decolampadium 
damnatos pronunciare quam salvos, ob man yhn gleich gewalt 
thet, Sie enim prodest servare et absterrere viventes, posteros?) Illos 
autem praedicare iustos et sanetos esse, quod faciunt eorum complices?), 
noeet multis et confirmat in errore suo omnes seetarios.*) ' 

t) Die spät. Tischr. et opus charitatis oder ein Werk der Liebe. 
?) Vielleicht et posteros. 3) Complices = scelerum socii. Isidor I, 10 Orig. 
„Complex, qui in uno peccato vel crimine alteri est applicatus ad malum, ad bonum 
vero numquam dicitur*. Du Cange I, 1250. 4) Abweichend Erl. A. 61, 9, 15, Fórstem. 
1. D. IIT, 346, 351, Bindseil colloq. II, 37, Rebenst. II, 37*. Die n. 1075, 1076, 1077 
xehören wohl inhaltlich zusammen. Luther spricht von Verächtern des güttlichen 
Wortes, welche die Strafe trifft, Mit dem obig. Abs. vgl. n. 499. 


1078. 


. In Ecelesia semper sunt divisiones, prazin!) in ea esse oportet, 
Sunt enim in ea semper quidam Ismael et Isaac, Esau et Jacob, 
Alszo mus itzt auch gehen.) 

I) =Praxis. 2) Der Sinn scheint zu sein: „In der Kirche sind immer 
auseinandergehende Richtungen. Ihnen gegenüber hat sie ein be- 
stimmtes Handeln, eine feste Richtschnur (praxis) nötig. Es giebt 
nämlich in ihr gewisse Ismaols- und Isaaks-, Esau’s- und Jacobs- 
geister, also ungleichartige, widerstrebendeG. Soetwas muss leider 
auchheute vorkommen“. Mit solchen widerstrebenden Elementen in der Kirche 
wird Luther wohl Zwingli und Occolampadius meinen. Vergl. n. 1077. 


1079. 

Vxor mea potest me!) persuadere quoties libet, Habet [396] 
enim in manu sua totum dominium sola. Ego quidem libenter concedo 
ei totum dominium Öeconomiae, sed ius meum salvum esse vellem et 
Integrum, vnd weiber regiment hatt nie nichts guts ausz- 
gericht.?) 


— 280 


1) Wie n. 133 (Note 4), n. 671, 1050 mit d. Acc. constr. 2) Abweichend 
dagegen die lat. Tischr. „Expostulans cum sua uxore dicebat: Tu mihi persu- 
ades quidquid vis, totum habes dominium. In Oeconomia quidem tibi concedo do- 
minium, salvo meo iure. Dann weiber regiment hat nie nichtes gutes ausgericht". 
Vgl. Bindseil colloq. III, 156, Rebenst. II, 1S5.  Aehnliche Gedanken Erl. A. 61,25*, 
Fürstem. u. B. IV, 114. 


1080. 


Deus fecit Adam dominum omnium Creaturarum, sed cum Eva 
eum persuasisset, ut etiam Dominus sit super Deum, da verderbt 
sie alles), Das haben wir euch weibern zu daneken, quando 
astu et fallatijs inescatis?) viros.?) 


1) Die lat. Tischr. „do verterbet ers“ oder ,ibi omnia dorrumpebat“. 2) Die 

lat. T. ,quae astu et technis inescatis“. — 3) Die lat. T. „viros, quod ego quo- 

ue experior“. Es ist zu beachten, dass dieser letzte Zusatz bei Cordatus 
ehlt! Vgl. Bindseil colloq. III, 157, Rebenst. I], 15*, 192. 


1081. 


Ghe!) hin schlaffen liebes kinniehen?) vad nur bis?) 
frum, Gelt wil ieh dir nieht lassen, aber ein reichen Gott wil 
ich dir lassen, Nur sey frum.*) 


1) Mittelh. gé = Geh. 2) Dialektisch = Kindchen. 3) Mittelh. bis = 
sei, Imper. d. Verb. sein. Selbst im Neuhochd. zeigt sich diese Form noch. Vgl 
„Bis wohlgemut und tummle dich“ Bürger Gedichte S. 308, (1778). Vgl. Weigand 
II, 656. 4) Bindseil: ,Infantem cubitum ferendum ita benedixit: gehe 
hin vnnd biss from, gelt wiel ieh dir nicht lassen, aber einen reichen gott wiel ich 
dir lassen, biss nur from, der wirdt dich nicht lassen, da helff dir gott 
tzu*. Mehr noch weichen die deutsch. Tischr. ab, welche Folg. bieten: „Doct. 
Mart. Luther segnete seinerKindlin eins, das eine Muhme aufm Arme 
trüge, und sprach: Gehe hin und bis fromm! Geld will ich dir nicht lassen. 
Hic te non deseret, bis nur fromm! Da helf dir Gott zu!“ Vgl. Bindseil 
colloq. III, 157, Erl. A. 61, 275, Förstem. u. D. IV, 130. Küstlin II, 503. 


1082. 


Deus dona sua optima maxime vulgaria fecit!), quod etiam in 
Canibus lieet videre, qui utiles sunt et animalia multi pretij, Oeulis 
quantum inest praetium, et omnia animalia habent oculos, et minutis- 
simae avieulae elarissimos [397] oeulos habent, gemmis simillimos et stil- 
lulis aquae limpidissimae?), Sie sehen ein flihen?) einer stuben 
lang, Vnd wir Hanswurst?) talia non agnoscimus in hae vita.’) 


1) Vgl. n. 662. 2) = Anzusehen so ganz wie Edelsteine und kry- 
stallhelle Wassertropfen. Das Wort stillula fehlt bei Du Cange. 3) = 
Fliege. 4) Hanswurst (Hans worst) — Possenreisser, Tölpel, auch 
Schlemmer, Fresser, später, 1573 zuerst nachweisbar, der Narr im chauspiel, 
erscheint zuerst in der 1519 erschienenen niederdeutschen Ucbersetz. von Seb. 
Brants Narrensehiff. Das Zeichen des bei Fastnachtsaufzügen durch die Strassen 
laufenden Narren (Hans) scheint eine lange dicke Wurst gewesen zu sein. Vgl. 
Schmeller B. Wörterb. IV, 158, Weigand I, 764. Das Wort kommt dann bei Luther 
öfters vor. Vgl. Erl. A. 19, 133; 25, 105 (Wider d. Meuchler z. Dresden), besonders 
aber in der 1541 erschienenen Schrift Wider Hans Worst, Erl. A. 26,4. An 
dieser Stelle äussert sich Luther selbst iiber das Wort folgendermassen: „Dies 
Wort Hans Worst ist nicht mein, noch von mir erfunden, sondern 
von andern Leuten gebraucht wider die groben Tölpel, so klug sein 
wollen, doch ungereimt zur Sache reden und tun, — — Wohl meinen 





281 


Etliche, ihr haltet meinen gnüdigen Herrn darum für Hans Worst, 
dass er von Gottes, dem ihr feind seid, Gaben stark, fett und vol- 
liges Leibes ist. Also hab ichs auch oft gebraucht, sonderlich und 
allermeist in der Predigt“. Hieraus geht hervor, dass Luther Hanswurst 
in der Bedeutung Tülpel, Possenreisser, beziehungsw. Schlemmer, Fresser 
gebraucht, und dass er vielleicht, wie Blichmann, Gefl. W. XI. Aufl. 5. 169 meint, 
dabei an eine volkstiimliche Bühnengestalt, eine Art Falstaff, gedacht hat. 5) Ganz 
abweichend bieten die lat. Tischr. Folgendes: ,D. M. Lutherus iocabatur cum suo 
cane dicens: Canis est fidelissimum animal et in magno pretio haberetur, si non 
esset tam vulgare. vnser herrgott hat die grosten gaben am gemeinsten gemacht. 
(euli sunt donum praestantissimum omnibus animantibus datum. Aviculae exiguae 
babent elarissimos oculos sicut stellulas, sie sehen eine fliege einer stuben lang, 
sed illa dona vulgaria non cognoscimus, wir sint hanswurste, sed in futura vita illa 
videbimus, da wollen wir denn voglin mit schonen hellen augen selber machen*. 
Ha Kr colloq. Ill, 56, 57, Rebenst. II, 147b (dieser ganz lateinisch init geringen 
Abweich.). 


1083. 

Pauperes Euangelizantur!), id est remissio annuneiatur pec- 
eatorum, Das hatt Moses nicht konnen thun, et est signum prae- 
sentis Christi. 

1) Matth. 11,5. Vgl. n. 863, Cord. p. 538. Dasselbe Citat auch in den spät. 
Tischr. Vgl. z.B. Bindseil colloq. III, 131, Erl. A. 59, 234, Fürstem. u. B. II, 206, 


1084. 


Duo libri mihi donati sunt, in quibus legi innumerabiles tra- 
ditiones Cartusianorum, quibus nemo se subdidisset, nisi promissio 
aut meritum vitae aeternae eis fuisset adiunetum, Et in illis statutis 
perpetua fit mentio propriae Justieiae, et Christi penitus nulla, et tamen 
omnia ita excogitata !), ut vitam?) possis existimare Angelicam. Ideo 
Pauli admonitio nobis valde necessaria est ad Corinthos capite 29.5) 


.. 1) se. sunt. 2) sc. sc. humanam 3) Luther kann Cor. 1 u. 2 meinen. In 
beiden Briefen ist im zweiten Kapitel von Christi Verdienst die Rede. 


1085. 


Omnes fere traditiones mutant praeter Coelibatum et Missam, 
do sperret es sich, quia istis duabus Columnis !) portatur Papatus.?) 


1) Dieser einzelne Gedanke findet sich öfters in Luth. Tischr. z. B. Erl. A. 
60, 298, Fürstem. u. B. III, 261, Bindseil colloq. I, 139, Rebenst. I, 76%. — 2) Luther 
wird sagen wollen: ,Fast alles der Tradition Angehürige ist wandelbar. Nur der 
Coelibat und die Messe machen eine Ausnahme, da hapert es (mit der Wandlung). 
Aatürlich, denn auf diesen beiden Säulen ruht die Herrschaft d. Papstes". 


1086. 


. Ingratitudo [398] verbi semper fuit summa abominatio, Nee 
mirum, quin etiam pios homines h.!) maxime offendit?) ingratitudo, 
et Deus easdem cogit* 5) habeat cum pijs.) . 


‚ )- haee. 2)Lies offendat. 3) — cogitationes. 4) Die Form d. 
Obigen lässt eine verschiedene Deutung zu. Der angemessene Sinn ist wohl fol- 
ender: ,Die Undankbarkeit gegen Gottes Wort ist einer der grüssten Greuel. Es 

on daher nieht Wunder nehmen, dass ein solcher Undank wahrhaft frommen 
Leuten zum grossen Aergernis gereicht, und dass auch Gott ebenso wie die Frommen 
darüber denkt“. Vgl. n. 514, 902, 


282 


1087. 


Merito se invicem oseulantur Papa et Monachorum ordines, 
quos bullis suis confirmat, et ipsi confirmant eum sua vita et praedi- 
eatione, Sie sind die ratten vnd der Babst yhr konig, deu 
mussen sie tragen.!) | 


1) Hiermit kann vergl. werden, was sich Erl. A. 60, 335, Förstem. u. B. III, 29u 
unvollstindig und abweichend also findet: „Man redet auf ein Zeit über D. Luthers 
Tische von der Mönche grossen Gewalt, so sie vor Zeiten gehabt. Sprach D. Luther: 
Die Mönche sind des Papstthums Columnä gewesen, sie haben den Papst ge- 
tragen, gleich wie die Rattenmäuse ihren König tragen“. 


1088. 


Papatus quando Sexingentos!) annos?), sub Carolo Magno 
incepit ereseere, Sed ab annis 200 valde auctus est.*) 


1) Für sexcentos. 2) Lies annos fuit — bestand. 3) Dagegen sagt 
Luther n. 561, dass das Papsttum bis zum Concil zu Constanz stets an Macht ge- 
wonnen habe, dann aber gesunken sei. 


1089. 


Man sol billieh alle Regulas Monaehorum fleissig be- 
halten!) in perpetuam ignominiam et gloriam Euangelij, Ego [399] 
quinque?) habeo eum statutis ipsorum, Vnd Augustinus ist eben 
alszo ein Moneh gewesen als Jeronymus ein Cardinal Sie 
haben des Bapst lug mussen dienen.?) 


1) = Festhalten, nicht aufgeben. 2) sc. regulas. Meint Luther „Armut, 
Keuschheit, Gehorsam, Gebet und Arbeit?“ — 3) Sinn: das Papsttum hat 
sie ausgebeutet für seine Lügenzweeke. Luther scheint sagen zu wollen: „Ich für 
meine Person beobachte fünf Lebensregeln, welche mit den Mönchsstatuten, die 
ihre gute und schlechte Seite haben, übereinstimmen; alle übrigen dagegen, die 
dem Evangelium nicht zur Ehre, sondern zur Schande gereichen, verwerfe ich. 


1090. 


Mein liebe pfarner!) Heben auch an zu geitzen, Wollen 
allezeit 1 oder 2% thewer geben?) den ander leut, eum deceret 
eos in bonum exemplum rusticorum tanta peeunia deseendere?) So 
ists zwar ein schlechter gewin, damit sie yhn bosze gewissen 
machen?) vnd arge exempel geben, Pfu dich Molan du GeitzJ) 


1) Vgl. n.216 Note 3. 2) Nämlich die Ware, Getreide oder Mehl, also 
im Sinne von verkaufen. 3) = Von einem so hohen Preise herabzugehen.  4)— 
mit welchem sie sich böse Gewissen machen. 5) Die spät. Tischr. „Junker Geiz*. 
Abweichend und mit einigen Zusätzen Erl. A. 57, 333, Förstem. u. B. I, 255, Bindseil 
colloq. II, 159, 160, Rebenst. 1I, 1212, wo der Abs. mit folg. Worten eingeleitet 
wird: ,C. N. brachte Mehl gen Wittenberg, welches er Doctor Martin verkaufen 
wollte einen Seheffel um neuntehalb Groschen, welehes die Doctorin sehr verdross 
und schalt ihn geizig. Da sprach der Doctor Meine lieben“ ff. oder ,C. C. advextt 
farinam, quam Domino Doctori vendere voluit satis care. Hoc aegre ferens uxor 
Doctoris illos(?) avaros(?) aceusabat. D. Doctor tune dixit ete. Richtiger Rebenst. 
„uxor illius pastorem avaritiae accusabat“. Zu beachten ist noch die unrichtige 
Lesart bei Bindseil: „wollen allzeit 2 oder 3 Rthl(!) teuer geben quam rustici^ (bei 
Reb. heisst es nur ,conentur enim carius vendere quam rustici^), wiewohl es ber- 
nach in einem bei Cordat. fehlenden Zusatze heisst ,si quis 30 modios vendere 
possit, daran er 60 pfennige gewinne“, 





. 283 


1091. 


Ach lieber her, quanta res est amare uxorem et liberos 
supra modum, Nam Sathan sese opponit huie ordinationi et ipsos quo- 
que naturales afleetus nostros bonos nobis eorrumpit, Quid est igitur, 
quod quidam dixit contra Coniugem suam? Wen dich der teuffel 
in der helle lange!) hett gehabt als ieh dieh habe, Er were 
dein vberdrussig worden.?) 


1) Vielleicht ,szo lange“. 2) Die spät. Tischr. ganz abweichend und 
mit Zusätzen. Zu beachten ist besonders, dass es z. B. in den deutsch. Tischr. heisst: 
„Darnach ward geredet, wie ein sehr hübsch Miügdlein wäre einem alten, wünder- 
lichen Kröpel und geizigen Wittwer gegeben, welcher zuvor mit seinem Weibe 
hart und vhel würe vmbgangen; und da er sic nu oft wohl geplaget, hatte sie ge- 
sget: Kann denn dein der Teufel nicht los werden? Wenn er dich 
so lange in der Hülle gehabt hätte, so sollt er dein uberdrüssig sein 
worden“ ff. Aehnlich auch die lat. Tischr. Vgl. Erl. A. 61, 164, 165, Förstemann 
IV, 34, Bindseil eolloq. II, 349, Rebenst. II, 163%. Die Fassung des Cordat. ist die 
ursprüngliche und bei weitem vorzuziehen. 


1092. 


Lexiram operatur !) etiam in [400] rebus civilibus, Zu allem, das 
wir thun mussen, geschieht vns wehe, etiamsi singulis septimanis 
ex Lege eogereris novam dueere nuptam, Ita?) Seorta amamus, odimus 
uxores, Ergo signum boni viri est posse amare coniugem et liberos.*) 


I) Vgl. n.774, 554. 2) = Daher, (weil uns nämlich alles, was wir thun 
müssen, unangenehm ist) kommt es, dass wir feile Dirnen lieben ff. — 3) Vgl. n. 449. 
Vgl. Erl. A. 61, 165, Fürstem. u. B. IV, 34, Bindseil colloq. II, 350, Rebenst. II, 163*. 


1093. 

Erasmus non est Graeeus, sed Graeeulus!), qui alios omnes 
ridet, imitatur, et si in sua arte maneret, 8szo wer er ein man, Sed eum 
vult in omnibus sapere, se ipsum decipit, Es heisst, Stultus sit mundo, 
qui eoram Deo vult sapiens esse, Das wil Erasmus nicht thun.?) 


1) Bindseil „Erasmus non est Graecus, sed graculus, ein nussheuer“, 
die deutsch. Tischr. „Erasmus ist nicht ein Gräcus, sondern ein (traculus, ein Nuss- 
heuer“, bei Rebenst. fehlt ein Nussheuer. Die Lesart der spät. Tischr. „Gra- 
culus, ein Nussheuer, d. hb. Nusshüher, giebt keinen Sinn. Verständlicher wäre 
es, wenn mit graculus die Krühe oder Dohle gemeint ist. So sicht Luther 
selbst in den vielen Dohlen, die ihn anf der Koburg 1530 umschweben, ein Bild 
des Augsburger Reichstages und scheint diese Vögel als Repräsentanen von unruhigen 
hohlen Schwätzern anzusehen. Kostlin II, 199, 200. Auch würde imitatur dazu 
passen, da Raben und Dohlen ja fähig sind menschliche Laute nachzumachen. Allein 
wie würden dann die Worte „qui alios omnes ridet“ zu erkl. sein? Raben und 
Dohlen sind doch keine Lach- und Spottvögel. Cordatus Lesart, die sich schon in 
Bezug auf Graecus aus formellen Gründen empfiehlt, ist jedoch viel richtiger. 
Darnach will Luther sagen: „E. ist kein Grieche (d.h. kein so tlichtiger Kenner 
der griech. Sprache und Litt., wie es wohl manchem wegen seiner wissenschaftl. 
Arbeiten, z. B. auf dem Gebiete der neutestamentlichen Kritik, erscheinen könnte), 
sondern nur ein Griechlein, das nur spotten, nachäffen und prahlen kann. 
Es ist ja bekannt, dass Graeculus bei den Alten sehr oft in veriüchtlichem Sinne 
gebraucht wird, namentlich bei den Satirikern der Kaiserzeit, welche wie Juvenal 
unter Graeculus oft gerade zu einen eingebildeten Narren, einen Possen- 
feisser ff. verstehen. 2) Die spät. Tischr. mit mehreren Zusätzen. Dei Bindseil 
und Rebenst. geht dem Obigen Folgendes voran: „Anno 36 1. Augusti Martinus 
Lutherus solus in speculationibus sedens creta in mensam scripsit; Hes et verba 











284 . 


Philippus, Verba sine re Erasmus, Res sine verbis Martinus Lutherus, Nee rem, 
nec verba Carolostadius. Philippus Melanthon casu intervenit cum Magistro Basilio, 
affirmans, recte iudieatum esse de Erasmo et Carolostadio, sed sibi nimium attribui, 
imo Luthero etiam verba adscribenda. Dixit Martinus Lutherus: Erasmus non est 
Graeeus, sed graculus“ ete. Vgl. n. 133* Note 2. In den deutsch. Tischr. finden 
sich diese Worte an anderer Stelle (Erl. A. 62, 346, Förstem. u. B. IV, 603). Vgl. 
mit obig. Abs. Erl. A. 61, 94, Förstem. u. B. IIT, 409, Bindseil colloq. I, 273, 274, 
Rebenst. I, 192^ (Ende d. S.). 


1094. 


Dux Saxoniae!) solus restitit Eleetioni Regis Romanorum?) 
quia aurea bulla definit, Regem non esse eligendum, vivente Cae- 
gare, Quod Ferdinandus non curavit, et statim portae omnes Colo- 
niae eustodibus impletae fuerunt, sed eitius diseesserat Johannes 
Fridericus, Sed tanta est Caesaris modestia, ut ne?) uno verbo 
meminisset illius eontradietionis, qui semper de fide, religione, unitate 
ete. aliquid seribit ad principem.) 

1) Siehe weiter unten. 2) Sleidan VII, 151: ,— — quinta Januarij die 
Ferdinandum renuntiant Romanorum regem. Saxo, quod unum poterat, crea- 
tionem hanc esse vitiosam, explicatis causis, neque sibi probari 
per filium diserte protestatur* ete. 3) Wahrscheinlich nee — auch nicht 
zu lesen, wenn man nicht annehmen will, dass quidem ausgefallen sei. Die lat. 
Tischr. „qui ne verbulo*. 4) Die spät. Tischr. ganz abweichend, besonders 
in Bezug auf den Schluss, und mit Zusätzen. Das Einzelne anzuführen, ist nicht 
möglich. Vgl. Erl. A. 61, 385, Fürstem. u. B. IV, 227, 228, Bindseil colloq. I, 343, 
Rebenst. I, 1655. 


1095. 


Si Adam nune rediret!) et videret nostros luxus [401] in vestitu, 
eibo, potu ete. dieturus sit se numquam in hoe mundo fuisse, quia 
aquam bibit, fruetus arborum comedit, hat ein peltz von fellen an- 
gezogen, et maiores nostri pareissime vixerunt, Et Boas dieit, In- 
tinge panem tuum in aeetum ?), Item, Conforta pane eor tuum ?), Popu- 
losae enim erant apud eos regiones, Ideo multitudo hominum pepent 
parsimoniam.4) 

1) Die spät. Tischr. „Ad quid prosunt tanti luxus crapulae et sumptus? Si 
Adam iam resurgeret" ete. oder ,Wozu ist doch niitz und dienet ein so!cher Ueber- 
fluss, Gepränge, Pracht, Schlemmen, Dämmen und Unkost? Wenn Adam wieder- 
küme* ff. 2) Ruth 2, 14 „et intinge bucellam tuam in creto* (Vulg.). 3) Judicum 
19, 5 ,Gusta prius pauxillum panis et conforta stomachum" ete. (Vulg.). Die lat. 
Tischr. „ut Boas dicit in libro Ruth: Intinge panem tuum in acetum“. Die deutsch. 
Tischr. haben beide Citate, die Cordatus richtig überliefert hat, vorkehrt in eins 
zusammengezogen und bieten: „wie Boas sagt (Ruth 2, 14): Tunke dein Brot in 
Essig, und labe dich damit". 4) Mit zahlreichen Zusätzen Erl. A. 57, 246, 
Förstem. u. B. I, 189, Bindseil colloq. I, 244, Reb. I, 1302. Vgl. auch Cordat. n. 1030. 


1096. 


Ego puto totum mundum esse paradysum, sed Moses !) illam 
deseribere per quatuor flumina, quae vidit et cum quibus habitavit 
Adam, et paradysus dicitur, das vberal szo lieblich gewaehsen 
ist, Fuit autem Abraham?) post peeeatum in Arabia et Syria, Sed 
terra cessaverat esse paradysus, Sie Sodoma cessavit esse paradisus, 
Simile eontingit Samariae et Judeae, quae olim faetilissimae ?) nunc 





285 


arenosae terrae sunt, In salsuginem enim Deus eam *) mutavit male- 
dietione, quando noluit benedietionem.5) 


1) Lies Mosen. Deseribere = begrenzen.  2)Lies Adam. 3) Lies 
fertilissimae. 4) Lies eas. 5) Die spät. Aufzeich. beginnen den Abs. also: 
„Einer fragte den Doktor: Was doch das Paradies für ein Ort, wie und wo es 
gewesen wäre? Antwortet er und sprach: Ich halt, dass die ganze Welt“ ff. oder 
„De Paradiso interrogarunt, quis et qualis esset locus, ubi Adam habitavit? Re- 
spondit^ ete. Hinter fertilissimae haben die deutsch. Tisehr. (ähnlich auch die 
lat) folgenden offenbaren Zusatz: ,nu aber, sagt man, sci es gar sandig, wie 
Graf Botho zu Stolberg berichtet, der zum heiligen Lande gewesen ist 
und die glildene Aue dafur lobete (dasselbe auch Erl. A. 57, 203, Fürstem. u. 
B. 1,157). Abweichend und mit Zusätzen Erl. A. 57, 230, Fürstem. u. B. I, 177, 178, 
Bindseil eolloq. III, 5s, Rebenst. II, 147=. N. 1095 und 1096 gelióren wohl inhaltlich 
zusammen. "Vgl. auch Cordatus n. 389, $56 nebst Note 2, n. 324. 


1097. 


Ich rathe, das?) kein Hern [402[ mache, den der gemacht 
ist, qui sedet ad dexteram patris, Judei enim wollen ein andern 
zum hern machen, Misera gens, eui nee labor permittitur neque arti- 
fidum aut pecudes, sed impudens fenus?) vnd rosztausehen?), In- 
finitas traditiones habent sieut omnes, qui unam fidem Christi nolunt 
habere, ut Papistae, Turcae, Et cum libertatem in Christo nolunt, 
eligunt servitutem pro libertate.!) 


1) Wahrscheinlich zu lesen: „das man kein Hern", was die spät. Tischr. 
auch haben. 2) Die Handschr. hat [evus, wie es scheint. 3) = betrüglichen 
Pferdehandel treiben. Weigand II, 491. — 4) Ganz weitläuftig und nur dem 
Gedanken nach ähnlich Erl. A. 62, 353, Förstem. u. B. IV, 609, Bindseil colloq. I, 462. 


1098. 


Pro libertate, quam nobis Euangelium peperit, paulo ante 
quilibet Rex dedisset 100000 floren, Prineeps 1000, Nobilis 100, 
Civis 60, Rustieus 20, Nune autem neque gratias agunt, neque unum 
obulum pro ea erogant.!) 


1) Abweichend und mit einer Reihe von Zusätzen Bindseil colloq. I, 462. 
Vgl. Cord. n. 864. Erogant = ausgeben. Eigentlich als term. techn. eine Geld- 
summe aus dem Staatsschatze mit Zustimmung des Volkes auszahlen. 


1099. 


Waldensium eommunis vita sine dubio optima est, si externam 
speciem videas, et in multis nobiseum recte sentiunt, Damnant Missam, 
purgatorium, invoeationem sanetorum, Ministros habent caelibes, sed 
quatenus volunt!) alioqui a ministerio suspenduntur, quod et apud 
nos futurum est, nisi statuamus, cives coniugatos pastores esse Ecele- 
siarum, Alioqui quomodo habituri sumus pastores? Non ociantur ?), 
non erapulantur?), veraces [403] sunt, proximis diligenter serviunt, opti- 
mam habent paedagogiam?), sed artieulum Justifieationis non habent, 
lieet fateantur, fide et gratia salvari homines, Sed fidem intelligunt, 
regnantem inter alias qualitatem esse), et verbo exponunt eam ut nos 
neque gratiam.) 


286 


1) sc. ipsi ministri caelibes esse. Luther meint ,die Ehe ist ihnen nicht ver- 
boten, wenn sie aber heiraten, so missen sie ihr Amt aufgeben“. 2) sc. Waldenses. 
3) Crapulari, was in den gewöhnlichen Lexicis sowie bei Du Cange fehlt, wird 
hier im Sinne von schlemmen stehen. Die deutsch. Tischr. schlemmen und 
demmen. Das Subst. erapula üfters, z.B. n.677. 4) = naudaywyia, das Amt 
eines raıdayoyoös, dann Pflege, Zucht. 5) = „Aber unter fides verstehen sie eine 
Qualität, jedoch die Königin unter den Qualitäten“. An verschiedenen Stellen der 
spät. Tischr. wendet sich L. gegen die Auffassung der Schule, dass die fides nur 
eine qualitas sei. So sagt er z.B. Erl. A. 55, 396, Förstem. u. B. II, 190 „Glaube 
ist nieht eine Qualitas, Geschicklichkeit, das ist, ein menschlicher Gedanke nach 
der Vernunft — —, sondern das ist der Glaube, der Christum, im Wort fürgetragen 
und verwickelt, ergreift durch Wirkung des heiligen Geistes“ ff. Vgl. auch Erl. A. 
58, 379, Förstem. n. B. II, 177. 6) Sinn: Die Waldenser erklären Glauben 
und Gnade anders als wir. Die spät. Tischr. abweichend und in weitläuftiger 
Fassung. Sie leiten den obigen Abs. also ein: „Martinus Lutherus commendavit 
Waldenses, quorum vita externa esset sanctissima, et affectus, quantum possent, 
moderarentur, non esse arrogantes, alijs quoque iustitiam tribuentes, nec soli iusti 
esse volunt, damnant missam" ete. oder „Doctor Martinus lobte die Waldenser, 
dass sie ein fein eingezogen, ziichtig Leben und Wandel führeten und brächen die 
böse Liiste und Begierde, so viel sie könnten; sind nicht stolz noch vermessen, 
spraeh er, lassen auch andere fromm sein, wollen nicht allein fromm sein, ver- 
dammen die Messe“ ff. Vgl. Erl. A. 61, 57, Fürsteim. u. B. UI, 382, Bindseil colloq. 
, A17. 


1100. 


Waldenses ut Papistae dicunt, fidem sine operibus mortuam 
esse, qui Loeus Jaeobi!), si ad moralia et praedieationem Legis ap- 
pliearetur, est loeus optimus, In artieulum autem Justifieationis illum 
invehere ?), impius est.?) 


1) 2,20. 2) — Bring ihn aber (nämlich den Spruch Jac. 2, 20) in den Artikel 
von der Rechtfertigung mit hinein, dann ist er wider Gott. Invehi hier in tran- 
sitiver Bed. gebraucht. Die spät. Tischr. „si autem in articulo Justificationis 
eum collocaverimus, est impius“ oder „Da er aber in Artikel der Rechtfertigung 
gesatzt wird und vom selbigen verstanden, so ist er unrecht, ja stracks wider (ott 
und die heilige Schrift“. — 3) Abweichend Erl. A. 61,58, Förstem. u. B. III, 383, 
Bindseil colloq. I, 418. 


1101. 


Eunuchi plus omnibus ardent, Nam appetitus castratione non 
perit, sed potentia, Ich wolt mir lieber zwey par!) ansetzen, deu 
eins ausschneiden, Hoe occasione euiusdam Waldensis dicebat, 
qui iuvenem se castraverat, quod doluit senex.?) 


1) Nach dem Worte par hat die Handschr. ein durchstrichenes „de“. Der 
Schreiber hatte bereits das foli ende den im Sinne. Für dieses durchstrichene 
„dc“ hat nun die hall. Hdscehr, die allein dem Obigen Aehnliches 
aufbewahrt hat, die Lesart „2 par O* (d.h. testiculos)!! Dass Luther 
etwas Achnliches an unserer Stelle im Sinne hat, lehrt ja der Zusammenhang. Allein 
es braucht mit Cordatus nur stillschweigend ergünzt, nicht erst ausgedrlickt zu 
werden. Der Inhalt des Colloq. ist ohnebin für unser Gefühl schon derb genug. 
2) Bindseil colloq. I, 438 abweichend: „Deinde M. Forstemius significavit, quendam 
Waldénsem fratrem, Laurentium nomine, in iuventute se castrasse, deinde in se- 
nectute confessum et poenituisse, quia plus arserit quam prius. Respondit Martinus 
Lutherus: Immo Eunuchi plus ardent cacteris, nam appetitus non perit, sed po- 
tentia, Es solt ihm eyner lieber 2 par O ansetzen lassen, dan ein par ausschneiden“. 
Eine alte Hand, die mehrere Male in der Handschrift erscheint, hat durch Unter- 
streichen, sowie dureh verschiedene Zeichen am Rande auf den Inhalt dieses colloq., 
der ihr sehr interessant vorgekommen sein wird, aufmerksam gemacht. Doch hier- 





287 


mit nicht zufrieden hat sie, wie es scheint, wohl etwas verwundert, aber doch auch 
still vergnligt die Randglosse gemacht Eunuchi quid! N. 1099, 1000, 1101 ge- 
hören inhaltlich zusammen. Von Waldensern war ausserdem die Rede n. 406, 480, 
1. Vgl. mit dem Inhalte des Obigen auch Sirach 30, 21, Erl. A. 61, 262 (Ende d. 
5), Fürstem. u. B. IV, 118. 


1102. 


Natura sine arte nihil valet?) ligt alda [4] wie ein 
klotz, et ars sine usu etiam parum est efficax, [deo usus ist 
die gulden, ars aber die hultzen kunst, Vsus me genuit ma- 
gistrum ete. Cavillari potest Erasmus, non confutare, Et si papista 
essem, faeile vellem Erasmum eonvineere, et licet irriserit Papae Cae- 
remonias, tamen non reprobavit, Irridendo neminem vineimus nostro 
tempore.?) 


1) Vgl. n. 113. 2) Luther meint in Bezug auf das Vorhergehende: „artem“ 
lat Erasmus wohl, aber ,usum in arte* nieht. Er besitzt also nur die hülzerne, 
nieht die goldene Kunst. Mit den Worten von „Cavillari potest — temp.“ vgl. 
Erl. A. 61, 95, Fürstem. u. B. III, 410. 


1103. 


Mirabiles mores uxorum, vagitus infantium, maiores sumptus, im- 
portuni vieini et similia, eaussae sunt, quod multi Coniugium aver- 
sentur et malint liberi esse quam se servituti subijeere talium malorum.!) 


1) Die lat. Tischr. abweichend „Postridie Circumeisionis infans D. Martini 
ita vagiebat, ut a nemine reconciliari posset. Ibi totam horam D. Doctor cum uxore 
tristis sedebat. Postea dixit: Hae sunt molestiae coniugi, propter quas omnes 
aversantur coniugium. Mores uxorum, liberorum vagitus, curas, malos vicinos, omnes 
timemus. ideo volumus esse liberi, non alligati, das wir frei herrn bleiben, et appe- 
timus scortationem*. Auch die deutsch. 'Tischr. bieten Aehnliches. Vgl. Bindseil 
eolloq. II, 348, Erl. A. 61, 177, Förstem. u. B. IV, 44 (Ende d. S.). 


1104. 


Papistae eum propter sua mala !) odiant eoniugium, numquam 
tamen odiverunt, imo summe amaverunt scortationem, Et iste con- 
temptus vel saltem parva reverentia coniugij videtur transmissa esse 
a patribus, ex quibus plane nullus est [405|, qui aliquid dignum me- 
moria reliquisset seriptum de Coniugio, et velut omncs Monaehi nihil 
vident in Coniugio quam voluptatem carnis, cum vere in matrimonio 
nihil sit erebrius quam perpetua tribulatio carnis, et S. Augustinus 
non valde reverenter locutus est de Coniugio.?) 


1) Auf „coniugium“ zu bez. „den Ehestand wegen seiner Beschwerlichkeiten 
hassen“. 2) Hieraut bezieht sich augenscheinlich das, was die spät. Tischr. ganz 
abweichend und unvollständig also haben: Praeterea nulli patres aliquid 
memorabile de coniugio scripserunt. Hieronymus ist ein rechter Gardian gewest, 
satis impie de coniugio scripsit. Voluptatem tantum in coniugio intuetur, sed re 
vera nihil nisi tribulationes carnis in illo fugiunt* ete. oder „Daher auch keiner von 
den Vätern etwas merkliches und sonderlich Gutes vom Ehestand geschrieben hat. 
lieronymus ist ein rechter Gardian gewesen, hat ziemlich garstig genug, wolt schier 
sagen, unchristlich von der Ehe geschrieben. Sie sehen im Ehestande nur an die 
Wollust und fliehen darin nichts mehr denn nur Trübsal des Fleisches haben“ ff. 
Vgl. Bindseil colloq. II, 348, Erl. A. 61, 178, Fürstem. u. B. IV, 45. 


288 


1105. 


Patres et omnes, qui haetenus eaelibes fuerunt, vitaverunt ut 
guttam voluptatem et irruerunt imprudentes in totum Oceanum volupta- 
tum et malorum desideriorum. Unum quidem locum nitere!) locutum 
invenimus apud Augustinum, eum dieit, Si quis non potest caste vi- 
vere. dueat uxorem, et seeurus procedat ad Judicium, Deinde dixit, 
etiam illud ad Remissionem peeeatorum pertinere, qui non propter pro- 
lem (forte, quia non potest sperare a sterili), sed propter necessitatem 
se iungit uxori, et hoe propter fidem eoniugij, Die guten patres kun- 
ten nieht sagen propter fidem verbi.?) 


1) So die Handsehr. Wahrscheinlich wird sincere oder nitide zu suchen 
sein. 2) Abweich. Bindseil collog. II, 349, Erl. A. 61, 175, Fürstem. u. B. IV, 45. 


1106. 


Deus magna sua gratia ante diem extremum restauravit Con- 
iugium, magistratum et mynisterium verbi et effecit, ut videre- 
mus esse suas ordinationes [406], quae haetenus tantum pro larvis suis 
habitae sunt. Coniugium dueebatur quaedam eonsuetudo esse, magi- 
stratus aut fortuna putatus est aut premens onus, non tamen a Deo, 
Caeterum ministerium !) sordebat prae Caeremonijs.?) 


1) sc. verbi. 2) Die lat. Tischr. ganz abweichend: „At Deus sua gratia 
ante extremum diem coniugium, magistratum et ministerium verbi per suum verbum 
instauravit, ut videamus esse divinas ordinationes, quae hactenus tantum Larvae 
fuerunt. Coniugati plus consuetudinem quam ordinationem I'ei putabant alligatio- 
nem. Item magistratus nesciebat se Deo inservire, sed alligatus erat ceremonijs. 
Ita ministerium verbi tantum fuit Larva in cappis plattis, unetionibus*. Ganz ähn- 
lich auch die deutsch. Aufzeich. Vgl. Bindseil colloq. II, 349, Erl. A. 61, 178, Fürst, 
" B. 1V, 45. N^t103, 1104, 1105, 1106 bilden eine dem Inhalte nach zusammenh. 

ruppe. 


1107. 


Sub Papa, quidquid impositum fuisset hominibus, id erat sua- 
vissimum et carebat molestia, Imo etiamsi molestum fuisset, tamen ipsa 
molestia gaudium erat, velut Jeiunium et fames iu Jeiunio, vigilare 
noetu et premi somno. Zu einem festag gehorten drey frestag, 
Zur Collation gab man zwen kannen gut bier, ein kennichen 
wein, pfefferkuchen oder saltzen brod. das man woltrineken 
kund, die armen bruder verblichen wie die fewrige Engel!) 


d Die spät. Tischr. in der orsten Ilülfte abweichend und unvollständig. Vgl. 
Bindseil colloq. I, 124, Rebenst. I, 68, Erl. A. 60, 331, Förstem. u. B. III, 285. 


1108. 


Coneionaturus non coneipio singula membra, sed tantum sta- 
tum, velut est exhortatio ad cultum Dei, Verbum dei studiose audien- 
dum esse, Et alia, quae necessaria sunt, inter loquendum mihi ineidunt, 
Nam si singula membra ante coneiperem, de singulis membris singulae 
[407] eoneiones essent faciendae, szo wurds nicht kurtz herdurch 
gehen, Deus ist die beste kindermeid.!) 


^ Ur Va‘ 


289 


1) Erl A. 57, 200, Fürstem. u. B. 1, 154 heisst es „Maria, die arme Kinder- 
magd'. Die spit. 'Tischr. leiten obigen Abs. mit Bezug auf Luthers Besuch in Wür- 
litz, vgl. Cord. n. 1021, mit folgenden Worten ein: „Concio habita est a D. Martino 
Luth. 1. Timoth. 1 in Worlewitz coram prineipibus de Anhalt et iuniore Marchione, 
et postea edita. (Walch IX, 523). De ea Magister Vitus interrogavit Lutherum, an 
ilius concionis singula membra prius concepisset. Est enim in ea optima exhor- 
tatio ad summum cultum verbi Dei (Qui haetenus Missas audire potuissent, cur 
non in dies illo vero cultu utentes proficerent? "Vide ibi praefationem. Respon- 
dit Lutherus, se non singula membra“ ete. Vgl. Bindseil colloq. III, 111, 
Eri. A. 59, 190, Förstem. u. B. Il, 372. 


1109. 


Wen einer ein ding wil konnen vnd kan sein doch nieht, 
ist ein reehte plag, Nihil enim miserius arrogante, quales sunt Pa- 
pistae, eum verba!) eontra me predieant, Quod fecit eum postillis meis 
praedieator ille Lipsiensis?) apoplexia taetus dominiea post natalem 
Christi, eum pro operibus praediearet historiam Annae?) Locus, tem- 
pus, persona et verba declarant, das der man alszo getroffen hatt 
mussen werden.*) 

"i Der Zusammenhang verlangt die Einschiebung von mea, was die lat. 
Aufzeich., die ,meis utuntur verbis" haben, bestätigen. 2) Ueber ihn war nichts 
weiter ausfindig zu machen. 3) Die lat. Tischr. Hannae. 4) Die spät. Tischr. 
weniger gut: „das der man auff diese tzeit auffm predigtstul vber dieser materia 


eschlagen sei*. Abweichend Bindseil colloq. I, 159, Rebenst. I, 86%, unvollständig 
rl. A. 60, 329, Förstem. u. B. III, 283. 


1110. 
Spero Universitatem Erfortensem et Lypsiensem reflori- 
turas, eum assenserint nostrae Theologiae, Aber es mussen etlich 
zuvor das heupt legen.!) 


1) = sterben. Vgl. Erl. A. 62, 286, Förstem. u. B. IV, 543, Binds. colloq. II, 13, 
Rebenst. II, 915. Ueber Erfurt vgl n. 615, 894, 1004, 1110. 


1111. 


Theologia erhelt universitates, Juristen thun es nicht, Es 
ist alhie!) nieht mehr den ein schindleich?), Erfordia est in 
optimo situ [408], in quo oportet Civitatem stare etiam hae destructa, 
Ist itz nieht mehr den ein stal vol sew?), Wo bosze narung 
ist), do sind witzige leut, den sie mussen suchen, Ubi sunt 
pingues agri, Illie non domos aedificant, se*) impinguunt ventres, Ba- 
varia et Helvetia steriles sunt, sed bene aedificatae.®) 


1) In Wittenberg. Vgl. mit dies. Satze Binds. III, 101. 2) Das Wort schind- 
leich würde eigentlich einen toten Körper bezeichnen, der auf den Schindanger 
gehört. Nach dem Zusammenhange ist jedoch der Schindanger selbst gemeint, der 
in Norddeutschl. Fillanger, in einigen Gegenden aber auch Schindleich heisst. 
Vgl. Heinsius, Volkstiiml. Wörterb. d. deutsch. Spr. III, 190. Luther nannte Witten- 
berg n.553 einen Saustall, wie im Folgenden Erfurt. 3) Anders nennt er Erfurt n.894. 
4) Luther meint „wo die Nahrung schwierig ist, wo es schwer ist sich zu ernähren‘. 
Ueber Narung n. 595,856. 5) Lies sibi. 5) — Bebaut. Mit den ersten Sätzen bis 
„Wo bosze narung“ vgl. Bindseil colloq. II, 13, Rebenst. II, 915, Erl. A. 62, 286, 
Förstem. u. B. IV, 543. Der ganze Abs. findet sich mit Ausnahme des Einganges 
in der hallischen Handschr., Bindseil colloq. I, 383 (Rebenst. I, 202* hat nur die 
letzten Worte), teils ganz abweichend, teils verkehrt in folg. Form: „Er- 


19 


290 


phordia est in optimo situ, do muss eine stadt stehen, wann gleich die wegbrennete, 
aber es ist auch darinne nicht mehr dan ein stal voller sew, die sich dorein nicht 
schicken können. Wan Naumburg (soll wohl Nürnberg, wie die deutschen 
Tischr. richtiger haben, heissen) do stlinde, so sollte das gantze landt vntter sich 
reissen(?). Aber wo böse narung ist, do mesten sie sich wie die schweyne vnd 
bauen gar nichtes (? Gerade das Gegenteil ist richtig). Bavaria regio sterilissima, 
attamen optime aedificata, munitissimas habet urbes. Ita Helvetiorum terra ste- 
rilissima et montosa, ideo strenni milites müssen ihre narung anderss wo 
suchen“ ff. Viel verständlicher und der Aufzeich. des Cordatus ähn- 
licher haben den ganzen Abs. mit Ausnahme d. erst. Satzes die deutsch. Tischr. 
Erl. A. 62, 416, Fürstem. u. B. IV, 666: „Erfurt liegt am besten Orte, ist eine Schmalz- 
grube; da muss eine Stadt stehen, wenn sie gleich wegbrennte. Wenn Nürnberg 
a stände, sie sollte das ganze Land unter sich reissen. Denn wo böse Nah- 
rung ist, da sind witzige Leute, denn die mlüssens suchen; wo aber 
gung ist, da mäst man sich, wie die Säue, und bauet nicht“. Endlich 
eisst es in Bezug auf die letzten Worte des obigen Abs. Erl. A. 62, 422, Fürstem. 
u. B. IV, 672: „Schweiz ist ein dürr und bergig Land, darümb sind sie endelich 
d.h. emsig) und hortig, müssen ihre Nahrung anderswo suchen“. In den spät. 

ischr. ist also wie schon üfters etwas Zusammengehöriges in verschiedene Teile 
auseinandergerissen. 


1112. 


Solus Deus gloriari potest de titulo veritatis, Ideo dieit!), Ego 
sum Deus et non homo, id est non mutor, Omnis autem homo mendax, 
Et Deum non poenitet, homines autem saepissime.?) 

1) Vgl. Numeri 23, 19: ,Non est Deus quasi homo, ut mentiatur; nec ut filius 
hominis, ut mutetur* (Vulg). Vgl. auch Psalm 115, 11, Hosea 11,9, wo es heisst: 
,Ego dixi in excessu meo, omnis homo mendax* und ,quoniam Deus ego, 
et non homo", 2) In den spät. Tischr. ist dieser Abs. mit dem vorigen ver- 
bunden, obwohl man den Zusammenhang nicht recht einsieht. Die Verbindung ist 
bei Bindseil colloq. I, 383 durch folgende Worte hergestellt: „daruber (schliesst 
sich an die unter Note 6 des vorigen Abs. erwähnten Worte ,ideo strenui milites, 
müssen ihre narung anderss wo suchen“ an) sich auch der tzank gehoben 
hat propter prohibitum conmneatum. Ich hore, sie werden wider tzusamen wachsen, 
sie halten einander nicht glauben, quia omnis homo mendax. At solus 
Deus habet gloriam hanc et titulum iuxta Prophetam: Ego sum" etc. 
Aehnlich auch die deutsch. 'Tischr. Abweichend von dem obigen Abs. Bindseil 
colloq. I, 384, Rebenst. I, 2023s, Erl. A. 62, 422, 423, Fürstem. u. B. IV, 672, 673. 


1113. 

Wie gehts zu, das alle rotten sprechen, Ich bins, Sie 
wollen allein sein vnd al allein die ehre haben et odiunt alios. 
Et Saeramentarij et Anabaptistae odiunt me plus quam Papam, 
vnd der Bapst ist mir feinder den jenen, Et simul omnes im- 
pugnant Euangelium.!) 

1) Im Einzelnen abweich. Bindseil colloq. II, 39, Reb. IT, 384, Erl. A. 61,9, 
Fürstem. u. B. III, 346. 


1114. 


Mortui tenacius meminerunt quam vivi!), Sie sind aber 
nichts?), wenn die lebendigen nieht dazu komen. [409] Hoe 
dicebat seribens quiddam in memorarium?) suum.) 

1) = Eines Toten gedenkt man mehr als eines Lebenden. 2) = Die Toten 


entschwinden aber aus dem Gedächtnis der Lebenden, wenn ff. 3) Mit Bezug auf 
das Vorhergehende wohl im Sinne von Gedenkbuch, Erinnerungsbuch. Das 





291 


Wort fehlt bei Du Cange. Aus dieser Notiz, die für einen Zusatz des Cordatus zu 
halten ist, geht also hervor, dass Luther eine Art von Gedenk- oder Er- 
innerungsbuch, wohl nicht Tagebuch, geführt hat, in welchemer, 
wie es scheint, der Toten, die ihm nahe getreten waren, gedachte. 


1115. 


Quod Ferdinandus oditur ab omnibus, das kan er schir ver- 
dinen!), Nullus princeps eum amat, Maguntinus?) dixisse fertur, 
Wir haben ein konig erwelet?), wir mussen ihn aueh selbs 
erschlagen. 


1) Vgl. n. 986 ,,hunc (sc. Carolum) amant omnes, illum (Ferdinandum) odiunt 
universi“, auch n. $33, 923, 349, 350 ff. — 2) Erzbischof Albrecht. Vgl. n. 464 Note 4, 
n. 14S, 794, 1026 ff. 3) Jan. 1531 zu Cöln. Vgl. n. 538 Note 3. 


1116. 


Erasmus male transtulit in Johanne , Sermonem* pro ,Verbo*, 
Den es ist ein grosz vnterschied vnter reden vnd sprechen, 
et Johannes respicit in Mosen ete.!) 


1) Luther wird meinen: „Wenn Erasmus A0yog im Joh. mit ,sermo* über- 
setzt, so ist die Uebersetzung schlecht. Denn ,sermo* und „verbum“ sind etwas 
durchaus Verschiedenes und verhalten sich so wie reden und sprechen, also 
wie die zusammengesetztere zur einfachen Gedankenäusserung. Johannes 
und Moses sprechen, d.h. sie drücken sich so einfach wie müglich aus. 
Oefters ist in den spät. Tischr. von der „simplicitas“ des Evangelisten Joh. d. Rede. 
So heisst es z. B. bei Bindseil colloq. I, 279: ,Joannes enim valde simplex 
synceriter loquitur — Itzlich wordt in Joanne giebet einen Centner in ipsa sim- 
plieitate — Arbitror simplicitatem Joannis Erasmum valde offendere“ etc. 
Ferner hiess es Cordatus n. 132: ,Joannes in epistola et Euangelio suo tam 
simplicia verba loquitur, ut numquam in mundum magis simplicia sint ventura", 
sowie n. 992: ,Hebrea autem lingua tali simplicitate et maiestate floret, ut 
imitai non possit, Johannes euangelista fere eam imitatur, auch n. 202: 
„„implicissime Moses loquitur*. Vgl. auch n. 294. 


1117. 


Habito quidem in magna domo, sed ego libenter liber 
essem ab ea. 


1118. 


Wen man einem ein ding erleiden!) wil, szo sprech man 
nur, es sey gemein?) tune contemnitur, Ita feeit Friderieus Elee- 
tor Wormatiae, Cum forte e Roma vehemens confutatio venisset 
adversus me seripta, quam omnes avide emerent Episcopi, callide [410] 
dixit, Och, ich Habs vor drei Jaren?) gesehen vnd gelesen, 
vnd sie liessens ligen.*) 

1) Mittelh. ich erleide — verleide. Vgl. Müller I, 953, Dietz I, 579. 2) Im 
Sinne von Gemeingut, unter dem Volke verbreitet, längst bekannt. Die 
deutsch. 'Tischr. „es sei gemein und alt Ding“. — 3) Dann ist vielleicht, wenn die 
Aeusserung des Kurfürsten Friedrich nicht eine absichtliche, aus der Luft gegriffene 
Behauptung sein soll die Schrift des Dominikaners Sylvester Prierias gemeint, 
der 1517 unter dem Titel: „Dialogus in praesumptuosas M. Lutheri conclusiones de 
potestate Papae“ Luther heftig angriff. Vgl. Erl. A. 62, 455, Fürstem. u. B. IV, 706, 
wo sich dem Obigen Aehnliches findet. 


19* 


202 


1119. 


Ob reverentiam sacramenti non displicet mihi, si quis doceat, 
non statim spuendum esse in terram post assumptionem, vnd wiewohl 
nieht vil ist dran gelegen, tamen in hoe valet, ut vulgus retineatur hae 
externa re in reverentia Sacramentj.!) 

1) Abweichend Bindseil colloq. III, 24: „Non inihi displicet post sumptionem 
Sacramenti cavere, ne in terram exspuatur, Es ist nicht viel daran gelegenn, at- 


tamen ut vulgus in externa reverentia servetur, optime est ordinatum". Vgl. 
auch Rebenst. II, 1332, Erl. A. 59, $8, Fürstem. u. B. II, 295. 


1120. 


Witemberga est urbs non bene munita et multis periculis ex- 
posita!), Hoe tamen miror, eos?) struere vallum et muros contra hostes 
imaginarios, Alluvionem autem Albis, quae praesens perieulum mina- 
tur, non timent ideoque non prohibent, eum non habeant hostem magis 
propinquum, Es kundten zehen paur in einer nacht mit groben 
8cheiten?) schaden thunn, das Halbe Wittenwerck ersoffe.*) 

1) Vgl. n. 61, 583, 671. — 2) sc. Wittenbergenses. 3) — mit starken (ab- 

es altenen) Holzstücken. Bindseil „mit grabe scheiten“, Rebenst. bipalijs 
(i. . mit Doppelspatenstich). 4) Luther meint, man führe in Wittenberg neue 
efestigungen, Wall und Mauern, auf, um gegen einen feindlichen Angriff von 
aussen gesichert zu sein. Der eigentliche Feind aber, die Elbe mit ihrer Ueber- 
schwemmungsgefahr, sei viel näher, und gegen diese würden Wall und Mauern 
nichts nützen. Auch n.583 scheint Luther, wenn er es auch nicht bestimmt aus- 
sprieht, mehr diese Gefahr im Auge zu haben, was wohl die Worte , wen der 
rasen weg ist, szo fleusst der sand dohin“ andeuten. In der Form ganz 
abweichend Bindseil colloq. II, 125, Rebenst. II, 105a. 


1121. 


Lieet semper moniti sint [411] Lectores, ut videant, quos legant 
authores, tamen nune haee monitio maxime videtur esse necessaria, 
Tot enim sunt librorum seriptores, Edidit quidam Commentarium in 
epistolam ad Hebraeos, qui ornatis verbis utitur, nescit tamen in- 
terim, quid sit Christus, quid fides, kan nur wol waschen, Sed in 
hae epistola pro statu tractanda esset agnitio Christi, quae est fides, 
Philosophi sunt non Theologi, Ideo non gratis monet Paulus!), ut 
eaveamus a philosophia, id est de?) omni philosophia, quia talis nihil 
habet quam humanae sapientiae verba, quae eerte cum Euangelio non 
conveniunt nee possunt quidem convenire. 

1) Coloss. 2, 8. 2) Die Lesart ist zu halten, wenn „dietum‘“ ergänzt und 


erklärt wird „das bezieht sich auf jede Art von Philos.“ Doch verlangt der Zu- 
sammenhang und das explikative „id est^ wohl besser „ab omni ph.“ Vgl. n. 113». 


1122. 


Imitatione Sermonis res facilius discitur quam studio et libris !), 
quod animadvertitur in filiola mea?), quae cum non?) sit 
quatuor annorum, optime loqui novit et quidem signanter*) de 
Oeeonomia 5) In decennio puer linguam discere non potest ex Gram- 
matiea seu lectione, quam infans diseit in biennio, Tanta est vis ser- 
monis et imitationis. 


208 


1) = Durch Nachahmen lernt man die Sprache (das Sprechen) viel leichter 
als dureh das Studium und aus Büchern. 2) Magdalena. 3) Man erwartet non- 
dum. 4) = ganz deutlich, verständlich. 5) = Ueber Dinge in der Wirtschaft. 
Da Luthers Tochter Magdalena, geb. den 25. Mai 1529, den 25. Mai 1532 in ihr 
viertes Jahr trat, so wird mit Bezug auf Luthers obige Aeusserung , quae cum non 
sit quatuor annorum" anzunehmen sein, dass das Obige Ende 1532 gesprochen ist. 


1123. 


Mira res est et plena offendieulo mundum semper [412] dege- 
nerasse in peiorem, quoties praedieandum fuit Euangelium, Omnes 
spiritualem Christi libertatem in carnalem laetitiam trahunt, Ideo 
regnum Satanae ef Papae in externis!) pro mundo est optima, Vult 
enim regi mundus legibus, superstitione, mendacijs, tyrannide, Et doc- 
trinà gratiae tantum peior fit?), quia post hane non eredit aliam fu- 
turam esse vitam, quod ille probavit, qui moriens in Carta suum testa- 
mentum a se proiecit scriptum, in quo tamen haee verba tantum 
legebantur: 

Dum potui rapui: rapiatis quando potestis?) 

1) sc. rebus. 2) sc. mundus. 3) Bei Bindseil findet sich der Schluss 
wenig verständlich in folg. Form: „Doctrinä vero gratiae mundus degenerat, quia 
cum audit mundus aliam vitam post hanc, sicut plerumque Cardinales sunt contenti 
hae vita(?), sicut Cardinalis Testamentum sonat, qui moriens chartam pergamenae 
testamentuin. suum iactabat, in qua tantum haec verba inscripta erant: Dum potui, 
rapui, rapiatis quando potestis". Ebenso mit einigen Abweichungen Rebenstock. 
Dagegen heisst es verständlicher, wenn auch viel weitschweifiger in den deutsch. 
Tischr. „Durch die Lehre von Gottes Gnade wird sie ür er; denn wenn sie hüret, 
dass ein ander Leben nach diesem sei, so ist sie mit diesem zufrieden und lässt 
unsern Herrn Gott das ander immerhin behalten. Wenn sie nur hie gute Tage, 
Ehr und Gut bat; wie gemeiniglich der Papst und seine Cardinäle und Geschmierten 
An, wie eins Cardinals Testament anzeiget. Denn zu Rom starb ein reicher Car- 
dinal, der gross Geld hinterliess. Nu hatte er bei dem Gelde in einem Kasten eine 
Bulle verschlossen; wie nach seinem Tode der Kasten aufgemacht ward, funden sie . 
den Brief, darinne stunden geschrieben auf Pergamen diese Wort: Dum potui, rapui, 
rapietis quando potestis \ eil ich konnt, raubt ich immer zu, Also nach mir ein 
Jder thu.) O, wie muss dieser Cardinal gestorben und gefahren sein!“ Die spät. 
Tischr. ausserdem vielfach abweichend. Vgl. Bindseil colloq. I, 172, Rebenst. I, 92*, 
Erl. A. 57, 310, Förstem. a. B. I, 240. 


1124. 

Satan eum noetu ludit per larvas suas, eitius fugari non potest 
quam eontemptu, sed illo ex fide, Sie Magdeburgi quaedam ma- 
trona sie vexata bombum emisit dieens, Teuffel wiltu du zu Rom 
gehen zu deim abgott, do hastu ein stab, et cessavit vexatio.!) 


]) Vgl. n. 521, wo sich das Obige in abweichender Form findet. Vgl. auch 
die Noten zu dies. Abs. 


1125. 


Saepe me vexavit Sathan speetris suis!), praesertim in aree 
illa?, in qua captivus sum aliquamdiu?) tentus 413) Da nam 
er die wellische nus8e?) aus dem tische vt*) sehnallet*) sie in 
die deeke tota noete.") 

1) = Mit seinem Spuk. 2) — der Wartburg. 3) Vom 4. Mai 1521 bis 
Febr. 1522. 4) = Wallnüsse. Mittelh. die walh nuz d.h. die welsche Nuss 


N 


294 


(egent) die fremde Nuss). Die Wallnuss kam über Italien und Frankreich zu den 
eutschen. Ihre Heimat ist Kaschmir. 5) Lies vnd. 6) Mittelh. ich snelle = 
bewege schnell (durch eine elastische Kraft mit Geräusch), schnelle fort. 
Müller II, 2, 447. Luther will also sagen: „und schnellt sie mit Geräusch 

egen die Zimmerdecke“. — :) Ausführlich wird Obiges und Aehnliches, sowie 
die Episode mit der Frau des Schlosshauptmanns v. Berlepsch auf der Wartburg 
in den deutsch. Tisch. Erl. A. 59, 340, 341, Förstem. u. B. III, 37 erzählt. Hier heisst 
es zur Einleitung: „Anno 1546 als D. Luther zu Eisleben war, erzählet er diese 
Historien, wie ihn der Teufel zu Wartburg geplagt habe und sprach“ ff. Es ist 
möglich, dass dieses Datum falsch und die Worte „als D. Luther zu Eisleben war“ 
ein späterer Zusatz sind. Denn sonst könnte ja Cordatus Obiges aus L. Munde 
nicht gehört haben, da er seine Aufzeich. mit 1537 abschliesst. Allein es ist doch 
wohl anzunehmen, dass Luther sich liber den Teufelsspuk auf der Wartburg mehrere 
Male ausgesprochen hat. Hätte Cordatus auch die beiden andern in den deutsch. 
Tischr. erzühlten Spukgeschichten, die im Zusammenhange mit der ersten stehen, 
von Luther gehört, so würde er sie gewiss, wenn auch noch so kurz, erwähnt haben. 
Die Darstellung der im obigen Abs. enthaltenen Spukgeschichte lautet in den 
deutsch. Tischr. abweichend so: „Nu hatten sie (zwei Edelknaben, die Luther be- 
dienten) mir einen Sack mit Haselnüssen gekauft, die ich zu Zeiten ass, und 
hatte denselbigen in einen Kasten verschlossen. Als ich des Nachts zu Dette 
ing, zog ich mich in der Stuben aus, thät das Licht auch aus, und ging in die 

ammer, legte mich ins Bette. Da kömpt mirs über die Haselnüsse, hebt 
an und quizt eine nach der andern mächtig hart, rumpelt mir am Bette, 
aber ich fragte nichts darnach“ ff. 


1126. 


Mit gutem willen kan einer wol vndanek verdienen, 
quod aceidit Marg: Georgen!) zu Auspurg?), eum deeidentem 
ab equo in Hastiludio?) sustulisset Ferdinandum®), Vnd ist 
yhm seer sehimpfflieh gewest»), Johann Eleetor noster 
saepe ridens dixit, Ich mein, vnser Oheim verdienet sich 
wol zu Auspurg. 


1) Georg der Fromme, Markgraf von Brandenburg-Ansbach, Herzog von 
 Jügerndorf, geb. 1454, gest. 1543, Besitzer der fränk. Lande der Hohenzollern, eifriger 
Anhünger der Reformation und an wichtigen Akten derselben (bekannt ist sein 
mannhaftes Auftreten in Augsburg) beteiligt. Sein jüngerer Bruder Albrecht ist 
der Hochmeister des deutschen Ordens in Preussen. Das Nähere über Georg Allgem. 
D. Biographie VIII, 611. 2) 1530 während des Reichstages. 3) Du Cange II, 795: 
Hastiludium, quod vulgo torneamentum (d. h. Turnier) vocant. Joan. de 
Janua „Hastiludium, quidam ludus militum eum hastis, scilicet quando equites 
eurrunt et frangunt hastas", — 4) Dass Ferdinand von Oestreich zu Augs- 
burg fast den Hals gebrochen hätte, wird auch sonst erwähnt, jedoch 
nicht hinzugefügt, dass es hei Gelegenheit eines Turniers gewesen sei. 
Vgl. z.B. Cordatus n. 1144, Erl. A. 61,375, Förstem. u. B. IV, 219, Bindseil colloq. 
II, 324. 5) Der Sinn scheint zu sein: „und hat ihm (Markgraf Georg) nur Spott 
und Hohn (von Seiten des gestürzten Ferdinand) eingebracht“. Aus den letzten 
Worten des obigen Abs. geht hervor, dass die erwähnte Episode in Augsburg nicht 
80 leicht vergessen wurde, da sie dem Kurfürsten Johann zu wiederholten Malen 
Gelegenheit zu einer etwas boshaften Bemerkung Über Georg v. Br. gab. 


1127. 
Aquila istis diebus!) reperta est iuxta Norimbergam, quam 
Caesar bieipitem gerit in insignijs?) suis, ad servandum duo regna 
Orientis et Oceidentis, Ostreiehc?) vnd Westreiehoe.!) 


! 1) Also während des Reichstages zu Augsburg 1530. 2) Insignium = 
signum. Du Cange II, pars 2, p. 91. 3) Mittelh. das riche — Reich. 4) Obige 


298 


Worte hat Luther jedenfalls in Anschluss an n. 1126 gesprochen. Da aber von 
einein Adler darin die Rede ist, so haben die lat. Tischr. dieses colloq. unter den 
Absehnitt „aves“, ,volatilia^ eingereiht! Nach Cordatus Aufzeichnung will Luther - 
sagen: „Während des Augsburger Reichstages wurde in der Nähe von Nürnberg 
ein Adler gefunden, so wie ihn der Kaiser zweiküpfig in seinen Insignien trägt, 
dessen zwei nach entgegengesetzter Seite gerichtete Köpfe bezeichnen sollen, dass 
der Reichsadler mit seinen Fittigen die Ost- und Westgrenze des Reiches schützen 
wil. Weitere Erörterungen knüpft Luther an diesen Fund nicht an. Es ist aber 
anzunehmen, dass er darin ein glinstiges Omen sieht. Ganz abweichend findet 
sich das Obige bei Bindseil colloq. II, 167 in folg. Form: „Aquila his diebus in- 
venta est iuxta Norimbergam. Ego arbitror esse nobiscum aquilam, Einen 
zrossen geier, quae est robustissima avis, et Caesar bicipitem habet 
sd significanda duo regna, Orieutis et Occidentis, Oesterreich und Westorreich*. 
Ebenso mit wenigen Abweich. Rebenst. II, 124». 


1128. 


Parens meus!) in adolescentia sua ist er ein armer 
Hewr gewesen [114], Die mutter Hatt al yhr holtz auff den 
rueken eingetragen, Alszo haben sie vns erzogen.?) 


1) Hans Luther. 2) Diese bekannten Worte Luthers finden sich bei Bind- 
seil colloq. IIT, 160 in folgender abweichenden Form: , Parentes Lutheri primo 
pauperes fuerunt, Pater ist ein armer Heuer gewest, die mutter hat alle ihr 
holtz auff dem rukken eingetragen, damit sie uns ertzogen hat (?). Duros 
bores perpessi sunt, quos mundus iam non ferret. Dagegen bietet 
lebenst. 1,15»: „Ego natus ex pauperibus parentibus. Pater pauper fuit 
fussor montium, mater omnia ligna ad rem domesticam necessaria, in dorso im- 
poriavit, ut eo melius filios educarent, duos (pro duros) perpessi sunt 
abores. 


1129. 


Ubi est caput Melaneholieum, ibi habet Deus suum bal- 
ucum?!), Ideo bene dieit Ecclesiasticus 38?), Ne dederis in tristieiam 
eor tuum, sed repelle eam a te, Nota est historia de illo, qui dixit 
se mortuum, et mortuos non edere ete. Alius dixit, se gallum esse 
saliinaeeum, gestare?) eristam in eapite et in facie rostrum, Ideo et 
more gallorum voeem edit.) Cui alius assimulans triduo tandem 
dixit?) se*) amplius gallum esse, sed hominem, et sie alterum liberavit. 
Alius audivit praedieantem Monaehum earnem esse macerandam, Es 
must yhms einer lassen sawer werden?) Is constituit se amplius 
non mieturum, qui et ipse liberatus est a fietore, qui dixit se idem 
feeisse, sed eum sensisset, se superbire magis hoc voto®), destitisse, et 
ille quoque cessàvit a Cepto.?) 


1) Lies habet Diabolus. Dieser Satz auch n.570. Vgl. auch die Noten dazu. Die 
deutsch. Tischr. geben Erl. A. 60,124, Fürstem. u. B. III,132 folgende Uebersetzungen 
des ersten Satzes: ,Wo ein melancholischer und schmermüthiger Kopf ist, der mit 
Seinen eigenen und schweren Gedanken umgchet und damit sich frisst, da hat der 
Teufel ein zugericht Bad“. 2) Eccles. 38,21. 3) sc. se. 4) Vielleicht edidit. 
3) = Nun machte ihm ein anderer drei Tage lang alles nach und sagte ihm 
schliesslich ff. 6) Lies se non amplius etc. ) — Es miisste sich einer lassen 
3auer werden. — *) = Dass er sich wit diesem Gelübde mehr als recht gebrüstet 
hitte, 9) Die späteren Tischr. erzählen die oben kurz erwähnten drei exempla 
Melaneholicorum überaus weitläuftig und mit einer Menge von Zu- 
sätzen. Das einzelne anzuführen, ist nicht gut möglich, Vgl. Bindseil colloq. 
I, 215, Rebenst. I,111b, Erl A. 60,125, Förstem. u. B. III, 133. 


296 


1130. 


Elephanti animalia sunt humanissima [415] et docilia, et aiunt 
eos in regionibus suis ad certum tempus servire hominibus, Tandem 
abire in sylvam et iusto tempore redire in Servitutem.!) 

1) Nur Bindseil II,107: ,Elephantes sunt humanissima et docilia animalia, et 
dixit quoddam papae donatum neminem laesisse et fuisse mansue- 


tissimum, aiunt eos certis temporibus hominibus inservire in suis regionibus, 
deinde discedere et redire ad sua officia. 


1131. 


Esto, quod quis bonam eaussam habeat, tamen orandus est Deus, 
ut det bonum successum, Quid enim vel melius est vel iustius Euan- 
gelio? Et tamen orare debent praedicatores, ut nomen Dei sanetifi- 
eetur, Justicia et suecessus debent se invieem oseulari, Sed nostri 
Suermeri apud se adhue incerti non orant, Imo Zuinglius tantum- 
modo elamavit Perrumpamus.!) 

1) Vgl. Bindseil colloq. 11,38, Robonst. II,37b, Erl. A. 61,16, Förstem. u. B. 
111,352. Mit dem letzten Satze ist zu vgl. Binds. 11,37: Zuinglius publiee clamavit: 
Nihil nos moretur, perrumpamus, videbitis in triennio Hispaniam, Angliaın, Gal- 
liam et totam Germaniam Euangelio lucrifactam. Ita certo sibi statuerunt, iuxta 
ipsorum cogitationes, nihil Deum orantes, ut ipsius nomen sanctificetur, sed per- 


rumpamus. Vgl. auch Rebenst. I1,37*, Erl. A. 61,16 (Erster Abs.), Förstem. u. B. 
I1I,351 (Ende d. S). 


1132. 


Audio Oeeolampadium pridie orasse in suo eubili!), ut Deus 
non promoveret eaussam suam, si veritas non esset?), et tamen perti- 
nacissime in disputatione?) eam postea defendisse et mirasse*), se 
eertum esse, Porro etiam hoe possibile est, ut aliquis bona verba oret, 
et tamen incertus sit et dubitare.) 


1) Die lat. Tischr. , Tune Magister Joannes Cellarius dixit, se audi- 
visse Oecolampadium orare in cubiculo, cum perrexisset ad disputationem 
Bernensem.* 2) = Wenn sie nicht die Wahrh. w. 3) sc. Bernensi vom 
7—26. Jan. 1528. Ausführlich handelt über die Berner Disputation Sleidanus 
comment. Vl,i17 sq. 4) So die Handschrift für miratum esse. Jedoch wird 
wohl zu lesen sein iurasse — beteuern. 5) Jedenfalls fehlerhaft. Wahr- 
scheinlich zu lesen dubitet. Nach der obigen Aufzeichnung will Luther sagen: 
Oecolampadius war vor der Disputation von der Wahrheit seiner Lehre nicht über- 
zeugt, was sich in seinem Gebete ausspricht. Bei der Disputation behauptete er 

leichwohl seiner Lehre gewiss zu sein. Anderseits ist aber auch der Fall mögzlich, 

ass jemand betet, als ob er seiner Sache gewiss sei, und dennoch bleibt er unsicher 
und in Zweifel. Die Darstellung der spät. Tischr. weicht ganz ab. Vgl. Bindseil 
colloq. 11,38, Rebenst. II,37b, Erl. A. 61, 16, 17, Förstem. u. B. III, 352. 


1133. 


In Theologiam et orationem [416] coram Deo non debet 
cadere perplexitas et dubitatio, Et coram hominibus modeste agendum 
in talibus et dicendum, Weisz ymand besser, der sage es, Ego 
quidem a principio in aliquibus eram dubius, lieet artieulum 
Justifieationis certum haberem, Non potui tamen totum 
Papatum per illum expugnare, Coelibatum enim Missam et 
talia! non potui?), Valeat igitur illud perrumpamus, facit enim 
temerariorum®) Helvetiorum, qui nune ad Papam redeunt.*) 





. 207 


D Diese Worte sind Apposition zu totum Papatum und sollen den Haupt- 
inhalt des Papsttums andeuten.  Oefters (wie n. 1055) findet sich der Gedanke, 
dass coelibatus und missa die Hauptsäulen des Papsttums seien. 2) Nach- 
drückliche Wiederholung „Nein, das habe ich nicht gekonnt“. 3) Fehlerhaft für 
temeritatem. 4) Im Einzelnen abweichend Bindseil colloq. II, 35, Rebenst. 
I[' 37b, Erl. A. 61,17, Fürstem. u. B. 111, 352. Mit den beiden letzten Sätzen ist zu 
vgl. Binds. colloq. II,37, wo es heisst: nam proh dolor omnes Helvetij iterum defi- 
eiunt ad papatum, bauenn kirchen, altaria etc., exceptis Zurich, Bern, Basel, die 
werden leider auch nicht lange halten, das haben sie mit ihrem perrumpamus aus- 

richt, temerarij fidentes sua causa bona*. Vgl. auch Rebenst. I1,373, Erl. A. 61,16 
(Ende des ersten Abs.), Fürstem. u. B. III, 352. 


1184. 


Praesumptio fidei multos perdit!), velut sunt Franekfordenses?), 
die allen schutz den geistlichen Haben vff?) gesagt, nescientes, 
se hoe modo frena laxare seditioni ipsi vulgo, per quam etiam ipsi 
perire poterint, Sieut contigit Mulhausensibus, qui credere noluerunt, 
sed experiri.4) 


1) Die spät. Aufzeich. ,Summa, Temeritas illos perdit* oder ,Summa, ihr 
Stolz und Vermessenheit wird sie stürzen". 2) Luther wird die Unruhen in Frank- 
furt a. Main im Auge haben, bei denen der bekannnte Prediger Dionysius Me- 
lander 1532 eine Hauptrolle spielte. Diese Unruhen veranlassten Luther zu seiner 
Schrift , Brief an die zu Frankfurt am Main‘, die, Ende 1532 abgefasst, im 
Anf. d. J. 1533 erschien. Diesem Briefe fügte er zur Warnung sein früheres Send- 
sehreiben an die Gemeinde und den Rat zu Mülhausen vom 14. Aug. 1524 (vgl. 
Köstlin L 712) hinzu, in welchem er voraussagt, was der freche Mün- 
zersche Geist bringen werde. Vgl. über die Unruhen in Frankf. Köstlin 
1L,324,665. 3) Mittelh. üf = auf. 4) Es ist anzunehmen, dass Luther Obiges 
Ende 1532 gesprochen hat. Eine alte Hand hat an den Rand geschrieben Pro- 
phetia. Von den Frankfurtern ist auch Cordatus p.608 die Rede. Im Einzelnen 
abweichend Binds. colloq. I1,38, Rebenst. II, 37^ (Ende d. S), Erl. A. 61,17, Förstem. 
u. B. III, 352 (Ende d. S.). ' 


1135. 


Cum seriberem adversus den Alstedtischen aufrurischen 
geist!) rescripsit Muntzerus, Wider die sanffte fleisch?) zu 
Wittemberg?) [417], Tanta erat gratitudo*) hominis, qui vo- 
lebat perire.5) 


1) „Ein Brief an die Fürsten von Sachsen vom aufrührerischen 
Geist" Juli 1524. Vgl. Köstlin I,710. Mit dem aufrührerischen Geist ist Thomas 
Münzer gemeint. 2) So die Hdschr. Als Fem. ist Fleisch sonst nicht zu be- 
legen. Formell könnte der Ausdr. „die sanfft fleisch“ auch für den Plural gehalten 
werden. Das würde aber dem Zusammenhange, da Luther allein gemeint ist, weniger 
entsprechen. Vielleicht ist aber unter Anlehnung an caro die Fleisch absichtlich 
gesagt im Gegensatz zu der Geist. Man beachte nämlich, dass der Titel der Münzer- 
schen Gegenschrift in den einzelnen Worten das gerade Gegenteil von dem Wortlaute 
der Luth. Schrift ausdrlickt. So stehen sich gegenüber die Worte Wittenberg 
und Allstädt, sanft und aufrührerisch, Fleisch und Geist. 3) Müntzer 
schrieb gegen die eben erwähnte Luth. Schrift eine Schutzrede, welche den 
Titel führte: „Wider das geistlose, sanftlebende Fleisch zu Witten- 
berg* und 1524 zu Nürnberg herauskam.  Küstlin I, 712. 4) Dieses Wort, 
welches lexikalisch nicht zu belegen ist (auch im appendix zu Du Cange fehlt es) 
wird stehen im Sinne von Erkenntlichkeit, Dankbarkeit. Luther meint: 
diese Schrift mit ihrem ironischen boshaften Titel (und mit ihrem pübelhaften In- 
halte) war der Dank dafür, dass ich ihn vom Wege des Verderbens zurückhalten 
wollte, Unvollständig bieten die spät. Tischr. „Cum scriberem wider den all- 


208 . 


stetigen (?) auffrürischen Geist, tunc Monetarius rescripsit, wider das sanffte 
fleisch tzu Wittenberg‘. Ebenso mit einigen Abweich. Rebenst. Die deutsch. 
Tischr. „Da ich wider den Alstädtischen aufrührischen Geist schrieb, darauf gab 
Münzer diese Antwort: Wider das sanfte Fleisch zu Wittenberg.“ Vgl Binds. 
colloq. 11,39, Rebenst. II,392, Erl. A. 61,17, Fürstem. u. B. 111,353. Diese 5 Ab- 
schnitte von n. 1131—1135 gehören inhaltlich zusammen. 


1136. 


Ieh bin szo weit komen vnd? Astronomiam s8zo weit 
braeht?), das ieh gleub sie sey niehts, Lieet Philippus dueat, 
artem quidem esse, sed non habere artifices), Das haben sie ym 
Almanaeh*) gewisz erfunden), das man ym somer nieht sol 
schne setzen, Noch Doner jm Winter, das man in Lentzen*) 
nieht seen sol vnd in herbst nieht erndten?), Das wissen die 
paur auch wol) 


1) Ergünze habe. . 2) = gebracht. 3) Vgl mit diesem Satze n. 1056. 
4) Almanach ist ein Jahrbuch für astronomische Beobachtungen und Jahresberech- 
nungen. Nach Eusebius praeparatio evangelica 1IT,4 kommt der Name her von 
almenichiaka (aAusrıyınxa), d. h. astronomische Ephemeriden, eine Art von 
Kalendern, wie sie schon bei den Aegyptern üblich waren. Weigand 1,38. 5) = als 
géwiss ausfindig gemacht. 6) Mittelh. der lenze, Gen. des lenzen. ) Die 
Lesart ist für richtig zu halten. Denn die Hauptgetreidearten, Roggen 2. B. und 
Winterweizen, süt man im Herbst und erntet im Juli oder Anfang August. 
Abweichend dagegen und mit Zusätzen Bindseil colloq. IT, 150: Alio tempore de 
Astrologia multum loquebantur et de eins eventibus. Dixit D. Martinus Lutherus: 
Ich bin so weit kommen, vnnd beredt (? in der Astrologia, das ich gleube, 
dass sie nichtes sei. Et Philippus Melanthon.invitus confessus est mihi, artem 
quidem esse, sed nullos artifices, das haben sie gelernet in ihrem Almanach, das 
man nicht iin sommer schne setzet noch donner im wintter, im lentzen seen, 
im herbst erndten. das konnen die pauren auch wol.“ Rebenst. IT, 1175 un- 
vollständig. Die deutschen Tisehr. ähnlich wie Bindseil Vgl. ausserdem Erl. A. 
62, 321, Fürstem. u. B. IV,576. 577. 


1137. 


Corpus humanum ist ein schendlich laugensack, per 
quem nihil eolatur nisi sudores mali, urina, sputa, et fluxus plures 
quam membra habet, quod ego experior in Crure meo, quod 
nuper frieando rursus ap 3), et sieut ex paradyso quatuor 
eoeperunt erumpere flumina.?) 


1) Lies aperui. 2) Die Worte von quod ego exp. an haben die deutsch. 
Tischr. in folgender Form: „Ich durehkratzte neulich mein Bein, da 
machet ich, dass vier Wasser herausflossen (!). Im Juli 1532 litt Luther 
an einem büsen Beine, wahrscheinlich ein sogenannter Salzfluss. Mitte October 
heilte es zu, was für schädlich angesehen wurde. Er selbst berichtet darüber 
in einem Briefe an einen Augsburger Freund vom 21. Juli 1533. Die Aerzte arbei- 
teten darauf hin, dass der Fluss am linken Beine offen bliebe, in der Meinung, 
dass dies dem Kopfe Linderung bringen werde. Vgl. Köstlin II,276. Nach der 
obigen Aufzeichnung hat Luther also selbst, wahrscheinlich im Spätherbste 1532, 
das wieder zugeheilte Bein durch Reibungen von neuem zum Aufbruch gebracht. 
Von Schmerzen an den Zehen (Podagra?) spricht Luther bei Cordatus p. 626, von 
demselben Flusse am Beine ist aber die Rede p. 652, wo es heisst „ego aperiam 
fluxum pedis mei vnd solich ein hecht dazu nemen! Eim alten man 
steht ein fluss szo wol an oim pein als eim Jungen gescllen ein 
krantz auff seine heupt! Vgl. Erl. A. 57,304, Fürstem. u. B. 1,235, wo sich 
auch sonst noch Abweichungen im Einzelnen finden. 





299 


1138. 


Studiosus, qui non vellet operam suam perdere, iste deberet ' 
aliquem bonum authorem [418] ita legere et relegere, ut quasi in 
eius carnem et sanguinem mutaretur, Nam vanae lectiones confun- 
dunt, non docent, Multae autem bonae perinde faeiunt studiosum 
atque est is, qui ubique habitat: ideo nuspiam.!) Et sieut in humana 
soeietate non in dies singulorum amicorum fruimur amicitia, sed elec- 
torum, ita etiam in studio esse deberet.?) 


1) Luther meint, schlechte Lektüre verwirrt nur, belehrt aber nieht. Da- 
gegen macht viele und gute Lektüre oberflächlich. Man ist in diesem Falle 
gleichsam überall zu Hause, und doch nirgend. Vgl. Plinius ep. 7,9 , aiunt, mul- 
tum legendum esse, non multa“ 2) Die spät. Tischr. beginnen den Abs. 
abweich. „Doktor M. L. rieth Allen, so studierten, in welchen Künsten es auch wäre, dass 
sie gewisse Biicher für sich nähmen und dieselben mit Fleiss lesen, und machten 
ihnen einen guten autorem und Buch so gemein, dass sie denselben oftmals lesen 
und wiederlesen, also, dass sie gleich in sein Fleisch uud Blut verwandelt würden, 
als wäre ihnen desselben Art zu reden und zu schreiben angeboren (!) Auch 
sonst abweichend Erl. A. 62, 334,335, F'ürstem. u. B. IV,590,591. 


1139. 


Mi Cellari!), vade in nomine domini eo, quod es vocatus, Ego 
literis meis diligenter te commenda vi Senatui?) Si autem talis 
non es?), et hane metam laudum mearum haetenus!), fae assequaris, 
Ego enim in hoe) literis meis te irretivi, ut coactus esses rectam viam 
dueere (Hoc item Deus praecepit Mosi dieens®), Pone laudem tuam 
super Josue ete.).") 


1) So die Hdsehr. Also Mein C. Auch könnte es heissen Michael 
Cellarius. Die deutschen 'Tisehr. ,M. J. Cellri^ — Magister Joh. Cel- 
lari. Auf diesen, und nicht auf Michael oder Martinus Cellarius, passt 
der Inhalt des obigen Abschnittes. Vgl. über die verschiedenen Cellarii n. 113 
Note 1. 2) Zu Frankfurt am Main. Luther hatte in einem Schreiben dem 
Rat zu Frankfurt am M. den Johann Cellarius, zuvor Prof. d. hebr. Sprache in 
Leipzig, als einen tlichtigen Prediger empfohlen. Dieses Schreiben, welches sich 
nach F'órstem. u. B. 11,375 Note2 nicht erhalten hat, ist hier wohl gemeint. Cella- 
rus wurde 1529 Prediger in Frankfurt, musste aber im Jahre 1532 in Folge der 
Unruhen, von denen bereits n. 1134 die Rede war, seine Stelle in Frankfurt aufgeben, 
fand aber bald wieder Stellung in Bautzen. Von hier aus verhandelte er in der 
Folge noch öfter mit dem Frankfurter Magistrate, worauf sich Bindseil II, 35 bo- 
zieht. Im Jahre 1539 war er dann bereit wieder nach Frankfurt zu kommen, folgte 
jedoch einem Rufe nach Dresden. Auf diese späteren Verhandlungen scheinen 
sich die Worte das obigen Abs. nicht zu beziehen. Denn der Zusammenhang 
weist auf eine erstmalige Empfehlung des Cellarius hin. Luther wird seine Worte 
im Kreise seiner Tischgenossen direkt an Joh. Cellarius gerichtet haben, wo sie 
Cordatus hörte und aufzeichnete. 3) sc. qualem te commendavi. 4) Das Wort 
hactenus steht im Manuser. am Ende der Zeile. -Es ist klar, dass etwas fehlt. Der Zu- 
sammenhang ergiebt als Ergänzung nondum assecutus es. 5)=zu dem Zwecke. 
0) 4. Mos. 27,20. 7) Abweichend und unverständlich haben die deutsch. 

ischr. Erl. À. 59,193, Fórstem. u. B. II,375: ,Doctor Martin schriebe dem Rat zu N. 
bei ihrem Prediger, den sie vociert und berufen hatten, M. Joh. Cellarium und 
sprach zu ihm (?): „Ich will Dich verschreiben und loben, da du gleich nicht also 
bist, wie ich schreibe; doch sollt Du dich befleissigen das Ziel zu erreichen, denn 
du bist nu durch mein Loben verstrickt. Also sagte Gott zu Mose, da er Josuam 
berief, dass er an seine Statt nach seinem Tode treten sollte: Lege mein Lob auf 
Josua ete. Die letzten eingeklammerten Worte sind wohl als eine Bemerkung 
des Cordatus anzusehen. 





900 


1140. | 


Deus magna misericordia servavit me a laude et lachrimis quo- 
que multorum Schwermeriorum, qui vocationem meam summe 
extulerunt, sed sine verbo Dei, Ideo voluerunt mei magistri esse, 
Ideo repudiavi verba ipsorum!), [419] Tantum uno oculo vident res 
mundi huius, Verbum autem non vident, Ideo omnia eis scandala 
et offensiones, quae audiunt.?) 

1) Vgl. n. 113, 1062, 125, 1059, 1060, 1061. 2) sc. de verbo Dei. Die spät. 


Aufz. weitläuftig und abweichend. Vgl. Erl. A. 61,11, Fürstem. u. B. III, 347, Bind- 
Seil colloq. 11,39, Rebenst. II, 38*. 


1141. 


Status primus et maximus Euangelij hodierni!) est, Christum 
gentibus esse manifestatum, Deinde loeus prophetae?) diligenter est 
tractandus.?) 


1) Am Palmsonntage? Luther meint, der Hauptinhalt des heutigen Evan- 
geliums ist vor allem der, dass Christus den Heiden geoffenbart ist. 2) Jes. 53? 
3) Hiermit kann verglichen werden Binds. colloq. III, 117 ,Ita Euangelium palmarum 
habet statum de regno Christi. Indocti multa garrirent de cantu et processione et 
laudatione vulgi posthabito statu loci prophetiei*. Achnlich die deutsch. Tischr. 
Erl. A. 59,200, Fürstem. u. B. II,380: „Also stehet das Evangelium am Palmen- 
sonntag furnehmlich auf dem, dass man rede vom Reiche Christi. Da ein Un- 
gelehrter würde viel plaudern vom Gesange, Procession und Lobe des Volkes, 
und stehen lassen die furnehmste Sache des Propheten Spruches*. 


1142. 


Omnis pontifex debet habere sua saerifieia privata, Ergo Po- 
meranus suis longis praedieationibus auditores suos saerifieat!), Nos 
enim sumus suum saerifieium, et hodie?) egregie nos sacri- 
ficavit. 

; 1) Ueber Dr. Pommers lange Predigten vgl. n. 798 nebst Note 1. 2) Wann? 
1532 


ine alte Hand hat sich die Randglosse erlaubt: „Pomeranus Summus 
pontifex*. 


1143. 


Hoe mihi placet in Papistis, quod artieulum Trinitatis summa 
diligentia tractaverunt, et licet multis superstitionibus vexati sint in 
illa sua traetatione, tamen nullam ansam Sathanae dederunt in hoe 
articulo. 


1144. 


Ferdinandus non patitur [420] heroiea mala, quae reges 
pati solent, velut Ludovieus propter bellum in aqua submersus est!), 
Rex Galliae in bello eaptus?), Rustieas infortunias?) ille patitur. 
Augustae enim fere se ipsum praeeipitasset‘), In Bohemia fere in 
igne perijsset, In Danubio vectus super glacie fere se ipsum perdi- 
disset5), Puto illorum infortuniorum caussam esse propriam superbiam, 
qua facit omnia, Habet eor impium et nihil dolens neque poenitens, 
nisi forte ut Esau 3), qui non dolebat, quod Deum offenderat sua 
venditione, sed") amissione iuris sui, Do ligt gott nichtsgan.5) 





301 


1). Ludwig I. von Ungarn verlor bei Mohäcz 1526 auf der Flucht das 
Leben in einem Sumpfe. 2) FranzI. bei Pavia 1525. 3) Lies rustica infor- 
tunia, vgl. weiter unten illorum infortuniorum. 4) Vgl.n.1126. 5) Ueber die 
beiden anderen Unglücksfälle vermag ich nichts Näheres anzugeben. 6) = sc. cor 
hsbet. Er hat ein gottloses, gefühlloses, unbussfertiges Herz, es sei denn etwa, 
dass er Esaus Herz hat, welcher ff. 7) sc. qui dolebat amissione Juris sui. 
s) Nämlich an einem Herzen, welches wahre Busse nicht kennt. Bei Bindseil 
beginnt der Abs. abweichend und weitliuftig also: ,Aiunt Ferdinandum Regem 
iam in Austria in magno fuisse periculo, mox aquis submersum, dann er sey 
auf einem schlitten gefaren, auff dem Eise kommen vnnd ersoffen, et nisi Rex 
areptus fuisset, perijsset submersus. Est enim infoelicissimus, et non 
habet heroica infortunia, quae regibus conveniunt, sicut Ludo- 
vicus in bello mortuus, Rex Galliae captus. Ipse tantum habet privata 
et agrestia mala. Augustae se ipsum fere praecipitasset, in Boiemia 
igne fere perijsset, et in Austria iam fere submersus esset etc. Ganz 
ähnlich die deutsch. Tisch. Auch sonst finden sich viele Abweichungen und 
Zusätze. Das Einzelne anzugeben würde viel zu weit führen. Vgl. Bindseil colloq. 
1,324, Erl. A. 61,375, Förstem. u. B. IV,219. 


1145. 
In arrogantes Iearos recte luserunt veteres dicentes!): 


Si vis bene ambulare, 

Non debes nimis alte volare, 

Si nimis alte volas, 

Tune debes comburere pennas.?) 


1) Die lat. Tischr. abweichend „Arrogantes scioli similes sunt Icaro volanti 
in coelum, sicut dicitur*, die deutschen: „Stolze, hoffärtige Klüglinge und Nase- 
weisen, die sich dünken fassen, sie sind sehr gelehrt, sind gleich, sprach D. Mart., 
dem Jearo, davon die Poeten schreiben, dass er wollte in den Himmel fliegen. 
Wie man sagt ff. (it). Die obigen Verse finden sich wörtlich ebenso in den lat. 
Tischr., die deutschen bieten in Prosa: „Willt du sicher und wohl wandeln, 
so fleug nicht zu hoch. Fleugst du zu hoch, so verbrennst du die 
Federn.“ Woher Luther diese Leoninischen Verse hat, konnte mir bis jetzt niemand 
mitteilen. Vgl. Bindseil colloq. I, 192, Rebenst. I, 1035, Erl. A. 59, 247, 248, Fürstem. 
u. B. 1I, 416. 


1146. 


Initium Iustifieationis est gratia et promissio, Sie contigit 
Abrahae Justifieatio, eum adhue esset idolatra, Mosi homicidae!), et 
hoe insperato?), Sie gedaehten nieht darauff. 

1) se. eontigit iustificatio. 2) Die Lesart kann als abl. abs. erklärt werden. 
Da aber die letzten Worte, wie so oft, gewissermassen als Uebersetzung der vor- 


hergehenden anzusehen sind, so wird wohl besser zu lesen sein ,et hoc inspera- 
tis* — und dies zwar ohne dass sie daran dachten. 


1147. 


Qui urgentur ad vocationem, habent optimam vocationem 
[421], qui autem spontaneam habent, hane a prineipio libenter susei- 
piunt, sed tandem vexantur a Sathana, Es heist: Beati im- 
maeulati.!) 


1) Einige ähnliche Gedanken Erl. A. 59,183, Fürstem. u. B. 11,367, Bindseil 
colloq. 1,22, Rebenst. I, 125. 


302 


1148. 


Deum spiritum suum sanetum dare parvulis baptizatis, scimus 
ex magnis donis sanetorum, qui in Ecclesia vixerunt, velut Bern- 
hardus, Item Christus dieit!) et Baptizate omnes, nullam mentienem 
faeiens aetatum, Hue accommodata est Cireumeisio, quae eandem cum 
Baptismo habet promissionem.?) 

1) Lies dicit, ite et etc. Der handschriftl Fehler ist leicht erklärlich. 
2) Aehnliche Gedanken in sehr weitläuftiger Fassung und mit vielen andern Zu- 


sätzen Bindseil colloq. II, 95, 99, Rebenst. II,56s, Erl. A. 59,51, Fürstem. u. B. II, 
267,208. Eine alte Hand hat am Rande der Handsehr. hinzugefügt de baptismo. 


1149. 


Anabaptistae argumentantur, neminem baptizandum, nisi con- 
fiteatur fidem suam, quod probant per Cornelium, et sic argumen- 
tantur a ptib. ad vlia!), Nihil igitur inde sequitur, Neque Petrus Cor- 
nelium baptizavit propter fidem eius, sed propter iustificationem Christi 
et verbum eius ac praeeeptum Dei, Quod si neminem oporteret bapti- 
zari, nisi ante constaret fides eius [422], nemo unquam esset bapti- 
zandus, Et si super fide mea essem baptizatus, fides maior esset verbo 
et praecepto Christi, quod iubet baptizare, Item?) nullam prorsus esse 
vim verbi, si fides nostra non aecederet, quod esse?) virtutem Dei 
* *4) nostra imbecillitate, quod est blasphemia.5) 

1) Lies „a particularibus ad universalia*. 2) Wohl von einem aus 
dem Vorhergchenden zu ergänzenden inde sequeretur abhängig. 3 )Lies esset. 
4) In der Hdschr. ist hier eine kleine Lücke. Mit Hülfe der spät. Tischr. ist die- 
selbe dein Zusammenhange gemäss auszufüllen mit metiri ex. 5) Im Einzelnen 


vielfach abweichend, aber doch dem Gedanken nach ähnlich Binds. colloq II, 9, 
Rebenst. II,56b, Erl. A. 59,52, Förstem. u. B. 1,268, Erl. A. 61,85, F. u. B. III, 402. 


1150. 


Et rationis expertes dieunt!) esse infantes, quasi TO?) eonduceret 
ad fidem, et ob illam ipsam caussam maxime baptizandi sunt infantes, 
quod ratione careant, et quanto minor ratio, tanto maior est capacitas 
ad aecipiendam fidem, quia desunt obiecta, quae maxime prudentes?) 
valde avertunt.*) 

1) sc. Anabaptistae. 2) Lies ratio. 3) = Weil in diesem Falle die 
Gegenstünde fehlen, die grade die Gescheitesten vom Glauben müchtig abziehen. 
2 sc. fide. Abweichend Binds. colloq. I1, 100, Rebenst. II, 56^, Erl. A. 59, 53, 61, *5, 

örstem. u. B. 11,269, III, 403, besonders in Bezug auf den Schluss. 


1151. 


Ratio est maximum impedimentum ad fidem, quia omnia divina 
absurda ei videntur esse, ne dicam nugae. Breviter, si Deus spiritum 
suum dare potest adultis, longe magis dare potest infantibus.!) 


1) Aehnlich Bindseil colloq. II, 100, Rebenst. 11,565, Erl. A. 59,53, Förstem. 
u. B. II, 269, Erl. A. 61,85, Fürst. u. B. III, 403. 


1152. 


Si fides coneipitur ex auditu verbi [423], et verbum dei audiunt 
infantes, euni adferuntur ad Baptismum, Ergo fidem concipiunt, Hoc 





803 


probatur per Johannem Baptistam, qui audito. verbo Dei saltavit 
in utero.!) 


1) Lnc. 1,41. Die spät. Tischr. mit mehreren Zusätzen, sonst ähnlich. Vgl. 
Binds. II, 100, Reb. 11, 57», Erl. A. 59, 53,61, 86, Förstem. u. B. 11,209, III, 403. 


1153. 


Infantes sunt Circumeisi in veteri Testamento, Ergo et bapti- 
zar possunt in novo: Utrumque enim signum promissum habet gratiae 
et vitae aeternae ete. Christus iubet parvulos ad se venire et dieit 
ipsorum esse regnum Coelorum. Ergo lieet baptizare infantes, Nam 
ad quoscunque pertinet gratia, ad illos quoque pertinet signum gra- 
tiae, In hoe etiam Christus benedixit eis, quod certe est aliquem reci- 
pere in gratiam et patri commendare, ut sanetificet et servet, Et qui 
ab Herode interfecti sunt pueri, An non pertinuerant ad reg- 
num Dei?!) 

1) Mit vielen Zusätzen nur noch bei Bindseil colloq. II, 100, wo der betreff. 
Abschnitt die Ueberschrift trägt: ,Argumenta Philippi Melanthonis parvulos bapti- 


zandos esse*. Vgl. auch Corp. Reform. I, 962—973, VII, 885 sq., XXI, 472—476, 
$56—8061. 


1154. 


Anabaptistae dieunt nullo praecepto cogi, ut baptizentur in- 
fantes, at seriptura etiam nuspiam prohibuit, et exempla habemus, 
quae [424] aequivalent praeeepto!), et infantes non eonsequuntur remis- 
sionem peceatorum nisi in Ecelesia, Ergo sunt baptizandi, et si 
Joh. Baptisi?) sanetifieari potuit absque adminieulo rationis, idem 
potest operari Deus in alijs.?) 

1) = Beispiele, die einer Vorschrift gleichwertig sind. — 2) Lies Baptista. 
3) Einige ähnliche Gedanken Bindseil colloq. II, 101, Rebenst. II,575. 


1155. 


Hoc argumentum: „pueri non intelligunt verbum, Ergo eis non est 
adhibendum saeramentum*, diluendum est obieetione eireumeisionis, 
quae testatur gratiam et fidem promissionis!) apud aliquos esse, cum 
quibus non est intelleetus Verbi, Saeramenta enim eius?) significant, 
remissionem peccatorum pertinere ad infantes.?) 


1) sc. gratiae d. h. Glauben an die Verheissung der Gnade. 2) sc. verbi. 
3) Abweichend Bindseil colloq. II, 102, Rebenst. II,575. 


1156. 
Cireumeisio erat signum venturi, Daptismus autem signum 
Christi, qui venit, Vtrumque vero signum est gratiae et remissionis 
peeeatorum.!) 


1) Vgl. Bindseil colloq. II, 102, Rebenst. II,575, Erl. A. 59,52, Förstem. u. 
u. B. II, 268. 


1157. 
Cum obijeiunt: ,Si illorum est regnum Coelorum, ergo eos non 
egere Baptismo", dieendum est, Regnum quidem Coelorum esse in- 
fantium, sed eos in Daptismo illud primum aceipere, non ante.!) 











304 


1) In der Form, abweichend Bindseil colloq. 11,102, Rebenst. IT, 57*, Er. A. 
59,52, Förstem. u. B. 11,268. Diese 10 Abschnitte von n. 1148—1157 gehören in- 
haltlich zusammen und bilden eine zusammenhängende Gruppe. Vgl. mit den vor- 
stehenden Erórterungen über die Kindertaufe Cordatus n. 15, 16, 17, 18, 103, 149, 
254, 837, 935. 


1158. 


Seandalum!) est dietum aut faetum, quo corrumpitur [425] 
opinio erga Deum et homines, Et est activum quod do, passivum 
quod pacior.?) . 

1) Aergernis. 2) Luther meint, es giebt ein zweifaches Aergernis, ein 
aktives, wenn ich das Aergernis selbst gebe, ein passives, wenn es mir von 


andern gegeben wird. Vgl. Erl. A. 61,158, Förstem. u. B. IV,29, auch Erl. A. 61, 
154,156, Fürstem. u. B. IV, 26, 27. 


1159. 


Nota, aliud esse habere spiritum sanetum, et aliud mani- 
festationem spiritus, Ante Christum multi habuerunt spiritum sanctum, 
non autem habuerunt manifestationem spiritus.!) 


1) Vgl. Erl. A. 58,153, Förstem. u. B. II, 1. 


1160. 


Habens eoneubinam, quam tuto non potest aperte ducere!), si 
invieem elam votum praestiterint, isti sunt eoram Deo veri Coniuges, 
habet tamen scandalum. 

1) = Wenn einer eine Concubine hat, mit der er vor den Augen der Welt in 


richtiger Ehe nicht leben kann, und wenn sich solche Leute heimlich gegenseitig 
das Eheversprechen gegeben haben, so sind sie ff. 


1161. 

Lieet subsequens mrim 2mmra!) legittimet filios, nihilo minus 
nolunt permittere nobiles, das solehe schild vnd helm brauchen.) 

1) Aufgelöst: subsequens matrimonium secundum iura. Luther meint, 
wenn auch die Söhne zweiter Ehe nach dem Gesetze legitim sind, so wollen es ff. 
2 Auf diese beiden Abs. bezieht sich augenscheinlich Erl. A. 61,211, Fürstem. u. B. 
IV, 74, wo es, allerdings in einer Fassung, in der die Gedanken dieser beiden Abs. 
kaum wiederzuerkennen sind, heisst: „Der Fürsten und grossen Herrn 
heimliche Ehe ist eine rechte Ehe fur Gott, ob sie wohl ohne alles 
Gepränge und Herrlichkeit zugehet, und dass die Kinder, so 
darinnen gezeuget werden, weder Schild noch Helm führen“. Ebenso 
abweichend Bindseil colloq. 1,313, Rebenst. I, 153», ähnlicher Binds. colloq. II, 351, 
Rebenst. II, 1642, wo die im Obigen enthalt. Gedanken durch ein coneretes Beispiel, 
einen Herrn Nic. de Sack betreffend, erläutert werden. 


1162. 


Qui voeatus in Papatum Euangelium praedicare permittitur!) ita 
tamen, ut coelebs maneat [426] absque bona contestatione quae peeca- 
tum imponatur auditoribus, non potest deserere vocationem. Et licet 
Deus fecerit matrimonium pro Emplastro?), quo uti potest vber sein 
sehweer?), is qui coelebs manere non potest, tamen es soll yhm 
sub papistis wol vergehen.*) 








305 


1) Persönliche Constr. für cui voeato — permittitur. 2) £uxAaotgor — 
Pflaster. 3) Mittelh. der swe&r, der Schwüren, die Schwäre, Eiterbeule. W eigand 
II, 661. 4) Man vgl. die Kürze der obigen Fassung mit Bindseil II,350, wo es 
abweichend und weitlüuftig heisst: „Quaestio, an minister propter verbum 
eoniugium intermittere possit. Si quia Buangeli) praedicator sub papatu vere vo- 
catus, Enangelium syncere praedicare posset coelebs, si autem coelebs vivere non 
posset, et tamen illi coniugium mon concederetur, an etiam ob hanc causam voca- 
tionem suam et Euangelj praedicationem bona conscientia deserere posset? 
Respondit D. Doctor: Ante omnia curet, ut se ipsum purget et sanctificet, ante- 
(nam alios docet, ne ipse prius reprobus efficiatur alios docendo, Peccatum autem 
illis imputet, qui nolunt eum coniugem ferre, si potest manere, salva conscientia 
maneat, si non potest abstinere, ducat uxorem, das pflaster hat gott tzu dem schwer 
gemacht. Es wirdt ihm wol vergehen (?). Atque utinam coniugati deinde essent 
contenti suis uxoribus (!) Ganz ähnlich auch Rebenst. II, 162^, Erl. A. 59, 279, 61, 
165, Förstem. u. B. II, 439, IV,35. 


1163. 


Si obijeiunt, facilius tolerari Coelibatum quam Carcerem, 
quem ferre oportet propter verbum ipsum praedieatorem, respondeo, 
Verum non esse, Vstio enim difficilior est quam Carcer, At ieiunandum 
est, scilicet ut fortior fiat libido in illo, qui donum non habet casti- 
tatis; Ego non valde urebar, tamen quo me magis macerabam, 
eo plus urebar.!) 


1) Vgl. n. 467, 566, 580. In der Form abweichend Binds. colloq. II, 352, 
Rebenst. II, 1645, Erl. A. 61, 166, Fürstem. u. B. IV, 35, 36. 


1164. j 


.  Coelibatus papae est certa ars et insidiae Sathanae, qua furtim 
eripit ex Ecclesia libertatem Christi, Jam, qui etiam continere possit, 
obniti eis!) debet pro vindieanda libertate, quam habemus in Christo, 
Sed talis verbo et facto cogeretur [427] confiteri coniugium suum, vnd 
mus nieht stilschweigen heissen. Esaias enim dieit?), Ascende 
in montem et clama, Extolle voeem tuam, Miraeulum est?), quod fit 
odio mit) non consueto.5) 

] 1) sc. tali arti et insidiis Sathanae i. e. Coelibatui. 2) Jes. 40,9. — 3) sc. coe- 
libatus. Das Wort ,miraculum* hier wohl zu fassen im Sinne von ungeheuer- 
liche, wunderbare Erscheinung. 4) = matrimonii. 5) Die späteren 
Aufzeich. nach Form und Inhalt ganz abweichend. Das Einzelne an- 


zuführen hiesse zu weit gehen. Vgl. Bindseil colloq. II,352, Rebenst. IT, 164*, 
Erl. A. 61, 166,167, Förstem. u. B. IV, 36. 


1165. 


Omnis Magistratus merito Euangelium amare et amando oseu- 
lari deberet quotidie, quod nune quisque in suo officio agere potest 
bona eonseientia, quod nemo ex eis sub papatu potuit praestare, in- 
stracti per monachos (ad minus) in periculoso statu agere, quia papistae 
non potuerunt discernere inter privatam personam et publieam, furehten 
sich fur dem vrtel sprechen, Die Hencker musten bussen, Dem 
verdampten zuvor abbitten, das er an yhm thun wurde, quasi 
peeearet, qui reum damnat ad suam poenam.!) 


U Abweichend Binds. colloq. I, 301, Rebenst. I, 147^, Erl. A. 61,308, Förstem. 
u.B.1V,159. Vgl. auch n. 527. 


20 


1166. 


Cum proprium sit offidum Magistratus damnare plane Impios, 
et ipsi pro venia sententiae latae rogaverint noxios, certe ambiguum 
non est, [428] quod omnis Magistratus sub papa officium suum non 
agnoverit, Sed doctores ipsorum!) non intellexerunt id quod Paulus 
dieit? Non frustra gladium gestat, minister enim est Dei, Ideo disei- 
puli ipsorum?) quoque ignari fuerunt, Deus parvum, ut ego*) im- 
morigerum filium meum, iubet puniri, et dum puniuntur?) 
placet ei executio sui mandati, sicut mihi placet cesum esse 
ilium, Si autem extra mandatum meum alius vellet filium 
meum verberare, Das wurde ich nicht leiden.) 

1) sc. magistratuum sub are Luther wird die „monachi“ (rel. n. 1166) 
meinen. 2) Röm. 13,4. 3) Vgl. Note 1. Es sind die fungierenden Obrig- 
keiten gemeint. 4) sc. jubeo. Vielleicht pravum = einen Uebeltiter. 
5) sc. pravi? 6) Die späteren Aufzeichnungen unvollständig und beginnen 
erst mit den Worten id quod Paulus ete., weichen auch sonst erheblich ab. 
Vgl. Bindseil colloq. I, 30), Rebenst. I,147*, Erl. A. 61,309, Förstem. u. B. IV, 15%. 


1167. 


Friderieus Eleetor invitus puniebat et dicebat, Es ist leicht 
das leben nemen, aber man kan es nicht wider geben, et ideo 
Eleetor!) semper dixit, Hei, er wird noch wol frum werden, 
Friderieus Imperator?) semper iratus fuit, quoties Civitates ab eo 
Jurisdietionem (ut solent) annuatim rogaverunt, Ita docti fuerunt hane 
artem a Monachis, per quam regiones implentur malefaetoribus per 
suam*) clementiam, Cessaverunt Justiciam administrare.) 

1) Die spät. Tischr. „Et Joannes Elector semper dixit* oder „Und Herzog 
Johanns, Kurfürst zu Sachsen“. 2) Friedrich III. 3) Die Worte von ,Fridericus 
Imperator — rogaverunt“ fehlen in den spät. Tischr. 4) Für eorum. 5) Die 


spät. Aufzeich. unvollständig, auch sonst vielfach abweich. Vgl. Binds. colloq. I, 302, 
Rebenst. II, 147», Erl. A. 61, 309, Fürst. u. B. IV,160. Vgl. auch n. 527 nebst Note I. 


1168. 


Deus, [429] euius misericordia super omnes est!), tamen ex iusticia 
dixit? Qui maledixerit patri, oceidatur, etiam intra altare, Nur den 
kopff ab, et Justus es Judex, et terra a latronibus mundatur.*) 

1) Die spät. Aufzeich. abweichend: „Denn siehe Gott an, der doch der Aller- 
gütigste und Barmherzigste ist, welch ein ernst und streng Gesetz hat er gegeben 
und im Mose gesagt" oder „At vide Deum summum miseratorem acerrimam en 
dedisse*. 2) Exod. 21,17. 3) Die spät. Tischr. dagegen: flugs Kopf ab, Kopf 
weg, auf dass das Land nicht voll Gottlosen werde. Und sagt der Text: Du sollst 
dich ihrer nicht erbarmen; also wirst Du gerecht sein“ oder ,flugs kopff abe, kopff 
weg, ne terra impleatur impijs, et ita eris iustus*. Vgl. Erl. A. 61, 309, 310, Förstem. 
u. B. IV,160, Bindseil colloq. 1,302, Rebenst. I, 147. 


1169. 

Juristae docendo, legendo, decernendo reissen den leuten 
die kopff abe, on das mus der Henker wol fried halten.) 
D. Jerony mus Sehurff?) optimus Jurista et Christianus?), tamen eo 
non pervenit, ut bona conscientia ausit aliquem damnare.*) 


307 


1) Sinn: sonst würde der Henker nichts zu thun haben. 2) Dr. Hierony- 
mus Sch urf, der berühmte Wittenberger Jurist, mit Luther 1521 in Worms, 1527—29 
einer der kirchlichen Visitatoren im Kurstaate, Freund und Gesinnungsgenosse 
Luthers, wenn auch nicht in allen Punkten, wie z. B. in Betreff der Gültigkeit ge- 
heimer Verlóbnisse, sowie der Ehe der Geistlichen (Köstlin II, 166, 476 ff.) mit 
diesem einverstanden, zu unterscheiden von seinem Bruder dem Arzte Augustin 
Sehurf. 3) Erl. A. 62,264, Fürstem. u. B. IV,522 sagt Luther, der sich oft scharf 
fen die Juristen ausspricht: aber nur ein Jurist ist fromm und weise, 
. Gregorius Brück. 4) Abweichend in der Form Bindseil colloq. I, 302, 
Rebenst. I, 147^, Erl. A. 61,310, Fürstem. u. B. IV, 160. 


1170. 


Praedieatores sunt omnium maximi homicidae, Exhortantur 
enim magistratum, ut strenue prosint suo officio, ut puniant noxios, . 
Ich Habe im auffruhr alle paur erschlagen, alle yhre blut 
ist auff meinem Halsz, Aber ich weisze!) es auff vnsern her 
got, Der hatt mir solehs befholen zu reden, Sed diabolus et 
impij qui oecidunt, die Habens nieht recht?), Qui diligenter haee 
expendit et novit, aliquid didicit [430], Noster magistratus hodie optime 
novit diseernere inter privatam personam ef publieam, et intelligunt 
Jus suum, sed abutuntur illo egregie contra Euangelium et ministros 
eins, Das sol yhn nicht zu gut?) gedeyen.*) | 

1) = weise. 2) se. occidere. '3) Die spät. Tischr. zu schmer ge- 
dein. 4) Mit ganz abweichendem Schlusse Bindseil colloq. IIT, 113, Erl. A. 59, 


244,285, Förstem. u. B. II, 443. Diese sechs Absätze von 1165—1170 gehören dem 
Inhalte nach zusammen. Vgl. Janssen, Gesch. d. d. V. II, 536, 537. 


1171. 


Certissimum est in istis regionibus!) habitasse Judeos, Nomina 
enim loeorum et aedifieia testantur inhabitationem, Puto etiam ideo 
Deum verbum suum voluisse resurgere, Poream illam eum suis porcellis 
extra ad templum?) in ignominiam ipsorum exeisam certum est?), 
Judengassen, Newgassen plane Judaica sunt.*) Ä 

I) = In diesen Gegenden, also in Sachsen. Die spät. lat. Tischr. haben 
auch ,Judaeos in Saxonia habitasse credibile est. 2) = Draussen am Tempel. 
3) Die lat. Tischr. haben diese Worte in folg. Form: et arbitror suem in templo 
illis in ignominiam seulptam esse.“ Wo? 4) In der Form abweichend und am Schlusse 


mit einem Zusatze Bindseil colloq. I, 462, Rebenst.1,220*. Einige ähnliche Ge- 
danken auch Erl. A. 62,361, Förstem. u. B. IV,616. 


1172. 


Maximae irae dei eertissimum signum est contra Judeos, quod 
sie exulare coguntur et incessante!) de regione in regionem extrudi, 
Nee tamen cessant suum Messiam expectare et gloriari de praeroga- 
tiis snis, quae et Paulus magna facit ad Romanos, sed in eadem 
epistola, quam deijeit 1.* ea : 2217) 

1) Lies incessanter. 2) Aufgelöst illa capite secundo (v. 17). Das 
quae und illa (am Ende) kann formell auf „expectare* und ,gloriari* bezogen 
werden, doch scheint beides mit praerogativis suis verbunden werden zu 
müssen, wiewohl dies Wort gewöhnlich Fem. ist. Ganz abweichend haben 
die lat. Tischr. „Magna ira Dei est Judeos ita profugos, hinc inde agitari incertis 
sedibus, et in summo contemptu tam misere vivere, et tamen Messiam expectant, 
Suas praerogativas gloriantur, contra quas Paulus summo labore pugnavit Rom. 2. 


20* 





308 


Tu Judaeus es, et cireumcisionem gloriaris etc. Rom.9. Quorum est legislatio, 
cultus, patres, testamentum promissionis etc. Die deutsch. Tischr. den lat. ga 
ähnlich, aber noch weitlüuftiger in der Fassung. Vgl. Bindseil colloq. I, 462 (Ende 
d. S.), Rebenst. II,220^, Erl. A. 62,354, Fürstem. u. B. IV,610. 


1173. 


Glorias et titulos Judeorum [431] reijeere ist S. Paul seer 
sawr worden Rom. 9!), Nam si mundus hodie adeo pertinaciter stat 
a papa, qui sine omni verbo Dei sedet in templo Dei, quid fecissent 
Judei pro servando suo Judaismo? Es ist Paulo gar kein freud 
gewesen dicere?) Eece convertimus ad gentes.?) 

1) Rom. 9,4 u. 5. 2) Röm. 11, 13; 15, 16, Gal. 1,16 ff. — 3) Dafür haben die 
spät. Aufzeich. nur unvollständig und abweichend: ,Haec summa gloria 
Judeorum est, vnnd ist S. Paulo ser sauer worden talia reijcere. Nam videmus 
hodie, quam diffieile sit verbo contra fictum papatum fulminare, qui dixit se voca- 
tum ad gentes*. Vgl. Bindseil colloq. I, 463, Rebenst. II, 2205, Erl. A. 62, 355, 
Förstem. u. B. IV,610 (Ende d. S.). 


1174. 

Si Judeus essem, wolt ieh mieh ehe zu zehen mal redern 
lassen quam concedere ad Papam, Summa scandala prebuit Jndeis 
papatus.!) 

1) In abweichender Form Bindseil colloq. I, 463, Rebenst. 11,2205, Erl. A. 
62,355, Fürstem. u. B. IV,611. 

1175. 


Puto multos Judeos econvertendos, si praedieationem nostram et 
interpretationem veteris Testamenti!) audirent, Disputatione autem 
tantum indurantur?), quia sunt nimis praesumptuosi, Si unus et alter 
Rabi deficeret, Da solt sieh ein fallen heben, sie sind schir 
mude.?) 

1) Die lat. Tischr. „conciones nostras et tractationes veteris testamenti", 
die deutsch. „unsere Predigt, wie wir die Sprüche im Alten Testament handeln". 
2) Die lat. Tischr. irritantur, die deutsch. „macht man sie nur zorniger und 
halsstarriger“. 3) Bindseil „dan sie sint des herren (?) schir mude“, verständlicher 
Rebenst. , longa enim ista expectatio Messiae nauseam (i. e. Ueberdruss) illis parit", 
die deutsch. Tischr. „denn sie sind des Harrens schir müde“. "Vgl. Bindseil colloq. 
I, 463, Rebenst. I,220b, Erl. A. 62, 355, 374, Förstem. u. B. IV,611, 628. Diese 5 Abs. 
über die Juden von n. 1171—1175 gehören zusammen. 


1176. 


Si Johannes Hebraiee seripsisset, non [432] fuisset usus hoe 
verbo “37, quod simul significat sermonem et eloquium, sed verbo 
"or, quod eloquium signifieat et prolationem, Et respicit !) ad 
Mosen, qui dicit, fiat?), Ibi est prolatio, non res, sieut est in prover- 
bijs?), Ego ex ore altissimi prodivi. 

I) sc. Johannes. Vgl. n. 1116 „et Johannes respicit in Mosen". 2) Gen. 1, 3. 


3) Prov.2,6. Luther meint, wenn Joh. hebr. geschrieben hätte, so würde er 1,1 

&v dgyü nv ó Aóyog etc. nicht das Wort “27, welches Rede und Wort heisst, 

sondern das Wort TOR (status constr. von *5x), welches Wort und Ausspruch, 

Mitteilung (des Wortes) bedeutet, gebraucht haben. Und damit (wenn er nämlich 

d. letztere Wort gebr. hätte) weist er auf Moses hin, bei dem es heisst, Es werde. 

(Yon dem Aoyog Tig die Weltschüpfung aus. Darin liegt ein Ausspruch 
ttes, nicht eine Thatsache, so wie es ff. 


309 


1177. 


. Nomen adonai, quod essentiae!) nomen est, ad Christum 
pertinet, quia essentia trahitur ad Christum.?) 

, ,)) = Wesenheit (ovoía). 2) Vgl. die homousisnischen Formeln ,x tj; 
omas Tod zxatoóc, yEerındels ov mxou9tlg;, Ou0oVCLoG " zatol*, welche 325 zu 
Nieia ins Glaubensbekenntnis aufgenommen wurden. Luther meint, das Wort 
3donai (Herr) sei ein Ausdruck für ovole, ovoía aber wird Christus zugeschrieben, 
also beziehe sich adonai auf Christus. 


1178. 


Creator signifieat proprietatem Dei, Mit den leuten zu 
schaffen haben, In omnibus linguis maximus thesaurus latet in 
vocabulo proprietatis. 


1179. 


Aiunt Caesarem et Papam nune!) convenire, Ideo orate, ut in- 
sontem Carolum liberet?) a sanguinolento papa, cuius omnia consilia 
fluunt sanguine?), Si Caesar ab eo deficeret, statim humiliaretur, Aiunt 
etiam Galliae regem ab eo defecturum, Anglus*) nune defecit, Fer- 
dinandus eerte eum non esset defensurus, quia [433] pariter Euange- 
lium impugnat et spoliat Papatum, Et tamen bonus patronus papae, 
quia ut papa, malam conscientiam habet, Spero autem in quinquennio 
Papam invocaturos®) Lutheranos, ut ei ferant auxilium contra pa- 
itronos 8uO08. 

1) Wohl Ende 1532. Im December dieses Jahres kamen Kaiser Carl und 
T pst Clemens in Bologna zusammen, um über ein allgemeines Concil zu verhandeln. 


a 
'gL hierzu n. 969, auch n. 794. 2) sc. deus. 3) Vgl. n. 174. 4) Vgl. n. 795. 
j) Lies invocaturum. 


1180. 


Lutherani sunt optimi haeretiei et benefiei, qui hactenus 
defendimus papatum!), Nisi enim nos prohibuissemus, ipsi papistae 
iam devorassent papatum, Neque ego invasi papatum, sed papatus 
invasit Euangelium, qui E.?) impugnans se ipsum expugnat?), Pabst 
kund nieht fried halten, Wen ein apffel reiff wird, mus er 
fallen, ob er gleieh raum gnug am baum hatt, Ita Papatus pro 
suo Consilio lapsus est. 


. . 1) Vgl n. 441. 2) — Euangelium. 3) Das Wortspiel lässt sich allenfalls 
wiedergeben mit bekämpfen und niederkämpfen. 


1181. 

Mira fuisset Tyrannis in papatu et intollerabilis, nisi hominum 
Conscientiae falsis meritis!) deceptae, ultro servassent?), Monachus 
enim [494] aut Monialis unum folium earpens in horto non habita 
venia?) damnata est, etiamsi alias totam regulam servasset, Euangelij 
antem libertatem aut eontemnunt aut ea abutuntur, Dignus igitur est 
mundus talibus papae Legibus. 


1) sc. papatus. 2) sc. papatum. 3) = die ohne Erlaubnis dazu zu haben, 
nur ein einziges Blatt im Garten abgepflückt ff. 


310 


1182. 


Christianus semper orat, sive dormiat, sive vigilet, Cor enim 
eius orat semper, et suspirium est magna et fortis oratio, Sie enim 
dieit!), Propter gemitum pauperum nune exurgam Esa. 11?), Sie 
Christianus semper fert Crucem, lieet non semper eam sentiat.5) 


1) sc. Dominus. 2) Vielmehr Psalm 11(12),6, wo die Vulg. hat: , Propter 
miseriam inopum et gemitum pauperum nunc exurgam, dicit Dominus". 3) Vgl. 
Erl. A. 59,32, Förstem. u. B. 11,253, wo sich das Obige ganz ähnlich findet. 


1183. 


Astronomia est improbanda, quatenus praedieit!), quid euique 
futurum sit, Est tamen probanda ut donum Dei, si intra fines suos 
manet, Chiromantia vero prorsus damnanda est, Praedicere quidem 

ossunt vates?), qua morte moriturus sit impius, novit enim?) consilia 
impiorum et cogitationes, Est enim princeps mundi, Sunt autem duplieia 
signa bod) um et Eventuum, Temporis signa certa sunt, quia sunt 
ex verbot 


1) Die lat. Tischr. bieten folgenden Eingang des Abs. „Astronomia versatur 
circa materiam, genus, non circa formam et speciem, improbanda autem, quantum 
futura dicere solet etc.' Die deutsch. dasselbe mit geringen Abweich. bis speciem, 
dem die deutsch. Uebers. hinzugefügt wird. Dann heisst es weiter: ,wiewohl es 
nicht allwegen grade zutrifft, als müsste es so gehen und geschehen, wie die 
Astronomi sagen. Gott will und soll allein Schöpfer und Meister und regierender Herr 
sein, ob er wohl das Gestirn geordnet hat, dass sie sollen Zeichen sein. Und so 
fern sie in ihrem Zirkel bleibt, dazu sie von Gott geordnet ist, ist sie eine schüne 
Gabe Gottes ff. 2) — Hier wohl Zeichendeuter, Wahrsager aus den 
Linien der Hand. 3) Dem Zusammenhange nach ist das Wort diabolus zu 
ergänzen, welches im Manuscript ausgefallen ist, von den spät. Aufzeich. aber über- 
liefert wird. 4) Der Sinn der letzten Sätze (der Schlusssatz fehlt in den spät. 
Aufzeich.) scheint folgender zu sein: „Es giebt zweifache Zeichen, Zeichen der 
Zeit und der Erfolge d. h. Zeichen der Gegen wart und Zukunft, die Zeichen 
der Gegenwart sind sicher, weil sie nach dem Worte Gottes eintreten, wiüb- 
rend die Zeichen der Zukunft unsicher sind, weil sie auf Astronomie und 
Chiromantie beruhen. Wenig verständlich haben die deutschen Tischr. die 
Schlusssätze in folgender Form: ,Drümb sind zweierlei Zeichen, die Zeit und der 
Event, was für Wetter werden (?), und wie es einem gehen soll.“ Vgl. Bind- 
seil colloq. II, 149, Rebenst. II,116^, Erl. A. 62,318, Fürstem. u. B. IV,574. n. 187. 


1184. 


David eum adulter esset, gloriatur tamen, se omnes [435] volun- 
tates Dei fecisse, puta in publieis rebus, Bella enim omnia gerebat 
seeundum mandatum et voluntatem Dei, Item et de privatis!) intelli- 
gitur, non de praeceptis Deealogi, Velut etiam intelligitur, eum dicit?) 
Eligam mihi Regem seeundum voluntatem meam, Cum Saulem abij- 
ceret Deus, quod Regem Abimelech?) non occidisset, tamen David 
adulter et homicida.!) 


1) sc. rebus. 2) 1. Sam. 16? 3) Die Lesart ist nicht richtig. Entweder ist 
Amalee oder Agag zu lesen. 1.Sam. 15. 4) Hierauf wird sich beziehen, wenn 
es bei Bindseil colloq. II, 246, 247 unvollständig und ganz abweichend 
heisst: ,Regem mihi eligam, qui faciat omnes voluntates meas. Deus hic loquitur 
de Davide. Cur Saul magis videtur contra voluntatem Dei fecisse eo, quod nolebat 
regem Amalec occidere, eum David et adulterium et homicidium commisisset ? 
Respondeo. Hic locus debet accipi de privatis Dei mandatis, non de Decalogo.‘ 





811 


Der Aufzeichnung des Cordatus liegt folgender Gedankengang zu Grunde: ,Wie- 
wohl David ein Ehebrecher war, so konnte er sich doch rühmen in öffentlichen 
Angelegenheiten Gottes Willen in jeder Beziehung erfüllt zu haben. Denn alle 
seine Kriege führte er so, wie Gott es ihm auftrug und wollte. Ebenso hat er 
auch in Privat-Angelegenheiten Gottes Willen getan, aber nicht in Bezug auf 
die Vorschriften des Dekalogs, weil er fehlte gegen das 5. u. 6. Gebot. Auch 
daraus geht ferner hervor, dass er Gottes Willen getan hat, wenn dieser selbst 
sagt: Ich will mir einen König erwühlen, der meinen Willen thut. Während nun 
Saul von Gott, verworfen wurde, weil er seinen Willen nicht that, so ist David 
ficichwobl ein Ehebrecher und Mörder.“ Vgl. n.1003. Vielleicht fehlt aber am 
nde non abiectus est. 


1185. 


Quidam fanatieus ita argt?!) adversus me, Nulli iusto est 
Lex posita, Adam fuit iustus, Igitur Adae non fuit Lex po- 
sita, et sie volebat?) tollere peccatum originale, sed maior?) est 
vitiosa, Intelligitur tantum de iustis post lapsum *), sive de Decalogo 
intelligitur, non de precepto*)eA dae in paradyso.9) 

}) = argumentatur. Die deutsch. Tischr. „Einer wollte die Erbsünde auf- 
heben und brauchte diese zwei Arguinent". —2)sc.fanaticus. —3)sc. propositio, 
also der Obersatz: nulli iusto est Lex posita. 1. Tim. 1,9. — 4) Die deutsch. Tischr. 
„item er redet von eim solchen Gerechten, der aus Gnade gerecht ist“. 5) Gen. 
2 16, 17. — 6) Die deutsch. Tischr. ganz abweichend und nur dem Ge- 
danken nach ähnlich. Nach Cord. Aufzeich. ist der Zusammenhang: „Ein ge- 
wisser Fanatiker brachte folgende Argumente gegen mich vor: Dem Gerechten 
ist kein Gesetz gegeben, Adam war gerecht, folglich war Adam kein 
Gesetz gegeben. So wollte jener die Erbsünde aufheben. Aber die propo- 
sitio maior ist fehlerhaft. Denn mit den Gerechten sind die gemeint, die nach 
dem Sündenfalle durch Gottes Gnade gerecht werden, und unter dem Ge- 
setz ist der Dekalog verstanden, nicht aber das Gebot, welches Gott Adam 
im Paradiese gab. Folglich ist die Argumentation jenes Fanatikers falsch. 


1186. 


Anno 1527 Sabbato post visitationis!) hora 6 pomeri- 
diana incipiebat auris sinistra tinnire, signum syncopis, 
ldeo cenaturus a mensa recedebam et ascendebam eubien- 
lum, et priusquam ingredior, eado [436] et clamo ad D. Jonam, 
qui me sequebatur, ut aqua me reerearet, oder ieh wurde ver- 
gehen ete. Ego paratus eram mori, orabam pater noster, Do- 
mine in furore?), Miserere ete5), sed praeoptassem fundere 
sanguinem pro verbo veritatis.*) 

1) = post diem visitationis Mariae, d. h. am Sonnabend nach der 


Heimsuchung Maria (2. Juli. Also Anfang Juli 1527, nach Köstlin II, 172, 643 war 
es der 6. 2) Psalm 6. 3) Ps. 6,2. 4) Vgl. n. 985. 


1187. 


Confitebar Christum unum esse et verum Deum nos sal- 
vantem et rogabam, ut hae hora cum suo saneto spiritu vellet 
adesse morienti, Memini etiam me questum esse, multos 
sanguinem fudisse pro Euangelio), vnd das ich sein nieht 
werd were, dicens, Tamen fiat voluntas tua. 


I) Vgl. n. 1185 Note 4. n. 768. 





312 


1188. 


Aeeurrens tum D. Augustinus!) fovens me calidis fo- 
mentis bene iuvit me. Et Pomerano?) obijeiebam?), quod 
mihi hoe die dixisset Absolutionem, de qua ego certe gaude- 
bam vnd trotz drauff. 

1) Dr. Augustin Schurf, Arzt in Wittenberg, der Bruder des bekannten 


Juristen Hieronymus Schurf. Vgl. n. 1169, Note 2. 2) sc. qui item accurrit. 
3) = entgegenhalten. 


1189. 


Reeordor etiam me exhortatam!) esse uxorem meam, ut 
suam voluntatem Dei voluntati sociaret, neque ita fleret, sl 
mihi esset moriendum, vnd wolt sieh richten nach gotts wortt. 


1) Lies exhortatum. 


1190. * 


In hoe paroxismo corporis [437] quoque maxima?!) spiri- 
tualis temptatio praecesserat, nnmquam eessavit orare, quem- 
admodum dixit D. Jonas, et saepe dixit, Fiat voluntas tua, 
O wie werden die sehwermer ein Jamer anfahen nach mei- 
nem tod, Ieh hett noeh de Baptismo wollen sehreiben, Gott 
hette yhm fur viel ander tausent grosze gaben gebenn, Wens 
G.2) willen were, wolt ers noeh lenger seinem volek gern mit- 
teylen. 


1) Wohl besser umzustellen „maxime quoque temp.“ 2) = Gottes. 


1191. 


Inter alia depreeabatur leichtfertige wort, quae sepe 
loeutus esset ad fugandum ax corde moerorem infirmae 
Carnis suae, non mala conscientia!), et ad nos?) conversus 
hortatus est, ut testes essemus, se adversus Papam seripsisse 
de poenitentia et iustificatione, neque unquam revocasse id 
quod seiret Dei veritatem esse, Item dieebat, Joannem Euan- 
gelistam etiam bonum ae fortem librum?) seripsisse contra 
Papam, mortuum tamen seeundum voluntatem Dei non fuso 
sanguinem.) 

1) se. non quae mala conscientia locutus esset. 2) Es sind wohl die 
anwesenden Theologen gemeint, Jonas, Pommeranus und vielleicht auch Cor- 


datus selbst. Vgl. weiter unten. 3) Die Apokalypsis. 4) Lies: non fuso 
sanguine. 


1192. 


Deinde seiseitabatur, ubi filiolus suus esset Johannes!) 
[98], quo allato arrisit et dixit, Mein lieber azon vnd liebe 
ete, Ich lasz euch nichts, Aber ein reichen Gott?) Habe ich, 
qui est pater pupillorum et iudex viduarum, Den lasz ich 
euch, Er wird euch wol erneren, Deinde, eum spe?) cale- 
faeti pulvilli ei fuissent oblati, dicebat, paulatim vires 
redire.) 





818 


1) Luthers Sohn Hans war damals etwas über ein Jahr alt. 2) Vgl. n. 1081. 
3) So die Handschr. fehlerhaft. Es ist zu lesen „sp“ = semper. 4) Diese 
sieben Absätze von 1166-1192 bilden eine zusammenhängende Erzählung, die 
einen Krankheitsanfall betrifft, den Luther im Juli 1527 erlitt. Eine Schilderung 
desselben findet sich in den späteren deutschen Tischr. nicht, wohl aber in der 
hallischen Handschr. der lat. Aufzeich. bei Bindseil colloq. IIT, 160 unter dem Titel: 
.Doetoris Martini Lutheri agonizantis oratio sabbato post visita- 
tionis Mariae a. D. Jona collecta*, während Rebenstock II, 215 mit den Wor- 
ten: ,De agonismo illius, anno 27 sabbatho post visitationis Mariae vide nonum 
Tomum germanicum Viteb. et tertium Tomum Germ. Jenensem folio 410“ auf 
Luth. gedruckte deutsche Werke hinweist (richtiger jedoch Luth. opera Germ. 
Viteb. IX, 239, Jenens. III, 4015), wo sich der Bericht des Jonas gleichfalls 
fndet. Vgl. auch Waleh XXI, 158, sowie die Darstellung bei Küstlin II, 172 ff. Die 
Fassung der hallischen Handschr. weicht in der Form gänzlich von der 
des Cordatus ab, während die Hauptthatsachen ilbereinstimmen. Auch ist 
die Darstellung bei Bindseil schr viel ausführlicher und weitschweifiger. Cordatus 
überliefert ferner nur den Krankheitsfall und dessen Verlauf selbst, viele Einzelheiten 
und Erörterungen, besonders auch das Auftreten der Frau Kethe am Ende der 
Erzählung, endlich alles andere, was dem Ausbruche der Krankheit im Laufe 
des Tages vorangegangen war, fellt, mit Ausnahme einer einzigen Beziehung 
darauf, da es n. 115^ heisst „quod mihi hoc die dixisset Absolutionem.“ Endlich 
besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen der ursprünglichen Aufzeich. des 
Cord. und den späteren darin, dass Luther n. 1196, 1157, 1188, 1189 seinen Krank- 
heitsfall selbst erzählt. Diese Worte wird Cordatus aus Luthers Munde gehört 
haben. Wann, kann aus dem Inhalte nicht geschlossen werden. Vielleicht Ende 
1532. Zu beachten ist endlich noch Folgendes: n. 1190, 1191, 1192 müssen als ein 
Bericht des Cord. angesehen werden, für den, wie aus den Worten von n. 1190 
.quemadmodum dixit D. Jonas“, hervorzugehen scheint, Jonas sein Ge- 
währsmann war. Doch künnte Jonas auch nur Quelle für eine Einzelheit sein 
sollen, also hier für das „numquam cessavit orare" was von ihm spät. Relationen 
über diese Krankheit Luthers gegenliber wohl besonders betont werden mochte. 
Aus den Worten v. n. 1191 „et ad nos conversus hortatus est“ scheint 
nämlich hervorzugehen, dass auch Cordatus damals zugegen gewesen ist. 
Wenigstens war er nach Corp. Ref. I, 452 seit Mai, spätestens Juni 1527 nach 
längerer Abwesenheit wieder in Wittenberg. Von hier aus begab er sich dann 
zum zweiten Male nach Ungarn. Vgl. XIV. Jahresber. d. Altmürk. V..f. Gesch. 
u. A. p. 614. In den spät. Aufzeich. aber wird Cordatus als Gesprichs- und Tisch- 
genosse Luthers gewühnlich nicht genannt. Vgl. n. 74, 75, 111, 111^, 111" ff. 


1193. 


Claudum vidi generare elaudos pueros, Volunt iungi matrimonio 
vnd machen das land vol betler, Man sol sie ausheilen!), 
plagen das land, nee quiequam aliud curant quam ut impleant?) 
suam voluptatem.) 

. . J)Die hallische Hdschr. ausschneiden. Cord. Lesart ausheilen — gründ- 

lich kurieren d. h. ihnen d. Heirat nicht gestatten, ist jedoch richtiger. 
2) sc. in matrimonio. Sinn: solche Leute wollen nur deshalb heiraten, um ihre Sinnen- 
lust zu befriedigen, während ihre Ehe vom volkswirthschaftlichen Standpunkte zu 
verwerfen ist. 3) Nur bei Bind. 11, 355 findet sich abweichend: „Homo quidam 
plane claudus duxerat uxorem suseipiens ex ea claudos liberos, quaerebatur ergo, an 
etiam consultum esset tales contrahere, quantumvis urantur. Respondit deliberando: 
Ipse est onus terrae, macht das landt vol betler, man solte ihn ausschneiden. 


1194. 
‚Fidelissimum animalium est Canis, qui proxime accedit ad 
hominem sagaeitate et docili ingenio, Verba hominum intelligit, liben- 
ter eonversatur eum homine, quem eustodit fideliter, Si loquela ei da- 

















314 


retur, quid eani deesset? Sus autem [439] plane stuprum!) est aial?) 
indocile, Das nichts lern den?) Dreck kennen, In loco sancto et 
mundo non manet, cenum amat.‘) 

1) Lies stupidum. 2)— animal. Vielleicht et indocile. 3) = 81s. 4) Nur 
bei Bindseil colloq. II, 107 heisst es abweichend: „Fidelissima animalium sunt Canis 
et Equus, praecipue canis est sagacissimum, qui vero ingenium habet humanum, 
facile rem percipiens, verbaque humana intelligens, si loqui posset, facile cum ho- 
minibus conversaretur. Sus autem stupidum plane et indocile animal lernet nur 
den dreck kennen, etiamsi in loco aliquo sauciata (?) est, tamen eo mox redit". 
Im Vergleich zu der einfachen und klaren Aufzeich. des Cordatus sind 
die letzten Worte der hall. Hdschr. ganz unverstündlich. Wenn es venie. 
stens „etiamsi in loco alio saciata sit, tamen mox eo (d. h. nach dem Dreck) 
redit“ hiesse (was auch vielleicht in der hall Hdschr. steht?), so würde 
ein angemessener Sinn gewonnen werden. Dann will Luther sagen: „Mag sich auch 


die, Bau an einem andern Orte vollgefressen haben, sie kehrt doch zu ihrem Dreck 
zurück“. 


1195. 


Quod Papistae me odiunt, non miror, Ich Habs wol vmb sie 
verdint, et Christus Judeos eivilius corripuit!) quam ego papistas, 
et tamen occiderunt?) eum, Sed putaverunt?) se Christum oceidere 
seeundum Legem suam, schadet aber nicht‘), Qui et ego olim in 
extremo die loeuturus sum cum Papa et expostulabo*), quare impugnet 
verbum Dei et Sacramenta eius.) 

1) Die spät. Tischr. arguit und strafte. 2) sc. Judei. 3) sc. Judei. 
4) sc. quod me odiunt. Die spät. Aufzeich. ganz abweich. „et tamen eum 
occiderunt. Ideo secundum suam legom iure me persequuntur, sed 
secundum Dei legem et voluntatem videbunt, in quem transfixerunt“. 


5) = und ich werde mir dringend eine Erklärung von ihm darliber fordern, wes- 
halb ff. Lies quin et, 6) Abweich. Bind, III, 262, Erl. A. 60,243, Fürst. u, B. III, 220. 


1196. 


Papa oceidit Sacerdotes, quod Saeramentum coniugij, quod in- 
stituit Deus, ineunt, et similiter faeit contra Canones suos, quae!) tan- 
tum praeeipiunt tales ab officio suspendere?), Ita D. G.3) propter Ver- 
bum et Saeramenta homines pellit sedibus suis, Er hatt zu Ostnitz‘) 
10 hausveter mit 375) kinder veriagt, Derer seuffzen vber 
ihn wird sehreyen [440], Sieut dicit Eccelesiastieus*) Die trenen 
der widwen fallen vnter sich vnd steigen doch vber sich.’) 

1) Lies qui. 2) Vgl. n. 559, 560. 3) Dux Georgius. 4) Lies Oschatz. 
5) Die spät. Tischr. 27. 6) Eccles. 35,18. 7) Vgl. mit obigem Abs. n. 939, wo 
angegeben war, dass 11 Hausväter aus Oschatz vertrieben worden seien. Die spät. 
Tischr. im Einzelnen abweichend. Vgl. Bindseil colloq. III, 263, Erl. A. 60, 243, 


244, Fürstemann u. B. III, 220, während sich n. 939 anscheinend nur bei Cor- 
datus findet. 


1197. 


Licet Waldenses proprie nesciant distinctionem fidei et ope- 
rum, reden doch geschickter davon den die Papisten, Haee 
dictio formaliter!) est veneno plena dietio cum?) vocabulo fidei et 
definitione eius, et hoe contendit?) opera eum fide iustificare, et fidem 
tantum opereulum!) esse operum cet fundamentum iustificationis, In 
isía opinione fuerunt multi patres, et Johannes Huss hie healt, 


315 


liberatus tamen ante mortem, Oravit enim, O fili Dei vivi, qui 
passus es pro me, miserere mei! Totum habet°), qui hune arti- 
culum habet.®) 


) Die spät. Aufzeich. „haec vox Formato" (?) oder „das Wort formata." 
2) = „In Verbindung mit“, ebenso gleich hernach. 3) = Und dieser Ausdruck 
geht darauf hinaus, dass ff. 4) — der Deckel. 5) — der hat das Ganze, wer 
iesen Artikel (sc. de iustificatione per Christum) hat. -6) Im Einzelnen abweich., 
sonst ähnlich Bindseil colloq. I, 418, Erl. A. 61,58, Fürstem. u. B. III, 383. 


1198. 


Falsi Theologi et Juristae Organum sunt Satanae et per 
quos agit, Per illos enim mentitur, per hos autem oceidit insontes. 


1199. 


Quamquam!) Juristae plures oceidant?) quam Theologi, qui 
tantum paucos mendacio oceidunt?), Juristae autem regnant totum 
mundum, quem totum oeeidunt impijs legibus, [441] Epieurus, Do- 
minus eorum, qui vere regnat in toto mundo, non eurat neque bonos 
neque malos praedieatores, Juristae autem expellunt eos regionibus. 


1) = Indessen. 2) Als conj. potent. zu fassen. 3) Luther meint, Theologen 
können mit falscher Lehre die Leute geistig morden. 


1200. 


Deus det gratiam suam, ut haee praesens visitatio!) 
melius proeedat quam illa prima?), qua fere pro verbo et 
ministris nihil aetum est, sondern es sind allein die geist- 
liehen guter gefasset?), ne ad se omnes?) raperent nobiles, 
eives, rustiei, Wittembergenses ita convasaverant5) omnia, 
quod in summa tantum 16 florenos annuatim haberent, Nos 
autem tandem invenimus 6000 heuptsumma.d) Sie Zuieea- 
viani?) ete. 

) Diese begann Ende 1532 und zog sich bis in das Jahr 1535 hin. Vgl. 
Köstlin 11,275, 281 ff. 2) Sie begann Febr. 1527 und zog sich mit Unterbrochungen 
bis in den Anfang des Jahres 1530 hin. Vgl. Köstlin II,29 ff. 3) Wohl im Sinne 
von für Staatsgut erklärt. Was hier bereits von der ersten Visitation in Bezug 
auf die Einziehung des Kirchongutes berichtet wird, wird gewöhnlich erst als ein 
Erfolg der zweiten bezeichnet. Vgl. Köstlin II,2S2. 4) sc. nobiles, cives ete. 5) conva- 
sare = zusammenraffen, zusammenpacken, eigentlich in ein Gefäss zu- 
sammenwerfen. Luther meint: „So hatten z. B. die Wittenberger alle Kirchen- 
Flter an sich gerissen, weil sie nach ihrer Ansicht nur im Ganzen 16 Gulden jähr- 
iche städtische Einkinfte zu haben glaubten. Wir machten aber schliesslich die 
Entdeckung, dass ihre Einktlnfte sich jährlich auf 6000 Gulden beliefen. 6) = Total- 


summe, jon So haben es auch die Zwickauer mit dem Kirchengute 
gemacht. Vgl. auch n. 899. 


1201. 


Cum Christus aliquid loquitur, promittit et minatur, 8zo gilts 
himel vnd erden, zehen welt dazu, tanta est authoritas verbi Dei, 
Quod Suermeri nop expendunt neque Papistae, Imo rident dicentes, 
Glauben, Glauben kan ich nieht mehr [442] predigen den die 





916 


X gebot, et impediuntur!) mit furwitz?), Ideo nonnumquam dicunt, 
Wiltu nicht einst horen, was wir sagen??) 


1) sc. den Glauben zu predigen. 2) = wegen ihrer vorschnellen Klug- 
heit. 3) Vgl. n. 709. 


1202. 


Omnes homines vult!) salvos fieri?), id est in quaecunque conditione 
sunt, Drumb sehe ein yder zu, wie er in das Omnes kome. 


1) sc. Christus. 2) Dieser einzelne Satz Binds. II, 237, Erl. A. 58, 257, 
Fürstem. u. B. II, 81. 


1203. 


Gott ist der armen furmunde!) et proeurator, quod ego 
eerte experior, qui longe plura consumo quam ex Stipendio 
habeo?), Neque haetenus quiequam seripsi aut legi aut pre- 
dieavi nisi gratis9), 200 florenos enim, quos habeo a prin- 
eipe, ex gratia eius habeo et aceipio.‘) Satis habet, qui 
Christum habet5), Ideo nolui pro pecunia quiequam facere, 
wie wol ich reich hette mugen werden, Ich wolt gelt ge- 
schindet haben ete.9) 


1) Mittelh. der vormunde, althoch. foramundo = der zum Schutz Vor- 
gesetzte, Vormund, protector, testor. Dietz I, 752, Weigand 11,1025. Vgl. Euangel. 
von den zehen aussetzigen 1521 Ciij? „weil er denn hierinn nicht das seine ge- 
sucht, sondern mundlins noturft als ein trewer furmunde*. Mit diesem ersten 
Satze vgl. Binds. III, 200, wo es heisst „Aber vnnser herrgott muss der narren (?) 
farmundt sein.“ 2) Derselbe Gedanke n. 1057, das Gegenteil n. 444. — 3) n. 710 
hiess es ähnlich „deinde quod ego facio legendo, scribendo, praedicando, gratis 
facio*, bei Binds. III, 186 liest man in einer spät. Tischrede des Jahres 1539 „Aber 
da mir gott tzuvor kam per Electorem, so habe ich alle meine lebetage kein 
exemplar verkaufft noch lection pro pretio gehalten, wiel auch den ruhm, wils 
gott, mit mir ins grab nemen. Habens victum et amictum contentus ero.* 4) Von 
200 Gulden Gehalt, die Luther bezieht, ist üfter die Rede. Vgl. n. 770, Binds. III, 
159, 186, Rebenst. IT, 18^, von 300 G., die er seit 1532 hatte, wird Binds. II, 281 ge- 
sprochen. Vgl. n.1057 Note 2. 5) Vgl. n. 444 „me suum ministrum Deus nutziet, 
Das hatt er bisher (wohl vor 1532) an mir bewysen“, Binds. II,281 „aber gott giebet 
gnug, vnnd der segnets* (wahrscheinl. aus d. J. 1539). Vgl. auch B. III, 186 (auch 
aus d. J. 1539). 6) Obiges kann von Luther Ende 1532 gesprochen sein, da die Er- 
höhung seines Gehaltes von 200 auf 300 Gulden durch den Kurfürsten Joh. Friedrich 
erst eine Zeit lang nach dessen Regierungsantritte erfolgte, wührend oben noch von 
200 die Rede ist. Auch ist zu beachten, dass n. 1203 und n. 1057, wo wir es mit 
Aeusserungen zu thun haben, die wahrscheinlich in dasselbe Jahr 1532 fallen, von 
Luther erklärt wird, dass er mit seinem Gehalte nicht auskommen könnte, während 
er n. 444 das Gegenteil (wahrscheinlich 1531) versichert. Dieselbe Versicherung 
endlich an den vorhin angeführten Stellen bei Bindseil aus d. J. 1539. 


1204. 


Si quis res habet huius mundi, dicere potest in mundo, Das 
ist mein, sed coram Deo necesse est, nt dieat, Got, das ist dein. 


1205. . 

Cum semel interrogarem [443] uxorem meam, An crederet 

ge sanctam esse, diu meditata respondebat: Quomodo saneta 
esse possum tanta peccatrix? Adeo vitiavit totam nostram naturam 





917 


papa, euius doctrina medullas adeo pertransivit, ut synceris auribus 
Christum non audiamus Salvatorem, Nostram iustieiam videmus et 
sanctitatem, et mirum, nos credere baptizatos esse, quin et Christianos 
esse, et non credere nos sanetos. In Baptismo enim peceatum nostrum 
damnatur et donamur iusticia Christi, et non eredimus, nos sanctos 
esse redditos, Homines, quatenus sumus, ea tenus peceatores sumus, 
sed quia baptizati sumus et eredimus, saneti sumus per Christum. Ita 
respondebat uxor.!) | 


1) Nach dieser Lesart würde also Luthers Frau alles von quomodo 
sancta an bis per Christum gesprochen haben, was durch den folgenden Abs. 
bestätigt wird, wiewohl die Worte von adeo vitiavit an bis zu Ende Luthers Geist 
aıthmen. Vgl. n. 1148 und die folg. n., auch n. 15 —185, 149, 254, wo sich ähnliche Er- 
ürterungen wiederholt finden. In den spät. Tischr. besteht die Äntwort Kethes nur in 
dem einem Satze ,Quomodo possum esse sancta, quae maxima peccatrix sum?" Alles 
andere wird dann Luther zugeschrieben, auch weicht die Darstellung der lat. sowohl 
wie der deutschen Tischr. nach Inhalt und Form gänzlich ab. Das Einzelne 
anzuführen, ist nicht gut möglich, man müsste sonst die Fassung der spät. Aufzeich. 
vollständig wiedergeben. Vgl. Binds. colloq. II, 185, Rebenst. II, 130b, Erl. A. 59, 47, 
Förstem. u. B. II, 264, 265. 


1206. 


Quin et Christianus totus sanetus est, Den wen der Teuffel 
den sunder wegfuret, wol!) blieb der Christ? Ideo non valet 
uxoris meae distinetio?), Qui firma fide haeret in Baptismo suo, is 
vero sanetus est totus, Sie David vocat se sanctum?), Papistae non 
capientes articulum remissionis peccatorum [444] hanc sanctitatem non 
possunt eredere neque intelligere, Ergern sieh nur, quando a nobis 
talia audiunt.*) 


1) Lies wo. 2) sc. nos, quatenus homines simus, peccatores, quia 
baptizati simus, sanctos esse. 3) Psalm 86(85),2: ,Custodi animam meam, 
uoniam sanctus sum (Vulg) 4) Die spät. Tischr. verbinden n. 1206 mit 1205. 
ie Verbindung wird bei Bindseil durch folgenden Zusatz hergestellt: ,V xor 
sutem M. Antonij Lauterbachij interrogata respondit, se esse sanctam, 
in quantum crederet sed peccatricem, quantum homo. Immo respondit D. Martinus". 
Dann heisst es abweichend weiter: ,Christianus est totus sanctus, dan 
wan der teuffel den sünder wegfuret, wo bliebe der Christe. Ideo 
illa distinctio non valet. Tenendus est igitur Baptismus firma fide 
tune erimus sancti Ita David Psalmo 86 se sanctum appellat, sed 
hanc sanctitatem papistae intelligere non possunt, quia articulum 
remissionis peccatorum non possunt capere. Da mit haben sie sich 
vexieret vnnd geergert'. Ganz ähnlich auch Rebenst. Die deutsch. Tischr. 
stimmen bis zu den Worten ,sauctum appellat* mit den lat. überein, weichen aber 
ab in Bezug auf den Schluss, den sie auch an anderer Stelle bringen. Vgl. Binds. 
eolloq. II, 186, Rebenst. II, 1315, Erl. A. 57, 47, 48, Fürstem. u. B. II, 265, Erl. A. 59,68 
(Abe. 2), Förstem. u. B. II, 280 (Abs. 3). 


1207. 


Lieber sag mir doch, Wie es doch Gott mit vns machen 
sol!), Legem dedit, et peccatores esse nolumus, Gratiam dedit per 
Euangelium et remissionem peceatorum, et nolunt eredere, Er pfeifft 
vnd weinet, noch hilffts nicht?), Noch heists, Justus ex fide 
vivit*), Ideo qui credit est sanetus.*) 


1) Die spät. Aufzeich. „Ah, wie solls denn Gott mit uns machen?“ oder 
‚wie sols doch vnnser Herrgott mit uns machen ff. 2) Die deutsch. Tischr. „Er 


318 


pfeife oder heule, er singe süss oder sauer, noch kann er uns nicht bewegen‘. ' 
3) Habac. 2, 4 ff. — 4) Die deutsch. Tischr. abweichend und mit Zusätzen, die lat. 
dem Obigen ähnlicher. Vgl. Binds. colloq. II, 186, 157, Rebenst. II, 131^, Erl. A. 
59, 68, Förstem. u. B. II, 280,281. n. 1205—1207 gehören wohl zusammen. 


1208. 


Fides non deeipitur, velut si oeculti Suermeri dant alieni 
Christiano roganti Saeramentum tantum panem et vinum, Illius 
o8 certe decipitur, non autem fides eius.!) 


1) Mit diesen wenigen klaren Worten vgl. folgende Fassung der deutschen 
Tischr., Erl. A. 59, 107, Fürstem. u. B. 11, 310: „Als Doctor Martinus Anno 1531 ge- 
fraget ward: Wenn ein Diener der Kirche oder Prediger gar ein büser Bube wäre, 
ja gar ein Epikurer, der da gläubte, dass er im Abendmahl nichts reichete denn 
nur Brod und Wein, und die ze Kirche, da er Pfarrherr wäre, doch gläubte, 
dass sie im Abendmahl den Leib und das Blut Christi empfangen: ob man da auch 
den wahren Leib und Blut Christi empfinge? Darauf antwortet er: „Os decipitur, 
fides non decipitur (1!)*. 


1209. 


Magna est angustia eordis humani!), qua donatam a Deo 
gratiam non possit reeipere, Hine prodit illa caeeitas, qua?) seimus, 
nos habere verbum, esse baptizatos, Etiamsi fidem habeamus, tamen 
certo [445] statuere non possimus, nos Sanctos esse, Item?) quod pa- 
timur, eitius nos Christianos diei, quod longe augustius est, quam 
sanetos!*) Vestes et mortua vasa?) potuimus dicere saneta, Christianos 
vero non audemus dieere sanetos, In qualitatem respieimus, et sanctum 
esse non putamus nisi qui miraeula faeit, Augetur haec infidelitas per 
papam, qui tantum mortuos vocavit sanetos esse. Et Zuinglius 
amovet nos ab opinione sanetitatis, vocans Justum et Justiciam frum 
vnd fromkeit, quo fit, ut statim ad opera bona respiciamus.) 


1) = Die Engherzigkeit der Menschen. 2) So die Handschr. fehlerhaft für 
quamquam. Der Fehler entstand, weil über qua die Zeichen der Abkürzung 
vergessen wurden. 3) sc. hine prodit, quod etc. 4) Luther meint, die Eng- 
herzigkeit der Menschen hat ferner zur Folge, dass wir uns eher Christen nennen 
lassen, was doch weit herrlicher ist, als heilig, 5) = Totes Gerät. Im 
Sinne von nichtig, wertlos. Auch wir sagen totes Gestein und meinen 
das wertlose im Gegensatz zu dem erzführenden. Die lat. Tischr. ,vestes et 
mortua (?) sancta appellare possumus (potuimus)*, die deutsch. ,Geweihete Kleider 
und todte Knochen und Beine haben wir können heilig heissen“ oder „heilige 
Kleider, todte Beine und anders mehr“. Nach dieser Lesart der deutschen Tischr. 
künnte man glauben, dass Luther vielleicht ursprünglich gesagt hat ,vestes et mor- 
tua ossa*. 6) Die spät. Aufz. abweich. „Fromm und Frömmigkeit. Also siehet 
die Vernunft von Stund an auf die Werk, nämlich, dass, wer gute Werk thut, der 
sei auch für Gott gerecht und fromm", oder „Fromm und frömmkeit, welche Wort 
am meisten sehen und gehen auf die Werk". Binds. ,ita ratio tantum et mox (?) 
respicit in opera*, Rebenst. verständlicher „Ita ratio mox respicit in opera*. Vgl. 
Binds. III, 51, Rebenst. Il, 1435 (Ende d. S), Erl. A. 61, 126, 127, Fürstem. u. B. IV,2, 
ferner Binds. I, 57, Rebenst. I, 332, wo sich den ersten Sätzen des obigen Abs. ühn- 
liche Gedanken finden. Den ganzen Abs. haben die deutschen Tischr. auch Erl.A. 
58,400, Förstem. u. B. 11, 194. 


1210. 
Nos volumus manere in iusticia praedieamenti relationis 
et non qualitatis!), seilieet Das vns gott fur frum vnd gerecht 
halte, Dafür konnen wir vns nicht halten, quia iudicamus seeun- 





319 


dum sensum, Non iudieamus secundum fidem, quae est nostra in- 
firmitas.?) 
1) Binds. III,51, Rebenst. II, 144* ‚in iusticia relationis, non qualitatis", 
die deutsch. Erl. A. 61, 127, Fürstem. u. B. IV,2 „in iusticia relationis, non 
ualitatis“, Erl. A. 58, 401, Fürstemann u. B. II, 194 „Wir aber wollen mit 
em Würtlin Gerechtigkeit“ bleiben in praedicamento relationis, non 
qualitatis'. Ebenso die Stangwaldsche Redaktion der deutsch. Tischr. Die 
obige Lesart würde wörtlich übersetzt lauten „Wir wollen bleiben in der Ge- 
rechtigkeit der Kategorie der Beziehung und nicht der Beschaffen- 
heit‘. Das soll heissen „Wir wollen bleiben in derjenigen Gerechtigkeit, die 
auf uns bezogen wird, nicht aber uns inne wohnt“. So würde derselbe Sinn 
herauskommen, welcher der Lesart der spät. Tischr. zu Grunde liegt. 2) Die 
deutschen Tischr. mit Zusützen, die lat. ähnlich. Doch fehlt der letzte Satz in allen 
spät. Aufzeichnungen. 


1211. 


Christiani semper operantur bonum, quia peceantes resurgunt, 
eum eontrito corde glorifieantes Deum de poenitentia et orantes, ut 
deineeps!) [446] fortiores faciat et custodiat a talibus lapsis. Ipsis 
peeeantibus eerte spiritus recedit, sed statim orant, Redde mihi lae- 
tieiam Salutaris tui?), Petrus negans flet, Magdalena laehri- 
matur ete.) 

1) = Fortan. 2) Psalm 51(50), 14. 3) Ganz abweichend und un- 
vollständig Bindseil colloq. III, 52 „Christiani igitur omnia iusta faciunt, etiamsi 
peecent, attamen resurgunt, sed difficile est credere. Cedit quidem Spiritus sanctus 
a lapsis, sient in Davide, Petro ete.,. sed mox iterum resipiscunt et orant: Redde 
mihi laeticiam salutaris tui." Fast ebenso Rebenstock und die deutsch. Tischr. Vgl. 
Rebenst. II, 1448, Erl. A. 61,127, Förstem. u. B. IV, 3, Erl. A. 58, 401, Fürstem. u. 

. I, 194. 


1212. 


Christianos, quos peecando amittit Christus, rursus querit et 
revoeat, tantum eredamus. Summa enim res est fides, sed quae exer- 
eitio, paeientia, tentatione et practiea diseitur.!) 

1) In der Fassung der spiit. Tischr. ist dieser Abs. kaum wieder 
zu erkennen. Bindseil und Rebenst. wenig verständlich und unvollständig: 
‚Er hat ihn verloren, er fodert ihn wider“, oder „Spiritus sanctus amiserat (?), petit 
autem et orat, amissum Spiritum sanctum redire*. Ebenso Erl. A. 61, 128, l'órstem. 
u. B. IV,3. egen findet sich ebenfalls abweichend, aber etwas vollstündiger 
Erl. A. 58, 401, F'órstem. u. B. II,194: „Er hatte ihn verloren und fodert ihn wieder. 

m ists ein gross hoch Ding um den Glauben, welcher getrieben und geübt 
wird allein in Anfechtung und Practica. n. 1209—1212 gehören inhaltlich zu- 
sammen. 


1213. 
Non distinguamus fidem et spiritum sanetum, quae est ipsa 
certitudo in verbo, sed non sine verbo, sed per verbum contingit!) 


BI 1) Vgl. Bindseil colloq. I, 57, Rebenst. I, 33», Erl. A. 58,375, Förstem. u. 
. II, 175. 


1214. 
Nullam habent certitudinem, atque ideo nee spiritum sanetum 
omnes Papistae, Tureae, Sacramentarij, quia id quod affirmant 


habent in sua conditionali iustieia, non in verbo, Faciant multa opera 
bona, paejantur multa, multa loquantur puleherrima, tamen sunt et 


320 


manent [447] in dubitatione, Wer weisz, ob es gott gefelt, Ich bin 
ein vnwirdiger sunder.!) 


1) Die spät. Aufzeich. verbinden nm. 1213.n. 1214 durch folgenden Zusatz mit 
einander: ,Dixit Dominus Hinneck D. „Si Spiritum sanctum iam certitudinem 
dicitis erga Deum, tunc omnes sectae certam persuasionem habentes de sua reli- 
gione habent Spiritum sanetum. Respondit D. Martinus Lutherus: „Nullam habent 
certitudinem etc.‘ Abweichend Binds. colloq. I, 55, Rebenst. I, 33^, 335, Erl. A. ^s, 
315, Fürstem. u. B. 1I, 175. 


1215. 


Christianus cst eertus, Neque de Sanetitate fluetuat nee quie- 
quam moratur indignitatem!), Mit dem eredere in Jesum Christum 
geht er vmb, Et solus est Spiritus, qui dicere potest Dominus 
Jhesus?) eeteri omnes dieunt eum Anathema.) 


1) = Ein Christ ist sicher. Er schwankt weder in Bezug auf seine Heilig- 
keit noch kümmert er sich irgendwie um seine Unwürdigkeit. 2) 1. Cor. 12,3. 
3) Die lat. Tischr. abweichend: „Pius autem inter haec duo certus est dicens: Neque 
sanctitatem meam moror neque indignitatem: sed credo in Hiesum Christum. Ideo 
solus Spiritus sanetus potest dicere: Dominus Hiesus. 1.Cor. 12. Caeteri omnes 
dicunt: Anathema Hiesus. Aehnlich auch die deutsch. Tischr. die jedoch mehrere 
Zusätze bieten. Vgl. Binds. colloq. I, 55, Rebenst. I, 335, Erl. A. 58, 375, Fürstem. 
u. B. II, 175. 


1216. 


Ducem Joannem Electorem eredo habuisse spiritum sanetun, 
Neque enim latum digitum!) voluit cedere Augustae?) et saepe dixit, 
Sagt meinen gelerten, das sie thun, was recht ist, vnd mieh 
nieht ansehen, et nisi ipse sie stetisset, multi ex nostris Doctoribus 
defecissent, Er hielt wie ein helt?), Nolebat cedere Caesari iubenti, 
ut a praedieatione cessaret, et eum ego hortarer*) [448], ut cederet. 
quia esset in Civitate eius*), Respondit ad meas literas?), Ich weis 
nicht, ob ich narre oder meine gelerten, Den er war viel 
leiehter gesint von Auspurg zu zihen den das predigen da 
nachzulassen.”) 


1) = Nicht einen Finger breit. 2) 1530. 3) Mit diesen Sätzen von „Sagt 
meinen ff. — wie ein helt“ vgl. Cord. n. 800, Erl. A. 59, 40, Fürstem. u. B. IT, 359. 
4) Den 15. Mai 1530 von Coburg aus. Luth. Briefe IV,23. Seckendorf II, $56, add. 1, 7. 
5) = er sich in einer kaiserlichen Reichsstadt befinde. Bindseil „ut Caesari cederet 
in illo ad tempus, in cuius civitate iam viveret non sua". Vgl. Küstlin Il, 210. 
6) Den 1. Juni 1530. Seckendorf II, $56 add. II, 14. Die spät. Tischr. „Da soll der 
Kurfürst zu meinem Schreiben gesagt haben“ oder „Respondisse fertur 
ad meas literas“. Nach der Aufzeichnung des Cordatus müsste man annehmen, 
dass der Satz „Ich weis nicht“ ff. ein Bestandteil des Antwortsschreibens des Kur- 
fürsten an Luther gewesen sei. Doch können die obigen Worte auch bedeuten „In 
Bezug auf meinen Brief äusserte er andern gegenüber“ ff. Vgl. Köstlin II, 212,654. 
Corp. Ref. IT, 46. Narre = d. Narren spielen. Vgl.n.946. 7) Mit obigem Abs. 
stimmen Binds. I, 342 und Rebenst. I, 168» ziemlich überein, weniger die deutschen 
Tischr. Erl. A. 58, 376, Förstem. u. B. II, 175. Cord. n. 500 u. 1216 werden als die 
ursprüngliche Fassung dessen zu betrachten sein, was Binds. I, 342, 343, Rebenst. 
I, 167, 1652, die deutschen Tischr. aber Erl. A. 61,354, Fürsten. u. B. IV, 227, Erl. 
A.58, 376, Fürstem. u. B. II, 175, Erl. A. 59, 40, F. u. B. II, 259 haben. 


1217. 


. Solus spiritus sanetus est, qui in certitudinem fidei Christi 
sine omni dubitatione incedit, Seetarij semper edunt aliquas voces, 


321 


ex quibus animadvertitur dubius animus ipsorum, Ich hoffe ich sey 
from, ieh sey gerecht, Christianus autem, Ich thu was ich kan, 
Was ich nieht thu, das zalet das leiden Christi fur mich, Ich 
bin selig in Christo, Den trost sol mir niemand nemen, Jhesus 
ist mein heiland, Neque quiequam aliud est, quo Deus noster et con- 
seientia nostra quietantur, Fidentes autem suae iusticiae non Christo, 
sellieet iustieiae suae fidunt, Ideo semper dubitant.!) 


y Die spät. Aufzeich. erheblich abweichend, bes. in der Form. Vgl. Bindseil 
eolloq. 1, 55, Reb. I, 335, Erl. A. 55, 376, 377, Fürstem. u. B. II, 176. Das Einzelne 
anzugeben, würde viel zu weit führen. 


1218. 


Ego post orationes et missationem meam praesumptuo- 
sissimus eram!), aber den schalek sahe ich nicht dahinter, 
quod non Deo fidebam, sed [449] meae Justiciae, Neque age- 
bam gratias Deo pro säc"?), sondern er must mir dancken 
vnd fro sein, das ich in?) seinen son hette geopffert, Et in 
proverbio habebamus Missaturi, Ich wil gehen vnd der Jung- 
frawen ein kind heben‘) 


1) Die lat. Tischr. abweichend „Ita ego fui praesumptuosissimus monachus 
iustitiarlus, postquam missificassem et orassem, satis praesumptuosus videbar". 
2 = sacramento. 3) Lies im. 4) Köstlin I, $4: „Dennoch beharrte er da- 
mals fest auf der eingeschlagenen Bahn, indem er im Münchsleben und in den 
hohen Thätigkeiten eines Priesters dem Heile nachtrachtete und so auch in den 
schweren inneren Kämpfen fortfahren musste. Andere Mönche hörte er ihre Funk- 
tion, durch welche der menschgewordene Gottessohn bei der Messe gleichsam neu 
keboren werde, in gemeiner Rede rühmen, durch welche, wie er später sagt, der 

eufel ihrer spottete; es war bei ihnen ein Sprichwort: „Ich will gehen 
und der Jungfrau ein Kind heben* Vgl. Bindseil colloq. 1,58, Rebenst. 
1, 33b, Erl. A. 58,377, Fürstemann u. Binds. II, 176. 


1219. 


Magna est praesumptio, hominem dicere audere, Ego sum filius 
dei, et!) gratia eius ita terreri, quaemadmodum olim die schuler 
lieffen vor den brottwursten.?) 


) - Und wenn er durch seine Gnade so in Schrecken gesetzt wird. 
2) = Bratwürsten. Nur bei Bindseil I, 53 findet sich Folgendes: „Magna 
est praesumptio iustitiae, quod homo audet dicere: Ego sum filius Dei, et quod 
terreatur gratia et magnitudine patris coelestis, wie die schüler vor den breet- 
würsten lieffen*, während bei Rebenst. I, 30» der letzte Satz fehlt. Dagegen bieten 
die deutsch. Tischr., Erl. A. 55, 370, 371, Fürstem. u. B. I,171 ganz abweichend: 
‚Es ist furwahr eine grosse Vermessenheit eigener Gerechtigkeit und kómmet sehr 
schwer an, dass ein Mensch darf sagen: Ich bin Gottes Kind; und dass er ge- 
tröstet und gelabet wird durch die grosse Gnade und Barmherzigkeit des 
himmlischen Vaters.“ Auch sie überliefern den letzten Satz nicht. Der obige 
Satz ,quemadmodum olim die schüler lieffen vor den brottwursten* erinnert an 
einen Vorfall aus Luthers Leben, dessen er selbst Erl. A. 58,362, Förstem. u. B. II, 
164, 165 mit folgenden Worten gedenkt: ,Es gemahnet mich gleich, wie mirs ein- 
mal in der Jugend ging, da ich und sonst ein Knab daheimen in der Fastnacht, 
wie Gewohnheit ist, für den Thüren sungen, Würste zu sammeln. Da scherzt ein 
Bürger mit uns und schreit laut: „Was macht ihr bösen Buben! Dass Euch diess 
und dass bestehe! Kümmet zu uns gelaufen mit zweien Wiürsten und will sie uns 
eben. Ich und mein Gesell aber erschraken für dem Geschrei, flohen vor dem 
Tommen Mann, der uns kein Leid, sondern Gutes gedacht zu thun. Und dass es 


21 


922 


je an ihm nicht feihlete, rief er uns nach, gab uns gute Wort, dass wir wieder 
zurückkehreten und die Würste von ihm nahmen. Ebenso stellen wir uns gegen 
unsern lieben Gott, welcher seines eingebornen Sohn nicht verschonet hat, sondern 
ihn für uns dahin gegeben und uns alles mit ihm geschenkt; noch fliehen wir für 
ihm und denken, er sei nicht unser gnädiger Gott, sondern unser strenger Richter.‘ 
Vgl. auch Köstlin I, 33, 777. 


1220. 


Magna ars est fiduciam operum ex animo reijeere et iusticiam 
eorum ut stereus ducere, Es bedarff einer pracktick, quam 
Paulus verissime habuit, qui contemptius loquitur de Lege quam nemo 
ex sectarijs de Saeramento Baptismi vel Eukaristiae, vocans 
eam ministerium mortis, peccati, damnationis, Ne ipse Moses, si hodie 
viveret, aequanimiter ferre posset has voces Pauli.!) 

1) Abweichend Bindseil I, 53: „Nemo igitur sine practica potest operum 
iustitiam vere reijcere et fidem syncere praedicare. Hanc artem Paulus novit, qui 
scabiosius locutus est de lege quam ullus Schwermerus de sacramento Baptismi. 
Judaeis loquitur, appellans legem ministerium mortis et peccati, damnationis. Moyses 
vivens talia verba in Paulo tolerare non potuisset." Ebenso mit geringen Abweich. 
Hebenst. I,30b. Die deutsch. Tischr., Erl. A. 58, 371, Fürstem. u. B. II, 171, 172 mit 
mehreren Zusätzen. 


1221. 


Thomas Aquinas!) ist ein grosser [450] wescher gewest. 
qui pro varietate verborum diversitatem finxit rerum?), fidem forma- 
tam, informem, infusam?), Infusam fidem donum vocat et quali- 
tatem, quae potest esse in scortatore et stare cum peccato mortali), 
& quo eriperemur fide acquisita.) 


1) Vgl. 2.571 n.5. 2) Die Worte von qui — rerum lassen formell eine 
verschiedene Deutung zu. Da sie jedenfalls ein Epexegem zu dem Vorhergehen- 
den ,ein grosser wescher gewest* sein sollen, so wird der Sinn etwa folgen- 
der sein: „Der, um seiner Darstellung einen möglichst mannigfaltigen 
Ausdruck zu geben, um viele Worte zu machen, sachliche Verschie- 
denheiten aufstellt, wo keine vorhanden sind z.B. f^ 3) — Einen 
fertigen oder vollkommenen, einen unfertigen oder noch in der Ent- 
wicklung begriffenen und einen über uns ausgegossenen oder uns 
eingeflössten Glauben. 4) = Den eingeflóssten Glauben nennt er ein Ge 
schenk und eine Eigenschaft, die bei einem Hurer vorhanden und bei einer Tod- 
sünde bestehen bleiben kann (z.B. bei David), von welcher wir dann seiner An- 
sicht nach durch den hinzugewonnenen Glauben frei gemacht werden. 


1222. 


Ratio!) ante fidem et cognitionem Dei tenebras esse in di- 
vinis, sed in credente certum est per fidem lucem fieri et optimum 
esse instrumentum pietatis, Sicut enim omnia naturalia impijs serviunt 
ad impietatem, ita in pijs serviunt ad salutem, Facunda lingua fidem 
promovet, Ratio illustrat sermonem, et omnia adiuvant fidem, Ratio 
empfehet lehen?) vom glauben, Mortificatur ab ea, et rursus vivi- 
ficatur.?) 

1) Lies rationem, von certum est abh. Einfacher erscheint freilich die 
Correktur ratio — est in divinis. 2) Bindseil abweichend „Erleuchte ver- 
nunffit vom glauben empfehet leben von gott‘, Rebenst. „ratio fide illuminata 


pre mium & Deo accipit. Die deutsch. Tischr. „Wenn aber die Vernunft er- 
euchtet ist, so nimmet sie alle Gedanken aus Gottes Wort, nach demselbigen 





323 


richtet und lenket sie die auch“. Cord. Lesart lehen ist in leben zu ändern. 
3) Bindseil wenig verständlich „mortificata et iterum vivificata spiritum (Reb. a 
spiritu) sieut corpus nostrum lucidius surget (vgl. den Anfang des folg. Abs), die 
deutsch. Tischr. ganz abweich. „die Substanz und das Wesen an ihm selbs bleibet, 
wie es geschaffen ist, die Eitelkeit aber und das Böse gehet unter, wenn die Ver- 
aunft vom heiligen Geist erleuchtet wird.“ Die lat. Tischr. bieten folgenden Ein- 
gang: „Doctor Hinnius Martinum Lutherum interrogavit, cum in rebus fidei ratio 
sit claudenda, ergo nihil valeat in Christianis? Respondit Martinus Lutherus etc.", 
weichen auch sonst vielfach ab. Die deutsch. Tischr. ganz abweichend 
weitschweifig und kaum dem Gedanken nach ähnlich. "Vgl. Bindse 

collog. 1, 245, Rebenst. I, 1305, 131^, Erl. A. 57,278, Fürstem. u. B. I, 214, ferner 
Erl. A. 58, 366, Fürstem. u. B. 11, 168, wo sich das Obige ebenfalls abweichend und 
sehr weitschweifig, aber mit den lat. Tischr. mehr übereinstimmend findet. 


1223. 


Sieut corpus nostrum resurget elarificatum, ita ratio nostra differt 
post fidem ab illa, quae antea fuerat, Ita dicendum !) de memoria, 
voluntate, lingua?), Omnia mutantur, sieut ferrum [451] ignitum muta- 
fur) ab illo, quod non est ignitum, Atque haee est regeneratio per 
verbum, quae ijsdem membris manentibus et persona, membra mutat 
et personam aliam faeit quam concepta et nata est ab Adam.*) 


1) sc. est. 2) sc. memoriam, voluntatem, linguam post fidem aliam esse 
ac antes. 3) — Verschieden ist von dem ff. 4) Die spät. Aufzeichnungen ganz 
abweichend und unvollständig. Wenn z. B. die obigen einfachen Worte 
Sicut corpus nostrum resurget clarificatum, ita ratio nostra differt 
post fidem ab illa, quae antea fuerat etc." in den deutschen Tischr. folgen- 
dermassen lauten: „Gleich wie unser Leib am lichten Tage, wenns hell 
ist, besser und sicherer, auch fertiger aufsteht, sich beweget, gohet, 
webet, denn in der Nacht, wenns finster ist; also ist auch die Ver- 
nunft nun anders gesinnt als die nicht mehr so hart wider den Glau- 
ben ficht und streitet, wie zuvor éhe sie erleuchtet ff", so sieht man 
wiederum, wie entstellt Luthers Worte oft überliefert wurden. Vgl. Bindseil colloq. 
I, 246, Rebenst. I, 1315, Erl. A. 58, 366, Fürstem. u. B. II, 168. 


1224. 


Ratio et omnia, quae habemus a prima nativitate, sunt subiecta 
vanitati, Sind narrenwerck, Sed fides substantiam depurat!) a sub- 
stantia?), Ita separavit ipse David naturalem usum et fortitudinem ab 
areu suo, gladio, equis ete), Ita pij dieunt, Vxor, liberi, aurum, 
helffen nicht in himel, Et separant ab omni substantia omnem 
vanitatem, Substantia enim, ut meretricis, non est reijeienda, sed va- 
nitas eius, quod Job sciebat dieens*), Tu loqueris ut vana) de stulti®), 
non dixit, Tu loqueris ut una mulier") quae solent delirare, Non cor- 
ripit sexum, sed maliciam.®) 

1) Das Wort fehlt bei Du Cange. 2) Lies vanitate. 3) Psalm 44,7. 
Vgl. n.876. 4) Hiob 2, 10. Vgl. n. 509. 5) Lies una. 6) Lies stultis. 
1) Lies mulierum. Das Wort mulier steht am Ende der Zeile, so dass der 
Ausfall der letzten Silbe erklärlich erscheint. 8) Alle spät. Aufzeichnungen ganz 
abweichend. Die deutschen Tischr., Erl. A. 58, 367, Förstem. u. B. II, 168 bieten 
Folgendes: Die Vernunft ist der Eitelkeit unterworfen, wie alle andern Creaturen 
Gottes, nümlieh dem Narrenwerk; aber der Glaube sondert ab die Eitelkeit vom 
Wesen. David brauchte Bogen, Schwert und Waffen, sagte: Ich verlasse mich auf 
meinen Bogen nicht; warf sie darumb nicht hinweg. Also sagen die gottseligen 
und rechtschaffenen Christen: Mein Weib, Kinder, Kunst, Weisheit Geld und Gut, 
hilft nicht in Himmel; aber werfens nicht hinweg, wie sie es auch nicht sollen 
verwerfen, wenn sie Gott gibt; aber sie scheiden und sondern das Wesen von der 


21* 





924 


Eitelkeit und Narrheit, so dranklebt. Gold bleibt und ist gleich sowohl Gold, 
wenns eine Hure trägt, als ein fromm, züchtig Weib. Der Huren Leib ist ebenso 
wohl Gottes Creatur als einer ehrlichen Matronen. Also soll man die Eitelkeit und 
das Narrenwerk absondern und wegthun, nicht das Wesen und die Substanz oder 
Creatur, von Gott geschaffen und gegeben. Hiob hats können thun, da er sein 
Weib nur strafete: Du, sprach er, redest wie eine Närrin. Sagte nicht: Du redest 
wie ein Weib, das da pflegt zu narren; verschonte des Geschlechts.“ Ganz ähn- 
lich auch die lat. Tischr. Bindseil colloq. I, 246, Rebenst. I, 1318. Cordatus obige 
Aufzeichnung würde dagegen als die älteste und ursprüngliche so zu interpretieren 
Sein: "Die Vernunft und alle’Dinge, die wir von Geburt an besitzen, 
sind Narrenwerk. Der Glaube aber scheidet das Wesenhafte, das 
wahre Wesen, vom Narrenwerk. So hat denn auch David von seinem 
Bogen, seinem Schwerte und seinen Rossen (also substantia), den natür- 
lichen, gemeinüblichen Gebrauch und die Anwendung dieser Gegen- 
stände zur Bethätigung der kriegerischen Tapferkeit (also d. vanitas), 
unterschieden. Ebenso sagen die Frommen: „Weib, Kinder, Gold 
helfen nicht in den Himmel“, und damit scheiden sie alles Narren- 
werk, was mit dem Besitze solcher Dinge verbunden zu sein pflegt, 
von dem was das wahre Wesen derselben ausmacht. Das wahre 
Wesen oder das einem Gegenstande anhaftende Wesenhafte, wie 
z. B. das einer Buhlerin, lässt sich nicht beseitigen oder verwerfen, 
wohl aber das damit verknüpfte Narrenwerk. Dies wusste Hiob 
recht gut wenn er (zu seiner Frau) sagte: ,Du redest wie der Nürrinnen 
eine. Er sagte nicht „du redest wie die Weiber, die überhaupt När- 
rinnen zu sein pflegen. Damit tadelt er nicht das weibliche Ge- 
schlecht als solches (also nicht die substantiam), sondern die Bosheit 
(also die bei den Weibern sich manchmal zeigende vanitatem) desselben. 


1225. 


Vulgus vult substantiam et malieiam simul reijeere, quod est 
impossibile, Si enim bonum non [452] esset, malum esse non posset, 
ut dicit Aristoteles, Malum enim in se ipso esse non potest, sed 
destrueretur, Ita in pijs juxta et impijs sunt omnia naturalia dona, sed 
modo diverso.!) 

1) Die lat. Tischr. „ratio et omnia dona alia sunt in pijs quam in impijs, 
sermo, lingua, iudicium", die deutsch. „Also ist die Vernunft und alle andern Gaben 
beide in Gottseligen und Gottlosen, aber ungleicher Weise und Masse, nachdem 
sie neu geborn sind und vom heiligen Geiste regiert werden oder nicht.“ Ab- 


weichend Bindseil colloq. I, 246, Rebenst. I, 1315, Erl. A. 58,368, Förstemann u. 
B. II, 169. n. 1222—1225 geh. inhaltlich zusammen. 


1220. 


Ego Erasmun semel liberabo a suspicione, qua putatur Luthe- 
ranus esse, Fidem enim Romanam habet et credit quod Clemens 
papa!), Truneus est papistieus, credens quae vult papa, ridet tamen 
apud se omnia, In Dialogo, quem inseripsit Puerpera?), videtur in- 
genium eius et fides. Deum, si res curaret, dicit stultum, impotentem 
aut iniquum esse, quia non regit omnia in terris seeundum voluntatem 
guam, Es heist aber?), Pl: deo p stul: sal:?) facere eredentes.*) 

1) sc. credit. 2) Die spät. Tischr. „Leset sein gottlosen Dialogum, 
da werdet ihr sein Herz fein abgemalet sehen, dass er sich an Gott ürgert in dem, 
als sollt er sich unser und menschlicher Ding nicht annehmen ff., oder ,Legite 
Dialogos ipsius, ibi observabitis ingenium eius depietum, qui in Deo offenditur, 
quod res humanas non curet ete. 3) 1. Cor. 1,21. 4) Autgelóst: Placuit deo 
per stultitiam salvos. Die Vulg. per stultitiam praedicationis, was die 





325 


deutschen Tischr. auch bieten. 5) Die spät. Aufzeieh. in der Form vielfach ab- 
weichend, die deutschen auch mit Zusätzen, dem Inhalt nach aber ähnlich. Vgl. 
Bindseil colloq. I; 278, Rebenst. I, 1954, Erl. A. 61, 95, Förstem. u. B. III, 410. 


1227. 


Quod multi homines scandalizantur!) in sapientia Dei, quae est 
Euangelium, et quod non omnium ratio illuminatur, id eo fit, ut 
dona Dei [453] agnoscamus et revereamur, Et nostras vires necesse 
est, ut eonfuündantur, Nee mirandum est, in multis?) abusum?) cerni 
et impietatem, quia in alijs quoque creaturis id usu venit. Ferrum 
enim bona Dei creatura.) "Tamen eo magis abutuntur homines ad 
bellandum, oecidendum quam ad studium pacis et laboris, Ita plerum- 
que sapientissimi sunt impijssimi et pauci boni. 

1) = Dass sich viele Menschen an der Weisheit Gottes ärgern. Vgl. Matth. 


11,6 ,0; av un oxavóaAw9g dv Euol“. 2) hominibus. 3) sc. donorum Dei, z.B. 
Euangelii et fidei. 4) sc. est. 


1228. 


Somnium Electoris nostri!, quod habuit Augustae?), nune 
ineipit verum fieri. Mons enim, quem vidit supra Ducem G.?) cadere, 
Caesar fuit, Iste nune ruit?), Et ideo D. G. se humiliat Principi 
nostro.5) 


1) Kurfürst Johann. 2) 1530. 3) Ducem Georgium. Derselbe ist gleich 
hernach mit D. G. gemeint +4) = Dieser ist nun zusammengestürzt. 5) Die 
deutschen Tischr., Erl. A.59, 43, Fürstem. u. B. II, 261, 262 bieten sehr weitläuftig 
Folgendes: Doctor M. Luther sagete Anno 1531, dass Kurfürst Johanns Traum, 
den er unter dem Reichstage zu Augsburg Anno 1530 hätte gehabt, wäre wahr wor- 
den. Denn er hatte im Traum gesehen, dass ein grosser, hoher Berg auf ihm würe 
gelegen, und Herzog Georg zu Sachsen wäre oben auf dem Berge gestanden; aber 
der erg war eingefallen, und Herzog Georg war zu ihm herabgewalzt. Und 
sagete D. Luther: Der Berg wäre der Kaiser, darauf setzete Herzog Georg alle 
seine Hoffnung und Vertrauen; aber der Berg gehe ein, denn des Kaisers Gnade 
gegen ihm sei nicht mehr so gross, als sie zuvor gewesen. Darliimb so demütige 
sieh itzt Herzog Georg gegen unserm gniüdigsten Herrn und halte sich freundlich 
zu ihme (!!).* Obiges scheint 1531 oder 1532 gesprochen zu sein. Freilich fehlt ein 
bestimmter Anbaltspunkt für die Zeitbestimmung. Doch könnte man in den Wor- 
ten ,iste nunc ruit^ eine Anspielung auf die Sehwüchung der kaiserlichen Macht 
durch den Abschluss des Schmalkaldischen Bundes oder des Nürnberger Religions- 
friedens finden. Ferner ist zu beachten, dass vom Kurf. Johann als von einem 
noch am Leben befindlichen gesprochen wird. Die obigen Worte dürften daher 
nieht nach d. August 1532 gesprochen sein. 


1229. 


Sentiunt!) se errare, sed nolunt se videri errasse, et hoc est prin- 
eipale eorum argumentum, Nemo ex verbo, quod praedieant Witten- 
bergenses, fit melior, Ergo ipsorum doctrina non est vera, non suf- 
fieit tantum Euangelio eredere, sed relinquere uxorem [454], non habere 
propria?), ete., et ita redeunt ad iusticiam propriam, Neque possunt 
digeernere inter semen, quod cadit in petram et in terram bonam, 
Neque distinguunt inter Zizania?) et Triticum, Stultissimi sunt, quia 
ex fruetibus volunt verbum seu semen iudicare, Est*) tamen Euange- 
lium potentis Dei ad salutem credenti.5) 


326 


1) sc. adversarii oder mit Bezug auf den folg. Abs. sacramentarii 
Augustani Die Worte „sentiunt se errare, sed nolunt se videri errasse“ stehen 
in der Handschrift über der Zeile, während im Texte selbst „Au gu stanorum 
Catechismus cum nostro non convenit* (vgl. d. Anfang d. folg. Abs.) ge- 
strichen ist. — 2) — Kein Eigentum zu besitzen. Die spät. Tischr. haben ab- 
weichend Folg. „Ideo non sufficit Euangelium, sed uxorem relinquere, pileum et 
tunicam griseam gestare debemus, oder ,derhalben ists nicht gnug das Evange- 
lium hören, sondern man muss auch Weib und Kind verlassen, einen Hut und 
grauen Rock tragen, sagt Nachbar Enders Karlstadt ff." 3) Zizania, orum = Un- 

raut im Getreide. Bindseil falsch zizaniam. Die griech. Form nur ro tiGavioy 
oder cà &ıtarıa. 4) Röm. 1,16, 1. Cor. 1,18. 5) Hinter credenti folgen in der 
Hdsehr. die wieder gestrichenen Worte Bucerus apte fatebatur se. Vgl. den 
Anfang von n.1231. Es scheint also, als wenn der Schreiber beabsichtigt hätte 
zuerst n. 1230, und dann n. 1229 und n.1231 folgen zu lassen. Diese Anordnung 
bieten in der That auch die spüteren Aufzeichnungen. Im Einzelnen abweichen 
Binds. colloq. II, 34, Rebenst. II, 355, Erl. A. 58, 266, 267, Fürstem. u. B. II, 89. 


1230. 


Augustanorum Catechismus!) eum nostro non convenit, Pri- 
mum enim praeceptum faeiunt ex illa promissione Euangelij, Ego sum 
Dominus, deus tuus, quasi haee verba praeceptum essent. Euangelium 
promittit, Lex imperat et iubet, Ita impijssime distinguunt orationem 

ominieam in tres partes seu petitiones spirituales, et 4 panem 
nostrum ultimam ponunt?) Christus hatt die ordnung nieht 
recht gewust.?) 

1) = Der Augsburgsche Katechismus. Nach Förstem. u' B. II, $$ 
Note 7 ist folg. Buch gemeint „Praecepta ac doctrinae Domini nostri Jesu 
Christi, puerulis in ludis literariis tradendae“. Augustae apud Silvanum 
Ottmar. Anno MDXXX und Anno MDXXXII. 2) — Ebenso teilen sie so gewissen- 
los wie möglich das Vaterunser in drei geistliche Teile oder Bitten, und setzen 
die vierte „Unser täglich Brot“ ff. ans Ende (nämlich als leibliche Bitte). 
Die lat. Tischr. abweichend „Ita proterve distinguunt orationem Dominicam in tres 
partes spirituales, quatuor temporales", die deutsch. ähnlicher „Also theilen sie auch 
das Vaterunser in drei Bitten; die vierte, als unser täglich Brod gib uns heute, 
setzen sie zuletzt.“ 3) Die lat. Tischr. vielfach abweichend, die deutschen mehr 
mit dem Obigen übereinstimmend. Vgl. Binds. colloq. II, 34, Rebenst. II, 355, Erl. 
A. 58, 266, Fürstem. u. B. II, 88, 89. 


1231. 


Bucerus apte!) fatebatur, se non eredere verbum Dei esse, quod 
non suscipiatur ab hominibus, Ideo respondebam illi, secundum prae- 
ceptum non esse verbum Dei [455], quia non servaretur ab impijs, 
quia non eredunt esse Deum, Ita iluduntur a Sathana in sus 8a- 
pientia.?) 

1) Die spät. Tischr. ingenue oder frei. Lies aperte. In der Hdschr. ist 
der Strich unter dem ,p*, der die Silbe per bezeichnen soll, aus Versehen weg- 

elassen. 2) Abweichend Bindseil II 35, Rebenst. II, 35b „Ita Bucerus ingenue 
atebatur, se non credere hoc esse verbum Dei, quod ab hominibus non suscipere- 
tur. Cui ego respondi. Ergo secundum praeceptum non est Dei praeceptum in 
impijs, qui nomine Dei abutuntur, quia non credunt esse nomen Dei, cum tamen 
etiam ad impios pertineat. Ita sua sapientia confusi a Sathana illuduntur. Vgl 
auch die deutsch. Tischr. Erl. A. 58, 267, Förstem. u. B. II, 89. 


1232. 


Ego libenter lego Apologias!) de vulpe et lupo, quomodo sit 
lupus a vulpe deceptus, Es ist fein, wen ein schalck den an- 





927 


dern betreugt vnd vbers seyl wirfft?) Sieut etiam hoec pulchrum 
est, equum obviam venisse lupo et interrogatum?), quis et unde 
esset, et!) respondisse, se neutrum scire, sed patrem utrumque scripsisse 
in posteriore vngula, Lupus legere volens, illico sensit ungulam in 
fronte, Palpitans*) autem dieit®), Mir geschicht recht, den ich sol 
ein ieger?) sein, nicht ein sehreiber.5) 


1) Lies A pologos = die (in aesopischer Manier gehaltenen) Erzählungen 
von ff. Die lat. Tischr. richtig apologos. Luther meint wohl das Tierepos, 
welches Heinrich von Glichesaere um 1170 aus einer franz. Quelle unter 
dem Titel isengrimes nöt in deutsche Verse übertrug und das uns nur zum 
'rüssten Teile aus einer späteren Ueberarbeitung des 13. Jahrhunderts und unter 
em Titel Reinhart bekannt ist. In diesem epischen Gedichte, welches von 
einem lat. Ged. d. 12. Jahrh. Reinardus vulpes und dem flümischen Gedichte 
des Willem Reinaert und seinen spüteren Bearbeitungen, Reinaert de Vos 
von Heinrich von Alkmar, sowie von der bekannten 1498 zu Lübeck er- 
schienenen niederdeutschen Uebersetzung Reinke de vos zu unterscheiden ist, 
erscheint der Fuchs besonders oft als der schlaue Betrüger, der Wolf dagegen als 
der dumme Betrogene. Doch spielt er diese Rolle auch im Reinardus vulpes 
und Reinke de vos und andern d. Sagenkreise v. Reinecke Fuchs angeh. Ge- 
diebten, Das Nähere bei Götzinger Reallex. der deutsch. Altert. S. 669. 
Menzel, Dentsche Dicht. I, S. 203 ff. 2) Die spät. Aufz. „Es ist fein, wan ein 
schalck den andern vber das seil wierfft* oder ,bonum est lupum a lupo decipi 
egregia res est impium decipere impium*. Die Redensart ,jemanden übers Sei 
werfen* wird hier im Sinne von überlisten, täuschen, zu fassen sein. Nach 
Müller II,2, 258 diente das Seil im Mittelalter als Symbol bei Ueber- 
gaben und als Loos oder Mass bei Teilungen. er also jemanden 
übers Seil wirft, verdrüngt ihn aus dem ihm zustehenden Teile, betrügt und 
hintergeht. 3) sc. a lupo. 4) Wiederholung. 5) Die lat. Tischr. sinn- 
los resipiens. Richtiger wäre resipiscens = als er wieder zu sich kam, 
was um so eher zu erwarten wäre als vorangeht „Lupus eius nomen lecturus un- 
gulam equi in fronte habuit, collapsus, etc.“ 6) Vielleicht dixit, was die lat. 
Aufz. auch bieten. 7) — Jäger. S) Der oben erzählte Schwank mit dem 
Pferde und Wolfe findet sich etwas abweich. in, d. oben cit. Reinardus vulpes, 
sowie im Reineke V., Ausg. von Gottsched S.186. Vgl. mit dem Obigen B. 
I, 426, R. I, 228^, deren Aufzeichnung erst durch Cordatus Klarheit gewinnt. 


1233. 


Nos docemur!) remissionem peccatorum, non licentiam 
peeeandi, Ideo iuste mundus est damnatus, qui hoe sancto Euan- 
gelio Dei tantum abutitur in peceata, luerum, luxum ete.?) 


1) sc. a Deo. 2) Erl. A. 57, 323, Fürstem. u. B. I, 250? 


1234. 


Ecclesiasticus!) dicit, orationem piorum [456] magis valere ad 
sanitatem infirmi quam medicorum curationem.?) 


1) Eccles. 38,9. 2) Vgl. Bindseil colloq. I, 63, Rebenst. I, 36^, Erl. A. 59, 1, 
Förstem. u. B. II, 228. 


1285. 


Gnediger Herr, ich wil e. g.!) wider ein stein in gartten 
werffen?) Hodie natus est mihi filius, novus Papa?) Ihr wolt dem 
armen gesellen*) dazu er gehort, Erat autem prima) in noete 
die Januarij 28 Anno 335), Paulus voeabatur.") 





928 


1) Nach den lat. Tischr. (in den deutsch. fehlt d. Abs.) ist gemeint der im 
folgenden Abs. namentlich genannte Hans Löser, kurfürstlicher Erbmarschall. 
Aus der obigen Aufzeichnung geht dies jedoch nicht hervor, sondern mit Gnediger 
Herr und Euer gnaden ist wohl eher der Bruder des Kurfürsten, Herzog 
Johann Ernst, gemeint, der, wie aus dem Texte der lat. Aufzeich. hervorgeht 
(gl weiter unten), Luthers Sohn Paul mit aus der Taufe hob. 2) Der 

inn der sprichwörtlichen Redensart, die ich als solche lexikalisch nicht belegen 
kann, scheint dem Zusammenhange nach zu sein „Jemanden mit etwas be- 
lästigen‘. Die kleine Belästigung, welche Luther dem gnädigen Herrn zu bereiten 
vor hat, betrifft die Bitte „Ihr wolt, dem armen gesellen* ff, also Pathenstelle bei 
dem Neugeborenen zu tibernehmen. Luther will sagen „Ich habe die Absicht 
Euer Gnaden schon wieder einmal lästig zu fallen“ ff. Die Lesart bei 
Rebenstock, „Ego clementiae tuae et aliis in rebus inservire non denegabo*, würde 
den Sinn haben ,jemanden wieder einen Dienst erweisen, was jedoch dem 
Zusammenhange wenig angemessen ist. Vgl. zu der Redensart Müller], 483, der 
aus einem alten Meistergesangbuche citiert: ,ich wirfe im einen stein in 
stnen garten unde ein kletten in den bart“. Geläufiger ist uns die Redens- 
art „einen Stein bei jemandem im Brett (d. h. im Brettspiele) haben = 
günstig bei jemand stehen, ihn zum Freunde, Gönner haben. Weigand I, 263. 
3) Luther scheint scherzend zu meinen: „Mir ist ein Sohn geboren, der dereinst 
noch einmal eine grosse Rolle spielen wird“ 4) Aus der Lesart bei Bindseil und 
Rebenst. „Ihr wollet dem armen gesellen helffen, dartzu er gehöret‘“ oder „iu- 
vate ergo miserum, ut Baptizetur* ist wohl zu folgern, dass das Wort he Iffen 
bei Cordatus ausgefallen ist. i4 sc. hora. 6) sc. cum filius nasceretur. 33 — 1533. 
1) Hiermit ist zu vgl, wenn es bei Bindseil III, 163 abweichend heisst: „Anno 33. 
28. Januarij. In nocte hora prima natus est Doctori M. Luthero filius Paulus, 
euius susceptores fuerunt Illustrissimus Dux Joannes Ernestus, 
Hans Löser, D. Jonas, Philippus Melanthon, uxor Casparis Linde- 
man. Advenientem Joannem Löser ita excepit: Deo gratias. Ich 
wils E.G. wider einen stein in gartten werffen. Hodie natus est novus papa, ihr 
wollet den armen gesellen helffen, dartzu er gehört. Baptizatus est autem 
infans in arce ex pelvi.“ Mit einigen Abweichungen ebenso Rebenst. II, 19*. 
Während Cordatus nur Luthers eigene Erzählung des obigen Vorganges, wie er 
sie aus dessen Munde gehört hat, wiedergiebt, deren erste Sätze als Begrüssungs- 
worte (auch an ein Einladungsschpyeiben könnte man denken) aufzufassen sind, die 
Luther als Wirt an einen hohen ankommenden Taufpathen und Gast richtet, haben 
die späteren lat. Aufz. seine Worte, die damals, als sie im Kreise seiner Tisch- 
genossen gesprochen wurden, keiner Erklärung bedurften, bereits mit einer Art von 

ommentar versehen. 


1236. 


Ich hab yhn Paulum lassen nennen, den der H.!) Paulus 
hatt mir manchen guten spruch vnd argument gegeben, das 
ich im?) auch ein szon zu ehren alszo habe heissen wollen?), 
Deus det illi gratiam. Ich wil meine kinder verschicken, Wel- 
cher ein kriger sein wil, den wil ich H. Loszer*) zuschicken, 
Welcher studiren wil, den sol D. Jonas vnd Philippus haben, 
qui vult laborare, den wil ich zu einem paurn fertigen.) 


1) = Heilige. 2) = Ihm. 3) Die lat. Aufz. „dass ich ihm wol noch 
einen also heissen wolte*, oder „ut merito filium adhuc alterum suo nomine 
vocarem“. 4) Vgl. n.1235 Note 1. 5) Die lat. Tischr., die von den Worten 
„Deus det illi etc.“ an mit dem Obigen fast wörtlich bis auf geringe formelle Ab- 
weichungen übereinstimmen, verbinden n. 1236 mit n. 1235 durch folgenden er- 
klärenden Zusatz: ,Deinde (schliesst sich an die unter Note 7 zu n. 1235 er- 
wühnten Worte: Baptizatus est autem infans in arce ex per) compatres suos 
habuit convivas et ego (sc. Antonius Lauterbach. Vgl. Seidemann zu 
Lauterbaehs Tagebuch Vorrede p. VII) mensae servivi. Amicissime con- 
fabulati sunt et inter alia haec quoque dixit D. M. Lutherus: Ich habe 
meinen son lassen Paulum heissen ff. Vgl. auch Köstlin II, 491. 








929 


1237. 


Rex Galliae et Angliae a Papa [457] defecerunt, et Caesar 
ei rursus pedes osculatus est!), qui voluntatem Caesaris bene intelligit, 
Den wen ihm der keyser die fusze kusset, mus der Bapst 
den keyser wider yhn arsz lecken?), Sunt autem illi duo Reges 
Lutherani in aecipiendo, non dando, Sua quaerunt, non quae 
sunt Dei.?) 


1) Die spät. Tischr. „Hans Löser attulit nova, Caesarem iam denuo papae 
pedes oseulatum et concilium ab eo exigere, Regem Galliae et Angliae a papa 
defecisse. "Tum respondit Doctor“. 2) Die lat. und deutsch. Aufz. mit folg. Zu- 
satze: „wenn es tzu einem national concilio kompt, tunc actum est de Germania, 
orietur enim schisma". 3) Vgl. Bindseil colloq. II, 323, Erl. A. 61,369, Förstem. 
u. B. IV, 213 (Ende d. S.), ferner Köstlin IT, 291. Da Carl V. im Dec. 1532 mit 
Clemens VII. in Bologna zusammenkam, um liber ein Concil mit diesem zu ver- 
handeln, bei welcher Gelegenheit er ihm zu Aerger der Protestanten die Füsse ge- 
küsst hatte, so ist anzunehmen, dass Luthers Obiges (vgl. das n. 1235 im Texte 
angegebene Datum) im Anfange d. J. 1533 gesprochen hat. 


1238, 


Nata Lege nascitur fraus Legis, quemadmodum servus qui- 
dam fecit compulsus a Domino suo semper Buceas!) implere aqua, 
quam rediens e Cella vinaria evomeret, in signum?), se vinum non 
bibisae, qui Cyathum?) aquae in Cella habens vinum bibit et bueeas 
rursum aqua implevit, testifieans, se ad hane fraudem compulsum a 
Domino venisse.*) | 

1) = Die Backen. 2) = Zum Zeichen, dass. 3) = xta&og — Becher. 
Vgl n.56 Note3. 4) Die spät. lat. Aufzeich. erzählen in weitlüuftiger Fassun 


dem Inhalte nach dasselbe, weichen aber in der Form günzlich ab. Vgl. 
Bindseil colloq. I, 425, Rebenst. I, 227 *. 


1239. 


Kovent ist in meinem kelder!) das sterckste getranck?), 
Cum enim multi eum bibant, noch?) vberweret ein thunnen ko- 
vent drey vasz bier.t) 


1) Die lat. Tischr. keller. Cordatus Lesart ist ebenfalls richtig. Mittelh. 
die Kelter = Weinpresse, Weinkelter, auch der Kelter z. B. Klopstock 
VII, 227, Weigand I, 919. In Anlehnung an den vorigen Abs., wo von einem 
Weinkeller und von Wein die Rede ist, sagt Luther scherzweise „In meiner 
Weinkelter, unter meinen Weinvorräten, ist Kovent d. h. Dünnbier das 
stärkste Getränk. 2) Das Getranke— Getrünk. 3) = gleichwohl. 4) Sinn: 
„Denn wenn auch viele davon trinken, so reicht doch eine Tonne 
Dünnbier länger als drei Fass gutes Bier. Bindseil I, 425 abweichend 
„Respondit Martinus Lutherus (diese Worte haben gar keine Beziehung): Ist war- 
lich war, der kofent ist in meynem keller das sterkeste getrencke, plures sunt ad 
ilum potum destinati, noch vberweret eine tonne kofent viel fass bier“. Aehnlich 
auch Rebenstock 1, 229^, bei dem jedoch der letzte Satz unverständlich ist. Ueber 
Koventbier vgl. n. 954 nebst Noten. 


1240. 

Cum semel dicerem!) omnes Italos mirari, quomodo [458] 
Germani tam longaevi possent vivere in tanta ebrietate?) 
mihi? quidem hanc caussam esset), quod alter alterum ob- 
ligans ad aequalem potum semper diceret, Das gesegnet dir 


e 


330 


Gott*), Sed Deus est, qui solus non irridetur, lieet tot sint, 
qui eum rideant. 


1) sc. Cordatus. 2) sc. Lutherus respondit. 3) Lies sibi. 4) dass 
für ihn der Grund das sei ff. 5) Nach dem heutigen Gebrauche würde das etws 
heissen: „dass, wenn der eine dem andern ein bestimmtes Quantum vortrinkt 
(vorkommt), er immer dabei sagt prosit“! 


1241. 


Papistae, quod parens amplius non!) singulariter appellaret 
filium faetum Sacerdotem?), ex hoc dieto probaverunt Davidis?) 
Dixit Dominus Domino meo, Simile dieitur de quadam matre*), quae 
die Gregorij») iussit ad scholas portare filiolum et dixit, Hie*) 
wird es mich szo hart ankomen, das ich mein Hensichen 
Ihr musz heiszen.) Non minor fuit sapientia, quam illa pro- 
batio habet.9) 


I) Wohl besser zu stellen non amplius. 2) — Dass eine Mutter 
ihren Sohn, wenn er Priester geworden, nicht mehr mit seinem 
Eigennamen (Vor- und Familiennamen) nennen dürfe, das haben die Ps- 
pisten mit diesem Spruche Davids zu beweisen gesucht ff. 3) Psalm 
110,1. 4) = Etwas Aehnliches wird von ciner gewissen Mutter er- 
zählt ff. 5) Den 12. März. Das Gregoriusfest ist ein im Mittelalter verbrei- 
tetes Sehulfest, an dem die Schtller einen der Ihrigen zum Bischof und zwei 
andere als Kleriker hinzuwählten. Alle drei wurden in geistlicher Tracht und unter 
dem Geläute der Glocken zur Kirche geführt, wo sich der Knabenbischof und seine 
Assistenten in possenhafter Feierlichkeit an den Stufen des Altars auf Sesseln 
niederliessen. Ein wirklicher Geistlicher hielt dann die Festrede, darauf begann 
der Gregoriusgesang. Nach einer Schlussrede, die der Knabenbischof hielt, trat 
man den Rückweg an, auf welchem die Knaben mit Brezeln beschenkt wurden. 
Der zweite Akt des Festes bestand dann darin, dass die in die Schule neu 
eintretenden Knaben in ihren Häusern der Reihe nach aufgesucht, 
als Gregorianer in eine Art Chorhemd gekleidet und in Procession 
zur Schule gebracht wurden. Vgl. das Nähere tiber das Gregoriusfest bei 
Herzog, Real-Encyklop. V,S.365, Gótzinger, Reallex. d. deutsch. Altert. S.251. 
6) d.h. in der Schule. 7) Sinn: Darum bringe ich mein Söhnchen am 

regoriustage nicht persónlich zur Schule, sondern lasse es (in 
Procession) hinbringen, weil ich es dort „Ihr“ nennen müsste, was mir 
zu schwer fallen würde. $) Constr. sapientia, quam illa probatio habet, 
non minor est (quam sapientia matris) — die Weisheit, welche in 
jener Beweisflihrung liegt, ist ebenso gross wie diejenige, welche 
diese Mutter zeigte. Luther meint also: das Eine ist ebenso lächerlich 
wie das Andere. . 


1242. 


Melaneholia nihil aliud est in seriptura quam tristicia incar- 
nata et stimuli Diaboli, quibus hine inde!) vexamur, Ideo diligentissime 
prohibentur?) in seriptura, Hae caussa dicit?), Crede in me 59 
Jacta euram tuam super Dominum, Bisz*) du nicht trawrig, Mie 
lasz fur dich sorgen, Vtere me et creatura mea et laetaberis ete.5) 

1) Vgl. n. 1075. Note 1. 2) sc. stimuli Diaboli. 3) sc. deus. 4) = Sei 


du nicht ff. Vgl. n. 1081. Note3. 5) Vgl. in Bezug auf den Inhalt n. 1129, 1067, 
570, 563 sq., 467. Bindseil colloq. I, 216, Reb. I, 1125. 


1243. 


Infoelieissimi sunt Astronomi, qui sibi ex astris eruces impo- 
nunt, quas non imponit Deus, Ideo semper affliguntur, velut cum 











331 


dieunt, homines natos in Libra post mediam noctem fieri infor- 
tunatos.!) 

1) Bindseil II, 151 abweichend „Philippus Melanthon dixit, Homines in ascen- 
dente libra natos post mediam noctem esse infoelices. Respondit D. Lutherus: O 
infoelicissimi sunt Astrologi, qui sibi crucem et afflictiones non a Deo, scd ex astris 
somniant. Ideo nullam possunt habere patientiam.“ Fast ebenso Rebenst. II, 117v, 
Erl. A. 62,321, Fürstem. u. B. IV, 577. 


1944. . 


Seientia est ipsa cognitio, Ars autem praetica est, Heist 
fac hoe et vives.!) 
1) Luc. 10, 28. Vgl. Goethe „Grün ist d. Lebens goldner Baum“. 


Vgl. Bindseil I, 425, Rebenst. 1,229», die an das Obige einige sehr derbe 
Sätze anknüpfen. 


1245. 


Cum praelego, schlahe ich das Creutz fur mich vnd 
deneke, es sey Philippus, D. Jonas, Pomer, noch kein 
weyszer!) im Leetori?, vnd lasz mich duncken, es sey kein 
kluger auff der Catheder denn ich.) 

1) — Es sei nicht Philippus, D. Jonas, Pomer, auch nicht irgend ein 
Weiserer ff. 2) — Im Hórsale. Das Wort lectore — so würde der Nomi- 
nativ dieses, wie es scheint, neugebildeten Wortes heissen müssen, fehlt bei 
Du Cange. Doch ist vielleicht lectorio zu lesen. 3) Dagegen heisst es bei 
Bindseil (bei Rebenst. fehlt der Abs.) IIT, 108 abweichend „D. Caspar dixit ad Phi- 
lippum, se aegre ferre illius praesentiam in sua lectione. Tunc dixit Martinus 
Lutherus: Neque ego eum libenter habeo in meis lectionibus, aper ich schlage das 
Creutz vor mich vnnd dencke, Philippus, D. Jonas, Pommer sindt nicht drinnen, 
vnnd lass mich duncken, dass kein kluger auff der Cathedra stehe dann ich (die 
deutsch. Tischr. dass kein Klüger auf der Kanzel stehe als ich). Vgl. auch Erl. A. 
59,276, Förstem. u. B. II, 137. 


1246. 


Fatale est, omnes pastores in Loehaw fieri Sehwermeros [460], 
Michel Stiffel!), vir pius, tamen in hane persuasionem venit, se 
angelum esse septimum, qui divina sua revelatione praeveniat?) diem 
extremum, Er habe die posaune septimi angeli, certus, quando 
sit ille dies venturus, Ideo suppellectilem suam gratis a se donat homi- 
nibus, quod ultra sibi non sit necessaria.?) 

1) Vgl. über den Pfarrer Michael Stiefel in Lochau und seine eschatologischen 
Berechnungen n. 473 nebst Noten. 2) Die lat. Aufz. praecedat. 3) Die spät. 
Tischr. „suos libros et suppellectilem alijs largitur, quasi non amplius necessariam" 
oder „gibt andern seine Bücher und Hausgeräthe, als wiirde ers nicht mehr be- 
dürfen.“ Vgl. Bindseil colloq. 1,89, Rebenst. I,50b, Erl. A. 62,22, Förstem. u. B. 
IV,299 (Ende d. S). 


1247. 

Martinus signifieat militem, Philippus equitem, Eli- 
zabet requiem, Magdalena turrim, Petrus ist ein wunder- 
lieher name.!) 

1) Nur bei Bindseil IT, 137, der aber entschieden falsch giebt , Martinus signi- 


fieat quietem(I)*. Das Obige ist, ohne dass ein Zusammenhang ersichtlich wäre, 
bei Bindseil mit dem verbunden, was Cordatus n. 684 hat, 


332 


1248. 


Etiamsi mihi hae hora moriendum esset, nihil aliud commen- 
darem amicis meis, nisi ut diligentissime post mortem meam verbum 
Dei traetarent, Primum enim cum regnum Dei sit quaerendum, non 
est eura habenda nobis morientibus de uxoribus nostris et liberis, 
Istud eontinget, quod sequitur [461], Omnia adijeientur vobis!) 
Si enim nos agnoscit ministros suos, non deseret nos Deus, Si nos non 
deseretí, quomodo oblivio eum capiet nostrorum.) Sumus autem mi- 
nistri eius, quia Baptismum eius?) Euangelium, Saeramenta, Parentum 
et Magistratus obellientiam 4 praedicamus, et omnia, quae sunt ex 
verbo et institutione eius, sola commendamus, Esto peecatores simus 
et nostro ministerio non satisfaciamus, Doch wissen wir Remis- 
sionem peccatorum daruber zn decken‘) 


1) Matth. 6,33 „Quaerite ergo primum regnum Dei et iustitiam eius; et haec 
omnia adjicientur vobis. 2) sc. uxorum et liberorum. 3) Vielleicht Wieder- 
holung des vorhergehenden eius. 4) — Gehorsam gegen Eltern und Obrigkeit. 
5) Vgl. Bindseil colloq. III, 164, Rebenst. II, 215, wo sich das Obige in der Form 
erheblich abweichend und weniger vollständig und mit folgendem 
Eingange findet: ,Die 9. Februarij D. M. Lutherus in funere D. (Rebenst. Anno 
1532. 9. Februarij in funere Canonici doctoris) Torgau in templo vertigine correptus 
est, ita ut vix in domum D. Jonae veniret, sed cum ad se redijsset, dixit: Nolite 
tristari, etiamsi ita extinguerer. Hoc commendo vobis, ut post me diligenter ver- 
bum Dei ete." Die bei Rebenst. angegebene Jahreszahl 1532 wird von Köstlin 
II, 660 (zu S.271) angezweifelt. Es wird sehr wahrscheinlich d. Jahr 
1533 zu setzen sein, denn Cordatus n.1235 war als Datum des Gesprüches 
der 25. Januar 1533 angegeben, und es lässt sich aus vielem schliessen, dass 
die von Cordatus gesammelten colloquia im Grossen und Ganzen in der Reihenfolge 
niedergeschrieben sind, wie sie zeitlich statt fanden. Vgl. n. 748 Note 4 und die 
Bemerkungen zu n. 1262 und 1263. 


1249. 


Ist das nicht ein tropff!), dem?) ein hauszzuWittem- 
berg gekaufft hatt vmb 30 floren vnd wils vmb 400 ver- 
kauffen? An non plus satis esset 150 vendere?)? Wir mussen 
excommunicationem wider anrichten ete.*) 


1) — ein einfältiger, armseliger Mensch. Weigand II,934. 2) Lies der. 
3) = Würde es nicht mehr als genug sein es für 150 zu verkaufen ? 4) Weit- 
läuftig und abweichend Bindseil 1,29 „Civis quidam Witebergensis, Ein 
alter gesel, dominum emit 30 florenis, quam cum diu possedisset, nec quicquam 
in ea aedificasset, 400 florenis eam vendere voluit, aestimans se quatuor 
vaporaria elocare et quotannis 20 florenos accipere. Respondit Martinus Lutherus: 
Wiel der tropff faule balekenn gelegenen güttern gleich achtenn? Si ita per- 
severaverit contumaciter, excommunicetur a Christianismo, vnnd gedencke nur nicht, 
das er im hiemel gehore, plus satis esset, si 150 florenis venderet. Et 
si deinde emptori alicui vendere voluerit, excommunicabo eum. Man mus ex- 
communicationem widerumb auffrichten“ Mit einigen Abweich. ebenso 
Rebenst. I, 16^. Auch die deutschen 'lischr. erläutern das Obige mit einer Art 
von Commentar. Vgl. Erl. A. 59, 158, Fürstem. u. B. II, 349, auch Cord. n. 264, 265. 


1250. 

Cum ad fictam ràcia?!) suam, quam prophetia?) dicebat. 
respondissem Stiffelo et argumenta arguissem?) seu potius opinio- 
nem eius [462] de septimo Angelo, quem se esse volebat, et sub- 
scripsissem me literis meis ,Martinus Lutherus D‘“, 





333 


faeiebat mihi ex uniea litera „D:“ Dele, Delere enim*) me vis, adeo 
propieium habeo Sathanam.’) 


1) Aufgelöst ratiocinationem = Berechnung. 2)Lies prophetiam. 
Gemeint ist wonl das von Stiefel 1532 herausgegebene Buch Apocalypis in 
Apocalypsin, an welches sich anschloss: Sermon vom Ende der Welt. 
Vgl Fortgesetzte Samml. v. alten u. neuen theol Sachen 1732 8.692. 3) Hier im 
Sinne von redarguissem. 4) sc. inquit. Stifelius. Die Worte von Delere 
— Sathanam also als Aeusserung Stiefels zu betrachten. 5) Vgl. Köstlin II, 332, 
wo Luther in Bezug auf seine Verhandlungen mit Stiefel über dessen Prophe- 
zeiungen bei einer späteren Gelegenheit sagt „es hat mir mein Lebtag kein Wider- 
sacher so böse Worte geben als er“. Ueber Luther und Stiefel Köstlin IT, 331, 332 
und II, 666, wo die Litt. angegeben ist, ferner Cord. n. 1240, 473. 


1251. 


Miro modo eontigit, Saeramentum Christi sub una specie 
ordinari), Et ego numquam legi, ubi, a qua persona, vel qua occa- 
sione fuerit instituta? In Concilio quidem Constantiensi primum 
editi sunt Canones, sed in illis nullam rem maiore laude evehunt?) 
quam die lobláche gewonheit.4) 

1) Bindseil III, 24, 25: „Mirum est, quomodo Sathan unam speciem ordina- 
verit". 2) sc. una species sacramenti. 3) Bindseil u. Rebenst. II, 1335: „ubi nihil 


loriantur“. 4) Abweichend auch im Einzelnen die deutsch. Tischr. Erl. A. 59, 88, 
Örstem. u. B. II, 296. 


1252. 


Magistratus et Juristas oportet austeros esse et necessario 
peeeare, quia, quum sint personae publieae, plus aut minus offieium 
suum administrant quam debent!), et id eis contingit, quod optimis 
artifieibus?), qui eum artem habeant operandi?) inepta tamen [469] 
habent instrumenta, eum quibus ars ipsorum versatur), velut faber 
ferrarius®), der ein sehartens*) beyl hat, omnem vel multam 
saltem operam artis suae perdit, Ita etiam ipse Magistratus sit bonus 
et a Deo institutus"), Privati autem, quibuseum res est Magistratui, 
sunt pravi, multa mala facit) Non secus fit praedieatoribus?), si quid 
a Verbo aberraverint vel ad affectus suos coneesserint!?), traeti!!) illa 
maxima malieia et mgitite!?) plebis.!3) 


1) Sinn: „Weil sie als personae publicae ihres Amtes entweder zu streng 
oder zu nachsichtig walten“.  2)sc. contingit. id auf minus z. bez. 3) —= Wie- 
wohl sie praktische Kunstfertigkeit besitzen. 4) Sinn: „Mit denen (in Verbind. 
mit denen) sie ihre Kunst ausüben“ 5) Der Zusammenhang erfordert vielmehr 
die Lesart faber tignarius = Zimmermann. 6) Die Lesart setzt ein Adj. 
scharten voraus, was auf das Mittelh. schart = schartig hinweist. Vgl. Müller 
I.2 8.156. Das Adj. schartig lässt sich erst im 17 Jahrh. nachweisen. Vgl. 
Weigand IT, 551. 7) Wahrscheinlich fiel cum vor sit aus. 8) Der Sinn: Ebenso 
thut aber auch die Obrigkeit, wenn sie gleich tüchtig und von Gott eingesetzt ist, die 
Privaten aber, mit denen sie zu schaffen hat, unbotmüssig sind, manches Unrecht. 
Die Worte multa mala erläutern plus Zeile 2. 9) Sinn: In Bezug auf diesen Fall 
(plus offic. admin. q. debent) sind die Prediger mit der Obrigkeit in gleicher Lage. 
im Wenn sie ohne auf Gottes Wort zu achten, ihrer innern Erregung nachgegeben 
haben. 11) — Fortgerissen. 12) In dem Compendium wird ingratitudine 
stecken. 13) Hierauf scheint sich B. I, 302, R.1, 147^, Erl. A. 61,311, F. u. B. 
IV,162 zu beziehen, wo sich in Bezug auf den Eingang einige ähnliche 
Gedanken finden. 


334 


1253. 


Intollerabilis est papatus, quia non tantum sibi arrogat Papa, 
quod eaput sit ülis!) Ecclesiae (quod ut eum?) ei concedi potuisset), 
sed super hoc arrogavit sibi auctoritatem super verbum Dei, quod tamen 
non praedieavit neque unquam praedieabit, Das ist nieht zu ley- 
den, et haee auetoritas eius adeo fortiter haeret in eordibus adversa- 
riorum, ut crederent nostrae doctrinae, si esse?) approbata a Papa, 
quod D. G.*) aperte fassus est, Drumb wird [464| er faren zu 
seinem gott, dem er die ehre Hat gegebenn.? 

1) Lies universalis. 2) Fehlerhaft für utcumque — immerhin. 3) Lies 
esset. 4) Dux Georgius. 5) Ganz abweichend und mit vielen, teil- 
weise unpassenden Zusützen (die deutschen Tischreden vindicieren dem 
Papste z. B. Eselsfürze und einen Eselskopf) Bindseil colloq. I, 15, Erl. A. 
59, 131, Fürstem. u. B. II, 328. Das einzelne anzuführen würde zu weitläuftig sein. 
Man müsste sonst den ganzen Text der späteren lateinischen und deutschen Auf- 
zeichnungen zur Vergleichung heranziehen. 


1154. 


Qui iactant auctoritatem Ecclesiae super verbum, similes sunt 
illis, qui dieunt, Ich wolt den szon gern lieb haben, aber die 
mutter mus ich ehe zu tod sehlahen, Tribuunt enim plus 
genitae Ecclesiae quam gignenti Verbo, Sed deo gratia, quod 
Haeretici non sumus, sed tantum Schismatieci, et hoc ipso- 
rum eulpa.!) 


1) Formell im Einzelnen abweichend, sonst ähnlich Bindseil colloq. I, 15, 
Erl. A. 59,132, Fürstem. u. B. 11,329. ' 


1255. 


Lieber Gott, wie wird Adam Cain szo lieb gehabt 
haben!), primum scilicet natum sibi filium?), et ille in gratiam patris 
homicida factus est?), Pfu dich Molan.) 


1) Die spät. Tischr. leiten den Abs. mit folg. Zusatze ein: „Cum Martino 
Luthero attulissent infantem suum, osculans eum dicebat: lieber gott, wie lieb ff." 
oder: Da Doct. Martin sein kleines Söhnlein bracht ward, küsset und herzet ers 
und sprach ff" 2) Die spät. Aufz. unrichtig „den erstgeborenen Menschen" oder 
»primum hominem natum". 3) Die spät. Aufz. dagegen „et ille factus est par- 
ricida fratris" oder „welcher darnach ein Brudermürder ist worden“. Nach 
Cord. Lesart ist der Sinn: „Und zum Dank für den Vater ist-dieser ein 
Mörder gew.^ 4) Abweichend Bindseil I, 255, Rebenst. I, 136*, Erl. A. 57,261, 
Fürstem. u. B. I, 201. 


1256. 


Nulla est tam fortis Civitas, quae expugnari non possit, Si 
modo tanta ad eam via patet, qua ein Esel gold mag [465] hin 
zu tragen!), zo ists gewunnen, Proditio superat omnes Civi- 
tates, quam artem maxime novit G allus.?) 


1) Diese Aeusserung wird übrigens dem König Philipp von Mace- 
donien zugeschrieben. Wenigstens heisst es bei Cicero epist. ad Attic. I, 16, 
12: „— — sed quibus Philippus omnia castella expugnari posse dice- 
at, in quae modo asellus onustus auro posset ascendere. Vgl. auch 
Erl. A. 59, 16, Förstem. u. B. 11,241, wo Luther sagt: „Ein Esel mit Golde be- 
laden vermag alles, wie der Heide Cornelius Tacitus von Deutschen 
schreibt: Wir haben sie gelehrt Geld nehmen. Vgl. Tacit. Germanis 15: 








935 


„am et pecuniam accipere docuimus. 2) Luther meint Franz I. von 
Frankreich. Abweichend Bindseil II, 190, 191: „Loquens de munitis civitatibus inter 
omnes palmam tribuit Brunsvigae, eamque fere inexpugnabilem dixit, Doch es 
ist nichtes so feste, so nur ein Esel mit golde kan dartzu kommen vnnd einen 
ver haben, so ist es tzu gewinnen, notavit proditionem. Nam ferunt Regem 
Galise tantum pecuniae proditioni impendere quam stipendijs militum et multa 
roditione effücit. Vgl. auch Rebenst. II, 189^, Erl. A. 62, 169, Förstemann u. 
inds, IV, 437. 


1257. 


Diligendus est, qui sua humana facetia !) letificare potest Melan- 
edieos?), In qua arte excellit Christoff Grosz?), homo admodum 
facetus. *) 

1l) = Mit dem ihm eigenen Witze. Facetia für facetiae Vgl. 
Du Cange II,377. Doch kommt das Wort im Sing. auch schon bei den Alten vor. Vgl. 
Apulejus orat de mag. p. 310, Plautus Stichus 5, 4,47. 2) Vgl. n.5;70 Notel1. 3) Nach 
Seckendorf index I praefectus aulae Electoralis, also kursüchsischer 
Hofmarschall, einer der Visitatoren im Kurstaate 1533. 4) Hierauf bezieht sich 
das, was Bindseil I, 424 weitlüuftig und abweichend so giebt: W— — Ideo Christo- 
phorus de Gross homo facetus, cuius conversatio placida fuit inter amicos, er kan 
alerley melancholicos frolich machen urbanitate facetissima, Est enim eloquens, 
facetus et expertus, hat den Bapst drei Jahre getragen, fuit Hierosolymis, linguas 
omnes mutare potuit etc. Vgl. ferner Rebenst. I, 227*, 227*. Bindseil II, 324 wird 
Christoph Gross ein ,homo prudentissimus et facundus^ genannt. Auch Bindseil 
1,428, 372 wird er erwähnt. 


1258. 


Instituit semel Papa!) Franciscanos reformare, qui afferentes 
80,000 floren dono ei dederunt?), Quos cum vidisset, fertur dixisse, 
Quis potest pugnare contra tot armatos? Gelt macht schelck.’) 

1) Die deutschen Tischr. „Papst Leo“. 2) Die deutsch. Tischr. „ward von 
den Barfüssermünchen bestochen mit 80,000 Dukaten, dass er sie nicht wollte 
reformieren“. 3) Bindseil III, 228: „Papa semel corruptus a Franciscanis, ne illos 
reformaret, $0,000 ducatis. Allata pecunia in mensam dixerat: Quis potest pugnare 
Dur tot armatos? geldt macht schelcke. Vgl. auch Erl. A. 60, 188, Förstem. u. 
. III, 181. 


1259. 

Fides nunquam deficit: Si enim cessat in Petro, regnare in- 
eipit in Latrone ), Heresiarcham?) nunquam ullum vidi conver- 
sum, Alimentum fidei sunt fideles historiae?), Extra Christum nihil est 
quam eollum laqueis constringi, id est Lex super Legem, quae 
vineunt conscientiam. 


1) Vgl. Luc. 22,31 ff., 23, 40 ff. 2) — Niemals aber habe ich irgend einen 
Ketzerfürsten bekehrt gesehen. 3) — Geschichten, die den Glauben betreffen. 


1260. 
Qui contra verbum Dei et conscientiam suam [466] loquitur 
(ut D. G.1)), is satis se ipsum eonfundit. Tales non sunt maledicendi, 
alioqui nimis maledieti.2) 


se ipsum confundit, quia contra suam conscientiam et verbum Dei loquitur 
et proprijs blasphemijs confunditur. — — — Si illi maledicere vellem, so 





336 


woltte ich ihme das halbe theil nit fluchen, das er vor gott vnnd der welt beret (?) 
hat, gott helffe ihm“. Vgl. Rebenst.I, 156^ und mit dem letzten Satze von Si 
illi an Cord. n.371. Vgl. ausserdem liber Herzog Georg Cord. n. 464, 532, 640, 
641, 651, 754, 772, 794, 890, 937, 939, 1006, 1014, 1196, 1225 ff. 


1261. 


Prophetae haben sehwinde!) wortt, quo?) omnes pathos?) 
superant Demosthenis et Cieeronis, Quanta enim vehementia 
loquuntur contra Tyrum ?*) Civitatem invietissimam! 


1) — Mittelh. swinde = stark, gewaltig, unser jetziges gesch winde 
— schnell Weigand Il, 671. 2) Man erwartet quibus. Doch steht quo im 
Sinne von qua re. 3) za9oc hier in rhetorischer Bedeutung „affektvolle 
Ausdrucksweise oder Darstellung“. 4) Vgl. Ezech. 26,2, 27,2, Esaias 
23, 1 ff. 


1262. 
Ad Theologos prope!) dietum est, Vivo ego, et vos vivetis?), 
Offielum enim ipsorum est semper agere cum infirmis, quos omnes 
fugiunt, Ergo etiam mortui vivemus.?) 


1) Lies proprie — vorzugsweise. 2) Joh. 14,19. "Vgl. n. 413, 440. 
3) Hiermit ist zu vgl. wenn es bei Rebenst. II, 22» abweichend und weit- 
lüuftig heisst: ,12 Februarij D. M. L. mira infirmitate vexatus est, quod frons 
illius fere mortua esset, facies morienti simillima, sed Dei gratia et intercessione 
piorum Deus celeriter eum pristinae sanitati restituit, vesperi cum multi egregij 
viri visitandi gratia advenissent, dixit. Assidete tamen, cur aegrotos in tan- 
tum fugitis? Nos Theologi aegrotos et morientes visitare, imo 
morti sese opponere cogimur, et tamen Deus nos defendit, qui dieit. 
Vivo ego et vos vivetis. Si Deus vivit, nos mortui vivemus.“ Da 
Regen bietet die Hall. Handschr. bei Bindseil III, 165 „Anno 38, $ Februarij 
. M. Lutherus mira infirmitate vexatus est, quod frons illius fere esset mortua, 
morienti simillima. Sed Dei gratia et intercessione piorum Deus eum celeriter 
pristinae sanitati restituit. Vesperi autem, cum multi egregij viri advenissent, dixit 
„setzet euch doch ertzu, wie scheuet ihr euch vor dem krancken. mussen 
doch wir Theologi altzeitt bei den krancken vnnd sterbenden sein 
vnnd mussen wider den Todt sturmen, et tamen Deus nos defendit, 
qui dicit: Vivo ego, et vos vivetis. Si Deus vivit, nos mortui 
vivemus.“ 


1263. 


Ego duplieiter mortem meritus sum, Coram Deo ut peecator 
et coram Sathana ut sanetus, Das ist mir nicht leid, qui 
defendi adversus eum veritatem.!) 


1) Abweichend und weitläuftig Rebenst. ]1,22* „Nam ego mortem 
dupliciter meritus sum, Deo propter peccata mea, de quibus maxime doleo, Satanae 
ut sanctus propter veritatem et iustitiam, hoc pro nihilo habebo, sed hilarem assu- 
mam animum, quia meus Christus fortior Satana est.“ Ganz ähnlich auch Bind- 
seil III, 165. Die lat. spät. Aufzeich. verbinden n. 1263 mit n. 1262 durch folgenden 
Zusatz ,wan das war ist (schliesst sich an die in den Noten zu n.1262 mitgeteilten 
Worte „Si Deus vivit, nos mortui vivemus* an), so es ist ein gross lugen Epicu- 
reis. lieber lass mich sterben, dass der Teuffel tzufrieden werde. Num ego du- 
pliciter meritus sum etc.“ oder „Si hoc verum est, tunc Epicureismus nihil 
aliud est quam ingens mendatium, sinite me mori, ut Diabolus quiescat, nam ego 
mortem dupliciter meritus sum etc.“ Dann heisst es bei Bindseil und 
Rebenst. nach fortior Satana est weiter ,den teuffel kan ich mit einem fortz 
veriagen", (Rebenst. Satanam enim cum pedore abigere possum), Deum autem ful- 
mine non possum fugare. Ideo malo Sathanam inimicum quam Deum." Hierauf 
folgt in den lat. Aufzeich. das was Cordatus n. 1282 bringt. Was denn 














:897 


das Datum bei Bindseil (vgl. n. 1262 Note 3) betrifft, der als Zeitpunkt der colloq. 
n. 1262 u. 1263 den 8. Febr. 1538 nennt, so ist diese Jahreszahl falsch. Einmal 
weil Cordatus, der seine Aufzeichnungen mit 1537 schliesst, im Jahre 1538 keine 
Tischgespräche mehr aufgezeichnet hat, so dass sich, wenn das Datum der Hall. 
Hdschr. richtig wäre, die colloq. 1262 u. 1263 in Cord. Tischredensammlung unmög- 
lich finden könnten, zweitens weil nach Farrago literarum, cod. chart, Gothanus 
42 und Valentinus Bavarus (der Naumburger Val. Baier) ,Rhapsodiae et 
dieta quaedam ex ore D. M. Lutheri", wie Köstlin IT, 661 (zu S. 216 mitteilt, 
Luther das Obige 1533 gesprochen hat. Was ferner den Tag des colloq. 
betrifft, so scheint, wenn man sich erinnert, dass n. 1248 bereits auf den 9. Febr. 
1533 fällt, Rebenst. Angabe, die den 12. Febr. (ohne Hinzufügung einer Jahreszahl) 
bezeichnet, die richtigere zu sein. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass 
die colloquia von n. 1235—1282 in der Zeit vom 28. Jan. 1533 bis zum 
12. Febr. 1533 statt gefunden haben. Die deutsch. Tischr. stimmen Erl. A. 
61, 441, Förstem. u. B. IV, 276 in Bezug auf n. 1263 mehr mit Cord. überein. 
Schliesslich sei noch bemerkt, dass sich weder aus n. 1248 noch n. 1262 u. 
1263, wie sie in der ältesten Fassung des Cordatus vorliegen, irgend 
ein Schluss auf Krankheitszufälle, die Luther zu erleiden hatte, 
machen lässt. Wohl aber ist n. 1276, 1282, 1300 ff. von solchen die Rede. 


1264. 


Mirum est, verbum vocale adeo contemnj a Sectarijs, eum 
Christus etiam post resurrectionem suam visus fuisset apostolis suis 
merum spectrum, si non consolatus eos fuisset suis verbis [467], Es 
ist dem teuffel allein darumb zu thun, das er vns die schwerd 
abgurte, sed scriptura aliud dicit!), Aceingere?) super femur tuum 
potentissime, Zeuchs aus, schlahe vmb dich.?) 

. ceinger io t r femur tuum potentissime (Vulg.)". 
2) Luther übersetzt * Ale dein Fert an dofae Seite, du Held." » 3 Die LAN 
Aufz. abweichend, Bindseil nicht verständlich. Die Lesart der hall. Hdschr. „cum 
Christus etiam personaliter Apostolis apparens sine verbo, visus est eis spectrum 


sed locutus consolationem attulit eis“ scheint fehlerhaft zu sein. Vgl. Bindseil 
colloq. I, 39, Rebenst. I, 22*, Fürstem. u. B. I,21, Erl. A. 57, 26. 


1265. 


Sehweinsfeld!) eum diu mecum dispntasset?), tandem dicebat, 
Er Doctor, Ihr must die wort „Hoc est eorpus meum", aus den 
augen thun, den?) eoncordabimus, Sie papam fecisse a prineipio cer- 
tum est, antequam sibi arrogaret solam potentiam super expositionem 
verbi, Alszo Hatt er Christum gecreutzigt, Tantum observemus 
verbum, szo wollen wir sie?) widerumb ereutzigen.5) 

}) Ein anderer Spottname für den bekannten schlesischen Adeligen und An- 
hinger der Reformation Caspar von Schwenkfeld von Ossig, Ratgeber des 
Herzogs Friedrich II. von Liegnitz und Brieg, der 1525 mit seiner der luth. entgegen- 
stehenden mystischen Abendmahlslehre hervortrat. 2) Schwenkfeld war am 1. Dec. 
1525 in Wittenberg und verhandelte mit Luther über seine Abendmahlslehre. Vgl. 
Köstlin II, 82. Näheres tiber Schwenkfeld bei Schneider in dem Programm der 
Künigl. Realschule zu Berlin. 1860. 3) = dann. Mittelh. danne und denne, ge- 
kürzt dan und den. Weigand 1,345. 4) — die Papisten. 5) Erheblich ab- 
neichend Binds. colloq. I, 39, Rebenst. I, 22* (Ende d. S.), Förstem. u. B. I, 22, Erl. 

. 51,26. 


1266. 


Omnis malieia nune simul eoniuneta est auff ein hauffen, 
quod videtur in mutuo, quod multi per Euangelium illecti libenter 


22 








888 


darent, sed non est, qua!) reddat, Es ist im?) leihen gleich wie 
gefunden, Multum deceptus sum ab istiusmodi nebulonibus, 
Es heist leihen?) vnd widergeben.*) 

1) Lies qui. 2) — ihm. 3) Sirach 29,2. 4) Die spät. Tischr. abweichend 
und sehr weitschweifig. Besonders werden in ihnen die Worte multum — 


nebulonibus commentiert. Vgl. Bindseil I, 183, Rebenst. I, 99s, Erl. A. 57, 309, 
Förstem. u. B. I, 239. Vgl. mit dem Obigen n. 970—974. 


1267. 


Sub Papa etiam sub specie [468] faceciarum Deum blasphema- 
verunt, et laudati sunt istiusmodi impij, Sieut dieitur de Sacerdote, 
qui pro horis Canonicis semper dixit alphabetum, Et deinde dixit, 
Domine Deus, accipe has literas et compone tibi ex eis horas ca- 
nonieas.!) 

1) Das Obige fand sich bereits, wenn auch in ganz abweichender Form, 
n.552. Es scheint, als wenn Cordatus Luther zweimal sich über die obige Anek- 
dote hat äussern hören. Die letzten Worte von Domine — canonicas finden 


sich fast gleichlautend in den lat. Tischr. Vgl. Binds. colloq. I, 434, Rebenst. 
I, 232*. Uebrigens ist die Fassung von n. 552 der obigen bei weitem vorzuziehen. 


1268. 


Comicia Augustana vere sunt ultima tuba ante iudicium ex- 
tremum et certus iudex, quod tanto clarius redditur verbum Dei, 
uanto magis expugnatur, mox enim nostra Confessio per ipsum 
"Caesarem emissa est ad omnes principes et universitates ), Adver- 
sariorum autem Confutatio?), in quibus tenebris latet? O si prodiret, 
Wie wolten wir vns an den alten zurissen?) peltz machen, sed 
ipsi odiunt lucem!*) 
1) Vgl n. 794, wo es hiess ,et in caussa Religionis multo aliter iudicavit 
(8c. Caesar) quam persuasus fuit a Papistis et Apologiam et Confessionem nostram 
misit in omnes universitates etc‘ 2) Vgl. n. 794 Note 7. 3) = Zerrissenen. 
4) Abweichend und mit vielen Zusätzen die spät. Tischr. Vgl. Bindseil 
colloq. II, 110, Erl. A. 62,82, Förstem. u. B. IV, 354. gl. ferner mit dem ersten 
Satze des obigen Abs. eine Aeusserung Melanthons an Milichius vom 2. März 1537, 
die Janssen, Gesch. d. deutsch. V. III,333 aus Corp. Reform. III, 296 mitteilt: 
Augustana causa, ut metuo, erit classicum belli — — — Pellitur e 
medio sapientia, vi geritur res. (Dieser Hexameter ist übrigens ein 
altklassischer und findet sich z. B. Cic. pro Murena 830, Gellius XX, 20.) 
Vom Reichstage zu Augsb. (1530) ist bei Cordatus oft die Rede. Hierher gehören 
die n. 52, 53, 157, 267, 284, 422, 463, 464, 531, 535, 536, 537, 538, 540, 754, 794, 
800, 1126, 1127 ff. 


1269. 


Christus videtur diei Nazarenus!) ab Ebreo, quod sonat 
eleetum, segregatum, geheiligt, Geweihet nova Corona. 


1) Ueber die Nazareni und ihr Gesetz Num. 6. 


1270. 
Recte [469] respondit Antonius meus !), quem missum?) predicatum 
et eorreetum?) a praefecto*) Misniensis Episcopi®), eum praedi- 
care: non debere, quod non esset ordinatus sacerdos, * **) Respondit 


899 


enim, se initiatum esse saeris?) propter uxorem suam (quae mo- 
nialis®) fuerat), cum quà sum unum corpus?) Digna tali Episeopo 
responsio. 19) 


1) Antonius Lauterbach. Vgl.n. 92 u. 902 nebst Noten, sowie p. 538 
d. Manusc. 2) 1533 nach Leisnig als Diakon. 3) Wohl im Sinne von zurecht- 
setzen. 4) Die deutsch. Tischr. ,.Amtmann*. 5) Johann VII. von Schlei- 
nitz, Bischof von Meissen. 6) Hier ist im Manuscripte augenscheinlich etwas aus- 
gefallen, da das Verbum zu quem missum und correctum fehlt. Vielleicht fehlt 
ein Gedanke wie ,Episcopus accipere noluit*. 1 — Er sei geweiht. 8) Nach 
Seidemann, Vorrede zu Lauterbachs Tagebuch p. VII, hatte Lauterbach noch vor 
seinem Abgange nach Leisnig in Wittenberg eine Nonne, Namens Agnes, ge- 
heiratet. — 9) Vgl. n. 287. 10) Die deutschen Tischr. überliefern Erl. A. 61, 180, 
Fürstem. u. B. IV, 47 dem Inhalte nach Aehnliches und schliessen den Abs. mit den 
Worten: „Solches erzählete M. Lauterbach Doctori Martino Luthero. 
Da sprach der Doktor „Dem Bischoffe ist recht und wohl geantwortet‘, Antonius 
Lauterbach kam Anfangs 1533 nach Leisnig, nach Süchs. Kirchen dalerie V, 
Abt. 6, S. 101, 111 schon 1532, was jedoch nach Seidemann, Vorrede zu Lauter- 
bachs Tageb. p. VII unrichtig ist. Luther kann sehr wohl das Obige, das auf irgend 
eine Weise (nach dem Zusatze der deutschen Tischr. müsste es Lauterbach bei 
einem Besuche in Wittenberg, den er bald nach seinem Abgange von dort wieder 
gemacht hatte, selbst erzählt haben) zu seinen Ohren gekommen war, gegen den 
er. 1533 (vgl. die Noten zu n. 1262 und 1263) im ise seiner Tisehgenossen 

n. 


1271. 


Qui alteri votum dedit coniugij et ducit alteram, haec quidem 
utitur, sed non habet eam.!) 


: 1) Luther meint „so lebt ein solcher freilich mit der andern in vertrautem 
Umgange, aber als Frau besitzt er sie nicht“. 


1272. 


Papa!) irrisor est Dei et hominum, ridet enim Religionem et 
Politiam et omnino honestatem, quod iam egregie praestitit, eum 
filius eius spurius?) spuriam duxit Caesaris.) 


1) Clemens VII. 2) Clemens VIL war bekanntlich selbst ein nnehelicher Sohn 
Julians v. Medici. Seine uneheliche Geburt wird von Luther öfters erwähnt. Vgl. 
n.183, 492, 609, 917 ff. 3) Nach der Uebergabe von Florenz im Jahre 1530 setzte 
Carl V. den Alexander v. Medici, einen unehelichen Sohn des Lau- 
rentius v. Medici, zum Herzoge in Florenz ein und verlobte ihn mit seiner 
unehelichen Tochter Margareta. Sleidanus schreibt lib. VII, p. 139 darliber 
‚Caesar deinde missis eo literis amplissimis, Alexandrum Medices, cui filiam 
suam Margaritam notham in matrimonium promiserat, prineipem eis 
constituit. Luther irrt also, da Alexander v. Medici nicht ein unehelicher 
Sohn des Papstes Clemens, sondern eines nahen Verwandten desselben ist, Viel- 
leicht liegt hier eine Verwechslung vor mit der Catharina v. Me die Clemens 
1533 mit Heinrich, dem Sohne Franz I. von Frankreich vermählte. ese Cathar. 
hielt Luther für eine uneheliche Tochter des Papstes Clemens. Vgl. 
Köstlin II, 291. Auch die letzten Worte des obigen Abs. bedürfen einer Berich- 
tigung. Die Hochzeit der Margareta mit Alexander v. Medici wurde thatsächlich erst 
im Anfange des Jahres 1536 in Gegenwart des Kaisers selbst mit grosser Pracht 

feiert. Es heisst darüber bei Sleidanus X, 209 „Neapoli quoque nuptias 
aesar peregit filiae suse nothae cum Alexandro Medici, quem 
Florentiae ducem constituerat. Alexander hic erat filius nothus 
Laurentij Medices, qui patrem etc. Darnach müsste das Obige also 1536 ge- 
sprochen sein. Da Clemens dber bereits 1534 starb, so könnte mit dem papa nur 
aul III. aus dem Hause Farnese von 1534—1549 (vgl. n. 174 Note 8) gemeint sein. 
Dem widersprechen aber die letzten Worte, die nie auf Paul IIL bezogen werden 


22* 








840 


können. Luther wird der Ansicht gewesen sein, dass die Hochzeit inzwischen ge- 
feiert sei. Das Obige wird daher wohl 1533 gesprochen sein. Die späteren Tischr. 
mit Zusätzen. Vgl. Bindseil colloq. II, 3, Rebenst. II, 72=, Erl. A. 60, 268, Fürstem. 
in B. III, 238, auch Bindseil colloq. II, 81 (Abs. 3), IIl, 231. 


1273. 
Plorantes filij heben an Mosen zu steinigen!), quia non volunt 
subijei Legi. 
1) Vgl. n. 654, 814. Der Sinn scheint zu sein „Die Söhne Israels schreien laut 
und heben an ff." mit Rücksicht auf 2. Mos. 17, 1 ff. 


1274. 
Unkraut wechst bald, Ideo puellae citius creseunt quam 
puelli.t) 


1) Das Wortspiel mit puellae und puelli (Mädchen und Knäbchen) 
wird im Deutschen schwerlich wiederzugeben sein. Uebrigens ist Luthers Aeusse- 
rung eine für das schöne Geschlecht durchaus nicht schmeichelhafte. Auf den obigen 
Abs. bezieht sich das, was sich bei Bindseil colloq. I, 247 abweichend und weit- 
läuftig folgendermassen findet: ,quamquam hoe ipsum argumentum est, quod verbum 
sit natura altissima, et puellae facilius loquuntur et pedibus innituntur 
quam puelli. Dan vnkraut wechst altzeit ehe dan das gutte. Its !4 
annorum puella est nubilis, quae aetas adolescenti adhuc est immatura coniugio*. 
Vgl. auch Rebenst. I, 132», Erl. A. 57, 303, Fürstem. in B. I, 235. 


1275. 


Nonnae sie appellantur a germanismo, quia castratae sues 
[470] sic vocantur!) sieut Monachi ab equis?), Aber sie sind nieht 
recht geheylet, mussen ebenso wol bruche?) tragen wie ander 
eute.! | 


1) Die Nonne = verschnittenes weibliches Schwein. Dasselbe 
Wort wie die Nonne (nonna, »ó»vra) = Klosterjungfrau und von der gelobten 
strengen Enthaltsamkeit in geschlechtlicher Beziehung hergenommen. ea. das 
Mitteld. nunnen — castrieren und das Subst. Nunnenmacher — Schweine- 
schneider, unser jetziger Familienname Nonnenmacher. Weigand II, 235. 
2) Der Mönch (monachus, Lovayóg) = verschnittenes münnliches Thier. 
Dasselbe Wort wie der Mónch — Klostergeistlicher und von der gelobten 
strengen Enthaltsamkeit in geschlechtlicher Beziehung hergenommen. Vgl. Mitteld. 
monchen = castrieren. Weigand II, 127. Die Wörter Nonne und Münch 
stammen also nicht, wie Luther meint, aus dem Deutschen, sondern umgekehrt, 
die deutschen Ausdr. Nonne und Münch = castriertes Schwein und Pferd, 
aus dem Altertum, wobei die strenge Keuschheit als gemeinsamer Begriff übertragen 
wurde. 3) = Hosen, Beinkleider. Vgl. n. 124, Note 2. 4) Luther wird 
meinen „Trotzdem sind Mönche und Nonnen nicht ganz kuriert, d.h. von 
ihren sinnlichen Begierden nicht abgebracht; sie sind genötigt die- 
selben vor der Welt anstandshalber ebenso zu verbergen wie 
andere Leute. 


12/6. 


Omnino anima nostra et corpus nostrum subiecta sunt vani- 
tati, Ideo etiam si fide Christi anima liberetur!), tamen corpus nostrum 
est subieetum homicidio, Satanae, Ideo infideles venefieia pariuntur?), 
et ego eredo, infirmitates meas aliquot fascinationes esse, 
et s) puras naturales?), Liberat tamen suos ab huiusmodi malis 

eus. 





341 


1) sc. vanitate. 2) So die Handschr. Man lese ,ideo in fideles veneficia 
pariuntur", was dem Zusammenhange nach angemessen erscheint Das Wort 
veneficium hat auch die Bedeutung von giftiger Zaubertrank, Zauberei. 
3) sc. infirmitates. 4) Abweichend Bindseil colloq. III, 10, Rebenst. II, 1835, Erl. 
A. 60, 76, Fürstem. in B. III, 97. 


1277. 


Tantum elaudos et surdos liberos hactenus obtulerunt Deo in 
monasteria Nobiles, et tamen putaverunt se his hostijs Deo gratum 
obsequium facere.!) 

1) Vgl. n. 47, wo Luther sagte, dass die nobiles ihre Töchter deshalb den 
Schleier nehmen liessen, weil sie sie nicht unter ihrem Stande verheiraten wollten. 


Vgl auch n. 787. Hier meinte Luther, je mehr Kinder die Leute unter dem Papst- 
tume in die Klöster gesandt hätten, in desto grüsserem Rufe der Heiligkeit hätten 


sie gestanden. 


1278. 


Magna est stulticia hominum, qui gemus!) non a virtute esti- 
mant, [#71] sed ab aestimatione, Ein turcus?) vmb iii hundert 
floren?), qui tamen nullam habet probatam dignitatem, Ideo Claus 
Nar) Prineipi ementi gemmam*), quanti hanc aestimaret, respondit, 
920 thewr yhn ein reicher Nar achten vnd bezalen mag.*) 

1) Schreibfehler für gemmas. Hernach richtig gemmam. 2) Latinisierte 
Form für Türkis, Mitteld.turggts, turkts = der bekannte aus der Türkei und 
Persien gekommene blaugrüne Edelstein. Weigand II, 947. 3) = 300 Gulden. 
Die späteren Aufzeichnungen 500 Gulden. 4) Vgl. n. 801. 5) Vielleicht ist etinter- 
roganti am Ende der Zeile im Manuser. ausgefallen, was die lateinischen Tischr. 
auch bieten. Doch lassen sich die Worte auch allenfalls im Gedanken ergänzen. 
6) Die späteren Tischr. in der Form abweichend, dem Inbalte nach aber ganz ähn- 
lich. Vgl. Bindseil colloq. I, 175 (bei Rebenst. fehlt der Absatz), Erl. A. 57, 309, 
Fürstem. in B. I, 239. Vgl. auch Zinkgref, A ophthogmata I, 312, der über- 
haupt die gedruckten Tischreden Luthers eifrig benutzt hat. 


1279. 


Super hoe omnium maximo fundamento Papa aedificavit omnia 
sua dogmata et opera, se eaput esse super omnes Eoclesias mundi 
et Seripturam ete.!) Ideo ista lege usus statuit Calicem domini 
ordinari posse pro iudieio Ecclesiae, qua ieiunis tantum esse Saera- 
mentum ordinatur, cum Christus dederit eoenatis?), Nebulones, nolentes 
discernere inter substantiam, quae calix est, et accidens, quale est 
leiunum esse et saturum esse, Et illud*) habet mandatum, hoc*) autem 
arbitrium liberum, Et ieiunium, quod medium quoddam est, valet ad 
reverentiam, Illud *) autem violat institutionem Christi, Et Germani ebrij 
magis quam olim Chorinthij®) accessissent"). 

1) Vgl. mit diesem Eingange n. 1253. 2) Die späteren Tischr. ganz ab- 
weichend: ,Pspistarum desperata est caecitas, qui Euangelio cedere nolunt, 
Eeelesiam gloriantes. Dicunt illi liberum esse mutare quae velint. Nam Christus 
summ corpus post coenam distribuit discipulis, nos vero nunc leiuni sumimus. 

o lieet et calicem adimere pro Ecclesiae iudicio*, oder ,Der Papisten Blind- 
heit ist gross und verrückt, denn sie wollen dem Euangelio nicht gläuben noch 
weichen, sondern rühmen die Kirche, sagen: Es stehe ihr frei zu ändern, was 
sie wolle; denn Christus habe seinen Leib nach dem Nachtmahl auf den Abend 
seinen Jüngern gegeben, wir aber empfahens nüchtern. Darlim mag man auch den 





349 


Kelch den Laien nehmen nach Erkenntniss der Kirche“. 3) sc. substantia, quae 
calix est. 4) sc. accidens. 5) sc. statuere, calicem ordinari posse pro iudicio 
Eeclesiae. 6) 1. Cor. 11, 20 ff. 7) sc. ad sacramentum, nisi ieiunium ordinatum 
fuisset. Luther will sageu „Die Deutschen wilrden öfter trunkener an den Tisch des 
Herrn getreten sein als einst die Corinther, wenn die Kirche nicht die Bestimmung 
getroffen hätte, dass man es nüchtern empfangen solle“. Die späteren Aufzeich- 
nungen unvollständig und erheblich abweichend. Das Einzelne kann nicht 
angeführt werden. Vgl. Bindseil III, 23, Rebenst. II, 1325, 133s, Erl. A. 59, 87, 
Förstom. U. B. I1, 295, wo das Obige mit dem verbunden wird, was Cordatus 
D. 111 . 


1280. 


Ich bin des regiren [472] szo satt, wie mit schussel, teyler!) 
vnd mulden?) essen, Vnser Jungen Regenten werden auch die 
horner abstossen, quando experientia didieerunt, non omnia statim 
posse neque fieri exactissime?), Man mus vil auff Dominieam In- 
vocavit (notetur) stellen®). 


1) Mittelh. töler = Teller. Weigand II, $88. 2) Im 15. Jahrh., wenn 
auch selten die mulde, molde = Backtrog, Napf, unser Molle. Weigand II, 
149. 3) Vgl zu diesem Gedanken n. 553, Note 5, 584, 603, 671, 781, Erl. A. 61, 
311, 390, Fürstem. u. B. IV, 161, 232. 4) Luther scheint sagen zu wollen: „Ich 
bin des Regierens ebenso satt, wie des guten Essens und Trinkens. 
Auch unsere jungen Regenten werden des Regierens bald satt wer- 
den (werden sich die Hürner abstossen), wenn sie aus Erfahrung kennen 
elernt haben, dass sich nicht alles auf der Stelle und ganz genau 
der Vorschrift entsprechend durchführen lässt. Man muss, und das 
ist wohlzu beachten, in diesem Falle vielauf , Dominicam Invocavit“ 
stellen, d.h. meines Erachtens viel darauf rechnen, woran der Sonn- 
tag Invocavit erinnert, nämlich auf die göttliche Hülfe (Psalm 91, 15). 
Ueber Luthers Mässigkeit im Essen und Trinken vgl. n. 642. 


1281. 


. Thobias poema est Judaieum et non satis aptum, Diabolus 
enim non fugatur iecure piseis, Hastam enim adversus nos gerit ipsius 
Goliat, Sie armavit eum Deus vnd scherfft yhm noch wol sein 
waffen, Gibt hm dazu sthahel!) zu sheinem sehafft, m 
armat, tamen adeo sollieite?), ut tandem victus a fidelibus magis pudeat 
et confundatur?). 

1) Mittelh. der und das stahel — Stahl. Weigand II, 792. Die späteren Tischr. 
Stachel 2) Im Sinne von ,in der fürsorglichen Absicht jedoch". 3) Die 
späteren Tischr. beginnen den Abs.: D. Jonas cum transtulisset Tobiam, scriptum 
translatum afferens, D. Martino Luthero dixit, in eo libro permulta esse ridicula et 
stulta, praecipue de tribus noctibus et de iecinore piscis assato, quo diabolus fugatus 
git. spondit D. M. Lutherus: Est poema Judaicum, sed Diabolus etc“, 
weichen auch sonst ab. "Vgl. Bindseil II, 219, Reb. II, 201*, 201b, Erl. A. 62, 131, 
Förstem. u. B. IV, 404. Vgl. auch Erl. A. 60. 4, Fürst. u. B. II, 42. 


1282. 

Adeo eaput doleo, ut statim vertigo me adoriatur, cum 
aliquid intente cogito, Lieber Gott, sol ich frisch werden, 
820 geschechs [473], So nicht, augeatur infirmitas mea usque 
in sepulehrum!). 


1) Vgl. n. 759, 1262, 1263 nebst Noten, n. 1276, 1300, 1301, 1302, Cord. p. 506 
und andere Stellen. Binds. III, 165, Rebenst. II, 22* (Ende d. 8.) 


343 


1283. 


Non quidem amo dissensiones, sed timeo adversariorum 
perieula, quae imminent, quia neque Deum timent neque homines. 


: 1284. 


David war ein guter konig, kundt einem wol ein gutte 
zeche borgen.!) 


1) Vgl. Erl. A. 62, 140, Förstem. u. B. IV, 412 „David ist ein feiner, verständiger 
Herr und König gewesen, der da hat können zu vielen Dingen ein Aug zu drucken 
und durch die Finger sehen, konnte einem wol eine Zeche borgen*. Vgl. 
such Erl. A. 57, 313, Förstem. u. B. I, 242 ,Wolan, Gott kann einem wol eine gute 
Zeche borgen í.* Die Redensart „jemandem eine gute Zeche borgen* im Sinne 
von „jemandem eine grosse Schuld nachsehen‘. So handelte David z.B. Joab 


gegenüber. 


1285. 


Qui peccata incipiunt ut adulterium schewen sich am ersten!) 
wie ein hund, szo er erst naschen lernet, sed paulatim assues- 
centes gehen sie frey hin an.?) 


1) — scheuen sich zuerst. 2) Bindseil II, 79 „Interrogavit quendam scor- 
tatorem, qui resipuit, wie ihm Erstlich in actu adulterij tzu muth wer gewest, ob 
er sich auch ur erschlittert hat. Respondit verecunde: Ja, wie ein Hund, der 
erstlich naschen lernt, do er aber gewont war, ging er frey ohne furcht hinan *. 
Vgl. auch Rebenst. II, 95*. 


1286. 


Reete dicunt Itali, nos vina nostra eurare non posse ab ydropi,!) 
Veetores enim corrumpunt vina nostra?) quantumeunque bona, Verum 
igitur praemium accepit, qui ad sepeliendum mortuum Judeum vexit 
a Proga?*) usque ad Ratisponam*) [474], euius corpus vase inelusum 
erat et musto eompletum*) ne vectigalia solverent Judei®), Der fur- 
man hatt ein sussen trunck gethan!?) 


1) — dem d.h. Wassersucht. Luther meint, nach der Ansicht der Italiener 
könnten die Deutschen ihre Weine nicht vor der Wassersucht schützen. 2) Die 


essen. Interessant sind die Zusätze der späteren latein. Tischr., die augenschein- 
ich dazu dienen sollen, eine Art von Commentar zu dem obigen Abs. dessen 
Fassung eine ungemein kurze und präcise ist, zu geben. Bei Bindseil I, 414, 415 
heisst es nümlich: ,Vina Rhenana et aliunde advecta ab aurigis corrumpuntur. 
Ideo Itali nobis illudunt dicentes: Vos Germani non potestis vina vestra ab 
hydropisi curare. Nam mihi Martino Luthero contigit, quod a fidelissimo Principe 
vas vini Rhenani optimi mihi mittebatur. Evacuato vase fandt ich nicht mer dan 
eilff tzwicker von den furleutten hinein geboret. Deinde recitabat historiam, quo- 
modo dives Judaeus Pragae mortuus Ratisponae sepeliri debuit, sed quis Judaeorum 
cadavera non sine magno vectigali et tributo transvehi possunt, Judaei clam cadaver 
in vas inclusum musto replebant. Aurigae hoc nescientes, furtive in via semper de 
illo biberunt, hatten also einen feinen slissen trank von einem todtten Juden; sein 
wol betzalt worden“. Vgl auch Rebenst. I. 224. 


344 


1287. 


Historia, quae deseribit tam diligenter emptam speluncam ab 
Abraham!) ideo sie descripta est, ut testaretur fidem suam in pro- 
missionem sibi faetam de terra Canaan possidenda, et infidelibus in 
testimonium etiam post eieetionem suorum ex terra saneta, Sciebat 
enim invidiam Sathanae aliquid structuram adversus posteros suos, 
den er gunnet vns nicht ein pissen brod, Vnd wen wir Tees 
krigen, wil er vns yhn widerumb nemen, Ridet omnes, ideo? 
excepto, de quo P.*) dicit*), Non irridetur®). 

1) Gen. 23. 2) = nämlich den Bissen. 3) Es ist wohl illo zu lesen. 


4) = Paulus. 5) Gel.6, 7. 6) Abweichend und weniger vollständig 
bei Bindseil IT, 248, in weitläuftigerer Fassung Erl. A. 57, 221, Fürst. u. B. I, 170. 


1288. 


More scripturae Moses facit verba Adae ad Cain!) verba Dei, 
sieut mos est ubique in prophetis dicentibus hoc est verbum Domini, 
Ita Paulus, Non ego, sed Dominus Cap. 7?), Sie Sem (forte) lo- 
quitur ad Rebeccam?), Item in eodem loeo*), a facie terrae et facie 
fua, id est [475] Politia et Ecclesia5), Vxor non a viro decedat, inquit 
Paulus), quia sunt una Caro?) 

1) Gen. 4 etc. 2) Lies 1. Corinth. 7. Gemeint ist 1. Cor. 7. 10. 3) Gen. 
25, 23: ,Duae gentes sunt in utero tuo etc.* 4) Gen. 4, 14. Vgl. Note 1. 5) sc. 
a Politia et Ecclesia, Bindseil „Item in eodem loco, cum inquit: A facie terrae et 
& facie tua, id est, a politia et ex Ecclesia. Faciem Domini Ecclesiam Dei appellat. 
6) 1. Cor. 7, 10 ,Jis autem, qui matrimonio iuncti sunt, praecipio non ego, sed Do- 
minus, uxorem a viro non discedere" (Vulg.). 1) Vgl. Gen. 2, 24, 1. Cor. 6, 16. 
Abweichend und weitlüuftig bei Bindseil II, 247. Vgl. auch Erl. A. 57, 51, 
Förstem. u. B. I, 40 (Abs. 2), sowie mit dem Inhalte des Obigen Cord. n. 473, 300. 


1289. 


Omnia sua, etiam Trinitatem, indidit Deus suae Creaturae, Sie 
Remissionem peccatorum indidit hosti, sui, bovi, vxori ete.!), Der?) 
man mus verschonen, sieut ipse quoque facit, Ideo epiteto?) eius 
est, juod 8olus sit, Solus enim novit gedult haben mit den leuten, 
Apud homines autem est summum ius, Imo quoque summa iniuria*) 
Ita P. Actuum 13°), Tolleramus mores eorum, In sole reperitur 
 Bubstantia, splendor et calor, in fluminibus substantia, splen- 
Gor, potentia*), In Astronomia motus, lumen, influentia?), In 
Grammatiea tres partes®), In una dictione haebrea tres literas?) 
substantiales, In Arithmetica tres numeri, In Dialectica defi- 
nitio, divisio et argumentatio!?) In Rhetoriea dispositio, elo- 
cutio, gestus sive actio!!), Nam inventio et memoria non sunt 
artis, sed naturae?) 

1) Vgl. n. 106, Erl. A. 58, 184 ff, Förstem. u. B. II, 25 ff. mit diesem Satze. 
Die deutsch. Tischr. ,Also hat er die Vergebung der Stinden auch darein gesteckt, 
als nümlich, dass man vergebe, zu gut halte und verschone auch den Feinden, 
Weib und Kindern, Gesinde und denen, die uns erzörnet und beleidiget haben, ja 
auch dem Viehe und unvernünftigen Thieren, dass man ihr verschonen muss". 
2) = Diese muss man versch. 3) Lies epitheton. 4) Vgl. n. 106, 857. 
5) Act. 13, 18. — 6) Die spät, Tischr. subst, fluxus, pot. 7) — Einfluss. Das 

ort fehlt bei Du Cange. 8) Luther meint wohl die Laut-, Formen- und 








345 


Satzlehre. 9) Lies literae sc. reperiuntur. Walch XXII, 372 „In der Hebracer 
ihrer Sprache finden sich drei Buchstaben, die den radicem oder erste Bedeutung 
eines Wortes ausmachen*. 10) = In der Dialektik die Begriffsbestimmung, 
Einteilung derselben (Feststellung der log. Kategorien) und die Schlussfolge- 
rung. 11) = In der Rhetorik die Anordnung der Gedanken, die rednerische 
Ausdrucksweise, der Gestus oder der mündliche Vortrag. 12) — Denn 
die Erfindung und das Memorieren sind Gaben der Natur, nicht der Kunst. 
Der obige Abe. ist in den spät. Aufzeich. auseinandergerissen. Der erste Teil (bis 
mores eorum) findet sich nur in den deutschen Tischr., und zwar abweichend und 
mit Zus&tzen Erl A. 57, 133, Förstem. u. B. I, 102. Den zweiten Teil, von dem 
Waleh an der vorhin cit. Stelle die deutsche Uebersetzung giebt, bieten alle spät. 
Tischr, auch die deutschen, in lat. Fori, und zwar mit einer Reihe von Zu- 
sätzen. Vgl. Erl. A. 57, 386, Fürstem. und B. I, 299, Bindseil colloq. I, 8, Reb. I, 4b. 


1290. 


Sie quaelibet res habet pondus, numerum et mensuram!) 
Sed haee optima praetereunt Scholastici et excogitaverunt inania?) 
1) — So hat ferner ff. Die spät. Tischr. et figuram. 2) Mit Zusätzen 


Erl. A. 57, 386, Fürstem. u. B. I, 299, Bindseil colloq. I, 8, Reb. I, 4b; n. 1289 u. 1290 
gehören zusammen. 


1291. 


In Musica b fa b mi est Euangelium, moderatur enim [476] 
totam musieam, Caeterae elaves sunt Lex, et ut Lex obtemperat Euan- 
gelio, ut!) b fa b mi alias voces regit, et Mi est Lex, fa Euan- 
gelium, seeundus tonus est infirmus peccato?) quia in b fa b mi 
uteunque eam?) permittit: Mi vel fa*). 

1) Lies ita. 2) Mit den spät. Tischr. wird besser peccator zu lesen sein. 
3) sc. vocem. 4) Vgl. dagegen Binds. colloq. I, 35: B molle in musica est Euan- 
grum, moderatur in tota musica, caeterae claves sunt Lex, et ut Lex obtemperat 

uangelio, ita B. molle regit caeteras claves. Et ut Euangelium est doctrina sua- 
vissima, ita mi fa est omnium vocum suavissima. Ideo infirmus peccator est secundus 
tonus, qui in h fa b mi tam mi quam fa canere permittit". Die deutschen Tischr. 
(bei Rebenst. fehlt der Abs.) bieten Folgendes: „Das Euangelium ist gleich wie 
as Bfb mi in der Musica, als die von ihm regiert wird; die andern Claves sinds 
Gesetz. Und gleich wie das Gesetz dem Evangelio gehorchet, also sind auch die 
anderen Claves dem B fa b mi gehorsam. Und gleich wie das Evangelium eine 
liebliche, holdselige Lehre ist, also ist das Mi und Fa unter allen Stimmen die 
lieblichste. Aber der ander Tonus ist ein armer schwacher Sünder, der lässt im 
B fa b mi beide, Mi und Fa singen“. "Vgl. Erl. A. 58, 298, Fürstem. u. B. II, 114. 
Vgl. aueh den Artikel Musik in Götzingo rs Real-Lexikon des deutschen Altert. 
9.475 ff. Eine genügende Erklärung des Obigen ist noch nicht gefunden. 


1292. 

Snblimia mysteria machen eitel irthumb, Ideo Moses volnit 
ereaturam paucis describere et simplieissimis, sed emptionem speluncae 
In Ebron!) et saerificia ac ritus Judaicos plurimis verbis descripsit, ne 
haeresim facerent. 


1) Vgl. n. 1287. Erl.A.57, 220, Fürst. u. B. I, 170. 


1298. 
Tertium Esdrae wirff ich in die Elben, quartus habet 


somnia, Primi autem Esdrae!) sind schon vnd haben gute posz- 
lin?), ut est illud certantium eoram Rege?). 


846 


1) = Die beiden ersten Bücher Esrae. 2) = Püsslein. 3) Vgl. n. 259, wo be 
reits von dem dritten und vierten Buch Esra die Rede war. Vgl. Erl. A. 62, 129, 130, 
Förstem. u. B. IV, 402, Bindseil, colloq. II, 218, Rebenst. II, 201*. Die Lesart der 
' spät. Tischr. weicht besonders in sofern sachlich von Cord. ab, als, was oben von 
den beiden ersten Büchern Esrae gesagt wird, in ihnen sich auf das vierte Buch 
Esrae bezieht. So heisst es z. B. bei Bindseil ,tertium Esdrae werffe ich in die 
Elbe. In quarto sunt somnia Esdrae, die sint schüne vnd sonst auch gutte póss- 
lein, ut forte est vinum, fortior rex, fortiores mulieres, supr& omnia veritas ". 


1294. 


Moriens prohibebo filijs meis, ne legant Colloquia Erasmi 
[477], loquitur enim sub alienis personis sententiam Suam impijssimam, 
quae contra fidem pugnat et Eeclesiam, Rideat me sane et alios, den 
Seheffelemini!) non ridebit, Lucianus longe peior est Erasmo?) 
qui omhia saneta ridet sub specie sanetitatis?). 


' Von Luther selbst (vgl. Festschrift des Gymnasiums zu Clausthal p. 15) 
scheblimini geschrieben. Vgl.n.1630. 2) Hier steckt ein Fehler. Der Zusam- 
menhang verlangt entweder Lucianus longe melior est Erasmo oder Luciano 
longe peior est Erasmus. So hiess es n. 394 ,Lucianus risit omnes, maior 
tamen nebulo Erasmus“. 3) Vgl.n. 394 sowie p. 554 d. Man. Mit Zusätzen 
Bindseil I, 278, Rebenst. I, 204b, Erl. A. 61, 96, Fürstem. u. B. III, 410, 411. 


1295. 


A verbo paciendi sit!) in Ebreo, quod de Mose dicitur, mitis- 
simum fuisse?) id est afflietissimus®), In Aegipto ab incolis et deinde 
a Judeis innumera passus est, et vide, etiam nos ita premi, primum ab 
hostibus et deinde a proprijs*) et amicis. 


1) Vielleicht fit — von dem Verbum dulden im Hebr. kommt es her, dass ff. 
2) 4. Mos. 12, 3 „Aber Mose war ein sehr geplagter Mensch* ff, „erat enim Moyses 
vir mitissimus* etc. 3) Lies afflietissimum. 4) = Den Angehörigen. 


1296. 


Die weyssen Reissen!) missa Legatione ad papam rogaverunt 
adscribi Ecelesiae ?), quibus eum postulasset maximam summam peeuniae, 
tandem deseiverunt, Idem rogaverunt (vt d')?) Pilapenses*) sed isti 
adeo offensi ad Turcam defecerunt?) 


1) = Mittelh. der Riuze = der Reusse d. h. Russe, Weigand II, 468. Also 
die weyssen Reissen = die Weissrussen. 2) sc. Romanae. 3) Auf- 
gelöst mit ut dicitur. 4) Mit den Pilapenses wird Luther die Lapplünder 
meinen. So heisst es Erl. A. 60, 13, Fürstem. u. B. III, 49 „Preussen hat viel 
büser Geister, dessgleichen sind in Pilap en viel Teufel und Züuberer*. Hier 
wird Pilappen von Fürstemann mit La pland erklärt. Dagegen findet sich bei 
Bindseil I, 226, Rebenst. I, 120^ die Form llapp en (referta est veneficis). Sollte 
hierbei vielleicht an die Doppellappen zu denken sein, die ja in die beiden 
Stämme der Renntier und Fischlappen zerfallen? 5) Luther will sagen „Die 
Weiss-Russen suchten einst durch eine Gesandtschaft an den Papst die Aufnahme 
in die römische Kirche nach. Da dieser ihnen aber eine beträchtliche Geldsumme 
dafür abverlangte, so liessen sie schliesslich die Sache fallen. Das nämliche Er- 
suchen stellten die Lappen; diese aber ebenso vor den Kopf gestossen, gingen 
zum Türken über‘. ann die Weiss-Russen und Lappländer mit dem Papst 
über den Anschluss an die römische Kirche verhandelt haben, ist mir nicht be- 
kannt. Es ist mir auch nicht gelungen etwas Sicheres darüber zu erfahren. Der 
Ausdr. ut dicitur zeigt vielleicht an, dass Luther selbst seiner Sache nicht recht 
sicher war. Vgl. auchLauterbach Tageb. S. 65. Corp. Ref. XIX, 615. Seb. Brant c. 66, 49. 





347 


1297. 


Gloriari eerte [478] non possunt Papistae de Religione Christia- 
norum, eum negent ipsius primum principium et mysterium, nempe 
fidem, Ita Cocle us et sui similes oppugnant statum totius scripturae 
et sie dicit: Deus, Christus, spiritus eius iustifieat, Ergo fides 
non sola iustificat, Et tamen si plures numeraret, non tamen 
iustificarent sine fide. 


1298. 


Ex tota historia Seripturae observare non possum, librum Judith 
esse saeram historiam, neque observat Geographiam!), Sed scriptus 
est iste liber, ut Legendae sanctorum ad ostendendum?) Deum, qui 
adorabatur in Judea, omnes Tyrannos mundi vincere adeoque ipsum 
Satanam, et Tyrannos sortire?) talemismiam‘), qualem Holofernes) 
et feminam Judith pro occasione, qua hoe?) deseriberet, adsumpsit), 
Sieut Homerus Troiam et Virgilius Aeneam?), in quo?) descripsit 
prudentiam, magnanimitatem, fortunam, casum ete.!°) 

1) Die deutsch. Tischr. ,dazu wird auch darinne nicht das Land angezeigt, 
in welehem es geschehen soll sein*. Geographia, hier wohl im Sinne von Be- 
schreibung des Landes, Schauplatz des Ereignisses, geographische 
Verhältnisse. 2) = Um darzut un, dass ff. 3) Schon bei den Alten vor- 
kommende Nebenform statt sortiri._ 4) Lies talem miseriam. 5) sc. sor- 
tiverit oder sortitus sit. Luther meint ,dass den Tyrannen ein ebenso jammer- 
volles Los zu Teil würde wie dem Holofernes*. 6) sc. Deum omnes tyrannos 
vincere etc. 7) sc. iste liber. Luther meint „und sie (diese Schrift) hat sich das 
Weib Judith um des willen ausgewählt, um eine passende Gelegenheit zu haben, 
die vorhin erwähnte Thatsache (sc. Deum omnes tyrannos vincere etc.) in überzeugen- 
der Weise vor die Augen zu führen‘. 5 sc. assumpsit. 9) inquo kann auch 
Neutrum sein „wobei er eine eingehende Schilderung egeben hat von der Klug- 
heit und Hochherzigkeit, dem Glück und Unglück (des Helden Aeneas) 10) Er- 
heblich abweichend und mit einer Reihe von Zusätzen die spät, Auf- 
zeichnungen. Vgl. Bindseil colloq. II, 218, Rebenst. II, 201», Erl. A. 62, 130, 
Förstem. u. B. IV, 402, 403. 


1299. 


Tragedia est liber Judith [479], in qua deseribitur finis et 
exitium Tyrannorum, Tobias!) vero comedia, quae de mulieribus lo- 
quitur, In illo est exemplum politicum, in hoc libro exemplum oeco- 
nomieum, Baruch ist ein Einsidel, Hatt das register vergessen, 
Non observat tempora, et locus ille?), In terra visus est, non est de 
Christo, sed de rubo Mosi?). 

1) Vgl. n. 1281. 2) Baruch 3, 38. J) Der erste Teil pi oecon.) bei 
Bindseil colloq. II, 219, Rebenst. II, 201», Erl. A. 62, 130, Fürstem. u. R. IV, 403. Der 


zweite Teil nur in den lat. Tischr. Vgl. Bindseil colloq. II, 216, Rebenst. II, 200*. 
In beiden Teilen weichen die spät. Aufzeich. von Cord. wenig ab. 


1300. 


Tanta est molestia ocij, das es einem sein leben noch 
eins szo lang macht, Et iuventutem lests lang nicht alt werden, 
sed post 30 annos gehen die Jar nacheinander Her vnd werden 
lang curis et sollieitudine, et cum ita vexamur, Gehen die 
Jar nach einander dahin, das einer nicht gewar wird, Vix 


348 


vna hora mihi scribenti fit Dies anus) et Juveni decem 
noetes?) vix una nox, Nune singulae horae mihi noctem 
faciunt, den ich kan nicht rhw?) haben‘). 


1) Die Worte vna hora sind als Prädikat zu fassen. 2) sc. factae sunt. 
3) = Ruhe. Luther will also sagen „Ein Tag“ (schliesst sich an das Vorige an 
„cum ita vexamur, Gehen die Jar — —, das einer nicht gewar wird) wird mir, 
wann ich die Feder führe, zu kaum einer Stunde, auch in meiner 
Jugendzeit schwanden mir zehn Nächte dahin, als ob sie kaum eine 
gewesen wären. Jetzt dagegen ist es anders. Jetzt machen schon je ein 
aar Stunden eine Nacht für mich sus, da ich keine Ruhe finden 
ann. 4) Vgl.n. 1301, wo ebenfalls Nachrichten tiber Luthers damaligen Gesund- 
heitszustand (1533) gegeben werden. 


1301. 


Nemo eredit mihi, quantum doloris mihi afferat vertigo, 
tinnitus et susurri aurium, Non audeo [480] unam horam con- 
tinuo legere, non aliquid evidenter cogitare, neque inspicere 
quidem aut eogitare!) diligenter, Statim enim adest tinnitus, 
Vnd sing?) auff die leng dahin?) 

1) Wohl agitare = erwägen. 2) — sinke. 3) VgLn. 453, 547, 600, 714, 
199, 1186— 1192, 1248 nebst Note 5, n. 1262 und 1263 nebst Noten, n. 1276, 1282. 
Alle diese Nummern enthalten Mitteilungen, die sich auf Luthers körperliches 
Befinden beziehen. Das Obige, mit dem man vgl Bindseil colloq. III, 166, Rebenst. 
II, 225, Erl. A, 61, 409, Fürstem. u. B. IV, 248, scheint Mitte Februar 1533 gesprochen 
zu sein. Die.Darstellung der spüteren Tischr. weicht namentlich in der Form ab, 
auch leiten sie den Absatz mit folgendem Zusatze ein: ,Quidam conquerebatur, se 
voxari scabie die noctuque. Respondit D. M. Lutherus: si vobiscum possem per- 
mutare, nemet meinen kopff, ich Euer kretze, wil 10 fl. tzugeben. Vos nescitis, 


uantae sint molestiae Vertigo etc.^ So Binds, und ähnlich auch Reb. und die 
eutsch. Tischr. 


1302. 

Seabies purgat eorpora, quae purgantur ut stercorando, sudando, 
et optime convenit ad sanitatem capitis, doch mag ich meinen kopp 
nichts zeihen, den er hatts treulich mit mir gewogt, Er hatt 
guten Danck bey mir verdienet!) 


1) Mit Zusützen Bindseil colloq. III, 166, Rebenst. II. 225, Erl A. 61, 409, 
Förstem. u. B. IV, 248. 


1303. 


Tobias exemplum est boni patris familiae, et quod Oeconomia 
kompt in nott vnd ferliekeit!), In Job autem tale aliquid definiatur, 
quale in Aenea, Author autem amplificavit, quemadmodum fecit Vir- 
gilius, Sunt?) quasi poema?). 

1) Vgl.n.1299. 2) sc. Tobiaset Job. 3) Vgl. 1299, wo es hiess „Tra- 
goedia est liber Judith — — Tobias vero comoedia etc.“, auch n. 1281 » I hobias 


oema est Judaicum“. Einige ähnliche Gedanken finden sich Erl. A. 62, 134, 
örstem. u. B. IV, 406. 


1304. 
Ex animo odi Erasmum, Eodem enim argumento utitur adversus 
Euangelium, quo Christus!) adversus personam Christi [481]?), Satius 
enim putat silendum esse?) quam Principes Germaniae coneitandos *), 





949 


Et Johannes odivit Caipham, et Christus gibt ihm ein grossen 
stos, Maius peccatum habet, qui me tradidit^). 

1) Dem Zusammenhange nach und mit den spät. Tischr. vielmehr Caiphas, 
wie hernach richtig gelesen wird. 2) Zusatz der spät. Aufzeich. „Melius est, ut 
pereat unus quam totus populus“ oder „Es ist uns besser, dass ein Mensch sterbe, 
denn dass das ganze Volk verderbe“ Joh. 11, 50. 3) sc. Euangelium. Wohl im 
Sinne von „nicht verkündet worden dürfe“. 4) — Als dass man die Fürsten 
Deutschlands (durch die Verkündigung) des Evangeliums in Aufregung setzen misse. 
d Joh. 19. 11. Abweichend Bindseil colloq. I, 279, Reb. I, 1955, Erl. A. 61, 96, 

örstem. u. B. III, 411. 


1305. 


Was ein schlechter man redet, szol man wol drauff 
mereken!) Ideo singulari intentione legendus est Johannes, Ein 
itzliehe wort gilt?) ein Zentner, Verba quasi somnolenta loquitur, 
ut Pater, glorifiea filium?), Deus vero et pius aliter indidat^) de 
istis et alijs verbis suis). 

1) Bindseil ,Josnnes enim valde simplex synceriter loquitur, das was ein 
solcher man redet, mag man billich auffnercken*, die deutsch. Tischr. „S. Johannes 
redet gar schlecht und einfültig, was aber ein solcher Mann, unser Herr Christus, 
Gottes Solin, redet, da soll man aufmerken*. 2) Bindseil „giebet einen“. 
3) Joh. 17, 5. 4) In dieser verkehrten Lesart wird iudicat stecken. 5) eius 
se. Johannis. Die spät. Tischr. abweichend, besonders in Bezug auf den Schluss, 
und mit Zusätzen. Vgl. Bindseil colloq. I, 279, Rebenst. I, 195^, (Ende der Seite), 
Erl. A. 61, 97, Fürstem. u. B. IIL, 411. Vgl. n. 1116 nebst Noten. 


1306. 


Tuli paeienter, ut me derideret Erasmus, At eum Christum 
quoque rideat et omnem pietatem amphibolis suis, wil ieh mich an 
yhn machen et volo eum oecidere, quia Christo iuravi, Ideo honorem 
eius!) non sinam ultra periclitari, Rem habet?) Demoeriti et Epicuri, 
Hoe audiet etec., Licet?) hoe verum, quod is, qui premit Erasmum, 
Cimieem*) premit, Ego citabo locum de ovo Basilisei ex Esaia*), 
qui loeus apposite?) de ipso est [482], Ego in lecto hac nocte illa 
carmina de eo feci: 

Qui Satanam non odit, amet tua Carmina Erasme ete.) 

1) sc. Christi. 2) sc. Erasmus. 3) — Mag es immerhin wahr sein ff. 
4) — Wanze, vgl. n. 808. 5) Jes. 59, 5 „Sie brüten Basiliskeneier und wirken 
Spinnenweb *, 6) Vgl. n. 148 Note 7. 1) Die spät. Tischr, welche günz- 
lich abweichen und mit vielen Zusützen versehen sind, fügen noch 
folgenden Vers hinzu: "atque idem iungat Furias et mulgeat Orcum“. 
Beide Verse haben dann die deutsch. Tischr. in folgender schlechten Uebersetzung: 
»Wer nicht dem Satan ist recht gram, Der mag dich, Erasme, lieb han; Die Teufel . 
all zusammen spann, Und Milch von höllschen Böcken sammin“. Vgl. Binds. 
eolloq. I, 279, Rebenst. I, 1965, Erl. A. 61, 97, 98, Förstem. u. B. III, 411, 412. 


1307. 


Inter seriptores nullum aeque odi ut Hieronimum, qui solum 
nomen habet Christi!) de ieiunijs scribit, cibis, virginitate, Nihil de 
operibus fidei, Ideo Doctor Staupitz diligens eius lector dixit, Ich 
wolt gern wissen, wie er were selig worden, Et Andreas 
Proles?) antecessor eius dixit, Ich hette trwen?) Hieronimum 


850 


nicht wollen zum Prior haben, er ist viel zu wunderlieh ge- 
west®). 

1) Bindseil „Nihil tractat de Christo, nisi quod nomine utitur“. 2) Andrea 
Proles, bis 1503 Ordensvikar der deutschen Augustinercongregation, Staupitz's 
Amtsvorgünger. Vgl. über ihn Köstlin I, 35, Kolde, die deutsche Augustiner- 
congregation von Joh. v. Staupitz, 1879, S. 162 tf. 3) Mittelh. triuwen, Mitteld. 
trüwen — in Treuen, in ahrheit. Unter jetziges traun. Vgl. Weigand Ii, 922. 
4) Mit Zusätzen Bindseil colloq. IIT, 135, Rebenst. II, 237», Erl. k. 62, 119, Fürstem. 
u. B. IV, 392. In den deutschen Tischr. werden die letzten Worte „Ieh hette f^ 
ebenfalls Staupitz zugeschrieben, während Proles gar nicht erwähnt wird. Refor- 
matorische Aeusserungen von Proles über menschliche Traditionen und Dis- 
putationen, über Auslegung des göttlichen Wortes durch die Väter der Kirche erwähnt 
Luther Erl. A. 62, 49, 50, Förstem. u. B. IV, 324. 


1308. 


Das wir doch gott vertrawen mochten, das er vns die 
narung gern wolt geben, die er allen gottlosen abunde gibt, 
quibus velut et rusticis dat omnes creaturas et plane omnia, tantum 
se non dat!) 


1) Einige ähnliche Gedanken Erl. A. 57, 174, Fürstem. u. B. I, 134. 


1309. 


Impijs everit [483] sua calamitas improvise!) et subito, quia 
exeeeati nihil provident neque eredunt proeul videntibus, sed manent 
seeuri, neque aliquid curant quod est religionis, sed tantum istis externis 
rebus saginantur, donee obruantur aliquo malo, quod non possunt effugere, 
Exemplum in Papa?) 


1) Nebenform für improviso. 2) Erl A. 58, 304, Förstem. u. B. II, 119? 


1310. 


Spiritus semper prior est ad docendum, sed non ad audiendum, 
eui praevenit Verbum, et Spiritus ipsum sequitur). 


1) Vgl. n. 1213, Erl. A. 58, 154, Förstem. u. B. II, 2. 


1311. 


Induratum cor non movetur promissis nec terretur minis neque 
fleetitur flagellis, et plagis adeo non emendatur, ut etiam fiat durius!) 


1) Ganz falsch und abweichend Erl. A. 51, 435, Fürst. u. B. IV, 272. 


1312. 


Olim totam Bibliam ita meditatam habui, ut omnium 
eapitum tenerem sententiam, sed haebraicae linguae studium 
eonfudit mihi hane memoriam. 


1313. 


Rustieis et [484] nobilibus in Visitatione non est conniven- 
dum, et cum rebelles sunt, pastores eorum avocandi sunt. 








851 


1314. 


Lunatico P puto fuisse tempore Christi non plane obsessos a 
Satana, Haben doch ein sehlaek von yhm gehabt, Talem puto 
fusse Claus Narren‘), Er hatt ein geistlin gehabt, Magun- 
tinengis*) eum t5) orasset, Benedicite Maria, et Mediam?) pro- 
duxisset") t:*) respondit, Wasser, Pffaff!9) 


1) = Mondsüchtige. 2) = Schlag. 3) Vgl. n. 801, 938, 1278. 1) Erz- 
bisehof Albrecht scheint gemeint zu sein. 5) Lies ter. 6) sc. syllabam. 
7) = Und die vorletzte Silbe lang gebraucht hatte. 8) Wie Note 5. 9) Luther 
lässt Claus Narr dreimal antworten: Wasser, o Pfaff, muss es heissen (und nicht 
Maria)! Der betreff. Psalm ist 69, 35. Nur bei Bindseil colloq. I, 441 findet sich 
abweichend Folgendes: Moriones stolidi. Claus Nar non adeo natura fuit stolidus, 
sondern hat ein geistlein gehabt, quia multa divinasse dicitur de arce in Coburg, 
de principe ter equo lapso. Et episcopo Moguntinensi ter respondit, cum in psalmo 
orasset: Benedicite Domino Maria, ibi semper reclamavit; wasser, pfaff, quia ter 
transtulerat accentum Maria pro Mária orans, wasser pfaff was geheistu mich. Tales 
tempore Christi eredo fuisse Lunaticos, ob sie nicht gar vom teuffel sint besessen 
gewesen, so haben sie doch einen schlag darvon*. 


1315. 


Cum Verbum Dei oportet fundamentum esse nostrae fidei, nemo 
expeetare debet Concilium, quod eonfirmet doctrinam nostram, Et 
Papa, quomodo feret Concilium, nisi concessa ac promissa fuerit 
auetoritas supra Concilium? 


1816. 


Iniquus est Contractus, quando altera pars habet voluntatem, 
allera necessitatem, Den jener achtet die whar!) naeh seinem 
gefallen?) 

1) Die Ware. 2) Vgl Erl. A. 57, 353, Förstem. u. B. I, 274 „Die Händel 
und Gewerbe sind unrecht und unbillig, wenn ein Theil die Not der ander den 
Willen ‚hat; die es müssen haben, dazu sie die Not zwinget, so achtet jener die 


Ware nach seinem Gefallen. Also thun die hie zu Wittenberg, die ein Kandel 
Biers nach ihrem Gefallen verkäufen und gebens um drei Pfennige. 


1317. 


Deus eonservat artes [485] et non homines, applieat tamen ad 
singulas aliqua ingenia, et illa ars preciosa est, quae estimatur in mundo 
easag!) esse?) 

1) Lies cassa = eitel, wertlol!. Luther wird sagen wollen „Diejenige 
Kunst ist eine wirkliche Kunst, welche die Welt für eine solche nicht zu halten 
pflegt‘. Abweichend Bindseil colloq. II, 136 ,, Artes a Deo conservantur. Deus 
artes conservat, et non homines, quia tamen aliqua ingenia ad quaslibet facultates 
spplicat, quibus sub ingratitudine singulae artes sustentantur et in pretio habentur. 
Nam quidquid in mundo non est in aestimatione, nihil est. Iuvencula quantumvis 
speciosa, nisi haberet amatores, nihil differret a deformi*. Vgl. ferner Rebenst. II, 
1115 (Ende d. S), Erl. A. 62, 297, FUrstem. u. B. IV, 554. 


1318. 
Summa iniquitas est mundi, quod non vult credere Deum iusti- 
fieatorem esse, et omnes homines sibi adseribant iusticiam, vnd keiner 
wil bekennen, quod ipse Deus aperte dicit de omnibus, quia, quando 





852 


dieit, Deus iustificat Impium, heist er vns alle ertzbosewicht. 
Quid enim non audet faeere Impius? Omnia, si habet occasionem, 
Qui non fecit, quod alius feeit malum, feeit tamen aliquid, quod neque 
ille unquam fecit, Nemo mundus!) est, hoe tamen feylt am bekennen, 
Was geschehen ist, das ist geschehen, Qui furatus est, amplius 
non furetur?). 

1) — ist rein. 2) Ephes. 4, 28. Die spät. Tischr. ganz abweichend 
und wenig ähnlich, ausserdem mit vielen Zusützen. Das Einzelne kann 


unmöglich angeführt werden. Vgl. Erl. A. 58, 200, Fürstem. u. B. II, 36 (Ende der 
Seite), Bindseil colloq. II, 88, Rebenst. II, 99v. 


1319. 


Publiea erimina longe praestant privatis, Quis enim est fur, 
qui suspenditur, comparatus ad peccata, quae faeit D. G.? In dies 
occidit multas animas, et tamen vult iustus esse?) 

1) Dux Georgius. 2) Abweichend Bindseil colloq. II, 89 ,, Privata scelera 
nihil sunt ad publica, was ist der arme mensch, dem man den kopff abschlug, tzu 
rechen gegen hertzog Georgen, qui in dies occidit anima et corpore et tamen vult 
iustus esse“. Vgl. auch Rebenst. II, 100*. Die deutschen Tischr. Erl. A. 58, 201, 
Fürstem. u. B. II, 37 mit verschiedenen Zusätzen. 


1320. 


In dediscendo Papa plus laboris habemus [486] quam in discendo 
Christo, et bene faciunt isti, qui in aliqua arte praepollent et a dis- 
eipulo parum doeto duplieem mereedem exigunt, Von solehen Dingen 
wissen die Jungen theologi niehts. 


1321. 


Adeo superstitiosus monachus fuit Gregorius Papa!) quod?) 
dispensatorem?) suum fidelissimum Satanae tradidit propter 3 floren, 
quos iaectos*) in sepulehrum suum invenerat in Cella sua, Tales fuerunt 
omnes in Monasterijs sanetissimi, Homines sine omni Epijkia*), quod 
semper fit, ubi Christus aufertur pie volentibus vivere, Tune Satan ita 
urget). 

1) Luther meint Gregorl. von 590—604. Dies geht unter anderem auch aus 
Erl. A. 60, 271, Fürstem. u. B. III, 240, hervor, wo auf das im Obigen Erzählte Bezug 
genommen wird mit dem Zusatze „die Trigesimä“, dreissig Messen für die Todten 
zu halten, sind vom Papst Gregorio erfunden und bei acht hundert Jahren 

estanden“. Gregors I. Vorliebe für das Mönchstum ist bekannt. Vgl. Kurtz, 

irchengesch., S. 127. 2) Für ut tradiderit. — 3) = Hausverwalter, Schatzmeister. 
4) Bemerkenswerte Kürze der Darstellung. Luther sagt „die er ihm ins Grab nach- 
warf und die er in seiner Zelle gefunden hatte“, wofür man erwarten sollte „quos 
iecit in sep. s., postquam in Cella s. invenit". Lies &mıeixeıa. Vgl. n. 946 Note 5. 
6) Die spät. Aufzeich. abweichend, besonders in Bezug auf den Schluss und mit 
mehreren Zusützen, die unter andern einen ähnlichen Gedanken enthalten, der Cord. 
n. 1181 bereits vorkam. vgl. Bindseil colloq. III, 228, II, 5, Erl. A. 60, 189, 271, 
Förstem. u. B. III, 181, 240. Bei Rebenst. fehlt der Abs. 


1322. 
Weibiseh vnd kindisch putabatur olim in à bone!) x??) nomi- 
nare, Seotus, Bonaventura?) Oceam, Aristoteles, Plato reg- 
nabant*). 





358 


1) Lies in ambone = auf der Kanzel. 2) — Christum. 3) Bona- 
ventura (Johannes Fidanza), Doctor Seraphicus, 1253 Lehrer der Theologie in Paris, 
1256 Ordensgeneral der Franziskaner, 1273 Cardinalbischof von Ostia, gest. 1274. 
4) Hierauf scheint sich Erl. A. 58, 150, Fürstem. u. B. I, 417 zu beziehen, wo es 
heisst: , Etwan schämte und scheuete man sich, ja, man hielts schier für un ereimt, 
weibisch und eine Schande, Christum aufm Predigtstuhl zu nennen. nd der 
Propheten und Apostel Namen ward niemals gedacht, noch ihre Schriften angezogen, 
sondern aller Prediger Regel und Weise zu predigen war diese: Zum Ersten ein 
Thema, Spruch und Frage ausm Scoto oder Aristoteln, dem heidnischen Meister, 
urhalten ". 


1323. 


Praedieationem Legis mus man halten propter malos, et plerum- 
que eadit super bonos [487]. die nemen sich drumb an!) vnd offt 
zu vil, Est perinde ac si pluat in mare et densas silvas, non super 
agros fertiles ?). 

1) Sich annehmen um = sich eine Sache zu Herzen gehen lassen. 
Weigand I, 93. 2) Weitläuftig und mit Zusätzen Erl. A.58, 312, Förstem. u. B. II, 


125. Vgl. auch Erl. A. 61, 45 (Ende der S.), Förstem. u. B. lit, 373 (Ende der S$.), 
sowie Erl. A. 57, 18 (Ende der S.), Fürstem. u. B. I, 16 (Mitte der S.). 


1324. 


Qui verbum Dei contemnunt, eadunt in reprobum sensum, ut 
videtur in Muntzeranis et Anabaptistis, qui, eum tanti sint iacta- 
tores gpiritus, neque puerilia instituta!) noverunt?). 

1) — Nicht einmal die die Kinder betreffenden kirchlichen Einrichtungen 
kennen. Luther wird die Kindertaufe meinen. 2) Mit dem Obigen kann vgl. 
werden Bindseil colloq. II, 98, wo es heisst ,Quicunque authoritatem verbi contemnit, 


hunc necesse est omnia alia flocci facere. Ideo quia Anabaptistae verbum Dei 
contemnunt, Baptismi maiestatem videre non possunt. Reb.II, 569. 


1325. 


Aut asinus fuit Papa aut Diabolus, Asinus, quod stupidissi- - 
mos suos errores non intelligit, Diabolus, quod eos fovit et confirmavit. 


1326. 


Omnes, qui orant, maledieunt, velut eum dico Sanetificetur 
nomen tuum, maledieo Erasmo et omnibus eontra verbum sen- 
tientibus !). 

1) Erl. A. 59, 22, Fürstem. u. B. II, 245: „Einer fragte D. Martin Luthern: Ob 


der, so da betet, auch fluchte? Ja, sprach er, denn wenn ich bete: Geheiligt werde 
dein Name, so fluche ich Erasmo und allen Ketzern, die Gott lästern und schünden*. 


1327. 


Quiequid Deus praecipit, est Lex et opus Legis, Fidem Deus 
praeeipit [488], Ergo Lex iustifieat sive opus Legis, Maior!) est distin- 
guenda, Nam opus Legis est, quod fit voluntate coacta et invita, sed 
fides est opus voluntarium, quod innititur promissionibus, Qui novit 
vere 2 guere Legem et promissiones, omnia similia argumenta facile 
solvit?). 

23 


854 


1) sc. propositio. Luther meint, der Obersatz sei von dem Untersatze zu 
trennen. 2 Ganz abweichend und kaum dem Gedanken nach ühnlich 
Erl. A. 58, 333, 407, Fürstem. u. B. 1I, 141, 199. 


1328. 


Voeabula sunt aecipienda!) seeundum materiam subiectam?) 
ut Philosophi loquuntur, seu seeundum statum?), ut Rhetores 
docent, sive seeundum propositum*) ut Sophistae contendunt, sive 
seeundum casum internum), ut Juristae volunt, Velut Papistae 
non utuntur voeabulo secundum propositum in hoe loco9), „Opera 
eorum sequuntur illos, ubi opera torquent ad suas Missas ete. cum 
textus dieit: Beati mortui, qui in Domino moriuntur, Sie sind 
in vnsers h. g. sehosz vnd yhre werek sollen auch fur yhn 
komen vnd yhm wolgefallen’?). 


1) = intelligenda. 2) = Nach dem sachlichen Inhalte. Luther will 
sagen „der Sinn der einzelnen Wörter richtet sich, wie die Philosophen sagen, nach 


dem sachlichen Inhalte“. 3) = Nach der Bedeutung im Sprach- 
ebrauch. 4)— NachdemZwecke,demsiedienensollen. 5) =Nach 
assgabe des speziellen Falles. 6) Apocal. 14, 13. 1) Ganz ab- 


weichend und entstellt Erl. A. 58, 333, 407, Fürstem. u. B. II, 141, 199. Das 
Einzelne anzuführen ist nicht möglich. 


1329. 


Fides ipsa etiam praecipitur, ut, Qui huic prophetae non 
eredit!), in Deuteronomio et primo praecepto [489], sed tantum, 
ut nos abiles?) reddat ad percipiendam fidem promissorum Dei in 
Euangelio, qui usus est totius Legis, ut scilicet ad fidem veniamus. 


1) Vgl. Deut. 18, 15 u. 18 ff. 2) Lies habiles — geschickt. 


1330. 


, Erasmus, dum Moriam!) seripsit, dignam se filiam genuit, Decet 
enim illum flexiloquum Vertumnum?) ita girare?) caudas suas et 
morum?) gignere Moriam?). 


1) Vgl.n.530, Note1. 2) Vertumnus (Vortumnus) ist ursprünglich eine 
etruskische Gottheit und das Symbol der sich verwandelnden Natur. Vgl. 
Otfried Müller, Archaeol.s. 404. Daher bezeichnet das Wort auch, wie schon 
bei Horat. Sat. 2, 7, 14, einen unbestündigen, wankelmiltigen Menschen. 
3) Gyrare (yv oc) — 1m Kreise herumdrehen. 4) = uoóg d.h. Narr. 5) Luther 
meint also: „Indem Erasmus die Moria schrieb, hat er eine seiner würdige 
Tochter gezeugt. Diesem zweideutigen Proteus steht es nämlich wohl an seinen 
Schweif so im Kreise herumzudrehen und als Narr eine Närrin zuzeugen. So würde 
Luther sagen wollen, dass Erasmus eine zweideutige, wankelmütigeundser- 
vile Natur sei und als Narr eine Närrin gezeugt habe. Doch ist ita — caudas suas 
vielleicht — Seine Ansichten so in Umlauf zu setzen. Die spät. Aufzeichn. weichen 
gänzlich ab und geben Luthers Worte entstellt wieder. So bieten die 

eutsch. Tisch. Erl. A. 61, 99, Fürstem. u. B. III, 413: „Da Erasmus sein Buch Moriam 
geschrieben, hat er eine Tochter gezeuget, die ist wie er. Denn also pflegt 
sich der Aal zu schlingen, winden und beissen; aber eralsein Morio 
und Stocknarrhat Moriam, einrechte Narrerei, geschrieben. Dagegen 
heisst es Bindseil I, 278 noch abweichender: Cum Moriam conscriberet, dignam 
se genuit filiam. Ita enim vertumnus ille flexiloquus carpere solet, 
Schielt vnd wils nicht gethan haben, non ipse feci, sed ipse Morio. 





955 


Ein Stocknar scripsit: Moria ein narrerey. Sticht also durch den 
tzaun, nihil aperto marte faciens etc. (!!) Vgl. auch Rebenst. I, 1955, dessen 
Text von Druckfehlern wimmelt und deshalb wenig verstündlich ist. 


1331. 


Bene docturus et consolaturus conseientias non versetur eirca 
hypotheses, sed cirea theses, id est statum Euangelij praesentis, 
velut de quinque panibus, ubi alij dieunt multa in avaritiam et 
silent statum istum Primum quaerite ete.!) Sieut in palmis?) loquun- 
tur?) de cantu et alia multa et praetereunt locum prophetae*), Et theses 
referendae sunt ad hypotheses). 


1!) Matth. 6, 33. 2) Am Palmsonntage. 3) sc. alii, qui non bene docturi 
et consolaturi sunt consc. 4) sc. Jesaiae. 3) Vgl. n. 1141 nebst Noten. Die 
spät. Aufzeich. mit einer Reihe von Zusätzen. Vgl. Bindseil colloq. III, 116 (bei 
Rebenst. fehlt Obiges), Erl. A. 59, 199, Fürstem. u. B. II, 380. 


1332. 


Esto, quod multi sapientes in mundo offendantur et recessuri sint 
a me [490], eum adversus Erasmum seripsero, tamen melius est, me 
illos perdere quam Christum!) Christum in suis praefationibus super 
Euangelistas fere non diseernit a Salomone?), Joannem pene 
eontemnit, De Pauli Romanos?) dicit, diffieultatem Epistolae superare 
utilitatem, Heist das Paulum gelobt? Pfu dich Molan‘). 


1) = Dass ich diese verliere (nämlich als Anhänger und Freunde) als Chr. 
2) Bindseil „Erasmus vero Christum et Solonem“, die deutsch. Tischr. „Erasmus hat 
lose faule Praefationes und Vorrede gemacht, wie wohl er sie gelindert hat; denn 
er macht schier kein Unterschied drinnen zwischen Christo und Solon, dem heid- 
nischen weisen Gesetzgeber". 3) — Pauli (sc. epist) ad Romanos. 4) Ab- 
weichend u. mit Zusätzen Binds. colloq. I, 277, Reb. I, 195 », Erl. A. 61, 98, 99, Fürstem. 
u. B. III, 413. Ausserdem leiten die lat. Tischr. das Obige mit folgenden Worten 
ein: , Anno 37 1. Aprilis Martinus Lutherus totum fere diem consumpsit perlegendis 
praefationibus Erasmi in Novum Testamentum, ibi concitatus dixit: Etsi serpens 
ille sit lubricus, ut prehendi non possit, damnabimus tamen eum cum suis scriptis, 
nos et Ecclesia nostra. Esto, multisapientesin Ecclesia offendantur etc“. 
Die deutsch. Tischr. bieten denselben Zusatz, nur haben sie als Datum den 1. April 
1536. Beide Daten sind wohl in Zweifel zu ziehen und 1533 richtiger. 


1333. 


Wir mussens lassen geschehn, quod apud ingratissimos 
homines nune laboramus, et alios venturos in messem, Et lieet multi 
nune reete!) eurrant ad Inferos, tamen sunt, qui Christo eredant et 
salvi erunt, Die werden vns nicht lassen. 


1) — Gradeswegs, schnurstracks. 


1334. 


Speciosissima argumenta plerumque sunt vana, et quae diligenter 
considerata !), tandem inveniuntur nihil valere?) 


1) sc. sunt. 2) — Die erweisen sich schliesslich als nicht triftig, nicht 
durchschlagend. 


23% 


SB 


356 


1335. 


Papa et sui confessi sunt, simul et Caesar, nos non esse 
haeretieos, et verbum [491] Dei esse, quod eonfitemur et docemus, 
Ideo quiequid eontra nos moliuntur, adversus se ipsos et eonseientiam 
guam faeiunt, Drumb wirds nicht gutten ende!) mit yhn?) nemen?) 

1) Mittelh. der und das ende. 2) — Ihnen. 3) Vgl. n. 426, 794, 1251. 
Die Erklärung, dass die Gegner Luthers selbst die Richtigkeit seiner Lehre zu- 


gestehen, findet sich auch in den spät. Aufzeichn. öfters. Vgl. z.B. Bindseil I, 141, 
144, III, 261, 273, Erl. A. 60, 215, 242, 287, 62, 81 ff. 


1336. 

Sieut nox non est dies et dies non est nox, ita Impij non 
Sunt apti ad obediendum Euangelio Dei, Aut enim desperant 
propter peeeata sua, aut praesumunt de luce nullas amplius tenebras 
metuentes !). 


1) Luther meint ,oder sie setzen ein vermessenes Vertrauen auf das Licht 
des Evangeliums, so dass sie sich vor keinem Dunkel mehr fürchten *. 


1337. 


Ach lieber Gott, wie bistu szo gar geduldig vnd lest dich 
8z0 gar mit fussen treten, Sed talia ab initio passus est a sua 
creatura, Du kanst sie aber zu deiner Zeit wol zalen!). 


1) = Vergeltung an ihnen üben. Die spät. Tischr. bezahlen. Vgl. Bindseil 
colloq. III, 297, Erl A. 60, 357, Förstem. u. B. III, 304. 


1338. 


Unum folium in Terentio melius est omnibus dialogis et eollo- 
quijs Erasmi [492] meae quam odi hydrae. Epiphanius?), Cyrillus?) 
Vulgarius?) optimi fuerunt in Ecclesia Graeca*. 


1) Epiphanius, Bischof von Salamis auf Cypern, fest. 403. 2) Vgl. n. 243, 
Note 4. j) Vulgarius — Bulgarius) heisst bei Luther und Melanthon (vgl. 
Apolog. Conf. Aug. Art. X de sacra coena), der bereits Cordatus n. 679, Note 2 er- 
wühnte Erzbischof Theophylactus von Achrida in der Bulgarei, gest. 110. 
Vgl. Gass in Herz. R. E. 1. Aufl. XVI, S. 25 ff. Vgl. auch Melanthon in der 
Apolog. I, 1: , Vulgarius, scriptor, ut nobis videtur, non stultus*, sowie 
Plitt, Apol. der August. 5. 256 ff., 1873. Luther glaubte besonders in Cyrill und 
Theophylactus Zeugen der luth. Abendmahlslehre gefunden zu haben. Daher der 
Ausdruck optimi. 4) Mit dem ersten Satze des obigen Absatzes kann ver- 
glichen werden Bindseil colloq. I, 278: ,Quapropter hydram istam odi, eiusque libros 
mea auctoritate omnibus pijs prohibebo, nam neque mores, neque ingenium formant, 
unum folium Terentij prolixo dialogo aut co oquio eius praestat*. Vgl. auch 
Rebenst. I, 195», Erl A. 61, 99, Fürstem. u. B. IIT, 413. Ueber Epiphanius auch 
Binds. III, 139. 


1339. 


Wen man ewen frum leute!) hie seet, szo gingen doch 
schellen auffe?, Neque si 4 Lutheri, 20 Philippi et 30 Pomerani 
hie essent, aliquid efficerent, Gott mus ein David oder Cyrum 
Regem erwecken, der mus thun, In Duringia?) fit ex frumento 
tritieum, Hie autem ex tritico frumentum et quamquam?) aliquid vilius?). 





957 


1) Mitteldeutsch even (vgl. n. 253) — eben. Weigand I, 406. 2) Der 
Sinn scheint zu sein „Wenn man gleich hier in Wittenberg fromme Leute site, 
so würden doch nur Narren oder Hohlköpfe auflaufen“. 3) Die Form 
Düringen ist die historisch richtigere. Weigand II, 902. 4) So die Handschrift, 
Die Lesart wird schwerlich zu halten sein. Vielleicht, steckt nonnumquam 
darin = mitunter. 5) Luther setzt das Bild von dem Acker und dem in den- 
selben gelegten Samen, womit das Evangelium gemeint ist, fort und meint ,In 
Thüringen ist der Boden für das Evangelimn geeigneter. Hier slit man gewühn- 
lichen Samen und erntet gute Frucht, während in Wittenberg der gute Same (vgl. 
oben ,ewen frum leute seet“) nur gewöhnliche und mitunter etwas noch Schlechteres 
als die gewöhnliche Frucht hervorbringt*. Von Thüringens Fruchtbarkeit im 
eigentlichen Sinne ist auch in den späteren Tischr. die Rede. Vgl. z. B. Bindseil 
eolloq. 1, 383. Mit dem Eingange des Obigen vgl. Lauterbach S. 179. 


1340. 


Ich war in eim lande, do ich was, 

Da wechst nicht laub noch gras, 

Da ist wider leib noch leben, 

Kanstu es erraten, szo wil ich dirs geben ff.!) 


1) Die Auflösung dieses hübschen Rätsels ist Himmel. 


1341. 
Summum dominium datum est hominibus, quando Deus dixit!), 
Dominamini piscibus ete., Er wil aber auch herr bleiben, Das 
wollen wir yhm nieht gunnen. 


1) Gen. I, 28. 


1342. 


, Primum eaput Genesis totam seripturam in se continet [493], 
Optime cautum est a veteribus, ne quis illud legeret ante 30 annum 
aetatis suae, Habet enim mysteria, quae ab inexpertis lectoribus animad 
verti non possunt, neque unquam fuit qui illud, ut par'esset!), potuit 
explieare, imo intelligere?) 

I) Gen. I, 26 „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das 
uns gleich sei ff.* 2) Vgl. Bindseil colloq. IT, 218, Rebenst. II, 201, Erl. A. 62, 
M örstem. u, B. IV, 402. Die lat. Tisch. verbinden das Obige mit dem, was Cord. 
n. 1298 bietet. 


1343. 


... In seriptis Judaeorum legitur Esaiam occisum esse ab Achab 
ideo, quod dixit) Vidi Dominum sedentem, Et verisimile est, 
Opposuit enim ei illum loeum?), Non videbit me homo et vivet, Et 
neminem ferre potuerunt?) qui maiora se vidisse aut fecisse dixit quam 
Moses?) 

1) Jes. 6,1 , Vidi Dominum sedentem super solium etc.* 2 2. Mos. 33, 20. 
3) sc. Judaei. 4) Mit Zusützen, aber sonst ganz ühnlich Bindseil III, 133, Erl. A. 
62, 146, Förstem. u. B. IV, 416. Uebrigens wird die Hinrichtung des Jesaias von 
den jüdischen Interpreten dem Manasse zugeschrieben, während die meisten christ- 
lichen Ausleger ihn schon zur Zeit des Königs Hiskia eines natürlichen T'odes 
werben lassen. Vgl. Gesenius, Comm. 3, Jes. I, S. 9 ff., Fürstem. u. B. IV, 417, 
Note 1. 


Bu -—— 


> 


358 


1344. 


Christus optime novit discernere inter peceata!), Ideo invidiam 
pharisaeorum valde odit et taxat, Magdalenae autem clemens est 
et comis, Illi nolunt verbum, haec apprehendit, Last vns sunder 
sein, vnd nur nicht invidos?). 


1) Bindseil II, 157 „Cum mentio fieret invidiae Cochlaei et aliorum adver- 
sariorum erga Lutherum et Euangelium, dixit D. Martinus: Christus optime 
novit etc.“ 2) Die spät. Tischr. abweichend und mit vielen Zusätzen. Vgl 
Reb. II, 120*. Erl. A. 58, 177, Fürst. u. B. II, 19, 


1345. 


Bibliam esse [494] scripturam Dei, hine probatur, quod omnia 
in ea ita sunt seripta per Mosen, wie es geht vnd stehet in 
mundo, id est, wie es Gott gemacht vnd geschaffen hatt, et omnia 
regna cessaverunt, Iste autem liber manet toties impugnatus!), Got 
hats mit sonder?) krafft erhalten, Alij qui manserunt velut Vir- 
gilius, Homerus, Isti amati fuerunt a mundo?). 


1) Statt dieser Worte (von et omnia — impugnatus) findet sich bei Bindseil II, 
206, 207 Folgendes, was zum grössten Teile den Eindruck eines späteren Zusatzes 
macht „Ad haec Julius Caesar, Augustus, Alexander, Regnum Aegyptiorum Baly- 
loniorum, Persarum, Graecorum, Romanorum sind hinweg, qui tamen omnes voluerunt 
hunc librum delere et perdere, atque hoc unice studuerunt, ut hic liber deleretur, 
attamen non potuerunt, sed mansit incolumis*.(! 2) = Mit besonderer d. h. Gott 
allein zu Gebote stehender Kraft. 3) Die spät. Tischr. abweichend und mit 
vielen Zusützen. Vgl. Reb. II, 195», Erl. A. 57, 2, Fürstem. u. B. T, 4. Mitten 
zwischen dem Texte der deutschen Tischr. findet sich. das, was Cordatus n. 410 
ietet. 


1346. 


Lex divina est generalis, Naturae, quae ab!) hominibus est 
insita, Civilis est politica, Munieipalis ist landsreeht, Stadrecht 
sunt quaedam exeerpta ex istis omnibus, Solus Papatus nullum habet 
fundamentum ?). 


1) Dies Wort kann nicht richtig sein. Vielleicht corrumpiert aus dem ganz 
ähnlichen Compend. für omnibus. 2) Dagegen überliefern die deutsch. Tischr. 
Erl. A. 58, 311, Fürstem. u. B. II, 125 abweichend Folgendes: „Ich wollt gerne 
die Gesetze unterscheiden, denn es ist 1. Gottes Gesetz; 2. das natürliche; 3. das 
kaiserliche; 4. das Landrecht. Das göttliche ist gemein; das natürliche Gesetz ist, 
das allen Menschen ist eingepflanzt; das kaiserliche ist die Polizei und weltliches 
Regiment; das vierte ist Stadt und Landrecht, so eines ieden Landes oder Stadt 
eigen ist*. Vgl. mit dem Inhalte des Obigen Cord. n. 205, 223, 225, 330, 962. 


1347. 


Lucas prae omnibus diligenter scripsit historiam passionis Christi, 
Johannes autem schreibt!) den heupthandel, die audientz?), 
Coneordantiae nimis tediosae sunt?) Johannes studuit brevitati In 
hae historia). 

1) Bindseil „streicht — aus“. 2) Luther meiut „Christi Verhör vor Pilatus“. 
3) sc. lectori. Sinn: Uebereinstimmende Darstellungen sind für den Leser allzu er- 
müdend. 4) Hierauf bezieht sich die abweichende und sehr volto 


Fassung der spät. Aufzeichn. bei Bindseil II, 222, Rebenst. Il, 202" (Ende der 
Erl. A. 62, 125, Fürstem. u. B. IV, 398. 





959 


1848. 


Rogavi Deum, ne det somnia [495] fallacia et dubia, et ut non 
ostendat Angelos aut signa, quia ich kan yhr nicht gewarten t), 
neque opus habeo, quia verbum habeo, et Diabolus valde fatigat 
homines somnijs 2). 


1) Mittelh. gewarten mit Gen. = Acht haben auf etwas, sich einer Sache 
versehen. Müller III, 531, Weigand I, 683. 2) Einige ähnliche Gedanken bei 
Bindseil I, 211 (Ende des Abs.), Rebenst. I, I11b, vgl. auch Erl. A. 58, 127, 128, 
Förstem. u. B. I, 399, 400. 


1349. 


Ego si astarem Missae papisticae, maxime summae, in reve- 
rentiam Sacramenti etiam genua fleeterem, manus levarem, orarem, 
Habent enim substantialia!), et Ecclesia, quae adest, consentit, et publica 
adest eonfessio, Ita Naaman Syrus permissus est?) abhelia?) intrare 
templum Idoli®). 


I) sc. papistae sacramenti. Worin diese wesentlichen Stlicke bestehen, 
sagt Luther selbst im Folgenden. 2) Dieselbe Constr. wie n. 1162 für „Naam. 
Syro permissum est“, 3) Lies ab Helia. Luther hat 2 Künige 5, 17—19 im 
Auge. Vielleicht ist daher ab Helisa (Elisa) zu lesen. 4) Nur bei Bindseil I, 123 
findet sich weitläuftig und gänzlich abweichend Folgendes: „An liceat Christiano 
homini missae papistieae interesse. Elizabeth uxor D. Crucigeri interrogabat Martinum 
Lutherum, quid homini pio et Christiano esset faciendum, si templum papisticum 
ingressus videret missas celebrari aut sacramentum corporis et sanguinis elevari a 
sacrificulo. Respondit Martinus Lutherus: liebe Else, nim den pfaffen nur nicht 
von dem altar, lesche ihm die kertzen nicht aus. Ego siin illorum Ecclesia essem, 
propter exemplum aliorum infirmorum honorarem, den die hohe messe apud papistas 
ist recht. Aliter est, si missa privata, quam sacrificulus consecrat, ubi non est Ec- 
clesiae consensus et publica confessio. Nahaman Syrus Eliae permissu egrediebatur 
cum rege suo templum, ubi erat cultus idolorum. Et sanctus Sebastianus nolebat 
propagare fidem suam nisi interrogatus. Modo non consentiamus ex animo illorum 
impio eultui*. Nach Cordatus Aufzeichnung will Luther Folgendes sagen: ,— denn 
bei den Papisten (wenn sie das Hochamt celebrieren), sind wesentliche Stücke da, 
die sie zur Vornahme der ,missa summa* berechtigen, einmal nümlich wird sie im 
Einverstindnis mit der Kirche vollzogen, sodann findet dabei ein öffentliches Be- 
kenntnis statt ff. Die substantialia sind also consensus Ecclesiae und 
publiea confessio. 


1350. 


A quibuseunque!) interrogatus sum de una specie?) Illos rursus 
interrogavi de notieia Justifieationis?) Christi, an illam sciant et 
eredant, Talibus*) enim non lieet uti una spetie, Qui autem timent 
Tyrannos, aut se negaturos®), illos satius est ab utraque et una spetie 
abstinere, Wer der fhar®) nieht stehen wil?) der lasse es an- 
Stehen?) 


1) = Von verschiedenen, von allerhand Leuten. 2) sc. sacramenti. 3) Die 
lat. Tischr. „si seitis institutionem Christi“, eine Lesart, die richtiger erscheint. 
\gl. den folgenden Abs. 4) sc. qui illam sciunt et credunt. 5) Sinn: Diejenigen 
aber, welche die Mächtigen der Erde fürchten oder diejenigen (fürchten), die sie 
nicht zulassen werden dh. zum Genusse des Abendmahls unter beiderlei Gestalt ff. 
8) Mittelh. die väre, die var — Gefahr. Weigand I, 490. 7) = Stand halten. 
*) Mittelh. äne stán — unterlassen. Dietz I, 103. Vgl. „das wir in vnsern Kirchen 
die elevation haben lassen fallen vnd anstehen lassen. Kurtz bekentnis vom abend- 
mal 1544. Luther meint „Wer die Anordnung Christi kennt und glaubt, der dart 
das Abendmahl nicht unter einer Gestalt nehmen, wer sich aber vor den Müchtigen 


^". 





360 


der Erde oder denen fürchtet, die ihnen die Zulassung zum Abendmahl verweigern 
werden, der thut besser sich des Genusses des Sakramentes ganz zu entbalten*. 
Bindseil III, 25 bietet dagegen abweichend ,D. M. Lutherus interrogatus a multis 
nobilibus et civibus: Num scientes peccarent, coacti autem a Tyrannis possint unam 
speciem sumere, respondit: Si scitis institutionem Christi et creditis veram, non 
licet, quia conscientia vestra aliter sentit et loquitur. Quod si autem timetis 
tyrannidem, satius est omnino abstinere. Summa summarum, wer die gefar nicht 
stehen wil, der lasse es anstehen“. Vgl. auch Rebenst. IT, 1335. Die deutsch. 
Tischreden ebenfalls abweichend. Vgl. Erl. A. 59, 89, Fürstem. u. B. II, 296, auch 
Erl. A. 59, 95, Fürstem. u. B. II, 301 (Ende der Seite). 


1351. 


Cum Sacramentum sit publiea confessio [496], vani sunt Sacer- 
dotes, qui ex uno ealiee ministrant vinum cupientibus unam speciem 
et sanguinem, qui seeundum institutionem Christi volunt excom- 
munieare !). 


1) Lies communicari (oder — re) = Die, welche wünschen, dass das Sak- 
rament — — gespendet werde (oder zu com. wünschen) Abweichend und wenig 
verständlich Bindseil III, 25 ,D. Cruciger interrogabatur, An recte facerent quidam 
sacerdotes, qui pro voluntate alterutram porrigerent, et ex calice utrisque (?) darent, 
etiam pro simplici unio (soll wohl vino heissen?) Respondit D., quod non debeant 
consecrare ista fraude, ut quidam duplici, alij una specie communicent ideo, quia 
sacramentum sit publica confessio". Vgl. auch Rebenst. II, 1335. Nach Cord. Áuf- 
zeichnung will Luther sagen ,— — So sind diejenigen falsche Priester, die aus ein 
und demselben Kelche denen, die das Abendmahl unter einer Gestalt begehren, 
nur gewöhnlichen Wein (nicht geweihten) ministrieren, anderseits aber Christi 
Blut denen, die das Sakrament unter beiderlei Gestalt zu nehmen wünschen‘. 
In den deutsch. Tischr. findet sich Erl. A. 59, 89, Fürstem. u. B. II, 297 Folgendes, 
was sich auf den obigen Abs. zu beziehen scheint: „Darauf sagt er (Herr Hans 
Vngnade von Weisswolf, Freiherr von Sonnek, Geh. Rat Ferdinands 1. und Land- 
hauptmann in Steiermark, oder sein Bruder Andreas, der nach Förstem. u. B.II, 
296, Note 5, am 9. Sept. 1536 zu Torgau Luther predigen hörte und auch eine Unter- 
redung mit ihm hatte), „In Ungarn ist jetzt der Brauch, dass die Priester das Abend- 
mahl des Herrn den Laien in einerlei und beiderlei Gestalt reichen und gleichwohl 
beides für Recht billigen; was halten Euer Ehrwiirden von solchen Priestern?‘ 
Dazu hatte Doctor Martinus Luther geantwortet „er hielte sio für meineidige Ver- 
riter und Bósewichter; denn wenn sie hekenneten, dass das Abendmahl in beiderlei 
Gestalt recht würe, so würden sie es in einerlei Gestalt (welches wider des Herrn 
Christi Ordnung ist) nicht reichen‘. Vgl. auch Mathesius, Predigt XII, S. 265. 


1352. 


Man kan der welt nimmermehr recht thun noch predigen, 
Si praedieatur papatus, offenditur conscientia, Sin Christum praedieas, 
earnem offendis et papatum, praediea autem carnem, et Christum 
offendes, Welt bleibt welt, Vnd hatt yhr Christus nicht konnen 
helffen, werden wirs aueh wol lassen bleiben, Sed hec quis 
credit nobis? Non est!) ut credant, sed ut videant?) 


1) — Es ist nicht der Fall, dass man dies ff. 2) Dieser Satz ist die Antwort 
auf die vorhergehende Frage. Luther meint „Man braucht in diesem Falle nicht 
zu glauben, sondern nur die Augen aufzuthun, um die Wahrheit des Gesagten zu 
erkennen, dass man's nümlich der Welt nicht recht machen kann und dass dieser 
nicht zu helfen sei. Statt der letzten beiden Sätze, die in den latein. Aufzeichn. 
fehlen, haben die deutsch. Tischr. „und sie immer hinfahren lassen, wo sie hin- 

ehört, zum Teufel“. . Die spät. Tischr. im Einzelnen abweichend, sonst ähnlich. 
gl. Bindseil I, 177, Rebenst. 1, 95» (Ende d. S.), Erl. A. 57, 312, Fürstem. u. B. I, 241, 
auch Erl A. 57, 102, Fórstem. u. B. 1, 78, sowie Cord. n. 645. 





361 


1353. 


Imitatio est res diaboliea et hria!), Iudeo?) simpliciter est noxia, 
aut ad minus vana, Ita imitantur Verbum Dei haeretici, Opera fidei 
hypocritae, Caeremonias idolatrae, Bellum Tyranni?) et temerarij [497], 
Stulti regnum, Artifieia inertes, die humpler?*), Artes asini*), Si igitur 
Deus verbum, opera, artes etc. in mundo suscitat et faeit * *9), et 
multitudo simias sequitur, Et solus: Deus est, quia servat reliquas pro- 
toturpi:?), Sie est mundus ab initio). 


1) z humana. 2) Lies Ideo. J) Tyranni fehlt in den spät. Tischr. 
4) Reb. ,artificia stupidi*, die hallische Handschrift der latein. Tischr. ,artificia 
stupidi humpler* oder ,artificia stupidi die humpler*, die deutsch. Tischr. 
„die Hümpeler und Stürer den Handwerken, wollen auch kunstreiche Meister sein “. 
Cord. Lesart ist viel passender. Die Humpler = Pfuscher. Vgl. Sprüche Sal. 
26, 10, Seb. Brant Narrenschiff 95, 42. Weigand I, 832. Humpler ist also die Er- 
klirung zu inertes, was hier in seiner ersten Bedeutung = kunstlos, ungeschickt 
zu nehmen ist. Luther will sagen ,Handwerke (ahmen nach) die Ungeschickten, 
die Pfuscher*. 5) — Die Dummen. Der Esel bei Luther häufig als Repraesentant 
von dummen Menschen. Vgl. ,Kein suddeler nicht ist, so er eine predigt hüret 
odder ein deudsch capitel lesen kan, so macht er sich selbs zum doctor vnd krünet 
seinen esel*. Der 117 psalm 1530. „Du weyssest, mein lieber romanist, das du in 
der heyligen schrifft eben szoviel kanst als der esel auff der lyren“. Von den 
newen Eckischen bullen 1520. 6) Hier ist eine Lücke in der Handschrift, die 
das Wort facit am Ende der Zeile hat. Nach dem Zusammenhange und den spät. 
Tischr. würde etwa zu lesen sein „in mundo suscitat et facit, nihilaliud suscitat 
et facit quam simias, et multitudo simias sequitur*. Die lat. Aufz. bieten „Si 
igitur Deus Verbum, opus, artes suscitat, nihil facit quam (quod) simias provocat". 
Die deutsch. Tisch. ,Darum, wenn Gott sein Wort, Werk und Künste gibt, so thut 
er nichts, denn dass er Affen reizet und macht, und der grosse Haufe folget den 
Affen nach“. Doch ist vielleicht nur das eine Wort simias ausgefallen. Dann 
würde aber hinter suscitat ein Komma zu setzen und somit zu lesen sein „in 
mundo suscitat, et facit simias, et multitudo simias sequitur, so dass der Sinn 
sich ergebe „Wenn Gott sein Wort, seine Werke, seine künstlerische 
Schaffensmacht seiner Welt offenbart, so schafft er damit nur 
Affen, und die Menge folgt den Affen". 7) Lies reliquas proto- 
typías, latinisiert aus zoctotvzía; — die ersten Muster, Urformen, Ori- 
ginale. Sinn: Gott allein ist es, der im übrigen (der unzureichenden Nachahmun 
der Menschen gegenüber) alle Dinge in ihrer Ursprünglichkeit erhält“. Bindsei 
unverständlich „solus Deus servat reliquas zewrorvnov*, oder ,solus Deus servat 
reliquias*. Verständlicher die deutsch. Tischr. „Gott aber behält das Uebrige von 
dem ersten Contrafeit“, wobei als lat. Text reliqua prototypi (zewrorvunov) zu 
Grunde gelegen zu haben scheint. 8) Die lat. Tischr. sonst ähnlich. Vgl. Bindseil 
III, 314, I, 178, Reb. I, 955. Die deutschen Aufzeichn. Erl. A. 57, 312, Fürst. u. B. I, 242 
mit manchen Zusätzen, unter denen nach den Worten artes asini bes. zu beachten 
ist „(Die Eselskópfe ahmen nach guten Klinsten), wollen traun auch gelehrt 
sein, wie Mäusedreck sich unter den Pfeffer menget"*. 


1354. 


Corpus aut Christi!) est simul Papa et Turca, quia corpus 
constituitur eorpore et anima. Spiritus AntiChristi est Papa, Caro 
eius Turea, qui corporaliter infestat Ecclesiam, ille spiritualiter, Sunt 
tamen ambo ex uno Domino Diabolo, eum Papa sit mendax et 
homieida Papa?), Reduce illum AntiChristum ad unitatem, et ambo?) 
invenies in Papa?). 

ij) Lies Antichristi, wie hernach richtig gelesen wird. Eine ältere Hand 
hat übrigens bereits corrigiert. 2) Lies Turca. 3) sc. mendacem et homicidam. 


1) Die ersten Sätze bis spiritualiter Erl A. 60, 176, Fürstem. u. B. III, 172, 
Bindseil II, 111, Reb. II, 59. Das Uebrige fehlt in den spät. Tischr. 


I 


362 


1355. 


Verum ut Ecelesia victrix fuit a principio!) sanetitatis Judaeorum 
et Romanorum potentiae, ita hodie ae semper victrix erit hypoeri- 
tarum, id est Papae, et potentiae Tureae ae Caesaris, Tantum 
oremus ?). 


1) — Siegerin geblieben ist von Anfang an über ff. 2) Vgl. Erl. A 60, 171, 
Fürstem. u. B. III, 172, Bindseil II, 111, Reb. IT, 59. 


1356. 


Posteriora mea videbis, faciem non videbis [498], quae sunt Lex 
et Euangelium, Lex dorsum, ira, peccatum, infirmitas, Euangelium 
facies, gratia, donum, perfectio !). 

1) Dasselbe in ganz ähnlicher Form bereits n. 340. Vgl. ferner Erl. A. 5S, 307, 
Fürstem. u. B. II, 122, Bindseil I, 35, Rebenst. I, 208. Bei Bindseil findet sich das 
Obige mit dem verbunden, was Cord. n. 1291 hat. Rebenst. beginnt den Absatz 


mit folgenden Worten ,Summa, discrimen legis et Euangelij est depictum in hoc 
dicto. Posteriora mea videbitis, faciem meam non videbitis. Lex dorsum etc.* 


1357. 


Christianos oportet tripliees sustinere inimicos, quia credunt et 
confitentur tres personas in trinitate, Contra potentiam patris Tyrannos, 
Contra sapientiam filij Seetarios, Contra bonitatem et sanctitatem filij!) 
falsos fratres. Hee est probatio Theologica, Grammatiea?) hee est, 
quia quidam sunt mali ut Tyrannj, Alij peiores ut Seetarij, Tertij 
pessimi, ut falsi fratres, qui panem edunt Christi vnd tretens mit 
fussen?) aus lauter boszheit, Ideo peeeatum ipsorum est irre- 
missibile ®). 

1) Lies spiritus sancti wie n. 65. 2) sc. probatio. 3) n. 65 „Vnd 
treten vns zu Lhon mit fussen*. Vgl. auch n. 755, Note 3. 4) Die obigen Ge- 
danken kamen bereits in abweichender Form n. 65 vor. Beide Absätze, sowohl 
n. 65 wie 1357, weichen wiederum von der Fassung der spät. Tischr. nicht uner- 


heblich ab. Vgl. Binds. III, 50, Rebenst. II, 144*. Die deutsch. Tischr. Erl. A. 61, 
145, Fürstem. u. B. IV, 18 mit einer Reihe von Zusützen. 


1358. 


Christus est Dominus patria sui David, quia et Deus est et 
Sacerdos, Et ego interrogatus, cuius filius essem !), respondissem 
Mosi, a quo David est constitutus rex. 


1) Lies esset. 


1359. 


Quaerere sua aut vietum tueri, non prohibuit Christus Hon 
alioqui nemini liceret agnum a lupo defendere, Sed charitatem vult 
impendi proximo, et non vult Christianos eorda habere, quae vindietam 
exeogitent, Sicut noluit fratres Christianos eonfundi eum gentilibus 
Judicibus, velut est in Cor. 1.) Alia sunt eupiditas seu avaritia, alia 
eupido vindietae, et ipsa necessitas subvenientis iusticiae?). 


1) Dies Citat scheint nicht richtig zu sein. Gemeint ist wohl 1. Cor. 6, 1 ff. 
2) Luther will sagen „dass man das Seine sucht, d. h. seine eigenen Interessen wahr 


963 


nimmt, oder für seinen Lebensunterhalt sorgt, hat Christus nicht verboten, sonst 
würde niemandem ein Lamm vor dem Wolfe zu schützen erlaubt sein. Er fordert 
aber, dass man dem Nüchsten mit Liebe begegne, und will nicht, dass Christen Herzen 
haben, die auf Rache sinnen, gleichwie er nicht wollte, dass man die christlichen 
Brüder mit den heidnischen Richtern zusammenwiürfe. Begehrlichkeit oder Habgier 
ist etwas anderes als Rachsucht und eine wirklich vorhandene (ipsa) Notlage, die das 
helfende Einschreiten der Gerechtigkeit gebieterisch fordert. Vgl. n. 1437. 


1360. 


Larva illa monachorum non est eultus Dei, sed is, quem pia 
corda apprehendunt ex verbo Dei fideliter praedicato, ut Deo credamus 
et diligamus eum et proximum !). 

1) Bindseil IIT, 50 ,Cultus Christianorum non est illa larva Monachorum, qua 
fatigant sua corpora ieiunijs, vigilijs, cantu, quod gestant cilicia et virgis se caedunt. 
De hoe eultu Deus nihil novit, neque unquam illum & nobis exigit, sed quando 
diligenter pureque verbum eius tractatur, ibi erudiuntur animae, ut sciant, quid et 


quo modo credant. Docentur etiam charitatem erga Deum et proximum*. Vgl. 
auch Reb. II, 144» (Ende der S), Erl. A. 61, 125, Fürstem. u. B. IV, 1. 


1361. 


Quod Deus omnia dat gratis et incessanter servit hominibus, 
hoe praemium refert, quod erueifigunt filium eius et contemnunt et 
persequuntur omnes ministros Dei, Sed hane quoque novit reecompensam !), 
das er Contemptoribus Judeis et Graecis Turcam, Germanis et 
Italis dat Papam?) 


}) Wohl im Sinne von: Versteht er sich auf diese Wiedervergeltung ff. 


Recompensa — remuneratio. Vgl. Du Cange III, 588. 2) Aehnliche Ge- 
danken Erl A. 57, 85, Fürstem. u. B. I, 66, auch Erl. A. 57, 144, Fürstem.u. B. I, 111. 
1362. 


Satan eum me [500] otiosum et sine meditatione vi!) invenit, 
treibt er mir in mein gewissen, me falsa doetrina pertur- 
basse politiam, fecisse seditiones, Dohin bringt er mich 
offt. Cum autem rursus verbum apprehendo, vineo, Obijeio enim sibi?), 
meam doctrinam non esse meam, sed filij Dei, Deum non curare 
mundos, Etiamsi decem essent rebelles, et perirent, Es heist hune 
audite.) Oder sturtzt alles auff ein Hauffen, et Reg.*) audite?) 
aut peribitis, Szo must sieh Paulus auch trosten, eum eum in 
aetis arguunt seditiosum in Deum et Caesarem), Artieulum Justi- 
fieationis Deus vult integrum, et si illum aeceptant homines, non 
perdunt Politiam neque Oeconomiam, Si autem contrarium faciunt, sibi 
dent eulpam malorum ?). 

1) Lies verbi. 2) Fürei. 3) Matth. 17,5. 4) Lies Reges. 5) Psalm 2, 
10, 12. 6) Act. 16, 20; 17,6; 24, 5. 7) = Dann mögen sie sich (selbst) die 
Schuld an ihrem Unglück beimessen. Der grössere Teil des Obigen findet sich in 
den deutsch. T'ischr. in abweichender und überaus weitschweifiger Fassun 
und mit vielen Zusätzen. Vgl. Erl. A. 60, 82, Förstem. u. B. III, 102, auch Erl. 
À. 51, 45 (Ende der S), Fórstem. u. B. I, 30. 


1363. 


Si Doctor non fuissem, Hette mir der teuffel viel zu 
schaffen geben, neque enim fam levis est res invadere ct eulpare 


364 


totum Papatum [501], Et licet! Papae et omnibus Episcopis 
libenter obedirem, sed eum meam obedientiam non velint nisi negato 
Christo et Euangelio eius, malo eos impugnare quam Deum mendacem 
facere ?). 

1) — Gleichwohl, immerhin. 2) Bindseil I, 139 abweichend ,Missa enim 
et coelibatus sunt duae columnae papatus, quas Samson Christus movet, ruent eum 
magna iactura mundi, Sathan het mir viel tzu schaffen geben, nisi Doctor fuissem 
Theologiae. Non enim levis res est mutare illam totam religionem papatus. Ad 
haec D. Jonas: valde mirum, quod Sathan vos impugnet, cum tamen testimonia 
sacrae scripturae iudicium Dei supra illos reveletis. Respondit Martinus Lutherus: 
Nos libenter papae et Episcopis obediremus, sed detrectant istam nostram obe- 
dientiam. Sed hoc agunt, ut Christum negemus, Deum mendacem testemur et 
Euangelium haeresin dicamus". Vgl. ferner Rebenst. I, 768, Erl. A. 60, 301 (Ende 
der Seite. Die Fortsetzung findet sich in Folge eines Versehens im Drucke nicht 
auf der folgenden, sondern erst auf der nächstfolgenden Seite), Fürstem. u. B. III, 
263, Erl. A. 59, 297, Förstem. u. B. III, 9 (Ende der Seite). 


1364. 


In baptismo et primo praecepto vovemus omnes, Wir wollen 
fest halten an Gott, et in omnibus tentationibus, quas superamus, 
hoe votum nostrum innovatur!) Ich were sonst lengst todt.?) 

1) — renovatur, was die latein. Tischr. bieten. 2) Bindseil I, 139 „Vovi 
et in primo praecepto et in Baptismo, das ich an ihm fest haltten vnnd glauben wiel, 
Et in omnibus tentationibus renovatur Baptismus et votum, sie hetten mich sonst 


retodttet^. Vgl. ferner Rebenst. I, 765, Erl. A. 6u, 302, Fürstem. u. B. III, 263, Erl. 
. 99, 297, Fürstem. u. B. III, 10. 


1365. 


Papatus est fundatus supra Missam primo, quod mundus ei 
eredidit cultum Dei esse, Seeundo, quod omnes opes corrasit ex Missa, 
quibus abunde sustentatur. Petra est Papae, in spiritu et carne, et 
ipsa iam cecidit in spiritu, cadet in carne quoque !). 

1) Dieselben Gedanken kamen bereits in anderer Form n. 620 (Erste Hälfte) 
vor. Das Obige schliesst sich im ganzen mehr an die Fassung der spät. Tischr. 


an. Vgl. Erl. A. 60, 395, Fürstem. u. B. IIT, 333, Bindseil colloq. I, 122, Reb. I, 65*. 
Vgl. auch n. 1085. 


1366. 


Maxima ars et disputatio Satanae est, ut verbis excutiat arti- 
eulum remissionis peeeatorum privative et positive), ut: Vos 
praedieastis [502] Euangelium, Quis iussit? Et quidem alio modo?!) 
quam unquam est praedicatum. Deinde exaggerat peccata nostra, et 
bona?) extenuat, vel etiam ealumniatur, Da mus den einer gewis 
Bein, et adeo, ut possit gloriari eum Paulo, se Doctorem esse gentium, 
Ministrum Dei*) ete., quae gloriatio tam est necessaria, ut*) est®) arti- 
culus fidei ?). 


1) Es ist eine Hauptkunst und Chicane des Satans, dass er den Artikel von 
der Vergebung der Sünden auf nogativem und positivem Wege zu nichte zu 
machen sucht ff. 2) sc. praedicastis. 3) sc. nostra. 4) Rom. 1, 1. 5) — wie. 
6) sc. necessarius a. remissionis peccatorum. 7) Vgl. Binds. I, 220, Reb. I, 117*. 
Abweichend und mit vielen Zusützen findet sich das Obige in den 
deutschen Tischreden nicht weniger als dreimal. Das Einzelne anzu- 
führen, ist nicht möglich. Vgl. Erl. A. 57, 46, 47, Förstem. u. B. I, 37, Erl. A. 59, 296, 





365 


Fürstem. u. B. III, 9, Erl. A. 60, 6, Fürstem. u. B. III, 44. Luther meint also: Wenn 
der Satan sagt „Ihr predigt das Evangelium? Wer hat den Auftrag dazu erteilt? 
Und Ihr habt es noch dazu in einer von der hergebrachten Weise abweichenden 
Form gepredigt*, so greift er jenen Glaubensartikel auf positivem Wege an, wenn 
er dagegen „unsere Sünden übertreibt und das Gute, was wir haben und thun, herab- 
setzt, oder sogar büswillig in ein falsches Licht stellt*, so erfolgt sein Angriff auf 
negativem Wege. 


1367. 


Wen ich bey mir selbs bin, danck ich G. v. H.?) de vera 
agnitione eoniugij, praesertim cum illud confero cum ineesto coelibatu 
Papistarum et abominandis vieijs Italorum?) 


1) = Gott von Herzen. 2) Von den abom. vitiis Ital. ist auch sonst die 
Rede. "Vgl. besonders Bindseil II, 84 „At Papa saepius incestuosos et alios stu- 
pratores perpetuo caelibatu punit et ità peccatum peccato accumulat. Hine factum 
est, ut Itali in monstrosas libidines lapsi sint, ita ut in concilio sta- 
tutus sitnumerus puseronum (? Cardinalibus permittendus. Vgl. auch 
Binds. I, 376, Erl. A. 62, 428, Fürstem. u. B. IV, 678. Mit obenstehendem Absatze 
vgl. Erl. 61, 205, Förstem. u. B. IV, 69. 


1368. 


Last die adversarios nur wuten, quia is, qui posuit terminos 
mari, sinit illud quidem estuare, sed non excedere permittit!) littora, 
sed retinet quidem aquas non ferreo sed arenoso littore ?). 


1) Die latein. Tischr. audet. Psalm 104, 9. 2) In ungemein weit- 
läuftiger Fassungundmit zahlreichen Zusützen. Erl. A. 62, 463, Fürstem. 
u. B. IV, 711, in kürzerer Fassung Erl. A. 57, 200, Förstem. u. B. 1, 154, Bindseil 
eolloq. ri, 129, Rebenst. II, 108. 


1869. 


Spiritus p:!), Caro autem [503] infirma, hoe Christus de se?) 
Paulus idem Rom. 7, Spiritus libenter crederet, sed impeditur von 
der klugen vernunfft, v. h. g^) mus da gedult haben et non 
extinguere linum fumigans!) et contentum esse in primitijs spiritus, 
quos?) habemus. Cum Papa cepit Jurista®). 


1) = promtus. Matth. 26, 41. 2) sc. dicit. 3) = Vnser Herr Gott. 
4) Jes. 42, 3, Matth. 12, 20. 5) Lies quae. 6) sc. spiritum. Sinn: Der Papst 
und die Juristen haben uns den Geist genommen. Unvollstündig Erl. A. 55, 
147, F. u. B. I, 414: Der Artikel von Vergebung der Stinden ist in allen Creaturen. 
Der Geist ist wohl willig, wir sind ein glimmend Docht, haben wir die Erstlinge 
den Geistes; unser Herr Gott muss Geduld haben. Vollständiger Erl. A. 55, 392, F. 
u. D. Il, 188. 


1370. 


Deus perditurus regna primum auffert sapientes, id est, excaecat 
eos, Deinde auffert quoque potentiam t). 


1) Vgl. Erl. A. 57, 144, auch 199 u. 178, Fürstem. u. B. I, 111, auch 154, 137. 

Vgl. ferner mit Luthers Worten die bekannten Worte des Scholiasten zu 
Sophocles Antigone 620, der (Büchmann, Gefl. Worte, XI. Aufl, S. 246) 
ans einem unbekannten griechischen Tragiker die schönen Verse anführt: 

"Orav ó ö daluw» avdel nopguvy xaxa, 

Tov voüv Eßlawe nowrov, o Bovisveran. 
Geläufiger sind uns diese Verse in folgender lateinischen Form: 

Quos Deus perdere vult, dementat prius. 


306 


Vgl. auch Vellejus Paterculus, der einen ähnlichen Gedanken ausspricht, wenn 
es II, 118 bei ihm heisst „Ita se res habet, ut plerumque fortunam muta- 
turus deus consilia corrumpat*, ferner Bindseil I, 337 ,Aber wan vnser 
herrgott einen straffen wil, so macht er ihn tzuvor blintt, dass er nicht sehen kan *. 
Rebenst. I, 165b. | 


1371. 


Wen das stundlin kompt, szo wollen wir das wester- 
hembdlin!) anzihen vnd die absolutio fidei horen vnd davon 
faren?). 


1) Mittelh. die wester oder das westerhemede ist das Chrisamhemd, 
welches dem Täuflinge zur Taufe angethan wird, in Schwaben aber das erste 
Hemd, welches die Taufpathin dem Pathenkinde verehrt. Weigand II, 1099, 1100. 
2) Bindseil II, 157 „Wan das letzte Stundlein kompt, so wollen wir das wester 
hembdelein antziehen vnd vns der absolution freuen.  Confide fili, quia remit- 
tuntur tibi peccata tua etc.^ Vgl. auch Rebenst. II, 131*. In Bezug auf „wester- 
hembdlin* vgl. Cord. n. 789, wo es hiess ,— — et deinde alba veste induantur, a 
quo ritu dominica post Paschae in albis vocaretur, et mortui albis (sc. vestibus) 
induantur“. Ferner spricht sich Luther über den erwähnten Gebrauch Erl. A. 59, 
67, Fórstem. u. B. II, 280 in folgender Weise aus: „Daher ist etwan der Brauch 

ewest, dass die Täuflinge acht Tage nach der Taufe in eim weissen 
esterhembde sind bekleidet einher gegangen; da sie noch nicht alle 
Christen waren, sondern der mehrer Theil waren Heiden. Und umb das Osterfest 
gingen sie auch weiss gekleidet. Daher man noch den einen Sonntag nach Ostern 
eisst den weissen Sonntag; als wollten sie mit der That und Werk sagen und 
öffentlich bekennen, dass sie von Christo getauft und gereinigt wären. eil wir 
aber itzt alle getauft werden, so ist der Brauch abgangen, das ich nicht verneuen 
noch wieder aufbringen will, wie wohl noch heutiges Tages im Brauch ist das 
Westerhembde“. Es fragt sich aber, ob an unserer Stelle das weisse Taufhemd 
gemeint ist. Der Zusammenhang verlangt die Deutung Totenhemd. Daher 
scheint mir hier das Wort westerhembdlin nicht auf die wester — Chrisam 
oder Taufpathenhemd zurückzuführen zu sein, sondern auf West (von vis= 
Ruhe) hembdlin. Da West die Himmelsgegend der eintretenden Ruhe und 
Stille nach Sonnenuntergang ist, so ist also West(Wester)hembdlin = Ruhe- 
hemd, Nachthemd und daher Totenhemd. Vgl. die von demselben Stamme 
gebildeten Subst. Westerburg, Westerreich, Westerwald. Weigand II, 
1098, 1099. 


1372. 


Deus numquam irascitur, Oder wir weren verlorn, non per- 
eutit, nisi permissive connivet!), ut pater permittens ab alio filium suum 
pereuti, et tamen hae quoque promissione?) tantum vult nos allicere, 
ut ad Deum veniamus?). 


1) = Wenn ers nicht zulässt und ein Auge zudrückt. 2) Der Zusammen- 
hang verlangt permissione. 3) Abweichend Bindseil I, 3 „Deus nunquam 
irascitur, quia misericors, si irascitur, so sint wir verloren, nunquam percutit, nisi 
permissive durch gottes verhengnus. Vt si ego conniverem, ut quis Joannem filium 
meum percuteret. Hoc tamen solet facere Deus, ubi ingratos et inobedientes nos 
verbo esse videt, Sathanae permittit, mus sein hencker sein, ut peste, fame, gladio, 
allerley calamitatibus nos flagellet. Ideo ut vel his malis nos ad se invitet, ut 
ipsum quaeramus et invocemus*. Vgl. auch Reb.I, 2». Noch weitlüuftiger ist die 

assung der deutsch. Tischr. Erl. A. 57, 131, Fürstem. u. B. I, 100. Vgl. ferner n. 860 
nebst Note 1, wo die ühnliche Gedanken enthaltenden Parallelatellen der späteren 
latein. und deutsch. Tischr. angegeben sind. 


1373. 


In Judieum!) puleherrime [504] dieit Angelus?), Toties vos per- 
eussi, et non reddidi meliores — puto sub Gideone faetum esse — 


907 


Wer sich dem man ergibt vnd vertraut?) er werd helffen, 
dem hilfft er gewis, Es feylet allein, das wir vns yhm nieht 
ergeben konnen. Faeies nobis, quod vis (dieente populo), semper 
liberabat eos. Sicut David numerando populo non percutitur deprecans 
Deum pro pereussis et in se ultionem fleetens®), Misereri enim afflic- 
torum est divinitas eius, Quis alioqui ad eum veniret, laudaret, invo- 
earet? In Inferno?) enim nemo confitetur ei*). 

1) sc. libro. 2) Jud. 10, 14, 15. 3) = Vertraut, dass er helfen wird ff. 
4) 2. Sam. 24, 16,17. 5) Psalm 6,6. 6) Aehnliehe Gedanken, jedoch mit zahl- 


reichen Zusützen Bindseil colloq. I, 3, 4, Rebenst. I, 2», 2b, Erl. A. 57, 131, 132, 
Fürstem. u. B. I, 101. Vgl. auch n. 824. 


1374. 


Morden vnd traurig machen kan der teuffel wol, Deus 
autem est Deus vitae et totius consolationis afflietorum, Qui hoe nescit, 
ignorat Deum, Deus non est Diabolus, sed simplieiter Deus, Est enim 
Deus aequivocum!), Uno enim modo dieitur Deus mortis, peccati ete., 
Alio modo est [505] Deus etiam boni, Qui hie non bene distinguit, 
maxime errat, Aequivocatio n: mr 6?) erroris?) 


1) = Ein doppelsinniges Wort. 2) Aufgelóst enim mater est. 3) Die 
spät. Tischr. mit einer Menge von Zusützen. Vgl. Bindseil colloq. I, 4, 5, 
Rebenst. I, 2b, 3s, Erl. A. 57, 131, 132, Fürstem. u. B. I, 101, 102. 


1375. 


Der teuffel darff mir nicht sagen, das ich nicht frumb 
sey, Ich wolt auch nieht gerne from sein, Alioqui were der 
gantz schatz Christi an mir verlorn!). 


1) Bindseil I, 53 mit dem Zusatze „dann der teuffel wiel schlecht nicht 
Christum lassen regieren, den er doch regieren mus lassen, ut Joan. dicit: Maior 
qui in vobis, quam qui in mundo est”, sonst mit dem Obigen fast ganz liberein- 
stimmend. Vgl auch Reb. I, 305, Erl. A. 59, 326, Fürstem. IN, 31. 


1376. 


Coelum Coeli Do: terram autem!): Sed homines nolunt con- 
tenti esse regno suo et semper invadunt regnum Dei, quod tamen non 
possunt violare, nee regem quidem?) 


1) Coelum Coeli Domino; terram autem dedit filiis hominum. Psalm 113 
(115), 16. 2) Hierauf bezieht sich jedenfalls Bindseil I, 2908 ,Coelum Coeli Domino, 
terram autem dedit filijs hominum, wie der herold ad Lutherum saget de 
Carolo V. Hoe est verum, sie wollen ihnen aber an der Erden nicht lassen 
genugen, volunt etiam Deo suum regnum invadere*. Vgl. auch Rebenst. I, 115v. 
sch dem bei Bindseil sich findenden Zusatze hätte also der Reichsherold Kaspar 
Sturm jenes Psalmenwort auf Carl V. angewandt, als er im Auftrage 
des Kaisers und des Reichstages Luther nach Worms begleitete. 
Vielleicht hat damit gesagt werden sollen „Im Himmel herrscht Gott, auf 
Erden Kaiser Karl*. gl hiermit auch die bekannte Aeusserung, die oft Karl V. 
selbst, mit grüsserem Rechte aber seinem Sohne Philipp II. zugeschrieben wird 
‚Die Sonne geht in meinen Staaten nicht unter*. Don Carlos, Akt I, 
Scene 6, wofür Büchmann, Gefl. W., XI. Aufl., S. 107, 105 als ältere Quellen an- 
führt Guarini, Prolog zu dem Schäferdrama Il pastor fido, Turin 1585 und 
Balthasar Schupp, Abgenötigte Ehrenrettung, S. 665, 1660. Vgl. mit dem Obigen 
such n. 1341. 


368 


1377. 


Diabolus non est Doetor promotus, sed expertus, Vnd wider 
yhn gilt niemand den J. Christus, vnd kan sich fein zu Gott 
machen et dieit), Haee omnia tibi dabo, Ubi suam Creaturam 
putat esse Christum, Aber Christus [506] nennet yhn bey seinem 
reehten namen, Abi Satan?), Quam tentationem nemo intelligit, 
Er wird Christum movirt haben?) maxime cum per verba Ma- 
iestatis sit locutus, Haec sunt omnia mea, Cui volo, do®). 

1) Matth. 4, 9. 2) Matth. 4, 10. 3) = Er w. Chr. zum Zorne gereizt 


haben. 4) Die spät. Tischr. weitläuftig und abweichend. Vgl. Bindseil I, 218, 
Rebenst. I, 1165, Erl. A. 59, 306, Förstem. u. B. III, 17. 


1378. 


Diabolus quidem dat, et Deus dat, sed tu discerne inter 
dantem et dantem !), Concedo, dieit Christus, te datorem esse, sed ideo 
non adorabo, Er ist ein boszhafftiger geist, der Christum 
das an darff muten, Er wird yhm ein spectrum?) furgelegt 
haben, in quo vidit totum mundum, Et temptatio fuit: Solehe ehre 
mochte einer wol annemen, et simul esse filius Dei?). 


1) Diese Worte „dantem et dantem" werden in den deutsch. Tischr. — ein 
schlagender Beweis für die spütere Ueberarbeitung derselben — mit folgendem 
Commentar versehen „(und mache einen starken Unterschied) zwischen dem Geber, 
der Alles giebt, was wir sind und haben, dazu seinen eingebornen Sohn ff., und 
zwischen dem Meuchelmörder, der denen, so ihm dienen und ihn anbeten, gibt 
eine kleine kurze Zeit, doch also, dass sie nachmals ewiglich miissen darben * (!! 
Christus widersprichtsnichtffl. 2) = Truggebilde, Spukbild. 3) Die 
deutsch. Tischr. Erl. A. 59, 307, Förstem. u. B. III, 17, mit einer Reihe von Zusätzen, 
die latein. Aufzeichn. dem Obigen ähnlicher. Vgl. Bindseil I, 218, Rebenst. I, 1165, 
auch Bindseil II, 307, wo sich der Text der hallischen Handschrift unter Wieder- 
holung der letzten Sätze des vorigen Abs. noch enger an Cordatus Aufzeichnungen 
anschliesst. n. 1377 und 1378 gehüren zusammen. 


1379. 


Mulier habet laudem societatis et laetieiae!). Confidit in ea 
eor viri?), Magnum est eneomium vxoris, quo bono se privant?) 
malos!), quae tamen faciunt. | 

1) — Man preist das Weib wegen seiner Geselligkeit und Anmut. — 2) Proverb. 
31, 11. 3) sc. uxores. 4) Lies malis. Luther will sagen ,— — Das ist eine 


herrliche Lobrede auf die Ehefrau, ein Ehrenschmuck, dessen sich die Frauen aber 
berauben durch das Unheil, was sie freilich auch anrichten*. "Vgl. n. 675, 965. 


1380. 


Ich habe ausgeerbeit!), Vnd ist fort?) mit mir verloren, 
Got gebe mir ein gnedigs stundlein, [507] Vnd lasse mich 
den reehten weg faren?) 


1) — Ausgearbeitet. 2) Mitteld. vort — vorwürts, fortan. Weigand I, 
558. Vgl.n.684, Note 1. 3) Vgl. n. 46, 1371, 1301 nebst Noten. Erl. À. 57, 295, 
Fürstem. u. B. I, 228 sagt Luther ähniich ‚Ich bin nun erschöpft und abge- 
arbeitet, habe viel Sorge und werde mit vielen Geschäften geplagt. Ferner 
heisst es Erl A.60, 119, Fürstem. u. B. III, 129 „Ah, wie gern wollte ich itzund 
sterben! Denn ich bin nu matt und abgearbeitet ff* Vgl. Erl A. 61, 435, 





369 


Förstem. u. B. IV, 270. Vgl. auch aus einer Tischrede des Jahres 1539 bei Bindseil III, 
Is2 „Ich kans niemmer thun, ich werde ausgearbeitet haben, gott helffe 
mir gnediglich“. 


1381. 


Es ist dem mensehen itz kein kunst leicht den!) Theologia, 
Ich wolt al mein finger drumb geben, allein drei?) ausge- 
nomen, das sie mir aueh szo leicht were, Aber ich kan 
nieht besser hindureh komen den ieh spreche, Teuffel, lecke 
mieh in Arsz. 


1) = So leicht als ff. 2) Die drei Schwurfinger. Erl. A.57, 13, F. u. B. I, 12. 


1382. 
Es mus ja dohin komen, ne Deus nobis sit formidini, Qui 
enim timet, fugit, qui autem a Deo fugit, ad quem eonfugiet? !) 


1) Aehnliche Gedanken bieten auch die spät. Tischr. an verschiedenen Stellen. 
Vgl. 2. B. Erl. A. 57, 144, 195, 217, Fürstem. u. B. I, 111, 153, 167. 


1383. 


Deum eorporeum!), qui naseitur, vivit, erucifigitur, mundus non 
vult habere, longe minus arguentem peccata?), Huie acclamant Tod, 
tod, Contra ineorporeum?) magno labore quaerit et reveretur, honorat 
magnis impensis *). 

1) — Den sichtbaren Gott, der menschliche Gestalt angenommen hat, also 
Christus. 2) Die spät. Tischr. weniger richtig „qui — arguit mundum" oder 
„der predigt, lehret und strafet sie“ oder „der die Welt um die Sünde strafet und 
des Vaters Willen ihr verkündigt hat“. 3) — Den unsiehtbaren Gott da- 

egen ff. 4) Luther meint wohl „durch den Bau schöner Kirchen und Kapellen“. 
indseil I, 3 „Sed mundus non vult habere Deum corporeum, qui nascitur, praedicat, 
arguit mundum, crucifigitur vnd schlecht den todt. Econtra incorporeum quaerit, 
honorat magno labore et impensis". Vgl. auch Rebenst. I, 2*. Die deutsch. Tischr. 


in weitläuftiger Fassung und mit vielen Zusätzen Erl. A. 58, 116, Fürst. 
u. B. 1, 391, in kürzerer Fassung Erl. A. 57, 302, Fürstem. u. B. I, 233. 


1384. 


Sein wir nieht arme leuthe [508], quod post acceptam gratiam 
et spiritum sanctum timeamus Deum? Sed hae caussa legt vns 
aueh Gott ein guten knutl!) bey, ne superbiamus aut fiamus vani. 

1) Mittelniederd. der Knutel = Kniittel. Weigand I, 975. Der gute 


Knüttel ist die Furcht vor Gott, die wir haben, wie wohl uns die göttliche 


Gnade und der heilige Geist zu Teil geworden ist. Abweichend Bindseil I, 55, 
Rebenst. I, 31. 


1385. 


Joseph et mulieres!) apud sepulehrum Haben sieh ange- 
numen?) vmb Christum als ein guten freund neque crediderunt 
eum resurreetarum, qualem fidem etiam habuerunt Apostoli?) 


1) Die deutsch. Tischr. „Joseph von Arimathia zu Hierusalem". 2) Mittelh. 
genumen = genommen. 3) Vgl. Erl. A. 58, 373, Fürstem. u. B. II, 173. 


24 


370 


1386. 


Arbitror, Deo valde placere, cum de eo laus eius praedicatur, 
quem totus mundus blasphemat!). 
1) Bindseil I, 55 ,Ideo credo Deo maxime placere, cum de Christo praedicatur, 


contra quem. totus mundus blasphemat*. Vgl auch Rebenst. I, 32*, Erl. A. 57, 197, 
Förstem. u. B. I, 152. 


1387. 
Das der Schefflemini feinde Habe, mussen wir erfaren!) 


1) Bindseil I, 55 „Der schefflimini, id est, sedens ad dextram Dei, hat seine 
Feinde, das müssen wir erfaren. Er wirdt sie aber setzen ad scabellum pedum 
suorum *. Vgl. auch Rebenst. I, 322. Die deutsch. Tischr. Erl. A. 57, 197, Förstem. 
u. B. I, 152 ,Der Scheflimini hat Feinde, das müssen wir erfahren; er wird sie aber 
setzen“. Vgl auch Erl. A. 58, 25, Förstem. u. B. I, 322, n. 1294, Note 1. 


1388. 


Diabolus non potest solvere hoc argumentum, Justus ex fide 
vivit, sed beatus, qui credit!) 
1) Bindseil I, 62 ,Diabolus non potest hoc argumentum solvere; Justus ex 


fide vivet. Aber es leit daran, wer es ergreifen kann*. Vgl. auch Erl. A. 58, 374, 
Fürstem. u. B. II, 174. 


1389. 


Ieh wil lieber dureh den teuffel sterben, den dureh den 
keyser, 8zo sterb ich durch ein grossen Hern, Aber er sol 
ein bissl an mir krigen [509], das yhm nicht wol bekomen 
wird, Er sols widerspeien, vnd ich wil yhn widerumb fressen 
in die extremo!) 


1) Ganz ühnlich die lat. Tisch. Vgl. Bindseil I, 55, 56, Rebenst. I, 323. 


1390. 
Complaeet ipse sibi erepitante Ciconia rostro!) 


1) In deutscher Form etwa ,Selbstgefüllig vernimmt der Storch 
sein Schnabelgeklapper*. Auf menschliche Verhältnisse übertragen soll das 
vielleicht heissen „Jedem Narren gefällt seine Kappe“. 


1391. 


Primam tabulam qui transgrediuntur, nullum habent in mundo 
punitorem, Seeundam!) gar ein wenig?) Duo ultima transgressa?) 
non sunt mundo peccatum *) 


1) sc. qui transgrediuntur. 2) sc. habent pun. 3) = Die beiden letzten 
(Gebote), wenn sie übertreten werden ff. 4) Abweichend und wenig verstünd- 
lich Erl. A. 58, 262, Fürstem. u. B. II, $5, abweichend auch Erl. A. 58, 265, Fürstem. 
u. B. II, 87, mit dem Obigen mehr übereinstimmend Erl. A. 58, 332, Fürstem. u. B. II, 
140. Vgl.auch n. 366, 1008—1010, auch 696 (am E.). 


1392. 


Etiam Paulum habuisse infirmitatem fidei, hine cognoseimus, quod 
sacpe eonsolatus est a fratribus, et multum valet consortium piorum 
in temptatione !). 





371 


1) In weitliuftiger Fassung und mit Zusützen Erl. A. 58, 393, Förstem. u. 
B.U, 15$. Mit dem Inhalte vgl. n. $24. 


1393. 
In die extremo visuri tantam gloriam, quae nobis parata est, 
werden wir vns anspeien, das wir nieht kecker gewest sind 
in eredendo et amando !). 


1) Mit mehreren Zusätzen Erl. A. 58, 396, Fürstem. u. B. II, 191. Vgl. in 
Bezug auf den Inhalt n. 716 und 717. 


1394. 
Vineulo unius Baptismi aretissime!) nos eoniunxit Christus. 
1) Für artissime. 


1395. 
Vbi de fide est disputatio [510], illie est incertitudo, Sin 
autem etiam eum Diabolo disputavero, vinear, Habet enim meliorem 
Dialeeticam quam est Philippi et facundiorem rethoricam Cieerone!). 


1) Vgl. n. 165, 397. 


1396. 


Mutzer! tremebundus mortem adijt, et arrepta Biblia 
dixit, se omnia eredere, quae in hoc libro eontinerentur, 
Sed hoe non sufficit, Man mus das kindlein teuffen?) 


1) Lies Muntzer. EN Ueber Thomas Müntzers Hinrichtung berichtet 
Sleidanus V, 91 Folgendes „Huc etiam paulo post abdueitur in castra Muncerus, 
qui tum im iis angustiis admodum fuit animo perturbato atque deiecto, 
neque suae fidei rationem explicare poterat, ut in eo temporis arti- 
culo fieri solet: et ipsius confirmandi causa Brunsvicidux Henricus 
voceilli praeibat. oriturusautem agnoscebat delictumeterrorem 
idque palam profitebatur, et militum septus corona Principes hortabatur 
maiorem clementiam erga miseros homines. Ita fore, ut nullum eiusmodi posthac 
sit ipsis extimescendum periculum. Simul monebat, ut sacrae Scripturae libros, 
qui sunt scripti de regibus, diligenter evolverent. Eo confecto sermone, 
padio percutitur, et exempli causa, eaput eius adfixum hastae, mediis in campis col- 
ocatur", Mit diesem Berichte stimmt der bei Seckendorf It, db add. 2, 10 (nach 
Briefen des Dr. Joh. Rühel an Luther) grösstenteils tiberein, während sich Müntzer 
bei Janssen, Gesch. d. deutsch. V. II, 532, im Augenblicke des Todes sehr ge- 
fasst zeigt. Vgl. auch Müntzer Bekenntnis, Blatt A. 1—3, 1525, ohne An- 
gabe des ckortes, Seidemann, Müntzer, S. 146 ff, Köstlin l 149, Zeitschr. f. 
K.4,415. Die Notiz des Obigen, dass Müntzer, ehe er den Todesstreich empfing, 
die Bibel ergriffen und erklürt Babe, alles, was in diesem Buche enthalten sei, glauben 
zu wollen, scheint neu zu sein. 


1397. 


. Deus qui misericors est, gehort nieht fur die pauren, sed 
lle, qui pestes inmittit, bella ete., Der ist recht fur sie!) 


1) Vgl. Erl. A. 61, 16, Fürstem. u. B. III, 374. 


1398. 


Persuasus sum, sehwaden!) esse himelbrod, Szo eckel?) ists, 
wen man mit eim finger drein naschet, 820 vertirbts. 


24* 


372 


1) Mittelh. der schwaden (auch schwadem) = die Grasart panicum, 
sowie der essbare Same derselben. Aus dem folgenden Abs. geht hervor, dass 
das Man (Manna) gemeint ist. Vgl.n.599. 2) Ekel = fastidiosus, delicatus, 
hier im Sinne von zart, empfindlich. Dietz I, 525. Vgl. Erl. A. 57, 234, Fürst. 
u. B. I, 150, Bindseil colloq. 1II, 62. 


1399. 


Schwaden eolligunt mane in einem sieben!) , et de Coelo 
cadit, non ereseit in terra, Rosciolum panem vocat Prudentius?) et 
omnes medici [511] voeant manna, felt im taw, ut dieitur in textu?). 
Man schuttet die reusze?*?) szo felts abe, vnd koehst*) wie 
man will, Wie9) der Coriander?) vnd weis wie der taw, Para- 
tum interpretantur®), q: d:?) find ich dich da, Du bist mir recht, 
perit etiam solo eontaetu et meridiano Sole, id est, Verbum dei mag 
keinen zusatz leiden!) 

1) — Siebe. 2) Vgl. n. 697 nebst Noten. Bindseil „est roscidus panis, ut 
in hymno Prudentij Cord. Lesart rosciolum, ein Wort, das ich lexikalisch nicht 
belegen kann, scheint im Sinne von roscidus zu stehen. 3) 2. Mos. 16, 13, 14. 
4) Mittelh. die riuse — die Reuse, geflochtener Behälter zum Fischfange, hier 
jedoch das Rohrgeflecht des Siebes. Weigand II, 468. Die spät. Tischr. falsch 
die Reiser. 5) Vielleicht kochts. — 6) Ergänze Ist. 7) Mittelh. Koliander 
von coliandrum statt coriandrum = Wanzenkraut, die bekannte Dolden- 
pflanze mit gewürzhaftem Samen. Weigand I, 989. Vgl. 2. Mos. 16, 31 „und es (das 
Man) war wie Coriander Samen. 8) 2. Mos. 16, 15. 9) = quasi dieas. 
10) Die spät. Tischr. mit zahlreichen Zusützen. Vgl. Erl. A. 57, 234, Fürstem. 
u. B. I, 180, Bindseil III, 62. 


1400. 


Dare filium pro servo, et servum esse ingratum), Imo patrem 
velle occidere et filium, qui redemit, Annon ingratitudo digna omnibus 
Tureis, peste ete.??) 

1) = Wenn (Gott) seinen Sohn für den Knecht dahingiebt, und der Knecht 
(dafür) keinen Dank weiss ff. Mit dem servus wird hier die von der Sünde ge- 
knechtete, erlósungsbedürftige Menschheit gemeint sein. 2) Die deutsch. Tischr. 
abweichend und weitliuftig „Wir haben Gottes Wort und die Sacrament rein, 
sprach einmal Doctor Luther, aber wir wissens und erkennens nicht, was er fur 
eine grosse Wohlthat und köstlicher Schatz sei, dass der Sohn fur den Knecht 
dahin in den Tod gegeben ist. Für welche Wohlthat der Knecht nicht allein un- 
dankbar ist, sondern führet auch zu, und will den Vater mit dem Sohne, der ihn 
erlöset hat, todtschlagen. Das ist zu grob, darauf muss allerlei Strafe und Unglück 
kummen“.(!) Vgl. Erl. A. 57, 25, 297, Fürst. u. B. I, 21, 229. 


1401. 


Mundus non audit vocem Noae et non Loth, sed Diluvij et 
ignis de Coelo. 


1402. 


Die schrifft versteht keiner, si kome den einem zu haus, 
id est, experiatur. 


1403. 


Artieulus Remissionis peccatorum est in omnibus Creaturis!). 


1) Dieser Gedanke ist in den spät. Tischr. nicht selten. Vgl. z. B. Erl. A. 5$, 
b X 14, 157 (Ende der S), Förstem. u. B. I, 414, II, 25, 27 (Ende der S.). Vgl. auch 
ord. n. 106. . 








978 


1404. 


Principes pecunias [512] eudunt ex aere, Papa autem ex omni- 
bus rebus, Missa, Caeremonijs, Jeiunio, id est, fame, Indulgentijs, 
id est, mendacio fieto !). 

1) Vgl. n. 45, als deren Ergänzung (vgl. die Worte „plane ex omnibus, quae 
sunt iu mundo") das Obige angesehen werden kann. Bindseil III, 246 „Uaesares 
ac Reges ac quotquot monetas excudunt, ex argento vel auro pecunias cudunt. 
At papa cudit ex omnibus rebus pecunias, ex indulgentijs, missis, ceremonijs, cibis, 
poenitentia, clavibus. Ex solo Baptismo non potuit quidquam emungere, quia 
infantes veniunt in mundum nudi, nec habent, quod dent“. Vgl. auch Rebenst. II, 
695, Erl. A. 60, 228, Förstem. u. B. III, 209 (Ende der S.). 


1405. 


Deus totum mundum divitem faeit, non propter labores, sed ut 
obediant ei homines. 


1406. 


Lex non compatitur Gratiam neque Gratia Legem, Ita!) lata 
est superbis, ut sunt Zuiceavienses?) Item hypoeritis, qui volunt 
et amant multas Leges, Gratia autem est miserorum, humilium, afflic- 
torum, ut est Hausman?) Cordatus, Philippus, Ego®). 

1) Am Ende der Zeile fiel wahrscheinlich Lex aus. Vgl. im Folgenden die 
Worte „Gratia autem *. 2) Vgl.n.625, Note 5. 3) Vgl.n.55,695. 4) Vgl. 
Erl. A. 55, 313, Förstem. u. B. II, 126, wo sich jedoch als Eingang nur findet „Das 
Gesetz ist den Hoffürtigen gegeben, als der Stadt N. N. und Ändern ff. Vgl. ferner 
Erl. A. 58, 307, Förstem. u. B. II, 121, wo die Fassung besonders in Bezug auf den 
Schluss abweicht. . 


1407. 


Mundus ante diluvium fuit doctissimus propter longam experien- 
tiam, quin et impietas magna fuit, Ideo et perditus est, Nunc autem 
eito eogimur mori, neque ad maiorem notieiam pervenire conceditur 
quam ventris alendi!). 


1) Vgl. Erl. A. 57, 301, Förstem. u. B. I, 233. 


1408. 


Multos Judeorum [513] Reges, quorum vita aperte seribitur impia 
fuisse, puto salvos factos fide promissionis, et quod magni status magnis 
peccatis non possunt abstinere, labuntur saepe necessario, Et ideo 
benignum est illud verbum, Dormivit eum patribus suis, Sind al 
zu himel gefaren, Est enim bonae signifieationis dormiendi in 
Seriptura!) Sed de quibus scribitur interfectos esse ab inimicis, vel 
consumpti?) a bestijs et volueribus damnati sunt?) 


1) In der heiligen Schrift hat nämlich (das Wort) Entschlafen eine gute 
Bedeutung ff. Dormiendi sc. illud verbum. 2) Neues Subj. zu damnati sunt. 
3) = Die von — Gefressenen. Erheblich abweichend Erl. A. 02, 142, Fürstem. 
und Bindseil IV, 412 (Ende der S.). Vgl. ferner n. 33, 9*9, sowie Erl. A. 5*, 30, 
Förstem. u. B. II, 1*6. Unvollständig Bindseil colloq. I, 56 „Articulus remissionis 
peccatorum his verbis continetur, cum dicitur: Dormierunt cum patribus suis, sein 
ale zu hiemel gefaren. Est enim verbum in scripturis bonae significationis, bene 
sonat. Sed de quibus scribitur, quod sunt ab inimicis interfecti et a bestijs et 
volucribus consumpti, de ijs sentio, quod perierunt et damnati sunt“. Vgl. auch 
Rebenst. I, 322. Cord. n. 33 und n. 140$ ergänzen sich gegenseitig. 


974 


1409. 


In Daniele!), Deum patrum suorum non eurabit ete.?), est 
certa deseriptio AntiChristi, Deum id est Religionem, Mulierem id 
est Politiam et Oeconomiam, Per feminam enim intelligitur propagatio, 
qui hane contemnit, omnes homines contemnit. Wer predigern 
schendet vnd weibern, den?) wirds nieht wol gehen, Idem signi- 
ficat: contemnunt omnes et in terra omnia, offieium docendi et status 
proereandi*), Contemnit*) Deum et homines®). 


1) Dan. 11, 37 (12, 2). 2) Deum patrem suorum non reputabit; et erit 
in concupiscentiis feminarum; nec quemquam deorum curabit; quia adversum 
universa consurget (Vulg.). Hieraus ergiebt sich, dass oben im Texte ein Fehler 
steckt. Die Worte non eurabit sind an die falsche Stelle geraten und vor Deum 
(Zeile 2) zu setzen, wo das Verbum fehlt. Nach suorum ist dann mit der Vulg. 
non reputabit zu lesen. Der Text gestaltet sich dann so: „In Daniele, Deum 
patrum suorum non reputabit etc., est certa descriptio À., Non eurabit Deum 
id est Rel.^ete. 3) = Dén d.h. denen. Vgl. das folg. contemnunt. 4) = Das 
Lehramt und die zum Hervorbringen lebender Wesen festgesetzten Ordnungen. 
5) Wieder der Sing. mit Beziehung auf das Vorhergehende „qui contemnit — con- 
temnit“. 6) In weitläuftiger Fassung und im Einzelnen abweich. Binds. II, 111, 
Reb. 1,598. Mit vielen Zusätzen Erl. A. 60, 177, 178, Förstem. u. B. III, 173. 
Vgl. auch Erl. A. 59, 239; 60, 287, 294, Fürstem. u. B. II, 409, III, 253, 255. Der 
einzelne Satz „Wer predigern schendet“ ff. in ähnlicher Form auch Erl. A. 61, 273, 
Förstem. u. B. IV, 126. Vgl schliesslich Cord. n. 626, 1354, p. 605, besonders aber 
n.40, wo sich in Bezug auf den ersten Teil des Obigen ganz ähnliche Gedanken 
finden. Beide Abschnitte n. 40 und 1409 ergänzen sich gegenseitig. 


1410. 


Lieitum est furtum, quod facit Canonieus aut similis abiens et 
in utili studio [514] consumens census suos, Si quem constituere cogitur 
viearium, illum substituat malo suo, et capitulum maius peceatum 
habet, quod talia!) ngigit?). 


1) sc. studia. 2) Hierin wird negligit zu suchen sein. Der Schreiber 
vergass die Abbreviatur durch den üblichen Strich anzuzeigen. Luther will sagen: 
‚Es ist eine pia fraus, die ein Canonicus odereinerseines Gleichen 
bogeht, wenn er sein Amt niederlegt und sein Vermügen auf ein 
nützliches wissenschaftliches Studium verwendet. Wird er ge- 
zwungen für einen Ersatzmann zu sorgen, so stelle er diesen, ob 
es ihm gleich zum Schaden gereicht. Das Kapitel hat dann dabei 
den grösseren Nachteil, in so fern es für derartige wissenschaft- 
liche Studien gar kein Interesse zeigt. 


1411. 


Oratio Justi ante auditur quam finitur) quod non docet?) nisi 
experientia et necessitas nrgent, promovet talem orationem?), quod 
Saepe expertus sum plura impetrans quam petens *). 


1) n. 355 hiess es „Gott verzeucht wol bey weylen vnd erhoret doch“. Vgl. 
auch n. 1234. — 2) Diese Lesart quod non docet nisi etc. ist fehlerhaft. Die 
Stelle würde Sinn geben, wenn docet ganz fehlte. Der Text ist jedoch dureh 
eine einfache Umstellung und eine geringfügige Aenderung zu bessern. Man lese 
,Quod non, nisi experientia docet et necessitas urget, promovet ete.^ — 3) Der 
Sinn würde dann sein „Das Gebet des Gerechten wird eher erhört als 
beendigt, da er ein solches Gebet nur dann verrichtet, wenns die 
Erfahrungihnlehrtund die Notihn drüngt, was ich fl.“ Zu bemerken wäre 
noch, dass ohnehin urgent nicht recht zu experiontia passt. Ausserdem heisst 


975 


es bei Bindseil I, 63 ,Wolan niemandt credit, tantam esse vim et efficaciam preca- 

tionis nostrae, nisi quem experientia ipsa docet. Aber es ist ein gross 

dingk, quando aliquis sentit causas necessarias et ipsam necessitatem urgentem 

vnnd kan den das gebet ergreiffen“. 4) Vg. mit dem Obigen n.355. Beide 

Nunmern ergänzen sich. Vgl. ferner Rebenst. I, 36», 36, Erl. A. 59, 1, Fórstem. u. 
. II, 228. 


1412. 


- Gravissimae tentationes sunt, quando Satan eo nos trahit, ut 
eaussas boni vel mali successus in conscientia nostra inquiramus !), Nec 
sunt temptationes ad Lapsum procliviores quam investigare, eur hoe 
vel illud fiat, Haec durant ab Adam usque ad omnem posteritatem. 
Das Quare? vexavit omnes sanctos?). 

1) — Dass wir die Ursachen von Glück und Unglück in unserem Gewissen 
(d. h. bei uns selbst) zu erforschen suchen. Luther meint „dass wir zu wissen 
wünschen, warum es uns gut oder schlecht gehe“. 2) Fast dieselben Gedanken 


in abweichender Form n. 357, 358. Die deutsch. Tischr. stimmen Erl. A. 60, 137, 
Fürstem. u. B. III, 142 mit dem Obigen fast ganz überein. Vgl. auch n. 822. 


1413. 
Duo sunt propria Satanae, Primum securos!) reddere et vacuos 
timore dei tempore prosperitatis?), Seeundum ut tempore afflietionis nos 
doceat desperare et fugere Deum. 


1) sc. nos. 2) Vgl. n. 358 ,Es ist kein stolzer Ding auff erden als ein 
hoffertiger Heiling tempore prosperitatis '*. 


1414. 
Nemo cogendus est [515] ad vocationem, quemadmodum neque 
P!) eogere voluit Apollo?) Philippus?) tantum queritur quosdam 
nolle obedire. 


1) = Paulus. 2) Indekl. Form für Apollinem. Act. 18, 24 ff. 3) Phil. 
Melanthon. 


1415. 


Ecelesia est eongregatio populi, prudens in rebus non apparen- 
tibus), Impij in ea nihil vident quam peceata?)  Crimina autem non 
inveniunt?). 

!) = Die Kirche ist eine Vereinigung des Volkes, die wohl bewandert ist 
in der Welt des Unsichtbaren. 2) = Mängel. 3) Bindseil I, 14 „Ideo Ecclesia 
est congregatio populi pendens in rebus non apparentibus. Impij vero in ea 
nihil conspiciunt, quam infirmitates seu imbecillitates, scandala, peccata. Ideo 
sapientes mundi in forma illius offenduntur ete. Vgl. auch Rebenst. I, 8%, sowie 
die ungemein weitläuftige Fassung der deutsch. Tischr. Erl. 59, 132, Fürstem. 
u. B. Il, 329. Die sämtlichen spät. Aufzeich. haben Bondens in rebus app." 
oder „das hanget an Dingen, so nicht erscheinen“. Cordatus Lesart prudens 
scheint die ursprüngliche zu sein. 


1416. 


Historia Christi triplieiter est consideranda, Primum ut historia, 
2? tanquam donum, 3? ut exemplum, Historiae sunt certissima 
exempla fidei et infidelitatis '). 


]) Vgl. Erl. A. 58, 145, Förstem. u. B. I, 412 (Ende der Seite). 





976 . 


1417. 
Ratio humana tantum docet manus et pedes, Deus autem cor. 


1418. 
Satan impugnat importunitate, assiduitate, perseverantia !). 


1) Aehnliches in weitläuftiger Fassung Erl. A. 60, 4, Förstem. u. B. III, 43, 
Bindseil colloq. I, 220, Rebenst. I, 1175. 


1419. 


Mundus collectio est hominum omnia Dei beneficia sentientium 
cum magnitudine!) Qui mundum non tentavit, intret in monasterium?) 

1) Lies ingratitudine. Dieselbe Verwechslung mit magnitudo n. 505, 
Note 8, n. 550, Note 2. Sentire hier im Sinne von hinnehmen. 2) Luther 
meint „Wer die Welt noch nicht genau kennen gelernt hat, der gehe in ein Kloster. 
Sonst wird er ihre Undankbarkeit erfahren“. Bindseil I, 172 ,, Mundus est collectio 
hominum, quae recipit in se omnia paterna beneficia, et pro illis blasphemias et 
omnem ingratitudinem rependit, qui non tentavit mundum, intret in monasterium etc." 
Vgl. ferner Rebenst. I, 92s, Erl. A. 57, 259, 311, Fürstem. u. B. I, 223, 240, Erl. A. 62, 
412, Förstem. u. B. IV, 719. An den letzten Stellen findet sich das Obige mit Aus- 
nahme des letzten Satzes ebenfalls in lat. Form. 


1420. 


Deealogus liber est adeo consummate virtutes continens [516] 
erga Deum et homines et contra vitia, ut nullus sit ei’ similis in 
mundo t). 

1) Vgl.n. 165. Dagegen bei Bindseil II, 241 heisst es „Decalugus est summa 


omnium virtutum erga Deum et erga homines, neque unquam est perfectior liber 
de virtutibus. Vgl. ferner Rebenst. II, 2092, Erl. A. 5$, 245, Fürstem. u. B. II, 71. 


1421. 


Virtus primi praecepti est pietas, id est timere Deum et credere, 
Contra vitium est impietas. Secundi praecepti!) eonfessio doetrinae 
et praedieatio, Vitium Blasphemia.  Tertij cultus exterior utilis ad 
docendum, Sieut audire verbum Dei. Item cultus ostendens nostram 
fidem, Vitium contrarium est eontemptus religionis et verbi?). 

1) sc. virtus est, was auch zweimal im Folgenden zu ergänzen ist. 2) Ganz 
ähnlich bis auf geringe Abweichungen Bindseil 1I, 241, 242, Rebenst. II, 209%. Die 
deutsch. Tischr. Erl. A.5$, 245, Fürstem. u. B. II, 71 mit vielen Zusätzen. 


1422. 


Virtus, quae continetur in 4*? praecepto, est obedientia erga super- 
iores, parentes et Magistratus, et est Justicia dintributiva!), Oppositum 
vitium est Seditio. "Virtus quinti est mansuetudo, non irasei, non 
quaerere vindietam, Vitium est erudelitas, Sexti?) est continentia, non 
mechari, Vitium incontinentia, Septimi est beneficentia, Vitium avaritia, 
furtum, deceptiones in contractibus ?). 

1) = Und (diese Tugend, der Gehorsam) ist ein Recht, was wir (andern) 
einräumen. 2) se. virtus, was auch zu septimi zu ergänzen ist. 3) ver 
Bindseil IT, 241, 242, Rebenst. 1I, 2098. Die deutsch. Tischr. Erl. A. 58, 245, F.. u. B. 11, 
72 mit Zusätzen. ln contractibus = Im Handel und Wandel. 





977 


14293. 
Octavi virtus est veritas [517], Nullius famam ledere, Vitium 
maledicentia, Noni!) iustieia, Vitium avaritia, Deeimi virtus continentia, 
Vitium oppositum, quod in eo continetur, est ineontinentia?). 


I) sc. virtus. 2) Vgl. Bindseil II, 242, Rebenst. II, 2092, Die deutsch. Tischr. 
Erl. A. 55, 246, Fürstem. u. B. II, 72 mit Zusätzen. 


1424. 


, . Decem praeeepta exponenda et intelligenda sunt affirmative!) 
iuxta illud tthi?) Finis praeeepti est charitas. Ita?) diliges 
dominum Deum tuum ete.*) 


|) Bindseil infirmative, was unverständlich erscheint. Affirmative «» 
In positivem Sinne. 2) Lies Timothei. 1. 'Tim. 1, 5. 3) — Daher sollst 
du ff. Bindseil item. 4) Vgl. Bindseil II, 242 (bei Rebenst. fehlt der Absatz). 
Die deutschen Tischreden Erl. A. 58, 246, Fürst. u. B. II, 72 abweichend „Die zehen 
Gebote sollen also ausgelegt und verstanden werden, dass sie nicht allein verbieten, 
sondern auch gebieten, beide, was man lassen und thun soll, wie S. Paulus sagt 
I. Tim. 1,5 „Die Häuptsumma des Gebots ist Liebe ff. Achnlicher Erl. A. 58, 263, 
Fürst. u. B. Il, $6. Die n. 1420—1424 gehören inhaltlich zusammen. 


1425. 

Promissiones aliae sunt ab'**!) et simpliees, ut sunt illae 
de Christo, Ponam inimieitias?) In semine tuo?) Et talis promissio 
semper stat et manet, Non enim hie respieit Deus nostra opera, sed 
snam veritatem, Aliae) sunt conditionales, quibus adiungitur con- 
iunetio?), sie nt, Si feceris haee, vives®). 


1) =absolutaed.h. bestimmt. 2) Gen. 3, 15. 3) Gen. 22, 18. 4) sc. 
promissiones. 5) Lies conditio. 6) Luc. 10, 28. 


1426. 


Vita speculativa, quae fit extra verbum, sunt somnia Satanae, 
Fides vero [518], quae nulla perspeeta eaussa verbo Dei externo 
eredit, est vera Theologia et sola vera vita speculativa!) 

I) Luther meint „Ein der Forschung gewidmetes Leben, das sich ausserhalb 
der Sphäre des göttlichen Wortes bewegt, ist leere, vom Satan stammende Träumerei; 
der Glaube dagegen, der, wenn ihm auch die letzten Gründe der Dinge verborgen 
bleiben, dem von aussen an ihn herantretenden Worte Gottes Vertrauen schenkt, 


Das ist die wahre Gottesgelehrtheit und das einzig wahre der Forschung diensame 
eben“. 


1427. 


Hominem facientem quod in se est mereri vitam aeternam de 
congruo!) Hoe etiam tempore Gersonis ereditum fuit verum esse 
usque ad Lutherum?) et inter hane doctrinam et Arrianorum nihil 
distat nisi variatio voeabulorum?). 

1) sc. Dicunt Scholastici. Vgl. n.232. Sinn „Die Scholastiker be- 
haupten, dass der Mensch, wenn er das thut, was an ihm liegt, (was er nach 


seinen natürlichen Krüften thun,kann) das ewige Leben erwerbe auf Grund der 
Uebereinstimmung, d. h. seines Handelns mit dem göttlichen Gesetz. 2) = Dass 


978 


dies wahr sei, hat man sogar zu Gersons Zeit geglaubt bis auf Luther herab. 
3) Ueber das meritum congrui vgl. n. 232, Note 1. Bindseil III, 266 „Homo 
faciens quantum in se est, meretur gratiam ex congruo immutabiliter. Haee doctrina 
semper duravit, etiam Gersonis tempore usque ad Lutherum. Neque est ulla diffe- 
rentia inter hane doctrinam et Arrianam nisi vocabulorum variatio*. Mit Bindseil 
stimmt Rebenst. II, $3» überein, der den Absatz jedoch mit den Worten beginnt 
„De merito congrui impium erat dogma, scilicet, homo faciens ete. Die 
deutschen Tischreden bieten Erl. A. 60, 249, 250, Fürstem. u. B. III, 225 in weit- 
läuftiger Fassung Folgendes „Die Papisten, sprach D. Mart., lehren, dass ein 
Mensch, wenn er thut, so viel an ihm istund er kann, verdiene Gnade, 
dadurch er geschickt und bereitet wird, dasserdarnach Gott gefalle 
und selig werde, also dass es nicht kann anders sein. Diese Lehre bat 
allezeit, auch zur Zeit des treffentlichen hocherleuchteten Mannes und Lehrers 
Gerson gewühret und ist blieben bis auf diese meine Zeit, und ist kein Unterschied 
unter dieser und der Arianer Lehre und Ketzerei, allein dass andere Wort gebraucht 
werden“. Ueber das meritum congrui spricht sich Luther ferner Erl. A. 60, 262, 
Förstem. u. A. III, 234 folgendermassen aus ,, Scotus, ihr fürnehmster Lehrer und 
Sophist, schreibet, dass ein Mensch aus seinen natürlichen Kräften und 
freiem Willen kónne Gott und seinem Gesetze genug thun, was die 
Substanz und das Wesen des Wortes an ihm selbs belanget, ohne des Heiligen 
Geistes Gnade, ex merito congrui. dadurch er geschickt wird, dass 
ihm Gott gewiss giebt, das nicht feihlen kann, Gnad, und kriegt 
ihn lieb; da folget als dann nach meritum condigni, dass ers ver- 
dienet, würdig zu sein ff. Vgl. auch n. 49, Erl. A. 55, 155 —157, Förstem. u. 
B. Il, 26, 27. 


1428. 


Cogitationes abstrahere a tentatione, summum remedium !) est, 
hoe est, eogitare de Venetijs, Sehlauraffenland?) et similia, sed 
orationi instandum et alieui adhaerendum est textui ex verbo Dei?) 


1) sc. tentationis. Sinn „Seine Gedanken von der Anfechtung abziehen, das 
ist das beste Schutzmittel gegen dieselbe, das heisst ff. 2) Schlauraff (schlu- 
raffe) = fauler Thor. Schlauraffenland ist also das Land der faulen 
Thoren (eine Art Utopia). Weigand II, 5*2. Müller II, 2, 416. Die Form Schla- 
raffenland ist eine spätere. Weigand bemerkt, dass das Schlauraffenlandt 
schon 1548 bei Alberus (Dialogus vom Interim) als das Land bezeichnet wird, 
wo man den, der die grüsste Liige sagen kann, zum Künige macht. Eine andere 
Belegstelle aus früherer Zeit finde ich nirgend. Jedenfalls hatLuther bereits 
vor 1537, wieaus der obigen Aufzeichnung des Cordatus hervorgeht, 
das Wort in demselben Sinne gebraucht, wie es jetzt üblich ist. 
3) Bindseil III, 221 (Ende d. S.) unverständlich ,Praesentissimum remedium contra 
tentationes est, ut tuas cogitationes abstrahas a tentationibus, hoe est loquaris de 
Venereis (!) et de alijs rebus, quae ad rem plane nihil speetant, aut mutatur (?) 
orationibus et simpliciter textus Euangelij ete. (7) Dagegen bieten die deutschen 
Tischreden Erl. A. 60, 159, Fürstem. u. B. II, 159 verständlicher „Die beste Arznei 
wider die Anfechtung ist, dass du deine Gedanken davon abwendest, das ist, redest 
von andern Dingen, von Markolfo, Eulenspiegelund dergleichen lächer- 
lichen Possen, so sieh gar nichts zu solehen Händeln weder reiınen noch dienen, 
damit du jener schweren Gedanken vergessest oder haltest dich stracks ans Gebet 
und einfältig an den '"lext des Euangelii Die obige Lesart „de Venetijs, 
Schlauraffenland et similia* wird die richtige und ursprüngliche sein. Luther 
meint nämlich „man muss seine Gedanken möglichst weit von der Anfechtung, die 
uns quält, abziehen, und daher an ganz fern Liegendes denken“. Zu solchen fern 
liegenden Dingen eignen sich die Republik Venedig und das Schlaraffenland 
wohl besser als z. B. Markolfus, dessen Inhalt keineswegs immer einen fern 
liegenden Gegensatz zu gewissen Árten der tentationes ausmacht, denen der 
Christ ausgesetzt ist. In den spät. Aufzeichn. ist das Obige mit dem verb., was 
Cord.. n. 502 hat. 





379 


1429. 


Junge hern mussen gute tage haben usque ad vigesimum 
annum, ne fiant pusillanimes, Darnach troste sie Gott. Wen sie 
ins ampt komen [519], Da soleht!' man yhn die gute tage. 
Exemplum est arbor sata in testa?), quae adhue blande fovetur in 
terra?), Ex qua!) eum surgit?) quanta patitur!) 


1) Sulchen (vgl die Sulch = Salzbrühe) vom Mittelh. silke, salk, ge- 
solken = in Salzwassor beizen, versalzen. Weigand II, $58. 2) = Topf. 
3) = Der bis dahin im freien Felde gehegt und gepflegt wird. 4) sc. testa. 
5) = Wenn er nun in diesem weiter wächst. 6) = Wie viel hat er zu leiden! 
Abweichend haben die deutsch. Tischr. Erl. A. 61, 350, Förstem. u. B. IV, 197 „Junge 
Herrn müssen gute Tage haben und ein frischen Mut bis in 20 Jahr, dass sie 
nicht zu kleinmiltig werden; aber darnach trüste sie Gott! Wenn sie ins Regiment 
kommen, da werden ihnen die guten Tage gesalzen werden! Wie man sichet an 
einem Baum, der in ein Scherben oder Topf gesatzt ist, der wurzelt nicht 
weit umb sich, kann auch nicht“ In den älteren Ausgaben der deutschen 
Tischr., bei Aurifaber, Stangwald, Selnecker und Walch, ferner bei Förstem. u. B. 
und in der Erl. A., findet sich teils neben, teils unter dem Texte die Bemerkung: 
„Also sagte D. M. L. zu Torgau zu den zweien jungen Herrn zu Sachsen 1545, da 
er das letzte Mal da war“. Diese Angabe ist zeitlich unrichtig, da Cordatus seine 
Aufzeichnungen 1537 geschlossen hat. Sollte Luther Obiges wirklieh den beiden 
kursächsischen Prinzen gegenüber geüussert haben (es sind dann wohl Johann 
Friedrich der Mittlere von Gotha und Johann Wilhelm von Koburg 
gemeint) so wäre ja nicht ausgeschlossen, dass die Worte dicht vor 1537 gesprochen 
seien. Johann Friedrich der littlere, der damalige Kurprinz, war z. B. den 8$. Jan. 
1929 geb. Es ist doch wohl denkbar, dass Luther Obiges 7;—$ jährigen Prinzen 
gegenüber in Gegenwart anderer geüussert haben kann. 


1430. 


Communis prophetia!) loquens de futuro sine eerta persona, 
loeo, tempore, est praeseripta a seriptura. Sie omnis Christianus 
prophetat impijs perditionem, icstis salutem, regnis?) mutationem, popu- 
lorum, rerum, Neque hane?) habent impij, sed contraria sibi divinant 
et omnibus pijs‘), Ideo aeditieant ete.5), Spetialem autem prophe- 
tiam [5 Photae habuerunt de certo loco ete., ut de Christo, Cor es 
srael®). - 


1) = Die Weissagung im allgemeinen. Der Gegensatz folgt mit spetialem 
rophetiam. 2) Vielleicht ist besser regibus zu lesen wegen impijs und 
iustis. 3) sc. communem et rectam prophetiam. 4) = Sondern sie weissagen 
sich und allen Frommen das Gegenteil, d. h. sich salutem und den Frommen per- 
ditionem, sie weissagen also sich und den Frommen falseh. 5) Das Citat scheint 
sich auf Hiob 27, 18 zu beziehen, wo es heisst , aedificavit (sc. impius) sicut tinea 
domum suam etc.*, was auch dem Zusammenhange nach angemessen ist, da Luther 
meinen wird ,die Weissagungen der Gottlosen ruhen auf unsicherem Grunde wie das 
Haus einer Spinne, welches zusammenstürzt, wenn mans berührt. 6) Luther hat 
vielleicht Maleachi 4, 5, 6 im Auge, wo von Christus geweissagt wird ,ecco, mittam 
vobis Eliam prophetam, antequam veniat dies Domini magnus et horribilis. Et 
convertet cor patrum ad filios et cor filiorum ad patres eorum*. Doch lüsst 
sich auch lesen Cores (Cyrus) d. h. Sonne, das Hoil Israels mit Bezug auf 
Jesaias 45, 15. Einiges bei Kummer Tischr. p. 275. Vgl. Lauterbach, S. 200. 


1431. 


Omnis vdolatra est avarus, Religiosi sunt idolatrae, Ergo 
avari, Vera iustieia compassionem, falsa habet indignationem. Omnis 


380 


iustieiarius!) est tristis et securus?), et quanto religiosior, tanto 
avarior?). 

1) = Judex Du Cange II, 197. 2) Wohl im Sinne von unbekiimmert, 
rücksichtslos. Doch fragt es sich, ob nicht passender severus zu lesen ist. 
3) Der Sinn der schwierigen Stelle scheint zu sein: „Jeder, der abgöttisch ist, ist 
habsüchtig d. h. er stellt alles in den Dienst seines Gützen, die aberglüubischen 
Leute, die Bigotten (oder die Münche?), sind abgüttisch, folglich sind sie hab- 
süchtig. Die wahre Gerechtigkeit zeigt Mitgefühl (für die, gegen welche sie geübt 
werden muss), die falsche Gefühllosigkeit. Jeder Rechtspfleger (Richter) ist 
finster und rücksichtslos und um so habsüchtiger d.h. um so weniger geneigt von 
dem, was er für die wahre Gerechtigkeit hält, auch nur irgend etwas preiszugeben, 
je bigotter er ist d. h. je abergläubischer er dieser seiner Ansicht von der wahren 
Gerechtigkeit, welche im Grunde die falsche ist, huldigt*. Vgl. kann werden Erl. 
A.57, 374, Fürsten. u. B. I, 290, wo es abweichend und unvollständig heisst „Alle 
Abgöttischen sind geizig, und je geistlicher und frömmer sie angesehen werden, je 
geiziger sind sie“. Vgl. n. 30, $64, 887, 1034. 


1432. 


Ad Chri!) pertinet [520] summam fortitudinem habere in summa 
infirmitate, In summa stultieia summam sapientiam, et ut alter est sensu, 
ita om?) alterum esse fidei?). 

1) = Christianum. 2) Wohl mit omnino aufzulösen. 3) Der Text ist ver- 
derbt. Soll ein einigermassen passender Sinn gewonnen werden, so wird etwa zu 
lesen sein ,et ut alter est sensu, ita omnino alterum esse fide*. Dann würde 
Luther sagen wollen ,Dem Christen kommt es zu — zu zeigen, und zwar (kommt 
es ihm zu), wie er der eine (fortissimus) dureh das Gefühl ist, ebenso der andere 
(sapientissimus) lediglich durch den Glauben zu sein*. Das soll heissen: Das eine 
(fortitudinem habere) fühlt er, das andere (sapientissimum esse) glaubt er. Einen 
ähnlichen Gedanken bieten auch die deutschen Tisckr. Erl. A. 59, 35, Fürstem. u. B. 
II, 25; „Eins mit Fühlen, das ander mit Glauben“. 


1433. 


‚Mit gutten wereken geben wir gott zinsze, fide haereditatem 
acquirimus!). 
1) Vgl. Erl. 59, 38, Förstem. u. B. II, 257, Erl. A. 58, 404, Förstem. u. B. II, 196. 


1434. 

Quintum eaput Matthei primum docet vitam personalem in 8 
beatitudinibus, 2"*') offieium docendi, In sale Legem, in Ince Euangelium, 
utrumque in fide. 3 eonfutatur falsa expositio Legis. 4 damnatur hypo- 
erisis vitae. 5 vera bona opera docentur. 6 Monet a falsa doctrina. 
7 Solvit dubia. 8 Damnat hypocritas in verbo?) 


. | — secundum sc. docet. 2) In der Form abweichend, sonst ganz ähnlich 
Bindseil colloq. II, 223, Rebenst. II, 2032, Erl. A. 62, 125, Fürstem. u. B. IV, 397. 


1435. 


Contendere in iudieio!), hoe?) Christus dieit earnalem fidem 
Apostolorum et Judeorum, qui expeetabant temporale regnum Christi, 
Sie dieit gladium gestari non debere. Ne sitis prineipes, non iudices, 
non bellatores, non iudiees?), magistratus, quem sibi solis putant deberi 
Judaei, Neminem invadatis, sed patimini illatam passionem [521], Ich 














881 


wil from leute haben, aber nicht ein newe politiam anfhahen, 
et nolo vos magistratum subtrahere, id est subijeere !). 

1) Matth. 5, 40. 2) Die Handschrift hat fehlerhaft das Compendium für 
huius. 3) Judices wohl Wiederholung aus dem Vorhergehenden. Doch lässt 
sich auch erkl. „Ihr sollt keine Richter sein, ein Amt, welches — für sich in 
Anspruch nehmen. 4) Die hallische Handschrift hat (ausser verschiedenen 
unten in den Noten bei Binds. angegebenen Fehlern) statt des letzten Satzes ganz 
abweichend „Quare si vos vocat vester magistratus, servite, si belligerandum est, 
militate sub ipsis*. Luther meint nach dem obigen Texte „Ich will nicht, dass 
ihr die (bestehende) Obrigkeit beseitigt, d. h. euch dienstbar macht. Abweichend 
und mit Zusätzen Binds. |, 369, Rebenst. I, 153», (Ende der Seite). 


1436. 


Diligenter est distinguendus, unus et idem, Christianus et poli- 
tieus!), Christianus nullam relationem habet ad politiam, ut vicinus 
habet erga vicinum, civis erga civem, Si vieinus me ledit, feram, 
quantum ad me pertinet. sed quia iuratus sum magistratui, violatam 
obedientiam?) iure vindieabo?), non studio vindietae, sed paeis amore, 
Sieut servi annunciant Domino malum alterius servi, ipsi nihil ledentes, 
sed tristes de malitia succurrunt damno*), Ita Joseph omnia retulit 
ad patrem, Ita cum prohibet?) thesaurizationem, non prohibet hoc magi- 
stratibus neque parentibus, sed ne putent suum regnum esse, quod 
habeut thesauros, Alioqui patriarehae omnes perijssent*). 

Il) Abweichend Bindseil , Distingue igitur, quatenus Christianus es et non 
politieus, patiaris omnia“. 2) sc. a vicino magistratui debitam. 3) — Werde 
ich nach dem Gesetze verfolgen. 4) — Traurig über die Uebelthat dem Schaden 
abzuhelfen suchen. Bindseil ,tristati rebus succurrunt*. 5) sc. Christus. Matth. 


6, 19. 6) sc. thesaurizatione. Bindseil impij essent. Im Einzelnen vielfach 
abweichend, dem Inhalte nach aber ähnlich Bindseil colloq. I, 370. Reb. I, 183^. 


1437. 


1. Cor. 6!) Videtur in vobis delictum esse, Ibi Paulus non 
indieium taxat, sed vitium cordis?), quo frater in ius prophanum 
trahebat [522] fratrem. ad hostes scilicet fidei, Jus enim implorare et 
vietum quaerere non prohibet?) alioqui neque lupo agnum eripere 
lieeret Domino, Habebant*) studium vindictae, studium confundendi 
fratris, Est autem huius textus int'*?, ut non libidine vindietae aut 
eupiditate, sed iusticia et necessitate compellamur ad iudieem pro- 
voeare 9). 

1) 1. Cor. 6, 7 „Jam quidem omnino delictum est in vobis, quod iudicia 
habetis inter vos“. 2) Bei Bindseil findet sich als Eingang des obigen Absatzes 
„1. Corinther 6. Delictum in vobis ete. Ubi Paulus videtur corripere eos, qui in 
iudicio litigant. Respondetur: Quod ipsum iudicium (?) cordis (Rebenst. verständ- 
licher vitium cordis) taxet, quo frater etc." 3) se. Paulus. 4) sc. Corinthii. 
5) Lies intolligenti&. Bindseil abweichend „Sit ergo exemplum Corinthiorum 
glossa huius loci, ut non libido etc.“ 6) Abweichend Bindseil colloq. I, 370, 
Rebenst. I, 1836, Aehnliche Gedanken kamen bereits n. 1359 vor. Vgl. 
besonders den Satz ,ius enim implorare — — agnum eripere liceret *. 


1438. 


Christianus omnia paciatur et nihil faciat contra ledentem, 
Politieus vero omnia faciat, nihil paeiatur, ne ut Christianus 


382 


iudieeris invasor magistratus, neque ut Politicus poenam luas deserti 
magistratus !). 

1) Bindseil colloq. I, 370 „Tu Christiane nihil facias, omnia patiaris, politicus 
vero omnia facias, nihil patiaris indigne, ne (ut Christianus) videaris invasor magi- 
stratus, neque (ut politieus) videaris desertor magistratus. Vgl. auch Reb. I, 153^. 
Die deutschen Tischr. bringen Erl. A. 55, 132, Fürstem. u. B. II, 21* einen Absatz, 
der in sehr weitläuftiger Fassung einige auf das Obige bezügliche ähnliche Ge- 
danken enthält. 


1439. 


In 5 Ethi:!) doeetur in dignitate haberi libertatem, ubi multi 
imperant, sed illam abijeere?) in lieentiam, Ubi autem pauci?), ibi 
opes et nobilitas in pretio habentur, Vbi autem imperant boni, istie 
in dignitate est virtus, et hoe imperium est optimum*!). 

1) — In quinto Ethicorum sc. Aristotelis. 2) Die lat. Tischr. richtiger 
abire. Doch ist auch die obige Lesart nicht ganz zu verwerfen. Der Sinn würde 
sein „dass sie (sc. multi) diese aber allmälich so von sich werfen, dass sie zur 
Zügellosigkeit wird“. 3) sc. imperant. 4) In der Form abweichend, dem Inbalte 
nach ähnlich Bindseil colloq. I, 298, Reb. I, 145^. Die im obigen Absatze ent- 
haltenen Gedanken kamen bereits in abweichender Form n. 104 vor. 


1440. 


Duo sunt peeeata [523] mortalia, Hasz vnd Hoffart, Hasz ist 
homieidium, Hoifart ist mendaeium, Quod Germani Neid sagen, 
levius est peecatum, sieut avaritia quoque et ira, Signifieat enim zelum!) 
tantum, das einer einem ein ding nicht gunnet, Non est con- 
iuneta acerbitas àj?) Das einer ymer denckt, wie er sich wolt 
rechnen?). 

1) $j4ov. 2) Lies animi. 3) Mittelh. réchen — rächen. Die obige 
Form mit ,n* kann ich nicht belegen. Vgl. mit dem Inhalte des Obigen Cord. 
p. 606. Vgl. Erl. A. 55, 197, Fürstem. u. B. II, 35, wo es unvollständig und abweichend 
heisst „Diese zwo Sünde, Hass und Hoffart, schmücken sich, wie sich der teufel 
in die Gottheit verkleidet. Hass will Frómmkeit sein, Hoffart Wahrheit, und diese 
zwo sind rechte Todsünde. Hass ist tódten; Hoffart ist lügen. 


1441. 


Tureas!) et papa in forma Religionis nihil differunt neque 
variant nisi vocabulis et eaeremonijs, Turea enim suas et Mosi eaere- 
monias servat, Papa autem vel Christianas vel ex suo natas cerebro, 
Utrumque tamen pro eultu Dei et remissione peecatorum asserunt 
valere, et sieut Turea lavaera Mosi?) violat, sic Papa Baptismum et 
Saeramentum, Et sieut ille non manet in Mose, ita iste non manet 
pure in Christo?) 

1) Lies Turca. 2) — Die von Moses angeordneten Waschungen. 3) Ab- 
weichend und unvollständig Bindseil II, 112 (Ende der S.) , Turea et Papa 
in forma religionis nihil differunt aut variant, nisi in ceremonijs. Ille enim cere- 
monias servat Mosaicas, hic Christianas, uterque tamen suas ceremonias depravat. 
Praeterea sieut Turca lavacra Mosi lacerat, ita Papa conspurcat usum et rem 


Ba tismi et Eucharistiae". Vgl. auch Rebenst. II, 6u*, Erl. A. 60, 179, Fürstem. u. 
. III, 174. 





383 


1442. 


Rationis iustieia eoram Deo non est iustieia!), ut recte definivit 
Augustinus [524], sed quod deinde imaginatur, nostram iusticiam 
eoram Deo esse, qua Spiritus sanetus in nobis effieit legem, haee non 
est vera imaginatio?) quia eolloeat iustieiam in nostram impletionem 
et super nostram iusticiam et impletionem, id est perfectionem, etiamsi 
sequatur haec renovatio fidem?). Sed tu*) reijee te totum ab hac 
renovatione in promissionem de Christo, propter quem solum iusti 
sumus coram Deo et pacem eonseientiae eonsequimur, non per illam 
renovationem. 

ij — Die Gerechtigkeit dureh die Vernunft (die vernunftmässige, dem 
menschlichen Denken entsprechende) ist nicht die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. 
2) — Wenn er sich dann aber vorstellt, dass unsere vor Gott geltende Gerechtig- 
keit darin bestehe, dass der heilige Geist das Gesetz in uns erfüllt, so ist das eine 
unrichtige Vorstellung. 3) = Da sie die Gerechtigkeit als die unserseits zu 
Stande gebrachte Erfüllung des Gesetzes und dadurch erlangte Vollkommenheit 
auffasst, wenn auch der Glaube diesen Process der Erneuerung zur Folge hat. 
4) = mi Brenti. Aus Cordatus Anmerkung zu n. 1449 geht hervor, dass n. 


1442—1449 einem Schreiben Philipp Melanthons an Brenz entnommen sind. 
Ueber Brenz n. 352. 


1443. 


Novitas vitae non suffieit ad iusticiam eoram Deo, sed!) fides, 
quae apprehendit Christum, qualisqualis sit illa novitas, quae sequi 
debet fidem, Hae eaussa quoque ipsa dilectio, quae legem implet, 
non iustifieat, neque quietat conseientiam, licet necessaria sit illa 
novitas. 


1) Zu beachten, dass hier das Wort sola fehlt. In den deutschen Tischr. 
findet sieh unter dem Texte die Note: Das sola ist hernach ausgemustert. 


1444. 


Augustinus propius accedit ad sententiam Pauli quam omnes 
Scholastiei, sed non attingit Paulum!), Et ego cito eum tanquam 
prorsus ouoxıpor?) propter publieam de eo persuasionem, Non enim 
satis explieat fidei iusticiam. 

I) = Er erreicht ihn aber nicht ganz. 2) Fehlerhaft für óuOwmqo», was 
der latein. Text bei Mol. hat. Doch fragt es sich, ob in der wunderlichen Form 
0u0ycpov nicht eine andere Lesart steckt. Melanthon will sagen: Da Augustin all- 
gemein in so hohem Ansehen steht, so eitiere auch ich ibn, als wenn er (in diesem 


Punkte) völlig mit Paulus übereinstimmte (was in der That nicht der Fall ist). 
Denn er ff. 


1445. 


Magna et obseura eontroversia est de iusticia fidei [525], quae 
tamen ita recte intelligitur, si totos oculos a lege removemus et eos 
totos figimus in promissione Christi, quae gratuita est?), ut simpliciter?) 
eredamus, nos propter ipsum iustifieari et pacem habere eonseientiarum 
propter ipsum et in ipso. Haee, sieut est vera sententia, ita mirifice 
erigit eonseientias*). — 

1) = Sehr wichtig und schwer verstündlich (oder verwickelt) ist die Streit- 
frage über die Gerechtigkeit dureh den Glauben. 2) = Die ein freies Geschenk 





384 


der Gnade ist. 3) In aller Einfalt. 4) Vgl. zu n. 1442—1445 Janssen Gesch. 
des deutschen Volkes III, 169, der Stellen aus diesem Schreiben anführt, um zu 
beweisen, dass Mel. sieh des Widerspruchs zwischen der neuen Lehre und der des 
Augustin wohl bewusst gewesen sei. 


1446. 


Talia eonatus sum explieare in Apologia!) sed ita non 
lieet loqui eum adversarijs ut fidelibus amicis, etiamsi re 
ipsa?) id dieo adversarijs, quod amicis, qui non sunt ealum- 
niatores?). 

1) Vgl. Seckendorf, Hist. Luth. II, $ 79, Add. a—f. Vgl. aber auch die Conf. 


Aug.art. XX de bonis op. 2) — Im Grunde. 3) — Die meine Worte nicht 
verdrehen. 


1441. 


Si novitati illi innitendum esset, quando paeem haberet eon- 
scientia? Quando eertam spem? Et haec si esset!), iusticia legis esset. 
non promissionis. 


1) sc. spes justiciae. Sinn: Und wenn die Hoffnung auf Gerechtigkeit vor- 
handen wäre, so würde es in diesem Falle die Gerechtigkeit dureh das Gesetz, 
nicht durch die Verheissung sein. 


1448. 


Fides iustifieat, non quod fit novum opus spiritus saneti in nobis. 
sed quia apprehendit Christum, propter quem patri reddimur aeeepti !), 
non propter dona spiritus saneti in nobis. 


1) = Um deswillen wir dem Vater im Himmel wohlgefüllig werden. 


1449. 

Res fidei [526] et disputatio de iustifieatione fidei!) non in- 
telliguntur nisi in certamine eonseientiarum. Haee a linea subdueta?), 
sunt ex quibusdam literis Philippi ad Brentium. Item quod 
gequitur?), 

1) — Das Wesen des Glaubens und die Untersuchung über die Gerechtig- 
keit dureh den Glauben. 2) — Im wörtlichen Sinne aufzufassen — Die oben- 
stehenden Absütze (von 1442 an). 3) Also hiernach auch die Worte des 


folgenden Absatzes bis zu den Worten Hactenus Philippus cum sua No- 
vitate, die als Zusatz des Cordatus gelten miissen. 


1450. 


Ego ut hane rem melius capiam, soleo sie imaginari, quasi nulla 
sit in eorde meo qualitas, quae fides vocetur vel charitas!), sed in 
loco ipsorum pono Christum et dico, Haee est iusticia mea, ut sie 
liberem ab intuitu legis obieetum illius Christi?), qui vel doetor vel 
donator intelligitur, et nolo ipsum esse donum meum et doetrinam 
meam per se, ut omnia in ipso habeam?), Sieut dieit Ego sum via 
ete.) Non dieit Ego do tibi viam, quasi ipse extra me positus 
donet mihi illa vel operetur?) In me debet esse, manere, vivere, loqui, 





385 


non per me, ut Paulus) dieit, ut essemus iusticia Dei in illo, non in 
te, dileetione aut donis sequentibus?) Hactenus Philippus ille eum 
3ua Novitate®). 


1) — Ich pflege, um besser in das Verstindnis der Sache einzudringen, mir 
alles aus meinem Herzen hinweg zu denken, was etwa Glauben oder Liebe 
genannt werden künnte, setze aber Christum dafür an die Stelle und spreche ff. 
2) Der lateinische Text bei Mel. „ut sie me liberem ab intuitu legis et operum; 
imo et ab intuitu obiecti istius Christi, qui ete. Die deutschen Tischr. (in den lat. 
fehlen die obenstehenden Absätze) „Auf dass ich mich also frei mache und heraus 
wirke von dem Anblick des Gesetzes und der Werk, ja auch von dem Anblick 
dieses Christi, der ff. Cordatus Lesart giebt den besseren Sinn ,so dass ich auf 
diese Weise vom Gesetze ganz absehe und nur Christum allein ins Auge fasse 
der sich als Lehrmeister oder Gabenspender zu erkennen giebt“. 3) — Und ich will 
dann nicht, dass das, was er mir spendet und lehrt, mein Werk und meine Lehre sci, 
auf dass ich alles in ihm habe. Der lat. Text bei Mel. abweichend ,8ed volo ipsum 
mihi esse donum et doctrinam per se, ut omnia in ipso habeam*. Die deutschen 
Tisehr. ebenso abweichend „Nicht also, sondern ich will, dass er selbs mein Gabe 
und Lehre sei, dass ich Alles in ihm habe“. 4) Joh. 14, 6. 9) — Er sagt 
nieht ,Ich zeige dir den Weg, als ob er ausser mir stehend mich mit seinen Gaben 
beschenkte oder dieselben hervorbrüchte *. 6) 2. Cor. 5, 21. 1) Der lateinische 
Text bei Mel. ,Talia in me debet esse, manere, et vivere, loqui, non per me, an 
eis £ué. 2. Cor. 5: ut essemus iustieia in illo, non: in dilectione aut donis sequen- 
tibus. Die deutschen Tischr. „Nein, in mir soll er sein, bleiben, leben, reden: 
Auf dass wir würden in ihm (in Christo, nicht in der Liebe und folgenden (3aben) 
die Gereehtigkeit, die vor Gott gilt“. "Nach Cordatus ergiebt sich der Sinn „In 
mir soll er sein, bleiben, leben und sprechen, nicht durch mich, wie Paulus sagt, 
so dass wir die Gerechtigkeit wären, die vor Gott in ihm, aber nicht in dir 
(mein Brenz, oder in irgend einem andern Menschen) gilt, auch nicht in der Liebo 
oder den nachfolgenden Gnadengaben *. $) Dieser Zusatz, der etwas ironische 
Färbung hat, scheint eine Hinweisung auf,den erbitterten Streit zu enthalten, den 
Cordatus 1536 u. 1537 mit Melanthon über die Lehre von der Rechtfertigung durch 
den Glauben hatte. Vgl. n. 174, Note 11. 

n. 1442— 1449 bilden eine zusammenhängende Gruppe und sind, wie Cordatus 
selbst angiebt, einem Schreiben Melanthons an Brenz entnommen, welches 
Bretschneider in die Mitte des Monats Mai 1531 setzt. Mit den Worten ,sunt 
ex quibusdam literis Philippi ad Brentium* soll wohl angedeutet werden, dass 
Cordatus das betreffende Schreiben weder wörtlich noch vollständig wiedergeben 
wil. In der That weicht der Text bei Melanthon, der im Corp. Ref. II, 501, 502 
nach Manlii farrago p. *! gegeben wird, völlig ab. Ueberschrift und Unter- 
schrift, Eingang und Schluss des Schreibens fehlen bei Cordatus, dessen ganze 
Fassung überhaupt eine viel knappere und prücisere ist. Augenscheinlich ist es 
ihm nur darum zu thun gewesen den Hauptinhalt zu fixieren. Immerhin wird seine 
Fassung aber sehr zu beachten sein, und zwar als eine der ältesten Quellen. 
Cordatus wird seinen Auszug des Mel. Schreibens bald nach 1531 gemacht haben 
(die erwähnten Zusätze „haec a linea subducta® und „Hactenus Philippus ille^ sind 
1537 bei der Zusammenstellung seiner Aufzeichnungen gemacht). Melanthons 
Schreiben in Manlii farrago nach dem Originale oder nach einer spüteren Abschrift, 
deren es, wie Corp. Ref. II, 501 angegeben ist, mehrere z. B. in München und Gotha 
giebt, ediert ist, wird nicht angedeutet. Der Fassung der deutsch. Tischr. hat Erl. 
A. 58, 356, Fürstem. u. B. II, 160 ein ganz ähnlicher Text zu Grunde gelegen, wie 
er im Corp. Ref. vorhanden ist. 

Auffällig ist noch ein Punkt. Auch Absatz n. 1450 schreibt Cord. Mel. 
zu, ja er fligt am Schlusse desselben hinzu: So weit jener bekannte Philipp 
mit seiner Erneuerung. Im Corp. Ref. und in den deutschen Tischr. wird 
dieser Absatz jedoch als Zusatz („appendicis loco adseripserat M. Luth.* und 
„Zusatz Doctor Luthers auf das vorhergehende Schreiben Phil. Mel.“ heisst es da) 
Luthers bezeichnet und auch mit der Unterschrift „M. L.* oder ,M. L.D.“ 
versehen. In der That hat Cordatus sich hier geirrt. Denn einmal deutet 
das ego (ich für meine Person) im Anfange von n. 1450 doch einen gewissen Gegen- 
satz an zu dem bis dahin Sprechenden. Zum andern kommt ein ego in den vor- 
stehenden Absätzen als Bezeichnung für Mel. nur n. 1414 vor, wo der Sprechende 


25 











386 


sich aber selbst in einen Gegensatz zu andern setzt. Sonst helsst es z. B. nur 
talia conatus sum explicare". Vor allem aber athmen die in Frage stehenden 
Worte Luthers Geist, und dass sie wirklich von diesem herrühren, geht ganz 
klar hervor aus Brenz Antwortschreiben vom 5. Juli 1531, welches Corp. 
Ref. II, 510 mitgeteilt wird. Hier heisst es ,Postquam vero legi et tuas literas (sc. 
Mel) et appendicem Dom. Lutheri et apologiam, me iudice canone dignum, 
didici vobis doctoribus non solum recte sentire, verum etiam recte loqui*. Endlich 
sagt Brenz in einem andern wohl gleichzeitigen Schreiben (vgl. Corp. Ref. II, 514, 
Note unter dem Texte) an Luther: S. in Christo. Sciam te, praeceptor in Christo 
observandissime, sanctis negotiis, quibus ecclesiam aedificas, ita occupatum esse, 
ut minime vacet meis nugis diu operam dare. Itaque volo te brevissimis primum 
salutare in Jesu Christo, redemtione nostra, deinde indicare tibi, ca mihi 
acceptissima fuisse, quaenuperad finem literarum D. Philippi nostri 
adjecisti ete. Vgl. mit Melanthons Schreiben aueh Ebers Kath. I, 235 ff. 


1451. 


Bononiae tractus ad iudieem adolescens, quod vim attulisset 
mulieri, et tandem condemnatus magna pecunia!) dixit iudex adoles- 
eenti [527], per me tibi licebit vi extorquere rursus peeuniam a muliere, 
Quam cum nullo modo posset eripere in conspectu Senatus, aliam tulit?) 
pro eo sententiam et iussit ei reddi peeuniam dicens, Tu tuita es pe- 
euniam, eur non tuita es tuam pudicitiam?  Negaverat enim ado- 
lescens faetum, et iudex non éredebat stuprare?) posse nolentem). 

1) Für ,tandem cum condemnatus esset mag. p. etc. 2) sc. iudex. 3) Viel 
leicht stuprari. 4) Bindseil mit folgendem Eingange ,In Jeremiae versione, 
nescio qua occasione data D. M. Lutherus dicebat, non posse vim inferri virgini. 
Accidit, inquit, ut Bononiae adolescens quidam etc. Die lat. Tischr. erzählen das- 
selbe in abweichender Form. Vgl. Bindseil II, 79, Rebenst. II, 95*. ‚Die obige 
Fassung ist der späteren bei Bindseil und Rebenstock vorzuziehen. 


1452. 


Vbi non es dominus, szo lasz ein iglichen gehen, thun, 
maehen, wie er wil, Gehe du desto weniger mit yhm vmb, 
820!) bringestu nichts davon den vngunst, vergebene muhe 
vnd sor ge?) 

1) Der Zusammenhang verlangt sonst, was die latein. Tischr. auch haben 
(Rebenst. alias). Bindseil II, 103 , Vbi non est Dominus, so las einen iglichen 
gehen, thun, machen, wie er wiel, gehe du desto weniger mit ihm vmb, sonst 
bringestu nichtes darvon dan vngunst vnd vergebene muhe vnd sorge*. Vl 
auch Rebenst. IT, 58a. Das Obige gehört in den latein. Tischr. einem Abschnitte 
an, der die Ueberschrift trägt „Antwort auff des Landgraven anregen D. 
M. Luther wider dic Anabaptisten zu schreiben‘. 


1453. 


Litania litaniarum est oratio dominiea, Eruditio eruditionum 
est decalogus, Virtus virtutum est symbolum seu fides, Nam sie!) 
oratio dominiea optime, pulcherrime rogat et impetrat, ita deealogus 
optime, copiosissime et puleherrime docet et exhortatur, et fides omnia 
eopiosissime, optime et puleherrime facit et exereet, Igitur haec trinitas 

erfieit et absolutum reddit hominem in cogitando, dieendo et agendo. 
id est excolit [528] mentem, linguam et eorpus, et provehit ad summam 
perfectionem ?). | 








387 


1) Lies sicut. 2) Die spät. Tischr. ganz ähnlich bis auf geringe formelle 
Abweichungen. Vgl. Bindseil colloq. II, 243, Rebenst. II, 200b, Erl. A. 5S, 264, 
Förstem. u. B. II, 86. Aehnliche Gedanken in weitläuftiger Fassung Erl. A. 58, 241, 
242, Förstem. u. B. II, 68. 


1454. 


Mundus non capit fidem, charitatem, erueem, Fidem non capit, 
Ideo charitatem non exercet, per quam fides est efficax, Neque potest 
velle sustinere crucem, per quam fides exereetur et augetur!) 


1) Abweichend Bindseil colloq. I, 177 ,Mundus non percipit fidem, chari- 
tatem, crucem, immo abhorret erucem seu malum, igmarus, quod sub ipsa fides et 
virtus Dei exercetur et ostenditur. Charitatem fugit, quae propter Deum benefacit 
gratis*. Vgl. auch Rebenst. I, 95». Die deutschen Tischr. bieten Erl. A. 57, 311, 
Fürst. u. B. I, 240, 241 Aehnliches in überaus weitläuftiger Fassung. Vgl. n. 1621. 


1155. 

Bohemi in castro Pragensi!) omnes reges pietos habent, qui 
hactenus regnaverunt, et pro prophetia habent, hae linea regum impleta, 
se ultra nullum habiturum?) regem, et Ferdinandus ultimum spacium 
occupat, Fatale igitur illud expectemus?), Et linea dueum Saxoniae 
implebatur eum Friderico*), Der stund sine ulteriore spatio an der 
thur zu Wittemberg®), et dixit®) aliquid signifieare, der khukuck in 
Beheimerwalde’) sol hie nieht singen?) 


]) Auf dem Hradschin. 2) Lies habituros. 3) — Darin wollen wir 
also eine Vorbedeutung erblicken. n. 350 hiess es „Item ipse est primus Rex 
Bohemiae et ultimus Romanorum. 4) Vor Friderico ist Duce in der 
Handschrift wieder von der Hand des Schreibers gestrichen. Gemeint ist Kurfürst 
Friedrich der Weise. 5) Im Schlosse nämlich. 6) sc. Lutherus. 7) Mittelh. 
Béheim = Böhmen. eigand I, 241. 9) = Und darauf sagte er, das habe 
etwas zu bedeuten, nämlich: der Kuckuk im Bóhmerwalde ff. Luther meint „Auch 
die Reihe der sächsischen Fürsten, wie sie im Schlosse zu Wittenberg abgebildet 
zu sehen ist, war mit Friedrich dem Weisen voll. Dies hat jedoch nichts zu 
bedeuten. Denn der böhmische Unglücksvogel hat hier nicht zu singen, die Prophe- 
zeinng der Böhmen geht uns nichts an“. In diesem Sinne konnte sich Luther mit 
Recht aussprechen, weil Friedrich d. W. bereits zwei Kurfürsten gefolgt waren, 
Johann und Hans Friedrich. Ein ganz entgegengesetzter Sinnergiebt 
sich aber aus der Lesart der spät. Tischr. Vgl. Bindseil I, 352 „Ita dixit 
de linea impleta in arce Wittenbergensi, ubi omnes Principes et Electores Saxoniae 
ordine depicti sunt, da stehe hertzog Friedtrich an der thür, konde kein spatium 
aldo mer erfüllet werden. Dixit Philippus Melanthon aliquid mali pro- 
tendere.(?) Vgl. auch Rebenst. I, 1735. Die deutschen Tischr. bieten Erl. A. 61, 
354, Fürstem. u. B. IV, 20U noch abweichender „Also sagt er auch von der Linea 
zu Wittenberg: In der Stamm und runden Stube im Schloss, da stehet H. 
Friedrich an der Thür, und ist kein Spatium noch Raum mehr da“. Sprach: „Es 
bedeutet niehts Gutes; doch wirds die Zeit geben. Wir wollensdem 
lieben Gott befehlen, der hat alles in seiner Hand*. 


1450. 

Sehweinfordensibus [529] in Comicijs Augustanis!) oblata 
est honesta occasio, quam noluerunt suscipere, Ideo de eis verum est 
durissimum?) illud proverbium, Fronte eapillata posthaee oceasio 
ealva?) et Horatius, Nescia mens hominum fortis ignara for- 
innae®), Alszo mussen wirs auch auff beiden seitenn wagenn, 
Cum autem dieunt, Vos ex Diabolo estis). 


25* 


388 


1) 1530. 2) = So bitterwahre Spr. 3) Vgl. Dionysii Catonis distichorum 
lib. II, 26, wo es heisst „Rem tibi quam nosces aptam dimittere noli: 
Fronte capillata, post est occasio calva*. Der oben citierte Hexameter 
kommt in andern Zusammenhange öfters bei Luther vor. Vgl. z.B. Erl. A. 62, 446, 
448 (zweimal), Fürstem. u. B. IV, 694, 696, 697, Erl. A. 61, 396, Förstem. u. B. IV, 237, 
wo Luther sagt „Fronte capillata post haec occasio calva. Gelegenheit lässt 
sich nur von vornen fassen! (Wir sagen ,Man muss die Gelegenheit beim 
Schopf fassen) Wenn Gott einen griisst, so soll er ihm danken*. Die Dist. 
Catonis gehörten in jener Zeit zu den golesensten Schriften in den höheren 
Schulen. Vgl. Raumer, Gesch. d. Paedag. I, 174. Luther und Melanthon schätzten 
sic hoch. Vgl. hierüber die Ausführungen bei Fürstem. u. IV, 706, Note 11. Vgl. 
ferner mit dem cit. Verse Phaedrus V, 8 „Occasio depicta,  Cursu volucri, 
pendens in novacula, Calvus comosa fronte, nudo corpore, Quem si occuparis, 
teneas; elapsum semel, Non ipse possit Jupiter reprehendere, Occasionem 
rerum significat brevem. 4) Vielmehr Vergil Aen. X, 501 ,Nescia mens 
hominum fati sortisque futurae*. Luther citiert also nach dem Gedächtnisse. 
Uebrigens ist in der Handschrift fortunae, welches von erster Hand steht, von 
derselben Hand wieder in futurae geändert, so dass der Vers Luther etwa in folgen- 
der Form vorgeschwebt haben mag: Nescia mens hominum sortis (aus fortis) 
ignara futurae". 5) So hat die Hdschr. Eine befriedigende Erklärung 
dieser letzten Worte habe ich bis jetzt nicht gefunden. Vielleicht ist zu dieunt 
das Wort adversarii oder papistae zu ergänzen, autem zu streichen und 
dicant zu lesen. Ueber die historische Beziehung jedoch, welche dem Obigen zu 
Grunde liegt, Folgendes: „Schweinfurt gehörte 1530 zu denjenigen Reichsstädten, 
die dem reformationsfeindlichen Augsburger Reichstagsabschied sich ohne weiteres 
unterwarfen. Es liess sich also den Anschluss an diejenigen Reichsstände und 
Reichsstädte, die sich auf den Boden der Augsburger Contession stellten, entgehen. 
Später im Jahre 1532 während des Schweinfurter Convents, der dem Niürn- 
berger Religionsfrieden voranging, predigte Spalatin dort mit grossem Beifall, 
und das Evangelium gewann in Folge dessen viele Anhänger. Seckendorf III, 8 9, 
ad.I,g. Von nun an suchte man den Anschluss an die evangelischen Reichsstände, 
was kurz vorher niemand hatte voraussehen können. Aber erst 1542 drang die 
Reformation mit Hülfe Philipps von Hessen durch. Erster evangelischer Pfarrer 
war Suttelius, vorher in Göttingen und Northeim. Vgl. Sixt, Ref. Gesch. 
von Schweinfurt, Nürnberg ff. Es ist daher müglich, dass Luther sagen will „Unter 
diesen Umständen müssen wir Evangelischen und die Schweinfurter jetzt unsere 
Sache auf gut Glück unternehmen, wenn auch die Papisten sagen: Ihr seid vom 

eufei*®. 


1457. 


Last die Papisten anlauffen gloriantes se Ecclesiam habere, 
Et Judaei gloriabantur se populum Dei esse, At Christus eontra 
dieit), Ego sum filius Dei, Mit dem DEI lieffen sie zusamen. 
Christus must druber gecreutzigt werden, Was sie aber dran 
gewunnen, des sind sie gewar worden. 


I) Luc. 22, iv. 


1458. 


Media vita in morte sumus!) quia varij sunt morbi, multi 
exitiales easus nobis imminentes, Iste levi vulnere moritur, fluxu?) san- 
guinis, Ideo egemus omni hora auxilio Dei nos servante, Quoties illud 
deest, sumus in certissima morte?) 


1) Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied I, 94: 


„Media vita in morte sumus. 
Quem quacrimus adiutorem 
nisi te, domine? 

Qui pro peccatis nostris 


389 


iuste irasceris. 

Sancte deus, sancte fortis 

sanete ot misericors salvator: 

amarae morti ne tradas nos. 
Diese von dem Münche Notker in St. Gallen stammende berühmte Antiphona 
de morte war im Mittelalter allgemein als Bitt- und Klaggesang verbreitet, auch 
als Schlachtgesang (bei Sempach). Luthers 1524 gedichtetes Kirchenlied „Mitten 
wir im Leben sind mit dem Tod umfangen* ist die Umdichtung einer 
älteren deutschen Strophe, die schon im 15. Jahrhundert in verschiedener Fassung 
vorhanden war. Vgl. hot fmaun v. Fallersleben, Gesch. d. deutsch. Kirchenl., 
S. 324. Schleusner, Luther als Dichter, S. 112. 2) Lies iste fluxu sang. 
3) Bindseil I, 95 abweichend „Nam media vita in morte sumus, quia varij morbi et 
easus exitiales quotidie nos manent vel expectant, do sticht sich dieser, do felt der, 
do wirt der also verwundet, das er sich tzu tode bluttet. Ideo singulis horis Deo 
conservatore indigemus *. Der letzte Satz des Obigen fehlt in den spät. Aufzeich. 
Vgl. aueh Reb. I, 55^, Erl. A. 61, 417, Fürstem. u. B. IV, 256. 


1459. 


Christiani facile possent [530] ferre mortem, nisi hoc scirent, 
iram Dei eoniunetam esse morti, Der titel maeht vns den tod 
sawr, (Gentes autem secure moriuntur. non vident iram Dei, sed 
putant esse finem hominis, et dieunt Es ist vmb ein boses stundlin 
zu thun. Sed Cicero!) egregie dixit, Aut postea nihil erimus aut 
omnino beati, quasi dieeret, morte kan vns nichts arges ge- 
sehehen?) | 

I) Vgl. Cie. Tuscul. quaest. I, 21,25. Luther hat nach dem Gedächtnis citiert. 
R Panz ähnlich Bindseil colloq. I, 98, Rebenst. I, 56», Erl. A. 61, 433, Fürstem. u, 
‚IV, 269. 


1460. 

Colludens eum infante!) dixit, Quam mihi eaussam dedisti, ut 
adeo te diligam? Et unde meruisti haeres esse bonorum meorum? 
Ja, mit Seheissen, seichen?)? Verdinstus, das man auff dich 
sorge mus haben, kindermegd bestellen?) den zit‘) ein- 
lengen? Vnd das alles wilstu fur recht haben, oder fullest 
das gantz Haus mit gesehrey? 

1) Luthers Sohn Paulus. Vgl. n. 1235 und 1236. 2) Mittelh. seichen — 


harnen. J) — Anstellen. 4) Hier ist das Wort als Maskul. gebr. Als 
Fem. wie gewöhnlich n. 879. 


1461. 
In Coniugio non potest esse vnkeuscheit propter eonditionem, 
statum et dignitatem!), den es ist fein?) Sed intemperantia?) das 
einer das seinn zu viel brauchet. 


I) = Wegen ihres Wesens, ihrer Bestimmung, und wegen der Achtung, dio 
Eheleute vor einander haben. 2) sc. coniugium. Das Schicklichkeitsgefühl leitet 
uns darin. 3) sc. esse potest. 


1462. 
Cum ego!) ab eo interrogatus essem, quomodo se res 
[531] haberet in conditione et praedicatione mea?), et respon- 
dissem meas molestias, infirmitatem meam ete, dixit, Es ist 


890 


mir auch gewest, Ich Habe mich wol szo seer gefureht furm 
predigstul als yhr, Noch must ich fort?) Primum horrebam 

raedicationem in refeetorio coram fratribus*), O wie furcht 
ich mich, At tu vis statim esse Magister ac forte laudem 
quaeris, et ideo sie tentaris>). 


1) Cordatus. 2 In Niemeck bei Wittenberg, wo Cordatus seit 
1532 Pfarrer ist. Vgl. Festschrift des Gymnasiums zu Clausthal, S. 5, Note l. 
3) Gleichwohl musste ich heran. n. 750 sagt Luther „Ego enim antiquus et 
excercitatus praedicator usque hodie timeo praedicaturus*. 4) Im 
Kloster zu Erfurt. Vgl. Köstlin I, 85. 5) Interessant sind die Ab weich- 
ungen der späteren Tischr. Die lat. bieten Bindseil III, 109 (bei Rebenst. 
fehlt d. Abe.) Consolatio M. Lutheri ad magistrum Anthonium Lauter- 
bachium de sua molestia, tentatione et infirmitate. Respondit: 
Ey lieber es ist mir auch gewest, ich habe mich wol so ser gefurcht 
vorm predigstul als ihr, noch muss ich fort. Cogebar ad praedi- 
cationem, muste Erstlich im refectorio predigen fratribus. O wie 
furchte ich mich vorm predigstul. Sed tu statim vis esse magister, 
vis esse doctior me etalijsexercitatis, vis fortassislaudem quaerere 
et ita tentaris*. Die deutschen Tischr. überliefern dagegen folgenden Eingang. 
„Was man predigen und damit suchen soll. Da Doctor Mart. unterm 
Birnbaum in seinem Hofe sass, fragte er M. Antonium Lauterbach, 
vie ge ihm ginge in seinem Predigtamte“ Vgl Erl A. 59, 185, Fürsten. 
u. B. LI. 369. 


1463. 


Deo praedicemus ad gloriam et non respiciamus iudicia 
hominum, kans ymand besser, der mags besser, Tantum 
Christum praedieeuus et Catechismum, Illa sapientia extollet 
nos, quia est verbum Dei, Loben und sehelten nihil ad nos. 


1) Mit vielen Zusätzen Bindseil III, 109, Erl. A. 59, 185, 1S6, Fürstem. u. 
B. II, 369. 


1464. 


Ego plus quam 15 rationes allegabam Staupitio: eum 
repugnavi fieri Doctor et praedieator, Et eum tandem dixis- 
sem, Ihr bringt mich vmb mein leben, Nieht ein viertel Jar 
wird ich leben, ridebat me multis verbis.!) 

1) Bindseil III, 109 „Ego plus 15 argumentis habui, quibus recusavi D. Staupitio 
meam vocationem sub hac piro, sed nihil valebant. Cum tandem dicerem: Er 
Staupitz, ihr bringet mich umb mein leben, ich werde nit ein viertel Jars erlebenn, 
respondit: In Gottes namen, vnnser herrgott hat grosse gescheffte, er darff droben 
auch kluger leuthe. Mit der hallischen Handschrift stimmen die deutschen "l'ischr. 
überein. Vgl. Erl. A. 59, 186, Fórstem. u. B. 1I, 369, 370. Vgl. ferner mit dem Obigen 
Cord. n. 344 (auch n. 343), wo sich ebenso wie bei Bindseil III, 154, Reb. II, 125, 
die Verhandlung mit Staupitz in viel vollständigerer Fassung findet. 
Neu ist in n. 1464 die Bemerkung ,ridebat me multis verbis". 


1465. 


Staupieius vir fuit prudentissimus,studiosorum [532] mag- 
nus amator et promotor, Electus!) primo triennio volebat 
hoe negotium fidei?) gar ausrichten consilio suo, 2? triennio 
volebat hoe negotium fidei gar ausrichten consilio patrum?) 
rem tentare, sed non processit, Tertio*) rem totam Deo com- 
misit, Da gings viel weniger fort, Ideo dixit, Mitte vadere 


391 


sieut ete), Es kan wider ich noch die patres noch Gott 
schaffen, Es mus ein ander Triennium vnd Vicariat komen, 
Da kam ich darein vnd habs anders angefangen?) 


n sc. vicarius generalis ordinis Augustinianorum. 2) Luther meint sein 
Werk, die Reformation der Kirche. Vgl. n. 76 „hoc novum de verbo Dei negotium *. 
3) = Der Ordensväter! 4) sc. triennio. 5) Vgl. n. 80 und Festschrift des 
Gymnasiums zu Clausthal, S. 17, Note $. 6) Vgl. Bindseil III, 109, 110, Erl. A. 59, 
1*6, Fürstem. u. B. II, 370. Bei Bindseil findet sich folgender Eingang , Deinde 
multa &yxwuua recitavit D. Staupitij, quod fuerit diligentissimus studiosorum amator 
et promotor, quomodo electus esset in Vicarium per triennium, do hat er alles 
mit seinem consilio wollen ausrichten, sed non processit. Altero triennio 
iterum electus voluit*. Wiewohl Cordatus mit den späteren Aufzeichn. inhaltlich 
fast ganz übereinstimmt, so findet sich doch im Obigen eine abweichende 
wichtige Lesart. Es heisst nämlich von Staupitz, dass er während seines General- 
vicariats hoc negotium fidei (vgl. auch die Sehlussworte) auszurichten versucht 
habe. Luther bezeichnet Staupitz damit ausdrücklich als einen Reformator 
vor der Reformation. Staupitz ist also nicht allein derjenige, der Luther auf- 
gefordert hat fieri Doctorem et praedicatorem des Evangeliums, sondern 
er hat auch, wie Luther ausspricht, auf dreierlei Weise einen Versuch gemacht zur 
Reformation der Kirche, zuerst (v 1503— 1506) nach eigenem Plane, dann 
(v. 1507—1509) nach den Plünen seiner Ordensbrüder, endlich (v. 1510—1512) 
habe er Gott die ganze Sache anheim gestellt. Seine Bemühungen seien jedoch 
fiet Luther hinzu, vergeblich gewesen. Dann sei er (Luther) 1512 aufgetreten und 
habe die Sache anders, und zwar erfolgreich, angefangen. So sei mit ihm ein 
ander Triennium vnd Vicarist gekommen. Ueber Staupitz vgl. Köstlin I, 77 ff. 
Für diese Abschnitte von n. 1462—1465, welche inhaltlich zusammen gehüren 
— auch in den späteren Aufzeichn. sind sie mit einander verbunden — harrt noch 
ein wichtiger Punkt der Erörterung. Aus n. 1462, Note 5 geht hervor, dass nach 
der Lesart der übrigen Tischr. Luther seine Worte an Antonius Lauterbach 
gerichtet hat. Möglich wäre das. Lauterbach kommt bei Cordatus mehrere Male 
vor. So berichten die latein. Tischr., dass die Schlussworte von n. 902 an Lauter- 
bach gerichtet waren. Ferner erzählt Luther von seinem Antonius n. 1270. 
Endlich kann n. 792 nur von Lauterbach selbst herrühren, der an Luthers Tische 
erzählte, wo Cordatus das Gehürte aufzeichnete. "Vgl n. 792, Note 2. Nun wäre 
es doch denkbar, dass die obenstehenden 4 Absätze von Lauterbach gelegentlich 
eines Besuches in Wittenberg (vielleicht 1533, vgl. Noten zu n. 1270) in Cordatus 
Abwesenheit aufgezeichnet und später von diesem, nachdem sie ihm mitgeteilt, 
in derselben von Lauterbach niedergeschriebenen Form in seine Sammlung auf- 
genommen seien. Auch sprechen die Worte ,quomodo se res haberet in conditione 
et praedieatione mea, et respondissem meas molestias, infirmitatem etc." nicht gegen 
Lauterbach. Denn auch dieser hatte Unnanehmlichkeiten in Amte. Vgl. Seidemann, 
Vorrede zu Lauterbachs Tagebuche, p. VII. Allein gegen diese Auffassung spricht 
manches, vor allem der Umstand, dass in der Handschrift mit einem ,ego* 
(oder me oder sonst einer Bezeichnung für die erste Person, wenn im Gegen- 
satz zu Luther der Erzühler bezeichnet wird, stets der Sammler 
dieser Tischreden, also Cordatus, gemeint ist. Vgl. z. B. n. 33, 55, 56, 
351, 74, 15, 1115, 116, 133, 1332, 161, 102, 174 ff. Ferner hatte auch Cordatus, wie in allen 
seinen Stellungen, so auch in Niem k, mit Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten 
zu kämpfen. Vgl. Festschrift des Gymnasiums zu Clausthal, S. 5, Note 1. Endlich 
passen die Schlussworte des Obigen „Aber du willst so leich ein Magister sein 
und bist vielleicht ehrgeizig ff.“ ganz auf Cordatus. Können wir auch diesem 
hochfahrendes, stolzes Wesen und Eitelkeit nicht zum Vorwurfe machen (vgl. Fest- 
schrift des Gymnasiums zu Clausthal, S. 9), so scheint er doch bisweilen ein 
grüsseres Selbstvertrauen gezeigt zu haben als Luther angenehm war. Denn nur 
so wird es sich erklären lassen, dass Luther bei aller Freundschaft, die ihn mit 
Cordatus verband, diesen nicht selten kurzer Hand abfertigen zu müssen glaubte. 
So fragt Cordatus n. 1115, was man einem Manne wie Campanus, der die Ple- 
rophorie so sehr betone, zu antworten habe. Luther antwortet ganz trocken: 
‚Einen Lehrstuhl gegen Plerophorie gebe es zu Wittenberg nicht." Ferner fragt 
Cord. n. 161, was concupiscentia oculorum sei. Luther will diese Frage 
eine gänzlich überflüssige bezeichnen und antwortet abweisend: „Es sei nicht nötig 








392 


Wasser in die Elbe zu tragen, sie miisste denn ausgetrocknet sein*. Und ebenso 
wie in den Schlussworten des Obigen muss sich Cordatus eine Zurechtweisung von 
Melanthon in dem n. 133 angeführten Distichon gefallen lassen. So wird es 
also Cordatus selbst gewesen sein, an den Luthers Worte gerichtet 
wurden, worauf endlich auch der ähnliche Inhalt von n. 343 und 344 hinweist, 
den Cord. doch gewis aus Luthers Munde hürte. 


1466. 


Oro vos omnes!) quibus gloria et Euangelium serium est, ut 
Erasmi inimici sitis, nam detestator?) est Religionis, Legite tantum 
Dialogum de peregrinatione et invenietis, eum totam Religionem 
funditus evellere et propter partieulares abominationes totam Religionem 
üliter?) reijeere, eum tamen Dialectiei dieunt, Ex puris parti- 
eularibus nihil coneludi!), Non enim sequitur, Quaedam Religio 
est impia, Ergo omnis religio est impia, Ideo et Dialectica 
est necessaria, non Sophisticae fallatiae, quibus ipse utitur, ut illi*) 
olim dicebant, (533) Nullus et nemo mordebant se in sacco, ubi 
disputaverunt, An ibi nullus aceipiatur absolute, accidentaliter®), per- 
sonaliter an realiter*). 

1) Bindseil colloq. I, 274 „In die Trinitatis Martinus Lutherus ad suos com- 
mensales dixit: Vos omnes oro, quibus Christi gloria et Euangelij propagatio cordi 
est etc. 2) Die latein. Tischz. devastator. 3) = universaliter. 4) Vgl. 
n. 501, 950. 5) sc. Sophistae. 6) Bindseil dictionaliter, Rebenst. indictio- 
naliter.(?) Die obige Lesart ergiebt den guten Sinn „Ob nullus hier in be- 
stimmtem, unbestimmtem, in persönlichem oder sachlichem Sinne zu 
nehmen sei*. Die latein. Tischr. falsch utrum Nullus et Nemo significent ab- 
solute ete., denn nemo kann nicht realiter im Gegensatz zu personaliter auf- 
gefasst werden. 1) Die latein. Tischr. in der Form erheblich abweichend, die 
deutsch. mit einigen Zusätzen, auch fehlt ihnen der Schluss. Vgl. Rebenst. I, 193», 
Erl. A. 61, 93, 94, Fürstem. u. B. III, 409. 


1467. 


j Deus solus nos nutrit, non divitiae, et praesentia pecuniae facit nos 
tantum pigros, neque nutriunt!) quantumeunque copiosae sunt. Veneti 
enim nostro seculo ditissimi horrendam famem passi sunt, et eum 24°) 
repletas frumento a Turca mutuarentur, illae submersae sunt in eon- 
speetu Civitatis, Die profund hielt nicht glauben?), Eodem tem- 
pore misit quidam Civis uxorem suam ad quendam viatorem*) pro 
frumento?) Is promisit se daturum, si consentiret eum eo dormire, 
Quae consentit, sed*) maritum et servos suos in aedes eius ad leetum 
feeit consistere, Dem ist das hurnvbel wol vergangen, et cum 
repetivisset precium"), dixit®), Uxorem solvisse eoneumbendo, At eum 
illum aeeusaret, eum?) Magistratu reus iudicatus mereator!?) iterum 
iussus est dare frumentum, Pecunia famem non abigit, sed facit!!). 

1) sc. divitiae. 2) Hier ist ein Wort ausgefallen. Aus n.1556, wo. der- 
selbe Vorgang erwühnt wird, erginze galeas. Mittellat. galea, auch Mittelgriechisch 
yalta — Galeere. Weigand I, 600. 3) Germanisiert aus profunditas. Luther 
will also sagen: Die Meerestiefe erwies sich als trugvoll Die spät. Tischr. „Do 
hildt die braudt nicht glauben“. Das Wort braudt scheint die Veranlassung 
gewesen zu sein, dass in den deutschen Tischr. (in den lateinischen findet sich am 
Ende des vorhergehenden Absatzes Achnliches) folgender offenbarer Zusatz gemacht 


wurde: „Denn das Meer halten sie für ihre Braut, mit welchem sie sich alle Jahr 
von Neuem, durch den Herzogen, vermühlen und versprechen, wie Braut und 





393 


Bräutigam; zum Mahlschatz wirft der Herzog einen giüldenen Ring hinein, wit 
einem grossen Gepränge, und einer sonderlichen, zierlichen Ovation und Rede(!)*. 
4) Kann erklärt werden mit „herumziehender Handelsmann*. Doch ist wohl besser 
mercatorem zu lesen. Vgl. hernach „in aedes eius*, sowie den Schluss dioses 


Absatzes. Die hallische Handschrift ad opulentum mercatorem. 5) = Um 
Getreide zu kaufen. 6) sc. postquam ita frumentum aecepit. 1) se. frumenti 
accepti. 8) sc. maritus. 9) ,cum Magistratu^ kann heissen „mit II tilfe des 


Gerichts“, durch das Gesetz. Vielleicht ist aber cum aus dem vorhergehenden 
‚cum illum* entstanden und zu lesen „ab Mag.“ Sinn: Als (der Getreidehändler) 
aber gegen ihn klagbar wurde, da wurde er (selbst) vom Gerichte für schuldig erklärt 
und ihm aufgegeben das Getreide noch einmal zu liefern*. Eine ansprechende Les- 
art würde coram Mag. sein. 11) Vgl. den Anfang dieses Absatzes. Abweichend 
in der Form und ausführlicher in den Einzelheiten, aber an einzelnen Stellen (im 
vorletzten Satz scheint der Text nicht in Ordnung zu sein) wenig verstündlich 
Bindseil III, 107.  Erl. A. 62, 431, Förstem. u. B. IV, 653. Der erste Teil bis „in con- 
spectu Civitatis* nebst dem letzten Satze pecunia famem etc. auch Erl. A. 57, 137, 
Fürstem. u. B. I, 105. Den Schiffbruch der 24 von den Türken gesandten mit 
Getreide beladenen Galeeren erwähnt Cordatus auch n. 1556. 


1468. 


Huius rei!) exemplum est [534], quod olim hie?) omnia 
venalia sunt?) et lanij!) cogebantur homines precari, ut 
emerent earnes, Nune autem quando hospites multi sunt in 
Civitate, non eurant vendere, sed multam pecuniam eon- 
AE Ideo care venduntur, Idermann fleist sich auffs 
gelt?°). 


1) Luther meint: Ein Seitenstlick zu dem oben Erzählten ist die Thatsache, 
dass ff. 2) In Wittenberg. 3) Vielleicht fuerunt. 4) — Die Metzgermeister. 
Luther meint, so sahen sich die Wittenberger Metzgermeister früher, als alles wohl- 
fel war, gezwungen, die Leute zu bitten ihnen ihre Fleischvorräte abzukaufen. 
5) Jotzt aber, da viele fremde Studenten sich in der Stadt aufhalten, liegt ihnen 
(den Metzgern) nichts daran die Ware an den Mann zu bringen, sondern nur daran 
möglichst viel Geld zusammenzuscharren. Daher sind die Fleischpreise gestiegen 
(care venduntur sc. carnes). Ueberhaupt geht jetzt jedermann aufs Geldmachen 
aus. Aehnliches sagt Luther von Wittenberg n. 071. Vgl.auchn. 1200. Aus dem 
Obigen ist in den deutschen Tischr. (in den lateinischen fehlt der Absatz) im An- 
schluss an den letzten Satz des vorigen Absatzes Folgendes geworden: „(Darum 
kann gross Geld und Gut den Hunger nicht stillen, noch ihm rathen, sondern ver- 
ursacht mehr die Theurung). Denn wo reiche Leute sind, ist es alle zeit 
theuer. Zu dem macht das Geld niemand recht frölich, sondern 
macht einen viel mehr betrübt und voller Sorgen, denn es sind 
Dornen, so die Leute stechen, wie Christus den Reichtum nennet. 
Noch ist die Welt so thöricht, und will ihre Freude darinnen 
suchen.*(!) Vgl. Erl. A. 57, 137, Förstem. u. B. I, 105. 


1469. 


Man sols werlich den papisten nicht schencken, vnd sie 
wider auffdecken!), denn sie wollen sich widerumb weis 
brennen, Fastis?), exemplis et doetrinis suis deberent confundi, Legite 
tantum Gabrielem?) super Canonem Missae!) qui optimus liber®) 
est papistarum, Noch wie schendlich ding ist drin, Es war fur 
zeiten mein beste buch?*). 

j) = Vnd sie wieder in ihren wahren Gestalten zeigen. 2) Künnte mit 
Festtagen (vgl. 1470, Note 1) erklürt werden, was jedoch dem Zusammenhange 


weniger angemessen ist. Es ist daher wohl factis zu lesen, wie aus der Lesart 
der deutschen Tischr. hervorgeht „Man sollte sie mit ihren eigenen Exempeln, 


394 


Werken und Lehren zu Schanden machen, wie man nur könnte“. 3) Gabriel 
Biel aus Speier, der letzte bedeutende nominalistische Scholastiker, Propst zu 
Urach und seit 1484 Lehrer der Theologie zu Tübingen, gest. 1495. 4) Der 
Canon in der Messe ist eine bestimmte Anzahl und Ordnung von Gebeten, 
welche zur gültigen Consecration der Eucharistie erfordert werden. Vgl. Fürstem. 
u. B. IV, 388, Note 1. 5) Gabriel Biels hier erwühntes Buch führt in der 1. Aus- 
. gabe den Titel ,Lectura super eanonem misse in alma universitate Tuwingensi 
ordinarie lecta. Reutlingen 1458. Die 2. Ausgabe hat den Titel ,Sacri canonis 
misse Expositio in alma universitate Tuwingensi ordinarie lecta. Tüwingen 1499. 
Das Buch zerfällt in 89 Lectiones. Vgl. Fürstem. u. B. IV, 388, Note 1. 6) Mit 
mehreren Zusätzen Erl. A. 60, 293, 204, Fürstem. u. B. III, 257. Auch Binds. colloq. 
III, 270 sagt Luther „Gabriel seripsit librum super Canonem inissae, qui meo 
iudieio erat optimus. wanne ich darinne las, da blutte mein hertz. Bibliae auctoritas 
nulla fuit erga Gabrielem ete. Vgl. auch Rebenst. II, 852, Erl. A. 62, 115, Fürstem. 
u. B. IV, 387, Köstlin I, 67, Lauterb. Tagebuch p. 18. 


1470. 


Festum corporis Christi!) omnium spetiosissimum suo fueo et 
eaeremonijs institutionem Christi oppressit?), Hut euch fur solchen 
gottsdinsten?). 


1) Das Fronleichnamsfest. 2) = Hat durch das dabei statt findende Ge- 
prünge und Ceremoniell das, was Christus selbst angeordnet hat, verdrüngt. Die 
eutschen Tischr. ,strebet und streitet mit seiner Schmink und erdiehteten Heilig- 
keit wider Christus Ordnung und Einsetzung; denn er es nicht befohlen hat also 
vmbher zu tragen“. 3) Die deutschen Tischr. ,Darümb hütet Euch für solchen 
Gottesdiensten^ sprach D. Martin, und sagte darauf: ,Man weiss zu Rom nicht, wo 
S. Peters und Pauls Körper begraben liegen, und weiset doch an ihrem 'Tage falsche 
Kürper*. Vgl. E. A. 60, 294, Fürstem. u. B. III, 257, 258. 


1471. 


Ego M. Luther sum infoelieissimis astris natus, fortassis 
[535] sub Saturno, Was man mir thun vnd machen soll, kan 
nimermehr fertig werden, Schneider, Schuster, Buchpinder, 
Mein weib, verzihen mich auffs lengste auff!). 

1) Mittelhochd. verzihen mit acc. — sich von jemanden lossagen, jemanden 
verschmähen. Müller Ill, 879. Die Constr. ,verzihen einen — auf*, welche ich 
lexikalisch nicht belegen kann, wird dem Zusammenhange nach bedeuten sollen 
„jemanden hinhalten, warten lassen — auf. Luther will sagen „Die 
Schneider, Schuster, die Buchbinder, mein Weib — alle lassen mich so lange wie 
möglich warten mit allem, was sie mir machen sollen*. Vgl. „einen ziehen — auf“ 
hinhalten, z. B. „da aber Felix solches höret, zoch er sie auff“. Apost. G. 24, 22. 
Von der Ungeschicklichkeit der Handwerker ist die Rede Erl. A. 62, 335, 
Förstem. u. B. IV, 593, 594, Binds. II, 126, 127, Lauterbach S. 111. 


1472. 


Cum Cyprum inhabitarent 6000 praedones, et insula, quae montosa 
est, ab eis purgari non posset, paeti sunt Veneti!) eum eis, ut securl 
venirent, si tantum unus alterius eaput secum afferret, Alszo krigten 
sie einen buben mit dem andern, Erant autem praedones facti 
propter aes alienum ?). 

1) Seit 1459 ist Cypern im Besitze der Republik Venedig. Die Königin 
Catharina Cornaro aus dem Hause Lusignan tritt die Insel, die bis dahin 
ein selbständiges Königreich gebildet hatte, freiwillig ab. 2) Die deutsch. Tischr. 
beginnen den Absatz mit folgenden Worten ,Doctor Martin Luther gedachte der 





395 


Venediger und sagte, dass es die allerreichsto Stadt wäre, hätte zwei Königreich, 
Cypern und Candiam. Candia oder Creta aber wäre etwa voll Räuber gewesen 
als in (?) 6000 verdorbene Kaufleute, die Bankerott gemacht hätten, und wären 
dahin geflohen. Weil aber diese Insel sehr bergig ist ff.“ () In abweichender 
Form und weitläuft. Fassung Erl. A. 62, 433, Först. u. B. IV, 683, Binds. III, 106. 


1473. 


Veneti superbissimi Maximilianum!) pinxerunt manu querentem 
peeuniam in einer bodenloszen taschen, et Florentini equitantem 
super Cancerem?) adiuncto versu Tendimus in Latium?) Noch‘) 
hatt er sie gedemutigt, puto, mortuus per nostrum Carolum?), eui 
Deus hoe dedit*). 


1) Maximilian I. 2) Nebenform für cancrum. 3) Vergil Aen. I, 204 
‚Per varios casus, per tot discrimina rerum, Tendimus in Latium, sedes ubi 
fata quietas, Ostendunt etc. Die hallische Handschr. ,Tendinus in Icarium"*. 
Dass diese Lesart falsch ist, war unschwer zu sehen. Selbst wenn Bindseil 
den Vergilischen Vers als solchen nicht erkannt hätte, so hätte er sich doch sagen 
müssen, dass Icarium nicht in den Vers passt, und dass Maximilian im siidüst- 
lichen Teile des Aegaeischen Meeres nichts zu suchen hatte, wohl aber in Italien. 
4) = Gleichwohl. 5) Durch die Belagerung und Eroberung von Florenz im 
ahre 1530, bei welcher Gelegenheit Carl V. die vertriebenen Mediceer wieder ein- 
setzte. Die Lesart der hallischen Handschrift „et noster Carolus illos humiliabit, 
Deo dante* also abweichend und falsch. Cordatus lässt Luther ganz richtig 
sagen „Maximilian hat die Florentiner, wie ich meine, selbst im Tode durch seinen 
Enkel Carl V. gedemütigt“. 6) Das Obige wird 1532 oder 1533 gesprochen sein. Vgl. 
2.1474 u. 1591. Die ersten Sätze lauten bei Binds. III, 106 „Praeterea Veneti supor- 
bissimi Maximilianum contempserunt pingentes eum pauperem, der in die ledige 
tasche grieff, das vntten die finger herausgingen. Ita Florentini pinxerunt eum 
sedentem in cancro subscripto versiculo: Tendimus in Icarium“. Auch Binds. III, 
108 heisst es ähnlich ,, Veneti ludentes Maximilianum, pinxerunt eum mit einer löch- 
lichen taschen, sed Gallum impleto marsupio“. In den deutschen Tischr. findet 
sich Erl. A. 62, 468, 469, Förstem. u. B. IV, 716 Folgendes, was mit dem Obigen ver- 
glichen werden kann „Die Venediger liessen ein Fastnachtsspiel machen zur Ver- 
achtung des Kaisers Maximilian. Als vornher zog der First von Venedig; darnach 
folgte der Franzos — — — hinten nach zog der Kaiser Maximilianus, in einem 
grauen Rock gemalt und mit einem Jägerhörnlein, der hatte auch einen Wetzscher 
= Hängetasche), aber wenn er hinein griff, so fuhr er mit den Fingern hin- 
ureh. Die Florentiner thaten auch also, und maleten dergleichen Spiel, nämlich 
einen Stuhl. Darauf setzten sie den Franzosen, der scheiss Geld durch den Stuhl; 
da war denn Kaiser Maximilianus da, und las es zusammen. Aber sie sind weid- 
lich gemustert worden, und hat sie Kaiser Maximiliani Nepos, Kaiser Carl, Mores 
gelehrt; denn Gott braucht wider die Hoffürtigen gerne den Vers, so Maria im 
Magnificat singet: Deposuit potentes de sede“. Die Lesart der späteren Auf- 
zeichnungen liefert wieder den Beweis, wie sehr Luthers Worte bald ent- 
stellt wurden. 


1474. 


Carolus habet |536] fortunam et suecessum, quem ei dat Deus, 
et Ferdinandus, quamvis sit multo sapientior et eallidior, tamen 
nulam habet prosperitatem !), Si princeps essem, woltich Caesarem 
nieht gern zu feinde haben, Er ist ein schwerer gast, Er 
sol, ob gott will, das kurtz mit dem 'Dapst spielen?) si ille 
eontraetus Sehweinfordensis?) processerit. Nam Junior Princeps?*) 
dixit mihi, Papam?*) nolle eonsentire in eleetionem Ferdinandi"), 
ut Rex fiat Romanorum, Der wird vnsern Fursten frum 
machen?) 


396 


1) Vgl. mit diesen ersten Sätzen n. 833, 986, 923, 869. 2) Sinn: Das Spiel 
mit dem Papste kurz zu Ende bringen. Dieser Redensart liegt das ehemals 
so beliebte, der lange Puff genannte Spiel zu Grunde, wovon wittelh. der 
fünfzehen spiln gesagt wurde. Hierauf beruht wieder die Phrase kurze 
füufzehn machen. Wer hierbei nämlich einen Glückswurf that, dass er alle 
seine 15 Steine auf einmal herausnehmen konnte, endete das Spiel kurz. Auch 
später findet sich des kurtzen spieln = etwas kurz zu Ende bringen. 

gl. Weigand I, 1036. 3) Der Schweinfurter Vertrag, der dem Nürnberger Religions- 
frieden voranging, im Frühjahr und Anfang Sommers 1532. Vgl. n. 1591. 4) Herzo 
Johann Friedr. v. Sachsen, Sohn des Kurfürsten Johann. 5) Clemens VII. 6) Vgl. 
n. 535, Note 3, n. 1094. 1) Der Sinn scheint zu sein: Der (Carl V.) wird unsern 
Fürsten gefügig machen. Aus den Worten „si ille contractus Schw. processerit" 
geht hervor, das Obiges von Luther eben vor dem Niimberger Religionsfrieden, 
also 1532, gesprochen sein wird. Nur bei Bindseil colloq. III, 106, 107. 


1475. 


Tres fuerunt Papae simul tempore Sigismundi!) Imperatoris, 
qui omnes?) deposuit per Coneilium3), Item fuerunt olim tres Papae 
successores, Qui uno mortuo successor eius) illum effodit et digitos 
eius abscindere iussit, Et Leges et Decreta illius violavit, "Tertius 
autem amputato capite seeundi, truneum*) in Tyberim iussit prae- 
eipitare, Talibus Legibus usi sunt illi saneti patres adversus se ipsos"). 


1) Sigmund von Ungarn. 2) Johann XXIII, Gregor XII, Benedict XIII. 


3) Zu Constanz. 4) Der Fehler im Texte wohl durch Einschiebung von erst 
zu heben und nach eius ein Komma zu setzen. Doch lässt sich auch lesen quorum 
uno etc. 5) — Den Rumpf. 6) Bindseil III, 225 abweichend: Tales leges 


habuerunt papae. Vgl. auch Erl. A. 60, 186, Fürstem. u. B. III, 179. Bei Rebenst. 
fehlt der Absatz. 


1470. 


Interroganti an donatio Constantini vera sit, respondeo, fietam 
esse, Hoe autem [537] legi, Constantinum multa distribuisse paupe- 
ribus et illis praeposuisse Episcopos, qui tandem faeti sunt Domini, 
Land vnd Stedte hatt er yhn nieht geben, Et totus mundus 
miratur, unde papa tantum dominium sit adeptus !). 

1) Vgl. Bindseil colloq. I, 135, III, 244, 245, Rebenst. II, 685, 69», Erl. A. 60, 
208, 209, Fürstem. u. B. III, 195. 


1477. 


Papae olim non fuerunt domini Caesarum, sed a Caesaribus 
substituebantur!) Nam Lotharius Saxoniae Dux et Imperator?) illis 
ademit ius eleetionis, den es war ein ewiger krig in der walh. 
tandem vero fraude retraxerunt illud ius ad se et effeeerunt, ut con- 
firmatores essent Imperatorum, Quod primo faetum est?) in electione 
Caroli magni, quem ita elegerunt Imperatorem, ut ius haberet suc- 
eessionis hereditas eius, cum quibus etiam aliquamdiu mansit Im- 
perium, sed illius deficientibus posteris*), ius eligendi arrogaverunt‘) 
Sibi papae. . 

1) Bindseil falsch sustinebantur. 2) Luthers Angabe ist nicht richtig. 
Kaiser Lothar von Sachsen hat den Päpsten das Recht der Kaiserwahl nicht ge- 
nommen. Er demütigte sich im Gegenteil vor ihnen. Luther wird wohl an 


Ludwig von Baiern und den Kurverein zu Rense denken. 3) Sinn: Was 
überhaupt zuerst (als sie das „ius electionis" vor Lothar noch hatten) zur An- 





307 


wendung gekommen ist bei der Wahl ff. Diese Erklärung ist nötig. Sonst wären 
Luthers Worte sinnlos und gänzlich unhistorisch. 4) 911 mit Ludwig dem Kinde. 
5) Luther meint, die Päpste haben das Recht der Kaiserwahl besessen bis auf 
Lothar (Ludwig), es durch diesen verloren, mit der Zeit aber durch List wieder- 
gewonnen, so dass sie jetzt wieder Herren liber die Kaiser sind. Vgl. Binds. collog. I, 
135, IIT, 245, Erl. A. 60, 209, Förstem. u. B. III, 195, Rebenst. II, 692. 


1478. 


Deinde venit Otto Caesar!) qui substituit Electores 7. Macht 
des krigs ein ende, alioquin perpetua lis durasset inter papas?) 


1) Allerdings thaten 936 heim Krünungsmahle Ottos I. anstatt der fränkischen 
Hofbesmten die vier Inhaber der herzoglichen Gewalt die Ehrendienste als Marschall, 
Kämmerer, Truchsess und Mundschenk, Aemter, die auch später mit der Person 
der vier weltlichen Kurfürsten verknüpft erscheinen. Gleichwohl kann von „7 elec- 
tores* als Schöpfung Ottos I. nicht die Rede sein. Es liegt hier also wiederum 
einer der Irrtiimer Luthers vor, denen wir auf historischem Gebiete nicht selten 
bei ihm begegnen. Er meint jedenfalls Carl IV. mit seiner goldnen Bulle vom 
Jahre, 1366. 2) Vgl. Bindseil I, 135, III, 245, Rebenst. II, 695, Erl. A. 60, 209, Fürst. 
u. B. III, 195. 


1479. 


Pauperes euangelizantur!), et nisi Papa [538| nos de suis 
nutriret, wir musten all hungers sterben, Er hatt das gestolen 
gut zu sieh gerissen, Wir mussens alszo widerumb eraus 
reissen, ut fiat, quod Job dicit, Er mus dem geben, dem ers 
nieht gann?) quamvis vix quinquagesima pars in usum veniat Ee- 
elesiae, Das ander versehlempt er, Wir bekomen kaum die 
broselim?) vnterm tische, aegre enim alimur, Et nisi aliam mer- 
cedem expeetaremus, weren wir die ermsten leute, vnd die 
brosimlin®) lies ich ein gut Jar Haben’), Wen man vnser 
wenig wird haben, reich machen vnd gros achten®), werden 
wir vns widerumb auffblasen, Den es ist der teuffel, das 
vns Gott neque humiliatione neque prosperitate emendare potest, 
Wir verzweiffeln oder werden stoltz, Paulus de alia aste 
gloriatur in prosperitate et tribulatione 2. Cor. 6, Item Phil. 47). 


1) Vgl.n.1083. 2) So Cord. richtig mit den deutschen Tischr. vom Mittelh. 
gunnen (ge-unnen), Praesens „ich gan, du ganst, er gan. Spätere Form ich 
Bann ff. Er gann also — er günnt. Weigand 1,713. Die hallische Handschrift 

at ganz richtig er gan, was von Bindseil nicht in er gönnt (vgl. III, 110, 
Note 51) geändert werden durfte. 3) Diese Form für Bröselein = Brot- 
brückchen (Weigand I, 267) kann ich lexikalisch nicht belegen. 4) Diese 
Diminutivform für Brosamlein ist ebenfalls nicht zu belegen. Weigand I, 268 
giebt als Mittelh. Form an brosemlin und brosmelin. 5) = Ich würde die 
Brosamlein nicht anrühren. Luther meint „So aber geniesse ich sie, weil wir auf 
einen andern Lohn im Himmel zu hoffen haben*. Bindseil III, 110 „so liss ich, die 
brosame ihm ein guttes Jar haben“, Bindseil III, 114 „so liss ich die brosamen ein 
uttes Jar haben, ich wolde warlich die gutten kaphuner mitte nissen* (Die hall. 
landschrift hat nach Bindseil III, 114, Note 5; mutte nissen; Bindseil hat daflir 
geschrieben mitte nissen, was er mit mit geniessen erklürt). Die deutschen 
Tisehr. (bei Rebenstock fehlt das Obige) „so liess ich die brodsamen ein gut Jahr 
haben“. Hinter ein gut Jar haben findet sich in dex hallischen Handschrift 
(Bindseil III, 114) folgender Zusatz ,Ideo D. Hieronymus (Sehurff?) dixit: si doctrina 
Enangelij de immortalitate animae et futura vita non esset vera, so wer es die 
groste beschnisserey (?) vnter der sonnen, homines ita persuaderi. E contra nos 
parochi werden widerumb altzu stoltz werden, wann man vnnser wenig wirdt 


398 


haben vnd gross achten, werden wir ff. Die deutschen Tischr. dagegen 
„Doctor J. (Jonas?) sagte ein Mal zu D. M. „Wenn die Lehre des Euangelii, dass 
die Seele unsterblich macht und ein ewig Leben ist, nicht wahr währe, so wäre es 
die grösste Bescheisserei unter der Sonne, die Leute dess zu bereden“. Ja, sprach 
Doctor Martin Luther „weil es Gott saget, so ist es gewiss wahr, denn er kann 
nicht lügen noch trügen. Und wir Prediger und Pfarrherrn würden wiederumb 
allzu stolz. Wenn man unser wenig wirdhaben und uns gross achten‘ ff. 
6) sc. wird. 7) 2. Cor. 6, 10, Phil. 4, 12. Das Obige ist in den späteren Aufzeich. 
in zwei Teile auseinandergerissen. Die deutschen Tischr. haben den ersten Teil 
Erl. A. 59, 187, Fürstem. u. B. II, 370 bis zu den Worten ein gut Jar haben, das 
Uebrige Erl. A. 59, 195, Fürstem. u. B. II, 377. Bei Bindseil findet sich ebenso der 
erste Teil III, 110, der zweite unter Wiederholung der letzten Sütze des ersten III, 
114. In allen späteren Aufzeichnungen wird der erste Teil mit folgenden Worten 
eingeleitet , Venit quidam concionator prope Eisenach, conquerens de sus 
miseria. Dixit Philippus Melanthon: lieber herr, ihr must gedult tragen ein tzeit- 
lang. Nam hactenus dimicavimus pro coniugio. hoc adepto dimicabimus pro dig- 
nitate. Deinde etiam pro facultate adipiscenda laborabimus. Respondit Lutherus: 
pauperes Euangelizantur etc." (Bindseil, ganz ähnlich auch die deutschen 
Tisehreden). In Folge dessen heisst es auch bei Bindseil au Ende des ersten 
Teiles ,Dixit parochus: sed aliam habemus mercedem. Respondit Lutherus, wan 
auch das nicht were, so weren wir alle die elendesten Leute ff. 


1480. 


Satan infensissimus hostis noster semper aliquid adversus nos 
maehinatur, Aller Tyrannen radsehlege sind sein, Intrusit! 
Saeramentarios, Anabaptistas [539], Dureh den Bapst wir 
er noeh was ausrichten, Sicut dixit illa bestia Wormatiae?) Si 
iugum detreetaveritis Papae, Germania sanguine madebit, 
Er?) hatt itzt was fur mit den Frantzosen vnd Venedigen, 
Nos infirmi nulla arma habemus nisi orationem, Da last vns zu 
greiffen, et omnis iniquitas cadet super ipsius verticem, Deus defendet 
gloriam suam, Si potuit regnum Romanum?), cum in flore 
staret, eradicare, poterit et caudam eius*) nostro seculo 
vel salvare vel perdere) 


1) — Er hat uns aufgedrüngt. 2) Der püpstliche Legat Aleander (geb. 
1480 zu Motta in der Mark Treviso, gest. 1542) auf dem Wormser Reichstage 1521. 
Nach andern Quellen war seine Aeusserung, die er dem päpstlichen Legaten Carac- 
cioli gegenüber gethan haben soll, „Wenn ihr Deutschen, die ihr das wenigste 
Geld an den Papst bezahlt, das rómische Joch abschüttelt, so werden wir dafür 
sorgen, dass ihr euch gegenseitig totschlagt und in eurem Blute waten sollt“. 
Vgl. Kolde, Luther und der Reichstag zu Worms, S.25. Kostlin I, 420. (Nach 
brieflichen Aeusserungen Spalatins an Luther). Die deutschen Tischr. schreiben 
hingegen diese Worte dem Cardinal Campegius auf dem Augsburger Reichstage 
von 1530 zu. 3) Wohl der Papst gemeint wegen des folgenden ipsius verticem. 
4) Es ist das alte römische Weltreich gemeint. 3) mit cauda regni Romani 
kann das damalige römische Kaisertum deutscher Nation bezeichnet sein. nm. 13 
wird Carl V. von Hieronymus Lascy cauda imperii genannt. Doch ist wohl 
besser das Papsttum darunter zu verstehen als Nachäffung des alten Reiches. 
6) Nur Einiges in den deutschen Tischr. Erl. A. 60, 221, Fürstem. u. B. III, 201 
heisst es nämlich: „Der Cardinal Campegius hat Anno 30 zu Augsburg gesagt: 
Wollt Ihr Deutschen Euch von des Papsts Joch entziehen und ihm nicht unter- 
worfen sein? Wohlan, so wollen wir machen, dass Deutschland soll im Blute 
schwimmen. Das sind mir Gedanken, sprach Doctor Martinus, höher denn wir 
erlangen können, denn der Papst und F. (Franzos?) haben itzt gewisslich etwas 
im Sinn". 


399 


1481. 


Cum ei quidam!) promisisset receptam? eontra morbos 
eius, respondit, Wen yhr mir ein Recept wider den Teuffel 
list machen, qui meiam externe colaphisat, Nam de internis 
meis iam est contentus, Wir sind mit einander zufrieden, 
Er thut was in?) gelustehet, szo thu ich aueh was mich 
gelustet, Eodem dicente?) ad ipsum, Ach, ich Habe ewr 
predigt verseumpt, Huie respondit, Ich gebe euch das Vater 
vnser, das yhr vmb den glauben bittet, szonst werden euch 
die zehen gebott zu hoch’), Vxor Doctoris Steffani*) ex 
Zwiecaw haee fuit. 

1) Wer dieser Jemand gewesen, geht aus der Schlussbemerkung hervor. 
2) Recepta = Medicamenti adhibendi formula, quomodo Recepte nostri dicunt. 
Du Cange IIT, 583. 3) = Ihn. 4) = Als dieselbe Person ff. 5) n. 1548 lässt 
Luther dem Dr. Stephan Wild Aehnliches durch soine Frau sagen. Dieser einzelne 
Satz von Ich gebe euch — —zu hoch findet sich ohne jede weitere Beziehung 
bei Bindseil I, 63, Rebenst. I, 36^. In den deutschen Tischr. Erl. A. 59, 8, Fürstem. 
u. B. 11, 235 heisst es „Ich gebe euch, spricht Gott, das Vater Unser ff. 6) Dr. 
Stephan Wild, prakt. Arzt in Zwiecau. Nicht zu verwechseln mit Dr. Stephan 
Roth in Zwiccau. Vgl. 276 mit Noten, n. 277, Note 1, n. 391, Note 7, n. 736. 


1482, 


Rediens Pomeranus ex vocationibus suis!) attulit Doetori 100 
florenos dono [540], quod bene eos meritus esset officium eius supplens?): 
noluit reeipere, et eum altereantes?) forte diceret Pomeranus, multos 
ex populo alioqui dieturos esse sese ingratun esse, Doctor respondit, 
Gleich‘) vmb der selbigen willen wil ichs nieht nemen, 
quod velint iudieare Pomeranum, qui probus est, Ipsi autem sunt 
omnium ingratissimi. Quid enim niihi dant, Pomerano et alijs? Noch 
wollen sie sich weis brennen. 

1) Bugenhagen war z. B. 1528 in Braunschweig, vom October 1528 bis 
zum Frühjahr 1529 in Hamburg, 1530 in Lübeck, 1534 in Pommern. Luther 
wird die ersten drei auf einander folgenden Vokationen im Auge haben, wiührend 
welcher er ihn amtlich vertrat. 2) Der Sinn wird sein: Als Vertreter in 
seinem Amte. 3) Lies altercans. 4) = Eben. 5) Bei Bindseil II, 158 
beginnt der Absatz „Die Lunae Anno 39 D. Pomeranus ex Dania rediens D. Luthero 
Im) foren pro dono attulit^. Allerdings ist Bugenhagen von 1537—1539 in Diüne- 
mark gewesen, um die dortige Kirche zu organisieren, allein Cordatus Aufzeich- 
nungen reichen nur bis 1537. Dieser muss das Obige also vor 1537 aus Luthers 
Munde gehürt haben, vielleicht 1533. Die Lesart ex vocationibus suis woist 
deutlieh auf mehrere Berufungen nach aussen hin, die zeitlich nahe auf cinander 
folgten. Die deutschen Tischr. wissen nichts von einem bestimmten Datum. Sie 
berichten abweichend ,Doctor Pommer brachte einmal Doctor Martin Luther von 
einem Herrn hundert Giilden zu einem Geschenke*. Vgl. Bindseil colloq. IT, 158, 
Rebenst. II, 1205, Erl. A. 57, 331, Förstem. u. B. I, 257, Köstlin II, 418, 


1483. 


Es ist solch scharren vnd kratzen sub Euangelio, das ein 
schand ist! Ich mus ein malh predigen vnd sie antasten, 
Den sie machens zu grob, szo mus ichs auch grob machen !), 
Nam nisi corripuerint praedieatores, mali mores abeunt in consuetu- 
dinem, ex qua tandem fiunt leges et iura pravis moribus, Drumb 
predige wer da kann contra illam impijssimam eommessationem ?). 


P al 





400 


1) Bindseil „sub Euangelio, quod pudeat me“. 2) Bindseil ,Dann sie 
machens tzu grob. Ideo etiam corripere debent praedieatores populum". 3) Binds. 
abweichend , Nam nisi corripuerimus illorum mores, tune mores in consuetudinem 
abibunt. Consuetudo enim tandem fit lex, darumb wehre, wer da kann, schulde 
illam impijssimam conversationem. (Rebenst. et illam pessimam vitam 
reprehendite, die deutschen Tischr. ,schelte und strafe solch gottlos Wesen und 
Händelchen). Cordatus Lesart commessationem (bei den Alten comes- 
sationem oder comissationeı) ist ein nicht gewühnliches und nicht sehr 

ebräuchliches Wort, und deshalb schon an keine verdorbene Lesart zu denken. 
^S bedeutet z. B. bei Cicero pro Murena S 13 ,vergniigter, lärmender Aufzug, Lust- 
schwärmen, Sehwürmerei*. Luther scheint das Wort im Sinne von Unfug, heil- 
loses Thun und Treiben zu gebrauchen. Vgl. Bindseil II, 158, 159, Reb. IT, 120%, 
Erl. A. 57, 332, Fürstem. u. B. I, 257, Köstlin UI, 418. 


1484. 


Cum terra adeo esset sieca, ut arescerent segetes et prae- 
maturae!) fierent, orabat, ut Deus [541| per miserieordiam suam daret 
pluviam et non daret reliquias fructuum vermibus, Videbat enim 
brutos?) volantes per hortum et reeordabatur loci Johan?). 1, Resi- 
duum erueae ef£.‘) 


1) Notreif. 2) Lies brucos = foovxove. Boobxoc auch Boovyog eine 
Heuschreckenart. 3) Nicht richtig. Lies Joel I, 4, wo es nach der Vulg. 
heisst „Residuum erucae comedit locusta, et residuum locustae comedit bru chus, 
et residuum bruchi comedit rubigo*. Luther hat übersetzt „Nämlich, was die 
Raupen lassen, das fressen die Heuschrecken; und was die Heuschrecken lassen, 
das fressen die Käfer; und was die Käfer lassen, das frisst das Geschmeiss*. 
4) Vgl. Kummer Tischr. p. 258 bei Lauterbach p.201: Siceitas. Cum magna sic- 
. eitas essst, ut segetes et sata arescerent, antequam maturescerent, orabat D. Doctor, 

ut dominus propter misericordiam daret pluviam etc. Illo sic loquente venerunt 
bruci volantes in horto turmatim, et dixit: Deus iratus est, qui et vermibus reli- 
quias vult auferre, ut Joel 1 dieitur: Erucae residuum comedent etc. Vgl. ber 
Dürre n. 1492, 1493, 1499, 1505, 1506, 1561. 


1485. 


Cadant in foveam, quam sibi parant Papistae et Tyranni, 
Satis enim nos humiliavimus, passi sumus, eombusti !) fratres nostri ?) ete.. 
Nolunt sibi consuli, at Deus Regem suum defendet, ad quem dixit, 
Sede a Dextris meis?), Er Hatt yhm ein hochs schlosz gepawt, 
schissen sie mit einer buchsen hinauf, szo schlecht er mit 
donner vnd blitz erunter®). 


1) Die hallische Handschr. weniger richtig , Wir haben vnns gnug gedemuttiget, 

elieden, ertrenckt, verbrandt, nolunt ete.^ Die deutschen Tischr. richtiger „Wir 
aben uns genug gedemüthiget und gelitten. Sie haben die Unsern ertrünkt, 
gehenkt, verbannet, verbrannt ff.* 2) Luther wird besonders an Blutzeugen wie 
Leonhard Kayser (1527), Heinrich von Ziütphen (1524) denken. 3) Vgl. 
n. 248. 4) Die hallische Handschrift leitet den Absatz mit folgenden Worten ein 
„De papistis et Tyrannis dixit, quod eo pervenissent, ut fateri cogantur, nos vera 
docere, etsi resistant, sed pereunt consilia eorum. Oremus tantum et cadent in 
verticem ipsorum mala et ipsi in foveam, quam fecerunt*. Die deutschen Tischr. 
in weitläuftiger Fassung. Vgl. Bindseil III, 261, 262, Erl. A. 60, 242, Förstem. n. B. IIl, 
219, Reb. II, 822. 


1486. 


Adversarij habent infinita consilia, ineonstantia et in dies nova, 
semper elamant, Irn, Irn, Exinanite), Es gehet aber an yhrem 








401 


Halsze aus, Non poterunt durare, Nos autem unieum habemus eum 
Deo hoe eonsilium, Rex Christus mus gleuben?), Er hatt grossze 
konig gestortzt, Ieh wils lieber mit yhm halten den [542] 
mit dem Turcken vnd vnserm keisser?) 


1) Psalm 136, 7 Exinanite, exinanite usque ad fundamentum in ea! (Vulg. 
Luther scheint sagen zu wollen ,Die Gegner schreien immer: Sie (die Luthorichen) 
irren, sie irren, hinweg mit ihnen! 2) Lies bleiben, was die späteren Auf- 
zeichnungen auch bieten. 3) Abweichend Bindseil III, 262, Rebenst. II, 825, Erl. 
A.60, 243, Fürstem. u. B. III, 220. 


1487. 


Dux G.) et Marchio?) maxime infestant pacem, nam natura 
sunt homines intranquilli animo, D. G. homo est, qui habet magnam 
substantiam?), Illa tamen frui non potest ut Ecclesiastes dicit), 


Es ist ein Eintzeliger°), ca. 4, das hertzleid mus er wol 
fhulen®). 


1) Dux Georgius. 2) Joachim I. von Brandenburg. Vgl. n. 454, Note 2. 
3) Vgl. n. 937, Note 6, n. 371, Note 2. 4) Eccles. 4, 8, wo Luther übersetzt , Es 
ist ein Einzelner, und nicht selbander, und hat weder Kind noch Brüder; 
noch ist seines Arbeitens kein Ende, und seine Hände werden Reichthums nicht 
satt. 5) Die Form Eintzeliger ist bei Dietz, Weigand und Müller nicht nach- 
gewiesen. 6) Die hallische Handschr. abweichend und teilweise unrichtig. „Ipse 
et Maguntinus (falsch, da das Gesagte auf den Erzbischof Albrecht nicht passt) 
pacem maxime impediunt. Sunt enim homines inquieti. Dux Georgius nunc est 
in magna existimatione apud Caesarem, Papam, Ferdinandum, Gallum, Anglum. 
Optimam habet regionem, sed illis bonis laeto animo frui non potest. Sicut dicit 
Ecclesiastes: Homo, qui habet omnem substantiam, et tamen illa frui non potest". 
Die Worte von homo — potest, die hier verkehrt als biblisches Citat angeführt 
werden, gehüren, wie aus Cordatus Lesart hervorgeht, Luther an. Vgl. Bindseil 
colloq. I, 319, Rebenst. I, 156», Joachim I. von Brandenburg starb 1535. Obiges 
ist also vor 1535 gesprochen. 


1488. 


Prophetae exiguis et parvis verbis maxime emphatiea!) sunt 
loeuti, Sie greiffen mit der scherffe hinein, ut quando diennt*), 
Vos reges intelligite, Da redet er nicht mit sehutzen?), noc 
mit trunekenpolden, sed eum potentissimis, sapientissimis ete., Sed 
mundus haee verba non consyderat et putat esse praeterita, tantum 
dieta ad Herodem, Pilatum, Caipham, nune autem non esse 
effieacia, Ideo secure venantur aut stertunt etiam^). 


1) = maxime Zugatix& d.h. so nachdrücklich wie möglich. Die deutschen 
Tischr. ,Die Propheten reden mit wenigen und schlechten Worten von grossen, 
wichtigen Dingen. Ihre Worte haben Grosses hinter ihnen‘. 2) Die deutschen 
Tischr. „als wenn David sagt". Psalm 2, 10. 3) Der schütze = Anfänger 
im Lernen, Abcschütz, wie das latein. tiro = junger Anfünger, Lehr- 
ling, ausgehend von dem Begriffe eines jungen Kriegers, der seinen ersten Feld- 
zug macht. Vgl. Schmeller, Bair. W. III, 422, Weigand II, 655. Vgl. n. 1004, 
Note 1. 4) — Deshalb treibt man sich sorglos auf der Jagd herum oder schnarcht 
auch (liegt auf der Bürenhaut). Luther driickt sich wohl absichtlich etwas unbestimmt 
und vorsichtig aus. Er überlässt es dem Leser venantur und stertunt auf die 
Reges, potentissimi und sapientissimi zu beziehen. Die deutschen Tischr. 
eben die letzten Worte ganz abweichend in folgender Form „Das sind ihre Ge- 
anken; drüm fragt sie nichts darnach, hält sie nicht anders, denn als hätte sie 
peend ein schlechter Schuster geredt (l!).“ Vgl. Erl. A. 62, 150, Förstem. u. 
. IV, 420. 


26 


402 


* 


1489. 
Spiritualissimi et summi [543] psalmi sunt Conserva), Deus, 
Deus meus?), Dixit Dominus?), Eruetavit cor. meum?) Istein 
hoehzeitpsalm?) 


1) Ps. 16. 2) Ps.22. 3) Ps.110. 4) Ps.45. 5) Vgl. Kummer Tischr. 
p. 301^ bei Lauterbach p. 55. 


1490. 


Mein Hans gehet ins siebend Jar qui semper est elima- 
ticos?), id est variativus, Das siebend Jahr wandelt alle mhal 
die menschen, Prima?) enim est infantia, et in secunda mutatione 
puta anno 14 beginnen sie in die welt zu sehen, et est pueritia, 
in qua iaciuntur fundamenta artium, In 21 appetunt coniugium iuvenes, 
In 28 adolescentes sunt oeconomi et patres familias, Viri autem 
in anno 35 sunt politiei et ecclesiastiei Magistratus usque ad annum 
42, Ibi sumus Reges, et mox incipiunt sensim *) defieere, Ita semper 
septimus annus novam aliquam conditionem affert, hominem et mores?), 
Hoe mihi contigit et contigit omnibus®). 


1) Nach dieser Lesart würde Obiges von Luther in der Zeit vom 7. Juni 
1532 bis 7. Juni 1533 gesprochen sein. Hans Luther wurde am 7. Juni 1526 geboren. 
Dagegen hat die hallische Handschrift „Tempora et annus climactericus id est gra- 
dalis septimus. Quinta Junij dixit Martinus Lutherus in die Bonifacij: am mittwoch 
ist mein Hans Luther 6 Jar alt, vnd gehet nun ins siebende Jar. Ideo illius 
natalicia celebrabo, quia iam ingreditur annum septimum, qui semper est xA ax- 
Tnpıxög, id est etc.“ Nach dieser Lesart, mit der auch die deutschen Tischr., 
die das Obige ausnahmsweise ebenfalls halb lateinisch, halb deutsch erhalten haben, 
übereinstimmen, wäre Obiges am 5. Juni 1532 gesprochen. Die Zeitbestimmungen 
der spüteren Aufzeichnungen haben sich jedoch schon oft als unrichtig ausgewiesen 
und machen nicht selten den Eindruck späterer Zusätze. 2) Latinisiert aus 
xAıuarızög, was wiederum aus climactericus (xAuaxtrg1x0c) verderbt ist. Mo 
liber dieses Wort und seine Bedeutung n. 707 nebst Noten. 3) Die hallische 
Handschrift primum. Zu der obigen Lesart ergänze mutatio. 4) Die späteren 
Aufzeichnungen sensus oder sensu. Stangwald und Selnecker richtig mit 
Cordatus sensim. Luther meint, Und bald tüngt man an nach und nach alt zu 
werden. 5) Zu diesen beiden Wörtern ist novus ebenfalls zu ergänzen. 6) Der 
letzte Satz fehlt in den latein. und deutschen Tischr. Vielfach abweichend 
in der Form, wenn auch dem Inhalte nach ähnlich, Bindseil colloq. I, 217 (bei 
Rebenst. fehlt der Absatz), Erl. A. 62, 328, Fürstem. u. B. IV, 584. 


1491. 

, Cum in nuptijs fuisset euiusdam antiquae et morosae viduae, 
dixit, Si libidine urerem et tantum eogitarem in illud monstrum, Ich 
wurde keins [544] leschens bedurfen!). 

1) Luther meint, alle Sehnsucht, die er etwa nach einer Frau haben könnte, 


würde ihm sofort vergehen, wenn er an jenes Ungeheuer düchte. Der Gedauke an 
sie würde der kalte Wasserstral sein. 


1492. 
Cum tempore ariditatis!) semper oraret et ingemisceret, semper 
questus est, rustieorum avaritiam prohibere orationes Christianorum, 
ne deus monitus promissionibus suis pluviam daret, Velle Deum punire 





403 


rusticos et scire suis etiam providere in fame, Confidentissimi?) facti 
sunt illi Mammonistae?). 


1) Vgl. n. 1484. 2) = Höchst unverschümt, geldstolz. 3) Abweichend 
und mit Zusätzen Bindseil eolloq. I, 65, Rebenst. I, 375, Kummer Tischr. p. 258b 
bei Lauterbach p. 201, Erl. A. 59, 5, Förstem. u. B. II, 235. Vgl. über Dürre n. 1493, 
149, 1505, 1506, 1561. 


1493. 


Varia habet Deus remedia servandi et perdendi, Ideo etiam 
Brueis!) deum posse?) Tuream prosternere eum summo exercitu, 
Sieut legitur in Ecelesiastica historia maximum exereitum regis Per- 
sarum Niniven obsidentem eulieibus fugatum esse?) 


1) Vgl.n. 1483. 2) Entweder mit Kummer zu lesen posset oder credo 
zu ergänzen. 3) Die deutschen Tischr. Erl. A. 57, 195, Förstem. u. B. I, 151, 
unvollständig „Also lieset man die Historien, dass ein mächtiger, gewaltiger 
König in Persien durch ein wunderlich Heer von Gott gesandt, nemlich durch 
Fliegen vnd Mücken, mit aller seiner Macht sei bei der Stadt Edessa geschlagen 
worden‘. Eine andere Geschichte „von dem Könige von Persien, der die Stadt 
Nasili belagerte und einem Bischofe, der durch sein Gebet ein Mückenheer zur 
Abwehr der Feinde herbeirief“ erzählt Luther in einer Tischrede des Jahres 1542, 
wenn die Zeitangabe richtig ist, Eri. A.59, 29, Fürstem. u. B. II, 251. Kummer 
Tischr. p. 258* bei Lauterbach p. 201 hat aber Folgendes: Varia enim deus ser- 
vandi et perdendi media habet. Nam illo tempore siceitatis (1542 am Rande) 
venerunt multi bruci et dicebat, tali exercitu posset deus Turcam profligare. Nam 
in Ecclesiastica historia legitur, maximus exercitus Persarum sey fur Ninive mit 
Mücken veriagt worden*. Cordatus und Kummer stimmen hier also allein ziemlich 
überein. Nur sind die Worte bei Kummer nam illo tempore siccitatis (mit 
1512 am Rande) venerunt multi bruci et dicebat späterer Zusatz, der mitten 
zwischen Luthers Worte geschoben wurde. Das Jahr 1542 ist natürlich eine ver- 
kehrte Zeitangabe. Das Obige wird aus dem Jahre 1532 stammen, wo eine grosse 
Dürre herrschte. Sonst hätte ja auch Cordatus Luthers Worte nicht aus dessen 
eigenem Munde hören können. 


1494. 


Nobilis quidam ex genere der Zigler!), eum ante paucos dies 
obitus sui desperasset, in hora mortis suae dixit, Teuffel, da hastu 
die seele, Horrendum exemplum, lieet etiam ante audiverim similia, 
Nam praefectus quidam Venetorum, eum Civitatem quandam expug- 
nasset, et ei ante vietoriam moriendum esset [545], Maledixit more 
Venetiano?) Beatae Virgini putanam eam voeans mit der grossen 
fotzen?) vnd S. Peter mit dem grossen Zersz?*), Et alius Italus 
moriens dixit, Mundo opes, vermibus corpus, et Satanae commendo 
animam, Est enim in Italis maxima blasphemia, Hos mores eorum 
maxime novit Erasmus, et hae caussa non aliquid audent moliri ad- 
versus eum, Er wurde in?) solche stucklin fein wissen zu 
sagen 9). 

. 1) Die deutschen Tischreden „Ein trefflicher, berühmter Papist A.L.“ Die 
hallische Handschrift „Nobilis quidam Adam Ziegler“, Reb. ,Asman Zigler. 
2) Vgl n. 882, Note 3. 3) Ein interessanter Beleg für die zahlreichen 
Corruptionen in den spät. Tischreden! Putana, franz. la putaine = 
meretrix. Vgl Du Cange III, 531, der jedoch die Form putena hat, was er 
ebenfalls mit meretrix erklärt. Mittelh. die vut (vgl. futuere, mit qvttvo 


und fossa zusammenhängend) — cunnus, vulva. Miller III, 448. Das Wort 
noch jetzt in llundsfot erhalten. Luther sagt also „Er schmähte nach 


20* 


404 


Venetianischer Sitte die segenspendende Jungfrau, indem er sie 
eine Hure nannte mit der grossen f.^ Was haben nun die späteren Tischr. 
hieraus gemacht? Die Zusammensteller der lateinischen haben die Stelle augen- 
scheinlich nicht verstanden, und lassen die Worte putanam eam vocans mit 
der grossen f, die sie vielleicht in den ihnen zu Gebote stehenden ursprüng- 
lichen Aufzeichnungen vorfanden, einfach weg und bieten nur „blasphemare 
incipiebat Deiparam virginem. Et alius Italus*. Die deutschen Tischr. 
jedoch, denen ein Cordatus ähnlicherer lateinischer Text zu Grunde lag, geben 

olgendes: „redete er gräuliche, schündliche Lästrung wider die Mutter Gottes zu 
Pantano (Aurifaber und Stangwald ,Putana*, Selnecker ,Pantano*), 
wobei man also an eine Mutter Gottes wie die zu Kevelar oder Loretto denken 
soll (ll). Auch die Worte vnd S. Peter mit dem grossen Zers fehlen in den 
lat. Aufzeichnungen ganz. Die deutschen helfen sich mit der Lesart „und S. Peter 
auch übel, davon für züchtigen Ohren nicht zu reden ist*. 4) Das Wort der 
Zers (von oapıooe, Saras — Schwert?) = penis, ist schon im Mittelh. ziem- 
lich selten. Vgl. Müller III, 571. Im Herbort von Fritzlar (liet von Troye, 
herausgeg. von Frommann, Quedlinburg 1837) scheut sich der Held des Gedichtes 
den Namen Xerxes auszusprechen, weil er wie zers lautet. 5) — Ihnen. 
6) Unvollstündig, Bindseil colloq. II, 179, Rebenst. II, 127b, vollständiger 
die deutsch. Tischr. Erl. A. 60, 328, 329, Fürstem. a. B. III, 253, jedoch teils unrichtig 
im Einzelnen teils abweichend. 


1495. 


Karolostadius, quodcunque coepit, vanae gloriae caussa coepit, 
Den er hatt sich lassen duncken, Es were kein gelerter 
auff erden den er!) Et quiequid ego seribebam, imitabatur, sed 
alio fuco liniebat?, Er wolts allein sein, Et ego libenter ei ces- 
sissem, sed non potui cum iniuria Dei?) Ego nulla temeritate unquam 
usus*) seribendo neque arrogantia, etiamsi incipere*) voluerim, Ita 
enim cogitabam videns abominationem Indulgentiarum: De hac re 
mala ego scribam, deinde alij venient seripturi de alijs erroribus, 
Es wurden wol ander leute komen, die es besser hinaus 
wusten zu furen, Haec ego mecum cogitabam [546], etiamsi Dei 
Gratia Doctior sum omnibus Sophistieis Doctoribus sive Theologis). 

1) Vgl. n. 644. 2) — Gab ihm aber eine andere Färbung. 3) — Aber 


ich hätte es nicht können ohne ein Unrecht gegen Gott. 4) sc. sum. 5) sc. 
scribere (contra Papam). Abweichend Erl. A. 59, 250, Fürstem. u. B. II, 417, 418. 


1496. 


Deus est bonus Dominus, der die leute wol leiden mocht, 
wen sie yhn allein fur yhren Gott wolten Halten, ut exigit 
primo praecepto, Begert kein schetzung!), kein gelt, allein des 

egert er, das er vnser Gott mucht sein, et propter unicum hoc 
dat omnia, dat omnibus?) 

1) Mittelh. die schetzung (schatzung) — Abgabe, Steuer. 2) Das zweite 
dat künnte fehlen. Binds.I, 5 ,Deus igitur optimus est Dominus, quem mundus 
bene tolerare posset, si vellet. Wollten lieber selber gott sein. Ipse tantum 
vult pro Deo haberi iuxta primum praeceptum. Begeret keiner steuer, geltt noch 
satzung. Omnia spiritualia et corporalia largitur, Das er allein vnser gott mücht 
sein, aber wir wollens nicht haben“. Vgl. auch Reb. I, 3s, Erl. A. 57, 130, Förstem. 
u. B. I, 100, sowie n. 1376. 


1497. 


Deus ante omnia et per omnia vult haberi a nobis pro nostro Deo, 
Das wil die welt nicht thun, quia est superbissimus, Quod si alioqui 








405 


neseirem, ex negotio!) Euangelij nune seirem, Quanto enim nos magis 
humiliamus, tanto magis superbiunt adversarij, Wir suchen fried, 
vnd sie wollen nieht annemen, Ideo peribunt sine misericordia, 
et Deus nos poterit defendere et superbiam eorum humiliare, Sieut 
Josua afferebat pacem omnibus Civitatibus, et eum tantum Gabaa?) 
eam?) susciperet?), aliae omnes tandem perierunt, Alszo wird es 
vnsern Junekern auch gehen?) 

1) Vgl n. 1465, Note 2. 2) Vulg. Gabaon. Jos. 9. 3) sc. pacem. 
1) — acciperet. 5) Ganz abweichend und unvollständig bei Kummer 
Tischr. p. 259^ bei Lauterbach p. 201 „Papistae confundentur. Obtulimus pacem, 
sed nolunt Papistae. Ideo oportet illos perire absque misericordia. Deus autem 
suos liberabit et illorum superbiam confundet. Sicut in Josua legitur, qui omnibus 
civitatibus pacem obtulit et nullam praeter Gabeam suscepit, aliae omnes sine 
misericordia perire debebant. Also wirts in Auch gehen.^ Vgl in Bezug auf den 
Eingang n. 1376. 


1498. 


Comitia Augustana omni laude sunt digna, nam in eis [547] 
Euangelium mundo innotuit, Et Caesar illud audivit et Papa!), Was 
gelt da verzeret ist, sol niemand rewen?). 

1) Die lateinisch. Tischr. ,contra expectationem et ipsins Caesaris et papae". 


2) Vgl. Bindseil II, 170, Erl. A. 62, 80, Förstem. u. B. IV, 352, Kummer Tischr. 
p. 259b bei Lauterbach p. 201. Vgl. auch n. 1268. 


1499. 


.  Horrenda est historia, Eliam tantum virum!) tot annos orasse 
siecitatis, Er mus werlich zornig sein gewesen videns oceidi 
pios et praedicatores, Ideo videns eos nulla praedieatione converti, 
adeo duram rem oravit, quasi diceret, Das euch S. Veltn?) ankome, 
Ideo quoque dixerunt: Tu perturbas Israel?) Ante vero saepe eis 
minatus est, sed tandem hoc fecit, et una cum ipsis penuriam et famem 
passus est®). | 

1) Die Handschrift hat virum zweimal. 2) Velten — Valentin. Den 
heiligen Valentin rief man als Helfer bei der Fallsucht an. Dann steht S. Valentin 
oder S. Velten für die Fallsucht selbst. Weigand II, 980. Vgl. Potz Velten 
und das walt die Sucht. 3) 1. Kön. 18, 17. 4) Vgl. Bindseil III, 133. Die 
deutsch. Tischr. Erl. A. 62, 147, Fürstem. u. B. IV, 417 mit folgendem abweichenden 
Schluss „denn er hatte ihnen oft gedräuet und geklagt, wie grossen Mangel er 
mit ihnen gelitten hätte. Esaias hat alle seine Kunst und Erkenntnis von David 
ausm Psalter genommen *. 


1500. 


Ineendium in Newbruck!) magnae irae Dei signum est, Nam 
eives dieunt in duabus horis omnia stetisse, et igne consumpta fuisse 
et eorruisse, Nee secum?) fuisse flammam, quam si in singulis aedibus 
tres milites fuissent, qui eas pulvere incendissent, Neque sie tamen 
fieri potuisse eiusmodi incendium, Neque moventur Papistae, sed in 
contemptum Euangelij maximo sumptu rursus [548] statuunt templum, 
quasi ipsorum cultus sit sempiternus, et ruiturum Euangelium, velut et 
Erfortenses faciant, qui reparant duas turres perpetui aedificij?), 
Verum ipsi videbunt audaciam suam cessuram Euangelio 4). 


406 


1) Die deutschen Tischr. „der Brand z. N. ist ein Zeichen ff.^ Aurifaber be- 
merkt am Rande dazu Gross Feuer zu Nürnberg. Fürstem. III, 259, Note 3 
„Es wird das grosse Feuer zu Nordhausen im Jahre 1540 gemeint 
sein“. Beides ist nicht richtig. Denn erstens ist nicht bekannt, dass Nürnberg im 
zweiten und dritten Decennium des 16. Jahrhunderts zum grössten Teile oder ganz 
abgebrannt sei (und von einer solchen Feuersbrunst ist die Rede), zweitens reichen 
Cordatus Aufzeichnungen nur bis 1537, der also das Obige, wenn es 1540 oder 
nach 1540 gesprochen wäre, aus Luthers Munde nicht hätte hören können. In 
Cordatus Lesart wird das Richtige stecken. Vielleicht ist gemeint Neumarkt, 
früher selbständige Stadt, jetzt Stadttheil von Halle. Herr Archivrat Jacobs in 
Wernigerode ist der Änsicht, dass hier unter Newbrück das im jetzigen 
Kreise Belzig und damals zum Kurkreise gehörende Bruck, der Geburtsort des 
Kanzlers Georg Pontanus, zu verstehen sei. New-Bruck wiirde dann = 
Neu-Brilgge sein, also eine der vielen niederländischen Koloniestädte des Ostens, 
wie Niemeck — Nymwegen, Kemberg = Kumerich (Cambray) ote. Auch ist 
bekannt (Schumann, Lex. von Sachsen r 525) dass die Stadt viel dureh Feuers- 
brünste zerstört ist. Allein so verlockend diese Erklärung auch klingen mag — 
richtig wird sie kaum sein. Denn im Folgenden ist von Papisten die Rede, die 
die Kirche mit grossen Kosten wieder aufbauen. Es ist aber nicht anzunehmen, 
dass 1532 oder 1533 noch Papisten in der Nähe von Wittenberg in einem zum 
Kurkreise gehörenden Orte Kirchen wieder aufbauen. Die Erwähnung des Kirchen- 
baues passt vielmehr auf Halle, die Residenz des Erzbischofs Albrecht von Mainz, 
wo das Evangelium erst später völligen Eingang fand. 2) Lies secus. 3) Die 
deutschen Tischr. „Da verneuen sie wiederümb zweene Thürm, das soll ein ewig 
Gebäu sein; gleich als wiirde ihr Götzendienst ewig bestehen‘. 4) Vgl. Erl. 
A. 60, 295, Förstem. u. B. III, 259. 


1501. 


Cum Paulus dicat!) tam scortatores quam adulteros non posses- 
guros regnum Dei, mirum est inveniri, qui usque hodie quaerant, an 
simplex fornicatio sit peeeatum mortale, Igitur talibus respondeo, ut 
ipsi legant, quod scriptum est, Si autem me volunt iudicem esse, eerte 
aliud iudieare non possum quam seriptura dieit?). 


1) Ebr. 13, 4. 2) Die deutschen Tischr. ganz abweichend. Erl. A. 61, 
257, Förstem. u. B. IV, 113 „Doctor Martinus Luther ward gefragt, ob schlechte 
Hurerei (simplex fornicatio) auch Sünde und Unrecht würe. Denn etliche Juristen 
sagten: Nein, und dass sie unsträflich sei. Darauf antwortete Doctor Martinus 
Luther: Was sollts nicht Sünde sein? S. Paulus spricht rund und öffentlich, dass 
beide, Hurer und Ehebrecher, werden das Himmelreich nicht ererben. Dagegen 
Erl. A. 58, 211, Fürstem. u. B. II, 46 „Doctor Hennicke, ein Bóhem und studiosus 
Theologiae, D. M. L. Tischgeselle fragte „Ob Hurerei auch Sünde wäre, wenn ein 
lediger Gesell mit einer ledigen Dirne zu thun hätte und nicht mit eines Andern 
Eheweib?* Darauf sprach D. M. L. „Darauf antwortet S. Paulus, da er sagt „Weder 
Hurer, noch Ehebrecher werden das Reich Gottes ererben*. Da unterscheidet er 
ausdrücklich die Hurer von den Ehebrechern *. 


1502. 


Des glaubens Halben ist im Babstumb nicht szo viel 
gehandelt, weil das Bapstumb gestanden ist als itzund zu 
Auspurg aueh in keinem Coneili!). 


1) Lies Concilio. Luther meint ,So lange als es selbst auf keinem Concil 
(wie z. B. in Constanz oder Basel) mit dem Papsttum so (schlecht) gestanden hat 
wie in dieser Zeit zu Augspurg (wo es sich um den Glauben handelte), hatte 
man es im Papsttum nicht nötig sich viel um den Glauben zu bektümmern*. Das 
Obige scheint nicht lange ‚nach dem Augsburger Reichstage von 1530 gesprochen 
zu Sein. 








407 


1503. 
Brevitatem et perspieuitatem kan ich nicht szo zusamen 
bringen quemadmodum Philippus!) et Amstorffius?). 


I) Phil. Mel. 2) Vgl. n. 995. Bindseil III, 130 „Brevitatem et poerspicuitatem 
kann ich nicht also tzusammen bringen sicut Philippus *. 


1504. 


Ich fleisz mich [549] in meiner predigt, das ich einen 
spruch fur mich neme, vnd da bleibe ich, Das thu ich, auff 
das das Volek sagen mag!), das ist die predig gewesen, Hoe 
est, epo maneo in statu, Christus mit seinen predigten ist fluchs 
mit Mirakelhin ein gefallen, von schaffen?), hirten, wolffen, 
Mitlingen*), Das haben die armen leihen5) konnen ver- 
nemen®). 


1) Bindseil III, 115 „vnd da bleibe ich, vnnd dass ichs dem volck antzeige, 
dass sie konnen sagen“. 2) Die Lesart der spät. Tischr. Parabel ist richtiger. 
3) = Schafen. 4) Zusatz der späteren Tischr. „Weinbergen, feigenbaum, samen, 
ackern, pflugen“, während Mitlingen in ihnen fehlt. 5) Laien. Bindseil III, 
130 leuthe. 6) Vgl. Bindseil an den citierten beiden Stellen, Erl. A. 59, 196, 
Förstem. u. B. II, 377. In den deutschen Tischr. und bei Bindseil II, 115 folgt das, 
was Cordatus n. 765 bringt. 


1505. 


Nubes praetereunt sine pluvia sieut falsi Euangeliei, qui 
gloriantur se esse Christianos, nec tamen edunt bonos fructus, Et 
Judas!) de eis dicit: Nubes aquam non habentes?) 


1) Jud. 1, 12 „Hi sunt in epulis suis maculae, convivantes sine timore, semet 
Ipsos pascentes, nubes sine aqua, a ventis cireumferuntur*. 2) Binds. III, 53 
abweichend „Falsi Christiani, qui se iactant Euangelicos et tamen nullum fructum 
edunt, sunt sieut nubes nullam pluviam reddentes*, Fast ebenso Rebenst. II, 1462 
(Ende der Seite). Die deutschen Tischr. ebenfalls abweichend und mit Zusätzen 
Erl. A. 61, 142, Fürstem. u. B. IV, 15 „Falsche Christen, die sich evangelisch rühmen 
und bringen doch keine gute Frucht, sind wie Wolken ohne Regen, damit der 
ganze Himmel überzogen, dunkel und finster gemacht wird, und doch daraus 
kein Re en fället, der «die Erde fruchtbar machete. Also geben nu viel Christen 
grosse Heiligkeit für, aber da ist kein Glaube gegen Gott, noch Liebe gegen den 
Nächsten (!)**. Vgl. auch Cord. p. 613, Erl. A. 55, 299, Fürstem. u. B. Il, 115, Binds. II, 
t4; (Ende der Seite). Ueber Dürre in damaliger Zeit n. 1453, 1492, 1493, 1495, 
06, 1561. 


1506. 


Credo 40 tausent Diabolos sedere in nubibus!) et pluviam 
impedire, blasen drein vnd veriagen den regen, Wolan cum 
aliud nolint, faciant quod faciunt, Szo werden sie vns allein den 
sand hie verterben, der sonst nicht seer fruchtbar ist?) Et 
Deus nobis providebit aliunde. 

1) Vgl. n. 1051. 2) Luther meint „die in dieser Zeit der Dürre den Regen 
verjagenden Teufel finden hier in unserer Sandwüste nicht viel zu verderben“. 


Vgl. über den Wittenberger Sand n. 5*3, 111], 1339. Armut in Wittenberg n. 971, 
frühere niedrige, dann hohe Preise der wichtigsten Lebensmittel daselbst n. 1465. 





408 . 


1507. 


Fides non est qualitas in animo id est cogitatio quaedam |550], 
Haee quantaquanta est, nihil valet per se, sed haec est fides, quae 
involvit Christum et apprehendit Christum, Extra Paulum non 
est illa Theologia!) (hoec non eredunt Caussarij?). 


1) Die deutschen Tischr. „Diese Theologia ist sonst ausser S. Paulo und 
Johann nirgend mehr also reichlich zu finden‘. 2) Die eingeklammerten 
Worte sind Zusatz des Cordatus und ein Hieb auf Melanthon, Cru- 
cigerund Jonas. Vgl. über causarij, sowie über Cordatus Streit mit Melanthon 
im Jahre 1536 und 1537 n. 174, Absatz 2 nebst Note 10 und 11, n. 221 Note à und 
n. 1150. In sehr weitliuftiger Fassung Erl. A, 58, 396, Fürst. u. p. II, 190. 


1508. 


Obedite praepositis vestris!) Hoe dietum est de veris et 
Christianis praedicatoribus, non de falsis, ut Papistae intelligunt, et 
iste textus per multos annos retraxit me a seribendo eontra 
Papam. 


1) Ebr. 13, 7 ,Mementote praepositorum vestrorum, qui vobis locuti sunt 
verbum Dei* (Vulg... 


1509. 


Si quis mihi dixisset in Comicijs Wormacensibus, me 
post 7 annum fore maritum, qui uxorem et liberos habi- 
turus esset, Ego derisissem illum, Den szo weit gedacht 
ich nieht zu greiffen, Volebam enim tantum impugnare 
Indulgentias!). 

1) ve n. 76, 566, 580. Das Obige scheint 1528 gesprochen zu sein, doch 
wohl vor dem 3. August 1528, da Luthers 1527 geb. Tochter Elisabeth an diesem 


Tage wieder starb. Sonst würde es nicht heissen können ,uxorem et liberos 
habiturus esset". 


1510. 


Primus annus coniugij macht eim seltzame gedancken, 
Sedens enim in mensa cogitat: Ante solus eram, Nu bin ich selbs 
ander, In lecto expergiscens sihet er ein par zopffe neben 
yhm liegen [551], quas prius non vidit, Proinde afferunt uxores 
maritis quantumcunque oceupatis multa inania negotia!) 
Quemadmodum mea Katarina primo mecum sedebat, cum 
Serio studerem et ipsa neret?) et interrogaret, Er Doctor, 
ist der Hochmeister?) des Marggraven Bruder?%) 


1) Dieser Satz fehlt in den späteren Tischreden. 2) = Spann. Rebenst. 
ebenfalls richtig „cum studerem et nens incipiebat quaerere". Die hallische Hand- 
schrift falsch mens. 3) Die späteren Tischr. falsch Hoffemeister oder Hof- 
meister (!) Nur Rebenstock verständlicher , Estne Princeps Livoniae*. 
4) Albrecht von Brandenburg, der Hochmeister des Deutschen Ordens in Preussen, 
geb. 1490 zu Ansbach, gest. 156S zu Tapiau, war der Bruder des Markgrafen Georg 
von Brandenburg-Ansbach, des Freundes von Luther und eifrigen Anhängers der 
"Reformation. "Vgl. üder den letzteren n. 11260. Vgl. Bindseil II, 337, Reb. II, 15:5, 
Erl. A. 61, 173, Förstem. u. B. IV, 41, Köstlin II, 167. 





409 


1511. 


Meum consilium semper est, ut factis sponsalibus") quam 
eitissime properetur ad nuptias, Differre enim perieulosum est propter 
ealumniatores, quos subornat Satan, et utriusque amiei plerumque 
ineipiunt, quod non eonducit?) Seio, quid mihi contigerit eum 
eoniugio Philippi?) et Eyslebij9, Nur fluehs zusamen, Si 
non elam nupsissem, omnes amici elamassent: non illam, 
sed aliam?) 

1) = Nach der Verlobung. 2) Dieser Satz fehlt in den späteren Auf- 
zeichnungen. 3) Melanthons Hochzeit war am 25. Nov. 1520. 4) Vgl.n. 546, 
Note 3. Johann Agricolas Hochzeit wurde am 10. Sept. 1520 gefeiert. 9) Die 
latein. Tischr. in der Form abweichend, inhaltlich aber ganz ähnlich. Die deutsch. 
Aufzeichnungen mit Zusützen. Vgl. Bindseil colloq. II, 337, Rebenst. II, 157 *, Erl. 
À. 61, 173, Fürstem. u. B. IV, 41. 


1512. 


In vxore conspiciuntur multa bona, Benedictio Domini, proles, 
eommunitas rerum et alia tanta bona, quae obruere possent hominem, 
Fingamus abesse illum sexum, et domus perit et quidquid pertinet ad 
Oeeonomiam et Politiam, Mundus autem non posset earere mulieribus, 
etiamsi mariti per se possent gignere liberos !). 


1) Die deutsch. Tischr. „da gleich die Männer selbs könnten Kinder tragen (). 
Unvollständig Bindseil IT, 354, Erl. A. 61, 173, 174, Fürstemann u. B. IV, 41, 42. Vgl. 
auch n. 516, 1035 nebst Noten. 


1513. 


Wen man zuruck sihet, Coniugium non est tam [552] 
malum, als wen man vor sich sihet, Nam patres nostri ac matres 
saneti fuerunt in hae ordinatione Dei, etiam illi extra fidem !), Habuerunt 
enim praeeeptum Dei de generatione prolis, Et filij mei eodem modo 
respieiunt viventem?) in sancto coniugio, quo ego vidi meos parentes, 
Et eoniugium, quod in parentibus et alijs probamus, ipsi in nobis 
saepe detestamur decepti a Satana, et si recte expendimus, in Coniugio 
vere divina videmus, Quid igitur in nobis detestamur *)? 


1) — Auch die, die noch nicht im Glauben standen. 2) Viventem me? 
3) Als ein Beispiel, wie sehr Luthers Worte in den späteren Auf- 
zeichnungon oft entstellt sind, möge folgende Fassung des Obigen 
angeführt werden, wie sie sich in den späteren Tischr. Erl. A. 61, 174, 
Förstem. u. B. IV, 42 findet ‚Item wenn wir hinter uns und zurück gedenken an 
das Vergangene, so ist der Ehestand nicht so böse, als dadurch das Kilnftige 
und die Welt erhalten wird. Denn unsere Eltern, in dieser Ordnung 
Gottes heilig gewesen, haben ihren Glauben auch darinnen geübet, 
sintemal sie Gottes Befehl gehabt haben, Kinder zu zeugen. So thun mir meine 
Kinder eben die Ehre, die ich meinen Eltern gethan und erzeiget 
habe. Weil ich nun läube, dass meine Eltern im heiligen Ehestande gelebet 
haben, warum sollte ich nieht auch meinen Ehestand loben? An unsern Eltern 
können wir ihn billigen, an uns aber wollen wir ihn verachten und verwerfen? 
Also auch, wenn wir beiseits schen auf Brüder, Schwester und Freunde, so sehen 
wir im Ehestande nichts denn göttliche Ding; wenn wir aber unsern Ehestand 
ansehen, so haben wir einen Ekel dafur, dieweil doch mein Vater eben so 
wohl bey meiner Mutter geschlafen hat als ich bey meinem Weibe, 
und mit ihr goscherzt, und sind fromme Leut gewesen; wie auch 
alle Patriarchen, Erzväter und Propheten gethan und gewesen sind“. 


BU x 


T 


410 


1514, 


Quodam dicente: Coniugium non sedat omnem appetitum, Ergo 
ab eo esse abstinendum et resistendum, sieut appetitui ad rapinam 
et furtum, Et si coneupiseentijs!), resistendum?) igitur et ustioni, Re- 
spondit, Coniugium est medium cereatum?), Sieut labor est medium 
eontra furtum, Sed appetitus ad mulierem est ereatio Dei, servata 
naturae integritate*), Itali enim corrumpunt>) naturam et Turcae*). 

1) sc. resistendum est. 2) sc. est. 3) — Die Ehe ist als ein Mittel ge- 


schaffen. 4) — Wenn man die Grenzen der Natur nicht verletzt. 5) Vgl. 
n.1367. 6) Abweichend Bindseil II, 354. 


1515. 
Tutius est esse Epieureum quam fidelem Christianum, Igitur 
Papa peiorem?) Turea?). 
1) Lies peior est. 2) Luther meint „Der Türke, der kein Epicuräer ist, 
ist besser als der Papst, der ein solcher Heide ist“. 


1516. 

Ists nicht ein plage [553], das ieh mich furcht vor dem 
man, der mich aus der Tauffe hatt gehoben, szo mich doch 
kein Philippus noch Pomer szo lieb hatt als Christus, der 
fur mich ist gestorben?!) | 


1) Vgl. Erl. A. 57, 210, Förstem. u. B. I, 161, 162, auch Erl. A. 58, 67, 104, 
Fürstem. u. B. I, 354, 382. 


1517. 


Ich gedenck alle tage zu sterben vnd kan doch nieht!), 
Infoelix ego homo, quis ete.2), Si quis mihi ante 20 annos dixisset, 
Das das Newwerck zu Halle?) zu podem!) solt liegen bey 
meinem leben sine bello et in pace, Ego non eredidissem dicenti ?). 

1) Vgl. n. 1380. 2) Rüm. 7, 24. 3) Kloster Neuwerk, welches 1116 
bei Halle gegründet wurde, war lange Zeit der Mittelpunkt für das ganze kirch- 
liche System der Stadt. Im Jahre 1530 wurde es aufgehoben, seine Gebäude bis 
auf eine Kapelle abgetragen und seine Schätze, Glocken, Einnahmen ff. einom 
neuen grossen Stifte zugewandt, welches Erzbischof Albrecht mit der Domkirche 
1520 ebendaselbst gegründet hatte. Vgl. von Hagen, die Stadt Halle, 1807, 
Bd. I, 8. 10, 52 ff. 4) Althochd. der podam, Mittelh. der bodem, die richtigere 
Form für Boden. Weigand I, 250. 5) Nur bei Bindseil III, 158 (Ende der S.), 
und zwar fast gleichlautend mit dem Obigen, welches von Luther wohl bald nach 
1530, dem Jahre der Aufhebung des Klosters, gesprochen zu sein scheint. 


1518. 


Erasmus ist ein Bub in der Haut, quod videtur in omnibus 
suis libris, praeeipue in Colloquijs, ubi non in sua persona loquitur, 
sed aliena!) Veram iuxta ae falsam religionem irridet, Si unus annus 
mihi vacaret, so wolt ich mieh mit yhm zusehelten, Diesem 
Erasmo ist pater et filius ein lecherlich ding?) 

1) Vgl.n. 1294. 2) Aehnliche Gedanken ilber Erasmus oft. Vgl. z. B. n. 5l, 
209, 246, 288, 394, 405, 530, 1093, 1102, 1226, 1304, 1306, 1330,-1332, 1338, 1521 fl. Un- 
vollständig Erl. À. 61, 112, Förstem. u. B. III, 422. Doch heisst es Erl. A. 61, 112, 





411 


Fürstem. u. B. III, 422 am Schlusse des vorhergehenden Absatzes (vgl. n. 1529) 
„Unser Herr Gott lasse wich nur ein Jahr stark sein; ich bin voller Gedanken und 
christlichen Eifers, dass ich mich möchte am Erasmus und anderen meinen Feinden 
rächen *. 


1519. 

Gott hatt vns zugeben!) zu spielen mit epffelin vnd 
[554] Byrn vnd nussen, vnsern weibern, aber mit yhm vnd 
seiner Maiestet lest er nicht schertzen?) 

1) = Zugegeben. 2) Aehnlich Erl. A. 61, 112, Förstem. u. B. III, 422 (mitten 
in dem mit „Erasmus hält von Gott nichts“ überschriebenen Absatze) Binds. I, 52 
„Gott hat uns gegeben tzu spielen mit apffeln, birnen, nüssen vnnd allerley 
Creaturen tzu schertzen, aber mit seiner maiestadt sollen wir solches nicht thun*. 


Vgl. ferner Rebenst. I, 303, auch Erl. A. 55, 368, Förstem. u. B. II, 169, 170, wo sich 
der Zusatz findet „wie man sagt: Mit grossen Herrn ist nicht gut Kirschen essen*. 


1520. 

Consolatio nostra uniea est eredere in Christum, Wir sind nu 
offt druber gestorben. Last vns denn!) allein behalten, Ich 
wil bei dem man bleiben vnd das Har lassen?) Ich bin auff 
yhm getaufft, In eius doctrina quiesceam?). 

1) Lies den. 2) Die späteren Tischr. „und mich drubor begraben lassen“. 


3) Vgl. Bindseil I, 52, Rebenst. I, 30s, 30b, Erl. A. 58, 369, Fürstem. u. B. II, 170, 
Cordatus,n. 413, 573, 574. 


1521. 
Miror hominem adeo longe a Deo posse deficere velut Erasmus, 
Den der ist szo gewis nullam vitam esse eum Deo quam certus 
ego sum, me duos oeulos habere, Lueianus non est adeo seeurus 
ut ipse!) 
! Abweichend Bindseil I, 52, Itebehst. I, 30*, Erl. A. 58, 369, Fürstem. u. B. II, 
l0, Erl. A. 61, 111, Fürstem. u. B. III, 422, Cordatus n. 405. 


1522. 


Got hatt ein Creutz vber den Ehestand gemacht, das 
gros ist vnd helt aueh druber, wie wohl yhm der Bapst vnd 
teuffel feind ist, vnd im Ehstand neret man sieh besser den 
draussen!) 


1) Abweichend Erl A. 61, 176, Fürst. u. B. IV, 43. 


15238. 


Quendam conquerentem [555] se audiendo Coneionem adeo 
fuisse vexatum, ut eoaetus fuerit exire, ita consolatus est, Deum habere 
duplieia saerifieia, laudis unum, et unum spiritus tribulati. 


1524. 


Nonne est miseria, quod Diabolus suis suggestionibus!) nos 
vult damnare, cum ipse longe peior sit nobis omnibus, Vnd was gehet 


* 





412 


es yhn an, das ich gesundigt Habe? Non peecamus adversus 
eum, sed eontra Deum, Neque ipse mihi Legem dedit, quam violo, sed 
Deus, Drumb heists?), Tibi soli peeeavi?). 

1) — Mit seinen Einreden, Eingebungen. 2) Psalm 51,6. 3) Mit Zusätzen 
Erl. A. 60, 3, Förstem. u. B. III, 11, Erl. A. 60, 298, 299, Förstem. u. B. III, 42. Vgl. 
auch Erl. A. 60, 298 (Abs. 2), Fürstem. u. B. III, 10 (Ende der Seite). 


1525. 


Juvenes et Adolescentes tentantur pulehris virginibus, Vulgus alijs 
vitijs, Viri auro In 30 anno, In 40 gloria, Wer ich nur from!). 

1) Bindseil II, 28S ,,quaelibet aetas habet suas tentationes. Juvenes virginibus 
tentantur, vulgus alijs vitijs. Viri auro in trigesimo anno, in quadragesimo gloria 


et honore, in sexagesimo autem tentantur: wer ich nur from“. Vgl. auch Reb. U, 
220b, Erl. A. 60, 102, Fürstem. u. B. III, 117. 


1526. 


. Adolescens confessus, monitus a Sacerdote, ut Deo serviret, ille 
respondit, se hoc anno non posse, quandoquidem er habe dem 
Riehter zugesagt dis Jar zu dienen [556], Das er yhn nieht 
in den stock!) werffe, mus ich yhm ausz dienen, Altero autem 
anno se Deo serviturum. 


1) Mittelh. der stoc, auch stock, hier Gefüngnisblock als Fussfessel, 
dann das Gefüngnis selbst. Weigand II, 822. 


1527. 


Es war ein Nar, qui eum plagis orationem Dominicam didi- 
eerat!) Is confessus poenitentiam accepit?) ut singulis diebus tres 
orationes Dominieas dieeret, Rediens domum flévit et dixit: Tres 
orationes Dominieae mihi sunt impositae, Igitur alterae duae mihi 
restant eum plagis discendae similibus, qualibus primam didiei?). 


1) = Dem man das Vaterunser eingeprügelt hatte. 2) — Als dieser einmal 
gebeichtet hatte, wurde ihm zur Busse auferlegt, dass ff. 3) Abweichend Binds. I, 
442 „Morio quidam multis plagis compulsus, precationem Dominicam didicerat, 
tandem post confessionem impositum est, ut quotidie tres precationes oraret. Ipse 
domum reversus ploravit duas sibi adhuc tanta difficultate discendas“. 


1528. 
Albus Colerieus est ira aeterna!) 


1) Vgl. Bindseil I, 215, bei welchem dann das folgt, was Cordatus n. 570 und 
1129 bringt „Vbi est caput melancholicum, ibi Diabolus habet suum balneum ete." 
Was Luther sagen will, ist ungewiss. Der Ausdruck albus Colericus ist der 
würtliehe Gegensatz zu melancholieus und würde Frohsinn, Heiterkeit 
bedeuten. Was soll dann aber ira? Ich vermute, dass zu lesen ist vita aeterna. 
Dann würde der Sinn sein: Frohsinn ist das ewige Leben, d. h. der Froh- 
sinnige (cbS9vpoc, hilaris) hat ein langes Leben zu erwarten, während 
Tiefsinn dem Tode und dem Teufel zuführt. Vgl. Sirach 30, 23, wo es heisst 
„Ein fröhliches Herz, ist des Menschen Leben, und seine Freude ist sein 
langes leben. Diese Schriftstelle hat Luther wohl im Auge. Vgl. auchSiraeh 30, 25 
und n. 130, Bindseil II, 235: Naturalis vita est quaedam portio de vita aeterna. 





418 


1529. 


Hoe me male habet, Erasmum nomen Theologi sibi arrogare, cum 
tamen nesciant!) vsum Christi et officium, eur in terram venerit, Facit 
enim in theologia sua tota Christum quendam Juristam ?). 


1) Lies nesciat. 2) Vgl. Erl. A. 61, 111, 112, Förstem. u. B. III, 422. 


1530. 


Deus laudat suam creaturam, quia dieit!), Vinum lactifieare eor 
hominis et panem eor eius confortare?) 


1) Psalm 104, 15. 2) Vgl. Erl. A. 57, 139, Förstem. u. B. I, 106. 


1531. 

Wen die seiglocher!) wollen regiren, szo gehets vbel 
[»7| aus, Kese sollen sie machen, Khumelcken, kochen, hoe 
est earum offieium?). 

1) Das Wort ist lexikalisch nicht zn belegen. Die Zusammensetzung des- 


selben sowie der Zusammenhang zeigen, dass es ein vulgärer Ausdruck für Frau 
ist. — 2) Ueber Frauenregiment n. 1079. 


1532. 


Contemptum mundi Monachi voeaverunt eontemptum Creaturarum, 
et non Vanitatis. 


1533. 

Hoe est certissimum, Deum ab initio fuisse inimieum Papatus, 
qui privavit eum fructu ventris, Illam benedictionem ventris non recu- 
perassemus, nisi Deus misisset in!) nobis ardorem ad foemjnam, der 
kinder macht?). 


1) Vielleicht immisisset nobis. 2) Mit einem Zusatze Erl. A. 61, 176, 
Fürstem. u. B. IV, 43, Erl. A. 60, 221, Förstem. u. B. III, 204. 


1534. 


Nemo debet exponere psalmum, Miserere mei Deum!) nisi 
Paulus, Qui Paulum intelligit, etiam hune psalmum intelligit, et 
praeeipue hune versum, Tibi soli peccavi?) wird niemand aus- 
legen nisi Paulus, Et omnes praecipuos locos Seripturae impossibile 
est interpretari sine cognitione Christi, Miserere mei wil totum 
Christum habere, Sadoletus?) pervenit tantum ad misericordiam *) 
politieam in hoe psalmo [558], Es sind grob narren, qui non solum 
sunt indocti, sed et docti esse volunt). 

1) Psalm 51. 2) v. 6, vgl. n. 1524. 3) Jacobus Sadoletus, der be- 
kannte Cardinal, geb. 1477 zu Modena, gest. 1547 in Rom. Seine Erklärung des 50 
(51) Psalms wurde zu Rom 1525 und 1531 gedruckt. Vgl. über ihn Benrath in 
der theol. Real-Encyclop. 2. Aufl, XIII, S. 24s. Sadoletus, der wie Vergerius (vgl. 
n. 842, Note 4) aus einem Verteidiger der alten Kirche fast ein Gegner derselben 
geworden wäre, ist auch sonst vorteilhaft als lateinischer Dichter bekannt. Berilhint 
Ist z. B. sein Gedicht de Laocoontis Statua, herausgegeben in Leodegarii 
de Quercu Farrago Poematum II, S. 63. Abgedruckt auch im Laocoon 
v. R. Boxberger, Leipzig 1579 (Bibliothek der deutschen Nat.-Litt. d. 18. und 19. 











414 


Jahrhunderts, S. 39). An andern Stellen spricht sich Luther gtinstiger tiber Sadolet 
aus. So heisst es in einer späteren Tischrede bei Bindseil I, 150 „Sadoletus homo 
ingeniosus et eruditus, quem papistae in numerum Cardinalium receperunt, 
ut eontra nos scriberet. Sed nullus in eo est intellectus, ut clare conspicitur in 
Commentario supra 51 Psalmum ete.^ Vgl, auch Erl. A. 60, 316, l'ürstein. u. B. III, 
274, ferner Erl. A. 5s, 72, Fürstem. u. B. I, 358, wo Luther üussert „das ist die 
güldene Kunst, die Sadolet nicht kann, wie wol er viel liber diesen Psalmen 
schreibet*. ^ 4) Die lat. Tischr. iustitiam. 5) Ganz ähnlich Bindseil colloq. II, 
225, 226, im Einzelnen abweichend Rebenst. II, 204». 


1535. 


Es ist noch ein spruch Im Paulo, der mich vexirt „Ple- 
nitudo gentium*!), Verum ego dabo spiritui saneto hune honorem, 
Wie ichs auch weis, das er gelerter ist den ich bin? 


1) Röm. 11, 25. Die spät. Tischr. „plenitudo gentium ex Sion“, 2) Ganz 
ähnlich Bindseil II, 226, Rebenst. II, 204v. 


1536. 


Alexander!) Papa, war ein Maran?), qui plane nihil credunt, 
Huie suecessit Julius?), tantus hostis eius, das er alle thur vnd 
fenster, quibus insignia?) eius inscripta erant, liesz auszreissen, 
quod vidit Cordatus?). 


1) Alexander VI. aus dem Hause Borgia von 1492—1503. 2) Die latein. 
Tischr. , Alexander papa war ein maran (Rebenst. Alex. 6 papa fuit Maranus), qui 
plane nihil eredidit*. Die deutschen Tischr. „Papst Alexander war ein Maran, das 
ist cin getaufter Jüde, der gar nichts gläubte*. Vgl. auch Bindseil I, 377 
sunt (Hispani) plerumque Marani, mamalucken, qui prorsus nihil credunt, cum 
alias omnes haeretici suas opiniones pertinaciter defendunt*. Nach Du Cange, 
wo es II, 455 heisst ,Maranus apud Hispanos Mauri appellari solent, ist 
Maran= Maure, Muhamedaner, und daher Ungläubiger, Apostat. Ueber 
den Ursprung des Wortes bemerkt Du Cange , Vnde intelligitur, Marani, vocem 
yulgarem non a Mauris, quasi Mauriani, ut quidam suspicantur, factam in Italia 
Friderici Aenobarbi tempore, cum Mauri plurimi fidém Christo datam in baptismo 
passim ejurata quam susceperant, religione, violarent, sed potius ex Syriaca voce 

aranatha deductam, qua anathematis ignominia execratioque in divinis litteris 
continetur. At secus sentit Scaliger de Emendatione temporum 6,p. 625. In 
verbis, inquit, Geographi Arabis fit mentio factionis Maravanjun. Seiant igitur 
studiosi, Abaz fuisse patruum Muhammedis, atque eius progeniem et gentem 
dictam fuisse dicique adhuc Abaziun. — — Sed Marawan quidam primus Chalifatum 
ab illa gente ad suos, qui Maravanum dicti sunt, transtulit per tyrannidem, eoque 
nomine omnibus Muhammedanis in odio est nomen Marawanin ad hanc usque 
diem“. 3) Vgln.219, Note 1. 4) = Wappen. 5) Vgl. n. 250, wo Cordatus 
hinzufügt ,Huic praedicationi interfuit Cordatus. Ueber seinen Aufent- 
halt in Itom siehe ebendaselbst Note 6. Das Obige hat Bindseil IIT, 225 in folg. 
Fassung „Alexander papa war ein maran, qui plane nihil eredidit. Huic Julius suc- 
cessor tam inimicus fuit et infensus, dass er alle thüren vnnd fenster mit seinem 
wapen lies ausbrechen*. Vgl. auch Reb. II, 625, Erl. A. 60, 189, Fürst. u. B. III, 181. 


1537. 
Epitaphium Lucretiae!) seorti Alexandri: 
Conditur hoe tumulo Lueretia?) 
Thuis?) Pontificis filia, sponsa, Nurus*. 


1) Dieses Wort fehlt in den späteren Aufzeichnungen. 2) Der Vers ist 
nicht vollständig. Auch merkwürdiger Weise in der hallischen Handschrift nieht. 








415 


Rebenstock und die deutschen Tischr. ergänzen nomine, sed re, offenbar ein 
spüterer Zusatz. 3) Lies Thais. 4) Vgl. Bindseil III, 225, Rebenst. II, 62b, 
Erl. A. 60, 189, Förstem. u. B. III, 1*1. Die deutsch. Tischr. fügen folgende traurige 
Uebersetzung hinzu: 
Grabschrift Papst Alexanders Bullschaft. 
„An dieser Stätt begraben leit 
Lucrez, Papst Alexanders Weib, 
Auch Tochter, ja seines Sohnes Braut. 
Solchs ist der Päpstler Frömmkeit Laut!“ 


1538. 


Cardinalis quidam sub Julio!) duxit uxorem [559], quam 
eoaetus est postea per annum a se removere, quam tamen post annum 
iterum ad se recepit, Mortuo illi Cardinali?) flevit uxor conquerens, se 
probum et honestum maritum amisisse, qui una tantum uxore fuisset 
contentus, Clamaverunt eives Romani alij, ad fureas secum?), alij 
dixerunt ad eum *), O 8aneta anima!) 


1) Vgl.n. 219, Note 1. 2) Wohl mortuo illo Cardinale zu lesen. Doch 
fragt sich, ob der Dativ nicht absichtlich gesetzt ist in dem Sinne von jemandem 
nachweinen. 3) = An denGalgen mit ihm! 4) = Meinten in Bezug auf 
ihn ff. Luther will sagen „Das Urteil iiber ihn war in Rom nach seinem Tode ein 
verschiedenes. Die einen wollten ihn an den Galgen hängen, die andern hielten 
ihn für einen Heiligen (wgil er sich nämlich nur mit einer Frau begnügt hätte). 
5) Die deutschen Tischr. wit folgendem abweichenden Eingange „Unter dem 
Papst Julio, sprach D. Martinus Luther, ist zu Rom eine unsägliche grosse Unzucht 
und Hurerey getrieben worden, und ist etwa an einem Orte in Judia die 
Hölle, so gläube Ich, Rom stehet darauf (vgl. mit diesen Worten n. 1540). 
Nun ist zur selbigen Zeit ein Cardinal gewesen, der hat ff. Noch abweichender 
lautet der Schluss des Absatzes in den deutschen Tischr. „Da hatten sich die 
Bürger zu Rom sehr drüber verwundert und geschrien: „O Sancta Maria! Denn 
Keuschheit ist bei diesen heiligen Leuten ein seltsam Wildpret“. Vgl. Erl. A. 61, 
3u1, Förstem. u. B. IV, 153. Aehnliches wird auch Erl. A. 61, 292, Fürst. u. B. IV, 
145, Bindseil II, 360, Rebenst. II, 166b erzählt. 


1539. 

Ego arbitror Petrum fuisse Romae, etiamsi hoc ex seriptura 
probari non possit!) Paulus in tota minore Asia praedicavit et alibi, 
quod ex seriptura elare probari potest?) 

1) Vgl. mit dem ersten Satze Bindseil III, 234 „Omnes historiae affirmant, 
Petrum fuisse primum papam Romae, quod tamen incertum est“. Rebenst. II, 635 
(Ende der Seite), Erl. A. 60, 196, Fürstem. u. B. III, 156. 2) Erl. A. 62, 160, 161, 
Förstem. u. B. IV, 429? - 


1540. 
. Ist ein Helle, szo stehet Rom drauff!), 


1) Vgl.n. 1535, Note 5. Bindseil I, 166 „Hine natum est proverbium: So ein 
helle ist, mus Roma darauff gebauet sein, denn do gehen alle sunden in schwang ff. 
Rebenst. 1, 89b, Erl. A. 62, 441, Fürstem. u. B. IV, 690. 


1541. 
Crux et persecutio lert eim die gulden kunst!) 


1) Erl. A. 60, 96, Förstem. u. B. III, 112 „Das liebe heilige Creuz, Anfechtung 
und Verfolgung, lehren einen die güldene kunst; aber Fleisch und Blut hats nie 
gerne, kónnuts schwer an, wollt gern Fried und gut Gemach haben“. 


416 


1542. 


Cum ad se accepisset infantem, qui pereaeabat eum, dixit, Ach 
vnser h. g.) mus gar viel grosser gestanck leiden von den 
menschen den vater vnd mutter von yhren kindern?). 

1) = Herr Gott. 2) Bindseil I, 251 „Cum Martinus Lutherus infantulum 
oscularetur et ab ipso macularetur, dixit: O wie mus vnser herrgott so manchen 
gutten stanck vnnd vnflat von vns leiden murmurando et blasphemando, viel mer 
den eine mutter von einem kinde“. Fast ebenso Rebenst. 1, 134*. Vgl. auch Erl. 
A. 57, 260, Förstem. u. B. I, 200, wo das vorangeht, was Cordatus n. 399 bringt. 


1543. 


In multis centum annis (560) nullus Papista, Episcopus aut 
Sacerdos euram egit pauperum, Seholarum, Baptismi, praedicationis ete. 
Odium enim verbi Dei venerat super eos. 


1544. 


Erasmus est piscibus mortfeind, ut apparet in omnibus 
Dialogis suis, Es ist yhm auch ein vngesunde speisze vmb 
fische!) 

1) Luther hat hier wohl besonders den Dialog im Auge, der den Titel führt 
ix9vogayía. Da heisst es z. B. (Desiderii Erasmi Rot. colloquia. Amstelodami 
apud Westenios p. 339) ,Lanio: Ni mirum hoc ipsa res iam dudum illis persuasit. 
Reputant id quod est, per salsamentarios (Salzfischhändler) inquinari eivitatem, 
infiei terram, flumina, acrem et ignem, et si quod aliud est elementum: corrumpi 
corpora mortalium: ex piscium enim esu corpus impleri putribus humoribus: hinc 
febres, tabes, podagrae, epilepses, leprae, et quid non malorum?" 


1545. 
Magnae mamillae sine lacte sunt ficus illa, eui maledixit Christus !). 


1) Bindseil I, 324 heisst es von Herzog Georg „cogitur ipse arescere ut ficus 
maledicta^. Ueber mamillae spricht Luther ausführlich Binds. I, 252, Reb. I, 1345, 
134*, Erl. A. 57, 271, Förstem. u. B. I, 209, Lauterbachs Tageb. S. 66. Vgl. n. 1670. 


1546. 


Humana sacramenta sunt falsa, Divina autem vera sunt, Peplum 
in eapite mulieris est sacramentum humanum !). 

1) Der Sinn scheint zu sein: Der Kopfputz, (die Haube), wie ihn die Ehe- 
frauen zu tragen pflegen, um sich dadurch den Unverheirateten gegenüber als ehr- 
bare Gattinnen kenntlich zu machen, ist etwas von Menschen Eingeführtes und 
Geweihtes und als solches trügerisch; denn das nenAov leistet keine Garantie 
dafür, dass die Trägerinnen desselben sich auch als treue, züchtige und gute Ehe- 
frauen bewähren“. 


1547. 


Der teuffel vnd ieh sein schir eins in geistlichen dingen, 
sed in corporalibus me vexat, ubi potest, et morbis me eolaphisat 
varijs !). 

1) Vgl. n. 1481. 


417 


1548. 


Vxor. Doet: Steff: Wild!) abeunti commendabat, ut marito 
dieeret, S pr. ir?) woler gern mit yhm teylen, aber den glauben 
must [561] er bey Gott vnd yhm selbs suchen, Decalogum wurde 
er nimer mehr zu wege bringen, Ich kan yhn auch nieht 
erlangen?) 


1) Lies Vxori Doctoris Steffani Wild. Stephan Wild in Zwickau 
war ein geschiekter Arzt. Auf Befehl des Kurfürsten Johann Friedrich reiste er 
dem kranken Luther 1537 bei seiner Rückkehr aus Schmalkalden entgegen und 
behandelte ihn in Weimar. Vgl. Köstlin II, 401. 2) Lies Sein paternoster. 
3) Vgl. n. 1481 nebst den dort angegebenen Parallelstellen. Das Bruchstück, welches 
die spät. Tischr. aus n. 1481, 1547 u. 154* aufbewahrt haben, erhält durch Cordatus 
Aufzeichnungen erst die richtige Beziehung. 


1549. 


Ad M. Lucam pietorem!), virum salibus plenum, dixit, Saepe 
contingit, das wir den paurn aus dem arsz essen, Egerentes 
enim nueleos?) ex quibus arbores pomiferae erescunt, et nos ex illis 
fruetibus edentes edimus rusticis ex ano ete.?) 


1) Mag. Lucas Cranach, der berühmte Maler, geb. zu Cronach im Bistum 
Bamberg 1472, im Jahre 1504 oder 1505 an den kurfürstlichen Hof in Sachsen 
berufen. Er betrieb ausserdem einen eintrüglichen Buch- und Papierhandel, sowie 
das Apothekergeschüft. Zweimal Bürgermeister in Wittenberg, mit Luther en 
befreundet. Gest. 1553 als Hofmaler in Weimar. Allgem. deutsche Biographie IV, 
562. Vgl. über ihn auch n. 554, Note 4. 2) — Obstkerne. Lies übrigens Egerunt. 
3) Aus dem Obigen ist bei Bindseil II, 131 Folgendes geworden „In horto ambulans 
dixit ad M. Lucam: der baum ist aus ein kern gewachsen, welchen vielleicht ein 
pauer in etc. Wan ich die ópffel esse, so esse ich einen pauer aussem etc.“ Da- 
gegen Reb. II, 109^: „Magnus est usus et utilitas Arborum, quae exiguo grano 
oriuntur, ambulans in horto dixit ad M. Lucam. Haec arbor ex grano crevit (I). 


1550. 


Ein thoriehter!) hundt wutet nur 9 tage, vnd D. G.?) nune 
9 annos, Wird im?) nicht bald geholffen, 8zo wird er gar un- 
sinnig werden, Relegavit enim iterum novem Cives propter saera- 
mentum ex Lipsia®). 


1) — toller. 2) Dux Georgius. 3) — Ihm. 1) Bindseil I, 319 ab- 
weichend „Ein thorichter hundt wüttet 9 tage allein, Dux Georgius novem annos, 
wirts den nieht schir ein Ende werden, quia inultos cives suarum civitatum propter 
religionem relegavit“. Vgl. auch Kebenst. I, 156°. Ueber Vertreibungen evangelisch 
Gesinnter von Seiten Herzog Georgs v |. n. 939, 1196, Köstlin II, 311. Nach 
letzterem (II, 664) ist das Obige von Luther am 8. Juni 1532 gesprochen. Doch 

es sich, ob nicht trotz mehrfacher älterer Angaben wegen der Worte 
iterum — ex Lipsia (vgl. n. 939) Luthers Worte nach Michaelis 1532 oder An- 
fang 1533 gesprochen sind.  Aehnlich heisst es mit Bezug auf Herzog Hein- 
rich von Br. Wolfenbüttel bei Liliencron „Die historischen Volkslieder 
der Deutschen“ IV, 184: 


Es bleibt das alte Sprichwort wahr, 
Es läuft kein toll Hund sieben Jahr, 
Man stellt ihm nach und schlägt ihn tot, 
Auf dass der Schade nicht so gross 
Mücht reissen ein 
Durch seinen bösen schnöden Sinn“, 


21 


418 


1551. 


Wen ich szo andeehtig were zum betten als Peter 
Wellers!) hund zum essen, ego hodie vellem praecibus impetrare 
extremum Diem, Toto enim die nihil aliud cogitat quam patellam?) 
elingere?). 

1) Vgl. n. 601, Note 5, n. 474, n. 783, Note 6. 2) — Schale. 3) Vgl. Erl 
A. 59, 24, Fürstem. u. B. II, 217, wo es ühnlich heisst „Wenn ich so andächtig wäre 
zu beten als Peters Wellers Hund zu Morgens zum Essen ist, so wollte ich 


erbitten, dass der jüngste Tag bald käme. Denn die Hunde denken nirgend mehr 
an denn auf die Schüssel und das Essen“. 


1552. 


Si deus nihil gratis [562] daret, efficeretur dives, et nos dona 
eius pluris aestimaremus, Vitam, eaput, manus, pedes ete. carissime 
posset vendere, Neque est, ut quis dicat: Quid, Si homines pecuniam 
non haberent? Omnes enim pecuniae sat habituri essent pro istis 
emendis?) Nune antem omnem pecuniam possidet Avaritia, Neque 
auffert Deus pecuniam hominibus, Dieit cnim intra se, Wen ich jns?) 
ewen neme, szo gebe ich yhns?) “och wider vmbsonst, Den 
sie mussen Ja gnug haben von mir. 


1) Aehnliche Gedanken wie in den ersten Sätzen finden sich n. 661, sowie 
an den dort angeg. Parallelstellen, ferner n. 517. — 2) = Ihnen es. 


1553. 


Nunquam frumenta tam bono praecio ementur ut hactenus!) 
Peccata enim nostra poenam merentur, Vnd der wucher ist zu grosz 
worden?) 


) = Niemals wird das Brotkorn wieder so billig zu kaufen sein, wie bisher ff. 
2) Vgl. Erl. A. 57, 348, Förstem. u. B. I, 270 „Da D. M. L. in seinem Garten war, 
sprach er: Das Korn wird hinfort nimmer so wohlfeil werden, denn unser Sünde 
reizen Gottes Zorn und verdienen Strafe. Zum Andern, so ist der leidige Wucher 
und Geiz zu gross“. 


1554. 
Profluvius ventris puerorum!), yhr blattern, multae febres, 
praeludia sunt pestium, etiam fames, quam et bella sequuntur. 


1) = Durchfall bei Kindern. 


1559. 


Episeopum Maguntinum, timeo, D. G.!) et Marehionem?) in- 
vitasse, ut paciscatur eum eis, ut in Comicijs Ratisponensibus?) 
[563] pacem impediant*), Quod si effecerint, Deum rogabo, ut Land- 
gravius irruat in ipsorum regiones, etiamsi sciam, D. G. infoelicem 
bellatorem esse, Item ipsum Marchionem. 


|... 1) Ducem Georgium. 2) Kurfürst Joachim von Brandenburg. 3) 1532. 
4) Vgl. n. 1487, n. 640, n. 651. Das Obige ist wohl im Sommer 1532 gesprochen. 





419 


1550. 
Cum Bombardis!) et magno gaudio Veneti vellent tempore famis 


24 Galleas?) onustas frumento a Turea missas exeipere, ideo omnes 
perierunt in mari, ut Deus eis ostenderet, Das er wil, das man in 
seine hende sehe?) 

1) Als die Venediger mit Freudensalven (aus Donnerbüchsen) und ff. 
2) = Galeonen. 3) Vgl. Erl. A. 5%, 137, Fürstem. u. B. I, 105, wo jedoch der 
Schluss des Obigen fehlt, ferner n. 1467 nebst den dort angeführten Parallelstellen 
der späteren Tischreden. 


1557. 


Zu Monchen!) eductus est fur ad suspendium, Is praeteriens 
pistorem?) impetravit, ut similaginem?) ei daret, quia dicebat se esurire, 
Aecepta illa rogavit pistorem, das mans yhm beschnit, quia audi- 
visset, es vberkom einer den stein von der rinden, Et dixit ad 
eum lietor, Den stein wil ich dir pald vertreiben. 


1) = München. 2) = Bücker. Vgl.n. 042, Note 1. 3) Vgl. n. 639, 
Note 2. 
1558. 
boni est, sed mortuo Carolo [564] nihil 
Ferdinandus nihil x viri erit!) 
entia 


I) Vgl. Veit Dietrich 133 (Manuscript der Nürnberger Stadtbibliothek) bei 
Köstlin II, 660: cum (se. Ferdinandus) nihil boni, nihil veri, nihil entis esse (?). 


1559. 

Antequam homo primum verbum diseit in Mose, In principio 
Deus ereavit ete, szo ist er tod, Vnd ob er ewen 1000 jar lebt, 
er wirds kaum auszlernen, Aber dieses Creatoris Hat man 820 
hoeh vergessen, das Got auch seinen szon must senden In 
die welt, das er sie wolt erinnern des vaters ete.!) 


1) Ganz ähnlich Bindseil III, 56, Rebonst. II, 146^ (Ende der S.), 147. Die 
deutschen Tischr. Erl. 57, 221, Fürstem. u. B. I, 171 mit einigen Zusätzen. 


1560. 


Sinus non potest proprie et grammatiee reddi, In sinu Abrahae?), 
Reeubuit in sinu?) Johannes?), an der brust, qui fuit magnus affectus 
adulto *). 

1) Luc. 16, 22. 2) sc. Christi. 3) Joh. 13, 23 ff. 4) — Und hierin lag 

eine grosse Zuneigung zu dem Erwachsenen. Luther scheint sagen zu wollen 
„Das Wort sinus kann an den beiden eitierten Bibelstellen nur im bildlichen Sinne 
wiedergegeben werden, und zwar an erster mit Schoss als Ausdruck für don Ort 
der Seligkeit und an zweiter mit Brust als Sitz der Liebe und Zuneigung*. 
Binds. II, 266 (filius qui est in sinu patris etc.)? 


1561. 
In siecitate sublatis oculis in Coelum sie oravit: Domine Deus, 
Tu dixisti per os David, pueri tui, Prope est Do: invo: eum in 
2i* 








420 


veri: Volunt? ti. se faciet ete., et salvos faeiet eos, Wie den, das 
du nieht wilt regen geben, weil?) wir szo lang schreyen vnd 
bitten? Nu, Wilstu kein regen [965], 820 wirstu etwas bessers 
geben, tranquillam vitam et pacem. Sed quid dieent Impij ad haee 
verba: Quiequid petieritis patrem in nomine meo??) Ich weis, das 
wir von hertzen zu dir sehreien vnd seuffzen ete, Et eadem 
nocte venit pluvia®). 


1) Psalm 144 (145), 185, 19 „Prope est Dominus omnibus invocantibus 
eum; ommibus invocantibus eum in veritate. Voluntatem timentium 
se faciet et deprecationem eorum exaudiet; et salvos faciet eos (Vulg.). 
2) = Während. 3) Joh. 16, 23. 4) Die späteren Tischr. mit einer Reihe von 
Zusätzen. Vgl. Bindseil I, 65, Rebenst. I, 37b, Erl. A. 59, 9, Förstem. u. B. II, 235. 
Vgl. ausserdem n. 1484, 1492, 1493 nebst Noten. Die späteren Tischr. schliessen 
das Obige mit den Worten ,quod factum est anno 32, 9 Junij etc. oder 
„Das geschahe Anno 1532 den 9 Junii*. An der Richtigkeit dieses Datums 
wird nicht zu zweifeln sein. 


1562. 


Avieulis nidifieantibus in horto suo et semper fugientibus, eum 
preteriremus!), dixit, Ach du liebes vogelein, fleug nicht, Ich 
gunne dirs von hertzen wol, wen dus mir gleuben mochtest, 
Ita enim nos ceredamus Deo, quod ex animo nobis bene velit?), 
Er wil vns Ja nicht todsehlagen, der seinen szon fur mich 
gegeben hatt?) 


1) Cordatus und Luther. Bindseil I, 3 ,Recitans exemplum Martinus 
Lutherus: Nocte praeterita duae aviculae advolabant in horto illius nidificantes, 
saepe territae a praetereuntibus, dixit Lutherus etc." Die deutsch. Tischr. „Gegen 
dem Abend kamen zwei Vogelin, die ins Doctors Garten ein Nest machten, 
geflogen, waren aber oft von denen, so furüber gingen, gescheucht". 2) Bindseil 
„Sie nos non confidimus, eredimus Deo, qui omnino nobis bene vult*, die deutsch. 
Tischr. „Also vertrauen und glauben wir unserm Herrn Gott auch nicht, der uns 
doch alles Gutes günnet und erzeiget“.  Rebenst. I, 2* „Sie nos Deo non con- 
fidimus, qui omnino nobis b. v.* 3) Vgl. Erl. A. 57, 134, Fürstem. u. B. I, 102 
nebst der unter dem Texte angegebenen abweichenden Fassung des Selneckerschen 

extes. 


1568. 


Premente puero eanem, et id tolerante!), dixit, Hoe fit seeundum 
voluntatem Dei, qui iussit, ut pisces et bestiae obedirent homini?) 

1) sc. cane. Sinn: Als sein Sohn auf dem Haushunde ritt, und der Hund 
sich das gefallen liess. 2) Die deutschen Tischr. abweichend „Doct. Martinus 
Söhnlin, der des Vaters Namen hat, hatte ein Iiündlein, mit dem er spielte. Da 
das der Vater sahe, sprach er: Dieser Knabe predigt Gottes Wort mit der T'hat 
und im Werk, da Gott spricht „Herrschet über die Fisch im Meer und Thier auf 
Erden; denn der Hund leidet alles von dem Kindlein*. Vgl. Erl. A. 57, 277, 
Förstem. u. B. I, 213. 


1564. 
Ich halt, wen Moses die Zeichen in Aegipten ein, ii oder 
iii Jar hett gebraucht [566], man hett yhr gewonet wie der 
sonnen ete., Tam ingratus est mundus!). 


1) Erl. A. 57, 306, Fürstem. u. B. I, 237 ,Ich halt, sprach D. Martinus, wenn 
Moses die Zeichen, so er in Aegypten getan hat, hätte zwei oder drei Jahre getbt 


421 


und getrieben, man wäre ihr gewohnet, wie man der Sonnen, des Monds und 
Sternen gewolinet ist. So böse ist die Welt und will sich doch so gar nicht 
bessern nach der Strafe“. 


1569. 


Abrahamo ditiores fuerunt inimiei sui, quam videtur in ob- 
duratione fontium), et Isaac omnium miserrimus fuit, Sieut eius patri, 
etiam ei obijeiebatur, advenam se esse, Das ist ein gl?) gewost, 
Vnd mich [wundert, wie sie es haben mogen fassen, Haben 
viel sehalekeit mussen leiden, et ego credo illos homines non 
demeruisse peecato.suo?) adversus Deum, sed adversus Abraham, 
Isaae, Jacob, das er sie hinaus dem Land gestossen, veriagen 
vnd erwurgen hatt lassen*). 


1) Genesis 26, 15, 18. Obduratio hier im Sinne von Verstopfung. 
2) — Glaube. 3) = Dass jene Leute es nicht mit ihrer Sünde gegen (ott, 
sondern (mit ihrer Sünde) gegen Abraham fi. verdient haben, dass cr sie ff. 
4) Der Eingang des Obigen findet sich in den deutschen Tischr. auf verschiedene 
Weise. Erl. A. 57, 306, Fürstem. u. B. I, 237 findet sich Folgendes „Abraham ist 
unter den Canaanitern, den Hündelern, in keinen Ehren gehalten gewest, 
denn alle Bronnen, der er viel gegraben hatte, fülleten die Nachbaren zu oder 
nahmen sie mit (tewalt und sagten: Willt du es nicht leiden, so ziehe immer von 
uns und packe dich, Denn du bist ein Fremdling und Einkömmling bei uns. 
Also ward Isaac auch verachtet ff^ Dagegen heisst es Erl. 62, 145, Först. 
u. B. IV, 415 „Ich halte, dass Zachaeus (!) ist reicher gowest denn Abraham, der 
so viel Brunen grub, die ihm doch die Einwohner des Landes alle zuflllleten und 
nahmen, sagten: Willt du nicht, so zeug immer hin, denn du bist ein Fremdling, 
wer weiss, wo du herkómmst, und wer du bist. Also ist Isauc ein elender 
Mensch gewesen ff." 


1566. 


Jonas dieebat ad illum, qui putabat adversus avos edietum 
fieri oportere, quod grs!) ederent ete, hoe non lieere, quod Euangelium 
dieit Deus pascit eas?), Ad quod Doetor, Ja In nostris eampis 
habent suas mensas, et non proprias, At in hieme sine nobis paseit?) 
omnes *). 

1) — gratis. 2) Matth. 6, 26. j) sc. Deus. 4) Bindseil 11, 167 ab- 
weichend , Mandatum deberet exire contra omnes passeres, eornices, aglaster (d. hi. 
Elstern), raben, qui nisil prosunt, sed omnia corrodunt. Respondit Jonas: "Textus 
Euangelij resistit: pater vester coelestis pascit eas. Respondit Lutherus: Ja in 
nostris campis illas pascit, non habent propriam messem, sed timen Deus paseit 
eas in hieme, ubi non nobiscum pascit, sed extra nos". Vgl. auch Rob. IT, 124v. 


1567. 


Credo in papatu [507| multos salvatos esse, quibus in agone 
imago Crueifixi speetando est tradita et audiverunt a eireumstantibus, 
Spera in illum, qui te redemit!), Sed postquam Monachi venerunt 
eum suis eucullis?), Da ists ausz gewest?) et suspensi melius habu- 
erunt) quam eueullis induti ete.’) 

1) 2. Corinth. 1, 10. 2) — Kutten. 3) Nämlich init diesem Hinweis auf 
Christi Verdienst bei Sterbenden. Die Mönche huldigten der Selbstgerechtigkeit. 
4) Der Sinn dieses letzten Satzes, der in den späteren Aufzeichnungen fehlt, scheint 


zu sein „Und somit haben sich die einem ungewissen Lose entgegengehenden 
Sterbenden (= suspensi) besser verhalten (indem sie wenigstens im Angesichte des 


422 


Todes nach dem Seelenheil verlangten) als die Kuttentrüger, denen weder ihr 
eigenes noch anderer Seelenheil am Herzen liegt. — 1) Vgl. Erl. 58, 63, Fürstem. u. 
B. I, 350, in weitläuftigerer Fassung Erl. A. 60, 352, Förstem. u. B. III, 300. 


1568. 


Quod aliquis verum habeat Saeramentum, item Baptismum, 
item verum Verbum, quod praedico, Davor setze ich mein seel, 
Davor wil ieh aueh sterben, Hoe nihil effieit, Qui enim eredit, 
salvatur ete, Ich verlasz mich auff keins andern glauben, sed 
super Verbum, Huius rei exemplum: Si darem tibi florenos 100 et 
ponerem eos sub mensam, tu autem crederes: plumbum esse aut 
stannum!), szo feylets an dir, nicht an mir, wie es dennoch 
gelt ist vnd gut gold, wen du es schon nicht dafur heltest, 
Sie Deus non mentitur, wen er das Ewig leben zusagt, Man sehe 
nur, das mans gleube vnd fur war halte?) 

1) = Zinn. Das Deminutiv stanniolum = Stanniol, d. h. Blattzinn. 
Weigand II, 797. Die deutschen Tischr. Kupfer. Die latein. Tischr. im Einzelnen 


abweichend. Die deutschen mit vielen Zusätzen und in weitläuftiger Fassung. 
Vgl. Bindseil I, 37, Rebenst. I, 21», Erl. A. 57, 73, Förstem. u. B. I, 56. 


1569. 


Ego excommunicavi H. M.!) propter scortationem snam?) et nolo. 
eum partieipare nostris Saeramentis, Nee participavit illis, sind?) iehs 
yhm Habe [568] lassen verbieten, sol auch nicht dazu komen 
nisi paeniteat ^). 


1) Hans Metzsch. Vgl. über ihn n.61,334,757. 2) Vgl.n.449. 3)= Seit 
(vgl.sintemal) Weigand Il, 720. 4) Die deutsch. Tischr. ganz ähnlich „Darüm 
habe ich N. in Bann gethan, um seiner Hurerei willen; will nicht, dass er unser 
Sakrament brauche, hat sie auch nicht gebraucht, sint der Zeit ich sie ihm hab 
lassen verbieten; soll auch nicht dazu kommen, er thue denn Busse“. Dagegen 
Bindseil „Ideo H. Metzsch praefectus propter scortationem excommunicatus est, 
nec volo, ut in nostris Ecelesijs Saeramentis partieipet, qui repudiatus est, nec 
recipiendus nisi poeniteat". "Vgl Erl. A. 59, 15s, Fürstem. u. B. Il, 349, Binds. I, 26 
(Ende der Seite), Rebenst. I, 15». Vgl. iiber die Exeommunication des Landvogts 
U. Metzsch und seine spätere Absolution Bindseil IIT, 165, Köstlin II, 448. Das 
Obige wird 1531 oder 1532 gesprochen sein. Denn in diese Jahre fällt der erste 
Streit, den Luther mit Metzsch hatte. 


1570. 


Omnes volunt ornare fallacias suas praetextu Euangelij, Nam ex 
Augusta seriptum est. Saeramentarios illie praedicatores!) tonare 
et fulminare adversus Euangelieos, se eum Philippo et Luthero 
sentire, Reliquos ignorare, quid in sua doetrina reprehendant. Alszo 
weil sie in gotts namen nicht vnser freund sein wollen, szo 
sein sie es in aller teuffel nam, wie Judas Christus freund 
war im garten?) 

1) Es waren ihrer 10. Die Namen bei SeckendorfIII, $27, add. b. 2) Vgl. 
Seckendorf III, S 23 add. a ,, Acris eum Ecclesiae Augustanae ministris Luthero anno 
1533 concertatio fuit. Seripserat d. * Augusti ad Senatum, questus de concio- 
natoribus, quod iactent, se de Sacramento eadem,quaeWittenbergenses, 


docere, — — petit igitur ut illus coerceant, ne sibi necessitas Iniungatur publice 
illos confutandi etc. In Bezug auf das heftige Antwortschreiben der 10 Augs- 


498 


burger Geistlichen, unter denen sich auch Michael Cellarius befand, heisst es 
„testantur ab initio, se eadem de Sacramento sentire, quae Lutherus et 
omnes fideles, ea nempe, quae ex verbo Dei planissima et clara 
sint etc.“ Auf dieses Schreiben beziehen sich vielleicht obige Worte Luthers. 
Dieser antwortete den 29. Oct. 1533. Vgl. Seckendorf III, 8 23 add. c. Köstlin II, 
325. Ueber den ganzen Streit mit den Augsburger Geistlichen ferner Luthers 
Briefe 4, 235; 6, 145; 4, 490. Obiges wird im Herbst 1533 von Luther 
gesprochen sein. Vgl. auch n. 1229, 1230, Erl. A. 61, 65, Fürst. u. B. III, 388. 


1571. 


Haee vocabula Justus et Justicia in papatu fulmen mihi 
erant in eonseientia, et ad solum auditum terrebant me, Sed cum 
semel in hae turri!) (in qua seeretus loeus erat Monachorum?)) 
specularer de istis vocabulis Justus ex fide vivit et iusticia Dei 
ete., obiter?) veniebat in mentem: Si vivere debemus iusti fide propter 
iusticiam, et illa iusticia Dei est ad salutem omni credenti, Ergo ex 
fide est iusticia, et ex iusticia vita, Et erigebatur mihi Conscientia 
mea et animus meus, et certus reddebar, [569] iusticiam Dei esse, 
quae nos iustificaret et salvaret, Ac statim fiebant mihi haec verba 
duleia et iueunda verba, Diesze kunst hatt mir der heilige geist 
auff diesem thurm?!) geben?) 

I) Bindseil „in hac turri et hypocausto (d. h. Schwitzstube), Kummer „in hae 
turri^ Rebenst. „in hae turri vel hypocausto*. In den deutschen Tischr. fehlen 
diese Worte, die in den lat. Aufzeichnungen keine rechte Beziehung haben. Mit 
in hae turri ist nach Cordatus Lesart das Papsttum gemeint. 2) — Auf 
welchem die Münche einen besonderen Platz angewiesen erhalten hatten. Die ein- 
geklammerten Worte fehlen in allen spät. Tischr. — 3) = zugleich. 4) Kummer 
„Dise khunst hat mir der Heilig geist auff diser Cloaca auff dem Thorm 
gegeben“. 5) Der obigen Aufzeichnung des Cordatus, die flir die voll- 
ständigereundursprünglichere zu halten ist, steht am nächsten Kummer 
Tischr. p. 260b bei Lauterbach S. st. Schon mehr weichen Binds. I, 52, Reb. I, 30a 
ab, wo namentlich der Schlusssatz lautet „Die schriefft hat mir der heili go 
geist in diesem thuen offonbaret (%)“ oder ,,Haec verba per Spiritum sanctum 
mihi revelata sunt“. Die deutschen Tischr. mit Zusätzen Erl. A. 58, 369, Fürsten. 
u. B. II, 170. Vgl. ferner de Wette (Luther Br.) I, 16. Achnliche Gedanken wie 
oben spricht Luther auch in späteren Tischr., jedoch in anderem Zusammenhange 
aus. Vgl. Bindseil Il, 274, Rebenst. II, 219», Lauterbach S. 130, Fürst. u. B. Il, 143, 
Erl. A. 5s, 336. 


1572. 


Genesis a tempore Apostolorum non ita leetus fuit neque intel- 
lectus!) ut nune, Wen ieh yhn itzunder solt predigen, Ieh wolt 
yhn basz treffen, Den einer mus die welt erkandt Haben, 
qui vult hune librum intelligere, et quilibet pastor debet bene versatus 
esse in mundo, Si ego nune deberem Euangelium ineipere, Ich wolt 
mieh anders drein sehieken, Vnglauben vellem relinquere sub 
Papatu, et tantum elam sueeurrere anxijs Conseientijs?) Ideo oportet 
praedieatorem agnovisse mundum, et non Monachum?), qualis ego fui, 
qui putabam propter ignorantiam mundi®), statim homines aeeursuros 
ad Fuangelium, ipso praedicato, Ae nune seio fieri contrarium *). 

1) Genesis etwa im Sinne von „Moses in seinem ersten Buche über die 
Schöpfung‘ als Masc. (daher hernach yhn) gebraucht. 2) Die hallische Hand- 


schrift weniger richtig „vulgus sub papatu relinquerem, et tamen desperatis et 
anxijs conscientijs clam succurrerem*. Die deutschen Tischr. „Den grossen 


424 


rohen Haufen wollt ich unters Papsts Regiment lassen bleiben, sie bessern sich 
doch des Euangelii nicht, sondern missbrauchen nur seiner Freiheit. Aber den 
geänstigten und gedemiitigten, verzagten und blöden Gewissen wollt ich sonderlich 

as Euangelium und Trost predigen (!)“. 3) sc. esse oportet. Luther meint, ein 
Prediger darf kein Mönch sein, wie ich es war, der ich ff. 4) = Weil ich die 
Welt nicht kannte. 5) Vgl. Bindseil III, 112. Die deutsch. Tischr. Erl. A. 59, 241, 
Fürstem. u. B. II, 411 abweichend und mit einer Reihe von Zusälzen. 


1573. 


Exemplum Davidis plenum est scandalis, Hie enim sanetus 
vir incidit in adulterium, deinde in pessimum homieidium et blas- 
phemiam [570], Propterea et bene afflictus est per ad!) quod populus 
et proprius filius eius ab eo deseiscerent, item consiliarıj, Fiebat nullus, 
qui ante summa erat auetoritate et foelieitate, Omnes Reges eum 
timebant, quia videbant Deum eum ipso esse, Nune tumultuantur ad- 
versus eum non solum omnes impij, sed quique vilissimi?) gloriantur 
adversus eum ut Simei, Et qui ante vacca dicebatur triennis a 
propheta3), id est plenus fortitudine, quem nemo regum poterat 
superare, iam videtur superari posse ab omnibus, eui omnes resistunt). 

1) So die Handschrift ai Ende der Zeile. Es ist augenscheinlich etwas aus- 
gefallen. Vielleicht peradversa“.  2)— Grade die Allerniedrigsten. 3) — Auch 
der, welcher vorher ff. Vrgl. Jesais 15, 5, Jerem. 48, 34, wo von dem Untergange 
Moabs die Rede ist. Mit der „dreijährigen Kuh“ oder „vitula conternans“ 
(Vulg.) ist als Sinnbild der Macht und Kraft der Moabiter König gemeint. Die 
Fassung der deutschen Tischr. (in den lateinischen fehlt Obiges) ist von Nunc 
tumultuantur an folgende „In solchem Aergerniss werden die Gottlosen gerühmet 
und gesaget haben: Wo ist nun der König? Wo ist sein Gott? Wo ist sein 
Glück und Wolfahrt? Denn viel Könige werden ohne Zweifel mächtiger gewesen 
sein denn David; wie der Moabiter König, den Esaias eine dreijährige Kuhe heisset, 


das ist, stark, fett und gewaltig, wie ein dreijährig Rind“. Die Schlussworte 
noch abweichender in der Stangwaldschen Redaktion der Tischr. „— — Denn es 
werden (ohne Zweifel) viel Könige reicher und mächtiger gewesen sein denn David, 
als der König in Egypten, item der Moabiter König, welchen Esaias nennet eine 
dreijährige Kuh, das ist, fürtrefflich, gewaltig, reich und mächtig, wie eine drei- 
jährige Kuh reich von Milch ist“. 4) Abweichend Erl. A. 62, 139, Förstem. u. 
B. IV, 410. Dasselbe auch Erl. A. 61, 154, Fürstem. u. B. IV, 25. Vgl. auch n. 545 
nebst Note 11. 


1574. 

Hoc seandalum semper fuit in mundo, quod pij semper fuerunt 
infoelieissimi, et eontra impij fortunati, quemadmodum hodie videmus 
Episcopos et impios Duees summo honore et opibus florere, eum 
interim pij pauperes sint et despecti!). 

1) Vgl. Erl. A. 62, 140, Fórstem. u. B. IV, 411, in sehr weitläuftiger Fassung 
Erl. A. 61, 157, Förstem. u. B. IV, 28. Vgl. ferner n. 100 u. 439. 


1575. 


Omnes Judei gloriati sunt se filios esse Abrahae, vnd ist 
yhn ein grosser rhum gewest, Et dives sepultus [571] in inferno 
adhue dieit, Pater Abrahae!) Et eontra dicitur ei, Fili tu etc), 
Aber vnser h.g?) kan diesze kinder fein scheiden, alijs hie 
suum praemium dans, alijs in seculo futuro‘), Verum Judei non 
gloriabantur propter Abraham, sed propter suam gloriam, Gleieh 





425 


wie die pfaffen itz Christum rhumen, das sie grosse lehen?*) 
entpfhahn?). 


lI) Lies Abraham. 2) Luc. 1t, 24, 25. 3) = Herr Gott. 4) Bindseil 
„js dat praemia in terris, illis reservat futuram vitam". 5) Bindseil lohn, Reb. 
stipendia. 6) Die deutschen Tischr. ganz ähnlich. Vgl. Erl. A. 62, 352, 353, 
Fürst. u. B. IV, 609. Vgl. ferner Bindseil I, 451, Rebenst. I, 2140. Mit dem Obigen 
weniger übereinstimmend Erl. A. 61, 157 (Abs. 2), Fürst. u. B. IV, 28 (Abs. 2). 


1576. 


Forstemio!) in praedieatorem electo?) interrogante, quid ei prae- 
dieandum esset, leetionem enim psalmorum sibi ignotam esse, Huic 
respondit: Vos estis Graecus et Haebreus et Theologus, Ideo potestis 
de uno verbo haebraico eoneionem facere, modo observetis statum, 
Velut in ps3) 32°?) In te Domine speravi, de vero cultu Dei dieite, 
de spe et fide contra doctrinas operum, Ubi in psalmo videritis prin- 
eipale verbum 5): sperare, fidere, eredere, invocare, orare, lamentari ete., 
ex illis praecipuis verbis status est sumendus®), Liect enim psalmi sint 
varjj, tamen ex illis verbis") iudicandi et praedieandi sunt pariter et 
invoeandi$). 


1) Vgl. n. 150, 1068, 1069, 1620, 1710. — 2) Joh. Forster geht 1535 als Prediger 
nach seiner Vaterstadt Augsburg. Köstlin II, 310, Seckendorf III, $ 44, 9. Diese 
Vokation Forsters wird wohl gemeint sein. Darnach hätte Luther sowohl Obiges 
als auch n. 750, wo von derselben Berufung und vom Predigen, wofür ihm Luther 
gute Lehren giebt, die Rede ist, im Jahre 1535 gesprochen. 3) = Psalmo. 
4) 30 (31). 5) — Sobald ihr seht, dass ein Psalm mit folgenden Worten anfüngt: 
Hoffen ff. 6) — So ist aus diesen vornehmsten (wichtigsten) Würtern die 
Hauptsache, der Hauptgedanke (das Thema) zu nehmen. Im folgenden Absatze 
erklärt Luther status mit Sache. i) Die (nämlich) als die wichtigsten im 
Anfange stehen. 8) Als Schlusssatz hat die hallische Handschrift, deren Text 
auch sonst nicht recht verständlich ist (jedenfalls ist die Interpunktion falsch), 
abweichend „Sunt enim psalmi varij, et ex verbis status est observandus. Vgl. 
Bindseil colloq. II, 224, Rebenst. II, 203 ^, | 


1577. 


Ego, si Dialeetiea!) seribere deberem?), excommunicaturus [572] 
essem omnia vocabula illa, Syllogismus, Entimema?) Propositio, 
Exemplum, quia sunt aliena et graeea, non intelleeta, Propositio 
id est status, Die sache, Syllogismus ein abnemen, wie man 
sprieht, Das kund yhr bey euch wol abnemen, nicht ein ver- 
schrenckte rede, wie etliche weis*) sind®). 


1) Die latein. Tischr. Dialecticam, die deutschen „über die Dialecticam“. 
2) Vgl. n. 212, Note 1. 3) Lies enthymema (Zv9v/usua). So heisst in der 
Logik eine Art versteckter Schlüsse, in welcher man eine der beiden Praemissen 
des vollständigen Schlusses, sei es im Ober oder im Untersatze, verschweigt und 
gleichsam in Gedanken behält (év9vpeta9at:). 4) = Adj. weis = huchver- 
ständig (vgl. naseweis). Weigand II, 1077. Luther meint „wie etliche in ihrer 
Weisheit meinen“. Diese letzten Worte tehlen in den späteren Aufzeichnungen. 
9) Die Erklärung der Ausdrücke „Enthymeme“ und „exemplum‘, die oben und in 
den lateinischen Tischreden nicht gegeben wird, fügen die deutschen Tisehreden 
in folgender Form hinzu , Enthymema, ein kurz Bedenken; Exemplum, ein 
brem |". Vgl Bindseil colloq. ,138, Rebenst. II, 1125, Erl. A. 62, 298, Fürstem. 
u. D. 1Y, 555. 











426 


1578. 


Dialectica simpliciter loquitur!) velut sic dieam, Gib mir zu 
trineken, Rethoriea ornat, Gib mir des lieblichen safft im 
keller, der fein krausse?) steht, die leute frolieh macht?) 


1) Bindseil „Dialectica ist ein hohe Kunst, simpliciter loquitur". Die deutsch. 
Tisehr. „Dialectica ist ein hohe Kunst, redet einfältig, schlecht und gerecht“. 
2) Wenn Luther unter dem lieblichen Saft das Bier (vgl.n 1579) versteht, so 
ist krausse wohl mit Bindseil IV, 555, Note 8 als Adv. im Sinne von schäumend 
aufzufassen. Doch fragt es sich, ob nicht zu lesen ist „der fein im krausse 
steht d. h. der fein im Kruge steht, worunter Bier und Wein verstanden 
werden kann. Denn der und die Krause, auch der Kraus (Mittelh. die Krüse) 
ist eine Art Becher, Deckelkrug. Vgl. Weigand I, 1005. In der That baben 
auch Stangwald und Selnecker in: ihrer Redaktion der deutschen Tischr. fein im 
krause. Uebrigens haben die deutschen Tischr. „das fein krause stehet". Reb. 
bietet ganz abweichend ,Rhetorica vero ornat his verbis, redde mihi vinum 
clarum, dulee et optimum, non solum ornatum colore, sed quod esset, (?) cor 
hominis laetificat et exhilarat". Bindseil hat dagegen ganz unverständlich 
„das feine knauspen stehet(!)*. Vgl. Erl. A. 62, 29%, Fürstem. u. B. IV, 555, 
Bindseil II, 135, Rebenst. II, 112v, 


. 1579. 


Rustiei sunt prae opibus superbi, et tamen rudes, quod 
probatur ab illo, qui eum faeile non posset museam abigere 
insidentem cocleari!) et semper redientem?) muscam una cum 
cibo voravit, Et quidam alius In Mansfeld, cum avieulam 
eieuratam ein rottkelgin?) semper amoveret a diseo*), tandem 
illam voravit totam [573], et cum in eollo adhue voeem ederet, 
dixit, Zwiekstu*) noeh? Etinfudit cantrum®) eerevisia plenum 
et suffocavit eam. 

1) Lies cochleari — Esslöffel. 2) Für redeuntem. 3) Mittelh. Kel 
oder Keleh — Kropf. Kelcklin — Krüpfehen bei Alberus novum diet. 1540. 
Vgl. Müller I, 795. Also rotkeleklin oder rottkelgin (eine Form, die ich 
lexikalisch nicht belegen kann), ist der Vogel mit dem roten Krüpfchen 
* d.h. Rotkelehen. Für denselben Vogel im Anfange des 16. Jabrhunderts die 
Form Rothbrustlin häufig. 4) — dlaxog d.h. Schüssel. 5) Wohl nicht 
von zwitschern, sondern von zwicken = einen Laut hören lassen, piepen. 
Weigand II, 1206. 6) — cantharum von x@v9agog d.h. Humpen. 


1580. 


Lutherus: Ego similis sum Abrahamo!'), quia avus sum omnium 
Monaehorum, Sacerdotum, Monialium, omnium, quos num.?) gene- 
raverunt, liberorum, pater magni populi. 

1) n. 393 sagt Luther Ego sum Esaias. 2) — numerose. Luther meint 
„Ich bin deshalb A. ähnlich, weil ich aller Kinder aller Mönche, Priester und 
Nonnen, die sie zahlreich nach ihrem Uebertritte erzeugt haben, Ahnherr bin, der 
Vater ff.“ 


| 1581. 
Mulieres velentur propter Angelos, Et ego mus hosen anzihen 
propter virgines. 


I) Luther scheint zu meinen „Die Frauen müssen sich verschleiern, weil sie 
beim Anblick der Engel erróten würden. Und ich“ ff. 


4927 


1582. 


Uxor mea infirmatur), Vnd ich wird nicht frisch, sie falle 
den zu zwey stucken?). 


I) Vgl. n. 964. 2) Luther meint , Meine Frau ist (gegenwürtig) krank, 
und, ich werde nicht froh, wenn sie nicht eine glückliche Niederkunft 
hat*, Wahrscheinlich gesprochen dicht vor der Geburt seines Sohnes Paul im 
Jahre 1533. Vgl. n. 1235 und 1597. 


1588. 


De Ecelesiaste dieebat, eum in lucem ederetur), Das buch 
sol volliger sein, yhm ist zu viel abgebrochen, Es hatt wider 
stiffeln noeh sporn, Es reit nur auff secken?) gleich wie ich, 
do ieh ein Monch Im kloster was?) 


1) 1532. Köstlin II, 156. 2) Die späteren Tischr. in Socken. Die Form 
secken — socken ist nicht zu belegen. Viel näher liegt zu lesen auff stecken 
ME Steckenpferd, ein Stecken als Reitpferd) vom mittelh. der stecke — Stock. 
Weigand II, 804. Unterstützt wird diese Vermutung, die gut in den Zusammenhang 
asst, dadurch, dass auch Stangwald und Selnecker in ihrer Redaktion der deutsch. 

isch. „auf socken“ haben, und dass vor allem Cordatus Lesart secken 
(stecken) richtig bei Rebenst. zu finden ist, der die Worte bietet „equitat in 
arundine longo (doch wohl longa), sieut et ego etc. Vgl. Horat. Sat. II, 3, 248 
„ludere par impar, equitare in arundine longa". 3) Vgl. Bindseil colloq. II, 
217, Reb. II, 200^, Erl. A. 62, 125, Fürstem. u. B. IV, 400. 


1584. 


Si adhue triennio [5/4] viverem, sat laborum haberem in cor- 
rgendis Biblijs, transferendis Apocrisis!) et compositione Postil- 
larum estivalium?) 


1) Lies Apocryphis. 2) = Und die Kirchenpostille für das Sommer- 
halbjahr zusammenzustellen. Febr. 1532 war Luthers Bibelübersetzung, an der er 
seit langem arbeitete, bis auf die Apokryphen des alten Testamentes fertig. Diese 
waren Ende 1533 vollendet. Die deutsche Bibel als Ganzes erschien in 6 Ab- 
telungen vom August bis Ende 1534. Die Kirchenpostille für das Sommer- 
halbjahr — denn diese scheint gemeint zu sein — ist von Luther nicht selbst zu- 
sammengestellt, sondern erst 1543 in einer neuen Redaktion durch Cruziger heraus- 
gegeben, nachdem bereits 1527 Stephan Roth in Zwickau eine jedoch nicht voll- 
ständige und ziemlich willkürliche Ausgabe derselben besorgt hatte. Vgl. Köstlin II, 
158, 597. Nach der obigen Notiz ist wohl anzunehmen, dass Luther die Absicht 
gehabt hat, die Kirchenpostille fir das Sommerhalbjahr ebenfalls selbst heraus- 
zugeben, aber nicht dazu gekommen ist. Obiges wird Ende 1531 oder Anfang 1532 
gesprochen sein. 


1585. 


Papa non est eontentus, quod sit malus et nos mali, sed etiam 
vult, ut mali maneamus. 


15806. 


Zu einem Bapst gehoret nieht ein fromer man, sondern 
ein schalck vnd boszewicht, Den wer sich dis regiment an- 
nemen wil, der mus der negst boszwieht sein nach dem 
teuffel!). 


428 


1) Vgl. Bindseil colloq. III, 229, Rebenst. II, 64*, Erl. A. 60, 191, Fürstem. u. 
B. III, 182, vgl. auch Erl. A. 60, 194, Fürstem. u. B. III, 185.  Aehnliehe Gedanken 
n. 244 (Ende des Absatzes), n. 313, 335, 219 (Ende des Absatzes), 174 (Ende des 
ersten Absatzes). 


1587. . 


Wir haben einen fromen keyser, Er hatt einen keyl in 
seinem hertzen, Es habe yhm drein gesteckt wer da wolle, 
Er ist stille vnd frum, Ich halte, er redet inn eim Jar nicht 820 
viel als ich inn einem tage"). 


1) Fast wörtlich so die späteren Tischr. Vgl. Bindseil colloq. II, 322, Erl. 
À. 61, 367, Förstem. u. B. IV, 212. Küstlin II, 290, Cordat. n. 794. 


1588. 
Ferdinandus suum regnum invasit sapientia et sanguine, at non 
perfieiet!), sed eonfundetur?). 


1) = Er wird kein Glück haben. 2) Vgl. Bindseil colloq. II, 322 (Anfang 
des zweiten Absatzes). Achnliche Gedanken n. 833, 956, 349. 


1589. 


Justieia, quae. in recentibus [575] Ecelesijs diligenter praedi- 
eanda est, est triplex, Paedagogiea est caeremoniarum !), Civilis?) 
quam Caesar multo melius deseripsit quam papa?) Illae duae sunt 
neeessariae, sed non iustifieant, Justieia Dei, Theologica scilicet, 
est fides et iustifieat eoram Deo, Huc applieatur atrium, externis 
Templum et Sanetissimum *). 


1) Die deutschen Tischr. „Die ander ist ein Gerechtigkeit der zehen Gebot, 


so in Ceremonien und Werken stehet“. 2) sc. iusticia est. 3) Die deutschen 
Tischr. „Eine ist weltlich oder bürgerlich, die stehet in einem feinen, ehrbarn, 
züchtigen Leben uud Wandel“. 4) = Hieran schliesst sich die Eingangshalle, 


die für die Aussenstehenden der Tempel und das Allerheiligste ist. Luther meint 
„Die Rechtfertigung führt uns in die Halle, durch die wir in das Allerheiligste, zu 
Gott selbst, eintreten“. Der obigen Aufzeichnung kommt die Fassung der deutsch. 
Tischr. am nächsten Erl. A. 58, 370, Fürstem. u. B. II, 171. Bindseil I, 52 unvoll- 
ständig „Est autem iusticia triplex et diligenter praedicanda in recentibus Ecclesijs: 
Paedagogica Caeremoniae, Civilis Decalogus, Justicia Dei et fidei, quae coram Deo 
iustificat“. Dasselbe Rebenst. I, 30%, der aber noch die Worte „illae sunt neces- 
sariae, sed non iustificant“ hinzusetzt. Der letzte Satz des Obigen von Huc — — 
sanct. fehlt in allen spüteren Tischreden. 


1590. 


In Genesi cum de Jacob legitur, eum abstulisse alienos Deos. 
hie cogitandum non est, illum unum alterum") ydolüm abstulisse sen 
eonfregisse, sed quod in universum mutaverit falsum cultum Dei, Da 
wird ein wesen sein gewest, Et verus eultus ist offt gefallen?) 
velut eum legitur, Enos?) eoepisse nomen Domini invoeare, Nam verus 
eultus Dei violabatur per Cayn, der war ein bosewieht, Es hatte 
aber nieht sein sollen*), Quia promissione patris5), ward er nur 
harter, qui oeeiderit Cain, septuplum punietur?) Vnd wird 
alszo ein fein sehneinender welt heiling?) sein gewesen, et 
noluit esse impius). 





429 


1) — Einen oder den andern. Gen. 35, 2. 2) Bindseil unverstándlich 
Dixit D. Jonas, quod illa abrogatio idolorum sey ein gantzer Lutheranismus gewest, 
es sey offte gefallen“. Ebenso Rebenst. Die deutschen Tischr. etwas verständ- 
licher „da sprach D. Jonas: Solche Aenderung und Abschaffen der Abgötterei ist 
ein ganzer Lutheranismus gewesen. Nagte D. Martin: Es ist gefallen ff. :) Gen. 1,26. 
4) Dass er (nämlich) ein Bösewicht wurde, dazu war er nicht praedestiniert. Bindseil 
„der ein bosewicht war, vnd wolts nicht sein“. Ganz ähnlich die iibrigen Tischr. 
5) Es fehlt ein Wort wie confidebat. 6) Bindseil „imo inflatus incedebat verbis 
patris, qui dixit: quicunque — punietur. llla promissjo hat ihn nur hartneckiger 
gemacht ff. Fast ebenso eb. Die deutsch. Tischr. dagegen „Denn er verliess sich 
auf seines Vaters, des guten Adams, Wort, die machten ihn hoffirtig und halsstarrig, 
da Adam sagte „Wer Cain — — gestraft werden. Diese Verheissung hat ihn nur 
hartnäckichter gemacht“ ff. 7) Die deutschen Tischr. ein feiner scheinender 
Werkheiliger, Bindseil ein feiner schemender (!) Werckheiliger, Rebenst. 
verus statuarum cultor. Cordatus Lesart ist die ursprüngliche und richtige. 
Es ist der kleine Fehler im 'l'exte natürlich in seheinender zu verbessern. 
*) Vgl. Bindseil colloq. I, 156, Reb. I, 100*, Erl. A. 57, 377, Fürst. u. B. I, 292. 


1591. 


Papistae, quia noluerunt P assentiri econsilijs in Schwein- 
furt!, quia malunt perire eum?) illorum principum?) fremitu, medi- 
tatione, eonventione, disruptione, conatu, consultatione, et fiet, quod 
volunt ®). 


1) Von April 1532 an. M n. 1456 nebst Noten, n. 1474. 2) — Durch, bei, 
in Folge. 3) Gemeint sind die protestantischen Flirsten, die Schmalkaldener 
Verbiindeten mit ihren Religionsverwandten, die teils selbst, wie Franz von Line- 
burg, Wolfgang von Anhalt, in Schweinfurt anwesend waren, teils wie die ver- 
bündeten Reichsstädte ihre Vertreter gesandt hatten, die Seckendorf III, $ 9 add. 1 
aufzühlt. 4) Der Sinn der Worte von quia malunt etc. an scheint zu sein 
‚weil sie (ferner) lieber untergehen wollen bei dem ungestümen Auftreten, dem 
Meditieren, dem Paktieren, dem schroffen Auseinandergehen der Ansichten, dem 
eifrigen Versuchen, dem Hin- und Herberaten der beteiligten Fürsten, so wird 
das auch geschehen, was sie wollen (nämlich untergehen). Ueber die Verhand- 
lungen der Schmalkaldener in Schweinfurt unter sich und mit dem von den 
Türken bedrohten Kaiser, der sich dabei der Vermittelung des Erzbischofs Albrecht 
von Mainz und des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz bediente, behufs Ab- 
schlusses eines Friedensvertrages zwischen den streitenden Parteien, der später 
in Nürnberg und Regensburg zu Stande kam, vgl. Seckendorf III, S8 IX, add. 1 ff. 
Ausführlich handelt über den Schweinfurter Convent Sleidanus VIIT, p. 163 ff. 
Den Verhandlungen in Schweinfurt, wo es sich ausser den religiösen Fragen 
hesonders um die Anerkennung der Wahl Ferdinands zum römischen Könige 
handelte, arheitete sowohl der Papst mit seinem Anhange entgegen, der von einem 
Frieden mit den Protestanten nichts wissen wollte, als auch die bairischen Herzöge 
und Franz I. von Frankreich, letztere jedoch, die gleichzeitig ein Bilndnis mit den 
Schmalkaldenern (vgl. n. 713 Note !) gegen Carl und Ferdinand geschlossen hatten, 
aus Eifersucht gegen die Macht des Hauses Habsburg. Schliesslich bedürfen noch 
im Obigen die Ausdrücke conventione und disruptione einer Erklärung. 
Sie scheinen sich darauf zu beziehen, dass die Schmalkaldener zuerst dahin 
überein gekommen waren, die Anhänger der Zwinglischen Richtung von den in 
Schweinfurt zu erüffnenden Verhandlungen auszuschliessen, unter heftigen Streitig- 
keiten aber auf dem Convente selbst nach beruhigenden gegenseitigen Erklürungen 
von diesem Beschlusse zurückkamen. 


1592. 
Papa Clemens est mere ereator suorum "Theologorum, quia 
neque unum verbum novit latinum, ut sileam Theologum esse 
lpse (inquiunt) strenuus miles est, Er ist seiner hand gewaltig, 





430 


Er kan seinen man besthehen, Putasne, hie illi tituli decorent 
Magistrum nostrum et Papam? 


1593. 


Wen wir gen himel komen, werden wir vns 10000 Jar 
zu wundern haben an des Bapst greul, darnach an den 
Monarchijs et alijs magnis impietatibus, et mirabimur, das sie Gott 
820 lang hatt leiden mogen, Et ego eredo papam in diebus suis!) 
non audivisse unam concionem?). 


1) In seinem ganzen Leben. 2) Vgl. Erl. A. 62, 7, Fürstem. u. B. IV, 286. 


1594. 


Omnes nune volunt [577] intelligentes esse Seripturae, Decalogi 
ete. Wie sol wir yhm aber thun? Wir habens alszo gefunden, 
Wir mussens alszo lassen bleiben, quia omnes volunt esse Seioli?). 
et tamen etiam nostri Magistri?). 


1) Vgl. n. 803. 2) Einige ähnliche Gedanken Erl. A. 57, 98, Förstem. u. 
B. 1,75, Bindseil I; 46, Rebenst. I, 265. 


1595. 


Aves et bestiae plus eonsumunt annuatim quam homines, Den 
ein wulff mus ein Jar 100 k.) haben, als die recht weid- 
leute sagen, Luchs, Fuchs, Daehs, Merder?), Elltisz?), Geyer. 
Habicht multum vorant, prope omnia *). 

1) So die Handschrift. Wahrscheinlich K ue. 2) = Marder. 3) Vgl. 
spät alth. elledis und (12. Jahrhundert) illitiso = Iltis. Die mittelh. Form 
eltes, iltis, elteis ff. Weigand I, 846. 4) Die Handschrift hat fiir prope 
das Compend. für propter. Letzteres passt jedoch nicht in den Zusammenhang. 


denn der Sinn soll sein „Die genannten Raubtiere fressen viel, nahezu alles*. Erl. 
À. 57, 285, Fürstem. u. B. I, 220? Vgl. ferner n. 192, 1766, 1800. 


1596. 


D. Eceius dixit ad Philippum, se velle nullam esse in Mona- 
sterijs Nonnam, et tamen propter coniugium voluit eas occidere, adeo 
mendaeiter defendunt Diabolum !). 

1) Abweichend Erl. A. 60, 316, Förstem. u. B. III, 274 ,Doetor Eck hatte zu 
Phil. M. gesagt: „Er wollte, dass alle Mönche und Nonnen aus den Klöstern liefen; 
da doch er und seines Gleichen das Papstthum verteidigen und wollen die Priester, 
so eheliche Weiber nehmen, um der Ehe willen umbringen und ermorden. Damit 


bezeugen sie offentlich, sprach D. Martin, dass sie offentlich Teufelslehren ver- 
teidigen*. 


1597. 
De uxore sua gravida lactante puerum dixit, Es ist 
8chwer zwen gest zu neren, einen im haus, den andern fur 
der thur!). 


1) Obiges wird Ende 1532 oder Anfang 1533 gesprochen sein, wohl unmittel- 
bar vor der Geburt Paul Luthers, die am 28. Januar 1533 (vgl. n. 1235) erfolgte. 





431 


Da Martin Luther den 9. November 1531 geboren ist, so konnte Luthers Frau 
schon längst wieder guter Hoffnung sein, als sie ihren Sohn Martin noch nährte. 
Wollte man unter dem oben erwähnten puerum Paul Luther verstehen, so würde 
die längere Zeit bis zur Geburt des jüngsten Kindes Margarethe, welche am 
17. December 1534 erfolgte, doch wohl das Zusammentreffen von Náhren und guter 
Hoffnung sein weniger zulassen. Vgl. mit dem Obigen Zinkgref I, 204. 


1598. 


Motus est eaussa [578] sanitatis, et sanitas est eaussa 
motus, Deinde dixit, Jeh wolt 100 floren drumb geben, 
wen ich sie hette, das ich den pulsz nicht kundt iudieirn, 
Den ich mach mich bald kreneker den ich bin, wen ich mir 
den greiffe. 


1599. 


Maxima est potentia Turcae, quod 200 000 !) per integrum annum 
sustentat suo stipendio, Sed regnum suum nihil est quam mera malitia ?), 
Nos autem sumus delieati Martyres?), qui nihil possumus varijs 
dominijs oppressi*), Einer vertirbt den andern, Wir wollen 
dem Tureken wol widerstehen mit dem vater vnser, den 
es steht geschrieben libera nos a malo, wen Deutschland 
nieht szo viel bluts vergossen hette°) et ultra hoc®) agnitam 
veritatem non prosequeretur?". Drumb wird vns Gott daheim 
suchen®). 

1) sc. militum. 2) Die deutschen Tischr. „Das türkische Reich stehet auf 
lauter Kriegen *. 3) = Hingebende Märtyrer. 4) = Die wir nichts ausrichten 
können, weil die vielen einzelnen Herrschaften uns ohnmächtig machen. .5) Wie 
2.B.im Bauernkriege. 6) — Und oben drein noch. 7) Vielleicht perseque- 


retur.. 1 Im Einzelnen abweichend Bindseil colloq. I, 398, Rebenst. I, 209, Erl. 
À. 62,382, F'órstem. u. B. IV, 635 (Ende der Seite). 


1600. 

Deus puniet nos, ut olim Sodomam et Gomorram, Seboim, 
9 Civitates propter superbiam, Darnach erweekt er einen Abraham 
[579], der strafft die iiij!) konige wider?), Ita si ego deberem 
esse Consiliarius Dei, cum vellet punire Germaniam, eonsulerem, 
ut punita » per Turcam, deinde etiam ipsum puniret per aliquem 
malum nebulonem et profligaret ipsum®), Doch Gott wirds wol 
machen’). 

1) = vier. 2) 1. Mos. 14. 3) sc. Germania. 4) Bindseil „Ita si ego 
eonsiliarius Dei esse deberem, ubi Germaniam punire vellet, ut tamen per pium 
aliquem, Turcam nebulonem illum profligaret*. Die deutschen Tischr. „Also, wenn 
ich unsers Herr Gotts Rath sollte sein, wenn er Deutschland wollte strafen, wollte 


ich, dass er den Bösewicht (den Türken) durch einen frommen Mann vertriebe *. 
Vgl. Bindseil I, 398, Rebenst. I, 209, Erl. A. 62, 383, Fürstem. u. B. IV, 636. 


1601. 
Sedens et edens in mensa dixit, Die semel sol ich noch 
auffessen, vnd alle maltzeit ein semel zur Bussze!) quod 
annuatim facit 31 gr et 4 4?) Deinde?) potum et alia, donee veniret 





432 


ad summam, quae ei zu gros war, et dixit, Ich mag ni mer 
reehen*) Es macht einen gar verdrossen, Es wil zu hoch 
steigen, Ich hette nicht gemeinet, das auff einen menschen 
8zo viel gehen solt*) 

1) — Zubusse. 2) Genauer wohl ,30 gr. et 5 à* 3) Hinter deinde, 
welches am Ende der Zeile steht, scheint ein Wort zu fehlen, vielleicht com- 
putavit, vgl. das folg. rechen. = Mittelh. rechenen, gekürzt rechen = 
rechnen. Ni — nicht. 5) Köstlin II, 678 (zu Seite 507) führt aus der späteren 
Tischr. Sammlung Farrago literarum, codex Goth. n. 402 Folgendes, was zu 
dem Obigen gehürt, an: So ich alle Mahlzeit eine Semel esse, so machts 
des Jahrs 30 Gr. 4 Pf.; deinde in dies pro potu 4 Pf. ff. 


1602. 


Ego vere!) superbire deberem, quia Satan infensissimus hostis 
meus ubique mihi insidiatur, solt mich werlich stoltz deuchten?), 
das ich alszo ein hohen feind habe?) 

1) Die latein. Tiscehr. iure. 2) Bindseil duncken. 3) Die latein. Tischr. 


„dass ich einen solchen hohen feindt habe* oder ,quod hostem habeo tam magni- 
ficum*. Vgl. Bindseil colloq. III, 157, Rebenst. II. 185. 


1603. 


Maximilianus [580] consiliarium habuit infidelem, quia !) et multa 
mala ei fecit, Et tamen voluit esse iustus, Caesar eum semel accedens?) 
dixit, Quid videtur is vobis dignus esse, qui mihi intimus consiliarius 
est, infidelis tamen est? Respondit is ineunetanter: pessima morte 
dignus esset, Da schlug er yhn auff die achsel vnd sprach, 
Ieh mus ewr mer haben, Si Dux meus talia mihi diceret, 
Ich wurde in die hosen scheissen?). 

1) Vielleicht qui. Sinn „Der sich auch (sonst) viel gegen ihn zu Schulden 
kommen liess *. 2) — Der Kaiser trat nun einmal an ihn heran ff. 3) Der 
Schluss des Absatzes fehlt in den späteren Aufzeichnungen. Im Uebrigen weicht 
die Darstellung der deutschen Tischr. erheblich ab. So beginnen sie z. B. den 
Absatz (in den latein. fehlt derselbe) folgendermassen: „Der Kaiser Maximilianus 
hat einen Schreiber gehabt, der hatte ihm bei drei tausend Gülden veruntreuet 
und abgestohlen. Nun war der Kaiser ein feiner höflicher Mann ff.“ Dann heisst 
es Erl. A. 61, 360, Fürst. u. B. IV, 205 weiter: „Da nu der Schreiber ein Mal zu ihme 
komen war, hat er zu ihme gesagt: Lieber Schreiber, was dünkt Euch, wenn einer 
ein Diener hätt und er stühle ihm so viel, was wäre er wohl werth? Da hatte 
sich der Schreiber fremde gestellet und gesagt: Gnädigster Herr Kaiser, den soll 
man billig hängen und strafen! Ei nein, hätte der Kaiser Maximilian gesagt, und 
ihn auf die Achsel geklopft, wir dürfen Euer noch länger. Vgl. auch Zinkgref I, 68. 


1604. 


Mendacem oportet esse memorem!), Ideoego, cum Scho- 
lasticus essem, peccavi eontra hoc dietum, Favorem enim 
negabam ad balneas die Dominica?) Item ille?), qui dixit, 
se vidisse apes, quae haberent magnitudinem ovium, Inter- 
rogante alio, quo modo perreperent sua tam parva foramina 
in alvearijs*), respondebat, Do lasz ich sie fur sorgen?). 


1) Vgl. n. 151. Ausser der hier citierten Stelle aus Quintilian findet sich 
dieselbe sprichwürtliche Redensart auch bei Apulejus tractatus de Magia p. 312. 





438 


2) Luther sagt ,Daher habe ich, als ich noch Schüler war, einmal gegen diesen 
Ausspruch gefehlt. Ich behauptete nümlich, dass es am Sonntage nicht 


erlaubt sei zum Baden zu gehen“. 4) se. peccavit contra hoe dictum. 
4) = Wie sie denn durch ihre so kleinen Löcher an den Bienenkórben hindurch- 
kriechen könnten. 5) Der erste Vorfall aus Luthers Leben scheint 


bis jetzt nicht bekannt gewesen zu sein. Dagegen ist die zweite 
Anekdote, welche Luther anführt, um die Wahrheit der im Anfange 
des Abs. citierten Sentenz zu beweisen, bereits in verschiedenen 
Sammlungen ähnlicher Anekdoten, Scherze ff. zu finden. So steht 
sie in einem Anhange zur ersten Ausgabe des, Lalenbuches* v. 1597, 
ferner in ,Melander, iocorum atque seriorum centuriae aliquot 
n 115, Frankf. 1603*, sowie in "Olorinus Variscus, Ethnographia 
mundi, I, Magdeburg 1609*, und , Nicod. Frischlinus, „Beb. et Poggii 
facetiae, item additamenta Phil. Hermotimi p. 304*, auch im „Kurtz- 
weiligen Zeitvertreiber* von 1658 S. 132, endlich in ,Abraham a 
Santa Clara's Huy und Pfuy der Welt 1650*. Bekannt ist, dass 
Wilbelm Camphausen dieselbe Anekdote in den „Düsseldorfer 
Monatsheften* illustriert, aber einemfür sein Vaterland begeisterten 
Russen in der Form „Der Bien muss“ beigelegt hat. Vgl. Büichmann 
Gefl. Worte XI. Aufl. S. 155, 156. Uebrigens sind alle bei Blichmann an- 
gegebenen Quellen viel jünger als die Tischredensammlung des 
Cordatus. Es scheint aber, als wenn Luthers Quelle noch älter ist. Vielleicht 
ist es, vgl. n. 645, Poggius, Sales sive facetiae, erschienen um 1470, ein 
Buch, welches ich nirgend zur Benutzung erhalten konnte. 


1609. 

Cur Moses et prophetae perpetua taphtologià !) repetant eandem 
rem, queritur, Ist doch dantz?) gantz Deuteronomium nicht mehr 
quam Ego sum Dominus Deus tuus, qui eduxit ete. |581], sed 
spiritus sanetus bene vidit humanam impietatem ?), qui summis tantum 
digitis Bibliam eontreetant*) et infossi Thesauri obliviseuntur, Vidimus 
nostro tempore, quam gröse®) Deus nos liberavit a Tyrannis, a Papa, 
aSchwermeris, Zuinglio, Oeeolampadio, qui easus nos deberent 
eonsolari iugiter, Et nos omnium illorum iam dudum sumus obliti*). 

t) Lies tautologia. 2) Wegen des folgenden Wortes verschrieben für 
das. 3) Im "Texte stand infidelitatem. Ueber dem 'l'exte steht von der 
Hand des Schreibers selbst impietatem. J) — Die nur mit den Fingerspitzen 
die Dibel anfassen. 5) Lies „quam gratiose* == wie gnädig. 6) Die latein. 
lischr. nach Form und Inhalt abweichend. Itebenst. beginnt den Absatz so „Est 
autem. scriptura sacra summa observatione legenda. — TevroAoyía. enim et repe- 
titiones non frustra inseruntur, ut in Deuteronomio Moses fere nihil agitur etc." 
Die deutschen Tischr. in weitläuftiger Fassung und mit einer Reihe von Zusätzen. 
Vgl. Bindseil II, 221, Rebenst. II, 202», Erl. A. 57, 90, Förstem. u. B. I, 70. 


1606. 


Unus ex militibus, quos eonduxerat Marchio!) adversus Tuream, 
venit ad Lutherum dicens, elam esse rumorem, ceonduetos milites 
tandem adversus Ducem Saxoniae?) pugnare oportere, Si hoc verum 
esset, quid ei faciendum, Respondit: Profeeturi?) eontra Tuream 
Schlacht drein, quia stipendiarij estis, Sin eontra verbum quis vos 
duetaverit, wist yhr euch wol zu halten, ne quid contra con- 
scientiam faciatis ^). | 

1) Joachim I. von Brandenburg. Sein Sohn Markgraf Joachim (II.) wurde im 
Türkenkriege von 1532 zum Befehlshaber aller Truppen des niedersächsischen 
Kreises vom Kaiser ernannt. Nach den Bestimmungen, die auf dem Regensburger 


28 








434 


Reichstage Ende Mai 1532 getroffen wurden, sollten alle Contingente der Reichs- 
firsten bis Ende Juli in Regensburg zusammentreffen, später wurde als Sammel- 
platz Wien, und als Endtermin der 15. Angust 1532 festgesetzt. Janssen Gesch. 
des deutschen Volkes IIT, S. 248. Vor seinem Auszuge hatte sich der damals schon 
evangelisch gesinnte Markgraf v. Br. brieflich an Luther gewandt und um seine 
Fürbitte und eine christliche Anweisung fürs Kriegführen gebeten. Luth. Br. IV, 391. 
Köstlin II, 290. 2) = Gegen den Kurfürsten von Sachsen. Vgl. heruaeh „si quis 
contra verbum quis* ete. 3) — Wenn ihr ff. 4) Die späteren Tischreden 
vielfach abweichend. Bindseil II, 194 „Dominica post Margarethae venit cohors 
militum stipendiariorum a Marchione Joachimo suscepta Ratishonae contra "urcau, 
qui iter facturi in Marehiam suspecti facti sunt etc.“  Rebenst. IT, 1905. „Dom. post 
Marg. cohors militum stip. a Marchione Joachimo suscepta advenit Ratisponam(!) 
contra 'l'urcam, qui iter fact. in Marchiam susp. f. s.“ ete. Die deutschen Tischr. 
Erl. A. 62, 170, Fürstem. u. B. IV, 438 „Sonntags nach Margarethen kam eine Rotte 
Kriegsleut, so vom Markgrafen zu Regensburg angenommen war wider den Türken; 
wiewohl es sehr verdächtig war, als ff.* Während sich aus der Lesart der hallisch. 
Handschrift bei Bindseil, sowie aus den deutschen Tischr. (nach denen erklärt 
werden könnte „so vom Markgrafen, der sich damals in Regensburg auf dem 
Reichstage hefand, angenommen war wider die Türken) ein angemessener Sinn 
nur durch klinstliche Interpretation gewonnen werden kann, will Luther nach der 
obigen einfachen und klaren Aufzeichnung etwa Folgendes sagen: ,Einer von den 
Söldnern, die der Kurflirst v. Br. gegen die Türken angeworben hatte, kam auf 
dem Marsche nach Regensburg, resp. Wien (vgl. profecturi contra 'l'urcam) durch 
Wittenberg und äusserte Luther gegenüber, es hiesse, dass sie nach Beendigung 
des Feldzuges gegen die Türken (= tandem) gegen Kursachsen fechten müssten. 
Auf seine Frage, wie er sich in diesem Falle zu verhalten habe, antwortete Luther: 
Wenn ihr gegen den Türken auszieht, so wisst ihr als Söldner, was ihr in diesem 
Falle zu thun habt. Wenn ihr aber gegen das Wort Gottes streiten sollt, so wisst 
ihr auch, wie ihr euch zu verhalten habt. Denn ihr werdet nichts gegen cuer 
Gewissen thun*. Es ist anzunehmen, dass Luthers Worte Ende Juli 1532 ge- 
sprochen sind. 


1607. 


Cum magnus murus et trabs ruerent, summo impetu 
penitus iuxta Doctorem!) eorruentes, dixit, hie opus vidi 
Satanae adversum me et auxilium Dei pro me?) 


]) = Ganz dicht beim Doctor vollständig zusammenst. 2) Bindseil III, 159 
„Anno 32. 12. Julij am freittage vesperi Die Margarethae ante quintam D. M. Lutherus 
una cum coniuge ex horto rediens ingressus est cellarium suum, quod tum acdi- 
fieabatur. Mox ipso ingresso, murus soluto fundamento ruit maximo tumultu, et nisi 
divinitus servati fuissent, oumes perijssent*. Ebenso wenig wie in der hall. Handschr. 
erscheint in der weitliuftigen Fassung der deutschen Tischr. Erl. A. 61, 437, Fürst. 
u. B. IV, 272 irgend eine Spur von einer Aeusserung, die aus Luthers Munde 
selbst hervorgegangen wäre. Da heisst es niunlich yu 12. Taxe Julii, am Tage 
Margarethä, auf den Abend um fünf Uhr war D. Martinus in seinem Garten gewesen 
mit seinem Weibc. Wie er nun wieder ins Kloster kómmt, gehet er in seinen 
neuen Keller mit der Frauen, den er hatte neulich bauen lassen, und wollte den 
Keller besehen. Als er nun mit seiner Hausfrauen aus dem Keller die Treppen 
herauf gehet, so hebt sich hinter ihme ein gross Geprassel, und fällt der neue 
Keller ein. Und wenn Gott durch seine liebe Engel den Doctor und seinn Haus- 
frau nicht wunderbarlich hätte errettet gehabt, so wären sie mit einander beide 
darinnen erschlagen worden von der Mauren*. Aus Cordatus Aufzeichnung geht 
nur hervor, dass eine einstürzende Mauer nebst einem grossen Balken Luther bei- 
nahe erschlagen hätte, der dann in die Worte ausbrach: „Hier sche ich das 
Werk des Satans gegen mich und Gottes Hülfe für mich“. Das Wort 
trabs weist allerdings auf ein Gemach oder einen Keller hin, aber von einer 
Begleitung Luthers durch seine Frau weiss Cordatus nichts. Doch tritt bei 
diesem die grössere Gefahr, in der Luther schwebte, noch mehr hervor (iuxta. D.). 
während die deutschen Tischr. z. B. den Einsturz erst nach dem Verlassen des 
Kellers erfolgen lassen. Vgl. Köstlin II, 499, wo von dem Baue des Kellers, sowie 


435 


vou Luthers Lebeusgefahr die Rede ist. Es heisst da „Man soll, sagte hierzu 
Luther, nicht in die Lutt bauen, soll dem Teuffel Golegeuheit nicht 
geben“ Diese von der oben stehenden Aeusserung des Cordatus abweichenden 
Worte Luthers scheinen aus Veit Dietr. 134 entnommen zu sein. . 


1608. 

De seniore Prineipe Johanne dixit, omnium suorum [582 
maximam inobedientiam eum ad impatientiam (ut sileam ad tionen 
non posse!) movere, sed ipsum semper dieere, Sie werden sieh 
noeh bessern?) Sed hane modestiam habuit a iuventute, persuasus 
a Monaehis, et ex illis suis praedieationibus, qui?) eum doenerant, 
Prineipem oportere. elementem et paecientem esse, non iratum, man- 
suetum et iniserieordem, non ultorem, et tribuerunt Prineipi omnia 
offieia hominis privati, Hos mores adeo nun?) potuit reijeere 
atque ego totum Monaehatum non possum deponere?) 


I) Man erwartet potuisse,, dixisse, doch lässt sich auch erklären „ihn 
nicht bringen konnte, sondern dass er immer sagte ff. 2) n. 1167 wird Achnliches 


vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen gesagt. 3) Wohl besser quae zu lesen. 
1) -= Hat er ebensowenig ablegen können, wie ich 1f >) Bindseil 1,318, 


Rebenst. 1, 168^ in der Form erheblich abweichend, dem Inhalte nach aber ähnlich. 
Die deutschen Tischr. Erl. A, 61, 383, Fürstem. u. B. IV, 225 (Ende der Seite) mit 
Zusitzen. Die lat. 'l'isehr. beginnen den Absatz mit den Worten „Anno 32, 25 Julij 
Martinus Lutherus ex Torga redijt ete.“ Es wird aber zu zweifeln sein, ob Luther 
Obiges an dem bezeichneten "l'age. gesprochen hat, da vom toten Kurf. Johann 
die Rede ist. 


1609. 

Cum nonnulli odio impeterent M. Lueaim?) Junioris Principis?) 
praeeeptorem, respondit, qui nune Eleetor est?) Mihi inte vir bene 
plaeet, et utinam mihi talis contigisset, aut certe non amovissent a 
me Spalatinum?) Caeterum. Colditius*) non est bene de me 
meritus, Senior Dux Johannes*) ad haee, Nune faeile iuventus per- 
venit ad eruditionem, ad quam nos non potuimus pervenire eum easu- 
alibus et temporalibus ?), Es hatt mir mein szon®) ein lateinische 
Epistel geschrieben vnd gefelt mir wol vnd bitt vmb [58%] 
ein hirssen?, Den habe ich yhm selbs geschiekt vnd ge- 


sehossen vnd wil, das er studir, Er kan leicht lernen zwei 
bein vber ein Hengst hengen !"). 


1) Magister Lucas Edemberger, studierte Theologie in Wittenberg von 
1523 an und wurde 1528 auf Melanthons Empfehlung Lehrer des jungen Prinzen 
Johann Ernst von Sachsen. Köstlin I, $16 (Ende der Seite). 2) Johann Ernst, 
der unter dem iunior Princeps zu verstehen ist, war der einzige Sohn de» 
Kurfürsten Johann des Beständigen aus seiner zweiten Ehe mit Margareta v. Anhalt. 
Sein Stiefbruder, der Kurflirst Johann Friedrich, regierte für ihn bis zu seiner 
Volljährigkeit im Jahre 153%. Er starb 1553. Näheres n. 715 Note 1. 3) Prinz 
Johann Friedrich, des jungen Prinzen Ernst Stiefbruder, der spütere Kurfiirst. 
i) Vgl. n. 797,n.6. Johann Friedrich erhielt durch Spalatin eine gelehrte Bildung. 
») Vgl. n. 1338, Note 6 (S. 32). Alexius (Bindseil falsch Andreas) Chrosner, 
genannt Colditins von seinem Geburtsorte Colditz in Sachsen-Meissen an der 
Mulde, war ebenfalls eine Zeitlang Lehrer des späteren Kurfürsten Joh. Friedrich. 
6) Kurfürst Johann der Beständige, der Vater der beiden Genannten, se. tum 


responderat. 7) = Mit der lateinischen Casus- und Tempnslehre. 5) Prinz 
Johann Ernst. 9) Mittelh. der hirz, hirsz, hirsze, hirze, später hirso, bei 


Luther hirs und hirss (vgl. Hohelied s, 14 einem Hirssen) Hirsch. Weigand I, 
28* j 


436 


810. Die Fassung der deutschen Tischr. ist unklar. Erl. A. 61, 383, Fürstem. a 
B. IV, 225 heisst es ,Darnach sagt er, dass Magister Lucas Edenberger, H. Hans 
Ernstens zu Sachsen Praeceptor, in grossen Gnaden des Fürstens H. Hans Friederichen 
:würe. Denn da er seinen Abschied gebeten, hätte der junge Herr, H. Hans Friedrich, 
gesagt: Mir gefüllt der Praeceptor sehr wohl. O, dass ich ein solchen Praeceptor 
gehabt hätte, er sollts nicht umbsonst gethan haben: Hätte man mir M. Spalstinum 
gelassen, so sollte es nicht Noth haben; aber M. Colditius hat sich vbel umb mich 
verdienet! Darnach sagte D. M. L., dass H. Hans Friederich (?) pflege immerdar zu 
sagen: Die Jugend künnte itzt leichtlich gelehrt werden, da wir mit den Casualibus 
und Temporalibus nicht haben könnt hin kommen, damit hat man uns gemartert 
dieselbige Zeit. Kurfürst Johanns hat ein Mal zu D. M. Luther gesagt: 
Es hat mir mein Sohn, Herzog Ernst, eine lateinische Epistel geschrieben ff. Auch 
die Lesart bei Bindseil I, 314, Reb. I, 168" ist nieht deutlich und giebt wegen des 
Wortes filij, eines unrichtigen Zusatzes, Anlass zu Misverstündnissen. 10) Luther 
meint „Reiten lernen kann er leicht, aber studieren und lateinische Briefe zu 
schreiben ist schwerer“. Vgl. auch Zinkgref Apophtheg. I, 121, 122, Leipzig. Aus- 
gabe von 1693. 


1610. 


Pastor Zuiecavianus!) seribit ad me casus matrimoniales, dem 
wil ich ein gutte saw geben?) quod me his negotijs vult implicare, 
quae ad Magistratum pertinent, Sunt enim externa, quae agunt de 
dote, haeredidate, Quid haee ad nos? Nos tantum in eonseientijs 
eonsulimus illis?), et nobis nune haee vult imponere Magistratus, et 
quod maius est, eum nostra consilia et sententiae eis displicent, non 
exequuntur, etiam bonae cum sint. Nos sumus conseientiarum pastores. 
non eorporum aut eorporaliun*), Nemo debet se alienis molestijs 
gubijeere*), Sie*) werdens wol one vns ausrichten?) 


1) Magister Leonhard Beier. Vgl. n. 391, 129, 736. — 2) Im Kartenspiel 
heisst das Ass im Munde des Volkes die Sau. Vgl. Weigand I, 79, 1I, 525. Damit 
hängt bekanntlich die studentische Redensart Schwein haben zusammen. Der 
Sinn der obenstehenden Redensart „dem wil ich ein gutte saw geben‘ 
scheint daher zu sein: Den will ich einmal tüchtig abtrumpfen, heiw- 
leuchten. Man könnte auch zur Vergleichung die derbe deutsche Phrase „Dem 
will ich (einmal) einen Schweinehund machen‘ heranzichen, die in dein ähnlichen 
Sinne stehen würde von: „Den will ich einmal tüchtig ablaufen lassen. 3) = Wir 
pflegen diesen Leuten d. h. den Zwiekauern nur in Gewissenssachen Rat zu 
erteilen. 4) sc. rerum. Luther meint „wir sind Hirten über die Gewissen, aber 
nicht über die Leiber und das Eigentum der Menschen‘. 5) Niemand braucht 
sich Plackereien aufzuhalsen, die ihn nichts angehen. 6) Mit Sie und dis- 
plicent und exequuntur und mit dem voraufgeh. illis sind die Zwiekauer 
gemeint. 1) Die deutschen Tischr. wit Zusätzen. Auch bieten sie nur: Der 
Pfarrherr zu N. hat ff. Vgl. Erl. A. 61, 179 (Ende der S.), Fürst. u. B. IV, 46. 


1611. 


Varias tentationes oportet fructiferas arbores perferre, et fere 
ut bonus Christianus, tempestates, fulmina, grandinem, Dureh raupen') 
[581], quae tripliees sunt, Fiunt enim?) quaedam ex Zuifater?) et 
emessen!) vnd spinnen, Noch) mus der baum hindurch vnd 
frucht bringen®). 

1) sc. tentationes eas (sc. arb.) perferre oportet. 2) Luther ıneint „Es giebt 
dreierlei Raupenarten, solche nämlich, die aus Sehmetterlingen, aus Ameisen 
und aus Spinnen entstehen". Luther wird an Ameiseneier, Spinnen und 
Schmetterlingseier denken, aus denen seiner Ansicht nach dreierlei Raupenarten 


entstehen, die den Obstbäumen schaden. 3) Lies Zuifalter. Mittelh. Zwivalder 
e Zweifalter d.h.Schmetterling. Weigand II, 1203. +4) Mittelh. ameisze, bei 





437 


Luther sonst emines, bei Alberus emes — Ameise (vgl. emsig). Weigand I, 43. 
5) = Gleichwohl. 6) Bindseil II, 131 sinnlos ,raupen, welche dreyerlei werden, 
die tzwiefalter, vnnd Emissen vnnd spinnen“. In einer späteren Tischr. heisst es 
bei Bindseil I, 212 ,— — omnes plagae et molestiae mutarentur, die raupen, 
omeissen, tzwiefaldor, id est molekendiebe, vnnd alles geworme sollte 
vunsern fruchten keinen schaden thun, sondern es würde alles fein vnd lieblich 
grünen vnnd tragen“. Vgl. auch Rebenst. II, 109*. In den lat. Tischr. findet sich 
Obiges mit dem verbunden, was Cordatus n. 1549 hat. 


1612. 


Cum Caesar maximo adversus Turcam exereitu profieisceretur 
in Aphrieam!), dixit. se existimare, Danielem loqui de eo capite 11 
de Rege loquentem Aquilonis et Austri?) qui figet tentoria 
intra duo maria in terra inelita?), Gott helff vns, das gute 
newe Zeitung?!) komen, Non putassem me superstitem szo lang?) 
die ii kevser*) zusamen solten komen?) 


1) Lies in Austriam. Der Zusammenhang (vgl. auch den Schluss des 
Absatzes) zeigt, dass nur von dem Feldzuge des Herbstes 1532 die Rede sein 
kann, den Carl mit eigenen Truppen und dem Reichsheere gegen die Türken 
unternahm, die bereits bis dicht vor Wien, also nach Oestereich, vorgedrungen waren. 
Vel. n. 1606. Carls Feldzug gegen Tunis im Jahre 1535 kann also nicht in Frage 
kommen. De eo sc. Turea. 2) Daniel cap. XI. 3) Dan. XI, 45 (XII, 10). Vgl. 
u. 626. 4) Zeitung — Zeitläufte, dann Mitteilung einer Begebenheit der Gegen- 
wart zur öffentlichen Kunde*. Bei Luther „auff die Newe zeitung von Münster* 
und „gute Newe zeitung — Evangelium". Weigand II, 1166. 5) Wohl für szo 
lange (bis. Bindseil II, 191 „Ich meinet nicht, dass ichs erleben sollt, das diese 
tzwene keyser tzusammen soltten *. 6) Carl und Soliman. 1) Vgl. Erl. A. 62, 
399, Fürstem. u. B. IV, 651. 


1613. 


Orate Deum, Nam noster Princeps!) nimis est praesumptuosus 
et eonfidit in suis viribus?), Das wird nieht ein gut ende nemen, 
Adiungebat etiam hoe, Germanorum equos Turearum klopper?) 
leieht vmbstossen?). 


1) Die späteren Tischr. noster exercitus oder vnser Kriegsvolk. Mit 
dem princeps bei Cord. kaun weder der Kurfürst von Sachsen, der nicht mit 
ins Feld zog — es ist wieder der Feldzug von 1532 gemeint — noch der Kaiser 
vemeint sein, der sonst nie princeps noster genannt wird. Man künnte diese 
Worte aber mit ,unser Feldhauptmann* erkliren. Dann würden sie jedoch besser 
auf Ferdinand von Oestreich passen, dessen Kriegsglück Luther nicht traute (vgl. 
n. 15*8, Köstlin II, 290), der aber im Feldzuge von 1532 ein Hauptkommando hatte. 
Freilich könnte princeps noster auch auf den Markgrafen Joachim v. Branden- 
burg gehen, der die Truppen des Niedersächsischen Kreises in diesem Kriege 
führte. Aber auf ihn passt das Praedikat praesumptuosus nieht. Vgl. 
1. 1606. 2) Die Streitkräfte, die Kaiser und Reich aufstellten, waren allerdings 
bedeutend. Mit den kaiserlichen Truppen aus Spanien, den Niederlanden, Böhmen, 
Oestreich, den italienischen Söldnern und den päpstlichen Hülfstruppen unter 
lippolit von Medicis waren es reichlich 80,000 Mann. In den Nachrichten der 
damaligen Zeit ist nicht selten von dem „gewaltigen Heere* die Rede (vgl. n. 1612 
naximo exereitu, Janssen, Gesch. des deutschen Volkes III, 254), welches der 
Kaiser zusammengebracht hatte. Viel zu hoch wird die Stärke desselben jedoch 
Erl. A. 62, 400, Fürstem. u. B. IV, 652 angegeben. 3) Um 1500 der Klepper = 
Laufpferd geringerer Art. Weigand I, 946. Doch wird Klopper richtiger 
zu fassen sein im Sinne von Hengst, welcher Klopper z.B. in der Uckermark 
heisst. Weigand I, 954. Klopper eigentlich Klo p fhengst d. h. castrierter Hengst, 
also Wallach. 4) Bindseil II, 191 ,Deinde dixit Germanorum equos validiores 


uml. — 





438 


facile evertere Turcicos, ihre leichte klópper*. Die deutschen Tischr. Darmach 
sagte er ,Die deutschen Pferde sind stürker, dass sie der Türken Ross, als die da 
leicht und gering, bald umbstossen könnten‘. Vgl. Erl. A. 62, 399, Fürstem. u. 
B. IV, 652. 


1614. 


Miserrimi homines sumus nostrum Deum expugnare tentantes, 
Szo wir vns doch der leusze, flochen!), mucken, flhien?) ete. 
nieht erweren mugen?). 


1) Alt. der flöch, Mittel. vlóch, bei Luther 1. Sam. 24, 15 der Floch = 
Floh. Weigand ], 547. 2) = Fliegen. 3) Erl. A. 57, 157, Först. u. B. I, 121. 


1015. 


Ebrea lingua per impietatem tota eontemnitur [585] aut forte 
desperatione artis!), Licet enim phrases et eonstruetiones tradi non 
possint, tamen grammatiee tradi possunt, etiamsi construetio variet, 
sed non verborum?), Sieut si dico, thu mir das nach, hoe est, 
imitative?) dietum, Si autem dieo, Ieh wils vor thun, darnaeh 
thu mirs nach, Hoe est proeessive?) dietum, Ita constructio variat 
verba, Et ego plus didici collatione leetionum*) quam per grammatieam 
observationem. Sine hae lingua nulla potest esse cognitio Seripturae, 
Nam et novum testamentum, quantumvis sit Graeee seriptum, tamen 
plenum est hebraismis, Ideo reete dixerunt, Ebreos ex fontibus bibere®), 
Graecos ex rivulis?, Latinos autem ex lacunis®), Ego nullus sum 
Ebreus grammatice?), nee volo quidem esse, quia non patior, me 
regulis eonstringi, sed libere versor in hae lingua, Quia quis!®) habet 
linguarum dona!!), tamen non ideo statim potest vertere in aliam 
linguam vnd interpretari, ists ein sunderliehe gotts gaben?) 


1) = Oder weil man vielleicht an der Schwierigkeit, die ihre Erlernung 
bietet, verzweifelt. 2) Hier steckt ein Fehler. Der Zusammenhang und die 
folgenden Worte ,ita constructio variat verba* zeigen an, dass wohl 
zu lesen sein wird „etiamsi constructio variet significationes verborum‘. 
Es lässt sich wohl denken, dass aus dem Compendium, mit welchem das Wort 
significatio nicht selten geschrieben wird, die corrupte Lesart sedi (= sed 
non) entstehen konnte. Dazu kommt, dass die lateinischen Tischr. in der That 
„nam constructio variat significationes verborum* haben. Der Eingang findet 
sich bei Bindseil I, 261, Rebenst. I, 1562 in folgender abweichenden weitläuftigen 
Fassung: „In vigilia Laurentij vesperi in horto Martinus Lutherus cum Matthia 
Aurigallo et Forstemio Hebraeae linguae professoribus multa con- 
tulit de utilitate et dignitate Hebraeae linguae, quae nostro seculo valde con- 
demnatur(?), fortassis impietate aut desperatione. Respondit Forste- 
mius, linguam Hebraeam grammatice optime posse tradi. Dixit Martinus Lutherus, 
pacte; et constructionem tradi non posse. Nam constructio variat 
significationes verborum, sieut apud Germanos ete.^ Dagegen heisst 
es in den deutschen Tisehr. Erl. A. 62, 313, Förstem. u. B. IV, 570 „Am Abend S. 
Lorenzen, im Garten, da M. Forstemius viel sagte vom Nutz und Herrlichkeit der 
ebraeischen Sprache, die itzt doch sehr verachtet wiirde, vielleicht aus einer 
Impietät und gottlosem Wesen oder aus Verzweiflung, dass man daran verzagte, 
und gab für, man könnte sie am besten aus der Grammatiea lernen; da sprach D. 
M. L.: „Die Phrases und Art zu reden, und Construktion, wie man die Wort zu- 
sammenfassen und reden soll, das kann man nicht geben, noch einen lehren, denn 
die Construktion ändert oft die Bedeutung der Wort, dass, wenn sie zusammen- 
gesetzt werden, viel ein Anders heissen und verstanden müssen werden, denn 
wenn sie einzeln und allein stehen; wie denn auch bei den Deutschen geschicbt. 
als, wenn ich sage: 'l'hu mir ff.* — Cordatus Lesart ergiebt folgenden Sinn „Die 





439 


hebräische Sprache wird aus Gottlosigkeit total vernachlässigt), 
oder weil man vielleicht an der Schwierigkeit, die ihre Erlernung 
bietet, verzweifelt. Wenn auch die einzelnon Gedanken und ihre 
Verbindungen sich auf didaktischem Wege (in dieser Sprache) nicht 
mitteilen lassen (weil sie nämlich dem Bereiche des individuellen Denkens an- 
gehören), so sind sie gleichwohl grammati sch (durch Stil und Satzlehre) 
lehrbar, wiewohl die Satzverbindung manchmal die Bedeutung der 
einzelnen Worte ändert ff.“ 3) So ist das ein Ausdruck, der bedeuten 
soll „Ahme mir nach“. 4) = So ist das ein Ausdruck, der vorher das Motiv 
andeutet, welches den zum Handeln Aufgeforderten bestimmen soll. Luther 
meint also „Derselbe Ausdruck thu mir nach hat in dem einen Falle die Be- 
deutung von imitor, in dem andern Falle in Verbindung mit dem vorhergehenden 
Ausdrucke Ich wils vor thun den Sinn von fac post me. So sieht man also, 
dass die Satzverbindung den Sinn der einzelnen Worte ändert“. 5) = Ich habe 
viel mehr (hebräisch) gelernt durch Vergleichung der verschiedenen Ausdrucks- 
weisen als durch streng grammatische Observanz, 6) Die Urquellen der Hebr. 
sind das alte Testament. 7) Die Büchlein der Griechen sind die Septu- 
aginta. 8) Die Pfützen der Lateiner sind die Vulgata. 9) Vgl. n. 955 
Note 3. 10) Wohl im Sinne von quisquis. 11) = Sprachkenntnisse (Sprach- 
talent) besitzt. 12) Vgl. „Ein Sendtbrieff von Dolmetschen und Fürbitte der 
Heiligen. D. M. Luther. Wittemberg 1530*. Vgl. auch Cordatus n. 963, 976—979, 
992, 995, 006, 997, 995, Zinkgref Apophthegmata I, 213. Leipzig 1693. 


1616. 


Septuaginta interpretes Ebreae linguae imperiti fuerunt, Ideo 
ipsorum tralatio vanissima est, etiamsi verba et orationes habeant!) 
980. Et Jeronimi tralationem eis praeferimus, etiamsi confiteamur, 
ilum non recte sentire, qui Jeronimum einen guten haebreum 
sehilt, Er thut yhm gewalt?), Habet tamen, quo exeusetur?), quod 
haee lingua post captivitatem Babilonieam adeo sit eorrupta*), ut 
instaurari non potuerit?) 


I) Die späteren Tischr. abweichend. Bindseil I, 261 ,Septuaginta interpretes 
huius linguae imperiti fuerunt, quorum versio est ineptissima, «quia literas et verba 
orationis neglexerunt, ut etiam Hieronymi ete.^ Nach Cordatus ist der Sinn „Die 
siebenzig Dolmetscher besassen keine Kenntnisse in der hebräischen Sprache. 
Daher ist ihre Uebersetzung gar nichts wert, wenn ihnen auch Worte und 
Wendungen genug zu Gebote stehen. 2) Die latein. Tischr. abweichend 
und nicht vollständig „ut etiam Hieronymi versio praeferenda sit, Wiewol wer 
Hieronymum einen Hebraeum schilt, der thut ihm gewalt. Nam post captivitatem 
D. ete.^ Die deutschen Aufzeichnungen „also, dass auch S. Hieronymi Version und 
Verdolmetschen ihnen fürzuziehen ist; wie wol, wer Hieronymum flir einen Ebraeer 
schilt, der thut ihm gewalt und Unrecht. Denn nach dem ff.“ 3) Diese Worte 
fehlen in allen späteren Aufzeichnungen. Nach Cordatus will Luther sagen „Selbst 
die Uebersetzung des Hieronymus pflegen wir ilmen vorzuziehen, wenn wir auch 
eingestehen missen, dass der nicht richtig urteilt, der Hieronymus für einen guten 
lebraeer hält. Mit diesem Urteile thut er ihm Unrecht d. h. er nimmt etwas für 
ihn in Anspruch, was ihm nicht zukommt. Indessen lässt sich zu seiner (des 


Ilieronyınus) Entschuldigung anführen, dass die hebräische Sprache ff. 4) n. 955 
(vil. Note 1) hiess es „Hebraea corrupta post Babilonicam (sc. linguam)". 5) Die 
späteren Tischr. weniger vollstind. Vgl. Bindseil I, 261 (Ende d. S.), Rob. I, 1562 


Erl. A. 62, 314 (Ende d. 8), 315, Fórstem. u. B. IV, 571. Ueber die Septuaginta und 
andere griechische Uebersetzungen des alten 'l'est, sowie über die Vulgata des 
Hieronymus spricht Luther ausführlicher Erl. A. 57, 3, 4, Först. u. B. I, 4, 5. 


1617. 
Si Moses et prophetae nune redirent, suam ipsorum linguam 
non essent intelleeturi, Adeo depravata est lingua haee, ut alia omnia, 


440 


quae vere Dei sunt, Et latinus sermo adeo corruptus est, ut neque 
Cieero intelleeturus esset, quae post haee tempora!) seripta sunt, si 
revivisceret?). 

1) sc. Ciceronis. 2) Bindseil I, 262 abweichend ,Si Moyses et Prophetae 
iam redirent, sua ipsorum verba ita detorta et depravata non intelligerent, Sicut 
et latinus sermo a Gottis est corruptus, ut Cicero et alij suo tempore viventes, 
si reviviscerent, illain linguam non intelligerent. Vgl. auch Rebenst. I, 1565, Erl. 
A. 62, 315, Fürstem. u. B. IV, 571, Cordatus n. 955. 


1618. 


Lyra!) prae alijs fuit optimus Ebreus et diligens veteris Testa- 
menti interpres, Ego si me ab integro huic linguae dedere?), eunsulerem 
grammatieos in primis optimos?) qualis est David Kimhi*) Mose 
Kimhi9) qui fuerunt syncerissimi, Deinde leetor fierem Mosi propter 
proprietatem, postea Davidem"), deinde proverbia, tandem prophetas, 
qui figurate loquuntur *). 
| )) Vgl. n. 679. Note 3. 2) Lies dederem. 3) Bindseil „Ego si nune 
Hebraeae linguae operam dare vellem, Grammaticos syneeriores consuleren, scilicet etc. 
4) David Kimchi um 1190, Sohn des um 1160 zu Narbonne lebenden Joseph 
Kimchi. Sein Hauptwerk ist eine hebräische Grammatik nebst Wörterbuch, welches 
wiederholt gedruckt ist, z. B. Constantinopel 1513, 1531, Venedig 1529 ff. — 5) Mose 
Kimchi, der ältere, nicht so bedeutende Bruder des Vorigen, Verfasser einer hehr. 
Grammatik, die ebenfalls öfter gedruckt ist, am besten unter dem Titel odanogia 
mit Erläuterungen von Elias Levita und Noten von l'Empereur Leiden 1631. 


Ueber beide Brüder vgl. Förstem. u. D. IV, 571, Note 6. 6) sc. legerem aus dem 
Ausdrucke „leetor fierem* zu nehmen. 7) Eine alte Hand hat lira an den 


Rand geschrieben. Vgl. mit dem Obigen Bindseil I, 262, Rebenst. I, 186b, Erl. 
A.62, 315, Förstem. u. B. IV, 571. 


- 


1619. 


Magna sunt dona linguarum, Ideo [587] non eurantur ab homi- 
nibus, et ut tantam a Deo eonserventur, omnino neeessarium est, Et 
deinde (ut omnes artes) a paucis et privatis personis orta sunt et 
oriuntur !). 

1) Bindseil I, 262 , Magna sunt dona linguarum, sed ab hominibus non curantur 
a Deo tantum servarentur (?), nam omnes artes a paucis et privatis hominibus 
iterum ortae sunt*. Vgl. auch Rebenst. I, 1865, Erl. A. 62, 315, Fürst. u. B. IV, 572, 
Cordatus n. 1317. Luther meint „Die Gaben der Rede und des Sprach- 
verstündnisses* (dona ling.) sind sehr wichtig — — und so (wenn sie nämlich 
von Gott erhalten w.) kamen und kommen sie deun aueh, wie alle Künste und 
Wissensehaften, immer nur bei wenigen und Privatpersonen zur Entwicklung und 
Erscheinung. 


1620. 


M. Joh. Forster!) querente, all sein gedeneken wurden Im 
zu ens ete. Vide supra ete.?) 


1) Magister Johanne Forster. 2) Nämlich n. 750. 


1621. 
Cum fides fidueia sit in natura miserieordem Deum, horrendum 
est, mundum eam contemnere, et eontra fidem putare, opinionem esse 
de Deo irato!) et tantum iusticiam exigente, et sicut mundus non vult 





441 


fidem, ita neque vult obiecta?) fidei, Charitatis et Crueis, nempe 
Deum, proximum, adversarium, quia putat hostem Deum, 
neminem reputat nisi se ipsum, et adversarium esse putat amieum, 
Ideo mundus primum illud de Deo et proximo praeceptum intelligere 
non potest, Sed necessario odit Deum et sua?), Verbum et sanetos 
eius, Se ipsum diligit et sua in omnibus, quaerit Diabolum et gloriam 
earnis et paeem eius). 


1) = Dass er (d. h. der Glaube) sich Gott nur als einen zornigen Gott — — 
denke. 2) Die Objekte. 3) Die Lesart ist nicht ganz sicher, wiewohl sua 
guten Sinn giebt. Müglicher Weise steckt in dem ,sedua*: — denn so bietet dio 
Handschrift, auch noch etwas anderes. Man vgl. aber im Folgenden „et sua in 
omnibus, auch das zweimalige eius. 4) Ganzabweichend dagegon, unvoll- 
ständig und teilweise nicht recht verständlich (vorausgesetzt, dass der 
Text der hallischen Handschrift richtig wiedergegeben ist) Bindseil I, 177 „Mundus 
non percipit fidem, charitatem, erucem, immo abhorret erucem sen malum, ignarus, 
quod sub ipsa fides et virtus Dei exereetur et ostenditur. GCharitatem fugit, quae 
propter Deum benefacit gratis. (Mit diesen Sätzen vgl. n. 1454). At inundus propter 
praemium, gloriam et retributionem benefacit, fidem ignorat, esse fiduciam neces- 
sariaın in gratiam Dei, sed arbitratur esse opinionem Deo exigentem iusticiam sie 
obiecta harum virtutum (?): 

Deum J Hunc hostem 

Non videt 4 Proximum Quia putat 4 Nullum esse nisi se ipsum 

Adversariun Hunc amieum. 
Corollario (— Angebinde) sequitur a mundo non intelligi hoc praeceptum: Diliges 
proximum tuum sicut te ipsum.  Necessario enim odit Deum, verbum ct sanctos 
pauperes, econtra quaerit Diabolum, pacem et gloriam carnis*.— Vgl. auch Reb. I, 952 
sowie Erl. A. 57, 311, Fürsten. u. B. 1, 240, wo das Obige, wenn auch mit manchen 
Zusätzen, so doch viel verständlicher als bei Bindseil sich findet. Cordatus Auf- 
zeichnung giebt den vortrefflichen Sinn: „Da der Glaube ein festes Vertrauen ist 
auf den seinem ganzen Wesen nach barmherzigen (ott, so ist es abscheulich, dass 
die Welt denselben verachtet und wider den Glauben meint, der Glaube stelle sich 
Gott nur als einen zornigen und Gerechtigkeit fordernden Gott vor, und gleich 
wie die Welt den Glauben nicht will, so will sie auch nichts wissen von den 
Objekten des Glaubens, der werkthätigen Liebe, des Kreuzes, nämlich von 
Gott, dem Nächsten und dem Feinde (d.h. dem Teufel), da sie ja Gott 
für ihren Feind hält, niemanden ausser sich selbst achtet, und den bösen 
Feind für ihren Freund ansieht. Daher kann die Welt jenes erste Gebot von 
Gott und dem Nächsten nicht verstehen, sondern sie hasst notwendigerweise Gott 
und das, was Gottes ist, nämlich sein Wort und seine Heiligen, sie liebt aber sich 
selbst und was ihr gehört in allen Stücken, sucht den 'l'eufel und den Ruhm des 
Fleisches und seinen Frieden*. Vgl. mit dem Eingange n. 1451. 


1622. 
Paulus et Joannes [588] in novo, Moses et David omnes 
excellunt in veteri Testamento, et novum excellit vetus, quia in hoc 
sunt promissiones, in illo autem exhibitiones!). 


1) Erfüllungen. Erl. A. 5$, 317, 31%, Förstem. u. B. II, 129? 


1623. 

Versatus sum in hoe vero Theologiae studio a 20 annis, nee 
tamen possum satis explieare driäm!) inter Legem et Euangelium, 
Ino nullus hominum hoe exaete novit, quando etiam Christus in horto 
ab Angelis monitus est Euangelij, Vana igitur est gloriatio Sehwer- 
merorum de sua eonsummata gratia ?). 


I) differentiam. 2) Die Worte von quando etium ete. hat die hallische 
Handschrift in folgender Form „Nee id mirum est, cum et Christus id nescierit in 


442 


horto, ab angelo Euangelium edoctus, in cuius tamen vertice columba, id est, 
Spiritus sanctus, recubuerat. ltaque vane gloriantur Schwermerij, qui putant se 
oumia devorasse ex unius libelli plagella“. Vgl. Bindseil I, 34 (Ende der Seite), 35, 
Rebenst. I, 195, Erl. A. 58, 321, Fürstem. u. $. II, 132. Letztere schliessen den 
Absatz mit den Worten „Darum sind die Schwärmer grosse, grobe, unverschámte 
Narren, die sich rühmen, sie verstehen und wissens Alles wohl, wenn sie nur ein 
Blättlin gelesen; meinen, sie haben den heiligen Geist gar mit allen 
Federn gefressen (!). Vgl. auch Erl. A. 58, 284, Fürsten. u. B. II, 102, wo sich 
ebenfalls dem Obigen Aehnliches in abweichender Form findet. 


1624. 


Deealogus est bonorum dei erga nos confessio et confessio 
malorum nostrorum erga Deum. 


1625. 
Summa servitus et summa libertas utrumque pessimum. 


1626. 


Fides, spes, eharitas differunt sicut intellectus, voluntas 
et opera externa, Ad fidem proprie pertinet!) veritas, error, 
haeresis, mala opinio?, Ad spem proprie pertinet tribulatio, 
erux, perieulum et eorum contraria, pax, gaudium, bona, Fides 
iudieat de doctrina, Spes sine fide dictante?) impingit [589] 4), Fidei 
est dietare*) et haeretieos vincere, Spei est pati, expectare, 
audere ete.9) 

1) Der Glaube hat es im eigentlichen Sinne zu thun mit ff. — 2) — falscher 


Wahn. J) — Die Norm vorschreiben. 4) = stüsst auf Hindernisse, stockt. 
Luther will sagen „Hoffnung ohne Glauben, der den rechten Weg vorschreibt, 


gelangt nieht zur Erfüllung". 5) — Die Aufgabe des Glaubens ist es, den 
rechten Weg vorzuschreiben. 6) Hierauf scheint sich das zu bezichen, was in 


den späteren Aufzeichnungen unter der Ueberschrift ,fides et spes differunt“ oder 
„Unterschied des Glaubens und der Hoffnung“ ganz abweichend und in viel 
weitläuftigerer Fassung sich Erl. A. 58, 377, Fürst. u. B. II, 176, Binds. 1, 60, 
Rebenst. 1, 34^ findet. So bietet z. B. die hallische Handschrift „Fides et spes 
differunt. Primo, subiecto, quia fides est in intellectu, spes vero in voluntate, sed 
haec duo separari non possunt: sieut duo Cherubin in propieiatorio. Secundo, 
officio, quia fides dictat, docet, estque notitia. Spes hortatur, excitat, audet, expectat, 
fert. 'lertio, obiecto. Fides verbum rei seu promissionem rerum, id ost, veritas, 
spes rem verbi, seu rem promissam spectat, id est, bonitas. Quarto, ordine. Fides 
prior est ante omnom tribulationem, initium vitae. Ebrae. 11. Spes posterior ex 
tribulationibus parta. Rom.5. Quinto, a contrarijs. Fides pugnat contra errores 
et haereses, iudicat spiritus et doctrinas. Spes vero pugnat contra tribulationem, 
erucem, et expectat bona sub malis. Ergo fides est prudentia in "Theologia et 
»ertinet. ad doctrinam. Spes vero est fortitudu in Theologia, et pertinet ad ex- 
iortationem ete.“ Stangwald bemerkt zu den deutschen Tischr. „Dieses ist 
genommen aus dem grossen Commentario D. M.L. über die Epistel 
zun Galatern, wie die Justus Menius verdeutschet*. Vom Winter 
1531 —1532 an beschäftigte sich Luther wieder mit dem Galaterbrief, den er 1519 
bereits zum ersten Male herausgegeben hatte, diese Ausgabe aber selbst für unge- 
nügend (Cord. n. 20) hielt. Die zweite Ausg. erschien 1535. Vgl. Köstlin II, 272, 308. 


1627. 
Si non erederem a Deo Ecelesiam simplieiter regi et conservarl, 
tamen ita, ut videtur, eam regit ot conservat, Man greiffts, quod non 
sit opus hominum. 





443 


1628. 
Episcopus Maguntinus!) est latro Eeclesiae, quia prosequitur?) 
Euangelium, Noch erhelt v. h. g.?) sein kirehen, et abscondit eam 
sub illo unieo velamine Credo. 


1) Albrecht v. Brandenburg. 2) Vielleicht persequitur. Hier sowohl wie 
am Ende von n. 1599 ist prosequi, welches allerdings zuweilen auch die Be- 
deutung von strafen, bestrafen haben kann, weniger richtig. Die Verwechs- 
lung mit persequi liegt nahe, weil die Compendien von per und pro sehr ähnlich 
sind. 3) = Unser Herr Gott. 


1629. 


Nobilis quidam mihi infestus semel dixit, Seit yhr der Heilig 
man? Lieber, wen yhr in himel kompt, steupt yhr mir nicht 
die augen, Cui ego, Mein lieber Junekher, Es mueht wol komen, 
das ich euch gern drein steupte, vnd ich euch nieht kundte 
erreichen). 


I) Ganz ähnlich Erl. A. 62, 214, Fürstem. u. B. IV, 41$, wo sich jedoch der 
Zusatz findet „als wollte er sagen: Ich werde Euch im Himmel nicht finden‘. 
Vgl. auch Zinkgref Apophthegmata I, 204. 


1630. 


Potentia, opulentia et authoritas est apud impios, Nos unum 
990] habemus, miserum Christum Schefflemini, den Haben wir 
yevor, nach dem sie nicht fragen, Habeant ipsi thesauros, illos 
terrae), nos eelestes habemus, Verbum, Saeramenta, ministerium, que 
non simus eos?) esse communia, sieut Ambrosius?) excommuniecavit 
Caesarem?) qui sevierat vietor in pueros et virgines?) Evocatus®) 
ab hostibus ex templo collem extendebat dicens, Hie sto, Hie moriar, 
stund wie ein seul, ein feiner mut?) 


1) Als Apposition zu fassen „Mögen sie ihre Schätze behalten, nämlich die 
der Erde®. 2) Hier stecken im Texte mehrere, jedoch leichtere Fehler. Man 
lese: que (= quae) non scimus eis esse communia d. h. woran sie (nämlich die 
impij) wie wir wissen, keinen Anteil haben. 3) Vgl.n. 28 Note 4. — 4) Kaiser 
Theodosius. 5) Theodosius liess 390 Tausende von unschuldigen Einwohnern 
der Stadt Thessalonich niederhauen, als dor Stadtprüfekt nebst einigen andern 
"Unterbefehlshabern dort ermordet worden war. In Folge dessen wies ihn der 
Bischof Ambrosius vor versammelter Gemeinde vom Altar zurück und zwang 
iln zu öffentlicher Kirehenbusse. Vgl. Kurtz Lehrbuch der Kirchengeschichte 
5. 121. 6) sc. Ambrosius. 7) Statt der letzen Worte „ein feiner mut* 
findet sich in der hallischen Handschrift Folgendes „Es ist ein bestendiger mann 
gewest vnnd hat ein frechen herrlichen mudt vnnd geist gehabett*. Die späteren 
Tischreden, besonders die Deutschen, in abweichender und weitläuftiger 
Fassung und mit vielen Zusätzen. So ist besonders zu erwähnen, dass 
sich in den deutschen Tischreden statt der Worte hic sto, hic moriar eine 
vollständige Rede findet, die Ambrosius vor „den Feinden, seinen Wider- 
sachern, des Kaisers Dienern und Amtlouten* hält. Diese ganze Rede scheint 
wir späterer Zusatz zu sein. Auch ist es nicht ganz unverdüchtig, wenn im 
laufe der Rede der Kaiser, der nicht anwesend war, mehrere Male angeredet wird. 
Man könnte dies ja als rhetorische Apostrophe gelten lassen, wogegen der trockene 
Ton der Rede spricht. In den latein. Aufzeichnungen ist der obige Absatz aus- 
einander gerissen. Die erste Hälfte (bis communia) findet sich Bindseil I, 26, 
und dann folgt in der hallischen Handschrift, was Cordatus n. 1569 hat. Die 
zweite Hälfte steht Bindseil I, 25, und es folgt darauf Cordatus n. 1631. Die 





444 


Anordnung der deutschen Tischr. stimmt mit Cordatus überein. Vgl. Reb. I, 14b, 
Erl. A. 59, 155, Förstem. u. B. II, 347. 


1631. 


Summarum mundus habet opinionem rerum praesentium, fides 
autem rerum futurarum certitudinem!) Mundo quando aliquid aceidit 
adversi, dieit, Non putaram, Fides autem, Seiebam erueem secu- 
turam fidem, Mundus est ille Epulo?), Lasarus est Christus?) 


1) = Die Welt legt nur Gewicht auf die Dinge auf Erden, die für sie von 
sehr grossem Werte sind, der Glaube hat aber Gewissheit über die zukünftigen 
Dinge. Doch ist wohl summam zu lesen. „Die Welt legt das grösste Gewicht ff.‘ 
2) Die deutschen Tischr. „Der reiche Mann, der Epicurer und Fresshals*, oder 
„der reiche Frass und Wanst“. Luc. 16, 19. 3) Die späteren Aufzeichnungen 
ganz abweichend. Die hallische Handschrift beginnt den Absatz mit folgenden 
Worten , Summa Summarum(!). Mundus habet opinionem, quae est rerum 
praesentium, et quidquid deinde evenit, dicit: non putaram. Fides vero est rerum 
futurarum et absentium. Ideo Christianus non utitur illa voce: non putassem etc. 
Die deutschen Tischr. noch abweichender , Summa Summarum die Welt bat 
allein den Wahn und Opinion, dadurch sie regiert und verführt wird, siehet nur an, 
was zeitlich und gegenwärtig ist, verstehet und weiss nichts Gewisses. Und wie 
es denn darnach geräth, so spricht sie, ich hätte es nicht gemeinet ff. Sie 
schliessen den Absatz „Die Welt aber und was in der Welt ist, lebet sicher dahin 
im Sause, in Freuden und aller Wollust, wie der reiche Mann, der Epieurer und 
Fresshals, der gónnet dem armen Lazaro, so für seiner Thür lag, nicht die 
Brücklin*. Vgl. Bindseil 57, 26, Rebenst. I, 14^, Erl. A. 59, 158, Fürstem. u. D. II, 348, 
auch Erl. A. 57, 296, Förstem. u. B. I, 225, wo sich das Obige ebenfalls, und zwar in 
anderweitig abweichender Form findet, der erste und letzte Satz jedoch etwas 
ähnlicher ist. 


1632. 


Qui non vult perdere beneficium, is non unquam bene faciat !), 
Est enim mundus ipsissima ingratitudo, quod videtur ingratitudine 
Judaeorum, qui tam cito eontemnebant maxima Dei beneficia ex 
Aegipto et deineeps?), et ingratitudine Christianorum, qua sunt 
in Deum patrem et filium pro nobis mortuum, Et nisi sint aliqui 
[591], qui eontemnant remunerationem, alioqui behalten wir nieht 
prediger, pfarner noeh kirehen, sed esto, quod mundo gratis 
serviamus, tamen Deo gratis non serviemus?), eui soli servimus, Haec 
est eonsolatio nostra magna). 
, . M)Diese sprichwörtliche Redensart auch Erl. A. 62, 471, Forst. u. B. IV, 719 
in folgender Form „Qui non vult perdere beneficia". Wir würden sagen „Wer 
keine Wohlthat will verschwenden, derunterlassessiezuspenden-. 
2) Wenn die Lesart richtig ist, so sind die Worte ex Agipto et deinceps als 
eine eigentümliche Brachylogie zu erklären im Sinne von , eduetionem ex Aeg. et 
quae postea (beneficia) seeuta sunt*. Die hall. Hdsch. abweichend „Nonne 
erat magnum, quod Israel orat per mare rubrum traduetum, quod adeo miraculose 
David summum hostem Goliath Gigantem pereussorat? Attamen tantorum mira- 
eulorum et beneficiorum Judaei illico sunt obliti". 3) Luther meint ,Wir hoffen 
von Gott den himmlischen Lohn zu erhalten. 4) Die lat. Aufzeichnungen erheb- 
lich abweichend und mit Zusätzen. Vgl. Bindseil I, 174, Rebenst. I, 93v. 


1633. 
Non obtrudet!) Deus peceata sua mortuis praedieatoribus, sed 
hoe eum gaudio dieet Christus?, Qui confessi estis nomen meum 
mundo, ego vos ete.?) 





445 


1) — Wird nicht anrechnen. 2) Matth. 10, 32. 3) Die latein. Aufzeich- 
nungen verbinden diesen Absatz mit dem vorigen auf folgende Weise ,-- — Esto 
mundo gratis serviamus, quia non propter opes aut honorem nostrum benefacimus, 
praedieamus aut patimur, sed Del causa et propter nominis sui gloriam, qui nos 
hilai vultu respiciet et corona immarceseibili ornabit, dicens: Quia confessi estis 
me Dominum, et nomen meum praedicastis, ihr habt recht gethan, ob ihr schon 
sünder seit gewest, das sehe ich nicht an, sondern das ihr an mich geglaubet habt 
vnd mir die ehre geben“ (!). Vgl. Bindseil I, 174, Rebenst. I, 93". 


1634. 


David ist ein trefflicher man gewesen, quod tam fortiter 
praedicavit contra filium!) eultum populi sui?), vnd hats doch nicht 
weren kunnen, potentia non potuit exterminare saerifieantes, false 
docentes etc, Et cum aliud non posset, Hat er v. h. g. ein lidlin 
gesungen psalmis?) 


1) Nämlich Salomo gegenüber bei seinem letzten Willen und Abschied. 
2) 1. Künige 2, 1 ff. 3) Die deutschen Tischr. beginnen dagegen den Absatz 
mit folgenden Worten „David ist ein trefflicher Mann gewesen, dass er hat dürfen 
offentlich reden, lehren, predigen und schreiben wider die Abgütterei und Gützen- 
dienst seines Volks, und hats doch nicht wehren können. Denn er hat gesehen, 
dass dieser Reopfert der ander falsch gelehret hat, und dere ist der grósste Haufen 
gewesen ff. Vgl. Erl. A. 60, 91, 62, 141, Forst. u. B. IIL, 105, IV, 412. In den deutsch. 
Tischr. findet sich das Obige mit dem verbunden, was Cord. n. 1254 hat. 


1035. 

Erasmus ita momus!) est, ut neque a nobis neque a pistis?) 
posset deprehendi, et iugiter fingit novas amphibolias, quae [592| 
adversus eum (nisi ut statuit Decretum) sunt interpretandae?), 
Si Christianus esset, senex nune!) non luderet in religione?). 


1) = uwuoc d. h. Spott. Häufig wird aber 4cuog schon bei den Alten 
personifiziert und heisst (rott des Spottes. Es ist daher wohl Momus zu 
schreiben, so dass Luther sagen will: Erasmus ist der reine personifizierte 
Spott, d. h.er ist einsolchabgefeimterSpütter, dass ff. Vgl. n. 1330, wo 
es von Erasmus hiess, er sei ein flexiloquus Vertumnus. 2) Lies papistis, 
was die hallische IIandschrift auch richtig hat. 3) Die hallische Handschrift ab- 
weichend und in weitläuftiger Fassung „Idem licebit mihi dieere de Erasmo, qui 
verus est momus, omnia ridens, ludit totam religionem et Christum, ut hoc melius 
praestet, die noeteque vocabula ambigua cogitat, ita ut libri illius a "Turca legi 
possint, cumque multa arbitratur se dixisse, nihil dixit. Omnia eius scripta quolibet 
trahi possunt, neque a nobis neque a papistis reprehendi (?) possunt, nis! amota 
amphibolia, quae a sacris literis, Caesaris legibus est interdicta. Dicit enim 
decretum: Qui loquitur aq ígoAa, contra ipsum esseinterpretanda. 
Si Christus et Euangelium Erasmo cordi essent etc.* 4) Erasmus starb 1537 im 
Alter von 70 Jahren. Wenn wir annehmen, dass Obiges 1532 oder 1533 gesprochen 
ist, so würde Erasmus damals 65 oder 66 Jahr alt gewesen sein. 5) Vgl. Binds. I, 
256, Rebenst. I, 1942, Erl. A. 61, 100, Förstem. u. B. III, 414. Nach Cordatus Auf- 
zeichnung will Luther sagen „Erasmus ist ein solch abgefeimter Spötter, das man 
ihm weder von unserer Seite noch von der der Papisten aus beikommen kann, 
und er sinnt fortwährend neue Zweideutigkeiten aus, die man (wenn sie sich nicht 
innerhalb des Rahmens des Dekrets bewegen) so deuten muss, dass sie den Stab 
über ihn brechen. Wenn er ein Christ wäre, so wlirde er jetzt als Greis in 
Religionssachen keinen Spott treiben. 


16306. 
go simplieiter loquar de Christo die: um Josu: 
Eg plieiter loq le Christo et dieam eum Josua!) 
Eligite vobis qnemeunque volueritis, ego et domus mea 


b. 


446 


manebimus eum Deo Israel ete, Quantum autem sit?) peccatum 
ludere Christum, sieut illi? qui dixit, Petrum dixisse, Menge sieh 
der Teuffelin den krig, Wasich sehllaeh, heilet er, hoe videtur 
ex eompassione totius ereaturae, quae dolebat, eum Christus blas- 
phemaretur in eruee?). 

1) Jos. 24, 15. 2) Von dem folgenden hoc videtur abhängig. 3) Nach 
den späteren Tischr. war es Erasmus. Vgl. den vorigen Absatz, der mit dem 
Obigen in enger Beziehung steht. Luther meint „Erasmus bewegt sich in 
Zwoeideutigkeiten, ich will deutlich von Christus reden ft, Erasmus spottet iiber 
Christus und hat damit, wie beispielsweise mit der erwähnten ihm zugeschriebenen 
Aeusserung, eine schwere Schuld auf sich geladen. 4) Sinn ,— — das lässt sich 
erkennen an dem Mitleid der gesamten Schöpfung, die sieh in Trauer hiillte, als ff. 
Die späteren Tischr. erheblich abweichend und mit vielen Zusätzen. 
Vgl. Bindseil I, 276, Reb. I, 194%, 1945, Erl. A. 61, 101, Fürst. u. D. III, 414. 


1037. 

Tempore apostolorum, item nostro, Euangelium fusius sparsum 
est et effieaeins praedieatum quam tempore Christi, Ideo et dixit!) 
Maiora faeietis, Ego?) sum granum synapis, Vos rami eritis, in 
quibus aves nidifieabunt, Ego in angulo Judaeae, vos?) praedieabitis 
in teetis orbis terrarum 4). 

1) Joh. 14, 12. 2) Matth. 13, 31, 32. 3) Matth. 10, 27. 4) Aehnlich bei 
Bindseil I, 35, Rebenst. I, 202, Erl. A. 57, 94, Fórstem. u. B. ], 72, 73. In sehr weit- 
läuftiger Fassung Erl. A. 55, 293, Fürstem. u. B. II, 109. 


1638. 


Certum est humanissimam eonversationem habuisse Christum 
eum Apostolis, Hatt yhn zu [593] tische gedinet ete.!) Des 
haben zu letzt die guten leute gewonct vnd lassen geschehen. 
Venit ministrare, Das haben sie yhm vergunnet, das exempel 
ist vns hoch gesteckt?) | 

] 1) Die deutsch. Tischr. „Er hat den Jüngern zu Tisch gedienet, eingescheukt. 
wie mir mein Famulus ft. 2 Abweichend und weitlüuftig die hall 
Handschrift. Bei Bindseil I, 11 „Sieut in Christi conversatione cum suis discipulis 
demonstratur, quae eonstat fuisse omnium iucundissima et familiarissima. Dan er 
hat sich sehr hoch gedemuttiget, «quod fieret homo similis nobis. Er hat deu 
Jungern tzu tisch gedienet, eingeschenckt, die fusse gewaschen, ihre schwacheit 
getragen. Dz (?) sein die Jünger als gutte einfeltige leutte tzu letzt gewenet, 
habens lassen gescheen, et ita Christus complevit suum officium, qui venit mini- 
strare, non ministrari. Er woltte knecht sein der gutte herr. Es ist ein hoch 
exempel, vnns eben hoch gesteckt, das sich der so hoch gedemüttiget vnd duldet, 
der die gantze welt mit einem finger het konnen vmbkeren. Vgl. auch Reb. I, 6^, 
Erl. A. 55, 62, Fórstem. u. B. I, 350. 


1039. 

Quando oeconomieum, politieum et heroieum ingenium 
eoneurrit in prineipe, is vere magnum donum Dei est, qualis erat 
Friderieus, qui pro sua gratia et ingenio!) politieus erat et heros. 
seeundum Claus Narren eonsilium etiam oeeonomus, Den er war 
selbs sehosser cte.?) 


.. 1) Der nach der ihm verliehenen Gnadengabe ein Staatsmann und eiu 
Kriegsheld war ff. 2) Dagegen die hallisehe Handschrift bei Bindseil I, 340 in 








447 


überaus weitläuftiger Fassung und abweichend „Ingens donum est 
bonus et prudens princeps, qualis fuit Fridericus Elector, qui vere 
fuit pater patriae, optime gubernavit, konnto süller vnd boden flillen, 
dartzu lies er grosse gruben auff dem felde machen, dieselbigenn mit vorradt tzu 
füllen, et quotannis 12000 fl. consumpsit acdificando, ot recensebat vero. novem 
arces ab ipso extructas esse, vnnd hat dennoch gelt genug, don er war selber 
sehósser iuxta eonsilium Claus Narrens. Nam suos praefectos et ministros 
Ad exactam rationem eoegit, Wan er gleich in ein schloss eintzog, so ass vnnd 
tranck, futtert er, als ein ander gast, botzalet alles fein rein abe, ne praepositi se 
exeusarent, tantum a principe consumptum esse. [Ideo suae regioni ingentem 
thesaurum. reliquit. Fuit enim heroicum et oeconomicum ingenium in 
eo, nune. vero. sunt. bodenn vnd gruben ledig gnug worden (N). Fuit autem ealli- 
dissimus ete. Dieselbe weitliiuftige Fassung Ex A. 61, 380, Förstem. u. B. IV, 223, 
Rebenst. I, 1677». 


1640. 


Den Fursten noeh yhren frawen gehets nirgend wie 
sie gedeneken, Sed qui privatus est, semper laetus esse potest, 
nisi Satan interrumpat paeem conseientiae eius, quam habet in Christo, 
Wen er sein aber szo vil wil machen?) 8zo sehenkt man 
yhm ein stab gen Rom?) das er viel von mir Ilatt mussen 
annemen. 

1) = Wenn er aber von sich so viel Wesens will machen, sich so viel heraus- 


nehmen will. 2) Vgl.n. 521, 1124. Derselbe Ausdruck in anderm Zusammen- 
.hange auch bei Lauterbach Tagebuch 8. 4. 


1641. 


Diabolus ist wie cin vogelsteller [594], qui omnibus avibus 
die helsz vmbreist, quas rapit, Sie sine omni dubio faeeret ommibus 
hominibus, si non obstaret ei Deus per angelos suos, Er behelt 
wenig, die locken vnd seine liedlin singen,.die doeh sein 
gefangen sein mussen?, Ich hoffe nicht, das er mieh in 
ein pewern?) werde setzen, Loriea verbi opus habet, qui vult ab 
eo?) tutus esse). 


I) Er behält (von den Vögeln) wenig, nämlich diejenigen, die locken und 
seine Liedlein singen, die, doch seine Gefangenen sein missen. Behalten hier - 


erhalten d. h. verschonen. 2) Bauer Mittelh. bür Vogelhauer, 
Müller I, 250. Die obige Form kann ich lexikalisch nicht belegen, Die hallische 
Handschrift beuerlein. 3) sc. a Diabolo. I) Mit abweiehendem Sehlusse 


Bindseil I, 220, Rebenst. 1, 117®. Die deutschen Tischr. zwar wit Zusitzen, aber 
im ganzen ähnlicher. Vgl. A. 60, 4, 5, Fórstom. u. B. HE, 43, auch Kummer 'l'isehr. 
bei Lauterbach S. 74, Erl. A. 57, 327, Förstem. u. B. 1, 253, wo sich ebenfalls Biniges 
aus dem obigen Absatze findet. 


1642. 

Qui seeurus est aut suis speeulationibus innititur, huie proximus 
est Sathan, et tantum verho vineitur et oratione, Dieser sehirm- 
sehlege!) gesteht?) er nicht?) 

1) Vgl. n. 00 Note I. — 2) lilt er nieht Stand, 3) Dagegen. Binds. I, 220 
‚Si quis seeurus suis. speeulationibus sine verbo. Del vagatur, illico decipitur. 
Ideo reluetandum illi verho et oratione, die schlesschlege (N) stehet er unns 
nicht. Sed. tamen. mox redit, si seeurl sumus*. Vgl. aneh Hebenst, 1, 1175, der 


für schiesschlege verständlicher „hase nostra armas, sellieet, spiritunlin® hat, Erl. 
À. 00, 5, Fürstem. u. B. III, 13 (Hier rlehtig Nehirimsehligoe). 


448 


1643. 


Sieut Satan est in inferno et D. G.) zu Dresen?), Ita habitat 
in eordibus impiorum agens et indurans eos, et si non haberet maiorem 
potestatem quam nostra eorpora vexare et perturbare opes?), szo were 
er noch kein teuffel, qui tantum ageret in terrenis et non in 
eoelestibus !). 

J Dux Georgius. 2) = Dresden. mn. 133, Note 6 hiess es Trasen. 
3) = Hab und Gut. 4) sc. rebus. Die hallische Handschrift abweichend 
„Neque Satan separandus est ab impijs, gleich als der teuffel in der helle et Dux 
Georgius tzu Dresten were, imo sathan in omnibus locis et eordibns induratorum. 
Si Satan non plus potestatis haberet, quam corpore et rebus aflligere, so wer er 
noeh kein teuffel, si tantum sollicitudine mundi nos vexaret. Er kann noch ein 
hoher kunst, da er nicht mit vns schertzet an der seelen*. Vgl. Bindseil I, 230, 
womit Reb. I, 1172, Erl. A. 60, 5, Forst. u. B. II, 43 ziemlich übereinstimmen. 


1644. 


In gente stulta!) furit?) quasi dieat maritus ad uxorem [595]. 
Wiltu dieh nieht recht halten, wil ich dieh lassen faren 
vnd die ergest hur fur dieh nemen, Ita induratio?) ct provoeatio 
Pharaonis?!) non est proprium Dei opus, sed alienum). 

1) Wie z. B. unter dem Volke der Aegypter. 2) sc. Satan. 3) Vgl. 
n. 1311. 4) Nümlich gegen das Volk der Juden. 5) se. opus Satanae. n. 1643 
und 1644 gehüren wohl zusammen. 


1645. 

Multi valde sudant, ut coneordent Jaeobum eum Paulo, velut 
etiam Philippus in Apologia!), sed non serio, Pugnantia sunt 
Fides iustifieat?) fides non iustifieat?) Wer die zusamen 
reymen kan, dem wil ieh mein pirreth?) auffsetzen, vnd 
wil mich yhn einen narren lassen schelten?). 

1) sc. sudat, ut — coneordet. Vgl.n. 1446, überhaupt n. 1442—1450.— 2) Rüm. 
3,28. 3) Jacob. 2, 24. 4) Vgl.n. 1024, Note 2. 5) Ganz ähnlich Binds. Il, 222, 
Rebenst. 1I, 202^, Erl. 62, 127, Fürstem. u. B. IV, 399. 


16406. 

Sieut apis animal natum ad eolligendum mel, habet tamen 
stimulum, Ita non est tam benigno animo praedicator, quem propter 
malitiam et ingratitudinem mundi non oporteat quandoque irasei et 
pungere !). | 

I) Dagegen Bindseil III, 116 weniger vollständig , Apis parvum est animal 
suave mel conficiens, hat dennoch einen stachel. Ita praedicator suavissimas habet 
consolationes, irritatus autem ad iram etiam mordet*. Vgl. auch Erl. A. 59, 199, 
Förstem. u. B. 11,379. Nach der obigen Lesart will Luther sagen ,— — So giebt 
es keinen Prediger, der so herzensgut würe, dass er sieh nicht mitunter wegen der 
Bosheit und Undankbarkeit der Welt genötigt sähe zu zürnen und wehe zu thun. 


1647. 


Ea est natura rationis, ut nihil aeque ci plaeeat, quam quod 
animo suo eognatum est [596] ), Ita fuit quidam, qui magnum iudicium 





449 


seripturae sibi vindieans dixit, Jhesum Syraeh tantum esse, ut 
Euangelij verba parum valerent ad doctrinam eius eomparata, Et cum 
iste liber bonus quidem sit Jurista, Legista et Oeconomieus?) ideo 
placet mundo, Quid autem est Euangelio eomparatus et scriptis Apo- 
stolorum? Quid enim mores ad verba vitae??) 


I) = Die menschliche Vernunft ist so geartet, dass ihr nur das zusagt, was 


ihr geistesverwandt ist. 2) — Und da nun dieses Buch wegen seiner staats- 
und civilrechtlichen und wirtschaftlichen Vorschriften vortrefflich ist. 
Legista n. 622, Note I. 3) = Denn was wollen Vorschriften über äusseres Ver- 


halten sagen gegenüber den Worten des Lebens? Die späteren Aufzeichnungen 
erheblichabweichend und mit einer Reihe von Zusätzen. Vgl. Binds. Il, 
217, Reb. II, 2008, Erl. A. 62, 135, Fürst. u. B. IV, 407. 


1648. 


Omnes diligunt et laudant Mosen et legem, Jhesum Syrach, 
sed tantum eatenus, quatenus legunt, Wens aber ans thun kombt, 
szo werden sie yhn feindt!) 

1) Bindseil I, 36 , Omnes homines legem Mosis et Hiesum Syrach diligunt et 
amant, eo quod bona praecepta habeant. Diligitur autem so lang, bis das es an 


vnns kompt, wan wirs thun sollen, so werden wir ihm feint, quia lex iram operatur *. 
Vgl. auch. Rebenst. I, 205, Erl. A. 58, 294, Fürstem. u. B. II, 110. 


1649. 


Lex ist ein klotz, weltz yhn hin, wo du wilt, szo bleibt 
er ein klotz!), nos?) iustifieat, Quid ergo torquemus?) nos et alios 
homines ad punetum Mathematieum probitatis!) volentes adigere, szo 
wir kaum ad physicam lineam?) komen? Nam mundus est mundus 
et manet mundus®). | 

1) Vgl. mit dem ersten Satze n. 74, wo es hiess ,(Legem) scriptam in 
quantum scriptam esse trunco similem, qui nisi motus non moveretur*. 
Vgl. auch n. 1668. 2) Lies non. 3) sc. eam. Luther meint in Bezug auf die 
vorhergehenden Worte ,weltz yhn hin, wo du wilt*: Was drehen wir es also hin 
und her, in der Absicht uns und andere ff. Die späteren Aufzeichnungen falsch 
‚Was martern wir uns denn mit der Tentation so ser ff.“ (Bindseil und fast 
gleichlautend auch die übrigen Tischreden). 4) = zur vollkommenen Recht- 
schaffenheit zu bringen. Ueber punctum Mathematicum und Physicum vgl. n. 459, 232. 
5) = Während wir kaum zum gewöhnlichen Grade derselben kommen. Bindseil 
wenig verständlich „Wir wollen alles secundum Mathematicam lineam et punctum 
haben wirs kaum ad physicam lineam konnen bringen“. Die deutschen Tischr. 
verständlicher „Wir wollens alles schnurgleich haben und zu Bolzen drehen, da 
wirs doch kaum können nur ein wenig zum Anfang bringen‘. 6) Abweichend 
Bindseil I, 36, Rebenst. I, 20*, Erl. A. 58, 325, Fürstem. u. B. II, 111. 


1650. 


Seortator etiamsi honestae coniugi sese societ [597], szol 
dennoch zu schaffen gnug haben!) Deus enim vindieat seor- 
tationem, Er gibt nieht?), ut dieas, Ein weib ist mir?) not, Ein 
weib wil ieh nemen, Ein pater noster mus man zu erst zu 
hulff nemen, Neque tantum propter neeessitatem, sed etiam vitae 
conservationem dueenda est uxor, Et de castitate hoc sentio, illum, 
qui hoe divinum donum habet, carere oportere omnibus fluxibus eto.) 


29 


450 


1) Die Handschrift hat „szol dennoch zu schaffen gnug geben haben*. Der 
Schreiber hat die Worte zu schaffen und geben selbst wieder gestrichen, 
letzteres wohl mit Recht, aber zu schaffen, welehes sehr gut in den Zusammen- 
hang passt, wohl mit Unrecht. 2) Luther will sagen „Gott teilt seine Gaben 
nicht deshalb aus, dass ff. 3) Hinter mir ist ein Wörtchen gestrichen. Vielleicht 
zu. 4) Ganz abweichend und mit Zusätzen Bindseil II, 356 „D. Martinus 
Lutherus dixit de G. Blanck iuvene summi ingenij et industriae, sed quis famosus 
esset propter insignem scortationem doluit eius vicem. Nam filia Coronariae 
eitaverat eum co die. Tune H. S. dixit: da solt er Ja wol betzalet werden. 
Respondit: wenn er gleich eine fromme niempt, er sol tzu schaffen 
gnug haben, quia Deus vindicatscortationem. Tune M. V. (Veit Dietrich). 
Ach wans einem nodt ist und licbet eine, nur flugs tzusammen. . Respondit 
D. Martinus: Ei lieber herr nempt doch tzuvor ein pater noster in die handt 
vnd tzu hülff Nam non tantum propter necessitatem, sed propter 
vitae consuetudinem ducenda est uxor. Ideo orandus est Deus pro bona 
coniuge. Ego credo, quando castitas debeat esse divinum donum, 
tunc omnibus fluxibus careat homo etc.“ Die deutschen Tischr. bieten 
dagegen Erl. A. 61, 257, Fürstem. u. B. IV, 113 „Ein Hurer, wenn er gleich darnacli 
eine Fromme nimpt, sprach Doctor Martinus Luther, so hat er zu schaffen gnug. 
dass er nicht wieder bezahlen muss; denn Gott straft Hurerei. Da sagte M. Veit: 
Ach, wenns einem noth ist und hat eine lieb, so rathe ich nur flugs zusammen. 
Darauf sprach D. Martinus Luther: Ei, lieber Herr, nehmt zuvor ein Pater noster 
zu Hülfe! Denn ein Weib nehmen, soll geschehen nicht allein umb der Noth 
willen, sondern auch darümb, dass man bei einander wohnen und leben muss. 
Darümb soll man Gott umb ein fromm Gemahl und Ehegatten bitten. Ich gläube, 
wenn Keuschheit soll eine Gabe Gottes sein, so muss ein Mensch ohne alle Fliisse 
sein (!!)*. Man sieht wiederum, wie es Cordatus nur darum zu thun gewesen ist, 
Luthers eigene Worte niederzuschreiben, und zu diesen werden gewiss auch 
die Sätze „Er gibt nicht, ut dicas, Ein weib ist mir not, Ein weib wil 
ich nemen* gehören, während wir diese in den späteren Tischr. in den Worten 
Tune M. V: „Ach wans einem nodt ist und liebet eine, nur flugs 
zusammen* wiederfinden! 


1651. 


Cogitationes anxiae et quae iunctae sunt tristieiae, sunt 
eertissima arma mortis, Ossa enim exiecant, Tales eogitationer 
plus me vexaverunt quam omnes inimici et labores mei, 
Ad has propellendas nihil ideo feci?, Etiam in eomplexus 
veni Coniugis, ut saltem ille pruritus aufferret illas eogi- 
tationes Satanae?) sed eonsolationem non admittimus?), adeo est 
vitiata natura nostra, Laborandum tamen est omnibus modis, ut vehe- 
mentiore aliquo affectu pellantur *). 


1) Galt es sie zu vertreiben, so richtete ich daher nichts dagegen aus. 
2) — Ich bin sogar dazu gekommen meine Gattinzuumarmen, dauit 
wenigstens das hierdurch erregte Gefühl der Lust (ille pruritus) diese 
satanischen Gedanken hinwegschaffte. 3) = Flir Trost sind wir aber 
nicht zugänglich. 4) sc. illae cogitationes Satanae. Luther meint, wir miissen gleich- 
wohl auf alle Weise darnach streben, dass die Satansgedanken durch irgend welche 
heftigere Gemütsbewegung verscheucht werden. Die hallische Handschrift bietet 
bei Bindseil IT, 299 im Gegensatz zu Cordatus Aufzeichn. Folgendes „Cum Doctor 
Martinus colloqueretur eum alijs, uxor eius surgens de mensa et secedens incidit 
in ovvxonnv, cumque ad se redijsset, interrogavit eam Doctor de cogitationibus 
suis. Ibi multa insignia et perniciosa recitabat, quae sunt certissima arma 
mortis, schissen gewisser nach dem hertzen, denn irgent ein pfeil noch bnchse. 
Exiccant enim ossa. Nam hae pessimae cogitationes me plus vexa- 
verunt quam omnes mei infiniti labores. Quoties meam uxorem 
eomplexus sum, nudam contrectavi, ut tantum sathanae cogitationes 
illo pruritu pellorem! Es wil aber nichtes daraus werden, nolebat 
cedere. Nam Satan auctor mortis naturam nostram ita conspurcavit, ut 


451 


consolationem non admittamus. Quisque igitur sathanicas illas cogi- 
tationes alijs cogitationibus, ut de puellapulchra, avaritia, ebrietate ete, 
pellere potestet vehementiore aliquo affectu pellere potest, huie suadeo *. 
Ebenso mit wenigen Abweichungen Rebenst. II, 225^. Doch ist es von Wichtig- 
keit, dass bei diesem die bedenklichen Worte von quoties meam 
uxorem - — - cedere sich nicht finden. Die deutschen Tisch., die sonst 
mit den latein. übereinstimmen, bieten Erl. A. 60, 110, Frstem. u. B. Iii, 122 die- 
selben ebenfalls nicht, dafür aber Folgendes „Ich habe oft sonst andere 
Händel fur mich genommen den Satan damit zu vertreiben; es wollt 
aber nichts draus werden, er wollt nicht weichen noch aufhören. 
Offenbar nahm man an jenen fatalen Worten Anstoss und substituierte 
andere an Stelle jener, die man in dem den deutschen Tischreden zu Grunde 
liegenden lateinischen Texte vorfand. Nach Cordatus Aufzeichnung erscheinen 
Luthers Worte jedoch in einem ganz anderen Lichte. Darnach meint er 
‚Ich bin sogar dazu gekommen meine Gattin zu umarmen (wie oft — davon ist 
keine Rede!), um durch das dadurch erregte Lustgefühl die Satansgedunken zu 
vertreiben *, während nach der hallischen Handschrift der Sinn ist „Alle Augen- 
blieke habe ich dies und anderes damit Verwandtes gethan (nudam 
eontrectavi, ein terminus technicus für unzlichtiges Betasten (!)! Auch 
mag noch darauf hingewiesen werden, dass das Wort etiam sowie das Perfektum 
veni bei Cordatus doch ganz gewiss nicht auf eine oftmalige Wiederholung hin- 
weist. Ferner sind die Worte der lat. Tischr. ut de puella pulchra, 
avaritia, ebrietate etc., die bei Cordatus ganz fehlen, in den deutschen 
Tisehr. aber wiederum durch andere unschuldigore ersetzt sind 
von gegnerischerSeite als Zeugnisse flir Luthers bedenkliche Moral 
wiederholt ins Feld geführt. Vgl.z. B. Janssen, Geschichte des deutschen 
Volkes I, S. 156, Evers, Katholisch oder protestantisch, Hildesheim 1581, S. 375. 
Beiden Gegnern Luthers scheint der 'llext der hallischen Handschrift bei Bindsell 
nicht bekannt gewesen sein, sonst wlirden sie sich ganz gewiss die gln«tige 
Gelegenheit nicht haben entgehen lassen jenen (oben citierten) bedenklichen späteren 
Zusatz der latein. lischr., quoties meam uxorem ete., der bei Rebenstock fehlt, 
als ein Hauptargument gegen Luthers Moral zu verwerten. Während es bei Janssen 
heisst „Für die im Gewissen Beängstigten sei, sagte or, das hauptsüchlichste 
Heilmittel an Christus zu glauben und ihn anzurufen, aber er empfahl 
auch den Frounden noch andere Mittel, wie .er im Zustande der Anfechtung, 
Traurigkeit nnd Verzweiflung sie selbst mit Erfolg erprobt habe, nämlich, man 
solle reichlicher trinken, spielen, scherzen, ja selbst dem Satan 
zum Trotz eine Sünde thun; man solle die satanischen Gedanken 
dureh andere Gedanken zu vertreiben suchen, an ein schönes Mäl- 
chen, an Geiz oder an einen Rausch denken oder sich in einen 
heftigen Affekt des Zornes versetzen*, übersetzt Evers nach Reben- 
stock also „Jeder, der jene satanischen Gedanken (die Gewissensbinse) 
dureh andere Gedanken, wie an ein schünes Mädchen, durch Geiz, 
Trunkenheit ff. vertreiben kann oder durch einen heftigen Zorn- 
affekt, dem rathe ich dazu. Gleichwol ist dies das höchste Mittel an 
Christum zu glauben und ihn anzurufen*. 


Es ist klar, dass der letze Satz, vielleicht absichtlich, zwel- 
deutig gelassen ist. Der lateinische Text bei Rebenstock ( - - Quamvis 
hoe summum est remedium, in Jesum Christum eredere illumque invocare, ille 
enim venit ad consolandum et vivificandum ete.) lässt freilich tiber den Sinn nicht 
in Zweifel Es ist zu verstehen, und Janssen hat dies auch richtig heraus- 
gefunden — ,Indessen besteht dashuuptsüchlichste Hellmittel (gagon 
jene satanischen Gedanken) darin an Christus zu glauben und 
ihn anzurufen. Denn er ist gekommen zu trüsten und lebendig 
zu machen*. Evers letzten, auch noch durch den Druck horvor- 

ehobenen Satz wird mun aber auch so verstehen können ,Gloichwohl 
nämlich andern Mitteln gegenüber) ist dies (nimlich das Vertreiben der 
satanischen Gedanken durch undere unmoralin»che Gedanken) dan 
höchste Mittel an Christus zu glauben undihnanzurufen, benondern 
da die folgenden Worte flle enlm venit ete, fortgelunneon werden. 


Schon oft hätte an der Hand der Aufvelehnungen den Cordatun 
der Beweis gefiihrt worden können, wie wenig berechtigt manche 


2u7 


N 


452 


Angriffe sind, die von gegnerischer Seite — man vgl. namentlich 

das erwühnte Buch von Evers — gegen Luther gerichtet werden, 

da sie sich zum grossen TeileaufspütereZusützeund Entstellungen 

der lateinischen und deutschen Tischreden, aber nicht auf Luthers 

eigene Worte stützen. Der obige Absatz ist ein eklatantes Beispiel 
avon! 


1652. 


Omnes tristieiae sunt diabolieae [598], quia Christus, in quem 
eredimus, venit ad consolandum et miserandum, Ideo in tristicia 
invocandus est spiritus sanctus, Der ist der trotz!) mortis et peri- 
eulorum, Si est tristicia de morte, die, Non moriar, sed vivam?) 
et siliam®), At lieber Gott, art.*) fidei wil nicht ein?) Ideo tot 
aeeidunt tristiciae®), Saepe mihi irascor, quod toties praelegi, 
praedieavi, scripsi de vincenda hac tentatione, et temptatus 
non possum extinguere tristicias?), Sed Seriptura dieit, Laeta- 
mini in Domino?*) 

1) = Widerstand, Schutz gegen. Vgl. n. 109, Note 1, n. 661, Note 3. 
2) Psalm 117 (118), 17 , Non moriar, sed vivam et narrabo opera Domini (Vulg.). 
3) Lies saliam — Ich will springen vor Freude, d. h. frohlocken. Vgl. den 
Schluss des Absatzes, auch n. 615 „Haben einen sprung gethan aus diesem elend 
in vitam aeternam *. 4) — articulus. 5) — Findet nur schwer Eingang. Vgl. 
n. 650 Note 1. 6) — Deshalb kommen so viele Fülle von Traurigkeit vor. Doch 
ist accidere hier wohl nicht in bildlichem Sinne zu nehmen, sondern im eigent- 
lichen, so dass Luther sagen will, „Deshalb tritt so viele Traurigkeit an uns heran 
(fällt uns an)“. 7) = Und dass ich, wenn die Versuchung an wich herantritt, 
nicht im Stande bin, die Geister der '[raurigkeit zu verscheuchen. 5 Psalm 31 
(32), 11 und an anderen Stellen. Die hallische Handschrift bei Bindseil II, 300 mit 
folgendem abweichenden Eingange: ,Quamvis hoc summum est remedium Credere 
in Hiesum Christum. Nam ille venit ad consolandum et vivificandum. Ergo omnes 
tristiciae sunt diabolicae, adhibendus est Spiritus sanctus, animosus ille contemptor 
mortis et periculorum, derselbige ist der trotz, wie du wilst, du must sterben. 
Respondeo: Non moriar, sed vivam. Nam ubi Christus est, ibi gaudium est, pax etc.“ 
Vgl. auch Rebenst. II, 225*, Erl. A. 60, 110, Förstem. u. B. III, 122. 


1653. 


Esto multas vexationes patiaris, Las hingehen, Nam neces- 
sariae et utiles sunt nobis, ut virtus infirmitate perfieiatur!), Vide 
pusillanimitatem patriareharum, prophetarum, Apostolorum, Quid nos 
essemus infirmissimi in hoc ultimo et pessimo seculo, in 
quo tota impietas regnat et fervet?) et languent pij?), Per 
Christum et orationem eiusmodi cogitationes sunt pellendae, et verbum 
Dei fugat tristiciam *). 


1) Die deutschen Tischr. in weitlüuftiger Fassung ,Ein Christ soll ein ftóh- 
lich Mensch sein; da wir gleich viel Plagen missen leiden und wol zu 
martert werden von aussen und von innen, beide von der Welt und dem Teufel, 
so lass immer hingehen, sei getrost und rufe Gott an und hab Geduld, der ist 
ein Nothhelfer, wird dich nicht trost noch hülflos, noch stecken und verderben 
lassen in der Anfechtung. Denn sie sind gut und noth, auf dass Gottes 
Kraft in unser Schwachheit stärker werde ff. (!)) Die latein. Tischr. haben 
nur den Zusatz ,Ein Christen sol ein frolich mensch sein*, und stimmen sonst mit 
dem Obigen überein. 2) — Sich breit macht. 3) Die hallische Handschrift 
unvollständig ,Vide pusillanimitatem sanctorum Patriarcharum, Prophetarum, Aposto- 
lorum, was solten wir infirmissimi, ubi impietas fervet et pij plane languent*. 
4) Sämtliche späteren 'ischreden bieten statt der letzten beiden Sätze nur „Deus 











458 


tamen suam Ecclesiam mirabiliter servat*. Vgl. Bindseil IT, 300, Rebenst. II, 226», 
Erl. A. 60, 111, Förstem. u. B. III, 123. 


1654. 


Euangelium tantum pertinet ad tristia corda, rude vulgus 
et securi tantum ad Legem pertinent!) [599], Lasz sie faren mit 
sampt den allten schelmen, qui in visitatione responderunt nobis 
Hey, mein kind zu haus kan wol beten, Putant orationem tantum 
opus esse externum, non Religionem. 


1) Vgl. n. 815. 


1655. 


Verbo Dei et artieulis Justificationis tristiciae sunt pellendae, 
Exemplum legitur in Eecclesiastiea historia, quod Julianus!) volens 
probare fidelium militum suorum?) eonstantiam iussit eos eapite plecti, 
Qui eum edueerentur, unum iuvenem inter se habuerunt, rogantes?), 
nt primo pleeteretur, Qui eum laetus collum extenderet lietori, iussus 
est fieri liber, Qui surgens dixit, Ach bin ich den nieht wird?) ge- 
wesen von meins Hern Christi wegen zu sterben? Sie vin- 
eitur tristicia et ipsius quoque terrores mortis). 

1) Julianus Apostata von 361—363. 2 — Seiner christlichen Soldaten. 


3)Liesrogantem. — 4) — wert, würdig. Bei Luther sonst werd. Weigand II, 1097. 
5) Mit Zusätzen Erl. A. 59, 34, Fürstem. u. B. II, 254, 255. 


1656. 


Ad doetorem pertinet docere et pugnare leren vnd weren, 
Erasmus neutrum facit, sed est amphibolieus, id est impius derisor 
Religionis !). 

]) Vgl. dagegen Bindseil I, 250 ,Deinde multa dixit de Erasmo professus: 
Nach meinem tode solt ihr sagen, Erasmum esse impijssimum, si vixero, 
wil ich mich an ihn machen, eius enim insidiae non sunt ferendae, sapere videtur, 
ridens nos tanquam truncos et somnolentos. Amphibola loquitur, ne cor- 
ripiatur, ut suo novo Catechismo tentat. Illa amphibolia nihil promovet, sed 
perdit. Ideo ad Doctorem pertinet nohren (? vnnd wehren docere et 
confutare. Vgl. auch Rebenst. I, 196^, Erl. A. 61, 102, Förstem. u. B. III, 415, wo 
es zum Schluss heisst „Einen Lehrer gebührt, dass er gewiss lehre, nähre und 
wehre*. Die Verbindung nehren und wehren Bindseil III, 119, Erl. A. 59, 207, 
Fürstem. u. B. II, 355. 


1657. 
Das Vater [600] vnser bindet die leute innander, Ideo 
fit fortissima oratio !). 


1) Die deutschen Tischr. abweichend „Das Vater Unser bindet die Leute 
zusammen und in einander, dass Einer für den Andern und mit den Andern betet, 
und wird stark und gewaltig, dass es auch den "lod vertreibt“. Vgl. Erl. A. 59, 33, 
Försten. u. B. II, 254. 


1658. 


Das wilich hinter mir lassen!), dasieh Christum meinen 
Hern allein fur meinen hern wil halten non tantum fide et 


454 


scriptura, sed etiam experientia, Den er hatts an mir beweist?) 
Rem habeo et experientiam cum Seriptura?), Aber warlich es ist 
mir sawr worden‘). 


1) Das will ich einst der Welt als Vermächtnis hinterlassen. Doch ist wohl 
zu verstehen „Davon (dass ich Christus für meinen alleinigen Herrn halten will) 
will ich nicht weiter reden“. 2) d.h. er hat bewiesen, dass ich jenen 
Willen wirklich habe. 3) = Ich habe somit den faktischen Beweis, die selbst- 
gemachte Erfahrung und zugleich die heilige Schrift für mich (wodurch bestätigt 
wird, dass ich jenen Willen wirklich habe). 4) d. h. meinem Willen diese be- 
stimmte Richtung zu geben. Ganz ähnlich Bindseil III, 165, wo das Obige ohne 
irgend einen Grund mit dem verbunden ist, was von der Hochzeit des Stadthaupt- 
manns Hans Metzsch und seinem darauf folgenden Besuch bei Luther, der ihm bei 
dieser Gelegenheit die Absolution erteilte, erzählt wird. Vgl. auch n. 1569 nebst 
Noten, sowie Erl. A. 58, 20, 21, Fürstem. u. B. I, 318. 


1659. 


Pugna Ecclesiae est omnium difficillima, quia non est cum 
carne et sanguine, sed eum nequitijs spiritualibus !), Caro auffert eorpus, 
agros, liberos, At spiritualis nequitia animam auffert et Deum ipsum, 
salutem aeternam et omnia bona coelestia?, Haee pugna fecit, das 
mir die nachtstreit eum Diabolo vil mehr leids haben gethan?) 
denn diurnae lites eum Papistis et Sechuermeris*). 

I) Die latein. Tischr. „sed contra spirituales nequitias in coelestibus", die 
deutschen Tischr. ,sondern mit den bösen Geistern unter dem Himmel“. 2) Die 
Worte „et omnia bona coelestia^, die in den späteren Aufzeichnungen fehlen, sind 
in der Handschrift doppelt geschrieben. 3) Bindseil „darumb haben mir die nacht 
streitte viel mehr leidens angeleget“. 4) Abweichend Binds. II, 290, Reb. II, 221b, 
unvollständig Erl. A. 60, 104 (Ende der S.), Fürstem. IIT, 115. In allen spät. Tischr. 
ist das Obige mit dem verbunden, was Cordatus n. 716, 717 hat. 


1660. 


Non esset bonum nos seire Angelorum eustodiam tam dili- 
gentem ae fortem [601] esse pro nobis, Den wir wurden faul, 
auch wol vertzagt, si videremus unum Diabolum tot negotia facessere 
multis angelis. Ideo seriptura dieit tantum N), Angelis suis mandavit 
de te?), quasi dieat: non?) sis sollicitus neque dubites aut desperes, 
Certum est enim te tuerit) per Angelos, Quomodo autem hoe fiat, ne 
gollieiteris de modo). 

|l) = Nur so vicl. 2) Psalm. 91, 11, Matth. 4, 6. 3) Für ne sis. 
4) Passivisch gebraucht. 5) sc. de eo modo. Luther meint „Darum sollst du 
dich nicht kümmern. Die hallische Handschrift init folgendem Schluss ,Certum 
est, quod angeli te tueantur, noli aliter cogitare aut esse sollieitus, quomodo id 
fiat, aut quam acriter te propugnent“. Vgl. Bindseil I, 106, Rebenst. II, 1035, Erl. 
A. 59, 257, Fürstem. u. B. III, 2. 


1661. 


Non est, ut interrogemus, quare tanto odio flagret in nos Sathan. 
Sed respieiamus D. G.!) et alios hostes Euangelij, qui omnes quam 
ardent nobis nocere! 


1) Ducem Georgium. 





455 


1662. 


Keiner unterstehe sieh etwas!), nisi voeatus, Est autem 
duplex vocatio, Divina, quae est fidei, Altera charitatis?), quae fit ab 
aequali?) ut si adiutor meus!) me roget, ut pro eo predicem ?). 


1) Hier im Sinne von auf sich nehmen, unternehmen. Nach diesen 
Worten hat die Handschrift noch das er nicht kan, die jedoch vom Schreiber 
selbst wieder gestrichen sind. 2) Die Worte altera char. stehen doppelt 
geschrieben im Manuscript. 3) = Die von einem Standesgenossen ausgeht. 
4) = Ein Amtsbruder von mir. 5) Ganz abweichend Bindseil I, 22 „Est 
autem vocatio duplex, immediata, quae per solum Deum miraculis confirmatur, 
mediata, quae etiam est duplex, quae fit ab superiore, et ea est vocatio 
fidei, vel est vocatio charitatis, ubi ab Ecclesia et aequalibus ad con- 
eionatorem aliquis eligitur. Utraque vocatio necessaria est ad confirmationem con- 
scientiarum. Nemo igitur eam tentet, nisi fuerit vocatus". Vgl auch 
Rebenst. I, 125. In den lateinischen Tischr. biidet das Obige die Schlusssätze eines 
Abschnittes, der die Ueberschrift trägt ,e ministerium ecclesiae et vocatio ministrorum". 
Die deutschen Tischr. bieten das Obige wie Cordatus als selbständigen Absatz, 
stinmmen auch sonst mehr mit ihm überein. Vgl. Erl. A. 59, 193, Fürst. u. B. II, 367. 


1663. 


Qui hie!) Theologiam studuerunt, possunt bona conscientia a 
Visitatoribus rogare ministerium?), quia, qui Episcopatum?) desi, b o 
desiderat*), Neque [602] is se intrudit*), quia stat in arbitrio Visi- 
tatorum eum dignum censere aut reijcere®). 


1) In Wittenberg. 2) — Ein kirchliches Amt. 3) — Ein Hirtenamt. 
4) So die Handschrift. Die Form desi. steht am Ende der Zeile. Mit Wahr- 
scheinlichkeit zu lesen desiderat, bona non desiderat d. h. dem ist es nicht 
um (irdische) Güter zu thun. 5) — Drüngt sich nicht auf. 6) Hierauf scheint 
sich das zu beziehen, was die späteren Aufzeichnungen, Bindseil colloq. I, 22 (Ende 
der S.), Rebenst. I, 12» (Ende der S.), Erl. À. 59, 193, Förstem. u. B. II, 367 (Ende 
der Seite), in ganz abweichender und weitläuftiger Fassung bieten. 
Einzelheiten anzufiülhren ist unmöglich. 


1664. 

Salva conscientia potest aliquis meliorem conditionem vocatus 
assumere, non obstante seandalo illorum, qui dieturi sunt, eum sua 
quaerere! Non enim sumus eis obligati, quemadmodum neque ipsi 
volunt nobis obligati esse, Voeari quidem debemus, sed et voeatos 
oportet manere liberos, Man sol vns die freyheit nieht nemen. 

!) Mit gutem Gewissen kann jemand, wenn er berufen ist, eine bessere 
Pfarrstelle annehmen, ohne sich durch das ürgerliche Gebaren solcher Leute beirren 
zu lassen, die wohl sagen, er habe nur seinen Vorteil im Auge. 


1065. 
Multi multa loquuntur de spiritualibus, vnd ist doch noeh 
keiner gewest, qui pure Christum praedieasset, Gehen alle vmb- 
her, wie ein katz vmb ein heisszen brey!) 


1) Vgl. „drumb gehet er vmbher wie die katz vmb den heissen brey“. Vom 
Abendmal Christi 1525. bij. 


456 


1666. 


Demoniaei!) sub papa non sunt liberati virtute exoreistarum ?), 
den sie habens nieht mit ernst gemeint, Es mus virtus Dei 
thunn et non haee verba, Exi tu male spiritus, Vnd sein leben 
mus einer dran setzen, quia sine terrore gehts nieht abe, Sie 
sensit Christus, virtutem de eo exivisse ete.) Demonium [603] eijeitur 
aut Ecelesiae oratione, quae conneetit orationem, vel ab aliquo forti 
in spiritu, Quod signo dato*) visus5) est exire, mendacium est ad 
plures spiritualiter deeipiendos, Paulus?) vocat talia prodigia men- 
dacij ?), ut quod pellantur demones ad Campanulam Saneti Cyriaci?) 
auditam 9) 


1) Die von bósen Geistern Besessenen. 2) — Durch die Kraft der Be- 
schwürer. 3) Marcus 5, 30, Luc. 8, 46. ) — Auf ein gegebenes Zeichen. 
5) se. daemon. Vgl. am Schlusse „pellantur daemones". Luther will sagen „Dass 
es aber den Anschein gehabt hat, als wenn er auf ein gegebenes Zeichen hin aus- 
fahre, das ist ff.“ 6) 2. Thess. 2, 9. 7) Paulus nennt dergleichen lügenhafte 
Wunderzeichen. . S) Nach den deutsch. Tischr. ist gemeint die Klosterkirche 
von Sankt Cyriac zu Weimelburg d. h. Wimmellburg im Mansfelder 
Seekreise. Die älteste Urkunde vom 10. Aug. 1121 nennt das Kloster cenobium 
Wimodeburgense auch monast. sancti Cyriaci martiris Chr. Sinn: 
„Wie wenn z. B. büse Geister ausgetrieben werden sollen auf den Klang der 
Klosterglocke von Sankt Cyriac". In den deutschen Tischr. Erl. A. 59, 316, 317, 
Förstem. u. B. III, 24, 25 findet sich der letzte Satz des Obigen in folgender Weise 
commentiert: „Also begab sichsauch in Sanet CyriacKircheim Kloster 
zu Weimelburg, nicht weit von Eisleben gelegen, dahin ein grosse 
Wallfahrt und Zugelauf war, dass ein Mönch, ein guter Zechbruder, einen 
besessenen Menschen gebot, dass er den Mund aufthät, ihn zween Finger liess 
hinein legen, und ihn doch nicht beissen sollt. Das geschach also. Auch gebot 
er dem Teufel, dass er sollte ausfahren, wenn man Sanct Cyriac Glócklin läuten 
würde. Das thut der Schalk auch, auf dass er das arme Volk in dem Wahne und 
Irrtume stürkte, dass Glócklin würe so heilig, dass der Teufel zu seinem Klang 
ausfahren musste, und also den Glauben an Christum gar vertilgete“. Die deutsch. 
Tischr. (in den lateinischen fehlt der Absatz) in sehr weitläuftiger Fassung 
und erheblich abweichend. So haben z. B. die Worte quod signo dato — 
decipiendos zu folgender Redaktion Veranlassung ge eben „Dass aber der 
Teufel ausgefahren ist durch papistischer München und Pfaffen Beschwüren und 
ein Zeichen nach sich gelassen, etwaGlasscherben oderein Fenster 
ausgestossen oder ein Stick von der Mauer gerissen, das hat er gethan, 
die Leute zu äffen, die nicht anders wussten, er wäre ausgefahren, weil er den 
Besessenen ferner nicht plagte; Alles der Meinung, dass er nachmals durch solch 
Spiegelfechten oder gar auf ein ander Weise, nemlich geistlich, die Leute besitzen 
möchte und sie in ihrem Aberglauben stürken* (!!). Die Glocke der erwähnten 
Klosterkirche, dessen Klang Besessene heilen sollte, stand in einem solchen Rufe 
der Wunderthätigkeit, dass täglich grosse Scharen von Leidenden auf den umliegen- 
den Höhen sich lagerten, um dureh den Glockenklang zur Zeit der Vesper geheilt 
zu werden. Die berühmte Glocke hat 1680 bei einem Brande ihren Untergang 
gefunden. Vgl. Grössler in der Zeitschrift des Harzvereius II, S. 36. Die Reste 
der ehemaligen Klosterkirche dienen jetzt als Dorfkirche, während das Kloster 
selbst königliche Domaine ist. 


1667. 


Plena erant omnia tempore Christi Saduceis, Phariseis, 
Epieureis, Peripateticis, Ideo et multi erant Demoniaei, Et 
quidem nune quoque tot sunt, sed voeant Lunatieos, Moriones!) ete., 
Neque obsessum reputant nisi aperte vexatum a Satana?) Hoc 
tempore non eito expellitur, quia nune sie non simulat?). 








457 


1) Vgl. n. 1314. 2) — Auch hält man nur den für besessen, der offenbar 
vom Teufel geplagt wird. 3) sc. se expelli. Der letzte Satz findet in den 
deutsch. Tischr. folgenden Commentar „Es lässt sich aber der Bösewicht zu unser 
Zeit, da das Licht des Evangelinms scheinet, nicht so austreiben, wie im Papstthum, 
da er sich stellet, als führe er aus, wenn er beschworen ward, weil er uns nicht so 
äffen und bethóren kann wie vor dieser Zeit". Die deutschen Tischr. ganz ab- 
weichend und mit vielen Zusätzen. Vgl. Erl. A. 59, 317, 318, Försteın. u. 
B. III, 25, 26. 


1668. 

Lex est ein klotz') sed Euangelium est flexile, dat loeum 
remissioni peeeatorum, quod non faciunt illi pastores, qui omnia secun- 
dum rigorem eapitis sui?) volunt ad amussim servata?) Non possunt 
omnia perfiei nostris consilijs, sufficit, ut nos regamus et inerementum *) 
Deo tribuamus’). 

1) Vgl. n. 1649. 2) = Streng nach ihrem Kopte. 3) = Nach der Richt- 
schnur (schnurgerecht) beobachtet wissen wollen. Was hier ad amussim, wird 
anderswo punctus mathematicus genannt. Vgl. n. 1649 nebst Noten. 4) = Er- 
folg. 5) In der Stangwaldschen Redaktion der deutschen Tisch. findet sich (vgl. 
Erl. A. 55, 325, Note 4, Fürstem. u. B. II, 111, Note 6) Folgendes, was sich auf die 
ersten Sätze des Obigen bezioht „Das Gesetz ist ein Klotz, lässet sich nicht beugen 
noeh lenken. Das Euangelium aber lässet sich lenken. Das Gesetz lässet nicht 
zu Vergebung der Sünden, wie das Euangelium thut‘. 


1669. 


Omnes homines natura [604| magis sunt Epimethei quam Pro- 
methei', quia omnes sapiunt post faetum?) Wir alle mussen 
leregelts geben vnd mit sehaden klug werden?), Et noster 
Eleetor? Juvenis mus aueh 100000 floren verschertzen in 
guo prineipio ). 

1) Das hübsche Wortspiel lässt sich vielleicht mit Nachdenker und Vor- 


denker geben. 2) Vgl. das Sprichwort , Vorgethan und nachbedacht hat 
manchem schon gross Leid gebracht‘. 3) Vgl. das Sprichwort „Durch Schaden 
wird man klug‘. 4) Kurfürst Johann Friedrich. 5) Vgl. mit dem letzten 


Satze n. 583 Note 5, n. 5*4. 


1670. 


Magnae mamillae sunt figurae mundi, quia multa promittunt et 
non dant!) 

I) Vgl. n. 1515, Bindseit I, 252 ,Deinde de uberibus dixerunt, quae essent 
muliebre decus, si essent proportionatae, magnas mamillas carnosas infelices 
esse multa promittontes, sed parum praestantes, nervosas vero mammas 


et parvas in minimis muliereulis esse foecundissimas, quae plures infantes lactare 
possent". 


1671. 


Nullus artieulus fidei ita confirmatus est verbo Dei!), ut rideri 
non possit ab Erasmo, id est a ratione?) Verba enim traetari 
possunt?) ut Cera in mille figuras potest formari, quam artem optime 
novit Erasmus, Ideo interdum est de 4 fluminibus Paradisij?). 


1) = Hat durch das Wort Gottes eine so feste und sichere Form erhalten, 
ist so sicher gestellt, vor Angriffen geschützt. — 2) = Das heisst, von irgend einem 


458 


nürgelnden Verstande. 3) = Worte lassen sich nämlich drehen und deuten. 
4) = So kommt denn auch dieses Drehen und Deuten mitunter in 
Bezug auf die vier Flüsse des Paradieses vor, d. h. sie erfahren also 
auch gelegentlich eine andere Deutung als die ihnen zukommende. Somit erscheinen 
die letzten Worte Luthers als eine Anspielung auf sein böses Bein, wovon 
es n. 1137 hiess „quod cgo experior in Crure meo quod nuper frieando rursus 
aperui, et sieut ex paradyso quatuor eoeperunt erumpere flumina. 
Von demselben bösen Bein ist die Rede n. 1736 und 1540. 


1672. 
Aiunt, experientia probatum esse, tres buffones!) transfixos in 
80le?), apostemati impositos, liberare pestilentieum?). 


1) Kröten. 2) In der Sonne gespiesst. 3) — Wenn man sie auf ein 
Geschwür («nootnua) gelegt habe, den Giftstoff herauszógen. Vgl. dagegen 
Bindseil l, 96 ,Bufo (die hallische Handschrift buco (!), krótte) transfixus a Martino 
Luthero, dixit certa experientia compertum, wer drey dorre krótten hette an der 
sonnen gespisset, et imponeret aposteinati pestilenti, so sols die giefft tzu sich 
tziehen vnnd den menschen libriren, quia prius venenum abijt. Materia autem est 
apta ad apprelhendendum venenum, suntque duo genera ranarum, Bufones, schwartze 
erdt krótten, Rana lutea, giebliche, die bunt sein (!)'. Die letzten Worte von 
materia autem est an machen ganz den Eindruck eines späteren Zusatzes. 
Bei Rebenst. 1, 51^» fehlen sie auch zum Teil. 


1673. 


Vipera serpens nocentissima tracht dem menschen hefftig 
nach, seheust yhm nach dem angesicht, Ideo non sine caussa 
adversarios Euangelij Christus!) voeavit viperas?). 


1) Matth. 3, 7; 12, 34; 23, 33. 2) Nur bei Bindseil II, 107, wo sich das 
Obige ganz ühnlich findet. 


1674. 


Ut filios habeamus [605], heist nicht eoncumbere eum uxore, 
Sed eredo in Deum patrem omnium ereatorem, Vnd wer lengsam!) 
kumbt, dem geredts am resehten, Ieh habe ein virtel Jar 
gefast?). 


1) Vgl. die Formen lenger, lengest, Steigerungsformen zu lang. 2) — Gefastet. 
Obiges ist in der hallischen Handschrift in folgender Weise ent- 
stellt ,Opera coniugij et conceptio. Martinus Lutherus gravidam suam uxoreu 
laetus inspexit dicens: mein liebe Kethe du thust mir es tzu ehren, quae Dei 
benedictione et tua foecunditate me patrem sex liberorum (NB Luther hat 
überhaupt nur 5 Kinder gehabt! Das jüngste, seine Tochter Margarete, ist 
1534 geboren. Wahrscheinlich ist in der hallischen Handschrift als 
sechstes Kind der berühmte Sohn Andreas mitgezühlt(!) Vgl. n. S5 
nebst Noten) fecisti, qui tamen rarissime convenio, et secunde procedit, ut 
agnoseamus Deum patrem creatorem coeli et terrae, fructumque ventris 
illius esse opus, et benedictionem iuxta Psalm. 128. Ecce haereditas Domini etc. 
der weiss es wol tzu schaffen vnnd tzu erneren. At obscoeni scortatores et impu- 
rissimi coelibes monachi ete. (vgl. den folgenden Absatz). Die deutschen 
Tisehreden bieten mit Cordatus mehr übereinstimmend „Kinder, sprach D. Martinus, 
sind Gottes Segen, stehet nieht bei uns, Es heisst: Ich gläube an Gott Vater, 
Schöpfer Himmels und Erden; der weiss es wohl zu schaffen und ernühren. Aber 
die Mönche und Papisten fliehen die Ehe fl.“ Vgl. Binds. II, 353, Reb.Il. 
165^, Erl. A. 61, 204, Förstem. u. B. IV, 68. 





459 


1675. 


Monachi et Papistae fugiunt coniugium non propter libidinem 
sed molestias, Et cum se fingunt Coelibatu castissimos esse, habent 
corda et verba longe separata, Ideo aptissime dieit Paulus!) in 
hypocrisi loquentium mendacium, Reden anders den sie im hertzen 
haben, Daniel pulehre eos. pinxit), Deum habet Maosin ete. 
qui missa fuit, quae aurum dabit?) Et eritinconeupiscentia?*), 
das ist Coelibatus. Ista duo sunt duae statuae, daran sich 
Samson macht, quas si promitteremus, facilis esset eoneordia, sed 
non possumus, den auff diesen zweien seulen steht der 
Antichrist°). 


1)1. Timoth. 4, 2 „in hypocrisi loquentium mendacium et cauteriatam 
habentium suam conscientiam * (Vulg.) Luther meint „Paulus spricht von der 
Lüge derer, die in Heuchelei reden* ff. — 2) Daniel XI, 37, 35 (XII, 2, 3) „Et Deum 
patrum suorum non reputabit; et erit in concupiscentiis feminarum, nec 
quemquam deorum curabit; quía adversum universa consurget. Deum autem 
Maozim in loco suo venerabitur; et Deum, quem ignoraverunt patres eius, 
colet auro et argento et lapide pretioso rebusque pretiosis * (Vulg.). J) Die 
Handschrift hat dat, welches vom Schreiber selbst gestrichen ist, dann das Com- 
pendium für dabit. 4) se. feminarum. 5) Mit Zusiitzen Bindseil II, 353, Reb. II 
1653, Erl. A. 61, 204, Fürstem. u. B. IV, 68. Vgl. ferner n. 1409 nebst Noten und 
Parallelstellen , auch Erl. A. 60, 294, Fürstem. u. B. Ill, 258, Erl. A. 59, 246, 247, 
Fürstem. u. B. 11, 415, Bindseil III, 264, Rebenst. H, 81", init dem Schlusse des Obigen 
Erl. A. 60, 295, Fürstem. u. B. III, 261, Bindseil I, 139, Rebenst. I, 76». 


1676. 


Daniel ist ein gewaltiger prophet gewesen, quem Christus 
dilexit, et aptissime locutus est de Christo et Antiehristo, quod 
regnaturus sit [006] intra duo maria Constantinopoli') sed locus 
non est sanctus?) neque ita colit Deum Maosie neque coningium 
prohibet?) Dieit*) quoque, er solle von seinem Herrn verlassen 
werden, Das lest sieh schon an*) eum Regibus?) qui ab eo 
deseiscunt, [deo tantum credite, Papam esse AntiChristum?) 


1) Dan. XI, 45 (XII, 10) ,Et figet tabernaculum suum Apadno inter 
maria super montem inclytum et sanctum (Vulg). 2) = Aber ler Ort (Con- 
stantinopel) ist kein heiliger. 3) sc. Turca ut Antichristus (Papa), dessen Herr der 
Teufel ist (Vgl. das Folgende). Vgl. Dan. XI, 37, 3% (XII, 2, 3). 4) Dan. XI, 45 
(XII, 10) „et veniet usque ad summitatem eius, et nemo auxiliabitur ei‘. 
5) — se gerere, sich gestalten, den Anschein haben. Vgl. De Wette br. 2, 597 
„wenns geschicht, wie sichs anlässt*“. Dietz I, *9. 6) Wie z. B. mit Heinrich 
von England. 1) Die späteren Tischreden haben das Obige, dessen kurze, 
yräcise Fassung ohne Berücksichtigung des darauf beziiglichen Bibeltextes im 

aniel weniger leicht verständlich war, mit einer Art von Commentar ausgestattet. 
So bietet die hallische Handschrift Folgendes , Danielfuit excellens propheta, 
den Christus lieb hat gehabet, ut diceret: qui legit, intelligat, hat er doch 
von dem greul so klar gorodt, als er ihn schon gesehen hat. Vide totum 
12 Caput. Jneipit quidem Caligulae et aliorum Tyrannorum tempore, sed aperte 
dicit: In loeo sancto inter duo maria, das ist Romae in Italia, da sol er 
regierenn. Turca etiam est inter duo maria Constantinopolis, sed non 
est locus sanctus, neque ipse ita cultum Dei Maosim promovet so 
verbeut er auch ehe nicht. Ideo Daniel proprie in papam respexit, qui 
utrumque summo furore efficit, sed dixit: Er sol auch von seinem herren 
verlassen werden. Es lest sich wol an, dass ihn könige, fursten 
bereidt lassen sitzen. Darumb bitte ich euch, ihr wollet so gleuben dem 
Daniel, das der Bapst der Antichrist sey*. Vgl. n. 626, 1675, 1409 nebst 


P do. 


460 


Noten, Bindseil IT, 112, Rebenst. II, 595, Erl. A. 60, 178, Fürstem. u. B. III, 173, 
dasselbe auch Erl. A. 62, 138, Förstem. u. B. IV, 410. 


1677. 


Hasz ist homieidium, Hoffart mendaeium, Neid non habet 
eoniunetam acerbitatem vindietae, Gunnet einem nieht quod habet !). 


|) Dasselbe bereits vollständiger n. 1440. 


1678. 


Spiritus sanetus arguit mundum de peccato, quod non agnoscit, 
et reijeit iusticiam in solum Christum !), Ideo opponit se totus mundus 
eum sua potentia, sanctitate et iudicio, non vult enim, infidelitatem 
hoe suum peccatum esse, neque reijei suam iusticiam aequanimiter 
patitur et solum Christum extolli?) Ideo arguitur mundus a spiritu 
saneto, Ideo dieit?), prineipem mundi iudieatum*) esse, quod refe- 
rendum est ad priora duo*), Satanas autem hie ponendus est [607] 
in praedieamento relationis?) eum toto suo regno et efficacia, 
Seeundum enim praedieamentum substantiae?) antea est iudicatus, 
nune autem per Euangelium potentia eius. 


1) = Der heilige Geist wirft der Welt die Slinde vor, die sie nicht gelten 
lisst, und er (der heilige Geist) weist die Gerechtigkeit allein Christo zu. 2) — Sie 
will nämlich nicht zugeben, dass die Sünde, die ihr anhaftet, der Unglaube sei, 
und lässt es nieht gleichgültig geschehen, wenn ihre Gerechtigkeit verworfen und 
Christus allein hochgehalten wird. 3) sc. spiritus sanctus. 4) = Gerichtet 
sei. 5) sc. non vult enim infidelitatem hoc suum peccatum esse, neque — patitur. 
Das vorhin erwähnte Zweifache ist also die Leugnung der Sünde und die 
Behauptung der Selbstgerechtigkeit. 6) Vgl. n. 1210 Note 1. Sinn: 
Der Satan ist aber hier mit seinem ganzen Reich und Wirken in die Kategorie der 
Relation (Beziehung) zu setzen d.h. 31s nur relativ wirkend aufzufassen, 
in so fern die Menschheit ihm Spielraum giebt seine verderbliche Macht zu ent- 
falten. 7) Denn nach der Kategorie der Substanz d. h. naeh dem, was er an 
und für sich oder seinem Wesen nach ist, ist er bereits früher gerichtet 
worden, nun aber ist durch das Evangelium tiber seine Macht das Urteil gesprochen. 
Erheblich abweichend Bindseil IT, 265, Rebenst. II, 215^. Das Einzelne kann nicht 
angeführt werden. 


1679. 


Aedifieare Ecclesiam non est novas eaeremonias instituere, ut 
putant mein klugling!) sed eonseientias liberare et certificare fide, 
ut eareat in'mire?) et dubitatione. 

1) = Meine Klüglinge. 2) So die Handschrift fehlerhaft. Wahrscheinlich 


steckt eine Substantivform wie infirmitate darin, was der Zusammenhang zu 
fordern scheint. 


1680. 


Theologia dat vitam et salutem, aliae omnes facultates 
alunt tantum corpus !). 


t) Vgl. Bindseil I, 292 (Ende der S.) ,omnes facultates sunt bonae, sed non 
necessariae ad salutem, ut Thheologiae, quorum pedes speciosi a propheta et Paulo 
appellantur ete.* Vgl. auch Rebenst. I, 142», Erl. A. 62, 272, Försten. u. B. IV, 529. 
Wiührend das Obige in den lateinischen "lischreden mit einem die Jahreszahl 1539 





461 


tragenden Absatze verbunden ist, bildet es in den deutschen Tischreden den Ein- 
gang eines besonderen Abschnittes oline Jahreszahl. 


1081. 


Multo aliter de eadem re loquuntur adolescens et senex, quia 
ille habet eor fervidum, wil fluehs hindureh, Iste autem graviter 
loquitur et facit omnia !). 


I) Luther meint „Der Greis dagegen zeigt in allen seinen Worten und 
Werken ruhige ernste Ueberlegung. 


1082. 


Cum sint duo in una earne, debet vir expulsa!) eivitate 
sequi uxorem, ut nune fit multis optimis matronis?) Lieet ad 
medium annum [608] vir expectare possit eventum rerum, et quae olim 
tam diu nonnunquam peregrinatae sunt, deberent hanc pacienter ferre 
absentiam viri?). 


!) Wohl expulsam zu lesen. 2) = Wie es (se. sequi) jetzt vielen ehr- 
samen Frauen (die Landes verwiesen sind) widerführt. Luther scheint an den Fall 
zu denken, dass Frauen von Priestern, die zur neuen Lehre übergetreten waren, 
als solche nicht anerkannt, sondern in Gegenden, wo die alte Kirche noch herrschte, 
nicht selten ausgewiesen wurden. 3) Sinn: Mag es immerhin vorkommen, dass 
der Mann ein halbes Jahr lang den Ausgang der Sache abwartet, so sollten doch 
auch die Frauen, die ehedem (vor ihrer Ehe) mitunter ebenso lange in der Fremde 
(ohne eigenes Heim) gelebt haben, eine solche kurze Trennung von ihrem Manne 
geduldig ertragen. 


1683. 


Ich kan aueh trineken, lachen, possen reissen,. sed 
quiequid de Verbo tractatur aut tractandum est, da vexir mich 
keiner vnd lasze viel lachen, Argentinae, etiam eum istie 
regnaret Butzerus!) lectis pro more Verbis Cenae Dominj altiore 
voee, omiserunt Hoc est corpus meum, et hie est sanguis meus?) 
et tamen interim ad me seribebat contradicentem et nolentem omnia 
faeere, quae ipsi ad stomaehum erant?) Martine, ists dir nieht 
ernst, melius est nos inimicos permanere quam fictam societatem con- 
trahere‘), An non hoe est ludere in sacris? Dixit autem mihi hoe 
quidam, qui Missae ipsorum interfuit*). 


1) Ueber Mart. Butzer, der von 1523 an in Strassburg wirkte, vgl. n. 351, 596 

Note 4, 1063, 1231. 2) Vgl. n. 1265. 3) — Als ich ihm widersprach und nicht 
auf alles, was nach seinem Geschmacke war, eingehen wollte. 4) — Als 
eine scheinbare Freundschaft schliessen. 5) Ganz abweichend Bindseil II, 35 
.Nona Maij Joannes Cellarius Budissenis praedicator Lutherum accessit, multaque 
de suis Franetordiensibus ei narravit, qui etsi respondissent, tamen nihil syncere 
faterentur, ihr andtwordt wer mum, mum. Respondit Lutherus: Es ist ia war, 
synoeriter non responderunt, solche vertzweiffelte buben sint sie, das sie nicht 
urffen bekennen, was sie glauben, sunt plane Erasmici et amphibolici, Ich kan 

auch schertzen, trincken, lachen, frölich sein, aber indiesersachen 
spott meyner nur keiner nicht. Martinus Bucerus et literis et sua 
praesentia Coburgae humiliter se exhibuit, ego autemeumterrepu- 
diaham dicens, Martine, ist diess nicht Ernst? melius est te nos 
habere inimicos, quam fictam societatem contrahere, Sehet was das 
bufflein itzunder thut. Hesterna die binas accepiliterasa quodam 
qui significat, se interfuisse Missae Argentinensis Ecclesiae, ubl 





462 


yerba Christi canuntur, Dominus Hiesus in qua nocte tradebatur etc. 
Sed haec verba: Hoc est corpus meum, hic est sanguis meus, omit- 
tuntur, so sollen sie handeln. Hiernach erscheinen die Worte Martine 
ists ff. also als von Luther an Martin Butzer gerichtet! Die deutschen Tischreden 
unvollständig. Vgl. Erl. A. 61, 14, Förstem. u. B. III, 350, auch Rebenst. II, 363, 
der nur wenig von dem Texte der hallischen Handschrift abweicht. Obiges scheint 
Ende 1532 gesprochen zu sein. 


1684. 


Franefordienses suis Canonibus!) Corum?) eoneluserunt?) et 
iactis lapidibus ad eos praeceperunt. ne amplius missae legerentur, 
Sed Missa non est prohibenda lapidibus ^). 


1) Lies Canonicis. Vgl. n. 1410. n. 1134 hiess es ,Franckfordenses, die 
allen schutz den geistlichen Haben uff gesagt‘. 2) Lies Chorum. 3) Luther 
meint, die Frankfurter haben ihren (noch der alten Kirche ergebenen) Geistlichen 
die Kirchen zugeschlossen und ihnen dureh Steinwürfe zu verstehen gegeben ff. 
4) Ueber die Unruhen in Frankfurt im Jahre 1532, die gegen den noch vom 
Magistrate geduldeten katholischen Gottesdienst gerichtet waren, vgl. n. 1134 Note 2, 
auch n. 1139 Note 2. 


1685. 


Nullum haetenus habui Antagonistam [609], qui in ipso statu 
meeum pugnasset, Sind alzeit bey seit ausgelauffen vnd nieht 
auf dem plan!), Mein kunst ist, das ich stehe in statu, Davon 
handeln wir, Hie gilts treffen, Ich lauff keinem nach, Den 
welich?) ein ander?) iagt, wird auch mude, Ita Eckium con- 
elusi*) probantem primatum Petri, Petrus ambulavit super mare, 
Mare est mundus, Ergo Petrus est prineeps Apostolorum, 
Sie deridebam eum, qui Apostolos mundum appellasset ex Bernhardo, 
et conclusus exelamavit, Videte, Sanetum Bernhardum non recepit, 
Da blib ich aber stehn, liesz Bernhardum Bernhardum sein 
et exponebam, Mare mundum esse, quod Petrus calcaret>). 


1) Auf dem Kampfplatze. Vgl. zu Plan die Zeilen aus Luthers Liede 
,Ein feste Burg ist unser Gott *: Er ist bei uns wohl auf dem Plan mit 
seinem Geist und Gaben. Die späteren Tischreden weniger richtig „auf dem 
Platz“. Doch ist das Wort plan hier im zweifachen Sinne zu fassen. Es ist 
nicht allein der Kampfplatz in eigentlicher Bedeutung gemeint, sondern auch 
das Kampfgebiet in bildlichem Sinne. Und darauf weist der Zusammenhang 
wohl mehr hin. Luther meint daher ,Ich habe bisher noch keinen Gegner gehabt, 
der im Kampfe mit mir bei der Sache selbst geblieben wäre, d.h. sich an 
das eigentliche Streitobjekt gehalten hütte. Seine Meinung im Kampfe 
der Geister sei, hie Rhodus, hie salta, und dies habe er Gegnern wie Eck 
gegenüber mit Erfolg zur Anwendung gebracht. 2) Mittelhochd. kommen die 
Formen wielich, niederrheinisch wilich, althochd. welich = welcher vor. 
Weigand II, 1083. 3) Gekürzte Form für einen andern. 4) = In die Enge 
getrieben. 5) Im Einzelnen abweichend Bindseil I, 148, Rebenst. I, 80*. Die 
deutschen Tischreden mit Zusätzen Erl. A. 59, 219, Fürstem. u. B. If, 394. Es 
scheint von der Leipziger Disputation die Rede zu sein, was in den späteren 
Tischreden auch bestimmt ausgesprochen wird. 


1686. 
Ut maneas in statu, semper eogitandum est, opus non esse, uf 
per montes eurrat et avia!) illum?), qui vult vineere duello?), sed in 
praesente et designata area!) esse manendum, ut vincatur duellio?). 








463 


1) = Dass der über Berg und Thal zu schweifen braucht, der ff. 2) Lies 
ille. 3 — Redekaupf, Disputation. 4) Auf dem bestimmten Kampfplatze, 
auf den der Streit ausgefochten worden soll. 1) Du Cange I, 208 „Duellio, 
pugil, qui etiam Duellius dicitur, et inde Duellis per compositionem, id ost, 
ille pugil, qui perseveranter durat in duello*. Am einfachsten wird duellio mit 
Duellant, Gegner zu geben sein. In der hallischen Handschritt ist das Obige 
zu Folgendem geworden „Ita tribus horis disputavi cum Eccio claro verbo et 
patrum dietis sua dicta ex patribus collecta refutans. At homo ille vanus exelamavit 
,Domipe Doctor, vos semper petitis principium. Aderat quidam Licentiatus iuris 
lomo senex mihi applaudens, qui eum suam causau proponeret, Eecius vero aliena 
dixerat, extra causam, ibi Licentiatus respondit: Ilerr dockter, ich gón euch der mille 
wol, das ihr vber berge vnd thal loffet, aberhieist der platzt, da wir 
treffen sollenn. Ideo in statu persistendum est, sed ipsi abent conscien- 
tian, wan er harret der streiche nicht (!!). Vgl. Binds. I, 149, Reb. f, 81. Die deutsch. 
Tischreden weichen Erl. A. 59, 220, Fürst. u. B. II, 395 von den lateinischen wieder 
gänzlich ab und liberliefern in weitlüuftiger Fassung einen Vorfall, der sich 
nicht auf die Disputation mit Dr. Eck, sondern auf ein Rodeturnier „mit meiner 
Widersacher einem* und auf einen „feinen alten Mann“ bezieht, der 
„Aabei war und mir ein Exempel von cinem Licentiato des Rechten 
und von einem Doktor erzühlet, die wider einander in einer Recht- 
fertigung zu Recht gesatzt hatten“ Diese Differenzen. in der Ueber- 
lieferung der deutschen und lateinischen Tischreden werden mit Recht auf spätere 
Zusätze hinweisen. 


1687. 


Errores eonfitendi sunt, Quid enim inagis est hominum quam 
errare? Et ego ingenue fateor, me in multis [610] errasse, 
sed talibus, quae erant extra fidem, De fide enim et gratia 
eonstanter docui, Alij volunt eoneordes nobiseum esse et diversum 
docere !). 

1) Vielleicht docent. Vgl. Bindseil I, 149, Reb. I, 51", Erl. A. 59, 221, Fürst. 
u. B. II, 395, 396. In der hallischen Handschrift findet sieh folgendor Sehluss 
„Arrogant sibi nomen nostrum et diversum docent, Quilibet conjicere potest, si 


conveniremus concorditer, so würden wir wider einander nicht schreiben, Ergo tu 
Cellari seribe contra eos et corum technas revola“. 


1688. 


Nos manebimus eum vocali verho!), bey welehem medio 
der teuffel nieht kan bleiben, quemadmodum homines ferre. non 
possunt Deum eorporalem, qualis nobis est facetus?) wollen 
Spiritualem Deum Haben?) ot multum gloriantur de usu, eum 
usus sine re sit figmentum?) Missio Dei®) est res, Baptinmi snera- 
mentum est res, Ipsi non diseernunt inter rem et Sneramenti unum, 
Aqua, dieunt, est aqua, Sehen aber nieht, quod sit aqua Dei, 
Contra multi habent rem, non habent") nsum, id ont fruetum, Nieut 
Papa habet Remissionem peceatorum, Verbum, sueramenta, Usum. non 
habet, Ideo discernendum est inter usum et rem ?), 

1) Vgl. n. 93, 75, 1264. 2) sc. Christus, 4) Vgl. n. 13583, 4) De ust ne, 
spiritualis dei. Sinn: Wiewohl ein Nutzen, ohne dass etwas Wesontlichen damit ver- 
bunden ist, Einbildung ist. 5) se. Deus corporalis, qualis nobis ont fnetun, Sinn: 
Die Mensehwerdung Gottes Ist otwas Suchlichen, was wirklichen Nutzen schafft, 
6) Die Handschrift hat ein Compendium, welchen augenscheinlich habent. ver- 
treten soll, aber auch seiunt gelesen. werden kann. 1) Mit manchen Zunltzon 
Bindseil I, 38, Rebenst. I, 21 ^, Erl. A. 57,96, lürstom, u 1. 1, 74. Dassolbo. auch 
Erl. A. 59, 201, Fürstem. u. B. li, 351, wo der Absatz, dor ebenfalls verschlodene 


464 


Zusätze enthält, mit den Worten beginnt „Anno 1541 sagte Doktor Martin Luther 
vber Tische zu Magister Johanne Matthesio und andern seinen Tischgesellen“. 
Freilich können Luthers Worte an Mathesius gerichtet gewesen sein, jedenfalls ist 
aber 1531 zu lesen, da Cordatus Aufzeichnungen nur bis 1537 reichen. 1531 war 
aber Mathesius auch schon Luthers Tischgenosse. 


1689. 


Ich wolt ein sehwermer gern fragen, quomodo certus esaet 
ex argumentis eordis sui et cogitationibus extra verbum, Nos habemus 
[611] seripturam, miraeula, saeramenta, testimonia, Misit filium sunm 
in earnem, de quo dieunt: quem vidimus, contreetavimus ete. Dobey 
wollen wir bleiben, Si nos non audiunt in nomine Dei, audiant 
alios loquentes in nomine suo, Qui non vult vit,), eredat mendatio, 
Alszo sols der welt gehen?) 

1) — veritatem. 2) Die hallische Handschrift mit folgendem Schluss 
„Noluit credere veritati, audiet mendacia. Also sol es der welt gehen. Non me 
Doctorem, sed te deriseris ipsum". Vgl. Bindseil I, 38, Rebenst. I, 215, Erl. A, 57, 97, 
Fürstem. u. B. I, 74, Erl. A. 59, 202, Fürstem. u. B. II, 382. 


1690. 


Non est prohibitum in seriptura, filium mortuum patrem 
dolere viventem, quod sancti patriarehae idem fecerunt, Tantum 
adhibeatur modus, et Christianus ad luetum suum etiam eonsolationem 
habet, nempe illam, quod domum!) reeeptum a Deo rursus Deus repe- 
tiverit, velut Job?), qui dixit), Dominus dedit, Dominus ete. 


1) Lies donum. 2) sc. hane consolationem habebat. 3) Hiob 1, 21. 


1691. 


Qui bonorum et malorum reetam faeit comparationem, plura 
aequirit quam perdidit ut Job, Ideo non sunt figendi oculi in praesens 
malum, sed in alia dona multa, quae usque ad hue reliquit nobis 
Deus, Vt!) mortuo filio, non abstulit tamen cognitionem verbi, reliquit 
eonseientiam bonam, quae melior est omni bono, Mala enim?) vera 
mors est et infernum. 


1) = Wenn auch. 2) sc. conscientia. 


1692. 


In morte filiorum cogitare debent parentes [612], Abraham 
longe acerbiora passum, qui iussus est occidere proprium filium, Et 
Jacob, filium suum a fera laceratum, et Davidem, a filio expulsum, 
Deinde eerta consolatio parentum est, Dei bonam fuisse voluntatem, 
ut moreretur filius, Qui aliud se!) suadet, Sathan est?). 


1) Es ist wohl eis (sc. parentibus) zu lesen. 2) Nach den späteren Tisch- 
reden gehören diese drei Abschnitte von n. 1690—1692 zusammen und bilden eine 
eonsolatio, die Luther an den Wittenberger Juristen Dr. Benediet 
Pauli gerichtet hat, als dessen einziger neunjühriger Sohn, der Sperlingsnester 
ausnehmen wollte, vom Dache fiel und sich zu Tode stürzte. Unter der Ueber- 
schrift „Consolatio post mortem alicuius chari* leitet nämlich die hallische Hand- 
schrift das auf den obigen Absatz Bezügliche mit folgender Notiz ein „D. Benedicti 





465 


Pauli Consulis Wittenbergae filius novem annorum sub tecto pas- 
seribus insidiatus delapsus est et expiravit. Cui D. M. Lutherus hanc con- 
solationem exhibuit". — Anderseits findet sich in den deutschen Tischreden Erl. 
A. 28, 375, Fürstem. u. B. IT, 174 am Sehlusse eines Absatzes die Bemerkung „Mit 
welchen Exempeln er Doctor Benedictum Pauli, den chrlichen Mann und Juristen 
tröstete da sein einiger Sohn in sein Abwesen vom Hause sich zu Tode gefallen 
hatte“. Dasselbe auch Bindseil I, 57, Rebenst. I, 33*. Die späteren lateinischen und 
deutschen Tischreden abweichend und in sehr weitlüuftiger Fassung. 
Besonders ist es n. 1692, die eine weitgehende Ausführung in ihnen 
erfährt. Vgl. Bindseil colloq. IIT, 206, Rebenst. II, 2s, Erl. A. 60, 140, Fürstem. u. 
B. IIT, 144. Zu Absatz n. 1692 vgl. auch Erl. A. 59, 374, Fürstem. wu. B. II, 174, 
Bindseil I, 56, 57, Rebenst. I, 32». 


1698. 


Qui influentias timet Astrorum, seiat orationem esse fortiorem 
Astronomia!) 

1) Dagegen Bindseil colloq. II, 151 „Si concedimus orationem esse fortiorem 
Astronomia, etiam concedere cogimur orationem esse fortiorem Astrologia. Quod 


autem oratio fortior sit Astronomia, patet ex historia Josuae, de solis statione 
Vgl. auch. Rebenst. II, 117». 


1694. 


Abraham in extremo Die male nobis praedicabitur, quod longe 
plures quam ipse promissiones habeamus et non credimus!), Idco non 
meum?) si Turea imminet nobis?) 

1) Vielleicht credamus. 2) 8c. est. 3) Dagegen Bindseil I, 56 „Abraham 
tantam habuit fidem, ut quando resurreeturus est in extremo dio, nostrüm incre- 
dulitatem inerepabit, dicens: habe ich doch nieht den hundertsten teil so viel 
promissiones gehabt als ihr, habe dennoch geglanbet, solte den vnser herrgott 
nicht tiireken. vber vnsern hals schicken propter ineredulitaten?“ — Vgl. auch 
Rebenst. I, 325, Erl. A. 58, 374, Förstem. u. B. II, 174. In allen späteren Tischreden 
bildet das Obige die ersten Sitze einos Abschnittes, der Achnliches wie n. 1692 
(Vgl. Note 2 am Ende) enthält. 


1095. 


Adulti fidem neseio, potest enim mentiri, Deinde unius testimonio 
non ereditur, Verbum Dei praecipiens est attendendum, et Deum attende 
dicentem, predigt, teufft, absolvirt, Inerementum mihi permittite, 
Anabaptistae dieunt, Si eredideris ete., Solum mandatum et verbum 
Dei sunt. consideranda !). 

1) Ganz abweichend, mit vielen Zusitzen und in weitlänftiger 
Fassung Bindseil II, 97, Rebenst, lI, 55^, Erl. A. 61, 83, Fürstem. u. B. HT, 401. 
Das Einzelne kann nicht angeführt werden. Man milsste sonst den ganzen Text 


der späteren lateinischen und deutschen Tischreden zur Vergleiehung hornnziehen. 
Vgl. Cordatus n. 1157 nebst Noten. 


1690. 

Nubes eurrentes [613] et non dantes pluviam, sunt iusticia 
Legis, quae multum promittit et nihil dat nisi hypoerisim !). 

1) Vgl. Erl. A. 55, 209, F'ürstem. t. B. 11, 115 „Wolken ohne Regen sind wie 
das Gesetz und seine Gerechtigkeit, welches wohl die Seligkoit verheisset, aber 
gibt keine Seligkeit, kanns auch nicht geben, denn es ist auch darum nicht gegeben. 
Wie S, Paulus zun Galatern am dritten sagt: „Wenn ein Gesetz gegeben wäre, das 


JU 


466 


da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetz“. 
Darim ist das Gesetz nichts anders denn ein solche Wolke, die sich wol stellet, 
als wollte sie Regen geben, gibt aber keinen“ (!). Vgl. auch n. 1505 nebst Noten, 
sowie Prov. 25, 14 ,nubes et ventus, et pluviae non sequentes, vir gloriosus, et 
promissa non complens". | 


1697. 


Qui privati sunt et contra Sacramenta loquuntur, vim faeiunt 
offieio praedicationis du'!) primo, quod persona non sit voeata, secundo, 
quod in tabernis et loeis praedicent praedieationi non aptis, Talis 
eredat et doceat in aedibus suis quod vult, neque potest prohiberi per 
principem neque pastorem, Qui autem volunt quaerere?), a pastoribus 
guis quaerant, Et Judaei, quod aperte blasphemi sunt et vitari possunt, 
possunt tolerari?) Nos*) autem sie sacramentarij, Ego quidem quoque 
invasi Papam, sed non doeui in angulis, Bin yhn fur die nasze 
getretten, et voeatus veni et respondi*). 

1) = dupliciter d. h in doppelter Bez. 2) sc. de sacramento. 3) — Sogar 
die Juden, da sie offenbare Gotteslästerer sind und (somit) gemieden werden 
künnen, mag man dulden, nieht aber so die Sacramentierer. 4) Lies non. 
5) Obiges findet sich wie n. 365 und der erste Teil von n. 366 in den lateinischen 
Tischreden als ein Stick aus einem mehrere Druckseiten umfassenden Abschnitte, 
der die Ueberschrift trägt , Quomodo cum fanaticis agendum, instructio 
D. Martini Lutheri Domino Joanni Mantel in Mulhausen“. Vgl. Bind- 
seil II, 40, Rebenst. II, 392. Die Fassung der spüteren Aufzeichnungen bei Bind- 
seil II, 43, Rebenst. IT, 41a, die Folgendes als Einleitung erklürend hinzufügen 
„Addebat D. Martinus Lutherus talem etiam fuisse Coburgae Moer nomine, militen 
valde peritum, principi Electori earum, sed sacramentarium, qui ubique contra 
Sacramentum et pios praedicatores effutiebat. Princeps ea re comperta, consilium 
ex me petebat, cui id dabam consili: Non permittendum, ut quis publice 
loquatur contra sacramentum etc.“ ist im Vergleich zu Cordatus eine ganz 
abweichende und mit einer Menge von Zusützen versehen. 


1698. 
Das recht Concilium ist itz, quia Christus!) praesidenti 
Angeli assident?), Nos aceusamur per Satanam et mundum suum, et 
respondemus per Verbum?). 


1) Lies Christo. 2) Die Worte angeli assident bietet die Handschrift 
zweimal. 3) Erl. A. 62, 69, Fürstem. u. B. IV, 342 „Itzt ist das rechte Concilium, 
denn Christus ist Präses, der Präsident und oberste Regent; die Engel sind 
Assessores, die Beisitzer. Wir werden angeklagt, aber aus und durch Gottes 
Wort antworten wir“. 


1699. 

Job est exemplum peccantibus et resipiscentibus ASH], Vxori 
suae non noeuit Satan, quia ipso peior fuit, Omnia fidei exempla 
sunt utilia !). | 

1) Das für utilia im Texte stehende Compendium kann auch mit univer- 


salia aufgelöst werden. Doch ist utilia = lehrreich richtig. Vgl. n. 1047. 
Hiob's Frau n. 1224, exempla fidei n. 1043. | 


1700. 


Als wenig die kinder wissen in mutterleib von ihrer 
anfart!), so wenig wissen wir vom ewigen leben. 





467 


1) = Geburt. Der Ausdruck anfart vielleicht schon damals ein technisch 
bergmännischer. Sonst ist Mittelh. daz anevar = Anlünde, Ufer, im 16. Jahr- 
hundert anfurt — Landungsplatz, auch die anfurt, in dem man das Mittelh. 
der und die vurt — Fahrt nahm. Weigand I, 52, Dietz I, 77. Die Form anfart 
ist zur Zeit Luthers selten. Nach Dietz I, 77 steht sie 1. Moses 49, 13 in den 
älteren Drucken. 


1701. 


In Theologia non habemus Minorem, sed tantum Maiorem!) 
Theologia est promissio, Promissio est veritas, Lex est Juris- 
prudentia, Ideo et error?), quia nullam habet demonstrationem, 
Christus est demonstratio ''heologorum?). 

I) sc. propositionem. Luther meint „Die Theologie ist stets der Obersatz. 
Denn die Theologie ist die Verheissung, Verheissung aber die Wahrheit“. 2) sc. 
est, 3) Luther meint ;Daher ist es denn auch dem Irrtum unterworfen, weil es 
keinen Beweis für seine Richtigkeit hat. Christus ist dagegen der Beweis für die 
Richtigkeit der Theologie. 


1702. 
| Nascamur ex Con- 
SEP , el iugio, Defendamur a 
Coniugium Oeconomiam - Positivo cum | 12810, M 
Regnum J Politiam | odiviuns . Comparativo | tamen Kegno Salve a 
Sacerdotium | \ Euangelium | | Superlativo | oinnes | praedicat nidis Sa- 
cerdotium. 
1703. 
Est non regit mundum, sed non. Non elaves, sed 


(veritas) »  ,usus earum* — (mendaeium) ,variatur* !).. 

1) Luther meint „Das Est (näwlich die Wahrheit) regiert die Welt nicht, 
sondern das Nein (nämlich die Lüge)‘. Vgl. ro ov und ro un óv. Nicht eid 
Schlüssel (der Kirche) sind (der lügenhaften Welt gegenüber) verschieden, sondern 
ihre Anwendung (als Binde- und Löseschlissel). Die deutschen Tischreden Erl. 
A 59, 179, Förstem. u. B. 1l, 364 abweichend und unvollständig „Aus Kraft der 
Schlüssel soll man von heimlichen Sünden absolviren. Der Kirchen Schlüssel 
sind an ihnen selbs nicht unterscheiden, sondern ihr Brauch ist 
mancherlei. 


1704. 


Ministerium $i!) debet procedere, etiamsi indigni [615] eo 
int auditores. Euangelium est publiea absolutio, Apud Ministrum 
autem est absolutio privata ?). 

I) = verbi. 2) Abweichend Erl. A. 59, 179, Förstem. u. B. II, 364 „Das 
Evangelium, so öffentlich verkündigt und gepredigt wird, ist die 
öffentliche gemeine Absolution, da allen, die Busse thun, Vergebung der 
Sünden angezeiget und .angeboten wird. Aber die Ohrenbeichte ist die 
sonderliche Absolution, da ciner in Sonderheit von Siinden absolvirt und 
entbünden wird. . 


1705. 


Si iustifieati paeem habent, ergo non habentes pacem non 
sunt iustifieati, Qui sie tentaretur, oporteret seirc. vitam seu iustieiam 
ehristianam agere!) in medijs tristieijjs, turbationibus, afflietionibus, 


3U* 








468 


mortibus, Sunt tamen filij Dei talia pacientes, Juxta illud fili mi 
ne neglexeris 4 hebr), Si ergo sunt filij Dei, non negliguntur a 
Deo, maxime a Satana vexati?) Et de bona voluntate Dei erga cos‘) 
decet, ut in medijs tentationibus sint laeti et de bona conscientia ex 
fide per fidem 5). 

1) Sich bewege mitten in Traurigkeit, Kummer, 'l'ribsal und Tod ff. 2) Viel 
mehr Hebr. 12, 5. 3) Concessiv zu fassen. 4) = Und weil Gott sie so lieh 
bat ff. 5) — Und ein gutes Gewissen haben im Glauben dureh den Glauben. 
Die späteren Tischreden erheblich abweichend und mit manchen Zusützen. Die 
hallische Handschrift (ähnlich aueh die deutschen Tischreden) mit folgendem Ein- 
gange: ,Doetor Martinus interrogatus, quomodo consolandi essent, qui hanc tenta- 
tionen habeant, se non esse e numero iustorum et salvandorum, quod paeem 
non sentiant, quam tamen pij habent iuxta illud Hom. 5. Justifieati fide pacem 
habemus. Respondit.e Admoneatur vitam Christianam sitam esse ete. 
Vgl. Bindseil I], 307 (Ende der Seite), Erl. A. 60, 152, Fürstem. u. B. III, 154. Bei 
Rebenstock fehlt das Obige. " 


1700. 


Pax ex fide, de qua P.), omnem sensum superat adeo, ut in 
morte, in qua nihil minus videtur quam pax, eam oporteat adesse, 
Caro et sensus nesciunt illam, sed sentiunt bella et inquietudinem 
[016], Sie David?) quaeritur, non esse pacem ossibus suis, Nec 
Christus in cruce paeem sensit, et si Christianus non sentiret talia. 
quorsum aftinerent promissiones Euangelij et Consolationes? Item 
gratiae praedieatio, ut sunt, Pauperes euangelizantur?), Noli 
timere, pusille grex*), Suseipite infirmum?) Jnvicem con- 
solemini®), et multa similia, quae maxime talibus?) dicta et seripta 
gunt?) 

1) — Paulus sc. dicit. Rom. 5, 1. 2) Psalm 3*, 4. 3) Matth. 11, 5. 
4) Luc. 12, 32. 5) Rom. 14, 1. 6) 2. Cor. 13, 11. 7) sc. Christianis, qui 
tentantur. $) Die hallische Handschrift mit folgendem Eingange „Sed ad textum 
Pauli de pace verum est, habent pacem in fide, sed ea est invisibilis, superans 
omnem sensim, ita ut in morte vitam nos habere s eremus, etiamsi non 
sentiamus*. Abweichend Bindseil IT, 308, Erl. A. 60, 153, Förstem. u. B. III, 154. 
Bei Rebenstock fehlt das Obige. 


1707. 


Christiani semper afflietiones habent et sentiunt tristieias. 
Ideo datum est primum praeceptum, ut tristes eonsolemur et afflietos. 
Tantum admittantur Consolationes!!) 

1) = Möchten sie sich doch nur trösten lassen! Die deutschen Tischreden 
haben statt der drei letzten Worte Folgendes: Und wiederüm, die in 
solehen Anfechtungen sind, sollen sich auch trösten lassen, oder je dess ein Mass 
und Ende machen, Gottes Wort mehr gläuben denn ihren Gedanken und des 
Satans Eingeben und verleibten Pfeilen (!). Vgl. Erl. A. 60, 153, Fürst. n. B. III, 155, 
Bindseil IT, 308. Bei Rebenstock fehlt das Obige. 


1708. 


Cum omnia ereata Deus vidit bona, bona oportet sint omnia. et 
adeo fuerunt bona, das wir auch mit den schlangen gespielet 
hetten wie mit den hundlin, Post lapsum autem multa noeent 
nobis, velut etiam pulices et eulices, Ideo quoque dieit Deus, T erra 


469 


gt.t trib), Do ist yhn allen die krafft entzogen?), et multis 
permissa?) molestia aut etiam praecepta in reeordationem inobedientiae, 
furs dienen ist yhn gebotten*) gepoten?) 


1) = Terra germinabit tibi tribulos (Vulg.). Gen. 5, 18. 2) == Da (nach 
dem Sündenfalle) ist ihnen (sc. creatis) allen die krafft d. h. das bis dahin ihnen 
eigen gowesene gutartige Wesun genommen. 3) sc. est. Luther meint 
‚Und vielen Geschöpfen (z. B. pulices et culices) ist zur Erinnerung an den (beim 
Sündenfall hervorgetretenen) Ungehorsam gegen Gott Miestattet oder gar geboten 
worden eine Plage zu sein. 4) — Anstatt (den Menschen) zu dienen, ist 
ihnen (sc. multis) geboten zu gebieten (d.h. die Rolle als Qnülgoister zu spielen). 
Die Lesart gebieten verlangt der Zusammenhang. Der Handschriftfehler rührt 
wohl von dem folgenden gopoten her. Denn ein Inf. gebotten = gebieten 
ist wohl schwerlich nachzuweisen. Vgl. jedoch das Althochd. gibiotan = ge- 
bieten. Weigand I, 623. 5) Vgl. n. 239, 1771. Bindseil IIT, 55 bietet dagegen 
abweichend Folgendes ,Creatio. Cum Doctor Martinus in lecto decumberet et a 
muscis vexaretur, quaerebam (Wer? Wohl Cordatus), quare Deus haec et alia 
infinita mala creasset tantum ad nocendum homini et alijs creaturis, cum tamen 
dietum sit in Genesi: Vidit Deus, quod omnia creata essent bona. Respondit 
Doctor: Quidquid creatum est & Deo, in sese bonum est, adeoque etiam, das wir 
mit den schlangen vnnd ottern gespielet hetten wie mit den freundlichen ketzlein 
oder hundelein. Post lapsum vero et transgressionem Adae omnia iam nobis facta 
sunt molesta et noxia, idque propter maledictionem. Ideo dicit Deus: Terra 
germinabit tibi tribulos. Das pronomen 'libi verterbts alles, da ist ihnen allen die 
krafft enttzogen, dass sie vnns nicht mer sollen dienen“. Vgl. auch Reb. II, 1495, 


1709. 


Comediae reeitandae sunt a pueris primum, ut [617] exer- 
eitium habeant Latinae linguae, Deinde a personis fictis erudiuntur 
homines, et unusquisque admonetur sui officij, Ad hoe panduntur doli 
inhonestarum mulierum !), et ut parentes cohoneseent?) filios, et filij 
in hoe obediant parentibus?) Et si Comediae propter quaedam obscena 
non essent agendae Christiano, nee Biblia esset legenda, Qui autem 
talibus offenditur, patitur offensionem nemine dante *). 


1) = Dazu werden klar dargelegt die listigen Anschläge buhlerischer Weiber. 
2) Lies coherceant oder cohonestent — Auf der Bahn der Ehre halten. 
J) Die deutschen Tischreden (in den lateinischen fehlt der Absatz) bieten statt 
der Worte von ad hoc — parentibus Folgendes „Zudem werden darinnen 
beschrieben und angezeigt die listigen Anschläge und Betrug der bösen Bälge (!); 
desgleichen, was der Eltern und jungen Knaben Amt sei, wie sie ihre Kinder un 
Junge Leute zum Ehestande ziehen und halten, wenn es Zeit mit ihnen ist, und 
wie die Kinder den Eltern gehorsam sein und freien sollen. Solche wird in 
Comoedien furgehalten, welchs denn sehr nütz und wol zu wissen ist. Denn zum 
Regiment kann man nicht kommen, nıag auch dasselbige nicht erhalten, denn 
durch den Ehestand“ (!!). 4) = Wer aber an dergleichen Anstoss nimmt, der 
thut dies ohne Grund. Die deutschen Tischreden commentieren den Absatz 
nit folgender einleitenden Erklärung „D. Johannes Cellarius fragto 
D. M. L. um Rath: „Es wäre ein Schulmeister in der Schlesien, nicht ungelehrt, 
der hätte ibm furgenommen eine Comoedien imn 'lerentio zu agiren und spielen; 
Viel aber ürgerten sich dran, gleich als gebilhrte einem Christenmensehen nicht 
sich Spielwerk aus heidnischen Poeten. Da sprach er , Comoedioen zu spielen 
soll man um der Knaben in der Schule willen nicht wehren fl. Auch 
sonst bieten die späteren Aufzeichnungen eine Menge Zusitze. Vgl. Erl. A. 62, 
336, Fürstem. u. B. IV, 592. 


1710. 


Effieaeiam loquendi non potest maiorem sumere Con- 
cionator quam ex primo praecepto, Ego sum Dominus Deus 


470 


tuus, Szo man den stoltzen das helliseh feur vnd den fromen 
das himliseh paradysz predigt, die boszen strafft, die frumen 
trostet, et meus Forster!) dieit, se tantum a tribus affectum 
esse, a me?), Cordato et Mag. Rorer?), et quod alius afficit, 
alius non afficit, Differentia facit instrumentorum, gleieh wie 
ein Messer besser schneid den das ander*) 

1) Vgl. n. 750, 1068, 1069, 1576, 1620. 2) sc. Luthero. 3) Magister Georg 
Rórer, Diakonus in Wittenberg, geb. 1492, gest. 1557 als Bibliothekar in Jena. 
Vgl. Festschrift des Königlichen Gymnasiums zu Clausthal zum Lutherjubiläum 
p.8 Note 4. Die hallische Handschrift „Ego Fürsterus addebam: Ultra tres non 
audivi, qui me ita affecerunt (D. Martinum, Cordatum, Magistrum Georgium), qui 
fieret, ut alij non ita afficerent ut isti tres? ete. Die deutschen Tischreden „Da 
sprach Fürsten: „Ich habe ihr vber drei nicht gehört, derer Predigt mir 
so würen zu Herzen gegangen als Eure, Herr Doctor, M. Cordati und 
M. Rórers. Wie gehets denn zu, dass andere das Herz nicht also rühren und 
treffen wie diese drei?" 4) Mit Zusätzen Erl. A. 59, 191, Fürstem. u. B. II, 373. 
Bindseil III, 112. 


1711. 


Predieator non debet se ipsum iudicare, ferventer praedicaverit!) 
aut frigide [018], sed auditores, et me saepe puduit alicuius 
Coneionis, quam alij valde laudaverunt, et quae nobis multum 
placent, plerumque displieent alijs, et eontra ete. Summa, auditorum 
est iudicium ?). 

1) = Mag er nun mit Wärme oder ff. 2) Die hallische Handschrift bei 
Bindseil III, 112 in folgender weitläuftigen Fassung „Ad haec respondebam: hane 
artem libenter addiscerem, das ich den leuthen ins hertz vnnd Conscientz hinein 
reden küntte. sed tam frigidae sunt mese conciones, ut plerumque de suggestu 
descendens erubescam, semper postea cogito: sic oportuit te haec tractasse. Re- 
spondit D: Mi Forstemi non debetis de vobis in hae re iudicare, sicut nee 
potestis, sed aliorum esto iudicium. Et mihi hoc ipsum saepe accidit, ut 
puduerit me habitae concionis, existimans me frigidissime concionatum, 
sed eandem concionemalij posteaapud me maxime commendaverunt, 
sic onim fere fit, ut quae nobis maxime placent, alijs maxime dis- 
plieeant et econtra(!). Ebenso weitläuftig Erl. A. 59, 191, Förstem. u. B. II, 374. 


1712. 
Wie gehet es alles szo schwechlich zu, was vnser h. g.!) 
macht, ut videtur in hoc infante?), et tamen adulti werden wir 
szo stoltz. 


1) Herr Gott. 2) Wohl Martin oder Paul Luther gemeint. 


1713. 


Sehet den Hund an, hatt er doch nicht ein taddel!) an 
seinem leibe, Hat frische augen, starck bein, schon weisz 
zeen, Ein gutten huzigen?) magen, Corporis maxima dona, Doch 
gibt sie v. h. g.?) eim hunde. 

1) Bei Luther der taddel = der Tadel. Weigand II, $70. 2) Adelung 
führt an huzelig, welehes zu die hutzel (16. Jahrh.) — gedürrte Birne gehört. 
Huzelig (hutzelig) findet sich dann in der Bedeutung eingeschrumpft, 
gedürrt. Die obenstehende Form huzig, die ich lexikalisch nicht belegen kann, 
scheint daher in dem Sinne von ausgedörrt zu stehen, so dass Luther sagen 





471 


würde „Der Hund hat cinen guten, ausgedörrten Magen d. h. einen solchen, der 
alles vertragen kann“. Auch wir pflegen in diesem Sinne wohl von einem 
Hundemagen zu sprechen. Doch fragt es sich, ob Luther huzelig hier 
nicht — runzelig, faltig gebraucht, im Sinne von capax = geräumig. 
3) = Unser Herr Gott. 


1714. 


Sieut psalterium est Cantieum totius seripturae, ita Cantieum 
Salomonis est laus et Cantieum Ecclesiasticorum !), Quidquid enim 
docet?) hoe laudat et canit in eo?). 

1) = Der Dinge von der Kirche. Doch ist vielleicht Ecclesiae rerum 
zu lesen. 2) sc. Salomo. 3) Luther scheint sagen zu wollen „Alles was 
Salomo im Hohenliede lehrt, das lobt und preist er zugleich. Bindseil II, 243 heist 
es „Wie das hohe Liedt Salomonis Canticum canticorum ein gesang 
vber alle gesenge genennet wird. Also sey Decalogus doctrina doctrinarum, 
eine lehr vber alle lehre ff^ Vgl. auch Rebenst. II, 209*, Erl. A. 58, 241, Fürstem. 
u. B. II, 65. Luther vergleicht op. exeg. 21, 276 das Hohelied mit dem Theuerdank 
„qui Maximiliano sponsam Ehrenreich coniungit*. Vorlesungen über 
das Ilohelied setzt Küstlin II, 156 in die Jahre 1530 und 1531. 


1715. 


Ecclesiastes docet nihil valere quod sit extra tempus, et [619] 
ad omnia, quae aecidunt, dicendum Mitte vadere ete.!) 


1) In anderer Form bereits n. S0. Vgl. auch n. 1583. 


1716. 


Forma vitae Christiano est credere Euangelio, finis remissio 
peccatorum, efficiens spiritus sanetus, Aceidens, quod in mundo 
pressuram habebit). 

1) Dagegen Bindseil III, 49 , Christianum esse, est habere Euangelium et 
eredere. Haec fides adfert remissionem peccatorum cet gratiam Dei. Coneipitur 
autem non nisi per spiritum sanctum, in mundo torquetur et affligitur, sed spiritus 
sanctus erigit. Er wil vnns nicht allein lassen“. Vgl. auch Rebenst. Il, 1448. Die 
deutschen Tischreden in weitläuftiger Fassung Erl. A. 61, 125, Fürstem. u. B. IV, 1. 
Was den Sinn der letzten Worte betrifft, so wird Luther meinen ,Das neben- 
sächlich hinzutretende Moment ist, dass es (das christliche Leben) in der Welt zu 
leiden hat‘. 


1717. 


Caussa per se orationis est fides, per accidens!) autem 
necessitas, forma apprehendit gratuitam misericordiam, Materia circa 
quam?) promissio et praeeeptum orandi, finis exauditio sive liberatio?). 

1) Das Zufällige, d.h. das von den Umständen abhängige Motiv (Not lehrt 
beten). 2) = Die Materie, um die es sich handelt. Vgl.n.221 Note 2. 3) Die 
späteren Tischreden ganz ähnlich. Vgl. Bindseil I, 63, Rebenst. I, 365, Erl. A. 59, 8, 
Fürstem. u. B. If, 234. Dasselbe auch Erl. A. 59, 19, Fürstem. u. B. II, 243. 


1718. 
Effieiens eaussa Sacramenti est verbum Dei seu institutio 
Christi, Materia est panis et vinum, forma corpus et sanguis Christi, 
finis, ut conservemus fidem nostram, ne quid dubitemus Christum pro 





472 


nobis datum et remissa esse peccata, Et hoe inde officium!) conse- 
quimur sive ipse off?) quod sit noster salvator, non Judaeorum?) 
noster redemptor, non aeeusator, liberator, non captivans!), et quod 
non rei?) mortis et damnationis sanguine Christi iustifieati et salvati 
sumus). 

1) Dienst, Liebesdienst, Wohlthat. 2) So die Handschrift. Lies sive 
ipse offert. 3) Die späteren Tischreden ,quod sit salvator, non iudex* 
oder „dass er unser Heiland, nicht gestrenger Richter ist*, was richtiger ist. 
4) = Hiüscher. 5) = schuldig. Lies Jedoch nos. 6) Im Einzelnen abweichend 
Bindseil III, 26, Rebenst. II, 134», Erl. A. 59, 100, Förstem. u. B. II, 305. 


1719 


Latro!) inseienter peccavit [620], et non in misericordiam Dei 
neque per eontemptum verbi, quod non audivit nisi erueifixus, ldeo 
exemplum eius non patrocinatur nostris contemptoribus et his, qui 
differunt participes fieri Saeramenti Christi in hora mortis. 


1) Der Schächer am Kreuze. 


1720. 


Sacramentum est aetio humana eum promissionibus divinis seu 
visibile signum eum promissionibus !). 


1) Erl. A. 59, 110, Fürstem. u. B. II, 312 „Dagegen Sacrament ist ein Bund 
göttlicher Gnad und Geschenk unter einer äusserliehen Gestalt und sichtlicher 
Form im Wort gereicht‘. 


1721. 


Ego oceidam Cocleum tantum silendo, Ein nerlin ists 
sua dialeetica et doctrina, Ich wil ylın fein in Lugen lassen 
stecken et ad illa mendaeia non respondere, An non auditi 
sumus Áuspurgae? An non eomparul im Wormbs!), da man 
mir das gleit hat proehen?  Citatus?) enim per Erhold?’) 
Caesaris ferijs 2 hebdomadis penosae, 4 ferijs!) condemnatus 
sum5) et exusti libri mei, et antequam venirem ad Erfford®), 
in omnibus Civitatibus damnatio mea portis affixa erat, et 
alijs locis publicis?) 

1) Luther reiste am 2. April 1521 von Wittenberg ab und erschien in Worms 
Dienstag den 16. April, Morgens 10 Uhr. 2) Vgl.n. 999. 3) Mittelh. der heralt 
oder erhalt, weshalb in älteren Schriften auch der Ehrenhold = Ilerold 
vorkommt. Weigand I, 798. Spätere Berichte machten daraus Ehrenherold! 
Köstlin I, 799. Der kaiserliche Herold war Kaspar Sturm, genannt Deutsch- 
land. 4) = Ferijs secundis hebdomadis penosae, quartis ferijs cond. Das 
Gewühnliche ist ferià secundà heb. etc. und quartä feriä, also am zweiten 
Tage der Marterwoche, am vierten ff. Dies dominica ist der erste Wochen- 
tag, Montag der zweite, daher feria secunda genannt; Dienstag heisst feria 
tertia, Mittwoch feria quarta. Nach Cordatus ist Luther am Montag den 
25.März 1521 nach Wormbs citiert, während die späteren Tischreden Dienstag 
den 26. März, Walch XV, 2123 schon Sonnabend den 23. März angeben. 
Die bisherige Annahme ist Dienstag den 26. März. Zu dem Ausdrucke feriae 
(die lateinischen und deutschen Tischreden haben nur Dienstag in der martter- 
wochen und mittewoche den andern tag) vgl. Du Cange II, 421 , Feriae 
singuli dies Hebdomadis dicti, ut est apud Hieronymum, non quod in iis 
feriandi necessitas incumbat, sed a septimana Paschatis, quae erat immunis ab 








473 


opere faciendo, et feriata. Unde cum sex illi dies post Pascha feriati essent, et 
eo esset prima anni Ecclesiastici hebdomas, inde factum, ut omnes dies septi- 
manae vocarentur Feriae. Lex enim est Constantini Magni, qui hebdomadas 
ante et post Pascha azoaxtovc ot feriutas saneivit. — — Primus igitur 
Hebdomadis dies Dominicus dieitur: qui post sequitur secunda feria 
et sie deinceps. 5) In Folge des Edikts vom 10. März, welches die Aus- 
lieferung von Luthers Büchern gebot. Dieses Edikt wurde am 26. März in Worms 
angeschlagen und aın 27. März (also am vierten Tage der Marterwoche) öffentlich 
bekannt geinacht. 6) Die deutschen '"lisehreden „Als ich nun gen Erfurt 
kan‘. Nach Erl. A. 64, 367 erfuhr Luther von diesem Edikte bereits in Weimar, 
nach Cordatus zwischen Weimar und Erfurt. Am 6. u. 7. April war Luther 
am letzteren Orte. 1) Die hallische Handschrift (Rebenstock hat die profectio 
Wormatiam nicht) bietet das Obige bei Bindseil I, 438 fl. abweichend in 
folgender weitlüuftigen, an Zusätzen reichen Fassung: ,Profectio D. Martini 
Lutheri Wormatiam 1521. 15 May (?). Mentio fiebat Ducis Georgij, qui per Coch- 
laeuın excusaretur, quasi esset Christianissimus princeps. Dixit Martinus Lutherus: 
Dux Georgius hat sein wapen Cochlaco fur den arsz gedruckt praefatione in suum 
noviun testamentum. Ideo Cochlaeum silentio mortificabo et conteinnendo 
vineam, dan es ist ein lautter nerley, qui neque scriptura nequo 
dialectica aliquid valet, were schade, dass ich ihm auff seine lose 
ligen andtwortten soltte. Sondern was nach Duce Georgio vnd seinem 
Cantzler reucht in diesem buchleyn, das ich mit meyner nasen wol rieche, wiel ich 
tzu seiner Zeit wol andtworten, nondum enim totum librum legi, sed illius lectionem 
mihi praeservo, dass ich ihm mit eynem neuhen frischen tzorn kan begegnen, er 
sticht mich mit einem tzwicklein an, aber es sol ein tzappen loch daraus werden. 
Es narret sich sehr wol tanta scommata spargere, wiel ihn fein in lügen 
stecken lassen, vnnd dieselben nicht verandtwortten. Quod autem in fronte 
libri seribit: Ein ende, Ein halbe ende, darumb sol man sie verhoren beide. 
Respondit Martinus Lutherus: hat man vns nicht auch hören reden tzu 
Augspurg? ich meine, ich habe nicht stielle geschwiegen, do Cochlaeus et sui 
similes gar stum waren, so weiss man auch wol, wie ich tzu Wormsz com- 
pariret bin, do man mir das geloithe gebrochen hat. Den alszo 
erging mirs, do mich der keysorlichoheroldt dienstagin der martter- 
wochen citiret, des keysers vnd vieler fürsten geleitte mit brachte, ist balt 
die inittewoche den andern tag dasselbige gebrochen, haben aldo 
mich verdammet vnnd meyne bucher verbrandt. Als ich nun gegen 
Erffurdt kam, kamen mir bottschaffen, wie ich tzu Wormbs ver- 
dampt were worden. Ja in allen stetten war daselber hienaus wider 
mich offentlich angeschlagen ff. Fast ebenso die deutschen Tisehreden Erl. 
A. 62, 74, Fürstem. u. B. IV, 346, die ihre Darstellung mit dem Zusatze einleiten 
„Anno 1521, den 27. Sept. kam ich, M. Ant. Lauterbach gon Witton- 
berg*. Das Datum ist sehr fraglich. Vgl. Seidemann Vorwort II. 


1723. 

In profectione! ad Wormbs [621] interrogabat me der 
Erholt, An adhue cogitarem venire ad Wormbs, Ego, lieet 
tremebam, tamen respondebam ei, Ieh wil hin ein, wen alle 
teuffel drein weren?) A propinquis?) obviam veniebat Butzerus®) 
subornatus a Confessore Caesaris?) ne intrarem, nisi vellem 
eomburi, sed concederem ad F. de Sichungen®), Ingredior?) 
aeeipior*) in hospieium?) Consiliariorum Dueis®®). 

1) Die Reise ging übor Leipzig, Weimar, Erfurt, und von da über Gotha, 
Frankfurt, Oppenheim weiter naeh Worms. 2) Fast gleichlautend die 
hallische Handschrift. Die hergebrachte, anderswo öfters bezeugte Lesart, 
(Vgl. z. B. Müller, Staatskabinet VIII, 296), die auch die deutschen Tischreden bieten, 
ist „Ich will hinein ziehen, wenn gleich so viel Teufel darinnen 
wären als Ziegel auf den Düchern*. Aehnlieh heisst es in einem späteren 
Briefe Luthers bei De Wette II, 139 „Wenn ich hätte gewust, dass so viel 
l'eufel auf mich gehalten hätten als Ziegel auf den Dächern sind, 


474 


so wäre ich dennoch mitten unter sie gesprungen mit Freuden"*. 
Vgl. auch Evers, Katholisch oder protestantisch, S. 159, der denselben Brief Luthers 
zu berücksichtigen scheint, und seine Beurteilung der citierten Worte Luthers. 
3) = Von Seiten meiner Freunde. 4) Butzer, damals noch Dominikaner, traf 
Luther in Oppenheim. 5) Der Beichtvater des Kaisers war der Franziskaner 
Joh. Glapio. 6) Lies Franz von Sickingen. Auf der Ebernburg befand 
sich auch Ulrich von Hutten. 1) Dieustag den 16. April, 10 Uhr Morgens. 
Nach den Worten ,F.de Sichungen“ und ingredior haben die lateinischen und 


deutschen Tischreden eine Reihe von Zusätzen! $) Von den Kursách- 
sischen Edelleuten Bernhard von Hirschfeld und Hans von Schott, die 
ihm entgegengeritten waren. 9) Der Johanniterritter. 10) Im Johanniterhospiz 


bewohnte Luther mit B. v. Hirschfeld und H. v. Schott dasselbe Zimmer. Ferner 
wohnten in demselben Hause die Kurfürstlichen Räte Philipp von Feilitzsch und 
Friedrich von Thun, auch der Reiehserbmarschall Ulrich vonPappen- 
heim. Der Kurfürst Friedrich hatte ganz in der Nähe sein Quartier aufgeschlagen. 
Hiernach ermesse man die Zuverlässigkeit der Aufzeichnungen in der 
hallischen Handschrift, die Folgendes überliefert „Duo vero nobiles, Hans 
v. Hirschfeld, Bastian v. Pappenheim et Hans Schot me exceperunt et in hospitium 
Electoris nostri Friderici duxerunt, do muste ich in ihren kammern liegen ex 
Electoris mandato ete.^ Die deutschen Tischreden viel richtiger „Aber zween von 
Adel, als H. von Hirsfeld und Er Hanns Schott, nahmen mich an, und führten 
mich aus Befehl des Kurfürsten zu Sachsen in ihre Kammer*. Die späteren Tisch- 
reden abweichend und mit einer Reihe von Zusätzen. Vgl. Bindseil I, 439, Erl. 
À. 62, 15, Fórstem. u. B. IV, 348. 


1723. 


Prineipum nemo ad me venit, sed Graffen et edelleut 
sahen hartt auff mich!), ex quibus 400?) articulos obtulerant 
Caesari iudieandos contra Religiosos?) et obtinuerunt eos 
literati praedicatione mea?) Sie?) musten mich mehr furehten 
den ich sie, Timebant enim seditionem, Commoverat enim 
papa populum, quod seripserat, man sol mir das gleit nieht 
Halten, quod nolebant Prineipes, Aeeersitus?) veni in Con- 
ventum omnium Principum et Caesaris?) Interrogatus?) de 
libris primo, an mei essent, respondi Credo, At D. Hieronymus 
Schurff?) dixit, Legantur titulis, Seeundo!9)), an vellem eos 
revoeare, distinxi, didacticos me revocare non posse, quod 
verbum Dei essent, Invectivos vero, si quid haberent, das 
nicht zu leiden were, me nihil morari!!), wil mich [622] drin 
lassen weissen!?) | 


1) = Machten sich viel mit mir zu schaffen, bewiesen mir grosse Auf- 
merksamkeit. Gleich am ersten Tage nach seiner Ankunft erhielt Luther in 
seiner Herberge eine Menge von Besuchen, besonders von Grafen und Adelichen. 
2) = Aus deren Mitte man 400 Artikel dem Kaiser wider die Geist- 
liehkeit überreicht hatte. 3) Religiosus — vir ecclesiasticus, Vgl. Du 
Cange, III, 633. Vor Luthers Ankunft hatte ein Ausschuss im Namen der weltlichen 
Reichstände eine umfangreiche Klageschrift zusammengestellt, welche die Be- 
schwerden der deutschen Nation gegen den rómischen Stuhl enthielt und die mit 
den schürfsten Anklagen und Angriffen gegen die hühere und niedere katholische 
Geistlichkeit vorging. Sehr wichtige Beiträge hatte Georg v. Sachsen dazu geliefert. 
Dieses umfangreiche Aktenstück ist hier wohl gemeint. Vgl. darüber Ranke 
Geschichte im Zeitalter der Reformation I, 331, Janssen Geschichte des deutschen 
Volkes II, 158, Köstlin I, 435. Man könnte auch erklären „aus deren Mitte 400 
(se. principes, Grafen und Edelleute) dem Kaiser Artikel gegen die Geistlichkeit 
überreicht hatten *, auch an die 400 Adelichen denken, die (Küstlin I, 456, Janssen Il, 
165) den Papisten und Geistlichen in einem anonymen Maueranschlage ihre Feind- 
schaft anklindigten, weil Ehre und göttliches Recht unterdrückt werden solle. 








475 


Unter dem Aktenstücke stand Bundschuh, Bundschuh, Bundschuh. Allein 
diese 400 traten aus ihrer Anonymität nicht heraus, und noch weniger überreichten 
sie dem Kaiser Beschwerdeartikel. Auch nahmen an jener Klageschrift gegen die 
Geistlichkeit alle weltlichen Reichsstände teil, und nicht eine bestimmte Anzahl 
derselben. 4) = Und sie beweisen die Richtigkeit derselben (der Artikel), da 
sie meine Predigt dazu befühigt hatte. 5) sc. Religiosi, also die katholische 
Geistlichheit. 6) Vom Erbmarschall Ulrich von Pappenheim, der Luther mit dem 
Herold Sturm in die Reichstagssitzung geleitete. Es war Mittwoch der 17. April 1521, 
Nachmittags 4 Uhr. 17) Die glänzende Reichsversammlung tagte in einem Saale 
des bischöflichen Palastes in Worms. Doch scheint nach Peutinger bei Kolde 
Anal. Luth. S. 25 die erste Sitzung in einer Hofstuben, die zweite, am Donners- 
tag den 18. April, in einem grósseren Saale des bischöflichen Palastes statt- 
gefunden zu haben. $) sc. a Dr. Joh. Eck, Offizial des Erzbischofs Richard 
von Greifenclau von Trier, zu unterscheiden von Luthers Gegner in Leipzig. 
9) Luthers Rechtsbeistand in Worms, der sich schon vorher mit Friedrich dem Weisen 
nach Worms begeben hatte. 10) sc. interrogatus. Am 1$. April. 11) — Auf 
die Streitbücher — — lege er kein Gewicht ff. 12) Die Vorgänge in beiden 
Reichstagssitzungen werden hier also ganz kurz zusammengefasst! 
Die Worte primo und secundo scheinen beide Sitzungen am 17. und 18. April 
bezeichnen zu sollen und werden zu übersetzen sein „beim ersten und beim 
zwefiten Verhür*. Ueber die zweite entscheidende Sitzung weiss auch Janssen II, 
164 nichts weiter zu sagen als „Am folgenden Tage, am 18. April, bei seinem 
zweiten Verhüre bewies Luther die von seinen Freunden gewünschte Stan dhaftig- 
keit und versagte mit tapferer unerschrockener Stimme und Rede jeden Widerruf“. 
Die spüteren Tischreden zeigen erhebliche Abweichungen und viele Zu- 
Bätze, so dass bei dem grossen Interesse, welches die Verhandlungen in Worms 
bieten, es nicht unangemessen erscheint die Fassung der hallischen Handschrift 
bei Bindseil I, 439 zur Vergleichung heranzuziehen: Sed nemo principum me 
accessit, allein die graffen vnnd Edelleut, welche hart auff mich 
achtung gaben, den dieselben hatten 400 artickel wieder die geist- 
lichen bey kaiserlicher Maiestet vberandtworttet, tzu wandeln gebeten, 
aber würdens selber thun müssen. A quibus omnibus articulis meo Euan- 
gelio liberati sunt (!), sed nunc ingrati facti sunt, Euangelium impugnant cum 
civibus et rusticis. Papa Caesari scripsit, ne mihi salvum conductum 
servaret, hoc urgebant omnes Episcopi. Aber die filrsten vnd stende wolton 
dorein nicht verwilligen, dan es wer ein grosser lermen draus worden, weil 
ich grossen gliempff aldo hatte vnd fandt, das sie sich mer vor mir fürchten 
müssen dan ich mich vor ihnen. Nam Landtgravius (vgl. mit diesen Sätzen 
Cordatus n. 1000, Bindseil III, 261) adhuc adolescens cupiens me videre et audire 
accessit, tandem dixit: Lieber herr Doctor, habet ihr recht, so helff euch gott. Ad- 
veniens illico scripsi Glapioni, ut me accederet collocuturus iuxta suum votum, 
sed ipse detractavit dicens: Es were nu vmbsonst. Deinde comparui in 
totius senatus consessu, Caesaris, Electorum, principum, ibi officialis 
Treverensis D. Eck verba ad me fecit: Martine, tu huc vocatus es, ut respondeas, 
an agnoscas hos libros tuos esse, quos in mensa accumulatos monstravit. 
Ego respondi Credo. At D. Hieronymus Schurff statim subiecit: 
legantur tituli. Reeitatis titulis dixi esse meos. Secundo intorrogavit, 
an vellem revocare. Respondi, Gnedigster herr keyser, Aliqui libri mei 
sunt invectivi, Zanckbücher, Aliqui didactiei. Didactica ut verbum 
Dei reeantaro nolo, sed si in invectivis contra quem voheomentior 
fuerim, vnd den tzu viel gethan, so wil ich mich weisen lassen ff. Vgl. 
auch Erl. A. 62, 76, Fürstem. u. B. IV, 349. 


1724. 


Dat) ward mir tag vnd nacht ein bedeneken geben 
Altera die?) agebant Episeopi meeum de revocatione, quibus 
ego: Gotts wort est verbum Dei, dem ieh niehts habe zu 
vergeben?), quiequid extra illud est, mit dem wil ieh gern 
gehorsam sein, Joachim Marchio®) dixit, Ich sold) es K. M'*$) 
befhelen, ob sie nieht aueh Christen weren? Respondi, Salva 


476 


Seriptura, Ich kundt nicht vergeben, was nicht mein were, 
Contra Episeopi?, qui erant ein ausschusz®), Ich sol mich 
zu yhn versehen, das sie werden recht schliessen?) Ego, Ich 
vertraw yhn szo viel nieht, das sie fur mich wider sie selbs 
schliessen solten, die mich itz ym gleit verdampt haben'!®). 


1) Donnerstag Abend den 18. April. 2) Also 3m Sonnabend den 20. April 
Hiernach hat also Luther auch nach der zweiten Keichstagssitzung Bedenkzeit 
erhalten und zwar diesmal, um zu überlegen, ob er bei seiner Weigerung des 
Widerrufs beharren wolle oder nicht. Am 20. beginnen dann nach obiger Auf- 
zeichnung weitere Verhandlungen mit ihm, ausgehend von geistlichen Reichsstünden. 
denen sieh auch weltliche, wie der streng katholische Kurfürst von Brandenburg, 
angeschlossen hatten. Jedenfalls sind aber Vorverhandlungen gemeint. Die 
eigentlichen weiteren Verhandlungen vor einem von geistlichen und 
weltlichen Reichsständen gewählten Ausschusse, von dem hernach die Rede 
ist, der den Zweck hatte, Luther auf gütlichem Wege zum Widerrufe zu bewegen, 
begannen, wie feststeht, erst Mittwoch den 24. April, Morgens früh. 3) = Ueber 
welches ich nicht zu verfügen habe. Vgl. weiter unten. 4) Joachim I. v. Branden- 
burg. 5) = Ich sollte es. 6) Kaiserlicher Majestät. 7) Die hallische Hand- 
schrift „Mi contra urgebant. *) Diese Worte fehlen in den späteren 
Tischreden. Sie sind aber aus dem Grunde wichtig, weil damit der Ausschuss 
bezeichnet ist, welcher hierauf die eigentlichen weiteren Verhandlungen mit Luther 
führte. Der Ausschuss bestand aber nicht allein aus geistlichen Reichsständen, wie 
Luther hier zu meinen scheint, sondern aus geistlichen und weltlichen. Den Vorsitz 
führte allerdings der Erzbischof v. Trier, Richard v. Greifenclau. Die übrigen Mit- 
glieder waren die Bischöfe von Augsburg und Brandenburg, der Hochmeister des 
deutschen Ordens, und die weltlichen Stände: Joachim von Brandenburg, Georg 
von Sachsen, Graf Georg von Wertheim, der Ratsherr Peutinger und der Gesandte 
von Strassburg Namens Bock. Zu ihrem Sprecher hatte die Commission den 
Kanzler des Markgrafen von Baden, den Dr. Hieronymus Vehus [vel n. 1727) gewählt. 
Die Verhandlungen selbst wurden im Quartiere des Erzbischofs von Trier, im Ilofe 
der deutschen Ritter in Worms, geführt. 9) — beschliessen. 10 Die hallische 
Handschrift vielfach abweichend „Wollet mir ein bedencken geben. Con- 
cedebatur per diem et noetem. Altero die vocabar ab Episcopis et 
alis papistis, acturis mecum, ut revocarem. Respondi: Gottes wordt ist 
nicht mein wordt, drumb weiss ich nichtes tzu vergeben(?. Was 
ausser demselben ist, wielich gerne gehorsam sein. Ibi Joachimus 
Elector Marchio dixit: Er doctor, so viel ich verneme, so ist das euer meinung, 
dass ihr euch wollet weysen lassen, ohne was die schricfft betrifft. Ita volo. Ibi 
dixerunt: Ich sollte es kaiserlicher Maiestet heimstellen, ob sie nicht 
aueh Christen weren, die solche sachen mit ernst wurden ausrichten. Ego 
respondi: Salva tamen scriptura, dan ich konde das nicht vergeben, 
was nicht meyn were. Illi contra urgebant: Ihr soltts euch tzu ihnen 
versehen,siewerdenrechtschlissen ff. Vgl. Bindseil I, 440. Die deutschen 
Tischreden stimmen Erl. A. 62, 77, Fürstem. u. B. IV, 350 damit liberein. 


1725. 


Aber das ylır sehet, was ich thu, Ich wil euch mein gleitt 
heimgeben, Ad quod Fridericus!) Feylisch, das ist werlich 
gnug, ists? nieht zu vil, Deinde?) Last vns doch etlieh 
artieulos naeh. Respondi, Im namen Gottes, die ausser der 
sehrifft sind, der wil ieh mir nieht weren, et abierunt duo 
doetores!) nuneiantes me revocare velle [623], Deinde misit 
ad me Episcopus5), Ob ich verwilliget hette die sache dem 
keyser vnd Reieh heimzustellen. Ego, me neque velle neque 
unquam eonsensisse, Tum Episcopus, Es ist gut, das ich 
euch haben geruffen*). Sie solus egi cum eis’), et ita ut Elec- 





477 


tor‘) et alij aezre ferrent meam eonstantiam. Ego autem dixi: 
Do ist leib vnd leben. Si autem statnissem in eorum arbi- 
triam. damnassent omnes artieulos, qui damnati fuerant iu 
Coneilio Constantiensi. Quod aliqui intelligebant" 


1) Lies Philipp. Vgl. n... ^E n 3.. Ine deutschen Tischreden ebenfalls 
Friedrich v. F, dic kaliisehe Hand-chztt F.bian a F. Phililipp v. F. war mit 
Luther in Worms. 2, = Wenn es nicht. 31 $c. dixerunt, qui meeum egerunt, 
Sinn: Liessen die Mitglieder. des erwähnten Ausschusses tolgenden Vorschlag 
machen. Das Wort Deinde bezeichnet hier eine weitere Phase der Ver- 
handlungen. Soust würde das Folgende mit der feststehenden historischen 
Leberlieferung gar nicht in Einxlanzg zu brinzen sein. Der Ausschuss verhandelte 
am Mittwoch den 24. April resultatios mit Luther. Dieser herab sieh dann in seine 
Wohnung. Am Donner-taz Morgen den 25. April wurden die Verhandlungen trotz- 
dem wieder aufgenommen. Der Vorsitzende des Ausschusses. der Erzbischot 
von Trier, schiekte nämlich den Dr. Peutinger und Dr. Vehus, die in Luthers 
Herberge ihm mehrere Stunden eindringlich zuredeten, um ihn zum Widerrufe zu 
bewegen. Die kurfürstl. Räte Feilitzsch und Thun, sowie der Jurist Schurf waren 
als Luthers Reehtstwistände gegenwärtig. 1) Peutinger und Vehus. 5) Rich. 
von Greifenclau, der Vorsitzende des Ausschusses. Der Zusammenhang (el. die 
folgenden Worte „Es ist gut. das ich euch haben gerutfen*) verlaugt die still- 
schweigende Ergänzung: quum ad eum (in den Hof der Deutseh-Ordens- 
ritter) venissem, quaesivit, ob ich if. Aus dem folgenden Absatze n. 1:126 
geht hervor, dass Schurf, Thun und Feilitzsch ihn zum Erzbischof be- 
gleitet haben müssen! 6) Bindseil hat diesen Passus zum Teil unrichtig 
so ,lllico duo Doctores (die deutschen Tischr. zween Bischofe(?)) Caesarem(!) 
accesserunt nuntiantes me revocare. Episcopus Moguntinus (!) ad me mittens 
quaesivit, ob ich verwilliget hette, die sache dem keyser vnd reich heimtzustellen. 
Ego respondi me non velle, neque unquam consensisse in hoc. Tunc dixit Epis- 
copus: ist gut, das ich euch geruffen habe. :) Die hallische Handschrift 
.ita ego solus tot resistere coactus sum“. s) Aehnlich Bindseil „ut etiam 
Elector meus et alij amici aegre ferrent constantiam meam*, die deutschen 
Tischreden dagegen .so dass auch mein Doctor und andere“. Der Kurfürst 
war bei dieser Verhandlung im Quartiere des Erzbischofs allerdings nieht gegen- 
wartig. Allein Luther meint resümierend ,So habe ich denn allein mit ihnen (mit 
dem Ausschusse, mit Peutinger, Vehus und dem Erzbischofe) im Deutschordens- 
hofe und in meiner Herberge verhandelt, so dass der Kurfürst und andere, als 
sie bald darauf davon hörten, mit meiner Standhaftigkeit nicht zufrieden 
waren. Ich äusserte aber bei der letzten Verhandlung (mit dem Erzbischof) auch 
noeh unter anderem: Do ist leib und leben‘. 4) Luther meint ,Wenn ich 
aber meine Sache ihrem Urteile anheimgestellt hätte, dann würden meine Gegner 
alle von mir aufgestellten Sätze verworfen haben, soweit dieselben schon auf dem 
Concil zu Constanz verdammt waren. Es gab aber einige, die dies auch ein- 
sahen‘. Die hallische Handschrift „Nam aliqui dixerunt: 5i artieulos ad eorum 
deliberstionem statueritis, tunc articulos Constantiensi Concilio damnatos omnes 
damnabunt". Die deutschen Tischreden ‚ja, Etliche sagten: „Da ich die Artikel 
in ihr Bedenken heimstellen wollte, so würden sie die Artikel, so zu Costnitz im 
Coneilio verdampt, alle schenken und nachgeben“. Die lateinischen und 
deutschen Tischreden mit manchen Abweichungen und Unrichtigkeiten. "Vgl. Bind- 
seil I, 440, Erl. A. 62, 7*, Fürsten. u. B. IV, 350. 


1720. 

Deinde venit ad me Cocleus!), Wolt ich das gleitt auft- 
sagen, wolt er mit mir disputirn, Ad quod respondit D. Hiero- 
nymus?, Ey, das must werlich sein, Es ist ein vngleich an- 
werben, Wer nicht?) szo nerriseh were, Ego autem pro mea 
simplieitate feeissem®). Et deseendi de pretorio eondnetus®), 
Do sprangen gesellen*) herfur, die sagten, Wie, furt yhr ylin 
gefangen? Das must nieht sein. 





478 


1) Hiernach hat also Cochlaeus seinen bekannten Vorschlag zu einer Dis- 
putation mit Luther unter Verzichtleistung desselben auf soin freies Geleit, nicht, 
wie sonst berichtet wird, in Luthers Herberge, sondern im Hofe der Deutsch- 
ordensritter, in der Wohnung des Erzbischofs von Trier, gemacht. Hier hatte 
er Luther (vgl. Köstlin 1, 459, Kolde Martin Luther, Eine Biogr. S. 343) auch schon 
Tags zuvor nach Beendigung der Verhandlungen vor dem erwiülhnten Ausschusse 
getroffen und sich mit ihm herumgestritten. Wollte man als Lokal der hier 
erwähnten Begegnung beider Männer Luthers Herberge annehmen, so würden die 
folgenden Worte „Et descendi de pretorio — — das muss nicht sein“ in diesem 
Zusammenhange ganz unverständlich sein und vielmehr an einen Vorgang erinnern, 
der sich nach Schluss der zweiten Reichstagssitzung zugetragen haben soll. Vgl. 
Köstlin I, 454. Kolde S. 337. 2) Schurf muss Luther also zum Erzbischof mit- 
begleitet haben, ebenso auch Feilitzsch und Thun, was aus dem folgenden con- 
ductus folgt. 3) Nicht fehlt bei Bindseil und in den deutschen Tischreden. 
Vielleicht noch. 4) sc. nisi Schurff prohibuisset. 5) — Und so stieg ich 
denn den Hof (der Deutschordensritter) hinab mit Goleitsmünnern. Vor 
dem Gebäude wird sich eine Freitreppe befunden haben. Die hallische Handschrift 
ebenso „et ita de pretorio descendi cum conductu*. Die deutschen Tischreden 
„Also blieb ich beim Geleite"*. Die Geleitsmänner sind eben Schurf, Feilitzsch 
und 'l'hun. pA Leute aus dem Volke, die als sie Luther in Begleitung der drei 
Genannten den Deutschordenshof verlassen sahen, glaubten, man habe ihn ver- 
urtheilt und führe ihn ins Gefängnis. Das Volk in Worms zeigte grosse Sympathie 
für Luther. Vgl. Bindseil I, 441, Erl. A. 62, 78, Förstem. u. B. IV, 351. 


1727. 


Postea accessit ad me Doctor des Marggraven von Paden!) 
splendidissima oratione [624] cohortans ad revocationem, me 
multa debere Charitati fratrum, multa Caesaris obedientiae?) 
Cavenda esse seandala, Cui ego, Haec verba esse, sed me 
magis debere gloriae Christi?) 


1) Dr. Hieronymus Vehus (Venso) Markgraf Philipp v. B. 2) = Dass ich 
hohe Pflichten hätte gegenüiber ff. 3) Hiernach wiirde Dr. Vehus noch einmal im 
Laufe des 25. in Luthers Wohnung (Luther hatte nach n. 1726 den Deutschordenshof 
verlassen) erschienen sein, um einen letzten Versuch mit ihm zu machen. Zu 
beachten ist hier der Ausdruek splendidissima oratione. Die deutschen 
Tischreden „mit grossen hochtrabenden Worten‘, Bindseil „amplissima 
oratione*. Den sonstigen Berichten nach gehört das Obige zu der Ansprache, die 
Vehus als Sprecher des Ausschusses am Mittwoch den 24. April an Lutlier richtete. 
Vgl. Binds. I, 441, Erl. A. 62, 79, Förstem. u. B. IV, 351. 


1728. 


Tune Cantzellarius Treverensis!) dixit, Martine, Tu es 
Caesari inobediens, Tamen?) permittitur tibi abire paee pub- 
lea, Noli praedicare in via, Vide tu, ubi postea manebis?). 
Ego, Sieut Domino placuit, ita faetum est, Sehet yhr aueh 
zu, wo yhr bleibt etc, Bracht alszo grossen glimpff aus 
Wormbs*) vnd sie hetten darnach begert, das bier were 
widerumb im vasz, Wen ich mieh auff die schrifft berufft, 
Dux Georgius semper respondebat dicens, Es sol lieben herrn 
in meinem landt wol geweret werden, Ego autem astucias 
eorum minime intellexi. Et Friderieus Dux tandem dixit, 
Ieh hett nieht gemeint, das man alszo solt handelnn, Dar- 
naeh ging die Acht aus eontra omnes Lutheranos*) quam 
tamen etiam ipsi statim revocare cogebantur?) Szo ging es 
mir zu Worms, da mich allein spiritus sanetus erhilt?). 


470 


1) Der schon genannte Dr. Joh. Eck. Die obenstehende Mitteilung wird 
Luther in seiner Wohnung gemacht sein, Donnerstag den 25. April, Nachmittags 
6 Uhr. 2) Die späteren lischreden unrichtig ideo und drümb. 3) Die 
Worte noli praedicare — manebis fehlen in den deutschen 'l'isehr. 4) Luthers 
Abreise erfolgte Freitag den 27. April. 5) Die hallische Handschrift „Darnach 
exequierten sie das grenliche edikt der acht, quod multis praebebat orrasionem 
sumendi vindictam de inimicis sub titulo Lutheranae Haeresis, et tandem iterum 
revocare coacti sunt ipsi Tyranni *. 6) In Speier 1526? 1) Vgl. Binds. I, 441, 
Erl. A. 62, 79, Fürst. u. B. IV, 351, 352. 

Diese Nummern von 1721—1:72* enthalten diejenige Darstellung von Luthers 
Reise nach Worms und seinen Erlebnissen auf dem Reichstage von 1521, wie sie 
Cordatus aus dem Munde des Reformators selbst gehört hat. Die Fassung der 
späteren lateinischen und deutschen Tischreden weicht, wie aus dem in don Noten 
Mitgeteilten ersichtlich ist, in den Nummern 1721—1725 formell wie inhaltlich 
erheblichab,stimmtjedochindenletzten Abschnitten grósstenteils 
mit Cordatus überein. Im Vergleich zu anderweitig bekannten Berichten über 
die acta Wormat. aber, namentlich im Vergleich zu solchen, die auf einer Zu- 
sammenfassung älterer Quellen beruhen, ergeben sich für Cordatus erhebliche Unter- 
sehiede. So treten hier die beiden Reichstagssitzungen zurück. Es 
wird namentlich über die wichtigste, die zweite, nur sehr kurz und biindig 
berichtet. Luther unterscheidet ferner nur zwei Arten seiner Bücher, didaktische 
und polemische. Der ganze Gang des zweiten Verhürs wird in seinen Einzel- 
heiten nicht geschildert, von den vielberufenen Worten: ,Hie stehe ich; 
ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen“ findet sich keine Spur 
(Vgl. über diese Worte Köstlin I, 453, Kolde I, S. 337, Janssen I, 168 Note 3, Burk- 
hardt Stud. und Krit, Jahrgang 1869 S.517 fl). Ferner wird nach dem Obigen 
Luther auch nach dem zweiten Verhöre eine Bedenkzeit gewährt. Alsdaun 
treten die späteren Verhandlungen nach dem zweiten Verhüre viel 
mehr hervor. Zuerst wird von Vorverhandlungen berichtet, ehe dio eigent- 
lichen Verhandlungen Luthers mit dem Ausschusse der Stände beginnen. Bei den- 
jenigen Verhandlungen, die der Erzbischof von Trier allein ohne die Mitglieder 
des Ausschusses mit Luther führt, erscheinen auch Schurf, Feilitsch und 'l'hun als 
gegenwärtig. Cochlaeus trifft mit Luther beim Erzbischofe von Trier im Deutsch- 
ordenshofe zusammen und stellt hier seinen bekannten Antrag. Die Besorgnis des 
Volkes, dass man Luther gefangen abführe, kommt zum Ausbruch, als er die 
Wohnung des Erzbischofs verlässt. Endlich macht Dr. Vehus noch einen letzten 
Versuch in Luthers Wohnung, um ihn zum Widerrufe zu bewegen. 


Es ist ja möglich, dass Luther in jenen schweren hedeutuugsvollen Tagen, 
wo so vieles auf ihn einstürmte, sich mancher Einzelheiten, besonders auch der 
Reihenfolge einzelner aeta, nicht mehr genau erinnerte, so dass es nicht auffllig 
ist, wenn unbefangene und weniger beteiligte Anwesende die einzelnen Vorgünge 
richtiger beurteilen konnten. Immerhin ist aber der Bericht Luthers bei Cordatus 
ein hochinteressantes und wichtiges Aktenstlick, einesteils, weil wir 
Luthers Worte selbst hören, andernteils weil die Fassung des Berichtes eine 
der ältesten und ursprünglichsten zu sein scheint. Aus dem Inhalte lüsst 
sich freilich nicht schliessen, wann Luthers Worte gesprochen sind. Wohl aber 
kann man sagen, dass der Bericht vieles als bekannt voraussetzt und 
manches nur andeutet, was damals noch in aller Gedächtnis war.  litto 
Luther das Obige erst 12— 15 Jahre nach 1521 im Kreise seiner 'Tischgenossen 
erzählt, so wäre er vielfach nicht ohne weiteres verstanden worden, da manches 
schon einer Art von Commentar, der uns in den späteren Tischreden bei ähnlichen 
Gelegenheiten fast stets entgegentritt, bedurft hätte. Es ist daher wohl möglich, 
dass Cordatus schon 1524 wührend seines ersten Aufenthalts in 
Wittenberg das Obige aus Luthers Munde hürte. 

Ma ausser den späteren Tischreden zu der Reise nach Worms und den 
Verhandlungen daselbst: Sleidan III, 42 ff, SeckendorfI, 8 94 f, Acta rev. 
patr. Mart. Luth. Worm. op. lat. II, 411, Ópera var. VI 6, Erl. A. 64, 367, Spalatins 
Annalen 5S. 38 ff, Peutinger bei Kolde Analecta Luth. S. 28 ff, Fürstemann 
Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchreformation Hamburg 1842. 
Mayer Spengleriana Nürnberg 1830. Brieger Aleander und Luther 1521. Die ver- 
vollständigten Aleanderdepeschen nebst Untersuchungen über den Wormser Reichs- 
tag 1. Abteilung Gotha 1884. Balan Monumenta Ref. Regensburg 1883. K. Janssen 


480 


Aleander auf dem Reichstage zu Worms 1521, Kiel 1852. Friedrich Reichstag 
zu Worms im Jahre 1521. Abhandlungen der historischen Klasse. der Königlichen 
Bayrischen Akademie, B. XI, Abteilung II, S. 5s ff. Waltz Der Wormser Reichs- 
tag. Forschungen zur deutschen Geschichte, 1868, S. 21 ff. Soldan Der Reichstag 
zu Worms. Worms 1883. Maurenbrecher Studien und Skizzen, Leipzig 1974, 
S.243. Köstlin I, 439. Kolde Martin Luther I, S. 321 ff. Rauke Gesehichte im 
Zeitalter der Reform. I, 322 ff. Janssen Gesch. des deutschen Volkes II, 161 ff. 


1729. 


Coneupiscentia fit sine caussa [625], wie einen flohe vnd 
leusze lieben, dilectio autem est, quando alijs servire volumus!) 


1) Luther meint „die sinnliche Liebe ist sich keines bestimmten Zweckes 
bewusst, sondern folgt nur dem Naturtriebe und trachtet nach äusserlichem (fleisch- 
lichem) Genuss*. Ueber ,coneupiscentia oeulorum* n. 161. 


1730. 
Gutte werck Haben keinen namen!) 


1) Vgl. Bindseil eolloq. II, 235, Erl. A. 58, 254, Förstem. u. B. II, 79 und in 
Bezug auf den Sinn den schönen morgenländischen Spruch: Thust Du was 
Gutes, wirf es ins Meer. Sicht es der Fisch nicht, sieht es der Herr. 
Gerlach Die heilige Schrift, V, S. 44. 


1731. 


Vmb ein schlage!) ists zu thun, Das fewr, donner, blix?). 
alle ereatur wirds verzeren in die extremo, et mortui ae immutati 
statim aderimus omnes, vnd der schalmeyen klang wird nicht 
so freuntlich sein, szo es die in grebern als bald szollen 
horen, Haec dieo tibi Michel Stiffel?), qui putas, nobis non 
plures horas restare ad Diem extremum quam octo®). 


) — Schlag. 2) Aeltere neuhochd. Form aus dem Mittelhochd. blieze = 
Blitz. Für die Form blix führt Weigand I, 233 als Belegstelle Clajus Gramm. 51 
u. 57 an. Die grammatica germanicae linguae des Joh. Clajus erschien Leipzig 1518. 
Wie man sieht, kommt die Form schon viel früher bei Cordatus vor. 
3) Ueber den Pfarrer Michael Stiefel in Lochau nnd seine Berechnung des jüngsten 
Tages vgl. n. 1246, 473. Köstlin II, 331 ff. 4) Die späteren Tischreden bringen 
eine eingehende Unterredung Stiefels mit Luther, die bei Binds. I, 87 mit folgenden 
Worten eingeleitet wird „Anno 33. 28 Sept. M. Stieffel pastor in Locha Witten- 
hergam venit colloquij eausa cum Martino Luthero opinionem suam explicans 2? 
articulis de extremo die, sed silentium ei mandabatur ab Electore et Martino 
Luthero, quod aegre tulit dicens ete. Nach mehrfachen Wechselreden zwischen 
Luther und Stiefel heisst es dann weiter ,Respondit Martinus Lutherus: Nein, es 
wirdt nicht allein mit regenbogen tzugehen, sondern in einem schlage wirdt 
feuer, donnor, blitz die gantze Creatur vortzeren, 2. Petr. 3. Es ist 
nur vmb einen schlag tzu thun iu momento, tunc omnes erimus mortui 
et iterum mutati, tubae sonus acerrimus wird vns also verneuen vnnd erwecken. 
Es wirdt nicht ein freundtlich schalmeien klang sein, so es die in 
den grebern balt horen sollen. Vgl auch Rebenst. I, 495, Erl. A. 62, 19, 
Fürstem. u. B. IV, 2097. In Bezug auf die letzten Worte des Obigen heisst es 
bei Bindseil l, s$ ,Deinde in vigilia Michaelis in prandio dixit: wir haben noch 
acht stunden bis tzum Jungsten tage*. Vgl. auch Rebenst. I, 50», Erl. A. 62, 20 
(Ende der Seite), Fürstem. u. B. IV, 29*. Das Obige ist also Michaelis 1533 ge- 
sprochen. 








481 


1732. 

Wir sein!) elende kinder Adam, Den szo vns der tod 
alle augenbliek auff dem lande nachlaufft, suchen wir yhn 
auch auf dem wasser. Audio enim instrui bella navalia?) 

1) Mittelhochd. wir sin. Wetterauisch noch wir sein. Belegstellen bei 
Weigand IL, 655. 2) Von grossen seerüstungen der Türken hörte man 1533. 
Vgl. Janssen III, 262. Oder sollte vielleicht die Expedition des Kaisers gegen 
Tunis 1535 gemeint sein? Auch 153? kämpfte Andreas Doria im Mittelländischen 
und Jonischen Meere gegen die Türken. 


1733. 


Caesar mulas auro onustas misit ad Helvetios, ut Lutheranos 
expugnent, Gallus item. ut evertant Mediolanum. An non pulchrae 
eaussae? 1) 


1) 1532 oder 1534? 


1734. 


Wer sieh itzt mit dem [626] gesind wol wil nerenn, der 
mus den arsz frw!) aus dem stro Heben?). 


1) = Früh. 2) Vgl. „Soll es gut im Hause gehn, Musst du selber früh 
aufstehn *. 


1735. 


Pomeranus hat heute!) acerrimam praedicationem gethan, 
Sol er die leute from machen, so soler zu schaffen gewinnen, 
Mundus manet mundus. 


1) 1532? 


1736. 


Ich habe appellirt in meinem zehen whe!) zu gott vnd 
gebeten, er sol mir frantzosz?) oder pestilentz dafur schicken, 
quae sunt ad mortem infirmitates?). 


1) Luther meint Podagra. 2) — morbus Gallicus. Vgl. n. 159 Note 3. 
3) Vgl.n.1137 Note 2 und n. 1840. 


1737. 


Rustiei bestiae sunt putantes religionem, quam praedicamus, a 
nobis excogitatam esse, Quando autem examinatur, dieunt Ja, Ja, 
nihil eredentes!) Tempus adest revelati AntiChristi, in quo omnem 
mundum faeere?) (ut Seriptura?) dieit), quod vult?) Exemplum videtur 
in D. G.), Episcopo Maguntino5) qui omnia nune?) audent etiam 
eontra Papam. 

1) Wenn man sie aber ins Verhör nimmt und zwingt Farbe zu bekennen, 
dann geben sie alles zu, wiewohl sie nichts glauben. 2) Lies ,facere videmus. 
Vgl. das Folgende videtur. 3) 1. Joh. 4, 3. 4) sc. mundus. 5) — Duce 
Georgio. ^ 6) Erzbischof Albrecht. 7) 1532? Beim Abschlusse des Nürnberger 
Religionsfriedens? Vgl. n. 1739. . 


81 


482 


1788. 

Coeleus heist mich ein wechsbalck vnd ein padmagd!) 
qui habitare non possunt in eodem [627| subiecto, quia iste est homo 
naturalis, Ille mutuatus homo a Sathana, Er?) heist sus saw, Gro- 
bianus?) Schwein, Mich wundert, das du szo grob magst sein, 
H. G.*) wird so vil am yhnn*) gewinnen, wie am Friesland, 
da trug er ein narren in seinem wambs hin ein?) vnd furet 
ein narren?) Pastor mit namen heraus?). 


1) Die späteren Tischreden ,vnnd bademagt son*, et filium balneatricis, 
vnd Bademagds Sohn, und Bauermagds Sohn. Auch in einer Tischrede des 
Jahres 1538 heisst es ,Nam meam personam mirifice traducit (sc. Cochlaeus) ein 
wechselbalg, Einer bademadt son*. Vgl. Bindseil I, 323, Lauterbach Tageb. S. 63. 
Vgl. auch Dietz I, 201 „da er meinem evangelio nicht kund widerstehen, schreib er, 
ich hette den teufel, were ein wechselbalck, meine mutter eine hure vnd 
bademagd*. Von den jüden vnd ihren lügen 1543. 6. iijb. Man könnte meinen 
mit den späteren Tischreden sei „ein padınagd (Gen.) son* zu lesen. Cordatus 
Lesart ist jedoch richtig. Auch (vgl hernach sau und Grobianus) scheint das 
Fem. padmagd absichtlich gebraucht zu sein und iste, auf homo bezogen, kann 
ja ein weibliches Wesen bezeichnen. 2) Bindseil und die deutschen ischreden 
es heist. Rebenstock „video, quod sus et grobianus sis". Luther meint „Von 
Cochlaeus heisst es dagegen bei mir wie im Volksmunde sus, Sau, Grobianus, 
Schwein ff. 3) Das wort soll nach Büchmann, Gef. Worte, 5. 47, XL Aufl, 
eine Erfindung Sebastian Brants sein, der in dem „Von groben Narren“ tüber- 
schriebenen 72 Cap. von einem neuen Heiligen St. Grobian spricht. Dies ist 
jedoch nicht richtig. Denn schon in dem 1482 bei Conrad Zeninger in 

ürnberg gedruckten Vocabularius theutonicus kommt Bl. e 4* das Wort 
Grobianus — rusticus vor, welches bald in der Bedeutung bäurischer, 
unflätiger Mensch Verbreitung fand. Luther braucht es hier gradezu im Sinne 
von Schwein. Allgemein bekannt wurde das Wort durch das von Dedekind 
herausgegebene latein. Gedicht Grobianus. Vgl Weigand I, 729. 4) Herzog 
Georg. 5) Wohl verschrieben für an yhm. 6) 1512. Vgl. tiber Georgs Feld- 
zug gegen Friesland n. 937. 1) Seinen einäugigen Hofnarren, der zuvor Schweine- 
hirt gewesen war. 8) Luther meint also ,Der ganze Erfolg von Georgs Feldzug 
gegen Friesland war ein Narr „mit dem Ehrentitel Pastor (Schweinehirt)“, der 
einäugige Hofnarr am Hofe zu Dresden. Dasselbe wird Georg an Cochlseus 
ewinnen*. Man beachte das Wortspiel in Narren Pastor mit Namen. Coch- 
aeus war eine Art Hoftheologe. Die hall. Handschr. leitet Binds. I, 146 den Absatz 
mit folgenden Erlüuterungen ein ,Martinus Lutherus multa loquebatur cum D. G. 
Pontano de summa impudentia Cochlaei, qui s&epe magna iactaret de sua dis- 
putatione, quem Eceius loquentem Augustae deridebat, wie macht er sich also grob 
erfur vnnd vnverschembt, ut suis nugis papistas confundat. Aber das buchlein 
macht mich reisig, sol mich viel dinges erinneren, die in ausschoss sollen erfur 
komen, weil ers nicht vergessen wiel, so wollen wirs wol gedenken“. Dann heisst 
es weiter ,Respondit Martinus Lutherus: Er heist mich einen wechselbalck 
vnnd bademagt son, qnae duo non possunt esse in eodem homine. 
Ille enim ein wechselbalck ist transmutatus, pro vero homine alius. 
Hic naturalis filius. Es heist sus einsawe, Grobianus ein schwein, es 
wundert mich, das du so grob magest sein. Sed hic videtis prudentiam 
Ducis Georgi. Er wirdt so viel gewinnen als vor Frieslandt, von 
dannen er seinenn narren pastor eröbriget. Ideo ei Lipsiae saepius 
obiecit in disputatione: ego non sum pastor ein hiertte, Sed sum Caesar der grosse 
schatz aus Frieslandt, was hastu sonst raus bracht? Dux Georgius trugk 
einen narren in seinem wammest hienein*. Ganz ähnlich auch Erl. A. 60, 
312, Fürstem. u. B. IIT, 271, während Rebenst. I, 805 nur die ersten Sätze hat. 


1739. 


.  Maguntinus timet Papae depositionem a Cardinalatu!), et non 
timet Deum deponentem potentes de sede et exultantem humiles, 





483 


Sie?) haben zu bosze gewissen, Ideo in Comitijs Augustanis 
non verbo meminerant sui primi artieuli de primatu Papae et vicariatu 
Petri?) 


1) Erzbischof Albrecht fürchtet, dass der Papst ihn seiner Cardinalswürde 
entsetzen werde. 2) Die Papisten. 3) Vgl. n. 1737. 


1740. 


Vtinam omnis, qui verbo ministerij!) preest, Romae fuisset et 
vidisset des Bapsts Jarmarkt?) 

1) Lies verbi ministerio. Vgl n. 1704. 2) Vgl. Bindseil III, 249 ,Ideo 
optarim, dass ein ider, der ein prediger solde sein, tzu Rom gewest were vnnd 
dasselbe besehen*. Vgl. auch Erl. A. 60, 232, Fürstem. u. B. II, 212. Bei Bindseil 
und in den deutschen Tischreden steht mehrere Sätze vorher „dos babsts markt* 
und „des Papsts Treudelmarkt*. Rebenst. II, 70b ,omnes, qui munus praedi- 


candi suscipere conantur, Romae prius fuissent, et malitiam atque nequitiam 
illorum vidissent". 


1741. 


Patres et Doctores, ut Augustinus, Hieronymus, Hilarius, 
Bonaventura!) ete, in magno honore sunt habendi [628] propter 
testimonia fidei, quibus testificantur Ecclesiam primitivam credidisse in 
Jesum Christum, Bernhardus pulcherrime praedieat neque sie dis- 
putat?) Bonaventura proximus est post ipsum?). 

1) Vgl. n. 1322. 2) — Weiss seine Ansichten aber wissenschaftlich in 
gleicher Weise nicht geltend zu machen. 3) Bindseil III, 134 abweichend und 
unvollstindig ,Bernhardus in suis concionibus excellit omnes alios doctores, ipsum 
etiam Augustinum, quia pulcherrime praedicat Christum, in disputationibus vero 
suis plane sui dissimilis et praedicationibus contrarius. Post Bernhardum secundas 
obtinet Bonaventura*. Die deutschen Tischreden ebenfalls abweichend, aber voll- 


ständig Erl. A. 62, 95, 99, Fürst. u. B. IV, 369, vollständig (mit Ausnahme des letzten 
Satzes) und ähnlicher Erl. A. 62, 120, Förstem. u. B. IV, 393. 


1742. 
Cum Christus dicit?) Noli amplius peccare, omnium primo 
requirit fidem, secundo etiam vitae emendationem, quam qui non 
promittit, non potest absolvi?) 


1) Joh. 5, 14; 8, 11. 2) Weitläuftig Bindseil II, 283, Erl. A. 58, 420, Fürst, 
u. B. II, 209. 


1749. 


Judieium dei revelatum et certum est, non eredentem damnari, 
quo et nos omnes impios condemnare possumus, ut Zuinglium, 
David!) filium suum Absolon, eum dixit, Ach fili mi Absolon, 
quia sciebat eum mortuum in publica seditione, et quia patris thorum 


violaverat, Vtique est Deus iudicans in terra?), id est, nullum malum 
manet impunitum?) 


1) sc. damnare potuit. 2) Psalın 58, 12. 3) Bis violaverat ganz ab- 
weichend und weitläuftig Binds. I, 115, Rob. I, 64», Erl. A. 62, 15, Fürst. u. B. IV, 293. 
Der Schlusssatz Vtique Deus etc. bei Bindseil II, 90 in folgender Erweiterung 
»Malefieus nullus, nisi agens poenitentiam, kompt er coins mals darvon, so kompt 


31* 


An. 





484 


er doch wider ein. Deus enim punit suo tempore.  Puniuntur autem scelera 
dupliciter, aut per poenitentiam, aut per iram (vgl. n. 1758), iuxta illud Psalmi 58. 
Vtique est Deus iudicans in terra, id est nullum malum sinet impu- 
nitum*. Vgl. auch Rebenst. II, 100» (Ende der Seite), Erl. A. 58, 178, Fürstem. u. 
B.II, 20. Darauf folgt in den deutschen Tischr. das, was Cordatus n. 1745 u. 1746 
hat. Der genannte Schlusssatz des Obigen auch Erl. A. 58, 202, Fürst. u. B. II, 38. 


1744 


Lieber Wellert), ligt?) euch nicht zu todt, Ihr kundt 
noch?) wol ein Jurist werden. 


1) Ueber Hieronymus Weller vgl. n. 474 Note 3. "Weller war früher Jurist 
gewesen, ehe er Theologie studierte. 2) Mittelh. liegen = lügen. 3) = So 
wie zuvor. 


1745. 


Lasse mich Gott in alle sunde fallen, nur in die nicht 
[629], die ich fur sunde nicht erkenne, den Gott verdreust 
nichts mehr, den wen man nicht gesundigt wilhaben, quemad- 
modum Saulus. Sunt autem peccata, quae non agnoseuntur, contra 
1 tabulam, alia sunt contra seeundam !), qui ad praedieationem poeni- 
tentiae resipiscuntl, sicut David, Quando autem dicunt, Assumat 
ebria sicientem?), item, Numquid talis est spiritus eius? 
Num. 16°), So leidt ers nicht‘). 


1) Es fehlt etwas. Vielleicht ,A liqui — resipiscunt, sicut D.* 2) Deut. 29, 
19 „Pax erit mihi, et ambulabo in pravitate cordis mei; et absumat (var. 1. assumat) 
ebria sitientem * (Vulg.). 3) Num. 16, 13 (?). Die späteren Tischreden abweichend 
und mit manchen Zusätzen. Vgl. Bindseil II, 90, Rebenst. IT, 1005, Erl. A. 58, 178 
(Ende der S.), Fürst. u. B. II, 21. Dasselbe auch Erl A. 58, 262, Fürst. u. B. II, 85, 
auch Erl. A. 57, 143, Fürst. u. B. I, 110 (Ende der Seite). 


1746. 


Vnser H. G.!) fehet?) impios, dum securissimi sunt, et in levi- 
eulis eaussis, Sicut Papam per indulgentias ?). 


1) — Herr Gott. 2) — füngt. 3) Bindseil II, 90 , darumb lest vnser 
herrgott impios gefangen werden in causis levissimis. sic papam cepit per me 
duobus folijs de indulgentijs scriptis*. Vgl. auch Rebenst. II, 100^, Erl. A. 58, 
180, Förstem. u. B. II, 22. Die deutschen Tischreden haben den letzten Satz in 
folgender Erweiterung „Also hat er den Papst durch mich gefangen im Ablass, 
das gar ein schlecht Ding war; die Venediger durch Kaiser Maximilian. Dann folgt 
in den deutschen Tischreden das, was Cordatus n. 1757 hat. 


1747. 


Satan me diligit multum, sed non amore dilectionis, sed con- 
cupiscentiae !). 

1) Vgl.n. 1729. Man vgl. etwa folgende Gedanken der deutschen Tischreden 
Erl. A. 60, 82, Fórstem. u. B. III, 101 „Heftig zornig ist er, das verstehe und fühle 


ich wohl. Er schläft viel näher und mehr bei mir denn meine Kütha, das ist, er 
macht mir mehr Unruge, denn sie mir Freude". 





485 


1748. 
Opera proba!) sunt fidei, Nam sieut literae Sigillo egent, ita 
operibus opus habet fides?) 


1) — Die Werke sind die Probe des Glaubens. Proba — specimen, ósivua. 
Du Cange III, 477. Das Wort kommt schon bei Ammianus Marcellinus XXI, 16 
vor, eine Stelle, die von Du Cange und den gewühnlichen Lexicis eitiert wird, 
2) Bindseil II, 235 Opera sigillum et probatio fidei. Nam sicut literae opus 
habent sigillis, ita fides operibus“. Bindseil fügt hinzu: probatio, sie scripsi. Cod. 
proba. Die hallische Handschrift hat also ganz richti proba, was Bin seil nicht 
verstand. Die deutschen Tischreden richtig „Gute Werk sind des Glaubens Sigil 


und Prob ff. Vgl. Erl. A. 5%, 255, Fürstem. u. B. II, 50. 


1749. 
Praedicator impi us deterior est corruptore Virginum!). Temp- 
tationes faciunt praedieatorem bonum?) 


1) Vgl. Bindseil II, 235, Erl. A. 58, 255, Fürst. u. B. II. 80. 2) Eceles. 34, 9. 
Vgl. Erl. A. 58, 255, Fürstew. u. B. U, 80. 


1750. 
Charitas flueht nieht [630], sed fides, Haee enim faciens filios 
Dei eorrigit et irascitur !). 
1) Vgl. Bindseil II, 236, Erl. A. 58, 256, Fürst. u. B. II, 89. 


1751. 
Am Euangelio verleurt man nichts, drumb sol man alles 
dran setzen!) 
1) Vgl. Bindseil II, 236, Erl. A. 58, 256, Fürstem. u. B. II, sv. 


1752. 


Euangelio credere est von den sunden lassen, Opera 
debemus proximo, fidem Deo, Bonum opus est, quod alij eom- 
modat!), Tune quisque agnoseit Christum, quando panem nobis 
frangit, id est?2), Verbum in eorde dat fidem per spiritum?) 

I) — Nützt. 2) sc. quando. 3) Vgl. Bindseil II, 236, Erl. A. 55, 256, 257, 
Fürstem. u. B. II, 81. 


1753. 
Ein pfarher ist ein stitlmeister!) Lex est speculum?). 


1) Lies spitlmeister d. h. Spitalmeister. Mitteld. das spittäl, älter 
neuhochd. der spittal und dann der spittel — Spital (hospitale) Die Form 
spitlmeister wird bei Weigand I, $26 nicht belegt. Die späteren Tischreden 
Spittelmeister. 2) Vgl. Bindseil II, 236, Erl. A. 58, 257, Fürst. u. B. II, 81. 


1754. 
Jurisprudentia et Medieina sunt ineertae facultates, quia 
non habent universalem propositionem !). 


486 


1) Bindseil II, 237 ,Jurisperiti et medici sunt incertae facultatis, quia non 
habent universalem propositionem *. Luther wird sagen wollen ,Jurisprudenz und 
Medizin sind unzuverlässige Fakultäten (Wissenschaften), weil ihnen eine allgemein 
gültige (sichere) Grundlage fehlt“. 


1755. 


Subiectum !) in Theologia est, Credere in Deum patrem, filium 
et spiritum sanetum ?). 

1) = Die Grundlage (ró ézoxtíutvor). 2) Bindseil II, 237 ,Subiectum in 
medicina est corpus sanabile, subiectum in Jurisprudentia est xoruvóutvor. Finis 


iusticia. Subjectum in Theologia est: Credo in Deum patrem. Credo 
in Hiesum Christum, In spiritum sanctum*. 


1756. 


Titulus Christi heist Schefflemini, Sede a dextris meis!) 
vnd furet yhm?) seinen [631] stegreiffen?) gegraben, Ponam 
in. scab. ped. t.9, vnd oben auff seinem Diadem, Tu es sacer- 
dos in aeternum), Ist in Schwacheit almechtig®), In torheit 
allein weisz?). 

1) Psalm 110, 1. 2) Für ym — in. 3) — Steigbügeln. Christus in 


seiner Eigenschaft als Siegesheld gefasst. 1) — Ponam inimicos scabellum 
pedum tuorum. Psalm 110, 1. 5) Psalm 110, 4. 6) 1. Cor. 1,25. 7) = weise. 


1757. 


Was von himel fellt?), das ist teuffelisch, Was auff 
erden strauchelt, ist menschlich?). 
1) Die deutschen Tischreden ,Was im Himmel ff.* 2) Vgl. Erl. A. 5s, 1*0, 


Fürstem. u. B. II, 22. Das Obige schliesst sich in den deutschen Tischreden an 
n.1746 an. Vgl auch Zinkgref Apophtheg. I, 212. 


1758. 
Peceatores puniuntur vel per poenitentiam vel per iram !). 


1) Vgl. Bindseil IT, 90, Reb. II, 1002 (Ende der S.), puniuntur autem scelera 
(scelerati) dupliciter, aut per poenitentiam aut per iram*. Vgl.n.1743 Note 2. 


1759. 


Christus regnans in regno suo dieit, Ego baptizo te, Ego do 
tibi Saeramentum, aceipe, ede, bibe!) Ego praedico tibi, In Politiae 
autem regno?), Fac hoe, do hoc?) ete, Rex suum, Christus nostrum 
eommodum quaerit plaeidissimis verbis, Illi autem sunt exactores trucn- 
lentissimj *), Quo sunt rigidiores, eo meliores, In regno autem Christi, 
quo placidiores ete.5) 


1) Die lateinischen Tischreden (Ego) ba tizo te, catechizo te, absolvo te“. 
2) sc. regnans dicit. 3) Die späteren Tischreden weniger richtig Fac hoc, 
omitte illud. Luther meint „Im weltlichen Regiment heisst es dagegen: Thue 
dies, dafür gewähre ich dies *. 1) Bindseil „Ita politieum regnum quaerit suum 
commodum eum exactione dura. Christi autem regnum nostram utilitatem proponit, 
mit freundtlicher heimstellung tzu uns selber. das gehet auch in electis fein fordtt*. 











487 


Nach Cordatus Lesart will Luther sagen „Ein (irdischer) König ist auf seinen Vor- 
teil bedacht, Christus aber auf unseren und zwar mit freundlichstem Zuspruch. 
Jene aber (sc. qui sunt in Politiae regno) sind gar grimmige Dränger und Peiniger ff.“ 
5) Bindseil ,Sed politiae quo sunt rigidiores legibus, dicentes: so vnnd so muss 
es geschehen, eo minus procedit, gehet wieder den strom*. Zu dem Obigen 
ergänze eo meliores sunt. Die späteren Tischreden vielfach abweichend und 
mit manchen Zusätzen. Vgl. Bindseil I, 12, Rebenst. I, 7*, Erl. A. 58, 144, 145, Fürst. 
1.B. 1,412. Dasselbe Erl. A. 59, 152, Fürstem. u. B. Il, 345. 


1760. 

Lieber Gott, was hab ich meister gemacht alle Jar, 
vnd ich bleibe ymer zu ein schuler, Aber es heist, Justificata 
est Sara filijs suis !). 

1) Vgl. n. 111, 200, auch den Anfang von Güthes Faust. Luther meint wohl 


,Aber auch ich werde einst wie Sara Gnade bei Gott finden*. Das Citat wird 
sich auf Ebräer 11, 11 beziehen. 


1761. 
Assiduitas!) faeit vileseere res [032], Seltzam acht man?) 


1) = Die stetige Wiederkehr, das alltägliche Vorkommen derselben Er- 
scheinungen. 2) Bindseil III, 61 „Et ita assiduitas faeit res vilescere, wans 
seltzam were, so achtets man hoher, sed non possumus considerare creaturarum 


- amoenitatem*. Vgl.auch Rebenst. II, 1455, der ganz hübsch übersetzt ,— - nam 


si essent rarae, essent quoque carae*. Erl. A. 57, 233, Fürsten. u. B. I, 180, 
Der erste Satz in anderem Zusammenhange auch Lauterbach Tageb. S. 75. 


1762. 
Avaritia et ambitio faeit!), ut rerum non fruamur voluptate ?). 


1) Fruor c. gen. constr. Doch kann auch rerum zu voluptate gezogen 
werden. Im Sinne von „Dass uns die Freude an den Gegenständen verleidet 
wird“. — 2) Vgl. Bindseil III, 61, Reb. II, 145», Erl. A. 57, 232, Fürst. u. B. T, 150. 


1763. 


Non videt impius gloriam Dei, Imo ne Creaturam praesentem !) 
possunt?) agnoscere, quia, quando Deus obruit impios et omnes homines 
assiduo?) magnitudine et multitudine Creaturarum suarum, ut allieiat 
per benefieentiam suam natura perditos, ipsi eontra tanta benignitate 
et assiduitate vileseunt*), Was kan Gott dazu denn der helle 
zu?) Wen man ein Ey von Kallekuth?) brecht und ein 
henne, da wurden wir vns zu tod verwundern vnd seener?). 
Daher gehort®), Considerate volatilia et lilia agri"), Piscis 
in aqua sehleeht!) mit dem cauda, puta maseulus, et proijeit 
semen, adest femella!!) et semel!?) eoneipit 100,000 fisch, Et 
omnes philosophi non possunt rationem reddere talium, quum solis 
Moses posuit, Dixit, et facta sunt!?) Crescite ot multipli- 
eamini!4) szo gehts fort!5). 

1) Ergánze quidem. Pra&esentem ateht in der Handschrift am Endo dor 
Zeile. 2) sc. impii. 3) == assidue. 4) = Well sie Ja selbst dagegen: trotz 


der so grossen ihnen stets zu Teil werdenden Gllte (nur noch) schlochter worden. 
3) Sinn: Was kann denn Gott dafür, wenn slo der Hülle vorfallun? 


488 


Verständlicher wäre freilich eine Lesart wie: Was kann Gott dazu, wendenn sie 
sich der helle zu? 6) Kalkutta ist nicht gemeint, sondern das Reich Kalekut 
oder Kalikut in Decan an der Westküste von Malabar, welches bereits 
seit dem 9. Jahrhundert bestand. Kalekutsche Hühner sind Truthühner, die 
auch sonst welsche Hühner heissen, in Norddeutschland auch Kalkun oder 
Kalkaun genannt. 7) Vielleicht Verseen = Uns vergaffen. 8) = Dahin 
gehört auch Folgendes. 9) Matth. 6, 26, 28. 10) — Schlägt. 11) = Weib- 
chen. 12) = Auf einmal. 13) Gen. 1, 3 ff. 14) Gen. 1, 28. 15) Die 
späteren Tischr. mit zahlreichen Abweichungen und Zusützen. Die 
Fassung der hall. Handschrift bei Binds. III, 61 ist folgende: Creaturae. Exivit D. 
Lutherus eum uxore sua in hortum, piscatum ripam et piscinam, ibi inveniebantur 
hechte, schmerlen, forellen, kaulperschken, karpen, quorum aliquos edimus (Wer?) 
in mensa, summa laetitia et gratiarum actione. Dixit D. Doctor: Kethe du hast 
grosser freude vber den wenig fischen dann mancher Edelman, wann er etlich 
grosse teiche fischet mit viel hundert schocke fische. Ach, avaritia vnnd 
ambitio faciunt, ne rebus frui possimus (vgl. n. 1762). Es sitzt mancher 
geitzwanst in summis delicijs, kan dennoch dasselbige nicht mit lust genissen. 

S heist: Non videbitimpius gloriam Dei, imo ne praesentes creaturas 
possunt agnoscere, den Gott vberschuttet vnns tzu sehr damit, Et 
ita assiduitas facit res vilescere, wans seltsam were, so achtets man 
hoher (vgl. n. 1761), sed nos non possumus considerare creaturarum amoenitatem. 
Videte, wie fein ein fischlein leichet, do eins wol tausent bringet, et hoc fit, quod 
masculus cauda percutit sperma in aquam, ex qua foemella concipit. 
Considerate volatilia, wie feine rein gehet dieselbige generstio tzu, es hackt 
die sie ins heupt, leget sein Eyerlein seuberlich ins Nest, setzt sich druber, do 
kucken die Jungen Tirleip heraus. Videte pullum gallinae, wie gar stecktes doch 
in dem Ey. si nunquam tale ovum vidissemus et afferretur aus Calu- 
kutten, so würden wir vnns alle ad stuporem verwundern. etomnes 
philosophinon possuntrationem reddere illarum ereaturarum, solus 
Moses rationem ponit. Dixit et facta sunt, ipse mandavit et creata sunt. 
Crescite et multiplicamini, so gehets fort. Vgl. auch Reb. II, 148b, 149», 
Erl. A. 57, 233, Fürstem. u. B. I, 179, 180. 


1764. 


Dem Buch Ester vnd 2 Machabaeorum bin ich feind, 
den sie Juditzen!) zu seer vnd haben wol heidnische unart?) 
Interim tamen horrendum est [633], librum Ester plus reputari apud 
Judaeos?) quam Esaiam aut Danielem, eum Esaias syneerissime 
annunciet.Christum, Daniel autem Monarehias*) et regnum Christi 
aperte deseribat). 

1) Die späteren Tischreden judentzen oder ,multum enim imitantur Judaeos 
(Rebenstock)', Bindseil judaitzen (Conjectur) Juditzen (vgl. jüdeln) wird 
stehen im Sinne von das Judentum herausstreichen, preisen. 2) Nur 
Bindseil „viel heidnische vnra&dt*, was nicht richtig ist, da vnradt als Fem. 
nieht zu belegen ist. 3) Christianos? 4) Vgl. n. 58. 5) Die späteren 
Tischreden im Einzelnen abweichend. Vgl. Bindseil II, 219, Rebenst. II, 201, Erl. 
À. 62, 131, Fürstem. u. B. IV, 403, auch Köstlin II, 299. 


1765. 


Ich hettegemeint, Ich woltErasmum mit meiner Epistel!) 
wider in harnisch bringen, das ich yhn mucht ergreiffen 
non amphibologieum in etlichen Worten, Aber es ist umbsonst, 
Sperassem quidem Ecelesiam repurgare a doetrina et foetubus?) eius. 
qui sunt Egranus?), Crotus*), Vitzelius®), Oecolampadius, Cam- 
panus ete. Ich wil yhnn in der kirchen nieht wissen*) 





489 


1) Epistolae Amsdorfi et Lutheri de Erasmo. 1534. 2) = Seiner 
Brut. 3) Vgl. n. 1074. 4) Vgl. n. 1026. 3 Vgl. n. 624. 6) Die späteren 
Tischreden ganz abweichend. Auch ist die historische Beziehung aus ihnen 
nicht zu ersehen. Bindseil I, 274 „Erasmus est Rex amphiboliarum, quem in arenam 
rovoeabo, Er komme nur unnd lasse sich mit wenig wortten ergreiffen, ich wil 
ihm Dei gratia wol ratten. Si vixero, purgabo Ecclesiam ab illius immundicia, 
nam ipse seminavit Crothum, Egranum, Vicelium, Oecolampadium, Campanum, ich 
wil ihn in der kirchen nicht wissen*. Vgl. ferner Rebenst. I, 193^ (Ende der Seite), 
Erl. A. 61, 102, Förstem. u. D. III, 415. Auf Luthers und Amsdorfs Briefe, die 
Anfangs 1534 erschienen, gab Erasmus eine öffentliche Erklärung ab. Aus dem 
Obigen ist zu schliessen, dass sie sich wieder in Zweideutigkeiten 
bewegte. An dem erwähnten Angriffe Luthers auf Erasmus, der 1533 begann, 
hatte Witzel in Folge einer Schmähschrift, die er in demselben Jahre gegen Luther 
und die Reformation gerichtet hatte, indirekten Anteil. Crotus fiel 1533 offen von 
der Reformation ab, nachdem er schon seit 1531 mit den Papisten geliebäugelt 
hatte. Egranus, ein alter Gegner Luthers, starb 1535. Vgl. über Erasmus, Crotus 
und Witzel und ihr damaliges Verhältnis zu Luther und der Reformation Köstlin II, 
320 ff. Obiges wird Anfangs 1534 gesprochen sein. 


1766. 


Passeres cum sint vilissimae aves!) noch?) haben sie das 
gantze Jar die besten tage vnd thun am grosten schaden, 
Im Winter ligen sie in den Sehein?) vnd kodenboden?), Im 
Lentzen fressen sie den samen, Im Somer das beste korn 
aus den ahern, Im Herbst sind sie in den weinbergen, digni 
[634] persecutione5), Quae sunt humana peccata®), Quando autem in 
templa veniunt, deum in verbo et auditores impediunt !). 


1) Die deutschen Tischreden „Die Sperling sind die geringsten und lösten 
(losesten) Vögel“. 2) = Gleichwohl. 3) Mittelh. die schiune (schiun) = 
Scheune. Weigand II, 568. 4) Die deutschen Tischreden Kornböden. Cordatus 
Lesart beruht auf dem Mittelh. der Kote, später die Kothe (Kötlie) = arm- 
selige Hütte, Bauernhütte, Tagelóhnerhütte. Weigand 1, 994. Luther würde dann 
sagen „Die Sperlinge liegen im Winter in den Scheunen und auf den Böden arm- 
seliger Hiitten (Köt en) um Schutz und Nahrung zu suchen. Doch ist die Lesart 
der deutschen Tischreden wohl vorzuziehen, da das unverschümte Geschlecht der 
Spatzen sich mit Vorliebe im ganzen Jahre das Beste und Schönste auszusuchen 
und zu finden versteht. Mittelh. das und die äher. Weig. 1,28. 5) Vgl. n. 1500, 
wo sich Luther allen Vügeln feindlichgesinnt zeigt und ein Edikt gegen sie für 


nötig hält. 6) Luther meint „Alles dies sind Vergehen gegen die Menschen*. 
Doch kann auch erklärt werden „Dies sind Vergehen, wie sie auch bei den Menschen 
vorkommen *. 7) Sinn: Wenn aber die Sperlinge in die Kirchen kommen, dann 


stören sie die Predigt und die Zuhörer durch ihr Gezwitscher (verdienen also erst 
recht, dass man ihnen nachstellt). Der Schluss des Obigen fehlt in den deutschen 
Tischreden (in den latein. fehlt der ganze Absatz) Vgl. Erl. A. 57, 185, Förstem. 
u. À. I, 143. Vgl. ferner n. 192, 1900 nebst Parallelstellen. 


1767. 


Constat et publieum est, quantum efficere possit unus prudens 
in Republiea, Noch!) lassen die Stedt keinen studiren?) 


I) — Gleiehwohl. 2) Ein ähnlicher Gedanke Bindseil I, 299 „Et si quaelibet 
respublica et civitas unum insignem haberet hominem rectorem, tunc omnia consilia 
melius essent eventura". 


1768. 


,. Zuehtige Herrn heissen die Paur vnser Visitator!), vnd 
sie sollen yhn drauff anttworten, Vnsern menlichen ehren 


Mr 





490 


on schaden, Szo gar lernen die leut nicht mehr denn bier 
sauffen?). 


1) Für unsere Visitatoren. 2) Luther meint „Die Bauern können nur 
Bier sauffen. Daher haben sie so wenig Bildung, dass sie den Visitatoren ein 
Ehrenprädikat geben, das nur bei Frauen und Jungfrauen aın Platze ist. Die 
Visitatoren sollen darauf antworten, dass sie sich dieses Ehrenprädikat gefallen 
liessen, vorbehaltlich jedoch derjenigen Ehren, die ihnen als Männer gebührten *. 
Bei Bindseil I, 299 ist aus dem Obigen Folgendes geworden „Tune D. 
Jonas dixit, Coldicij fuisse tam rudes senatores, ut neminem suo titulo appellare 
potuerint, sed dixerunt ad nobiles tzuchtigen Herrn. Haec Sebastianus a Gotteritz 
audiens, tangens laciniam suam (lacinia im mittelalt. Lat. oft — penis), dixit: 
„Meine menlichen ehren ohne schaden, ich bin Jo kein Jungfraw (!)*. 


1769. 


Wir beten Da pacem, domine, Aber ich sorg, das in 
diebus nostris!) werden wir nieht erhalten, sed in terra nostra?). 
Amen. 


1) D. h. So lange wir leben. Vielleicht ihn nieht. — 2) Sinn „Wir werden erst 
dann Frieden erhalten, wen wir in der Erde d.h.in unserm Grabe ruhen. 


1770. 


Puer non eredidit, Ergo Baptismus nihil valet, Item dico, Ego 
Euangelio ante [635] 20 annos non credidi, Ergo Euangelium fuit 
nullum, Recede ab errore tuo, Et quae Dei sunt, omnia valent et 
semper, Aut alioqui duplo peior eris!) ut de proselitis dixit Christus?), 
velut qui in mundo se esse peccatores sentiunt, et post ingressum 
Monasterij confidunt se esse sanctos et iustos propter Religionem?). 


1) sc. nisi recesseris ab errore tuo. 2) Matth. 23,15. 3) Vollständiger 
n. 149, 150. Vgl. auch n. 254, Bindseil II, 94, Rebenst. II, 102^, 1025, Erl. A. 62, 32, 
Fürstem. u. B. IV, 308. Von nun an erscheint in der Handschrift ver- 
mischt mit andern zum Teil Neues enthaltenden Absätzen eine Reihe 
von Aufzeichnungen, die bereits früher (besonders auf den ersten Seiten 
und p. 70—120 des Manuscripts) in vollständigorer Fassung vorkamen. 
Keineswegs handelt es sich hier aber nur um Wiederholungen im eigentlichen 
Sinne des Wortes, denn die fraglichen Absätze bieten ähnliche oder gleiche Gedanken 
in kürzerer Fassung und abweichender Form, stellenweise auch andere Gedanken. 
Der Inhalt der ziemlich zahlreichen Absätze berechtigt wohl kaum zu der Annahme, 
dass Luther es für angemessen und nötig gehalten habe sich zweimal über den- 
selben Gegenstand auszusprechen. Es drüngt sich daher die Vermutung auf, dass 
hier vielleicht Aufzeichnungen eines andern vorliegen, die Cordatus 
in seine Sammlung aufnahm, weil Einiges darunter vorkommen 
mochte, was ihm selbst aufzuzeichnen aus irgend einem Grunde 
nicht müglich gewesen war (Vgl. z.B. die letzten 9 Nummern!) Sagt er 
doch selbst n. 1335, dass er die Aufzeichnungen anderer mit den seinigen zu ver- 
binden hoffe. Da es nun mehr als fraglich ist, ob Veit Dietr.’s umfangreiche 
Aufzeichnungen im Cordatus mitenthalten sind, so könnte man der Ansicht 
sein, dass im Folgenden Aufzeichnungen von Schlaginhauffen vor- 
liegen, von dem derartige Erinnerungen an Luther bis jetzt nicht 
bekannt geworden sind. 


1771. 
Tanta est superbia hominum, ut tot opus habeat Deus puli- 
cibus et eulieibus!), qui pungant eos, Item tot Diabolis, qui perpetuo 
vexent, Item ipse per se cogitur saepe alium?) se ostentare?). 


491 


1) Vgl n. 1708. 2) sc. quam patrem. 3) Vollständiger n. 239. Vgl. 
Erl, A. 57, 157, Fürstem. u. b I, T (Ende der Seite). d 


1772. 


Fidem ad verbum iunge integram, non praeeisam aut parti- 
eularem '), et habebis, quod verbum dicit, Neque hoe Sophistae 
feeerunt, quod constat ex his versibus: Litera gesta docet ete.?), 
Nee Anabaptistae cum pueris?) Fidem appliea*) etiam senex et 
remove o inionem tuam?) Ergo Baptismus erit, sicut fuit, opus Dei*), 
Sient si (630) Decalogum quis non eredat, et post tempus credat esse 
Dei mandata, certe etiam ante talia fuerunt ete.?) 

1) Der Glaube, den man mit dem Worte Gottes verbinden soll, muss 
ein ganz vollkommener, kein abgeschwächter oder geteilter sein. 2) Die Verse 
n. 148, 3) sc. fecerunt. 4) sc. ad verbum Dei. 5) Lass ab von deinem 
eingebildeten Glauben. 6) — Daher wird die Taufe ein Werk Gottes sein (und 
bleiben) wie sie es immer gewesen ist. 7) — Gleichwie, wenn etwa jemand 
nicht an die zehn Gebote glaubt, hinterher aber dieselben für Gottes Gebote hält, 
während sie dies sicherlich auch schon vorher (nämlich vor der Bekehrung des 
Ungliubigen) gewesen sind. Vgl. n. 1770 nebst Parallelst., 149, 150, 254. 


1778. 
Cur ereavit Deus, quos sciebat easuros? Ein grosser Herr 
mus scheiszkachel auch haben in seinem haus!) 


.. N Vollständiger n. 240. Vgl. Erl. A. 57, 158, Fürstem. u. B. I, 122, Bind- 
seil I, 245, Rebenst. I, 1305, ferner Erl. A. 57, 246, Förstem. u. B. I, 189 (Ende d. S.), 


1774. 
Sunt qui vellent, se verbum non didicisse, quia servus sciens 
et non faeiens etc.!), Paulus respondet?, Inexeusabilis es, o 
homo ete.3). 


1) Lue. 12, 47. 2) Rüm. 2, !. 3) Vollständiger n. 240. Vgl. Erl. 
A. 97, 246, 247, Fürstem. u. B. I, 190, Bindseil I, 245, Rebenst. 1, 1305. 


1775. 


Hilarius verus luetatur adversus haereticos, Neque Augustinus 
ei potest eomparari, Et Cyrillus egregius fuit disputator, Hyreneus!) 
perjt pace, Ambrosius obrutus praetiea non admodum contendit, 
Et contemplativa?) omnes decepit, Practica sive administratio eurae 
pastoralis pensanda est?), ut eura pauperum ete.*). 

1) n. 243 ,Hieronimus, quia pacem habuit, nihil boni scripsit *, Bindseil 
„Hieronymus vero, quia ete.^ Irenaeus, Bischof von Lugdunum gestorben um 202. 
2) se. philosophia — Theorie. - 3) Vollständiger und in anderer Form n. 243. 
Vgl. auch. Bindseil III, 138, Rebenst. II, 237», 237b. Luther meint „Auf die Praxis 
oder die Verwaltung des Pfarramtes, sowie auf die Armenpflege ist das Haupt- 
gewicht zu legen“. 


1776. 


Verbo veritatis vult Deus regi mundum, qui mendaeia amat 
et vult, Et veritatem texit!) infirmitate Crucis, neque sponte bonum 





492 


facit?) sed coactus, erucem odit, quia timet se periturum sub ea, et 
amat voluptates, quia Sathanam amat et odit Deum, Sathan igitur 
in vieario suo Papa mundi rector esto?). 


1) = sc. Deus. 2) sc. mundus. 3) Verkürzt aus n. 244. Vgl. Erl. A. 57, 
158, Fürstem. u. B. I, 122. 


1777. 


Deus videtur omnes titulos suos perdidisse [637], Impotens 
enim videtur adversus potentiam nobilium, Inops eonsilij eontra mundi 
Sapientes, Soeius malorum natura bonus, Sed manet!) omnia abscondita 
in hoe mundo, quae vere Dei sunt, et manet!) ut dicitur Math. 6?). 


1) Lies manent. 2) Matth. 6, 4; 6, 18. Vollständiger n. 245. Vgl. 
Erl. A. 57, 125, Fürstem. u. B. I, 96. 


1778. 


Satan novit nos mori oportere, nihilo minus nobis eurat mortem 
omni momento !). 


1) In anderer Fassung n.247, Vgl. Erl. A. 59, 325, Fürst. u. B. III, 31. 


1779. 


Der man, qui sedet ad dextram patris, wilkurtzvmb regiren, 
vnd die welt wil yhn kurtzvmb nicht leiden, quem tamen 
regere oportet propter illum, qui dixit Sede a dextris meis!), 
Aber er stelt sich alszo zu seinem regiment, quod?) omnis 
dueere possit, Die schuld ist sein, quod eontemnitur, Sed tamen 
manet, quod seriptum est, Omnia quaecunque voluit, fecit. Dieit 
igitur mundus, Impotens est?). 

1) Psalm 110, 1. 2) Die Handschrift hat das Compendium für quod. Es 


scheint quasi richtig zu sein. Sinn: Als ob jeder regieren könnte. 3) In 
anderer Form und vollständiger n. 248. 


1780. 


Ich musz pacientiam haben mit dem Bapst, Schuermern, 
Seharhansen, Kete von Born?) vnd der patientz ist noch 
szo vil, das al mein lebens nichts anders sein wil den 
pacientia eum familia?) 

1) n.249: Kata von Boren. 2) Vollständiger und in viel an- 
sprechenderer Fassung n.249. Das Obige schliesst sich an die Fassung der 
hallischen Handschrift bei Bindseil III, 167 an. Vgl. auch Rebenst. II, 21*. Die 
deutschen 'Tischreden stimmen Erl. A. 58, 431, Förstem. u. B. IT, 217 mehr mit Cord. 
n. 249 überein. Die Worte cum familia (= Gesinde) bilden einen recht lahmen 
Schluss des Obigen und stehen wohl (vgl n. 249) an verkehrter Stelle. Man 
erwartet sie hinter Kete von Born. | 


1781. 


Sieut Lex exeuntibus ex Aegipto [638] sub brevitate!) data 
est Judeis, et post ea per Mosen abunde exposita est in Deu- 








498 


teronomio, ita Christus et deinde Apostoli fecerunt eum Euan- 
gelio?). 
1) = In kurzer Fassung. 2) Weitläuftig Erl. A. 58, 292, Fürst. u. B. II, 109. 


1782. 


Puleherrimam Politiam et Ecclesiasticam!) Deus instituit in 
Deuteronomio, sed mundo semper sua melius placent quam quae 
Dei sunt?) . 

1) Wohl ordinationem oder doctrinam zu ergänzen, was auch Reben- 
stock hat. 2) Bindseil II, 217 dagegen ,Deus politiam Ecclesiasticam et politicam 
omnium pulcherrimam instituit in Deuteronomio, sed cum mundus Deum rectorem 
contemnit, alia quaecunque libentius sequitur*. Vgl. Rebenst. II, 200^, Erl. A. 62, 
128, Fürstem. u. B. IV, 400. 


1788. 
Illustratio adventus Domini erit in virtute et spiritu, Virtutis 
spetiem habent Bombardarum impetus, Spiritus vero est ars 
imprimendi, qua impietas Papae vastatur!) 


1) Fast gleichlautend n. 252. 


1784. 
Johannes Huss sustulit vepres et sentes, sed ego veni ins 
pflugfeld!) 


1) Ein Bruchstick aus n.253. Vgl. Erl. A. 62, 124, Fürst. u. B. IV, 396. 
Vgl. auch n. 839, 1529. 


1785. 


Papa cessavit esse Deus, quia, quiequid nunc tentat sub spetie 
Religionis, pro stultieia habetur, Vi quidem id eupit recuperare, sed 
gratis!), quia verbum suum predicat Deus, cui et rem addit, ut intel- 
ligatur, Quod vult Christus, Cum faetum fuerit, eredatis?), quia 
eventus Papae verbum exponit?) 


1) = Aber vergeblich! 2) Joh. 13, 19; 16, 4. Es ist wohl et quia zu 
lesen im Anschluss an sed gratis, quia etc. Luther meint „Und weil das 
Fiasko des Papstes die Wahrheit des göttlichen Wortes darthut“. 3) Das 


Obige ist in abweichender Form und Fassung aus n. 5 und 1 zu- 
sammengesetzt. Vgl. auch n. 50. Ganz abweichend Erl. A. 57, 76, Fürstem. u. 
9 


® 3 Vo 


1786. 


Praeceptorem (qualem ego libenter vellem) non fert [639] Deus, 
sed Oratorem!) 


1) Vgl. n. 2. 


1787. 


Omnia peceata spiritualia peceant contra sanetifieationem 
nominis Dei, velut vanae Religiones, Caeremoniae, in quas fidunt, 








494 


traditiones hominum, Juramenta in nomen Dei, filium !), doctrina falsa, 
quae se iactat veram, ac si Latro diceret, se non peccasse, eum in 
Sylva oceidit homines, imo bene fecisse et ad gloriam Dei?). 


1) sc. in filium. 2) Dieselben Gedanken in abweichender Form n. 3. 


1788. 
Veram verbi praedicationem ingen: mut?!) sequuntur. Ver- 
bum mansit sub papatu legendo, non praedicando 2). 


1) — ingeniorum mutationes. 2) Vollständiger n. 6, wo jedoch 
der erste Satz des Obigen fehlt. Vgl. Erl. A. 57, 77, Fürst. u. B. I, 60, sowie n. 261. 


1789. 


Nulla unquam in mundum venit magis vehemens et audax prae- 
dieatio quam Pauli, qua semel!) videtur tollere omnem politiam et 
religionem, Ideo non vane pugnant contra eum Judei pro suo Mose, 
Quasi?) se ipsum in Deuteronomio 18°) non deposuisset ab officio 
suo: Quis unquam potuisset credere Christo? Et Steffanus moritur 
sub hae lite *). 

1) = Mit einem Male, zugleich. 2) Vielleicht Qui si. 3) Deut. 18, 15. 
4) Das Obige ausführlich n. 7 und n. 8. Vgl. Erl. A. 58, 275, Fürst. u. B. IT, 96. 


1790. 


Qui iuventutem foelieiter instituunt, remittunt eos ad Virgilium. 
Cieeronem ete, non tantum [640] ut discant, sed etiam ut iudicent, 
Ita profecturus!) in Theologia primo legat Johannem et Paulum, 
Deinde patres ete.?) 

1) = So möge auch der, welcher in der Theologie vorwärts kommen will fl. 


2) Vollständiger n. 181. Vgl. Bindseil III, 131, der auch wie n. 181 (am Ende) 
legant hat. 


1791. 
Vis scire, quomodo Deus maneat rector!) mundi? Die alten 
lemet?) er, die Jungen plentet er, Alszo bleibt er Meister?) 


1) n. 182 rector et magister hominum. 2) n.182lembt. 3) Vgl 
n. 182, Erl. A. 57, 148, Förstem. u. B. I, 114. 


1792. 


In similitudine Pauli Rom. 7!) sunt duo coniugia et 4 termini 
eoniugum, seilieet eorporalium et spiritualium, In primo?) moritur 
maritus, et liberatur uxor, quae tamen nubet alteri, Voluit autem huile 
similitudini subiungere dissimilitudinem ). 

1) Röm. 7, 2— 6. 2) sc. coniugio. 3) Dieser Absatz ist nicht 
vollständig, da hinter uxor die Worte: In secundo vivit maritus, 9t 


moritur uxor, wie aus n. 186 hervorgeht, fehlen. Der Fehler ist leicht er 
lich wegen uxor. 


495 . 


1793. 
Lex est, quam!) facere debemus. Euangelium, quod deus 
vult dare, Legem facere non possumus. Euangelium fide aecipere 
debemus !). 


1) Vielleicht quod. 2) Vollständiger m. 1$». Vgl. Erl. A. 55, 277. 
Förstem. u. B. II, 97. . 


1794. 

Primum praeceptum est mera promissio, Ideo ipsum neque 
Judaei praeceptum vocant, Ideo non veram argumentationem !), Legem 
fide praecipi. Igitur L.?) iustifieare. Alij dieunt. hane fidem?) nostrum 
esse opus, Justifieantem autem donum esse Dei. Lex iustificaret, si 
inveniretur!) implentem°). 

1) se. esse dico. 2) — Legem. 3) sc. quae legem praecipit. Justificantem 
sc. fidem. 4) Lies inveniret. 3) Vgl. n. 159—191, aus denen das Obige excer- 


piert ist, ferner Erl. A. 5*, 265, Fürst. u. B. II, *7, dasselbe Erl. A. 5S, 277, Fürstem. 
u. B. il, 97. 


1795. 


Legem non iustificare, perinde est Judeis [641] atque nobis 
esset, si quis diceret, Christum non esse agnum dei, Et sieut P.!) 
ferre potuisset liberam L.?) observationem, ita et nos Caeremonias 
Papae?), Sed sieut illi nolebant et peribant, sie nostri adversarij nolunt 
et peribunt). 

1) = Paulus. 2) = Legis. 3) sc.libere ferre potuissemus. Die deutschen 
Tischreden „Aber das wollten die Jüden ebenso wenig leiden, als itzt die Papisten, 
mit ihren Ceremonien und Narrenwerken, gegen denen wir uns doch erbieten, 
dass wir wollen zufrieden sein, dass man die Ceremonien hielte, allein dass es 
Jedermann freistände aus gutem Willen dies zu halten oder nicht, nach Gelegen- 
heit der Umstände, doch ohne Aergernis, dass die Gewissen nicht dran gebunden 
noch verstrickt würden, und dass man Gottes Wort frei liesse predigen und 
lehren (!!). 4) Vollständiger und in anderer Form n. 9 und 10. Aus 
dem Obigen konnte n. 9 die richtige Lesart ,predicare, necessitate salutis non esse 
servandam Legem, perinde sunt Judeis, atque fuerit Christianis, si quis etc. 
(2 Diese Worte bedeuten für die Juden dasselbe als es für die Christen zu 
bedeuten haben wiirde, wenn jemand ff.) festgestellt werden. Vgl. Nachträge und 
Bericht. I. Vgl. Erl. A. 58, 276, Fürstem. u. B. II, 96, wo sich n. 9 und 10 und das 
Obige abweichend und in sehr weitschweifiger Fassung findet. 


1796. 


Anabaptistae hine tantum sunt orti, quod non dignantur verbum 
suo honore, Ideo quoque opus Dei fundant supra!) opus hominis, 
Alioqui?) Baptismum nihil esse, aut Dei opus repeti debere propter 
meam ineredulitatem, Et Deus est, qui baptizat impios, Quod negant 
eupientes rebaptizari, Et executio Eeclesiae secuta est mandatum 
Christi, A mille annis baptizati sunt infantes, Got lest sein werck 
[ortgohen, man brauche wie mans wolle, frumentum crescit, 
Imo hordeum ete.3) 

= Auf. n. 254 richtiger „super fundamentum humanum .*. 2) sc. 


1 
dicunt Anaba t 3) Das Obige ist aus einzelnen Gedanken zusammen- 
gesetzt, die sich n. 254 (Erster Teil), n.15 und 16 finden. Der Schluss- 





. 496 


satz jedoch (von Got lest ff. — hordeum) ist aus n.175 (Zeile 2, 3 und 4) 
entlehnt. Vgl. n. 1770, 1772. 


1797. 


Dieere non possum, quanto gaudio sim affeetus, quando 
verum usum inveni Saeramentorum, et cum intellexi alium 
velle pro me iustum esse in conspeetu Dei!) 


1) Vollständiger und abweichend n. 176. Aus dem Obigen konnten 
jedoch die n. 176 sich findenden handschriftlichen Fehler verbessert werden. 


1798. 


Fides [642| non tantum est necessaria ad Justificationem, sed 
etiam ad sedandum!) eonscientiam, et fides in omnibus rebus est 
necessaria ?). 


1) Diese Constr. im damaligen Latein nicht selten. 2) Vollstündiger 
n. 178. Vgl. Erl. A. 58, 381, 382, Förstem. u. B. II, 180. 


1799. 


Per donum coepit Lex impleri in Christianis, id est spiritum 
sanctum, per gratiam autem est impleta !). 


1) Dasselbe mit dem Zusatze scilicet remissione peccatorum n. 191. 
Vgl. auch n. 1794, Erl. A. 58, 311, Förstem. u. B. II, 125. 


1800. 


Si Deus tantum impendit alendis inutilibus avibus, quis desperet, 
Se a deo sustentandum?!) 


1) Vollständiger n. 192. Vgl. auch n. 1766 nebst Noten, sowie Erl. À. 57, 
148, 184, Förstem. u. B. I, 114, 142, Bindseil IT, 167, Rebenst. II, 124%, auch Erl. 
A. 51, 210, Fürstem. u. B. II, 162. | 


1801. 


Fides iustifieans formaliter est iusticia nostra, velut ealiditas 
aquae calidae forma est. 


1) Der erste Satz aus n. 195. Vgl. Erl. A. 58, 372, Fürstem. u. B. II, 172. 


1802. 

Fides tantum in Cruce intelligitur, non ex Cruce!) Nee tamen 
ibi intelligo peecata earnalia, quae et ipsa affligunt pium, sed 
spiritualia, Qui sensit, hie me intelligit?) 

1) n. 195 richtiger „extra crucem minime*. 2) n. 195 ,quae illi intelligunt, 
qui ea senserunt*. Vgl.n. 195. Erl. A. 58, 371, Fürstem. u. B. ti 172. 


1803. 


Prima purgatio in regno Christi est conseientiarum, secunda 
eivilis et rerum civilium, Primum fecimus praedieatione, secundum 
faciemus visitatione !). 


1) Vollständiger n. 196. 


497 


1804. 

Interior homo est sanctus, exterior peccator, Ideo in Symbolo 
eonfitemur, Ecelesiam esse sanetam, in dominica autem oratione 
oramus remissionein !). 

1) Lies remissionem peccatorum. Das Wort rem. steht am Ende der 


Seite und der Zeile und die folgende Seite beginnt wieder mit ,remissio pecca- 
torum*. Vollständiger und in abweichender Fassung n. 197. 


1805. 
Remissio peeeatorum a Deo [643] est effective, a fide for- 
maliter, Instrumentaliter a Sacramentis!). 


1) Vgl n. 199. Bindseil II, 236 „Remissio peccatorum est fructus sacramenti *, 
Erl. A. 58, 256, Fürstem. u. B. II, 50. 


1806. 

Gotts sache ist szo bose, das ich yhr nicht kan raten, 
quia omnibus, quae mundissime!) dat, erudelissime?) abutuntur), 
Exemplo est verbum, Quod si dat, damnant homines, Si non dat, dam- 
nantur homines *). 

I) = In der reinsten Absicht? 2) = Aufs geftlhlloseste, riicksichtsloseste, 


roheste. 3) sc. homincs. 4) Zusammengezogen aus n. 256. Vgl. Erl. 
A. 57, 95, 96, Fürstem. u. B. I, 73. 


1807. 
Venter signifieat generationem Joh. 7 de ventre!) 


1) Joh. 7,39. Erl. A. 55, 87, Fürstem. u. B. 1,369. Vgl. n. 296. 


1808. 
Futurum est, quod olim fuit, ut in deserta se abdant, qui verbo 
Dei eredunt !). 


1) Geklirzt aus n. 257, Vgl. Erl. A. 57, 96, Förstem. u. B. I, 74 (oben auf 
der Seite). 


1809. 


Dei inconstantia magna est animarum vexatio, Dedit enim Adae 
promissiones et eaeremonias, quas mutavit, Noah!) Areum?) ot Irim?), 
Abraham Circumeisionem, Mosi Miracula et Legem Populo suo, 
Euangelium, quod videtur tollere priora universa, et hoc Mahomet 
videtur tollere et omnes impios *). 

1) sc. dedit. 2) Lies Arcam oder Archam, was n. 258 richtig steht. 
3) Hier richtig Irim. n. 25% falsch arca statt arcus e orcnbogen. Vielleicht 
Christo Euangelium se. dedit. Vgl. n. 258. 4) Vollstiindiger und ab- 
weichend, namentlich in Bezug auf den Schluss Erl. A. 57, ?«.s, Fürst. u. B. I, 160, 
such Erl. A. 59, 44, Fürsten. u. B. II, 202. 


32 


498 


1810. 
Judei optaverunt quidem praesentiam Messiae, sed qui relin- 
queret eis omnia sua integra, Quod cum Christus nollet, eruei- 
fixus est!). 


1) Vgl. n. 260, Erl. A. 62, 374, Fürstem. u. B. IV, 628 (Ende der Seite), auch 
Erl. A. 62, 371, Fürstem. u. B. IV, 625 (Ende der Seite). 


1811. 

Euangelium sub Christo fuit audibile seu doetrinale, Sub [644 
Papatu tantum legibile, Nune autem pugnax faetum est, den es wi 
seine feind nieht lenger leiden!) 

1) Vgl. n. 261 und n. 6, sowie n. 178*, Erl. A. 57, 77, Fürstem. u. B. I, 69. 


1812. 
Negotium nostrum non est alind quam exeommunieare Papatum, 
Est autem hoe revera nihil aliud quam si deelares, aliquem illum !) 
esse, qui non obediat verbo, quod est, Qui erediderit et bap- 
tizatus fuerit ete.? Iste autem ordo?) non credit, et excommunicatio 
est exeeutio Dei*). 


1) Luther meint ,als wenn man einem erklirt, dass er zu denen gehüre, 
die ff." 2) Marc. 16, 16. 3) Papistarum. — 4) Zusammengezogen in abweichen- 
der Form aus n. 264 und 265. Vgl. Erl. A. 59, 159, Fürst. u. B. II, 349, Bindseil I, 29, 
Rebenst. I, 16*. Die späteren deutschen und lateinischen Tischreden stimmen mit 
dem Obigen mehr liberein. 


1813. 


Per exeellentiam misericordiae Dei intelligere debemus immensam 
malieiam hominum et ingratitudinem eorum et eontemptum, quo eon- 


temnunt omnia !). 
1) In anderer Form n. 269. 


1814. 


Cum aegrotantibus familiarissime agendum est et loquendum, 
Ideo quantum lieet totus proeumbo eum eis iacentibus et propter 
infirmitatem mentis!) primum interrogo morbum corporis, quam diu 
aegrotarit, quo uses sit medico, qua medieina ete. Deinde, an quoque 
sit paeiens, An eredat voluntate Dei?) contigisse morbum, an ei haee 
voluntas plaeeat, Vtrum etiam ad moriendum plaeeat?) Hane volun- 
tatem audiens summo opere commendo et extollo? tanquam eam 
seilieet, quod certo sit a spiritu sancto immissa et operata praesente 
[645], Postea proximus accedo et interrogo de verbo et fide, Maximam 
gratiam Dei esse, si quis ad agnitionem Christi pervenerit, Praeeiosam 
esse talium hominum ntortem, Habere enim talem hominem propieium 
Deum et praesentem, Et talem fidem et confessionem illius aegrotantis 
et forte moritur?) commendo astantibus et pollieeor orationem meam 
pro eo ad Deum, Quando autem aegroti dicunt, se mereri non posse 


zu. m 


499 


hane sui Visitatiomem. Resp:nden Es ses mein ampt vnd pflicht. 
gratijs opus non esse, Et exbertatone ad ec: comselandmm utor. quam 
possum diligentiasime. se*: habere literas et Sizillum salutis a Deo, 
Saeramenta ete.*) 


I) = Und wegen ihrer (dark das Kramkeabzer( erschwächten Geistes- 
kräfte. 2) se. sibi. 3) se. ei Laec volzntas — D. À 05 ihm anch dieser Wille 
Gottes in Bezug auf den Tod «cnn er s:cri«m L.l2sse) angenehm sei 4) — Und 
wenn ich nun höre, dass er fest hierzı enisch.rnsen sei (Gottes. Willen nämlich 
sich in stiller Ergebung zu fügen. so L:be und preise ich diesen Entschluss) ff. Lies 
jedoch quae certo. 5) Lies morientis. e) Füreos se. acıtotantes 1) Vgl. 
1.271,2:12. Beide Darstellungen der Art und Weise. wie Luther Kranke besucht 
und getrüstet hat, weieben inhaltlich wenig von einander ab, wohl aber erheb- 
lich in der Form. Die Fassung de- Vbigen ist etwas ausführlicher als n. 2:1 
und 2712, weicht aber darin besonders ab. dass ihr Inhalt als Luthers eigene 
Worte und nicht als Schilderung eines andern erscheint. Wirhaben 
hier also zwei verschiedene Redaktionen vor uns, von denen die 
obige die ursprüngliche zu sein scheint. Die späteren deutschen und 
lteinischen Tischreden weichen von beiden Redaktionen bei Cordatus inhaltlich 
ebenfalls wenig, wohl aber in der Form erheblich ab. Vgl. Erl. A. 61, 415, Fürst. 
u.B.IV, 254, Bindseil IL, 306, Rebenst. II, 22**. 


1815. 


Gervasius quidam Rector Universitatis Parisiensis!) 
hue venit?, putans se non agnosci. Sed ex Anglia quoque 
nobis haee Gallorum versuta visitatio per literas nota 
faeta est, Et eum agnitum se agnovisset, statim secundo 
die abijt?). 


1) Gervasius, wohl identisch mit Henricus Gervasius (Gervasius 
Wain), Dominikaner, Magister, Theologe, Prediger, Inquisitor, Prior mehrerer 
Klöster in Paris, nach dem Obigen auch Rektorder dortigen Universität, 
ursprünglich ein Deutscher, aus Memmingen gebürtig, gestorben 1538. 
2) Gervasius. wurde von Franz l. von Frankreich zu verschiedenen politischen 
Missionen in Deutschland benutzt, um Verhandlungen mit den Schmalkaldener 
Vetbündeten in Betreff eines Bilndnisses einznleiten und zu führen. Nach der 
obigen Notiz ist er bei dieser Gelegenheit also auch in Wittenberg 
gewesen. Vgl. über Gervasius Mission nach Deutschland Janssen III, 226, 
Ranke III, 320. Es scheint, als wenn Gervasius etwa Mai 1531 in Sachsen gewesen 
ist. Am Kursüchsischen Hufe sollte er sich besonders über Haltung und Stärke 
des Sehmalkaldener Bundes zu unterrichten suchen. 3) Von diesem Besuche 
des Gervasius in Wittenberg spricht auch Melanthon in einem Briefe an Came- 
rarius (epist. ad Cam. Lips. 1559 S. 169, Corpus Ref. 1I, 517) vom 28. Juli 1531, wo 
es heisst ,Fuit hic quidam Parisiensis doctor Gervasius, homo, ut 
videtur, inimieissimus nostrae causae, dAA& toD Bacılkwg Tod doaxixob 
értolàg £ysı mtgl tgg Xeıporovlag (Melanthon meint die Künigswahl Ferdinands 
von Oesterreich, deren Anerkennung die Schmalkaldener Verbiindeten, besonders 
Kursachsen (vgl. n. 1094) versagten)*. Auch Bindseil IT, 30 wird sich vielleicht auf 
Gervasius beziehen, wo Luther sagt ,Fuit hic explorator Gallicus, qui 
mfenue dixit: Rex meus est persuasissimus de vobis, quod neque 
religionem neque politiam neque coniugium curetis, sed omnia con- 
fundatis*. Die oben erwähnte Thatsache fällt also ins Jahr 1531, gesprochen 
sind Luthers Worte später. ) 


1816. 


Qui ad mortem trabuntur, hoe melius quam nos, saltem civiliter 
moriuntur, quod peceata sua agnoscere et confiteri coguntur, Nos 


32* 


500 


autem [646] plerumque neque civiliter neque spiritualiter agnoscimus !), 
Creaturam suam sinit?) ut creavit, Deus, Satan autem larvas suas 


mutat?) 


1) 8c. peccata nostra. 2) Es kann auch sunt gelesen werden, jedoch 
unrichtig. 3) In abweichender Form aus n. 273 und n. 274 zusammen- 
gezogen. 

1817. 


Dialeetiea docet, Rethorica movet, Haec pertinet ad .volun- 
tatem, illa ad intellectum, Vtramque P.!) complectitur dieens, Qui 
doeet in doetrina ete?) Et haee duo sunt modus praedicandi, 
quemadmodum olim voeaverunt?) "Tertium accedit Illustratio per 
loea Seripturae et exemplis, similibus, et id genus alijs, Sed et hoe 
Rethorum est, 4 eap. ad Romanos est totum Rethorieum tantum uno 
loco*) Justificationis et definitionis fidei). 


1) Paulus. 2) Röm. 12, 7, 8. 3) = Wie man's früher genannt hat. 
4) Rüm. 4, 14—19. 5) Lies „fidei excepto*. Dieses Wort ist im Manuscripte 
am Ende der Zeile ausgefallen. Vollständiger n. 282. Vgl. Erl. A. 62, 303, 
Fürstem. u. B. IV, 559, Bindseil II, 141, ferner n. 776 nebst Noten. 


1818. 


Una tentatio trudit aliam, et una cessante incipit alia, in qua 
nos geramus!), quasi nulla processisset, Was hin ist, ist hin, Were 
dieh des gegenwertigen feindes, Istam enim experientiam ex 
prioribus discere debemus, alioqui dieitur nobis quod Apostolis, Et 
non intelligebant de panibus?) Et P.?) dieit, Ne defatigemini*. 
Seilieet cum altera succedit alteri, ut exerceamur, non ut*) sueeum- 
bamus, In desperatione perpetua agit Ecclesia, quod experti sums 
ante Comitia Augustana, Nune alia imminent, Hoc praedixit [647] 
Seriptura, et notum facit experientia, quod quotidie discimus per novos 
sectarios, Sed quod dicit? mus helffen: Nisi q.l. tua med? mea 
est p. in i'f, id est desperatione?) ete.) 

1) Gerimus? Vgl.n.263 Note 1. — 2) Matth.16,5. 3) Paulus. 4) Gal. 6, 4, 
Ephes. 3, 13. 5) Die Lesart nicht unrichtig, da der Nebensatz consecutiv gefasst 


werden kann. 6) sc. script. Psalm. 119, 92. 7) Lies Nisi quod lex tua 
meditatio mea est paulo in inferno id est desperatione (habitasset 
anima mea). 8$) In anderer Form und auch sonst abweichend (vgl. 


z.B. die Sätze Was hin ist ff.) n. 253 und n. 284. Obiges scheint die ursprüng- 
lichere Fassung zu sein. Jedenfalls hat Cordatus zwei verschiedene Redaktionen 
desselben Gegenstandes aufbewahrt. Vgl. Erl. A. 60, 94, 109, Fürst. u. B. III, 111, 122, 
Bindseil II. 302, Rebenst. II, 227». 


1819. 
Erunt duo in Carne una, Hoc intelligitur eorporaliter et civi- 
liter, Vxor enim dicit de omnibus, quae sunt viri, Haee mea sunt. 
In filijs non sunt unum nisi per Catechresin!) 


1) Vgl. n. 287, Erl. A. 61, 180, Fürstem. n. B. IV, 47, Bindseil IT, 337, Reben- 
stock 11, 1585. 


901 


1820. 

. Si praefieiuntur stulti, perdunt omnia, Si sapientes, illi non 
faeiunt multo meliora, Si doctissimi, isti impugnant religionem 
plerumque, ut Erasmus, quia non eredunt esse Deum !). 

I) Zusammengezogen aus n. 255 und n. 259. 


1821. 
Omnes faeile credunt Coniugium esse Coniugium, Manus esse 
manus, pauei autem coniugium ordinationem Dei esse, et manum 
Creataram eius, Sie de alijs). 


1) sc. credunt. Vollständiger n. 290, Erl. A. 57, 290; 61, 167; 61, 270, 
Fürstem. u. B. I. 224; IV, 36; IV, 125, Bindseil II, 343, Rebenst, Il, 1605. 


1822. 
Moses ist aller Heneker meister, et cum vincat Tyrannos 
torturis et — suis!), plagt er erst die Conscientias hominum, et utrum 
voluntate Dei ?). 


I) Lies minis suis, wodurch bestätigt wird, dass n. 291 für minus zu lesen 
ist minis. Vgl. Nachträge und Bericht. p. II. Auch die Lesart der deutschen 
Tischreden weist auf minis hin. Vgl. Erl. A. 58, 277, Fürstem. u. B. 11, 97, auch 
Erl. A. 55, 319, Förstem. u. B. II, 131. 2) Lies et utrumque v. D. 


1828. 
.. Tripliees [648] sunt actiones, Dei, Satanae, naturae, Deus 
ridetur ab omnibus et ridet omnes, ut est in proverbijs!), Satan 
diligitur ab omnibus, et Creatura omnes abutuntur?) 


I) Prov. I, 25, 26. 2) Abweichend Erl. A. 57, 135, Förstem. u. B. I, 103. 
Übiges ist zusammengezogon aus n. 202, 293 und auch (vgl. die letzten 
zwei Sätze) aus n. 294. 


1824 
Et Johannes didieit ab abusoribus fidei, cuius naturam vere in 
Euangelio seripserat, tandem pro operibus seribere !). 
1) Geklirzt aus n. 294. Vgl. Erl. A. 62, 163, Fürstem. u. B. IV, 431. 


1825. 
Quanto plus praedicatur, tanto magis insanit mundus!) 
I) Der erste Satz aus n. 155, wo er sich in deutscher Form findet. 


1820. 
Fae quod in manus tuas venerit!) id est expedi, quod ad 
fünetionem tuam pertinet?). 


1) 1. Sam. 10, 7. 2) Bindseil II, 247 ,Samuol ad Saul inquit: fac quod- 
cunque invenerit manus tus. Admonet eum officij sui et vocationis, quasi 
dicat: Judica tu et bolligera, et quidquid acciderit, quod ad te ot func- 


502 


tionem tuam attinet, illud expedi, quidquid tandem sit, et hoc contra 
Monarcharum (Soll wohl Monachorum heissen !!) serupulosam conscientiam, qui 
putabant, quodcunque ipsorum ieiunium vel orationem impediebat, esse peccatum ". 


1827. 


Currus et auriga!), id est, Tu es fae totum, prora et puppis, 
Si tu abis, quasi dicat?) so ists mit vns ausz?). 

1) 2. Könige 2, 12; 13, 14. 2) Wohl besser umzustellen „quasi dicat: Si tu 
abis, so ists ff." 3) Bindseil II, 247 „3 Regum 22(?) Elizeus de Elia: Currus 
et Àuriga Israel, quasi dicat: Tu es prora et puppis, id est, Tu es 
fac totum. Wann du nicht hindenn vnd fornen bist, so ist es aus, tzeuchstu 
hinweg, wo wollen wir den bleiben, wie wirdts vns denn gehen?* 


1828. 


Peccata actualia sunt eaussa morborum, non peccatum 
Originis Ideo dicit!) cecum non peecasse, sed paralytieus per sua 
eccata meruerat malum suum, Originalis peceati propria poena est 
ignorantia Dei, quae est blasphemia, seeundo ignorantia proximi, quae 
est oceidere?), tertio se ipsum ignorare?). 


1) sc. Christus. Joh.9,3. 2) sc. eum. 3) In weitlüuftiger Fassung 
Bindseil I, 91, Rebenst. I, 51^, Erl. A. 61, 405, Fürstem. u. B. IV, 245. 


1829. 


Wieleph!) et Huss impugnaverunt tantum vitam Papae, drumb 
haben sie es auch (649] nicht erheben?) konneu, quia et ipsi 
fuerunt aeque peceatores ut papistae, Ich aber habe die lere an- 
gegriffen, damit habe ich sie geschlagen. den hie ists nieht 
vmbs leben zu thun, sed pro doctrina?) 

1) John Wycliffe, geb. 1324, Professor der Theologie in Oxford, gest. 1354. 
2) —Durchsetzen. Vgl. „Aber wir habens nicht mügen erheben noch erlangen. 

on der winckelmesse 1533. Dietz I, 570. 3) Ganz ähnlich Bindseil I, 419. 
Vgl. auch n. 253, 839, 1784, sowie Erl. À. 59, 246, Fürstem. u. B. III, 222, Bindseil III, 
264, Rebenst. IT, 81 b. 


1830. 


Qui me baptizat super!) mea fide, Ille in meo nomine me 
baptizat, Quid autem si scias, clam illum esse infidelem, qui Baptismum 
petit, et tamen cogeris eum baptizare, ut Christus inde eorpus suum 
dedit??) Ministerium baptizandi mihi commendatum est, fidem et 
salutem eius?) Deo commendo, et Impijs olim eredituris praedicamus 
ipsum verbum Dei*) Et Deus interim eum Impij sumus, suo verbo 
alloquitur gratiae suae*) ante fidem, si et opera ut P.9) convertit"). 

1) = Auf — hin. 2) = Aus diesem Grunde (weil er nämlich dazu 
gezwungen wurde) sein Leben dahin gegeben hat. 3) sc. fidei. 4) = Und den 

ottlosen, damit sie einst zum Glauben kommen, predigen wir grade das Wort 
Gottes. 5) Redet zu uns mit seinem Gnadenworte, welches dem Glauben vorsn- 
eht. 6) Lies Pauli. — 7) — Wenn er auch unseren Werken, wie bei Paulus, 
ie entgegengesetzte Richtung gegeben hat. Vgl n.1695 nobst Noten, wo sich 
einige ähnliche Gedanken finden. 








—M——— HUNE unn UU a CURROR EROR umo 40 0m - 





508 


1831. 


1. Mundus damnat verbum Dei. 2. Diabolus multa excitat 
scandala et haereses. 3. Ipsi nos infirmi sumus etiam credentes, His 
tribus roboratur iudieium mundi eontra nos, ut impij videmur!) ipsi 
iusti, Sed hoc est iudieium?), quod in Prineipe mundi iudieatum est, 
Ideo neque Tyrannorum vis, neque sapientia et sanctitas 1650 haere- 
fieorum, neque nostra infirmitas debet nos amovere a fide Christi?), 
Seriptum est enim, Vineas, eum iudiearis*), Hoc malum necesse 
est in mundo esse, sed magis necessarium est verbum vincere, et 
damnari mutdum >). 

1) Lies videamur. 2) Joh. 16, 11. 3) Bindseil II, 264 ,Ideo neque vis 
Tyrannorum, neque multitudo seu sapientia Haereticorum, neque stultitia seu 
inhrmitas piorum nos movere debent ad dubitandum de veritate 
istius doctrinae". 4) Psalm 51, 6. 5) Bindseil ,Necesse est, hoc malum 


in mundo esse contra verbum, sed vinci ipsum et damnari & Deo magis 
est necesse". Die lateinischen Tischreden abweichend. Vgl. Reb. II, 215*. 


1832. 
Summa gratia est habere verbum Dei, Qui enim non habet, 
olim eadet in desperationem, quod dieit David!) Maledicti, qui 
declinant a mandatis tuis, et?, Omnis plantatio?) 


1) Psalm 118 (119), 21. — 2) Matth. 15, 13. 3) Erl. 58, 57, Fürst. u. B. I, 44. 
Das letzte Citat fehlt in den deutschen Tischreden. 


1833. 


Qui Deo non fidunt, Creatura!) fidunt, Operibus Papistae, 
Gentes Idolis, Avari Arvis?) Alij Principibus ete, Die welt 
wil vnd musz ein abgott haben, den sie 1st des teuffels. qui 
ita honorari quaerit, Ideo ne movearis ingratitudine eius aut malitia, 
Lasz ymer gehen. 


1) Lies creaturae. 2) Lies arcis d. h. Geldkisten. 


1884. 


Si opera mererentur vitam aeternam, quid sequentia mererentur 
merita ante vita aeterna?!) Si dieis aceidentalia praemia, vim paci- 
untur, quae tam bona sunt ut priora, quae meruerunt longe maius 
praemium ?). 

1) Lies vitam aeternam. Constr. ,Quid mererenturoperasequen- 
tia merita ante vitam aet? 2) Luther scheint sageu zu wollen ,Wenn die 
guten Werke (der Christen) das ewige Leben verdienten, was wlirden dann die 
Werke verdienen, die, ehe ein ewiges Leben existierte, auf das Gute gerichtet 
waren? Sagt man, sie (die heidnischen Werke) verdienen nur nebensächliche 
Belohnungen, so thut man ihnen Unrecht, da sie mit jenen (priora, den christlichen), 
die bei weitem höheren Lohn ernten, an sich gleichwertig sind. 


1835. 


Clemens magnus veneficus tandem ipse quoque arte 
sua [651] perijt!) mit eyblumenrauch?) quia volebatuxorem 


904 


ducere et princeps fieri Florentiae, Zodoma*) amplius non 
est peccatum Rumae et intoxicca?5), Italus quidam 400°) 
emit adolescentem a quodam Ludimagistro, quem emptum 
proieeit in foveam plenam serpentibus, scorpionibus ete., 
Extracto cum ex omnibus venis venenum extraxisset9), dixit, 
Die 400 floren sollen mir etlich tausent marckten, Szofrum 
heyling sind des Bapst Junger. 


1) Ueber den Tod des Papstes Clemens VII, dem Luther alles Schlechte 
zutraute, heisst es Bindseil IIT, 231 „Hic papa Clemens sexies est veneno 
cireumventus, septimo perijt*, ferner Bindseil III, 9 ,Valde sibi timuit, 
fuit artifex in venenis, bene prospexit, sed tamen misere veneno 
perijt". Dagegen berichtet Sleidan IX, 179 über seinen Tod Folgendes „Sed 
mors Clementis septimi — — moram et impedimentum intulisse putatur. Nam 
diuturno stomachi vitio sublatus, cum victus rationem suasore medico 
Curtio mutasset, iam senex, ad exitum fere Septembris (1534) decessit etc. Nach 
dieser Nachricht ist Clemens also den Folgen eines. chronischen Magen- 
katarrhs erlegen. 2) Hiermit ist jedenfalls das Gift gemeint, an dem Clemens 
nach Luthers Ansicht zu Grunde ging, und zwar wird eyblumenrauch = cyb- 
blumenrauch sein d.h. Eibenblumenrauch. Die Blüten und die Beeren des 
Eibenbaumes (taxus baccata) sind giftig. Schon im Altertume war dies 
bekannt. So heisst es bei Caesar de bello G. VI, 31 ,Catuvoleus — — oinnibus 
préceibus detestatus Ambiorigem, qui eius consilii auctor fuisset, taxo, cuius 
magna in Gallia Germaniaque copia est, se exanimavit. Ueber seine 

iftigen Eigenschaften sagt Plinius hist. nat. XVI, 10 (20) ,Letale quippe 

accis, in Hispania praecipue, venenum inest*. Luther meint daher 
„Clemens ist an seiner eigenen Kunst der Giftmischerei zu Grunde gegangen, und 
zwar an Eibenblumenduft (oder Dunst). Vielleicht ist dabei an einen &hn- 
liehen Vorgang zu denken, wie ihn Freiligrath in seinem bekannten Gedichte 
„Der Blumen Rache* schildert, so dass Luther anzunehmen scheint, dass 
Clemens das Gift in erprobter Form andern habe beibringen wollen, selbst aber an 
Wirkungen desselben (Ausdünstungen der Taxusbltiten) zu Grunde gegan en sei, 
die ihm zuvor unbekannt gewesen seien. 3) Lies Sodomae oder Sodomis. 
4) Lies in toxicando. Das Wort toxicare vergiften, Giftmischerei treiben, 
fehlt bei Du Cange. Auch künnte man lesen intoxicando (von einem Verb. 
intoxicare), was denselben Sinn ergeben würde. Luther meint „Zu Sodom ist 
nicht mehr gesündigt worden als zu Rom auch (d. h. unter andern Sünden) 
im Giftmischen, in der Giftmischerei. 5) = 400 floren. 6) — Als er 
ibn dann aus der Grube herausgezogen und ihm aus allen Adorn das Gift abgezapft 
hatte. Das Obige ist Ende 1534 oder Anfang 1535 gesprochen. 


1836. 


Id quod dicit, Pereutiam te amentia et caecitate?) , Hoc 
nune videmus in adversarijs, Cocleo, Emsero, Vitzelio, Sind toll 
vnd thoricht. 


1) sc. deus. 2) Deuter. 28, 28. 


1837. 


Gloria et divitiae in domo eius sunt, qui per fidem habet bonam 
Conscientiam. Ad quendam hospitem dicebat, Nempt fur gut 
mit einem frumen wirdt, den er ist der frawen gehorsam. 
(Hoe eertissime verum est).!) 


1) Die eingeklammerten Worte sind Bemerkung des Cordatus. 





- —À— e Re Td m m "ES gung rung 


905 


1838. 


In Torgaw civis quidam uxorem adeo pereussit, ut saepe aecur- 
rerent vieini [052] enm corripientes, Quibus ille, Last mich meiner 
gereehtiekeit brauchen, dan!) vngluek hebt sieh vmb ein 
nagel, daran sie yren schleyer wil hengen, do ich meinen 
hut hin henge, Ilaee scilicet est caussa dissidiorum in coniugio, quod 
mulieres nihil pareunt?) viris?). | 

1) Vielleicht Das, was Bindseil auch hat. 2) Nebenform für discidiorum. 
3) = Gar keine Rücksicht nehmen. Vgl. Bindseil I, 425, Reb. I, 2200. Der Schluss 
des Obigen fehlt in den lateinischen Tischreden. 


1839. 


Carolus de Miltz!) attulit Friderico auream rosam, ut 
ne?) posset abducere Romam, Qui me videns?) Ho, seit yhr 
so Jung, Ego putabam, vos esse vetulum senem et neminem 
habere astipulatorem, Ieh vertraut mir eueh gen Rom nieht 
zu bringen, etiam sie haberem 25000 Helvetios?) 


1) Gemeint ist der püpstliche Kammerherr Carl von Miltitz, aus kur- 
sächsischem Geschlecht, der 1519 mit Luther in Altenburg verhandelte. Nach 
Bindseil I, 152 und andern Nachrichten soll er im Rheine ertrunken sein. Wann, 
steht nicht fest. Ueber die goldene Rose, die er als Zeichen der püpstlichen Huld 
dem Kurfüirsten Friedrich überbraehte vgl. Bindseil I, 152, I, 341, III, 179. 2) Lies 
me. 3) sc. dixit. Januar 1519 in Altenburg. 4) Vgl. mit dem Obigen Folgen- 
des, was Köstlin „Luthers Leben, Illustrierte Ausgabe* S. 136 bringt 
Er (Miltitz) selbst erzählte: er habe auf seiner ganzen Reise die Gesinnungen 
erforscht und gefunden, dass, wo einer auf des Papstes Seite stehe, allemal drei 
für Luther gegen den Papst seien; er würde, auch wenn er 25000 Mann 
zur Verfügung hätte, sich mit ihnen nicht getrauen Luther durch 
Deutschland nach Rom zu entfilhren. Dazu bemerkte er iiber seine Person 
;0 Martinus, ich glaubte, Ihr wert so einalter Theolog, derhinterm 
Ofen bei sich selbst disputiert hätte; jetzt sehe ich, wie Ihr noch 
Jung frisch und kräftig seid“. Ueber seine Quelle zu dieser Aeusserung 
des Miltitz über Luther, die anscheinend eine jüngere als Cordatus ist, weiss 
Herr Professor Köstlin nach einer brieflichen Mitteilung im Augenblick nichts 
Sicheres anzugeben. 


1840. 

Ego aperiam fluxum pedis mei vnd solich ein hecht 
dazu nemen. Eim alten man steht ein flusz szo wol an 
eim pein als eim Jungen gesellen ein krantz auff seinem 
heupt!), 

1) Vgl. n. 1137, 1736, 1671. Luthers Worte sind wohl Ende 1532 oder Anfang 
1533 gesprochen. 


1841. 
Pueri amant arma mortis, Das sol man yhn nicht gestaten. 


1842. 


Den Psalter sol [053] man nicht aus den henden legen, 
"Dd sich on vnterlasz drinnen spiegeln, den wir konnen 


506 


seine herliekeit nicht szo grosz achten, Wir lesen yhu 
denn mit fleysz. 


1843. 
De hoc fine hab Gott lob vnd danek, den ich hab mich 
Ja schier die helfft zu todt geschrieben vnd doch nicht wollen 
nachlassen. Deus meus restituet 
mihi latus dextrum, quod stu- 
ore tactunı est, 
Cum immodice seribebam. 
1. 5. 3. 7. 
DEO GLORIA. 


X 





Naehtrüge II. 


———— — 


Seite 1 im Motto lies ludicra statt ludrica, welches die Handschrift bietet. 


= 


BB 


EH 


B 


| 


26 sind die Worte sed Socratem schwerlich zu halten. Ein einigermassen 
passender Sinn ergiebt sich, wenn gelesen wird sed aegrotum. Die Note 1 
würde dann zu tilgen sein. 

30 lies auch im Texte Gotzer. Die in der Handschrift an dieser Stelle vor- 
kommende Form des ,G* findet sich hernach ziemlich häufig. So ist auch 
n. 178 die von Gessen im Texte zu lesen. 

31 Bestiam autem dicens sc. versus. 

36. Vgl. de Wette Luthers Briefe I, 243. Luther, Dedikat. der Psalmen vom 
27. März 1519. 

53. Ob Stromer mit H. Auerbach identisch ist, ist mir wieder zweifelhaft 
geworden. Die Stromer sind ein Nürnberger Geschlecht. 

87 Zeile 7 ist aut vor primum besser zu streichen. 

93 Zeile 9 lies propheta. 


.106. In den Worten in ecclesiastica religione steckt ein Fehler. Lies 


„in ecclesiastica regione d.h. auf kirchlichem Gebiete. 
111—111^ sind, wie aus den Worten cum doctrina meins hensichen 
vnd magdalenichen (n. 111) hervorgeht, vor dem 7. November 1531 
gesprochen. 


. 113. ahrscheinlich ist zu lesen „et inalitiam fortiorem factam in animis sua 


praesumptione* d.h. und ihre Boshaftigkeit, die in Folge ihres 
übermässigen Dünkels in ihren Herzen um sich gegriffen hat ff. 
131 Zeile f3 lies pacatam. 


. 133* Zeile 8 erwartet man grata erit. Doch will Cordatus sagen ,Alle diese 


im pietätvollen Sinne gemachten Aufzeichnungen Veit Dietrich's und Turbi- 
cidas werde ich dann umsonst haben* 


. 1335 lies in der letzten Zeile ludicra statt des handschriftlichen lu drica. 
.142 ist mittere vadere zu halten als von cesses abhüngig. Man erwartet 


freilich mitte vadere. 


. 171 lies (Zeile 2) verum ut etlam etc. Das an dieser Stelle in der Handschrift 


stehende Compendium kommt auch n. 1794 vor. 


.174 zweiter Absatz Zeile 5 ist quam anno — quam hoc anno zu lesen. 


Note 4 lies ,Julius II.* 


.213 Zeile 9 ist aus den Worten ,sufficitur mihi filius meus et filia" zu 


schliessen, dass Luthers Worte vor dem 7. November 1531 gesprochen sind. 
217 ist das in der Handschrift befindliche Compendium weder mit virtutes 
noch mit utiles, sondern mit universales aufzulüsen, so dass Luther sagen 
will Wenn die Hochschulen nichtauf Kosten der Fürsten erhalten 
würden ff.“ 
298. Vgl. auch Erl. A. 62, 129, Fürstem. u. B. IV, 678 (Ende der Seite). 


.329 Note 2 von Riedsels Stellung am Hofe des Kurfürsten entspricht der eines 


Kammerherrn. 


.339 Note 6 lies finalis impoenitentia. 
. 363 lies „ut vincant, vincantur aut vi taceant" d. h. dass sie sich rechtfertigen, 


dass man sie überführe oder zwangsweise (vgl. den Eingang des Absatzes) 
veranlasse ihre Lüsterungen einzustellen. 


2. 306. Vgl. mit dem ersten Teile auch Bindseil II, 42, Rebenst. II, 40* (Ende 


der Seite). 


508 


PHEBEDEB 


pod 


I 


Bppc 


n. 
n. 


[d 
. 


.645. Die Quelle. der von Luther citierten Erzáhlung ist von Eschenburg i 
u 


. 366 Zeile 10 lies Zelotypus. 
. 961 Zeile 4 lies Galatas. 


313. Vgl. auch Erl. A. 59, 106, Förstem. u. B. II, 181, 309, Bindseil I, 36. 

314. Vgl. Bindseil I, 36, der jedoch falsch „in despectum huius mundi* hat. 

J^]. Vgl. auch Erl. A. 62, 66, Fórstem. u. B. IV, 340. 

434. Vgl. Erl. A. 58, 176, 314, Fürstem. u. B. IV, 135, 243. 

508. Zu den Worten „Nam Tolose et sepulti sunt etc.“ vgl. noch Folgen- 
des: Im Jahre 1144 bezeugt der deutsche König Conrad II. zu 
Nordhausen, dass die Reliquien des Apostels Matthias, welche 
KaiserHeinrich III. in den Altar der Cryptades Stiftes St. Simonis 
et Judae zu Goslar niedergelegt habe, hervorgenommen und an 
einen ehrenvolleren und sicheren Ort übertragen seien. Leuk- 
feld antiquitates Poeldenses 250, Lüntzel Gesch. der Diócese 
und der Stadt Hildesheim II, S. 231. Man könnte auf Grund dieser 
Notiz zu der Vermutung gelangen, dass zu lesen sei: „Nam Goslarie et 
sepulti sunt^ ete. Vgl. auch Nachtr. u. Bericht. p. IV. 


.911. Einiges bei Kummer P 274. Vgl. Lauterbach S. 204. 
.517 Note 3 Zeile 2. Lies , 
.538. Mit dem hier und n. 1014 erwähnten Grafen von Werdenwerck ist 


ei Rebenstock nicht findet“. 


nach gütiger Mitteilung des Herrn Pfarrers Bossert gemeint Graf Felix 
von Werdenberg, Herr von Sigmaringen, der während des Augs- 
burger Reichstages am 12. Juli 1530 ermordet im Bette gefunden 
wurde. Vgl. darüber Stälin, Geschichte von Wiirtemberg, 4, 82 Note 1. 
Stuttgart 1973. 


. 974 Zeile 10 lies ,Christus, comparatus ad omnes clementissimos (die Hand- 


schrift clementissimus), solus tamen agnus est, illi leones*. Sinn: „Wenn man 
Christus mit allen, die von Natur die allersanftmütigsten sind, vergleicht, so 
ist er duch allein ein Lamm, jene andern Lówen ". 

578. Vgl. Erl. A. 58, 369, Fürstem. u. B. II, 170. 


.519. Zu dignus kann auch Christo suppliert werden. 


600. Die Worte „oder ich gehe sein dohin* können mit „oder ich gehe 
dahin (zu) sein* d.h. „ich höre auf zu sein — ich sterbe erklärt 
werden.  Nüherliegend erscheint jedoch die Lesart ,Ich gehe rein dahin. 
Vgl. n. 952 „Die Schrift ist rein ausgesplilt". 

602. In anderer kürzerer Fassung Bindseil I, 124, Rebenst. I, 227b. 


. 607 Note 4 Zeile 4 lies Bologna. 
.618. Mit dem Sprichworte Gut macht Mut vgl. Eccles. 40, 26. Zu Note 5: 


„Am Rathause zu Colmar findet sich die ähnliche Inschrift: Heimlicher 
Neid, Eigennutz und junger Rat, Pergamum, Rom und andere 
grosse Städte zerstört hat“. 


im 
Neuen Lit. Anz. 1807 n. 29 näher untersucht. Nach ihm findet sich die Erzählung 
„von dem Alten und seinem Sohn mit dem Esel“ zuerst in dem 1461 
gedruckten Edelstein von Boner, später öfters. Vgl. z. B. Lassbergs 
‚iedersaal III, 143, Pauli Schimpf und Ernst n. 493, Camerarii fab. 1564. 
Poggius bemerkt in seinen Sales sive facetiae, die übrigens fast gleich- 
zeitig mit Boner erschienen, dass er nur aus einer deutschen Quelle geschüpft 
habe. Eine ältere Quelle als Boner ist noch nicht gefunden. Vgl. Menzel 
Geschichte der deutschen Dicht. I, S. 371, 378. Die älteste Form der Er- 
zählung ist folgende: „Ein Müller reitet auf seinem Esel aus, sein 
Sohn läuft nebenher. Da schelten die Leute, dass .er das arme 
Kind laufen lasse. Nun steigt er abundlässtdas Kind aufsitzen. 
Da schelten die Leute, was er für ein Narr sei, dass er nicht 
selber reite. Nunsetztersichmithinauf. Da scheltendie Leute, 
er drlüicke den armen Esel. Nun steigen beide ab und tragenden 
Esel. Da schelten die Leute noch viel mehr. So konnte ers 
keinem recht machen. 
651. Vgl. Bindseil I, 315, Rebenst. I, 155^ (Ende der Seite). 
671 Zeile 13. Mit dem Herrn v. S., der nach Luthers Aussage Krämergeschäfte 
treibt, ist Herr Ernst von Schonneberck (Schóneberg) gemeint, wie aus 
n. 937 Note 3 und 4 hervorgeht. 


2.672. Amphibolice kann auch für amphibologice (vgl. n. 673) verschrieben 


sein, 


509 


n. 675. Vgl. auch Erl. A. 61, 194, Förstem. u. B. IV, 59. 


Buys 5 


B 


BSBSBES5B5H 


. 703. Das Compend. hinter mea ist mit dixit aufzulösen und zu lesen „Vxor 


mea dixit etc. 


.710. Die Form verzeit lässt sich halten im Sinne von remittere = schenken. 
. 113 Note 1 lies Paladin. 
. 717. Vgl auch Erl. A. 58 
.719. Plintze ist wohl besser von Plunze = Blutwurst abzuleiten. 


396 (Ende der Seite), Fürstem. u. B. 1I, 191. 


Weigand II, 365. 


.321 Note |. Das handschriftliche alle ist besser mit zusammen zu erklären. 


Luther meint „Weder der Kaiser noch der Türke könnten es (das erste Sommer- 
bliimlein) zusammen in der ganzen Welt bezahlen“. 


. 132. Der erste Satz bei Bindseil II, 324. 
. 133 und 735. Vgl. Erl. A. 61, 113, Fürst. u. B. III, 423. 
. 138. Vgl. auch Erl. A. 59, 129, Fürst. u. B. II, 327. 


155. Vgl.auch Bindseil I, 317, Rebenst. I, 1552. 
165 Note I Zeile 2 lies „in ridere ist das ,i* lang“. 
168 Zeile 6 lies habebitis. 


. 11 Note 3. Der Text ist richtig und ganz einfach zu construieren: Et ego 


hodie quoque vigesies citius et facilius Concionem fecissem quam unam 
redigerem in Dialectica praecepta. Das soll heissen „Ich dürfte wohl 
auch heute noch eher und leichter zwanzig mal eine Predigt 
gehalten haben als ich im Stande würe auch nur eine einzige 
nach den Regeln der Dialektik abzufassen. . 


. 1785 Note 3 ist eine Liicke im Manuscript angenommen. Dios scheint nicht 


nötig zu sein. Man kann nämlich atque (Zeile 4) als Correlat zu Si fassen 
und dann übersetzen „Wenn wir nur glauben könnten, dass die Ver- 
heissungen Gottes eigene Worte seien, dann wirden wir auch 


(atque) Christus hochachten. Da aber die Welt ff. 
n. 758 Zeile 2 lies „ut humi serpat*. 
n. 795. Es ist besser zu vergleichen Erl. A. 61, 361, Fürst. u. B. IV, 207, Bindseil I, 


395 


Bo 


354, auch Lauterbach S. 88. 


.797 Zeile 12. „Et Philippus acuens iocum* sc. dixit. In dem handschriftlichen 


onerati steckt vielmehr exonerati — entlastet. 


. 199 Zeile 1 ist wohl Papa zu lesen oder Papam — hortantem. 
. 801 Zeile 4. Kecheln ist hier besser mit Kochtopf zu erklären. 
. 502 Zeile 6. „Aber“ scheint in der Bedeutung von oder aber (alioquin), sonst, 


zu Stehen, was dem Zusammenhange angemessen ist. 


.803. Vgl auch Erl A. 59, 271, Fürst. u. B. II, 433. 
. 520 Zeile I lies Tartaros. 
.830 Note I. Es ist nichts ausgefallen. Es liegt vielmehr ein schwerer 


handschriftlieher Fehler vor, der in salutem steckt. Liessalvatum. Luther 
wil dann sagen: „Ach, es ist ein armes Wort (nämlich verbum Dei. 
Vgl. den vorhergehenden Absatz n. $29), das Menschen-Fürbitte und 
Menschen-Schutz bedarf, und doch ist es geschützt vorunseren 
Feinden. Vgl Luther: Das Wort sie sollen lassen stan. 


.854. Einige ähnliche Gedanken Bindseil I, 393, Rebenst. I, 207. 
.856. Die letzten Worte „Imo et mali homines vel laeta et paradysus* sind ohne 


Zweifel verderbt. Ieh versuche folgende Heilung: Imo et mali homines (sc. 
erant), et deleta est paradysus. Sinn: Sodom prangte in Reichtum 
und Ueppigkeit. Fürwahr deshalb waren die Leute dort auch 
dr unt somit ging das Paradies (die paradisische Gegend um Sodom) 
zu Grunde. 


n. 863. Vgl.auch Erl. A. 57, 74 (Erste Hälfte zweiter Absatz), Fürst. u. B. I, 57. 

n. $75. Vgl.auch Erl. A. 57, 130, Fürst. u. B. I, 100. 

n. 877. Vgl. auch Erl. A. 61, 429, Fürst. u. B. IV, 266. 

n. 882. Vgl. auch Bindseil Il, 196, ferner Lauterbach S. 3, wo Aehnliches in anderer 
Fassung und anderem Zusammenhange erzühlt wird. 

n.»55. Es ist passender zu vergleichen Erl. A. 50, 112, Fürstem. u. B. II, 314 und 
statt ,dicunt omnes zu lesen ,dicunt omnino*. Das an dieser Stelle in der 
Handschrift stehende Compendium ist hier sowohl wie n. 1432 mit omnino 
aufzulösen, worauf der Zusammenhang hinweist. 

n. 588 Note 2 Zeile 3 lies diligat statt diligeret. 


510 


n. 


n. 


n. 


BES 


eas 


B 


.1033. Vg 


s90 Note 2. Vgl Plautus Trin. 5, 2, 30. Tunica pallio propior d.h. das 
Hemde ist näher als der Rock. 

901. Nichts Euangelium — durchaus nicht das Evangeliun. Euangelium 
als lateinische Wortforin setzt den Artikel schon voraus. Nichts ist daher, 
wie p. 229 richtig erklärt ist, Ad verb und nicht = nicht das. 

902. Mit Rücksicht auf corporales calamitates ist gehunnä wohl besser 
als Subj. zu fassen und zu lesen gehenna. 

912. Einige ähnliche Gedanken hat Bindseil I, 427, Rebenst. I, 229 (Ende der 
Seite) jedoch in anderem Zusammenhange. Das schwierige Wort scheblich 
(Bindseil scheiblich?, Rebenst. perniciosus) bedarf noch einer Erklärung. 
Es kann heissen abnutzbar (von schaben abgeleitet), d. h. einer Wert- 
verringerung unterworfen, oder das Adjektiv ist auf das Verbum schieben 
zurückzuführen und mit Bezug auf das Folgende mit leicht beweglich 
(mobilis) zu interpretieren. Die Worte „et habent contractas etmercatas 
manus* können auch bedeuten „Sie (die Geldmacher) haben zusammen- 

ekrümmte Krümerhünde. Luther wird in diesem Falle meinen „Ihre 

xeldgier prägt sich schon üusserlich an ihren durch den Ge- 
schäftsbetrieb charakteristisch misgestalteten Händen aus. Vgl. 
jedoch den Eingang des Absatzes. 


. 922 Note 2 ist besser so zu fassen „Je weniger scharf die Sinne sind, um so 


näher kommen sie mit den Gegenständen in Berlihrung *. 


.927 Note 1 lies als solche zu thun ist. 
. 948 Note ! lies „sind irgendwie schon mehr im Stande p.* 
.952 Note 3 ist besser zu fassen: „Das Ende des gegenwärtigen Jahrhunderts 


und damit das Ende der Welt steht vor der Thür“ 


.956 Note 1. Zu ,quam mutuantur“ ist aus den Worten „Ich rede nach der 


Sechsischen Cantzlei* d.h. Ich rede die Sprache der Sächs. Cantzlei 
als Obj. linguam zu ergünzen, da sonst mutuantur nicht recht passen 
würde. Bezieht man quam auf Cantzlei, so würde die Lesart der späteren 
Tischreden imitantur — nach welcher sich zu richten pflegen vor- 
zuziehen sein. 


.968. Vgl. Erl. A. 62, 339, Fürst. u. B. IV, 594. 
.985. Vgl. auch Erl. A. 59, 139, Fürst. u. B. II, 335. 
. 1005 Note 2 ist „Den das“ wohl nicht = nam, enim, sondern Nur dass ff. 


Im Texte (Zeile 3) erwartet man ich sie, worauf auch die Lesart der späteren 
Tischreden hinweist. 


. 1016 Zeile 13 lies „post fidem quoque*)*. Note 6 muss lauten sc. legem prae- 


dicamus. Luther will sagen ,Auch nach dem Glauben d.h. wenn der Glaube 
Eingang gefunden hat (nicht allein ehe sich der Mensch dem Glauben zu- 
gewandt hat) predigen wir das Gesetz, damit die Menschen nicht in trüge 
Sicherheit versinken. 


.1017 Note 4 ist besser so zu formulieren „Nur diejenigen, welche sich 


ihrer Stinden bewust sind und nach der göttlichen Gnade ver- 
langen, verstehen diese Rechtfertigung, und dassind nur wenige. 
l. Bindseil I, 186, Rebenst. I, 101. 

1034. Vgl. auch Bindseil I, 186, Rebenst. I, 101*. 


.1040. ,Juristae non debent esse rabulae et causidiei, sed etc." = Juristen 


sollen keine Rabulisten und zugleich (et) Sachwalter sein d. h. sie sollen 
als Sachwalter keine Rabulisten, sondern Rechtsgelehrte sein ff. Der 
lateinische Text kann leicht zu einem Missverstündnisse Veranlassung geben. 


.1051 Note 1. Im Anschluss an den vorhergehenden Absatz n. 1050 (vgl. bes. 


die Worte prohibentur autem nocere ab angelis) ist wohl besser zu 
erkläron „Viele böse Geister hausen in den Wäldern — — und an sumpfigen 
und abgelegenen Orten, damit sie dem Menschen keinen direkten Schaden 
zufügen künnen, andere dagegen in den dichten Wolken, und sie sind die 
Urheber der Stürme — — und verpesten die Luft. Sie schaden den Menschen 
also auch nur indirekt. 


. 1084 lies am Ende des Absatzes Corinthios. . 
.1133. Zu temerariorum (Zeile 5) könnte auch aus Zeile 1 perplexitas et 


dubitatio ergänzt und damit die handschriftliche Lesart aufrecht erhalten 
werden. 


. 1146. Vgl. Erl. A. 58, 405, Fürst. u. B. II, 199. 











EE 


IB 





911 


.1160. Vgl. Erl. A. 61, 250 (Ende der Seite), Fürst. u. B. IV, 107 (Ende der Seite). 
. 1165 Zeile 4 ist agere als Inf. hist. zu fassen, so dass die Worte instructi 


per monachos (ad minus) in periculoso statu agere bedeuten sollen 
„Und weil sie (die obrigkeitlichen Fersonen) unter dem Einflusse der Mönche 
standen, so war ihre amtliche Stellung und Thätigkeit eine gefährliche *. 


. 1179 Zeile 6 lies Est tamen bonus patronus papae. 
.1190. Ueber die geistige Anfechtung, welche Luthers Krankheitsanfalle vorauf- 


ging vgl. Köstlin Il, 172. 
Note I ist zu lesen maxima quoque tem. 


.1192 Zeile 5. In spe ist wohl besser saepe als semper zu suchen. 
‚1200 Note 3. Die Erklärung für Staatsgut erklärt ist zu weitgehend, da 


sie zu den im Anfange des Absatzes ausgesprochenen Worten im Widerspruch 
stehen würde. Luther will ja sagen, cass bei der ersten Visitation nur sehr 
wenig herausgekommen sei. Das im Texte stehende gefasset wird daher 
bedeuten ,Von Seiten des Staates genau fixiert, ihrem Umfange 
und Werte nach aufgenommon, damit nicht alle Leute (die Giiter) an 
sich reissen kónnten, die Edelleute, die Bürger, die Bauern. 

Die folgenden Worte Wittembergenses — heuptsumma lassen auch 
folgende Deutung zu ,So hatten auch die Wittenberger alles Kirchengut an 
sich gerissen (mit dem städtischen Besitztum in einen 'Topf zusammengeworfen), 
weil es nach ihrer Angabe nur 16 Gulden jährlich aufbrächte, also nur gering- 
fügigen Wert hätte. ir machten aber schliesslich die Entdeckung, dass das 
Kirehengut 4000 Gulden aufbrachte. 


.1222 Note 1. Die Worte „Einfacher erscheint — in divinis* sind zu streichen. 
.1228 Note 4. Hier ist ruit wegen des vorhergehenden incipit wohl besser als 


Praesens zu fassen. Sinn: Dieser (nämlich der Berg, womit die Macht des 
Kaisers gemeint ist) stürzt nun zusammen. 


.12*0 Note 4 lies „Ich bin des Regierens ebenso satt, wie des ibermässigen 


Essens und Trinkens. 


. 1259 Zeile 6 lies tolerans mores eorum, was die Handschrift richtig hat. 
.1299. Füge zu den Worten Baruch ist ein Einsidel, Hatt das register 


vergessen folgende Erklärung hinzu: Baruch lebt abgeschieden von 
der Welt und hat das Verständnis für das darin Geschehene ver- 
loren. Register = regestum d.h. Verzeiehnisbuch. Weig. II, 453. 


.1327 Note 1 ist besser so zu fassen: Der Obersatz hat cinen ganz anderen 


Sinn als der Untersatz. 


.1229. Das Subj. zu den Worten „ut nos — reddat" ist hoc sc. praeceptum, 


welches aus dem Vorhergehenden zu entnehmen ist. Sinn: Damit uns dieses 
Gebot geschickt oder tauglich mache um den Glauben an die Verheissungen 
Gottes zu ergreifen. Vielleicht steckt in dem handschriftlichen abiles aber 
agiles — eifrig. 


.1405. Dieser Absatz bedarf einer Erklürung. Luther meint ,Gott macht die 


ganze Welt reich, nicht um dem Elend in derselben abzuhelfen, sondern damit 
die Menschen sich willig seinen Geboten fügen. 


.1425. „Promissiones aliae sunt absolutae et simplices" d.h die Verheissungen 


sind teils bedingungslos und ohne Vorbehalt gegeben ff. 


.1573 Zeile 3. Das fehlerhafte handschriftliche per ad ist einfacher zu verbessern 


in per id. Sinn „Deshalb ist er denn auch dadurch schwer heimgesucht 
worden, dass das Volk und sein eigener Sohn ff.* 


.1590. Die Worte ,Quia promissione patris ward er nur harter, qui occiderit 


Cain, septuplum punietur* sind besser umzustellen: ,Qui promissione patris, 
qui occiderit Cain, septuplum punietur, ward er nur harter“. 


.1605 Zeile 5 erwartet man statt des handschriftlichen ,humanam impietatem, 


ui — contreetant* die Lesart ,hominum imp., qui — contr.^ Doch kann 
as zu qui gehörige hominum aus humanam genommen werden. 


.1650 Zeile & ist das handschriftliche „vitae conservationem * sehr wohl zu 


erklären. Doch ist es ebenso ansprechend mit einer leichten Aenderung 
zu lesen ,vitae conversationem* d. h. wegen des geselligen Ver- 
kehrs im Leben. Achnlich auch die späteren 'Tischreden propter vitae con- 
suetudinem. 


.liü1 Note 1 ist besser so zu fassen „sc. propositionem. Luther meint „In der 


Theologie haben wir es nicht mit einem Untersatze d. h. nicht mit etwas nur 


512 


relativ Wahrem, sondern lediglich mit einem Obersatze zu thun d. h. mit unbe- 
dingter Wahrheit. 

n. 1728. Die Worte ,vnd sie hetten darnach begert, das bier were widerumb im 
vasz“ bedürfen einer Erklärung. Luther meint „Sie (die Papisten) hätten leb- 
haft gewünscht, sie könnten das Geschehene rückgängig machen, 
sie hätten die Sache gar nicht angefangen. Die Redensart kommt 
bei Luther auch sonst vor. So heisst es Jen. Ausg. V, 23» ,,vnd gleube sicher, 
were das bier wider im fasse, sie liessens jetzt wol anstehen“. 
Das diese wort Christi noch fest stehen“ 1527, aiijb: „Sie handeln 
auch mit so blódem verzagtem gewissen, das mich dunckt, sie wolten, es 
were das bier. widder ym fasse, sie soltens nu wol lassen an- 
stehen". 

n. 1747. Diese Nummer bedarf einer Erklärung. Luther meint „Der Satan hat 
mich sehr lieb, nicht jedoch, weil ihn ware Liebe, sondern böse Lust treibt 
d. h. ein leidenschaftliches Verlangen mich in seine Netze zu ziehen“. 


Namenregister. 


Die Zahlen bezeichnen die Nummern der einzelnen Abschnitte. 


A. 
Aaron 653. 


Abraham 60. 258. 293. 304. 501. 673. 700. . 


909. 948. 950. 982. 1025. 1071. 1096. 
1146. 1287. 1560. 1565. 1575, 1580. 1600. 
1692. 1694. 1809, 

Absalon (Absolon) 509. 545. 1573. 1743. 

Academici 164. 166. 

Achab 33. 1343. 

Achis 673. 

Mam 77. 159. 258. 300. 357. 425. 498. 700. 
805. 815. 938. 1030. 1074. 1080. 1095. 
1096. 1185. 1223. 1255. 1288. 1412. 1732. 
1809. 

Adonai 1177. 

Aegyptus (Aegiptus, Egiptus, Aegipten) 
128. 366. 874. 1043. 1295. 1564. 1632. 
1781. 

Aegyptii (Aegiptii) 366. 1644 Note 1. 

Aeneas 1298. 1303. 

Mrica 883. 

Agricola Joh. vide Eisleben (Eysleben). 

Albis 129. 161. 1120. 

Albrecht von Brandenburg, Hochmeister 
1510. 

Albrecht v. Mainz, Erzbischof vide Magun- 
tinus und Maguntinensis. 

Meander 1480 Note 2. 

Alexander VI. 1536. 1537. 

Alexander Halesius 682. 

Mexander Magnus 215. 

Alexander von Medici 916(?). 1272. 

Allstedtisch 1135. 

Almanach 1136. 

Amalech (Amelech) 673. 1184. 

Ambrosius 28. 243. 1630. 1775. 

Amsdorf (Ambsdorff) 995. 1503. 

Amnon (Ammon) 545. 

Amos 754. 

Andreas, Apost. 754. 

$. Angeli castrum (Engelsburg) 250. 

Anglia 794. 795. 937. 1237. 1815. 

Angli 407. 

Anglus vide Heinrich VIII, von England. 

Anhalt 1021. 

Anirahtac vide Luthers Frau. 

St. Anna, Marias Mutter 455. 


Anna — Hanna (Sam. Mutter) 947. 1109. 
Antonianus d. h. Antoniusbruder 793. 
Apollo (d. Gott), Motto S. 1. n. 133». 
Apollo (Judaeus) 1414. 

Aquilonis sc. rex. 1612. 

Arabia 1096. 

Argentina 1683. 

Ariani (Arriani) 208. 422. 1427. 

Aristoteles 142. 166. 221 Note 5. 226. 501. 
504. 522. 935. 1225. 1322. 

Aristotelica sc. philosophia 320. 

Aristotelica sc. electio 833. 

Arnoldi, Franciscus 133 Note 5. 

Asia 7. 29. 1539. 

Assyrii 513. 

Athenae 166. 884. . 

Augusta (Auspurga, Augsburg, Auspurg, 

uspurck) 338. 422. 424. 536. 538. 635. 
754. 788. 800. 840. 841. 1126. 1144. 1216. 
1228. 1502. 1570. 1721. 

Augustani 1230. 

Augustana sc. comitia 52. 157. 174. 267. 
284. 463. 535. 537, 540. 1268. 1456. 1498. 
1739. 1818. 

Augustinerorden 999. 

Augustinus, Aurelius 28. 131. 208. 243. 250. 
365. 370. 571. 678. 679. 999. 1052. 1089. 
1104. 1105. 1442. 1444. 1741. 1775. 

Augustinianus sc. monachus 250. 

Augustiniani sc. monachi 806. 

Aurogallus, Matthaeus 674. 

Austria 174. 1612 Note 1. 

Austriales 581. 1002. 

Austri sc. rex 1612. 


B. 


Babel 1066. 

Babylonia 513. 

Babylonica sc. monarchia 4. sc. captivitas 
4. 1616. sc. lingua 955. 

Barnabas 29. 

Bartholdus 1024. 

Bartholomaeus (de Syona), Kapitain der 
Venediger 882. 

Baruch 1299. 

Bavaria 1111. 

Beata Virgo — Maria 1494, 


33 


514 


Beheimerwald 1455. 

Behemot 741. 

Benedictini 806. 

Beier, Leonhard 391. 625 Note 4. 729. 736. 
841 Note 1. 1610. 

Biel, Gabriel 1469. 

Berndt, Ambrosius 615. 6155. 615b. 

Bernhardus v. Clairv. 491. 571. 1118. 1685. 
1741. 

Bernensis sc. disputatio 1132 Note 3. 

Boas 1095. 

Bohemia 350. 732. 1144. 

Bohemica sc. lingua 955. 

Bohemi 555. 1455. 

Bonaventura 1322. 1741. 

Bononia 607. 1451. 

Brandenburgensis sc. episcopus, vide Scul. 
tetus. 

Brandenburgenses sc. Marchiones, vide Ma- 
guntinus und Joachim I. 

Brentius, Joh. 352. 1442 Note 4. 1449. 
1450 Note 7. 

Butzerus (Bucerus), Martin 351. 596. 1063. 
1231. 1683. 1722. 

Brück (Pontanus), Gregor, Dr. 267. 797. 

Bugenhagen (Pomeranus) 560. 574. 748. 
*65. 797. 798. 957. 1142. 1188. 1190 
Note 2. 1245. 1339. 1482. 1516. 1735. 

Bünau, Rudolf v. 829. 


C. 


Cajetanus 338. 424. 788 Note 4. 840. 841. 
842. 

Cain (Cayn) 300. 339. 1255. 1288. 1590. 

Caiphas 345. 949. 1304. 1488. 

Campanus 107. 1115. 112. 125. 
179. 162. 957. 958. 959. 1765. 

Canaan 1257. 

Capella, Joh. 804. 

Carion, Joh. Dr. 503. 

Carlstadt (Carlstad, Carolostadius, Karl- 
stad, Karolostadius), Andreas Boden- 
stein, 115. 125. 129. 418. 644. 690. 536. 
1495. 

Carolus Magnus 1058. 1477 

Carolus V. 53. 118. 157. 174. 214. 207. 338. 
381. 382. 464. 497. 540. 607. 609. 611. 
616. 628. 640. 641. 713. 154. 788. 194. 
195. 799. 800. S06. 827. 833. 851. 868. 
869. 890. 923. 969. 986. 999. 1094. 1127. 
1179. 1216. 1228. 1237. 1268. 1272. 1335. 


129. 131. 


1355. 1473. 1474. 1486. 1498. 1558. 1587. 


1612. 1721. 1722. 1723. 1724. 1725. 1727. 
1728. 1733. 

Carthago 884. 

Carthusiani 166. 1084. 

Caucasus $80. 

Cellarius, Martinus 113. 1062. 

Cellarius, Joh. 1139. 

Cerberus 741. 

Chal — Kahla 115. 


Chaldaica sc. lingua 955. 

Chorah 1045. 

Christian von Dänemark 848. 885. 

Christophorus 1049. 

Chrysostomus 7. 679. 767. 

Cicero 181. 522. 1028. 1261. 
1790. 

Claus (Klaus) Narr 801. 938. 
1639 


Clemens VI. 114. 183. 219.381. 492.517.539. 
607. 608. 609. 788. 794. 795. 199. S69. 
916. 917. 937. 969. 987. 1179. 1226. 1237. 
1212. 1309. 1335. 1355. 1474. 1480 Note 
3. 1498. 1515. 1592. 1737. 1739. 1835. 

Cochlaeus (Cocleus) 288. 347. 348. 454. 
531. 794. 803. 1297. 1721. 1726. 1738. 
18306. 

Colditius — Alexius Chrosner 1609. 

Cölln bei Dresden 133. 

Colonia 1094. 

Colossenses 367. 

Compostella 508. 514. 691. 

Comestor, Petrus 6S0. 

Constantiensis vide Faber. 

Constantiense sc. concilium 861. 1251. 1725. 

Constantinopolis 1675. 

Constantinus 1476. 

Cordatus, Conrad, Motto S. 1. 33. 55. 506. 
57. 74. 75. 76. 111b. 116. 133. 133^. 
134. 161. 162. 250. 253. 259. 272. 318. 
390. 391. 625 Note 4. 637 Note 4. 843. 
1191 Note 2. 1240. 1406. 1462. 1536. 
1562. 1710. 

Cores? 1430. 

Coriander 1399. 

Corinthii 495. 1084. 1279. 1350. 1437. 1479. 

Cornelius 1149. 

Cranach, Lucas 1549. 

Crotus Rubianus 1026. 1765. 

Cruciger (Creutziger) 699. 770. 

Cruciger, Theodor, Sohn des Vorigen 699. 

Cygnei — Zuiccaviani. 

Cyprianus 365. 

Cyprus 1472. 

Cyrenaici 166. 

St. Cyriaci sc. campanula — Glocke des 
Klosters Wimmelburg bei Eisleben 1666. 

Cyrillus 243. 679. 1338. 1715. 

Cyrus 1339. 


1395. 1459. 


1278. 1314. 


D. 


Dänemark (Denmarck) 554. 

Dania 848. 858. 

Daniel 40. 58. 393. 513. 622. 626. 745. 565. 
953. 981. 1066. 1409. 1612. 1675. 1676. 
1764. 

Danubius 686. 1144. 

David 57. 158. 210. 362. 367. 3850. 454. 
909. 513. 545. 578. 596. 653. 613. 876. 
950. 991. 1003. 1009. 1023. 1045. 1071. 
1184. 1206. 1224. 1241. 1254. 1339. 135*. 


4 


1373. 1561. 1573. 1618. 1622. 1634. 1692. 
1706. 1743. 1745. 1832. 
Democritus 1306. 
Demosthenes 1261. 
Deutschland 341. 1599. 
Deutsch, Deutsche 532. 62*. 378. 
Dietrich, Mag. 166. 
Dionysius, Areopagita 993. 
Dionysius, Martyr 993. 
Dionysius, Parisiensis 993. 
Dresden (Trasen) 133. 1643. 
Dresler vide Tornator. 
Duringia 1339. 


E. 


Ebner, Hieronymus $586. 

Ebron 1292. 

Eck (Eccius, Eckius), Joh. 426. 531. 569. 
194. 851. 1596. 16895. 

Eck, Joh., cancellarius Treverensis 1728. 

Edemberger, Lucas, praeceptor 1609. 

Egidius, Augustiner Münch 250. 

Egranus, Joh. Sylvius 1074. 1765. 

Eisleben (Eyslebius) — Joh. Agricola 546. 
1511 


Elbe 789. 1293; vgl. Albis. 

Elisabeth (blosser Vorname) 1247. 

Emser, Hieronymus 339. 346. 1836. 

Enos 1590. 

Epaphroditus 955. 

Ephod 738. 

Epicurus 1199. 13006. 

Epicureus 1515. 1667. 166. 

Epicurei 166. 1667. 

Epimetheus 1669. 

Epiphanius, Bischof 1338. 

Erasmus Roterodamus 51. 153. 209. 240. 
288. 289. 354. 394. 405. 530. 679. 690. 
827. 932. 1093. 1102. 1116. 1226. 1294. 
1304. 1306. 1326. 1330. 1332. 1338. 1466. 
1494. 1518. 1521. 1529. 1544. 1635. 1636 
Note 3. 1656. 1671. 1765. 1820. 

Erfordia \ rffordia, Erfordum, Erffurdum, 
Erfford, Erfordt) 31. 385. 538. 547. 618. 
652. 894. 1019. 1111. 1721. 

Erfordenses (Erffordenses) 538. 1500. 

Erfortensis sc. universitas 1004. 1110. 

Erffortensis sc. collegiatus 907. 

Esaias 34. 100 ( 393. 596. 693. S07. 1066. 
1164. 1182. 1306. 1343. 1764. 

Esau 326. 1078. 1144. 

Esra (Esdra) 259. 1293. 

Esther (Ester) 1764. 

Europa 641. 

Ezechiel (Ezechias) 366. 419. 637. 725. 864. 


F. 


Faber Constantiensis 345. 454. 531. 851. 
Feilitzsch, Fabian v. 398. 781. 


515 


. Feilitzsch, Philipp v., 1722 Note 10. 1725. 


1726 Note 5. 

Ferdinand von Oestreich 349. 350. 496. 
513. 517. 535. 609. 643. 666. 686. 732. 
833. 851. 854. 923. 956. 987. 1094. 1115. 
1126. 1144. 1179. 1197. 1455. 1474. 1558. 
1588. 1613(?). Vielleicht ist in 
der letzten Nummer der Pfalz- 
graf Friedrich gemeint, der im 
Türkenkriege von 1532 Feld- 
hauptmann der Reichstruppen. 
war. 

Flandria 761. 

Fleck, Dr., Prior 766. 

Florentia 1835. 

Florentinus 183. 609. 917. 

Florentini 1473. 

Forster (Forstemius), Joh. 750. 1068. 1069. 
1576. 1620. 1710. 

Francia 22. 794. 795. 915. 937. 987. 


Franciscus v. Assisi 804. 


Franciscani 166. 805. 1258. 

Francones 581. 

Frankfurt 1139 Note 2. 

Franckfurtisch 555. 

Franckfordenses 1134. . 

Franckfordienses 1684. 

Frankreich 554. 

Franz I. von Frankreich 53. 174. 192. 407. 
609. 794. 795. 882. 916. 937. 987. 1144. 
1179. 1237. 1256. 1733. 

Frantzosen, Frantzos — morbus gallicus 159. 
1736. 

Frantzosen 1480. 

Friedrich von Dänemark 883 Note 3. 

Friedrich Ill. von Oestreich 630. 1167. 

Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen 
36. 115. 584. 555. 587. 618(?). 669. 671. 
151. 181. 840. 841. 842. 956. 1118. 1167. 
1455. 1639. 1722 Note 10. 1725. 1728. 
1839. 

Friesland 937. 1738. 

Fronsberg, Georg v. 988. 

Fröschel, Sebastian 797. 

Fugger (Fucker) 555. 629. 712. 


8. 


Gabaa « Gabaon 1497. 

Gabriel 111. 838. 

Galatae 7. 20. 367. 

Gallia 192. 882. 883. 914. 915. 1144. 1179. 
1231. 

Galli 53. 174. 407. 540. 555. 609. 881, 916. 
1815. 

Gallicus sc. morbus 600. 

Gallus vide Franz von Frankreich. 

Georg, Herzog von Anhalt D. 1021 Note 2. 

St. Georg 1048. 

Georg, Markgraf von Brandenburg-Ansbach 
1126. 1510. 

Georg, Herzog von Sachsen 81. 105. 133 


33* 


516 


Note 6. 346. 371. 464. 517. 532. 640. 
647. 651. 686. 754. 755. 172. 194. 890. 
937. 939. 999. 1006. 1014. 1017. 1063. 
1196. 1228. 1253. 1260. 1319. 1487. 1550. 
1555. 1643. 1661. 1728. 1737. 1738. 

Germania 53. 174. 214. 341. 382. 442. 
508. 581. 607. 684. 761. 788. 842. 869. 
891. 943. 956. 969. 1040. 1304. 1480. 
1600. 

Germani 4. 43. 214. 329. 555. 606. 641. 
686. 881. 882. 969. 998. 1240. 1279. 1361. 
1440. 1613. 

Germanus 790. 

Germanica sc.lingua 980. 097. 

Germanice 673. 979. 

Germanici sc. principes 381. 

Germanicum 78. 130. 

Germanismus 1275. 

Gerson 561. 571. 572. 682. 1427. 

Gervasius 1815. 

Gessen — Jessen bei Wittenberg 218. 

Gideon 738. 1373. 

Glapio, Carls V. Beichtvater 1722. 

Goede, Henning, Dr., 1022. 

Goldschmidt, Christian 554. 

Goliat 653. 1281. 

Gomorrha (Gomorra) 1600. 

Graeca sc. lingua 997. 

Graeca sc. sapientia 991. 

Graeca sc. ecclesia 1338. 

Graece 955. 1615. 

Graecus 955. 1093. 1576. 

Graeci 929. 953. 991. 992. 1361. 16165. 

Graeculus 1093. 

Graecum 688. 

Gratianus, iurisconsultus 680. 

Greflendorfi, v., 747. 

Gregor |., Papst 1321. 

Gregorius von Nazianz 28. 1241. 

Greifenclau, Rich. v., Erzbischof 538. 1725. 
Note 5. 

Griechisch 997. 

Grobianus 1738. 

Grosz, Christoph 1257. 


H. 


Hackenstädt (Hockstadt) 660. 

Hagenensis sc. civis vide Schmalz. 

Halle (Hal) 547. 748. 1517. 

Hamburg (Hemburgk) 1075. 

Hanna 362; vgl. Anna. 

Hannibal 883. 

Hans — Henker 527. 616. 

Hanswurst 1082. 

Hassia 692. 771. 1000. 

Hassica sc. lingua 581. 

Hausmann, Nicolaus 55. 57. 76. 134. 272. 
391. 625. 698. 1406. 


Hebraeus (Haebreus, Ebreus) 955. 998. 
1576. 1615. 1616. 1618. 

Hebraice (Ebraice) 741. 955. 1176. 

Hebreum (Ebreum) 78. 1269. 1295. 

Hebraeisch 977. 

Hebraismus 9:8. 

Haebrea sc. dictio 1289. 

Haebraicum sc. verbum 1576. 

Heidelberg 796. 

Heinrich VIII. von England 407. 755 Note 3. 
194. 195. 937. 1179. 1237. 

Heinrich v. Sachsen-Meissen, Georgs Bruder 
371. 532. 

Heli 362. 

Helias (Elias) 653. 1349. 1499. 

Helvetia 1111. 

Helvetii 422. 611. 1133. 1733. 1839. 

Hennick, Bohemus 783. 

Hensichen (blosser Vorname) 1241. 

Herodes 266. 1153. 1488. 

Heva (Eva) 357. 818. 1080. 

Hieremias (Jeremias) 77. 320. 393. 439. 
462. 495. 596. 636. 1056. 

Hieronymus (Jeronimus) 28. 243. 679. 767. 
1089. 1307. 1616. 1741. 

Hierusalem (Jerusalem) 4. 366. 884. 916. 
984. 1071. Jerosolitana sc. obsidio 987. 

Hilarius 243. 365. 1741. 1745. 

Hispania 883. 

Hispani 540. 555. 943. 

Hispanier 987. 

Hockstadt — Hackenstädt 660. 

Hohenwerck, Wolf v. 754. 

Holofernes 1298. 

Homerus 1298. 1345. 

Horatius 678. 1486 (wo Virgilius stehen 


muss). 
Huss, Joh. 253. 839. 1197. 1784. 1829. 
Hyrenaeus — Irenaeus 1775. 


I. 


Jacob 326. 964. 1078. 1565. 1590. 1692. 

St. Jacob — Compostella. 

St. Jacobus 508. 1100. 1645. 

Jacob V. von Schottland 788. 

Januarius sc. mensis 1235. 

Icari 1145. 

Jchthyophagia (Dialog des Erasmus) 1544. 

Jephtha 946. 947. 

Insbruck (Isbruck) 640. 

Joachim I. von Brandenburg, Marchio 348. 
454. 148. 1487. 1555. 1606. 1724. 

Joachim Il. von Brandenburg, Marchio junior 
348. 492. 632. 

Joachim von Anhalt D. 1021 Note 2. 

Job 77. 304. 359. 481. 509. 565. 635. 1224. 
1303. 1479. 1690. 1691. 1699. Hiob 1047. 

Joel 1484 Note 3 (wo unrichtig Joh. steht). 


Hebrea (Ebrea) sc. lingua 487. 955. 992. | Johannes, Baptista 36. 653. 875. 1071. 1152. 
1154 


997. 998. 1615. 1610. 
Hebrei (Hebraei, Ebrei) 679. 767. 909. 955. 
965. 991. 1121. 1615. 1705. 


Johannes (Joannes) Evangelista 62. 109. 
132. 179. 181. 294. 352. 354, 367. 376. 





657. 693. 953. 957. 971. 992. 1044. 1071. 
1072. 1116. 1176. 1191. 1304. 1305. 1332. 
1347. 1560. 1622. 1790. 1807. 1824. 

Johann von Anhalt D. 1021 Note 2. 

Johann von Dünemark, Künig Christians 
.Sohn 848. 

Johann Ernst, Bruder des Kurfürsten Joh. 
Friedr. 748 Note 4. 1235(?). 1280 Z. 2. 
1609 Note 2 und 8. 

Johann, Kurfürst v. Sachsen 129. 136. 254 
Zeile 14. 267. 342. 624. 637. 671 Note 6. 
684 Note 2. 720 Note 2 729 Note 2. 
193. 756. 758. 770. 781. 800. 829(?). 
S55. 1126. 1203 Note 4. 1216. 1228. 
1278 (?). 1474. 1602 Note 2. 1606. 1608. 
1609. 

Johann Friedrich, Kurfürst v. Sachsen 583(?). 
581(?). 585. 671 Note 5. 745. 748 Note 
4. 764. 770. 781 Note 5. 788. 794. 797 
Note 10. 896. 897. 1094. 1280 Z. 2. 1603. 
1609, 1669. 

Johann v. Sachsen-Meissen, Herzog Georgs 
Sohn 371. 

Jonas, Propheta 303. 

Jonas, Justus 120. 447. 536. 635. 722. 768. 
197. 824. 1186. 1190. 1191 Note 2. 1236. 
1245. 15660. 

Jonas, Frau 797 Note 2. 

Jonathan 946. 

Jordanus 789. 

Joseph v. Arim. 1385. 

Joseph, Jac. Sohn 1436. 

Josua 1139. 1497. 1636. 

Iris 1809. 

Isaac (Isac) 326. 700. 1078. 1565. 

Isabella von Spanien, Gemahlin Christians 
v. Dünem. 548. 

Islebia 338. 

Ismael 1078. 

Israel 33. 545. 743. 1430. 1499. 1626. 

Italia 174. 607. 883. 1040. 1071. 

italicum 955. 


Italus und Itali 174. 153. 492. 540. 555. 


606. 641. 917. 955. 1240. 12806. 1361. 


1367. 1494. 1514. 1835. 


Judas, Ischarioth 14. 65. 158. 266. 336. 


339. 657. 875. 1570. 
St. Judas 1505. 
Judaea (Judea) 1096. 1298. 1637. 


Judaica, Judaicus sc. mos; Judaicum sc. 


poema 1171. 70. 1281. 
Judaismus 1173. 


Judei (Judaei), Judeus und Juden 4. 7. 5. 9. 
128. 189. 202. 210. 213. 260. 304. 422. 
125. 730. 742. 743. 871. 979. 991. 1011. 
1073. 1097. 1171. 1172. 1173. 1174. 1175. 


1195. 1256. 1295. 1343. 1355. 1361. 1408. 
1435. 1457. 1632. 1575. 1632. 1697. 1718. 
1764. 1781. 1789. 1794. 1795. 1809. 1810. 

Judengassen 1171. 

Judith 1298. 1299. 

Juditzen 1764. 


Bm — MM —— —Má— —— 


517 


Julianus, Apostata 1655. 

Julius I, Papst 219. 250. 914. 916. 918. 
1536. 1538. . 

Julius, Dialog des Erasmus 530. 

Jupiter 326. 

Jürge — Herzog Georg. 


K. 


Kallekuth — Kalekut, Reich in Vorder- 
Indien 1763. 

Karg, Georg 665(?). 1005 (?). 

Katharina von Arragonien, Carls V. Tante 
195. 

Kaufmann, Fabian und Andreas, Luthers 
Neffen 444 Noto 3. 

Kelner (Kellner), Heinrich, consul Erfur- 
tensis 618. 

Kemberg (Kemberck) 1060. 

Keysersberger 966. 

Kimchi, David 1618. 

Kimchi, Moses 1615. 

Kling, Melchior 925 Note 1. 

Koburgum 272; Koburg 826; Coburgum 1063. 

Kovent 954. 1239. 


L. 


Langius, Matthias, Erzbischof 52. 53. 

Lascy, Hieronymus v. 713. 

Latina sc. lingua 997. 1709. 

Latini 1615. 

Lateinisch 532. 977. 

Latinum 955. 1592. 

Latium 1473. 

Laurentius 50%. 

Lauterbach, Antonius 792. 1270. 

Lauterbach, Matthaeus, Vater des Anton. 
4 192. 

Lauterbachs Frau 1270. 

Lazarus 234. 1631. 

Leo X. 118. 219. 250. 298. 338. 629. 790. 
842. 916. 1258. 1723. 

Leviathan 213. 741. 

Leva, Antonius von, 988. 

Lichtenbergensis sc. praeceptor vide Reis- 
senbusch. 

Lichtenstein — Joh. Lichtenberger 84. 

Lipsia, Lypsia, Leipzick 547. 569. 632. 939. 
1550. 


Lipsienses sc. studentes 723; Lipsiensis sc. 
praedicator 1109; Lypsiensis sc. univer- 
sitas 1110. 

Lochau 12406. 

Loeser, Hans v. 1236. 

Lombardus (Longowardus), Petrus, Mag. 
Sent. 679. 680. 

Loth 293. 1401. 

Lotharius imper. 1477. 

Lovaneum — Löwen 795. 

Lucas, Evang. 367. 416. 1347. 

Lucianus 394. 1294. 1521. 

Lucretia Borgia 1537. 


518 


Ludwig XII. v. Frankreich 914 Note 5. 915. 

Ludwig Il. von Ungarn 1144. 

Lupinus, Petrus 398. 

Luther, Martin, Dr, namentlich oder 
mit Vofnamen oder mit Doctor 
bezeichnet. Motto S. 1. 31 32. 63. $4. 
111. 115. 133. 1335. 205. 338. 342. 343. 
345. 3498. 378. 408. 441. 464. 503. 506. 
936. 538. 597. 623. 629. 631. 632. 635. 
644. 668. 700. 768. 802. 803. 957. 999. 
1061. 1061. 1250. 1339. 1427. 1471. 1482. 
1563. 1566. 1570. 1580. 1606. 1607. 1683. 
1728. 

Luthers Frau, Catharina v. Bora 22. 35. 38. 
55. 63. 111». 120. 249. 450. 574. 589. 
633. 638. 103 940. 964. 980. 1005. 1079. 
1189. 1192. 1205. 1206. 1471. 1510. 1582. 
1597. 1651. 1780. 1837. 

Luthers Vater, Hans L. 335. 476. 951. 1024. 
1125. 

Luthers Mutter, Margareta L. 338. 1129. . 

Luthers Sohn, Hans L. 111. 213 (Zeile 10). 
375. 444(?). 639. 662(?). 699. 720 Note 
1. 732 Note 1. 1166(?). 1192. 1490. 

Luthers Sohn, Martin L. 399. 403. 557. 568. 
689. 719. 120 Note 1. 732 Note 1. 94s. 
1051(?). 1563(?). 

Luthers Sohn, Paul L. 732(?). 1235. 1236. 
1460. 1542. 1712(?). 

Luthers Tochter, Magdalena L. 111. 213 
(Zeile 10). 375. 720 Note 1. 726. 732 
Note 1. 1122. 

Luthers Frau Tante, Muhme Lena 731. 

Luthers Brüder 444. 

Lutherana sc. doctrina 207. 693. 

Lutheranus, Lutherani, Lutherische 174. 
349. $42. 1179. 1180. 1226. 1237. 1728. 
1733. 

Lutherisch 677. 

Lübeck 749. 

Lyra, Nicolaus v. 679. 1618. 


M. 


Machabaei 990. 1761. 

Magdalena 1211. 1247. 1344. 

Magdeburgum 521. 601. 1124. 

Maguntinus Episcopus — Erzbischof Albrecht 
von Mainz 464. 615(?) 621. 748. 794. 
1019. 1026. 1115. 1555. 1628. 1737. 1739. 

Maguntinensis 1314. 

Mahomet 924. 1809. 

Mailaender 87. 

Mailand 957 Zeile 5. 

Manicheus, Manichei 87. 659. 

Mansfeld 476. 1579. 

Mansfeld, Graf Ernst v. 538. 706. 1014. 

Maosis 1655. 1676. 

Maran 1536. 

Marcius sc. mensis 1076. 

Marcus, Evangelista 29. 

Marcolphius 329. 





Margareta, Caris V. Tochter 1272. 

Margareta von Navarra, Schwester Franz I. 
195 Zeile 6. 

St. Margareta 1049. 

Maria, Christi Mutter 508. 679. 1218. 1494. 

Maria, Königin von Ungarn 408. 

Mars 1076. 

Martinus (blosser Vorname) 1247. 

Matthias, Apostel 508. 

Matthias, Dr. 538. 

Matthias Corvinus von Ungarn 684. 

Mattheus, Evangel. 245. 367. 435. 511. 657. 
1044. 1434. 1777. 1781. 

Maximilian I. 338. 407. 615*. 841 Note 4. 
852. 914. 945. 956. 1473. 1603. 

Medi 203. 

Medices sc. genus 917. 

Mediolanum 1733. 

Meiningen 684. 

Melanthon, Philipp 51. 52. 84. 133. 1338. 
174. 221 Note 5. 354. 365. 366. 377. 
378. 390. 393. 397. 551. 632. 698. 700. 
102. 148. 152. 777. 181. 797. 1136. 1236. 
1245. 1339. 1395. 1406. 1414. 1444. 1446. 
1449. 1450. 1503. 1511. 1516. 1570. 1596. 
1645. 

Melanthons Bruder 84. 
tigung p. II. 

Menius, Justus 789. 

Merkerlein — Maerkische Groschen 792. 

Metzsch, Hans von 334. 449. 757. 1569. 

Michal 1071. 

Michael 745. 

Michaelis sc. dies 939. 

Miltitz, Carl von 1839. 

Minotaurus 1032. 

Mirjam 653. 

Misnei sc. nobiles 701. 

Misniensis sc. episcopus vide v. Schleinitz. 

Moabiter-Künig 1573 Note 3. 

Moloch 781. 

Momus 1635. 

Moria 530. 1330. 

Moses 7. 8. 67. 129. 132. 149. 201. 
258. 291. 340. 448. 549. 550. 513. 596. 
597. 653. 654. 814. 8I6. 825. S26. 846. 
928. 978. 979. 1009: 1038. 1056. 1062. 
1069. 1073. 1074. 1083. 1096. 1116. 1139. 
1146. 1176. 1220. 1273. 1258. 1292. 1295. 
1299. 1343. 1345. 1358. 1441. 1559. 1564. 
1605. 1617. 1618. 1622. 1648. 1763. 1781. 
1789. 1809. 1822. 

Muhlhausenses 1134. 

Mühlphord (Mulphort), Bürgermeister in 
Zwickau 277. 391. 623. 

Münzer (Muntzer, Muntzerus), Thomas 125. 
129. 486. 494. 6155. 625. 737. 166. 828. 
1135. 1396. 

Münzerani 1324. 

München 1551. 

Muth, Conrad (Mutianus Rufus) 932. 


Nachtr. u. Berich- 


202. 


N. 


Naaman 304. 1340. 

Nazarei 303. 

Nazarenus 1269. 

Neapolis 916. 969. 

Nepotiani 356. 

Neu-Hierusalem 356. 

Neubrück 1500. 

Neuwerck, Kloster in Halle 1517. 

Nicl 1024; Niclasbruder 541. 

Nicolaus 1024. 

Niemeck 1462 Note 2. 

Ninive 1493. 

Ninivitae 1011. 

Noah (Noa) 258. 700. 1025. 1030. 1401. 
1809. 

Norimberga, Norinberga, Norinberg 599. 
1127. 53. 82; Norinbergensis 52; Norim- 
bergenses 886. 


9. 


Occam, Wilhelm 651. 652. 1322. 

Oecolampadius 410. 690. 828. 1064. 1077. 
1132. 1605. 1765. 

Oestreich 1127. 

Olibrius 1049. 

Origenes $8. 679. 

Oschatz 939. 1196. 

Osea 693. 

Otto |. imper. 1478. 


P. 


Padua 882. 

Palaestina 3$9. 601. 

Paris 679. 651. 915. 

Parisiensis sc. universitas 1815. 

Paul Iil., Papst 174 Note 5. 

Paulus 7. 10. 29. 74. 75. 109. 
186. 210. 222. 240. 241. 2*2. 
367. 370. 379. 412. 422. 458. 500. 596. 
610. 679. 717. 733. 750. 1776. 824. 95U. 
958. 982. 993. 1044. 1045. 1084. 1121. 
1166. 1172. 1173. 1220. 1236. 1287. 125^. 
1289 Note 5. 1332. 1362. 1366. 1369, 


178. 181. 
283. 360 


1392. 1414. 1437. 1444. 1350. 1479. 1501 
1507. 1534. 1535. 1539. 1622. 1645. 
1675. 1706. 1774. 1789. 1790. 1792. 
1817. 1818. 1830. 

Paulini sc. psalmi 1045. 

Pelagiani 28. 679. 

Pentateuch 1073. 

Peregrinatio (Dialog des Erasmus) 1466. 

Peripatetici 164. 166. 1667. 

Persae 929. 953. 1493. 

St. Peter 1494; Peter 919. 

Petrus 29. 42. 109. 158. 236. 359. 379. 
436. 458. 576. 591. 646. 750, 754. 807. 
918. 919. 1149. 1211. 1259. 1539. 16306. 
1685. 1739; Petrus (Vorname) 1217. 

Peutinger, Conrad 1725 Note 4. 


1666 
1795 


519 


Pflug, Caesar, Cancellarius Treverensis 
649. 898. 1014. 

Pharao 826. 1644. 

Pharisei, Phariseus 170. 339. 482. 1344. 
1667. 

Philipp, Markgraf von Baden 1727. 

Philipp von Hessen, Landgravius 352. 540. 
692. 745. 1000. 1555. 

Philipp der Schöne von Spanien 615b. 

Philippus (blosser Vorname) 1247. 

Philippenses 1479. 

Phoenix 501. 

Pilapenses Lappländer 1296. 

Pilatus 266. 949. 1488. 

Plato 1322. 

Plautinus (Nachahmer des Plautus) 992. 

Polner, Andreas, Luth. Neffe 441 Note 3. 

Poloni 555. 632. 

Polonus sc. doctor 632. 

Praga 1250. 

Pragense sc. castrum — Hradschin 1455. 

Pratau bei Wittenberg 504. 

Proles, Andreas «1307. 

Prometheus 1669. 

Pomerania 748. 

Propertius 678. 

Prudentius 1399. 

Ptolemaeus Euergetes 990. 

Puerpera (Dialog des Erasmus) 1226. 

Pyrrhus von Epirus 657. 


Q. 


Quintilianus 396. 


R. 


Rabbi (Rabi) 1175. 

Raphael 111. 

Ratisbona (Ratispona) 126. 

Ratisbona (Hatispona) 848. 1256. 

Ratisbona (atis bona), sc. eomitia 64U. 

Ratisbonensia (Ratisponensia) sc. comitia 
1555. 

Rebecca 362. 1258. 

Reissenbusch, Wolfgang 587. 

Riedesel (Ititesel), Joh. von, Kurfürstl. 
Kammerherr. Vgl. Nachtr. II, S. 507. 
329. 15$. 

Rürer, Georg 1710. 

Roth (Rott, Rot), Stephan, Stadtsyndikus 
in Zwiekau 277. 391. 736. 

Rothes Meer 326. 

Rom, Roma 4. 31. 174. 505 514. 521. 609. 
618. 626. 646. 828. 884. 8902. 916. 918. 
1118. 1124. 1539. 1540. 1640. 1740. 1835. 
1839. 

Romana sc. fides 1226. 

Romanae sc. leges 929. . 

Romanum sc. imperium sive regnum 58. 
928, 953. 981. 1480. 

Romanus sc. rex 732, sc. vir 250. 


920 


Romani, Römer 4. 186. 282. 350. 367. | 


678. 583. 914. 953. 1094. 1172. 1173. 
1332. 1355. 1369. 1474. 1538. 1792. 1817. 
Romani sc. cives 250. 


S. 
Sadoletus, Jacobus, Cardinalis 1534. 
Saducei 1667. 
Salomon (Salomo) 33. 50. 130. 155. 409. 
989. 995. 1047. 1332. 1634 Note 1. 1714. 
Saltzburgensis sc. Episcopus vide Langius 
53 


Samaria 1096. 

Samson 303. 1675. 

Samuel 612. 

Sanherib. 366, 740. 

Sara 948. 1760. 

Sarraceni 620. 

Saul 672. 683. 946. 1184. 1745. 

Saturnus 1471. 

Saxonia, Sachsen 342 37t. 532. 618. 647. 
112. 842. $55. 1094. 1171 Note 1. 1455. 
1471. 1606. 

Saxones, Sachsen 267. 759. 772. 

Saxonicus, Sächsisch 772. 956. 

Scaevola, jurista 591. 

Schafhausen, Dr. 376. 

Schlauraffenland 1428. 

Schleinitz, Johann, Bischof von Meissen 
1270. 

Schmalz, civis Hagenensis 668. 

Schönberg, Ernst v., 671 Zeile 13. Siehe 
Nachtr. II S. 508. 937. 

Schönberg, Nicolaus von (?) 937. 

Schophor 213. 

Schottia 788. 

Schurf, Hieronymus 1169. 1723. 1726. 

Schurf, Augustin, Arzt, Bruder d. Vorigen 
1155. 

Schweinitz (Schloss) 753. 

Schweizer (Schwitz) 737. 

Schweinfordenses 1456. 

Schweinfordensis sc. contractus 1474. 

Schweinfurt 1591. 

Schwenkfeld, Caspar von 1265. 

Scotus 571. 652. 1322. 

Scultetus, Hieronymus, Bischof v. Branden- 
burg 597. 

Scythica sc. lingua 955. 

Seboim 1600. 

Selmenitz, Felicitas von 731. 797 Note 2. 

Sem 1288. 

Seneca 757. 

Sickingen, Franz von 1722. 

Sicilia 853. 

Sieberger, Wolf, Luthers Diener 559. 631. 

Siegmund von Ungarn 14:5. 

Simei 1573. 

Simeon 849. 

Sion 4 


Socrates 26. Doch scheint hier die Les- 
art unsicher. Vgl. Nachtr. II S. 507. 

Sodoma 856. 1025, 1096. 1600. 1835. 

Sodomita 198. 

Soliman der Prüchtige 668. 1612 Note 6. 

Soranus, Pastor in Zwickau 76. 272. 625 
Note 4. 

Spalatin, Georg 797. 1609; Spalatins Frau 
197. 





Spengler, Lazarus 82. 

Spira 345. 349. 

Spirensia sc. comitia 342. 

Staupitz (Stopitz, Staupicius, Stopicius, 
Stapitz) 327. 338. 343. 344. 378. 415. 
168. 812. 592. 1016. 1307. 1464. 1465. 

Stephanus (Steffanus) 8. 1789. 

Stiefel, Michael 473. 1246. 1250. 1731. 

Storch (Storck), Nicolaus 125. 625. 

Stoici 164. 166. 958. 

Stolpen bei Meissen 792. 

Stromer, vir consularis Norinb. 53. 

Stübner, Marcus Thomas 125. 1059. 1060. 

Sturm, Caspar, Reichsherold 1721. 1722. 

Syrach, Jesus 1647. 1648. 

Syria 1096. 

Syrus 1349. 





T. 


Tartari 101. 174. 555. 820. 945. 
Terentius 106. 1338. 


‚Tetzel, Joh. 792. 


Teutonum sc. poema 329, 

Thais 1537. 

Thamar 545. 

Theodosius der Grosse 1630. 

Theophylact, Erzbischof 679. 1338. 

Thessalonicenses 75. 

Thomas von Aquino 571. 682. 1221. 

Thun, Friedrich von, 1722 Note 7. 1726. 

Note 5. 

Tiberis (Tyberis) 1475. 

Tibull 678. 

Timotheus 222. 1424. 

Titus(?) 412. 

Tobias 1281. 1299. 1303. 

Tolosa(?) 508 (viell. Goslar vide S. 508). 

Torgau, Torgaw, Torga 281. 390. 391. 713. 

829. 1538. 

Torgensis sc. morio vide Claus Narr. | 

Tornator 125. 1061. | 

Treverensis sc. Episcopus vide Greifenclau. 

Treverensis sc. Cancellarius vide Pflug. 

Treverensis sc. Cancellarius vide Eck. 

Treveri (die Stadt Trier) 508. 

Troja 618. 1298. 

Turbicida (Schlaginhauffen), Joh. 1335. 378. 
379. 423. 455. 474. 

Turca, Turck, Turcke, Turk 101. 
310. 335. 341. 345. 349. 412. 
608. 609. 618. 626. 628. 641. 
668. 686. 687. 691. 713. 717. 


174. 258. 
513. 559. 
666. 667. 
121. 130. 





$20. $23. 565. 868. 880. 882. 895. 903. 
1097. 1214. 
1296. 1354. 1355. 1361. 1400. 1441. 1467. 
"1486. 1493. 1514. 1515. 1556. 1599. 1600. 


944. 945. 951. 987. 1073. 


1606. 1612. 1613. 1676 Note 3. 1694. 
Turcus — Turkis der Edelstein 1278. 
Tyrus 1011. 1261. 


U. 
Ulpianus jurista 591. 
Ungaria 609. 732. 943. 
Ungari 1002. 
Ungarus 913. 
Ungern 987. 


Y. 


Vehus, Hieronymus, Dr. 1725 Note 4. 1727. 


$t. Velten 1199. 
Venedig 854. 
Venediger 1.180. 
Venetiae 1425. 


Veneti 22. 174. 630. 794. 882. 914. 957. 


1467. 1472. 1473. 1494. 1556. 
Venetianus sc. mos 1494. 
Venus 761. 
Vertumnus 1330. 
Vienna $95. 903. 
Vincentis sc. dies 545. 


Virgilius 151. 588. 1298. 1303. 1345. 1486. 


1190. 


Virgilianus (Nachahmer des Virgil) 992. 


Vitus Theodoricus (Veit Dietrich) 1335. 501. 


Vratislavia 632. 
Vulgarius vide Theophylact. 


W. 
Waldenses 406. 480. 1099. 1100. 
Walden = Waldenser 83. 
Waldensis :*3. 1101. 1197. 
Wandali 552. 
Wartburg 1125. 
Weiss-Russen 12 6. 


Weller, Hieronymus 412. 414. 474. 505. 


1144. 


Halle, 


921 


Weller, Petrus, Bruder des Vorigen 601. 
1551. 

Werdenberg, Graf Felix von 538. 1014 
(Nachtr. II S. 508). 

Westreich 1127. 

Wicleph (Wicliffe) 1829. 

Wild, Stephan, Arzt in Zwickau 1481. 1548. 

Wilds Frau 1481. 1548 - 

Wien 656. 951. 

Wilhelmus, Parisiensis 571. 682. 

Witzel (Vitzel), Georg 624. 1765. 1836. 

Wittenberg, Wittemberg, Wittembergk, Witten- 
werck, Witenberga, Wittemberga, Witem- 
berga 56. 61. 111b. 547. 583. 734. 795 
Note 6. 840 Note 1. 852. 892. 899. 907. 
971. 980. 1111 Note 1. 1120. 1135. 1249. 
1339. 1455. 1468 Note 2. 1663 Note 1. 
1815 Note 2. 

Wittembergensis sc. univorsitas 753. 

Wittembergensis sc. dux — Hans Metzsch 
id, 

Wittem(n)bergenses 1200. 1229. 

Wolfgang (?), Pfalzgraf bei Rhein 769. 

Wormatia, Wormbs, Worms 999. 1000. 1118. 
1480. 1721. 1722. 1728. 

Wormacensia sc. comitia 1509. 


Z. 


Zacharias 125. 

Ziegler, von 1494. 

Zoch, Laurentius, Dr. 536. 

Zwiccavia, Zuiccavia, Zwiccaw, Zwickaw 55. 
57. 211. 218. 280. 624. 736. 1481. 

Zuiccaviani, Zwiccaviani, Zwickawer 76. 272. 
216, 218. 279. 281. 391. 625. 655. 720. 
1200. 

Zuiccavienses 1406. 

Zuiccaviana sc. causa 390. 

Zuiccavianus sc magister vide Nicol. Storch; 
sc. fastus 623. 

Zuiccavianus sc. pastor vide Leonh. Beier. 

Zwingliana sc. doctrina 207. 

Zwinglius, Zuinglius, Zwingli, Zwingel, Zwingl 
163. 418. 467. 486. 494. 554. 615». 617. 
690. 828. 866. 1064. 1077. 1131. 1209. 
1605. 1743. 


Druck von Ebrhardt Karras. 


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Len nnd 


Aus dem Verlage von MAX NIEMEYER in Halle. 


Baur, Aug. Zwinglis Theologie, ihr Werden und ihr System. I. Bd. 1555. 
gr. 8. .K 12,00. 


Glaube, der evangelische, nach d. Zeugniss der Geschichte. 1853— 1555. 


Allihn, Hans, Die Evangelischen in Meseritz und ihr Gotteshaus. .A 0.40. 
Baur, Aug., Die erste Züricher Disputation am 29. Jan. 1523. — .A 0,30. 


Förster, T'h., Die evangelischen Salzburger und ihre Vertreibung 
1731—1732. A 0,30. 


Pressel, Fr., Das Evangelium in Frankreich. A 0,90. 
Wächtler, A. Die Evangelischen auf dem Reichstage in Augsburg. 


Weitbrecht, Rich., Das Blutgericht in Calabrien. Ein Geschichtsbild 


aus dem 16. Jabrhundert. A 0,30. 
Witte, Leopold, Pietro Carnesecchi. Ein Bild aus der italienischen 
Märtyrergeschichte. A 0,50. 


50 Exemplare gemischt nach eigner Wahl für . 7,50. 
Glogau, G., Zwei wissenschaftliche Vorträge liber die Grundprobleme der 


Psychologie. 1877. 1,60 
— Die Phantasie. Vortrag. 1563. kl. s. A 0,60. 
Harnisch, W., Das Leiden, beurteilt vom theistischen Standpunkte. Ein 

historisch-kritischer Versuch. 5. A 2,00. 


Herrmann, W., Die Religion im Verhältniss zum Welterkennen und zur 
Sittlichkeit. Eine Grundlegung der systemat. 'l'heologie. 1979. 8. .A 9,00. 


— Die Bedeutung der Inspirationslehre für die evangelische Kirche. Vor- 


trag. 1552. A 0,00. 
— Warum bedarf unser Glaube geschichtlicher 'l'hatsachen? Rede. 1584. 8. 
A 0,60. 

Köhler, H., Johannes der Täufer. Kritisch-theologische Studie. i 8. 
A. 3,00. 

Köstlin, Jul, Luther und J. Janssen. der deutsche Reformator und ein 
ultramontaner Historiker. 2.u.3. A. 1*93. 8. A 1,20. 
(Michel), Die unversöhnliche Feindschatt der römischen Kirche gegen das 
evangelische Kaiserthum. kin Mahnruf. 1883. s. A 1,00 


Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. u. XVII. Jahrhunderts 
(herausgegeben von Prof. Dr. W. Braune in Giessen). 

4. M. Luther, An den christlichen Adel deutscher Nation (1520). .# 0,60. 

18. M. Luther, Sendbrief an den Papst Leo X. Von der Freiheit eines 

Christenmenschen. Warum des Papsts und seiner Jünger Blicher 

von Dr. Martino Luther verbrannt seien. Drei Reformationsschriften 


aus dem Jahre 1520. A 0,60. 

25. M. Luther, Wider Hans Worst. Abdruck der ersten Ausgabe, 1541. 
0,60. 

90. M. Luther, Von der Winkelmesse und Pfaffenweihe. Abdruck der 
ersten Ausgabe, 1533. A 0,60. 


.Neuenhaus, J., Das Wort Gottes und die Gemeinden. Eine Studie, Amts- 
brüdern und Freunden der evangel Kirche dargeboten. 1555. 8. . 1,50. 


Rähse, H., Paraphrase des dogmatischen Theils des Briefes Pauli an die 
Römer. 1882. 8. .K 0,S0. 


— Die christlichen Centralideen des Reiches Gottes und der Erlösung. Mit 
besonderer Rücksicht auf Nichttheologen dargestellt. 19*5. 8.  .4 6,0. 


Schnapp, Friedr., Die Testamente der zwölf Patriarchen untersucht. 1855. 
x. A 2,00. 
Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. 
t. Kolde, Th., Luther und der Reichstag zu Worms 1521. 1883. Ss... 1,20. 


2. Koldewey; Friedr, lleinz von Wolfenbüttel. Ein Zeitbild aus dem 
Jahrhundert der Reformation. 1883. *. JE 1,30. 


3. Stihelin, Rudolf, Huldreich Zwingli und sein Reformationswerk. Zum 
vierhundertjährigen Geburtstage Zwinglis dargestellt. 1883. 8. .A 1,20. 
1. Luther, Martin, An den christlichen Adel deutscher Nation von des 
christlichen Standes Besserung. Bearbeitet sowie mit Einleitung und 
Erläuterungen versehen von K. Benrath. 1*594. = A 1,30. 


5/6. Bossert, Gust.,, Württemberg und Janssen. 2 Thle. 1554. ./# 2,40. 
7. Walther, Wilh., Luther im neuesten römischen Gericht. 1584. .A 1,20. 


9. Buüensieg, Rud., Johann Wielif u. seine Zeit. Zum fünfhundert- 
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10. Schott, Th, Die Aufhebung des Ediktes von Nantes im Okt. i55. 
1885. 5. K 1,20. 


ll. Gothein, Eberhard, Ignatius und Loyola. 1885. 5. - SE 3,20. 


Schulze, G., Ueber den Widerstreit der Pflichten. Zeitgemässe ethische 
Studien über Sittengeschichte, Gewissen und Pflicht, denkenden Christen 


dargeboten. 19875. 8. AK 3,00. 
Schwertzell, G., Helias Eobanus Hessus. Ein Lebensbild aus der Re- 
formationszeit. 174. 8. A 2,50. 
Spitta, Fr, Die liturgische Andacht am Luther- Jubiläum. Kritik und 
Vorschlag. 1553. s. (0 U,SN0, 
— Der Knabe Jesu. Eine biblische Geschichte und ihre apokryphischen 
Entstellungen. Vortrag. 1583. kl. «. A 0,40. 


— Luther und der evangelische Gottesdienst. Vortrag. 1894. kl. 5. ./ 0,60. 


Ueber Toleranz, Glaube und Vernunft. Ein Gespräch. Ein Bei- 
trag zur Zeitfrage. 1582. S. .K 0,15. 


Veghe, Johannes, Ein deutscher Prediger des XV. Jahrhunderts. Zum 
ersten Male herausgegeben von Franz Jostes. Inst, s. ‚# 12,00. 


Wächtler, A., Die bildende Kunst als Auslegerin der Schrift. Ein Vor- 
trag. 1880. kl. 8. A 1,00. 


Wrampelmeyer, H., Tagebuch über Dr. Martin Luther, geführt von Dr. 
Conrad Cordatus 1537. Zum ersten Male herausgegeben. 1665. gr. 8. 
14,00. 


llalie Druck von Ehrliardt Kuiras.